Cover

Vorwort

 

Liebe Leser,

 

die hier abgelegte kleine Sammlung zum Thema "Wikinger" soll den historischen Rahmen zu meinem Buch "Sæwicingas" deutlicher machen.

 

Wer sich also nicht nur auf den Roman beschränken möchte, sondern gern auch in die historische Welt der Nordmänner eintauchen will, ist hier gerade richtig.

 

Von mystisch bis kurios wird hier nach und nach alles zu finden sein, was ich bei meinen Recherchen zum Buch spannend fand.

 

Viel Spaß euch allen damit!

 

Eure Sophie

 

 

Das Buch selbst findet ihr hier:

http://www.bookrix.de/_ebook-sophie-andre-s-wicingas/

Der historische Rahmen um "Sæwicingas"

 

 

Als Rúna acht oder neuen Jahre alt war, überfiel König Göttrik Reric, eine slawisch-dänische Siedlung in der Nähe von Wismar. Diese Schlacht wird auf 808 datiert.

Göttrik starb 810 und sein Nachfolger - Hemming - schloss Frieden mit Karl dem Großen und vertrieb Horik I. ins Asyl nach Schweden. Nach Hemmings Tod 812 kommt es zu einem innerdänischen Bürgerkrieg zwischen den Nachkommen Göttriks (Horik und dessen Brüdern) und Harald Klak, dem Nachkommen Hemmings.

 

Somit befinden wir uns zum Beginn der Geschichte, ungefähr neun oder zehn Jahre später, in der Herrschaftszeit von König Horik I..

 

Neben den Erbfolgestreitigkeiten zwischen Horik und Harald stehen auch religiöse Interessen gegeneinander. Harald sucht die Nähe zu Ludwig dem Frommen, wird dessen Lehnsmann und erhält Unterstützung bei seinen kriegerischen Auseinandersetzungen mit Horik I.. Dennoch siegt das große Heer Horiks 813 und Harald Klak muss sich aus Dänemark zurückziehen. Ausschließlich Jütland und Haithabu verbleiben dem Nachfahren Hemmings. Horik wird zum alleinigen Herrscher über Dänemark und Schonen.

815 - und hier sind wir in der Geschichte angekommen - versucht Harald, seine Herrschaft zurückzuerobern.

 

 

In der Zeitfolge von Stephanie Vonwiller liest sich der Überblick wie folgt:

 

9. Jahrhundert:

800: unzählige Wikingerangriffe führen zum Zerfall aller angelsächsischen Königreiche mit Ausnahme von Wessex. Karl der Große wird am Weihnachtsmorgen in Rom zum Kaiser gekrönt.

 

808 König Göttrik von Dänemark zerstört die slawische Stadt Reric und lässt die dort ansässigen Kaufleute nach Haithabu umsiedeln.

810 Friesland wird von einer dänischen Flotte angegriffen. Der karolingische König Gotfrid wird ermordet. Sein Neffe und Nachfolger Hemming schließt mit Franken Frieden.

812 Hemming stirbt. Als Könige folgen aus der Verwandschaftslinie Harald Klak und Reginfred nach.

813 Eine dänisch königliche Expedition bricht nach Vestvold in Südnorwegen auf, um die dänische Oberherrschaft wiederherzustellen.

814 Harald Klak, ehemals vertriebener Thronanwärter in Dänemark, steht nach dem Tod Karls des Großen im Dienst des Frankenkaisers Ludwig I. der Fromme.

815 Der fränkische Versuch, Harald als Dänenkönig einzusetzen , scheitert

819 Harald Klak wird als Mitkönig durch die Söhne Gotfrids anerkannt.

 

Ab 826/27 ist Horik I. mutmaßlich der alleinige Herrscher über Dänemark und Schonen, doch das ist eine andere Geschichte.

 

 

  (Bildquelle 1)

 

 

Quellen:

Von geplünderten Heiligtümern und geheiligten Plünderern: Die Christianisierung Skandinaviens im Mittelalter 814 - 1104; Felix Mescoli

Annales regni Francorum 813; Chronicon Moissiacense 813

Sandra Polzer: Die Franken und der Norden. Über die Schwierigkeit der Interpretation von frühmittelalterlichen Quellen zur Geschichte Dänemark. Wien 2008

Dänemark: Eine Wikingerlüge? Stephanie Vonwiller

Was ist denn nun eine "Völva"?

 

In meinem Roman "Sæwicingas" begegnet der Leser bei seiner Ankunft in Straumfjorður einer Frau, die von allen nur hochachtungsvoll "Die Völva" genannt wird.

Das Wort "Völva" aus dem Altnordischen bedeutet eigentlich nichts anderes als "Die Frau mit dem Stab", wobei dieser als ein Symbol der Macht gelten kann. Der Völva sagt man nach, in Extase Einsicht in andere Welten nehmen zu können und sogar in diese reisen zu dürfen.

 

Bekannteste Völva ist Heiði in der apokalyptischen Weissagung Völuspá (wörtlich: „Prophezeiung der Völva“). Vermutlich schreibt die Dichterin dieses Götterliedes von sich selber. (Quelle: Wikipedia) 1. Lied der Edda.

 

Die Isländer haben dieser Seherin sogar eine Briefmarke gewidmet:

 

„Faroe stamp 428 The Prophet“. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Faroe_stamp_428_The_Prophet.jpg#/media/File:Faroe_stamp_428_The_Prophet.jpg(Bildquelle 2)

 

Man nimmt auch an, dass die Völva eine Priesterin der Göttin Freya war.

In Norwegen wurden um die 40 Frauengräber gefunden, deren Grabbeigaben Stäbe enthielten.

Da es in diesen Gräbern immer weitere wertvolle Grabbeigaben gab, kann man aus diese aufwändige Bestattung schließen, dass die Völur (Plural von Völva) zur höchsten Stufe der Gesellschaft gehörte. Glaubte man bei der ersten Grabentdeckung noch, auf das Grab der Königin Åsa, der legendären Stammmutter der norwegischen Könige gestoßen zu sein, so kann man aus den zahlreichen Völva-Gräbern schließen, dass es weise Frauen, Priesterinnen und Seherinnen es wohl in jeder Gemeinschaft gab - vom kleinen Fischerdorf, über wohlhabende bäuerliche Sippen bis hin zu königlichen Höfen. (Quelle: http://www.artedea.net/volva-die-grose-seherin/)

In einigen dieser Gräber fand man Überreste von halluzinogenen Pflanzen wie Nachtschatten oder Bilsenkraut.

 

 

Grabfunde aus Öland:

 

By Berig (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0-3.0-2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

(Bildquelle3)

 

 

 

Auch in der Eiríks saga rauða (Saga von Erik dem Roten), einer Saga aus Grönland wird eine Völva namens Thorbjörg während einer Hungersnot um Rat gebeten. In dieser Sage wird die Ausstattung der Völva wie folgt beschrieben:

"Sie war gekleidet in einen blauen Mantel, und dieser war bis zum Saum mit kostbaren Steinen besetzt. Um den Hals trug sie Glasperlen, auf dem Kopf eine Mütze aus schwarzem Lammfell, die innen mit weißem Katzenfell ausgefüttert war. In der Hand hielt sie einen messingbeschlagenen Stab, der oben einen Knopf hatte; auf dem Knopf saß ein Stein. Um die Taille trug sie einen Gürtel mit Zunderbüchse; am Gürtel hing ein Lederbeutel, in dem sie die Zaubermittel aufbewahrte, die sie zu ihrer Wahrsagerei benötigte. An den Füßen trug sie haarige Schuhe aus Kalbsfell mit langen Riemen, die am Ende große Zinnknöpfe hatten. An den Händen trug sie Handschuhe aus Katzenfell, die innen weiß und haarig waren."

(Quelle: http://www.varunaholzapfel.de/voelva.html)

Thorsteins Sonnenstein

 

 

Über  tausende von Kilometern reisten die Schiffe der Wikinger nicht nur bis Island und Dublin, sondern gelangten auch nach Bagdad und Konstantinopel.

