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Prolog




Es lag eine unheimliche Stille in diesem Wald. Für mich ein wenig zu still, weder das leise Knatschen der Bäume oder das Rascheln der Gebüsche, die den Weg zierten, waren zu hören. Der Gang von der Party zurück durch den Wald dauerte länger als ich gedacht hatte, vielleicht lag es auch daran, dass ich leicht angetrunken war. Ich kam zum Stoppen, als ich an einer Gablung ankam. Seltsam, ich ging öfters diese Pfade durch den Wald, jedoch heute war alles anders gewesen. Ich entschied mich für den linken Pfad. Die Sonne war ganz vom Himmelszelt verschwunden, das Einzige was blieb war die unheimliche Stille und das seltsame Gefühl beobachtet zu werden.
So wie viele es tun würden, drehte ich mich um, um mich zu vergewissern, dass niemand hinter mir war. Und wie klischeehaft traf ich auf niemanden. Eine kühle Brise sauste über meinem Arm, ich erzitterte unwillkürlich. Ich drehte mich wieder Richtung Weg und ging weiter, jedoch mit einem leichten Unbehagen. Hinter mir hörte ich ein Knacken, ohne auch nur nachzudenken, ergriff mich die Panik und ich rannte den Pfad entlang, bis ich völlig außer Atem gekommen war. Als ich mich dieses Mal umblickte, sah ich ihn vor mir. Ich schrie mir den Leib aus der Seele, als ich dieses entstellte Gesicht erblickte und nur noch die eiskalte Klinge, seines Messer in meinem Bauch spürte.

Kapitel 1.

 

 

   Die Sonne brannte mir direkt ins Gesicht. Diesen Sommer war es besonders heiß in Southampton, ungewöhnlich für diese winzige Stadt im Süden Englands. Ich war nun dabei meine fünfte Runde um den Platz zu beenden, völlig überfordert quälte ich mich weiter zu laufen. Nicht nur das Laufen ist eine Herausforderung für sich, sondern auch meine psychopatische Sportlehrerin Ms. Dawson, die nun in ihre quitschgelbe Pfeife pustete, was ihre Lunge hergab. Irgendwann bekomme ich deswegen noch einen Hörschaden davon, ganz bestimmt.

„Noch zwei Minuten Mädels!“, Ms. Dawson machte es sich wieder in ihren Stuhl, am anderen Ende des Platzes bequem. Ich sah hinüber zur Tribüne, dort saßen Mikel, Charlie und noch weitere Jungs aus ihren Jahrgang. Offensichtlich hatten sie wieder einmal eine Freistunde und nichts Besseres zu tun als uns zu zusehen. Ich ließ meinen Blick auf Charlie schweifen und er lächelte mir zu. Auf meinen Lippen formte sich auch ein Lächeln. Ich ließ meinen Blick wieder zu der Bahn fallen und versuchte mich wieder auf das Laufen zu konzentrieren, was nicht so einfach war. Um noch eine Drei zu schaffen, müsste ich noch eine Runde laufen, sonst würde ich wahrscheinlich in Sport durchfallen und das würde meine Eltern auf jeden Fall auf die Palme bringen. Langsam gewann ich an Geschwindigkeit und das Gefühl der Erschöpfung setzte auch aus, immer schneller lief ich den geschotterten Weg entlang und dort vorne war auch schon das Ende. Locker lief ich an einer meiner Mitschülerin vorbei und erreichte die Linie kurz vor dem Pfiff der Lehrerin. Jetzt jedoch war ich völlig am Ende und ich merkte, wie mir langsam die Schweißperlen am Gesicht hinab liefen, bis sie letztendlich auf den Boden fielen. Völlig fertig ließ ich mich auf den Rasen fallen und hörte nur noch das schnelle Rasen meines Herzens >>Bum Bum Bum Bum...<<. Ich erhob mich wieder und schnappte mir meine Wasserflasche aus meinem Rucksack. Leider war in meiner Flasche nur noch ein Schluck übrig und so musste ich halb am Verdursten in die Umkleide zusammen mit den Anderen.

 

*

 




Ich zog mir gerade mein Shirt über den Kopf, als Ms. Dawson in die Umkleide kam und die Noten verkündigte:
"Claire zwei, Emilia eins ... und Mira eine Drei. So, das war es und jetzt ein bisschen Beeilung wir sind hier doch nicht im Rentnerverein also!", ihre langen behaarten Beine verließen stampfend den Raum und mit einem Knall fiel die Tür hinter ihr zu.


" Was hat sie denn schon wieder genommen!", sagte Kristen zu mir.

"Vielleicht ist es das lange Singledasein?!", antwortete ich ihr, während ich mir mein Top anzog. Am anderen Ende des Raumes hörte man einen stumpfen Knall. Alle blickten sich Richtung Claire um, die zusammengebrochen auf den Boden lag.

 "Oh mein Gott, der Sport und die Hitze waren wohl zu viel für sie, holt doch mal Hilfe!", schrie Emilia und blickte mir direkt in die Augen. Jetzt durfte ich wieder, noch immer halb mit Sportklamotten bekleidet, auf den Flur rennen und einen Lehrer suchen. Gerade als ich um die Ecke bog, stieß ich mit Charlie zusammen.

„ Warum hast du es denn so eilig?“, fragend blickte er mich an.

„Claire hat es wohl umgehauen, mal wieder.“ Mit festen Schritten folgte er mir mit in die Umkleide, direkt zu Claire, nahm sie hoch und verschwand aus der Tür.

„Ich bringe zur Krankenstation.“ . Ich schnappte mir meine Tasche und verschwand hinter ihm in der Tür. 
Auf dem Flur kamen wir an Mr. Carter vorbei:


"Was ist denn hier los?" Ich antwortete:


" Claire ist in der Umkleide zusammengebrochen, wahrscheinlich hat sie einfach wieder zu wenig getrunken".


"Okay dann bringt sie in die Krankenstation, damit sie sich wieder erholen kann." Ich blickte hinüber zu Chris, der Claire ohne große Anstrengungen trug. Das er fit ist war mir klar, aber dass er so trainierte Armmuskeln besaß war mir neu.

