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Prolog

Mein Name ist Florence Night. In meinem Königreich herrscht Frieden, seit über 100 Jahren, die weiteren Nobodysverbannt hatte. Eine Gruppe Wilder, die nur ein Ziel hatte: Die Königsfamilie zu stürzen. Ich war die Prinzessin und die einzige Erbin des Throns von Poliar. Mein Leben lang war ich behütet und beschützt worden. Mein Vater, der König, zog mich alleine groß, da meine Mutter bei meiner Geburt starb. Er war ein sehr junger König, da mein Großvater, kurz nach Vaters 18. Geburtstag verstarb. Um diese Zeit war ich gerade 1 Jahr alt. Das ganze Schloss war voll von Soldaten, denen ich ab meinem 12. Lebensjahr das Kämpfen mit dem Faust und dem Schwert lernte. Mein Vater hatte einmal gesagt, dass ich nicht wissen sollte, wie man sich verteidigt. Niemals hätte ich ahnen können, dass ich diese Fähigkeiten einmal benötigen würde.

1. Kapitel

 

„Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatz!“ Ich lag immer noch in meinem Bett und wurde von meinem Vater mit einem Mini-Kuchen geweckt. Eine einzelne Kerze steckte in der Mitte und als ich mich aufrichtete um sie auszublasen, konnte ich gerade noch sehen, wie William sich aus dem Fenster schlich. William, der Hauptmann unserer Armee, der in den letzten Tagen jede Nacht an meinem Bett gewacht hatte, um mich von meinen Alpträumen abzulenken. „Danke, Dad!“ Ich umarmte meinen Vater und biss ein Stück vom Kuchen ab. Ich konnte schmecken, dass er ihn selbst gemacht hatte. In den meisten Königreichen wäre es seltsam, wenn der König einen Kuchen backte, doch er wollte mir damit eine Freude machen. Allerdings waren alle seine Werke ungenießbar. Da er der König war, traute sich niemand ihm die Wahrheit zu sagen, deshalb machte er immer dasselbe und immer wieder kam dieses Ergebnis heraus. Zu meinem 10. Geburtstag backte er mir zum ersten Mal einen Kuchen. Sein Gesicht strahlte als er mir das Ergebnis präsentierte und ich brachte es nicht übers Herz ihm zu sagen, dass er einfach nur grauenvoll schmeckte. Deshalb bekam ich ab diesem Zeitpunkt jedes Jahr einen selbstgebackenen Kuchen von ihm.
Ich stellte den Rest auf den Nachttisch um ihm später heimlich in den Kamin zu werfen. „Und was willst du heute unternehmen?“ Eigentlich wollte ich einfach im Bett bleiben und weiterschlafen, doch ich war die Prinzessin von Poliar. Ich hatte Verpflichtungen, deshalb musste ich aufstehen. „Nun ja. Ich muss zum Lateinunterricht, dann zum Tanzunterricht, Klavierstunden und dann Kampftraining am Nachmittag. Und am Abend steht die Ratsversammlung an.“ Da ich die einzige Erbin meines Vaters war, durfte ich seit meinem 15. Geburtstag an der Ratsversammlung teilnehmen, um mich auf den Thron vorzubereiten. Am Anfang waren die meisten Mitglieder skeptisch, da ich die erste Frau bin, die den Thron besteigen wird, doch nach kurzer Zeit, konnte ich jeden überzeugen, dass ich genau wusste, was ich tat. Ich hatte eine sehr gute Ausbildung erhalten und wusste was das Volk benötigte.
„Nein. Heute ist dein Geburtstag. Also darfst du tun was du willst? Also was wollen wir heute machen?“ mein Bett verleitete mich dazu, meinem Wunsch von vorhin nachzugehen, doch mein Vater war so euphorisch, dass ich mir etwas Anderes einfallen ließ. „Wie wäre es mit einem Ausritt? Es ist schon Ewigkeiten her, dass wir alleine geritten sind.“ Mein Vater, mit seinen ein Meter neunzig sprang von meinem Bett auf und klatschte in die Hände „Das ist eine großartige Idee. Ich werde sofort die Pferde satteln lassen.“ Mein Lächeln konnte nicht breiter sein. Er stürmte aus dem Zimmer und schrie bereits nach Bernard, seinem Kammerdiener. „Lasst die Pferde striegeln und satteln und packt etwas Proviant ein. Meine Tochter und ich unternehmen einen Ausflug.“ Ich konnte ich noch lange hören, obwohl bereits die Treppen nach unten lief und er immer weiter wegging. Ich schlüpfte aus dem Bett und schloss die Tür um mich umzuziehen. „Du willst also ausreiten?“ William war immer noch in meinem Zimmer und hatte sich offenbar hinter dem Vorhang versteckt. „Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich das organisieren können.“ Ich ging auf ihn zu und küsste ihn auf die Wange. „Ich mache es nur meinem Vater zu liebe. Eigentlich wollte ich lieber im Bett bleiben aber…“ Er umschlang meine Hüfte mit seinen großen Händen und stupste mich mit seiner Nase an. „Also, das hätte ich auch organisieren können.“ Seine dunklen Augenbrauen zuckten in die Höhe und ich gab ihm einen kleinen Klaps auf die Schulter. Er war genauso groß wie mein Vater und daher ungefähr einen ganzen Kopf größer als ich, deshalb streckte ich mich nach oben und küsste ihn. Meine Hände fuhren in seine kurzen blonden Haare und seine wanderten bei mir etwas südlicher. Er hob mich mit Leichtigkeit hoch und trug mich zum Bett. Meine Lippen lösten sich für einen Moment. „Nein. Warte. Ich muss mich anziehen. Mein Vater wartet.“ Als er mich wieder küsste, zogen seine Mundwinkel leicht nach oben. „Dein Vater kann erst aufbrechen, wenn er mit mir geredet hat und wenn er mich nicht findet, kann er auch nicht weg. Also…“ Langsam gingen seine Küsse an meinen Nacken hinunter. „Solange ich hier bin, werdet ihr nirgendwo hinreiten.“ Ganz sanft biss er mir ins Ohr und mir entkam ein kleiner Seufzer.
„Miss. Ihr Vater sagte…“ Lila, meine Zofe stürmte gerade ins Zimmer als William mit seiner Hand unter meinen Rock verschwand. „Es tut mir so leid, Miss. Ich wusste nicht, dass sie Besuch haben.“ Sie drehte sich um und wollte gerade wieder verschwinden, als ich sie aufhielt. „Nein. Lila, warte bitte.“ Ich sprang auf und ließ einen leicht verwirrten Will auf dem Bett zurück. Lila machte einen tiefen Knicks „Es tut mir so leid, eure Hoheit.“ und als Will ebenfalls aufstand, wiederholte sie das Ganze noch einmal. „Hauptmann Foster.“ Er richtete sich die Uniform zu Recht und machte sich auf den Weg zur Tür. Er verbeugte sich vor Lila und ging so nah an mir vorbei, dass er mir ins Ohr flüstern konnte. „Happy Birthday, Prinzessin!“ Mit diesen Worten schloss er hinter sich die Tür und ich war mit Lila allein. „Es tut mir so schrecklich leid, Eure Hoheit!“ Ich winkte ab und sie half mir ein passendes Outfit für den Ausritt auszusuchen. Wir entschieden uns für ein schwarzes Mieder und einen hellblauen Reitrock und darüber eine weiße Bluse. „Er ist ein sehr netter Mann, Miss!“ Ich betrachtete mich gerade im Spiegel, als Lila mir meine braunen, langen Haare zu einem Knoten nach oben band. „Wie bitte?“ Sie musterte mich und schien sich wieder entschuldigen zu wollen. „Ich meine Hauptmann Foster, Miss!“ Ihre Hand berührte leicht meine Schulter und ich nahm sie in meine. „Ja das ist er, Lila. Ein sehr netter Mann. Aber du musst mir versprechen, niemanden zu erzählen, dass er hier ab und zu übernachtet, ok?“ Sie drückte meine Hand und nickte so heftig, dass ihre kurzen, schwarzen Haare in alle Richtungen flogen. „Ich verspreche es, Miss.“ Sie zog mich hoch und drehte mich um sich meine Ausstattung anzusehen. „Sie sehen toll aus, Miss. Perfekt für ihren Geburtstag.“

