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Prolog

Mein Name ist Alexa Ashmore. Ich bin 22 Jahre alt und lebe in London.
Ich bin schon mein ganzes Leben lang hier, auch wie meine gesamte Familie. Nur das meine Familie nicht so ist, wie man sie sich vorstellt.
Andere Familien feiern ihre Feste in Restaurants oder schönen Lokalitäten. Wir feiern in Wäldern, bei Lagerfeuern und lauter Musik.
Wir sind keine Familie. Wir sind ein Rudel.
Wir .. sind Werwölfe!

 

Ich weiß, euch gehen wahrscheinlich jetzt die merkwürdigsten Bilder durch den Kopf. Doch wir sind nicht so schlimm!
Wenn wir uns verwandeln, können wir, sobald wir 13 sind und es unter Kontrolle haben, sehen wir aus wie ganz normalen Wölfe. Wir benehmen uns auch so. Also wir verlieren nicht die Kontrolle und töten Menschen. NEIN, WIR LAUFEN NUR DURCH DEN WALD UND GENIESSEN UNSERE NATÜRLICHE UMGEBUNG. Ab und zu reißen wir uns einen Hasen oder einen Hirsch, aber nur wenn wir wirklich hungrig sind, war sehr selten passiert.

 

Unser Seh- und Hörvermögen ist verstärkt. Und wenn wir genug geübt haben, können wir eine ungeheure Kraft heraufbeschwören.
Meine Mutter starb vor 8 Monaten bei einem Kampf mit einem verfeindeten Rudel. Sie beschützte mich und meine Schwester Lucilia. Sie war der Alpha unseres Rudels und der Tradition besagt, dass die Krone von Mutter zu Tochter geht. Ja, wenn es ums Herrschen geht.
Nach ihrem Tod fiel diese Aufgabe nun ihrer ältesten Tochter zu. Mir!

Kapitel 1 - Fremder Besuch

Lexa

 

Endlich war es soweit. Meine Zeremonie stand bevor. Noch 5 Stunden und ich bin das neue Oberhaupt unserer Familie. „Wo findet das eigentlich statt?“ „Im Wald, du weißt schon wo Großvater Abel verwandelt wurde!“

Meine Cousinen unterhielten sich schon seit einer halben Stunde, wo, wie und wann die Zeremonie stattfand.

 Ich wurde gerade von meiner Schwester Lucy und meiner Tante angekleidet, frisiert und geschminkt. Ein wirklich wunderschönes Kleid mit Pailletten an beiden Seiten. Reinweiß eine Art Römerkleid, in der meine große, kurvige Figur, perfekt zur Geltung kam. Meine langen braunen Haare wurden zu einem lockeren Dutt nach oben gekämmt. Und meine dunklen Augen, die fast schwarz wirkten wurden durch den goldenen Lidschatten noch betont. Doch das schönste an meinem Outfit war das Diadem. Es ist seit vielen Generationen in unserer Familie. Mit schwarzen Diamanten besetzt und einem goldenen Gestell gehört es zu den außergewöhnlichsten Erbstücken in unserem Clan.

Als ich nach 3 Stunden, laut meiner Schwester endlich hübsch anzusehen war, geleitete mich mein Onkel Lucian zu seinem Auto. Er fuhr immer die neuesten Modelle. Er half mir mich ins Auto zu setzen, ohne das weiße Kleid zu beschmutze. Danach fuhren wir eine gefühlten Ewigkeit, bis wir endlich am Ort des Geschehens ankamen. Wieder half mir Lucien auszusteigen, während Lucy die Schleppe hochhielt, damit diese nicht in den Dreck fiel. 

Das Fleckchen Wald, auf dem wir uns gerade befanden, war der Ort, an dem sicher unser Urahne zum allerersten Mal in einen Werwolf verwandelte. Seitdem ist dies ein geheiligter Ort, an dem alle unsere Zeremonien stattfanden. Von Hochzeiten, bis Taufen, bis hin zur Weihung des neuen Alphas. 

Es sah fast genauso aus, wie bei der  Hochzeit meiner entfernten Cousine, vor ungefähr 5 Jahren. Lauter Stühle waren aufgestellt und dazwischen war ein Gang, den ich später entlangschreiten werde. 

Meinen Vater sah ich bereits am Altar. Neben ihm, wer sollte es auch anders sein: Jaqueline. Sie begrüßte mich mit einem zuckersüßen Lächeln, das so aufgesetzt aussah, als könne man es abnehmen. Ich erwiderte ihr Lächeln. In meiner Fantasie sprang ich ihr gerade an die Kehle.

 Als sich mein Vater zu mir umdrehte verwandelte sich seine Miene in ungläubiges Staunen. Er sah mich an, mit einer Mischung aus Stolz, Bewunderung und Traurigkeit. Er kam auf mich zu und blieb ein paar Schritte vor mir entfernt. 

„Du siehst wunderschön aus!“ sagte er in einem liebevollen Ton. Mir kamen fast die Tränen. „Danke“ zwitscherte ich aus trockener Kehle. So hat er mich noch nie angesehen und als wäre das Kompliment nicht schon genug, kam er näher, nahm meinen Kopf in seine großen Hände und küsste mich auf die Stirn. „Ich bin so stolz auf dich und deine Mutter wäre es sicher auch“. Als er mich wieder losließ, drehte ich mich um, um die einzelne Träne zu verbergen, die mir die Wange hinunterrollte. 

 

Nach und nach trafen auch die anderen Gäste ein. Eigentlich waren es nur Mitglieder meiner Familie, aber da meine Familie über mehrere Generationen ging, waren mir die meisten unbekannt. Cousinen und Cousins 3. oder 4. Grades. Großonkel und Tanten, die ich noch nie im Leben gesehen hatte. Ich wurde immer nervöser. Wie sollte ich über Leute herrschen, die ich nicht mal kannte. 

Eigentlich wollte ich mit dem ganzen nichts zu tun haben, aber Traditionen sind nun mal einzuhalten!

Alle begrüßten mich, als ob wir alte Freunde waren. „Alexa, es ist so schön, dich wieder zusehen. Als ich dich das letzte Mal traf, warst du gerade einmal 2 Jahre alt.“ Ich schaute die Frau mit gemischten Gefühlen an. Zu allererst hasste ich es, wenn mich die Leute Alexa nannten. Jedes Mal wenn mein Vater sauer auf mich war, was sehr oft passierte, schrie er meinen richtigen Namen. Alle anderen nannten mich einfach nur Lexa. Und zweitens woher sollte ich diese Frau kennen, wenn ich sie zuletzt gesehen hatte, als ich gerade lernte aufs Töpfchen zu gehen.

So ging das eine ganze Weile. Lauter Fremde, die angeblich zu meiner Familie gehörten. Mich umarmten, mir Geschichten von mir erzählten, an die ich mich nicht erinnern konnte und mich Alexa nannten. Gerade wurde ich meine Großtante Milicent los, die versuchte mir in die Backen zu kneifen, als ich eine vertraute Stimme hörte.

 „Lexa!“ endlich jemand der mich kannte. Mein Cousin Tristan stieg gerade mit seiner Schwester Annabelle und seinem Vater Wilhelm aus dessen Wagen aus. Tristan stürmte auf mich zu und hob mich hoch. Wir waren zwar gleich alt aber er war um einen ganzen Kopf größer als ich und auch wesentlich stärker, weshalb es ein leichtes für ihn war mich hochzuheben und herumzuwirbeln. Wir haben uns seit fast 5 Monaten nicht mehr gesehen und früher waren wir unzertrennlich. Doch seit sein Vater erfuhr, dass Ich zum Alpha ernannt wurde und nicht Annabelle, die um 10 Jahre älter war als ich, war die Beziehung zwischen unseren Vätern ziemlich angespannt. Ich küsste Tristan auf die Wange und begrüßte Annabelle und meine Onkel ebenfalls.

 

Langsam kehrte etwas Ruhe ein. Alle setzen sich auf ihre Plätze, während ich noch einmal in den kleinen Spiegel schaute, den mir Lucy gegeben hatte. Plötzlich wurde mir total übel. In ein paar Minuten bin ich Herrscherin meines gesamten Stammes. Was, wenn ich es vermassele oder wenn mich niemand akzeptiert?

Ich dachte an meine Mutter und wie sehr sie alle respektiert haben. Ich wusste nie ob ich das auch schaffen würde, doch jetzt war es zu spät, sie warteten auf mich und ich musste mich zusammen reißen. Ich straffte die Schultern, legte den Spiegel auf den kleinen Tisch, der neben dem Lagerfeuer stand, an dem wir uns nacher alle versammeln werden, wenn die Zeremonie vorüber ist und machte mich auf den Weg.

 

Lucian wartete vor dem Gang auf mich, um mich zum Altar zu führen. Normalerweise führte der Vater die Tochter zum Altar. Wie bei einer Hochzeit, nur dass vorne nicht der Älteste wartete sondern der zukünftige Ehemann. Nur da mein Vater das Oberhaupt der Ältesten war, wartete er nun auf mich.

Es war mucksmäuschenstillt. Bis auf das traditionelle Lied, das meine Tante auf der Geige spielte, war nichts zu hören. Ich ging den Gang entlang, während alle Augenpaare auf mich gerichtet waren. Hunderte. Ich konnte Sie gar nicht alle zählen. Die Augen meines Vaters waren glasig, als ob er gleich in Tränen ausbrechen würde. Wenn ich ihn ansah, bekam auch ich wieder feuchte Augen. Als ich direkt vor ihm stand, nahm er meine Hand in seine und führte mich den letzten Meter, damit ich mich vor dem Altar, in Richtung meines Stammes, hinknien konnte. Lucian nahm währendessen direkt neben Lucy Platz, die ihm zulächelte, kurz bevor sie ihren Blick wieder auf mich richtete. Mein Vater trat hinter den Altar, stellte sicher, dass jeder seine Aufmerksamkeit nur auf ihn richtete und begann.

„Liebe Familie! Seit Tausenden Von Jahren, ist es Tradition, dass die älteste Tochter des letzten Alphas, zum neuen Alpha gekrönt wird. Es ist mir eine besondere Ehre, die Krone nun an meine eigene Tochter weiterzugeben.“ Ich konnte gerade noch Jaqueline sehen, die ihre Augen demonstrativ verdrehte, und Wilhelm und Annabelle, die mich böse anstarrten. Tristan lächelte übers ganze Gesicht. Wenigstens einer der mich unterstützen würde. Mein Vater trat neben mich und legte seine große Hand auf meinen Kopf.

 „Alexa Ashmore! Gelobst du unser Rudel zu schützen und alles dafür zu tun, um unser Geheimnis zu bewahren? Egal was es kostet?“ Ich schloss die Augen und fühlte die Energie, die mich von allen durchströmte.

„ Ich gelobe“ sagte ich so laut, damit alle mich hören konnten! Einer der Ältesten trat hervor und hielt meinem Vater einen Umhang hin. Er legte ihn mir um die Schultern und zeigte mir mit einer Handbewegung an, dass ich aufstehen sollte. 

Als ich mich in der Menge umblickte erkannte ich nur ein paar Gesichter, aber die meisten sahen mich hoch erstaunt an. Ich wusste nicht wieso! Es hatte sich in den paar Minuten doch nicht viel verändert! Dann standen von ihren Plätzen auf und gingen auf die Knie! Sie stießen alle ein gemeinsames Heulen aus. Die Zeremonie war beendet. Zeit für die Party!

  

Unserer Familienfeiern waren meistens ziemlich gleich. Die Älteren saßen beim Feuer und erzählten den Kindern Gruselgeschichten. Die Jugendlichen verwandelten sich im Wald und alle über 21, also in meinem Alter, betranken sich nur und tanzten im Feuerschein. Die Tradition verlangt es, dass jeder männliche Verwandte mit dem neuen Alpha tanzt, deshalb dauerte es eine Weile bis ich mich wirklich entspannen konnte! Als letztes war Tristan an der Reihe. Er war ein unglaublicher Tänzer und ich hatte sichtlich Spaß dabei. Als es langsam Mitternacht wurde, versammelten sich alle um das große Lagerfeuer. Es war der Zeitpunkt gekommen, den ich immer am meisten mochte. Unsere Familiengeschichte.

 Mein Vater bekam die Ehre sie zu erzählen, was mir besonders gefiel, da seine Stimme wie gemacht ist, für einen Erzähler. Früher bei meinen Gutenachtgeschichten konnte ich nur einschlafen, wenn sie mein Vater vorlas!

 „Über 2000 Jahre ist es her! Seit unser Vorfahre Abel Ashmore hier auf dieser Lichtung von einem Wolf gebissen und verwandelt wurde! Ab diesem Zeitpunkt war unsere Familie nicht mehr wie jede andere Familie!“

 Natürlich war dies keine normale Nacht. Abel wurde während eines blauen Mondes gebissen, was dazu führte das er sich selbst in einen Wolf verwandelte.

 „Jedes Jahr kommen wir hier wieder zusammen um unsere Gaben zu feiern und miteinander durch die Wälder zu ziehen!“

 Alle hörten ihm wie gebannt zu, als plötzlich ein schrilles Geräusch, die stille durchbrach. Es klang unnatürlich. Sowas hatte ich noch nie gehört! „Seit alle ganz ruhig!“ mein Vater wollte niemanden beunruhigen. Aber nach seinem Gesichtsausdruck wusste er was dieses Kreischen bedeutete.

„Was war das?“ fragte ich meinen Vater besorgt. Ich stand direkt neben ihm und flüsterte ihm zu.„Nicht jetzt, Lexa. Tristan! Bring Lexa und Lucy von hier weg. So schnell du kannst!“

„Aber Dad!“ Ich versuchte mich aus Tristans Griff zu befreien „Keine Wiederrede, Lexa. Du bist jetzt der Alpha und du musst beschützt werden!

„Ich dachte, ich muss unser Rudel beschützen“ Immer noch versuchte ich mich zu wehren, was allerdings unmöglich war, bei Tristans Stärke „ Nicht bevor du deine Prüfungen abgeschlossen hast. Geh jetzt, wir reden später darüber!“

 Mein gesamtes Rudel war plötzlich in Aufruhr. Jeder versuchte seine Kinder in Sicherheit zu bringen um sich dann zu wappnen für was auch immer!

„Na los, ins Auto mit dir“ Tristan versuchte mich mit aller Kraft in Lucians Auto zu setzen. Aber ich unterbrach ihn: „ Wo ist Lucy?“ Tristan schaute sich um: „Ich suche sie, aber bitte setz dich ins Auto!“

„Ich gehe nicht ohne Lucy oder bis ich weiß, was hier los ist!“ Ich stürmte an ihm vorbei, in den Wald hinein. „Lexa warte!“

Ich lief weiter bis ich zu einer Waldgabelung kam! Plötzlich hörte ich einen Schrei. Ich lief in die Richtung aus der der Schrei kam und hoffte, dass dies nicht Lucy war. Ich kannte diesen Wald in und auswendig. Schließlich lief ich ihn einmal im Monat komplett ab. Doch in meiner Verzweiflung wusste ich nicht mehr wo ich war. Es waren hier so viele Bäume, dass kein einziger Sonnenstrahl mehr durchscheinen konnte.

 

Ich lief immer tiefer in den Wald. Zumindest glaubte ich das. Bis ich in die Arme von jemanden lief. Ich wollte Tristan schon sagen, dass ich froh bin ihn zu sehen, weil ich mich verlaufen hatte, als mir bewusst wurde, dass diese Hände nicht von Tristan waren. Ich sah ins Gesicht des Unbekannten und erstarrte. Zuallererst fielen mir seine Augen auf, die so leuchtend grün waren, wie Gras an einem schönen Sonnentag.Ich wollte gerade meinen Blick über seinen Körper wandern lassen, als mir auffiel, dass er mich immer noch im Arm hielt.

 

„Entschuldigen sie mal!“ Ich schubste ihn von mir weg und versuchte gleichzeitig nicht auf meinen Hintern zu fallen!

„Entschuldigen Sie mal. Sie sind mir doch in die Arme gelaufen!“

Ich erstarrte erneut. Seine Stimme war hypnotisierend. Nicht wie die meines Vaters, beruhigend und bestimmend. Sondern rauchig und geheimnisvoll. Er bemerkte vermutlich, dass ich ihn anstarrte. Er räusperte sich:„Verzeihen, sie die Unhöflichkeit! Habe ich sie erschreckt?“

„Mich erschreckt man nicht so leicht!“ Ich versuchte ein gelassenes Gesicht zu machen, was mir allerdings nicht so recht gelang. „ Na dann, gut! Schönen Tag noch!“

 

„Schönen Tag noch? Sie sind wirklich unhöflich!“ ich sah ihn mit hochgezogener Nase an und hoffte, dass er meine Angst nicht spürte!

„Sie haben sich schließlich auch nicht entschuldigt, wieso sollte ich dies tun?“ Er ging einfach an mir vorbei.

„ Was wollen Sie überhaupt hier? Das ist Privatbesitz!“ Ich drehte mich um, um ihm die Leviten zu lesen, doch er war verschwunden. Einfach so, als ob er gar nicht da war. Ich fragte mich kurz ob ich womöglich den Verstand verlor. Da kam auch schon Lucy aus den Büschen geschlüpft. Zusammen mit Jacob und Alexander.

„Warum brüllst du denn hier so rum?“ fragte mich meine Schwester mit einem verträumten Ausdruck auf dem Gesicht!

„ich hab nicht gebr…! Was macht ihr da überhaupt drin? Wir haben dich überall gesucht!“

„Wir äh…“ Sie wurde leicht rot, was schon ein deutliches Zeichen für mich war, was da drin passiert war! „wir haben uns Horrorgeschichten erzählt. Die von Großvater sind echt nicht mehr unsere Klasse!“ „ Ja klar, Horrorgeschichten.“

 

Bei uns sind solche Dinge wie Sex und Alkoholkonsum keine große Sache! Immerhin sind Wölfe auch frühreif. Sobald unsere Jüngsten sich verwandeln können, sind sie in den Augen der Ältesten erwachsen und können daher tun und lassen was sie wollen. Auch wenn es etwas seltsam ist, seine 16-jährigen Schwester mit 2 der heißesten Jungen in ihrem Alter aus dem Gebüsch kriechen zu sehen, habe ich trotzdem kein Recht mir ein Urteil darüber zu bilden. Ich selbst war noch nicht in eine solch prekäre Lage gekommen, aber laut Tristan war ich immer schon etwas prüde. Was ich zwar immer als Beleidigung fand, doch wenn ich mir meine Schwester ansah, könnte er durchaus Recht haben.

„Lexa! Lucy!“ Als wenn er es gespürt hätte, dass ich gerade an ihn dachte, kam Tristan herbeigeeilt.

„Wieso zum Teufel bist du weggelaufen und wo warst du überh...!

Oh!“ Er schaute von mir zu Lucy und dann zu Jake und Alex. „Was denkt ihr euch eigentlich dabei, bei der Krönungsfeier des neuen Alphas einfach so zu verschwinden? Lucy du kommst mit. SOFORT!“

„Aber die Feier war doch schon vorbei und diese blöde Familiengeschichte interessiert doch niemanden. „

Tristan war für Lucy immer wie ein großer Bruder, deshalb fühlte er sich auch als ihr Beschützer und sie gleich mit 2 Jungs zu sehen, verschlug ihm fast den Atem.

„Es ist mir egal, ob du das langweilig findest. Es war die Krönungsfeier deiner Schwester, da erwartet man von dir, dass du anwesend bist und nicht mit diesen 2 Volldeppen einen Dreier machst.“

„Hey!“ Alex und Jake versuchten sich zu verteidigen. Doch als Tristan sie böse anstarrte, waren sie sofort still. Wenigstens wussten sie, dass sie Respekt vor ihm haben mussten. Schließlich konnte er die Beiden mit nur einem Schlag zu Boden werfen.

„Zu euch 2 komm ich später! Wir müssen hier weg. Anscheinend sind hier in der Nähe Außenseiter!“ Es war keine Bitte, sondern ein Befehl. Einen dieser Außenseiter hatte ich bereits gesehen. Dachte ich zumindest. Da ich mir nicht hundertprozentig sicher war, dass ich ihn mir nicht eingebildet habe, hielt ich meinen Mund. Vielleicht war er ja auch schon wieder weg.

 

Wir folgten ihm, da wir keine andere Wahl hatten. Tristan gehörte zu denjenigen die ein Nein nur selten akzeptieren. Wir waren schon fast am Auto. Um mich herum, war nur noch Geschrei und alle Leute liefen hektisch umher. Tristan schob uns einfach weiter, als ob nichts wäre.

Sein Auftrag lautete uns in Sicherheit zu bringen und genau das tat er. Er setzte uns ins Auto schaute sich noch einmal um und stieg dann bei der Fahrerseite ein. Mit quietschenden Reifen fuhr er weg. Ich sah mich noch einmal um, aber ich konnte meinen Vater nirgends entdecken. Wir ließen das Chaos hinter uns und ich hoffte nur, dass niemand verletzt wird.

 

Ein toller Anfang meiner Regentschaft!

 

Tristan gab Vollgas, sodass das Auto brüllte. Er fuhr erst langsamer als ich ihn zum 5.mal darum bat uns nicht umzubringen.

„Wieso warteten wir nicht auf Dad? Oder irgendjemand anderen?“ Er fuhr durch die Allee, die nur 2 km von unserem Grundstück entfernt war. Wir wohnten nicht weit vom Wald entfernt um immer, wenn uns die Lust überkommt, in den Wald fliehen zu können. „weil ihr wichtiger seid“

„Ok, Ich verstehe warum Lexa wichtig ist, aber warum ich?“

„Das weißt du genau! Du bist eine der wenigen jugendlichen Frauen. Ihr seid wichtiger als wir Männer. Ihr seid die, die unsere Art am Leben erhalten!“

„Gott, du redest schon fast wie Vater!“ Lilly verstand offensichtlich nicht, wie wichtig diese Sache war. Der Grund dafür, dass ich vorhin, als ich die 3 beinahe in flagranti erwischte, nicht ausgerastet bin, ist, dass es ganz normal ist, für unsere jüngeren Geschwister sich fortzupflanzen. Die älteren Geschwister sind dafür bestimmt Älteste oder wie in meinem Fall Alphas zu werden. Natürlich gebären auch diese Kinder, sonst gäbe es meine Schwester und mich nicht. Aber die jüngeren Geschwister waren unser Vermächtnis. Sie waren dazu verpflichtet Nachkommen zu bekommen, sonst würde unsere Rasse aussterben. Das einzige Merkwürdige an der ganzen Sache war allerdings, dass wir uns nur untereinander fortpflanzen durften. Sonst wären es keine reinrassigen Werwölfe. Es ist daher üblich, dass Cousinen und Cousins heirateten und Kinder kriegen. Es gibt ein paar, die dies nicht so respektierten und sich andere Menschen suchten. Diese waren zwar nicht mehr in unserem Rudel, wurden aber nicht ausgestoßen. Denn eine Familie hält nun mal zusammen.

 

Als wir in unsere Einfahrt fuhren, war meine Schwester immer noch nicht mit ihrer Schimpftirade fertig.

„Lucy! Es reicht“ ich hatte echt keine Lust, mir ihren Vortrag von Gleichberechtigung und freiem Wille anzuhören. Den hatte ich weiß Gott schon oft genug zu Ohren bekommen.

Wir stiegen aus und ich schaute auf unser Haus. Es war im Viktorianischen Stil gehalten. Und dafür, dass es 1850 erbaut wurde noch ziemlich gut im Schuss. Ich umrundete den großen Teich und stieg die Treppe hinauf. Ich erinnerte mich daran, als ich diese Stufen zum ersten Mal hoch gegangen bin. An dem Tag an dem unsere Mutter zum Alpha ernannt wurde. Ich war gerade mal 4 Jahre alt. 1 Woche davor war die Beerdigung von meiner sehr entfernten Großtante, die vor meiner Mutter über unser Rudel herrschte. Nur dem Alpha und seiner engsten Familie ist es erlaubt im Haupthaus zu leben. Ich und Lucy haben wohl das Privileg unser ganzes Leben hier zu verbringen.

Ich betrat den langen Flur, der sich durchs ganze Haus zog. Lucy stapfte laut hörbar hinter mir herein. Ihre Wut auf Tristan war immer noch nicht verflogen. Tristan kam hinterher getrottet, sichtlich enttäuscht, dass er den anderen nicht helfen konnte. Aber als mein, ab heute, persönlicher Beschützer, galt seine erste Priorität mir.

Ich fühlte mich ebenfalls schlecht, da ich niemanden helfen konnte. Vor lauter Frust, lief ich in die Bibliothek. Mein persönlicher Rückzugsort. Dort hatte ich alles was ich brauchte. Bücher und meine Ruhe. Ich verzog mich ins hinterste Eck, wo mein Knautschsessel schon auf mich wartete. Ich wollte mich zusammenrollen und einfach abschalten, aber da ich jetzt der Alpha war, konnte ich dies natürlich nicht. Nach ein paar Minuten rappelte ich  mich wieder zusammen und ging in den Versammlungsraum und wartete auf meinen Vater. In der Zwischenzeit kamen die anderen Kinder an, die von ihren Eltern weggeschickt wurden. Alle versammelten sich vor dem Stuhl, der vor dem großen Fenster stand. Meinem Stuhl, oder besser gesagt mein Thron, denn er sah dem schon sehr ähnlich. Ich träumte schon immer davon, auf diesen Herrscherplatz zu sitzen und jetzt endlich konnte ich darauf Platz nehmen. Alle starrten mich an. Ich hatte Angst, dass sie mich gleich wieder runterschubsen würden, aber anscheinend wollten Sie nur wissen, wie ich darauf aussehe. Jedenfalls wollte ich das wissen.

Tristan kam durch die Tür und blieb kurz stehen um mich zu betrachten. Er kam auf mich zu: „Steht dir“ Er lächelte mich an und stellte sich dann an meine Seite.

 

Als endlich auch die Erwachsenen eintrafen, wurde ich immer nervöser. Ich hoffte, dass mein Vater bald kam, denn ich hatte absolut keine Ahnung was ich sagen sollte. So eine Situation hatten wir schon sehr lange nicht mehr und das letzte Mal war ich gerade mal 7 Jahre alt, da durfte ich bei solchen Versammlungen noch nicht anwesend sein.

Endlich hörte ich seine Stimme: „Rein mit euch. Ich will niemanden mehr draußen herumlaufen sehen. Lucian verschließ die Tür“

Gott sei Dank, Lucian ging es auch gut.

Mein Vater kam geradewegs auf mich zu und ich umarmte ihn: „ Ich bin so froh, dass es dir gut geht!“ ich lächelte ihn an. „ Wo ist Lucy?“ „Ich bin hier Dad!“ Er drehte sich um und schloss sie in seine starken Arme. Jaqueline stand direkt hinter ihm und versuchte uns zu ignorieren. Was ihr allerdings sehr schwer fiel, da ich sie mit meinen Blicken durchbohrte.

„Okay, hört alle zu. Fehlt jemanden ein Familienmitglied. Bitte meldet es sofort, damit wir uns auf die Suche nach demjenigen machen können. Fehlt jemand?“

Jeder sah sich um, aber anscheinend waren alle komplett! Alle standen bei ihren Familien, selbst Tristan gesellte sich zu seinem Vater und seiner Schwester.

„Gut, da wir alle hier sind, bitte ich die Kinder ins Wohnzimmer zu gehen. Lucian bringst du sie dorthin?“ Natürlich sträubten sich die meisten, aber alle liebten Lucian und wenn er etwas sagte, dann war dies Gesetz, jedenfalls für die Kleinsten von uns.

 

Mein Vater begann zu sprechen und alles wurde still. „ Was heute geschah, passierte schon seit 15 Jahren nicht mehr. In unserem Wald waren Außenseiter. Fremde sind dort eingedrungen. Ich weiß nicht ob sie etwas von unserer Zeremonie mitbekommen haben. Ich hoffe es nicht. Wer war im Wald und hat sich verwandelt?“

Ein paar der Jugendlichen zeigten auf. Nur Lucy, Alexander und Jacob standen nur da. Wahrscheinlich wollten sie nicht bestraft werden. „Habt ihr jemanden gesehen, oder etwas Ungewöhnliches gehört oder gerochen?“ Mein Vater sah jeden der seine Hand hob genau an. Aber alle schüttelten ihren Kopf. „Lucy wo warst du als das Ganze passiert ist, Liebes? Ich hab dich nicht auf der Lichtung gesehen.“ Sie wurde leicht rot und musste schlucken. „Ich ähh… Ich war…“ „sie war bei mir. Ich hab ihr mein neues Auto genauer gezeigt“ Lucian kam gerade bei der Tür herein und tischte meinem Vater diese Lüge auf. Lucian kannte Lucy. Schließlich war sie fast genauso wie er früher. Jedenfalls erzählte mein Vater dies immer wieder. Sie schaute ihm dankbar an und er zwinkerte ihr zu.

Mein Vater schien damit zufrieden zu sein.

„Nun gut. Ich will euch nicht anlügen. Ich hab keine Ahnung wer heute in unserem Wald war, aber eins weiß ich mit Sicherheit, es waren keine Menschen. Wir versuchen die nächsten Tage herauszufinden, wer diese Leute waren und wie Sie in den Wald kamen.“

„Bist du dir sicher, dass es keine Menschen waren?“ Ich fragte mich ob der Fremde wohl auch kein Mensch war. Er sah jedenfalls menschlich aus. Andererseits tat ich das ja auch.

„Ja ich bin mir sicher, Schatz. Hast du es denn nicht gerochen?“

„Naja ich roch etwas süßliches und gleichzeitig war es rauchig!“

„Ganz genau. Du weißt das Menschen nur süßlich duften. Dadurch können wir Sie von dem Übernatürlichen unterscheiden“

„Ja klar, weiß ich doch.“ Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass ich dies total vergessen hatte. Jaqueline kicherte hinter meinem Vater, für mich deutlich hörbar. Ich ging einfach nicht darauf ein.

Mein Vater teilte jeden in Gruppen ein. Ein paar die Wache halten sollten. Ein paar die im Wald nach Hinweisen suchten. Ich wurde in den Trainingsraum geschickt. Zusammen mit Tristan und Lucian.

 

„Also. Bevor wir anfangen, Lexa, geh dich umziehen.“ Lucian gab mir eine bequeme enganliegende Hose und ein Trägertop.

Ich ging in die Umkleidekabine und zog mich an. Lucian schob mir unter der Tür noch Turnschuhe und Socken durch.

Als ich fertig umgezogen heraus trat, waren er und Tristan ebenfalls in bequemere Sachen geschlüpft. Diese Trainingssachen standen Ihnen sehr gut. „Wenn du soweit bist, können wir mit deinem Training beginnen.“ Lucian trat vor.

Jeder Alpha musste, bevor er über sein Rudel herrschen konnte, einige Prüfungen bestehen. Doch davor musste man natürlich trainieren.

„Ich bin bereit“ Und damit ging es los!

Kapitel 2 - Träume werden wahr

Lexa

 

2 Wochen war es nun her, dass die Außenseiter in unseren Wald eingedrungen waren und immer noch gab es keine Spur wer oder was da mit uns im Wald war. Mein Training ging jeden Tag so lange bis ich jede Bewegung im Schlaf konnte. Messer und Speere werfen, Schwerter schwingen, Bogen schießen bis hin zum Nahkampf. All dies musste ich können um mein Rudel zu beschützen. Natürlich wusste ich, dass dies nicht einfach war, aber ich war froh, als nach 14 Tagen mein Vater in den Trainingssaal kam und mir zusah. Ich gab mein Bestes um es ihm zu beweisen. Nach einer Stunde verkündete er: „Es ist Zeit für die Prüfungen. Du bist bereit.“

 Ich war erleichtert, dass er dies sagte, denn Lucian und Tristan meinten jedes Mal wenn ich wieder einen Fehler machte, dass ich die Prüfungen niemals bestehen würde.

 Allerdings hatte ich seit Tagen keine Fehler mehr gemacht. Deshalb war ich sehr zuversichtlich.

 

2 Tage später war der Abend vor den Prüfungen. Meine kleine Familie, bestehend aus meinem Vater, meiner Schwester, Lucian und Tristan, waren bei mir um mir letzte Tipps zu geben. Leider war Jaqueline auch anwesend, weshalb ich mich nicht wirklich entspannen konnte.

 „Wenn dich jemand von hinten angreift, was tust du?“ Lucian fragte mich dies nun zum 3. Mal.
„ich ducke mich weg, drehe mich um und ramme ihm mein Bein in den Rücken!“ Ich verdrehte die Augen. Sie meinten es zwar gut, aber ich wusste, dass ich bereit war. Und mein Vater sagte immer, wenn ich soweit bin, würde ich es wissen. Und ich war soweit.

 „und was ist ….“ „Leute hört auf, ich hab genug. OK? Ich schaffe das und jetzt würde ich bitte gern ins Bett gehen, bevor ich morgen zu müde bin um zu kämpfen. Ich hab euch lieb und Gute Nacht!“

 Ich gab jeden noch einen Kuss auf die Wange und verließ die Arena.
Hinter mir hörte ich noch ein paar besorgte Worte, aber dies war mir egal. Ich wollte nur ins Bett und träumen.

 

Meine Träume haben sich seit 2 Wochen nicht geändert. Es war zwar nicht immer derselbe Traum, aber es war immer dieselbe Person darin. Der Mysteriöse Mann aus dem Wald. Seit jener Nacht träumte ich immer von ihm, aber es war nicht wie meine üblichen Träume. Ich konnte meine Bewegungen steuern und alles fühlte sich so real an.
Wir waren jedes Mal auf einer Lichtung, irgendwo tief in einem Wald. Sie war auf einem hohen Berg  und überall wuchsen Mohnblumen. Bei meinem ersten Traum, waren wir auf einer normalen Wiese mit Gänseblümchen, aber ich hatte erwähnt, dass Mohnblumen meine Lieblingsblumen waren, wahrscheinlich hat mir mein Unterbewusstsein, dann einen neuen Ort erschaffen. Etwas weiter unten, konnte man einen Bach sehen, der langsam ins Tal floss. Es war einfach nur unglaublich. Mein eigener Platz zum Träumen.

 

Als ich endlich einschlief, war ich wieder auf der Lichtung. Ich trug ein weißes Sommerkleid, etwas was ich in wahren Leben nie anziehen würde. Er lag im Gras, mitten auf der Lichtung und wartete bereits auf mich. Ich legte mich zu ihm und er sah zu mir rüber.

 „Du bist spät dran!“
„Tut mir Leid, meine Familie war etwas überfürsorglich, weil ich morgen meine Prüfungen ablegen muss.“

 Ich hatte ihm bereits alles über meine Familie erzählt. Dass wir Werwölfe sind, dass meine Mutter starb und ich der neue Alpha bin.
Ich erzählte ihm auch, wie nervös ich war, dass ich bald meinen Titel erhielt, nachdem ich die Prüfungen absolviert und positiv abgeschlossen habe.

 „Oh, ist es endlich soweit! Wie fühlst du dich?“ Irgendwie schaffte er es immer das Richtige zu sagen. Was natürlich selbstverständlich war, weil er mein Traumtyp war. Wortwörtlich.
„Ich fühl mich gut. Ich weiß, dass ich bereit bin. Natürlich bin ich nervös, wegen der Verantwortung, aber ich bin auch stolz auf mich, dass ich es soweit geschafft habe und ich werde ein toller Alpha sein.“

 „Das ist mein Mädchen. Selbstbewusst und gewillt, jeden in den Arsch zu treten, der nicht an sie glaubt“ Ich wurde rot. Hat er mich gerade sein Mädchen genannt?

 „Na dann bin ich froh, dass du an mich glaubst!“ Dies kam unsicherer heraus, als ich eigentlich gewollte hatte, doch er schien es nicht zu bemerken, denn er nahm mein Gesicht in seine großen Hände und küsste mich. Jedes Mal wieder war dieses Gefühl überwältigend. Der Kuss wurde fordernder. Seine Hände glitten in meinem Nacken und ich beugte mich näher zu ihm. Kurz darauf war ich auf ihm und es wurde immer leidenschaftlicher. Plötzlich zog er sich zurück. Ich musste laut nach Luft schnappen. Ich hatte vergessen zu atmen. Er hob mich mit einer Leichtigkeit von seinem Schoß runter.

 „Hab ich was Falsches getan? Hab ich dir in die Lippe gebissen. Tut mir leid, ab und zu vergesse ich, dass meine Zähne etwas spitzer sind!“ Ich stotterte, weil ich Angst hatte, dass ich ihn verletzt hatte.

„Nein, du hast nichts Falsches getan. Mir geht’s gut. Ich bin nur… Ich bin nicht sicher, ob wir uns wiedersehen können.“
Wiedersehen? Was redete er da, das ist mein Traum. Wenn ich ihn wiedersehen möchte, musste ich doch nur einschlafen.
„Was meinst du damit? Wach ich etwa wieder auf?“

 „Nein, Alexa, das meine ich nicht“ Normalerweise hasste ich meinen ganzen Namen, aber wenn er ihn aussprach, war das wie eine Liebkosung meiner Haut. „Ich darf dich nicht mehr in deinen Träumen besuchen kommen“
Besuchen. Meinte er etwa, er kann in meine Träume eindringen?
„Sekunde. Meinst du damit etwa… BIST DU ETWA ECHT?“
Ich sprang auf die Beine. Dies kann nicht möglich sein. Das ist nicht möglich. Sowas geht doch gar nicht. Er stand ebenfalls auf und hob seine Hände.
„Ja, Lexa. Ich bin echt. Ich konnte dich nach unserem Treffen im Wald nicht vergessen und ich habe herausgefunden wo du wohnst. Ich wollte nur sehen, wer du bist, aber nachdem ich dich kennen gelernt habe, konnte ich mich nicht von dir fernhalten. Es tut mir Leid, dass ich dir nicht die Wahrheit gesagt habe.“

 

„Ok, nochmal ganz von Anfang. Du kannst in die Träume von Menschen hinein? Wie zum Teufel soll das gehen?“
„Wie funktioniert es, dass du zum Werwolf wirst?“
„Ähh, ich bin so geboren. Aber ich kann nicht in fremde Träume eintauchen. Ich kann ja nicht mal… Warte, heißt das, weil du in meinem Traum bist, kann ich meine Träume kontrollieren? Schlafe ich überhaupt?“
„Ja, du schläfst. Ich bin kein Werwolf, Lexa. Ich bin… ach, das wäre jetzt zu kompliziert. Es geht darum, dass ich dich nicht mehr sehen kann, sonst würde ich dich in Gefahr bringen.“
„In Gefahr? Wie meinst du das? Ich bin der Alpha. Ich fürchte mich nicht vor… was auch immer du bist!“
„Vertrau mir, du würdest Angst haben!“ er war plötzlich ganz still. Ich wollte nicht, dass er geht, aber andererseits, hat er mich die ganze Zeit belogen. „Wieso hast du mir nicht von Anfang an gesagt, wer du bist. Immerhin habe ich dir mein ganzes Leben erzählt und du vertraust mir nicht einmal an, dass du eine reale Person bist!“ Ich redete mich etwas in Rage, aber er bremste mich aus. „Wenn ich dir gesagt hätte, dass ich ein echter Mann bin, dann hätte ich dich nie so kennen gelernt. Du hättest mir nicht vertraut und ich hätte dir nicht helfen können.“ Er redete so sanft mit mir, dass mein Ärger beinahe verpufft wäre. Aber nur beinahe. „Nun ja, du hättest vielleicht etwas länger gebraucht, um mein Vertrauen zu bekommen, aber jetzt hast du dies mit Sicherheit nicht mehr.“ Ich wollte schon aufstehen und gehen, dann erkannte ich, dass ich nicht wusste, wie ich aufwachen sollte. Er beendete normalerweise immer den Traum. „Gut. Ich verdiene es auch nicht mehr. Es tut mir Leid. Aber eines musst du mir versprechen, du darfst nicht nach mir suchen. Ich werde dich finden, wenn es nötig ist.“ Er wirkte traurig.
„Finden. Wieso sollte ich dich finden wollen. Du hast mich belogen und ich hab dir meine tiefsten Geheimnisse erzählt und ich weiß nicht mal deinen Vornamen“

 „Henry.“ „Was?“
„Mein Name ist Henry. Ich werde dir aber nicht meinen ganzen Namen sagen, sonst wäre es einfacher für dich mich zu finden!“
Ich war komplett verwirrt. „Ich sagte doch, ich will dich nicht finden. Du kannst von mir aus bleiben, wo der Pfeffer wächst“ in meiner Brust, breitete sich ein merkwürdiger Schmerz aus. In etwa wie ein Stich. Ich war mir nicht sicher, ob er dafür verantwortlich war oder ich mir selbst diese innerliche Wunde zufügte. Er schwieg. Ich wollte ihm eigentlich noch etwas Fieses an den Kopf werfen, da verschwand der Traum ganz langsam. Ich wachte auf. Ich konnte noch einen kurzen Blick erhaschen, wie er allein auf der Lichtung saß. Ich könnte schwören, dass er lächelte.

Kapitel 3 - Ein kleiner Fehler

Henry

 

„Meine Güte. Bist du endlich fertig damit, dich im Spiegel zu betrachten?“ Mein Bruder brauchte wieder einmal endlos, bis er im Badezimmer fertig war. Er war schon immer ziemlich eitel, selbst als wir noch klein waren, hatte er überall sein Spiegelbild betrachten müssen. Eigentlich musste er nur mich ansehen, da wir eineiige Zwillinge waren, sahen wir exakt gleich aus. Wir genossen beide dasselbe Training, deshalb war unsere Statur genau gleich. Wir hatten beide dieselbe Frisur, da unsere Mutter uns jeden Monat zum Friseur schleppte. Allerdings wirkten meine Haare mehr zerzaust als seine, da ich mir um solche Dinge keine Sorgen machte. Auch unser Kleidungsstil war komplett anders. Während er in Designer-Hosen und Sportsakko herumstolzierte, liebte ich die Bequemlichkeit von Holzfäller Hemden und löchrigen Jeans. „Nur weil es dir egal ist, dass du wie ein dümmlicher Bauarbeiter herumläufst, muss ich das nicht oder?“ Er ging an mir vorbei und mir schwebte eine Wolke von seinem Lieblings Eau de Toilette entgegen.

 

„Beeilt ihr euch mal!“ Unsere Liebreizende Schwester Raina stand unten an der Treppe und tippte genervt mir ihren Zehen einen steten Takt.
„Guck mich nicht so an. Er musste sich noch für einen Waldspaziergang zurecht machen!“

 „Das wird kein Spaziergang Henry. Du müsstest das am besten wissen. Wir müssen herausfinden, wer diese Leute sind, bevor sie uns schaden können.“ Wir sind vor 2 Monaten aus  Schottland hierher nach London gezogen und Julian hatte nach einer ausgiebigen Shoppingtour in unserer Nähe einen Wald entdeckt, in dem sich Werwölfe befanden. Er konnte nicht sagen, wie viele, nur dass es eindeutig mehr waren, als in einem normalen Wolfsrudel. „oh, dann hast du dich etwa nur für die Waldtiere so schick gemacht? Klar mein Fehler!“ Als ich Richtung Tür gehen wollte, rempelte er mich mit seiner Schulter an. „Na los jetzt, bevor Dad noch ausrastet“

 

Unsere Eltern standen schon in der Einfahrt. Sie sahen uns überhaupt nicht ähnlich. Sie hatten beide blonde Haare und blaue Augen. Wohingegen meine Geschwister und ich schwarze Haare und grüne Augen hatten. Niemand wusste genau warum. Mein Bruder hatte früher den Verdacht, dass wir adoptiert wären, aber diese Kleinigkeit, dass wir die selbe DNA besaßen, wiedersprach seiner Theorie.

