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Prolog

Ich hasse es zu lernen. Als würde es nicht reichen, wenn wir in der Schule unsere Nasen ständig in diese Bücher stecken müssten. Nein, wenn wir zuhause waren und eigentlich unsere Freizeit haben, sollen wir uns auch noch damit beschäftigen, welche Formel man wo anwenden soll. Haben die noch nie etwas von einem Taschenrechner gehört? Seit 2 Stunden starre ich auf die Gleichung in meinem Mathebuch und verstehe nicht wie ich sie auflösen soll.
Plötzlich höre ich einen lauten Schrei von unten. Ich sprang von meinem Schreibtisch auf und stürze die Treppe hinunter. Was ich dann sah, ließ mich erstarren. Mein Vater drückte meine Mutter gegen die Wand. Mit seiner rechten Hand zog er sie an den Haaren hoch, die andere hat er um ihre Kehle gelegt. Ich konnte Tränen in den Augen meiner Mutter sehen und stürmte los. „Was machst du denn da?“ Ich versuchte meinen Vater von ihr wegzureißen, doch er stieß mich weg, sodass ich auf den Boden landete. „Lass ihn in Ruhe Louis. Er hat damit nichts zu tun!“ Ich wusste nicht worüber sie sprachen, doch mein Vater antwortete: „Ach, denkst du wirklich ich bin so blöd? Wenn du diese Dinge tun kannst, dann kann unser Sohn das auch.“ Er suchte meinen Blick, doch ich hatte zu große Angst ihm in die Augen zu sehen. Ich hatte meinen Vater noch nie so erlebt. Ja er wurde ab und zu wütend, aber dass er uns angreifen würde, hätte ich nie gedacht. Aber was zum Teufel meinte er mit den Dingen, die ich tun kann?

Ich stand wieder auf und versuchte ihn wieder von meiner Mutter wegzuzerren. „Hör auf damit, du tust ihr weh.“ Er ließ sich nicht beirren. Natürlich war er viel stärker als ich, schließlich war ich erst 8. Er nahm die Hand von meiner Mutter und schlug ihr kräftig ins Gesicht, sodass sie zur Seite fiel. „Und jetzt zu dir.“ Mein Vater kam langsam auf mich zu. Ich konnte mich nicht bewegen. „Also, was kannst du so alles? Deine Mutter hat mir ja nicht viel gesagt, du kleines Monster. Wie konnte ich nur so blind sein?“ Er sprach eher zu sich selbst als zu mir. „Jahrelang hat sie es vor mir geheim gehalten, diese blöde Schlampe. Und natürlich musstest du auch so eine Höllenbrut werden.“ Er kam immer näher, doch ich hatte keine Ahnung wovon er redete. Als er vor mir stand und auf mich hinabblickte, riss er seine Augen auf und stürzte sich auf mich, doch kurz nachdem mich mein Vater auf den Boden drückte, riss ihn etwas von mir hinunter. Meine Mutter stand neben mir und starrte uns an. „Wie… Wie hast du das gemacht?“ Sie konnte nicht aufhören mich anzustarren. Ich blickte zu meinem Vater und entdeckte, dass sich um seinen Kopf eine riesige Blutlache bildete. Meine Mutter griff nach meinem Arm und wir rannten beide aus dem Haus.

 

1. Kapitel

 

1.Kapitel

Mike

 

Ich schrak hoch. Wieso zum Teufel träumte ich immer noch von ihm? 14 Jahre ist es jetzt her, dass ich herausgefunden habe, was ich bin. Ein Magato. Ein Hexenwesen. Bis zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nichts von meinen Fähigkeiten. An diesem Tag habe ich meinen Vater getötet, mit Kräften, die ich nicht einmal kannte.

Die Tür wurde einen Spalt geöffnet. „Mike, bist du wach?“ Natürlich war es Lucy, die kleine Schwester der Frau, meines besten Freundes, Henry. Lucy war ein Wirbelwind und machte bei jedem Blödsinn mit. Ich mochte sie, auch wenn sie manchmal etwas aufdringlich war. Ich tat so, als ob ich schlief und hoffte sie würde wieder gehen. Aber dann hätte ich auch hoffen können, dass es in meinem Zimmer zu schneien anfangen würde, denn Lucy machte sowieso immer was sie wollte. Sie kam zu mir ins Zimmer und sprang aufs Bett, direkt auf meinen Brustkorb. Sie war zwar leicht wie eine Feder, dennoch konnte ich mir ein lautes Stöhnen nicht verkneifen. „Oh, gut du bist wach. Das ist großartig. Weißt du denn, was heute ist?“ Sie grinste mich mit ihren perfekten Zähnen an und wartete, dass ich etwas erwiderte. Doch diese Genugtuung würde ich ihr nicht geben. Ich hob sie hoch, da sie immer noch auf meinem Oberkörper saß und legte sie neben mich. Dann schnappte ich mir mein Kissen und drückte es mir aufs Gesicht. Ich hatte echt noch keine Lust, irgendein Gespräch zu führen. Doch Lucy schnappte sich das Kissen und riss es mir weg. „Heute ist mein Geburtstag!“ Sie schrie mir ins Gesicht, sodass ich sie auch bestimmt hören würde. „Und weißt du auch, was du mir versprochen hast, wenn ich 18 werde?“ Plötzlich wurde ich ganz blass. Ja ich konnte mich sehr genau daran erinnern. Denn schließlich erinnert sie mich fast jeden Monat daran. Vor über 1 Jahr hatte Lucy angefangen, sehr auffallende Dinge zu tun. Sie schlich sich öfter heimlich in mein Zimmer, nackt. Jedes Mal wenn wir allein waren, fing sie an meinen Nacken zu küssen und mir irgendwelche Dinge ins Ohr zu flüstern. Ich wusste, wenn ich dem nicht ein Ende setzen würde, hätte ich mich nicht mehr lange unter Kontrolle, also versprach ich ihr, an ihrem 18. Geburtstag würde ich nachgeben. Ich dachte, sie würde irgendwann das Interesse verlieren und außerdem, hatte ich gar nicht vor, solange hier in London zu bleiben, doch durch die neuen Ereignisse, wurde ich praktisch dazu gezwungen hier zu bleiben. „Also…Hosen runter du Hengst!“ tolle Einleitung. Sie wollte sich schon das Tshirt über den Kopf ziehen, als ich ihre Arme nahm und sie stoppte. „Könntest du einen Moment stillsitzen und mich erstmal wach werden lassen.“ Dann schenkte sie mir ihr kokettes Lächeln. „Ich sorge schon dafür, dass du wach wirst.“ Sie fummelte an meiner Hose herum und hätte fast den Knoten aufbekommen, den ich seit ihren nächtlichen Besuchen immer in meine Schlafhose mache. „Lucy! Ich meine es ernst. Hör auf damit.“  Sie zog ihre Hände zurück und wartete geduldig. Ich richtete mich in meinem Bett auf und zog mir mein Shirt zurecht. Früher schlief ich immer oben ohne, doch selbst das wollte ich nicht mehr riskieren. „Dein Geburtstag hat gerade erst angefangen. Und außerdem will ich vorher duschen und mich fertigmachen. Und deine Gäste kommen auch bald. Es hat noch Zeit.“ Sie verzog ihren Mund zu einer Schnute. Ja, schmollen konnte sie gut. „Aber du hast es versprochen.“ Dann nahm ich ihr Gesicht in meine Hände und zog sie ganz nah zu mir heran. „Und ich habe fest vor, dieses Versprechen auch einzulösen, kleiner Wolf!“ Ich gab ihr einen kleinen zärtlichen Kuss auf die Lippen. „Alles Gute zum Geburtstag, Lucy!“