Wir gingen gemeinsam in den Hof und mein Vater wartete bereits mit Apollo, dem Schimmel und Cassio, dem Rappen. „Prinzessin!“ William stand mit seinen Soldaten etwas abseits und machte sich ebenfalls zum Ausritt bereit. Ich starrte meinen Vater böse an. „Ich dachte, wir würden alleine reiten?“ Er half mir aufs Pferd und stieg ebenfalls auf Apollo auf. „Ich bin der König und du die Prinzessin. Wir reiten etwas weiter als die üblichen Pfade, da können wir nicht ohne Schutz los. Aber sie werden weit zurückbleiben, du wirst sie gar nicht bemerken.“ Er zwinkerte mir zu und wir ritten los. Natürlich bemerkte ich sie. Wie sollte man auch den Mann, den man liebte und seine 5 Freunde ignorieren, wenn sie so dicht hinter einem ritten, dass man sie reden hörte. Als wir durch das Tor schritten, blieben sie plötzlich stehen und ließen mir und meinem Vater den Abstand, den ich mir zu meinem Geburtstag wünschte. Wir galoppierten durch den Wald und ich spürte den Wind durch meine Haare fahren. Seit ein paar Wochen hatte ich Alpträume, von Männern in Masken und meinem Vater wie er blass in seinem Bett lag, doch in diesem Moment konnte ich das alles vergessen. Ich konnte die Vögel singen hören und die Tiere, die vor uns flüchteten, als wir durch die Bäume hindurchrasten. Ich hängte meinen Vater locker ab und wartete beim Fluss auf ihn, der sich um unser Königreich wie eine Grenze zog. „Was haltest du von einer Runde schwimmen?“ Mein Vater war vollkommen aus der Puste und ich sprang schon vom Pferd und zog mein schweres Gewand aus. „Wer zuerst im Wasser ist?“ Mein Kopfsprung war elegant und mein Trainer hätte mir dafür sicher eine hohe Punktzahl gegeben. Als ich wieder auftauchte und zum Ufer blickte, konnte ich meinen Vater nirgends entdecken. „Dad?“ Noch einmal tauchte ich unter und suchte mit offenen Augen unter Wasser. Es wäre nicht das erste Mal, dass er mich unter Wasser zog und ich dann schwer hustend wieder hochkam. Doch er war nicht unter Wasser. „Dad! Das ist nicht mehr witzig!“ Die Soldaten hielten sich im Hintergrund, genau wie von meinem Vater beordert. Ich schwamm zurück, schnappte mir meine Kleidung und ging etwas weiter in den Wald hinein. Gerade als ich um eine kleine Baumgruppe ging, wurde ich von jemanden gepackt und der Mund zugehalten. Ich wollte schon laut loslachen, weil ich dachte, dass mein Vater mir einen Streich spielt, doch meine Augen zeigten mir etwas Anderes. Er lag am Boden und hielt sich die Seite. Zwei große Männer standen über ihm. Einer hatte ein Messer in der Hand und der andere zielte mit seinem Fuß auf und trat meinem Vater direkt ins Gesicht. Ich wehrte mich mit Händen und Füßen, doch derjenige, der mich festhielt, ließ nicht locker. Ich konnte seinen Atem neben meinem Ohr spüren und als er mir leise ins Ohr flüsterte, musste ich würgen. „Wenn du dich nicht wehrst, lassen wir deinen Daddy in Ruhe!“ Ich ließ meine Arme hängen und machte mich schwer. „Braves Mädchen!“ Er küsste meine Wange und am liebsten hätte ich meinen Kopf nach hinten gehoben, um ihm die Nase zu brechen, doch die zwei anderen, standen immer noch vor meinem Vater. Als einer von ihnen auf mich zukam, konnte ich den Schweiß riechen, der ihn umgab. „Was für ein hübsches Prinzesschen!“ Er war breitschultrig, hatte braune kurze Haare und eine schiefe Nase. Derjenige mit dem Messer hob meinen Vater etwas hoch und zwang ihn so uns anzusehen. Er hatte ebenfalls braune kurze Haare, doch er war viel kleiner und ein stark ausgeprägtes Kinn. Das Messer zielte auf seinen Hals. „Schön die Augen offenhalten, mein König. Ihr wollt doch die Show nicht verpassen?“ Schiefe Nase sah mich an und strich mit seinen Fingern über mein Gesicht, das noch zur Hälfte mit der Hand von dem Typen hinter mir bedeckt war. „Ich hoffe für den König, dass du nicht schreist, denn das würde nicht gut ausgehen, dass kann ich dir versichern!“ Ich nickte und die große Hand verschwand. Da ich mein Kleid nur übergezogen hatte und nicht zugeschnürt, war es für sie ein leichtes mich auszuziehen und mein Unterkleid zu zerreißen. Vollkommen nackt stand ich nun da und konnte die Tränen in den Augen meines Vaters sehen. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf um ihm zu signalisieren, dass er nicht eingreifen sollte. Innerlich hatte ich mich schon darauf gewappnet, was nun folgen würde. Mein Vater war ein starker Mann, doch er war auch nicht dumm. Er hätte niemals eine Chance gegen 3 muskelbepackte Männer. Und wenn einer von uns um Hilfe geschrien hätte, wären wir beide tot, noch bevor einer unsere Soldaten hier wäre. Der Mann hinter mir, zog mich an den Haaren und schmiss mich auf den Boden, wo ich auf einem ziemlich großen Stein mit meinem Bauch aufschlug. Ich wollte meine Hände schützend darauflegen, doch Schiefe Nase schnappte sie und hielt sie fest. Nun konnte ich den Mann, der mir eben noch den Mund zuhielt ebenfalls sehen. Blonde Haare, blaue Augen. Sehr hübsch, doch dieses Lächeln machte alles zunichte. Eine Narbe ging von seiner rechten Wange, bis zu seinem Kinn. Sein Mund war so verzerrt, dass sein rechter Mundwinkel immer nach oben zeigte. Da die linke Seite unversehrt war, sah es aus, als ob er schief lächeln würde. Schiefe Nase hielt meine Arme über meinem Kopf und Narbengesicht zog meine Beine auseinander. Ich dachte immer ich wäre stark genug, um gegen einen Mann zu kämpfen, doch nun bemerkte ich, dass die Männer meines Vaters immer sehr zimperlich mit mir umgegangen sind. Ich hatte keine Chance, als er in mich eindrang. Meine Augen brannten und ich konnte die Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Ich biss mir auf die Lippe und erstickte so meinen Schrei. Natürlich war es nicht mein erstes Mal, doch William war immer sehr sanft und stets darauf bedacht, dass es mir gefiel. Doch Narbengesicht stieß in wilder Rasche zu und trieb sich selbst zum Höhepunkt. „Eure Hoheit!“ Ich hörte ihn. William! „Leo! Such beim Fluss. Abraham! Komm mit mir!“ Narbengesichts Gesicht wurde noch mehr verzerrt, als er von mir abließ und den beiden anderen zeigte, dass sie so schnell wie möglich abhauen sollten. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich wollte nach William schreien, doch meine Stimme versagte. Elijah, der beste Soldat nach William, entdeckte uns. Ich konnte mir nur vorstellen, was für ein Anblick es war. Mein Vater krümmte sich vor Schmerzen, wegen der Wunde in seinem Bauch, aus der das Blut unaufhörlich floss. Und dann war da ich. Splitterfasernackt mit immer noch leicht gespreizten Beinen, die Hände über dem Kopf gelegt und vollkommen aufgelöst. Er reagiert schnell, zog sich seine Uniformjacke aus und breitete sie über mir aus. „William! Leute sie sind hier!“ Er kniete neben mir und zog mich halb auf seinen Schoß. Ich umarmte ihn und konnte meine Tränen nicht stoppen. Aus dem Augenwinkel konnte ich die anderen ausmachen, die gerade zu uns liefen. Leo und Jasper gingen zu meinem Vater um ihm zu helfen.  Ich hob leicht den Kopf und spürte Williams Blick in meinem Rücken. Abraham und Silas ritten gerade zurück um eine Kutsche für meinen Vater und mich zu holen. Ich klammerte mich so an Elijah, dass er Mühe hatte aufzustehen. Er wollte mich an William weitergeben, doch ich wollte sein Gesicht nicht sehen. In meinen schlimmsten Träumen konnte ich mir so etwas nicht vorstellen und ich wollte nicht, dass der Mann, den ich liebte, mich so sah. Elijah drückte mich noch fester an sich und wiegte mich leicht hin und her. Ganz leise konnte ich die Hufe der Pferde ausmachten, als Silas und Abraham zurückkamen. Selbst als die Kutsche vor uns stand, ließ ich ihn nicht los. Ich brauchte seine Nähe. Gemeinsam stiegen wir ein und die Männer luden meinen Vater vorsichtig auf die Bank uns gegenüber. Mittlerweile hat er das Bewusstsein verloren, da der Blutverlust schlimmer war, als geahnt. Am liebsten wollte ich zu ihm und ihn in den Arm nehmen, doch meine Hände klammerten sich weiterhin an Elijahs Hals, als ob sie festgewachsen wären. William ritt neben der Kutsche. Das wusste ich daher, da die beiden sich die ganze Zeit unterhielten. „Wir werden ihn am Dienstboteneingang hineinbringen. Niemand soll etwas davon mitbekommen.“ Mein Rettungsanker nickte und sein Kopf neigte sich etwas um mich anzusehen. Mein Gesicht drückte auf seine Brust, die von meinen Tränen bereits durchnässt war. „Du bringst die Prinzessin sofort auf ihr Zimmer. Ich schicke Lila und den Heiler zu euch.“ Eine kurze Pause entstand, als ich wieder Williams Blick auf mir spürte. „Du lässt sie nicht allein. Hast du verstanden?“ Elijah nickte wieder und ich hörte wie der Hof immer näher rückte. Das wilde Treiben, dass wegen meiner Geburtstagsfeier entstand, versuchte ich auszublenden. Doch immer wieder konnte ich jemanden rufen hören. „Ein Hoch auf die Prinzessin!“ Mir wurde speiübel. Mein Geburtstag. So hatte ich ihn mir auf keinen Fall vorgestellt.

 

Mein Vater hielt mir das Brot vor die Nase und sagte, dass ich frühstücken sollte, bevor wir zu der Ratsversammlung gingen. „Ich will aber ausreiten. Ich habe keine Lust auf diese langweiligen Versammlungen. Lauter alte Säcke, die sowieso etwas dagegen haben, das ich daran teilnehme.“ Er ließ den Korb sinken und sah mich mittfühlend an. „Wenn sie erst dein volles Potenzial erkannt haben, werden sie schon damit klarkommen, dass eines Tages eine Frau über das Land regiert.“ Ich wusste er meinte es nur gut, doch ich kann die Blicke nicht vergessen, die sie mir immer zuwerfen, sobald ich einmal den Mund aufmachte. Ich war nun 15 Jahre alt. Mein Vater hatte in diesem Alter schon seine eigene kleine Armee geleitet. Und ich war immer noch der Sprössling, der schief angelächelt wird. „Kann ich nicht dieses eine Mal aussetzten. Bitte Vater! Es ist so ein schöner Tag und Cassio braucht diese Ausritte.“ Ich wusste, dass mein Dackelblick manchmal Wunder bewirkte, doch mein Vater machte immer noch keine Anstalten nachzugeben. „Ich werde mit ihr reiten und sie über die heutigen Ereignisse auf dem Laufenden halten, Eure Hoheit!“ William, der Liebling meines Vaters. Er wurde gerade 18 und somit zum neuen Hauptmann der Garde. Ich kannte ihn schon sehr lange. Unsere Väter spielten früher sehr oft Karten und dann schlich er sich immer in mein Zimmer und wir erforschten das Schloss. Ich lebe nun schon mein ganzes Leben lang hier und kenne immer noch nicht die ganzen Winkel und Geheimgänge, die es zu entdecken gab. Ich wusste mein Vater konnte William nie was abschlagen, weil er genau wusste, dass sich William immer an die Regeln hielt. „Nun gut. Dann macht das so!“ Ich war jedes Mal beleidigt, wenn er William mehr zutraute als mir, doch dieses Mal bekam ich meinen Willen, deshalb hielt ich den Mund. „Ich erwarte dich in einer halben Stunde im Hof, Hauptmann!“ Ich stolzierte an ihm vorbei und hörte meinen Vater noch rufen. „Aber Schatz, dein Frühstück…“ Ich wusste ich war ein Sturkopf. Aber ich war die Prinzessin. Mir sollte eigentlich niemand einen Wunsch ausschlagen und das ließ ich sie manchmal spüren.

 

Mein Zimmer war verdunkelt worden, nachdem die Heilerin gegangen war. Elijah ruhte auf einem Sessel neben meinem Bett und Lila lag neben mir. Sie sah mich unentwegt an. Ich wusste sie würde mich nicht aus den Augen lassen, selbst wenn ich schlief. Doch an Schlaf war nicht zu denken. Jedes Mal wenn ich die Augen schloss, sah ich dieses schrecklich verzerrte Lächeln. Als es draußen dunkel wurde, fing Elijah leise an zu schnarchen. Es war ein beruhigendes Geräusch und ich konnte endlich aufhören an die Decke zu starren und die einzelnen Fliesen zu zählen. Es waren genau 1355. „Willst du darüber reden?“ Ich drehte mich auf die Seite um Lila anzusehen. „Ich weiß es nicht!“ Sie rückte näher an mich und umarmte mich. „Du weißt du kannst darüber reden. Ich werde zuhören und versuchen dir, mit allem was ich habe, zu helfen.“ Ich nickte an ihrer Schulter und drückte sie ebenfalls an mich. Gemeinsam schliefen wir so ein, bis mich am nächsten Morgen ein Tumult im Hof weckte.
„Was ist denn da draußen los?“ Lila lief zum Fenster und öffnete die Vorhänge. „Da draußen stehen Menschen. Sehr viele sogar.“ Ich konnte ihren Blick lesen. Vermutlich wussten die Bürger der Stadt, dass meinem Vater etwas zugestoßen ist. Ich schlug die Decke zurück und wollte aufstehen. „Prinzessin, nicht!“ Elijah war sofort an meiner Seite, doch ich hielt ihn zurück. „Lass mich. Ich will das sehen.“ Ich sprintete zum Fenster und spähte hinaus. Es waren wirklich viele Leute. Doch niemand wirkte aufgebracht oder verwirrt. Sie hielten Schilder hoch. Mit meinem Namen. Königin Florence. Warum schrieben sie das? Mein Vater hatte doch nur eine Stichwunde. Ich war nicht die Königin. Plötzlich wurde mir ganz kalt. „Wo ist mein Vater?“ Mein Blick bohrte sich in den Rücken des Soldaten, der direkt hinter mir stand. Er antwortete nicht. Meine Augen suchten nach Lila, doch sie blickte auf den Boden. „Lila. Wo ist mein Vater? Es geht ihm doch gut oder?“ Plötzlich klopfte es an der Tür und ich lief hin um sie aufzureißen. Doch es war nicht mein Vater, wie ich erwartete, sondern William. Seine Hand ruhte noch in der Luft, da er keine Zeit hatte, sie nach dem Klopfen zu sinken. Er sah aus, als hätte er kein Auge zugemacht. Seine blonden Haare standen in alle Richtungen und er trug eine gewöhnliche Hose und das Hemd hing an einer Seite hinaus. Doch seine Augen waren so voller Liebe als er mich sah, dass ich nicht anders konnte als ihn zu umarmen und anschließend zu küssen. Er schlang seine Arme um mich und drückte ganz fest an seinen Körper. Als er von mir abließ und ich wieder zu Atem kam, wusste ich was ich gerade getan hatte, doch es war mir egal. „William. Wo ist mein Vater?“ Auch sein Blick war traurig, doch er antwortete mir. „Er ist in seinem Schlafgemach.“ Mein Herz machte einen Satz. Er war nicht tot. „Wie geht es ihm?“ Er nahm meine Hand und führte sie zu seiner Wange. Eine so kleine Geste, die mir soviel bedeutete. „Am besten du gehst zu ihm.“
Meine Hände schwitzen und ich konnte nicht aufhören zu zittern. Das Zimmer meines Vaters war ein Stockwerk unter mir, doch der Gang dorthin, kam mir endlos vor. William und Lila begleiteten mich. Ich schickte Elijah in seine Räume. Er brauchte Schlaf. In einem richtigen Bett. Überall kamen uns die Bediensteten entgegen, doch mein Blick war geradeaus gerichtet. Lila stützte mich, da ich immer noch wacklig auf den Beinen war und der Schlag in den Unterleib war immer noch sehr schmerzhaft. Abraham und Jasper standen vor Vaters Tür Wache, doch als sie uns sahen, traten sie zur Seite, öffneten die Tür und verbeugten sich leicht vor mir. Dahinter kam der Raum in Sicht, den ich seit Jahren nicht mehr betreten habe. Das Zimmer war sehr schlicht eingerichtet. Ein kleiner Schreibtisch an der einen Seite und ein Waschtisch auf der anderen. Das Sofa, dass zum Fenster zeigte war weinrot, mit goldenen Verzierungen und sah aus, als hätte es schon einige Jahre auf den Buckel. Meine Augen suchten das Zimmer ab, doch ich konnte meinen Vater nicht entdecken, doch dann glitt mein Blick zum Bett. Tief in die Kissen eingesunken lag er. Sein Gesicht war kalkweiß und seine Haare schienen gräulich. Er hatte die Augen geschlossen, also vermutete ich, dass er schlief. William und Lila machten dem Heiler Platz, der gerade zur Tür hereinkam. „Wie geht es ihm?“ Ich flüsterte um meinen Vater nicht zu wecken. Der Blick des Mediziners war traurig. Ich hasste diesen Blick. „Sagen sie mir einfach wie es ihm geht und ob ich ihn aufwecken darf!“ Ich sehnte mich nach seiner Stimme, die mir sagte, dass alles wieder gut werden würde, doch was der Heiler dann sagte, ließ mich erstarren. „Sie können ihn nicht aufwecken, Prinzessin. Er schläft nicht.“ Was sagte er da? Natürlich schlief er. Seine Augen waren geschlossen, doch seine Brust hob und senkte sich im stetigen Rhythmus, also war er nicht tot. „Aber… aber… wenn er nicht schläft, dann…“
„Er liegt im Tiefschlaf, eure Hoheit!“ Tiefschlaf? „Was zur Hölle ist das?“ Der Arzt nahm meine Hand und sah mir tief in die Augen, um sicherzugehen, dass ich alles verstand, was er mir sagte. „Es bedeutet, dass ihr Vater noch lebt, aber wir nicht wissen, wann und ob er wieder aufwacht.“ Ich stand auf. Ich hatte genau gehört, was er sagte, doch ich wollte es nicht wahrhaben. „Ob? Was meinen sie mit ob er wieder aufwacht?“ William trat einen Schritt näher, unsicher wie er mit der Situation umgehen sollte. „Ihr Vater, der König, ist stark, Prinzessin. Doch so eine schwere Verletzung, mit soviel Blutverlust, ist normalerweise tödlich. Er hatte Glück.“ Ich schüttelte den Kopf. Wie konnte er so etwas nur sagen? „Er liegt im Sterben. In welcher Weise ist das Glück?“ William legte seine Hand auf meine Schulter und drückte leicht zu. Ich genoss diese Art von Unterstützung. „Er liegt nicht im Sterben, Prinzessin.“ Seine Augen suchten meinen Vater. „Jedenfalls noch nicht. Wir müssen einfach abwarten, wie es sich entwickelt.“ Ich legte meine Hand auf Williams und drehte mich zu ihm um. Zum ersten Mal seit dem Angriff ließ ich es zu, dass er mich in den Arm nahm.