 Wir gingen einfach an Ihnen vorbei um der Standpauke zu entgehen, die schon auf den Lippen meines Vater brannte. „Kommt ihr jetzt? Ich meine wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit.“ Ich sah über meine Schulter und grinste meine Mutter an. Sie grinste zurück, da sie genau wusste, dass ich scherzte. Mein Vater hingegen, fand meinen Witz nicht sehr amüsant. Doch als meine Mutter seine Hand nahm, beruhigte ihn dies sofort.

 

Der Wald lag nur knapp 1 km von unserem Grundstück entfernt, weswegen wir zu Fuß gingen. Meine Familie und ich wurden unruhig. Wir wussten, dass da etwas im Busch war. Etwas Wichtiges. Julian und ich betraten den Wald als erster. Raina kam gleich dahinter. Als mein Vater den ersten Schritt in das Dickicht machen wollte, flammte plötzlich eine riesige Feuerwand zwischen uns auf. Meinem Vater passierte nichts, doch die Wand ließ ihn nicht eintreten. Auch meine Mutter schien er auszuschließen.

 „Dad, was ist hier los?“ Raina geriet in Panik.
„Schaut euch um, ob ihr etwas entdecken könnt. Eure Mutter und ich warten hier. Falls euch jemand entdeckt, wisst ihr was ihr zu tun habt.“ Mein Vater, der ständige General. Nur Befehle bellen.

 „Raina, wir haben keine Zeit. Sie haben sicher die Flammen gesehen, komm schon wir müssen uns beeilen.“ Ich versuchte sie zu beruhigen.
„Es wäre wohl besser, wenn wir uns trennen, so können wir mehr Grund absuchen“ Mein Bruder übernahm wie immer das Kommando.
„Henry du gehst links, Raina du gehst dort geradeaus durch und ich geh rechts. Wir treffen uns in 15 min wieder hier. „

 

Ich hasste es meinem Bruder zu gehorchen, aber er hatte Recht, wir mussten uns aufteilen. Ich ging also nach links tiefer in den Wald hinein, und betete, dass wenn ich einen Werwolf begegnen würde, er in Menschengestalt war. Personen konnte ich beeinflussen. Bei Tieren war es eindeutig schwieriger, da deren Verstand komplett anders funktioniert, als der von uns Menschen.
Plötzlich hörte ich einen Schrei von jemand, dessen Stimme mir sehr bekannt vorkam.
Ich schaute um jeden Baum herum, sodass mich niemand entdeckte.

Plötzlich prallte jemand gegen mich. Ich hatte noch so viel Gleichgewichtssinn, dass ich denjenigen mit den Armen auffangen konnte. Es war eine Frau. Und was für eine. Ein wahre Schönheit, Dunkelbraune lange Haare, und Augen, so dunkel wie die Nacht.
Sie schien es gar nicht zu stören, dass ich sie im Arm hielt, bis sie mich ansah. Ihr Blick blieb an meinen Lippen hängen.

 Plötzlich schubste sie mich weg. “Entschuldigen Sie mal!“ Hab ich sie etwa verärgert? Ihre Stimme war wie eine Windböe, die leicht an der Haut kitzelt. Einfach umwerfend. Sie starrte mich empört an. Ich hatte doch nichts falsch gemacht. „Entschuldigen Sie mal. Sie sind mir doch in die Arme gelaufen!“. Schon wieder starrte sie mich an, doch diesmal mit einem anderen Blick, den ich nicht identifizieren konnte. Ich befürchtete, dass ich ihr Angst einjagte. „Verzeihen sie die Unhöflichkeit! Habe ich sie etwas erschreckt?

 

Sie reckt ihr Kinn hinaus und dieser seltsame Blick fiel von ihr ab. „Mich erschreckt man nicht so leicht!“
„Na dann, gut! Schönen Tag noch !“ Das hatte ich nicht erwartet, aber da es ihr offenbar gut ging, wollte ich weitergehen. Ich musste schließlich weiter suchen.

 

„Schönen Tag noch?“ Sie wollte offensichtlich nicht, dass ich ging. „Sie sind wirklich unhöflich“ Also wenn ich eines nicht bin, dann unhöflich. Ich habe nur reagiert. Verdammt ich musste weiter. „Sie haben sich schließlich auch nicht entschuldigt, wieso sollte ich dies tun?“ Ohne auf eine Antwort zu warten, ging ich davon und machte mich aus dem Staub. Gott sei Dank funktionierte der Teleportations-zauber in diesem offensichtlich verfluchten Wald.

 

Als ich nach 15 Minuten wieder bei meinen Eltern am Eingang stand, fiel mir etwas Schlimmes ein. Ich hatte die Kleine nicht beeinflusst. Sie wusste, dass ich in dem Wald war. Während ihrer Schimpftirade hatte ich es vollkommen vergessen. Ich musste mir etwas überlegen, wie ich das wieder hinbiegen konnte. Julian kam gerade um einen Baum herumgelaufen, als auch Raina hinter einem Busch auftauchte.

 

„Habt ihr was gefunden?“ Mein Vater wartete direkt bei der Waldlichtung um uns ja nicht zu verpassen. Während Raina und ich uns nur anstarrten, redete mein Bruder drauf los. „Ich habe ungefähr 20 von Ihnen gesehen, aber Sie mich nicht. Ein Mädchen in einem weißen Kleid mit braunen Haaren, haben sie besonders beschützt. Sie brachten Sie als erster weg“ Sekunde, hatte die Kleine von vorhin, nicht auch ein weißes Kleid an. „ Hast du gesehen, wo die sie hingebracht haben?“ Mein Vater sprach mir aus der Seele.
„Ja zu dem Viktorianischen Haus, das Mum so gut gefallen hat.“ Ich wusste wo das war. Ich konnte meinen Fehler also wieder ausbügeln.
„und ihr zwei, habt ihr was entdeckt?“ Er starrte mich und Raina an, doch wir schüttelten beide den Kopf. Raina tat dies etwas zu schnell, meiner Meinung nach. „Nein wir haben nichts gefunden, nur ein paar Wölfe die herumliefen.“ „Habt ihr den Schrei gehört?“ Julian schaute uns fragend an. Raina wurde rot. Ich versuchte sie zu retten. „Ja ich hab ihn gehört, aber ich glaube das war nur eine Krähe oder so! Jedenfalls hätte ich nichts anderes gesehen!“ „Ok lasst uns zurückgehen.“ Mein Vater übernahm wieder das Kommando als wir aus dem Wald traten. Raina sah mich danken an. Darüber müssten wir wohl noch reden.

 

Zuhause wartete bereits unsere Mutter bei der Haustüre. „Geht’s euch gut? Ich hab einen Schrei gehört. Alles ok?“ Wow, den Schrei konnte man bis hier hören? Meine Schwester hatte ein lautes Organ. Ich wusste, dass es meine Schwester war, die im Wald schrie. Ich hatte sie auf dem Heimweg gefragt und sie meinte sie würde mir später alles erzählen. „Es geht uns allen gut. Der Schrei war vermutlich eine Krähe oder so!“ Julian versuchte sie zu beruhigen. „Das klang aber nicht nach einer Krähe, ich hatte fast einen Herzinfarkt. „Uns geht es gut, Victoria“ Mein Vater erzählte ihr alles, was sie verpasst hatte. „Ich finde es komisch, dass wir den Wald nicht betreten können. Wenn sie Feinde abwehren würden, könntet ihr den Wald auch nicht betreten.“ Mein Vater fand dies immer noch sehr mysteriös. „Was machen wir jetzt?“ Julian hatte wirklich keine Geduld.“ Wir beobachten sie eine Weile. Sobald sie das Gesetz brechen, schreiten wir ein.“

 

„Warten!. Warten? Auf was, dass sie uns zuerst angreifen?“ Mein Bruder der Hitzkopf. „Du hast noch keine Erfahrung mit Werwölfen, mein Schatz. Ja wir warten, denn wir bringen uns nicht unwissentlich in Gefahr.“ Meine Mutter hatte eine beruhigende Aura, die bei ihm immer wieder funktionierte. „Warum gehst du nicht in die Bibliothek und liest etwas, bis das Essen fertig ist?“ Ohne ein weiteres Wort stolziert er davon in die hinteren Teil des Hauses.
Ich hatte auch etwas zu erledigen. Ich drehte mich um und ging Richtung Ausgang. Da Raina meiner Mutter beim Kochen half und mein Vater in sein Arbeitszimmer spaziert ist, um einen ausführlichen Bericht zu schreiben, was gerade passiert ist, was absolut bescheuert war, weil nichts dramatisches passierte, bemerkte es niemand, dass ich mich davon stahl. Ich stieg auf mein Motorrad und fuhr los, zu dem Haus in dem das hübsche Mädchen wohnte. Auch wenn sie sehr unfreundlich war, war sie dennoch ziemlich hübsch.

 

Ich hielt vor der langen Einfahrt an und suchte mir einen geeigneten Platz um mich auf das Grundstück zu schleichen. Dafür, dass sie sogar ihren Wald vor Feinden schützen, konnte man durchaus einfach zu dem großen Gebäude gelangen. Mein Motorrad hatte ich mit einem Verhüllungszauber versteckt. Ich hoffte nur dass dieser sich nicht verflüchtigte, während ich mich umsah. Ich drehte eine Runde ums Haus und hörte plötzlich Schritte. Aus der Haustür kamen lauter Menschen. Vermutlich wohnten in diesem Haus nicht sehr viele Leute. Dies machte mein ganzes Vorhaben um einiges leichter. Ich versteckte mich hinter einem Baum, bis alle vom Grundstück verschwunden waren.

 

Auf der Hinterseite, fand ich schließlich ein offenes Fenster. Über die Efeuranken, die sich um das gesamte Haus erstreckten konnte ich problemlos ins Innere gelangen. Ich kletterte in einen dunklen Flur. Es dauerte einige Sekunden bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Ich sah mehrere Türen, zu beiden Seiten, ein paar Kommoden auf denen verschiedene Vasen mit  einzigartigen Blumengestecken standen und viele Gemälde, die an den hellbeigen Wänden hingen. Ich fand die Treppe, die nach unten führte und hörte Stimmen nach oben dringen.
„Hast du die selbe Vermutung wie ich?“ zwei Männer unterhielten sich leise am Fußende der Treppe. „Ich denke schon. Aber bevor ich mich darauf festlege, will ich noch mehr herausfinden. Bitte Wilhelm, sag noch nichts zu den Kindern. Ich will sie nicht beunruhigen.“ Der größere von beiden versuchte den Kleineren und offensichtlich älteren zu beruhigen. „Tristan kann damit umgehen. Mein Sohn ist stark genug!“ „Da bin ich mir absolut sicher. Aber wenn Tristan etwas weiß, dauert es nicht lange, bis meine Tochter auch davon erfährt.“ „Du solltest Lexa wirklich mehr zutrauen. Immerhin ist sie jetzt unser Alpha. Du kannst sie nicht ewig vor allem und jedem beschützen, Walter.“ Ich fühlte, dass sich da ein Streit anbahnte und hörte genauer hin. „Ich werde sie solange beschützen, wie ich kann. Es ist mir egal, dass sie der neue Alpha ist. Sie ist mein kleines Mädchen und daran wird sich nie etwas ändern.“ Ich glaubte fast, der er gleich auf ihn losgehen würde. Plötzlich hörte ich Schritte und eine Frau kam zu den Männern. Sie hakte sich bei dem Größeren, offenbar Walter, unter und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Er verzog keine Miene und wandte sich wieder Wilhelm zu. „Ich hab zu tun. Du findest ja selbst raus oder?“ Mit versteinerter Miene antwortete er:“Sag Tristan. Er soll sofort nach Hause kommen, wenn er mit dem Training fertig ist.“ Er nickte Walter und der kleinen Frau zu und verschwand durch die Haustür. Walter und seine Begleitung gingen den Flur entlang und ich verlor sie aus meinem Blickfeld.

Ich wollte nach unten gehen, überlegte es mir allerdings anders. Da ich mich in diesem Haus nicht auskannte, konnte ich mir nicht sicher seien, dass ich niemanden begegnen würde. Ich beschloss also zu warten. Ich versuchte das Zimmer des Mädchens zu finden und spähte hinter jede Tür. Die meisten Räume waren leer. Aber ein paar waren voll möbliert. Man erkannte wem die Zimmer gehörten, da in dem 3. Raum, ich den ich blickte lauter dunkle Möbel waren und ein Männerjackett auf dem Bett lag. In dem 5. Raum war alles pink und ziemlich unordentlich. Überall lagen Klamotten herum und auf dem Schminktisch war alles durcheinander. Oh Gott ich hoffte nicht, dass das ihr Zimmer war. Im Zimmer nebenan fand ich das Zimmer, der geheimnisvollen Schönen. Ich weiß nicht warum, aber ich spürte einfach, dass dies ihr Zimmer war. Es war weinrot mit weißen Möbeln. Das Bett war gemacht, und sah sehr gemütlich aus. Ich wette, dass man darin sehr gut… Nein denk an was anderes. Ich hab schließlich was zu tun. Ich sah mich um und entdeckte die Bücher auf Ihrem Nachttisch. Die unendliche Geschichte, ein Sommernachtstraum und Der Herr der Ringe. Sehr ausgefallener Geschmack. Sie hatte kein Make Up auf Ihrem Schminktisch. Vielleicht hatte sie alles in der Schublade. Ihr Zimmer grenzte direkt ans Badezimmer. Ich war von Natur aus neugierig, deshalb musste ich einen Blick wagen. Eine große Wanne mit einer Regenwalddusche, So eine wollte ich schon immer haben. Der Spiegel über dem Waschbecken, erstreckte sich über die gesamte Wand gegenüber der Badewanne. Auch hier war alles ordentlich. Entweder verbrachte sie nicht viel Zeit in ihrem Zimmer oder sie war einfach ein Ordnungsfanatiker. Nun ja in meinem Zimmer herrschte auch nie Chaos. Als ich mich nochmal umblickte, fiel mir auf, dass ich keinen Plan hatte, wie ich sie manipulieren sollte. Ich würde es einfach auf die alte Art und Weise machen. Sie überraschen um sie danach alles vergessen zu lassen.

 

Ich wartete lang. Fast hätte ich mir eines der Bücher geschnappt und gelesen. Als ich plötzlich ihre Stimme hörte.
„Ja ich werde nur duschen gehen und dann sofort ins Bett fallen!“ „Na, haben dich Tristan und Lucian so hart rangenommen?“ eine zweite weibliche Stimme mischte sich dazu. Ich hörte ein süßes Lachen. „Du und deine schmutzigen Gedanken. Aber ja sie waren nicht gerade sanft zu mir. Gute Nacht Lucy!“ „Gute Nacht, Lexa.“ Lexa. Das war also ihr Name. Klang hübsch. Ein kurze Pause entstand. „Mum wäre sicher stolz auf dich gewesen. Hab dich lieb“ Ich hörte ein Kussgeräusch „ Danke. Ich hab dich auch lieb, Lucifer“ Sie klang betrübt.

 

Die Türklinke drückte sich nach unten und plötzlich durchzuckte mich Panik. Ich wollte nicht, dass sie mich einfach so sah. Ohne nachzudenken zog ich mich in einen Verhüllungszauber, der mich unsichtbar machte. Sie kam herein und würdigte mich keines Blickes. Sie sah mich also nicht. Als sie Anfang sich auszuziehen, bereute ich meinen Entschluss. Da ich zum Gentleman erzogen wurde, drehte ich mich zum Fenster. Allerdings konnte ich nicht verhindern, dass mich ihr Spiegelbild förmlich in den Bann zog. Ich sah einen perfekten Körper. Hüften wie von einer Göttin, perfekt geformte Brüste und einen Hintern in dem man gerne kneifen würde. Meine Gedanken schweiften schon wieder ab. Sie nahm sich ein Handtuch aus dem Schrank und verschwand im Badezimmer.

 Mir kam eine Idee, wie ich mein Problem lösen konnte. Ich musste in ihrem Kopf und am leichtesten war dies, wenn die Leute träumten. Also wartete ich bis sie einschlief.

Kapitel 4 - Eine unerwartete Wendung

Henry

 

Dass sie gleich ins Bett fallen würde, war wohl etwas weit hergeholt. Sie las noch die unendliche Geschichte von Michael Ende. Es war faszinierend, sie dabei zu beobachten, wie sie bei jeder neuen Seite, die Augen zusammenkniff, als würde sie alles aufsaugen, was sie las. Es dauerte über 2 Stunden, bis sie endlich das Licht ausschaltete. Ich wartete noch etwa 15 Minuten, bis sie ruhig und regelmäßig atmete. Dies war meine Chance. Ich konzentrierte mich auf ihr Gesicht. Wunderschön und so verletzlich. Perfekte, volle Lippen und eine zierliche Nase. Ich stellte mir vor, wie ich ihren Kopf drang und fühlte die heranschleichende Wärme meiner Kraft. Ich setze mich auf den Sessel der neben dem großen Panoramafenster stand und machte es mir bequem.

 

Ich befand mich in einem hellen Raum. Vor mir saß eine Frau auf weißen Mamorstufen. So schön wie ein Engel. Ihre dunklen Haare gingen ihr fast bis zu den Hüften. Sie erinnerte mich an Lexa. Neben ihr saß ein kleines Mädchen das fürchterlich weinte. Sie bemerkten mich offenbar nicht, denn sie sahen mich nicht an. Ich ging einen Schritt auf sie zu, was ein Fehler war, denn sie fuhren beide erschrocken hoch. Plötzlich veränderte sich das Bild und ich und Lexa standen auf einer Lichtung. Sie starrte mich an, als ob sie sich gleich auf mich stürzen würde. Bevor dies passierte begann ich zu sprechen. „Hi. Bevor du ausflippst. Ich will dir nichts tun. Ich möchte nur mit dir…“ Bevor ich wusste, was passiert, ging sie auf mich zu und küsste mich. Ich war total überwältigt und ließ mich mitreißen. Als hätten wir nie etwas anderes getan, bewegten sich unsere Lippen perfekt miteinander. Erst nach ein paar Minuten, löste sie sich von mir. Sie lächelte mich an. „Ich wusste ich hab mir dich nur eingebildet.“ Sie wollte mich erneut küssen, doch ich hielt sie davon ab. „Mich eingebildet?“ „Ja ich dachte ich hätte dich im Wald gesehen, aber meine Einbildung ist niemals so stark, dass ich dich jetzt erträumen könnte, also habe ich wohl meinen Traummann schon im Wald halluziniert!“ Sie dachte ich sei nicht echt? Mann dann hätte ich mir das Ganze auch sparen können. Ich sollte sie wohl in dem Glauben lassen. „Ja. Ich meine so jemanden wie mich, gibt’s nicht in Wirklichkeit oder?“ „Naja schon, aber solche Augen eher nicht.“ Sie dachte wirklich ich wäre ihr Traummann. Das könnte interessant werden. Und witzig. „Ja Baby! Das wird es sein“ Ich ging auf sie zu als wär ich direkt aus einer Rocker bar gekommen und stupste mit meinem Finger an ihr Kinn.

 

Ich versuchte sie zu beeindrucken und führte ein paar Tricks vor, die sie nicht zu überraschen scheinen, da ich ja aus ihrem Traum stamme. Ich wusste wenn ich so weitermache, würde ich das ein oder andere von ihrem Clan erfahren.
Ich wollte sie ausfragen, musste dies allerdings klug beginnen. Deshalb fragte ich sie Kleinigkeiten über ihre Familie.
Ich erfuhr, dass ihre Mutter vor 8 Monaten gestorben ist. Ihre 16-jährige Schwester, Lucy sei derzeit ständig mit Jungs unterwegs, was ihr allerdings nicht sehr viel ausmachte. Ihr Onkel Lucian ist offensichtlich wie ein zweiter Vater für sie und man merkte, dass sie ihn sehr liebte. Ihr Vater sei etwas merkwürdig geworden, seit er diese neue Freundin hatte, Jaqueline, aber er unterstütze sie in allem was sie tat. Ihre Familie war im Grunde genommen, genau wie meine. Etwas schräg, aber wir würden trotzdem alle immer füreinander da sein.
Dann fing sie an von Tristan zu erzählen. „Er ist mein Cousin. Wir waren schon als Kinder unzertrennlich. Haben jeden Mist zusammen gemacht. Die Pubertät zusammen durchgestanden. Jetzt wo wir erwachsen sind, wird das ganze allerdings immer komplizierter. Ich muss langsam versuchen, eine eigene Familie aufzubauen. Allerdings bin ich dafür noch gar nicht bereit.“ Eifersucht keimte in mir auf. Ich wusste nicht, warum mich das beschäftigte. Ich kannte sie doch gar nicht. „Naja jetzt wo ich Alpha bin, wird es natürlich noch dringender. Nur wenn ich mich nicht richtig entscheide, würde das schlimme Konsequenzen haben.“ Naja es hat immer Konsequenzen wenn man sich für den Falschen entscheidet, aber… Moment mal. ALPHA? „Du bist der Alpha?“ Jetzt ergibt es Sinn, dass sie sie vom Wald zuerst wegbrachten. Und dann war Walter ihr Vater.
„Ja hatte ich das nicht erwähnt? Heute war die Zeremonie. Allerdings wurde sie unterbrochen als Außenseiter in den Wald kamen. Ich weiß allerdings nicht genau was passiert ist.“

Plötzlich hörte ich ein leises Surren und ich saß wieder im Sessel in Lexa’s Zimmer. Ihr Wecker läutete und sie wachte auf. Ich schaute kurz an mir runter, ob ich noch unsichtbar war und war froh, dass sich mein Zauber noch nicht verflüchtigt hat. Ich musste von hier verschwinden, bevor sich dies änderte. Ich schlich leise aus ihrem Zimmer und schaute mich um ob auch niemand die Türen auf und zu gehen sah. Ich ging die Treppe hinunter, flüchtete aus der Haustür und fuhr mit dem Motorrad nach Hause.

 

Ich war schon öfter mal über Nacht nicht nach Hause gekommen, deshalb machten sich meine Eltern auch keine Sorgen um mich. Sie saßen gerade beim Frühstück als ich reinkam.
„Und wie war dein nächtlichen Ausflug!“ Julian war der erste, der mich bemerkte.
„Informativ. Ich werde mich gleich hinlegen.“ Ich wollte schon auf mein Zimmer gehen, als mich meine Mutter aufhielt. „Willst du nicht etwas essen, mein Schatz? Es gibt Rührei mit Speck.“ Auch wenn dies verdammt köstlich klang, hatte ich keinen Hunger. „Nein danke, ich hab mir unterwegs schon etwas gekauft, danke Mum!“ Ich gab ihr einen schnellen Kuss auf die Stirn und ging. Auf halbem Wege, kam mir meine Schwester, Raina hinterher. „Wo warst du? Ich wollte doch noch mit dir reden.“ Sie ging mit mir in mein Zimmer und setzte sich auf mein Bett. Dieser Raum war immer noch etwas fremd für mich. Ich hatte alles so eingerichtet, wie ich es gern habe. Braune warme Farben mit blauen Vorhängen und Bettlaken. Eigentlich ziemlich gemütlich. „Ich war bei dem Haus von den Wölfen. Ich wollte sehen wo sie leben!“ Ich log meine Schwester nie an. „Du warst dort? Und wie sind sie?“ Sie schien interessiert zu sein. „Ich habe nur mit einer von ihnen geredet. Sie ist der neue Alpha!“ „Sie? Eine Frau als Alpha? Ist das normal? Wie alt ist sie? Und hat sie das Amt geerbt oder wurde sie gewählt?“ „Warte, warte Krümel. Ich hab sie das alles nicht gefragt. Ich hab bis jetzt nur etwas über ihre Familie erfahren. Dann ist sie aufgewacht.“ Sie starrte mich entsetzt an. Oh verdammt, dass wollte ich eigentlich nicht sagen. „Aufgewacht? Du hast dich doch nicht schon wieder in fremden Träumen herumgetrieben? Du kannst das nicht ständig machen. Das ist gefährlich. Was ist wenn sie dich mal auf der Straße trifft?“ „Das hab ich nicht bedacht. Ich wollte sie nur manipulieren, dass sie vergisst, dass sie mich im Wald gesehen hat. Denn ich hab‘s vermasselt und… jetzt hab ich es wieder vermasselt.“ Gott ich bin so ein Idiot. Ich hab sie immer noch nicht vergessen lassen. Ich muss wohl noch mal hin. „Du hast sie schon im Wald gesehen? Hast du sonst noch jemanden gesehen?“ Sie wurde rot und versuchte ihr Gesicht wegzudrehen, doch ich hielt es fest. „Hast du denn jemanden dort gesehen? Du hast geschrien oder? Was ist passiert?“ Sie versuchte auszuweichen, aber sprach dann trotzdem: „Ja ich habe jemanden gesehen. Sie war in Wolfsgestalt, deshalb hab ich mich erschreckt.  Aber sie hat mich nur angestarrt. Sie hatte blaue menschliche Augen. Das war echt faszinierend. Sie verwandelte sich zurück. Ich wusste nicht, dass sie ihre Kleidung anbehalten dabei. Das sah schräg aus, als Ihre Hose und ihr Hemd plötzlich auftauchten.“ Sie lächelte ihr süßes kleines Lächeln das ich an ihr so liebte. „Naja, dann grinste sie mich an, hielt sich den Finger an die Lippen und bedeutete mir ruhig zu sein. Dann lief sie weg. Das war’s. Dann bin ich wieder zu euch gekommen!“ Meine Schwester war schon immer schreckhaft, aber da war noch etwas anderes. „Ok, dann haben wir beide was verbockt. Toll. Kein Wort zu Mum und Dad oder zu Julian. Das bleibt vorerst unter uns. Ok?“ „Ok“ sie gab mir einen Schmatzer auf die Wange „Na los, jetzt verschwinde Krümel. Ich bin echt hundemüde!“ „Kein Wunder, wenn du die ganze Nacht im Grunde wach warst!“ Sie grinste mich an und huschte aus dem Zimmer bevor ich ihr ein Kissen nachwerfen konnte.
Na mit dieser Familie kann das ja interessant werden.

 

In der letzen zwei Wochen, war ich jeden Tag bei Lexa. Ich wollte eigentlich nur noch einmal zu ihr um sie vergessen zu lassen. Doch sie sagte ständig, wie glücklich sie sei, dass ich bei ihr bin und ich wollte sie nicht enttäuschen. In dieser kurzen Zeit, wuchs sie mir ziemlich schnell ans Herz. Mittlerweile haben wir unseren Small-talk erweitert und sprachen über alle möglichen Dinge. Sie erzählte mir wie ihr Training verlief und sie immer nervöser wurde, je näher die Prüfungen rückten. Wir redeten nie über mich, denn ihrer Meinung nach war ich ja auch gar nicht real. Sie wusste nicht einmal meinen Vornamen, was nur zu meinem Vorteil war.
Als ich wieder von einem meiner Ausflüge zurückkam, erwartete mich mein Vater schon bei der Haustür. „Wir haben Besuch.  Geh rein, zieh dich um und dann komm sofort in mein Büro.“ Er schien aufgebracht. Wer zum Teufel konnte ihn so aufregen? „Wer ist es?“ „Nachher. Bitte, mach was ich dir sage!“
Ich lief in mein Zimmer und streifte mir Hemd, T-Shirt und Hose ab und zog mir ein langärmeliges Shirt und eine Stoffhose an. Dann fuhr ich mir kurz durch die strubbligen Haare und machte mich wieder auf den Weg nach unten.
Mit etwas gemischten Gefühlen trat ich ins Büro und wollte schon fast wieder nach draußen gehen, als ich sah wer da auf dem großen Sessel vor dem Schreibtisch meines Vaters saß.
„Hector? Was für eine Ehre.“ Hector war das Oberhaupt unseres Zirkels. Und ein riesengroßes Arschloch. Er trug wie immer einen Anzug. Und seine zurückgegelten schwarzen Haare, verpassten seinem Paten-Aussehen noch mehr Wirkung.
„Henry. Junge, schön dich zu sehen. Du bist groß geworden. Allerdings siehst du genauso aus wie dein Bruder, also ist das nicht wirklich eine Überraschung.“ Er lachte über seinen Witz, was ihn nur noch unsympathischer machte. „Ist etwas passiert? Oder warum besuchst du uns?“ Ich versuchte nett zu sein, um nicht negativ aufzufallen.
„Ehrlich gesagt, habe ich von eurem kleinen Werwolfproblem gehört und wollte kommen um nachzusehen, wie ihr euch darum kümmert. Wo warst du eigentlich. Als ich heute Morgen gekommen bin, sagte mir dein Vater, du seist nicht da.“ Er sah mich neugierig an. „Ja ich hatte etwas zu erledigen. Außerhalb der Stadt!“ „ So früh schon? Interessant.“ Ich hasste diesen Kerl. Egal was er sagte, es klang immer herablassend. „Sekunde mal. Wie meinen Sie das, um sie kümmern? Ich dachte wir würden warten?“ Meine Schwester saß auf der Couch und wirkte etwas fehl am Platz. „Worauf willst du warten? Bis sie euch angreifen oder sogar töten? Sie sind gefährlich, Liebes! Monster! Sie töten Menschen. Bei so etwas kann man nicht warten!“ „So ein Blödsinn! Sie töten keine Menschen. Nur Tiere, wenn sie hungrig sind.“ Ich versuchte sie zu verteidigen. Ich hoffte, dass man nicht merkte, wie sehr ich mich bemühte! „Woher willst du was wissen? Bist du schon einmal Werwölfen begegnet. Oder hast du mit einem von Ihnen geredet?“ Er versuchte mich aus der Reserve zu locken. Da kann er lange warten! „Nein. Nur was ich aus Geschichten hörte. Sie sollen doch ziemlich friedlich sein oder?“ „Friedlich? Das ich nicht lache. Sie locken Menschen in ihre Wälder und nachdem sie sich verwandeln haben, jagen sie sie und fressen sie anschließend auf!“ Meine Schwester zuckte bei dem Gedanken, dass sie Menschen fressen würden, zusammen. Was absolut absurd war. „Woher weißt du das?“ Sie klang mittlerweile so, als würde sie ihm glauben. Ich musste sie wohl danach nochmal aufklären, dass man diesem Mistkerl nicht glauben darf. „Ich habe es selbst gesehen. Mit eigenen Augen!“ Er schien alle anderen zu überzeugen. Verdammt! „Du hast gesehen, wie sie Menschen töteten?“ Waren meine Schwester und ich die einzigen, die sich an dieser Unterhaltung beteiligten? „Ja. Ich wollte den Mann retten, doch ich war nicht stark genug und es waren zu viele von Ihnen. Sie jagten alle auf einmal hinter ihm her. Es war schrecklich. Doch dann sah ich den Alpha und ergriff meine Chance. Ich schlich mich von hinten an und schlitzte ihm die Kehle auf.

Und darauf…starb…jeder…einzelne…seiner…Wölfe…ebenfalls.“ Er betonte jedes Wort und kam dabei Raina immer näher. Als er direkt vor ihr stand, glitt ihr Blick kurz zur mir. „Der Alpha?“ es war nur ein Flüstern, doch man hörte ihre Angst daraus. Sein Blick ruhte auf mir. Weiß er etwas? „Ja er ist mit seinem gesamten Rudel verbunden. Wenn man den Alpha tötet, sterben alle Werwölfe, die ihm die Treue geschworen haben. Also werden wir den Alpha von dieser Meute finden und ihn töten. Dann ist das Problem aus der Welt geschafft.“ Lexa! Nein, sie dürfen sie nicht bekommen. Ich muss sie warnen. Aber wie soll ich ihr das nur begreiflich machen, wenn sie immer noch denkt, ich existiere nicht. Ich muss ihr die Wahrheit sagen. Na toll, sie wird mir nie glauben.

 

Nachdem mein Vater noch mit Hector reden musste, versuchte mich meine Schwester nochmal abzufangen, bevor ich mich hinlegte. „Krümel, ich muss wirklich noch etwas schlafen!“ „Denkst du das Lexa und ihre Werwölfe wirklich so böse sind, wie Hector gesagt hat.“ Sie glaubte ihm also wirklich. „Nein natürlich nicht. Sie töten keine Menschen. Sie sind friedlich, wie ich gesagt habe. Hector hat vermutlich von einem anderen Rudel erzählt.“ „Ja, aber er will Lexa töten. Was willst du machen?“ „Ich werde ihr zunächst die Wahrheit sagen, aber du musst sie ablenken, damit ich mich heute Abend nochmal wegschleichen kann. Schaffst du das?“ „Ja, das schaffe ich!“ Sie klang stolz, dass ich sie mit einbezog. „Danke, Krümel. Ich wusste auf dich ist Verlass. So aber jetzt muss ich mich wirklich noch ein paar Stunden aufs Ohr hauen. Ok? Hab dich lieb“ Ich gab ihr eine Kuss auf die Stirn und ging in mein Zimmer.

Kapitel 5 - Die Wahrheit tut weh

Lexa

 

Ich stand auf und ging unter die Dusche. Wie in Trance zog ich mich aus und drehte den Hahn auf. Ist dies gerade wirklich passiert. Mein „Traummann“ war echt. Das musste ich erstmal verdauen. Es klopfte an der Badezimmertür. Ich merkte es  kaum, bis Tristan die Tür öffnete. „Lexa?“. Ich stand nur da, mit einem Handtuch um den Körper geschlungen und starrte zu Boden. Ich konnte mich einfach nicht bewegen. „Lexa, wieso brauchst du so lange?“ Er wartete auf eine Antwort. Als keine kam, sprach er weiter: „ Alles ok mit dir?“ Langsam taute ich aus meinem Schock auf. „Was? Äh, Tristan? Was zum Teufel machst du in meinem Badezimmer?“ Er starrte mich immer noch an. Langsam wurde es unangenehm. „Naja, du solltest schon seit 10 Minuten unten sein. Wir warten alle beim Frühstück. Was machst du die ganze Zeit?“ „Ich war gerade unter der Dusche wie man sieht. Und jetzt möchte ich mich gern anziehen!“ „In dem du den Boden bewunderst? Er wird dir sicher keine Modetipps geben!“ „Ich beeile mich ok? Könntest du jetzt bitte rausgehen, damit ich mich anziehen kann?“ Er stand immer noch in der Tür „Als hätte ich sowas nicht schon mal gesehen. Auch an dir falls du dich erinnerst!“ Er lächelte verschmitzt. Ich mochte dieses Lächeln eigentlich. Nur jetzt war es gerade ziemlich nervig. „Ja aber, da waren wir noch sehr viel jünger. Raus jetzt!“ Ich warf ihm meinen Schwamm ins Gesicht. Mit lautem Gelächter duckte er sich und ging nach unten.

 

Das Frühstück ging ziemlich ruhig von statten. Alle waren aufgeregt, da heute die Prüfungen begannen. Ich wusste ich musste mich stärken, aber ich brachte keinen Bissen runter.
Nach dem Essen hatte ich noch 2 Stunden Zeit um mich vorzubereiten.
Ich wusste genau, wo ich diese Zeit verbrachte. Ich ging in den Garten und verwandelte mich.  Sofort fühlte ich mich frei und wollte nur noch schneller rennen. Als ich im Wald ankam, suchte ich eine bestimmte Stelle. Das Grab meiner Mutter.
Ich verwandelte mich zurück und kniete mich vor den Grabstein. Es war eigentlich nur ein großer Stein, in dem wir ihren Namen eingeritzt hatten. Da sich unsere Körper in unsere ursprüngliche Form, den Wolf, transformieren, konnten wir keine Beerdigung für unsere Mutter organisieren. Deshalb hatten wir unseren eigenen Friedhof hier im Wald.
Als ich ihren Namen las, wurde mir schwer ums Herz. Ich wollte stark sein, aber eine Tochter brauchte ihre Mutter an einem der wichtigsten Tage ihres Lebens.  „Hi Mum! Heute ist es soweit. Die Prüfungen beginnen. Ich bin echt nervös… und aufgeregt. Du solltest Dad sehen. Ich denke er ist noch nervöser als ich. Die ganze Zeit rennt er im Haus herum und schreit jedem seine Aufgabe ins Gesicht. Es ist wirklich komisch.“ Mein Mund war plötzlich ganz trocken.  Meine Augen brannten. „Und Lucy versucht mich die ganze Zeit zu überreden, das sie mitkann, da sie ja die Schwester des Alphas ist und sie es unfair findet als einzige vom Haus nicht dabei sein zu dürfen.“ Ich spürte, dass meine Wangen nass wurden. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. „Du fehlst mir so…Ich brauche dich doch heute…Du bist meine Mum…Du musst doch dabei sein.“ Ich schrie den Grabstein an und versuchte mir einzureden, dass ich sie so irgendwie zu mir holen könnte.
Auf einmal hörte ich ein Geräusch hinter mir. Es war noch weit weg, aber definitiv im Wald.
Ich drehte mich um und wischte mir die Tränen aus den Augen. Ich sah niemanden. Vielleicht habe ich es mir nur eingebildet. Aber plötzlich hörte ich schon wieder einen Ast knacken. „Hallo… Ist da jemand? Tristan?“ Keine Antwort. Ich versuchte genauer hinzuhören. Schon wieder ein Ast. Dann sah ich jemanden aus dem Gebüsch auftauchen. Ein großer Mann, mit dunklen Haaren und leuchtend grünen Augen. „Henry?“ Na toll, der hat mir gerade noch gefehlt. Jetzt wo ich dachte, dass ich nicht geistesgestört bin, taucht er plötzlich wie aus dem Nichts auf. „Hi Lexa!“ Er lächelte mich an, schaute mich aber dann mitfühlend an. „Alles ok? Wieso hast du geweint?“ Oh Mist. Er hat es gemerkt. „Ach es ist nichts.“ Ich wischte mir nochmal über die Augen. „Was machst du hier?“ Er kam langsam auf mich zu. „Ich hab gesehen, wie du in den Wald gerannt bist. Ich muss mit dir reden.“ Ich hab mich im Traum schon oft verwandelt, deshalb wusste Henry wie ich als Wolf aussehe. Strahlend weiß mit einem hellgrauen Rücken. „Muss das jetzt sein? Ich muss wieder zum Haus zurück. Wir fahren bald los.“ Er schaute bedrückt. „Ach ja, deine Prüfungen beginnen heute stimmt. Nun ja, dann bist du heute nicht in der Stadt oder?“ Ich wusste nicht worauf er hinaus wollte. „Nein, bin ich nicht, den ganzen Tag nicht, aber ich habe jetzt echt keine Zeit für dich. Können wir dieses Gespräch verschieben, und vertrau mir, wir werden dieses Gespräch auf jeden Fall haben.“ Ich weiß immer noch nicht wie er verdammt nochmal in meine Träume kann und wieso er dies überhaupt tut. Das ist doch ein enorm großes Eindringen in die Privatsphäre. „Ok!“ Ohne ein weiteres Wort verschwand er. Also im wahren Leben, war er wirklich ziemlich unhöflich. Ich starrte ihm noch einen Moment hinterher,  und rannte dann nach Hause.

 

Dort warteten bereits alle auf mich. Tristan stand schon am Wagen und hielt mir die Tür auf. „Ich brauch noch meine Tasche“ „Ist schon alles im Auto.“ Meine Schwester kam gerade aus dem Haus gelaufen und umarmte mich fest. „Ich wünschte ich könnte mitkommen. Das ist einfach so unfair“ Ich wünschte auch, dass ich sie mitnehmen könnte, aber nicht mal mein Vater dürfte anwesend sein, wenn er kein Ältester wäre. Aber er musste die Prüfungen leiten, deshalb blieb Lucian bei Lucy Zuhause und leistete Ihr Gesellschaft. „Ich weiß, Luzifer. Aber du würdest dich wahrscheinlich nur langweilen.“ Sie rümpfte die Nase. Sie hasste es wenn ich sie mit diesem Spitznamen ansprach. Ich gab ihn ihr als sie noch klein war, weil sie immer wie ein kleiner Teufelsbraten alles durcheinander brachte. Doch er passte immer noch zu ihr. Ich grinste sie an und stieg ins Auto. Als Tristan, Dad und ich davon fuhren, winkte ich Lucian und ihr noch einmal zu. Ich konnte es nicht erwarten bis diese Prüfungen vorbei waren. Mir war jetzt schon ganz schlecht und wir würden noch fast 2 Stunden fahren. Das kann ja lustig werden.

 

Als wir endlich in High Wycombe ankamen, war ich vollkommen angespannt. Ich wusste nicht was mich hier erwarten würde. Ich wusste nur, dass ein paar der Ältesten anwesend waren und 2-3 Krieger gegen die ich kämpfen musste.
Alles lief ziemlich förmlich ab. Ich begrüßte alle mit einem Händeschütteln und sie verbeugten sich vor mir. Daran musste ich mich echt noch gewöhnen.
Ich ging mit meinem Vater den Weg entlang. Tristan und die anderen folgten uns. Wir gingen tief in den Wald hinein. Ungefähr nach einer halben Stunde kamen wir an einen großen Baum. Walter blieb davor stehen und schaute hinauf. Er war mindestens über 50 Meter hoch. Aber das war nicht das was mich so erstaunte. Der Baum strahlte etwas aus, das mich erschaudern ließ. Ich wusste nicht was es war, nur das ich großen Respekt hatte. Wir versammelten uns um den Baum und verwandelten uns. Ich sah jeden einzelnen von ihnen an. Tristans rotbraunes Fell glänzte in der Sonne. Mein Vater und die anderen hatten eher braunes Fell. Für Außenstehende sahen wir vermutlich alle gleich aus. Aber wir unterscheiden uns allein vom Geruch. Mein Vater kam auf mich zu und redete in meinem Kopf. Bist du soweit?
Ich denke schon.
Mein Herz klopfte wie wild, aber ich musste mich zusammenreißen.

 

Als wir nach 10 Stunden, kämpfen, rennen und jagen endlich wieder im Auto saßen, fielen mir nach nur wenigen Minuten die Augen zu. Tristan trug mich in mein Zimmer und sagte mir noch wie unglaublich gut ich heute war. Ich bekam nicht mehr viel davon mit.