 

*

 

   Nun stand ich vor dem Krankenzimmer, wartend und immer noch halb am Verdursten.
Ich sah mich nach einem Wasserspender um und genau links neben den Schließfächern befand sich meine letzte Hoffnung auf einen Schluck Wasser. Mit schnellen Schritten näherte ich mich dem Spender. Ich bückte mich, um an den Hahn zu kommen, drehte das Wasser auf und genoss die Kühle, die langsam meine Kehle runter lief. Als ich fertig war, richtete ich mich wieder auf, und als ich mich umdrehte, sah ich Charlie, vor Schreck zuckte ich zusammen. Ein belustigendes:


„ Sorry, wollte dich nicht erschrecken“, kam von ihm, was ich ihm jedoch keinesfalls glaubte. Ein Lächeln schwang sich auf seine Lippen, wie kann man einfach nur so unglaublich gut aussehen und dieser Mund, der mich immer zum Lächeln bringt, argh das macht mich wirklich verrückt. Dabei sollte ich wirklich nicht so denken, nein daraus würde eh nichts werden. Das ganze Theater kennt man doch und am Ende wäre ich meinen besten Freund los. Das ist wirklich das letzte was ich jetzt wollte.


„ Kommst du eigentlich auch zur Party? ",völlig in Gedanken verloren reagierte ich erst viel zu spät.

„ Wieso sollte ich denn, keiner würde mich vermissen?“, gab ich ihm eindeutig zu verstehen.

„ Ach komm du klingst schon, wie eine von diesen mein-Leben-ist-so-schrecklich-das-ich-jeden-Tag-darüber-trauern-muss-Mädchen. Aber vielleicht hast du auch recht und sich alleine um Mitternacht ein Eisbecher reinzuziehen und die alten Staffeln von Dr. Who raus zu kramen ist viel spaßiger.“ Ich verdrehte meine Augen unmerklich und sagte:


„Wenn du es schon so ausdrückst, habe ich wohl keine andere Wahl und außerdem ist dein Sarkasmus kaum zu überhören, du solltest mal daran arbeiten, das diskreter zu machen", und mit überbreiten Grinsen lief ich Richtung Ausgang.

“ Dann sehen wir uns ja am Freitag, da ...“, schrie er mir noch entgegen, die letzten Worte jedoch kamen nicht mehr erkennbar in meinem Ohr an.

 

Kapitel 2.

 

 

Ein leises Klicken und die Tür öffnete sich. Ich betrat mit einem vorsichtigen Schritt das Haus. Nach Hause zukommen ist jedes Mal aufs Neue ein tolles Gefühl. Das Haus meiner Familie steht hier schon eine Weile. Das Grundstück besteht aus einem kleinen Vorgarten mit einem Pfad, der zu der Eingangstür des Hauses führt.  Das Gebäude kommt aus den 40er Jahren und wurde bevor wir hier eingezogen sind, nochmals gründlich kernsaniert. Es ist so mit zwar so gut wie neu, aber das Haus hat damit nicht seinen alten Charme verloren. Mein Lieblingsplatz ist direkt unter der riesigen alten Trauerweide, die im hinteren Teil unseres Garten steht und das wohl schon ziemlich lange. Warum ich diesen Platz so sehr liebe? Ich fühle mich einfach geborgen in den Armen dieses Baumes. Abgeschottet von der Welt, weil niemand von weiten erkennt, ob dort jemand sitzt oder nicht. Und der Blick auf den Teich, wenn die Sonne untergeht und das rote Licht sich im Wasser spiegelt ist einfach einmalig.

Ich zog mir gemütlich meine Schuhe aus und ließ meinen Blick links in die Küche schweifen, wo meine Mutter beschäftigt das Abendessen zubereite. Ich wollte sie ungern dabei stören und so ging ich vorsichtig die Treppenstufen hinauf in mein Zimmer. Leise schloss ich die Tür hinter mir und drehte mich um, die letzten Lichtstrahlen von draußen kamen durch das Fenster und brachen dabei in tausende kleine Lichtflecken. Es war so schön und natürlich, jedoch einfach unbeschreiblich. Das war meine Lieblingszeit des Tages. Ich ließ meinen Blick wieder ab und ging zu meinem Schreibtisch, auf dem mein Laptop stand, und ließ ihn hochfahren. Ich loggte mich bei einer dieser vielen Communitys ein und las die neuesten Geschehnisse. Ich sah auf das Postsymbol: 20 Nachrichten." Soll das euer Ernst sein?"
Besorgt klickte ich auf die erste Nachricht, mit dem Betreff: Party, Freitag? 
Ich machte mir nicht einmal die Mühe sie weiter zu lesen. Schnell bewegte ich den Mauszeiger auf die nächsten Nachrichten und alle trugen den gleichen Betreff. Mit Schwung ließ ich den Laptop zu fallen und warf mich danach direkt auf mein Bett fallen. So viele Dinge umkreisten meinen Kopf über die ich nicht nachdenken wollte. Eine kühle Brise schwang durch das geöffnete Fenster in mein Zimmer und brachte mein kleines Windspiel, das ich zu meinem fünften Geburtstag von meiner Gran geschenkt bekommen hatte, zum Läuten. Kurz nach meinen letzten Geburtstag verstarb sie plötzlichen an Herzversagen. Sie wurde einen Tag später im Wald aufgefunden. Für mich ist es irgendwie immer noch ein seltsames Gefühl, dass sie nicht mehr da ist, genau wie ihr plötzlicher Tod. Als ich sie das letzte Mal gesehen hatte, war sie noch voller Tatendrang und erzählte wie immer von alten Geschichten. Früher saß ich immer mit ihr im Garten und habe ihr stundenlang beim Reden zugehört. Ein Rätsel bleibt ihr Tod für mich jedoch immer noch.
Mein Blick ließ vom Windspiel ab und ging zu meinem Bücherregal. Ich hatte schon lange keine Zeit mehr gefunden ein Buch zu lesen. Mit einer Bewegung richtete ich mich auf und lief zu meinen Büchern.

" Fantasy, Krimis ...", das waren momentan nicht die richtigen Romane. Aha Rotkäppchen, ziemlich lange her, als ich dieses Märchen gelesen hatte, obwohl es zu meinem Lieblingsmärchen gehörte. Eine Geschichte mit der simplen Moral: Rede und vor allem vertraue keinesfalls Fremden. Mit dem Buch in der Hand schlenderte ich zurück zu meinem Bett und schlug die ersten Seiten auf. So wie vertraut begann das Märchen mit dem allseits bekannten Anfang: „Es war einmal ... “

Plötzlich ergriff mich die Frage wie wohl mein Märchen beginnen oder sogar enden sollte.