Nachdem ich sie davon überzeugt habe, dass es für unser gemeinsames Abenteuer besser wäre, dass ich allein unter die Dusche ging, schnappte Lucy sich ihren Mantel und fuhr wieder nach Hause. Die heiße Dusche half um meinen Traum ein wenig zu vergessen. Doch kaum blickte ich in den Spiegel, sah ich wieder das Gesicht meines Vaters. Ich hatte dieselben Gesichtszüge, die gleichen Augen und die gleichen Lippen. Ich hasste mein Spiegelbild. Ich zog mich an und machte mich auf den Weg in die Küche. Ich wohne seit 2 Jahren bei den Camerons. In Henrys Familie fühlte ich mich willkommen und geliebt. Ich hatte sowieso niemanden mehr, zu dem ich gehen könnte, also haben sie angeboten, dass ich bei ihnen bleiben kann, was ich nur zu gern annahm. Nachdem Henry so schwer verletzt wurde, dass er fast gestorben wäre, haben er und Tristan ihre Kräfte getauscht. Henry lebt nun mit seiner Frau Lexa und ihrer Familie in deren Haus, während Tristan, ihr Cousin bei uns lebt. Ich erfuhr erst vor kurzem, dass Julian, Henrys Zwillingsbruder ein romantisches Interesse an Tristan hegte und der davon nicht abgeneigt war. Ich gönnte es ihnen. Sie waren beide tolle Männer und verdienten einander. Bis vor 2 Jahren gehörte Tristan noch dem Ashmore-Clan an. Ein Werwolfs-Rudel, das von Lexa als Alpha angeführt wurde. Henry war nun ein Werwolf und musste sichtlich mit der Tatsache kämpfen, dass er keine magischen Fähigkeiten mehr besaß, bis auf die Tatsache, dass er sich in einen Wolf verwandeln kann. Tristan andererseits genoss es ein Magato zu sein. Er lernte sehr schnell und hatte schon die meisten Zauber drauf.  Er übte fast jeden Tag, so wie auch heute, als ich die Treppe hinunterkam und mir eine Vase entgegenflog. Ich hob meine Hände und stoppte sie bevor sie meinen Kopf traf. „Oh, Mist. Entschuldige Mann. Ich dachte, ich hätte sie jetzt unter Kontrolle.“ Tristan kam mir entgegen und schnappte sich die Vase aus der Luft. Sein Blick war entschuldigend und ich wusste, dass er erst lernt, doch ich konnte den Traum immer noch nicht vergessen, deshalb knurrte ich nur und ging weiter. Ich ging zur Tür hinaus und konnte noch im Hintergrund hören als Tristan zu Julian sagte, dass ich dringend eine Frau benötigte um Dampf ab zu lassen. Wenn die wüssten. Auf dem Weg die Einfahrt hinunter wechselte ich in die Erscheinung eines Adlers und flog Richtung Stadt. 

Durch die Lüfte zu fliegen, war einfach nur befreiend. Niemand stört dich und du fühlst dich komplett ausgewogen. Bis auf ein paar andere Flugtiere, die man durchaus ausblenden konnte, war man vollkommen allein. Ich flog ein paar Straßen neben den Geschäften wieder Richtung Boden und hoffte, dass niemand meine Rückverwandlung sehen konnte. Ich steuerte direkt auf das Reisebüro zu. Lange musste ich überlegen, was ich Lucy zu ihrem 18. Geburtstag schenken könnte und vor 2 Tagen kam mir die Lösung. Sie wollte immer schon raus aus England. Also buchte ich einen Flug nach New York im Frühling. Da es erst Herbst war, musste sie zwar noch etwas warten, um ihr Geschenk einzulösen, doch im Frühling war Manhattan einfach atemberaubend.  

Nachdem ich mit meiner Reiseleiterin, die mir während meiner Weltreise treu zur Seite stand, alles Notwendige geklärt hatte, konnte ich die Reise kaum noch erwarten. Ich wollte ein Zimmer im obersten Stock des Penisula Hotels. Von dort hatte man den besten Ausblick und die Zimmer waren einfach nur traumhaft. Als ich wieder hinaus auf die Straße trat, sah ich ein Mädchen auf der anderen Straßenseite. Ihr Gesicht war nicht zu sehen, doch das blau ihrer Haare kam mir extrem bekannt vor. Ich wollte ihr hinterher, doch sie bog in die nächste Kreuzung ein und war verschwunden. Ich suchte die gesamte Gasse ab, doch es war als hätte sie sich in Luft aufgelöst.

Nachdem Nachhauseweg, zog ich mich um und fuhr zu den Ashmores. Bald würde die Party anfangen und Lexa bat mich, die Getränke zu organisieren, da sie und Henry noch mit den Kindern in den Wald gingen, um sie noch etwas auszupowern. Normalerweise konnten sich Werwölfe erst mit 13 Jahren in Wölfe verwandeln, doch Henry wurde durch Magie zu einem Wolf, daher konnten sich Jane und Dante schon mit ein paar Wochen verwandeln. Sehr zur großen Überraschung ihrer Eltern. Die Zwillinge waren nun 2 Jahre alt und extrem energiegeladen, deshalb mussten sie einmal täglich in den Wald um einfach nur zu laufen. Im Haus der Ashmores ging es schon richtig zur Sache. Leute bauten überall Stühle und Tische auf, um genügend Platz für die vielen Gäste zu haben. Ich erinnerte mich an den letzten Geburtstag den ich gefeiert hatte. Ich denke es war vor 5 Jahren. Ein paar Freunde und ich feierten eine kleine Party bei mir Zuhause. So wie ein normaler 17-jähriger nun mal seinen Geburtstag feiert. Kurz darauf starb meine Mutter und ich hatte keine Lust mehr auf Geburtstage. Ich liebte Partys doch dieser Zirkus hier war eindeutig übertrieben. Nur genau das war Lucy. Sie war etwas Besonderes.

