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Leseprobe

 

 

 

 

 

 

Demon´s Desire

 

Er besitzt

deine Seele

 

 

Über die Autorin:

 

Liz Rosen wurde 1999 in Wien geboren und veröffentlicht erotische Liebesromane mit Thriller-Elementen und einer großen Portion Liebe, die in regelmäßigen Abständen erscheinen. Ihre Storys bestehen aus Herzschmerzmomenten, einer Prise Humor und vielen ernsten Problemstellungen, die spätestens beim garantierten Happy End von den Protagonisten gemeistert werden.

 

 

 

Buchbeschreibung:

 

Deine Familie schadete meinem Ruf, mi vida. Und dafür werde ich dich jetzt zerstören.

 

Als er mich küsst, ahne ich nicht, dass mein Verhängnis bereits begonnen hat. Denn der Mann, der mein Herz höher schlagen lässt, ist kein Mensch. Und er ist mir auch nicht zufällig begegnet. Er hat mich gesucht und nun gefunden. Jetzt soll ich seine Frau werden, um die Schulden meiner Familie zu begleichen. Dabei gibt es nur eine Sache, vor der ich mehr Angst habe als vor meinem dämonischen Verlobten: die Hochzeitsnacht.

 

 

 

Impressum

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

© 2023 Lycrow Verlag

ISBN Softcover: 978-3-910791-14-5

Druck und Distribution im Auftrag des Verlags:

Lycrow Verlag, Schillerstraße 8, 17166 Teterow

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Verlag verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne die Zustimmung des Verlags unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Verlags, zu erreichen unter: tredition GmbH,

Abteilung „Impressumservice“,

An der Strusbek 10, 22926 Ahrensburg,

Deutschland.

 

 

 

 

 

 

 

 

Demon´s Desire

 

Er besitzt

deine Seele

 

 

Von Liz Rosen

Widmung:

 

 

Wer vor seinen Dämonen wegläuft, wird niemals lernen, mit ihnen zu tanzen. Hör auf die Musik, den Takt, den Beat und die Stimmen in deinem Herzen, statt deinen Kopf die Schritte bestimmen zu lassen.

 

Playlist:

 

Black Sea – Natasha Blume

Far from Home – Five Finger Death Punch

Cupid Carries a Gun – Marylin Manson

Hell´s Comin´ with me – Poor Man´s Poison

Here with me – d4vd

Say yes to Heaven – Lana Del Rey

Call you Home – Kelvin Jones

Boat Turns toward the Port – Soap&Skin

Where is your God now – Rok Nardin

Welcome to the Circus – Five Finger Death Punch

Over my Head – Neoni

I Fell in Love with the Devil – Avril Lavigne

Karma – Taylor Swift (feat. Ice Spice)

Devil on my Shoulder – Billy Talent

Die for you – STARSET

NYMPHOLOGY – Melanie Martinez

Unholy – Sam Smith, Kim Petras

Freakshow – Skillet

Happy ever after – Neoni

 

Triggerwarnung:

 

 

Du hast Angst, mi vida.

Ich weiß es. Versuch erst gar nicht, es vor mir zu verstecken. Ich kann die Panik an dir riechen. Sie pulsiert durch deinen Körper und bringt dein Blut zum Kochen, bis es wie Feuer durch deine Adern lodert.

Doch das wird nichts daran ändern, dass ich mir jeden einzelnen Tropfen davon holen werde. Es gehört mir, mi vida. Verstehst du das?

Dein Blut und auch der Rest von dir sind mein Eigentum. Du hast dich an mich verkauft, dich selbst geopfert und musst nun mit den Konsequenzen leben. Ich könnte deinen Körper von oben bis unten mit Schnitten übersäen, meine Hände um deinen Hals legen und zudrücken, bis du keine Luft mehr bekommst, oder meinen Schwanz so tief in dich schieben, bis du vor Schmerz schreist.

Ich könnte dich töten, mi vida. Und niemand würde etwas dagegen sagen können. Wie du wohl aussehen würdest, wenn dein Körper in meinen Armen erschlafft, deine Haut kalt und fahl wird und dein Blut langsam in meinen Mund läuft. Es würde köstlich schmecken. Da bin ich mir sicher.

Aber keine Sorge, ich habe nicht vor, dein Leben schon zu beenden. Nein, ich will, dass du noch eine lange Zeit bei mir bist. Für die Ewigkeit.

Und es gibt nur eine Sache, die ich dafür noch brauche: deine Seele.

Das Einzige, was du noch besitzt. Doch auch sie werde ich mir holen, sobald das Ja-Wort gesprochen ist, du in meinem Bett liegst und dich unter mir windest. Du wirst nach mehr flehen und ich werde es dir geben. Ich werde meine Zähne tief in deinen Hals rammen, dich auf jede erdenkliche Weise kosten, bis dein Geschmack mich kommen und mein Sperma tief in deine jungfräuliche Enge spritzen lässt.

Bist du bereit dafür, mi vida?

Unser gemeinsames Leben beginnt jetzt. Du kannst es annehmen oder leiden.

Für immer.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Was? Das reicht dir als Warnung nicht? Du möchtest ganz genau wissen, was dich in unserer Hochzeitsnacht erwarten wird? Dann findest du eine vollständige Liste aller Themen am Ende des Buches.

 

Prolog: Behemoth

 

 

 

 

 

 

 

Der salzige Geruch nach Schweiß lag in der Luft, während der Dämon seinen Schwanz in den kleinen Succubus stieß, der unter der Wucht der Stöße beinahe zu zerbrechen schien.

Ihr Körper zitterte, bog sich nach hinten durch und lehnte sich an den Mann hinter ihr, der sie fickte wie einen räudigen Köter.

Sie stöhnte, forderte mehr und warf den Kopf zurück. Ihr Mund war einen Spalt geöffnet und sie verdrehte die Augen, als der Dämon sanft über ihren runden Hintern strich und im nächsten Augenblick seine Hand auf ihr Gesäß prallen ließ.

