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Kapitel I




"Ein tiefer Fall führt oft zu höherem Glück."
-William Shakespeare






Ihre Schritte fielen tief in die Erde und hinterließen einen und dann zwei Fußabdrücke. Der Gang fiel ihr schwer zur kleinen Kapelle am Friedhof. Begleitet wurde sie durch ihre Eltern, die eine traurige Miene aufsetzten und doch wusste sie, das es nur falsches Spiel war. Sie sah nach oben und blickte in den mit Wolken zu gezogenen Himmel und schon fiel der erste Wassertropfen auf ihre Stirn, doch das störte sie nicht. Regen begann herunter zu prasseln und sie setzte ihren Weg fort in Richtung Kapelle. Die Menschen, so wie ihre Eltern liefen schnell ins Gebäude hinein, um sich vor dem jetzt strömenden Regen zu schützen. Am Rande des Friedhofes hielt ein Wagen. Ein leises Quietschen ertönte, durch die abgenutzte Bremse des Autos. Ein Junge, etwa in ihrem Alter und ein ältere Dame stiegen aus dem Auto. Die Dame war als Ms. Dwayn bekannt, doch der Junge war ihr völlig fremd. War er vielleicht ein entfernter Cousin?
Fragen über Fragen schossen in ihrem Kopf herum, doch ihr Gedankenstrom wurde durch ein kurzes:
„Hallo Amelia“, unterbrochen. Amelia drehte sich zu der Dame um und Ms. Dwayn begann weiter zureden:
„Traurig dich unter diesen Umständen wieder zu sehen.“ Doch die Alte dachte noch nicht einmal daran ihren Begleiter vorzustellen und so beschloss sie ohne auf eine Antwort zu warten weiter zugehen. Amelia kannte sie so und schloss sich so der Gruppe an, auf den Weg in das überfüllte Gebäude.
Als die schwere Holztür aufgestoßen wurde, erblickte Amelia nichts als leere Trauer, sie hing gerade zu in dem kleinen Raum.
Zu ihrer linken und rechten Seite befanden sich alte Holzbänke, die nicht gerade sehr gepflegt aussahen. Die meisten der Angehörigen hatten schon auf den Bänken Platz eingenommen. Zwischen den Sitzreihen führte ein Gang direkt zum Sarg. Seinem Sarg.
Um den neuwirkenden Holzkasten lagen viele verschiedene Blumensträuße und ein Bild von ihm. Zudem viele, wirklich viele Kerzen in unterschiedlichen Größen. Amelia blickte sich suchend nach jemanden um, mit dem sie sich unterhalten könnte, ohne sich verstellen zu müssen. Sie entdeckte eine Gruppe von Leuten aus seinem Freundeskreis, doch mit ihnen hatte sie nichts zutun gehabt, geschweige davon hatte sie noch nie ein richtiges Wort mit ihnen gewechselt. Sie saß sich in die letzte Reihe. So saß sie jetzt eine halbe Stunde da. Ihr flossen weder Tränen über das Gesicht während der Ansprache, noch sah sie wirklich berührt aus. Der Pfarrer beendete seine Worte und verließ zusammen mit den anderen Leuten scharrenartig den Raum. Nun setzte sich Amelia wieder in Bewegung, in seine Richtung. Sie stand nun genau vor ihm: „Ich werde dich nie vergessen, ich verspreche es...“, flüsterte sie ihm leise zu und legte eine rote Nelke auf den Sarg nieder.