 

Wie abgemacht stand William eine halbe Stunde später bei den Pferden. Cassio war bereits gesattelt und Will saß im Sattel seiner eigenen Stute. „Prinzessin.“ Der Stallbursche verbeugte sich leicht vor mir und half mir aufs Pferd. „Danke!“ Er reichte mir die Zügel und ich lenkte Cassio durch das Tor. Es war ein tolles Gefühl zu reiten. Als ob ich frei wäre. Ohne Verpflichtungen und Sorgen. Kein Königreich, um dass ich mich kümmern müsste. Ich schloss kurz die Augen und genoss einfach den Wind. Cassio wusste wo es langging. Wir hatten immer einen Pfad durch den Wald, da es zu gefährlich wäre, abseits zu reiten, denn niemand wusste, ob nicht ein paar Nobodys über die Grenze kamen. „Hey, Flo. Nicht so schnell.“ Will und Lila, meine Zofe, waren die einzigen die mich Flo nannten. Ich hatte keine anderen Freunde und mein Vater hatte mich, zu Ehren meiner Mutter, nach ihr benannt und da er sie immer Flo nannte, weigerte er sich, mich irgendwie anders als Florence zu nennen. Dafür liebte ich ihn umso mehr. Will schaffte es aufzuholen und ritt neben mir her. „Also, die wichtigsten Dinge zuerst.“ Ich verdrehte die Augen. „Willst du jetzt ernsthaft über Geschäfte reden, Will? Also ich würde lieber diesen wundervollen Tag genießen.“ Er blickte um sich und zog seinen Mantel enger um den Hals. „Es ist schweinekalt hier draußen und du willst es genießen?“ Nun war er es, der die Augen verdrehte. „Du wart ja schon immer etwas seltsam, wenn es um die Kälte ging“ Ich zeigte ihm die Zunge und trieb Cassio schneller an. An einer kleinen Lichtung hielt ich an und stieg ab. Ein paar Blumen kämpften gegen die Kälte an und ich lehnte mich hinab, um an ihnen zu riechen. „Hier!“ William war ebenfalls abgestiegen und hielt mir nun ein Stück Brot hin. Natürlich hatte er etwas für mich eingepackt. Er war auf alles vorbereitet. „Danke!“ Ich lächelte ihn an und biss ein großes Stück ab. „Also Hauptmann Foster! Warum hast du mich begleitet?“ Er kam näher und erkundete ebenfalls die Blumen am Boden. „Ich wusste, du würdest nicht lockerlassen und so erspare ich deinem Vater ein paar graue Haare.“ Leider kannte er mich mittlerweile ziemlich gut, denn er hatte Recht. Ich hätte nicht lockergelassen. „Mein Vater ist erst 34. Die grauen Haare werden also noch ein Weilchen auf sich warten lassen.“ Als ich mich erhob, war William so dicht hinter mir, sodass ich die gelben Sprenkel in seinen grünen Augen sehen konnte. Plötzlich fing die Erde an zu beben. Ich versuchte mich an Will festzuhalten, doch unter unseren Füßen machte sich ein Loch breit, dass immer größer und größer wurde und wir beide schließlich abstürzten.

 

 

 

2. Kapitel

„Eure Hoheit!“ Ich wich meinem Vater den ganzen Tag nicht von der Seite, als der Sekretär meines Vaters eintrat. „Ja bitte, Lord Percy. Was gibt es so dringendes zu besprechen, dass sie die Prinzessin stören müssen?“ William trat ihm entgegen und schützte mich vor den Blicken der draußen umherlungernden Dienstboten. „Es geht um…“ Er war sichtlich nervös, denn niemand trat William gerne entgegen. Doch er riss sich zusammen und straffte die Schultern. „Es geht darum, wie es nun weitergeht. Jemand muss sich um das Königreich kümmern, eure Hoheit.“ Er machte eine kurze Pause und hob die Nase noch höher an. „Natürlich würde ich mich gerne darum kümmern, wenn sie gestatten.“
„NEIN!“ Ich sprang auf. Niemals würde ich zulassen, dass dieser schmierige Nichtsnutz das Ruder übernimmt. „Ich werde dies selbst in die Hand nehmen. Vielen Dank, Lord Percy.“ Sein Mund presste sich zu einer dünnen Linie zusammen und er verbeugte sich steif. „Selbstverständlich, eure Hoheit! Wenn sie mir dann folgen könnten, denn es gibt noch viel zu tun.“ Ein letzter kurzer Blick zu meinem Vater und ich folgte dem Sekretär nach draußen, William direkt hinter mir. Als wir bei dem Arbeitszimmer meines Vaters, dass praktischerweise nur zwei Türen weiter war, konnte ich darin schon aufgeregte Stimmen hören. Meine Füße blieben für einen kurzen Moment stecken, doch Williams Hand an meiner Hüfte bewegte mich weiter. „Es tut mir leid, Sir Forest. Aber hier haben nur Staatsoberhäupter Zugang. Meine Zunge wurde plötzlich trocken und meine Augen suchten verzweifelt nach Williams. „Ich gehöre schon seit 10 Jahren der persönlichen Garde des Königs an und außerdem diene ich als Berater der Prinzessin. Sie darf ohne mich nirgends hingehen, Lord!“ Ich hatte keine Ahnung ob das stimmt, doch er sagte es mit solcher Überzeugung und Bestimmtheit, dass ich ihm alles geglaubt hätte. Der Sekretär hatte wieder diese dünne Linie als Mund und ich musste kurz schmunzeln. Wenn er das öfter machte, würde es ihm bleiben. Allerdings würde es an seinem Aussehen auch nichts ändern. Mit seinen 40 Jahren hatte er bereits eine Glatze, eine dicke Knollnase und schlammbraune Augen, die aussahen, als würden sie bald aus seinem Kopf quellen. „Nun gut. Treten sie ein!“ Wir betraten das Zimmer und schlagartig wurde es still. Ich erkannte alle Gesichter. Der Hofgelehrte der Hauptheiler, und der oberste Befehlshaber unserer Armee. Will begrüßte seinen Vorgesetzten, Sir Samson Tommer und wir beide gingen um den großen Schreibtisch, um mich auf den Stuhl meines Vaters niederzulassen. William nahm den Platz hinter mir ein, immer darauf bedacht, nicht von meiner Seite zu weichen. „Prinzessin, es tut mir schrecklich leid, was mit ihrem Vater passiert ist.“ Francis Powell, der Hofgelehrte, machte ein Gesicht als wäre der König bereits tot, doch ich verstand er wollte mir nur helfen. Bis zu meinem 15. Geburtstag, dem Tag, an dem ich zum ersten Mal an der Ratssitzung teilnahm. Er war schon immer ziemlich nett zu mir, deshalb fühlte ich mich gleich etwas besser. „Vielen Dank, Sir Powell. Ich weiß das zu schätzen, nur mein Vater wird wieder gesund, also ist dies nur vorübergehend.“ Ich konnte in ihren Blicken sehen, dass sie Mitleid mit mir hatten. Das unschuldige Prinzesschen, dass sich falsche Hoffnungen macht.

Ich spürte Williams Hand auf meiner Schulter und fühlte mich gleich etwas sicherer. „Also!“ Ich blickte in die Runde und wappnete mich gegen den Ansturm an Fragen. „Was gibt es zu tun?“ Sir Percy war der erste, der sich zu Wort meldete. „Nun, zu allererst müssen wir es offiziell machen, Prinzessin.“ Er stand auf und holte ein Stück Papier aus dem Stapel, der auf dem Tisch in der Mitte des Raumes, verbreitet war. „Bitte unterzeichnen sie diesen Brief um zur vorübergehenden Regentin von Poliar zu werden.“ Er hielt mir das Papier vor die Nase. Ich wollte gerade meine Feder ansetzen, als William mir das Blatt unter der Spitze hervorzog. „Dieser Brief beinhaltet die Klausel, dass sie bei jeder Entscheidung die die Regentin trifft, das letzte Wort hätten.“ Er starrte den Sekretär an und hielt ihm das Schreiben entgegen. „Das unterschreibst du auf keinen Fall, Florence!“ Ich steckte meine Feder wieder in das Tintenfass zurück und machte mich auf die Ausreden des Sekretärs gefasst. „Nun ja, das stimmt. Doch nur, weil sie noch nicht fertig ausgebildet sind, eure Hoheit. Natürlich würde ich nur im Sinne des Landes entscheiden. Sie wissen doch gar nicht, was das Beste für unser Königreich ist.“ Ich stemmte die Hände auf den Tisch und erhob mich. „Und sie denken, sie wissen das?“ Meine Stimme hatte ein leichtes Zittern angenommen, wodurch ich versuchte bedrohlicher zu wirken. Ich hoffte es funktionierte. „Natürlich weiß ich das. Ich war jahrelang die rechte Hand des Königs und ich weiß worauf man zu achten hat.“ Meine Füße umrundeten den Tisch fast wie von selbst. „Ich bin die Tochter meines Vaters. Meine Ahnenreihe reicht zurück bis zur Gründung von Poliar. Es liegt mir im Blut über dieses Land zu regieren. Mein Vater hat mir zum Schlafen gehen, immer die Geschichte unseres Landes erzählt. Erzählen sie mir also nicht, ich wüsste nicht was dieses Land braucht.“ Meine Stimme wurde mit jedem Wort lauter und Percy wich immer weiter zurück, bis er wieder auf seinem Stuhl saß. Ich straffte die Schultern und wandte mich an Sir Samson. „Wie sieht es mit den Leuten in der Stadt aus? Wissen sie Bescheid über den Zustand meines Vaters?“
„Nein, eure Hoheit!“ Er saß nicht. Ganz der Soldat, stand er steif in der Ecke und wartete geduldig, bis man ihn ansprach. William hatte viel von ihm gelernt, doch der richtige Umgang mit höhergestellten hatte er ihm nicht beigebracht. Er wusste nicht immer, wann er einfach mal den Mund halten sollte, so wie auch dieses Mal. „Heißt das nicht mittlerweile, eure Majestät?“ Ich sah ihm an und verbot ihm den Mund. Danach war er die ganze Ratssitzung über still.