Ein Klatschen ertönte, gefolgt von einem Laut der Überraschung, und ein Handabdruck blieb auf der nackten Haut zurück, die von verschiedenen Tätowierungen überzogen war. Der Succubus keuchte vor Anstrengung. Immer wieder stießen ihre Titten gegen den Bartresen, an dem sie sich abstützte. Speichel lief ihr über den Mundwinkel und sie leckte sich über die rot geschwollenen Lippen. Durch die Bewegungen des Ficks wackelten die Gläser auf dem Tresen und die goldene Flüssigkeit vor mir schwappte gefährlich über den Rand.

Was sollte das?

Konnten sich die beiden kein Zimmer nehmen?

Ich griff nach meinem Bier, leerte es in einem Zug und genoss die Auswirkungen des Alkohols, der langsam wirkte. Wurde aber auch Zeit. Sieben Drinks und noch kein Rausch in Sicht.

Konnte der Tag noch schlimmer werden?

Vermutlich konnte er das.

Der Schuppen war schon zur Hälfte geleert und die Nacht beinahe vorbei. Trotzdem fand ich keine Ruhe.

Die Müdigkeit suchte ich vergeblich, dabei war ich wirklich erschöpft. Das lange Training mit Belial hatte mich ausgelaugt, genauso wie der Kampf gegen einen der Zwillinge, die sich ihren Spaß daraus machten, immer wieder gegen mich anzutreten und mir zu zeigen, wo mein gottverdammter Platz war. An ihrer Seite, aber auf keinen Fall über ihnen.

Dennoch war an Schlaf nicht zu denken.

Jahrelang hatte es gedauert, bis wir alle Informationen über Vater zusammengetragen und ihn aus dem Weg geräumt hatten, damit wir endlich die neuen Gesetze durchbringen konnten.

Sie sollten Menschen und Dämonen vereinen. So zumindest die Theorie. Die Praxis sah jedoch ganz anders aus.

Es gab immer noch nur wenige Menschen, die sich in die Unterwelt trauten, und noch weniger, die tatsächlich in der Hölle bleiben wollten.

Vielleicht wäre es doch besser, mir eine Frau unter den Dämonen zu suchen.

Ich ließ meinen Blick durch das als Club getarnte Bordell gleiten, aber nichts, was ich sah, schaffte es, auch nur meine Aufmerksamkeit zu erregen. Es war zum Haare raufen! Wie viele Frauen hatte mein Bruder bereits angeschleift? Sieben oder acht?

Keine Ahnung.

Und alle hatten dasselbe Problem: Sie liebten den Gedanken daran, eine Auserwählte eines Dämonenfürsten zu sein, aber keine davon war auch nur halbwegs für die Unterwelt geeignet.

Die Letzte hatte sogar behauptet, perfekt zu mir zu passen, weil sie magische Kräfte besaß.

Dementsprechend war meine Frustration groß gewesen, als ich erkannte, dass die angebliche Hexe nicht mehr war als eine junge Frau inmitten der Pubertät, die durch ihre Faszination für Satan zur Außenseiterin wurde und sich in Selbstmitleid suhlte, weil niemand mit ihr nackt ums Feuer tanzen und lebendige Tiere verspeisen mochte.

Menschen. So eine erbärmliche Rasse.

Der Succubus schrie gequält auf, als sich der Dämon zurückzog und gleich wieder in sie stieß. Undefinierbare Laute kamen aus ihrem Mund.

Ihr Gesicht lief rot an.

Der Dämon grunzte.

Ihre Bewegungen wurden schneller, abgehackter. Und je näher er seinem Orgasmus kam, desto lauter wurde das unerträgliche Stöhnen des Succubus.

Was er wohl dafür zahlte, um die kleine Nutte besteigen zu dürfen?

Hoffentlich nicht so viel wie für die restlichen Weiber im Nobelbordell. Bei ihrer schlechten Darbietung und der gefakten Wonne, die sie uns weismachen wollte, hatte sie nicht einmal die Hälfte verdient. Das konnte auch ihr junger Körper und Enthusiasmus, mit dem sie ihre Arbeit verrichtete, nicht wettmachen.

Vielleicht vögelte er die Schlampe deshalb vor aller Augen, statt sich eins der angrenzenden Zimmer zu nehmen, die alle ein großes Bett zu bieten hatten. Ein Raum hätte ihn mehr gekostet.

Dabei waren die Schlafräume wirklich nicht zu verachten, genau wie die restliche Einrichtung.

„Gefällt dir die Show? Wir finden sicher noch Platz für dich“, säuselte der Succubus in meine Richtung und erinnerte mich daran, dass ich schon zu lange auf meinem Barhocker saß und darauf wartete, dass sie zum Abschluss kamen.

Begierig blickte sie mich an und musterte meinen Körper, als würde sie mich am liebsten mit Haut und Haaren verschlingen.

Sie war unersättlich wie der Rest ihrer Spezies und an anderen Tagen hätte ich ihr Angebot vielleicht sogar in Anspruch genommen, um einen Moment der Gefühllosigkeit zu entgehen, die sich in mir eingenistet hatte. Doch nicht heute.

Die Enttäuschung war noch allgegenwärtig von dem letzten geplatzten Arrangement. Es konnte doch nicht so schwer sein, eine Frau für mich zu finden.

Selbst Belial – mein kleiner, sozialinkompatibler Bruder – hatte es geschafft, seine Traumfrau nicht nur zu finden, sondern sie auch noch zu heiraten.

„Mein Drink ist leer“, brummte ich genervt und zog auffordernd eine Augenbraue nach oben, zeitgleich sah ich den Dämon an, der nicht reagierte und einfach weiter seinen Schwanz in den Arsch des Succubus hämmerte. Er verdrehte vor Lust die Augen, bis mir nur noch die Rückseite seines Augapfels entgegensah.