Als wir gerade die letzte Lichterkette aufhängten, kamen die Zwillinge vom Garten hereingestürmt. Sie waren völlig aus dem Häuschen: „Onkel Tristan, Onkel Tristan.“ Sie liefen auf ihren Taufpaten zu, der sie sogleich hochnahm und fest an sich drückte. „Wir haben was gesehen.“ „Wir haben was im Wald gesehen!“ Sie redeten wild durcheinander. Tristan ließ sie langsam auf den Boden und versuchte sie zur beruhigen: „Ok, ganz langsam. Was habt ihr gesehen?“ Er lächelte sie an, wir nur ein Familienmitglied sie anlächeln konnte. „Viele bunte Lichter. Sie waren blau, grün, rot, pink und weiß. Sie waren überall.“ Ich hörte nur mit halbem Ohr zu, doch bei den Lichtern blickte ich plötzlich auf. Ich wusste nicht, warum mich das so faszinierte, doch ich kniete mich zu Jane hinunter und fragte sie: „ Jane, wo genau waren diese Lichter?“ Doch bevor sie mir antworten konnte, mischte sich Henry ein. „Sie haben sich das nur eingebildet. Da waren keine Lichter!“ Dante ließ ein leises Knurren los. „Doch Papa, da waren Lichter. Jane und ich haben sie beide gesehen.“ Ich fand es immer noch komisch, dass die beiden mit knapp 2 Jahren schon reden konnten und sogar mit ihren Eltern diskutieren. Doch in der Welt der Magie war wohl nichts unmöglich. Jane war sehr still. Offenbar war sie sich nicht mehr sicher, was genau im Wald geschah. Deshalb sah ich sie noch einmal genau an und fragte vorsichtig: „Was denkst du, dass das im Wald war?“ Sie flüsterte mir leise zu, als ob es ein Geheimnis wäre: „Das waren keine Lichter. Das waren Frauen mit farbigen Haaren. Sie sind herumgeflogen und waren ganz schnell.“ Plötzlich wurde ich hellhörig. Jane hatte genau wie Dante besondere Fähigkeiten. Ihre Augen waren extrem geschärft und sie konnte Dinge in weiter Entfernung sehen, also glaubte ich ihr, wenn sie sagte, sie habe Frauen im Wald gesehen. Ich fühlte etwas in mir, dass mich fast dazu zwang mir diese fliegenden, schnellen Frauen anzusehen… Das wird Lucy nicht gefallen.

 

Helena

 

Konnten Olivia und Tessa nicht mal alleine einkaufen gehen? Ich hasste Shopping. Nicht nur, weil ich mit ihnen in jedes Geschäft musste, in dem es Sachen gab, die nur ansatzweise nach Kleidung aussahen. Ich hasste es auch mich zu verstecken. Ich wollte nicht in dieser Welt leben, wo ich meine wahre Gestalt verbergen musste. Ich war eine Nymphe und verdammt ich will auch, dass man das sieht. Aber nein. Wenn wir in der Menschenwelt waren, mussten wir unsere Ohren und unsere Aura verschwinden lassen, um nicht aufzufallen.
"Helena! Jetzt trödel nicht so herum. Wir müssen noch in den neuen Second-Hand-Laden bevor er zumacht." Olivia, meine Schwester, war aufbrausend und ziemlich schnell eingeschnappt. Als ich hinter ihr herdackelte, konnte ich ihre pinken Haare im Wind fliegen sehen. Tessa war ein Hitzkopf. Sie war sehr leichtgläubig und machte viel Blödsinn mit, allerdings wurde es mit ihr nie langweilig. Dalia war die älteste von uns, wenn man bei Fünfligen jemanden als älteste bezeichnen konnte. Sie brachte uns alle immer wieder ins Lot und beschützte uns mit allem was sie hatte.  Als letzte gab es noch Maria. Sie war der Ruhepol. Nun ja, sie würde niemals einen Streit schlichten. Sie ging ihm eher aus dem Weg. Ihr war alles ziemlich gleichgültig. Doch wenn es um die Familie geht, kennt sie kein Erbarmen. Was mich gleich zu dem Grund bringt, warum wir überhaupt in dieser Welt gefangen sind.
 
Vor knapp 3 Jahren, verliebte sich Olivia in einen Menschen. Das allein, war schon ein großer Grund, warum unsere Ältesten ausflippten. Doch der Grund warum sie uns nun verfolgen, war der, dass sie schwanger wurde. Ich weiß bis heute nicht, was daran so schlimm sein soll, wenn man einen Menschen liebt. Die Liebe kann man sich doch nicht aussuchen oder? Jedenfalls jagten sie die Ältesten bis ans Ende unserer Welt und verlangten von ihr, die Identität des Mannes preiszugeben. Sie folterten sie, bis sie den Namen rausschrie. Durch die Nachwirkungen verlor sie das Baby und wurde eingesperrt. Wir erfuhren, dass der Mann getötet wurde. Und um diese Sache aus der Welt zu schaffen, hätten sie Olivia ebenfalls getötet. Doch wir befreiten sie und flohen zu den Menschen. Seit dem sind wir hier und verstecken uns vor unserer Art. Ziemlich traurig was?
 
