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Teil 1


Hallo, mein Name ist Chrytal. Ich hatte nicht immer ein so schönes Leben,
wie ich es jetzt habe. Heute kann ich auf einer grünen Wiese grasen und
habe genug Futter und Wasser, meine Box ist sauber und das wichtigste:
jetzt habe ich jemanden ,der mich liebt!
Doch sprechen wir jetzt über meine Vergangenheit:
Ich wurde in einem hellen und schönen Stall geboren. Die Besitzerin meiner Mutter schaute uns zu?! Ich wollte hier raus! Ich wollte nicht mehr in diesem dunklen Bauch bleiben! Ich wollte wissen wie die Welt ausschaut. Meine Mutter wieherte sehr laut. Doch ich merkte, dass ihre
Schmerzen ganz vergessen waren, als sie mich dann endlich sah.
Sie leckte mich sauber. Doch den Weg zu ihren Zitzen musste ich selbst finden. Ich wollte hin, zu ihrem warmen Bauch, nur konnte ich nicht aufstehen. Ich versuchte es ein erstes Mal. ein zweites. ein drittes...
Doch irgendwie funktionierte es nicht. Dann versuchte ich mit letzter Kraft aufzustehen und es gelang mir. Es war ziemlich schwierig auf Beinen zu laufen. Es war sehr holprig. Doch mir war das in dem Augeblick egal. Ich hatte riesigen Hunger. ich stand vor meiner Mutter. Aber jetzt musste ich mich irgendwie bücken? Hm.. Ich überlegte mir, wie das vielleicht funktionieren könnte. Dann kam mir eine Idee: Vorderbeine nach vorne schieben und Kopf ducken. Jetzt konnte ich meinen Hunger wegessen. Ja.. Ich könnte sagen, dass meine ersten paar Lebensjahre, die schönsten meines Lebens waren. Ich konnte mit meiner Mutter galoppieren, ich konnte sie nerven, ich konnte auf einer saftigen Wiese grasen und mit meinen Freunden herumspinnen.
Eines Tages kam ein merkwürdig angezogener Mann, er hatte einen Anzug an, war hochnäsig und kam mir nicht sympathisch rüber. Er hatte eine tiefe Stimme und schaute mich mit seiner Fratze blöd an. Er öffnete grob mein Maul und schaute mir unter meine Hufen. Dann nannte er eine Zahl, soweit ich mich erinnern kann, sagte er 5000. Mein Besitzer sagte nur einverstanden. Ich kapierte es nicht. Doch irgendwas musste los sein, da meine Mama laut wieherte und : “Nein, nein, das dürfen Sie nicht!” sagte.
Woher sollte ich damals wissen, dass dieser arrogante Typ mich kaufen wollte. Meine Mutter kam zu mir angerannt und küsste mich ein letztes mal.
Dann führte mich dieser Mann in einen Wagen, es war eng und dunkel da drinnen. Mir wurde übel und schlecht, als der Wagen anfing zu fahren.
Dann brachte dieser Mann mich in eine große, aber verschmutze, stinkende und dunkle Box. Alle Pferde, die ich dort sah, waren abgemagert. Eines war sogar dem Tode nah. Sie schauten mich so an als ob sie mich gleich fressen wollten, nur weil ich noch Fleisch an meinen Knochen hatte? Auf jeden Fall wollte ich mal nicht so ausschauen! Eine Frau kam zu mir und sagte : ,, Du wirst ein Rennpferd!” gesagt, getan! Sie schmiss einen Sattel auf meinen Rücken, legte mir ein Gebiss in meinen Mund und fing an mich zu Reiten.