Sein Gesicht lief rot an. Schweiß stand ihm auf der Stirn. Der Gestank des Hormoncocktails wurde stärker.

Ich rümpfte die Nase.

Der Drang, ein Fenster zu öffnen oder das Etablissement zu verlassen, überkam mich, aber das leere Glas vor meiner Nase ließ mich innehalten. Ich hatte noch lange nicht genug intus. Außerdem war ich nicht nur zum Vergnügen hier.

Die Zwillinge waren immer noch auf der Suche nach Informationen und befanden sich irgendwo in den Hinterzimmern.

„Ich komme“, grunzte der Dämon, als er bemerkte, wie ich nach meinem Glas griff und es zweimal fordernd auf den Tresen klopfte.

Sein Körper wurde steif, er verkrampfte sich.

Einen Moment hörte er auf zu atmen, bis er keuchend Luft ausstieß und sich aus dem Succubus zurückzog. Ein Spermatropfen lief an seinem langsam erschlaffenden Glied hinab, während er sich zu seinen Knöcheln beugte und seine Hose nach oben zog. Der Gürtel klimperte, als er ihn schloss.

Angewidert rümpfte ich die Nase.

„Das interessiert mich nicht. Ich will nur mein nächstes Bier haben, also beeilt euch, sonst hole ich es mir selbst“, grölte ich und knallte das Glas erneut auf den Tresen.

Ich erntete genervte Blicke von einem Paar, das in der Ecke knutschte und sich durch meine schlechte Laune gestört fühlte.

Doch keiner der beiden traute sich, etwas zu mir zu sagen. War auch besser so.

Für sie. Und die Einrichtung.

Noch einmal wollte niemand riskieren, dass ich hier alles zerlegte. Dabei war das letzte Mal schon gut zehn Jahre her und es war eine Auseinandersetzung mit Vater gewesen.

Vater.

Da war er wieder. Ich bekam ihn einfach nicht aus meinen Gedanken.

Er war tot, aber er hatte einen riesigen Haufen Scheiße für mich zurückgelassen. Nun war ich das Familienoberhaupt. Und das, obwohl ich kinderlos war. Schrecklich nach den alten Gesetzen meiner vom Aussterben bedrohten Rasse, was mich zu meinem ursprünglichen Problem zurückbrachte.

Natürlich hätte ich einfach alle Huren ficken und hoffen können, dass eine schwanger wurde.

Oder ich könnte in die Menschenwelt gehen, ein paar der fruchtbaren Frauen vergewaltigen und damit neue Dämonen zeugen.

Aber beides erschien mir keine vernünftige Alternative. Ich wollte das, was Belial hatte. Eine Frau, der ich vertraute, bei der ich lächeln musste, sobald ich sie sah.

Das war nicht zu viel verlangt, oder?

„Komm runter, Behemoth! Das nächste geht dafür aufs Haus“, murrte der Dämon, setzte jedoch ein Lächeln auf, als er sein Shirt über den Kopf zog und sich mein Glas schnappte.

Verwirrt sah der Succubus dem Barkeeper nach, der sie fallen gelassen hatte wie eine heiße Kartoffel.

Unbefriedigt folgte sie seinen Bewegungen, bis sie sich wieder fing und ihr klar wurde, dass sie von ihm keinen Orgasmus bekommen würde.

Gedemütigt, weil sie nicht zum Abschluss gekommen war, griff sie nach einem Negligé, das über dem Tresen lag, und hüllte ihren Körper darin ein. Viel verdeckte es nicht. Der schwarze Stoff floss über ihre Silhouette, aber er war beinahe durchsichtig, sodass ich dennoch die weiße Flüssigkeit sehen konnte, die langsam begann, ihre Schenkel entlangzulaufen.

„Bis ich es bekomme, bin ich verdurstet, dann hilft mir all mein Geld nicht mehr.“

Ich verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte mich im Stuhl zurück.

Der Barkeeper schluckte sichtlich bei meinen Worten und drehte mir den Rücken zu, um die Regale nach dem richtigen Bier zu durchforsten.

Amüsiert beobachtete ich das angespannte Gesicht des Dämons, der suchend hin und herlief, bis er meine Lieblingssorte entdeckt hatte und triumphierend die Flasche in die Höhe hielt.

Er wandte sich wieder mir zu und schenkte ein, wobei ich darauf achtete, dass seine Hände nicht in die Nähe der Flüssigkeit kamen.

Ich hatte gesehen, wo die Griffel vorher gewesen waren, also wollte ich gar nicht wissen, an welche Orte er sie noch steckte.

Zum Schluss holte ich mir noch eine Krankheit, obwohl ich nicht einmal Sex gehabt hatte.

„Vielleicht kann ich dir bei deiner schlechten Laune helfen, Unbekannter“, flötete der Succubus, umrundete den Bartresen und setzte sich auf den Stuhl neben mich. Sie warf ihr langes Haar zurück und ließ ihre Augen aufleuchten, bevor sie sich lasziv über die Unterlippe leckte.

„Mit mir kannst du viel Spaß haben.“

Ich unterdrückte den Drang, die Augen zu verdrehen.

Sah sie nicht, dass ich nicht hier war, um mich der körperlichen Lust hinzugeben?

Sicher, vielleicht war ein Bordellbesuch dann nicht die richtige Freizeitbeschäftigung, aber es war schwierig in der Hölle ein ruhiges Plätzchen zu finden, um sich zu betrinken.

Alle anderen Bars waren überfüllt und nach einer Schlägerei um einen Sitzplatz dürstete es mich zur Abwechslung nicht.

Außerdem sah ich im Augenwinkel wie einer der Teufelszwillinge von einer Tür zur nächsten huschte.