Kapitel II




„ Es ist besser, Unrecht zu leiden als Unrecht zu tun. ”
-Sokrates




*



Mit einem Zug knallte die Tür laut zu. Amelia war genervt von ihren Eltern, immer mussten sie sich in ihre Angelegenheiten einmischen. Sie würden sie so oder so nicht verstehen können. Sie lief auf ihre Anlage zu und stellte sie an, auf volle Lautstärke und ließ sich in ihr Bett fallen. Lange musste sie nicht warten ehe ihre Mutter reingestürmt kam:
„Hallo geht’s noch, mach sofort die Musik aus! Amelia!“
Sie drehte sich zu ihrer Mutter um und zuckte gelassen mit den Schultern:
„Was sonst?“, fragend blickte sie ihre Mutter an. Ihre etwas kleine Mutter lief ins Zimmer hinein und nahm, ohne auch nur an Kabel und sonstiges zudenken, ihre Anlage aus dem Regal hinaus und ging gelassen aus dem Zimmer wieder hinaus. Amelia sah sie verwirrt an: „ Hast du denn noch alle Tassen im Schrank?“, und sprang aus ihrem Bett, direkt ihrer Mutter nach, die jetzt die Treppe hinunter lief. Amelia sprintete die Stufen hinunter und stand direkt vor der geöffneten Haustür, wo sie auch schon ihre völlig zerstörte Anlage anblicken musste. Die war jetzt wohl hin. Noch gereizter als davor, rempelte sie ihre Mutter an und verschwand so gleich auch aus dem prächtigen Garten. Die Standpauke ihrer Mutter überhörte sie und lief die frischgeteerte Straße hinunter, wo ihr Vater auch schon mit dem Auto entgegen kam. Er ließ das Fenster runter:
„Was ist denn hier los?“ Seine Tochter antwortete genervt:
„Frag das mal, die völlig durch geknallte da hinten!“ Amelia bog nun links in den Sandweg ab, der in Richtung nichts führte. Genau der Richtige für sie. Die Wohnhäuser wurden weniger und wurden durch unzählige, immer mehr werdender Bäume ersetzt. Der deutliche Sandweg, war nun auch durch ein kleinen kaum erkennbaren Pfad ausgetauscht worden. Weit und breit kein einziger Mensch, nur dichter Wald. Sie kletterte einen größeren Hügel hinauf und setzte sich zwischen ein paar Grashalmen und abgeknickten Gänseblümchen hin. Genau so fühlte sie sich auch- abgeknickt. Doch damit musste sie klar kommen. Seit dem Tod ihres Bruders hatte sich einiges verändert, nicht nur sie, sondern auch ihre Familie. Kilian, so hieß ihr Bruder war stätig gut gelaunt und steckte andere immer damit an, auch wenn sie wirklich gar nicht dafür in Stimmung waren. In ihrem Herzen machte sich eine Leere breit und sie vermisste ihn und sein Lachen, sie selbst hatte auch schon seit einer gefühlten Ewigkeit kein Lächeln mehr über die Lippen gebracht, doch irgendwann müssen wieder gute Tage folgen. Ist es nicht immer so? Sie ließ sich auf die harte Erde unter ihr fallen und ihre glasklaren blauen Augen sahen in den Himmel hinauf. Die Wolken zogen dicht an dicht im Wind zügig über den Himmel.
Wieso könnte ich mich nicht einfach in eine Wolke verwandeln und gelassen über die Erde ziehen und irgendwann abregnen. Wieso ?

Kapitel III




"Es ruht noch manches im Schoß der Zeit, das zur Geburt will!"
- William Shakespare




*



Ihr Blick wandte sich auf die Uhr, die auf ihrem kleinen Nachtisch stand. Mit einem einen stöhnen ließ sie ihren Kopf wieder zurück in das Kissen fallen. Es war genau vier Uhr. Sie musste eigentlich erst um sechs Uhr aufstehen, doch sie konnte nicht mehr einschlafen. So schwing sie sich aus ihrem Bett, doch ihre Decke wollte ihr diesen Gefallen nicht tun, so verhing sie sich in ihr und kam zum Fallen. Ein gedämpfter Aufprall ließ nicht länger auf sich warten. Ist schon klar Decke, ich würde mich auch nicht gehen lassen, dachte sie sich als sie sich wieder aufrappelte. Hoffentlich würde das keinen blauen Fleck geben. Als sie am Spiegel vorbei kam musste sie sich eingestehen, dass sie echt schrecklich aussah. Unter ihrem Augen hatten sich tiefe Augenringe gebildet, zudem war ihre schöne Sommerbräune aus Tunesien verschwunden. Der Tag konnte ja nur noch besser werden. Sie lief so schnell wie möglich ins Bad hinein und duschte stundenlang im heißen Wasser. Die Zeit verlief rasend, sodass es schon sechs war und sie sich in ihrem gewohnten Rhythmus fertig für die Schule machen konnte. Schule war für Amelia nicht gerade das schönste Thema, denn im Moment rutschte sie ziemlich ab, besonders schlimm ist es jedoch in Mathe geworden. Es war so oder so nicht ihr liebstes Fach gewesen, doch nun könnte es sein, dass sie dadurch sitzen bleiben könnte. Ihre Eltern meinten, wenn sie sich nicht verbesserte und das Jahr wiederholen müsste, dann würde sie sofort ohne Diskussion in ein Internat, soweit wie möglich von der Zivilisation entfernt, hingesteckt werden und dort würde sie bis zu ihrem Abschluss bleiben. Eine wundervolle Idee von ihnen, nicht?