 

Natürlich mussten wir direkt in einen kleinen See landen. Will konnte mit seinen flinken Reflexen zumindest die Tasche davor retten, ebenfalls darin zu landen, doch das Loch war zu tief, als das wir einfach rausklettern konnten. „Na toll! Was jetzt?“ Meine Kleidung war klatschnass und ich fror. Will stieg gerade aus dem Wasser und umschlang seinen Körper ebenfalls. „Es gibt hier keine Wände wo wir hinaufklettern könnten. Vermutlich werden wir hier etwas bleiben müssen.“ Er sah sich genau um, doch es war nur eine kleine Höhle, die nun ein großes Loch in der Mitte hatte, wodurch wir gestürzt sind. „Wir werden erfrieren, bis uns jemand gefunden hat.“ Ich setzte mich ans Ufer und starrte nach oben. Nicht einmal Sonnenstrahlen drangen nach unten um uns zu wärmen. Will schnappte sich die Tasche um kramt darin herum. „Zieh deine Klamotten aus.“ Ich sprang hoch und donnerte los. „Wie bitte? Was denkst du dir eigentlich mir das zu befehlen? Ich bin eine Prinzessin verdammt und du hast kein Recht so etwas zu verlangen.“ Sein Blick war leicht amüsiert und am liebsten wäre ich ihm an die Gurgel gesprungen. „Wenn du deine nassen Sachen anbehaltest wirst du vermutlich wirklich erfrieren, oder eine sehr stark Erkältung bekommen, die dich vermutlich umbringt. Wir müssen sie trocken und währenddessen kannst du dich in die Decke wickeln, die ich mitgenommen habe.“ Er hielt den Stück Stoff nach oben und ich spürte wie meine Wangen zu glühen anfingen. Ich zerrte ihn aus seinen Händen und drehte mich um. Es war schwer aus dem Korsett zu kommen und nach 5 qualvollen Minuten drehte ich mich zu Will um. „Kannst du mir bitte helfen?“ Plötzlich fiel mir die Decke aus den Händen. William stand vor mir. Nackt.
Natürlich hatte er sich ebenfalls ausgezogen, um sich nicht zu erkälten, doch ich wusste nicht, dass er keine Decke hatte, in die er sich wickeln konnte. Also stand er vor mir, so wie Gott ihn erschuf. Er stolzierte auf mich zu und ich konnte meinen Blick nicht abwenden. Nicht nur, dass seine Bauchmuskeln aussahen, als wären sie in seine Brust gemeißelt, sondern auch der untere Teil war nicht von schlechten Eltern. Ich hatte noch nie einen Mann nackt gesehen und nun hatte ich das volle Programm. Offenbar war es ihm nicht unangenehm, denn er machte sich einmal die Mühe seine Blöße zu verdecken. „Klar! dreh dich um.“ Immer noch mit hochroten Kopf und einem dicken Kloß im Hals, drehte ich mich zitternd um und spürte seine Hände an meinem Rücken. Mit flinken Fingern öffnete er eine Schnur nach der anderen und glitt über meine Schultern um das Korsett abzustreifen. Ich räusperte mich, bevor ich sprach. „Danke. Ähh… Hast du denn keine Decke für dich?“ Ich drehte mich wieder um und hielt die Bedeckung wie ein Schutzschild vor mich. „Nein. Eigentlich hatte ich dieses Ding nur als Schutz vor dem Boden gedacht, falls du dich ins Gras setzen willst.“ Wieder einmal war ich verblüfft an was er alles für mich dachte. „Hier!“ Ich reichte ihm einen Teil des Tuchs und streifte meine restliche Kleidung ebenfalls. Wir setzen uns and die Wand und warteten auf jemanden, der hoffentlich bald nach uns suchen würde. „Hast du Hunger?“ Ich nickte und schon stand er auf und holte die mittlerweile fast leere Tasche. Aus dieser Perspektive konnte ich seine Rückseite ebenfalls begutachten. Die Muskeln spannten über seinen Rücken und sein Hintern war knackig und perfekt geformt. Ich genoss den Anblick für eine kurze Sekunde, bis er sich wieder umdrehte und zurückkam. Als er sich wieder zu mir setzte und unter die Decke schlüpfte, schmiegte ich mich leicht an ihn um uns beide zu wärmen.

 

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich im Zimmer meines Vaters. Nicht einmal Will konnte mich überreden einmal rauszugehen. Man brachte mir Essen und Trinken, doch mir war nicht nach Essen zumute und wenn ich Durst hatte, trank ich einen kleinen Schluck. Meine Augen brannten, da ich meinen Vater unentwegt anstarrte. „Es reicht jetzt. Du gehst in dein Zimmer, wirst dich von mir waschen lassen und dann wirst du mindestens 8 Stunden Schlafen.“ Lila platzte in der Tür hinein. Nur sie hatte dieses Privileg überall hingehen zu dürfen. Sie griff unter meine Achseln und versuchte mich hochzuheben, doch ich wehrte mich dagegen. „Lila! Hör auf damit. Ich lasse ihn nicht allein.“ Abrupt hörte sie auf und sah mir tief in die Augen. „Ich schwöre dir, dass er nicht allein sein wird. Bernard wird die ganze Zeit hierbleiben. Du kennst ihn doch. Er liebt deinen Vater wie einen Sohn und wenn sich irgendetwas an seinem Zustand verändert, werden wir dich sofort wieder hierherbringen.“ Unfreiwillig stimmte ich zu und gerade als wir zur Tür hinausgingen, ließen meine Beine unter mir nach und Will, der natürlich direkt vor der Tür wartete, fing mich auf und trug mich auf mein Zimmer.


„Sie sollte es noch nicht erfahren.“ Ich hörte Stimmen. Mein Kopf fühlte sich schwer an und ich war hundemüde. Ich schlug langsam meine Augen auf und sah die Sonne durch die Vorhänge durchscheinen. „Was ist los?“ Das Krächzen meiner Stimme schmerzte leicht im Hals Ich stützte mich auf meine Ellbogen und sah zu Will und Lila, die beide vor dem Balkon standen und mich nun ansahen. Will setzte sich auf die Bettkante und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Wie geht es dir?“ Ich küsste seine Handfläche, die auf meiner Wange ruhte und stemmte mich noch etwas höher. „Es geht mir gut. Was ist passiert?“ Ich dachte sofort an meinen Vater. Vielleicht war er aufgewacht, oder vielleicht… daran wollte ich gar nicht denken. „Sir Percy. Er hat gestern eine Ratsversammlung einberufen.“  Als ich meine Beine unter dem Laken hervorziehen wollte um aufzustehen, bremste mich Lila sofort ab. „Chester hat gesagt, dass sie sofort abgebrochen hatten, als sie erfahren haben, dass du nicht kommen wirst, doch ich glaube nicht, dass sich Anton davon einfach so abbringen lassen wird.“ Nun stand ich wirklich auf und schnappte mir meinen Morgenmantel. Ich hatte keine Ahnung wie ich in mein Nachtgewand gekommen bin, doch es war mir egal. „Lila. Bitte bring mir meine Sachen.“ Ich drehte mich kurz um. „Will. Ich möchte eine Ratsversammlung. In einer halben Stunde. Sorg dafür, dass jeder anwesend ist.“ Mein Herz klopfte vor Wut, doch jeder im Raum tat das, was ich ihm befohlen hatte.

 

Eine halbe Stunde später saß ich mit Will an meiner Seite im Konferenzraum. Alle Ratsmitglieder waren anwesend. Doch alle wirkten äußerst misstrauisch. Besonders mein geliebter Kanzler. „Was zum Teufel soll das? Eine Versammlung muss immer mindestens zwei Tage im Voraus angekündigt werden und nun bekomme ich von eurem Laufburschen eine Nachricht, dass ich mich sofort hier auf den Weg machen soll.“ Meine Faust landete auf dem Tisch, noch ehe er zu Ende reden konnte. „Halten sie den Mund.“  Alle Blicke, einschließlich Wills, richten sich auf mich. „Vor nicht einmal 24 Stunden, haben sie ebenfalls eine Ratsversammlung eingehalten und zwar ohne den König, oder den Regenten, welcher ich bin. Also kommen sie mir nicht mit Vorschriften, Kanzler!“ Ich betonte das letzte Wort so stark, dass er sich ohne weitere Zögern auf seinen Platz setzte. „Da ich jetzt von allen die Aufmerksamkeit habe, möchte ich nun darauf hinweisen, dass mein Vater und ich angergriffen wurden und die Täter immer noch auf freiem Fuß sind. Irgendwelche weiteren Anzeichen, Hauptmann Foster?“ Will sah mich an, vollkommen unvorbereitet, dass ich mich an ihn wandte und nicht an seinen Befehlshaber. „Äh… ja. Wir hatten gehofft, sie würden uns vielleicht ein paar Einzelheiten des Unfalls erläutern, eure Hoheit?“ Mir wurde plötzlich ganz heiß und wäre ich nicht schon gesessen, wäre ich vermutlich umgekippt. Ich stützte meinen Kopf auf meinen Arm und schon spürte ich Will wieder an meine Seite. Seine Hand ruhte auf meiner Schulter und drückte leicht zu, um mir zu signalisieren, dass er bei mir ist. Ich legte meine Hand auf seine und stand entschlossen auf. „Die Nobodys, die uns angegriffen haben, haben schon auf uns gewartet. Sie haben meinen Vater überfallen, als ich gerade im Wasser war. Als ihn nicht mehr sah, bin ich ihn suchen gegangen.“
„Woher wissen sie, dass es Nobodys waren?“ Lord Penwell, sah mich mit äußerstem Interesse an. Bei ihm wusste ich immer, dass er nur mein Bestes wollte. „Wer sollte es sonst gewesen sein? Niemand sonst will dem König und seiner Tochter etwas anhaben!“
„Sie haben ja keine Ahnung, wie viele Feinde die Königsfamilie hat, Lord Percy.“ Sir Samson legte seine Hand auf sein Schwert, um seiner Aussage Ausdruck zu verleihen, doch ich sprach weiter. „Ich weiß nicht ob es Nobodys waren, Lord Percy. Ich habe es nur angenommen, an der Art wie sie gekleidet waren und wie sie aussahen. Aber es ist nicht wichtig, wer sie waren. Ich fand meinen Vater hinter den Bäumen, als sie ihm am Boden festhielten und kurz darauf, hat mich jemand von hinten gefasst und mir den Mund zu gehalten. Als sie meinen Vater in den Bauch stachen, versuchte ich zu fliehen und dem Geiselnehmer zu treten, allerdings waren sie zu dritt, und der dritte boxte mir in den Magen, dass ich nicht mehr atmen konnte. Und danach kamen schon Sir Foster und seine Gefolgsleute und verjagten die Angreifer.“ Will wusste, dass ich nicht alles erzählte, aber das war egal. Ich habe alles gesagt was wichtig für die Ratsmitglieder war. „Was ist noch passiert?“ Der Kanzler hatte seine Hände verschränkt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Irgendetwas ist noch passiert, was sie uns nicht erzählen wollen, eure Hoheit!“ Er sprach meinen Titel mit solcher Abscheu aus, dass ich es förmlich schmecken konnte. „Die Prinzessin hat alles gesagt, was es zu sagen gibt, Kanzler. Es ist genug!“ Will stellte sich direkt vor mich und schirmte mich somit ab, doch der Kanzler ließ nicht locker. Er war um einen ganzen Kopf kleiner als Will, doch trotzdem stellte er sich direkt vor ihn und zwang Will, ihn anzusehen. „Hören sie Hauptmann. Sie mögen zwar der kleine Liebling der Prinzessin und des Königs sein, aber hier in diesem Raum sind sie nur ein Untertan. Also gehen sie aus dem Weg und lassen sie mich mit der Prinzessin reden. Jede Information ist wichtig, um die Verbrecher zu schnappen.“ Ich schob Will leicht zur Seite um den Kanzler selbst gegenüber zu treten. „Sie wollen wissen, was passiert ist Lord Percy? Na gut, dann werde ich ihnen jede einzelne Kleinigkeit erzählen, was diese Männer mit mir und meinen Vater gemacht haben.“ Dann fing ich an, von dem Angriff zu erzählen, wie sie meinen Vater gezwungen haben, zuzusehen und von der Narbe des Mannes, der mich gebrandmarkt hat.
Als ich fertig war, war der gesamte Raum still. Keiner bewegte einen Muskel. Erst als mein Blick verschwommen wurde, merkte ich, dass mir die Tränen kamen. Ich konnte ihnen nicht mehr in die Augen sehen und stürmte aus dem Zimmer. Hinter mir konnte ich noch Wills Stimme hören, als er hinter mir herlief.

 

Erst als ich der Tür zu den Gemächern meines Vaters ankam, holte mich Will ein. „Es gibt nichts zu bereden, Will.“ Ich konnte spüren, dass er etwas sagen wollte, doch er hatte genug Anstand es nicht zu tun. Er nickte nur kurz und trat zur Seite, um mich alleine zu meinem Vater zu lassen. Er lag immer noch da, als würde er nur schlafen. Ich konnte mich an den Anblick nicht gewöhnen. Ich setzte mich auf die Bettkante und nahm seine Hand. „Hi Dad.“ Ich kam mir bescheuert vor, doch ich brauchte ihn in diesem Moment. Ich lehnte mich auf seine Brust und legte meinen Kopf darauf ab. Ganz leise hörte ich den steten Rhythmus seines Herzens. Ich schloss die Augen und spürte wie sich seine Brust immer hob und wieder senkte. Ganz langsam traten mir Tränen aus den Augen, doch ich ließ sie fließen. Es war niemand da, der mich beobachten konnte und ich fühlte mich sicher bei ihm. Er war mein Vater und er würde immer für mich da sein. Auch wenn er nur körperlich anwesend war, tat es mir trotzdem gut. „Ich wünschte du könntest mir sagen, was ich tun soll.“ Der Rat würde von mir verlangen, der Regent zu werden, doch solange mein Vater noch atmete, konnte ich nicht über das Land herrschen. Es war nicht mein Recht. „Bitte wach doch auf. Ich brauche dich.“ Ich würde die Kammerdiener bitten müssen, sein Hemd zu wechseln. Wahrscheinlich wurde es ziemlich nass, nach meinem Zusammenbruch auf seiner Brust.
Ich konnte die Sonne sehen, wie sie hinter den Wolken langsam verschwand und doch wollte ich nicht aufstehen. Ich kuschelte mich immer näher zu ihm, bis ich schließlich neben ihm lag und einschlief.