Er hatte das Gesicht abgewandt, sodass ich unmöglich sagen konnte, wer von beiden es war, aber es machte auch nicht wirklich einen Unterschied.

Egal, wo der eine war, war der andere nicht weit.

„Kein Interesse“, knurrte ich so unfreundlich wie möglich und setzte noch einen drauf, damit sie nicht auf die Idee kam, sich erneut anzubiedern.

Hatte sie keinen Stolz?

Selbst als Succubus sollte sie sich nicht jedem hingeben. „Dein Lippenstift ist verwischt.“

Schnell wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund und verschmierte die blutrote Farbe dabei noch mehr auf ihrer blassen Haut. Doch sie schien endlich zu registrieren, dass sie bei mir kein Glück haben würde, und sah sich nach ihrem nächsten Opfer um, das sie mit ihren Pheromonen einlullen konnte.

Ein wenig bemitleidete ich den armen Tölpel, der mutterseelenallein neben dem Eingang saß und seit Stunden an einem Getränk nippte. Schweiß stand ihm auf der Stirn und Nervosität spiegelte sich in seinen Augen wider.

Er war zum ersten Mal hier. Da war ich mir sicher.

Seine Wangen liefen rot an, als der Succubus auf ihn zuging und sich auf einen Stuhl neben ihm setzte. Er wischte sich die nassen Finger an der Hose ab und legte anschließend eine Hand auf den nackten Schenkel des Succubus.

Sah aus, als würde sie heute doch noch zu ihrem Orgasmus kommen - vorausgesetzt der Typ hielt lange genug durch und spritzte nicht ab, bevor er in ihr war.

„Welche Laus ist dir über die Leber gelaufen?“, fragte der Barkeeper mich und brachte mich dazu, meine Aufmerksamkeit von dem Paar abzuwenden. „Mit der Laune treibst du sogar Clowns in den Selbstmord.“

„War nicht mein Tag“, brummte ich und trank einen weiteren Schluck Bier. Der Schaum kitzelte an meiner Oberlippe und knisterte leicht, als die Bläschen sich auflösten. Das Geräusch war angenehm, wurde aber von einer zuschlagenden Tür unterbrochen.

Ein Blick über meine Schulter bestätigte meinen Verdacht: Der Succubus und ihr nächster Kunde waren in einem der separaten Zimmer verschwunden.

„Oder deine Woche, Monat, Jahr? Wie lange suchen dein Bruder und du schon nach Miss Perfect? Inzwischen hat die ganze Hölle davon erfahren, dass du dich binden willst, und jede Dämonin steht Schlange, um in deine Familie einzuheiraten. Lasst es endlich gut sein und finde dich damit ab, dass du für immer in dieser Scheiße sitzen wirst. Du bist der Sohn deines Vaters. Das kannst du nicht ändern und viele würden sich den Schwanz abhacken, nur um an deiner Stelle zu sein.“

Die Stimme des Dämons wurde immer leiser, aber ich hörte den wütenden Unterton.

Dachte er echt, es war so geil, ich zu sein?

Sicher, ich hatte inzwischen mehr Geld, als ich je ausgeben konnte, und wir waren die zweitwichtigste Familie der Hölle, aber genau deshalb konnte ich nicht einfach eine Dämonin ehelichen. Ich würde nie wissen, ob ihr wirklich etwas an mir lag oder an dem Reichtum und Einfluss, den sie durch mich erlangte.

„Wer hat jetzt schlechte Laune?“, konterte ich und leerte mein Glas.

Ich sollte nicht darüber nachdenken. Es brachte nichts. Ich konnte die Situation nicht ändern. Also musste ich nach vorn sehen und weiter abwarten.

Oder sollte ich in die Menschenwelt zurückgehen und dort wieder aktiv suchen?

So hatte Belial schließlich Heredia gefunden und sie war nun die einzige Ärztin, die die Hölle zu bieten hatte. Aber gut, sie hatte auch nichts in der Menschenwelt gehabt, für das es sich zu bleiben gelohnt hätte. Ihre Familie war tot, ihre Freunde hatten sich von ihr abgewandt - wenn es überhaupt jemals richtige Freunde gewesen waren - und ohne Belial wäre sie vielleicht ebenfalls schon unter der Erde.

Mein Gegenüber sah mich besorgt an. „Ich meine es ernst, Behemoth. Irgendwann wird dem Teufel auffallen, dass euer Familienoberhaupt kinderlos ist. Es ist ein Wunder, dass er sich noch nicht dazu geäußert und dich gezwungen hat, vor seinen Augen mit jeder gebärfähigen Frau zu schlafen. Was machst du dann? Dich weigern?“

Ein panischer Ausdruck mischte sich in seinen Blick, als würde die bloße Erwähnung von ihm reichen, dass der Teufel auf uns aufmerksam wurde.

Aber das war lächerlich.

Denn seine Frage war gut, aber was war die Alternative? Wie lange würde es dauern, bis es uns sowieso an den Kragen gehen würde?

Und das würde es. Daran zweifelte ich nicht.

Ich arbeitete für die Söhne des Teufels. Sie hätten mich schon vor einer ganzen Weile verpfeifen können, aber hatten es zum Glück nicht getan.

Das Bild, das der Barkeeper mir aufzeigte, kam nämlich sehr nah an die Wahrheit heran. Ich wäre nicht der Erste, dem das passierte.

Der Teufel war ein Monster. Er war nicht umsonst dafür zuständig, sündhafte Seelen zu foltern. Leider reichte ihm das an manchen Tagen nicht und er ließ seinen Zorn an uns aus.

Aber auch das hatte er schon eine Weile nicht mehr getan. Persönlich hatte ich den Teufel seit Jahren nicht gesehen. Es wurde gemunkelt, dass die Zwillinge - seine eigenen Söhne - ihn umgebracht hätten.