Die Schulklingel, die den Anfang der Mittagspause einläutet, machte sich laut hörbar im ganzen Raum bemerkbar. Sie war die letzte Hoffnung für Amelia, die gerade im Matheunterricht saß und gerade so der mündlichen Leistungskontrolle entgehen konnte und so ehrleichtert aufatmete. Doch die Lehrerin war noch nicht zu Ende, sie wandte sich nochmal an sie:
„ Amelia, ich hatte eigentlich gehofft, dass du mit dieser Leistungskontrolle deine Note rettest. Doch allem Anschein nach bist du nicht gerade gut vorbereitet, nicht wahr?“ Sie hörte auf weiter einzupacken und sah Miss Miller direkt in die Augen:
„ Um ehrlich zu sein... nein, nicht wirklich“, Amelia brach den Blickkontakt zu ihrer Lehrerin ab. Ihre Freundin Fiona gab ihr zu verstehen, dass sie in der Cafeteria auf sie warten würde und so verschwand sie als vorletzte den Raum. Nun waren Amelia und ihre Lehrerin allein. Schön, jetzt hat sie mich allen Ernstes auch noch allein mit ihr gelassen.
„ Amelia du kannst so nicht weiter machen, du bist dir den Konsequenzen bewusst, nicht wahr? Bestimmt. Wenn du dich nicht bald änderst, verbaust du dir mit dieser Note deine ganze Zukunft und das möchtest du bestimmt nicht, oder?“, sprach Miss Miller wieder zu ihr. Sie schüttelte ihren Kopf. Ihre Lehrerin begann wieder:
„ Du zeigst aber nicht gerade den Willen, den ich mir eigentlich erhofft hatte. Vielleicht wäre es das Beste, wenn du das Jahr wirklich einfach wiederholst. Das sage ich nicht um dich zu kränken, nein sondern um dir zu helfen. Das weißt du bestimmt. wenn du nichts mehr sagen hast, kannst du jetzt in die Pause verschwinden.“
Sie nickte und machte sich so schnell sie konnte auf den Weg, hinaus in den Flur.

Kapitel IV




"Der Mensch will immer, daß alles anders wird,
und gleichzeitig will er, daß alles beim alten bleibt."
- Paulo Coelho