 

In dieser Nacht träumte ich von ihm. Wir gingen am Seeufer entlang und er hielt meine Hand. Ich war noch sehr klein. Vermutlich gerade 5 Jahre alt. „Siehst du das Land dort hinten, mein Schatz?“ Er nahm mich hoch und zeigte über den See. Ich konnte viele Felder entdecken. Ein paar kleinere Häuser und Straßen. Ich nickte und kniff meine Augen etwas zusammen, um noch besser sehen zu können. „Irgendwann wird dieser Teil zu unserem Königreich dazugehören. Zurzeit ist es noch Niemandsland. Was bedeutet, dass niemand einen Anspruch darauf hat.“ Ich sah ihn verwirrt an und fragte mich, warum es niemanden gehört. „Früher gehörte all das zu Poliar.“ Er drehte sich einmal, mit mir immer noch im Arm, im Kreis und breitete die andere Hand aus. „Doch irgendwann sträubten sich einige Bürger gegen die Monarchie und ein paar Bewohner flohen und suchten sich ein neues Zuhause.“ Dann setzte er mich wieder und kniete sich zu mir. „Diese Leute wollen nichts Böses. Sie wissen einfach nicht, dass wir diese Monarchie brauchen und sie bekämpfen sie stattdessen.“ Wir gingen weiter und ich blickte immer wieder zu ihm auf. Irgendetwas bedrückte ihn. „Papa?“ Er stoppte und blickte mit seinen großen honigfarbenen Augen und dem sanften Lächeln zu mir hinunter. „Werde ich auch mal so ein toller König wie du sein?“ Sein Lachen wärmt mein Herz. „Nein, Mein Engel. Du wirst die außergewöhnlichste Königin sein, die Poliar je gesehen hat. Ich weiß du wirst deinen eigenen Weg finden und doch habe ich vollstes Vertrauen in dich, dass du das Königreich noch viel weiterbringen wirst, als jemals zuvor.“ Mit einem zufriedenen Lächeln zog ich ihn am Arm, damit er sich zu mir hinunterbeugen muss, um ihn einen Kuss auf die Wange zu geben. „Ich habe dich lieb, mein Engel.“
„Ich habe dich auch lieb, Papa!“ Und mit diesen Worten gingen wir weiter am Ufer entlang, bis ich ganz langsam aus dem Traum driftete.

 

Am nächsten Morgen weckte mich Lila und nachdem ich mich ein paar Mal umgesehen hatte, erinnerte mich wieder daran, dass ich bei meinem Vater geschlafen habe. „Was ist los?“ Schlaftrunken blickte ich zu ihr hoch. „Ich wollte euch nur wecken, eure Hoheit. Hauptmann Foster sucht nach ihnen.“ Schon sprang ich aus dem Bett und mit einem letzten Blick auf meinen, immer noch schlafenden, Vater, verließ ich das Zimmer.
„Da bist du ja. Wo warst du die ganze Nacht?“ Ich konnte die Sorge in seiner Stimme hören und fühlte mich sofort schrecklich. Zum Glück war Lila bei mir. „Sie war beim König und ist eingeschlafen. Haben sie dazu etwas zu sagen, Hauptmann?“ Sein Gesicht lief leicht rot an und er wich einen Schritt zurück. Nur Lila brachte zu Stande, dass ein großer Mann, mit breiten Schultern und einem Schwert in der Scheide, Angst vor einer kleinen Frau mit Schürze bekam. Meine Mundwinkel zuckten leicht und Ich zog Will zu einem Kuss zu mir heran. Lila sorgte dafür, dass uns niemand sah, doch es war mir egal. Mein Vater lag im Sterben. Ich würde zur nächsten Königin werden und meine Berater hatten nun meine gesamte traurige Geschichte gehört. Wenn es jemanden störte, dass ich den Mann, den ich liebte küsste, dann war es mir so was von egal. „Alles gut, William.“ Ich küsste ihn noch einmal kurz auf die Nasenspitze, bevor ich Lila hinter mir herzog und wir gemeinsam zu meinen Gemächern gingen.

 

„Was hat sie denn in so gute Laune versetzt?“ Ich spürte ihr Lachen mehr, als das ich es sah, denn ich war bereits in meinem Kleiderschrank verschwunden, um mir ein Kleid für heute zu suchen. Lila richtete alles her, um mir ein Bad einzulassen. „Mein Vater.“ Als ich gerade mit einem weinroten, kniehohen Baumwollkleid ins Badezimmer kam, fiel ihr fast die Seife aus der Hand. „Ihr Vater, Miss?“ Vermutlich dachte sie, ich hätte gerade einen Schlaganfall, also erzählte ich ihr von dem Traum und dem was er zu mir sagte. „Ich bin mir sicher, dass es eine Erinnerung war und kein richtiger Traum. Du glaubst mir doch, oder Lila?“ Sie seifte mir die Haare ein und gab mir dabei eine angenehme Kopfmassage. „Natürlich glaube ich ihnen, Miss. Wenn sie denken, es war eine Erinnerung, dann war sie es bestimmt.“ Ich wusste, wenn Lila log und ich war so überglücklich, dass sie es in diesem Augenblick nicht tat.
Nachdem ich mich abtrocknete, half sie mir in mein Kleid und machte sich daran meine Haare hochzustecken. „Wie geht es dir, Flo?“ William stand hinter uns und starrte durch den Spiegel vor mir in mein Gesicht. „Wie ich gerade sagte, geht es mir hervorragend, Will!“ Sein Blick verriet mir, dass er mir nicht glaubte, also grinste ich ihn an, um es zu beweisen. Es ging mir wirklich gut.

 

„Bist du noch wach?“ Ich konnte Will hinter mir spüren, doch ich wagte es nicht, mich umzudrehen. Es ist schon eine Zeit lang her, dass wir gemeinsam in einem Bett gelegen haben, aber als er hörte wie ich einen Alptraum hatte, stürmte er in mein Zimmer und legte sich danach zu mir, um mich zu beruhigen. „Ja, bin ich!“ Ich konnte seinen Atem an meinem Nacken spüren. Langsam hob ich mein Becken an und legte mich auf den Rücken. „Kannst du dich noch erinnern, als wir hier schliefen, während unsere Väter Karten spielten?“ Aus den Augenwinkeln konnte ich sein Lächeln sehen. „An welches Mal?“ Ich verdrehte die Augen. „Du weißt genau, welches Mal ich meine.“ Langsam drehte ich den Kopf zu ihm. „In der Nacht, wo du mir meinen ersten Kuss gegeben hast!“ Ich wünschte mir, dass meine Wangen nicht rot werden würden, doch genauso könnte ich meinem Herz sagen, es solle aufhören so schnell zu schlagen. „Ja, daran erinnere ich mich noch genau, denn es war auch mein erster Kuss.“ Wie kann er das nur so sagen? Ohne ein Zittern in der Stimme und ohne meinem Blick auszuweichen? Ich schluckte stark, als mein Körper meinem Kopf folgte und ich ihm nun gegenüber lag. „Wirst du mich jemals wieder küssen?“ Ein ganz leichtes Zucken seiner Mundwinkel zeigte mir, dass ihn das überraschte. Langsam hob er den Kopf und küsste meine Wange. „Ist das dein Ernst?“ Er lachte kurz auf, schloss dann seine Augen und rückte etwas von mir ab. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee wäre, Flo. Du bist die Prinzessin. Es würde kein gutes Ende geben.“ Es machte mich wütend, dass er so etwas sagte, also versuchte ich ihn aus der Reserve zu locken. „Würde es etwas ändern, wenn ich dir sage, dass ich unter dem Laken vollkommen nackt bin?“ Er riss die Augen auf und starrte mich für eine geschlagene Minute einfach nur an. Sein Blick glitt kein einziges Mal auch nur einen Zentimeter von meinen Augen ab. „Oh mein Gott. Habe ich dich etwa gerade sprachlos gemacht?“ Ein kleiner Freudenschrei entkam mir. Während er mich immer noch anstarrte, drehte ich mich wieder langsam um. „Also jetzt geht es mir unglaublich gut! Ich wünsche dir eine gute Nacht.“ Stocksteif lag er immer noch auf einem Arm hinter mir, und mein Grinsen würde mich wohl bis in meinen Traum verfolgen.

 

Der restliche Tag verging reibungslos. Ich konnte wieder einmal durchs Schloss wandern, ohne dauernd von traurigen Blicken empfangen zu werden. Die Diener bekamen die Nachricht, dass es mir besser ginge und sie mich keineswegs auf schlechte Gedanken bringen sollten. Lila wusste einfach, wie sie mit den Leuten umgehen sollte. Will und ich machten einen Spaziergang im Garten und er erzählte mir, wie das Training von den Neulingen voranging. Unsere Armee wuchs stetig an und jemand musste sich darum kümmern, dass alle Soldaten so gut werden wie Will. Die meisten Anwärter waren älter als Will, aber da er schon in sehr jungen Jahren anfing zu trainieren, war er um einiges besser als viele Anfänger. „Gerade versucht ihnen Elijah zu erklären wie sie von einer Klippe springen ohne zu sterben.“ An dieses sogenannte Training konnte ich mich noch gut erinnern. Ich war gerade einmal 13 Jahre alt war, als Abraham mich und Will zum Klippenspringen mitgenommen hat. Wir standen auf einem sehr hohen Felsen über dem Wasser und Abraham schubste uns einfach nach unten. Nur Dank Will kam ich wieder über Wasser, da ich bis zu diesem Zeitpunkt noch tierische Höhenangst hatte. Als wir um eine große Hecke bogen, kam mir Samson, mein Dalmatiner entgegen. Ich bekam ihn als er noch ein kleiner Welpe war und zog ihn allein groß. Er durfte überall hin, sogar bei den Ratsversammlungen legte er sich meistens unter den Tisch und schlief. „Hey mein Kleiner.“ Ich beugte mich zu ihm hinunter und streichelte über sein gepunktetes Fell. Er hatte genau einen schwarzen Punkt auf jeder Seite seiner Lefzen, weswegen es immer so aussah, als würde er grinsen. „Eure Hoheit?“ Hinter mir hörte ich eine unangenehme Stimme und als ich mich umdrehte, stand Lord Percy vor mir. „Percy?“ Ich richtete mich auf und überragte ihn etwas, was ich immer genüsslich auskostete. „Wir haben eine Notfallversammlung. Wenn sie mir bitte folgen würden?“ Will stoppte ihn, bevor er mich auch nur berühren konnte. „Schon wieder ein Notfall? Um was geht es?“ Der Sekretär konnte Will noch nie leiden, deshalb fiel seine Antwort dementsprechend aus. „Ich wüsste nicht, was sie das angeht, Hauptmann?“ Da ich den Sekretär wiederrum nicht ausstehen konnte und Will noch dazu liebe, gehörte meine Äußerung ebenfalls zu der nicht so netten Sorte. „Der Hauptmann hat einen höheren Rang als sie, Percy, deshalb würde ich vorschlagen, sie zügeln ihre Zunge und antworten ihn.“ Langsam drehte er sich zu mir um und ich konnte an seinem Grinsen schon ablesen, dass mir seine Antwort nicht gefallen wird. „Es geht um eure Heirat, Majestät!“

 

3. Kapitel

„Meine…. Was?“ Mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. „Wie meinen sie dass, Anton?“ Francis Powell, mein Vertrauter trat hinter ihm hervor und versuchte mich zu beruhigen. „Es wäre vermutlich klüger, diese Unterhaltung woanders weiterzuführen, eure Hoheit.“ Ich nickte und ließ mich von ihm in die Bibliothek führen. Seite ich lesen kann, war dies mein Zufluchtsort. Ganz hinten in der Ecke stand ein großer Ohrensessel, direkt vor einem Fenster, wo ich mich immer versteckte, wenn ich allein sein wollte. Mein Vater sagte, dass dies ebenfalls der Lieblingsplatz meiner Mutter war und jedes Mal wenn ich mich in die weichen Polster gleiten lasse, kann ich spüren, wie sie bei mir ist. Wir gingen zu dem großen Schreibtisch, der in der Mitte des Raums thronte. Wir versammelten uns darum und Will nahm direkt hinter mir Stellung. „Ich habe soeben Informationen erhalten, dass die einzige Möglichkeit, dass eine Frau zur Regentin erklärt wird, ist, dass sie verheiratet ist.