Bestätigt hatte das aber keiner der beiden Erben. Sie hatten lediglich immer mehr Aufgaben ihres Vaters übernommen und gesagt, dass der Teufel kürzertreten wollte. Er wollte mehr Familienzeit genießen.

Bullshit!

„Was ich dann mache? Sterben oder gefoltert werden“, antwortete ich eiskalt, auch wenn sich mein Magen schmerzhaft zusammenzog.

Es sah nicht gut für uns aus. Für niemanden. Nicht für mich, wenn der Teufel noch leben sollte und herausfand, dass ich immer noch keine Kinder hatte, und auch nicht für Belial, der immer noch zu verstecken versuchte, dass Heredia eigentlich eine Dämonin war, deren Kräfte jedoch nie erwacht waren.

Es war unglaublich, dass der Teufel bisher noch nichts unternommen hatte.

Oder stimmten die Gerüchte? War er tot?

Nicht, dass ich ihm eine Träne nachweinen würde. Genauso wenig wie meinem eigenen Vater.

Trotzdem fragte ich mich, ob der Barkeeper recht hatte. Sollte ich mich mit dem Unausweichlichen abfinden und lieber schleunigst aus der Hölle verschwinden, bevor mein Schicksal besiegelt war? Oder sollte ich einfach irgendeine Schlampe heiraten, sie wie eine Zuchtstute immer wieder aufs Neue mit meinem Samen vollpumpen und ihr im Gegenzug erlauben, sich an den Besitztümern meiner Familie zu bereichern?

„Schöne Aussichten.“ Der Barkeeper lachte freudlos. „Dann arbeite ich lieber weiter in diesem Schuppen und bete, dass ab und an die Ladys Zeit für einen kurzen Fick haben.“ Er griff nach meinem Glas und füllte es erneut mit der goldenen Flüssigkeit, doch diesmal ließ ich es stehen, als er es vor meiner Nase platzierte. Jetzt war mir auch noch die Lust zu saufen vergangen. Fantastisch.

Konnte es noch schlimmer werden? Offenbar schon, denn in diesem Moment öffnete sich die Tür zum Bordell und Belial marschierte mit einem Grinsen im Gesicht ins Lokal.

„Behemoth“, begrüßte mein Bruder mich lautstark und kam mit eiligen Schritten auf mich zu. Seine dunklen Haare nahmen durch das künstliche Licht einen rötlichen Schimmer an.

Er rümpfte die Nase.

Ich hatte mich inzwischen an den Gestank aus Pheromonen, Sperma und Alkohol gewöhnt, aber er war seit Ewigkeiten nicht mehr hier gewesen. Schon vor Heredia hatte er nichts für Huren übriggehabt und nachdem er sich niedergelassen hatte, war keine Frau außer seiner eigenen mehr für ihn interessant.

„Was willst du hier, Belial?“

Ich sprang von meinem Sitz auf und ignorierte die Blicke der verbleibenden Gäste, die uns neugierig anstarrten. Gut, einige schienen einfach nur genervt von der Unterbrechung, weil sie gerade dabei gewesen waren, zum Abschluss zu kommen. Ich hätte mich gerne entschuldigt, aber es wäre nur geheuchelt gewesen. Keiner dieser Gestalten tat mir wirklich leid, dafür hatte ich genug eigene Probleme.

„Ich habe eine Überraschung für dich.“

Belials Grinsen vertiefte sich.

Ein bösartiges Glimmern trat in seine Augen, als er nach meinem Drink griff und ihn einfach leerte, als gehörte er ihm. Ich ließ es ihm jedoch mit einem Schmunzeln durchgehen.

„Ich habe die perfekte Frau für dich gefunden.“
„Was?“ Verwirrt sah ich ihn an, während ich in meine hintere Hosentasche griff und ein paar Münzen vor den Barkeeper fallen ließ. Er nickte mir dankbar zu und steckte das Geld ein.

Belial fuhr sich durch die schwarzen Strähnen, zwinkerte dem Barkeeper zum Abschied zu und begleitete mich ein Stück weg vom Tresen, durch den Raum und über die Schwelle nach draußen.

Erleichtert atmete er auf, als wir in die Nacht hinaustraten und er tief nach reinem Sauerstoff ringen konnte, weil wir nicht mehr in der Wolke aus abgestandener Bordellluft standen.

„Eine Frau. Du willst doch noch eine, oder?“

„Ja“, krächzte ich.

Mein Ton klang wenig überzeugend, denn ich wollte nicht einfach nur eine Frau. Aber das wusste Belial. Wenn er also hier war, hieß das, er hatte eine gefunden, die ein paar der Eigenschaften mitbrachte, die ich anziehend fand.

Hilfsbereitschaft, Intelligenz, Mut und Aufopferungsbereitschaft für die Menschen, die man liebte. Ich würde jederzeit für Belial sterben und das wusste er. Ein paar Mal hatte es ganz danach ausgesehen, als müsste ich es. Aber das war zum Glück schon lange vorbei.

Vielleicht war es ihm jedoch deshalb so wichtig, mir unter die Arme zu greifen und für mich das zu finden, was er schon längst gefunden hatte: die große Liebe. Wenn es sie denn überhaupt für mich gab.

„Sehr gut. Ich habe gerade unsere Anlagen durchgesehen, um festzustellen, welche Gelder Dad vor seinem Tod verschleudert hat.“

Belial schnaubte. Genau wie ich war er nicht traurig darüber, dass Dad verstorben war. Schön, genau genommen hatten wir ihn sogar umgebracht, also wäre es wohl grotesk, ihn zu vermissen.

„Und?“ Ich blickte durch die offenstehende Tür ins Lokal zurück, aus dem leise Stimmen an mein Ohr drangen. Irgendwer beschwerte sich darüber, dass es zog und jemand das Fenster schließen sollte. Fuck, der Typ musste schon wahnsinnig betrunken sein, um eine Tür nicht mehr von einem Fenster unterscheiden zu können. Dennoch schloss ich den Eingang nicht, um weiterhin einen Blick auf die Zwillinge erhaschen zu können, die gerade mit einem großen Grinsen aus einem der Zimmer kamen und in einem weiteren wieder verschwanden. Ihr Vorhaben schien von Erfolg gekrönt zu sein.