*



Das Gedrängel auf den Treppen begann wie gewohnt pünktlich zum Unterrichtsschluss gegen vierzehn Uhr. In der Masse waren Amelia und Fiona, doch sie wollten nicht wie die anderen zum Ausgang - nein sie wollten auf die Mädchentoilette. Kaum waren sie dort angekommen standen auch die Tränen in Amelias Augen und wenige Sekunden später entwickelte sie sich zu einem Springbrunnen. Fiona versuchte sie zu trösten:
„ Ach Amelia, deine Eltern werden es bestimmt verstehen eine Fünf in Mathe bedeutet nicht gleich, dass du von der Schule abgehst und auf so ein Gefängnis mit der Ausschrift: INTERNAT geschickt wirst. Versuch erst einmal dich wieder zu fangen.“ Sie bot ihr noch ein Taschentuch an. Dankend nahm sie es an und schnäuzte erneut und hörte kurz auf zu weinen. Amelia blickte Fiona mit ihrem Wimpertusche verschmierten Gesicht an:
„ Du hast sie nicht letztens Reden hören, ihre Meinung dazu war eindeutig. Doch was soll ich machen und ich will hier nicht weg!“, sie brach wieder in Tränen aus.
" Außerdem du meintest doch du wolltest schon immer mal ein Abenteuer erleben, jetzt hättest du die Chance und vielleicht triffst du ja zufällig einen heißen Typen. Man kann ja nie wissen und du musst echt mal Optimistisch werden.", Fiona machte sich daran ein neues Taschentuch rauszuholen, doch als sie die Packung wieder in der Hand hielt, fiel ihr auf das keins mehr darin war. Sie musste lachen:
„ Schätzchen du hast alle meine Tücher aufgebraucht das heißt wohl, dass du aufhören musst mit Weinen.“
Amelia musste jetzt auch grinsen und versuchte sich wieder zu fangen. Mit Erfolg. Sofort sah Ami wieder ernst aus:
" Ja du hast recht, aber dafür möchte ich dich nicht hier zurücklassen und dort kenne ich doch niemanden."
Sie blickte entsetzt ihr Spiegelbild an und machte sich daran die Wimperntusche sowie das Make-up wieder einigermaßen hinzukriegen. Rechtzeitig, denn kurz darauf kamen Olivia mit ihren Anhängern reinstolziert. Amelia und ihre Freundin machten sich sogleich aus den Staub. Olivia, ja sie war eine Marke für sich. Sie war Klassen-, sowie Jahrgangssprecherin, Klassenbeste und wie sollte es anders sein mit dem Schulschwarm Dave Gimson zusammen. Zudem sah sie umwerfend aus mit ihren langen geschummelten Locken und ihrer Oberweite. So wie Fiona und Amelia dachten, dass sie letzten Sommer wohl diese wahrscheinlich machen lassen hat. Ihr Dad besaß ja genügend Geld und ihre Mutter las ihr ohnehin jeden Wunsch von den Lippen ab, also war das klar wie Kloßbrühe für sie. Doch sie sah nicht immer so aus, in der Grundschule wurde sie noch gehänselt, weil sie ehrlich gesagt richtig fett war, doch in den Ferien zur Oberschule hatte sie wohl einen Weg gefunden die Pfunde loszuwerden und ihr Vater an ihren Geldbestand von einer geschätzten Million. Anders sah es aber bei Amelia aus. Sie war nicht arm, im Gegenteil sie bzw. ihre Familie besitzt eine gewisse Summe an Geld, die ihr aber nie zu Ohren gekommen ist. Doch sie schätzte es nicht all zu hoch. Man konnte es sich nur denken, da das Haus von ihnen sehr alt und teuer aussah und zudem die Größe des ganzen Grundstückes umwerfend war. Doch wie es aussah musste sie ihr Zuhause verlassen, sowie ihre Freunde.


„Das Schulende steht kurz bevor und Amelias Schulnoten stehen nicht besonders gut, Mr und Mrs Irwish. Ich befürchte, dass es das Beste wäre, wenn wir sie das Jahr nochmal wiederholen lassen würden.“ Amelia befand sich im oberen Flur und hörte das Gespräch der Klassenleiterin zwischen ihren Eltern am Telefon ab.
Nun begann ihre Mutter zu sprechen:
„ Ja, das verstehen wir. Ich und mein Mann sind der Meinung, dass sie dieses Jahr einfach zu abgelenkt war, durch diese ganzen unangenehmen Fällen in der Familie und wir sind zu dem Endschluss gekommen, dass sie wohlmöglich von der ganzen Sache Abstand benötigt am besten für längeren Zeitraum und deswegen haben wir uns für ein Internat in Leeswood entschieden.“ Eine kurze Pause entstand.
Unangenehme Fälle in der Familia war das ihr ernst?!
„Sie sagen in Leeswood? Aber sie sind sich im klaren das es sehr weit weg von London ist und...“, Mrs Miller wurde Amis Mutter unterbrochen:
„Das wissen wir und genau deswegen denken wir, dass es das Beste dort für Amelia wäre.“ Amelia legte den Hörer wieder auf. Das was sie gehört hatte reichte ihr vollkommen. Sie rannte in ihr Zimmer und schloss die Tür zu und versank wieder in Tränen.