 

*

 

Zwei Tage sind nun wie im Rausch an mir vorbei gezogen und doch kommt mir die Welt kein Stück älter vor. Schläfrig sitze ich wie jeden Freitag, ausgenommen in den Ferien, an meiner Schulbank und höre Mr. Oconner bei seinen stundenlangen Vorträgen über die großen Schlachten der Menschheit, sozusagen, zu. Draußen wehte eine schwache Brise, in denen sich die zarten Zweige, der Bäume, in Windrichtung wiegten. Obwohl ein so schönes Wetter war, konnte ich nur einen Spaziergänger auf dem Gehweg, direkt neben der Schule erkennen. Irgendetwas Anziehendes hatte dieser Mann, mit seinem tiefbraunen Parker und seinen schweren Stiefeln, die völlig beschmutzt mit feuchter Erde waren. Er wendete sein Gesicht in meine Richtung und ich erblickte die umwerfendste Augenfarbe, die ich je gesehen hatte. Der Farbkranz war in einem tiefen Smaragdgrün getaucht, im inneren Teil jedoch fuhr, wie ein Blitz die Farbe braun, durch die Iris seines linken Auges. Er stand so fern, aber er vor doch so nah, dass ich jedes einzelne Detail in seinem Gesicht ausmachen konnte. Seine Augen wanden sich zu mir, langsam durchzog mich ein Schaudern, die Härchen auf meinem Arm stellten sich auf und ich musste meinen Blick abwenden. Kurz darauf warf ich vorsichtig meinen Blick wieder zurück aus dem Fenster und nun tobte draußen ein Windsturm, indem Zweige abbrachen und ganze Bäume sich biegten, als ob sie jeden Moment umkippen könnten. Ein Glück bemerkte man im Klassenraum nichts von dem Unwetter und nun versuchte ich doch noch den Unterrichtsstoff zu folgen, um mich von diesen seltsamen Typen abzulenken.

 

*

 

Das Ticken der Uhr machte wohl anscheinend nicht nur mich, sondern auch meine Mitschüler nervös. Die Uhr schlug wie gewöhnlich im Sekundentakt. Mir jedoch kam es vor wie eine halbe Ewigkeit. Eigentlich beschlossen die Lehrer vor den Ferien immer früher Schluss zu machen. Dieses Jahr hat wohl unsere Lehrerin im Mathematikunterricht mal wieder eine Ausnahme gemacht. Sie zieht den Stoff bis zum letzten Tag durch, wie gewöhnlich nicht zu Freuden der Schüler. Mein Blick fiel wieder auf die Wand, besser gesagt auf die Uhr. Der Sekundenzeiger hatte schon fast die Zwölf erreicht. Im Kopf begann ich mit zuzählen: 8,7,6,5,4,3,2,1. Endlich setze das heiß begehrte Klingeln ein und alle sprangen gerade zu aus ihren Stühlen und liefen auf den Flur in Richtung Herbstferien. Ich jedoch schnappte mir meine Tasche und lief gemütlich aus dem Raum hinaus, kaum war ich schon auf dem Flur, begegnete ich meiner Freundin Kristen.

 „Warum hat das denn so lange gedauert, ich warte hier schon circa 10 Minuten!" Grinsend antwortete ich ihr:

,, Ich hatte doch gerade Mathe mit Ms. ...“

„Bitte sprich ihren Namen nicht aus, ich hasse diese Frau! Ich weiß nicht, wie man nur so schrecklich gemein und alt und einfach ätzend zu gleich sein kann, also echt manchmal glaube ich, dass sie bloß diesen Beruf gewählt hat, um die ganzen Kinder hier zu foltern.“ Ja das hätte sie wohl laut sagen können. Mit einem Schwung öffnete sich die Tür vor uns und wir waren frei, naja zu mindestens zwei Wochen lang. 

Kapitel 3.




Der Wind schlang sich durch jeden ach so dünnen Zweig und brachte die Bäume wieder zum Biegen. Hoffentlich kommt heute kein Gewitter mehr auf, das wäre jetzt nämlich noch das Beste! Mit einem Schwung klappte mein Fenster zu und ich zuckte zusammen.
Ich ging zum Fenster um es ganz zu schließen. Ohne auch nur noch ein Blick nach draußen zu werfen, blickte ich auf Uhr: Oh nur noch 20 Minuten?!
Schnell lief ich zum Kleiderschrank, nach der Suche nach etwas Besonderem. Ich hätte ehrlich vorhin nicht lesen dürfen, so habe ich total die Zeit vergessen und darf mich jetzt wieder abhetzten. Ich holte ein süßes blaues Shirt raus, aber sofort viel mir der Ausschnitt ins Auge, ein wenig zu offen, nicht? Fragend blickte ich mein Spiegelbild an und warf das Top gleich wieder auf mein Bett. Nach einiger Zeit entschied ich mich für ein lila Volant Top. Kurz noch eine passende Jeans angezogen und fertig. Schnell verzog ich mich noch in mein eigenes Bad, um hier und da mit Mascara meinen kurzen Wimpern nach zu helfen. Die Uhr sagte mir, dass ich noch genug Zeit hatte um die Sachen, die ich alle aus meinem Schrank geholt hatte, wieder schön ordentlich rein zu stopfen. Ein kurzer Handgriff zu meinem Bett um mein Handy zu holen und es gleich wieder in meiner Hosentasche verschwinden zu lassen, so, sagte ich zu mir selber, das haben wir doch dieses Mal gar nicht so schlecht hingekriegt oder? Ich schnappte mir kurzerhand meine Jacke von der Stuhllehne und eilte die Treppe hinunter. Ein Kurzes :
,, Bye, bis nachher", und ich verschwand gleich hinter der Tür. Ein leises Klicken, der Tür gab mir zu verstehen, dass die Tür auch wirklich zu war. Hatte ich nicht irgendwas vergessen, fragend blickte ich mich um und sah auf meine rosa Söckchen. Schnell holte ich aus meiner Jackentasche die Schlüssel und schloss die Tür auf. Meine Ma fragte bloß:
,, Was vergessen Schätzchen?"
,, Naja, nur meine Schuhe!" Sofort holte ich meine Schuhe, aus dem dafür vorgesehen Schrank und zog sie an, aus dem Wohnzimmer kam bloß Gelächter und ich beschloss einfach wieder die Tür hinter mir zu schließen, ohne noch mal was zu sagen.