„Lila, Hol den Rat. Versammlung in 10 Minuten. William schickte meine Zofe voraus, während ich mich wieder zurechtmachte. Nach Wills Überfall, standen meine Haare zu Berge und mein Kleid war voller Falten. Mein Gesicht war feuerrot, allerdings reichte mein Grinsen von einem Ohr zum anderen. 10 Minuten später saßen wir alle im Ratssaal. Ein paar von ihnen stand ein großes Fragezeichen auf der Stirn, da ich sie erst heute Morgen gesprochen hatte. „Eure Majestät. Ich verstehe nicht ganz, was das werden soll. Wir haben sehr viel damit zu tun, einen geeigneten Kandidaten für ihre Hochzeit zu finden." Ich hob die Hand, um den Kanzler zum Schweigen zu bringen. „Sie können die Suche beenden. Ich habe meinen Verlobten bereits selbst gewählt." Nur ich bemerkte wie Will instinktiv einen Schritt nach vorne machte.
„Eure Majestät?"
„So schnell?"
„Wer ist es?"
Die Fragen explodierten förmlich in dem kleinen Raum. „Ist es König Dorian aus Weldon? Oder Theo aus Hollis?" Wieder brachte ich sie mit einer Handbewegung zum Verstummen. „Es ist William!" Offenbar bemerkte niemand, wie ich Wills Hand entgegennahm, als er sie mir hinstreckte. „Ich kenne keinen König William! Ist das der Sohn von Benedictus?" Francis Powell, mein Lehrer und treuester Berater fragte in die Runde. Ich räusperte mich. „Kein König! William Foster, Hauptmann der königlichen Armee von Poliar." Ich konnte meine Augen nicht von seinem Gesicht nehmen und so bemerkte ich das Gelächter erst, als der versammelte Rat sich vor Lachen krümmte.
„Ein Soldat?"
„Ein Soldat als Prinzgemahl von Poliar?"
Langsam wurde ich wütend. Es war nun schon das zweite Mal, dass sich jemand über mich lustig macht. „Das reicht" Meine Faust schlug so fest auf der Tischplatte auf, dass es wehtat. Thomas, der oberste Befehlshaber, stand auf und hob beruhigend die Arme. „Es tut mir sehr leid, eure Hoheit. Aber ein Soldat kann nicht euer Mann werden. Er ist nicht von königlichem Blut." Ich stand auf und sah jeden von ihnen in die Augen. „Ich bin die Königin. Ich brauche keinen Blaublütigen an meiner Seite." Francis trat näher an mich heran. „Du bist noch keine Königin, Florence und auch noch keine Regentin. Solange der König noch lebt hast du erst Rechte, wenn ein rechtmäßiger König in ehelicher Pflicht dein Bett geteilt hat." Mir trieb es die Galle hoch und mein Blut kochte über. Will war mittlerweile wieder zurückgetreten und sagte kein Wort. „Das ist doch Schwachsinn. Ich bin die Thronerbin und wenn mein Vater stirbt, werde ich Königin sein. Warum zum Teufel brauche ich dann einen König eines anderen Landes um mein eigenes Königreich regieren zu dürfen?" Ich unterdrückte einen Schluchzer bei der Vorstellung, dass mein Vater irgendwann nicht einfach nur mehr schläft, sondern wahrhaftig nicht mehr unter uns weilt und starrte wieder jeden von ihnen an. „Weil es das Gesetz so sagt." Der Kanzler schrie es förmlich heraus und sprintete auf mich zu. Aus Reflex sprang Will vor mich und zog sein Schwert. „Hauptmann! Nehmen sie die Waffe runter!" Thomas zog die Schultern zurück, um zu zeigen, dass er immer noch mehr zu sagen hat, als Will. Doch der ließ sich nicht abschrecken. „Treten sie zurück, Kanzler! Sie haben kein Recht, die zukünftige Königin von Poliar zu bedrohen." Percy hob entschuldigend die Hände. „Aber das war doch keine Bedrohung!"
„Sie sind überstürzt auf die Prinzessin zugelaufen und haben gebrüllt. Ich für meinen Teil sehe dies als Bedrohung an." Will hielt immer noch das Schwert hoch, allerdings zielte er nicht auf den Kanzler, was mich etwas beruhigte. Dieser setzte sich wiederum hin und bereute offenbar seinen Ausbruch. „Ich brauche etwas Ruhe meine Herren. Wenn sie mich entschuldigen würden." Jeder einzelne von Ihnen nickte und entließ mich aus dem Ratszimmer.
Mein erstes Ziel war das Schlafzimmer meines Vaters. Will begleitete mich vor die Tür, doch er ließ mich allein eintreten, wofür ich ihm dankbar war. Ich wollte allein sein. Der König lag immer noch unverändert in seinem Bett. Langsam wurde sein Bart länger und seine Haut nahm einen gräulichen Ton an. Was fehlte ihm nur? „Eure Majestät!" Der Diener meines Vaters trat gerade ein, als ich seine Hand nehmen wollte und verbeugte sich kurz vor mir. „Hallo Lucian." Seine Augen fixierten nur den Mann, der in dem Bett lag und ich glaubte Tränen darin zu sehen. „Hast du eine Ahnung was mit ihm los ist, Lucian?" Er beugte sich über ihn und strich eine Haarsträhne aus seinem Gesicht. „Wenn ich das nur wüsste, meine Kleine." Ich kannte Lucian schon mein ganzes Leben. Er kümmerte sich schon um meinen Vater als er ein Teenager war, genauso wie Lila sich um mich kümmerte, als ich alt genug wurde, um peinliche Fragen zu stellen, die keiner von den Soldaten beantworten konnte, oder wollte. Er hat früher auf mich aufgepasst, wenn mein Vater wichtige Geschäfte zu erledigen hatte, oder keine Zeit für mich hatte. „Ich muss etwas tun!“ Lucian schenkte mir ein Glas Wein ein und ich nahm es dankend entgegen. „Bitte nimm dir auch etwas und setz dich zu mir.“ Er tat wie ihm geheißen und wir beide starrten die Gestalt auf dem Bett an, die uns beiden so viel bedeutete. „Was hast du vor, Florence?“ Ich nahm einen Schluck und vor meinen Augen verschwamm alles. „Sie wollen mich verheiraten, Lucian.“ Leise Tränen rannen über meine Wange, die von Lucian sofort aufgefangen wurden. Draußen hörte man die Menschen auf den Straßen, die ihren tagtäglichen Dingen nachgingen. Sie hatten keine Ahnung, was in ihrer Nähe für ein Chaos herrscht. „Ich habe es gehört meine Liebe, doch was ist so schlimm daran. Dein Vater hat dir schon von klein auf gesagt, dass du nicht für immer allein bleiben sollst.“ Ich stieß seine Hand etwas zu hart von mir weg, doch er verstand mich nicht. „Mein Vater sagte, ich könnte aus Liebe heiraten, genau so wie er. Doch der Rat will, dass ich einen König heirate. Ich weiß nicht wie ich das schaffen soll, Lucian.“ Er nahm mich fest in den Arm und strich mir dabei sanft am Rücken entlang. „Ich werde für dich da sein, Florence. Auch wenn dein Vater jetzt gerade nicht bei dir ist, kannst du dir sicher sein, dass er dich beschützt. So wie wir alle.“ Er küsste mich auf die Stirn und ich fühlte mich gleich etwas besser. Draußen klopfte es und ein mir bekanntes Gesicht erschien zwischen den Türangeln. Lila bat mich darum, mit mir reden zu können. Ich schenkte Lucian noch ein Lächeln und gab meinen Vater einen Kuss, bevor ich das Zimmer verließ.
„Es tut mir so leid, dass ich dich stören muss, Flo, aber es geht um Lou.“ Ich stürmte sofort mit ihr mit. Lou war eine deutsche Dogge, die ich bekam, als ich 10 Jahre alt wurde. Er war mein treuer Begleiter, doch ab und zu machte er viel Ärger. „Was ist passiert?“ Wir bogen in die Küche ein und liefen hinter die Scheune, wo ich schon sein Geheule hörte. Ich dachte zuerst, er hätte etwas angestellt, doch als ich ihn liegen sah, verwandelte sich mein Ärger in Angst. Bitte lass ihn nicht auch noch aus meinem Leben verschwinden. „Er hat sich offenbar an dem Zaun geschnitten und er steht nicht auf.“ Ich hockte mich zu ihm auf den Boden und versuchte ihn zu beruhigen. „Lila, hol heißes Wasser und einen Verband.“ Als sie sich nicht rührte, schrie ich sie an. „Na Los, beeil dich“ Sie war noch geschockter als ich, als sie schließlich aufsprang und die Sachen besorgte. „Ganz ruhig mein Junge.“ Ich strich über seine Nase und redete ihm zu. Langsam beruhigte er sich und ich konnte seine Wunde begutachten. Lila stauchte hinter mir ein paar Dienstboten zurecht, die ihr den Verband brachten. Lous Pfote war etwas blutig und auf der Seite leicht aufgerissen, allerdings war es nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. „Hier, Flo“ Lila reichte mir das heiße Wasser und ich nahm den Schwamm, der in der Schüssel lag und windete ihn etwas aus. „Halt Lou fest. Er wird sich wehren.“ Sie lehnte sich leicht über ihn, um ihn am Boden zu halten. Ich wusch das Blut ab und hörte nur das Jaulen von Lou. Nachdem ich den Verband um sein Bein gewickelt hatte, bekam er das Fleischstückchen, dass Lila mitgebracht hatte und langsam versuchte er aufzustehen. „Hol Elijah, Er soll ihn in mein Zimmer tragen.“ Ich wartete wieder bei meinem tierischen Gefährten und hinderte ihn daran aufzustehen. Hinter der Scheune konnte mich niemand sehen und hören, deshalb legte ich meine Maske für kurze Zeit ab und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. „Was soll ich nur machen, mein Freund? Ich kann keinen Fremden heiraten. Ich liebe Will und ich weiß er liebt mich auch. Wenn mein Vater nur hier wäre, dann hätten wir dieses Problem nicht.“ Er schleckte leicht über mein Gesicht und ließ ein paar Tränen verschwinden. „Diese verdammten Nobodys. Alles wäre einfacher, wenn sie endlich gestoppt werden würden.“ Ich ballte meine Hände zu einer Faust und schlug leicht auf den Boden auf. Lou erschreckte sich etwas, worauf ich ihn sofort wieder streichelte und gut zuredete.
Nach ein paar Minuten hörte ich schon die tiefe Stimme von Elijah. „Wo ist denn mein flauschiger Freund?“ Elijah sah mich an und verstummte abrupt. „Hey Süße, Was ist denn mit dir los? Steht es so schlecht um ihn?“ Er lächelte mich an und ich schüttelte den Kopf. „Nein, nein. Es ist nicht so schlimm. Es wird nur alles ein bisschen viel, weißt du?“ Ich wischte mit meinem Ärmel über mein Gesicht und stand auf. „Du schaffst das schon. Du bist eine der stärksten Frauen, die ich kenne, Florence. Wenn jemand das durchsteht, dann du!“ Er boxte mich leicht auf die Schulter und sein schiefes Lächeln half mir mich aufzurappeln. Er hievte sich Lou auf die Arme und wir gingen gemeinsam zurück ins Schloss.