Ich kannte das alles schon, meine ehemalige Besitzerin ist oft mit mir ausgeritten. Doch was diese Frau da mit mir anstellte? Es war unglaublich. Sie hetzte mich durch die Reithalle. Ich sollte immer schneller werden und schneller. Ich hatte mein Höchsttempo schon erreicht, doch ihr genügte das nicht, ich sollte noch schneller werden. Doch dann fiel ich hin. Meine Knie taten mir weh. Sie beschimpfte mich nur:,, Beim Training schon? Ich will ein anderes Pferd! Dieses Pferd taugt nichts, so ein Pferd gehört auf den Schlachthof!” Dann schlug sie mich mit einer Gerte! Ich blutete und man konnte die Abdrucke der langen Schnur aus Gummi auf meiner Haut sehen. Ich sah jetzt schon schrecklich aus. Dann wurde ich abgesattelt und für ein paar Monate in die Box gestellt, ich hatte zwar genügend Futter und Trinken aber ich war niemals glücklich dort gewesen. Dann kam dieser arrogante Mann wieder, er packte mich fest, doch ich zwickte ihn in seine Hand, das geschah ihm Recht! Er schlug mich jedoch und schrie: ,, Auch noch unverschämt werden, junge Dame?”. Dann brachte er mich wieder in einen Wagen. Als er mich wieder rausholte, hörte ich Geschrei von Pferden, sie schrieen: Nein! Töte mich nicht!”. Das durfte doch nichts Gutes heißen? Er brachte mich in einen blutigen Raum, vor mir sah ich wie von “Freunden” der Kopf abgeschnitten wurde, alle wehrten sich, doch keiner von ihnen hatte eine Chance zu entkommen. So hatte ich es womöglich auch keine Möglichkeit. Doch ich versuchte es trotzdem. Ich schlug dem Mann ,der neben mir stand eine rein, und haute ab, alle Männer rannten hinter mir her, doch ich war schneller. Meine Knie schmerzten zwar, aber das würde schon wieder weg gehen, jetzt war es wichtig zu fliehen!
Ich kam auf einer großen Wiese an, dort waren viele Pferde! Sie waren glücklich! Alle ohne Besitzer. DAS war das Pferdeparadies! Ich tollte mit. Sie akzeptierten mich sofort und ich verbrachte 2 tolle Monate mit meinen Liebsten. Zwei Monate! Zwei großartige Monate, aber mir fehlte meine Mutter sehr. Ich konnte mich nicht einmal gescheit von ihr verabschieden. Aber was kann man jetzt noch tun? Dachte ich mir damals immer. Als wir eines Tages wieder auf der großen weiten Wiese spielten, kam plötzlich ein Mann. Er hatte ein Lasso oder so etwas dabei. Dieser Mann beobachtete uns schon seit längerem. Der Typ saß auf einem stolzen Pferd. Doch was bringt einem Stolz, wenn man die Freiheit und die Natur nicht genießen kann? Dieser Mensch kam auf unsere Herde zu. Wir liefen um unser Leben, er wollte sein Lasso um unsere Hälse schlingen. Alle meine Freunde konnten fliehen nur ich, ich stolperte, mein Knie war noch nicht ganz verheilt gewesen. Er machte die Schlinge um meinen Hals, führte mich zu ihm nach Hause und direkt in eine Box. Die Box war hell, die Weide war schön groß, ich hatte genug Essen und Trinken. Der Mann kümmerte zwar einigermaßen um mich aber es fehlte schon wieder was. Liebe! Mir fehlte die Aufmerksamkeit und Zuversicht eines Menschen, und die Liebe meiner Mutter!.
Ich wurde nach ein paar Monaten verkauft, für wenig Geld! Kein Wunder, dass ich in eine enge Box gestopft wurde. Es war dunkel, feucht und ecklig dort. Alles stank. Es stank ein wenig nach Leichen. Ich bekam ein, zwei Tage kein Futter mehr. Ich stürzte am dritten Tag zu Boden, da meine Beine mich nicht mehr tragen konnten. Ich konnte auch nicht mehr aufstehen. Da kam eine herzensgute Dame an mir vorbei. Sie schaute mir tief in die Augen, sie sagte meinen Namen mit ruhiger Stimme: Chrystal..., was ist aus dir geworden?” Ich erkannte diese Frau. Es war die Besitzerin meiner Mutter. Ich wusste wer sie war! Doch ich kriegte keinen Ton raus. Innerlich freute ich mich zwar, aber ich konnte es nicht zeigen, zu lange schon bekam ich kein Futter mehr. Die Dame hatte Leckerlis in ihrer Hosentasche! Ich roch es doch! Ich versuchte meinen Kopf zu ihrer Tasche hinzubewegen und zu zeigen, dass ich Futter brauchte. So versuchte ich meinen Kopf gegen ihre Hüfte zu stoßen. Sie kapierte es. Ich hatte Hunger! Sie leerte ihre Hosentasche aus, und gab mir alle Leckerlis, die sich darin befanden. Dann öffnete sie ihre Handtasche. Eine große Packung Leckerlis! Ich fraß alles schnell auf und wollte mehr, doch sie schaute mir tränengerührt in die Augen und meinte, dass sie keine Leckerlis mehr habe. Dann sagte sie: “Tschüss, Chrystal!