Tessa probierte gerade das 10. blaue Kleid an. Die Farbe Blau passte zu ihr. Ihre roten Haare kamen dadurch perfekt zur Geltung. Da meine Haare blau waren, fand ich nur schwer schöne Sachen zum Anziehen. Wenn die Farben zu grell sind, sah ich aus wie ein Lollipop und wenn sie zu dunkel waren, sah es aus, als würde ich neuerdings der Gothik-Szene angehören. Also wie gesagt. Ich fand nur schwer schöne Klamotten für mich. Nicht so bei Olivia und Tessa. Sie probierten ein Stück nach dem andern an und sahen in jedem einfach atemberaubend aus. "Helen, Helen komm her, schnell." ich eilte um den Kleiderberg, der neben den Kabinen lag und krachte fast mit Olivia zusammen. Sie drehte sich um und grinste verschwörerisch. "Du musst das probieren". Sie hielt mir ein bodenlanges schwarz-weißes Kleid entgegen. Der Kragen ging bis ganz nach oben, doch der Rücken war vollkommen frei. Es war wunderschön. Sie schoben mich beide in die Umkleide und ich probierte den Traum aus Baumwolle an und war selbst erstaunt, wie sanft der Stoff an meiner schlanken Taille herabfiel. Meine Schwestern und ich hatten alle dieselbe Figur, wie jede andere Nymphe ebenfalls. In der Menschenwelt wurden wir oft mit Riesenaugen begafft, weil wir offenbar die gleichen Körperformen hatten, wie die Frauen auf den Plakaten und Zeitschriften, die sie Models nannten. Wir waren alle ungefähr 1,80 groß, hatten dünne, lange Beine und einen flachen Bauch. Ich hingegen bewunderte die Frauen, die eine schöne geschwungene Hüfte hatten und eine Oberweite, die man nicht mit 5 cm dicken Push-up anheben muss, um sie überhaupt zu erkennen. Aber offensichtlich hatte jede Frau etwas an sich auszusetzen.
Ich kam langsam hinter dem Vorhang hervor und konnte hören, wie sich mehrere Männer keuchend zu mir umdrehten. Ihre Freundinnen schlugen ihnen auf die Schulter oder stolzierten einfach beleidigt davon. Als ich mich vor den Spiegel stellte, fielen mir fast die Augen aus dem Kopf. Aber nicht, weil mir gefiel, was ich da im Spiegel sah. Sondern weil ich hinter mir noch etwas spiegelte. Oder besser gesagt jemand. Da war er wieder. Auf der Straße. Der Mann, den ich rettete. Er schlenderte mit einer Lässigkeit einfach an dem Geschäft vorbei. Ich konnte meine Augen nicht von ihm abwenden, bis mir Tessa die Sicht versperrte. "Oh mein Gott, Hel. Du siehst ja zum Anbeißen aus. Den Typen hier im Laden sind ja fast die Augen aus dem Kopf gefallen." Sie redete so laut, dass sich plötzlich alle Männer mit hochrotem Kopf umdrehten und sehr beschäftigt wirkten. Als ich mich umdrehte um noch einen Blick auf den mysteriösen Mann zu werfen, war er bereits verschwunden. Wir bezahlten unsere Kleider. Dank den Diamanten, die wir aus dem Nasheen, unserer Heimat, mitnahmen, hatten wir genügend Geld für Klamotten, Essen und sogar eine gemeinsame Wohnung.  Als wir uns mit den Tüten auf die Straße wagten, sah ich ihn wieder. Ich konnte spüren, dass er in unsere Richtung sah und schliff Tessa und Olivia mit und wir verschwanden in einer Gasse. "Was ist denn los?" "Schnell verwandelt euch. Wir müssen hier weg. Mich verfolgt jemand" Ohne zu zögern, lösten sie sich auf und wir waren nur noch kleine Lichter. Ich folgte ihnen und wir flogen nach Hause. Ich hoffte nur, dass er mich nicht gesehen hatte.

 

Mike

 

Ich wartete, bis die Gäste da waren und schlich mich dann hinaus in den Garten. Ich wusste, hier hinten könnte ich mich unbemerkt verwandeln und mich im Flug im nahegelegenen Wald in Ruhe umsehen. Ich versuchte so tief wie möglich zu fliegen, ohne gegen die Bäume zu krachen. Ich konnte nicht viel erkennen, also sank ich tiefer, nur um kurz darauf fast mit einem Raben zusammenzustoßen. Bescheuerte Vogel. Als ich mich wieder auf den Boden konzentrierte, konnte ich plötzlich etwas aufblitzen sehen. Es war schneeweiß und da es noch lange nicht schneien würde, fiel mir der Fleck ins Auge. Gleich daneben sah ich einen roten und einen pinken Fleck. Doch eine Sekunde später war wieder alles dunkel. Durch den dichten Wald kam fast kein Sonnenlicht durch, also flog ich noch etwas tiefer um besser sehen zu können und kam fast lautlos am Boden auf. Ich stellte mir vor, wie meine Augen schärfer wurden und ich besser sehen konnte. Was würde ich ohne Magie nur machen?

Da ich als Vogel am Boden ziemlich dämlich aussehen würde, nahm ich die Gestalt eines Wolfs an und hoffte eine Spur erschnüffeln zu können. Mit der Schnauze tief im Dreck stellte ich mir vor wie Lucy ausflippte, wenn sie merkte das ich nicht da bin. Ich liebte es, wenn sie sich aufregte und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Leider konnte ich im Schlamm und in den Wurzeln nichts außer Wald riechen. Dann hörte ich ein Rascheln ein paar Meter vor mir. Es war so leise, dass ich nicht wusste, ob ich es mir eingebildet hatte. Doch als ich einen Fuß verschwinden sah, sprintete ich los... Und wurde prompt zu Boden gerissen. Auf mir lag eine wunderschöne Frau, vermutlich Anfang 20. Sie hatte rote Haare und ein breites Grinsen im Gesicht. "Was machst du denn hier mein Hübscher?"

Ich versuchte sie von mir hinunter zu schieben, doch sie war viel stärker als sie aussah. "Würdest du wohl von mir runtergehen?" Sie war nicht im Mindesten überrascht, dass ich, der gerade in Wolfsgestalt war, reden konnte. Sie stieg von mir hinunter und ich verwandelte mich zurück. Hinter der roten Schönheit, kam eine andere Frau aus dem Schatten getreten. Ihre Haare waren pink, was überhaupt nicht zu dem fiesen Grinsen in ihrem Gesicht passte, als ich eine Klinge in ihrer Hand aufblitzen sah. Ich hob unschuldig die Hände. "Ich will euch nichts tun. Ok? Ich war nur neugierig, was ihr für Wesen seid?" Die Pinkhaarige kam immer näher und ließ dabei das Schwert in ihrer Hand rotieren. "Wesen? Wie kommst du auf so eine Idee?" Ich fühlte mich in meiner Intelligenz beleidigt und fing an zu kichern. "Nun ja. Zum einen, haben normale Menschen, kein Meter Schwert mit dabei, wenn sie im Wald spazieren sind. Zum anderen wart ihr so schnell, dass ich euch nur mit geschärften Augen aufspüren konnte. Und, ich hätte das wohl am Anfang erwähnen sollen, ihr habt spitze Ohren falls euch das nicht aufgefallen ist." Sie wurden kurz rot und versuchten ihre Elfenohren zu verstecken. Pinky und Red tauschten einen Blick aus und sahen mich dann wieder scharf an. "Was willst du von uns?" Ich dachte kurz darüber nach und kam zu dem Schluss, dass ich ihnen einfach die Wahrheit sagen könnte. "Vor 2 Jahren hat mich jemand aus dem Fluss hier in der Nähe gerettet. Ich weiß nicht warum, aber ich habe das Gefühl, das ihr mir sagen könnt wer das war?" Sie tauschten wieder einen Blick. "Bitte sagt mir, ihr kennt jemanden namens Helena?"