*




Ich bog links in die Colebrook Avenue ein und schon vom Weiten konnte man die Musik, mit ihren schweren Basstönen, wohl kaum überhören. Das Grundstück lag ein wenig ab von den anderen Gebäuden ringsherum, sodass wohlmöglich keiner gestört werden würde. Ein kleiner schmuddeliger Jeep sauste an mir vorbei, gefüllt mit vielen kreischender Mädchen. Das kann ja was werden, musste ich mir schwerfällig gestehen und lief direkt in die Auffahrt des Hauses. Kaum war ich auch schon angekommen begrüßte mich Kristen mit einer schwungvollen Umarmung.
,, Yeah du bist ja wirklich gekommen!" Mit einem Hauch von Sarkasmus in der Luft antwortete ich ihr:
,, Das hast du nicht erwartet, hm?" Sie grinste und griff nach meinem Ärmel und zog mich in Richtung Hausinneres:
,, Komm jetzt machen wir dich mal ein wenig locker!" Wenig überrascht ließ ich mich ins Haus schleifen. Gemeinsam gingen wir Richtung trinken.
,, Du willst mich doch nicht volllaufen lassen, oder?"
,, Ach was denkst du denn von mir, wenn es sein muss, gibt es hier irgendwo doch auch Kleinkinderpunsch oder?", suchend blickte sie sich um.
,, Da sag ich doch!", und zeigte auf eine kleine Glasschale auf der Anrichte in der Küche.
,, Ohh, wie freundlich von dir". Kristen schnappte sich einen Plastikbecher gefüllt mit hm Alkohol, ich jedoch hatte nicht sehr viel übrig für dieses eklig riechende und verblödende Getränk. Klar hatte ich hier und da schon mal ein Schluck getrunken, jedoch habe ich wie gesagt nicht wirklich viel übrig dafür, außer vielleicht meinem Mitmenschen dabei zu zusehen, wie sie nach und nach die Kontrolle über ihren Körper verlieren. Geradewegs lief ich in Richtung Punsch um meinen Durst zu stillen von dem Weg hierher. Gerade als ich den Becher füllen wollte, kam: „Also, ich will nicht als Stalker rüberkommen aber, wenn ich du wäre, würde ich das nicht trinken und deiner Freundin wenig Glauben schenken, dass da wirklich kein Alkohol drin ist“
„ Was?!, oh... hi Chris.. .ja okay, belauschst du mich etwa?“
„ Nein ich habe bloß euer Gespräch mit aufgenommen und ich dachte, dass ich dir das bloß sagen sollte."
„ Ah so nennt man das jetzt!“ Wir liefen in Richtung Gartentür, als auch wieder Kristen angeschneit kam zusammen mit Jane. Zu Jane muss man sagen, dass sie die Tochter von unserem Direktor ist und doch als ganzschönes Partygirl bekannt ist, so weit ich weiß, ist das ihrem Dad und ihrer Ma, aber nicht bewusst, da sie eh wenig von ihrem Kind wissen oder sogar mit bekommen. Was ich ein wenig traurig finde. Jane lässt sich aber nie was von ihrem Leben zu Hause anmerken und spricht auch so gut wie nie davon. „Hi Mira, hab gehört du hast Sport doch noch bestanden?“
„ Ja, aus irgendeinem Grund waren die letzten paar Meter ein Klacks“. Zusammen gesellten wir uns zu einer kleineren weiteren Gruppe. Ich kannte keinen von ihnen jedoch kam ich hier und da mit ihnen ins Gespräch. Chris kam mir ein Stück naher und flüsterte mir ins Ohr:
„ Und ist es so schlimm, wie du es dir vorgestellt hast ?“ Ich grinste ihn an und gab ihm das Gegenteil zu verstehen. Nun vergingen die Stunden wie im Sekundentakt und ich bekam auch Durst, sodass ich gezwungen war, doch was von dem "Punsch" zu trinken. Nach einiger Zeit gaben meine Sinne langsam nach und auch meine Uhr sagte mir, dass es Zeit wäre langsam nach Hause zu gehen.
„ Kristen wollen wir langsam nach Hause wir können ja ein Stück zusammengehen?“
„ Ja, wieso nicht? Ich bin auch völlig fertig!“ Ich sah mich um auf der Suche nach Chris, um ihm noch tschüss zu sagen, aber anscheinend ist er grad nicht zu finden und ich bin auch viel zu fertig um mich jetzt auch noch auf die Suche zu machen. Also gingen Kristen und ich einfach ohne ihm bye zusagen. Die anderen waren anscheinend schon seit längerer Zeit gegangen. Gerade als wir am Wald vorbei gingen, der direkt in der übernächsten Straße von dem Haus lag fragte Kristen:
„ Hey wollen wir nicht eine Abkürzung nehmen?“
„ Durch den Wald dein Ernst, so wie ich mich kenne, wäre das Selbstmord“. Sofort fiel ich in einen Lachkrampf und Kristen stieg mit ein. „ Nein jetzt mal im Ernst für mich wäre es eine Abkürzung!“, sagte Kristen. „Also ich geh da nicht durch, wenn du unbedingt willst, dann will ich dich nicht abhalten."
„ Okay dann gehe ich halt allein und fährst mit Mister Perfect mit?!“ und blickte in Richtung Straße, wo Chris im Auto saß und gerade die Tür öffnete, um auszusteigen.
„ Hey soll ich dich mitnehmen?“
„ Wieso nur mich?“, ich blickte in fragend an.
„ Na Kristen hat sich wohl auf den Weg in dem Wald gemacht“. Ich drehte mich gleich um und sah Kristen gemütlich den Pfad lang laufen.
„ Oh, wenn das so ist, dann wohl bitte eine Fahrt nach Hause“. Wir stiegen ins Auto und Chris drückte gleich auf das Gaspedal.
„ Wo wohnst du denn?“. Ich gab ihm eine kurze Beschreibung zu meinem Haus.
Kurz darauf bin ich wohl auch eingeschlafen, denn ich befand mich jetzt in meinem Bett, vollgeschwitzt und völlig übermüdet. Ich sah mich kurz um und sah aus dem Fenster. Draußen ging schon die Sonne auf und ich beschloss mich kurz um zuziehen und dann auch gleich wieder Schlafen zu gehen.