Wie war es den frühen Steuermännern möglich, ohne den später unverzichtbaren Magnetkompass ihre Routen zu finden?

Drei mögliche Navigationsinstrumente werden von den Wissenschaftlern zumindest vermutet: Sonnenpeilscheibe, Sonnenschattenbrett und Sonnenstein

Archäologische Funde belegen die Verwendung einer Art Sonnenuhr aus Holz (Sonnenpeilscheibe). Damit konnten Osten und Westen festgelegt werden. Allerdings ist nicht klar, ob der Zweck tatsächlich die Navigation war.

Hinzu kam das Sonnenschattenbrett, eine Scheibe mit einem Stift in der Mitte, umgeben von Konzentrischen Kreisen zur Feststellung und Beibehaltung der Breite.

(Quelle: Sterne weisen den Weg - Geschichte der Navigation: Katalog zur Ausstellung in Hamburg und Nürnberg 2008-2010, zusammengestellt von Gudrun Wolfschmidt)

 

Bisher noch nicht eindeutig für die Wikingerzeit belegt, aber als sehr wahrscheinlich angenommen ist der sogenannte Sonnenstein, der Kalzitkristall.

Kalzit bricht Sonnenlicht in Abhängigkeit von seiner Position zur Sonne. Beim Blick durch den Stein sind zwei unterschiedliche Bündel des Sonnenlichts zu sehen. Durch Drehen des Steins kann eine Position erreicht werden, in der die Intensität beider Lichtbündel identisch ist. In diesem Moment zeigt der Kristall genau die Richtung der Sonne an.

(Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/sonnensteine-dienten-wikingern-zur-sicheren-navigation-a-887227.html)

 

von ArniEin (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) oder GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

 (Bildquelle 4)

 

Bisher weiß man von zwei Hinweisen, dass die Wikinger, die zwischen 750 und 1050 nach Christus die nördlichen Meere bereisten, sich mit einem "Stein" bei der Orientierung geholfen haben: Zum einen ist in der sogenannten "Sigurd-Legende" zu lesen, dass König Olaf an einem bewölkten Tag mit Schneefall nach jemandem gesucht habe, der ihm sagen konnte, wo am Himmel die Sonne zu finden wäre. Er fragte Sigurd, und um seine Antwort zu überprüfen, nahm "Olaf den 'Sonnenstein' (im Original: 'sólarsteinn') zur Hand, schaute zum Himmel und sah, woher das Licht kam. Es stellte sich heraus, dass Sigurd recht hatte," ist dort zu lesen.

Zum anderen berichteten Archäologen 2001, dass sie unter Resten eines Wikinger-Schiffs einen Stein und Teile einer Holzscheibe gefunden hätten, beide mit geraden und geschwungenen Gravierungen.

(Quelle: http://science.orf.at/stories/1674843/)

 

"Met macht blet!"

 

Nachdem ich mit einer meiner liebsten Leserinnen nach ihrem letzten Review ein virtuelles Methorn geteilt hatte, kam mir die Idee, euch auch kulinarisch ein bisschen auf dem Laufenden zu halten.

 

eigenes Foto, Urheberrecht bei  Sophie André

 (eigenes Foto, Urheberrecht bei Sophie André)

 

 

Und wirklich guten Met verstanden die Alten zu machen!

Dazu habe ich ein Originalrezept gefunden - also spitzt die Ohren und stellt Honig bereit:

 

"Wilt du gu:oten met machen.

Der gu:oten mete machen wil, der werme reinen brunnen, daz er die hant dor inne liden ku:enne,

vnd neme zwei maz wazzers vnd eine honiges.

daz ru:ere man mit eime stecken vnd laz ez ein wile hangen vnd sihe ez denne durch ein rein tu:och oder durch ein harsip in ein rein vaz.

vnd siede denne die selben wirtz gein eime acker lanc hin vnd wider vnd schume die wirtz mit einer vensterehten schu:ezzeln,

da der schume inne blibe vnd niht die wirtz.

dor noch gu:ez den mete in ein rein vaz vnd bedecke in, daz der bradem iht vz mu:ege, als lange daz man die hant dor inne geliden mu:ege.

So nim denne ein halp mezzigen hafen vnd tu:o in halp vol hopphen vnd ein hant vol salbey vnd siede daz mit der wirtz gein einer halben mile.

vnd gu:ez ez denne in die wirtz vnd nim frischer heven ein halb no:ezzelin vnd gu:ez ez dor in.

vnd gu:ez ez vnder ein ander, daz es gesschende werde. so decke zv:o, daz der bradem iht vz mu:ege, einen tac vnd eine naht.

So seige denne den mete durch ein reyn tu:och oder durch ein harsip vnd vazze in in ein reyn vaz

vnd lazze in iern drie tac vnd drie naht vnd fu:elle in alle abende.

Dar nach lazze man in aber abe vnde hu:ete, daz iht hefen dor in kume,

vnd laz in aht tage ligen, daz er valle, vnd fu:elle in alle abende.

dar nach loz in abe in ein gehertztez vaz vnd laz in ligen aht tage vol.

vnd trinke in denne erst sechs wu:ochen oder ehte, so ist er aller beste."

 

Das Rezept stammt aus dem Würzburger "Buch von guter Spise" von 1350. Man nimmt an, dass es das älteste Kochbuch in mitteldeutscher Sprache ist.

 

 

 

Eine gute Übersetzung dazu liefert uns diese Quelle:

http://www.die-dunkle-dimension.de/i-mime.htm

 

"Willst Du guten Met machen. Wer guten Met machen will, erwärme sauberes Wasser so weit, so daß er noch die Hand hinein halten kann. Man nehme jeweils zwei Maß Wasser und ein Maß Honig. Mit einem Stab umrühren und (es) sich eine Weile setzen lassen. Dann seihe man es durch ein sauberes Tuch oder ein Haarsieb in ein sauberes Faß ab. Sodann siede man es gegen eine Ackerlänge hin und zurück (so lange man zu Fuß für die Strecke eines Morgens Ackers und wieder zurück benötigt; Uhren gab es schließlich nicht) und entferne den Schaum mit einer durchlöcherten Schale (Durchschlag, Sieb, Schöpfkelle etc.). Der Schaum bleibt in der Schale zurück, aber nicht die Flüssigkeit. Danach gibt man den Met in ein sauberes Faß und decke es ab, damit der Dampf nicht hinaus kann, solange, bis man seine Hand hinein halten kann. So nimm dann einen Meßbecher und fülle ihn halb voll Hopfen und mit einer Handvoll Salbei und siede das gleichzeitig mit dem Met gegen eine halbe Meile (so lange man benötigt, um diese Strecke zu gehen). Und gib es dann in den Met und nimm eine halbe Nuß (soviel, wie in eine halbe Nußschale paßt) frischer (lebender) Hefe und gib es ebenfalls hinein. Und misch es durch, daß es vergären werde. So decke es zu, so daß der Dampf hinaus kann, einen Tag und eine Nacht. So filtere dann den Met durch ein sauberes Tuch oder durch ein Haarsieb. Und fülle ihn in ein sauberes Faß und lasse es drei Tage und drei Nächte gären und fülle es jeden Abend um (wieder filtern), danach lasse man es abermals in Ruhe und schütze es vor dem Eindringen von Hefe (gut abdecken) und lasse es acht Tage liegen (ruhen) daß es sich setzt (die Hefe sinkt nach unten) und fülle es allabendlich um (vorsichtig abgießen, um den Bodensatz nicht mit umzufüllen). Danach füllt man es in ein geharztes (abgedichtetes, beziehungsweise für Aroma und Desinfektion mit Harz ausgeräuchertes) Faß und läßt es acht Tage voll liegen (ruhen, ohne es anzurühren oder etwas herauszunehmen) und trinke es innerhalb der nächsten sechs oder acht Wochen. Dann ist er am allerbesten."

 

 

 

By Zil (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

(Bildquelle 5)

 

 

Na dann mal hoch die Hörner!