Mitten in der Nacht, heute ich ein seltsames Kratzgeräusch. Ich ging zur Tür und ließ meine Katze Leyla ins Zimmer. Sie war ein riesiges Fellknäuel. Dunkelgrau mit hellgrauen Streifen. Sie sprang auf mein Bett und machte es sich am Fußende bequem. Wie immer hatte ich Müh und Not wieder unter die Bettdecke zu kriechen, weil sie ziemlich schwer war. Auf einmal sah ich einen Schatten an meinem Fenster. Ich ging hin um nachzusehen und sprang sofort zurück, als ich in grüne Augen blickte. Ich öffnete es und Henry schwang sich herein. Er sah mich mit einem Unschuldslächeln an: „Hi“ war alles was er hervorbrachte. Es war wohl anstrengend den Efeu hinaufzuklettern. „Was zum Teufel machst du hier? Es ist mitten in der Nacht!“ Davon abgesehen, dass er eigentlich gar nicht in mein Zimmer kommen sollte.
„Ich sagte doch wir müssen reden.“  Er erstarrte als, Leyla ihn anfauchte. „Du hast eine Katze? Wie geht denn das? Du bist doch im Grunde genommen, ein Hund!“ Ich sah in empört an. Wie konnte er mich nur mit einem Hund vergleichen? Er merkte, dass er mich gekränkt hat und redete weiter: „Ich meine natürlich keinen Hund. Ich meine nur, dass Hunde von dir abstammen. Also von den Wölfen und Hunde und Katzen sind doch Feinde oder?“ Er redete sich in Rage und ich konnte ihn nur anstarren. Ich lachte los. „Du bist echt ein kompletter Vollidiot.“ Ich konnte nicht mehr aufhören. Doch ich musste mich bremsen, sonst würde ich noch alle anderen im Haus aufwecken. „Ja normal sind wir Feinde, aber Leyla ist keine gewöhnliche Katze!“ Er sah mich verdutzt an und blickte dann ängstlich zu Leyla. Er flüsterte „Ist sie etwa auch ein Gestaltwandler wie du?“ Mir gefiel der Ausdruck Gestaltwandler. Klang nicht so bösartig wie Werwolf. „Nein, sie ist kein Gestaltwandler. Sie hat keinen Geruchssinn. Deshalb fürchtet sie sich nicht vor mir. Sie denkt ich sei ein ganz gewöhnlicher Mensch.“ Er sah mich mitleidig an. Sah er es mir etwa an, dass ich bedrückt war? „Alles ok mit dir? Wie waren deine Prüfungen?“ Ich wollte mich zusammenreißen, stark sein, aber je länger er mich ansah, desto schwächer wurde ich. Mein Herz machte einen Sprung: „Es war schrecklich“ meine Tränen waren nicht mehr aufzuhalten. Er kam auf mich zu und umarmte mich. So saßen wir im Traum oft zusammen, aber niemals habe ich geweint. In meinen Träumen wollte ich nicht traurig sein, aber hier im realen Leben, was konnte ich dagegen tun? „Willst du darüber reden?“ Ich liebte es, dass er mich fragte und es nicht einfach verlangte so wie alle anderen. Aber ich wollte mich ihm anvertrauen. Auch wenn er mich angelogen hatte, fühlte ich mich trotzdem von ihm verstanden und ich vertraute ihm. „Ich habe einen Hirsch getötet! Ich musste es tun. Es war so furchtbar.“ Er starrte mich an und brach in Gelächter aus. „Das ist alles?“ Alles? Das war ein unschuldiges Leben. Wie konnte er nur so herzlos sein? „Oh entschuldige, natürlich ein unschuldiges Tier zu töten ist ja der erste Schritt zum Serienmörder. Was hast du dir dabei gedacht Alexa?“ Ich stand auf und sah ihn fassungslos an. Er lachte mich aus und noch dazu auf sehr plumpe Art und Weise. „Wie kannst du sowas nur sagen? Das war ein Lebewesen. Ich habe die Angst in seinen Augen gesehen. Er war gelähmt vor Angst!“ Er grinste mich immer noch an. Was für ein Arsch! „Es war nur ein Hirsch! Die vermehren sich wie die Karnickel!“ Ich konnte ihn immer noch nicht verstehen! „Du weißt, das ist das gleiche was man

über die Wölfe sagte. Es  ist doch nur ein Wolf. Wenn mich da draußen jemand getötet hätte, dann wäre es nur ein Wolf weniger gewesen oder?“ Auf einmal wurde er ganz still. Was hatte ich nun wieder falsches gesagt? „Genau darüber wollte ich mit dir reden Lexa!“ Er kam wieder auf mich zu und redete mit mir wie mit einem kleinen Kind. „Es ist jemand hinter dir her! Ein mächtiger Mann“ Er kam immer näher, bis er vor mir stand und ich mir den Kopf verrenken musste um ihm in die Augen sehen zu können. „Woher weißt du das?“ Er sah traurig aus. „Weil er aus meinem Zirkel stammt!“ Zirkel? Ist er etwa…? „Bist du etwa eine Hexe?“ ich versuchte nicht wieder zu lachen! „Genauer genommen bin ich ein Magato.“ Als ich ihn verwirrt anstarrte ergänzte er: „Ja, das ist so eine Art Hexe. Nur brauchen wir keine Zaubersprüche aufsagen oder Tränke brauen. Wenn wir den Spruch einmal verwendet haben, können wir ihn immer wieder aufrufen, wenn wir nur daran denken. Ziemlich cool was?“ Er schien sehr stolz darauf zu sein. Ich lasse ihn mal in dem Glauben und kam zurück zum Thema. „Also dieser mächtige Mann. Was will er von mir? Was hat er gegen mich?“ „Im Grunde hat er nichts gegen dich. Sondern nur gegen deine Art. Er will deine Art auslöschen. Er hasst Werwölfe.“ Ich war fassungslos „Aber wir tun doch niemanden was?“ „Was ist mit dem Hirsch? Hast du das schon wieder vergessen?“ Ich könnte ihm dafür eine Ohrfeige geben. Er zog mich immer noch damit auf. „Ich meine Menschen. Wir verletzen keine Personen! Außerdem sind wir viele. Wie will ein Mann es mit uns allen aufnehmen. Oder habt ihr einen speziellen Spruch dafür?“ Ich bekam es mit der Angst zu tun. Was wenn er nur daran denken musste und alle Werwölfe würden sterben? „Dafür braucht er keinen Spruch! Er muss nur einen Wolf töten. Den Alpha!“ Mir blieb die Luft weg. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen. Plötzlich wurde mir schwarz vor Augen „Wenn er dich tötet, sterben alle Werwölfe aus deinem Rudel!“ Ich hatte Angst etwas zu sagen. Das ist nicht wahr. Das kann nicht wahr sein. Und wenn doch warum weiß ich nichts davon. Ich bin der Alpha. Wenn ich sterbe stirbt meine ganze Familie. Was ebenso bedeutet, ich bin das Ziel all unserer Feinde. Warum hat mir das niemand gesagt?
Ich ging aufs Bett zu und setzte mich ganz langsam hin. Ich hatte das Gefühl mein ganzer Körper wäre aus Blei. Henry setzte sich zu mir und versuchte mich zu beruhigen, doch das würde nicht so schnell passieren. Ich zitterte und mir war heiß zur selben Zeit. „Ich lass nicht zu, dass dir etwas passiert! Das verspreche ich“ Ich glaubte ihm. Ich wusste, er würde nichts dagegen tun können, wenn mich jemand tötete, aber in diesem Moment fühlte ich mich sicher. Er nahm mich wieder in den Arm und wir legten uns aufs Bett.

So lagen wir eine Weile da, bis er die stille brach: „Deine Katze ist unheimlich. Sie starrt mich die ganze Zeit an!“ Ich hatte vollkommen vergessen, dass sie da war. „Wie bist du überhaupt, auf die Idee gekommen, dir eine Katze zu besorgen?“ Ich lächelte matt. „Meine Mutter hat sie mir zu meinem 21. Geburtstag geschenkt. Sie sagte, sie hätte sie gesehen und gedacht ich würde sie anschauen.“ Er sah mich an: „Ja da hat sie recht. Ihr habt dieselben Augen.“ Er grinste mich an und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Nach einer Weile schlief ich ein, besorgt was morgen wohl noch kommen wird.

 

Als ich am Morgen aufwachte, war ich allein. Henry musste wohl mitten in der Nacht abgehauen sein. Ich war erleichtert, denn kurz darauf, stürzte Lucy in mein Zimmer und ich hatte echt keine Lust ihr den fremden Mann in meinem Bett zu erklären. „Luzifer, kannst du nicht anklopfen?“ Sie zog eine Grimasse: „Ich will wissen, wie es gestern war. Du hast schon geschlafen, als du nach Hause gekommen bist, da wollte ich dich nicht wecken.“ Ich erzählte ihr alles. Dass ich den Hirsch töten musste. Wie ich gegen Tristan und die anderen gekämpft hatte und sie alle fertig gemacht habe. Ok fertig gemacht, war ein wenig übertrieben. Aber ich habe gewonnen und das war das was zählte. Sie merkte, dass es mir schwerfiel über den Hirsch zu reden, da ich vorher noch nie etwas getötet hatte. Ich habe sogar bei Spinnen Mitleid. Aber als Alpha muss man zeigen, dass man sich auch mal die Finger schmutzig machte. Als sie fertig war mich mit Fragen zu bombardieren, ging ich unter die Dusche und zog mich an.
Nachdem ich mich wieder etwas munterer fühlte, ging ich das Büro meines Vater: „Wir müssen reden.“ Ich platze offensichtlich gerade in ein Gespräch mit ihm und Jaqueline, denn sie sah mich mit ihrem „Ich werde dich töten“-Blick an, was allerdings ihr normales Gesicht war, wenn ich einen Raum betrat. Ich ignorierte sie und wiederholte mich: „ Wir müssen reden. Sofort.“ Ich hoffte, dass sich mein Alpha-Dasein endlich mal auszahlen würde, und endlich jemand auf mich hört. Wie es scheint, war dies durchaus der Fall, denn Walter gab Jaqueline einen Kuss, was mich leicht würgen ließ, und schickte sie nach draußen. „Also Liebes, was ist so dringend, dass es keine 5 Minuten warten kann?“ Ich fiel gleich mit der Tür ins Haus: „Wenn ich sterbe, sterben dann alle Werwölfe in meinem Rudel auch?“ Als er seine Stimme wieder fand, war es fast nur ein Flüstern: „Wer hat es dir gesagt? War es Tristan. Es muss Tristan gewesen sein. Er erzählt dir ja immer alles. Verdammt. Ich wollte damit noch warten, bis du besser bist. Verdammt. Tristan“ Er redete hauptsächlich nur mit sich selbst, als wäre ich nicht im Raum. Ich wollte ihm sagen, dass es nicht Tristan war, aber wie sollte ich es ihm sonst erklären, woher ich es weiß? Mein Gewissen war stärker: „Es war nicht Tristan. Ich bin gestern aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen, also ging ich die Bibliothek und habe etwas gelesen und in einem Buch stand diese Legende. Ich habe ehrlich gehofft, dass es nicht wahr sei. Wieso habt ihr mir nie davon erzählt?“ Die Lüge sprudelte nur so aus mir heraus. Er schien aber damit zufrieden zu sein. „Ich weiß, wie viel Angst es dir macht, der Anführer zu sein, deshalb wollte ich warten, bis du dich etwas wohler damit fühlst und dich darauf vorbereiten.“ Ich versuchte meine Lüge aufrecht zu erhalten: „Und was ist, wenn in der Zwischenzeit jemand käme und mich tötet? Dann wäre die Vorbereitung für die Katze gewesen und wir wären alle tot!“ Ich erschreckte mich selbst vor meiner Gleichgültigkeit, die in diesem Satz mitschwang. Walter schien dies nicht zu bemerken. „Darum hab ich mich gekümmert. Du bist noch kein richtiger Alpha Schatz. Die Zeremonie war nur dafür da, dir den Titel zu geben, aber solange das Ritual noch nicht durchgeführt wurde, bist du nur theoretisch der Alpha!“ Ich war wütend. Nicht nur hat er mir diese große Sache verheimlicht. Er hat mich auch noch angelogen. Aber dies war nicht das Problem. „Aber, da ist immer noch die Tatsache, dass ich das Hauptziel werde, wenn das Ritual vollbracht ist.“ Diesmal grinste er mich an: „Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht! TRISTAN!“ Sein Grinsen machte mir Angst und als Tristan dann zur Tür reinkam wurde sein Lachen noch breiter. „Tristan du weißt worüber wir gesprochen haben? Ich denke es ist soweit.“ Tristan wurde kreidebleich. „Onkel, jetzt? Ist das nicht etwas zu unpersönlich. Ich würde mich wohler fühlen, wenn ich noch etwas…“ „Ach papperlapapp. Jetzt ist genauso gut, wie jeder andere Zeitpunkt.“ Er ging auf Tristan zu und gab ihm etwas in die Hand. Tristans Farbe kam immer noch nicht in sein Gesicht zurück. Das machte mich nervös. Wenn Tristan einmal Panik bekam, dann konnte dies nichts Gutes sein. „Na gut! Wenn du es so willst.“ Ich verstand die Welt nicht mehr, was zum Teufel war hier los? Tristan lächelte mich an. Wie ich dieses Lächeln liebte. Dann kniete er sich vor mich hin. Plötzlich war ich diejenige der alle Farbe aus dem Gesicht wich. Er machte doch nicht etwa…? „Alexa Ashmore. Ich kenne dich schon mein ganzes Leben lang. Wir sind durch dick und dünn miteinander gegangen und haben schon viel Blödsinn angestellt.“ Bei der Erinnerung musste er lächeln. Mir war nur zum kotzen zumute. „Ich möchte für immer mit dir verbunden sein und frage dich daher: Willst du meine Frau werden?“ Er sah so verletzlich aus, weshalb mir das nächste Wort besonders schwer fiel. „Nein“ Mehr brachte ich nicht heraus. Bevor mein Vater dazwischen funkte: „Du scherzt oder? Du wirst ihn heiraten! Tristan und du seid schon seit eurer Geburt füreinander bestimmt. Es war schon immer so geplant. Du wirst der Alpha und um dich zu schützen wird Tristan dein Mann.“ Ich versuchte keinen Schlaganfall zu bekommen. Was hatte er gerade gesagt? Ich muss ihn heiraten? Seit wann werden hier Ehen arrangiert? „Was meinst du um mich zu schützen? Und was soll das heißen, schon immer so geplant. Wer hat das geplant? Wieso weiß ich von all dem nichts?“ Ich war so wütend, dass meine Stimme immer lauter wurde und Lucian und Lucy ebenfalls ins Büro kamen.
„Was ist hier los und warum kniet Tristan am Boden?“ Als ihr plötzlich klar wurde, was hier los ist, füllten sich Lucys Augen mit Tränen. Um sie zu verstecken rannte sie aus dem Zimmer. Lucian ging ihr nach und wir waren wieder allein. „Also sagst du jetzt ja oder soll ich das für dich erledigen?“ Er ließ mich nicht mal nachdenken und zwang mich wirklich zu dieser Hochzeit. Tristan wirkte so bedrückt. Er hatte offensichtlich eine andere Antwort erwartet. „Tristan, es tut mir leid, wie ich reagiert habe. Ich war einfach nur geschockt. Natürlich werde ich deine Frau.“ Mein Lächeln war so gezwungen, dass er es vermutlich merkte. Aber er sagte nichts. Er lächelte nur matt und gab mir einen Kuss auf die Wange. Den Ring von meiner Mutter, den ihn mein Vater offenbar vorhin zugesteckt hatte, steckte er mir an den Finger und ich betrachtete ihn mit vollem Bedauern. Ich hatte gehofft, wenn ich diesen Ring tragen würde, wäre ich unsterblich verliebt und alles wäre perfekt. Doch ich wurde die ganze Zeit nur belogen, zu einer Heirat gezwungen und von einem fremden Feind bedroht. Ich hoffte nur, dass sich dies bald alles regeln wird. Zum Guten oder Schlechten ist mir noch nicht bewusst.

Kapitel 6 - Vorbereitungen

Lexa

 

Nachdem ich den ersten Schock überwunden habe, ging ich in den Trainingsraum. Ich musste mich abreagieren. Natürlich blieb ich nicht lange allein. Tristan kam etwa eine Stunde später herein und schaute mich traurig an. „Es tut mir leid. Ich wollte das alles anders angehen.“ Ich merkte wie zerknirscht er war. „Du hättest es mir sagen können. Alles. Wir haben uns immer die Wahrheit gesagt. Egal wie schrecklich sie war.“ Ich war außer Atem, weil ich die ganze Zeit auf den Boxsack eingeprügelt habe. Ich setzte mich auf den Boden und Tristan ebenfalls. „Ich wusste nicht, dass du von den Alpha-Regeln nichts weißt. Ich wollte dir alles andere sagen, aber dein Vater meinte, wir sollten noch warten, bis du soweit bist. Dass es so schnell geht, habe ich auch nicht erwartet“ Er wirkte immer noch etwas neben der Spur. „Tristan!“ Ich wartete bis er mich ansah. „Willst du das denn wirklich?“ Ich hoffte, dass er genauso schnell aus der Sache raus wollte wie ich, aber da hab ich mich wohl verschätzt. „Ja. Ich kenne dich schon mein ganzes Leben lang und wenn das der einzige Weg ist um dich zu schützen, dann soll es so sein.“ Es ging also nur um meinen Schutz. „Liebst du mich?“ Mein Körper spannte sich an, ich hoffte, dass er nicht merkte, wie ich die Luft angehalten habe. „Ja.“ Er machte eine lange Pause. „Aber ich liebe dich so, wie ich meine Schwester liebe. Jedenfalls wie ich sie lieben sollte, würde ich sie lieben.“ Er driftete wieder vom Thema ab. „Also warum machst du das dann? Wenn du mich nicht auf diese Art liebst?“ „Genau deswegen!“ Ich schaute ihn verstört an. „Weil du eigentlich deine Schwester heiraten willst?“ Er schnitt eine Grimasse. „Nein, Miss Neunmalklug. Weil ich dich so sehr liebe, will ich das du den besten Schutz hast und der bin nun mal ich.“ Er zeigte stolz seine Brust, was mich zum Lachen brachte. „Ja, aber in einer Ehe geht es um so viel mehr, als nur Schutz. Was ist mit Sex und Kindern und den ganzen anderen Verpflichtungen wie Treue zum Beispiel.“ Er guckte verwirrt. „Ja, aber das müssen wir doch nicht machen. Wir heiraten nur, damit du nicht mehr zum Ziel wirst. Den Rest können wir getrost weglassen. Ich meine, immerhin habe ich dich schon als Baby gesehen, ich könnte mir niemals vorstellen mit dir… „
„Ok, ok hör auf.“ Er brauchte nicht weiterzureden, ich wusste genau wie er sich fühlte. Allein Tristan zu küssen, würde bei mir schon einen Würgreflex auslösen. Immerhin war er wie mein Bruder. „Aber eine Ehe. Du weißt bei uns ist sie für immer. Wir können nicht einfach in ein paar Jahren sagen: Sorry, war nur ein Scherz.“ Ich versuchte witzig zu sein, aber meine Angst kam leider etwas durch. „Ich weiß, dass wir uns nicht scheiden lassen können, aber wir werden sowieso unser ganzes Leben lang verbunden sein, also warum dann nicht so. Sie es nicht als Ehe, sie es als Freundschaftszeremonie.“ Das klang durchaus besser, obwohl ich immer noch nicht ganz überzeugt war. „Ok und wann hast du vor, diese Freundschaftszeremonie durchzuführen?“ Ich wollte es so lange wie möglich hinauszögern, aber ich wusste auch dass ich solange in Gefahr war. „Bei dem Alpha-Ritual. Da sind schon alle versammelt und du bist keine einzige Minute in Gefahr.“

 

Ich trainierte noch etwa eine Stunde mit Tristan, danach lief ich den Wald um meinen Kopf freizubekommen. In meiner Wolfsgestalt, war ich schnell und niemand würde mich stören. Nur leider hab ich nicht mit Henry gerechnet, der mich vermutlich wieder beobachtet hat, denn er wartete bereits im Wald auf mich. Ich konnte ihn riechen. Sein süßer Duft mit der holzigen Note war unverkennbar. Ich spürte ihn auf und er erschrak leicht, als er mich als Wolf kommen sah. Er entspannte sich schnell, wie er merkte, dass nur ich es war. „Hey meine Schöne. Na wie war dein Tag?“ Ich wusste nicht ob er mich verstand, deshalb verwandelte ich mich zurück in einen Menschen. „Er war schrecklich, danke der Nachfrage. Wieso bist du heute einfach so abgehauen?“ Ich war immer noch etwas sauer auf ihn. „Ich wollte nicht, dass mich jemand bei dir sieht. Ich hätte mich verabschieden sollen, tut mir leid.“ Mein Ärger verflog sich. Er hatte den Hundeblick genauso gut drauf wie Lucy, wenn sie etwas wollte. „Erzähl mir alles. Was hat dein Vater gesagt? Wie werden sie dich beschützen? Können sie das überhaupt?“ Die Fragen sprudelten nur so aus ihm heraus. „Ok ganz langsam.“ Ich erzählte ihm alles. Über das Ritual, dass noch nicht ausgeführt wurde, über die Heirat, die eigentlich eine Freundschaftszeremonie ist. Dass sie mich belogen haben und ich mich einfach nur hintergangen fühlte. „Sekunde, wenn du noch kein Alpha bist, dann können wir das ganze ja stoppen. Du musst nicht Alpha sein. Lass das doch jemanden machen, der schon einen Mann gefunden hat, dann musst du nicht diesen Tristan heiraten.“ Ich schaute ihn fragend an. „Und natürlich wärst du viel sicherer.“ Ich konnte nicht glauben, dass er eifersüchtig auf Tristan war. Das fand ich irgendwie süß. „Es geht nicht darum, ob ich muss. Ich will, Henry. Meine Mutter war der Alpha. Nach allem was sie für mich getan hat, schulde ich ihr, alles zu tun, was mir möglich ist um sie stolz zu machen.“ Ich spürte wie meine Tränen versuchten, sich aus meinen Augen zu drängen, doch ich unterdrückte sie. Ich wollte nicht schon wieder vor Henry heulen. „Ich mache das für meine Familie. Sie verlassen sich auf mich. Und außerdem die Zeremonie ist schon beendet. Und am Wochenende findet das Ritual statt. Ich hab keine andere Wahl.“ Mein Kopf fand dass sich das gut anhörte, aber mein Herz setzte für einen kurzen Moment aus. Er kam langsam auf mich zu. „Man hat immer eine Wahl, Lexa.“ Ich schaute in seine leuchtenden grünen Augen und er nahm mein Gesicht in seine großen Hände. Unsere Lippen bewegten sich aufeinander zu. Das war das erste Mal, dass wir uns außerhalb unserer Traumwelt küssten. Meine Hände wurden schweißnass.
„Lexa!“ Shit. Lucian! Was zum Teufel machte er hier? Henry hatte sich schneller im Griff, gab mir einen schnellen kurzen Kuss und verschwand im Wald. Kurz darauf kam auch schon Lucian um die Ecke gebogen. Er sah mich verwirrt an. „Was ist? Ich brauchte frische Luft. Da drin wird’s mir langsam zu ungemütlich!“ Er schaute immer noch verwirrt. „War jemand bei dir?“ Verdammt hatte er ihn gesehen, oder uns vielleicht gehört? „Äh nein, ich war die ganze Zeit allein hier. Wie gesagt ich brauchte Ruhe!“ Er wirkte immer noch etwas daneben, aber er zuckte mit den Schultern. „Ja Süße. Darüber wollte ich mit dir reden. Es tut mir so leid, dass du das alles durchmachen musst. Deine Mutter hatte bei dem Ganzen ziemliches Glück, da sie deinen Vater ziemlich schnell lieben lernte. Wusstest du, dass die beiden auch gemeinsam aufgewachsen sind, so wie du und Tristan? Vielleicht wird das bei euch auch so ablaufen?“ Ich versuchte nicht laut los zu lachen. „Tristan und ich? Verliebt? Niemals. Ich würde mich noch eher in dich verlieben.“ Als ich begriff, was ich da gerade sagte, wurde ich rot. „Nicht das ich mich dich verlieben würde.“ Er hob eine Hand. „Keine Sorge, Kleine. Ich kann dich verstehen. Wer könnte dem hier schon wiederstehen?“ Er fuhr sich mit der Hand am Körper entlang. Jetzt musste ich wirklich lachen. Es tat gut. Dafür liebte ich Lucian. Er wusste immer wie er mich aufheitern kann. „Tristan hat mir erzählt, dass er das Ganze als Freundschaftszeremonie halten will. Ihr wisst, dass das nicht sehr einfach wird? Die Leute erwarten Kinder von euch. Schließlich muss der Alpha-Sitz weitergegeben werden. Und was willst du machen, wenn du dich wirklich einmal verliebst? Ihm dann deinen Ehemann als deinen besten Freund vorstellen?“ Ich dachte nach. „Wenn dieser zukünftige wirklich der Richtige ist, dann wird er es verstehen!“ Ich dachte an Henry. Würde er es verstehen? Immerhin war er vorhin ziemlich eifersüchtig! „Jedenfalls solltest du mit Lucy reden!“ Oh Gott. Ich hab sie vollkommen vergessen. Sie muss am Boden zerstört sein. Lucy war in Tristan schon als kleines Kind verknallt. Wie hat sie wohl reagiert? „Wie geht’s ihr? Hast du sie beruhigen können?“ Er stieg von einem Fuß auf den anderen. „Naja, ich bin in Liebesangelegenheiten nicht besonders gut. Ich denke sie braucht dich, Lexa.“ „Aber ich bin doch der Grund, warum sie so verletzt wird, wie kann ich ihr da helfen?“ Er sah mich mitfühlend an. „Du bist ihre große Schwester. Das Beste an mütterlicher Fürsorge was sie bekommen kann. Geh zu ihr.“

 

Ich rannte nach Hause und sofort in Lucys Zimmer. Es war dunkel und sie lag auf dem Bett. „Luzifer?“ Ich versuchte fröhlich zu klingen. Was mir aber nicht gelang. Sie schaute nicht auf. „Hey Süße. Darf ich reinkommen?“ Sie sprach ins Kissen, deshalb musste ich genau hinhören. „Du tust doch sowieso das was du willst oder?“ Das tat weh. Ich konnte doch nichts dafür. „Es tut mir so schrecklich leid. Ich wollte das alles nicht. Wenn ich gewusst hätte, was Vater vorhat oder Tristan, dann hätte ich etwas dagegen unternommen. Aber es ging alles so schnell.“ Sie sah mich mit tränenunterlaufenden Augen an. „Aber du kannst das doch noch ändern oder? Ich meine ihr seid noch nicht verheiratet, du kannst immer noch nein sagen.“ Mein Herz brach entzwei. Ich möchte ihr so gern geben, was sie will, aber in unserer Familie war dies noch nie wirklich einfach gewesen. „Nein, Ich kann nicht nein sagen. Es ist so, wenn ich niemanden finde, den ich heiraten kann, wäre ich in zu großer Gefahr. Wenn ich sterben würde, würdet ihr alle mit mir sterben. Ohne Ausnahmen. Das gesamte Rudel – Tot!“ Sie hörte nicht auf zu weinen. Oh meine süße Schwester. Ich wünschte ich könnte dir den Kummer nehmen. „Aber warum Tristan, kannst du nicht einfach irgendeinen heiraten? Warum genau ihn?“ Ich machte eine kurze Pause. „Er ist der einzige dem ich genug vertraue. Wenn mich jemand beschützen kann, dann er, das weißt du so gut wie jeder andere.“ „Aber du liebst ihn nicht. Jedenfalls nicht so wie ich ihn liebe.“ Sie schrie mich förmlich an. Ich wünschte ich könnte ihr sagen, dass Tristan sie niemals so lieben wird, da er sie immer, genauso wie mich, als Schwester empfand, doch dies würde ihr das Herz brechen. Deshalb entschied ich mich für die ebenfalls grausame aber etwas weniger schmerzliche Variante. „Du bist 16 Jahre alt. Du weißt noch nicht sehr viel über die Liebe.“ Sie starrte mich hasserfüllt an. „Und du weißt noch weniger darüber. Du warst noch nie verliebt und wahrscheinlich wird sich das auch nie ändern, dafür ist dein Herz viel zu kalt. Und jetzt raus hier. Verschwinde aus meinem Zimmer!“ Ich war so geschockt, dass ich tat was sie verlangte. Ich verließ ihr Zimmer und mein ganzer Körper erfror, als ich die Tür schloss. Wie konnte sie so etwas sagen? Ich dachte, ich würde ihr helfen und nun, hab ich alles schlimmer gemacht. Ein toller Mutterersatz war ich. Ich ging in mein Zimmer und setzte mich zum Fenster. Was war nur passiert? Gestern war noch alles in Ordnung. Ich war der Alpha, hatte einen heimlichen neuen Freund. Meine Schwester und mein Beschützer liebten mich und jetzt ist alles zunichte. Mein Leben wurde durch diese Alpha-Geschichte komplett auf den Kopf gestellt. Aber da musste ich durch. Was blieb mir anderes übrig? Alle verlassen sich auf mich.
Am Samstag finden die Rituale statt, also hatte ich drei Tage Zeit um alles wieder hinzubiegen. Einfach toll.

 

 

Am Mittwoch fuhr ich mit meiner Tante und meinen zwei Cousinen Paige und Peyton nach London. Ich brauchte ein Brautkleid. Ich hasste es, dass Lucy nicht mitfuhr. Die Zwillinge waren extrem nervig und ziemlich laut. Als wollten sie alles übertönen, was ihnen nicht passte. Ihre Mutter Elisabeth war dagegen ganz anders. Sie ähnelte meiner Mutter. Ruhig, gelassen und immer für einen da. So wie heute. Ich dankte ihr immer wieder, dass sie mitkam. Wir gingen in mindestens 20 verschiedene Geschäfte, aber die Zwillinge, hatten an jedem Kleid etwas auszusetzen. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich in 3 Tagen verheiratet sein soll. Als wir aus dem gefühlten 100ten Geschäft kamen, entdeckte ich Henry auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er sah mich nicht. Ich fragte mich, was er wohl in der Stadt machte. Ich musste ihn bei unserem nächsten Treffen nach seiner Telefonnummer fragen, damit ich nicht immer darauf warten muss, dass er mal vorbeischneit. Er ging in ein kleines Lokal und wirkte extrem geheimnisvoll. Bevor ich allerdings sehen konnte, mit wem er sich traf, schleifte mich Peyton schon ins nächste Geschäft. Ich fühlte mich immer unwohler. Ich schaute mich in dem Laden um und war total fehl am Platz. Ich hasste shoppen. Jedes Mal wenn ich in die Umkleidekabine ging, kam ich mir vor, wie vor einer Prüfung. Dank meiner breiten Hüften und meinen großen Brüsten, war es immer ein Drahtseilakt ob ich in das Kleid passte. Ich war schon fast am verzweifeln, als mir Elizabeth ein Kleid hinhielt, dass mich sprachlos werden ließ. Es war atemberaubend und passte perfekt zu mir. Schlicht, bodenlang und es schimmerte leicht golden. Das Dekolleté war nur mit feiner Spitze verziert, was es noch eleganter wirken ließ. Die Spitze ließ sich leicht dehnen, weshalb meine Brüste kein Problem waren und der Stoff floss sanft an den Beinen hinunter, was meine Hüften kaschierte. Es war einfach wie für mich geschaffen. Als ich mich im Spiegel betrachtete, fing ich an zu strahlen. Mein Strahlen verschwand als ich Henry vor dem Schaufenster sah und er mich anstarrte, als würde er gleich das Glas zersprengen. Ich fühlte mich furchtbar. Meine Entscheidungen brachen jedem das Herz. Er ging weiter bevor ich zu ihm gehen konnte und ich wünschte mir so sehr, dass er mich verstehen würde. Nachdem wir passende Schuhe fanden, fuhren wir wieder nach Hause. Ich umarmte meine Tante und meine Cousinen und bedankte mich für die große Hilfe. Elizabeth merkte, dass etwas nicht in Ordnung war, aber sie ging nicht näher darauf ein, da ihre Töchter schon dazu drängten, nach Hause zu fahren. Sie hatten selbst ungefähr 15 verschieden Kleider gekauft und mussten diese nun unbedingt ihrem Vater vorführen. „Du weißt ja wie sie sind.“ Sagte sie zum Abschied. Auch wenn sie eine tolle Mutter war, verwöhnten sie und ihr Mann Matthew die beiden zu sehr. Aber den Kommentar verkniff ich mir. Ich wollte nur mehr allein sein.

 

Ich hoffte so sehr, dass Henry mich an dem Abend besuchen würde, dass ich die ganze Nacht kein Auge zumachte. Er kam nicht und auch am nächsten Abend wartete ich vergebens. Freitagabend kam mein Vater noch in mein Zimmer bevor er schlafen ging.
„Schläfst du schon?“ Er steckte den Kopf durch den Türspalt. „Nein. Komm ruhig rein.“ Er wirkte nervös. „Und bist du schon aufgeregt wegen morgen?“ Vermutlich nicht so aufgeregt wie du gerade. Ich musste mir ein Lächeln verkneifen. „Ja schon etwas. Man wird nur einmal Alpha oder?“ Nun ja im Grunde genommen, werde ich morgen schon zum zweiten Mal zum Alpha gekrönt. Er dachte wohl an dasselbe, denn seine Miene war schuldbewusst. „Es tut mir so leid, dass du das alles durchmachen musst, aber glaub mir eins, du wirst hervorragend sein. Die Prüfungen hast du mit Bravur abgeschlossen und deshalb bin ich überzeugt davon, dass du morgen alles toll machst. Das Ritual und die Hochzeit.“ Nun ja mit Bravur war etwas übertrieben, da ich Tristan und die anderen nur knapp geschlagen habe und wenn ich an den Hirsch dachte, wurde mir immer noch ganz schlecht. Aber ich hatte die Prüfungen bestanden und deshalb hatte ich das Zeug dazu ein Alpha zu werden. „Danke Dad.“ Er lächelte mich an und mir wurde ganz warm ums Herz. Ich musste es einfach tun, allein ihm zuliebe. Er hat schon so viel verloren. „Ich hab dich so lieb!“ Ich umarmte ihn und er wirkte überrascht. Aber er umarmte mich auch. „Ich hab dich auch lieb, mein Schatz.“ Er stand auf und ging zur Tür. „Schlaf gut und träum was Schönes! Gute Nacht!“ „Gute Nacht.“ Ich war so müde, da ich die letzen beiden Nächte kein Auge zugemacht hatte, deswegen schlief ich ziemlich schnell ein. Endlich sah ich ihn wieder, denn ich hatte einen Traum mit ihm.

Kapitel 7 - Spione überall

Henry

 

Verdammt. Ich hatte ihr die Wahrheit gesagt. Ich hoffe sie versteht es. Ich hoffe, sie hasst mich jetzt nicht. Nachdem ich von dem Grundstück verschwand, versuchte ich meine Nerven zu beruhigen. Ich musste sie nochmal aufsuchen, diesmal als Henry und nicht ihr Traumprinz. Ich musste mit ihr persönlich reden. Nur wie. Ich kann nicht einfach zu ihrem Haus gehen und anklopfe. Das einzige war mir einfiel war vor dem Haus zu warten, bis sie es mal verließ. Nur leider habe ich sie die ganzen zwei Wochen nicht das Haus verlassen sehen. Doch ich verlor nicht die Hoffnung. Nachdem ich mich zuhause umzog, fuhr ich wieder zurück. Gut, dass zuhause noch alle schliefen. Eine Konfrontation konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Ich fand einen schönen Platz auf der gegenüberliegenden Straßenseite und wartete.

Nach ungefähr einer halben Stunde, wünschte ich mir ich hätte mir ein Buch mitgenommen. Ich vertrieb mir meine Zeit, mit ein paar Zauberübungen und hoffte, dass mich niemand sah. Ich hatte keine Ahnung wie lange ich auf meinem Bike saß, als ich einen Schatten hinter dem Haus sah. Ein weißer Wolf mit grauem Rücken, lief Richtung Wald. Lexa. Das war meine Chance. Ich fuhr zum Wald und stellte mein Motorrad ab. Ich schickte einen Suchzauber los, damit ich nicht den ganzen Tag in dem Riesenwald verbrachte. Ich fand sie auf einer kleinen Lichtung. Sie kniete vor einem Stein. Ich ging langsam auf sie zu. „Henry?“ Sie wirkte leicht verstört. „Hi Lexa!“ Ich versuchte zu lächeln, als ich sah, dass ihre Augen glitzerten. „Alles ok? Wieso hast du geweint?“ Sie wischte sich über die Augen um die Tränen zu verstecken. „Ach es ist nichts. Was machst du hier?“  Sie starrte mich etwas wütend an. Mist, ich hoffte, dass sie mich nicht hassen würde. „Ich hab gesehen, wie du in den Wald gerannt bist. Ich muss mit dir reden.“ Ihre Wolfsgestalt werde ich nie vergessen. Ich kann mich noch gut an das erste Mal erinnern als sie sich vor mir im Traum verwandelte.

Sie starrte mich eine Weile an, bis sich ihr gesamter Körper in weißes Licht verwandelte und sich dann verformt. Als das Licht weg war, stand ein wunderschöner weißer Wolf vor mir. Ich hatte keine Angst vor ihr, es war nur so außergewöhnlich, dass ich zuerst zurückschreckte. Sie heulte leise auf, aber nur weil sie glaubte, ich fürchte mich vor ihr. Als ich ihr dann langsam den Kopf kraulte, fühlte es sich wie das normalste auf der Welt an. Sie schmiegte sich an meine Hand und sie gab ein entspanntes Geräusch von sich. Nachdem sie sich wieder auf die gleiche Weise zurückverwandelt und Lexa wieder in ihrer menschlichen Form vor mir stand, sah ich ihr tief in die Augen. Wie konnte etwas so wunderschönes, nur gleichzeitig, so gefährlich sein. Natürlich würde Lexa oder ihre Familie niemanden etwas tun, aber dennoch sollte man Respekt haben. Als sie mich mit ihren fast schwarzen Augen ängstlich ansah, nahm ich ihr Gesicht in meine Hände, und ich näherte mich ihr. Als unsere Lippen aufeinander trafen, fühlte es sich an, als wäre ich mein ganzes Leben unter Wasser gewesen und würde jetzt endlich aufatmen können. Mein Kopf drehte sich und trotzdem konnte ich nicht genug von ihr bekommen. Ihr entkam ein kleiner Seufzer und ich hoffte, dass es ihr genauso ging. Als wir uns trennten und wir uns die in Augen sahen, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Diese Frau wird mich für den Rest meines Lebens verfolgen.

„Muss das jetzt sein? Ich muss wieder zum Haus zurück. Wir fahren bald los.“ Ihr Blick wurde etwas sanfter. Oh, verdammt ich hatte ihre Prüfungen ganz vergessen. „Ach ja, deine Prüfungen beginnen heute, stimmt.“ Das würde mein Problem etwas hinauszögern. „Dann bist du heute nicht in der Stadt oder?“ Hector konnte sie nicht töten, wenn er sie nicht finden würde. „Nein, bin ich nicht, den ganzen Tag nicht, aber ich habe jetzt echt keine Zeit für dich.“ Ihre Augen wirkten wieder etwas dunkler, als sie mich anfunkelte. „Können wir das Gespräch verschieben und vertrau mir, wir werden dieses Gespräch auf jeden Fall haben.“ Mittlerweile klang sie extrem angepisst. Verdammt, was habe ich nur getan. „Ok“ war alles was ich aus meinem trockenen Mund bekam. Bevor sie mich nochmal mit ihrem Blick durchbohrte, machte ich mich unsichtbar, und rannte aus dem Wald.

Als ich zuhause ankam, lief mir meine aufgebrachte Schwester entgegen. „Sie wissen es, sie wissen von Lexa.“ Ich blieb stehen und sah ihr tief in die Augen. Meine Stimme brach. „Was meinst du damit? Wie? Woher sollten sie es wissen?“ Gott, Krümel, ich hoffe du hast dich nicht verplappert. „Ich weiß es nicht, aber sie haben vorhin über ein Mädchen geredet und dass sie etwas tun müssen um uns zu beschützen. Aber ich weiß nicht was.“ Ich hatte nicht bemerkt, dass ich die ganze Zeit die Luft anhielt und blies sie nun aus. „Raina. Sie müssen nicht Lexa gemeint haben. Hast du sonst noch etwas gehört. Wissen sie schon von den Ashmores?“ Sie starrte mich immer noch ängstlich an. „Nein, tut mir leid. Als ich sah, dass du kommst, bin ich gleich nach draußen gelaufen und hab den Rest nicht mitbekommen.“ Ich musste ihr wohl einmal beibringen, was es bedeutet Leute zu belauschen und nicht vor dem Ende des Gesprächs einfach wegzulaufen. „Ach Krümel. Wir schaffen das. Solange wir nichts sagen, können sie es gar nicht herausfinden. Wir müssen nur herausfinden, was sie planen“ Sie nickte, aber wirkte noch etwas ängstlich. Ich ging mit ihr ins Haus und lief prompt Julian über den Weg. „Na Bruderherz, wieder mal die ganze Nacht unterwegs gewesen.“ Er wirkte angespannte als sonst, was mich neugierig machte. „Tja nicht jeder braucht seinen Schönheitsschlaf so wie du. Ich bin eine natürlich Schönheit und bei mir reicht es, wenn ich 2 bis 3 Stunden Schlaf pro Tag bekomme.“ Raina kicherte neben mir und Julian schnaubte und ging an mir vorbei, allerdings nicht ohne mich mit der Schulter anzurempeln. Ich bemerkte es kaum und ging schon auf das Arbeitszimmer meines Vaters zu. „Du kannst da doch nicht einfach reinplatzen.“ Raina hatte echt zu viel Respekt vor Hector. Er war nur ein aufgeblasenes Arschloch und sonst nichts. „Na dann pass auf.“ Ich drückte die Tür auf und sah wie Hector wieder in dem Stuhl meines Vaters thronte. Was bildet sich der Typ eigentlich ein? Mein Vater saß auf dem Sofa und wirkte merkwürdig klein, neben Hectors Leibwächter. „Henry. Wie immer eine Freude dich zu sehen, Junge.“ Wie immer würde ich ihm am liebsten ins Gesicht schlagen. „Allerdings ist dies eine interne Unterhaltung und ich würde es begrüßen, wenn du uns wieder allein lassen würdest.“ Und ich würde es begrüßen, wenn du einfach deine verdammte Klappe hältst und deinen Kopf gegen die Wand schlägst. „Natürlich würdest du das. Aber du musst auch verstehen, dass dies hier meine Familie ist um die es geht und ich deshalb mitreden möchte, wenn es dir nichts ausmacht.“ Mein Vater war geschockt. „Henry!“ Aber Hector schnitt ihm das Wort ab. „Ist schon gut, Richard. Er hat das Recht seine Meinung zu sagen.“ Er kam auf mich zu. „Henry, wie du weißt, bin ich das Oberhaupt unseres Zirkels und wenn du mir Schwierigkeiten bereitest oder ich nur das geringste Gefühl eines Regelverstoßes sehe, wirst du zur Rechenschaft gezogen. Ist das klar?“ Er kam mir nah. Zu nah. Ich konnte sein mieses Aftershave und seinen Zwiebelmundgeruch riechen. Ich musste mich zusammenreisen,  um mich nicht zu übergeben. Aber ich sah ihm in die Augen und blieb standhaft. So leicht würde ich mich nicht einschüchtern lassen. „Das ist mir bewusst, danke. Ich habe keine bösen Absichten. Ich will nur nicht, dass meiner Familie etwas passiert.“ Er grinste mich an. Gott jetzt musste ich wirklich kotzen. „Natürlich. Das will ich auch nicht. Deshalb geschieht das ganze hier.“ Ich war mir nicht sicher, ob er wirklich um die Sicherheit meiner Familie besorgt ist. „Was genau geschieht denn hier? Ich weiß bis jetzt nur, dass wir den Alpha finden müssen. Habt ihr denn schon wen in Verdacht?“ Mein Magen verkrampfte sich. Ich hoffte so sehr, dass sie noch nichts von Lexa wissen. „Nun ja, wir wissen von der Familie. Die Ashmores.“ Mein Herz setze einen Schlag aus. Nein. Das darf nicht sein. Sie können das nicht wissen. Woher wissen sie das? Ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen. „Ashmore hm? Wie habt ihr das herausgefunden?“ Ich verschränkte meine Hände hinter meinem Rücken um zu verstecken, dass sie zitterten. „Wir haben unsere Quellen. Nur das Problem ist, dass wir niemals an den Alpha herankommen. Sie wird einfach zu sehr beschützt. Wir müssen sie aus der Reserve locken. Allerdings wissen wir noch nicht sehr viel mehr von Ihr. Nur ihren Namen. Lexa“ Meine Hände hörten auf zu zittern, stattdessen versuchte ich nicht laut loszuschreien. Das konnte nicht sein, woher sollten sie ihren Namen kennen. Niemand außerhalb ihrer Familie weiß, dass sie der Alpha ist. Nun ja außer mir und Raina. Aber sie würde es niemals sagen, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Ich versuchte mich zu beruhigen. „Und wie wollt ihr sie aus der Reserve locken?“ Ich versuchte so viel wie möglich zu erfahren, um Lexa zu beschützen. Eher würde ich Hector und seine Leibwächter bei lebendigem Leibe verbrennen, also zuzulassen, dass sie Lexa nur ein Haar krümmten. „Das wissen wir noch nicht. Aber sei dir sicher, du bist einer der ersten, der es erfahren wird.“ Er sah mich wieder mit diesem Blick an, den ich ihm am liebsten vom Gesicht wischen würde. Meine Hassgefühle gegen Hector, stiegen langsam ins unermessliche.