Lila öffnete die Tür meines Schlafzimmers und gemeinsam mit Will betrat sie den Raum. Ich hockte am Boden und las in meinem Lieblingsbuch, während Lou neben mir döste. „Lässt du uns kurz allein, Lila“ Will schickte sie nach draußen und setzte sich danach auf die Bettkante. Ich legte mein Buch beiseite und stand auf. „Hey. Alles ok mit dir? Du warst schon weg, als ich aus dem Zimmer meines Vaters kam.“ Er faltete die Hände in seinem Schoß und sah mich nicht an. Langsam machte ich mir Sorgen. „Hey“ Ich kniete mich vor ihn und versuchte seinen Blick auf mich zu ziehen. „Wir werden das schon hinbekommen. Mein Vater wird wieder aufwachen und danach können wir zusammen sein und niemand wird mich zwingen jemand anderen als dich zu heiraten.“ Er wich meinem Blick immer noch aus. „Und was ist, wenn er nicht aufwacht? Wenn er weiter im Koma bleibt. Ohne einen König darfst du nicht regieren, Flo!“ Die Worte brachten mich etwas aus dem Gleichgewicht. „Was meinst du damit? Ich bin immerhin eine Prinzessin von Poliar. Ich bin die direkte Erbin des Throns und…“
„Du hast keine Ahnung, Florence.“ Will hat mich noch nie unterbrochen. Nicht einmal als wir Kinder waren. Er hatte immer Respekt vor meiner Stellung und jetzt benahm er sich, als würde ihn das alles kalt lassen. Er stand auf und ging im Zimmer auf und ab. „Ich dachte…“ Er wischte mit der Hand über sein Gesicht und stoppte kurz. Als er mich wieder ansah, waren seine Augen voller Verzweiflung. „Ich dachte, ich könnte dich davon überzeugen, dass wir…“ Ich stand ebenfalls und wollte auf ihn zugehen, doch er stoppte mich. „Nicht. Komm nicht näher“ Meine Hände begannen zu zittern. „Was ist los, Will? Bitte sag es mir. Ich will dir helfen.“ Er stieß ein komisches Geräusch aus, dass sich als Lachen herausstellte. „Mir helfen? Du hast schon genug geholfen, Prinzessin.“ Er schüttelte den Kopf und ging wieder auf und ab. „Die ganzen Jahre waren umsonst. All meine Bemühungen.“ Ich ging wieder langsam auf ihn zu, doch er stoppte mich erneut. „Sag mir endlich was mit dir los ist, Will. Du machst mir Angst.“ Jetzt war er derjenige, der auf mich zukam. „Du solltest auch Angst haben. Denn ab sofort kann ich dich nicht mehr gebrauchen.“ Mein Kopf hörte die Worte, doch den Sinn darin verstand ich nicht. „Wie meinst du das?“ Er hob die Hände. "Bist du echt so naiv?" Ich versuchte zu schlucken, doch der Kloß, der mir im Hals steckte, wurde immer größer. Er schüttelte den Kopf und ließ ihn leicht hängen. "Das alles hätte anders verlaufen sollen. Du hättest dich niemals in mich verlieben dürfen" Meine Augen fingen an zu brennen, doch ich zwang mich meine Tränen zurückzuhalten. "Was... was meinst du damit?" Er rieb sich die Augen und sah mich wieder an. Sein Gesicht blieb starr, so als würde er direkt durch mich hindurchsehen. "Als mein Vater mich zum ersten Mal mit hierher nahm, kam ihm die Idee. Wir verstanden uns auf Anhieb und dein Vater ließ dir alle Möglichkeiten offen. Du durftest jeden Mann haben, denn du wolltest, solange er dich glücklich macht. Ich hatte nur keine AHnung, dass du mir so schnell vertrauen würdest. Ich konnte die Krone schon auf meinem Kopf spüren. Dann habt ihr es geschafft, euch überfallen zu lassen und all meine Bemühungen waren umsonst." Konnte ein Herz wirklich brechen? Denn es fühlte sich gerade so an. "Natürlich wird der Rat, dir nicht erlauben, einen Bürgerlichen zu heiraten, doch als du gesagt hast, du würdest mich als Mann haben wollen, schöpfte ich wieder Hoffnung. Aber ich denke jetzt, dass diese Beziehung keinen von uns noch etwas bringen würde." Ich konnte spüren, wie mein Herz für einen Moment aufhörte zu schlagen. "Raus" Meine Stimme war nur ein Flüstern, doch er hörte mich genau. "Es tut mir wirklich leid, Flo" Meine Augen glühten förmlich, als ich ihn ansah. Es störte mich nicht, dass er meine Tränen fließn sah. "Verschwinde von hier und verschwinde auf meinem Königreich. Ich will dich nie wieder sehen" Sein Blick war traurig, aber er drehte sich um und verließ mein Zimmer. An Ort und Stelle brach ich zusammen und ließ den Tränen freien Lauf.



"Florence" Lilas Stimme war kilometerweit weg. Als würde ichunter Wasser sein und sie schrie vom Ufer meinen Namen. Langsam schlug ich die Augen auf. Ich lag immer noch am Boden, nur das Lou mittlerweile an meiner Seite lag. "Florence. Endlich!" Sie schlug sich die Hände vors Gesicht. "Was ist passiert. Du hast mir echt Angst gemacht!" Meine Augen brannten so sehr, von den Tränen, die versiegt waren. "Es war alles eine Lüge" Lila setzte sich im Schneidesitz zu mir und half mir mich aufzusetzen. "Was meinst du?" Der Schleier über meinen Augen, hüllte Lila in eine Blase, die langsam verblasste "Er hat mich nie geliebt. Er sagte, er und sein Vater hatten geplant, dass er durch mich auf den Thron kommen würde." Ich stütze mich auf meinen Knien ab und legte meinen Kopf in meine Hände. "Wie konnte ich nur so blöd sein? Diese Beziehung würde niemanden etwas bringen, hat er gesagt und dann... ist er einfach gegangen." Am Schluss hob ich meinen Kopf und blickte in Lilas ungläubliches Gesicht. "Meinst du etwa Will? Warum sollte er so etwas tun?" Ich sah sie an, als ob sie den Verstand verloren hätte. "Naja, vermutlich war er so wie viele andere nur auf die Macht aus." Lila nahm mich in den Arm und ich konnte spüren, wie sie versuchte, dass Loch in mir zu füllen. Will war war. Er hat mich belogen und ausgenutzt. "Ich werde mit ihm reden. Irgendetwas stimmt bei dieser Sache nicht" Ich drückte sie von mir weg und richtete mich langsam auf. "Ich hab ihn weggeschickt und wenn er schlau genug ist, dann ist bereits weit weit weg." Meine Beine zitterten bei dem Gedanken, dass er wirklich weg ist, doch ich war eine Prinzessin. Ich musste Stärke zeigen, auch wenn ich innerlich zerbrach. Ich klopfte mir den imaginären Staub von den Kleidern und sah auf Lila hinab. Diese wiederum sah zu mir hinauf und auf ihrem Gesicht las ich Verwirrung. "Ist das dein Ernst? Er ist der Hauptmann der Garde. Du kannst ihn doch nicht einfach verbannen." Ich meinen Augen blitzte etwas auf, wodurch Lila zurückschreckte. "Ich bin die verdammte Prinzessin. Ich kann verbannen, wen ich will und wenn ich du wäre, würde ich aufpassen, dass ich nicht die nächste werde." Ich wusste nicht, warum ich das sagte. Es platzte einfach so aus mir heraus. Ich versuchte es etwas abzumildern. "Außerdem habe ich ihn nicht verbannt. Er muss nur aus dem Königreich verschwinden. Er kann gerne zu den Truppen im Norden und von dort aus seine Armee befehligen." Meine Zofe machte ein paar Schritte zurück. "Ja, eure Majestät" Ich hob meine Hände und wollte mich entschuldigen, doch sie verbeugte sich kurz, drehte sich um und ließ mich wieder allein.

Den restlichen Abend verbrachte ich allein. Niemand kam, um mich zu stören, oder mich um etwas zu bitten. Vermutlich hatte Lila den Angestellten gesagte, ich sei nicht gut drauf. Meistens hielten sie sich dann alle von meinem Gemächern fern. Ich hatte keinen Hunger und fließendes Wasser hatte ich in meinem Badezimmer, also brauchte ich auch niemanden. Lou schlief wieder tief und fest in seinem Bett und als ich den Sonnenuntergang draußen beobachtete, versuchte ich mich abzulenken, in dem ich ein Buch las.

Am nächsten Tag schlief ich lange. Niemand weckte mich, also wurde ich von der Mittagssonne, die durch mein Fenster schien dazu ermuntert, aus meinem viel zu gemütlichen Bett zu kriechen. Meine Augen waren verklebt, da ich mich in den Schlaf geweint hatte. Als meine Füße den Boden berührten, gaben sie fast nach. Der gestrige Tag, hatte so seine Spuren an mir hinterlassen. Lou schlich langsam an mich heran und schleckte meine Zehen, wodurch mir ein kleiner Schrei entkam, der ihn erschreckte. Ich kniete mich zu ihm hinunter und kraulte seine Lieblingsstelle hinter seinem Ohr. Er genoss den Moment der Zuneigung, bis plötzlich die Tür aufgestoßen wurde. „Florence!“ Elijah war völig außer Atem, als er stürmisch auf mich zukam. Er war der einzige der Ritter, der mich nicht wie eine Prinzessin behandelte. Schließlich hatten wir schon einiges zusammen erlebt. „Ist es wahr?“ Ich wusste sofort, worauf er hinauswollte. Will war sein bester Freund gewesen und wenn ich ihn verbannt hatte, war das natürlich ein Schock für Elijah. Ich stand aus meiner knieenden Position, in der ich Lou streichelte auf und ging auf den verwirrten Soldaten zu. „Du hast ihn wirklich verbannt?“ Ich nickte und er starrte mich an, als hätte ich den Verstand verloren. „Wie? Warum? Er ist unser Anführer. Du kannst ihn doch nicht einfach an die Front schicken.“Mein Ärger kroch mir über den Rücken und genause wie gestern, konnte ich meine Zunge nicht zügeln. „Es reicht mir langsam, dass alle mir sagen wollen, was ich kann und was ich nicht kann. Ich bin die Prinzessin und solange mein Vater im Sterben liegt, habe ich das Sagen. Hast du das verstanden?“ Mein Glück war Elijah kein Mann, der solche Sachen auf sich sitzen ließ. „Hör zu, Prinzessin!“ Sein spitzer Unterton war mir bei meinem Titel nicht entgangen. „Ich weiß, dass dir vermutlich alles langsam zu viel wird, aber das ist kein Grund, so mit deinen Freunden umzugehen. Ich hab von deinen Dienern gehört, dass du mit Lila genauso umgesprungen bist. Was ist los mit dir?“ Ich schüttelte den Kopf um klarer denken zu können. „Ich weiß es nicht. Ich kann mich langsam einfach nicht mehr beherrschen. Es wächst mir alles über den Kopf.“ Elijah kam auf mich zu und ohne lange darüber nachzudenken, nahm er meinen Kopf und drückte ihn an seine Brust. Die Tränen, von den ich dachte, sie wären längst versiegt, fanden ihren Weg auf sein Hemd, welches ziemlich durchnässt wurde. „Es tut mir so leid.“ Er schlang seine Arme um mich und ich ließ mich einfach fallen. „Ich weiß, Kleine!“ Als ich ein Räuspern hinter mir hörte, löste ich mich von ihm und drehte mich, nachdem Elijah meine Tränen wegwischte, zu dem Mann um, der uns störte. Vor uns stand Chester Franklin, unser Hauptheiler. „Eure Majestät. Es tut mir sehr leid sie zu stören, allerdings gäbe es da etwas, dass ich mit besprechen müsste.“ Mit einem kurzen Blick zu Elijah ergänzte er: „Unter vier Augen, eure Majestät“ Mein Herz schlug für ein paar Momente schneller. „Geht es um meinen Vater. Ist er aufgewacht? Ist er...“ Ich wollte es nicht aussprechen. Der Heiler kam schnell auf mich zu: „Nein, nein, Florence. Leider gibt es keine Neuigkeit ihres Vaters bezüglich. Es geht dabei um euch.“ Elijah verließ mit einer leichten Verbeugung und einem Versprechen, dass unser Gespräch fortgesetzt wird, mein Zimmer. Ich deutete Chester auf einen Stuhl am Fenster Platz zu nehmen und selbst setzte ich mich an die Kante meines Bettes und horchte aufmerksam zu, was mir mein Heiler zu berichten hatte. „Ich befürchte, ich habe schreckliche Neuigkeit für euch. Die Untersuchung der Wunden, nachdem du angegriffen worden warst, waren vorerst nicht ganz eindeutig, doch jetzt verstehe ich, was mich so irritiert hatte.“ Seine ernste Miene machte mir Sorgen und deshalb hörte ich einfach nur genau zu, bis er fertig war.

„Ich kann keine Kinder bekommen? Mein Magen rebellierte gegen diese Aussage, und hörte nicht auf sich zu drehen. Chester legte die Hand auf meinen Rücken. Wann war er aufgestanden und zu mir gekommen? „Es tut mir so leid, Florence. Ich weiß, was das für dich bedeutet.“ Alles drehte sich um mich. Was hat das zu bedeuten? Ich hatte nie bisher nicht über Kinder nachgedacht. Nunja, als mein Vater in meinem Alter war, hielt er mich schon in den Armen, aber da mein Leben gut verlief, musste ich mir um Erben keine Sorgen machen. Oh mein Gott. „Ich kann keine Erben zeugen.“ Chester nickte und seine Miene verdüsterte sich ungemein. „Ja, Florence! Leider ist dir dies nicht möglich!“ Sein Mitgefühl machte es nicht besser. „Was bedeutet das jetzt für meine Zukunft?“ Ich kannte die Antwort bereits, doch er sollte es sagen. Ich musste es hören. „Das bedeutet, dass du den Thron nicht besteigen kannst. Egal ob du heiratest oder nicht.“