Pinky wurde plötzlich wieder hellwach und sprintete mit dem Schwert in der Hand auf mich zu. "Woher kennst du ihren Namen?" Ich sprach immer noch die Wahrheit und fühlte mich kein bisschen von dem Stück Metall vor meiner Nase eingeschüchtert. "Als ich am Ufer lag und um Luft rang, konnte ich den Namen aufschnappen. Seitdem habe ich ihn nicht vergessen. Bitte. Ich will ihr doch nur danken. " Ein entrüstetes Schnauben entwich ihr. "Ja klar. Du willst ihr danken." Dann zielte sie mit der Klinge direkt unter meinem Hals. "Und dann willst du ihr die Kehle durchschneiden?" Das hatte wohl eher sie vor. "Olivia du übertreibst. Nicht jeder Mensch, der uns begegnet, will uns zwangsläufig töten oder ausliefern!" Pinky hieß also Olivia? Mir gefiel Pinky mehr. Ihr Blick schnellte zu Red und ich konnte Missachtung darin lesen. "Er ist aber kein normaler Mensch, Tessa. Hast du etwa nicht bemerkt, dass er vor einer Minute noch ein Wolf war?" Tessas Gesicht machte ihrer Haarfarbe Konkurrenz, als sie errötete. "Das ist mir durchaus bewusst, danke. Gut, dann formuliere ich es anders. Nicht jedes menschenähnliche Wesen will uns etwas Böses." In meinem Kopf dröhnte es. Was zum Teufel redeten die beiden da? Ich entschied mich dafür einfach mal die Klappe zu halten, was mir äußerst schwerfiel. Tessa und Olivia. Woher sie wohl kommen? Sie führten eine leise Unterhaltung und hörten auf und blickten hoch, als ob ihnen wieder eingefallen ist, dass ich ebenfalls anwesend war. Als ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich lauschen wollte, sah ich schnell in den Himmel. "Also was genau willst du von unserer Schwester?" Die beiden waren Schwestern? Sie hatten nicht die geringste Ähnlichkeit. Außer das beide aussahen, wie Supermodel und ziemlich stark waren, konnte ich nichts erkennen, dass sie gemeinsam hatten. Selbst ihre Augenfarben waren unterschiedlich. Olivia hatte hellbraune fast bronzefarben Augen, wohingegen Tessas Augen fast schwarz wirkten.

Ich räusperte mich und fing ganz vorsichtig zu fragen: "Vor wem genau seid ihr denn auf der Flucht?" Olivias Augen blitzen mich an. "Wer hat gesagt, wir seien auf der Flucht?" Ich verdrehte die Augen. Die hält mich wohl für besonders bescheuert. "Nun ja, deine Schwester meinte, ich könnte euch ausliefern. Ehrlich gesagt, finde ich das ziemlich voreilig. Ich weiß noch nicht mal wer ihr eigentlich seid."  Sie kam wieder mit dem Schwert auf mich zu. "Woher sollen wir wissen, dass wir dir vertrauen können?" Ich dachte gut darüber nach. "Ich habe keine Ahnung. Ich kann es euch nicht beweisen. Ich sage euch aber die Wahrheit. Ich möchte nur eurer Schwester danken und vielleicht kann ich euch bei eurem Problem helfen?" Sie sah mich aus feuchten Augen an "Niemand kann uns helfen. Hast du verstanden? Halte dich gefälligst von uns fern und besonders von Helena. Sie hat Angst vor dir. Sie ist vorhin vor dir geflüchtet." Also war sie das doch in der Stadt. Ich wusste es. Doch wieso hatte sie Angst vor mir. Sie hat mich schließlich gerettet. "Ihr redet so einen Blödsinn. Wie kommt ihr auf die Idee, dass ich Angst vor ihm habe?" Aus dem Gebüsch hinter Tessa kam ein blauer Haarschopf hervor. Sie wirkte etwas zierlicher als die Anderen, obwohl sie die gleiche Figur hatten. Doch sie war zurückhaltender als die beiden und deshalb wirkte sie zerbrechlicher. Helena. Endlich stand ich vor ihr.

"Hi!" Mehr viel mir im Moment nicht ein. Normal war ich nicht so stumm gegenüber Frauen, doch das hier war meine Retterin, die ich seit 2 Jahren suchte. "Hi!" sagte sie in derselben Stimme, die mich noch immer in meinen Träumen verfolgte. "Also..." Tessa sah mich mit großen Augen an. "Du wolltest dich doch bedanken!" Oh Mann ja. ich räusperte mich. " Ja genau. Danke,.. dass du mich aus dem Wasser gerettet hast." Mir fiel es schwer die richtigen Worte zu finden und als ich sie ausgesprochen habe, klangen sie nur hölzern und abgehackt. Helena lief rot an und strich eine verirrte Haarsträhne hinter ihr Ohr. "Das habe ich gern gemacht!" Sie lächelte mich schüchtern an und ich konnte nicht anders, als zurück zu lächeln. "Das ist ja herzallerliebst. Können wir dann wieder verschwinden?" Olivia trat zwischen mich und Helena und versperrte mir somit die Sicht auf sie. "Wartet!" Ich griff nach ihrer Schulter und zwang sie so mich anzusehen. "Vielleicht kann ich euch wirklich helfen?" Sie schnaubte wieder, doch Helena horchte auf. "Wir könnten es doch versuchen, Olivia?" Sie drehte sich zu Helena um schüttelte den Kopf "Wie sollte dieser Riese uns helfen. Außer den großen Macker zu spielen, wird er nicht sehr viel draufhaben." Jetzt war ich wirklich beleidigt. "Was denkst du dir eigentlich? Ich bin sehr wohl im Stande, jemanden zu helfen." Als Beweis, ließ ich meine Magie für mich sprechen und beschwor einen starken Wind herauf. Die Haare von den Frauen wehten um ihre Gesichter und ihre Augen wurden groß. Ganz langsam ließ ich den Sturm wieder verschwinden. Mit stolzem Blick sah ich Olivia in die Augen. "Na? Habe ich zu viel versprochen?"