Der Fensterflügel in ihrem Zimmer schlug gegen die Wand und Ami war sofort da um es wieder luftdicht zu verschließen. Ihr Blick blieb jedoch draußen haften, bei dem Wagen ihrer Eltern. Sie packten gerade die letzte große Kiste in den schon vollgepackten Kofferraum. Amelia wusste das es nun zu spät war. Sie war gezwungen nach Leeswood zugehen, doch die Wahrscheinlichkeit, dass es sich wirklich nur ein Jahr handeln würde, stand wohl eins zu einer Million. Aber sie würde nicht aufgeben, für ihren Bruder er hätte nicht gewollt, dass sie freie Bahn für ihre Eltern machen muss. Sie wandte sich wieder ab und ging auf ihr Bett zu wo ein kleines Päckchen von Fiona stand. Fiona hat bestanden, dass Amelia es erst aufmachen dürfe, wenn sie angekommen ist. Doch es quälte sie Abschied von dem Allem hier zu nehmen. Sie nahm das Päckchen in die Hand und ihre Tasche um den noch freien Arm und verschwand aus der Tür. Kurz da hinter drehte sie sich nochmal, wie in den Filmen immer wo sie Abschied nehmen. Doch ganz so tragisch wollte sie es nicht gestalten und schloss die Tür und ging die Treppe hinunter in die Küche, schnappte sich einen Apfel und ging aus dem Haus, was sie aber nicht vermissen würde. Kaum war sie am Auto angekommen ließen ihre Mutter auch schon den Motor an und ihr Dad nahm auf dem Beifahrersitz platz. Amelia verdrückte sich auf die Rückbank und starrte aus der Fensterscheibe, umschlossen mit hunderten von Gedanken, die aber keinen festen Raum fassen wollten. Die Fahrstunden vergingen und sie befanden sich nun in einem dichten Wald, der wohlmöglich nicht aufhören wollte. Kaum als Amelia die Hoffnung aufgeben wollte, machte der Wald platz für eine riesige Wiesenlandschaft. Dort hinter unzählige Gebirgszüge und weit und breit keine Zivilisation.
Schönen Dank aber auch. Die Fahrt ging genauso langweilig, wie gleichtönig weiter bis das Auto in eine Linkskurve bog und sich ein kleines Dorf sichtbar machte.
„ Ach sieh mal ein kleiner Teeladen, George da müssen wir nachher unbedingt vorbei schauen.“, begeistert gab Amis Mutter ihrem Vater einen kleinen Schubser an die Seite und deutete auf ein kleines runtergekommenes Gebäude, das eingeengt zwischen einer Buchhandlung und einem Wohnhaus vor sich hin vegetierte. George antwortete nur mit einem nicht so begeistertet: „ Hm, klar.“ Amelia ließ ihre Handinnenfläche gegen ihre Stirn klatschen. Sehr schöne Idee, auf so was konnte auch nur sie wieder kommen.
Der Wagen tuckerte nun langsam einen Hügel hinauf und vor ihm erstreckte sich eine riesige Fläche. Dem Internat. Es war riesig, das Gebäude, war vermutlich eins dieser alten Gebäude, die im gotischen Stil gebaut wurden und innen wiederrum total neu restauriert sind. Zudem nahm es den gesamten Hügel ein und vor dem „Haus“ war ein riesiger Platz mit Grünanlagen und so weiter angelegt. Schüler waren keine zusehen, obwohl es schönes Wetter war. Seltsam.
Vermutlich waren sie alle anderwegs beschäftigt. Das Auto fuhr auf einen kleinen Parkplatz, vermutlich hatten sie nicht oft Besuch. Amelia musste selber über ihren dummen Gedanken lachen. Doch ihr war nicht nach lachen zumute, so verstummte sie bald wieder. Der Wagen kam zum stehen. Die Türen öffneten sich und Amelia machten einen vorsichtigen Schritt nach draußen, auf den Pflasterweg und atmete einmal tief durch: „ Okay ich bin bereit.“

Kapitel V




"Der Sinn des Reisens besteht darin, die Vorstellungen mit der Wirklichkeit auszugleichen, und anstatt zu denken, wie die Dinge sein könnten, sie so zu sehen, wie sie sind."
-Samuel Johnson