Mein Bruder steckte eine Hand in seine Manteltasche und holte ein Stück Pergament hervor, das an den Rändern vergilbt war.

Obwohl handelsübliches Papier sogar in der Hölle seit Jahren erhältlich war, hatte Vater weiterhin die Utensilien von vor Jahrhunderten verwendet. Er war einfach nie in der Neuzeit angekommen.

Belial faltete das Stück auseinander und enthüllte damit eine Tabelle mit mehreren Namen, Beträgen und Zinsen, die horrend waren.

Selbst wenn jemand zahlungswillig war, stotterte er sein ganzes Leben den kleinen Kredit ab, den Vater gewährt hatte.

Einen Pakt mit einem Dämon einzugehen war das Schlimmste, was man tun konnte. Leider war es für Menschen in Notlagen aber immer wieder verlockend.

Belial drehte das Pergament in meine Richtung, sodass ich die Ein- und Ausgänge genauer betrachten konnte. „Er hatte ein paar Pakte mit verschiedenen Familien. Die meisten haben bezahlt. Alle bis auf eine, die schon seit ein paar Jahren mit den Zahlungen überfällig ist.“

Ich sog scharf die Luft ein. Das war … schlecht. Verdammt, andere Dämonenfamilien könnten sich schon gegen uns stellen und versuchen, uns aus dem Weg zu schaffen, um unseren Rang zu bekommen, weil wir keinen Erben hatten. Das war schon eine Katastrophe, aber wenn sie erfuhren, dass wir Schulden nicht eintrieben? Was hatte Vater sich dabei gedacht? Vermutlich gar nichts.

Am Ende war er besessen davon gewesen, Heredias Familie dem Erdboden gleich zu machen, statt seine Arbeit zu machen.

Fuck, und das mussten wir nun ausbaden. Schnellstmöglich sollten wir das Geld eintreiben. Meine Muskeln verkrampften sich. Ein unangenehmer Druck entstand in meiner Magengegend.

Wie konnte ein einziger Dämon so viel Schaden anrichten? Hatte Vater nur eine Sekunde an etwas anderes als sich selbst gedacht?

In Gedanken fügte ich meiner To-do-Liste einen weiteren Punkt hinzu. Sobald meine Arbeit bei den Zwillingen getan war, würde ich mich darum kümmern. Ich seufzte schwer. Damit hätte ich noch weniger Zeit, eine geeignete Partnerin zu finden.

Gestresst hob ich den Blick von dem Schriftstück und sah wieder meinen Bruder an, doch im Gegensatz zu mir schien diese Information bei ihm keine Panik auszulösen. Sofort entspannte ich mich.

Hatte er bereits einen Plan? Offensichtlich, denn sein Grinsen wurde immer breiter und er griff mit der freien Hand erneut in seine Manteltasche, um ein weiteres Dokument hervorzuziehen. Diesmal sah es jedoch nach Fotopapier aus.

„Mach es nicht so spannend, Belial.“

Ich knurrte genervt. Langsam ging meine Geduld zu Ende. Meine schlechte Laune erreichte einen neuen Tiefpunkt. Ich ließ die Schultern sinken, während das Grinsen meines Bruders so riesig wurde, dass ich es ihm am liebsten vom Gesicht gewischt hätte.

Wie konnte er nur so fröhlich sein?

„Der Familienvater kann nicht bezahlen, aber er hat ein Töchterchen. Zwei eigentlich, aber ich schätze, nur sie wird dich interessieren. Sie könnte die Schulden ihres Vaters begleichen.“

Belial hielt mir die Fotografie entgegen.

Mein Atem stockte. Mein Herz setzte einen Schlag aus und dann noch einen. Sie war … sie war … perfekt. Das traf es am besten.

Ihre langen, braunen Haare fielen ihr wie ein Wasserfall über die Schultern, die nur von dünnen Trägern verhüllt waren. Sie trug ein gelbes Kleid, das ihre karamellfarbene Haut mit ihren hellen Augen um die Wette strahlen ließ.

Aber es war nicht ihre Schönheit, die mich gefangen hielt, sobald ich das Bild meinem Bruder abnahm.

Nein, es war der Blick, den sie in die Kamera warf.

Ihre Züge waren unsicher verzogen, aber in ihren Augen loderte ein Feuer, das Gier und einen unstillbaren Hunger zeigte.

Sie biss sich schüchtern auf die Unterlippe und knabberte daran. Ich wollte lieber nicht wissen, wer das Bild gemacht hatte. Es war auch unwichtig.

Ab jetzt würde sie nur noch mich mit diesem Blick ansehen. Dafür würde ich sorgen. Vielleicht war doch noch nicht alles verloren, auch wenn ich versuchte, mir keine Hoffnungen zu machen.

 

Kapitel 1: Lyanna

 

 

 

 

 

 

 

Die Lippen auf meinem Mund fühlten sich gut an. Sie waren warm und schmiegten sich sanft an meine. Der Geschmack von Orangen mischte sich mit süßen Äpfeln, die wir erst vor Kurzem gefrühstückt hatten.

Dennoch grummelte mein Magen, weil ich eigentlich noch hungrig war. Nicht unbedingt nach Essen, das es nie ganz vermochte, die Gier in meinem Inneren zu stillen, sondern nach Liebe.

Nach Berührungen und Zärtlichkeit. Ich vertiefte den Kuss, öffnete meinen Mund, wie ich es schon hunderte Male davor getan hatte und ließ zu, dass Jonah seine Zunge zwischen meine Lippen schob.