 

 

Ein paar Anmerkungen zum Kloster Lindisfarne

 

 

 

Mit dem Überfall auf Lindisfarne wird gern der Beginn der "Wikingerzeit" markiert. Doch es gab wohl schon früher Überfälle der Nordmänner, sodass man da geteilter Meinung sein darf.

 

By Russ Hamer (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

 (Bildquelle 6)

 

Die allwissende Wiki sagt dazu: "Lindisfarne war ein Kloster auf der Insel Lindisfarne vor der Nordost-Küste Englands in der Grafschaft Northumberland. 793 fand der erste Überfall auf das Kloster durch Wikinger statt. 875 verließ Bischof Eardulf mit den Mönchen aus Furcht vor Wikingerüberfällen das Kloster auf Lindisfarne"

Obwohl mein Überfall rein fiktiv ist - es gibt keine genaue Datierung im Verlauf - kann man davon ausgehen, dass die Wikinger der Insel mehrere "Besuche" abstatteten, da ja Eardulf ansonsten dort geblieben wäre.

 

von Eadfrith of Lindisfarne (presumed) [Public domain], via Wikimedia Commons

 (Bildquelle 7)

 

Lindisfarne war ein Mönchskloster, galt aber auch als Wallfahrtsort. Auch, wenn die Lindisfarne Gospels (siehe Bild) noch nicht geschrieben waren, mag die Wallfahrtsstätte ausreichend Erklärung sein, warum sich auch eine Nonne dort aufhielt - und sie war ja Gast im Dorf und nicht im Kloster.

 

In einem Interview mit dem WDR erklärte Professor Sebastian Brather, Archäologe an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg: "Über Lindisfarne wissen wir, dass eine Schar von Seeräubern - die damals Normannen und heute Wikinger heißen - das Inselkloster überfallen, geplündert und zugleich das Heiligtum besudelt hat. Über den Angriff schreibt der Mönch Simeon in der History of the Church of Durham: 'Sie erschlugen einige der Brüder, andere führten sie in Ketten fort. Der größten Zahl rissen sie die Kleider vom bloßen Leib, stießen sie zu den Türen hinaus, und einige ertränkten sie im Meer.'"

(Quelle: http://www1.wdr.de/themen/archiv/stichtag/stichtag7554.html)

 

Anhand dieser Schilderung habe ich den Überfall "rekonstruiert". Ich hoffe, das ist realistisch genug für euch.

 

Hrimfaxi und Skinfaxi

 

 

 

Thorsteins beide Fjordpferde tragen wahrlich mythologische Namen!

Erwähnung finden sie in der Liederedda, genauer im Wafthrudnismal, dem dritten Lied.

 

Peter Nicolai Arbo [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons

Bildquelle (8)

 

 

 

Hier begibt sich Odin in einen Rätselstreit mit dem Urriesen Wafthrudnir, der als der weiseste unter seinesgleichen angesehen wird.

Leider geht es Odin um mehr als nur Knobelspass. Unter dem Decknamen Gagnrad sucht er, von Frigg zur Vorsicht ermahnt, den weisen und uralten Riesen auf. Nachdem er sechs Fragen richtig beantworten kann, ist Odin als würdiger Gegner anerkannt, er darf sich in der Halle des sechsköpfigen Wafthrudnirs setzen und seinerseits Fragen stellen.

Eine Zeit lang kann Wafthrudnir alles beantworten, was Odin ihn fragt, doch als der Gott wissen will, was Odin - also er selbst - dem toten Baldr ins Ohr geflüstert hat, erkennt Wafthrudnir ihn und er gibt auf, da nur Odin selbst das wissen kann. Da er diese Frage nicht zu beantworten vermochte, hat er verloren und verliert auch seinen Kopf.

 

Das Original aus der Edda (Wafthrudnismal, Verse 11 - 14)sieht wie folgt aus:

 

Vafþrúðnir kvað:

"Seg þú mér, Gagnráðr,

alls þú á golfi vill

þíns of freista frama,

hvé sá hestr heitir,

er hverjan dregr

dag of dróttmögu."

 

Óðinn kvað:

"Skinfaxi heitir,

er inn skíra dregr

dag of dróttmögu;

hesta beztr

þykkir hann með Hreiðgotum;

ey lýsir mön af mari."

 

Vafþrúðnir kvað:

"Seg þú þat, Gagnráðr,

alls þú á golfi vill

þíns of freista frama,

hvé sá jór heitir,

er austan dregr

nótt of nýt regin."

 

Óðinn kvað:

"Hrímfaxi heitir,

er hverja dregr

nótt of nýt regin;

méldropa fellir hann

morgin hvern;

þaðan kemr dögg um dala."

 

In der Übersetzung von Karl Simrock (auch kostenfrei erhältlich über die Gutenbergbibliothek)

hört sich der Text so an:

 

Wafthrudnir:

Sage du,

so du von der Flur versuchen willst,

Gagnrad, dein Glück,

Wie heißt der Hengst,

der herzieht den Tag

über der Menschen Menge?

 

Gagnrad:

Skinfari heißt er,

der den schimmernden Tag

zieht über der Menschen Menge.

Für der Füllen bestes

gilt es den Völkern,

Stets glänzt die Mähne der Mähre.

 

Wafthrudnir:

Sage denn,

so du von der Flur versuchen willst,

Gagnrad, dein Glück,

Den Namen des Rosses,

das die Nacht bringt von Osten

Den waltenden Wesen?

 

Gagnrad:

Hrimfaxi heißt es,

das die Nacht herzieht

Den waltenden Wesen.

Mehltau fallt ihm

am Morgen vom Gebiss

Und füllt mit Tau die Täler.

 

 

Peter Nicolai Arbo [Public domain], via Wikimedia Commons

 (Bildquelle 9)

 

 

Ohne Hrimfaxu - Reifmähne und Skinfaxi - Glanzhaar also gäbe es weder den Wechsel von Nacht zu Tag, zöge die Sonne nicht über den Himmel und glänzte nicht der morgendliche Tau auf den Blättern, der dem Pferdchen bei seiner Arbeit vom Gebiss tropft.

 

Eine schöne Sammlung von Überetzungen und Kommentaren zur Edda findet ihr bei der "Nordische Mythen-Wiki":

http://de.nordische-mythen.wikia.com/wiki/Edda

 

Link zur Edda in der Gutenberg-Bibliothek:

http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-edda-4321/1

 

Königsgräber und Tempel von in Gamla-Uppsala

Nachdem Birka an Bedeutung verlor, entwickelte sich Gamla-Uppsale zu einem bedeutenden Handelszentrum.

Heute findet man an dem Ort der ehemaligen Siedlung drei Grabhügel, die Königsgräber, deren Entstehung dem Geschlecht von Ynglinge zugerechnet wird. Entstanden sind diese Grabanlagen zwischen 475 und 550 n.Chr.. Bei Ausgrabungen fanden sich Reste von Tier- und Menschenknochen sowie sogenannte Bootsgräber(1)

 

(Bildquelle 10)

 

 

Der Ort findet auch in historischer Literatur Erwähnung, so v.a. bei Adam von Bremen in der Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum und bei Snorri Sturluson in der Heimskringla, Saga von Olaf dem Heiligen, Kap.77.