*




Mein Windspiel läutete mich langsam aus dem Schlaf. Ein kleines Gähnen lief mir über die Lippen und ich schwang meinen Kopf Richtung Uhr und ich sah, dass ich mal wieder gut, oder besser zu lange geschlafen hatte. Es war schon durch zwei und mein Magen grummelte schon vor Hunger. Mit Schwung katapultierte ich mich aus meinem Bett in Richtung Tür. Unten hörte ich meine Eltern laut diskutieren. Ich beschloss die Treppen nicht gleich runter zu poltern, sondern gemütlich runter zu SCHLENDERN. Leider missglückte mein Versuch und ich rutschte gleich auf der ersten Stufe, die gesamte Treppe, hinunter. Direkt vor die Füße meiner Ma.
„ Ich bin dann wohl doch nicht ganz so wach“. Sie reichte mir die Hand, um aufzustehen und ich ergriff sie und zog mich langsam hoch. „ Wir müssen kurz reden!“ Sie sagte das in einem so ernsten Ton, dass ich gezwungen war, nichts zu antworten.
Wir liefen gemeinsam Richtung Wohnzimmer, wo mein Vater auf der Couch saß und gerade, die heutige Zeitung aus der Hand lag.
„ Was ist gestern auf der Party passiert Mira???“. Mit einem fragenden Ausdruck gab ich ihr zu verstehen:
„ Was, wie ... Was soll den passiert sein ...?“. Mein Blick fiel wieder zurück auf die Zeitung, die Titelseite wurde von der riesigen Aufschrift geziert: „Schülerin tot im Wald gefunden. Mehr siehe Seite 8.“. Ich musste gleich an gestern bzw. vorhin denken:
„ Kristen !!!“ Laut sprach ich meine Gedanken aus.
„ Beruhige dich erst einmal! Soweit ich richtig mit ihrer Mutter gesprochen habe, geht es ihr gut. Wieso musste sie eigentlich alleine nach Hause gehen?“ Fragend blickte mich meine Mutter an.
„ Ähm, also wir wollten ja zusammen nach Hause gehen, aber ich habe mich geweigert durch den Wald zu gehen, da ich der Meinung war, dass es keine gute Idee für mich gewesen wäre, da ich sehr übermüdet war. Als ich mich mit Chris unterhalten hatte und mich kurz darauf wieder umblickte, war sie auch schon im Wald auf dem Weg nach Hause. Dann hat mich Chris halt hier abgesetzt oder so in der Art“. Jetzt meldete sich mein Vater zu Wort:
„ Ah, der junge Mann, von heute Abend!“
„ Genau!!!“, nickend gab ich ihm recht.
„Gut zu mindestens ist dir nichts passiert, Gott sei Dank!!!“. Ich schnappte mir jetzt die Zeitung und schlug auf Seite 8 um und überflog die Story: „schockierende Nachrichten aus der kleinen Stadt Southampton. Heute Morgen gegen 5 Uhr fand ein Fischer im See, nahe gelegen des Waldes, die Schülerin und Tochter des Direktors namens Jane ... Nach Polizeiangaben soll sie zuvor im Wald erstochen worden sein ... Zeugen gab es keine, sowie weitere Beweise. Der Täter soll noch auf freien Fuß sein und die Polizei fordert auf, dass sie ihre Kinder informieren, und warnt davor abends allein umherzuwandern ...“. Das reichte mir. Gestern hab ich sie doch noch gesehen und ich kann mir nicht vorstellen, dass sie jetzt Tod sein soll!
„ Es tut mir wirklich leid für die armen Eltern, genau wie dir und den Anderen, die sie kannten. Wenn du darüber mit jemanden reden willst, sag mir bescheid, ich bin immer für dich da, wenn du was brauchst“. Ich legte die Zeitung wieder auf den Tisch und nun war auch mein Hungergefühl ganz verschwunden und ich wollte nur noch mit Kristen darüber reden.
„ Wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich gern zu Kristen gehen?“ Meine Mutter drehte sich fragend zu meinem Vater um und er sagte: „Okay, aber dann fahre dich!“ Mit einem Augenverdrehen ging ich Richtung Ausgang, im Schlepptau meinen Vater.
„ Wollt ihr mir jetzt die ganze Zeit auf Schritt und Tritt verfolgen, oder was?“
,, Na, nur solange der Täter noch nicht gefasst wurde“, antworte mir meine Ma, jetzt auf der Couch sitzend.
„ Ich bin doch kein kleines Baby, ich kann auf mich selber aufpassen und außerdem gibt es heute so was wie Handys und es ist hell, da wird schon kein Killer auf mich Kleines etwas abgehen und ungestraft davon kommen“. Meine Eltern blickten sich kurz an und mein Vater gab mir mit einem kleinen Nicken und einem:
„ Ja, pass aber auf dich auf“, zu verstehen, dass ich jetzt gehen konnte. Sofort verließ ich das Haus, auf den Weg um Kristen zu treffen.