*



Die breiten Flügeltüren, der Eingangshalle schlugen auf und Amelia, samt ihrer Eltern traten hinein. Die Halle war, wie vermutet völlig restauriert. Die Wände waren in einem Königsblau gestrichen und mit altmodischen Bordüren geschmückt, die wohl den Charme des Gebäudes erhalten sollte. Was Amelias Meinung wohl sehr gelungen war, dass sie durch ein kleines:
„ Woah!“, zum Ausdruck brachte. Ihr Vater wurde von Amis Mutter weitergeschliffen, in den hinteren Teil des Raumes, der an einen kleinen Flur mündete. Dort lief das Trio nun hin. Sie blieben vor einer morschen Holztür stehen mit der Aufschrift: Sekretariat.
Sahra, Amis Mutter klopfte einmal zaghaft und betrat den Raum. George und Amelia liefen ihr nach. Nun standen sie ziemlich beengt in einem kleinen Raum, der lediglich aus einem Bürotisch und mehreren dahinter liegenden, mit Aktenordnern gefüllten Regalen und ein paar gemütlich aussehenden Sessel bestand. Amelia warf den Sessel einen Blick, der eindeutig zum Ausdruck brachte, dass sie sich dort hin setzten wollte. Eine kleine Frau mit einer Brille kam nun unter dem Tisch hervor und blickte uns alle an:
„ Ah, du musst Amelia Miller sein. Nicht wahr?“ Ami nickte zögerlich und unterdrückte ein Kichern. Diese Frau hatte eindeutig eine viel zu hohe Stimme.
„ Jaja, also ich heiße euch erst einmal herzlich willkommen in St. Junes und ich suche kurz die letzten Papiere zusammen.“, gab die Sekretärin ihnen zu verstehen und durchwühlte die Regale, nach dem richtigen Ordner. Amelias Eltern nahmen kurzerhand auf den Sesseln platz und Amelia sah nun ziemlich deprimiert drein. Die Tür zu dem viel zu kleinen Raum schlug auf und hätte Ami beinahe erschlagen, wenn sie nicht einen Schritt nach hinten gemacht hätte. Eine große schlanke Dame trat hinein und begann auch gleich sich vorzustellen:
„Mein Name ist Sahra Adams, ich bin die Direktorin dieser Schule und ich begrüße Sie Mr und Mrs Miller, genau wie Amelia herzlich hier in St. Junes. Ich hoffe, dass sie den Weg ohne Probleme gefunden haben. Ja, Cornelia haben sie den Papierkram schon erledigen lassen oder?“, ihr Blick fiel auf die Sekretärin.
„ Ähm, nein. Ich suche sie noch verzweifelt.“
„ Nun gut, wie wäre es denn wenn sie hier bleiben und ich Amelia schon mal ein wenig herum führe?“, fragend blickte sie nun zu Amis Eltern. Anscheinend verwirrt, blickte sie die Direktorin an und antwortete kurz:
„ Klar, wir haben kein Problem damit oder George?“, kurzerhand tippte sie ihren Mann an, der darauf kurz zusammen zuckte:
„ Ähm, hm klar, wieso nicht“, sichtlich irritiert kam nur dieses Gestotterte hinaus.
Die Direktorin verließ nun den Raum und Amelia machte sich daran ihr zu folgen.
„ Nun, wahrscheinlich denkst du dir, dass du sie endlich los bist, nicht wahr?“, lächelnd stellte sie ihr diese Frage und Amelia antwortete:
„ Naja, wenn ich ehrlich sein soll, ja auf jeden Fall.“ Diese Frau hatte irgendwas an sich, sodass sie keine Probleme hatte ihr irgendetwas zu erzählen.
„ Bestimmt erwartest du jetzt ein wenig Geschichte nicht war, also...“, begann sie, doch mittendrin brach sie ab, „wahrscheinlich interessiert es dich nicht. Dann reden wir lieber über die Aufteilung dieses Hauses. Nun also im linken Flügel befindet sich das Wohnhaus, mit den Zimmer, sowie Bädern, Küche und Essenssaal und im rechten Flügel der Schulteil. Wir besitzen zudem eine riesige Bibliothek, ich weißt nicht ob du ein Freund von Büchern bist, aber wenn ja, wirst du dort bestimmt Spaß haben. Nun gut, dein Zimmer befindet sich im 2.Stock.“ Sie bogen nun von der Eingangshalle in einen kleinen Treppenflur. Dort liefen sie bis in den zweiten Stock. Vermutlich sind sie jetzt im Wohnteil, denn zu ihrer linken befand sich ein Zimmer, dass offen stand. Amelia blieb kurz stehen, um einen Blick reinzuwerfen und zu ihrem Schreck erwischte sie genau den besten Moment. Dort im Zimmer waren ein Mädchen und ein Junge ziemlich zur Sache gegangen und jetzt drehte sich das Mädchen um und ließ gleich was ab:
„ Spannerst du, oder was?“, genervt kam das Mädchen zur Tür und bevor Ami antworten konnte schlug sie auch schon die Tür vor ihr zu. Die Direktorin sah kurz zu Amelia zurück:
„ Kommst du?“ Schnell antwortete Ami und sprintete ihr hinterher:
„ Äh, ja klar.“ Nun bogen sie noch einmal um und blieben vor dem Zimmer mit der Nummer 34 stehen.
„ So, da wären wir!“

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 31.08.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
"Durch die Leidenschaften lebt der Mensch, durch die Vernunft existiert er bloß." -Nicolas Chamfor

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