Den restlichen Tag verbrachte ich mit Training. Julian wirkte immer noch ziemlich erschöpft, was mich nur noch mehr anspornte ihn zu nerven. Jedes Mal wenn er mich verfehlte kam mir eine Bemerkung über die Lippen. Ich konnte nichts dagegen tun. Als er den vierten Fehlversuch hinlegte, wurde es selbst mir zu viel. „Also ehrlich jetzt. Wo sind deine Gedanken. Hat dich dein Lover entweder versetzt?“ Plötzlich raste er auf mich zu und schleuderte mich gegen die Wand. Er hielt mich fest und sah mich lächelnd an. „Könntest du deine Sprüche mal lassen? Dann könnten wir endlich mal richtig trainieren!“ Ich lächelte zurück. „Wenn du nicht so ein Jammerlappen wärst, würden wir schon lange richtig trainieren.“
„Jungs!“ Unsere Mutter kam herein, mit Wasserflaschen und Handtüchern. „Wenn ihr euch nicht so viel streiten würdet, müssten wir den Trainingsraum nicht jede Woche umbauen.“ Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und Julian grinste sie an. „Aber dann wäre das ganze ja viel zu langweilig, nicht wahr kleiner Bruder.“ Ich wuschelte ihm durch die Haare, doch er schlug meine Hand weg. „Du bist gerade mal 15 Minuten älter als ich.“ Ich ging an unsere Mutter vorbei, nahm mir ein Handtuch und ging unter die Dusche und schrie ihm über die Schulter zu: „Und vergiss das ja nicht.“

Ich musste wieder zu Lexa, deshalb schlich ich mich mal wieder aus dem Haus und fuhr zu ihrem Grundstück. Ich wusste mittlerweile welches Zimmer ihr gehörte und stand darunter. Der einzige Weg hinauf, ist über die Efeuranke. Das war beim letzen Mal schon ziemlich schwierig. Nun ja was tut man nicht alles für die Liebe. Ich klettere hinauf, wie Romeo zu seiner Julia und blickte durchs Fenster. Sie sah mich an und schrak zurück. Nachdem sie mich erkannte, öffnete sie das Fenster und ließ mich rein. Ich war komplett außer Atem. „Hi“ mehr brachte ich nicht heraus. „Was zum Teufel machst du hier? Es ist mitten in der Nacht“ Und ich dachte ernsthaft sie wäre froh mich zu sehen. Jeder kann sich mal irren. „Ich sagte doch wir müssen reden. Plötzlich fauchte mich etwas Wollknäuel-mäßiges auf dem Bett an. Ist das etwa? „Du hast eine Katze? Wie geht denn das? Du bist doch im Grunde genommen ein Hund.“ Ich bereute sofort, dass ich das gesagt hatte. Ich habe sie eben beleidigt. Richte das wieder her Henry. „Ich meine natürlich kein Hund. Ich meine nur, dass Hunde von dir abstammen. Also von den Wölfen und Hunde und Katzen sind doch Feinde oder?“ Was zum Teufel redete ich da bloß? Ich muss mich stoppen, bevor sie mich aus dem offenen Fenster schmiss. Doch offenbar wirkte sie nicht sauer. Sie brach sogar in Gelächter aus. Was war jetzt schon wieder. „Du bist echt ein kompletter Vollidiot.“ Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, sprach sie weiter: „Ja normal sind wir Feinde, aber Leyla ist keine gewöhnliche Katze!“ Oh nein, habe ich jetzt etwa ihre Verwandte beleidigt. Konnte die Katze uns verstehen? Plötzlich hatte ich Respekt von dem Kratzbürstigen Biest. „Ist sie etwa auch ein Gestaltwandler?“ Ich traute mich nicht mehr als ein Flüstern vorzubringen, doch sie lachte wieder los. „Nein, sie ist kein Gestaltwandler. Sie hat keinen Geruchssinn. Deshalb fürchtet sie sich nicht vor mir. Sie denkt ich sei ein ganz gewöhnlicher Mensch.“ Das beruhigte mich. Ich sah Lexa an, allerdings wich sie meinem Blick aus. Die Prüfungen waren wohl nicht so einfach. „Alles ok mit dir? Wie waren deine Prüfungen?“ Sie kämpfte mit sich. Man sah ihr an, dass sie nicht wusste ob sie mir davon erzählen sollte. „Es war schrecklich.“ Sie fing an zu weinen. Ich wollte sie nicht traurig sehen, also ging ich zu ihr und nahm sie in den Arm. Wir setzen uns aufs Bett und sie weinte sich an meiner Schulter aus. „Willst du darüber reden?“ Ich wusste nicht, was man in solchen Situation tut, aber Reden hat bis jetzt immer geholfen. „Ich habe einen Hirsch getötet. Ich musste es tun. Es war so furchtbar.“ Ich brauchte eine Sekunde um zu kapieren, was sie da eben gesagt hat. Einen Hirsch? „Das ist alles?“ Ich wusste nicht was ich erwartet hatte, aber das war nun wirklich etwas zu übertrieben. Doch anscheinend war sie anderer Meinung. „Oh entschuldige, natürlich ein unschuldiges Tier zu töten, ist ja der erste Schritt ein Serienmörder zu werden. Was hast du dir dabei gedacht, Alexia?“ Ich konnte mir meinen Sarkasmus nicht verkneifen. Es klang einfach zu lächerlich, sich wegen einem Hirsch so fertig zu machen. Sie sprang auf und funkelte mich an. „Wie kannst du sowas nur sagen? Das war ein Lebewesen. Ich habe die Angst in seinen Augen gesehen. Es war gelähmt vor Angst!“ Mein Grinsen verschwand einfach nicht, auch wenn ich es versuchte. „Es war nur ein Hirsch! Die vermehren sich wie die Karnickel!“ Ihre Schultern sanken nach unten. „Du weißt, das ist das gleiche was man über Wölfe sagte. Es ist doch nur ein Wolf. Wenn mich da draußen jemand getötet hätte, dann wäre es nur ein Wolf weniger gewesen oder?“ Plötzlich wurde mir ganz schlecht. Sie hätte da draußen getötet werden können. Ich musste es ihr erzählen. „Genau darüber wollte ich mit dir reden Lexa!“ Ich ging auf sie zu und versuchte so einfühlsam wie möglich zu sein. „Es ist jemand hinter dir her. Ein mächtiger Mann.“ Ich wüsste nicht wie ich Hector sonst beschreiben sollte. Vielleicht als gleichgültiges Arschloch, dass dringend mal 'ne Tracht Prügel verdient. Aber das war fehl am Platz. Sie sah nicht ängstlich aus, sondern nur verwirrt. „Woher weißt du das?“  Jetzt konnte ich ihr auch die gesamte Wahrheit erzählen. „Weil er aus meinem Zirkel stammt!“ Nun wirkte sie schon etwas ängstlicher! „Bist du etwa eine Hexe?“ War ja klar. Die Leute hören Zirkel und denken sofort an die hakennasigen alten Schrullen mit den spitzen schwarzen Hüten. „Genauer genommen bin ich ein Magato.“ Nun hatte ich sie vollkommen verwirrt. „Ja, das ist so eine Art Hexe. Nur brauchen wir keine Zaubersprüche aufsagen oder Tränke brauen. Wenn wir den Spruch einmal verwendet haben, können wir ihn immer wieder aufrufen, wenn wir nur daran denken. Ziemlich cool was?“ Also als mir das Vater erzählte, fand ich das cool. Allerdings war ich da gerade mal 12 Jahre alt. Um die Zeit entwickelten alle Magatos ihre Kräfte. Sie ließ sich nicht davon beirren. „Also dieser mächtige Mann. Was will er von mir? Was hat er gegen mich?“ Sie verstand nicht wirklich worauf ich hinauswollte. „Im Grunde hat er nichts gegen dich. Sondern nur gegen deine Art. Er will deine Art auslöschen. Er hasst Werwölfe.“ Na das war ja ein echter Pluspunkt für meine Leute. Toll gemacht, Henry. „Aber wir tun doch niemanden was.“ Sie schaute zu mir auf und ich konnte mir die nächste Bemerkung nicht verkneifen. „Was ist mit dem armen Hirsch? Hast du den schon wieder vergessen?“ Ich sah, dass ich mit der Bemerkung vielleicht etwas weit gegangen war. „Ich meine Menschen. Wir verletzen keine Personen! Außerdem sind wir viele. Wie will ein Mann es mit uns allen aufnehmen. Oder habt ihr einen speziellen Spruch dafür?“ Wusste sie etwa nicht, dass sie mit allen Ihren Wölfen verbunden ist. „Dafür braucht er keinen Spruch. Er muss nur einen Werwolf töten. Den Alpha!“ Allein bei dem Gedanken könnte ich die Wände hochgehen. „Wenn er dich tötet, sterben alle Werwölfe aus deinem Rudel!“ Ich wusste nicht was ich noch sagen sollte und wartete bis sie alles realisiert hatte. Sie ging langsam zum Bett und setzte sich. Sie starrte zu Boden. Wieso hatten sie ihr nicht gesagt, dass sie so zur Zielscheibe wurde. Wer würde einem so unschuldigen Geschöpf so etwas Wichtiges vorenthalten. Sie zitterte und ich versuchte sie zu wärmen. „Ich lass nicht zu, dass dir etwas passiert. Das verspreche ich!“ Und das war mein voller Ernst. Wir legten uns aufs Bett und ich versuchte zu schlafen. Der Tag war ziemlich lang. Doch ich wollte nicht, dass sie mit dieser Angst einschlief, also versuchte ich sie aufzuheitern. Da mich die Katze während der ganzen Zeit nicht aus den Augen ließ, fragte ich sie nach der Geschichte von ihr.
Nachdem die Katze endlich die Augen schloss, die Lexas so sehr ähnelten, gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn und schlief langsam ein.

Als die Sonne aufging, schlich ich mich aus Lexas Zimmer. Ich hasste es jedes Mal mich von ihr zu trennen, da sie so wunderschön war, wenn sie schlief. Ich klettere wieder aus dem Fenster, nach unten war es einfach als nach oben.
Zuhause angekommen, versuchte ich mich heimlich in mein Zimmer zu schleichen, was natürlich nicht funktionierte. Einer von Hectors Wachhunden kam gerade auf mich zu und wollte, dass ich mit ihm komme. „Also mein Großer, du bist nicht wirklich mein Typ, aber wenn du dir die Haare wachsen lässt und etwas weniger Anabolika nimmst, könnte da durchaus was laufen.“ Er packte mich am Arm und zerrte mich mit grimmiger Miene mit. „Bist wohl keiner von der sanften Sorte hm? Na dann überleg ich‘s mir vielleicht nochmal. Ich steh ja auf die harte Tour.“ Er schleifte mich in den Garten, den meine Mutter täglich pflegte. Er war nicht besonders groß, allerdings hatte er einen Pool und rundherum hat meine Mutter die allerschönsten Blumen angepflanzt. Ein kleiner Steg führte vom Haus bis zu einem Pavillon, der mit Lichtern behängt war um am Abend zu leuchten. Hector stand vorm Pool. Wie gern würde ich ihn einfach hineinstoßen. Aber dann wäre er nur nass und extrem angepisst, also lasse ich es lieber. „Henry, schön das du da bist.“ Mit einem Seitenhieb auf seinen Bodyguard, dessen Namen ich noch immer nicht wusste. „Ich hatte dank deinem Gigantor hier nicht wirklich eine Wahl.“ Hector wirkte amüsiert. Wieso musste ich auch so eine Wirkung auf Menschen haben? „Danke Markus. Lass uns bitte allein.“ Markus? Was für ein dämlicher Name für einen Beschützer. „Offensichtlich willst du mit mir reden. Was gibt’s?“ Ich versuchte so viel Abscheu wie möglich in meine Worte zu legen. Es fiel ihm aber nicht auf. „Ja. Ich möchte morgen in die Stadt und ich würde es begrüßen, wenn du mich begleitest!“ Was du nicht alles begrüßen würdest, du schmieriger kleiner Schandfleck. „Ich begleite dich gern in die Stadt. Wann hast du vor aufzubrechen?“ Ich machte gute Miene zum bösen Spiel. Wenn ich mehr herausfinden will, muss ich mich mit ihm gutstellen. So schwer es mir auch fallen mag.

Wir verabredeten uns um 11 in einer kleinen Kneipe in der Innenstadt. Ich kannte den Schuppen. Julian und ich waren schon oft dort um uns ein oder zwei Bier zu genehmigen.
Ich wollte eigentlich sofort ins Bett als ich daran dachte, dass Lexa wahrscheinlich gerade mit ihrer Familie sprach. Bevor ich an meinem Bike ankam, ging mein Bruder gerade in meine Richtung. „Wo warst du denn bitte?“ Er sah aus als hätte er in einem Gebüsch übernachtet, allerdings strahlte er übers ganze Gesicht. Ein sehr seltsamer Ausdruck auf seinem Gesicht. Als er mich erblickte, verschwand das Lächeln und er wirkte verwirrt. „Was ich äh, ich habe wohl etwas zu tief ins Glas geschaut und meinen Rausch irgendwo in den Büschen ausgeschlafen.“ Plötzlich wurde er rot. Was war nur los mit ihm? Ich konnte die Lüge dahinter riechen, allerdings hatte ich jetzt echt keine Zeit für sein seltsames Verhalten. Ich fuhr wieder in den Wald und hoffte, dass Lexa irgendwann auftauchte. Ich kam wieder zu dem Ort an dem  wir uns das letzte Mal sahen und sah mir den Stein vor dem sie gekauert hatte genauer an. Annabelle Ashmore 1975-2015. Die Schrift war nicht besonders schön. Vermutlich haben sie es selbst eingeritzt. Aber hier lag sie. Alexias Mutter. Kein Wunder, dass sie geweint hat, als sie hier war.
Ich hörte ein leises Knurren. Meine Glieder spannten sich alle an, als ich eine Wolfsgestalt aus den Sträuchern kommen sah. Ich machte mich schon bereit zu fliehen, bis ich dann weiße Ohren hervor blitzen sah und ich beruhigte mich sofort, als ich erkannte, dass es Lexa war, die gerade aus dem Wald trottete. „Hey meine Schöne. Na wie war dein Tag?“ Ich wollte auf sie zugehen und sie streicheln, doch sie verwandelte sich sofort zurück. Sie hatte einen Trainingsanzug an, der sehr eng anliegend war. Meine Gedanken schweiften kurz ab, bis ich ihren Gesichtsausdruck sah. Sie wirkte traurig. „Er war schrecklich. Danke der Nachfrage. Wieso bist du heute einfach so abgehauen.“ Oh Mist, deshalb war sie sauer? Ich dachte das wäre das klügste. „Ich wollte nicht, dass mich jemand bei dir sieht. Ich hätte mich verabschieden sollen, tut mir leid.“ Als sie sich etwas beruhigt hatte, platzten meine Fragen nur so heraus. „Erzähl mir alles. Was hat dein Vater gesagt? Wie werden sie dich beschützen? Können sie das überhaupt?“ Mein Verstand arbeitete zu schnell, dass ich nicht ganz mitbekam, was sie mir alles erzählte. „Ich bin noch kein Alpha, Henry. Das Ritual ist noch nicht vollzogen. Sie haben mich belogen und wollten erst warten, bis ich bereit dafür war.“ Ihr Gesichtsausdruck war eindeutig zu lesen. Sie hasste es wenn man sie belog. Na toll und ich hab das schon getan. Das kann ja nur gut enden. „Und ich werde heiraten, nun ja ich heirate meinen besten Freund und wir werden es eher als Freundschaftszeremonie sehen, da ich ihn einfach schon zu lange kenne und…“ Sie wird heiraten. Mein Herz blieb stehen. Wie konnte ich mich so sehr täuschen. Ich dachte sie würde das gleiche empfinden, allerdings verstand ich nicht ganz, warum eine Freundschaftszeremonie? „Sekunde, wenn du noch kein Alpha bist, dann können wir das ganze ja stoppen. Du musst nicht Alpha sein. Lass das doch jemanden machen, der schon einen Mann gefunden hat, dann musst du nicht diesen Tristan heiraten.“ Ich hoffte, dass meine Abscheu nicht zu sehr durchblickte. Ich kannte diesen Tristan nicht und konnte ihn schon jetzt nicht leiden. Sie sah mich fragend an. „Und natürlich wärst du viel sicherer.“ Meine Stimme brach, als ich daran dachte, dass sie einen anderen Mann heiraten würde. Ihr Mund verzog sich zu einem kleinen Lächeln. Was war denn daran bitte witzig? „Es geht nicht darum, ob ich muss. Ich will, Henry. Meine Mutter war der Alpha. Nach allem was sie für mich getan hat, schulde ich ihr, alles zu tun, was mir möglich ist um sie stolz zu machen.“ Ihre Augen wurden wieder glasig. Sie musste einfach so viel aushalten, das war nicht fair. „Ich mache das für meine Familie. Sie verlassen sich auf mich. Und außerdem die Zeremonie ist schon beendet. Und am Wochenende findet das Ritual statt. Ich hab keine andere Wahl.“ Mein Kopf drehte sich immer noch. Das war alles etwas viel auf einmal. Ich ging auf sie zu und wollte sie einfach nur in den Arm nehmen. „Man hat immer eine Wahl, Lexa.“ Ich nahm ihr Gesicht in meine Hände. Ich wollte sie nur noch einmal spüren. Ich wollte noch einmal diesen süßen Geschmack auf meinen Lippen haben. Ich beugte mich langsam zu ihr.
 „Lexa“ Verdammt, es kam jemand. Ich stahl mir einen kleinen Kuss. Es reichte nicht annähernd aus, aber ich hatte keine andere Wahl. Uns durfte niemand zusammen sehen, sonst wäre es aus mit dem Frieden. Ich machte mich wieder unsichtbar und verschwand langsam mit gebrochenem Herzen aus dem Wald.

In dieser Nacht schlief ich ziemlich schlecht. Meine Träume waren voll mit Typen mit langem Haaren und perfektem Oberkörper und Lexa lag in den Armen jedes Mannes. Ich wollte sie nicht einfach so verlieren. Vielleicht hatte ich noch eine Chance. Ich nahm mir fest vor, sie nach meinem Treffen mit Hector erneut aufzusuchen und sie zu überzeugen, dass ich der Richtige für sie war. Ich konnte nicht einfach so aufgeben.
In der Stadt angekommen, suchte ich die Kneipe auf und suchte mir einen Platz im hintersten Eck. Wenn Hector reden wollte, dann möchte er bestimmt nicht von nervigen Blicken durchbohrt werden. Ich war zu früh dran und sah mich etwas in der Bar um. Lauter Gestalten, die ich niemals in die Nähe meiner Schwester oder sonst einem weiblichen Wesen lassen würde. Einfach widerlich. Nur Säufer und Herumlungernde Schläger. Ich hatte keine Ahnung warum Hector ausgerechnet hier ein Treffen plante. Als er zur Tür hereinkam, deutete er der Bedienung, die sofort zu uns zum Tisch kam. Mir kam sie seltsam bekannt vor. Als ich ihr meine Bestellung geben wollte, setzte sie sich zu uns an den Tisch. „Henry, darf ich vorstellen…Selena.“ Ich durchforstete mein Hirn. Ich weiß, dass sie mir bekannt vorkam. „Freut mich dich kennen zu lernen, Selena. Was genau wird jetzt passieren?“ Meine Neugier stieg ins Unermessliche. Wie sollte uns eine eine Kellnerin aus einer schmierigen Bar helfen, Lexa aus der Reserve zu locken. Allein bei dem Gedanke wurde mir schon schlecht. Aber ich musste mich noch eine Weile zusammenreißen. „Es freut mich auch. Henry oder?“ Ich nickte und sah sie immer noch verwirrt an. „Nun ja. Selena hier ist unser kleiner Trumpf. Sie weiß vieles was bei den Ashmores abläuft, schließlich lebt sie ja auch schon seit einem halben Jahr in deren Haus.“ Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ich hab Selena schon einmal gesehen. Sie war im Haus der Ashmores und hat mit Lexas Vater geredet. Ich dachte sie wäre ein Werwolf. Aber wie war das möglich? Ich konnte deutlich spüren, dass sie eine Magato ist und kein Wolf. „Da du etwas verwirrt erscheinst, werde ich es dir erklären. Ich habe Walter vor gut 7 Monaten kennengelernt. Kurz davor starb seine Frau und ich wusste wenn ich mich nur armselig genug benahm, würde er mir vertrauen. Ich hab meinen Geruch mit viel Parfum versteckt und außerdem, trage ich ständig Eisenhut bei mir, was ihre Sinne etwas vernebelt.“ Ich bekam kaum noch Luft. Lexas Familie wurde schon die ganze Zeit ausspioniert. Sie haben nur darauf gewartet, dass Lexa zum Alpha wird. Damit sie das ganze Rudel auf einmal töten konnten. „Also worauf wartet ihr dann noch? Wieso holt ihr euch nicht einfach den Alpha und bringt es hinter euch?“ Die Worte waren wie Gift in meinem Mund. „Leider ist sie noch kein Alpha. Das Ritual findet am Freitag statt und danach ist sie ein leichtes Ziel für uns. Wir müssen nur dafür sorgen, dass sie diesen Schönling nicht heiratet. Sonst wird es wieder schwieriger.“ Na wenigstens sind wir uns da einig. „Wieso wird es schwierig?“ Ich wusste immer noch nicht wieso genau diese Heirat zustande kam. Ich sah Selena fragend an, doch Hector kam ihr zuvor.„Wenn ein Alpha verheiratet ist, kann sie sich von den Wölfen lossagen, um sie sie zu retten. So hatte es auch der alte Alpha geschafft. Ich habe es geschafft, sie in die Enge zu treiben, doch als ich mein Schwert heben wollte, entsagte sie den Wölfen und alles war umsonst. Ich musste sie töten, damit ein neuer Alpha an die Spitze kam, deshalb schlug ich ihr den Kopf ab.“ Ich musste mich so zusammenreißen um mich nicht zu übergeben. Hector hat Lexa Mutter ermordet. Mein ganzer Körper bebte. Reiß dich zusammen. Noch ein kleines bisschen und du bist hier raus. Dann kannst du durchdrehen. „Also das ist alles? Wir müssen nur die Hochzeit verhindern, dann den Alpha töten und wir sind sie los?“ Ich spürte wie mir die Galle hochkam. „Ja, nur da die Hochzeit direkt nach dem Ritual stattfindet, müssen wir uns noch etwas überlegen. Macht euch darüber Gedanken ok?“ Hector stand auf und ließ mich und Selena alleine am Tisch zurück. Am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht gespuckt. Doch meine halbwegs gute Erziehung hielt mich davon ab. Ich verabschiedete mich höflich und ging aus dem Lokal. Mein Körper stand unter Strom. Ich wollte nur noch nach Hause und gegen irgendeine Wand schlagen. Am besten ich stelle mir Hectors Gesicht vor, dass würde meine Wut etwas verringern.
Ich ging die Straße entlang und entdeckte Lexa in einem Schaufenster. Sie sah einfach atemberaubend aus. Sie trug ein Brautkleid. Mein Kopf platzte bald vor Wut. Sie wollte es also wirklich durchziehen. Ein verdammtes Brautkleid. Fehlte noch, dass ich eine Einladung zu ihrer tollen Vermählung bekommen würde. Lexa Ashmore und Tristan Vollidiot laden sie herzlich zur wolftastischen Hochzeit im Wald ein. Ich musste fast grinsen. Als sie mich sah, war ihr Blick traurig, doch ich war so wütend, dass ich sie einfach nur angewidert ansehen konnte. Ich drehte mich um und wünschte ich könnte einfach losschreien.

Die nächsten Tag wollte ich mir eine Taktik überlegen, wie ich die Hochzeit verhindern könnte. Am einfachsten wäre ein Ablenkungsmanöver, das gleich nach dem Ritual stattfand. Nur leider wusste Selena noch nicht, wo das ganze stattfinden sollte. Deshalb mussten wir abwarten. Ich ging jeden Tag in den Trainingsraum um meiner Wut freien Lauf zu lassen. Ab und zu schneiten Raina und Julian herein und trainierten mit mir. Aber die meiste Zeit konnte ich einfach sinnlos gegen den Boxsack treten.
Am Freitag kam meine Mutter und zerrte mich förmlich aus der Arena. Sie ging mit mir zum Pavillon und sah mich mitfühlend an. „Was ist los mit dir? Du bist seit Tagen schlecht gelaunt und ich sehe dich kaum noch.“ Ich wünschte ich könnte ihr einfach alles erzählen, aber sie ist meinem Vater so treu ergeben, dass sie kein Geheimnis vor ihm hüten konnte. Allerdings etwas konnte ich ihr schon erzählen. „Es gibt da dieses Mädchen.“ Meine Mutter sah mich mit einem wissenden Blick an. „Natürlich geht es um ein Mädchen. Bei meinem kleinen Herzensbrecher geht es immer um ein Mädchen.“ Ich schnitt eine Grimasse. „Aber sie heiratet einen anderen. Ich weiß einfach nicht was ich tun soll. Ich glaub ich liebe sie.“ Ich kam mir vor wie ein kleines Schulmädchen, das von ihrem ersten Schwarm erzählte. Doch im

Innern fühlte ich mich einfach nur leer. Sie legte eine Hand auf meinen Arm. „Liebt sie dich denn auch?“ Ich dachte nach. „Ich weiß es nicht. Ich dachte schon, allerdings bevor sie mir offenbarte, dass sie ihren besten Freund heiratet.“ „Ich weiß so einen Rat sollte eine Mutter nicht geben, denn schließlich ist sie eine Verpflichtung eingegangen, als sie ja zu dem anderen Jungen sagte, aber du solltest herausfinden, was sie fühlte und wenn sie das gleiche fühlt wie du…“ Sie stockte und sah mir tief in die Augen. „Dann musst du um sie kämpfen.“
Ich umarmte sie. Meine Mutter, die immer vernünftig war und niemals einer Fliege etwas zu leide tat, sagte ich solle eine Hochzeit crashen. Was blieb mir dann noch anderes übrig.
Am Abend schlich ich mich wieder weg und suchte, vermutlich ein letztes Mal, Lexas Träume auf.

Kapitel 8 - Alles anders als erwartet

Lexa

 

Wir waren in meinem Traum wieder auf der Lichtung. Die Blumen wehten im leichten Sommerwind. Was seltsam war, denn draußen in der wirklichen Welt war es fast Winter. Aber im Traum war alles anders. Allerdings waren dies ja keine echten Träume.
Henry wartete bereits auf mich. Er hatte eine braune Hose und ein schlichtes hellblaues Shirt mit V-Ausschnitt an. Es spannte etwas über seinen Muskeln, was mich aber nicht davon abhielt ihn böse anzustarren. „3 Tage. Du hast dich 3 Tage nicht gemeldet und jetzt denkst du, du kannst einfach unangemeldet in meinem Traum auftauchen?“ Ich hörte auf mit meiner Schimpftirade als seine Augen glasig wurden. „Du hast ein Brautkleid gekauft?“ Ich erinnerte mich, dass er mich in der Stadt sah und wie wütend er aussah. Doch diese Wut war verflogen und unendliche Traurigkeit trat an ihre Stelle. „Du willst das also immer noch durchziehen ja?“ Mir brach es das Herz. „Ich muss, Henry. Verstehst du das denn nicht? Wenn ich ihn nicht heirate, bin ich verwundbar. Mein ganzes Rudel ist dadurch verwundbar.“
„Liebst du mich?“ Die Frage kam plötzlich und brachte mich etwas ins Schwanken. Liebte ich ihn? Ich fühlte mich von ihm angezogen, das was sicher. Aber reichte es aus für Liebe? Er kam auf mich zu und eine einzelne Träne rann über seine Wange. „Liebst du mich?“ er wiederholte seine Frage ganz langsam und mein Herz machte einen Sprung. Ich dachte an alle Momente mit ihm. Ich fühlte mich immer sicher mit ihm und ich vertraute ihm. In all meinen schrecklichen Momenten der letzten Wochen war er immer da. „Ja ich liebe dich“ Sein Gesicht fing an zu strahlen. „Ich wusste es. Ich wusste ich bin nicht verrückt. Oh Gott, Lexa du weißt nicht wie glücklich mich das macht. Ich werde alles tun um dich zu schützen. Du wirst nie in Gefahr sein, ich verspreche es. Auch wenn du das Kleid schon gekauft hast, kannst du es später vielleicht einmal tragen.“ Ich verstand nicht ganz worauf er hinaus wollte. „Henry, Ich werde Tristan immer noch heiraten. Es hat sich nichts geändert. Ich liebe dich und wenn du mich auch liebst, dann lässt du mich das machen. Bitte.“ Auch mir kamen die Tränen und ich sah wie sein Körper stocksteif wurde. Was hatte ich nur getan? Wenn ich ihm gesagt hätte, dass ich ihn nicht liebe, wäre der Schmerz wohl weniger schlimm. „Ich verstehe.“ Sein Ausdruck war kalt. „Du solltest allerdings noch wissen, dass ihr einen Spion bei euch habt. Die Freundin deines Vaters. Sie ist kein Werwolf.“ Er sprach wie ein Politiker. Total Emotionslos. Allerdings machte das seine Nachricht nicht weniger schockierend. Jaqueline. Ich wusste sie ist eine falsche Schlange. Aber ich dachte nicht, dass sie uns etwas vormacht. „Aber wie? Sie verwandelt sich immer mit uns und… und… sie riecht auch nach Werwolf. Das ist nicht möglich!“ Er wich meinem Blick aus. „Sie ist eine Magato, Lexa. Wir können uns in alles Mögliche verwandeln. Außerdem trägt sie Eisenhut um den Hals.“ Eisenhut. Eins der wenigen Dinge, die uns Werwölfe etwas anhaben können. Die meisten glauben es wäre Silber, aber das ist nur reiner Aberglaube.
„Leb wohl, Lexa.“ Seine Worte waren nur noch ein Flüstern, denn der Traum löste sich langsam auf. Ich wollte nicht aufwachen. Ich wollte nicht in die Realität zurück. „Henry, es tut mir so leid.“ Ich versuchte ihn aufzuhalten. „Ich werde dich nicht vergessen. Ich liebe dich Lexa“ Das waren die letzten Worte, die ich hörte, bevor ich aufwachte. Mein Herz brach entzwei. Ich fühlte es tief in mir drin. Wie sollte ich morgen die Hochzeit überstehen, wenn den Mann den ich liebte so verletzte? Ich musste mit Tristan sprechen!

Ich stand auf und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Als ich vom Sessel meinen Morgenmantel holte, sah ich aus dem Fenster und entdeckte gerade noch wie Tristan in den Garten ging. Er ging zu den Bäumen die hinten gepflanzt wurden um eine Art persönlichen Wald zu schaffen. Unten an der Treppe zog ich mir meine Stiefel an und ging ihm nach. Ich wollte ihm nicht nachschreien, damit die anderen nicht wach wurden, deshalb suchte ich ihn. Ich fand ihn angelehnt an einer großen Eiche und er redete mit jemanden. Langsam ging ich auf ihn zu und sah wie er mit Henry sprach. Woher kannten sich die beiden? Ich dachte Henry hasste Tristan und jetzt redeten die beiden offenbar ziemlich unbekümmert miteinander.
Plötzlich lehnte sich Tristan zu Henry hinüber und küsste ihn. Mein Herz blieb stehen. Wie konnte er nur? Die zwei Menschen die ich am meisten liebte…zusammen? Was war hier los? Henry hatte mir gerade noch seine Liebe gestanden und jetzt küsste er Tristan? In mir brodelte es und ich ging auf die beiden zu. Tristan bemerkte mich zuerst. „Lexa? Was machst du hier?“ Er wurde rot, aber meine Wut war stärker als das mich seine Scham kümmerte. „Was zum Teufel ist hier los? Hasst du mich, nachdem was ich gesagt habe, so sehr, dass du gleich meinen Verlobten hinter meinem Rücken abknutschen musst?“ Ich ging auf Henry zu und schlug meine Hand in sein Gesicht. Gleich darauf folgte eine Ohrfeige für Tristan. Henry sah mich entsetzt an „Lady! Was soll das? Tristan was zum Teufel ist hier los? Verlobter?“ Lady? Doch Tristan lachte plötzlich auf. „Sie denkt du bist dein Bruder.“ Tristan hielt sich den Bauch und hörte nicht auf zu lachen. „Du kennst Henry?“ Der Typ der offenbar NICHT Henry war, sah mich an. „Ja.“ Etwas verlegen, sah ich den Mann an. „Ich wusste nicht, dass er einen Zwillingsbruder hat.“ Und was für einen. Die beiden sahen absolut gleich aus. Das einzige was sie unterschied war ihr Kleidungsstil. Henry würde niemals eine so enge Designerjeans anziehen. „Mein Name ist Julian und du bist offenbar das Mädchen, das ihn in letzter Zeit so zusetzt?“ Er grinste mich an. Sogar sein Lächeln war genau wie das von Henry. Ich wusste, dass es ihm schlecht ging, aber dass es sogar seine Familie merkte, bereitet mir echtes Unbehagen. „Hat er von mir erzählt?“ Ich hoffte, dass er nichts gesagt hatte, damit dieser Mann von dem er mir erzählte nichts von mir erfährt. „Nein. Er hat nur die letzten 3 Tage sinnlos gegen irgendwas geschlagen. Hauptsächlich gegen die Wand. Aber jetzt nochmal zu dir.“ Er sah Tristan an. „Wieso zum Teufel weiß ich nichts von deiner Verlobung?“ Tristans Kopf wurde noch roter. „Es tut mir leid, das ist so ein Familiendings. Ich erkläre es dir später ok?“ Er legte seine Hand an seine Wange, doch als er merkte, dass ich ihn mit offenem Mund anstarrte, nahm er sie sofort wieder weg. „Wieso hast du mir nichts davon erzählt?“ Er schnitt eine Grimasse. „Du hast mir auch nichts von Henry erzählt!“ Ich nahm seine Hand. „Ich meine nicht damit, dass du dich heimlich mit jemanden triffst. Ich meine die Tatsache…das du schwul bist.“ Seine Gesichtsfarbe färbte sich von Tomatenrot zu leichenblass. „Ich weiß nicht. Ich wollte nicht, dass du mich in einem anderen Licht siehst. Bitte erzähl es noch niemandem. Es weiß noch keiner.“ Er war mein bester Freund, seit ich ein Baby war und doch habe ich es nicht gemerkt. Was war ich nur für eine tolle Freundin. „Natürlich erzähle ich es niemandem.“ Ich lächelte ihn mitfühlend an. Sein Vater wäre nicht gerade erfreut darüber, aber wenn er es ihm erzählen will, helfe ich ihm wo ich kann. Wir plauderten noch ein bisschen. Julian war vom Verhalten her, ganz anders als Henry. Etwas zurückhaltender und nicht sehr gesprächig. Das komplette Gegenteil zu Tristan. Er erzählte mir, wie sie sich im Wald zum ersten Mal sahen und sich dann immer heimlich hier hinten trafen. Ich wollte fragen, ob Henry von Julians Liebelei wusste, traute mich aber nicht so recht. Allerdings bekam ich von Julian Henrys Telefonnummer. Morgen früh würde ich ihn gleich anrufen und nochmal mit ihm reden. Ich überlegte ob ich Tristan von Jaqueline erzählen sollte, aber während Julian bei ihm war, wäre das keine gute Idee gewesen. Ich werde ihm wohl morgen alles erzählen müssen.  Nachdem Ich die beiden wieder alleine ließ konnte ich mir ein Kichern nicht verkneifen.

Da ich in der Nacht nicht mehr einschlafen konnte, ging ich ins Badezimmer, zündete ein paar Kerzen an und ließ mir ein Bad ein. Als ich ins heiße Wasser eintauchte, dachte ich an all die Dinge, die in letzter Zeit passierten.
Meine Mutter starb. Ich wurde zum neuen Alpha gekrönt. Ich hab meinen Traummann kennengelernt. Wortwörtlich. Nur leider will der nichts mehr von mir wissen, da ich meinen besten Freund heiraten muss, der offenbar für das andere Team spielt. Außerdem verabscheute mich meine Schwester, weil ich ihr den einzigen Mann wegnahm, den sie in ihrem bis jetzt jungen Leben liebte. Wie wird sie reagieren, wenn sie erfährt, dass Tristan seine Partner lieber mit etwas mehr Haaren auf der Brust bevorzugt. Ich will gar nicht daran denken. Aber vielleicht würde sie mich dann nicht mehr so sehr hassen?

Nachdem ich mich aus der Wanne gequält hatte und mich fertig anzog, suchte ich den Zettel mit Henrys Nummer den mir Julian letzen Abend gab. Ich war sehr nervös, da ich nicht wusste, wie Henry reagieren würde. Nach dem dritten Klingeln hob er ab und seine Stimme klang genauso wie meine, als hätte er auch nichts geschlafen. „Hallo?“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. „Hi Henry. Hier ist Lexa.“ Eine unangenehme Stille herrschte am anderen Ende. „Henry? Bist du noch da?“ Er räusperte sich. „Woher hast du diese Nummer?“ „Julian hat sie mir gegeben. Dein Zwillingsbruder.“ Ich wollte meine Missstimmung darüber, dass er mir nie erzählt hat, dass er einen Bruder hat, nicht zu sehr durscheinen lassen, aber meine Stimme versagte. „Was willst du Lexa?“ Ich wünschte ich könnte ihm sagen, dass die Hochzeit abgeblasen ist und ich mit ihm in den Sonnenuntergang verschwinde. Doch die Realität sieht leider etwas anders aus. „Ich muss dich sehen. Bitte!“ Ich hatte einen Kloß im Hals. Oh Gott, ich will nicht schon wieder heulen. Was war nur mit meinen Hormonen los?
„Ist was passiert? Soll ich zu dir kommen?“ Henry, mein Ritter in der weißen Rüstung. Immer stets bereit, meine Tränen zu trocknen. Ein Lächelnd schlich sich auf mein Gesicht. „Nein. Ich will nur nicht, dass wir so auseinander gehen. Bitte Henry. Du weißt wie viel du mir bedeutest. Kann ich nichts tun?“ Stille. „Henry?“ Nach einem kurzen Quietschgeräusch, offenbar stand er gerade aus dem Bett auf, kam ein leises Seufzen. „Wirst du heute noch heiraten?“ Ich musste schlucken. Am liebsten würde ich laut NEIN ins Telefon schreien. „Ja, Ich werde heute Tristan heiraten.“ Die nächsten Worte klangen kalt und tonlos. „Dann gibt es nichts was du tun kannst, Lexa. Mach‘s gut.“ Er legte auf. Ohne ein weiteres Wort.
Wie konnte er einfach alles so wegwerfen? Unsere gemeinsamen Träume und seine Gefühle für mich? Ein Schrei steckte in meiner Kehle, doch ich musste ihn unterdrücken.
Ich ging die Treppe hinunter und machte für alle Frühstück. Ich wollte mich irgendwie ablenken. Um 6 kamen dann langsam alle aus ihren Betten gekrochen. Mein Vater war der erste, den ich die Treppe hinunter gehen hörte. Er hatte einen stolzen Gang, den meine Mutter an ihm immer liebte. „Morgen mein Schatz. Was machst du denn so früh schon auf?“ Er küsste mich auf die Wange und goss sich Kaffee ein. „Ich konnte nicht mehr schlafen. Bin zu nervös!“ Eine kleine Notlüge, allerdings entspricht es ja auch der Wahrheit. Ich war wirklich ziemlich nervös. Er grinste mich an, als auch Lucian schließlich in die Küche kam, er wirkte auch etwas verschlafen, wenn gleich nicht so sehr wie Tristan der im Morgenmantel und nur einer Hose zum Tisch schlurfte. Er bekam wohl auch nicht mehr viel Schlaf gestern. „Morgen.“ Er konnte sein Gähnen nicht unterdrücken. Als ich ihm Pancakes hinstellte, entkam mir ein Grinsen und er wurde rot. Ich freute mich für ihn, was mir allerdings ein schlechtes Gewissen einbrachte, weil ich mittlerweile nicht nur mein Leben sondern auch seins mit der Hochzeit zerstörte. Lucy kam als Letzte und setzte sich ohne ein Wort neben unseren Vater. Sie wirkte immer noch ziemlich sauer. Doch ein Blick auf Tristans Bauchmuskeln und ihre Miene verbesserte sich. Teenager. Ihre Stimmungsschwankungen sind einfach unerträglich. Meine Eltern mussten wohl bei mir das gleiche durchmachen. Ich bekam sofort Mitleid mit Ihnen. „Wo ist Jaqueline?“ Als Lucy ihren Namen erwähnte, horchte ich sofort auf. Normalerweise würde sie mit unserem Vater gemeinsam zum Frühstück erscheinen, doch sie fehlte, was mein Unbehagen noch verschlimmerte. „Sie hat uns gestern verlassen!“ Lucian legte die Hand auf die Schulter meines Vaters. Hab ich da was nicht bekommen? Wussten sie etwa von ihrer Spionageaktion? „Was ist passiert?“ Ich musste mir ein Lächeln verkneifen, als ich die Miene meines Vaters sah. Er hatte wirklich etwas für sie übrig. „Ich habe sie erwischt, wie sie sich in der Stadt mit einem Mann traf. Wilhelm meinte, er habe sie schon öfter zusammen gesehen. Deshalb habe ich sie gestern zur Rede gestellt. Ich habe durch ihren Herzschlag gehört, dass sie mich belog. Da hab ich sie rausgeschmissen.“ Auch wenn ich Tristans Vater nie wirklich mochte, er würde niemals so eine Lüge erzählen. Vermutlich war dies das Oberhaupt von Henrys Zirkel. Ich ging zu meinem Vater und umarmte ihn. „Es tut mir so leid, Dad. Ich weiß du mochtest sie.“ Er erwiderte die Umarmung. „Sie war der erste Mensch, dem ich wieder vertraute, nachdem eure Mutter starb.“ Oh Dad, deine Menschenkenntnis war noch nie besonders gut.
 