Machs gut! Ich kann dich nicht kaufen. Ich habe kein Geld mehr, ich bin pleite gegangen, deine Mutter musste ich auch verkaufen.”
Das war´s, dachte ich mir. Jetzt kann ich meine Mutter nie wieder sehen! Alles weg, die ganzen Hoffnungen, dass ich Mama vielleicht irgendwann mal wieder sehen kann. Alles hin. Ich hatte nicht mehr so viel Hunger aber durst. Doch daran war jetzt nicht zu denken... Ich stürzte zusammen, die Dame die mich kaufte, kam eines Tages auf die Idee, mir Wasser und ein bisschen Heu zu geben. Ich war ihr in letzter Zeit aufgefallen, sagte sie zu mir. Ich seie ziemlich schwach geworden? Kein Wunder, wenn ich keine Nahrung bekomme dachte ich mir! Sie kratzte meine Hufen aus, striegele mich und bürstete meine Mähne und meinen Schweif und sie machte meine Box so sauber, wie ich eine Box schon seid Jahren nicht mehr gesehen hatte. “Wow, ein richtig schönes, weißes Fell! Das hätte ich mir nicht gedacht! Aber ich wusste, dass du bestimmt hübsch ausschaust, wenn man dich mal sauber macht! Ich möchte, dass es euch allen wieder besser geht. Ich hatte nur in den letzten paar Monaten keine Zeit um mich um euch zu kümmern. Und ich bin mir sicher, es wird euch noch besser gehen, wenn ich euch verkaufe! Dann habt ihr ein zu Hause mit Geld, Leute die sich Futter und Wasser für dich leisten können. Du musst den Leuten nächsten Dienstag nur zeigen, dass du ein hübsches und tempramentvolles Pferd bist. Aber das kriegst du hin. Da bin ich mir sicher!”
Wenn das so ist, dann schaffe ich es bestimmt! Es war Dienstag morgen, 5 Uhr. Eine Dame kam zu mir, pflechtete meine Mähne und meinen Schweif, bürstete mich auf hoch- glanz und machte mir ein paar Schleifen in mein Haar, Sie kratze meine Hufen aus und gab mir Futter und Wasser. Außerdem umarmte sie mich, und machte mir Mut, sie streichelte einen bestimmten Knochen an meinem Bein und auf einmal war ich Energiegeladen! Sie brachte mich mit vielen anderen Pferden in eine “Arena” wo wir traben und galoppieren sollten. Die Leute schrieen umher: “ich nehme das Pferd, Nein ich nehme es” Doch um mich streitete sich niemand, ich war zu unauffällig. Dann sprang ich rum, galoppierte die ganze Zeit und ließ meine lange Mähne im Wind tanzen. Dann hatten sie alle ihren Mund offen: “Wow! Ein Pferd wie aus dem Paradies! Ein wundervollen Tier!”
Ein Kind wollte mich haben, ihre Eltern kauften mich. Sie waren sehr reich. Ich hatte einen ganzen Pferdehof für mich alleine. Ich hatte eine ganze, große Wiese für mich alleine! Doch ich war nicht komplett alleine, Hannah war bei mir. Das kleine Mädchen, das mich haben wollte! Mein Liebling! Ihre Eltern besaßen eine Fabrik, diese Fabrik war sehr erfolgreich, so dachte ich mir, dass sie mich niemals hergeben mussten. Ich genoss die 5 Jahre mit Hannah. Jeden Tag kam sie zu mir, bürstete mich, trainierte mich, wechselte mein Wasser, gab mir Futter, reinigte meinen Stall und machte lange schöne Ausritte mit mir, der schönste Platz an den wir mindestens zweimal in der Woche gangen, war der Fluss, dort durfte ich durch das Wasser laufen! Wir waren ein Herz und eine Seele! Ich spürte, in jedem Kuss den sie mir gab, dass sie mich liebte! Dass sie mich gern hatte und dass sie mich niemals hergeben würde. Sie sagte es auch immer zu mir: “Ich geb dich, für nichts und niemanden her, uns kann keiner trennen!”
Eines Abends kam sie mit Tränen in ihren Augen zu mir. Sie war schon ganz rot vom Heulen. Ich stupste meine Nase an ihrem Körper, um zu fragen was los sei!