Er stöhnte leise und drückte mich tiefer in die Matratze. Sein Gewicht auf mir erschwerte mir das Atmen, aber ich beschwerte mich nicht.

Ich mochte den Druck seines Körpers auf meinem.

Er strahlte eine angenehme Wärme aus, die mein kaltes Herz auftauen ließ. Jedes Streicheln, jeder Kuss brachte es ein wenig weiter zum Schmelzen, während der Wunsch nach mehr in mir wuchs.

Jonah drängte seinen Unterleib näher an meinen. Etwas Hartes presste sich zwischen meine Beine und ließ mich überrascht keuchen. Er war erregt. Meinetwegen. Stolz erfüllte mich und vertrieb noch etwas mehr die Kälte in mir, die mir immer wieder zuflüsterte, an welches Wunder es grenzte, dass Jonah mich wollte.

Mich und keine andere, obwohl er jede hätte haben können. Seine Zunge strich immer wieder über meine, während er erneut stöhnte und seine Hände auf Wanderschaft schickte.

Mein Shirt lag bereits irgendwo auf dem Boden. Ich hatte keine Ahnung, wo genau, aber ich war mir sicher, dass schon bald der Rest meiner Kleidung dem Stück Stoff folgen würde. Wenn ich es zuließ.

Und das würde ich, oder? Ich wusste es nicht.

Jonah fuhr mit seinen Fingern über meinen BH, nestelte an der unteren Naht und versuchte mit der Hand darunter zu kommen, um meine nackte Brust zu umfangen. Auch das fühlte sich gut an. Angenehm.

Seine Fingerspitzen waren vorsichtig, nicht drängend und auch nicht zu schnell. Er fasste mich an, als wäre ich aus Porzellan und jede zu feste Berührung könnte dazu führen, dass ich barst und in tausend Stücke zersprang. Er wollte Sex mit mir haben. Unbedingt. Das wusste ich. Und ein Teil von mir wollte es auch.

Diesen Makel der Jungfräulichkeit ablegen und endlich wissen, was körperliche Liebe bedeutete.

Aber genau das war das Problem. Alles war gut, schön und angenehm. Nicht außergewöhnlich, nicht magisch, nicht besonders. Einfach nur gut. Und so sollte es nicht sein.

Oder doch?

Ich hatte zu wenig Erfahrung damit, um es genau sagen zu können, aber eines wusste ich mit Sicherheit. Es fühlte sich falsch an. Nach zu wenig. Jonah küsste mich tiefer. Seine Hand schaffte es unter meinen BH und seine Finger umfingen meine Brust. Ein Schauer wanderte durch meinen Körper und in meinem Bauch begann es zu kribbeln. Ich wollte es. Ich wollte es so sehr. Meine Hüfte drückte sich instinktiv seinem Schritt entgegen und ich rieb mich an der Härte, die nur durch ein paar Schichten Stoff von dem empfindlichsten Punkt an meinem Körper getrennt war.

Doch das alles half nicht, den Hunger in mir zu stillen. Ganz im Gegenteil. Er wuchs immer weiter und weiter, als würde die Illusion von Liebe - richtiger, einmaliger Liebe - reichen, damit die Sehnsucht in meinem Herzen explodierte.

Egal was ich tat, sie ging nicht weg.

Ich bemühte mich, tief durchzuatmen und das Gefühl von seinen Fingerspitzen, die meine Brust kneteten, zu genießen und an all die Dinge zu denken, die Jonah tagtäglich für mich tat.

Die ganzen Nachrichten, kleinen Geschenke und die Zeit, die er mit mir verbrachte.

Aber auch das half nicht.

Es war nicht richtig.

Nicht für mich. Ich wollte gar nicht mehr denken können. Mein Kopf sollte wie leergefegt sein. Nichts sollte mehr einen Platz in meinem Gehirn haben, weil es vollgestopft war mit der Liebe, die ich für meinen Partner empfand, oder der Lust, die mich alles andere ausblenden ließ, weil ich einfach nur wollte, dass er mit mir verschmolz, mich zu einem Teil von sich machte und nie wieder losließ.

All das war in diesem Moment nicht der Fall. Und das machte mich unendlich traurig. So sehr, dass Tränen in meine Augen schossen. Sie brannten auf meiner Netzhaut.

Ich schluchzte, doch der Laut wurde zum Glück von Jonahs Mund gedämpft. Er küsste mich weiter, zog seine Hand unter meinem BH hervor und wanderte stattdessen mit den Fingern an meinen Rücken. Er übte Druck auf meine Rippen aus, damit ich den Oberkörper ein Stück von der Matratze hob. Es war schwierig, weil sein Gewicht mich immer noch unter sich begrub, aber irgendwie schaffte ich es, mich vom Laken zu hieven. Jonah nutzte den freigewordenen Platz und schob seine Hand an die richtige Position, um die Haken meines BHs zu öffnen.

Ich hörte es rascheln.

Jonahs Finger streiften meine Haut, als er einmal abrutschte. Er probierte es erneut, aber auch diesmal klappte es nicht auf diese Weise, sodass er die Hand drehte und es mit anderen Fingern versuchte.

Ich zischte leise. Es schmerzte.

Seine Knöchel drückten sich unangenehm an meine Wirbelsäule, während sein hartes Glied sich viel zu fest gegen meinen Schritt presste.

Ich keuchte schmerzerfüllt auf.

Jonah bemerkte es nicht.

Zumindest hörte er nicht auf. Immer weiter zerrte er an dem Verschluss. Ein wütendes Schnauben kam über seine Lippen, als er den Kuss löste, um sich stattdessen besser auf meinen BH konzentrieren zu können.

Ich hatte keine Ahnung, wie lange es dauerte, bis es ihm endlich unter mehrmaligem genervtem Stöhnen gelang, den BH zu öffnen, aber als er ihn von meinem Körper zog und mich wieder küssen wollte, drehte sich mir der Magen um.