Nach dem Frühstück eilte ich Tristan hinterher. Er wollte duschen gehen, aber ich musste noch mit ihm reden.
„Lexa. Kann das warten?“ Er wirkte genervt. „Nein, es geht um Jaqueline. Ich wollte eigentlich gestern noch mit dir reden, aber da warst du ja beschäftigt.“ Mein verschmitztes Lächeln ließ sich nicht verstecken, ebenso wenig wie Tristans rote Wangen. „Sie ist ja jetzt weg. Also ist das erledigt oder?“ Er ging ins Badezimmer, aber so leicht ließ ich mich nicht abwimmeln. „Ja aber das macht das Ganze noch schlimmer. Ihr Name ist nicht Jaqueline. Sondern Selena. Und sie ist auch kein Werwolf. Sondern eine Magato.“ Tristans Blick änderte sich von schockiert in verwirrt. Offensichtlich hatten er und Julian dieses Gespräch noch nicht „Das ist so eine Art Hexe. Sie hat uns alle hinters Licht geführt. Sie will mit Hilfe eines Zirkels das ganze Rudel, mein Rudel auslöschen.“ Er wirkte wieder schockiert. „Was zum Teufel redest du da? Wieso sollte uns jemand auslöschen wollen?“ Jetzt war ich die schockierte. „Dir ist schon bewusst, dass wir in den Augen der Gesellschaft noch immer als Die Bösen gelten? Und das Oberhaupt ihres Zirkels will uns auslöschen, nachdem ich zum Alpha werde.“ Er zog sich das Shirt aus. Er wollte wirklich unter die Dusche. „Woher weißt du das alles?“ Ich zog mich etwas zurück. Wenn ich ihm jetzt von Henry erzähle, wird er das von Julian erfahren und ich weiß nicht ob er das ertragen würde. Aber ich hatte keine andere Wahl. „Henry hat es mir gesagt. Er und seine Familie…“ Ich zögerte. „Sie sind ebenfalls Magatos.“ Er reagierte ziemlich gelassen. „Ich wusste, dass er anders war. Ich wusste nur nicht wie und was er war. Ein Magato also?“ Ich nickte. Er räusperte sich. „Also was machen wir jetzt wegen Jaqueline oder Selena oder wie zum Teufel sie auch heißt? Wir müssen es deinem Vater sagen.“ Tristan war wieder im Beschützermodus. „Nein, sagen wir es ihm nicht. Er hat heute so viel zu tun und du hast gehört was er beim Frühstück gesagt hat. Er hat ihr vertraut. Ich will nicht, dass er wie nach Mum’s Tod wieder in ein Loch stürzt. Deshalb hab ich mich an dich gewandt. Du musst nur darauf achten, das Selena nicht auftaucht. Schaffst du das?“ Er wirkte wie ein Soldat als er überlegte. „Und was machen wir wenn unsere Freundschaftszeremonie anfängt?“ Ich musste wegen dieses Begriffs immer noch lächeln. „Erzähl es Lucian. Er kann aufpassen, solange du dich nicht kannst. Und nach der Hochzeit ist die Gefahr vorbei.“
Wir machten uns aus, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen, da auf dem Fest heute ungefähr 100 Werwölfe auftauchen würde und wer wäre schon so lebensmüde und würde sich da blicken lassen?

Wir fuhren mit dem Ford meines Vaters, da er geräumig war und wir alle darin Platz hatten. Das Ritual fand wieder an dem Ort statt, wo ich auch meine Prüfungen absolvierte. Dort angekommen, begrüßte ich meine Verwandten, die bereits auf uns warteten. Alle versammelten sich um den Riesenbaum, der mich wieder mit einer Art Energie umhüllte. „Spürst du das auch?“ Mein Vater kam mit einem goldenen Kelch auf mich zu, den er auf den Alter abstellte, der direkt vor dem Baum stand. Er grinste. „Nein Schatz, dass kannst nur du spüren. Das sind deine Vorfahren, die darauf warten, dass du dich ihnen in der Thronfolge anschließt.“ Ich war eingeschüchtert. „Woher wissen die denn das? Ich bin doch noch kein Alpha.“ Er grinste mich nochmal an. „Sie wissen es einfach. Wir sind übernatürlich. Finde dich damit ab.“ Oh ich musste mich in letzer Zeit mit viel abfinden. Angefangen mit der Tatsache, dass nichts in meinem Leben wirklich natürlich war. Er nahm mich zur Seite und wirkte plötzlich ziemlich traurig und nervös. „Da gibt es noch etwas was ich dir sagen muss.“ Er wirkte verlegen. Mein Vater war nie verlegen „Was? Raus damit. So schlimm kann es nicht sein.“ Er sprach leise. „Doch ist es. Du wirst mich dafür hassen, dass ich es dir nicht eher gesagt hatte. Du musst etwas tun, um zum Alpha zu werden und es wird dir absolut nicht gefallen.“ Ich musste schlucken. Musste ich etwa wieder einen Hirsch töten oder vielleicht etwas schlimmeres. „Sag es. Bitte.“ Ich wappnete mich für das schlimmste. Doch auf das was er sagte, konnte ich mich nicht vorbereiten. Mein Magen drehte sich um und ich konnte nicht mehr richtig atmen. Es drehte sich alles. Die Worte meines Vaters hallten noch in meinem Kopf nach als alles schwarz wurde.
Du musst das Herz deiner Mutter essen.

 

Mein Kopf ruhte auf Tristans Schoß als ich meine Augen wieder öffnete. Ich wünschte es wäre alles nur ein Traum, doch als ich mich umblickte wusste ich dass mein Alptraum Wirklichkeit war. Die meisten hatten sich schon verwandelt und standen nun gespannt vor dem Baum unserer Ahnen. Tristan blickte zu mir herunter. Sein Gesicht war voller Mitleid. „Es tut mir so leid. Wenn ich es gewusst hätte, hätte ich dich darauf vorbereitet. Ich kann nicht einmal erahnen wie schrecklich du dich fühlst.“ Mein Magen krampfte wieder zusammen. Ich hätte mehr frühstücken soll. Andererseits hätte ich mich dann vielleicht wirklich übergeben. „Ich wäre sowieso ausgeflippt. Egal wann ich es erfahren hätte.“ Meine Stimme brach. „Ich will das nicht machen, Tristan. Das ist meine Mutter.“ Ich merkte, dass meine Augen glasig wurden, aber ich würde mich zusammenreißen. Ich war der Alpha verdammt und das musste ich jetzt auch beweisen. Ich rappelte mich auf und trat vor meinen Vater. Tristan ging zum Rand des Waldes und ich hoffte er würde sich um unser Selena-Problem kümmern.
Mein Vater erklärte mir kurz den Ablauf und es ging los. Ich verwandelte mich und stand nun  zum ersten Mal in meiner Wolfsgestalt vor meinem gesamten Rudel. Lucian kam, immer noch in seiner Menschenform aus der hintersten Reihe und hielt ein Gefäß in den Händen. Ich wollte am liebsten weglaufen. Er stellte es vor meiner Schnauze hin und ich roch daran. Es roch widerlich. Ich fragte mich plötzlich wie sie es solange aufbewahrten. Es war immerhin schon 8 Monate her. Doch mein Vater fing an zu sprechen und meine Gedanken kamen wieder zum Punkt. „Lexa Ashmore. Das ist das Herz unseres letzen Alphas Annabelle Ashmore. Um zu unserem neuen Alpha zu werden, musst du das Ritual vollführen und das Herz deines Vorgängers vollständig verzehren.“ Er trat zurück und überließ mich meinem Schicksal. Ich stellte mir vor, ich würde nur ein Stück Steak essen. In meiner Wolfsgestalt aß ich es oft roh, weil es einfach nur köstlich schmeckte. Aber mein Kopf ließ sich leider nicht so leicht überzeugen.
Aber ich verschlang das gesamte Herz und drehte mich danach langsam zu meinem Vater um. Er hatte Tränen in den Augen. Vor Stolz oder Kummer wusste ich nicht, aber ein Lächeln umspielte seine Lippen. Als ich mich meinem Rudel zuwandte, veränderte sich plötzlich alles auf einen Schlag. Wir verwandelten uns alle zum gleichen Zeitpunkt zurück und alle schienen plötzlich zu leuchten. Inklusive mir. Ich fühlte es tief in mir drin. Etwas geschah mit mir. Ich fühlte mich stark und unbesiegbar. Als das Leuchten langsam nachließ fingen alle an zu jubeln. Es war vollbracht. Ich war endlich der Alpha. Diesmal richtig.
Mein Vater umarmte mich und Lucian drückte mir einen Kuss auf. Alle gratulierten mir.
Meine Angst und meine Abscheu gegen dieses Ritual waren wie weggeblasen. Alles war einfach nur noch atemberaubend. Ich wollte Tristan suchen um zu sehen, ob er sich auch so fühlte. Er kam gerade aus dem Wald heraus als ich auf ihn zu lief. Kurz bevor ich mich in seine Arme werfen konnte, stoppte ich. Er sah am Boden zerstört aus. „Lexa, ich…“ Meine gute Laune verschwand auf der Stelle. „Was ist passiert?“ Er versuchte auszuweichen, aber ich sah ihm tief in die Augen. „Tristan. Was ist passiert? Sag es mir.“ Tief in meinem Innern spürte ich eine Energie und ich wusste instinktiv, dass er keine andere Wahl hatte, als mir zu antworten. „Ich war am Waldrand und hab nach Außenseitern Ausschau gehalten, als ich plötzlich einen Schrei gehört habe. Ich lief hin um nachzusehen, woher er kam, aber ich fand nur diesen Brief an einem Baum geheftet….“ Er wand sich um die nächsten Worte. „Sie haben Lucy. Sie haben sie mitgenommen. Und sie werden sie erst wieder hergeben, wenn du zu ihnen kommst.“ Die nächsten Worte bereiteten mir Sorgen. „Vor unserer Hochzeit. 

Kapitel 9 - Alles umsonst?

Henry

 

Nachdem ich aus Lexas Traum wieder ins wahre Leben zurück kam, stieg ich auf mein Motorrad und fuhr in die Stadt. Ich musste den Kopf frei bekommen. Als ich über die Tower Bridge fuhr, drehte ich den Motor voll auf. Mein Bike stellte ich neben einer Kneipe an den Bordstein. Ich ging in die Bar und setzte mich an den Tresen. Nach meinem 3. Whiskey kam ein Mann in die Spelunke und kam wie ein Schrank auf mich zu. „Du sitzt auf meinem Stuhl.“ Ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Wollte der Typ ernsthaft Streit anfangen, nur weil ich auf seinem Hocker saß? „Tja, mein Großer. Dann wirst du wohl deinen dicken Hintern auf einen anderen Platz pflanzen müssen.“ Seine Wangen färbten sich rot vor Wut. Er schnappte mich bei der Kehle und zog mich hoch. Ich wusste genau, wenn ich jetzt etwas Falsches sage, würde ich hier nicht mehr gerade rauslaufen. „Danke fürs Aufhelfen, allerdings will ich noch gar nicht gehen.“ Ich krächzte unter seiner Hand hervor. Ich spürte den Fausthieb in meinem Gesicht kaum. Ich fühlte nichts. Er holte noch einmal aus und traf meinen Magen. Ich spukte Blut. Der Barkeeper schrie den großen Kerl an, wir sollten das gefälligst draußen regeln. Allerdings wehrte ich mich nicht. Wieso sollte ich auch? Meine erste Liebe hat mir das Herz gebrochen. Das erste Mal, dass ich jemanden so sehr vertraute um ihr mein Geheimnis zu verraten und sie zerstörte alles. Der Riese nahm mich am Arm und schleifte mich aus der Bar. Er schmiss mich auf den Gehsteig und ließ mich liegen. Mein ganzer Körper war einfach nur kalt. Nur mein Gesicht fühlte sich warm an, was vermutlich an dem Blut lag, dass an mir herunterlief. Ich lag dort in dem Dreck des Ladens und weigerte mich aufzustehen. Als mein Selbstwertgefühl komplett im Keller war, versuchte ich aufzustehen. Gott sei Dank hat er nur mein Gesicht erwischt, also konnte ich noch mit meiner Maschine nach Hause fahren. Ich fuhr wieder über die Tower Bridge und sah hinaus auf die Themse. Vor ein paar Wochen war noch alles in Ordnung. Jetzt ist mein Leben eine einzige Katastrophe. Ich fuhr wieder nach Hause und stieg gerade von meinem Cruiser, als Julian gerade mit seinem Cabrio in die Einfahrt fuhr. Ich wollte ihn fragen, warum er so spät noch unterwegs war, allerdings würde er mich dann dasselbe fragen und ich hatte keine Lust ihm zu antworten. Ich schlurfte also ins Haus und legte mich ins Bett. Vielleicht konnte ich noch ein bisschen schlafen.

Nachdem ich mich zum 5. Mal auf die andere Seite wälzte, beschloss ich aufzustehen und noch etwas spazieren zu gehen. Ich sah auf die Uhr als ich mich aus dem Bett rollte. 5 Uhr morgens. Ich zog mir einen warmen Pullover an, es wurde mittlerweile schon ziemlich kalt draußen, und ging die Stufen hinunter.
„Du hättest besser aufpassen müsse. Ich kann nicht glauben, dass du so dumm bist und dich erwischen lässt.“ Hector redete offenbar mit jemandem. Ich wollte zwar nicht lauschen, aber… doch ich wollte eigentlich schon. Ich linste um die Ecke und sah wie er mit Selena am Wohnzimmerfenster stand. Ich konnte nicht glauben, dass die bei uns Zuhause ist.
„Ich hab aufgepasst. Aber dieser bescheuerte Bruder von Walter hat uns im River’s gesehen.“ Das war doch die Bar, wo ich Selena zum ersten Mal sah? Ich hatte keine Ahnung wer Walter oder dessen Bruder war, aber ich vermutete dass sie zu Lexas Rudel gehörten. Sie wussten also Bescheid. „Ha!“ Ein kleiner Freudenschrei entwich mir. Als beide in meine Richtung sahen, versteckte ich mich hinter der Ecke und machte mich unsichtbar. Oh Gott, bitte habt mich nicht bemerkt.
„Und wie sollen wir jetzt den Ort finden, wo das Ritual stattfindet?“ Gut, sie redeten weiter. Meinen Jubel haben sie offenbar nicht bemerkt. „Ich weiß es nicht, aber wir müssen bis um 10 dort sein. Dann findet die Hochzeit statt.“ Um 10. So früh schon. Ich werde Lexa verlieren und zwar schon in weniger als 5 Stunden. Meine Stimmung sank in den Keller. Hector und Selena redeten noch über einen Lokalisierungszauber um diesen speziellen Ort zu finden. Offenbar war Selena noch nie dort. Aber ich hörte nicht mehr zu. Sollten sie diesen Ort nur finden. Dort werden zu viele Werwölfe sein, um ihren Plan auszuführen. Meine Lust auf einen Spaziergang verflog sich und ich schlurfte wieder ins Bett. Als ich mich hineinfallen ließ, mit dem Gesicht voran, klingelte plötzlich mein Telefon. Eine Nummer die ich nicht kannte. Ich hob mit gemischten Gefühlen ab. Wer würde mich um 5 Uhr morgens anrufen?
„Hallo?“ Am anderen Ende hörte ich ein leises Seufzen. „Hi Henry. Hier ist Lexa!“

Das Telefonat mit Lexa hat mich wieder daran erinnert, dass mein Leben nie einfach sein wird. Ich liebte eine Frau, die mir mein Herz bricht. Allerdings nur um ihr Familie zu beschützen. Ich fragte mich, was ich alles tun würde um meine zu schützen? Wahrscheinlich noch viel mehr. Meine Mutter schrie nach oben zum Frühstück. Ich hatte keinen Hunger, aber ich war neugierig ob Selena mit uns essen würde, also ging ich in die Küche und war überrascht, dass nicht nur Selena sich zu uns gesellte, sondern auch gleich unser ganzer Zirkel. Er bestand aus 42 Leuten, also wurde die Küche ziemlich eng. Zum Glück hatten wir ein großes Esszimmer. Die meisten von Ihnen waren mir unbekannt. Da unsere Gabe nicht in der ganzen Familie verbreitet war, war ich mit fast niemandem verwandt. Unser Zirkel hat sich einfach nach einer Zeit gebildet. Wie Hector an die Spitze kommen konnte, war mir allerdings immer noch ein Rätsel. Meine Mutter war etwas abseits und suchte nach einem Ausweg. Ich wusste wie sehr sie diese Zirkeltreffen hasste. Aber da sie meinen Vater heiratete, gehörte sie nun einmal dazu. Ich ging zu ihr und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Wo ist Dad?“ Ich flüsterte ihr zu, weil ich nicht wollte, dass mich alle anstarren. Raina und Julian saßen an der Küchenbar und ließen ihre Blicke über die Gesichter gleiten. Rainas Freund Sam stand neben ihr. Sie konnten sich 5 Monate nicht sehen, da Sam und seine Familie einen Auftrag von Hector erhielten und in Europa nach einem anderen Zirkel suchten. Ich mochte Sam. Er passte zu Raina. Er war ein kleiner Wirbelwind und liebte sie abgöttisch. Solang er ihr nicht wehtat, kam ich gut mit ihm klar.
„Da wir jetzt alle anwesend sind, können wir ja beginnen.“ Hector stand an der Tischkante die in der hinteren Ecke war und konnte so alle genauestens sehen.
„Richard ist noch nicht da“ Mike, ein großer Kerl mit vielen Tattoos und blonden Haaren und übrigens einer meiner ältesten Freunde sprach aus, was ich mir gerade dachte. Er nickte mir zu und ich nickte zurück. Unsere Begrüßungen verliefen immer so. Er war ein toller Kerl. Vertrauenswürdig und immer kampfbereit, wenn man ihn brauchte. Außerdem war er einer der witzigsten Männer die ich kannte.
„Richard erledigt etwas für mich, Mike. Also wenn du dich bitte wieder setzen würdest.“ Er warf Hector noch einen hasserfüllten Blick zu und setze sich widerwillig an den Tisch.
Keiner konnte Hector leiden und langsam hatte ich das Gefühl das mit seiner Regentschaft etwas faul war.
„Ich möchte euch auf unser Problem aufmerksam machen. Die Werwölfe die sich in der Nähe von unserer lieben Familie Cameron eingenistet haben müssen exekutiert werden.“ Eingenistet? Wir sind hier hergezogen. Sie wohnen schon ihr ganzes Leben lang hier. Ich wollte protestieren, doch hielt es für nicht besonders klug, da die meisten von ihnen nickten und zustimmten, was Hector da von sich gab. Er erzählte ihnen die gleiche Geschichte, die er auch Raina und mir erzählte und hoffte, dass sie ihm glaubten. Allem Anschein nach glaubten ihm die meisten, nur die Älteren waren skeptisch, da sie selbst schon Erfahrung mit Werwölfen hatten. „Und was genau hast du jetzt vor?“ Ein Mann mittleren Alters, mir fiel sein Name nicht mehr ein, Ich glaube es war Eric, stand auf und sah Hector mit skeptischen Blick an. „Wir werden den Alpha von ihrem Rudel weglocken und ihn töten.“
Plötzlich brach ein Stimmengewirr aus. Jeder redete auf Hector ein, dass dies viel zu gefährlich war und absolut unnötig. Was er machte war nur lebensmüde und keinesfalls hilfreich. Doch Hector ließ sich nicht darauf ein. „Ich brauche eure Hilfe nicht. Ich wollte euch nur in Kenntnis setzen und hoffte, dass ihr mit mir einer Meinung seid. Offenbar habe ich falsch gedacht.“ Das Stimmengewirr brach ab. Einige verließen wütend den Raum. Nur ein paar blieben und versuchten Hector noch einmal umzustimmen. Ich war also nicht der einzige, der dachte, dass er verrückt sei. Als ich die letzten Übriggebliebenen ansah, wurde mir bewusst, dass die meisten, die noch in dem Raum waren auf Hectors Seite standen. Mir wurde unwohl zumute. Mike kam auf mich zu und gab mir zu verstehen, dass wir nach draußen gehen sollte.
„Wusstest du von dem Plan?“ Ich musste erst einmal schlucken. „Ja. Leider. Aber ich hatte keine Ahnung, dass er den ganzen Zirkel da mit rein ziehen will.“
„Ich hoffe, dass er das schnell wieder vergisst.“ Er war dabei nach draußen zu gehen. „Das wird er nicht. Er will schon heute etwas unternehmen.“ Mike blieb stehen und drehte sich langsam wieder zu mir um. „Was?“ Ich ging zu ihm und flüsterte, damit niemand etwas mitbekam: „Heute findet das Ritual für den neuen Alpha statt. Er muss es heute durchziehen, es bleibt ihm keine andere Wahl.“ „Ich dachte wenn ein neuer Alpha gekürt wird, muss man ihn nur töten und alle anderen Werwölfe sterben mit ihm?“ Ich wusste nicht ob ich ihm alles erzählen konnte, allerdings war er mein bester Freund seit meiner Kindheit. „Gleich danach findet die Hochzeit des Alphas statt. Was es schwieriger macht ihn zu töten.“ Er sah mich verwirrt an. „Woher weißt du das alles?“ Ich könnte ihm durchaus sagen, dass ich alles nur mit angehört habe, aber ich wusste ich konnte ihm vertrauen. „Komm mit.“
Ich erzählte ihm alles. Über Lexa, meine Gefühle für sie und dass sie ihren besten Freund heiraten wird.
„Na da hast du dich ja mächtig in die Scheiße geritten!“ Er traf es auf den Punkt. „Was willst du jetzt machen?“ Ich sah ihn an. „Was denkst du denn das ich machen werde? Ich warte bis die Hochzeit vorbei ist und dann ist sie in Sicherheit. Jedenfalls für eine Weile.“ Er grinste mich schelmisch an. „Das ist doch nicht dein Ernst oder? Henry, der große Regelbrecher, macht einmal was man ihm sagt.“ Ich war verwirrt. „Du solltest diese Hochzeit verdammt nochmal stoppen. Man sieht dir an, wie sehr du sie liebst. Verdammt, und normal bin ich derjenige der langsam denkt.“ Ich verstand worauf er hinauswollte. „Aber wenn sie ihn nicht heiratet, dann ist sie in Gefahr.“ Er sah mir tief in die Augen. „Sie ist auch jetzt in Gefahr. Sobald Hector herausgefunden hat, wo sie ist, wird er sie töten. Ob sie verheiratet ist oder nicht. Also das sicherste wäre, wenn du in ihrer Nähe wärst. Findest du nicht auch?“ Er hatte Recht. Verdammt, ich musste sie irgendwie stoppen. „Und wie gedenkst du, dass ich zu der Hochzeit komme?“
„Da kann ich vielleicht weiterhelfen.“ Julian kam gerade um die Ecke. Offenbar hat er uns belauscht. „Und wie?“ Ich war überrascht, dass er mir helfen wollte. „Ich kann herausfinden, wo das Ritual stattfindet.“ Ich war total geschockt. „Wie zum Teufel willst du das herausfinden?“ Julian und ich waren gut mit Bewegungsmagie und Gestaltwandeln. Aber Dinge wie Lokalisierung und Gedankenlesen konnten wir nicht. „Warte kurz.“ Er holte sein Handy heraus und tippte eine Nummer ein.
„Hey . Ich bin‘s. Ich brauche deine Hilfe. Ich muss wissen, wo das Ritual und die Hochzeit stattfinden. Es ist nicht für mich, sondern für Henry.“ Er wirkte höchst konzentriert. Ich hatte keine Ahnung mit wem er redete. „Ja, das verstehe ich. Und es wird uns niemand folgen, das verspreche ich. Ok, dann bis gleich.“ Er grinste übers ganze Gesicht, als er auflegte. Als er sah wie Mike und ich ihn anstarrten, hörte er sofort auf. Er räusperte sich. „Ich weiß wo es ist. Wird `ne lange Fahrt.“

Mike wollte unbedingt mitkommen und damit es niemandem auffiel, dass wir weg waren, spielte Raina mit Sam ein kleines Ablenkungsmanöver.
Wir fuhren mit Mikes Wagen. Eine Riesenprotzmaschine, aber sie passte zu ihm. Nachdem Julian die Adresse oder besser gesagt den Wald ins Navigationssystem eingab, fuhren wir los. Es war eine wirklich lange Fahrt. Aber nur Mike redete. Er war 3 Jahre lang auf Weltreise. Sein Vater starb als er 8 Jahre alt war. Er war nie für ihn da, was ihn aber nie besonders störte. Sein Vater war ein Riesenarsch. Hatte ihn und seine Mutter immer geschlagen. Als er starb hinterließ er Mike ein Riesenerbe, das er nachdem er 18 Jahre alt wurde, auf den Kopf hauen wollte. Ich wollte ihn nicht fragen, wie viel es wirklich war, aber es musste verdammt viel sein, wenn nicht einmal die Weltreise ein kleines Loch in das Vermögen riss.
Nach ungefähr 2 Stunden Fahrt kamen wir endlich in Wycombe an. Plötzlich klingelte mein Handy. Ich hatte nicht bemerkt, dass wir die ganze Fahrt über keinen Empfang hatte, aber ich hatte 5 verpasste Anrufe von Raina und Julian ebenfalls. Ich rief sie sofort zurück. „Henry. Oh mein Gott endlich. Ich konnte sie nicht aufhalten. Sie sind kurz nach euch aufgebrochen. Ich glaube sie sind schon dort. Sie haben den Mustang genommen.“ Ich verstand kein Wort. „Raina, Krümel. Ganz langsam. Was ist passiert, wer ist wo?“ Sie holte tief Luft. „Hector und seine Leute. Sie wissen wo ihr seid und sind auch dort. Sie wissen wo das Ritual stattfindet. Und sie…“ „Warte kurz. Woher sollten sie das wissen? Nur Julian, Mike und ich wissen davon.“ Ich sah Mike mit einem bösen Blick an. Er hob die Hände und zeigte mir so, dass er nichts gesagt hatte. Ich glaubte ihm. „Nein Henry, sie haben es nicht von euch. Vater hat ihnen geholfen. Er hat einen Zauber ausgesprochen um magische Aktivitäten zu finden.“ Ich konnte es nicht glauben, mein Vater half ihnen? „Und Henry?“ Ich horchte auf. „Er ist mit ihnen dort. Vater ist bei Hector.“

Kapitel 10 - Meine Schuld

Lexa

 

Alle um mich herum redeten wild durcheinander. Die Nachricht über Lucys Entführung verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Auch wenn so viele Werwölfe hier waren, es hat offenbar niemand etwas gesehen. Tristan ging neben mir auf und ab und versuchte nicht durchzudrehen. Die Stimme meines Vaters erhob sich aus der Menge. „Meine liebe Familie, bitte beruhigt euch. Wir müssen erst mal wissen, was passiert ist.“ Was meint er damit? Meine kleine Schwester ist von irgendwelchen Psychopathen entführt worden. Und damit nicht genug, sie drohten mir und meinem Rudel. „Wir müssen sie finden.“ Meine Stimme war nur ein Flüstern, doch mein Vater hörte mich. „Ich weiß Schätzchen. Und das werden wir.“ Er richtete sein Wort wieder an alle. „Wir werden Suchtrupps bilden und den Wald durchsuchen, um alle Spuren zu finden.“ Plötzlich brach wieder ein wildes Durcheinander aus. Alle schrien durcheinander „Wir können unser Leben nicht für einen einzelnen riskieren.“„Das ist viel zu gefährlich.“ „Denkt nur an die Kinder. So ein Risiko können wir nicht eingehen.“ In mir brodelte es. „Sie ist doch selbst schuld, warum ist sie nicht bei allen andern geblieben.“ Dann brach es aus mir heraus. Ein lauter Brüller entkam mir aus der Kehle und alle blickten mich an. „Ich bin euer Alpha. Und ihr werdet meine Schwester finden. Es ist mir egal, wie feige ihr seid. Ihr seid Werwölfe verdammt. Nehmt ihre Spur auf und findet sie. Und wenn ihr wisst, wo sie ist, werden wir sie da rausholen. Alle gemeinsam. Sie können uns nicht alle angreifen. Habt ihr das verstanden?“ Mein Herz klopfte wie wild. Ich spürte in mir drin, dass sie mir gehorchten. Sie knieten sich vor mich und sahen mich zum ersten Mal mit wahrem Respekt an. Ich fühlte zum ersten Mal wie ein Alpha.

Mein Vater nahm mich zur Seite und sprach leise auf mich ein. „Wir dürfen nichts überstürzen, Schatz. Ich weiß, dass du Lucy finden willst, aber einfach so loszulegen, wäre einfach nur dumm.“ Meine Augen brannten. „Du hast keine Ahnung wie das ist. Ich fühle sie. Jeden einzelnen von Ihnen. Ihre fühle wie ihre Herzen schlagen. Und ich fühle Lucy.“ Mein Vater blickte mich an, seine Augen füllten sich mit Tränen, so wie meine. „Sie hat Angst. Sie…sie…“ Ich konnte meine Tränen nicht mehr zurückhalten. „Sie foltern sie, Dad. Ich kann es spüren. Bitte lass nicht zu, dass sie noch mehr verletzt wird. Oder ich.“  Er wusste nicht so Recht, was er sagen sollte. „Deine Mutter sagte dies auch immer. Das sie alle spüren konnte. Am Anfang hielt sie es noch für ein Wunder. Aber nach einer Zeit war es fast wie ein Fluch. Sie fühlte jeden Schmerz. Ab und zu war es so schlimm, dass sie mitten in der Nacht schreien aufwachte. Es tut mir so leid, dass du das alles jetzt auch durchmachen musst.“ Er wich meinem Blick aus, doch ich hielt sein Kinn fest und zwang ihn so mich anzusehen. „ Ich habe mir das ausgesucht, Dad. Ich wusste worauf ich mich einlasse. Aber es geht jetzt nicht um mich. Sondern um Lucy. Sie hat schon zu viel durchgemacht. Ich muss sie da rausholen.“ Ein Höllenlärm unterbrach mich und alle fingen an zu schreien. Die Eltern versuchten ihre Kinder hinter sich zu verstecken um sie vor dem was da kam zu schützen. Mir wehte eine Brise in die Nase und ich erkannte den Geruch, der mir entgegenkam.
Henry. Das war unmöglich. Wie konnte er hier sein? Er wusste doch nicht wo ich war. Ich ließ meinen Vater zurück und rannte in die Richtung aus der der Geruch kam. Ich sah neben mich und sah Tristan, der sich ebenfalls auf den Weg machte. Wir kamen gleichzeitig an der Barriere an und ich starrte auf 2 Henrys und einen Mann, der aus der griechischen Mythologie stammen könnte. Er hatte blonde Locken und eine Statur wie ein Gott. Ich riss meinen Blick von ihm ab und starrte in die zwei grünen Augenpaare und suchte Henrys Blick. Ich wusste sofort wer Julian war, denn er sah nicht mich an, sondern Tristan. „Also ihr Turteltäubchen. Können wir jetzt hier irgendwie rein oder sollen wir den ganzen Tag hier rumstehen und uns angaffen? Dann will ich aber auch jemanden zum anschmachten.“ Der gottähnliche Typ, wirkte etwas beleidigt, was aber offenbar nur Theater war. „Wer ist das?“ Tristan sah zuerst Julian und dann den Unbekannten an. „Das ist Mike. Er ist ein Freund und er will uns helfen.“ Henry war es der antwortete und er sah mich dabei genauestens an. „Hi. Freut mich euch kennen zu lernen. Ihr seid dann wohl das glückliche Paar, dass eigentlich heiraten sollte?“ Mike wollte uns die Hand entgegenstrecken als plötzlich die Barriere wieder hochschnellte. Ja dieser Wald war besser geschützt, als der bei uns Zuhause. Lucy muss wohl aus der Barriere getreten sein, bevor sie entführt wurde. Ich kam Henry entgegen und umarmte ihn. Auch wenn wir uns gestritten hatten. Ich brauchte ihn und er wusste das. Nachdem er mich wieder losließ, stockte er für einen Moment, als er sah, wie Tristan Julian ebenfalls umarmte. Ich sah ihm an, dass ihm dies neu war. Ich flüsterte ihm ins Ohr: „Ich erklär‘s dir später. Ich brauche dich.“

Tristan erklärte meinem Vater und allen anderen, was hier los war. Ja da war etwas Erklärungsbedarf notwendig, aber ich wusste, dass Tristan das hinbekommen würde. Henry und ich gingen währenddessen etwas abseits um uns zu unterhalten. „Es tut mir so leid. Hätte ich gewusst, dass Hector deine Schwester entführen will, hätte ich mir mehr Mühe gegeben ihn aufzuhalten.“ Dieser Satz „Hätte ich gewusst bekam ich in letzter Zeit viel zu oft zu hören. „Ja ich weiß. Aber hast du eine Ahnung wo er sie hingebracht hat?“ Henry schüttelte den Kopf „Ich hab keine Ahnung, aber wir finden es heraus. Wir werden deine Schwester retten, das verspreche ich.“ Ohne nachzudenken küsste ich ihn. Meine Lippen pressten sich so hart auf seine, dass es fast schon schmerzte. Er schlang seine Hände um meine Taille und zog mich noch fester an ihn. Ich konnte die Blicke der anderen im Rücken spüren, doch es war mir egal. Ich brauchte Henry und ich würde ihn ganz bestimmt nicht mehr gehen lassen. Als er sich von mir löste, war es als würde mir die Wärme entzogen. Ich sah ihm tief in die Augen und wünschte mir er würde mich wieder an sich ziehen, doch ein räuspern hinter mir, stoppte mich. Mein Vater sah mich mit verwirrten und wütenden Augen an. „Ähm…“ Ich räusperte mich ebenfalls um meine Stimme wieder zu finden. „Das ist Henry. Er kann uns helfen.“ Hoffungsvoll sah ich meinem Vater an und er wirkte etwas friedlicher. Henry streckte seine Hand aus und mein Vater nahm sie wiederwillig entgegen. „Freut mich, sie kennen zu lernen, Mr. Ashmore. Auch wenn ich mir wünschte, es wäre unter anderen Umständen.“ Mein Vater sah immer noch nicht besonders zufrieden mit der Situation aus, aber ich wusste er war ein vernünftiger Mann und würde jede Hilfe annehmen um seine Tochter zu retten. „Habt ihr schon was gefunden?“ Ich sah mich um, allerdings suchte niemand nach einer Spur.
„Lucian hat ihre Jacke gefunden. Ein paar machen sich schon auf die Suche.“ Er fixierte Henry mit seinem Blick, doch dieser wirkte eher besorgt, als nervös. „Aber sie dürfen nicht angreifen, solange ich nicht bei ihnen bin.“ Mein Vater wirkte geschockt. „Schatz, du wirst nicht mitkommen.“ Ich war verwirrt. „Was meinst du damit? Natürlich werde ich mitkommen. Ich bin der Alpha und sie ist verdammt noch mal meine Schwester.“
Henry nahm mich bei der Hand. „Dein Vater hat Recht. Wenn dir Hector zu nahe kommt, wäre dein ganzes Rudel in Gefahr. Genau das will er doch.“  Mein Vater nickte.
Endlich kamen auch Tristan und Julian mit Mike im Schlepptau. „Lexa. Ich weiß, dass du alles für Lucy tun würdest, aber es wäre einfach zu gefährlich. Für uns alle.“ Tristan sah mich mitfühlend an, aber ich war einfach nur wütend. „Ihr könnt mich nicht aufhalten. Ich bin der Alpha. Und wenn ich sage, ich komme mit, dann komme ich mit.“
„Wenn du gefangen genommen wirst, werden alle hier sterben, auch deine Schwester und es wäre alles umsonst. Willst du das?“ Alle starrten plötzlich Mike an. Niemand erwartete, dass er sich am Gespräch beteiligen würde, doch er hatte Recht. Auch wenn es gegen alles stand, woran ich glaubte.
„Jemand muss bei dir bleiben um dich zu schützen.“ Mein Vater überlegte, wen er am besten bei mir lassen konnte, ohne einen wertvollen Kämpfer hierzulassen.
„Ich bleibe bei ihr.“ Julian sagte zum ersten Mal etwas. Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren konnte, doch Tristan kam mir zuvor. „Walter, vertrau mir. Er wird sie beschützen. Lucian und ich müssen mitkommen. Wir sind die besten Fährtenleser. Du musst mitkommen, weil es schließlich deine Tochter ist. Henry geht mit, um uns da rein zu bekommen und Mike kenne ich nicht, also lasse ich ihn auf keinen Fall mit Lexa allein.“ Mike wollte protestieren, doch Henry schnitt ihm das Wort ab. „Ich weiß, wir sind hier die Außenseiter. Aber wenn ich nicht zu 100 Prozent überzeugt wäre, dass Julian Lexa beschützt, würde ich nicht gehen. Das müsste ihr mir einfach glauben, Sir.“ Henry musste wie man mit meinem Vater redete. Er nickte. „Gut. Aber dass du mir gut auf meine Kleine aufpasst. Ok? Sollte ihr auch nur ein Haar gekrümmt werden, werde ich zu deinem schlimmsten Alptraum.“ Er sah Julian tief in die Augen. Er wirkte auf jeden Fall beängstigt. Lucian kam gerade angerannt, als mein Vater mir einen Kuss auf die Stirn gab „Wir haben eine Spur. Sie führt über die Wycombe Road. Wir müssen schnell sein, bevor sich die Spur verfliegt.“

Tristan küsste Julian zum Abschied, um sich danach mit Lucian und meinem Vater zu verwandeln. Henry und Mike schauten demonstrativ weg um nicht rot zu werden.
Die anderen warteten bereits auf sie. Ich küsste Henry auch, bevor er mit Mike ins Auto stieg. Er warf Julian noch einen Blick zu und fuhr dann hinter den Wölfen her. Es war ein komisches Gefühl, allein mit Julian zu sein. „Was war das eigentlich für ein Gebrüll, als wir gekommen sind?“ Ich wurde etwas rot. „Äh, das war ich. Es wollte mir keiner zuhören, also hab ich mir Gehör verschafft.“ Er wirkte ehrlich beeindruckt. „Wow. Nicht schlecht.“ Er grinste mich an.

Ich versuchte mich irgendwie abzulenken, aber meine Alphasinne spielten verrückt. Mein ganzer Körper zitterte. Ich müsste bei ihnen sein. Ich verzehrte mich beinahe danach. Ich musste Julian irgendwie überzeugen.
„Wir müssen ihnen nach.“ Er versuchte gerade die Barriere erneut zu durchbrechen und drehte sich dann zu mir. „ Was? Bist du verrückt geworden. Hast du nicht gehört, was dein Vater gesagt hat. Und Tristan. Und Henry. Und sogar Mike?“ Ich verstand was er sagen wollte, doch es war mir egal. „Es stimmt irgendwas nicht. Ich fühle das. Du hast keine Ahnung wie das ist. Bitte Julian“ Er wirkte hin und hergerissen. „Ich kann nicht. Ich habe die Verantwortung.“ Ich wirkte verletzt. „Ich bin doch kein kleines Kind. Ich bin der Alpha eines gesamten Rudels und ich verstecke mich im Wald. Wenn du mir nicht hilfst, dann werde ich alleine gehen.“ Er musste die Entschlossenheit in meinen Augen sehen, denn er nickte und holte den Wagen.
Er konnte Henry mittels des GPS in seinem Handy aufspüren, also war es ein leichtes das Lagerhaus zu finden. Natürlich musste es ein Lagerhaus sein. Wir brauchten ungefähr eine dreiviertel Stunde bis wir ankamen und uns anschleichen konnten.
Wir gingen ums Haus herum und von drinnen kamen laute Geräusche. Wie ein Kampfgebrüll. Plötzlich wurde es still und ich hörte nur noch eine Stimme. Henrys.
„Tretet alle zurück, oder euer geliebter Alpha ist tot. Hector?“ Ein leises Stöhnen ertönte. Ich kletterte einen Baum hinauf um ins Fenster sehen zu können. Was ich sah, verschlug mir den Atem. Alle Wölfe waren in einem Kreis um Hector gebildet. Er stand hinter Lucy die in einem Sessel gefesselt saß und sie wirkte als würde sie schlafen. Ihr Gesicht war übersät mit blauen Flecken. Dieser verdammte Mistkerl. Ich werde ihn in Stücke reißen, sollte er noch einmal Hand an sie legen. Allerdings war dies nicht das was mich so schockte. Es war Henry, der meinem Vater die Hände hinter dem Rücken gefesselt hatte und ein Messer an seine Kehle hielt. Für einen kurzen Moment hoffte ich, dass er und Julien noch einen dritten Bruder hatte, der genauso aussah wie sie, doch als ich seine Augen sah, wusste ich, dass es mein Henry war. Mein geliebter, charmanter, vertrauenswürdiger Henry, der gerade meinen Vater bedrohte. Er ging auf Hector zu und passte auf, dass ihm kein Wolf zu nahe kam. „Hier hast du deinen Alpha Hector.“ Hector wirkte leicht verwirrt. „Das ist unmöglich. Der Alpha sollte doch eine Frau sein. Selena hat es mir so erzählt.“ Henry lachte. „Ich finde es echt süß, dass du deiner kleinen Süße so vertraust. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, als du mit der kleinen da verschwunden bist.“ Er zeigte mit dem Messer auf Lucy. „ Er hat mit seinem Rudel geredet. Er ist der Alpha.“ Was zum Teufel machte Henry da. Wenn er mich so sehr liebte um mich zu beschützen, wieso bot er ihm dann deinen Vater an.
Hector wirkte immer noch verwirrt, allerdings nicht mehr ganz so von sich überzeugt. „Beweise es.“ Wie zum Teufel sollte er das tun? „Und wie gedenkst du, dass ich das beweise?“ Hector zeigte seine Zähne. Es war ein unheimliches Lächeln.
Julian war in der Zwischenzeit ebenfalls auf den Baum geklettert und sah genauso geschockt zu wie ich.
„Töte ihn. Wenn er der Alpha ist, ist alles vorbei und wir können unsere Wege gehen. Aber wenn nicht, dann haben wir ein kleines Problem mein Freund.“ Henry zögerte. Was sollte er tun? „Worauf wartest du?“ Hector kam näher und riss Henry das Messer aus der Hand.