 

Sturluson schreibt:

“In Schweden war das alte Landessitte, solange es heidnisch war, daß das Hauptopferfest gegen Ende des Winters in Uppsala stattfinden sollte. Dort sollte für den Frieden und für den Sieg ihres Königs geopfert werden, und es sollten dorthin Menschen aus dem ganzen schwedischen Machtbereich kommen. Dort sollte auch das Thing aller Schweden stattfinden. Dort fanden auch eine Woche lang ein Markt und Handelsgeschäfte statt.” (4)

 

 

 

 

Adam von Bremen aber beschreibt recht eindrücklich die Opfer, die ich in meiner Geschichte erwähnt habe und die auch bei "Vikings" eine Rolle spielen:

" Jetzt wollen wir von dem Aberglauben der Schweden Einiges sagen. Dieses Volk hat einen sehr berühmten Tempel, der Ubsola heißt und nicht weit von der Stadt Sictona liegt. In diesem Tempel, der ganz mit Gold geschmückt ist, betet das Volk die Bildsäulen dreier Götter an, und zwar so, daß der mächtigste von ihnen, Thor, mitten im Gemache seinen Thron hat; rechts und links sitzen Wodan und Fricco. Die Deutungen derselben sind folgende. „Thor, sagen sie, hat den Vorsitz in der Luft, er lenkt Donner und Blitz, giebt Winde und Regen, heiteres Wetter und Fruchtbarkeit. Der andere, Wodan, d. h. die Wuth, führt Kriege, und gewährt dem Menschen Tapferkeit gegen seine Feinde. Der dritte ist Fricco; er spendet den Sterblichen Frieden und Lust.“ Sein Bild stellen sie auch mit einem ungeheuren männlichen Gliede versehen dar. Den Wodan aber formen sie gewappnet, wie die Unseren den Mars zu bilden pflegen. Thor aber scheint mit seinem Scepter den Jupiter vorzustellen. Sie verehren auch vergötterte Menschen, die sie wegen außerordentlicher Thaten mit der Unsterblichkeit beschenken, wie sie das nach dem Leben des heiligen Ansgar (K. 26) mit dem Könige Herich gemacht haben.

Allen ihren Göttern nun halten sie besondere Priester, welche die Opfer des Volkes darbringen. Wenn Pest und Hungersnoth drohen, wird dem Götzen Thor geopfert, wenn Krieg dem Wodan, wenn eine Hochzeit zu feiern ist, dem Fricco. Auch pflegt alle neun Jahre ein allen schwedischen Landen gemeinsames Fest in Ubsola gefeiert zu werden. In Bezug auf dieses Fest findet keine Befreiung von Leistungen statt. Die Könige und das Volk, alle schicken ihre Gaben nach Ubsola, und - was grausamer ist als jegliche Strafe - diejenigen, die bereits das Christenthum angenommen haben, kaufen sich von jenen Ceremonien los. Das Opfer nun ist folgender Art. Von jeder Gattung männlicher Geschöpfe werden neun dargebracht, mit deren Blut es Brauch ist, die Götter zu sühnen. Die Körper aber werden in dem Haine aufgehängt, der zunächst am Tempel liegt. Dieser Hain ist nämlich den Heiden so heilig, daß jeder einzelne Baum durch den Tod oder die Verwesung der Geopferten geheiligt erachtet wird. Dort hängen auch Hunde und Rosse neben den Menschen, und von solchen vermischt durcheinanderhängenden Körpern habe er, erzählte mir ein Christ, zweiundsiebzig gesehen. Uebrigens sind die Lieder, die bei der Vollziehung eines solchen Opfers gesungen zu werden pflegen, vielerlei und unehrbar, und darum besser zu verschweigen." (3)

 

 

(Bildquelle 11)

 

 

Neuere Forschungen lassen den Bericht des Adam von Bremen bezweifeln, da man in Alt-Uppsala auch viele christliche Runensteine aus der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts fand und das Christentum zur Zeit Adams dort schon großen Einfluss hatte. Dass zwei so ungleiche Religionen in direkter Nachbarschaft existiert haben könnten, erscheint dann doch unwahrscheinlich.(5)

 

Sicher ist, dass Gamla-Uppsala eine riesige vorchristliche Grabanlage war. Man schätzt bis zu 2000 Gräber, die jedoch größtenteils durch Ackerbau und neuere Bebauung zerstört wurden.

In den großen Grabhügeln wurden Hinweise auf Brandbestattungen und Goldschmuck gefunden. Der Legende nach sollen hier die Könige Aun, Egil und Adils aus der Zeit vor den Wikingern bestatte worden sein, die auch im Heldengedicht Beowulf und in der Ynglingsaga auftreten. (2)

 

Heute kann man die Königshügel kostenfrei rund um die Uhr besuchen und auch ein Museum berichtet aus jener frühen Zeit.

 

 

 

Quellen:

(1) http://schwedenstube.de/uppsala/

(2) Lonely Planet Reiseführer Schweden, Becky Ohlsen Anna Kaminski K. Lundgren , 28. Februar 2014 , Lonely Planet

(3)https://de.wikisource.org/wiki/Hamburgische_Kirchengeschichte/Viertes_Buch#Beilage

(4) Heimskringla, Saga von Olaf dem Heiligen, Kap.77

(5) http://wikinger.org/mythologie/uppsala/

Aus Jorunns Kräuterkistchen

 

Nachdem wir nun am Beispiel Ragnars gesehen haben, wie intensiv sich Kräuter auf das menschliche Bewusstsein auswirken können, möchte ich das eine oder andere Kräuterwissen unserer guten Völva hier ein wenig genauer betrachten.

 

Im Voraus muss festgestellt werden, dass das, was möglich ist, nicht immer das ist, was auch gut tut. Also: Hände weg von psychoaktiven Substanzen und Pflanzen! Was Jorunn nämlich nicht so genau beurteilen konnte, sind die Nebenwirkungen. Aus diesem Grund werde ich mich auch beim Thema "Herstellung" zurückhalten.

 

Doch genug geschwatzt! Es ist klar, dass ein solches Kapitel nicht über Nacht entstehen kann und so werde ich nach und nach hier ergänzen, was ich über die Kräuter der Volksmedizin zusammengetragen habe. Los geht’s mit jenem Kraut, das in Kapitel 52 Ragnar ins Land der Visionen entführt: Nuphar lutea - die Gelbe Teichrose.

 

 

Nuphar lutea - die Gelbe Teichrose

(syn. Seekandel, Mummel)

 

 

(Quelle: Foto Sophie André - Urheberrecht bei der Autorin)

 

Die Gelbe Teich- oder Seerose wurde bereits von Dioskurides beschrieben als "Die andere Seerose". Man weiß wenig über die historische Bedeutung der heimischen Wasserpflanze. Zu beachten ist, dass die gesamte Pflanze giftig ist, der höchste Grad der Toxizität liegt in der Wurzel. Gefährlichkeitsgrad ist „giftig +“ (1)

 

Über die Wirkung der Pflanze als Droge gibt es verschiedene Angaben, die sich je nach Herstellung deutlich unterscheiden.

 

Als Extrakt oder Auszug wird den Blüten eine antiaphrodisische Wirkung zugeschrieben. Der Ökologische Lehrgarten der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe weiß dazu:

" Aus der Blüte wurden früher Arzneien zur Unterdrückung des Sexualtriebs hergestellt. Vor allem im Zölibat lebende Mönche und Nonnen werden sich diese Wirkung zunutze gemacht haben. " (1)

 

Hieronymus Bock schreibt, dass nur diejenigen Mittel aus Seerosen nehmen sollen "... so keuschheit gelobt / und ein frommes lebe im Kloster schliessen wollen / dan diß wasser tödtet und erkeltet die gebärende krafft der eingepflanzten natur." Tabernaemontanus empfiehlt die Seerosen bei Leberleiden, Herzentzündungen, Ruhr, Fieber, als Mittel Blut zu stillen und auch bei Haarausfall.(4)

 

 (Bildquelle 12)

 

 

Einen völlig anderen Effekt erzielt der Rauch der Pflanze. Im Hanfjournal schildert der Amerikaner Tao Jones die Wirkung der Blätter als Tabak im Selbstversuch:

„Ich drehte mir eine Zigarette aus dem getrockneten, zerbröselten Material und rauchte diese. Es rief Euphorie und Klarheit hervor – ähnlich wie Cannabis, aber ohne die körperlichen Effekte oder mentale Getrübtheit“ (2)

und

" „Das Rauchen der Blüten, egal welcher Spezies, hatte eine ausgeprägtere und sofort einsetzende Wirkung, an welche man sich erst einmal gewöhnen muss, um sie voll genießen zu können. Meiner Meinung nach kommt die volle ‚Verträumtheit’ der Pflanze mehr zur Geltung, wenn sie geraucht wird“ (3)

 

Last but not least sei erwähnt, dass man die Pflanze auch frühen Hexenkulten zuordnet. Das Lexikon der Psychoaktiven Pflanzen(5) sagt dazu:

" Möglicherweise spielte die laut Dioskurides besonders in Thessalien wachsende Gelbe Teichrose in dem dortigen antiken
Hexenkult eine Rolle. Die Teichrose wird auch als Ingredienz der frühneuzeitlichen Hexensalben genannt.
Aus Mitteleuropa ist ein altes Rezept für eine magische Verwendung überliefert, das an antike Hexengebräuche anzuknüpfen scheint:
"Die „Seeblume“, gesammelt in dem Moment, wo die Sonne in das Zeichen des Krebses tritt, und an der Mitternachtsluft gedörrt,
ist ein Mittel wider den Schwindel, wenn man dieses Kraut an die Wand hängt und es nur ansieht."
"

 

 

Quellen:

(1) http://www.natwiss.ph-karlsruhe.de/GARTEN/material/steckbrief/Giftpflanzen/gelbe_teichrose_ph-ka.pdf

 

(2) Jones, Tao (2002a), Das Land der Lotusraucher, Entheogene Blätter 3: 24-26; Übersetzung aus: The Entheogen Review Vol X #4: 125-126

und

http://hanfjournal.de/hajo-website/artikel/2011/01januar/s06_0111_psychoaktive-pflanzen-gelbe-teichrose.php

 

(3) Jones, Tao (2002b), Lilie und Lotus, Entheogene Blätter 7: 20-24
Rätsch, Christian (1998), Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen, Aarau: AT Verlag

und

http://hanfjournal.de/hajo-website/artikel/2011/01januar/s06_0111_psychoaktive-pflanzen-gelbe-teichrose.php

 

(4) http://www.botanikus.de/Botanik3/Ordnung/Seerose/seerose.html

 

(5) Lexikon der psychoaktiven Substanzen: Ein kulturhistorischer Trip Taschenbuch – 1999 Richard Rudgley

 

"Nun ist der Blutaar mit beißendem Schwert in den Rücken geschnitten Sigmunds Mörder."

 

"Fast wie von selbst erhob sich Thorsteins Schwertarm. Berechnend musterte er den vor ihm Knienden. Und Ragnar schien in seinen Zügen lesen zu können. Ergeben ließ er seinen Steuermann mit einem Nicken wissen, dass es in Ordnung war, dass er nicht zögern musste, dass er es verdient hatte, was nun kam. Noch einmal fasste er mit beiden Hände in die Seile, die ihn aufrecht  hielten. Dann senkte der Jarl den Kopf und die Klinge fuhr zum zweiten Mal herunter."

Wieder mal hat mich das letzte Kapitel auf Fanfiction 2 Favoriten gekostet, nachdem ich mich schon über die magische 113 gefreut hatte - lach! Und nun frage ich mich, ob es tatsächlich daran liegt, dass ich versuche, realistisch zu bleiben und nicht den rosa Anstrich überwiegen lasse. Aus diesem Grund möchte ich heute ein paar Überlegungen zum Thema "raue Sitten" der Wikinger einstellen.

Nicht umsonst waren sie im frühen Mittelalter gefürchtete Feinde. Daran lag nicht nur ihr unplanbares Auftreffen an allen Wasserwegen Europas. Grund war auch die unwahrscheinliche Brutalität, mit der diese "Barbaren" vorgingen. Das ging so weit, dass Orte wie Lindisfarne und ganze Inseln wie Island von den Opfern dieser Überfälle, den Mönchen, aus Sicherheitsgründen verlassen wurden.

Man hat ja so einiges von den Wikingern erzählt, diese Methode, Feinde grausam hinzurichten - der Blutadler - übersteigt jedoch alles. Beruhigend erscheint mir zu wissen, dass viele Forscher den Wahrheitsgehalt dieser Geschichte anzweifeln.

Fakt ist, dass in mehreren Sagas, Skaldendichtungen und anderen Überlieferungen diese Methode der Hinrichtung geschildert wird. Auch hier kommen wir nicht an der Edda vorbei. In der Sigurðarkviða Fáfnisbanna önnur wird explizit auf den Blutadler hingeweisen. (13)

Nach der Schlacht Sigruds mit Lyngwi spricht Regin:

"Nun ist der Blutaar   mit beißendem Schwert
In den Rücken geschnitten   Sigmunds Mörder.
Kein Größerer je   hat den Grund geröthet
Aller fürstlichen Erben,   und die Raben erfreut."


In Europa wurden allgemein bis ca. ins 11. Jahrhundert Menschenopfer vollzogen. Bei den Wikingern war es üblich, nach erfolgreichen Kriegszügen gefangene dem Gott Odin zu opfern.
Das Ritual, das hier möglicherweise zur Anwendung kam, soll folgendermaßen ausgesehen haben:
Man öffnete dem Opfer  mit einem Messer so den Rücken, dass die Rippen nahe der Wirbelsäule durchtrennt wurden. Diese bog man dann zur Seite, dass sie wie blutige Schwingen über dem Gefolterten aufragten. Dass man auch die beiden Lungenflügel mit aus dem Brustkorb bezogen habe, erscheint allerdings total unmöglich.
Glaubhafter ist die Deutung, dass die beiden Schulterblätter nach hinten ausgerenkt wurden - grausam genug!
Nachzulesen und (nichts für schwache Nerven!!!) als Animé anzusehen ist das Ganze bei norwik.de:
http://www.norwik.de/der-wikinger-blutadler/

Zu der Familie Ragnars gibt es sogar einen direkten Bezug.
In der allwissenden Wiki lesen wir:

"Die Ragnars Saga berichtet von der Rache, die die Söhne des dänischen Königs Ragnar Lodbrok, Ivar der Knochenlose, Halfdan und Hubbi im Jahr 867 an König Ælle von Northumbria als seinem vermeintlichen Mörder nahmen. Im Jahr 869 besiegte Ivar mit einem Teil des Wikingerheeres König Edmund von Ost-Anglia, nahm ihn gefangen und ließ ihn ebenso wie Ælle zuvor durch die Blutadler-Folter grausam hinrichten, obwohl der König bereits von mehreren Pfeilen durchbohrt worden war.(14, 15)"

Doch auch andere wüste Opfer sind überliefert. So beschreibt Ibn Fadlan ausführlich, wie im Rahmen des Totenkultes eine junge Sklavin für ihren verstorbenen hochgestellten Herrn geopfert wurde. Auch hier geht das Ganze nicht so schnell vonstatten, wie wir es uns vielleicht wünschen würden. Nachzulesen hier:

http://www.meldalsgard.de/v3/ibnfadlan.php
(ungekürzte Version aus Harris Birkelands Übersetzung wiedergegeben und frei vom Autor dieser Seite aus dem Norwegischen übersetzt (norweg. Quelle: Arild Hauge)

Ich zitiere mal den einen oder anderen Auszug:

Das Mädchen, das sich dem Tode geweiht hatte, ging indes ab und zu, und trat in eins der Zelte, die sie dort hatten. Da legte sich der Inwohner desselben zu ihr und sprach: “sag deinem Herrn, nur aus Liebe zu Dir tat ich dies.”
Als es nun Freitag Nachmittag war, so führte man das Mädchen zu einem Dinge hin, das sie gemacht hatten, und das dem vorspringenden Gesims einer Tür glich. Sie setzte ihre Füsse auf die flachen Hände der Männer, sah auf dieses Gesims hinab und sprach dabei etwas in ihrer Sprache, worauf sie sie herunter liessen. Dann liessen sie sie wieder aufsteigen, und sie tat, wie das erste Mal. Wieder liess man sie herunter und zum dritten Male aufsteigen, wo sie sich wie die beiden ersten Male, benahm.
Alsdann reichten sie ihr eine Henne hin, der schnitt sie den Kopf ab und warf ihn weg. Die Henne aber nahm man und warf sie in’s Schiff.
ich erkundigte mich beim Dolmetscher nach dem, was sie getan hätte.
Das erste Mal (war seine Antwort) sagte sie: “Sieh! hier seh’ ich meinen Vater und meine Mutter;”
das zweite Mal: “Sieh! jetzt seh’ ich alle meine verstorbenen Anverwandten sitzen;”
das dritte Mal aber: “Siehe! dort ist mein Herr, er sitzt im Paradiese. Das Paradies ist so schön, so grün. Bei ihm sind die Männer und Knaben. Er ruft mich; so bringt mich denn zu ihm.”
Da führten sie sie zum Schiffe hin. Sie aber zog ihre beiden Armbänder ab und gab sie dem Weibe, das man den Todesengel nennt und das sie morden wird. Auch ihre beiden Beinringe zog sie ab und reichte sie den zwei ihr dienenden Mädchen, die die Töchter des Todesengel Genannten sind.
...
Das Mädchen aber war bestürzt und unentschlossen geworden; sie wollte schon in’s Gezelt gehen, steckte jedoch (nur) den Kopf zwischen Zelt und Schiff. Stracks nahm die Alte sie beim Kopfe, brachte sie in’s Gezelt, und trat selbst mit ihr hinein. Sofort begannen die Männer mit den Stäben auf ihre Schilder zu schlagen, auf dass kein Laut ihres Geschreies gehört würde, der andere Mädchen erschrecken und abgeneigt machen könnte, dermal einst auch den Tod mit ihrem Herrn zu verlangen.
Dann traten sechs Männer in’s Gezelt und wohnten samt und sonders dem Mädchen bei. Drauf streckten sie sie an die Seite ihres Herrn. Und es fassten sie zwei bei den Füssen, zwei bei den Händen. Und die Alte, die da Todesengel heisst, legte ihr einen Strick um den Hals, reichte ihn zwei von den Männern hin, um ihn an zu ziehen, trat selbst mit einem grossen breitklingigen Messer hinzu und stiess ihr das zwischen die Rippen hinein, worauf sie es wieder heraus zog. Die beiden Männer aber würgeten sie mit dem Stricke, bis sie tot war.
...
Mir zur Seiten befand sich einer von den Russen, den hört’ ich mit dem Dolmetscher, der neben ihm stand sprechen. Ich fragte den Dolmetscher, was ihm der Russe gesagt und erhielt die Antwort:
“ihr Araber, sagte er, seid doch ein dummes Volk: ihr nehmt den, der euch der geliebteste und geehrteste unter den Menschen ist, und werft ihn in die Erde, wo ihn die kriechenden Tiere und Würmer fressen. Wir dagegen verbrennen ihn in einem Nu, so dass er unverzüglich und sonder Aufenthalt in’s Paradies eingeht.” (16)



Im Hinblick auf diese Überlieferungen und auch ein wenig mit dem Auge auf andere Teile der Edda wie zum Beispiel die schon in meiner Geschichte erwähnte Thrymskvidha denke ich, hat Thorstein durchaus Zurückhaltung gezeigt und Ragnar Gnade erwiesen.
Eure Sophie





Was macht der Dirhem im Wikingergrab?

 

Als Thorstein im Winter seinen Münzschatz benutzen will, um Vorräte zu kaufen, spricht er von Dirhem.

Nun ist ein Silberdirhem eine arabische Währung und es stellt sich für den aufmerksamen Leser möglicherweise die Frage, was eine Münze aus dem arabischen Raum im Schatz eines Nordmannes zu suchen hatte.

Also möchte ich euch heute einladen, einen Blick auf die Währungen der damaligen Zeit zu werfen, insofern sie die Wikinger betrafen.

Im Ostseeraum der damaligen Zeit, also im sog. Frühmittelalter, wurden keine eigenen Münzen geprägt. Erste Münzprägungen durch schwedische und dänische Könige sind erst auf die Zeit um 1000 n.C. datiert. (1)

Allerdings war den Seefahrern und Händlern aus dem Norden Geld nicht unbekannt. Auf ihren zahlreichen Reisen machten sie Bekanntschaft mit verschiedenen Münzarten. Bei Ausgrabungen fand man vorrangig Münzen aus England, dem Frankenreich und dem arabischen Raum (Dirhem). Auch aus Byzanz sind Funde nachgewiesen. Interessant sind Funde auf Bornholm und Fyn, die römische Münzen enthielten. Als Tauschware wurden sie als sogenanntes Gewichtsgeld benutzt, man maß den Wert also allein am Gewicht des Silbers, nicht am Prägewert, den die Münzen einstmals gehabt hatten.

Bei wikipedia kann man die genaue Anzahl der verschiedenen gefundenen Münzen nachlesen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wikingerzeitliche_M%C3%BCnzfunde_im_Ostseeraum

 

 

 Bildquelle 17

 

 

Die Zeit, in der Sæwicingas spielt, wird von dem Forscher Heiko Steuer als Frühphase der Gewichtsgeldwirtschaft bezeichnet. Von ca. 800 - 870/880 dienen die Silbermünzen häufiger als Hortungsschatz denn als Zahlungsmittel (2)

Die älteste in Jütland gefundene karolingische Münze stammt aus dem Jahr 755 und markiert den Beginn einer neuen  neue münzgeschichtlichen Epoche im Ostseeraum(3)• Insgesamt belief sich 1991 die Anzahl in Skandinavien gefundener karolingischer Münzen auf 111 Exemplare aus 48 Funden. Über die erhebliche Diskrepanz zwischen den recht mageren archäologischen Funden und den in den Schriften (z.B. Vita Anskarii ) geschilderten Reichtümern der Handelsplätze gibt es unterschiedliche Spekulationen. Wer dazu mehr erfahren möchte, dem sei das ausführliche Werk Hendrik Mäkelers empfohlen: "Wikingerzeitlicher Geldumlauf im Ostseeraum - neue Perspektiven"(3).

 

Um auf die Dirhem zurückzukommen, so bestehen die frühen Münzfunde aus dem Ostseeraum hauptsächlich aus arabischen Prägungen. Das Alter dieser Münzen lässt sich anhand ihrer Prägungen recht genau zuordnen, führte doch Abd al-Malik, Kalif und Herrscher des Omajadenreichs 685-705, eine Münzreform mit einheitlicher Prägung durch. Es entstanden einheitliche Dinare im Gewicht von 20 arabischen Karat oder 4,25 Gramm, die das muslimische Bilderverbot berücksichtigten. Passend dazu kam der Silberdirhem in Umlauf.

Die Münzenwoche schreibt dazu: "Die Wikinger sollen so viel Silber exportiert haben, dass die natürlichen Silbervorkommen unter islamischer Kontrolle nicht mehr ausreichten, um den Nachschub an Silbermünzen zu decken."(4)

 

 

 

Bildquelle 18

 

 

Bedeutende Hortfunde mit Dirhems gab es u.a. in Uppåkra, Ribe, Hedeby, Kaupan, Haithabu, aber auch Groß Strömkendorf/Reric und Janów Pomorski/Trus als Handelsplätze. Auch hier kann man sein Wissen vertiefen bei Michael Müller-Wille: Wikingerzeitliche Münzfunde des südschwedischen Zentralplatzes von Uppåkra(5)

Wenn also Thorstein demnächst seine Dirhem in die Hand nimmt, um Getreide zu erstehen, tut er das in Nachfolge seiner real existierenden Vorbilder der alten Handelsplätze. Und vielleicht sind Sie, lieber Leser, dann ebenso von diesem kleinen, scheinbar nebensächlichen Detail fasziniert, wie ich es war, als ich begann, mich mit dem Geldhandel der Wikinger zu beschäftigen.

 

 

 

 

Quellen:

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Wikingerzeitliche_M%C3%BCnzfunde_im_Ostseeraum

(2) H. Steuer, Gewichtsgeldwirtschaften im frühgeschichtlichen Europa. Feinwaagen und Gewichte als Quellen zur Währungsgeschichte, in: Untersuchungen zu Handel und Verkehr, S. 405-527, hier S. 489-495.

und

(2) (3)http://www.hendrik.maekeler.eu/wikingerzeitlicher-geldumlauf-im-ostseeraum.pdf

(4) https://www.muenzenwoche.de/de/Archiv/Drachme-Dirhem-Taler-Pfund/8?&id=53&type=a von Ursula Kampmann

(5) https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/ak/article/view/21797

Ein paar Sprachbetrachtungen

 Rùna und Thorstein sprechen in meiner Geschichte ganz barrierefrei miteinander. Heutzutage wäre das anders - dänisch und deutsch unterscheiden sich erheblich, auch wenn sie derselben Sprachfamilie angehören.