*




Mein Zeigefinger lag auf der Klingel, mit leichtem Druck gab der Knopf darunter nach und ein Klingeln erklang im großen Haus. Ich wartete einen Moment doch niemand wollte die Tür öffnen, ich drückte noch mal auf den Knopf. Suchend blickte ich mich um und fand eine Leiter an der Hauswand, die völlig bewuchert war mit Efeu. Ich sah nochmal in der Nachbarschaft umher, damit auch niemand den Verdacht schöpfte, dass ich hier einbrechen wolle. Als ich die Hälfte des Weges zu Kristens Zimmer geschafft hatte ging ein Fenster auf. Knarrend schlug die Fenstertür auf die Hauswand auf und Kristen sah hinaus. ,,hey, was machst du denn hier???", anscheinend hat sie meinen Besuch nicht erwartet. ,,Was hast du denn, ich wollte mit dir reden. Hast du denn ein Problem mit meiner Anwesenheit? ". Langsame Schritte, von innen kamen Richtung Haustür. ,,Du hast mir einen Schock eingejagt, jetzt nachdem, was so passiert ist und außerdem hat meine Ma mir Zimmererrest fürs Erste gegeben. Eltern können einen aber auch nur nerven, geh lieber wieder, ehe sie dich sieht !". Gleich, nachdem sie den Satz auch schon beendet hatte und ich wieder untern war, ging die Tür vor mir auf und ihre Mutter stürmte hinaus, direkt in meine Richtung. ,,Mira?!, was willst du denn hier haben deine Eltern etwa noch nicht mit dir geredet, hier treibt ...". Ich setzte ein:,, doch Frau Summer das haben sie". ,,... und was machst du denn hier? Mach, das du auf den schnellsten Weg wieder nach Hause kommst und wehe kommst noch einmal um meine Tochter hier rauszuholen und ins offene Messer laufen zu lassen und mach das Du jetzt weg kommst, SOFORT!!!". Mit einem ausdruckslosen Gesicht stand ich jetzt vor einer geschlossenen Haustür, immer noch völlig geschockt von dem Verhalten ihrer Mutter. Wie kann man sich denn nur so verändern, dass ist mir echt unbegreiflich, aber da sieht mal, wie man sich in Menschen täuschen kann. Ich schwor, dass ich Kristen da rausholen würde. Zunächst aber verließ ich das Grundstück und wollte mich ein wenig abreagieren. Ich schlug den Weg in Richtung Park ein, der schien momentan als besten Platz, da er eh wenig besucht wurde, was aber auch wahrscheinlich an dem Dreck lag. Die Wohngegend lag direkt im Stadtzentrum, sodass der Weg nicht lange entfernt war vom Park. Mir lief eine Gänsehaut über den Arm, jetzt wo die Sonne von Wolken verschlungen worden war, merkt man erst die eigentlich gewohnte Kühle dieses Ortes. Langsam führten mich meine Schritte in Nähe des Parkes, schon von hier konnte ich unschwer den kleinen Spielplatz entdecken, der sich im vorderen Teil des Geländes befindet. Als Kinder haben Kristen und ich uns immer auf die Schaukel gesetzt und den ganzen Tag darauf verbracht und uns Geschichten und Märchen erzählt, bis es Dunkel geworden ist und unsere Eltern und dann gesucht und jedes Mal hier aufgefunden haben. Ja die Zeiten, wo man noch unbeschwert und voller Fantasie umherlaufen konnte und das größte Problem war noch nicht schlafen zu wollen, waren schön. Ich denke oft zurück und frage mich, was passiert wäre, wenn man keine Kindheit gehabt hätte, also eine richtige. Es tut mir irgendwie sehr Leid für die, die dieses Gefühl und diese wunderbare Zeit nicht auskosten durften, aber zurück zur Gegenwart. Der Park war wie gewohnt verlassen, niemand lief mir über den Weg und ich setzte mich geradewegs auf einer der vielen Parkbänke, die völlig mit Graffiti beschmiert waren, doch mich störte das im Moment nicht. Schläfrig ließ ich meinen Kopf auf die Stütze fallen und suchte mir eine einigermaßen bequeme Position und ließ meine Augenlieder zu fallen. Zum Ausruhen sollte ich wohl nicht kommen, da ich eine Horde angetrunkener Jungs auf mich zukommen sah. Um genau zu sein: Sieben. Einer von ihnen zeigte, naja er deutete auf mich, um mich zu versichern ob er nicht doch jemand anderen meinte drehte ich mich um, doch niemand war da. Das gab mir den Befehl um mich auf die Socken zu machen, weg von ihnen. ,,Ey, Süße wo willst du denn hin? Der Spaß hat noch nicht mal angefangen !". Angewidert drehte ich von ihm ab und ging mein Weg zurück. Doch dazu kam ich gar nicht erst, denn ich wurde am Arm gepackt und zurück gezogen. ,,Ach komm schon lass uns ein wenig tanzen Püppchen ". Schwach wie ich bin versuchte ich mich loszureißen, dennoch ohne Erfolg, ich hätte wohl doch lieber daheimbleiben sollen. Jetzt kamen auch die Anderen und meine Sicht verschwamm. Als ich wieder zu Besinnung kam, lag ich auf irgendetwas weichen und ausgestopften: Einem Sarg?!
Panisch versuchte ich mich zu befreien und schrie nach Hilfe, doch niemand hörte mich. Leise Schritte kamen auf mich zu und ich versuchte es weiter:,,HILFE!!!". Meine Ma stand jetzt vor mir her gebeugt als stehend. ,,Sie war doch noch so jung und so schön. Sogar ihre Haare sehen so lebendig aus und die Farbe: Ebenholz. Ihre Lippen auch so Rot, wie Blut, doch ihr Gesicht weiß, wie Schnee". Woher kannte ich diese Zeilen. Jetzt viel es mir wie Schuppen von den Augen: Schneewittchen, wartet wollt ihr mich hier verarschen, bestimmt ist hier irgendwo versteckte Kamera. Kommt schon Leute ihr, könnt jetzt auflösen. Doch ich wartete vergebens. Mir liefen die Tränen aus den Augen, fließend bis zu meinen Lippen, wo sie kurz hielten und dann an meinem Kinn hinabtropften. Ein salziger Geschmack haftete jetzt auf ihnen und ich schloss die Augen, in der Hoffnung wieder aufzuwachen.

Kapitel 4.