Plötzlich wurde Henry gegen die Wand geschleudert und konnte sich nicht mehr bewegen. Irgendeine Kraft hielt ihn gefangen.
Hector drehte sich zu meinem Vater an, der stolz seine Schulter nach hinten drückte und ihm direkt in die Augen sah. „Wenn du zu feige bist, dann muss ich es tun.“
Er stieß das Messer tief in die Brust meines Vaters, der daraufhin zusammensackte und sich langsam eine Blutlache um ihn bildete.
Mein Herz blieb stehen. Dass darf nicht wahr sein. Nein er war nicht tot. Ich sprang von dem Baum und wollte schon hineinlaufen. Doch Julian war schneller. Er hielt mich am Baum fest und ließ mich nicht los. „Lass mich los. Verdammt Julian. Lass mich zu ihm.“ Tränen strömten über mein Gesicht, doch ich nahm sie kaum war. Er sah mich nur an. Plötzlich brach ich zusammen. Mein gesamter Körper erschlaffte. „Es tut mir leid.“ Was das einzige was ich noch hörte, bevor alles schwarz wurde.

Kapitel 10.2 - Eine unvollkommene Rettung

Henry

 

Den Wölfen zu folgen, war nicht besonders schwer, da Tristan immer kurz neben der Straße auftauchte, um uns zu zeigen, wo wir einbiegen mussten. Ich fand langsam gefallen, an dem Wolf. Vermutlich deshalb weil ich jetzt wusste, dass er schwul ist und meinen Bruder liebte.
Nach einer guten halben Stunde kamen wir an einem verlassen Lagerhaus an. Warum mussten es immer Lagerhäuser sein. Kann es nicht mal ein nettes kleines Häuschen im Wald sein? Wir stellten unser Auto eine Querstraße daneben ab und warteten. Tristan und Walter kamen gerade hinter dem Haus hervor. Sie waren wieder Menschen und kamen auf uns zu. „Sie sind da drin. Ich kann Lucy riechen.“ Tristan wirkte angespannt. „Geh doch schon mal zu den anderen, ich werde Henry noch alles erklären.“ Walter griff Tristan an die Schulter und gab ihm zu verstehen, dass er alles unter Kontrolle hatte. Er ging nur widerwillig und drehte sich noch mit einem Blick um, den ich nicht ganz einordnen konnte. „Henry, du musst mir einen Gefallen tun.“ Ich war verwirrt. „Wenn wir da jetzt reingehen, wird er Lucy vermutlich bedrohen und niemand wird etwas unternehmen, bis sie in Sicherheit ist.“ Mein Kopf schaltete schneller als Mikes. „Was sollen wir tun?“ Ich sah Walter in die Augen. „Sie wollen sich als Köder ausgeben.“ Mike sah mich geschockt an. „Wie bitte? Das ist doch nicht wahr oder?“ Doch Walter nickte. „Doch. Du wirst mich fesseln und dann hineinbringen. Wir werden ihm sagen ich sei der Alpha. Ich werde nicht zulassen, dass einer meiner Töchter etwas zustößt. Und wenn das nicht klappt, wird Lexa wieder zur Zielscheibe und das lasse ich nicht zu. Bitte Henry.“ Ich konnte ihn nur anstarren. Das war nicht sein Ernst. Er wollte sich opfern? „Meine Wölfe wissen, wenn ich sterbe, werden sie so tun müssen, als auch sie sterben. Du musst ihn nur von Lucy ablenken. Sie wird es nicht verstehen.“ Meine Augen brannten. Was sollte Lexa nur ohne ihren Vater tun? Wie sollte ich ihr das erklären! „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist.“ Mein Magen verkrampfte sich. „Bitte Henry. Vereine mich wieder mit meiner geliebten Frau. Lexa wird damit zurechtkommen. Sie ist stark und sie hat dich.“ Ich konnte nicht glauben, dass ich zustimmte und Mike sah uns mit einer Mischung aus Bedauern und Mitgefühl an.

Ich ging mit Walter zu den anderen. Ein paar hatten sich zurückverwandelt und Walter gebührend zu verabschieden. Tristan stand neben mir und wirkte als würde er gleich zusammenbrechen. Normal würden sie heulen, wenn jemand stirbt, aber das können sie nicht, da es zu viel Aufmerksamkeit erwecken würde. Es war nicht fair. So viele Wölfe waren hier und doch konnten sie nichts tun. Ich fesselte Walters Hände hinter dem Rücken und Mike gab mir sein Jagdmesser das er immer dabei hatte. Ich ging zum Eingang und wartete, dass die Wölfe ins Haus eindrangen. Ich hörte viel knurren und bellen, konnte allerdings nichts sehen. „Wenn ihr näher kommt, ist sie tot.“ Hector wirkte nicht ängstlich, sondern eher triumphierend. Das war mein Stichwort. Ich ging ins Gebäude und ab dann ging alles den Bach runter.

Nachdem Hector mich wieder freiließ, starrte ich auf die Leiche von Walter. Ich hoffte so sehr, dass es nicht notwendig war ihn zu töten. Wie falsch ich doch lag. Hector sah sich um, als plötzlich jeder einzelne Wolf zusammen stürzte. Ein paar sahen noch zu Walter als sie dann aufgaben und zusammenbrachen. Es verlief alles nach Plan. Genau wie Walter wollte. Er war nun bei seiner Frau und Hector glaubte er habe den Alpha besiegt. Lexa war in Sicherheit.
Hector stieß ein lautes Siegesgeheul aus und ich wollte ihm das Messer ins Herz stoßen Allerdings musste ich ihn von Lucy fernhalten. „Na dann werden wir mal die Leichen los oder?“ Hector wollte zum ersten Wolf gehen. Doch er musste sich ausgerechnet Tristan aussuchen und der konnte sein Temperament nicht mehr bremsen. Tristan sprang auf und sprang auf Hector zu. Ich lief hin und verhinderte, dass er ihm die Kehle aufriss. Er hielt seine Arme mit beiden Pfoten fest und ich nahm Hector das Messer ab. „ Töte ihn noch nicht. Ich hab noch was Besonderes mit ihm vor.“ Ich hatte das Gefühl, Tristan würde lächeln. Doch ich konnte mich auch irren. Als ich zu Walter ging um ihm die Augen zu schließen, kam plötzlich Julian zur Tür herein. „Was zum Teufel machst du hier? Wo ist Lexa?“ Ich sah nach draußen, doch sie war nirgends zu sehen. „Sie ist im Auto. Ich hab sie in Schlaf versetzt. Sie hat gesehen, was du getan hast, Henry.“ Mein Herz setze einen Schlag aus. Nein, das darf nicht sein. Schlimm genug, dass ihr Vater tot ist. Jetzt glaubte sie auch noch ich sei schuld. „Wo steht das Auto. Ich muss zu ihr.“ Ich wollte an ihm vorbei, doch er hielt mich auf. „Sie schläft jetzt. Sie ist in Sicherheit, wir müssen uns zuerst um Hector kümmern.“
Mike kam gerade mit seinem Auto an um Hector wegzubringen. „Und hat alles geklappt. Sie alle in Sicherheit“ Als er Walters Leiche sah, verstummte er. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen und doch glitzerten Tränen in seinen Augen. Irgendjemand hatte Tristan währenddessen abgelöst und er kam auf uns zu. Mike und Julian sahen ihn traurig an. „Tut mir wahnsinnig leid Mann.“ Mike klopfte ihm auf die Schulter. Tristan ging an ihm vorbei und hielt auf Julian zu, der in sogleich in den Arm nahm und ihn tröstete. Lucian hatte währenddessen Lucy befreit und trug sie nach draußen. Sie hatte viel durchgemacht. Ich hoffte, dass sie es übersteht. Ich schnappte mir das Seil von Walters Armen und legte es Hector an. Er wirkte nicht sehr enttäuscht, sondern eher als warte er auf etwas. „Wo hast du meinen Vater gelassen, du elendes Stück Scheiße?“ Er grinste mich an. „Dein Vater fuhr nach Hause, als er sah, was ich mit der Kleinen machte.“ Ich sah ihm in die Augen und spürte einen leichten Windzug, als Tristans Faust an mir vorbeisauste und direkt in Hectors Gesicht landete. Ein kurzes Lächeln umspielte meine Lippen, als Blut aus seiner Nase tropfte.
Ich setzte Hector auf den Rücksitz und Julian nahm neben ihm Platz. Wir würden ihn keine Sekunde aus den Augen lassen. Ich ging zurück um Walters Leiche zu holen, allerdings hatte Tristan sie bereits in ein Tuch eingewickelt und trug ihn nach draußen. ER wirkte seltsam klein und als Tristan sah, wie ich verwirrt darauf starrte erklärte er mir, dass sie wenn sie sterben sie sich in ihre natürliche Form zurückverwandeln.
Es war getan. Der Spuk war vorbei. Ich konnte endlich wieder aufatmen, bis zu dem Zeitpunkt an dem Lexa aufwachte. Davor hatte ich jetzt schon Angst.

Kapitel 11 - Noch mehr Lügen

Lexa

 

Schreie, Blut und tiefe Dunkelheit. Mein Traum war ein einziger Alptraum. Ich fühlte, dass ich in meinem Bett lag, doch mein Traum hielt mich noch fest. Ich konnte mich nicht bewegen. Was war passiert? Ich konnte mich nicht erinnern, gestern ins Bett gegangen zu sein. Plötzlich dämmerte es mir. Lucy wurde von Hector entführt und Henry hatte meinen Vater als Geisel. Mein Vater. Ich schrak hoch. Nein, das durfte nicht wahr sein.
Tristan saß neben meinem Bett und fiel fast vom Stuhl, als ich plötzlich im Bett saß. „Lexa? Alles ok. Du bist Zuhause. Du bist in Sicherheit.“ Nein war ich nicht. Mein Vater war tot. Meine Eltern. Jetzt habe ich sie beide verloren. Wie soll es nur weitergehen? Auf einmal kam aus einem anderen Zimmer ein Höllenlärm. Ich wollte aufstehen und nachsehen, doch mich überkam ein starkes Schwindelgefühl und ich fiel zurück ins Bett. „Ja, tut mir leid. Julians Schlafzauber sind nicht besonders gut. Du wirst noch ein bisschen schläfrig sein.“ Mich überkam eine unbeschreibliche Wut. Julian. Er hatte mich aufgehalten. Und Henry. Meine Hände ballten sich zu Fäusten. Ich fühlte nicht, dass ich meine Krallen ausgefahren hatte, bis ich das Blut sah, dass an meinen Fingern hinunter rann. Tristan holte mir ein sauberes Handtuch und presste sie auf meine Hände. „Wo sind sie?“ Ich presste die Worte zwischen zusammen gebissen Zähnen heraus. „Sie sind zuhause und kümmern sich um Hector. Wenn es dir besser geht, werden wir zu Ihnen gehen. Aber jetzt, ruhe dich bitte noch etwas aus. Du hast viel durchgemacht.“ Ich spürte wieder eine Wut in mir, doch es war nicht meine eigene. „Wo ist Lucy?“ Wie aufs Stichwort hörte ich Glas zersplittern. Sehr viel Glas. „Sie ist in ihrem Zimmer und…“ Er zögerte. „Dekoriert um.“ Ich verstand ihn nicht. Mit Müh und Not schaffte ich es aufzustehen, obwohl mich Tristan wieder ins Bett drücken wollte. Ich musste meine Schwester sehen. Ich ging in Richtung ihres Zimmers und sah Lucian und Elizabeth draußen stehen. Ich ging etwas wackelig an ihnen vorbei um ihren mitleidsvollen Blicken auszuweichen. „Lucy?“ Ich klopfte an die Tür, aber bekam keine Antwort. „Lucy, ich bins Lexa, kann ich bitte reinkommen?“ eine kurze Stille trat ein.
„ Wage es ja nicht hier rein zu kommen. Das ist alles deine Schuld. Ich will dich nie wieder sehen.“ Lucian trat neben mich. „Schatz, das ist nicht Lexas Schuld. Das weißt du. Dein Vater hat es selbst so entschieden.“ Ich wusste nicht was er meinte. Was hat unser Vater entschieden? Ohne nachzudenken, öffnete ich die Tür und wich geschickt einer Vase aus, die neben mir gegen die Wand prallte. „Sagte ich nicht, du sollst nicht reinkommen?“ Sie sah mich hasserfüllt an. So einen Blick habe ich noch nie bei ihr gesehen. Selbst als sie erfahren hatte, dass ich Tristan heiraten würde, hatte sie wenigstens noch etwas schwesterliche Liebe in ihrem Blick. Doch davon war nichts mehr übrig. Im Zimmer herrschte reinstes Chaos. Überall waren Scherben auf dem Boden. Kissen und Kleidungsstücke lagen auf dem Boden zerstreut. Ihr Spiegel war zerbrochen. Das war vermutlich das Geräusch, das ich hörte. „ Es tut mir so leid, Lucy.“ Ich schloss die Tür hinter mir um neugierige Blicke auszusperren. Sie wich meinem Blick aus, aber ich ging weiter auf sie zu, als würde ich auf ein scheues Reh zugehen, in der Hoffnung, dass es nicht wegläuft. „Bitte Lucy. Wir haben nur noch uns zwei.“ Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich versuchte zu ihr durchzudringen. „Lucy?“ Ihr Blick glitt vom Boden zu mir. Ihr Gesicht war tränenüberströmt. „Sie sind tot. Sie sind beide tot, Lexa. Wie zum Teufel sollen wir das überstehen? Wie sollen wir ohne unsere Eltern weiterleben.“ Ich ging weiter auf sie zu. Ich wollte sie in den Arm nehmen, doch sie stieß mich weg. „Nein. Ich will dich nicht sehen. Wärst du nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert.“ Sie starrte ins Leere und flüsterte leise: „Wäre ich nicht gewesen, wäre das alles nicht passiert. Ich bin schuld. Ich bin weggelaufen und deshalb musste Vater mich retten. Es ist meine Schuld.“ Es war als würde ich einen Schlag ins Gesicht bekommen. „Bist du verrückt? Das ist nicht deine Schuld. Wir sind nicht schuld an Vaters Tod.“ Ich kam wieder näher an sie ran und diesmal ließ sie meine Umarmung zu. Wir brachen am Boden zusammen und saßen ineinander verschlungen und weinten. Ich fühlte nicht nur meinen Schmerz, sondern auch ihren. Mein Vater hatte Recht. Das Alphadasein war ebenfalls ein Fluch.

Nachdem wir uns etwas beruhigt hatten, kam Tristan ins Zimmer und brachte uns etwas zu essen. Wir hatten beide keinen Hunger. „Ich  muss mit dir reden, Lexa.“ Ich stand auf und half Lucy sich aufs Bett zu setzen. „Ja, wir müssen überlegen, wie wir mit Henry und seiner Familie verfahren. Sie dürfen nicht ungestraft davon kommen.“ Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und straffte meine Schultern. Meine erste Aktion als alleinige Herrscherin muss mit erhobenem Haupt ausgeführt werden. „Darüber wollte ich mit dir reden. Du glaubst Henry habe uns verraten. Dem ist nicht so.“ Wir ließen Lucy allein und gingen ins Büro meines Vaters. „Was redest du da? Henry hat meinen Vater gefangen genommen und Hector geholfen ihn zu töten. Und Julian hat mich in Schlaf versetzt. Als wäre das nicht Verrat genug, hat er Hector auch noch mitgenommen, ohne dass wir unsere Rache bekommen konnten.“ Tristan schüttelte den Kopf. „Dein Vater hat Tristan aufgetragen ihn gefangen zu nehmen und Hector zu täuschen. Er sagte uns, wenn er stirbt, sollten wir so tun, als würden wir ebenfalls sterben um dich zu schützen.“ Ich sah ihn nur verwirrt an. „Was? Du meinst mein Vater hat sich geopfert um mich zu retten?“ er nickte traurig. „Wieso hast du ihn nicht aufgehalten? Hättet ihr noch gewartet, bis ich bei euch wäre, hätten wir eine andere Lösung gefunden. Wie konntest du das zulassen?“ Ich wusste, es war nicht Tristans Schuld, aber ich war so wütend, dass ich nicht klar denken konnte. Ich spürte wieder, dass meine Krallen ausfuhren, doch ich beruhigte mich. „Ich will zu Henry.“ Tristan nickte wieder. „Ja er will dich auch sehen. Wir können gleich zu ihnen fahren. Ich gebe Julian Bescheid.“
Ich wusste nicht wie ich mich Henry gegenüber verhalten soll, doch ich musste ihn sehen, ich musste mich vergewissern, dass es ihm gut geht. Als ich nach draußen ging, stand Lucian gerade an der Treppe und sah zur Tür hinaus. „Was ist passiert?“ Er wirkte geknickt. „Lucy. Sie ist in den Wald gelaufen.“ Ich schnaubte. „Wieso? Was hast du gesagt?“ Ich dachte ich hätte sie beruhigt. „Sie ähm… hat etwas erfahren.“ Ich sah ihm in die Augen. „ Was? Was hat sie erfahren? Lucian! Antworte mir.“ Er hob langsam den Blick. „Sie hat erfahren, dass Walter nicht ihr Vater ist.“ Mein Herz klopfte wie wild. „Sondern ich.“

Ich lief durch den Wald. Das Laufen half mir mich wieder etwas zu konzentrieren. Lucy war Lucians Tochter. Unsere Mutter hatte eine Affäre. Ich konnte es nicht fassen. Sie war meine Halbschwester. Doch wie hatte sie es erfahren? Lucian meinte, er habe es ihr nicht erzählt und unser Vater hatte wohl kaum noch die Möglichkeit dazu. Also wie? Ich fand Lucy am Grab unserer Mutter. Es machte mich nur umso trauriger, da ich wusste, dass hier bald zwei Gräber waren. Das von unserer Mutter und meines Vaters. „Lucy“ Sie kniete neben dem Grabstein. „Wusstest du es?“ Sie hatte wieder Tränen in den Augen. „Nein. Ich hatte keine Ahnung.“ Ich kniete mich neben sie. „Woher weißt du es?“ Sie stand auf. „Von Hector.“ Ich stockte einen Moment. „Was? Wie konnte Hector das wissen?“ sie sah auf das Grab unserer Mutter. „Er wusste es nicht. Aber er wollte einen Zauber ausführen. Mit einer Mischung aus Alpha- und Ältestenblut. Er dachte ich hätte beides in mir. Als der Zauber nicht funktionierte wusste er, dass ich von einem von beiden nicht abstammen konnte. Da ich aber leider die Augen und die Haare von unserer Mutter habe, wusste ich genau welcher Teil es war.“ Sie atmete schwer aus. „Unsere Mutter hat unseren Vater betrogen.“ Sie korrigierte sich. „Deinen Vater. Ich wusste sofort, dass es Lucian war, als ich ihm in die Augen sah, wie ich es ihm erzählte.“ Ich umarmte sie und sie ließ es ausnahmsweise zu, obwohl sie die Umarmung nicht erwiderte. „Er war auch dein Vater Lucy. Wenn auch nicht blutsverwandt, dass weißt du genauso gut wie ich.“ Nun umarmte sie mich und ich fühlte mich noch nie so mit ihr verbunden, wie in diesem Moment. Es gab nur noch uns beide und wir würden kämpfen.

Tristan und ich fuhren zu Henry und seiner Familie. Lucian wollte sich noch mit Lucy ausreden, was sich als ziemlich schwierig erwies, da sie sich in ihrem Zimmer verschanzt hatte. Tristan erfuhr von Julian die Adresse und lenkte den Wagen in die Einfahrt. Es war ein imposantes Haus. Nicht ganz so groß wie unseres, doch um einiges prunkvoller. An der Tür erwartete uns Mike. „Hey Wölfchen.“ Ein mitleidiges Lächeln umspielte seine Lippen. „Es tut mir schrecklich leid mit deinem Vater.“An seinem Blick sah ich, dass er es ernst meinte. Meine Wut gegen diesen Zirkel ließ allerdings noch nicht nach. Ich bedankte mich bei ihm und er geleitete mich und Tristan in den Salon. Dort erwartete uns schon der Rest des Zirkels und ich fühlte mich plötzlich ziemlich unwohl. Ich suchte nach einem bestimmten Blick, allerdings sah ich nur eine andere Version davon. Julian. Tristan lächelte ihn an. Er stand neben einer  Frau die ihn offensichtlich davon abhielt sich von ihr weg zu bewegen. Ein Mann kam auf uns zu, der ziemliche Autorität ausstrahlte, da ihm alle aus dem Weg gingen. „Du musst Lexa sein.“Er lächelte mich an. Es war ein warmes aufrichtiges Lächeln, welches ich sogleich erwiderte. Es fühlte sich richtig an. „Mein Name ist Richard und ich bin der Vater von Henry und Julian.“Ich schüttelte seine Hand, die er mir entgegen streckte. „Freut mich sie kennen zu lernen. Das ist Tristan, mein Leibwächter.“ Tristan streckte ihm ebenfalls die Hand hin, und Richard nahm sie mit langem Zögern entgegen. „Ihr könnt euch dort hinsetzen, wir werden gleich beginnen.“ Ich wusste nicht, was genau gleich beginnen würde, doch ich wollte aus dem Blickfeld aller hinaus kommen. Allerdings habe ich nicht damit gerechnet, dass mein Platz auf einer Anhöhe, direkt vor dem Fenster sein würde, Tristans Stuhl war direkt neben meinem. Ich kam mir vor wie eine Königin vor ihren Untertanen. Richard stellte sich vor mich und begann zu reden. „Meine liebe Freunde. Ich weiß ihr seid etwas nervös, da sich in unserer Mitte 2 Werwölfe befinden, doch ich will euch versichern, dass ihr von unseren Gästen nichts zu befürchten habt. Lexa Ashmore ist der neue Alpha ihres Rudels und Tristan Ashmore ist ihr Leibwächter.“ Lauter Geflüster kam mir entgegen. Doch ein paar Gesprächsfetzen konnte ich aufschnappen.
Sind sie Geschwister? Sie sehen sich gar nicht ähnlich. Vielleicht sind sie verheiratet?
In unserer Familie war es üblich, untereinander zu heiraten, also waren unsere Nachnamen identisch. Deshalb war es den meisten wichtig, dass niemand in unserer Familie den gleichen Namen bekommt, um Verwirrungen aus dem Weg zu gehen. Allerdings dachte der Vater von Tristan, wenn er seine Tochter nach meiner Mutter benennen würde, er einen Vorteil hätte, in der Wahl des nächsten Alphas. Doch sie war nicht gerade begeistert davon, da sie den Namen von einer ziemlich alten Vorfahrin erhalten hatte und dies eine ziemliche Ehre war. Doch meine Mutter war eine herzensgute Person, deshalb hatte sie nie etwas gesagt. Richard hob die Hand und alle wurden still. Er hatte hier wohl wirklich etwas zu sagen. Ich schaute zu Tristan und er flüsterte mir zu. „Nach Hector wurde Richard zum neuen Oberhaupt ihres Zirkels.“ Ich nickte. Allerdings war ich immer noch verwirrt, weil ich nicht wusste, was zum Teufel hier gleich passierte. Ich hörte ein Geräusch aus dem Nebenzimmer und hörte mit spitzen Ohren hin.
„Du wirst dich da drin benehmen, sonst werde ich persönlich dafür sorgen, dass du kein einziges Wort mehr reden wirst. Ist das klar?“ Das war Henrys Stimme. Auch wenn ich sauer war, war ich extrem froh, ihn zu hören. Doch meine Stimmung sank in den Keller, als eine andere Stimme antwortete. Hector. „Keine Sorge. Ich werde schon aufpassen, dass sich das Fell von deinem kleinen Wolf nicht sträubt.“ Meine Finger wurden zur Faust und ich musste mich zusammenreißen um nicht sofort vom Stuhl zu springen und ihn in kleine Fetzen zu zerreißen. Tristan nahm meine Hand und gab mir zu verstehen, dass ich mich beruhigen sollte. 
Als Henry mit Hector gefesselt ins Zimmer trat, trafen sich unsere Blicke. Ich wollte ihn am liebsten sofort in den Arm nehmen und ihn nie wieder loslassen. Ich wusste nicht, dass ich ihn so sehr brauchte, bis zu diesen Moment. Mein Herz hämmerte so laut in der Brust, dass Tristan es vermutlich hören konnte. Als ich meinen Blick endlich von Henry löste, kehrte die Wut zurück, als Hector mich breit angrinste. „Hector August. Du hast ein Mädchen entführt und gefoltert und anschließend einen unschuldigen Mann getötet, aus der reinen Annahme heraus, dass diese Menschen uns etwas Böses wollen.“ Richard stand vor ihm und redete mit absoluter Abscheu. Aus Tristans Kehle kam ein Knurren, dass offenbar jeder hörte, da sich alle Blicke in seine Richtung drehten. Doch Richard fuhr fort. „Du hast nicht nur unser Gesetz gebrochen, sondern ebenfalls, dass der Werwölfe.“ Er ging langsam auf Hector zu, der in wütend ansah. „Du willst doch nicht ernsthaft, die Gesetze dieser Tiere berücksichtigen, oder Richard? Das sind keine Menschen. Das sind Monster.“ Henry zerrte an seinen Fesseln und Hector verzog schmerzhaft das Gesicht. Ein kleines Lächeln entfuhr mir. Richard kehrte Hector den Rücken zu und sah mich mit einem gewissen Respekt an. „Lexa Ashmore. Da ihr der Alpha und ebenfalls die Tochter des Ermordeten seid, könnt ihr mitbestimmen, was mit ihm passiert.“ Ich war sprachlos. Was meinte er mit mitbestimmen, was passierte? Er sollte geköpft werden, aufgehängt, verbrannt, den Haien vorgeworfen werden. Er soll die schlimmste Folter bekommen, die man sich vorstellen konnte. Ich war selbst über meine Grausamkeit überrascht. Doch ich wusste als Alpha durfte ich mich nicht von meinen Gefühlen leiten lassen. „Was käme euch in den Sinn?“ Ich versuchte respektvoll zu klingen. Ich reckte mein Kinn nach vorn um Autorität auszustrahlen und hoffte, dass man mein hämmerndes Herz nicht hörte. „Wir würden ihn verbannen. Ihm seiner Kräfte berauben und ihm der Polizei ausliefern.“ Polizei? Wieso redete der von Polizei? Die durfte da auf keinen Fall mit reingezogen werden. „Das ist absolut unmöglich. Er muss seine gerechte Strafe bekommen und in unserer Welt lautet die Regel: Ein Leben für ein anderes.“ Tristans Stimme strahlte Autorität aus, die niemand anzweifelte. Doch das Geflüster kam wieder.
Wie können die das bestimmen? Es sind wirklich nur Tiere. Ihn einfach töten, ohne Prozess? Das ist einfach nur unmenschlich.

Nun war ich an der Reihe etwas zu sagen. „Es wird eine Hetzjagd geben. Wenn er überlebt, könnt ihr mit ihm machen, was ihr wollt.“ Alle sahen mich geschockt an. „Miss Ashmore? Eine Hetzjagd?“ Ich sah Hector tief in die Augen und hoffte Angst darin zu sehen, als ich meine nächsten Worte aussprach. „Hector wird an einem Wald ausgesetzt in dem wir warten. Meine Wölfe haben die Aufgabe ihn zu finden. Wer ihn findet, wird ihn festhalten. Sollte er den Wald verlassen können, bevor er aufgespürt wird, ist er frei. Doch wenn nicht, wird derjenige der ihn findet, ihn töten.“ Hinter der Menge stand plötzlich ein Mädchen auf. Sie wirkte blass und ziemlich klein, doch ich wusste sofort, dass es Henrys Schwester war. Er hatte sie mal erwähnt und sie hatte seine Augen. Einfach unverwechselbar. „Also ist es wahr.“ Ich hatte keine Ahnung wovon sie redete. In meinem Augenwinkel sah ich, wie Hector lächelte. „Ihr habt wirklich einen Mann im Wald gejagt, so wie Hector sagte.“ Ihre Augen glitzerten. „Ich dachte, ihr würdet keine Menschen töten? Ich dachte ihr seid friedlich.“ Ich sah, dass sie tief verletzt war, doch sie sah nicht mich an, sondern Henry. „Du sagtest, sie wären keine Monster und doch wollen sie Hector jagen und töten.“ Tristan wollte gerade etwas sagen, doch ich stoppte ihn. Es war meine Aufgabe. „Wir sind nicht gefährlich. Wir suchen nur Gerechtigkeit. Dieser Mann hat meinen Vater getötet und meine Schwester entführt und gefoltert. Findest du es gerecht, dass er einfach so davonkommt? Wie ist dein Name?“ Ich versuchte freundlich zu sein, doch ihr Gesicht war voller Abscheu. „Raina!“ Ihr Vater versuchte sie zu beruhigen, doch sie redete weiter. „Aber er hat das nur gemacht, weil ihr diesen Mann getötet habt. Wo war da die Gerechtigkeit?“ Ich wollte sie nicht anlügen, allerdings war sie so aufgebracht, dass ich Angst hatte, was die Wahrheit auslösen würde. Ich ging langsam auf Hector zu. Mein Körper bebte, doch meine Augen strahlten Stärke aus. „Wer war es?“ Hector grinste mich an. „Ich weiß nicht was ihr meint, Mylady.“Ich konnte seinen Sarkasmus förmlich schmecken doch ich verzog keine Miene. „Der Mann, der im Wald gejagt wurde. Wer war es?“ Seine Augen begannen zu glühen und ich wich einen Schritt zurück. Henry zog wieder an seinen Ketten. „Antworte ihr.“ Ich wollte Henry sagen, dass ich alles unter Kontrolle hatte, als Hector plötzlich zu schreien begann. Henry wich zurück und Tristan warf sich vor mich. Doch so schnell wie es begann, hörte es auch wieder auf. „Du hast meine Familie in Gefahr gebracht und unschuldige Menschen verletzt. Und du wagst es hier in unserer Mitte zu stehen und zu lächeln?“ Die Frau, die vorhin noch neben Julian stand ging langsam auf Hector zu. Ich vermutete, dass dies Henrys Mutter sein muss, obwohl sie ihm nicht wirklich ähnlich sah. Sie hatte Hector wohl unter Kontrolle, denn er sah sie ängstlich an. „Was verheimlichst du uns, Hector? Und wage es nicht mich zu belügen, du weißt, dass ich mit Leichtigkeit in deine Gedanken eindringen kann und du weißt auch wie schmerzhaft es ist. Also antworte!“ Sie ließ ihn nicht aus den Augen und Hector zuckte etwas zurück bevor er antwortete. „Er war mein Sohn.“ Er presste diese Worte zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor. „Diese Monster haben meinen Sohn getötet. Wie sollte ich da untätig bleiben?“ Alle waren still. Selbst ich war geschockt. Sein Sohn. Kein Wunder, dass er alles daran setzte uns zu töten. Was hätte mein Vater gemacht, wenn mir oder Lucy etwas passiert wäre? Wahrscheinlich schlimmeres. „Was hat er getan?“ Henrys Mutter sah ihn immer noch mit ihrem durchbohrenden Blick an, was bedeutete, sie hatte ihn immer noch in ihrer Gewalt. „Ich kenne die Werwölfe schon mein ganzes Leben lang. Sie würden nie einen Menschen töten, ohne dass es einen Grund gibt. Also was hat dein Sohn getan, dass er diese Strafe verdient hatte?“ Hector fing wieder an zu lächeln. Alles Mitgefühl, das ich für ihn hatte, verschwand. Er fing wieder an zu schreien. „Nein! Bitte nicht.“ Das Schreien wurde lauter und alle anwesenden, versuchten nicht auf die gebückte Gestalt in der Mitte zu starren. Doch ich konnte meinen Blick nicht von Hector wenden. Ich musste wissen was passiert ist.
Henrys Mutter ging ein paar Schritte von ihm weg. Als ich ihr ins Gesicht blickte, war pures Grauen darin zu lesen. Henry ging langsam auf sie zu. „Mutter? Was hat er getan?“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und zwang sie so ihn anzusehen. Ihre Stimme zitterte. „Kinder. Er hat Kinder getötet. Er hat sie in einen Zwinger gesperrt und sie einem nach dem anderen erschossen. Als ihre Eltern kamen, hat er die ebenfalls erschossen.“ Sie ging wieder auf Hector zu und flüsterte. „Du sagst, die Werwölfe wären Monster? Dein Sohn war das wahre Monster. Unschuldige Kinder abzuschlachten. Kinder! Du mieses Stück…..“ Die letzten Worte schrie sie und sie ging auf Hector los. Julian kam angerannt und hielt sie zurück, bevor sie Hector erreichen konnte. Ich konnte mich nicht bewegen und nicht sprechen. Ich wusste nur eins. Wenn ich nicht sofort hier rauskomme, würde ich Hector auf der Stelle töten. Tristan spürte meine Wut und nahm mich an den Schultern und führte mich nach draußen. Ich spürte die Blicke auf mir, doch ich sah nur ins Leere.

Als ich draußen war, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich schrie. Es war mir egal, wer mich hörte. Ich schrie so laut ich konnte. Meine Füße gaben nach. Mir war kalt. Ich wollte nur noch allein sein.
Doch dann spürte ich warme Hände an meinen Schultern und jemand zog mich hoch. Ich blickte in Henrys Augen. Er redete mit mir, doch ich verstand ihn nicht. Ich hörte nichts. Er sah zu jemandem hinter mir. Dann nahm mich jemand hoch, aber es war mir egal. Ich wollte hier nur weg. Als ich in das Gesicht meines Trägers blickte, grinste mich Mike an. „Keine Sorge, Wölfchen. Tristan telefoniert gerade mit deinem Onkel. Ihr könnt gleich nach Hause fahren.“ Mir gefiel sein Lächeln. Es war warm und herzlich. Er trug mich zu meinem Auto und half mir mich hinein zu setzen. Ich wollte ihm danken, doch mein Mund bewegte sich nicht. Er verstand trotzdem. „Schon ok. Hab ich gern gemacht.“ Ein kurzes Lächeln, doch dann wurde sein Gesicht wieder ernst. „Es tut mir so schrecklich leid. Henry und ich werden uns um Hector kümmern. Ihr werdet eure Jagd bekommen. Und ich versichere dir, wenn ihr in nicht erwischt, werde ich ihn mir höchstpersönlich vornehmen. Das verspreche ich dir.“ Mein Mund wollte mir immer noch nicht gehorchen, allerdings konnte ich mich wieder bewegen und gab ihm einen Kuss auf die Wange.
„Hey lass das nicht Henry sehen. Er kommt zwar nicht so rüber, aber er kann verdammt eifersüchtig werden.“ Er grinste mich wieder an und auch ich versuchte mich an einem Lächeln. „Na dann. Mach’s gut. Alpha-Girl!“ Er schloss die Tür und ich wartete auf Tristan, bis wir endlich von diesem Ort verschwinden konnten. Ich wollte so weit wie möglich von Hector entfernt sein, um die Jagd zu planen. Er wird uns nicht entkommen. Und ich werde diejenige sein, die ihn tötet.

Kapitel 12 - Traum oder Realität?

Lexa

 

„Was? Das ist unmöglich? So etwas würden wir doch wissen.“ Ich hatte Lucian und meiner Tante Elisabeth alles erzählt, was bei Henry passierte. Auch das mit Hectors Sohn und den Kindern. Sie waren natürlich ebenfalls erschüttert, aber sie schalteten bald um auf den Neugier-Modus. Da ich nun wusste, dass Lucian Lucys Vater ist, sah ich ihn mit komplett anderen Augen. Er war für mich und Lucy immer eine Art Vaterfigur, doch damit hatte niemand gerechnet. Er erzählte uns, dass nur er, unsere Mutter und unser Vater davon wussten. Doch unsere Mutter liebte unseren Vater und deshalb blieb sie bei ihm. Und er liebte sie. Lucian erzählte auch, dass er unseren Vater gebeten hat, Lucy als seine eigene Tochter aufzuziehen und er war froh, dass er es tat, denn er hätte sich nie so um Lucy kümmern können, wie Vater es tat. Lucy saß am Fenster und blickte auf den Wald hinter unserem Haus. Sie wollte von dem Ganzen nichts mitbekommen, doch als die Schwester des Alphas war sie nun mal sehr wichtig. „Lasst ihr uns kurz allein?“ Ich sah Lucian und Elisabeth an und gab ihnen einen Wink, das Büro zu verlassen, damit ich mit Lucy reden konnte.
Sie gingen, aber nicht ohne einen Blick auf Lucy zu werfen. Lucian wirkte als hätte man ihn mit einem Stock verprügelt. Er tat mir leid, doch ich verstand Lucy. Ihr ganzes Leben lang, hatte man sie belogen und sie wusste nicht mehr wer sie war. Doch ich brauchte meine Schwester. Meine rational denkende, immer liebevolle kleine Schwester.
„Lucy? Redest du mit mir?“ Ich versuchte es langsam angehen zu lassen. „Ja“ Gut. Der erste Schritt war getan. „Wie geht’s dir?“ Ich wusste die Frage war dämlich. In den letzten 2 Tagen hat sich unsere Welt komplett auf den Kopf gestellt. Aber ich musste es wissen. „Wie es mir geht? Ist das dein Ernst?“ Sagte ich doch. Dämliche Frage. „Gestern ist der Mann gestorben, den ich mein ganzes Leben lang als meinen Vater geglaubt hatte. Und heute erfahre ich, dass unsere Mutter eine Affäre hatte, mit dem Bruder ihres angeblich geliebten Mannes. Und als ob das nicht genug wäre, haben irgendwelche Psychopathen unschuldige Wolfskinder und deren Eltern abgeschlachtet. Also frag mich nochmal wie es mir geht.“ In ihrem Blick war so viel Trauer und Wut, dass ich nicht wusste, wie ich antworten sollte. „Du hast Recht. Es war eine blöde Frage. Tut mir leid.“ Sie ging auf mich zu und nahm meine Hände. Ihre Wut verpuffte. „Nein. Mir tut es leid. Ich hätte nicht so reagieren sollen. Dir geht’s vermutlich genauso mies wie mir.“ Wir lächelten uns an. „Unser Leben ist gerade echt beschissen oder?“ Es tat gut alles etwas ins Lächerliche zu ziehen. Das machte es  leichter. „Ich habe beschlossen, dass wir eine Hetzjagd machen. Was hältst du von der Idee?“ Ich wusste sie würde mir helfen, die richtige Entscheidung zu treffen. „Du bist der Alpha. Du solltest nicht die Hilfe von einem Teenie benötigen.“ Ich setzte mich an den Schreibtisch meines Vaters und fühlte mich total fehl am Platz. „Ich benötige sie nicht. Aber ich möchte sie. Bitte. Du hast Mutters Scharfsinn geerbt. Du weißt immer das Beste was zu tun ist.“ Sie setze sich in den Sessel gegenüber. „Dann hätte wohl eher ich Alpha werden soll und nicht du.“ Ich streckte ihr die Zunge heraus. „Ich finde es ist eine gute Idee. Hector wird nicht entkommen. Dafür werden wir sorgen.“ Dann lehnte sie sich leicht nach vorn und sah mir tief in die Augen. „Aber ich will, dass er leidet. Ich will ihn nicht einfach nur töten. Ich will in jagen, bis er keine Luft mehr bekommt und ihn die Panik in den Wahnsinn treibt. Und dann wenn er denkt es ist vorbei, soll er noch einen letzten Hoffnungsschimmer bekommen. Und erst dann will ich das er stirbt.“ Meine Schwester hatte offenbar die gleichen grausamen Gedanken wie ich. Ich nickte. „Gut. Hector wird leiden.“

„Wie viele willst du haben?“ Tristan und Lucian saßen gemeinsam mit mir im Büro. Wir besprachen gerade den Ablauf der Hetzjagd. „Ich will 10 Wölfe. Das müsste genügen.“ Ich wollte so wenig Personen wie möglich von den Ereignissen behelligen. Ich war ihr Alpha und ich musste mich um diese Angelegenheiten kümmern. „Gut. Und wen?“ Tristan schrieb alles auf, was wir besprachen um ja nichts auszulassen. „Lucy will unbedingt dabei sein und diesmal werde ich ihr das nicht verwehren.“ Ich bedachte Lucian mit einem Blick, damit er nicht auf den Gedanken kommt mir zu wiedersprechen. „Elisabeth sollte auch dabei sein. Sie stand Vater sehr nah und ich denke sie will auch eine Chance bekommen.“ Tristan nickte und schrieb weiter. „Dann noch Tara und Marcel. Ich vertraue ihnen. Und sie können jagen. Sie werden ihn nicht aus den Augen lassen, da bin ich mir sicher.“ Ich versuchte mir einen inneren Kreis zurechtzulegen um immer jemanden zu haben, der mir zur Seite steht. „Wie wär’s mit Julian und Henry?“ Lucian sah uns beide an, als Tristan sofort erwiderte: „Nein“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte. „Sie sind keine Wölfe, Lucian. Das Gesetz verbietet ihnen daran teilzunehmen.“ Er lächelte mich an. „Du  bist der Alpha, Schatz. Wenn das Gesetz es verbietet, ändere es.“ Ich dachte über seine Worte nach. Er hatte Recht. Ich konnte es ändern. „Aber was wenn sie nicht wollen? Außerdem wie sollen sie mitlaufen?“ Tristan dachte ebenfalls nach. „Wenn Selena sich in einen Wolf verwandeln konnte, können die beiden das sicher auch. Ich weiß, Henry wäre sofort dabei. Und Julian könnte ich überzeugen.“ Ein verschmitztes Grinsen glitt über seine Züge. „Gut wir fragen sie.“ Insgeheim hoffte ich, dass Henry nicht mitmachen würde. Ich weiß nicht, was passieren wird, wenn er sieht wie ich einen von ihnen zerfleische.