Beispiel:
Altnordisch      tunga
Deutsch             Sprache
Dänisch          sprog

Damals aber, um etwas mehr als 800 n. C., waren sich die Sprachen des Ostseeraumes noch sehr ähnlich. Sie alle gingen aus dem Nordgermanischen hervor. Ein Sprachwissenschaftler beschreibt die Unterschiede so: "Die Unterschiede waren ähnlich gering wie zwischen Oxford English und American English."
Für den Zeitraum von ca. 200 - 800 n. C. bezeichnet man die Sprache der Wikinger als Urnordisch, gefolgt vom (ungenau bezeichneten) Altnordisch ab ca. 800. Altnordisch teilt sich eigentlich in Altostnordisch - hieraus entwickelten sich das Schwedische und Dänische- sowie das Altwestnordisch mit den Nachfolgesprachen Norwegisch, Isländisch und Färöisch.
Ab dem 9. Jh. gab es eine Eigenbezeichnung für das sog. Altnordisch: dǫnsk tunga - dänische Zunge.(21)
Bei der weiteren Sprachentwicklung behielten Isländisch und Färöisch die alten Sprachstrukturen stärker bei als Norwegisch und Schwedisch, deren Flexionen stark vereinfacht wurden. Das Isländische scheint auch dem Altnordischen am nächsten zu stehen.(21)

Spannend ist auch die Schrift, mit der man sich im nordischen Raum "verewigte". Anders als in Mitteleuropa, wo man schon ab ca. 600 n. Chr. die lateinischen Buchstaben zur Niederlegung von Schriften benutzte, findet man in Nordeuropa bis mind. zum 9.Jh. Runen, bis ca. 700 n.C. das "Alte Futhark", welches von einer einfacheren Runenreihe, dem sog. "Neuen Futhark" abgelöst wurde. (20) (Futhark oder Fuþark nach den ersten 6 Runen) Die Runenkunde selbst kam von den germanischen Stämmen über die Goten, Friesen und Angelsachsen nach Skandinavien. (19)

Schreibkundig waren allerdings nur wenige Menschen (offenbar auch nur Männer), welche sich Runenmeister (erilaz) nannten. Erste Runenfunde datieren auf das 2. Jh. n. C., gegenüber dem Griechischen oder Lateinischen kann man die Schriftform beinahe als "jung" bezeichnen. (20)
Die Form der Runen erscheint uns heute deutlich kantiger als unsere Buchstaben, was wohl auch mit dem Untergrund der Schrift zu tun hat: Runen wurden in Metall und Steine, Holz und Knochen etc.  graviert. Hier waren Rundungen schwieriger dazustellen.
Die Benutzung der Runenschrift endet mit der Missionierung des Nordens, welche auch die europäische Schriftkultur mit sich brachte. Seit diesem Übergang war es möglich, die bis dahin mündlich überlieferten Sagas und Mythen für die Nachwelt schriftlich festzuhalten. Die Runenschrift selbst war für die Abfassung längerer Texte weniger gut geeignet. und hierfür auch nicht gedacht.(22)
Dennoch ist die Anzahl von Runeninschriften lang, wie die Fundliste des Runenprojekts der Universität Kiel belegt:
http://www.runenprojekt.uni-kiel.de/beschreibung/9/fundliste.pdf (und 23)

Die ersten Texte der Nordländer waren in Latein verfasst. Bald schon wurden die eigenen Sprachen in Schriftform gebracht. Die Isländer ergänzten ihr Alphabeth um die  Buchstaben |þ| („þorn“) und |ð| („eth“). (19) Ari Þorgilsson verfaßte um 1125 auf Isländisch die Íslendingabók, ein Buch über die Geschichte Islands von der Landnahmezeit (ab 870) bis zum Jahr 1118. (22)

Unabhängig, wohin sich die Wikinger bei ihren Eroberungs- und Handelsfahrten wandten, brachten sie ihre Sprache und Kultur mit. So wurde z.B. auch das heutige Englisch stark vom Altnordischen beeinflusst. Der Begriff "Wikinger" selbst stammt ebenfalls aus den alten Sagas. Allerdings bezeichnet der Begriff víkingar in den altnordischen Texten vor allem auf von Schiffen aus angreifende und plündernde Gruppen, was aus heutiger Sicht durchaus passend erscheint.(19)

Über die Heilkunst in der Wikingerzeit

 Avicenna war noch nicht geboren und die alten Schriften der Antike gerieten in immer größere Vergessenheit, weil nur wenige Gelehrte des mittelalterlichen Nordeuropas der fremden Schriftsprache mächtig waren.
Noch war die Klostermedizin nicht verbreitet und bis Hildegard von Bingen ihr Kräuterwissen niederlegte, würden noch gute 2 Jahrhunderte vergehen. Was also konnte die Völva Jorunn an medizinischem Wissen beherrschen, um die Menschen ihrer Siedlung zu betreuen?
Vorauszuschicken ist, dass die Vorstellung von Gesundheit und Krankheit bei den Nordmännern eine völlig andere war als bei uns. Die Wikinger waren davon überzeugt, von Natur aus und nach dem Willen der Götter gesund und stark zu sein. Wurden sie krank oder spürten sie Schmerzen, so waren nach ihrem Glauben dunkle Mächte am Werk, deren Kraft durch Zaubersprüche und Pflanzentränklein bekämpft werden musste.(24)
Hierfür waren heilkundige Frauen zuständig. Man bezeichnete sie als Völva, was wegweisend in Bezug auf ihre Aufgaben soviel wie Seherin, Wahrsagerin, Hexe, Prophetin oder Schamanin bedeutet. (27)
Geht man den Möglichkeiten der Völva wissenschaftlich auf den Grund, so darf man ihr ein kräuterkundliches Wissen unterstellen. Von den germanischen und keltischen Völkern gibt es eine Anzahl von Überlieferungen, wie z.B. den De medicamentis liber des Marcellus ,Empiricus’, der die Anwendung verschiedener Kräuter schildert und zugehörige Rezepte festhält. (26, 28)
Hinzu kommen magische Handlungen. Die weisen Frauen sangen Zaubersprüche und legten auf die Wunden Gürtel oder heilende Steine, die eine besondere Kraft hatten, die Krankheit zu vertreiben. Der "lifsstein", der Lebensstein, zog aus den Verletzungen die Entzündungen und das Gift heraus. Die Krieger trugen zum Schutz vor Verletzungen einen Lebensstein entweder im Schwertgriff oder in einem Säckchen um den Hals bei sich. Eine besondere Wirkung erhielten Heilmittel wie Bandagen oder Holzschienen dadurch, dass Zauber- und Wunschformeln darauf geschrieben wurden. (24)
Opfer waren gängig. Es gab tatsächlich eine Göttin der Medizin - Eir (Eira nord. "Hilfe" oder "Gnade"). Ihre Aufgabe war es zum einen, als Dienerin Friggas jede Krankheit, von der die Götterkönigin befallen wird, sofort zu heilen. (25)
Auf der Erde unterrichtete sie sterbliche Frauen in der Heilkunst. Sie zeigte, welche Kräuter zum Heilen geeignet sind und wie man am besten Wunden versorgt. Wenn man ihr im Sommer Opfer bringt, kann sie einem jegliche Krankheiten nehmen.
Ich persönlich nehme an, dass die Wikinger auch medizinisches Wissen von ihren ausgedehnten Handelsreisen mitbrachten. Aufgrund dieser Vorstellung habe ich mir u.a. erlaubt, Jorunn die Kenntnis von der Wirkung des Opiums zu unterstellen.

