Abschied nehmen ist schwer
Jassi! Du stehst da und weinst meine lange Mähne voll. Wenn ich mit dir sprechen könnte würde ich dir sagen, dass du nicht so traurig sein sollst.
Mein Pferdeleben ist eben viel kürzer als deins. Ich würde mir gerne wünschen, dass ich immer noch jung und quicklebendig wäre und wir noch länger ein wunderschönes leben zusammen hätten. Aber so ist es nicht ich bin alt, mein Rücken und meine Beine tun weh und ich kann fast nichts mehr sehen. Es ist schon so lange her, seit unseren lustigenn Ausritten, doch jetzt haben Krankheiten und Alter gewonnen. Ich sehe den Tag entgegen der mich von all dem Schmerz und Leid erlöst. Ganz tief in dir verstehst du dass auch, denn dein Vater hat es dir erklärt, dass es Tierquälerei wäre mich länger leben zu lassen....
In meinen Gedanken gehe ich zu dem ersten Tag zurück an dem wir uns das erste mal gesehen haben. Es ist schon 11 Jahre her! Damals war ich 12 und noch in Topform. Du warst erst 2 Jahre alt und hast immer vor angst geweint als dein Vater dich auf meinen Rücken gesetzt hat. Später waren deine Tränen aus Freude.
Du hattest deine erste Reistunde mit mir obwohl ich viel zu Groß für dich war. Aber dir war es egal du wolltest immer auf "Teddy" reiten als auf einem dummen Pony. Ich fühlte mich sehr geschmeichelt.
Weißt du noch als du ohne Erlaubnis mit mir zum Supermarkt geritten bist?? Du warst damals erst Sieben. Die Lust auf Süßigkeiten ließ dich vergessen das du eigentlich auf dem Grundstück bleiben solltest.
Ich habe dich sicher zum Supermarkt gebracht, du hattest mich nur locker angebunden. Doch dann tauchte das Auto mit den drei Typen und dem Schäferhund auf.
Ich konnte große Hunde eh noch nie leiden und der war besonders gefährlich.
Ich bekam Panik und stürmte mit fliegenden Zügeln nach Hause, ohne auf dich zu warten. Es gab ein schreckliches Theater als ich alleine auf dem Hof auftauchte, verschwitzt, prustend und ohne Reiter.
Obwohl es ja meine Schuld war hast du den ganzen ärger bekommen.
Aber wir suchten bald nach neuen Abenteuern. Ich kann mich noch sehr gut dran erinnern als du Zehn warts.
Ich war das einzigste mal beim Pflaumen stehelen dabei. Du hast mein Rücken als "Plattform" benutzt und dich auf Zehenspitzen gestellt, um an die Pflaumen des Nachbarn zu kommen."Es ist nichts unechtes dabei", hast du versichert. "Ich stehe schließlich auf unsere Seite des Zaunes." Aber du hast dich wohl einwenig zu lang gestreckt oder vielleicht bin ich auch ein Schritt zur seite gegangen. Genau kann ich mich aber nicht mehr dran erinnern.
Ich sah nur noch deine zappelnden Arme und Beine als du über dern Zaun geflogen bist. Das war ein sehr lustiger Anblick. Ich musste später vor lachen Wiehern, wenn ich daran gedacht habe. Der Nachbar war zu erst nich so begeistert als er angerannt kam. Aber er fand dein missgückte Plaumenaktion dann wohl so komisch, dass er deinen Eltern nie was davon erzählt hat.
An das folgende Elebnis erinnere ich mich mit großer schadenfreude.Du hast zum erten mal ein Junge mit nach Hause gebracht und ich konnte ihn nich leiden. Er war einer von diesen coolen Typen, die sich immer beweisen müssen.Um ihn zu testen stieß ich blitzschnell mit dem Kopf auf ihn zu und bleckte die Zähne. Der is vielleicht erschrocken !! Ich fand es echt lustig wie er dann stolperte und in meine Tränke gefallen ist. Danach kam er nicht mehr in meine Nähe und redete schlecht über mich, wie du mir erzählt hast. Ich konnte sehen wie enttäuscht du über ihn warst. Er ist nie wieder zu besuch gekommen. Das war auch gut so, Jassi, denn du hast was viel besseres verdient....
Ich höre ein Auto kommen. Das ist der Tierartzt. Er wird mir meine Spritze geben, die mich aus dieser Welt holt.
Oh Jassi. Du und dich, wir hatten ein paar herrliche Jaher. Aber alles hat mal ein Ende, und jetzt ist mein Ende gekommen.
Weine nicht, Jassi !! Denk lieber an die schöne Zeite die wir zusammen hatten!!
Denk mit Freude daran nicht mit Trauer!
Das ist alles, worum ich dich bitte. Ich werde dich immer Lieben.
Lebe wohl, Jassi ....
Tag der Veröffentlichung: 26.07.2010
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