Ich wurde durch das laute Pochen meines Herzens aufgeweckt. Mit einem Augenaufschlag war ich völlig wach. Ich sah mich schnell um: Ich befand mich immer noch liegend auf der Parkbank, erleichtert atmete ich laut auf. Zum Glück war alles nur ein schlimmer Albtraum. Die Sonne befand sich seltsamerweise noch im Osten der Stad. Belog mich mein Bauchgefühl? Es müsste jetzt eigentlich schon so gegen 16 Uhr sein. Der Park um mich herum war wie leer gefegt, was aber wie erwähnt nicht gerade seltsam war. Ich fühlte mich irgendwie: Allein, zum ersten Mal in meinem Leben.Es war ein seltsames Gefühl, das mir nicht gefiel. Normalerweise liebte ich die Ruhe und keine riesigen Menschenmassen, doch allein zu sein, gefiel mir noch weniger. Meine Tasche lag neben mir auf der Bank und ich suchte nach meinem Handy.Dort war es. Ich entsperrte den Bildschirm und sah auf die Uhrzeit: 99.99 Uhr?
Was, mein Handy spinnt wohl. Toll, dazu auch noch kein Netz. Das heißt dann wohl: Allein ohne Netz und Uhrzeit, das kann ja noch ein schöner Tag werden.Gemütlich schlenderte ich Richtung Stadtinneren. Als ich den Park hinter mir gelassen hatte und angekommen war, kamen mir gleich die ersten Bewohner dieser Stadt entgegen. Doch das dumpfe Gefühl wollte nicht verstummen. Mir kamen Emilia und eine Gruppe ihrer Freunde entgegen, sie sah mir direkt ins Gesicht und ich winkte ihr, doch von ihrer Seite aus kam nichts als Ignoranz und sie starrte mich immer noch an. Wut stieg in mir auf: Was habe ihr bitteschön getan ignorante Zicke. Frustriert ging ich weiter zum Bahnhof. Vor mir erschien die Hauptstraße, die durch eine Ampel geziert wurde. Um zum Bahnhof zu kommen musste ich hinüber. Die Ampel zeigte gerade grün: Meine Chance. Ich lief Richtung Straße und nun sprang die Ampel auf rot um, ich eilte auf die andere Seite, doch von rechts gab das erste Auto gas, so dass die Reifen schon durch drehten. Ich erfasste, das darauf folgende zu langsam. Also ich auf der Straße, die Ampel steht auf rot und dann ein schnelles Auto: Was kommt daraus? Ein Unfall und wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das überleben könnte? Eins zu einer Million. Zurück zur Gegenwart. Das Auto fuhr mit Vollgas in meine Richtung und ich konnte nicht hinsehen, doch nach einigen Sekunden war immer noch nichts passiert: Hatte er mich etwa gesehen und angehalten, oder... Ich öffnete die Augen und befand mich mitten im Verkehr. Das war dann wohl doch nichts mit anhalten. Aber jetzt war ich richtig verwirrt, wie ihr euch vorstellen könnt. „So, das reicht mir jetzt ich möchte bitte aufwachen!“ Doch nichts desgleichen passierte, immer noch frustriert, aber jetzt dazu noch verwirrt ging weiter Richtung Bahnhof. Dort traf ich dann auch endlich auf jemanden, den ich kannte.
„ Hey Jane, ich bin hier!“ Fragend blickte sie sich um und entdeckte mich dann:
„ Was machst du hier denn, du solltest hier gar nicht sein“, schockiert blickte sie mich an.
„ Wieso sollte ich nicht am Bahnhof sein ?“,antwortete ich ihr fragend.
„ Bahnhof, ach Mira du bist hier in der Spiegelwelt“ Okay jetzt war ich total verwirrt.
„ Schön und was ist die Spiegelweeeelt?“, anscheinend war sie nicht aufgelegt zu spaßen.
„ Weißt du, um es dir leicht zu erklären: Die Spiegelwelt ist so etwas, wie die normale Welt bloß, dass du nur mit Toten kontaktieren kannst, also du siehst alle, doch sie können dich nicht sehen, es sei denn sie sind auch tot.“
„ TOT, was? Ich soll tot sein und das heißt ja, dass du auch ....das heißt ich habe wohlmöglich, doch nicht alles geträumt, aber das ist echt traurig, weißt du denn wie man hier wieder rauskommt ?. Also es gibt hier raus zu kommen, wenn ich das wüsste wär ich schon längst weg, das kannst du aber glauben.“
„ Weißt du denn wie du gestorben bist?“ Sie blickte mich besorgt an:
„ Leider schon, ich wollte ja nach der Party zu meine Großmutter gehen, da ich schon eine längere Zeit bei ihr wohnte. Gewohnt ging ich durch den Wald. Ich hätte mir auf den Weg schon bei nah in die Hose gemacht und dann kommt da noch so ein unheimlicher Typ mit einer Kapuze und tötet mich einfach, mit einem Messer. Hätte das nicht stilvollersein können?“
„ Ist das dein Ernst, das war deine einzige Sorge? Aber eine Kapuze, einer von den Typen da hatte auch eine Kapuze, meinst du es war der Gleiche und wieso überhaupt wir?“ Fragen über Fragen strömten in mich hinein und ich versank gerade zu in ihnen.

*




Ich wusste nicht weiter und Jane war mir nicht gerade eine all zu große Hilfe. Ich glaube sie sollte einen Seelenklempner aufsuchen, der ihr wohl möglich das Gehirn reinwäscht. Hoffentlich würde ich nicht, auch so irrewerden. Hoffentlich. Es muss noch irgendwie einen Weg geben, hier raus zu kommen. Ich machte mit ihr kurz Sonnenstand und Ort aus, wo wir uns wieder treffen würden und verschwand in der Stadt, auf der Suche nach einer Lösung. Mein Weg führte mich aus irgendeinem unerfindlichen Grund in Richtung Wald. Um mich herum nichts als Busch. Na toll. Wo soll ich den hier bitteschön was finden, das mir hier aus dem Schlamassel raushelfen kann? Ich machte noch genau drei Schritte und dann schwebte ich auch schon Kopfüber, über dem Erdboden. Toll, jetzt fall ich auch noch auf so eine Kinderfalle rein, hast du mal wieder toll gemacht Mira. Total begeistert von der jetzigen Situation hing ich hier noch ein paar Minuten rum, bis ich ein Geräusch hinter mir im Gebüsch hörte. Leider konnte ich mich nicht umdrehen um der, die oder das zu sehen. Ich spürte nur noch wie jemand mir ein Tuch vor Mund und Nase hielt und meine Sicht ein weiteres Mal ade sagte.
Dieses Mal erwachte ich in einer Ecke eines Raumes, welche völlig mit Holz bekleidet war. Hm ziemlich rustikal, ach was rede ich hier? Wo bin ich verdammt nochmal.
Ich musste stark blinzeln, da mir die Sonne von draußen direkt in mein Gesicht schien.
Draußen, dann muss hier auch irgendwo ein Ausgang sein. Ich blickte mich panisch um.
„ An deiner Stelle würde ich das lassen!“, kam aus dem hinteren Teil des Raumes, wo jetzt ein junger Mann mit Kapuzenpulli auf mich zukam. Der Kapuzenträger ??? Irgendwo her kam mir dieses Gesicht bekannt vor:
„ Kennen wir uns zu fällig?“
Jetzt erkannte ich ihn, er war der Typ, den ich vor einigen Tagen an der Schule vorbei gehen sehen habe. Diese umwerfenden Augen würde ich wohl immer und überall erkennen.
„ Ich hab dich schon mal an meiner Schule gesehen ! Was willst du denn von mir und außerdem, wie kannst du mich sehen bist du etwa auch...“, ich musste gar nicht weiter sprechen, da fiel er mir auch schon in Wort:
„ Nein, zu deiner Frage ich bin nicht tot, aber dich interessiert es bestimmt wieso ich dich doch sehen kann, nicht war?“
Ich zog eine ernste Miene auf:
„ Ja, schon“
Er wandte sich jetzt direkt mir zu:
„ Ganz einfach du stehst auf meiner Liste und bevor du fragst was für eine Liste??? Erklär ich es dir einfach gleich“
Er imitierte mich in einer viel zu hohen Mädchenstimme nach, meiner Meinung. Seltsamer Weise hatte ich nicht den geringsten Funken Angst vor ihm, nein, irgendetwas bekanntes lag an ihm. Doch ich wusste nicht genau was.
„ Also es ist so: Vor langer Zeit, ich weiß gar nicht mehr wie lange, da war es mein größter Wunsch nicht zu altern, einfach für ewig jung und schön zu bleiben. Doch dieser Wunsch sollte der größte Fehler meines Lebens werden. Ich traf Satan persönlich, ich erspar dir lieber Einzelheiten. Okay er bot mir einen seiner vielen Gebote an und ich Einfallspinsel fiel auch noch drauf hinein, so begehrt auf meinen einzigen Wunsch. Er bot mir ewige Jugend, um den Deal komplett zu machen bedurfte er einen Spiegel meinerseits. Denn er wollte was von meiner Schönheit besitzen und so brach er den Spiegel in tausende von Splittern. Das besiegelte das Geschäft und er zog von dannen. Ich dachte mir nichts weiter, doch nach einigen Tagen endeckte ich diese Narbe in meinem Gesicht.“ Er zog seine Haare ein Stück nach oben und eine lange Narbe kam zum Vorschein. Er fuhr mit der Geschichte fort:
„ Sie wuchs Jahr für Jahr ein Stück mehr, ich schätze sie wird noch weiterwachsen, bis ich letztendlich einfach nur noch scheußlich aussehe. Zudem kannst du dir gar nicht vorstellen, wie sich eine Ewigkeit anfühlt. Du musst zusehen wie deine ganzen Freunde altern und irgendwann sterben und du ganz allein bist.“ Er wandte sich wieder ab und lief ein Stück weg:
,, Ich suchte nach einem Ausweg und das logischste was mir in den Sinn fiel war, meinen Spiegel wieder zu flicken. Doch die Suche dauert lange, ich war schon fast in jedem erdenklichen Land um die Teile wieder zu finden. Zuletzt führte mich mein Spiegel in diese Stadt, wo ich auch zwei, der letzten Teile fand. Einmal bei deiner Freundin und das Andere bei...“ ich setzte ein:
„ - mir!“ Jetzt kam er wieder näher:
„ Es gab nun mal keine andere Lösung, als der Tod.“ Und nun befinde ich mich in der Spiegelwelt, super.
„ Ich hab dich nur verarscht, du hättest mal deinen Blick sehen sollen“ er fing lautstark an zu lachen.
„ Ich hab null Plan wieso du hier bist, eigentlich hättest du tot sein sollen!“