"Siehst du? Ich wusste es war richtig ihn nicht ertrinken zu lassen." Helena zeigte ihre schönen weißen Zähne und lachte uns alle an. "Ich finde wir nehmen mit zu uns."

 

Helena

 

Ich wünschte ich wäre etwas mutiger, wenn Männer in der Nähe waren, doch als dieser Mann, nachdem ich ihn in der Stadt sah, plötzlich auch noch im Wald herumschnüffelte, war mir ziemlich übel zumute. "Wie heißt du eigentlich?" Wir nahmen ihn mit in unser Versteck und Tessa, wie neugierig sie eben ist, fragte ihn die ganze Zeit aus. Ich war eigentlich ganz froh darüber, denn so musste ich es nicht tun, und ich wollte alles über ihn wissen. "Ich heiße Mike. Mike Baker." Mike also... Ich finde der Name passt zu ihm. Ich war die menschlichen Namen noch nicht gewöhnt aber, wenn ich ihn so musterte, passte der Name zu ihm. Breite Schultern, große starke Arme, eine muskulöse Brust und ein breites umwerfendes Lächeln. Er bemerkte, dass ich ihn beobachtete und sein Lächeln wurde sogar noch breiter. Ich lief rot an und blickte von da an, nur noch starr auf den Boden. Wir gingen ungefähr 15 Minuten, bis wir zu Dalia und Maria kamen. Mike sah sich genau um. Dalia trat aus dem Schatten und man konnte sehen, wie Mike fast die Augen aus dem Kopf fielen. Kein Wunder. Wir alle waren schön. Das war Teil unserer Natur. Doch Dalia strahlte mit ihren weißen Haaren und der blassen Haut eine so starke Präsenz aus, dass sie uns alle in den Schatten stellte. "Willkommen in unserem bescheidenen Heim!" Sie breitete die Arme aus und zeigte auf unsere Hütte. Manche würden sie mit 3 Stöcken vermutlich als groß bezeichnen, doch im Gegensatz zu unserem Baumhaus in Nasheen war diese Behausung eher klein. Mike begrüßte Dalia mit einem Händeschütteln, dass sie fast umhaute. Man merkte, dass er überwältig war und als sie seine Hand wieder losließ, war auch Dalias Blick überrascht. "Du bist ein Magato!" Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Dalia hatte die Gabe des Geistes. Sie konnte nicht nur die Gedanken anderer, willensschwacher Menschen lesen und kontrollieren, sie konnte auch die Aura übernatürlicher Wesen erkennen. Ich hatte zwar keine Ahnung was ein Magato war, aber so wie Dalia reagierte, musste es etwas Mächtiges sein. Dank Tessa musste ich nicht nachfragen. Ihre Neugier war Teil ihrer Persönlichkeit. "Was zum Teufel ist ein Magato?" "Klingt wie ein Insekt." Olivia musste wieder einmal einen unnötigen Kommentar dazu abgeben. Doch Mike lachte nur laut auf und erwiderte: " Das habe ich mich auch gefragt, als ich ungefähr 8 Jahre alt war." Darauf wurde Olivia rot und verstummte. "Also was ist denn jetzt ein Magato?" Sogar Maria mischte sich ein und sie war normalerweise nicht sehr daran interessiert, andere reden zu hören. "Ein Magato ist ein Hexenwesen. Doch noch viel stärker. Sie brauchen keine Zaubersprüche oder Tränke. Wenn sie einmal einen Zauber ausgeführt haben, können sie ihn immer wieder aufrufen, wenn sie ihn benötigen." Mike starrte Dalia wieder an. "Woher weißt du das bitte?" Sie lächelte und wirkte etwas beleidigt. "Ich habe die Gabe des Geistes. Ich weiß gewisse Dinge." Sie räusperte sich. "Allerdings bist du etwas besonders nicht wahr, Mike Baker." Mike wurde es offenbar zu viel, denn er fuchtelte wild mit den Armen herum und schrie: "Ok, Stopp, stopp, stopp. Woher zum Geier weißt du meinen Namen? Ich habe ihn sicher nicht erwähnt und ich bin auch ganz sicher nichts Besonderes? Ich bin ein ganz normaler Magato, wie jeder andere auch." Ich konnte spüren, dass er nicht ganz die Wahrheit sagte, denn er wich unseren Blicken aus. "Ich weiß deinen Namen, weil ich etwas in deinen Gedanken aufgeschnappt hatte und deine Gabe habe ich dadurch erkannt, weil deine Aura etwas anders aussieht, als die der gewöhnlichen Magato." Ich beugte mich leicht zu Mike hinüber flüsterte. "Sie ist sehr rechthaberisch. Nur leider stimmt es meistens, was sie sagt." Ich zuckte mit den Schultern und wartete auf eine Reaktion. "Also gut. Ihr wisst, was und wer ich bin. Allerdings weiß ich nicht viel von euch, außer dass ihr verdammt nochmal enorm stark seid, unter Wasser redet und Gedanken lesen könnt... Oh und offenbar seid ihr alle Schwester, was mir ziemlich schwerfällt zu glauben." Ich kicherte und bekam einen Seitenblick von Mike, der ziemlich nervös aussah. Dalia ergriff wieder das Wort. "Wir sind Nymphen. Wir leben seit hunderten von Jahren in einer Welt, von der du vermutlich noch nie etwas gehört hast. Der Ort wo wir lebten, heißt Nasheen. Wir sind von dort verjagt worden und jetzt sind wir hier und versuchen uns ein neues Leben aufzubauen. Wie ich schon sagte: Meine Gabe ist der Geist. Ich kann Gedanken lesen und sie manipulieren, wenn der Mensch keinen starken Willen hat. Außerdem verfüge ich über die Kraft der Telepathie." Mike nickte eifrig. "Also alles was mit dem Verstand zu tun hat?" Sie lächelte ermutigend. "Ja ganz richtig. Maria hier." Sie deutete auf meine Schwester, die mit ihren grünen Haaren und der hellen Haut fast im Wald verschwand. "Hat die Gabe der Erde. Sie kann Blumen und Bäume wachsen lassen und Tiere hören auf sie, wenn sie ihnen etwas befiehlt, doch ebenso kann sie Erdbeben erzeugen und ganze Wälder ausrotten. Olivia..." Sie zog an ihrer Hand, da Dalia merkte, wie Olivia sich davonstehlen wollte. Sie fiel fast über den morschen Boden, doch blieb dann neben Dalia stehen. "Sie kontrolliert die Luft. Sie kann Windböen erschaffen und wieder verschwinden lassen. Sie kann auch die Atmung eines Menschen kontrollieren. Also ihm genug Luft zu Atmen zu geben, dass er in jeder Situation überlebt, oder aber sie kann jemanden die Luft nehmen und so einen Menschen sogar töten." Olivia blickte Mike mit einem bösen Lächeln an und ich versperrte ihr etwas die Sicht, als ich mich vor ihn stellte. "Ich will mich selbst vorstellen." Tessa rannte mich fast um, als sie auf Mike zukam. "Ich bin Tessa. Wir haben uns heute ja schon etwas vorgestellt. Meine Gabe ist das Feuer. Ich kann jeden wärmen, wenn ich meine Hände nur etwas aneinander reibe. Ich kontrolliere es und außerdem kann ich erzeugen." Um das zu untermalen, ließ sie eine kleine Flamme zwischen ihren Finger entstehen. Mike sprang vor Schreck zurück und hätte mich wieder beinahe umgeworfen. Doch er fing mich rechtzeitig auf und sah mir tief in die Augen. "Und was ist deine Fähigkeit?" Ich rappelte mich hoch und lächelte ihn verlegen an. "Ich beherrsche das Wasser. Aber das hast du wahrscheinlich schon vermutet. Ich kann unter Wasser atmen und reden. Ich kann auch andere Leute mit mir nehmen, wenn sie stark genug sind. Und ich kann mich mit den Meereslebewesen unterhalten. Also sie können mich verstehen, aber ich sie nicht." Ich wurde leicht rot, weil ich wusste, wie bescheuert das klang. "Das ist wirklich faszinierend." Mike hielt mich immer noch im Arm und als ihm das bewusstwurde, räusperte er sich und ließ mich los. Er strich sich ein paar Mal über den fast haarlosen Kopf um sich wieder zu ordnen. "Das ist einfach außergewöhnlich. Ich verstehe es zwar noch nicht ganz, aber das wird bestimmt, wenn ich euch nähre kennenlerne.“ Olivia murmelte etwas von dummer Vollidiot und Dalia rempelte sie leicht mit der Schulter an. Mike ignorierte sie und legte seinen Arm auf meine Schulter, wodurch meine blasse Rot eine sehr gesunde Rottönung annahm. „Und wie genau kann ich euch jetzt helfen?"