„Ihr könnt das nicht ohne mich machen!“ Mike sah jeden einzelnen von uns an. Zuerst Henry, dann Tristan und schließlich Julian. Sein Blick blieb an mir hängen. „Wölfchen. Ich hab dir gesagt, dass ich dir helfen werde, diesen Mistkerl zu quälen. Du willst doch aus, dass ich mitkomme oder?“ Ein schenkte mir ein breites Lächeln. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen. Wir standen alle zusammen auf dem Hof vor unserem Haus. Ich war etwas geschockt, dass Henry und Julian sofort zusagten, aber es überraschte mich nicht besonders. „Wölfchen?“ Henry und Tristan sprachen gleichzeitig, doch Mike grinste nur. „Ich kann sie doch nicht einfach mit Lexa ansprechen. Ist doch total langweilig. Außer dir wäre Alpha-Wölfchen lieber?“ Er legte einen Arm um meine Schulter und sah auf mich hinunter. Verdammt, war der Typ groß. „Nein. Oh Gott. Bloß das nicht.“ Er schaute zurück zu Henry. „Na siehst du? Sie mag mich.“ Henry sprang auf ihn zu und versuchte ihn in den Schwitzkasten zu nehmen. Allerdings war Mike schneller und verpasste Henry eine Kopfnuss.
So etwas brauchte ich. Etwas zum Lachen. Nach kurzer Zeit tat mir der Bauch weh, denn Julian machte mit und zu zweit versuchten sie Mike zu Boden zu ringen. Doch es gelang ihnen nicht. Erst als Tristan dazwischen ging und sich hinter Mike stellte, schafften sie es zu dritt ihm ein Bein zu stellen und dann landeten alle 3 auf ihm. Mit Müh und Not kämpfte Mike sich wieder auf, als Lucy mit Lucian gerade auf den Hof kam. „Und? Macht ihr mit?“ Lucian ging auf die 4 Männer zu und versuchte zu ihnen aufzublicken. Es sah schon fast lächerlich aus, da Lucian gerade mal so groß war wie ich und die 4 Jungs daneben - wahre Riesen. Henry und Julian nickten. Nur Mike sah etwas verloren aus. Sein Blick ging hinter Lucian. Zu Lucy. „Wir machen alle mit.“ Henry schlug Mike auf die Schulter, was ihn sofort aus seiner Starre heraus holte. Offenbar hatte es niemand außer mir bemerkt. Mike schüttelte den Kopf und sah Lucian an. „Ja, Sir. Wir sind dabei. Wir werden diesem Bastard zeigen, was es heißt, sich mit Wölfen anzulegen.“ Lucy trat vor. Sie hatte eine kurze Hose an mit einem weißen Tanktop und fielen ihr offen über ihren Rücken. Sie sah Mike eindringlich an. „Aber ihr seid keine Wölfe.“ Plötzlich verwandelte sich Mike vor uns in einen schwarzen Wolf. Seine Augen strahlten blau und sein Fell war glänzend. „Kannst du das nochmal wiederholen?“ Mir blieb der Mund offen. Er sprach. Wie konnte er in der Wolfsgestalt reden? Es lag vermutlich daran, dass es nur Magie war und keine echte Werwolfsverwandlung. Mike verwandelte sich wieder in seine wahre Gestalt zurück und grinste Lucy an. „Ok überzeugt. Aber was sagen wir Tara und Marcel?“ Die Frage ging an mich. Ich hatte keine Ahnung. „Denkst du wir können ihnen das anvertrauen?“
Ich sah meine Familie und Freunde an. „Ja. Ich denke wir können es ihnen sagen. Wann kommen sie an?“ Lucian blickte auf seine Uhr. „In etwa 2 Stunden landet ihr Flugzeug.“

Tara und Marcel waren entfernte Verwandten, doch sie wohnten, bis Tara 18 wurde und sie das Sorgerecht für Marcel erhielt, mit uns in diesem Haus. Ihre Eltern starben als sie noch klein waren, deshalb nahm meine Mutter sie auf. Sie tat es nicht nur weil sie der Alpha war, sondern weil sie es für richtig hielt. Tara war mittlerweile 28 und Marcel 23. Wir waren früher wie Geschwister, doch sie wollten weg aus London. Es erinnerte sie zu sehr an ihre Eltern. Sie zogen nach Amerika, wo sie bis jetzt leben. Ich wollte, dass sie dabei waren, weil mein Vater sie praktisch großgezogen hatte. Sie waren erst vor kurzem hier, für die Beerdigung unserer Mutter, doch sie mussten schnell wieder nachhause, da sie beide einen Job hatten und auch beide einen Partner. Allerdings waren es Menschen, deshalb waren sie bei unseren Rudeltreffen nicht mehr dabei.

Während Lucian Elisabeth abholte, fuhren Tristan und Julian zum Flughafen um Tara und Marcel gleich in alles einzuweihen. Luca führte Mike in den Garten und erklärte ihm den Ablauf von der Hetzjagd. Jetzt blieben nur noch Henry und ich übrig. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte. Das war das erste Mal, dass wir beide allein waren, seit er mir vor 2 Tagen Leb wohl sagte. Doch seitdem hat sich vieles geändert. Ich ging in den Salon weil ich nicht wusste, was ich sonst tun sollte. Er folgte mir. Wir fingen gleichzeitig an zu reden. „Lexa ich…“ „Es tut mir so leid…“ Wir lachten gemeinsam. „Du zuerst.“ Er überließ mir den Vortritt. Aber in meinem Kopf herrschte plötzlich gähnende Leere. Ich ging auf ihn zu und umarmte ihn. Er nahm mich fest in die Arme und hielt mich einfach nur fest. Ich fühlte mich so geborgen. Wie konnte einem ein Mensch nach so kurzer Zeit nur so viel bedeuten? Ich sog seinen Duft ein. Diesen süßen, holzigen Geruch werde ich wohl niemals vergessen. „Wie fühlst du dich?“ Er drückte mich etwas von sich weg um mir in die Augen zu sehen. „Ist es schlimm wenn ich sage, dass ich mich gut fühle?“ Er lächelte mich an. „Ich denke nicht. Dein Vater würde sicher nicht wollen, dass du trauerst.“ Ich lehnte meinen Kopf an seine Brust, als Lucian mit Elisabeth ins Zimmer kam. „Wo sind Lucy und dieser Riese?“ Er konnte Mike wohl nicht besonders leiden. Anders als Lucy, die gerade laut lachend mit ihm aus dem Garten kam. Elisabeth umarmte Lucy und mich und wir brachten ihre Sachen in ein Gästezimmer. Es war gut, dass dieses Haus so groß war. So hatten all unsere Gäste Platz. Auch Henry, Julian und Mike würden diese Nacht hier bleiben. Richard wird Hector morgen früh zum Wald bringen. Zusammen mit ein paar Männern von seinem Zirkel. Hector wurden mittlerweile die Zauberkräfte entzogen. Ich hatte keine Ahnung wie das gehen sollte, aber angeblich war es sehr schmerzhaft. Gut.

Tristan fuhr gerade die Auffahrt entlang, als ich mit Lucy und Elisabeth die Treppe runterkam und die Tür aufmachte. Marcel stürmte fast aus dem Auto und zog mich in eine stürmische Umarmung. Er war nur ein paar Zentimeter größer als ich, aber seine Lebhaftigkeit machte das wett. „Oh mein Gott, bin ich froh wieder da zu sein. Ich hab euch so vermisst.“ Er drückte mich noch einmal fest und umarmte dann Lucy, die neben mir stand und übers ganze Gesicht grinste. Marcel hatte dunkelbraune Haare, die ihm etwas ins Gesicht hangen und blaue Augen, die einem in die Seele schauten. „Verdammt, Lucy. Du bist groß geworden. Siehst schon fast aus wie eine richtige Frau.“ Lucy lief rot an und boxte ihm in die Schulter. Er hatte sich wirklich nicht verändert. Als ich mich zu Tara umdrehte, hatte ich ein Lächeln auf den Lippen. Tara war das genaue Gegenteil von Marcel. Sie hatte blonde lange Haare und eine Statur wie ein Engel. Sie war ruhig und höflich. Doch wenn jemand sie oder ihre Familie ärgerte, konnte sie zur Furie werden. Deshalb wollte sie unbedingt bei der Hetzjagd dabei sein. Ich umarmte sie fest. „Danke, dass ihr gekommen seid.“ Sie drückte mich etwas weg und lächelte mich an. „Für dich und deine Familie würde wir alles tun, dass weißt du doch.“

Nachdem sich jeder vorgestellt hatte, gingen Elisabeth und Lucy in die Küche und kochten das Abendessen. Mike wollte ihnen schon nachgehen, als ihm Lucian in die Quere kam und ihn zu mir ins Büro schickte. Er sah ihm nach und kam dann zu mir. „Was ist denn mit dem los?“ Ich räusperte mich um ein Lachen zu überspielen. „Das ist Lucys Vater! Ich würde vorsichtig sein, er ist einer unserer besten Kämpfer.“ Mike sah zuerst Lucian und dann mich an. „Aber du und Lucy seid doch Schwestern. Nichts für ungut aber ich dachte, dass ganze hier passiert weil euer Vater getötet wurde.“ Ich ließ die Schultern hängen. „Das ist eine lange Geschichte.“ Henry trat hinter mich und wirkte ebenfalls verwirrt. „Ich erzähls euch später“ Sie nickten beide. Henry nahm mich an der Hand und wir gingen gemeinsam hinter den Schreibtische meines Vaters. Ich sollte langsam anfangen ihn als meinen zu sehen, doch dies wird wohl noch eine Weile dauern.  Ich teilte alle ein zweier Gruppen auf, um verschiedene Gebiete des Waldes abzudecken. Ich hatte so eine Hetzjagd noch nie miterlebt, deshalb hielt ich mich ganz an Lucian, der zumindest schon viel davon gehört hatte. Nachdem jeder wusste, was er zu tun hatte. Ich erzählte ihnen, dass Lucy und ich wollten, dass er litt, und alle stimmten uns zu.

Das Essen schmeckte köstlich, obwohl fast niemand etwas aß. Alle waren nervös und besorgt wegen des morgigen Tages. Marcel und Mike verstanden sich besonders gut. Beide waren totale Kindsköpfe. Aber sie lockerten die Stimmung etwas auf und das brauchten wir alle. Jeder half noch beim Aufräumen und danach gingen alle ins Bett. Nun ja fast alle. Ich konnte nicht schlafen und beschloss daher, noch etwas laufen zu gehen. Ich lief in den Wald und suchte die Punkte ab, die ich den einzelnen Gruppen zugeteilt hatte. Zuerst der Platz von Julian und Tristan, der sich auf der nordöstlichen Seite des Waldes befand. Sie hatten dort genügend Platz um sich bereit zu machen. Der Bereich von Marcel und Tara war ein paar hundert Meter weiter östlich. Der nächste Punkt war von Lucy und Mike. Lucian wiederstrebte es zwar sehr, dass die zwei zusammen loszogen, doch Lucy brauchte jemanden der sie zurückhält, doch zurzeit konnte das außer mir und Lucian nur Mike. Da sie aber Lucian auf keinen Fall dabei haben wollte und ich unbedingt mit Henry ein Team bilden wollte, hatte ich keine andere Möglichkeit. Henrys und mein Ort war ungefähr bei dem Grab meiner Mutter. Ich wollte bevor wir loslegten noch einmal zu ihr. Am nördlichsten Punkt warteten dann Lucian und Elisabeth. Sie würden alles im Auge behalten und dafür sorgen, dass Hector nicht entwischen konnte. Als ich alle Bereiche kontrolliert hatte, wollte ich zurück zum Haus als ich plötzlich eine vertraute Stimme hinter mir hörte. „Verdammt bist du schnell.“ Henry war mir offenbar gefolgt. Er stützte sich auf den Knien ab und atmete schwer. Ich ging mit einem Lächeln auf ihn zu. „Hättest du mir gesagt, dass du mitwillst, hätte ich gewartet.“ Ich zögerte kurz und kicherte dann. „Du Mädchen.“  Er richtete sich blitzschnell auf, ging auf mich zu und küsste mich leidenschaftlich. Als er wieder von mir abließ, war ich diejenige, die nach Luft rang. „Wiederholst du das nochmal?“ Ich schmolz bei seinem Lachen dahin. Seine Hände waren so weich auf meinem Gesicht, das ich die Augen schloss und es einfach nur genoss ihn für mich allein zu haben. Er küsste mich nochmal, doch diesmal zärtlicher und mit mehr Gefühl. Er begann langsam meinen Nacken zu küssen. Er bewegte sich immer weiter nach unten. Als er bei meinem Schlüsselbein ankam hörte er kurz auf um mich anzusehen. Seine Augen bohrten sich in meine und darin war ein Verlangen, dass ich noch nie bei ihm sah. Er hob mich hoch und legte sich mit mir behutsam ins Gras. Unsere Küsse wurden immer fordernder. Mein ganzer Körper zitterte. Ich spürte, dass ich ihn wollte. Ich fummelte an seinem Knöpfen herum doch meine Hände hörten nicht auf zu zittern. Er grinste und nahm meine Hände weg. Er setze sich auf und knöpfte sein Hemd auf, welches er sogleich nach hinten schmiss. Mein Shirt kam gleich danach. Oh Gott, warum musste ich ausgerechnet jetzt meinen Sport-BH tragen? Er verkniff sich ein Lachen und ich versuchte mich irgendwie aus dem engen Ding zu schälen. Nachdem ich mich befreit hatte, spiegelte sich in seinen Augen eine Mischung aus Begehren und mühsamer Selbstbeherrschung. Ich wollte ihm zeigen, dass ich bereit war, also nahm ich sein Gesicht in die Hände und küsste ihn. Er wanderte wieder weiter nach unten und streifte meine Brüste mit seinen Lippen. Als er bei meinem Bauch ankam, kitzelte mich sein Dreitagebart. Doch er ging weiter und zog mir meine Leggins mit einem Ruck aus. Als er mich zwischen meine Schenkel küsste, fühlte sich das Kratzen seines Barts plötzlich ziemlich erregend an. Nachdem er nach kurzen Zögern und einen Blick zu mir auch mein Höschen auszog, lag ich nun komplett nackt vor ihm. Doch ich hatte mich noch nie so sicher gefühlt. Ich zog ihm am Gürtel seiner Hose näher zu mir ran und öffnete ihn. Mit einer geschmeidigen Bewegung zog er sich auch seine restlichen Klamotten aus. Er legte sich auf mich und stütze sich auf den Ellbogen ab um mich nicht mit seinem Gewicht zu belasten. Durch seine Küsse spürte ich den Stich, als er in mich eindrang, kaum. Er fing langsam an sich zu bewegen, damit ich mich daran gewöhnen konnte. Mich überkam ein warmes Gefühl und ehe ich mich versah, war ich über ihm und übernahm die Führung. Ich bewegte mich gleichmäßig, was ihn offenbar ziemlich aus der Fassung brachte, denn er stöhnte laut. Ich liebte dieses Gefühl von Vollkommenheit. Unsere Bewegungen waren synchron und unser Stöhnen wurde immer lauter. Nach ein paar kräftigen Stößen spürte ich eine Welle hochkommen und mich übermannten meine Gefühle als ich Henrys Namen schrie. Sein Körper begann ebenfalls zu zucken und ich ließ mich langsam auf seine Brust fallen. Wir atmeten beide schwer, doch ich war noch nie so glücklich wie in diesem Moment.
Er hielt mich noch eine Weile im Arm, bis ich aufstand und meine Kleidung zusammen suchte. Er stand ebenfalls auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Gemeinsam gingen wir freudestrahlend zum Haus zurück und fielen danach immer noch lächeln ins Bett.

Kapitel 13 - Schon wieder

Henry

 

Mein Herz hämmerte wie wild. Noch immer konnte ich ihre Lippen auf meinen fühlen. Ihre Küsse auf meiner Brust. Ich sah auf Lexas Kopf hinunter. Wir lagen in ihrem Bett. Ich hielt sie in meinen Armen und wollte sie nie wieder gehen lassen. Noch nie hatte ich so etwas gefühlt. Ich konnte mich fast nicht zurückhalten, als sie mich im Wald küsste. Das Verlangen überflutete mich fast, aber ich wusste ich musste vorsichtig sein. Doch schon kurz nachdem sie sich mir geöffnet hatte, übernahm sie das Kommando. Dann konnte ich mich nicht mehr bremsen. Es überkam mich und ich konnte hören wie sie meinen Namen schrie.
Nachdem wir im Haus waren, konnte ich nicht aufhören zu lächeln. Ich zog sie in eine innige Umarmung und so schliefen wir ein.
Am nächsten Morgen weckte mich Lexas Katze Leyla. Sie sah mich mit ihren großen braunen Augen an und drückte ihre Pfoten in meinen Bauch. Ich stand auf, vorsichtig darauf bedacht Lexa nicht zu wecken, da es erst 5 Uhr morgens war und sie dringend etwas Schlaf brauchte. Ich ging zur Zimmertür und ließ die Katze hinaus, doch sie umschmeichelte meine Füße. Du willst jetzt nicht ernsthaft, dass ich mitkomme oder? Als ob sie meine Gedanken hörte, miaute sie laut. Ich stieß einen leisen Seufzer aus und folgte ihr nach unten in die Küche. Sie hatte offenbar Hunger. Ich suchte die Küche nach etwas Essbarem ab und fand in einem kleinen Kästchen neben dem Fenster schließlich das Katzenfutter. Sie zeigte mir den Weg zu ihrem Platz und ich schaufelte das schleimige Zeug in ihrem Futternapf. Ich sah ihr zu, wie sie fraß und dachte mir dabei, wie das Ganze heute ablaufen wird. Würden die Wölfe Hector ebenfalls so zerfleischen, oder würden sie ihn einfach nur töten? Mir grauste es davor, wenn sie in fressen würden. Er selbst tat mir nicht leid, er hatte verdient, was auch immer mit ihm passiert, aber einen Menschen zu essen, wäre für mich persönlich etwas zu abgedreht. Ich musste den Blick von Leyla abwenden. Ich wollte eigentlich wieder nach oben gehen, als ich Schritte hörte, die die Treppe hinuntergingen. Lucy kam gerade in die Küche marschiert und blieb stehen, als sie mich sah. „Morgen“ Ihre Stimme war etwas benebelt, da sie vermutlich gerade erst aufwachte. „Morgen“ Tja, meine klang nicht besser. „Willst du Kaffee?“ Sie schritt an mir vorbei und steuerte die Kaffeemaschine an.
„Ja gern.“ Ich setzte mich an den Tisch. Die unangenehme Stille wurde nur durch die Maschinengeräusche unterbrochen. Ich wusste nicht was ich zu ihr sagen sollte. Für sie war das offenbar kein Problem. „Bist du schon nervös wegen heute?“ Sie setzte sich zu mir und wich meinem Blick nicht aus. „Um ehrlich zu sein, ja!“ Ich war extrem nervös. Ich hatte mich noch nie in ein anderes Lebewesen verwandelt und ich hatte Angst, dass es mich verändern würde. „Das ist ganz normal. Jeder fürchtet sich vor seiner ersten Verwandlung. Ich hatte fast eine Panikattacke, als aus meine Fingern plötzlich Krallen kamen.“ Sie lachte als sie sich daran erinnerte. „Dann kam meine Mutter zu mir und sagte >Lass es einfach auf dich zukommen. Schließ die Augen, hol tief Luft und der Rest passiert von allein. < und das tat ich und meine Angst verflog sich.“ Als sie ihre Mutter erwähnte, fingen ihre Augen an zu glitzern. Sie blinzelte und sah wieder normal aus. Ich nahm ihre Hand und lächelte ihr zu. „Danke Lucy.“ Als sie aufstand um uns Tassen zu holen, kamen gerade Mike und Tristan in die Küche. „Ich wünsche euch einen guten Morgen, Mylady“ Er verbeugte sich gespielt vor Lucy, die daraufhin etwas errötete und sich wieder zu dem Kasten umdrehte. „Hofnarr“ Vor mir verbeugte er sich ebenfalls, doch ich stieß ihm meinen Fuß entgegen und er wich mir knapp aus. Tristan setzte sich auf den Stuhl gegenüber von mir und nickte mir zu. Er war wohl kein Morgenmensch. „Und wann startet das heute?“ Mike lehnte sich an die Wand neben Lucy und ließ sie nicht aus den Augen. „In einer Stunde müssen wir los und könntest du bitte aufhören so fröhlich zu sein? Das macht einen wahnsinnig.“ Julian schlurfte gerade herein. Er war ebenfalls kein Morgenmensch. Die zwei passten perfekt zueinander. Nachdem sich Julian neben Tristan niederließ, lehnte er sich zu mir. „Wo warst du letzte Nacht? Dein Bett ist unbenutzt.“ Julian und ich bekamen ein gemeinsames Zimmer, in dem zwei Betten waren. Natürlich hatte er gemerkt, dass ich nicht in meinem schlief. „Ich äh…“
„Du fragst doch nicht ernsthaft wo er war oder?“ Mike ging langsam auf den Tisch zu. „Wenn die Frau, die er liebt, in diesem Haus lebt, glaubst du wirklich er würde bei seinem Bruder im Zimmer schlafen?“ Tristan räusperte sich und warf mir einen extrem tödlichen Blick zu. „Wie bitte?“ Bevor ich ihm antworten konnte, kamen Marcel und Tara in die Küche. Sie setzten sich ebenfalls ohne ein Wort an den Tisch. Tristan hatte mich immer noch im Blick. Da würde noch ein Gespräch folgen, da war ich mir sicher. Nachdem ich meinen Kaffee trank, schnappte ich mir noch eine Tasse und ging in Lexas Zimmer. Ich ging hinein ohne anzuklopfen und fand sie neben ihrem Bett am Boden sitzen. Sie hatte Tränen in den Augen. Ich stellte den Kaffeebecher ab und eilte zu ihr. „Was ist passiert?“ Sie versuchte sich zu verstecken, doch ich hielt ihre Hände fest, bevor sie ihr Gesicht darin vergrub. „Was ist los?“ Sie sah mich mit ihren großen braunen Augen an. „Was mache ich hier?“ Sie lachte spöttisch. „Ich bin seit ein paar Tagen der Alpha und verurteile einen Mann zu Tode, der seinen Sohn so sehr liebte, dass er Rache nehmen wollte.“ Sie schniefte. „Ich bin keine Mörderin, Henry. Ich hatte schon Alpträume als ich den Hirsch tötete. Wie wird es dann sein, wenn ich einen Menschen töte? Noch dazu einer, der sich nicht wehren kann. Zu was für einen Menschen macht mich das?“ Ich drückte ihre Hände und musterte sie von oben bis unten. „Das macht dich zu einem starken Menschen, der alles für seine Familie tut. Du hast beide Eltern verloren und doch bist du hier und kämpfst für das, was dir wichtig ist. Jeder einzelne da unten ist hier, weil sie an dich glauben. An den Alpha. Das was heute passiert, wird nichts an deinem Wesen ändern. Es wird dich nur noch stärker machen. Als Mensch, als Wolf und als Alpha.“ Ich wischte ihre Tränen weg und half ihr aufzustehen. „Also geh jetzt unter die Dusche und mach dich fertig. Wir warten auf dich.“ Sie gab mir einen kleinen Kuss und ging ins Badezimmer. Ich atmete laut auf. Ich hoffte, dass das nicht nur leere Worte waren.

Mein Vater rief mich um kurz nach 6 an um uns zu sagen, dass er gleich mit Hector aufbrechen würde. Peter und Elijah würden ihn in die Mitte des Waldes bringen, da mein Vater das Gebiet nicht betreten konnte. Wir hatten immer noch keine Ahnung warum die so war. Wir versammelten uns alle im Garten. Während Lucian, Elisabeth, Marcel und Tara sich schon verwandelten und sich auf den Weg machten um an die für sie gekennzeichneten Plätze zu kommen, mussten Julian und ich uns konzentrieren, um die Verwandlung richtig hinzubekommen. Mike war schon immer ein Verwandlungstalent, deshalb konnten er und Lucy ebenfalls in den Wald aufbrechen. Tristan redete auf Julian ein um ihn zu beruhigen. Verwandlungen waren wirklich nicht sein Ding. Doch nach ein paar Fehlversuchen, als er sich zuerst in einen Hund, dann in einen Löwen und schließlich noch in einen Esel verwandelte, klappte es und ein silbergrauer Wolf stand vor uns. Tristan gesellte sich in seiner Wolfgestalt an seine Seite und sie liefen los. Dann war ich an der Reihe. Lexa stellte sich vor mich und redete mir gut zu. „Lass einfach los. Es tut nicht weh.“ Sie überlegte kurz. „Jedenfalls mir nicht. Keine Ahnung wie das bei eurer Verwandlung abläuft.“ Ich stoppte sie mit einem Kuss. Ich grinste sie an und dachte an die Transformation in einen Wolf. Ich spürte wie mir Krallen wuchsen und meine Nase immer länger wurde. Mein Rücken bog sich durch und schon war ich auf allen Vieren. Mein Körper musste sich erst an diese Haltung gewöhnen, aber als ich einen Fuß vor den anderen setze, fühlte ich mich unbeschreiblich frei. Lexa sah mich an. „Du bist ja ganz weiß.“ Ich sah mich im Fenster ihres Hauses an. Sie hatte Recht. Ich war von den Ohren bis zum Schwanz komplett weiß. „Du siehst echt niedlich aus.“ Ich wollte ihr eigentlich einen missbilligenden Blick zuwerfen, doch in meiner Wolfsgestalt war mein Ausdruck wohl nicht so überzeugend, denn Lexa lachte. „Würdest du dich bitte auch verwandeln, damit wir loskönnen.“ Gut in meiner Stimme schwang etwas Missbilligung mit. Gut. Nachdem ich mich gestreckt hatte und mich noch mal im Fenster betrachtete, drehte ich mich um und ein wunderschöner weißer Wolf mit grauem Rücken stand vor mir. „Können wir los?“ Sie antwortete nicht, sondern nickte nur. Ich hatte keine Ahnung wie wir kommunizieren sollten, wenn ich sie nicht verstand.

Es war als wäre ein Schalter umgelegt worden und ich lief los. Es war ein unglaubliches Gefühl. Als würde man schweben. Wir rannten in den Wald und Lexa musste mich ausbremsen, sonst wäre ich immer weiter gelaufen, weil es so gut tat. Sie scharrte mit den Pfoten im Boden um mir zu zeigen, dass wir an unserem Anfangspunkt angelangt waren.
Hier ist unser Punkt. Plötzlich hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf. Leute? Könnte ihr mich hören? Das war Julian.  Ich habe uns alle verlinkt, also können wir problemlos sprechen. Das war typisch Julian. Immer einen Schlachtplan parat. Sind alle an ihrem Platz? Es war komisch Lexa reden zu hören, obwohl sich ihre Lippen oder besser gesagt ihr Maul nicht bewegte. Sie bestätigten alle ihren Aufenthaltsort. Ich kann Hector und die anderen beiden sehen. Sie sind in der Mitte des Waldes. Lucy und Mike waren am höchsten Punkt und konnten alles genau beobachten. Ich ging zu Lexa. Bist du soweit? Sie nickte mir zu. Gut dann los.
Lexa heulte laut. Das war unser Zeichen um loszulegen. Hector wurde freigelassen und wir liefen los.  Lexa wollte, dass wir ihn jagen, also jagten wir ihn. Hector lief nordöstlich, wurde allerdings dort von Tristan und Julian wieder zurückgedrängt. Dann versuchte er die entgegengesetzte Richtung, doch dort warteten Lucy und Mike. Ich hörte wie sie ihn anknurrten und hin und her hetzten. Ich sah hinter mich, da ich vermutete Hector würde sich zu uns verirren und Lexa darauf aufmerksam machen wollte. Sie hatte ihre Pfoten in den Boden gerammt und zitterte am ganzen Körper. Lexa? Was ist los? Ich ging auf sie zu.
Henry er kommt zu euch. Seid ihr soweit?
Lexa starrte immer noch zu Boden. Ich lief los und starrte direkt in die Augen von Hector, da er über eine Wurzel fiel. Ich knurrte ihn an und fletschte meine Zähne. An mir kommst du nicht vorbei, Arschloch. Seine Augen waren weit aufgerissen, als ich langsam auf ihn zuging. Ich drängte ihn zurück. Ganz langsam um ihm klarzumachen, dass er keine Chance hatte. Er kroch nach hinten weg und kam wieder auf die Beine. Marcel er ist zu euch unterwegs. Macht ihn fertig. Ich ging wieder zu Lexa zurück. Alles klar, Henry. Der gehört mir. Ich konnte fast sein Lächeln in seiner Stimme hören. Drängt in die Mitte. Wir kreisen ihn ein. Ich konnte hören, dass Lucian ungeduldig wurde. Ich stand vor Lexa und konnte sie nur anstarren. „Lexa wir müssen los. Bitte beweg dich.“ Ich redete laut mit ihr, damit die anderen ihre Krise nicht mitbekamen. „Du musst ihn nicht töten. Es gibt hier genug Leute, die das für dich übernehmen würden. Aber du musst mitkommen.“ Sie hob langsam den Kopf und richtete ihre großen Augen an mich. Langsam löste sich ihre Starre auf und wir liefen los. Wo bleibt ihr denn? Wir sind fast im Zentrum. Lucys Stimme drang zu uns, als wir gerade auf die Lichtung kamen. Hector lief hin und her herum und merkte dass es keinen Ausweg mehr für ihn gab. Unser Kreis wurde immer enger, bis wir Schulter an Schulter standen und wir alle Hector anstarrten. Er saß in der Falle. Als Lucian gerade einen Schritt nach vorne machte, fing Lucy an zu heulen. Doch es war kein Siegesgeheul, sonder sie heulte aus Schmerzen. Ihr Rücken bog sich durch und sie brach zusammen. Gleich danach, fing auch Lucian an zu heulen, und plötzlich spürte ich einen furchtbaren Schmerz im Kopf. Als würden tausend Nadelstiche gleichzeitig einstechen. Meine menschliche Stimme kam aus meinem Maul, als ich vor lauter Qual schrie. Auch alle anderen fingen plötzlich an zu schreien und zu heulen. Was zum Teufel passierte hier? Hector wirkte ebenfalls verwirrt, doch ihn schmerzte nichts. Er starrte auf etwas hinter mir. Ich konnte mich nicht umdrehen, da ich mich kaum bewegen konnte. Doch dann schritt eine Gestalt in den Kreis und half Hector hoch. Ich spürte, dass ich bald das Bewusstsein verlieren würde, doch mit meiner letzten Kraft hielt ich noch die Augen offen. Als sie ihr Gesicht in die Sonne streckte, konnte ich sie deutlich sehen. Selena. Hectors kleine Freundin hat uns aufgespürt und uns alle lahmgelegt. Ich sah noch wie Hectors lächelndes Gesicht sich von uns wegbewegte, bevor alles schwarz wurde.

Mein Kopf dröhnte. Ich versuchte vorsichtig die Augen zu öffnen. Doch ich sah nichts als Dunkelheit. Was war passiert und wo bin ich? „Hast du ihn auch festgebunden?“ Ich hörte Stimmen, allerdings klangen sie dumpf, als ob sie aus einem anderen Raum kamen. „Ja er ist festgebunden. Allerdings weiß ich nicht was passiert, wenn er sich zurückverwandelt.“ Ich hob ganz langsam meinen Kopf. Ich war immer noch in Wolfsgestalt. Ich fühlte etwas Kaltes um meinen Hals. „Er kann sich nicht verwandeln. Das Zimmer ist mit einer Barriere aus Onyxgestein gepflastert. Er wird da drin keine Magie anwenden können.“ Ich stand auf und merkte, dass ich eine Kette um den Hals hatte und diese an der Wand befestigt war. Toll. Ich war gefangen. Ich konnte mich nicht verwandeln und abhauen konnte ich auch nicht. „Na sie mal an, wer da aufgewacht ist.“ Selena kam durch die Tür hinter mir und kam auf mich zu. Ich knurrte sie an und sah mit großer Genugtuung, dass sie zurückzuckte. Doch sie fing sich schnell wieder und erwiderte mit einem Lächeln: „Du bist also der kleine Schoßhund des Alphas?“ sie kam wieder etwas auf mich zu. „Weißt du wie ich das herausgefunden habe?“ Ich versuchte mich aus den Ketten zu befreien, doch sie waren zu stark. Ich hatte leider nicht die Stärke eines Werwolfs. Wenn ich keine Kräfte habe, dann war ich absolut nutzlos. „Du und dein Boss sollten vielleicht keine öffentlichen Orte für eure kleinen Schäferstündchen benutzen.“ Meine Wut stieg immer weiter an. Sie hatte uns gesehen? Bei einem der persönlichsten Momente hat uns dieses Miststück beobachtet. „Es war echt süß, wie du versucht hast ihr nicht wehzutun.“ Sie beugte sich etwas zu mir hinunter und ich versuchte ihr ins Gesicht zu springen. Doch die Kette zog mich zurück. „Das reicht jetzt Selena.“ Hector kam durch die Tür und brachte frische Luft in den Raum.  Ich war also nur eine Tür von der Freiheit entfernt. Gut zu wissen, sollte ich mich jemals hieraus befreien können. Ich rappelte mich wieder auf und ließ Hector nicht aus den Augen. Er hatte etwas in der Hand. Es sah aus wie ein Stock. Er kam immer näher damit und plötzlich schossen Funken aus dem Stab. War das etwa…? Ich spürte einen Stich in meiner rechten Seite als er mit dem Elektroschocker auf mich einstach.  Es fühlte sich an, als ob mein Körper vibrierte. Zum Glück konnte ich den Schrei noch zurückhalten. Diese Genugtuung würde ich ihnen nicht geben. Doch mein Körper erschlaffte sofort und ich konnte mich nicht bewegen. „Das wird ihn für einige Zeit außer Gefecht setzen. Wenn er sich wieder bewegt, dann gib ihm noch einen Schlag damit.“ Er gab Selena den Stab und ging wieder nach draußen. „Das wird sicher lustig“ Ohne Vorwarnung rammte sie mir das Laserschwert erneut in den Magen. Ich konnte spüren wie meine Muskeln sich anspannten und mein Kopf gegen den Boden hämmerte. Ich wollte nur, dass die Schmerzen aufhörten. Wie sollte ich das hier nur überleben? Kurz bevor ich das Bewusstsein verlor, spürte ich den nächsten Schlag.

Kapitel 14 - Ich bin der Alpha

Lexa

 

„Nicht schon wieder. Das darf nicht schon wieder passieren.“ Ich hab mich in den Salon zurückgezogen und saß, zum ersten Mal seit ich der wahre Alpha war, auf meinem Stuhl. Alle redeten wild durcheinander. Ich wollte nichts davon hören. Ich dachte nur an Henry. Selena hat ihn mitgenommen. Wieso hatte sie das getan? Sie hätte mich sofort töten können. Ich war ihr vollkommen ausgeliefert. „Wieso hat sie mich nicht getötet?“ Das Stimmengewirr brach ab. Lucian fasste sich zuerst. „Das wissen wir nicht. Doch bevor wir irgendetwas unternehmen, müssen wir das herausfinden.“ Julian preschte nach vorn. „Das ist doch nicht dein Ernst oder? Das ist mein Bruder verdammt. Wir holen ihn da raus. Sofort.“ Mike schnappte ihn am Arm und versuchte ihn zu beruhigen. „Das werden wir. Doch wir wissen nicht einmal wo sie sind und was sie mit ihm vorhaben. Wir können nicht einfach ohne Plan da hineinstürzen.“ „Wir sind in der Überzahl. Wir können ihn denen nicht einfach überlassen“ Julian flehte Tristan mit seinen Augen an. Der wiederrum sah mich an. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich musste eine Entscheidung treffen, doch ich spürte in mir drin nur tiefe Leere. Ich würde wieder einen geliebten Menschen verlieren. Wieder würde ich versagen. Und alles wäre meine Schuld. „Ich habe versagt. Wir hätten Hector einfach töten sollen als wir die Gelegenheit hatten.“ Lucy ging vor mir in die Knie. „Das ist nicht wahr. Du wolltest nur unsere Tradition respektieren. Du hast das Richtige getan.“ Ich sah, dass sie ihre Hand auf mein Knie legte, doch ich spürte nichts. Mein Körper füllte sich plötzlich mit einer aufkeimenden Wärme und alle sahen in meine Richtung. „Lexa, deine Haare“ Lucy ging ein paar Schritte weg und starrte mich mit Entsetzen an. „Was ist mit meinen Haaren?“ Ich verfiel in Panik. Was passierte hier? Die Wärme in meinen Inneren stieg weiter an, sodass es in meinem gesamten Körper brannte. Doch es war ein gutes Gefühl. Ein unglaubliches sogar. Ich sah hinunter auf meine Hände und sah, dass sie glühten. Ich drehte mich zur Seite, um mich in dem Spiegel zu betrachten, der im Salon hing. Meine Haare waren komplett weiß. Mein Körper war umhüllt von einem weißen Licht. „Was zum Teufel passiert hier?“ Mike war der erste, der sich aus seiner Starre löste. „Bist du jetzt eine Göttin oder was?“ Lucian stellte sich neben mich und sah ziemlich blass aus neben meinem leuchtendem Ich. „Nein. Sie hat nur endlich akzeptiert was sie ist. Der Alpha.“

Ich fühlte die Macht tief in mir drin. Das Leuchten ging nach ein paar Minuten, als ich mich beruhigt hatte, wieder weg, doch meine weißen Haare blieben. Toll. Jetzt war ich eine Blondine. Lucian versuchte jedem zu erklären, was genau gerade passiert war. Ich verstand es immer noch nicht. "Aber meine Mutter war auch ein Alpha und sie war nicht blond." Ich sah mich immer wieder im Spiegel an. Ich hasste diese Haarfarbe. "Es geht nicht darum, dass du blond bist. Die Farbe deines Haares spiegelt das Fell deines Wolfes wieder." Lucian wurde langsam ungeduldig, weil niemand kapierte, wie bedeutend diese Sache offenbar war. "Mein Fell ist aber nicht weiß." Lucy nahm meinen Kopf in ihre Hände und drückte ihn nach unten. "Du hast auch einen grauen Ansatz. Sieht echt cool aus." Ja ganz cool. Ich sah aus wie eine alte Oma. Mike und Julian wirkten immer noch etwas eingeschüchtert. Sie standen etwas abseits und sprachen leise miteinander. „Ok zu aller erst sollten wir uns überlegen, wo wir dich verstecken.“ Lucian ging vor mir auf und ab. „Wie, mich verstecken? Ich komme mit.“ Lucian blieb stehen und trat vor mir. „Willst du diese Diskussion schon wieder führen? Du bist der Alpha. Du musst auf alle Fälle beschützt werden.“ Ich ging langsam von dem Podest hinunter, auf dem mein Stuhl stand. „Und ihr habt ja gesehen, wie das geendet hat. Ich werde auf keinen Fall zulassen, dass Henry etwas passiert. Ich gehe mit. Ende der Diskussion.“ Julian nickte mir vom anderen Ende des Raumes zu. Er war auf meiner Seite. Wenigstens einer, denn alle anderen mischten sich plötzlich ein. Marcel und Tara versuchten mich zu überreden, erst einmal abzuwarten, damit sie alles erkunden konnten. Lucian meinte ich sollte mich bei ihm zuhause verkriechen und wenn sie mich brauchen würden, würden sie mich holen. Was für ein Schwachsinn! Lucy und Elisabeth hatten beide ein ungutes Gefühl, was die ganze Sache betraf. Doch ich ließ mich nicht davon abbringen. Ich bin das Oberhaupt meines Rudels und das werde ich diesem Miststück Selena beweisen. Und wenn ich direkt durch Hector hindurch müsste um ihr die Kehle aufzuschlitzen.

Ich ging in mein Zimmer um mir andere Sachen anzuziehen. „Wieso willst du dich umziehen? Es ist doch egal, wenn wir als Wölfe laufen.“ Lucy wollte mich noch stoppen. „Ich werde aber nicht als Wolf gehen. Ich gehe als Alpha. Ich habe auch in dieser Gestalt genug Kraft um ihr den Hals umzudrehen.“ Mike kam dazu und sah mir nach wie ich die Treppe nach oben ging. Ich konnte sie noch reden hören. „Julian und ich gehen mit ihr und ihr werdet draußen in eurer Wolfsform warten bis wir euch rufen. Ok?“ Als ich fast hinter der Ecke verschwand, schaute ich noch nach unten und sah wie Mike Lucy in den Arm nahm. „Deiner Schwester wird nichts passieren.“ Ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Lucian wird darüber nicht erfreut sein.

Ich band mir die Haare zu einem Knoten zusammen. Ich wollte die Farbe nicht sehen. Ich ging gerade die Treppe hinunter als Henrys und Julians Vater zur Haustür reinkam. „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Sie haben nicht versucht ihre Spuren zu verwischen. Ich konnte sie zu leicht finden.“ Richard sprach einen Lokalisierungszauber aus um Hector und Selena aufzuspüren. „Vielleicht ist es eine Falle.“ Er machte sich große Sorgen um Henry. „Julian bitte seid vorsichtig.“ Sie umarmten sich kurz und Richard fuhr wieder nach Hause. Er hatte zu große Angst um Raina und seine Frau, als dass er sie alleine lassen wollte. Ich stieg ins Auto neben Mike und Julian setzte sich auf den Rücksitz. Wir fuhren auf der Hauptstraße Richtung Winchester. Das Navigationssystem führte uns weit in den Süden, bis wir an einem kleinen Waldrand stehen blieben. Hier hin hat der Zauber geführt. „Und was jetzt?“ Ich suchte nach irgendwelchen Anzeichen von Leben oder Zivilisation. Doch ich sah nur Wald. „Lass doch deine Wölfe nach etwas schnüffeln. Vielleicht riechen sie Henry.“ Ich stieg aus und ging zu dem Auto hinter uns. Die anderen sind uns nachgefahren um sich nicht gleich auszupowern. „Könnt ihr euch mal umsehen? Und mir dann Bericht geben? Wir warten hier.“ Tristan verwandelte sich und lief los. Auch die anderen nahmen ihre Wolfsform an und liefen in verschiedene Richtungen um genügend Fläche abzudecken, Mike stieg aus und drückte seinen Rücken durch. Das Auto war wohl etwas zu klein für ihn. Er war aber auch groß. Als er seine Arme nach oben drückte, konnte man seinen Glückspfad sehen und ein paar Bauchmuskeln. Lucy hatte echt Glück. „Gefällt dir was du siehst?“ Ich drehte mich schnell weg und hörte ein Lächeln von Mike, als mir die Schamesröte ins Gesicht schoss. „Hört auf mit dem Unsinn.“ Julian war total angespannt. Kein Wunder. Meine Nerven waren auch zum bersten gespannt. „Da kommt Tristan“ Er kannte Tristans Wolfsform genau, obwohl er sich nur ein bisschen von den anderen unterschied. Er kam auf uns zu und transformierte sich zurück in einen Menschen. „Sie sind etwa 1 km Richtung Norden. Dort ist eine Hütte mit einem Schuppen. Wir vermuten dort halten sie Henry fest. Doch wir kommen nicht hin. Das Haus ist durch eine Art Barriere geschützt.“ Julian und ich sahen uns an. Vermutlich konnten wir das Signal deshalb nur bis hierhin orten und nicht direkt zu dem Ort wo Henry war. „Gut. Dann gehen wir.“ Ich wollte mich gerade auf den Weg machen, als Tristan mich am Arm packte. „Hast du nicht zugehört. Wir können da nicht rein. Wenn etwas passiert, können wir euch nicht helfen. Ihr geht da nicht hin. Nicht bevor wir nicht eine Lösung gefunden haben.“ Ich schüttelte seinen Arm ab und wollte ihm gerade etwas an den Kopf werfen, als mir Julian zuvor kam. „Vielleicht können wir die Barriere auflösen. Wir könnten es zumindest probieren.“
„Nein, das ist viel zu gefährlich. Was ist wenn sie es bemerken. Wir wissen nicht wie stark Selena ist. Das Risiko ist zu groß“ Langsam war das Fass am überlaufen. Alle behandeln mich immer noch wie ein kleines Kind. Also verschaffte ich mir Gehör. „Es reicht.“ Meine Stimme war laut und bestimmend. Genau so wie ein Anführer klingen sollte. „Tristan. Du und die anderen versuchen weiter die Barriere zu durchbrechen. Werft euch dagegen oder schreit sie an. Ist mir vollkommen egal. Mike, Julian und ich werden zu der Hütte gehen und ebenfalls versuchen den Schutzschild aufzuheben. Sollten wir das nicht schaffen, werde ich Selena bitten mich hinein zulassen um mit ihr zu reden. Wenn ich erst einmal dort drin bin, kann ich ihr immer noch an die Gurgel springen. Los jetzt.“ Ich sah jeden eindringlich in die Augen. Ich spürte, dass Tristan mir widersprechen wollte doch ich ging zu ihm hin. „Ich bin der Alpha und du wirst mir gehorchen.“ Ich hasste es meine Macht dafür einzusetzen um geliebte Menschen zu manipulieren. Doch ab und zu war es eben nötig. Er drehte sich um lief in seiner Wolfsform wieder in den Wald zu den anderen. „Verdammt. Du hast echt Eier in der Hose, Wölfchen.“ Mike schlug mir leicht auf die Schulter und folgte Tristan in den Wald. „Du willst das wirklich machen? Mit ihr reden?“ Ich drehte mich zu Julian um. „Wenn es nicht anders geht, ja. Ich werde nicht zulassen, dass wegen mir noch jemand stirbt. Wenn es zum schlimmsten kommt, werde ich mich selbst umbringen. So wird mein Rudel überleben.“
„Das geht?“ Ich lächelte ihn an. „Ich hab es in einem meiner Bücher gelesen und bis jetzt war alles wahr, was darin stand. Also kann ich nur hoffen, dass diese Sache auch stimmt.“ Ich ging los und Julian folgte mir. „Na dann, tun wir alles dafür, dass es nicht zum schlimmsten kommt.

