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TEIL EINS - Erstes Kapitel

Kalifornien, April 2015.
Samstag morgen.

Es war  der erste warme Morgen in diesem Jahr. Die Sonne brach durch das Fenster, greller als zuvor. Ronny stöhnte auf, als sie das warme Sonnenlicht auf ihrem Gesicht spürte und riss sich die Decke über den Kopf. "Es wird Zeit wieder die Gardinen zu schließen.", ächzte sie mit ihrer kratzenden Morgenstimme.
Da vibrierte auch schon ihr Handy. Auf dem Display leuchtete ein Bild von einem blonden, Eis essendem Mädchen auf, darunter stand in weißer Schrift Sara.
Ronny schlüpfte aus ihrer mit Blumen bestickten Decke. Mit verzerrtem Gesicht tastete sie wild unter ihrem Kissen herum, auf der Suche nach ihrem Smartphone. Doch als sie das weiße, schmale Gehäuse ihres Handys unter dem Kissen hervor zog, hörte das vibrieren auf und die Nachricht "Verpasste Anrufe (1)" erschien auf dem Bildschirm.
Ronny seufzte. Stumm sah sie auf ihr Handy, strich mit dem Daumen über einen der vielen Risse auf dem Display und wollte gerade ihre Freundin zurückrufen, als es lautstark an die Tür klopfte.
Ronny zuckte leicht zusammen. "Herein!"
Plötzlich knallte die Tür sperrangelweit auf, lauter, fröhlicher Gesang drang in Ronnys Ohren. Der Geruch von frischen Muffins schmeichelten ihrer Nase.
Ronnys Vater stand mit einem breiten Grinsen in der Tür, in der Hand einen Muffin mit zwei Kerzen, die zusammen die Zahl 16 bilden sollten, doch die Kerzen waren bereits zur Hälfte abgebrannt, man konnte es nur erraten.
"Happy Birthday, Honey Pop!"
"Dad!", Ronny stöhnt und zog sich die Decke erneut über den Kopf.
"Lass dich ansehen!", er grinste immer noch. Er strahlte über das ganze Gesicht, als er zu seiner Tochter rüber ging und die Decke wegriss. Er drückte ihr einen dicken Kuss auf die Stirn.

Nicolas Moore war womöglich der fürsorglichste und netteste Vater jener Zeit. Obwohl die finanzielle Lage der Familie Moore mit einer Wüstenlandschaft verglichen werden konnte, versuchte er seiner Tochter alles zu ermöglichen. Ronny war dankbar, ihre Wunschliste kleingehalten und ihre Erwartungen stehts niedrig.
Sie wusste, was ihr Vater alles für sie opfern würde, doch sie wollte nicht. Sie wollte nicht ständig neue Klamotten oder ein neues Handy.
Ronny war gutmütig, wie ihre Mutter es war. Sie war zu gutmütig, um von uns gehen zu dürfen, wie es in Nicolas´ Grabrede hieß.
Isabell Moore, Ronnys Mutter, verstab im Mai 2005, als Ronny gerade mal 6 Jahre alt war. Man sagt: "Zeit heilt Wunden", doch das stimmte nicht. Zumindest nicht für Ronny. Sie sagte, dass es mit der Zeit nur leichter wird, damit umzugehen, weil man früher oder später in den Alltag hineinfinden würde und sich neue Probleme stapeln.

 

Nicolas war bereits zurück in die Küche gegangen und Ronny lag regungslos da, starrte an die Decke und dachte darüber nach, wie sie wohl ihren Geburtstag verbringen sollte.
Vielleicht sollte sie duschen gehen, ihr liebling Outfit anziehen, ein leckeres Geburtstagsfrühstück essen und dann den Tag mit ihren Freunden verbringen.

Oder sollte sie doch lieber im Bett bleiben, in Jogginghose und einem weiten T-shirt, sich Filme ansehen und irgendwann gegen Mittag runter gehen um etwas zu essen?
Schließlich entschied sie sich für die erste Variante, also stand sie auf und ging ins Bad. Laute Musik dröhnte durch die Tür, die unerträglich lauter wurder, als Ronny die Tür aufschloss. Sie verbreitete sich durch das ganze Haus. In einem kurzem, weißem Handtuch gewickelt schritt Ronny in ihr Zimmer. Hinter ihr eine Spur von nassen Fußabdrücken, die an der geschlossenen Zimmertür endeten. Sie öffnete ihren Kleiderschrank, er war geräuming, jedoch kaum befüllt.
Nasse Strähnen hingen in Ronnys Gesicht, dicke Wassertropfen liefen ihren Rücken runter. Wahllos grif sie in den Schrank und holte Unterwäsche, ein weißes T-shirt und eine Blue Jeans raus. Ronny zog sich an und ließ ihre Haare Lufttrocknen.

 

 

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Tag der Veröffentlichung: 01.04.2014

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