 

 

2.Kapitel

Auf dem Heimweg dachte ich die ganze Zeit an die Nymphen. Ich versprach Ihnen zu helfen und sie, dass sie zu dem Haus der Ashmores kommen würden, denn ich war morgen den ganzen Tag bei Ihnen. Da ich ja ein so guter Freund bin, half ich beim Aufräumen. Ich landete im Garten und betrat die Party, die immer noch voll im Gange war. Überall standen Menschen und redeten, tanzten oder tranken. Ich entdeckte Lucy und duckte mich hinter ein paar Leute, damit sie mich nicht sah, doch leider waren die alle ungefähr einen Kopf kleiner als ich. Manchmal verfluchte ich meine Größe. Lucy kam geradewegs auf mich zu und ihr Blick verriet mir, dass sie extrem sauer war. „Wo zum Teufel warst du? Ich suche dich schon seit 2 Stunden. Meine Freundinnen fragen schon nach dir. Weißt du wie peinlich das ist, wenn du jedem von dem heißen Freund deines Schwagers erzählst und der dann einfach verduftet?“ Ich sah sie mit großen Augen an. Sie hatte sehr leise gesprochen, damit sie niemand hört, aber ihre Augen sprühten Feuer. „Ich hatte was zu erledigen.“ Ich zuckte die Schultern und suchte gleichzeitig im Raum nach Henry. „Was ist heute bitte wichtiger als mein Geburtstag?“ Ich wusste, dass sie nicht eingebildet klingen wollte, doch manchmal kam der Teenager noch etwas durch. „Es tut mir leid, Süße. Es war wirklich dringend und ich habe mich beeilt, dass ich rechtzeitig zum Torte anschneiden wieder da bin.“ Bei dem Wort `Süße´ wurde sie plötzlich rot und als ich sie in den Arm nahm und ihr einen schnellen Kuss auf die Lippen drückte, glich sie einer Tomate. Ich grinste sie an und flüsterte ihr ins Ohr: „Ab jetzt zählst nur noch du.“

 

Die Party war ein voller Erfolg. Der Kuchen schmeckte köstlich und jeder schwärmte von den Kochkünsten von Lucys Tante Elizsabeth. Sie war wirklich eine herausragende Köchin. Der Alkohol floss in Strömen und als ich Lucy ihr Geschenk überreichte, vergaß sie jeden, der um uns herumstand und küsste mich stürmisch. „Danke, danke, danke“ Der Alkohol stieg ihr offenbar etwas zu Kopf, denn sie lallte schon etwas.

 

