„Jeden Tag lief Floey an ihr vorbei, ohne sich etwas dabei zu denken. Jeden Tag blieb die kleine, kaum erkennbare Luke unsichtbar für Floey. Und doch befindet sich dahinter das wichtigste in ihrem Leben.“
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Floey’s Leben lief ganz normal, eben wie das einer 13-jährigen.Bis zu dem Tag, als der Makler kam, um den Wert des Hauses zu schätzen, denn sie wollten das Haus verkaufen. Eher gesagt Floey’s Eltern wollten das Haus verkaufen. Floey liebte dieses Haus. Sie liebte die Dielen, die knarrten wenn man über sie ging. Sie liebte den Geruch des Feuers und des Holzes, welcher von dem Ofen, den sie an jedem kühlen Abend anhatten, ausging. Sie liebte das Haus, denn sie wurde hier geboren, sie ist hier groß geworden, sie will hier bleiben und hier sterben. Doch ihre Eltern meinen das Haus wäre nicht gut für sie. Es sei zu ‚gefährlich’. Floey verstand sie einfach nicht. Was sollte an diesem Haus gefährlich sein? Auch wenn die Dielen knarren, sie sind stabil, sie wurden erst letztens von einem Statiker geprüft. Also, was soll hier gefährlich sein? Und warum soll das Haus nicht gut für Floey sein? Doch das würde sie noch früh genug erfahren.
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An diesem Morgen wachte Floey früher auf als sonst. Sie ging nach unten, leise, um ihre Schwester Molly nicht aufzuwecken. Als sie die Wohnzimmertür erreichte blieb sie stehen. Sie hörte Stimmen. Da war ihr Vater mit seiner lauten, durchdringenden Stimme. Dann war da noch das zarte Stimmchen ihrer Mutter. Aber da war noch eine dritte Stimme die sie nicht kannte. Floey überlegte. Wer könnte das sein? Die neuen Nachbarn? Nein, nicht um diese Uhrzeit. Nicht um 6.00Uhr morgens. Wem könnte diese Stimme nur gehören… Also, die Stimme muss einem Mann gehören… Da traf es Floey wie einen Schlag, wie einen eiskalten Schneeball, der sie im Nacken trifft, von dem sie die Kälte spürt, und das geschmolzene Wasser, wie es ihr den Rücken herunterrinnt. Es war der Makler! Er war hier um den Wert des Hauses zu schätzen! Aber warum um diese Uhrzeit? Wollten Floey’s Eltern ihr etwas verheimlichen? Zum Glück hörte Floey nicht nur Gemurmel, sondern auch einige Textabschnitte: „Wie viele Zimmer gibt es hier?“ Das war die unbekannte Stimme, also der Makler. „Also Bad und Gäste-WC, Küche…“ da verstand Floey etwas nicht, „also mit dem Dachboden 9 Zimmer.“ Das war eindeutig ihr Vater. Dachboden? Was laberte ihr Vater da? Seit wann hatten sie in diesem Haus einen Dachboden? Warum wusste sie nichts davon? Plötzlich ging Floey ein Licht auf: Es war wegen des Dachbodens warum die Eltern ausziehen wollten! Was war an ihm so gefährlich? Floey musste das Geheimnis lüften, komme was wolle! Floey war so in ihren Gedanken versunken, dass sie gar nicht mehr auf das Gespräch achtete, und auch erst in letzter Sekunde das Quietschen der Stühle über dem Boden, sowie die Schritte hörte. In rasendem Tempo spurtete sie mit Heidenlärm die Treppe hoch und konnte noch schnell in ihr Bett springen, bevor es an der Tür klopfte. „Guten Morgen, Floey! Aufstehen!“ Floey probierte ein halbwegs müdes Knurren von sich zu geben, doch von dem Vorfall mit dem Dachboden war sie hellwach. „Ich komme ja“, brachte sie schließlich hervor.
Tag der Veröffentlichung: 30.08.2011
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