Auch noch der letzte Rest an Erregung war bei der Aktion verflogen.

Das Kribbeln in meiner Magengegend war verschwunden und ich fühlte mich seltsam nackt. Ausgeliefert. Jonah starrte meine Brüste lüstern an und griff fest mit seinen Händen danach. Er drückte sie ein paar Mal, schloss die Augen und beugte sich wieder zu mir hinunter. Seine Lippen kamen meinen näher. Übelkeit breitete sich in mir aus.

„Stopp!“, rief ich und drehte den Kopf zur Seite, sodass Jonahs Mund auf meine Wange traf. Sein Speichel verteilte sich auf meiner Haut.

Der Griff seiner Hände um meine Brüste wurde fester. Aggressiver. Seine Lippen küssten sich einen Pfad von meiner Wange über meinen Kiefer und zu meinem Mundwinkel.

„Tue ich dir weh?“, fragte er zwischen zwei Küssen und rieb mit seiner Nase über meine Haut.

Er stöhnte. Sein Becken stieß fest gegen meine Hüfte. Zuerst langsam, dann immer schneller. Er bewegte sich gegen mich. So gut es trotz der Kleidung ging, doch schon bald reichte ihm das nicht mehr und seine linke Hand strich ein letztes Mal über meine Brust, bevor sie meinen Bauch hinabwanderte. Direkt auf den Bund meiner Hose zu.

Schlagartig verschwand die Wärme.

Kälte breitete sich in mir aus. Und Angst. Ich war noch nicht so weit. Ganz klar. Ich war noch nicht einmal feucht. Zwanghaft dachte ich an die Pornos, die ich mir angesehen hatte, und an die Zukunft, die ich mit Jonah haben könnte, aber beides schaffte es nicht, mein Blut zu erhitzen und es zwischen meinen Beinen pochen zu lassen.

„Nein, ich …“

Ich zögerte. Wir waren schon so weit. Er müsste nur noch seine und meine Hose ausziehen und dann könnten wir es hinter uns bringen.

Verdammt, wie das klang.

Als wäre mein erstes Mal etwas, das ich noch schnell erledigen müsste. Wie den Müll nach unten zu bringen oder für die nächste Klausur zu lernen. Dennoch fiel es mir schwer, es auszusprechen.

Ich wollte Jonah nicht schon wieder enttäuschen. Seit Wochen bettelte er um Sex und jedes Mal scheiterte es an mir. Vielleicht stimmte wirklich etwas nicht mit mir. Hatte meine Schwester recht und ich war frigide? Vielleicht. Ich wollte ihr jedoch unbedingt das Gegenteil beweisen, aber es war furchtbar schwer.

Ich fühlte mich einfach nicht wohl.

Die Art, wie Jonah auf mir lag, und seine drängenden Hände lösten Ekel in mir aus. Ich hatte Stopp gesagt und er hatte nicht aufgehört.

Das allein war ein Zeichen, oder etwa nicht? Wie sollte er mein Nein respektieren, wenn ich es selbst nicht tat?

Also nahm ich all meinen Mut zusammen, atmete noch einmal tief durch und sprach es aus, bevor ich es mir anders überlegen konnte.

„Ich will lieber doch nicht.“

Jonahs Augenlider flogen auf. Seine Hand erstarrte über meinem Bauchnabel. Ein verwirrter Ausdruck huschte über sein Gesicht. Für einen Moment erfüllte nur unser Atem den Raum, bevor Jonah sich fing und seine Züge sich wieder entspannten.

„Was? Wieso denn nicht?“

Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen.

„Ich weiß nicht, es fühlt sich nicht gut an.“

Die Worte kamen viel leiser über meine Lippen, als ich beabsichtigt hatte, aber ich war froh, sie überhaupt aussprechen zu können.

Jonah stützte sich mit den Armen neben meinem Körper auf der Matratze ab, sodass er immer noch über mich gebeugt war, sein Gewicht mir jedoch Raum zum Atmen ließ. Dennoch hatte ich mehr denn je die Angst zu ersticken.

Ein Druck baute sich in meiner Brust auf. Ich wusste nicht, woher er kam, aber er breitete sich aus, verdrängte meine Organe an den Rand und zerquetschte sie dort schmerzhaft. Es tat weh, aber nicht so sehr, wie Jonah in die Augen zu sehen, als ich den Kopf wieder in seine Richtung drehte.

„Ich bin sicher, das Gefühl vergeht, wenn wir mittendrin sind. Lass es uns einfach versuchen und sollte es dir nicht gefallen, hören wir eben wieder auf.“

Jonah sprach langsam und deutlich. Wahrscheinlich sollte es beruhigend wirken, aber es hatte den gegenteiligen Effekt.

Ich fühlte mich dadurch wie ein Kind, dem die große, weite Welt erklärt wurde. Dabei war Jonah keine fünf Jahre älter als ich. Mit seinen dreiundzwanzig Jahren hatte er vielleicht schon mit genügend Frauen geschlafen, aber er wusste nicht, wie ich mich fühlte. Das konnte er nicht.

Wir redeten schließlich nie darüber, warum ich weinte, wenn er mich bei einem Streit anschrie oder mir sagte, ich würde nichts richtig machen.

War das der Grund, dass ich es immer noch nicht geschafft hatte, mit ihm zu schlafen? Weil wir ständig stritten? Das wäre pure Ironie, immerhin drehten sich unsere Konflikte andauernd um dasselbe Thema.

Sex, Sex und noch mehr Sex.

Und alles andere, worauf Jonah in unserer Beziehung verzichten musste.

Deshalb hatte ich mir fest vorgenommen, ihm zumindest das heute zu geben. Aber mein Körper und auch mein Herz ließen mich nicht.

Impressum

Verlag: BookRix GmbH & Co. KG

Tag der Veröffentlichung: 15.01.2024
ISBN: 978-3-7554-6787-8

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