Nach und nach gingen die Gäste nach Hause, bis nur noch die Familie überblieb. „Das Aufräumen erledigen wir morgen. Ich denke, wir alle brauchen jetzt erst einmal eine Mütze voll Schlaf.“ Lexa ließ den Alpha raushängen, doch alle gehorchten und gingen langsam auf ihre Zimmer. Alle bis auf Lucy und ich. „Ich habe die letzten 3 Stunden nur noch Kaffee und Wasser getrunken“ Sie kam langsam auf mich zu. „Und was soll ich mit dieser Information anfangen?“ Ich wusste worauf sie hinauswollte. „Was bedeutet, ich bin nicht mehr betrunken. Was bedeutet, du hast keinen Grund Nein zu sagen.“ Ich grinste verschwörerisch. „Und was ist, wenn ich trotzdem Nein sage?“ Aus Lucys Kehle stieg ein leises Knurren hoch. „Du hast es versprochen!“ Ich verdrehte die Augen. Plötzlich wurde sie ganz still. „Willst…willst du mich etwa nicht?“ Wie konnte sie so etwas nur glauben. Wenn sie wüsste wie sehr ich sie will, würden wir hier nicht mehr diskutieren, sondern schon längst mein Bett verwüsten. Doch das änderte nichts an der Tatsache, dass sie Lexas kleine Schwester war. Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände und sah ihr tief in die Augen. „Du weißt, dass ich dich will.“ Ich zögerte einen Moment, doch als sich ihre Lippen leicht öffneten, konnte ich mich nicht mehr halten. Ich zog sie zu mir heran und küsste sie. Mir entkam ein leises Stöhnen, was Lucy wohl als Aufforderung sah und ihre Zunge in meinen Mund gleiten ließ. Ich drückte sie gegen die Wand und presste meine Hüfte gegen ihre. Lucy drückte mich etwas von sich weg. „Wir Ähh…“ Sie rang nach Luft, genau wie ich. „Wir sollten nach oben gehen.“ Eigentlich wollte ich protestieren, doch in ihren Augen sah ich pures Verlangen. Ich konnte und wollte nicht mehr warten. Ich nahm sie hoch und war, Dank meiner Magie, in einem Sekundenbruchteil in ihrem Zimmer. Kaum ließ ich sie hinunter, fingen wir an uns die Kleider vom Leib zu reißen. Lucy hatte ihr hautenges Kleid extra für ihren Geburtstag gekauft, doch es störte sie nicht, als ich es in der Mitte zerriss und in die hinterste Ecke ihres Zimmers schmiss. Mein Shirt und meine Hose folgten gleich danach. Als ich sie wieder hochnahm, küsste ich sie leidenschaftlich und legte sie aufs Bett. Ohne die Küsse zu beenden, schob ich ganz langsam die Träger ihres Bhs hinunter. Sie stemmte sich auf die Ellbogen und ich schnippte den Verschluss auf. Der BH gesellte sich zu den übrigen Klamotten. Meine Lippen wanderten über ihren Nacken, zu ihrem Schlüsselbein, bis ich die Erhebungen ihrer festen Brüste erreichte. Ganz sanft spielte ich mit der Zunge an ihren Brustwarzen und ich konnte ihr ein Stöhnen entlocken. Sie griff in meine Haare und zog etwas daran, was mich nur noch mehr anstachelte. Ich arbeitete mich langsam hinunter. Als ich an ihrem Höschen ankam, knabberte ich leicht daran und zog es mit den Zähnen nach unten. Wie ein wildgewordener Hund warf ich ihre Wäsche in die Ecke. Lucy kicherte, als ich mich nach unten beugte und zwischen ihren Beinen verschwand. Meine Zunge erkundete ihren Lusthügel und als sie unter mir bebte, wusste ich, ich war auf dem richtigen Weg. Als sie sich das Kissen aufs Gesicht drückte um ihren Lustschrei zu dämpfen, konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Doch ich war noch lange nicht fertig. Sie wollte mich, also würde sie mich auch zu spüren bekommen. Ich merkte, dass sich bei mir langsam etwas regte und streifte meine Short ab, da sie zu eng wurde. „Wow“ Lucys Blick glitt nach unten sie konnte ihren Mund nicht mehr schließen. Ich zog an ihren Armen und platzierte sie so auf meinem Schoß, dass ich langsam in sie hinein glitt. Ihr Aufkeuchen gab mir das Zeichen, dass ich mich bewegen konnte. Ich umfasste ihren runden Hintern und kontrollierte so ihre Bewegungen. Doch nach ein paar Stößen übernahm sie das Kommando und hob ihre Hüften immer hoch genug, um mich wahnsinnig zu machen. Wir krallten uns gegenseitig am Rücken fest, um unsere Lust beherrschen zu können. Sie lehnte sich nach hinten und zog mich mit sich. Ich stieß immer fester zu, da ich spürte, dass sie es wollte. Sie griff nach oben und rüttelte am Kopfteil ihres Bettes. Ich verlor vollkommen das Zeitgefühl und wusste nicht wie lange wir uns schon verausgabten, doch als wir beide unseren Höhepunkt erreichten und uns gegenseitig die Hand vor den Mund drückten, um nicht das ganze Haus zusammenzuschreien, brach ich zitternd über Lucy zusammen und atmete schwerer, als nach einem 20 km Lauf. Ich strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und küsste ihre vom Schweiß salzigen Lippen. „Happy Birthday, kleiner Wolf“

 

Auf mir schlief die Frau, die mich verrückt machte. Nackt. Ihre Hände und ihr Kopf ruhten noch immer auf meiner Brust. Ich konnte nicht anders, als leise zu kichern, da ich mein Glück kaum fassen konnte. Ich habe mich lange genug zurückgehalten, doch jetzt wollte ich sie ganz und gar. Als ich ihr einen leichten Kuss auf den Haaransatz gab, spürte ich plötzlich ein dumpfes Gefühl in der Magengegend. „Lucy, wach auf.“ Ich schüttelte sie ein wenig und sie sah mich mit schlaftrunkenen Augen an. Gott wie ich mich hasste, für dass was ich jetzt sagen werde. „Du musst dich anziehen. Sie kommen.“ Sie war sofort hellwach. Sie sprang aus dem Bett und sammelte ihre Sachen zusammen. „Wer kommt?“ Ich versuchte pures Entsetzen auszustrahlen, als schon die Tür aufgestoßen wurde und Dante und Jane ins Zimmer stürzten. Lucys Blick war unbezahlbar. „Tante Lucy, Tante Lucy. Du musst ganz schnell mit uns kommen.“ Die Kinder redeten gleichzeitig und während Lucy versuchte ihr Shirt über den Kopf zu ziehen, beruhigte ich die 2, die uns plötzlich mit ganz großen Augen anstarrten. „Hattet ihr eine Pyjamaparty?“ Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. „So etwas in der Art.“ Die beiden sprangen aufs Bett und verschränkten ihre Arme. „Und warum waren wir nicht eingeladen?“
„Das würde mich auch interessieren?“ Lexa stand in der Tür und hatte ebenfalls die Arme verschränkt, doch bei ihr wirkte es sehr streng, im Gegensatz zu den Zwillingen, die nur niedlich aussahen. Ich versuchte nicht zu sehr zu grinsen, als Lucys Gesicht puterrot anlief. „Ihr solltet euch besser anziehen und nach unten kommen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten, drehte sie sich um und ging, woraufhin ihr die kleinen Quälgeister folgten. Ich warf Lucy ihren BH zu und zog meine Hose an, die zusammen mit unseren restlichen Sachen in der Ecke gelandet ist.

Unten angekommen verstand ich warum sie alle so aufgebracht waren. Mitten im Wohnzimmer, wo gestern noch die Torte thronte mit den Gästen rundherum, standen Dalia und Helena. Ich hatte ihnen zwar gesagt, sie sollten am nächsten Tag hier vorbeischauen, doch ich dachte, ich hätte noch Zeit die Ashmores darauf vorzubereiten, was ich mit ihnen vereinbart hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 22.03.2018

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