Sie sagte: “ Mamas und Papas Fabrik ist verbrannt. Sie haben kein Geld mehr! Wir können dich nicht mehr halten, wir müssen dich hergeben, besser gesagt verkaufen! “ Mir kullerten Tränen aus meinen Augen! ich schnaufte in ihr Ohr und schleckte sie. Sie küsste mich tausende male. Putze mich und wollte mich ein letztes Mal reiten, wir gingen an den Fluss. An den schönen Fluss! Wir waren eins. Es war schon 10 Uhr Abends, eigentlich hatte sie Angst im Dunkeln, dass ein Mann kommen könnte oder so was. Doch ihr war das egal, ihr war egal ob sie ein Mann mit nimmt und töten könnte, sie wollte mich reiten und mich lieben!
Ich genoss es und es war viel schönes als sonst. Wahrscheinlich, weil ich wusste, dass das mein letztes Mal sein würde
Dann stellte sie mich wieder in meine Box, sie hatten mich am nächsten Morgen mit Sattel und Zaumzeug verkauft. Hannah weinte! Sie weinte schrecklich! Sie bekam kein Wort heraus. Sie streichelte mich, doch sie konnte noch ein letztes “ich liebe dich, schatz” aussprechen. Dann brachte mich ein Mann in einen Anhänger. Auf dem Weg sah ich, dass auf dem Boden des Anhängers ein Foto von uns beiden lag. Ich nahm es in mein Maul. Ich hatte den ganzen Weg über dieses Foto im Maul. Der Mann führte mich nach gefühlten 2 Stunden aus dem Anhänger raus und gab mich sofort an den Mann gegenüber weiter. Ich war an schmutzige Leute gekommen. Sie hatten nur Geld im Kopf. Sie versprachen doch, dass ich in Gute Hände kommen würde?! Was war aus all diesen Versprechen. Der Mann drückte dem anderen Geld in die Hand und der Mann nahm mich mit! Er ließ mich an einer versifftenen Wiese los und sagte: “Schau wie du zu Recht kommst!” dann lachte er. Ich sollte ganz alleine im nirgendwo zu Recht kommen?! Dann ging er weg.
Okay, ich machte mich auf die Suche. Ich musste Futter finden, eine Wiese würde es auch taugen, aber nicht so eine wie diese, auf der ich stand, wo schon alles Gras weg ist und nur noch Erde da ist. So suchte ich einen Tag, doch ich merkte dann erst, dass es sinnlos ist. Denn ich war an einer Straße angekommen. Hier konnten keine Wiesen sein. Bis mich eine Frau sah und mich mitnahm, ich hatte immer noch das Foto in meinem Maul. Die Frau sah das, und rief: “Was?! Du bist den Calson´s entlaufen??
Sie packte meine Mähne und führte mich vor ihr kleines Haus. Dort band sie mich mit einer Schnur fest. Nach kurzer Zeit kam sie wieder raus, mit einer großen Schüssel Wasser und altem Brot. Sie stellte beides vor meine Füße, schaute mir in meine glasigen Augen und sagte: “ Wie du siehst, besitze ich nicht viel. Ich kann dir nur das anbieten. Aber bald werde ich in ein großes Haus umziehen können, wenn ich dich verkaufe! Du bist eines der berühmtesten Pferde Amerikas. Jeder kennt dich. “ Dann lachte sie gruselig.
Wenn das so ist, dachte ich mir. Dann würde ich anscheinend von einer reichen Familie gekauft werden. Hoffentlich werden mir meine zukünftigen Besitzer auch Aufmerksamkeit schenken. Aber an das war nicht zu denken. Ich aß lieber, bevor ich umfiel. Ich trank auch ein wenig. Nachdem die Frau mich in eine Garage am Haus geführt hatte, legte sie mir noch eine dicke Decke über meine Schultern, denn sehr warm war es draußen nicht mehr.
Ich hatte eigentlich ganz gut geschlafen . Aber mir kamen ein paar Fragen hoch.
Wo meine Mutter wohl sei? Ob es ihr gut ging? Oder ob sie überhaupt noch lebte? Mehr als mir alles gut einzureden konnte ich nicht. Dann träumte ich noch, von meinen Freunden, von denen auf der Weide, die in der Freiheit!
Dass ich mitgaloppierte. Doch ich merkte, dass alles nur ein Traum war, als ich meine Augen öffnete und die kahle Garagen-Wand erblickte...


Fortsetzung folgt

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Tag der Veröffentlichung: 22.10.2011

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