Meine Knie zitterten so sehr, dass ich befürchtete ich würde jede Sekunde hinfallen. Doch Will nahm mich an der Hand und schleifte mich den ganzen Weg bis zum Fluss hinunter. Ich wusste, dass hier nie jemand nach uns suchen würde, deshalb war es der perfekte Platz. Heute Nacht war es endlich soweit. Will ahnte nicht was ich vorhatte, als ich ihm das Angebot machte, mit ihm im Mondschein schwimmen zu gehen. Er hatte nicht bemerkt, dass ich keine Badesachen mit hatte. Vermutlich war er genauso aufgeregt wie ich. Nur er war es, weil es das erste Mal war, das er etwas Verbotenes tat. Ich war aufgeregt, weil dies unser erstes Mal werden würde. Als wir endlich unten angekommen sind, schlugen unser beider Herzen wie wild. „Du glaubst wirklich, dass sie uns nicht erwischen werden?“ Ich verdrehte die Augen und musste etwas schmunzeln, angesichts seiner Angst. Dieser Mann war mittlerweile 19 Jahre alt und hatte Angst, dabei erwischt zu werden, wie er in einem See schwimmt, der gerade mal 200 meter von unserem Zuhause entfernt ist. „Lila deckt uns. Sie denken alle, ich sei in meinem Zimmer und wolle nicht gestört werden. Jetzt komm schon du Feigling!“ Nun war ich diejenige, die ihn mitzog. Mit jedem Meter wurden meine Füße tritt-fester. Als wir am Ufer ankamen, drehte sich Will zu mir um und sein Blick glitt an mir vorüber. „Wo... Wo sind deine Sachen?“ Ich stützte meinen Kopf in meine Hand. Wie konnte ein Soldat, der gerade die köngliche Armee befehligte nur so begriffsstutzig sein? „Ich habe keine mit!“ Als er Anstalten machte, zurückzugehen, um, wie ein echter Gentleman, meine Schwimmklamotten, zu holen hielt ich ihn auf. „Ich habe dich angelogen!“ Wie vom Blitz getroffen, blieb er stehen. „Ich wollte nicht hierher um zu baden!“ Er wirkte leicht verwirrt, als ich mich ihm langsam näherte. „Florence! Was meinst du damit?“ Ich trat noch einen Schritt auf ihn zu. Langsam hob er die Hände und wollte mich auf Abstand halten. „Nicht!“ Ich öffnete mein Kleid und ließ die Träger über meine Schulter fallen. „Warum nicht?“ Das Kleid glitt an meinen Körper hinunter, bis es auf dem Boden lag. Vollkommen nackt stand ich nun vor ihm. Schutzlos. Ihm völlig ausgeliefert. „Ich will dich, William.“ Sein Augen wanderten meinen Körper entlang. Ich konnte spüren, dass seine Beherrschung langsam nachließ. „Du bist die Prinzessin!“ mit zwei Schritten stand ich vor ihm und hob seinen Kopf, damit er mir in die Augen sehen musste. „In diesem Moment, bin ich nur eine Frau, die sich wünscht, dass der Mann, den sie liebt, aufhört, so ein verdammtes Weichei zu sein und ihr endlich das gibt, was sie begehrt.“ Seine Augen fanden meine und ich sah die Lust, die sich darin spiegelte. „Du liebt mich?“ Ohne nachzudenken drückte ich meine Lippen an seine. „Du brauchst aber echt lange, du Dummkopf.“ Sein Lächeln drang tief in meine Seele, als er mich erneut küsste und langsam hochhob. Unser Kuss vertiefte sich, als er mich an einem Baum drückte und ich die Rinde im Rücken spürte. „Warte...!“ Komplett außer Atem, ließ er mich wieder hinunter und ich verschwand hinter besagtem Baum, um einen Korb herauszuholen. Mit großen Augen sah Will zuerst mich und dann den Korb an. „Du hast das alles geplant?“ Ich zuckte nur mit den Schultern und breitete die Decke aus, die ich vom Schloss mitgenommen hatte. „Hätte ich warten sollen, bis du etwas unternimmst? Dann wäre ich vermutlich als alte Jungfer gestorben.“ Als er mich plötzlich hochhob und herumwirbelte entglitt mir ein kleiner Freudenschrei. Behutsam ließ er mich auf die Decke hinunter und schmiegte seinen Körper auf meinen. Seine Küsse fingen an meiner Schläfe und gingen immer weiter nach unten. Ich spürte Flammen auflodern, überall wo seine Lippen mich berührten. Mein Rücken bog sich durch, als er meinen empfindlichen Punkt erreichte. Er wusste genau, wo er seinen Mund und seine Zunge einsetzen musste, um mich weiter anzutreiben. In mir fing etwas an zu kochen. Es war wie ein Welle, die über mich hereinbrach und ohne es zu wollen, stieß ich seinen Namen aus, während mein Seufzen immer lauter wurde. Als er von mir abließ, zog ich ihn zu mir hoch und befahl ihm, er solle sich seine Sachen ebenfalls ausziehen. Als er zögerte, zerrte ich an seinem Hemd und riss es ihm förmlich vom Körper. Um mir weitere Mühen zu sparen, stand er kurz auf und entledigte sich seiner Hose. Ich hatte ihn schon einmal nackt gesehen, doch es war mit diesem Moment nicht zu vergleichen. Als er sich wieder zu mir legte, konnte ich seine volle Härte spüren. Ein Stöhnen entglitt ihm, als ich langsam über seine Männlichkeit strich und er mich leidenschaftlich küsste. Seine Augen flammten auf, als er mich ansah. „Bist du dir sicher?“ Ich küsste seine Nasenspitze und lächelte ihn an. „Ich war mir bei nichts so sicher, wie in diesem Moment!“ Als er seine Lippen wieder auf meine legte, glitt er langsam in mich. Zuerst war es sehr unangenehm, als ob es nicht richtig wäre, doch Will unterbrach unseren Kuss nicht. Er wartete ab, bis ich soweit war. Als ich langsam nickte, drang er weiter in mich ein. Das Gefühl ließ langsam nach und ich spürte ihn voll und ganz in mir. Meine Hände gruben sich in seine Haare und zogen ihn noch näher zu mir heran. Seine Bewegungen waren rhythmisch und trieben mich immer weiter an.

Mein erstes Ziel war das Zimmer meines Vaters. Ich hoffte, dass ich dort alleine wäre und meinem Kummer freien Lauf lassen konnte. Doch als ich die Tür öffnete, sah ich gerade noch wie Alfred sich aus dem Bett meines Vater erhob. Hatte er bei ihm geschlafen? „Florence!“ Ich konnte in seinen Augen Tränen glänzen sehen und mein erster Instinkt war, mich an seine Brust zu schmiegen und mich von ihm trösten zu lassen. Er schlang seine Arme um mich und drückte mich fest an sich. Ich konnte spüren, dass auch er sich nicht mehr zurückhielt. Zusammen standen wir da und hielten uns umklammert, als würden wir auseinander fallen, wenn wir losließen. Nach einer gefühlten Ewigkeit, hob Alfred seinen Kopf , der auf meinem geruht hatte. „Ich werde dich mit ihm alleine lassen!“ Ich schnellte zurück. „Nein! Bitte nicht. Ich will nicht alleine sein. Alle sind weg. Ich habe niemanden mehr. Bitte Alfred, bitte geh nicht!“ Er zog mich wieder an sich und strich mit seinen Händen meinen Rücken entlang. „Schhhh, Schon gut. Ich werde nicht gehen. Was ist passiert Florence?“ Er sah mir tief in die Augen und schob mich zu dem nächst gelegenen Sessel um mich darauf zu platzieren. „Du zitterst ja, meine Liebe!“ Ich konnte sehen, wie meine Finger vibrierten, doch ich verspürte keine Kälte. Da war nichts, außer der Gewissheit, dass mein Leben nun keinen Sinn mehr hatte. „Erzähl es mir!“ Ich brachte es kaum über die Lippen, aber ich fing an zu reden, und ließ nichts aus. Zuerst das mit Lou, dann Will und unsere Trennung und sein rießiger Verrat. Danach was Lila zu mir sagte und ich sie vermutlich ebenfalls verloren habe und am Schluss, die Tatsache, dass ich meinen Thron nicht besteigen kann, weil ich keine Erben zeugen konnte. Alfred hörte aufmerksam zu und ich konnte nur an seinem Gesichtsausdruck erkennen, wie er die einzelnen Ereignisse auffasste. Als ich fertig war, setzte er sich an meine Seite und starrte auf meinen Vater. „Ich weiß, was ich zu tun habe!“ Bevor ich anfing zu sprechen, stand Alfred vor mir und schüttelte den Kopf. „Auf keine Fall!“ Ich war verwirrt. Ich hatte noch nichts gesagt. Er wusste doch gar nicht was ich vorhabe. „Du wirst nicht abhauen, hörst du?“ Nun stand ich ebenfalls auf. „Was? Wie? Woher weißt du was ich tun will!“ Ein kleines Lächeln umspielte seine Lippen, doch genauso schnell wie es gekommen ist, war es auch wieder verschwunden. „Weil dein Vater genau den gleichen Blick hat, wenn er etwas komplett idiotisches machen will.“ Nun war es an mir zu lächeln. „Du liebst ihn wirklich, oder?“ Sein Gesicht nahm einen zarten Rotton an und ich konnte wieder sein Lächeln aufblitzen sehen. „Es ist in Ordnung, Alfred. Ich verstehe es. Ich glaube, dass mein Vater dich auch liebt.“ Er nahm mich wieder in den Arm und küsste mich auf die Stirn. „Er hat es mir schon oft gesagt und auch bewiesen, Florence!“ Nun war ich diejenige, die rot wurde. „Es tut mir so leid, dass wir es dir nicht gesagt haben, aber wir wussten nicht, wie weitreichend die Konsequenzen werden würden.“
„Es ist ok, Alfred.“ Ich nickte ihm zu und sah dann zu meinem Vater. Wie konnte ich nie bemerken, wie Alfred ihn ansah? „Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass ich von hier weg muss.“ Er schüttelte eifrig den Kopf, aber auch er musste schließlich einsehen, dass ich keine andere Wahl hatte. Wen jemand herausfand, dass ich keine Kinder bekommen kann, würden sie mich wegen Betrug einsperren und mein Königreich, wäre angreifbar ohne einen richtigen Herrscher. „Ich werde einen Weg finden, meinen Vater wieder aufzuwecken und dieses ganze Chaos zu bereinigen.“ Er ging zu dem Kleiderschrank meines Vaters und öffnete ihn. Heraus zog er die Schwertscheide meines Vaters und legte es auf den Boden vor mir. „Dein Vater würde sicher wollen, dass du es bekommst.“ Ich starrte dieses schwere Schwert vor mir an und hätte beinahe protestiert, da es viel zu unpraktisch und zu schwer wäre, um es zu transportieren, doch dann zog er einen kleinen Dolch, der in der Seitentasche versteckt war, hervor und übergab ihn mir. „Den hat er selbst gemacht. Am Tag nach deiner Geburt. Er nannte ihn Nightblade!“ Typisch mein Vater. Normale Eltern hätten ihrem Kind eine Wiege gebaut oder eine Decke gestrickt. Aber mein Vater ging in die Schmiede und machte mir einen Dolch, dem er auch noch unserem Familiennamen gab. Alfred und ich lächelten beide über diesen Mann, den wir so sehr liebten. Mit einem kurzen Abschiedskuss auf die Wange meines Vaters, verließ ich Alfred und ihn und machte mich auf den Weg in die Küche.

„Ich brauche noch Brot und Käse! Könntest du das bitte alles einpacken, Julia?“ Unser Köchin wunderte sich nicht, warum ich eine ganze Monatsration an Essen mitnahm. Sie war es gewohnt, dass ich öfter mal etwas für die Soldaten und die Tiere am Stützpunkt abzweigte, da ich mich so bei ihnen beliebter machen konnte. Doch dieses Mal war das Essen nur für mich alleine. Doch natürlich durfte ich ihr nicht sagen, dass ich vermutlich mehrere Wochen unterwegs sein würde, andernfalls käme ich aus diesem Gebäude niemals hinaus. Als Julia alles sorgfältig verpackt hatte und ein Diener den Proviant an mein Pferd band, ging ich nach oben in mein Zimmer und versuchte so viel Kleidung wie möglich in meine Kleidung zu stopfen, ohne dass es zu sehr auffiel. Ich wollte so schnell wie möglich verschwinde, bevor jemand etwas bemerkt. Meinen Reitumhang legte ich mir um den Ar, die Tasche hängte ich mir über die Schulter und Nightblade baumelte an meiner Hüfte. Mit einem kurzen wehmütigen Blick durch mein Zimmer, verließ ich den Raum und drehte mich nicht mehr um, bis ich ihm Hof ankam. „Kleiner Ausritt, was?“ Elijah kam gerade vom Übungsplatz, an dem er mit den Rekruten trainierte! „Ähh ja... Ich brauche einfach etwas frische Luft“ Ich war eine gute Lügnerin, nur leider hatte ich alles davon von Elijah gelernt, weswegen er mich sofort durchschaute. „Ich weiß nicht, was du vorhast, Prinzessin. Aber pass auf dich auf! Das musst du mir versprechen, ja?“ Ich hatte keine Ahnung, wie ich ihm das versprechen sollte, aber ich nickte und drückte ihn kurz, bevor ich auf mein Pferd stieg. Es war weder Cassio, noch Apollo. Ich wollte so unauffällig wie möglich sein und da wären keines der beiden Königspferde nicht geeignet. Mein Pferd, mit dem ich in mein neues Abenteuer ritt, hieß Nero. Ein brauner Hengst, der schwere Lasten und weite Strecken ohne Probleme hinter sich brachte. Die Tore wurden für mich geöffnet und wenn ich mich etwas aufrichtete, konnte ich die Sonne sehen, die gerade am Horizont verschwand. Ich ritt darauf zu und hoffte, mein Zuhause bald wieder sehen zu können. Mit der Rettung meines Vaters.

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Tag der Veröffentlichung: 24.05.2018

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