Spathae und Ulfberht-Klingen

 Im neuesten Kapitel der "Sæwicingas" erbeutet Rollo ein fränkisches Schwert, dass ihn so begeistert, dass er sämtliche weiteren Beutestücke für diese eine Waffe an seine Mitstreiter abtritt. Was war so großartig an einem Schwert, dass der Jarlsbruder sich zu diesem Schritt entschloss?
Eine Spatha (Plural = Spathae) ist ein zweischneidiges, vorwiegend zum Hieb konzipiertes, einhändig geführtes Langschwert mit gerader Klinge. Diese Schwertform existierte etwa vom 3. Jahrhundert v. Chr. bis ins 12. Jahrhundert n. Chr und ist somit eines der langlebigsten Waffenkonzepte der Weltgeschichte. (29)
Die Spathae wurden von den Römern entwickelt, um den längeren Waffen der "Barbaren" gerecht zu werden, die dem römischen Kurzschwert (Galdius) aufgrund ihrer größeren Reichweite überlegen waren. Inspiriert wurde die Spatha vermutlich von den Lathéne-Schwertern, die im 1. Jahrhundert v. Chr. durch angeworbene keltische Reitertruppen in das römische Arsenal gebracht wurden.(30)
In der Zeit der Völkerwanderung übernahmen die Germanen diese verbesserte Schwertform und verlängerten sie ein weiteres Mal zur germanischen Spatha, die nun eine Klingenlänge von gut 80 cm aufwies und zweischneidig war.  
Im Laufe der Zeit verbreitete sich die Schwertform über ganz Europa und fand auch ihren Weg in den Norden, wo sie in die Hände der Wikinger gelangte.
Mit der Länge wuchs allerdings auch das Gewicht der Waffe, sodass man damit hauptsächlich schwere Hiebe austeilen konnte.
Mit der Waffenentwicklung kamen auch neue Schmiedetechniken zum Einsatz. Hier steht die Damaszierung des Stahls an erster Stelle. Um ein optimales Mittelmaß aus Härte und Biegsamkeit der Klinge zu erzielen, wurden weichere und härtere Eisen- und Stahlsorten in mehreren Lagen miteinander verschweißt/geschmiedet. (31)
Auch die legendären, geheimnisvollen Ulfberht-Klingen weisen solche Damaszierungen auf. Diese Waffen waren so legendär und gefürchtet, dass die Frankenherrscher deren Export verboten.
Was aber machte die meisterhafte Qualität dieser Waffen aus? Ein Fund in Niedersachsen von 2014 deckt einige der Geheimnisse um die Ulfberht-Schwerter auf.  Ein Bagger hatte aus der Weser in Großenwieden in der Stadt Hessisch Oldendorf ein fast ein Meter langes, großenteils erhaltenes Eisenschwert zutage gefördert. Dank der spezifischen Ulfberht-Inschrift ließ sich das Exemplar auf das zehnte Jahrhundert datieren.
Ein besonderes Merkmal der Ulfberht-Schwerter ist die Blutrinne, die das Gewicht der Waffe deutlich reduziert. Die Klinge des Weserschwertes war an dieser Stelle nur 3mm dick.
Die Schwertklinge war aus hochwertigem, gehärtetem Eisen gefertigt, dessen Qualität fast modernem Stahl gleichkommt. Das Eisen der Parierstange dagegen ist etwas weicher. Die Schrift aus damasziertem Draht wurde in zuvor ausgehobene Vertiefungen gehämmert.
Analysen des im Griff verarbeiteten Bleis ergaben Lagerstätten im Hintertaunus zwischen Rhein, Lahn und Wetterau. Zusammen mit den lateinischen Buchstaben der Gravur, die auf einen klerikalen Hintergrund hinweist, schränkt der Fund in der Weser die möglichen Herkunftsstätten der Ulfberht-Schwerter deutlich ein. Als Manufaktur kämen das Kloster Fulda, vielleicht auch Lorsch in Betracht, da andere Klöster sich leichter an anderen Bleilagerstätten bedienen konnten. (32)
Insgesamt konnte das mittelalterliche Ulfberht-Schwert mit inzwischen ca. 170 gefundenen Exemplaren gut beurteilt werden. Für die damalige Zeit bekam mit ihm eine regelrechte Hochleistungswaffe in die Hand.


Quellen

 Bildquellen:

 

(1) „Denmark vikings 3“. Lizenziert unter CC BY-SA 2.5 über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Denmark_vikings_3.jpg#/media/File:Denmark_vikings_3.jpg

 

(2) „Faroe stamp 428 The Prophet“. Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons - https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Faroe_stamp_428_The_Prophet.jpg#/media/File:Faroe_stamp_428_The_Prophet.jpg

 

(3) By Berig (Own work) [GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html) or CC BY-SA 4.0-3.0-2.5-2.0-1.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0-3.0-2.5-2.0-1.0)], via Wikimedia Commons

 

(4) von ArniEin (Eigenes Werk) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) oder GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

 

(5) By Zil (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons

 

(6)  By Russ Hamer (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons 

 

(7) von Eadfrith of Lindisfarne (presumed) [Public domain], via Wikimedia Commons 

 

(8) Peter Nicolai Arbo [Public domain or Public domain], via Wikimedia Commons 

 

(9) Peter Nicolai Arbo [Public domain], via Wikimedia Commons

 

(10) Gamla Uppsala högar  von Calle Eklundu. V-wolf (Eigenes Werk) (CC BY-SA 3.0 , via Wikimedia Commons)

 

(11) Viking_Burial_Mounds_in_Gamla_Uppsala von Kevin Wells from Halifax, Canada, upload by Herrick (CC BY-SA 2.0 , via Wikimedia Commons)

 

(12) Nuphar_lutea_002 von H. Zell (GFDL oder CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

 

(13) Quelle: Simrockübersetzung, https://de.wikisource.org/wiki/Die_Edda_%28Simrock_1876%29/%C3%84ltere_Edda/Sigurdharkvidha_Fafnisbana_%C3%B6nnur


(14) Ian Heath, David Nicolle, Angus McBride: Wikinger und Normannen. Siegler Verlag, 2003, S. 13–14.


(15) Ian Heath, David Nicolle, Angus McBride: The Vikings. Osprey Publishing Ltd., 1985.


(16) https://vanaland.wordpress.com/antike-geschichte/von-den-skythen-bis-zu-den-wikingern/bericht-des-ibn-fadlan-uber-die-rus-ubersetzung-v-1823/

 

(17) (Bildquelle: Wikipedia CC: A coin of Byzantine Emperor Michael I (811-813AD) AE follis struck at Syracuse, Sicily depicting Michael crowned, wearing a chlamys and holding a globus cruciger. inscription:MIXA {{GFDL}} Source: English Wikipedia, original upload)

 

(18) By Yevlem (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0) or GFDL (http://www.gnu.org/copyleft/fdl.html)], via Wikimedia Commons

 

(19) Altnordisch 1 Die Sprache der Wikinger, Runen und isländischen Sagas Jesse Byock


(20) Runenschrift und Runeninschriften – eine kurze Einführung ROBERT NEDOMA


(21) https://de.wikipedia.org/wiki/Altnordische_Sprache


(22) http://wikinger.org/sagas/


(23) http://www.runenprojekt.uni-kiel.de/

 

(24) http://members.tripod.com/norwegen_online/Hauptframe/Wikingergesetze.htm


(25) http://wikinger.de.tl/Eir.htm


(26) http://www-brs.ub.ruhr-uni-bochum.de/netahtml/HSS/Diss/EwersMiriam/diss.pdf


(27) https://de.wikipedia.org/wiki/V%C3%B6lva


(28) https://de.wikipedia.org/wiki/Lorscher_Codex

 

(29) http://www.kayserstuhl.de/altertum_waffen.htm#SR120268


(30) https://de.wikipedia.org/wiki/Spatha_(Schwert)


(31) https://de.wikipedia.org/wiki/Damaszener_Stahl


(32) http://www.sueddeutsche.de/wissen/ulfberht-schwerter-wunderwaffen-aus-dem-kloster-1.2067956

Impressum

Texte: Quellen s. Anhang
Bildmaterialien: Cover nach eigenem Foto Urheberschaft Sophie André, sonstige s. Anhang
Tag der Veröffentlichung: 27.10.2015

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