Kapitel 5.




Nun saßen ich und Dane, so hieß der Typ, der mich hierhin gebracht hatte, zusammen auf seiner Terrasse in seinem kleinen Versteck, nahe einem völlig dichten Wald. Vor einigen Tagen habe ich nur ans Weglaufen gedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass es keinen Sinn hätte. Nun ja hier sitze ich und sehe mir an, wie die Sonne am anderen Ende des Waldes verschwindet. Seltsamerweise gefällt mir die Idylle, von dem kleinen See, der an dem Grundstück angrenzt und dem benachbarten Wald. Der wiederrum unheimlich und dunkel wirkte. Ich fühlte mich wohl, selbst in seiner Nähe. Ich ließ meinen Blick zu ihm schweifen- nach rechts. Nun betrachtete ich sein tolles Profil, genauso wie diese immer noch fantastisch grünen Augen, die Narbe die sein Gesicht zierte, konnte auch nicht entstellen. Man war einfach wie gefesselt. Jetzt aber bemerkte er  meinen Blick und musste grinsen:

„ Hast du mich etwa beobachtet?“ Ertappt und peinlich berührt ließ ich meinen Blick ab:
„ Ich? Wieso sollte ich denn so was machen, tzz.. auf was für Sachen du doch kommst“
Er konnte sein Lachen einfach nicht verkneifen, verdammt wieso sah er so gut aus, da kann man doch nichts anderes machen, als ihn wie ein Volltrottel anzusehen.
Nun legte er seine Hand auf meine Schulter. Mein Herz pochte, wie das eines Marathonläufers. Er lehnte sich zu mir rüber und sah mir nun direkt in die Augen:
„ Also, ich habe nun eine Idee, wie wir hier rauskommen können. Was sagst du dazu?“ Ich versuchte nun meine Enttäuschtheit ihm gegenüber zu verstecken. Für einen Kuss, kenne ich ihn zu wenig, ich versteh schon, aber die letzten Tage waren so schnell vergangen und wir hatten uns so gut verstanden, da kann man doch für einen Moment so einen Hoffnungsschimmer haben, oder etwa nicht?
„ Ähm hm.. einen Plan, was für eine Idee hast du denn?“ Erst jetzt hatte ich die Naricht verstanden. Er hatte einen Plan endlich hieraus zukommen und ich meine Familie und Freunde, sowie mein gewohntes Leben zurück zubekommen.
„ Also Koren sagte, wir müssen in die Bibliothek, denn dort soll sich ein Buch befinden, dass uns helfen sollte hier rauszukommen. Die Frage ist nur wo, denn die haben dort Millionen von Büchern.“, fraglich strich er sich mit den Fingern durch sein haselnussbraunes Haar. Davon könnte man auch gleich wieder kirre werden. Lächelnd versicherte ihm:
„ Das bekommen wir schon hin. Ein wenig Optimismus, wenn´s geht.“ Nun schüttelte er seinen Kopf:
„ Manchmal kann ich dich echt nicht verstehen, aber gut machen wir das unmögliche möglich.“

Impressum

Texte: Alle Rechte liegen allein bei mir(bunkerkind)
Bildmaterialien: Bearbeitete version copyright bunkerkind/ Copyright des Bildes liegen bei Magdalena Berny auf der Seite: http://500px.com/photo/4182651?from=favorites/marioperaza
Tag der Veröffentlichung: 01.06.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
"Märchen gehören erzählt" Ich widme dieses Buch meiner guten Freundin Anika, die mir immer beim Schreiben zur Seite steht und mir Ideen und Vorschläge gibt. In der Hoffnung das ich dieses Buch hier irgendwann einmal abschließen werde.

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