Der Weg führte einen kleinen Hang hinunter. Wir brauchten ungefähr 10 min, da der Pfad sehr steinig und unübersichtlich war. Der eine Kilometer kam mir vor wie hunderte, denn mit jedem Schritt gingen wir weiter in unser Verderben. Als wir um einen sehr hohen, dicken Baum kletterten, sah ich die Hütte. Sie war nicht besonders groß. Wie man sich eine Hütte im Wald eben vorstellt. Ich vermutete, dass sie einem Jäger gehörte. Oder, und diese Sache beunruhigte mich noch mehr, diese Hütte gehörte Hector und er war der Jäger. „Ich versuch mal mein Glück.“ Julian trat so nah wie möglich ans Haus heran, bis ihn plötzlich etwas stoppte. Er kanllte gegen eine unsichtbare Wand. Wären wir nicht hier um Henry zu retten, wäre die Situation sogar komisch gewesen. Ich sah dennoch wie Mike sich ein Lachen verkneifen musste. Er konnte wirklich nie ernst bleiben. „Ein Schutzzauber. Und ein verdammt mächtiger noch dazu.“ Er kam wieder zu uns zurück. „Wenn wir nicht wissen, welcher Zauber es ist, könnte es Tage dauern, die Barriere zu lösen.“ Meine Hoffnung sank in den Keller. „Selena!“ Ich schrie ihren Namen so laut ich konnte. Plötzlich legte sich eine Hand auf meinen Mund. „Bist du wahnsinnig? Wir haben noch nicht alles versucht.“ Mike zog mich hinter die Bäume, doch durch meine neu gewonnene Alpha-Kraft konnte ich mich befreien und rannte wieder zurück zur Hütte. „Ich sagte doch, wenn es nicht funktioniert werde ich mit ihr reden. SELENA!“ Mike schüttelte nur den Kopf. „Wölfchen. Du bist lebensmüde. Aber gut. Du bist der Boss.“ Julian stellte sich neben mich und machte sich groß. Dann ging die Tür der Hütte auf und Selena trat heraus. „Na, na, na. Dir reicht wohl nicht der eine Bruder? Du willst dich auch mit dem anderen vergnügen oder was?“ Ein lautes Knurren ertönte aus den Bäumen. Tristan konnte also nicht weit sein. „Lass mich rein. Wir müssen reden.“ Ich ging so nahe wie möglich auf sie zu. „Und wieso sollte ich das tun? Damit du mich töten kannst?“ Selena lachte laut auf. Gott, wie sehr würde ich sie jetzt anspringen. Dieses Verlangen hatte ich schon seit unserer ersten Begegnung. Dass mein Vater dieses Biest je lieben konnte, verursachte bei mir immer noch einen Würgreflex. „Lass mich rein, dann werde ich dir schon zeigen, für was es gut ist.“

Mike trat neben und mich und wir warteten, bis Selena ihren Zauber ausführte. Sie ging auf die Barriere zu und drückte mit der Hand dagegen. Plötzlich entstand eine Tür aus dem Nichts und öffnete sich. „Na gut. Komm rein. Aber nur du allein, alles klar?“ Julian stellte sich vor mich, doch ich berührte seinen Arm und hielt ihn zurück. „Schon ok. Ich komm klar.“ Ich spazierte durch die Tür und verkniff mir ein Knurren, das mir im Hals steckte. „Folge mir.“ Selena ging voran in die Hütte und ich war ihr dicht auf den Fersen. Sie bestand nur aus einem Zimmer. Ich erwartete, dass Hector in der Küche wartete, doch der Raum war leer. Darin befanden sich nur zwei Betten, eine Küche und eine freistehende Badewanne. Sehr gemütlich.  Ich setzte mich zum Tisch und versuchte meine Wut zu zügeln. Sie ging hinter mir vorbei und schenkte sich ein Glas Wasser ein. „Also. Worüber möchtest du reden?“ Sie nahm sich den Stuhl gegenüber von mir und starrte mich mit ihren kalten Augen an. „Wo ist Henry?“ Sie zog ihre Augenbrauen hoch, als ob sie nicht wüsste, warum ich hier bin. „ Er ist im Schuppen.“ Sie stand wieder auf und ging um den Tisch herum. „Dir ist schon bewusst, dass du hier nicht wieder wegkommen wirst?“ Ich versuchte meinen Herzschlag zu beruhigen. „Deine Freunde kommen hier nicht rein und ohne meine Hilfe wirst du das Gelände nicht verlassen können, geschweige denn deinen kleinen Freund retten.“ Kaum erhob ich mich, spürte ich eine Druckwelle auf mich zukommen, die mich sofort von den Füßen riss. Ich wurde gegen die Wand geschleudert und konnte mich nicht mehr bewegen. Eine Kraft hielt mich an Ort und Stelle. „So, jetzt können wir ohne Unterbrechung reden.“ Ich wollte ihr etwas Fieses an den Kopf werfen, doch als ich meinen Mund öffnete, kam kein Ton heraus. Sie ließ mich verstummen. Toll. Jetzt darf ich mir ihr Geplapper anhören. Ich verdrehte die Augen. Ich sehnte mich schon zu dem Augenblick, in dem ich ihr, ihr Herz aus der Brust riss. „Du glaubst wirklich, du bist besser als wir alle oder?“ Nun ja. Wo sie recht hat? „Du hast ja keine Ahnung. Weißt du eigentlich was ich alles aushalten musste? Was ich alles getan habe?“ Sie kam auf mich zu und grinste mich an. „Ich war schon mal in einem Rudel wie deinem. Meine Eltern haben mich dazu ausgebildet, Monster wie dich auszurotten.“ Ich sah so etwas wie Schmerz in ihren Augen. Mein Mitleid hielt sich in Grenzen. „Nachdem ich das erste Rudel infiltriert hatte, wollte meine Mutter, dass ich den Alpha töte. Ich war 12 Jahre alt.“ Ich versuchte nicht zu viel auf ihre Geschichte acht zugeben und mir stattdessen einen Plan zu überlegen wie zum Teufel ich hier rauskommen würde. „Als ich mich weigerte, wollte meine Mutter es selbst tun. Doch sie war zu langsam und der Beschützer des Alphas tötete sie.“ Meine Rüstung kam ins Bröckeln. „Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie er ihr den Kopf abriss.“ Ich konnte sehen, wie ihre Augen feucht wurden. „Nachdem mein Bruder dies hörte, drehte er durch. Was er dann tat, hast du vermutlich schon gehört“ Ich erinnerte mich an die Kinder, die ihr Bruder ermordete. Als ich schließlich sah, dass sie wieder ein Lächeln auf den Lippen hatte, kämpfte ich gegen den Druck und konnte spüren, wie sich meine Hand langsam löste. „Dann kam die Hetzjagd und mein Bruder starb. Danach konnte mein Vater dieses Pack von wilden Tieren endlich töten.“ Mein Versuch mich von der Wand wegzudrücken, scheiterte als sie eine neue Welle ihrer Kraft gegen mich schickte. „Ich selbst hatte ebenfalls eine Aufgabe. Wir hörten von einem anderen Rudel, das hier in London lebte. Ein Familienbetrieb. Die Ashmores.“ Ich horchte auf. Sie hatten schon vorher von meinem Rudel gehört? „Nachdem wir hörten, dass der Alpha eine Frau war, konnten wir nicht glauben wie dumm ihr sein könnt.“ Sie lachte auf. Ich wollte sie anschreien. Ihr ins Gesicht spucken, doch ich konnte keinen Muskel bewegen.     „Deine Mutter war eine schöne Frau, Lexa. Du kannst dich sicher noch erinnern, als sie mal für 2 Wochen zu einem anderen Rudel aufbrach.“ Ich konnte mich noch sehr gut erinnern. Das war das letzte Mal, dass ich sie lebendig sah. Aber woher zum Teufel wusste Selena das? „Ich war die Freundin die sie besuchte.“ Sie benutze ihre Finger um Anführungszeichen zu machen. „Als sie zu mir kam, hatte sie keine Ahnung was sie erwartete. Doch kurz bevor ich ihr das Messer in die Brust stoßen konnte, sagte sich dieses Miststück von euch ab.“ Meine Hände begannen zu zittern. Ich konnte einen Arm heben. Meine Wut ging ins Unermessliche. Dann kamen meine Füße. Langsam bekam ich wieder die Kontrolle über meinen Körper. Selena starrte mich mit entsetztem Blick an. „Du hast meine Mutter getötet“ Meine Stimme war wie ein Knurren, dass immer lauter wurde. Schließlich konnte ich mich gegen den Druck wehren und stampfte langsam auf die angsterfüllte Gestalt zu. Als ich sie ansprang, duckte sie sich weg. Ich stieß ein Heulen aus, sodass die Hütte bebte. Mein Körper fing an zu glühen. Ich verlor komplett die Kontrolle. Ich drehte mich wieder zu Selena und sah gerade noch wie sie aus der Tür rannte. Ich lief ihr nach. Ich bebte am ganzen Leib. In Nullkommanichts  hatte ich sie eingeholt und hielt sie an ihrem Hals nach oben. Ich hörte laute Stimmen, die mir etwas zuriefen, doch ich ignorierte sie. „Löse den Zauber.“ In ihren Augen glitzerte die Angst. „Wenn du mich tötest, kommst du hier nie wieder raus.“ Ihre Stimme war nur ein Röcheln. „Tja, du hast da eine Kleinigkeit vergessen. Ich habe viel Zeit mit den Magatos verbracht. Und ich weiß, wenn man die Hexe tötet, die den Zauber ausgesprochen hat, stirbt der Zauber mit.“ Mit einem Lächeln griff ich ihr in die Haare und zog so lange daran, bis ich ihren Kopf von ihrem Körper trennte.

Kapitel 15 - Rettung mit Folgen

Lexa

 

Der leblose Körper lag vor mir. Ihren Kopf ließ ich fallen, als mir klar wurde, was ich gerade getan hatte. Mein erster Gedanke, nachdem ich meine Füße wieder unter Kontrolle hatte, war Henry. Ich stürzte zum Schuppen und versuchte die Tür einzutreten. Doch meine Alpha-Kraft ließ nach, als ich Selenas Kopf in den Händen hielt. „Geh zur Seite, Lexa.“ Julian kam angerannt. Offenbar hatte es funktioniert und die Barriere war unten. Er trat vor mich und stieß mit einer Druckwelle die Tür auf. Doch kaum war die Tür offen, flog Julian nach hinten. Ich lief zu ihm, gerade als Hector im Türrahmen auftauchte. Er hielt eine Waffe in der Hand, doch richtete er sie nicht auf uns, sondern in den Schuppen. Ich konnte nicht hinein sehen, da er komplett dunkel war. „Benehmt euch anständig, oder dein kleiner Welpe da drin, stirbt.“ Ich hörte kein Geräusch, das aus dem Raum kam. Vermutlich war Henry bewusstlos. Ich hoffte es zumindest. „Steh auf.“ Hector hielt die Waffe weiterhin in die Dunkelheit. Ich erhob mich und sah zu Julian, ob ihm etwas passiert war. Er atmete jedenfalls noch. „Geh da rein. Und lass deine Hände da, wo ich sie sehen kann.“ Hector zeigte mit der Waffe in den Schuppen. Ich kam langsam auf ihn zu. Er hielt Abstand von mir, doch nun zielte er mit der Waffe auf meinen Kopf.
Als ich durch die Tür trat, konnte ich durch meine Wolfsaugen wieder etwas sehen. Doch was ich sah, brach mir das Herz. Henry war immer noch in seiner Wolfsgestalt. Doch sein Fell war nicht mehr weiß. Es war rot. Überall hatte er Schürfwunden und Kratzer. Um ihn herum, war eine Blutlache. Ich atmete hörbar auf, als ich sah, wie seine Brust sich hob und wieder senkte. „Wir brauchten ein paar Informationen. Er war hartnäckig, aber schließlich hab ich alles erfahren, was ich wissen wollte.“ Ich löste meinen Blick von Henry und sah mich etwas im Raum um. Das Beste was ich finden konnte, war ein kleines Messer, das hinter mir an der Wand hing. Ich würde niemals so schnell sein, um mir das Messer zu schnappen und auf Hector zu werfen. Er würde entweder mich oder Henry erschießen, bevor ich nur gezielt hätte. „Aber ihr wisst doch längst, dass ich der Alpha bin. Wieso musstet ihr ihn foltern?“ Mein Mund war trocken. Ich ging langsam ein paar Schritte zurück. Vielleicht konnte ich das Messer unauffällig greifen. „Oh. Es ging hier nicht nur um dich. Weißt du, mein Zirkel ist ein Haufen hoffnungsloser Verlierer. Sie haben nie das große Ganze im Blick. Wenn sie ein paar Zauber ausüben und in Ruhe gelassen werden, sind sie schon glücklich.“ Ich konnte das Messer schon fast spüren. Ich musste nur aufpassen, dass er nicht sah, was ich hinter meinem Rücken tat. „Und sie wollen die Welt beherrschen oder wie?“ Er lachte und sah für einen kurzen Augenblick nach oben. Meine Chance. Ich nahm den Griff und zog das Messer hinter meinem Rücken hervor. „Nimm deine Hände hoch.“ Ich war zu langsam. Er sah mich wieder an, als ich das Messer hochhob. „Du bist nicht schneller als eine Kugel. Das ist dir doch klar oder?“ Dann kam mir eine Idee. „Nein. Bin ich nicht.“ Ich nahm meine Hand langsam nach oben und hielt mir das Messer selbst an den Hals. „Aber ein gut gezielter Schnitt und ich bin tot.“ Er sah mich verwirrt an. „Selbstmord, mein Freund. In meiner Welt gilt dies als eine der größten Sünden, die man begehen kann. Was so viel bedeutet wie: wenn ich mir jetzt die Kehle aufschlitze, wirst du deine Rache nie bekommen. Ich bin die einzige die stirbt. Lass ihn gehen und du kannst mich töten und mit mir mein gesamtes Rudel.“ Er starrte mich mit entsetzt aufgerissenen Augen an. „Das würdest du nicht tun.“ Ich lächelte. „Ach denkst du? Du denkst, nachdem was alles passiert ist, dass ich das nicht tun werde?“ Er wirkte nicht mehr so selbstbewusst wie vor 1 Minute. „Lass ihn gehen und ich lege das Messer weg.“ Er dachte kurz darüber nach, doch dann nickte er. „JULIAN!“ Ich hoffte, dass er wieder aufstehen konnte. Als er schließlich durch die Tür kam, sah er zuerst zu Hector, dann zu Henry und dann zu mir. „Was zum Teufel? Was machst du da? Lexa leg das Messer weg.“ Ich nickte zu Henry. „Bring ihn hier raus. Und verschwindet von hier.“ Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Sag ihm, dass ich ihn liebe. Es tut mir so leid, Julian. Und sag Mike ebenfalls, wie leid mir alles tut. Aber ich weiß keine andere Lösung. Haut ab, bitte.“ Er sah in meinen Augen, wie ernst es mir war und zog Henry nah draußen. Als ich mir sicher war, dass sie weg waren, drückte ich das Messer noch mehr in meinen Hals. Hector hob langsam die Waffe. „Wir hatten einen Deal.“ Ich lächelte „Ja, nur dass der Deal mit einbezieht, dass meine gesamte Familie stirbt und dass werde ich niemals zulassen.“ Er bekam Panik. „Leg das Messer weg, kleines Wölfchen.“ Ich schloss die Augen und nahm das Messer fester in die Hand, als ich plötzlich einen dumpfen Schlag hörte und als ich die Augen öffnete, fiel Hector zu Boden. „Ich bin der einzige, der sie so nennen darf, Arschloch!“ Mike hatte sich von hinten angeschlichen und Hector eins mit der Schaufel über den Kopf gezogen. Er sah mich an und hob beruhigend die Hände. „Wie er schon sagte, Wölfchen. Leg das Messer weg.“ Ich realisierte gar nicht, dass ich es immer noch an meinen Hals hielt. Das Messer fiel zu Boden, als ich aus meiner Starre erwachte. „Gott. Kleines, du machst mich fertig.“ Mike beugte sich vorn über und stützte sich auf seinen Knien ab. „Ja und mich erst.“ Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen. Er kam auf mich zu und umarmte mich.

Ich lief hinaus zu Henry und sah wie Julian sich über den Wolfskörper beugte. „Wieso verwandelt er sich nicht?“ Julian sah zu mir hinüber. „Ich weiß es nicht. Der Schuppen war von Magie blockiert. Vielleicht war er einfach zu lange da drin. Aber ich weiß nicht wie ich ihm helfen kann. Ich kann nur Menschen heilen und keine Tiere. Er verliert zu viel Blut.“ Julian geriet in Panik, als plötzlich alle Wölfe aus dem Wald stürmten und sich wieder in Menschen verwandelten. „Was ist passiert?“ Tristan war der erste, der zu uns kam und legte seinen Arm um Julians Schulter, während er Henry ansah. „Er ist schwer verletzt. Vermutlich ein paar Schnittwunden und ich habe auch einen Elektroschocker in dem Schuppen gesehen.“ Mike versuchte alles zu erklären, doch niemand wusste genau, was mit Henry da drin passierte. „Bringt ihn zum Auto. Wir müssen nach Hause fahren.“ Sie starrten mich alle an. „Na los. Ich überlege mir was. Jetzt macht schon.“ Nachdem ich ein Machtwort sprach, erhoben sich alle und Mike trug den immer noch bewusstlosen Wolf-Henry weg. „Lucy. Komm mit mir mit.“ Sie sah Mike hinterher, doch als sie mitbekam wohin ich steuerte, zögerte sie keine Sekunde und folgte mir zurück in den Schuppen. Wir hatten noch was zu erledigen.

Hector lag am Boden und fing gerade an sich wieder zu bewegen. Ich ging zu ihm hin und schlug ihm ins Gesicht. „Bastard. Ich bin noch nicht fertig mit dir.“ Ich war so wütend, dass ich meine eigene Stärke unterschätze und nach dem nächsten Schlag blutete seine Lippe. Als er zu mir hochblickte und immer noch ein Lächeln seine Lippen zierte, rastete ich komplett aus. Ich suchte das Messer, das ich fallen ließ und wollte es ihm schon ins Herz bohren, als er schrie. „Stopp. Ich weiß wie man Henry retten kann.“ Ich lachte und holte nochmal aus. „Nein, bitte. Er stirbt ohne mich.“ Ich wusste er würde alles sagen um nicht zu sterben, doch zögerte ich für einen Moment. „Was machst du denn? Töte diesen Mistkerl. Lexa mach schon.“ Lucy redete neben mir auf mich ein, doch ich wusste nicht was ich tun sollte. „Was ist wenn er die Wahrheit sagt? Wir wissen nicht was Sie mit Henry gemacht haben, als er hier drin war!“ Hectors Lächeln kehrte zurück. Allein dafür wollte ich ihn schon töten, doch ich hielt mich zurück. „Er lügt. Sein gesamtes Leben ist eine Lüge. Schlitz dieses Arschloch auf.“ Ich war geschockt, von Lucys Kaltblütigkeit. Doch noch vor ein paar Minuten, habe ich Selena selbst den Kopf abgerissen, für das was sie unserer Mutter angetan hatte. Wieso hatte Hector nicht die gleiche Grausamkeit verdient, nachdem er unseren Vater tötete? „Wie kann man ihn retten?“ Ich ging mit dem Messer voran auf Hector zu. „Du glaubst doch nicht ich werde dir das sagen oder?“ Ich ging noch näher an ihn ran, sodass er das Messer in seiner Brust spüren konnte. „Ob ich dich jetzt töte, oder später. Ist egal. Du wirst den morgigen Tag nicht mehr erleben. Allerdings kannst du es dir aussuchen, ob du vorher noch etwas leiden willst, oder friedlich abtreten.“ Ich sah so etwas wie Angst in seinen Augen aufblitzen. Gut, es hatte den gewünschten Effekt. „Es ist ein Zauber. Ein Kräftetausch, wenn du so willst.“ Ich verstand kein Wort was er sagte. „Die Kräfte des einen Körpers gehen in die des anderen. Dadurch wird der Körper, der sozusagen beschädigt ist, wieder geheilt“ Ich kapierte es immer noch nicht, doch die Magie verwirrte mich schon mein ganzes Leben lang. „Und wie vollführt man den Zauber?“ Er seufzte. Er wusste wohl, dass er keine Chance hatte. „Jeder Magato kennt diesen Zauber. Es führt ihn nur keiner aus, weil er endgültig ist.“ Ich nahm das Messer wieder von seiner Brust weg. „Endgültig? Was heißt das?“ Er verdrehte die Augen, offenbar war ich ihm zu dumm. „Wenn die Kräfte getauscht wurden, können sie nicht mehr zurückgetauscht werden. Und man kann den Zauber nicht mit 2 Magatos vollführen, da es den Effekt nicht aufheben würde.“ Jetzt verstand ich. Henry muss die Kräfte mit einem anderen magischen Wesen tauschen um sich selbst heilen zu können. Ich wusste alles was ich wissen musste. „Lucy? Er gehört ganz dir.“ Ich konnte schon unsere Mutter rächen. Jetzt war sie an der Reihe. Ich übergab ihr das Messer, und stellte sicher, dass Hector nicht fliehen konnte. Sie lächelte mich an. Auf diesen Moment hatte sie gewartet. Ich ging nach draußen und konnte Hectors Schreie hören. Nach ein paar Minuten verstummte er und Lucy kam aus dem Schuppen. Ihre Hände waren blutig rot und in ihren Augen sah ich Genugtuung. Sie hat es nicht genossen ihn getötet zu haben, aber man sah, dass sie stolz war es selbst getan zu haben.

Ich stellte sicher, dass die Leichen von Selena und Hector weggebracht wurden. Auch wenn sie schlechte Menschen waren, hatten sie dennoch irgendwo noch eine Familie und die hatte es verdient zu erfahren, was mit ihnen passiert ist. Wir gingen danach gleich zu den Autos um nach Hause zu fahren. Julian saß mit Henry auf der Rückbank und streichelte sanft über seinen Kopf. Ich konnte ihn nicht ansehen. Das Blut ist mittlerweile getrocknet und sein schönes weißes Fell, hatte eine bräunliche Farbe angenommen. Bei dem Gedanken daran, was sie ihm antaten wurde mir ganz schlecht. „Bald sind wir zuhause“ Julian redete die ganze Zeit auf ihn ein, doch ich bezweifelte, dass er ihn hörte. Nach ein paar Stunden Fahrt, kamen wir endlich am Anwesen der Camerons an und Mike und Julian trugen Henry ins Haus. Als wir durch die Tür gingen, kam uns gleich Henrys  verwirrter Vater entgegen. „Was ist passiert? Was macht ein Wolf in unserem Haus?“ Ich hörte, dass es keine Beleidung, sondern einfach eine Frage war. „Das ist Henry, Dad! Er kann sich nicht zurückverwandeln.“ Ihre Mutter stürmte aus der Küche und wedelte mit dem Geschirrtuch. „Bringt ihn ins Wohnzimmer. Und seid vorsichtig“ Sie wirkte sehr nervös, vermutlich weil noch nie so viele Werwölfe in ihrem Haus waren. Aber es wollten alle helfen, Henry zu retten.
„So. Jetzt erzählt mir mal genau, was passiert ist.“

Nachdem wir Richard die Vorkommnisse im Wald erzählten, versuchten er und Victoria alles um Henry wieder aufzuwecken. Sie probierten verschiedene Zauber und die übelst riechenden Tränke, doch nichts funktionierte. Er war weiterhin bewusstlos und weiterhin in seiner Wolfsform. Ich saß neben ihm und streichelte seinen Kopf. Nachdem Julian nach dem 10. Zauber frustriert seufzte, kam mir Hector wieder in den Sinn. „Es gäbe noch etwas was wir versuchen könnten.“ Alle starrten mich plötzlich an. „Und das wäre?“ ich stand auf und drehte ihnen den Rücken zu. Wie sollte ich ihnen beibringen, dass der Plan, der Henry retten könnte, von Hector stammt. „Hector hat mir von einem Zauber erzählt“ Nun wirkten sie nicht nur geschockt, sondern vielmehr verärgert. „Bist du wahnsinnig?“ Julian stellte sich vor Henry, als ob ich den Zauber sofort vollführen würde. „Er sagte mir, es wäre die einzige Möglichkeit in zu retten.“ Victoria stellte sich neben Julian, allerdings wirkte sie eher neugierig, als verärgert. „Und hat er dir auch gesagt, welcher Zauber das ist?“ Ich sah auf meine Hände. „Er sagte ihr alle würdet den Zauber kennen, doch niemand würde es wagen, ihn zu benutzen.“ Mike trat an mich heran. „Jetzt spann uns nicht so auf die Folter, Wölfchen. Welcher Zauber?“ Richard kam mir zuvor. „Ein Kräftetausch.“ Es wurde unheimlich still. Man konnte nur noch das leise Atmen von Henry hören. „Nein. Niemals.“ Victoria kam auf mich zu und sah mir tief in die Augen. „Du hast keine Ahnung, was das mit ihm machen wird. Das  können wir nicht tun.“ Tristan hatte seinen Platz in der Ecke verlassen und stellte sich direkt neben Julian. „Was genau macht denn dieser Kräftetausch-Zauber?“ Richard wirkte leicht amüsiert. Was bitte ist an dieser Situation komisch? „Es ist äußert gefährlich. Nur die wenigsten überleben dieses Ritual. Man braucht eine zweite Rasse, mit der man die Kräfte tauschen kann und außerdem….“ Er machte eine kurze Pause um durchzuatmen. „…außerdem ist dieser Tausch dauerhaft. Man kann ihn nicht rückgängig machen, was bedeutet, Henry wäre kein Magato mehr.“ Victoria schluchzte auf. Ich verstand nicht warum das schlimm war. Ja, ok er würde keine Magie mehr besitzen, doch das war doch nicht das Ende der Welt oder? Als würde er meine Gedanken lesen, erklärte mir Mike, warum dieses Vorhaben so schrecklich wäre. „Wenn ein Magato seine Kräfte verliert, wird er aus unserem Zirkel verstoßen. Da in unserem Zirkel über Generationen die gleichen Familien involviert sind, wird er seine Familie verlassen müssen.“ Ich fühlte mich als ob mich ein Laster überrollt hätte. Wenn Henry kein Magato mehr ist, muss er seine Familie verlassen? „Das ist nicht euer Ernst oder?“ Alle schauten bestürzt zu Boden. „Wenn in unserer Welt ein Familienmitglied einen Menschen heiratet, kann er nicht mehr in unserem Rudel sein, doch das  bedeutet nicht, dass er aus der Familie ausgeschlossen wird. Das könnt ihr nicht machen!“ Ich sah zu Julian. „ Du würdest deinen Bruder lieber sterben lassen, als zu zulassen, dass ein Nicht-Magato in eurer Familie ist?“

Nach ungefähr einer Stunde hoffnungslosen Überredens, gab ich auf. Ich stand in der Einfahrt der Camerons und konnte meine Wut nicht unterdrücken. Eine Familie bedeutet füreinander da zu sein. Und nicht den Schwanz einzuklemmen, wenn es zu schwierig oder zu kompliziert wird. Ich konnte sie einfach nicht verstehen. Richard kam gerade die Treppe hinunter, als ich mich wieder beruhigte und meine Krallen einfuhr. „Wir machen es.“ Ich sah ihn verwirrt an. „Was?“ Seine Haare waren etwas durcheinander, als sei er sich oft durchgefahren. „Wir führen den Zauber aus. Doch wir brauchen jemanden, mit dem wir den Kräftetausch machen können.“ Ich atmete tief ein und aus, doch bevor ich mich melden konnte, kam mir jemand zuvor. „Ich werde es tun.“ Tristan kam aus der Vordertür und sah auf uns hinab. „Tristan? Nein, das kann ich nicht von dir verlangen. Ich werde es machen, es ist meine Schuld und ich muss das wieder hinbiegen.“ In einem Sekundenbruchteil stand er vor mir und sah mir tief in die Augen. „Hör endlich auf damit. Du bist nicht an allem Schuld was uns wiederfährt. Außerdem bist du der Alpha. Wir wissen nicht was passiert, solltest du kein Werwolf mehr sein. Ich mache das. Es ist meine Entscheidung, also halt den Mund und akzeptier das. Und wage es ja nicht, meine Gedanken zu kontrollieren.“ Er hatte einen Ausdruck im Gesicht den ich nicht kannte. Ich vermutete, dass es Zorn war oder auch Entschlossenheit. „Tristan du liebst es ein Werwolf zu sein. Nachdem du dich zum ersten Mal verwandelt hast, bist du eine ganze Woche in deiner Wolfsform geblieben.“ Er lächelte mich an. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was ich tun könnte, wenn ich ein Magato bin. Ich könnte mich in alles Mögliche verwandeln. Sogar in einen Vogel und einfach nur über allem schweben.“ Ich sah die Sehnsucht in seinen Augen und wusste er hatte sich bereits entschieden. Richard stellte sich neben ihn und klopfte ihm auf die Schulter. „Dann soll es so sein. Wir werden gleich loslegen!“

Kapitel 16 - Ende gut, alles gut

Lexa

 

Julian ging in den Garten um ein paar Kräuter zu besorgen, die sie für den Zauber brauchten. Die Namen, die Richard ihm nannte, hatte ich noch nie gehört. Der Rest von uns verdunkelte den Raum und zündete Kerzen an. Henry lag in einem Kreis aus Salz in der Mitte des Raumes. Er sah so hilflos aus. Mike und Tristan versuchten das Blut aus seinem Fell zu waschen, doch es waren immer noch ein paar rote Flecken auf seinem Rücken. Ich kniete neben ihm und redete immer wieder auf ihn ein, dass alles gut wird, doch ich hatte selbst ein paar Bedenken. Richard sagte, wenn er sich gegen den Zauber wehrt, könnte es noch schlimmer mit ihm werden. Ich wusste zuerst nicht was noch schlimmer sein konnte, als wenn er bewusstlos als Wolf vor mir liegen würde, doch dann erkannte ich es. Er konnte sterben. Die Vorstellung ich könnte noch jemanden verlieren den ich liebte, ließ mich fast zusammenbrechen. Doch ich musste stark bleiben. Während Victoria in der Küche Wasser aufkochte, bereitete Julian Tristan vor. Er zog ihm sein Hemd aus und malte verschiedene Symbole auf seine Brust. Ich konnte Tristan lächeln sehen. Selbst jetzt hatte er schmutzige Gedanken. Typisch. „Reiß dich zusammen, du Lustmolch“ Julian flüsterte die Nebensache. Jetzt zählten nur Tristan und Henry. Ich hoffte so sehr, dass es funktionierte.

Richard stellte sich zwischen die zwei Salzkreise und begann die Formel aufzusagen. „Medeatur aegris corporibus robur et commutat“ Ich wusste, dass es latein war, konnte aber nicht alles verstehen. „Heilt die Kranken und tauscht die Kräfte. Wortwörtlich übersetzt. Klingt aber auf Deutsch nicht so schön oder?“ Mike tauchte neben mir auf und hatte ein Lächeln auf den Lippen. Er beruhigte mich ein wenig, obwohl ich mein Zittern bis in die Zehen spürte. Richard wiederholte die Worte immer und immer wieder, bis es plötzlich dunkel wurde. Niemand rührte sich und Henrys Vater verstummte. Dann ganz langsam entflammte eine Kerze nach der anderen. Nach und nach wurde es wieder heller und als ich wieder etwas sehen konnte, machte mein Herz einen Sprung. Henry lag wieder als Mensch in dem Kreis, doch bewegte sich immer noch nicht. Ich wollte schon zu ihm laufen, als mich Mike am Ellbogen packte. „Es ist noch nicht vorbei. Die Kräfte müssen noch getauscht werden, sonst war alles umsonst.“ Richard fing wieder mit seiner Formel an: „Medeatur aegris corporibus robur et commutat.“ Diesmal wurde es nicht dunkel, sondern heller. Die Flammen der Kerzen brannten fast einen Meter hoch. Ich schreckte zurück, da ich Angst hatte, ich würde gleich Feuer fangen. Dann änderte sich die Atmosphäre im Raum. Richards Stimme wurde immer lauter und ich hörte irgendwoher Trommeln. Wer zum Teufel spielt hier mit Trommeln? Als ich mich umsah, merkte ich dass dieses Geräusch aus Henrys und Tristans Brust kam. Es waren ihre Herzen die so laut und schnell schlugen, dass ich es hörte. Dann von einem Moment auf den anderen, war es wieder still. Richard fiel vorn über und Victoria fing ihn auf. „Es ist vollbracht.“ War alles was er sagte, bevor er in Ohnmacht fiel.

Im ersten Moment bewegte sich niemand, doch als der Schock vorüber war, stürmten wir alle los. Mike hob Richard hoch und legte ihn auf die Couch. Julian kniete neben Tristan und strich ihm die Strähnen aus dem Gesicht. Ich konnte sehen wie sich seine Brust bewegte und atmete erleichtert auf. Ich näherte mich Henry ganz langsam. Ich zog meine Jacke aus und warf sie ihm über, da er vollkommen nackt war. Tristan wachte gerade auf, doch war immer noch ziemlich benommen. Plötzlich hörte ich ein leises Stöhnen und Henrys Augen flackerten. Alle stellten sich im Kreis um ihn herum auf, nur ich blieb neben ihm auf dem Boden sitzen. Langsam öffnete er seine Augen und mein Herz schlug immer schneller. Wie sehr habe ich dieses Grün vermisst? „Henry?“ Meine Stimme zitterte und ich bekam nur ein Flüstern heraus. „Hey Mann. Lebst du wieder?“ Natürlich wollte Mike die Stimmung auflockern, doch man sah ihm an, dass auch er sich Sorgen machte. Henry räusperte sich kurz und stemmte sich auf seine Ellbogen nach oben. „Sei vorsichtig. Wir wissen noch nicht wie sehr dich der Zauber beeinflusst hat.“ Seine Mutter stand neben Mike und Worte nur, doch ich konnte sie gut verstehen. Ich dachte er würde ebenfalls lächeln, doch in seinem Gesicht stand nur Sorge. Tristan hob sein Kinn an um ihn die Augen sehen zu können. „Es wird alles gut.“ Dann gab er ihm einen kleinen Kuss auf die Lippen. Ich wurde rot, da es ein sehr intimer Moment war den ich hier mit ansah. Sie zogen einen weiteren Kreis aus Salz neben den von Henry in dem sich Tristan legte. Es sah etwas merkwürdig aus, wie er da in dem Salzkreis, oben ohne, mit diesen Symbolen auf der Brust lag. Victoria hatte in der Zwischenzeit den Trank gebraut. Für das, dass sie dieses Ritual noch nie durchgeführt hatten, wussten sie alle genau was sie tun mussten. „Hier Tristan. Trink das.“ Sie gab ihm einen Becher mit einer dampfenden Flüssigkeit. Allein von dem Geruch wurde mir schon schlecht. Doch Tristan schluckte ihn ohne ein Wort des Widerspruchs. Mike flößte Henry ebenfalls den gleichen Trank ins Maul, was sich als schwieriger erwies, als gedacht. Ich konnte nur danebenstehen und zusehen. Die anderen Werwölfe hatten sich derweilen zurückgezogen um niemanden zu stören. Ich fragte mich wo Raina war, da ich sie bis jetzt nicht gesehen hatte, doch das war jetzt

kniete sich gerade zu Henry hinunter. Er starrte sie geschockt an. „Welcher Zauber?“ Seine Stimme war fast nur ein Krächzen, deshalb räusperte er sich nochmal. „Was ist passiert? Wie bin ich nach Hause gekommen?“ Dann endlich sah er mich an. Sein Gesichtsausdruck verwandelte sich von Erstaunen, über Verwirrung bis hin zu unendlicher Traurigkeit. Irgendwas ist in dieser Hütte mit ihm passiert. Seine Augen hatten ihr Strahlen verloren. Er legte eine Hand auf meine Wange und versuchte zu lächeln. Doch es erreichte seine Augen nicht. Wenn ich könnte, würde ich Hector nochmal töten. Was haben die nur mit ihm gemacht? „Was ist das letzte woran du dich erinnerst?“ Julian und Mike halfen ihm auf. Er stöhnte wieder und zögerte etwas bis er antwortete. „Ich war in einem Schuppen und…“ Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich darauf. „..Selena hat mir Fragen gestellt. Das ist alles was ich noch weiß.“ Ich wusste, dass da noch mehr war, doch ich wollte ihn nicht bedrängen. Dann sah er sich im Raum um und entdeckte Tristan der immer noch die Symbole auf seiner nackten Brust hatte. „Was zum Teufel war hier los?“ 

Während wir erzählten was alles passierte, als er bewusstlos war, hörte er aufmerksam zu und war unheimlich still. Danach stand er einfach auf, schnappte sich Hose und Hemd, die Julian ihm geholt hatte und verließ das Wohnzimmer. Ich ging ihm nach und merkte noch wie Victoria die anderen aufhielt, weil sie ihm ebenfalls folgen wollten. Ich trat durch die Hintertür und setzte mich neben Henry, der bereits vollständig angezogen, im Pavillon wartete. Wir saßen ungefähr 10 Minuten einfach nur da und langsam hielt ich diese Stille nicht mehr aus. „Bitte sag doch was.“ Er drehte sich langsam zu mir um. „Ich bin also ein Werwolf?“ Es war eher eine Feststellung, als eine Frage. Ich wollte ihm antworten, doch ich brachte keinen Ton heraus. „Ich bin ein Werwolf? Wieso? Ich…“ Er wurde immer lauter und stand auf. Er lehnte sich an den Rahmen und sah mich an. „Wie konntet ihr so etwas entscheiden?“ Mein Mund war so trocken und meine Stimme setzte  kurz aus, als ich den Mund aufmachte. „Du wärst tot, Henry. Wir hätten dich nicht retten können.“ Er sah zum Haus. „Ich werde nie wieder Magie benützen können und meine Familie verlassen müssen.“ Er sprach eher zu sich selbst, als zu mir, doch dann kniete er sich zu mir hinunter und nahm meine Hände in seine. „Ihr hättet mich sterben lassen sollen. Warum habt ihr das getan, Lexa?“ Er schüttelte mich doch ich konnte immer noch nicht sprechen. Er stand wieder auf und drehte sich weg. „Sag mir warum?“ Dann sprang ich auf. „Weil ich egoistisch war, Ok?“ Meine Augen füllten sich mit Tränen. „Ich hätte es nicht überlebt, noch einen Menschen zu verlieren. Du kannst mich ruhig hassen, aber wenigstens lebst du noch.“ Er ging langsam auf mich zu und legte seine Stirn an meine. „Ich könnte dich niemals hassen.“ Er küsste mich und ging dann ohne ein weiteres Wort ums Haus und verschwand. Nach ein paar Minuten konnte ich den Motor seines Motorrads hören.
„Er beruhigt sich schon wieder.“ Tristan kam gerade aus dem Haus, als ich zu ihm lief und er mich fest in die Arme nahm. Meine Tränen waren nicht mehr aufzuhalten. „Ich hab alles versaut. Ich bin ein verdammter Unglücksbringer.“ Er hob mit seinem Finger mein Kinn an und zwang mich so ihn anzusehen. „Du bist ein Pechvogel und ein Tollpatsch, aber ganz sicher bist du kein Unglücksbringer. Alles klar?“ Er lächelte mich an und auch mein Mundwinkel begann leicht zu zucken. „So. Willst du zusehen, wenn ich das erste Mal einen Zauberspruch aufsage? Ich freu mich nämlich schon unheimlich darauf.“ Mit diesen Worten zog er mich in das Arbeitszimmer von Richard und ich hoffte, dass mich diese kleine Show etwas ablenken wird. 

Kapitel 16.2 - Was jetzt?

Henry

 

Ich fühlte den Wind durch meine Haare wehen. Die frische Luft tat mir gut. Ich konnte es immer noch nicht fassen. Ich war ein verdammter Werwolf. Ich wusste, dass sie keine andere Wahl hatten, doch was sollte ich jetzt tun? Meine Gedanken schweiften die ganze Zeit zu dem Schuppen zurück. Ich hatte ihnen nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich konnte mich an alles erinnern, was sie mit mir gemacht hatten.

 

Die Stromschläge waren nur der Anfang. Noch bevor ich wieder ganz zu mir kam, spürte ich die Schmerzen. An ein paar Stellen meines Körpers hatte ich bereits Brandwunden. Mein Fell war an diesen Stellen komplett verbrannt. Selena saß neben mir am Boden und hielt eine Kette in der Hand. „So mal sehen, was du zu diesem Ding sagst.“ Ich konnte mich nicht bewegen. Die Schmerzen waren zu groß. Doch als sie mir den schwarzen Stein, der an der Kette hing, in die Pfote drückte, konnte ich wieder etwas durchatmen. Mein Körper verwandelte sich zurück. Ich war wieder ein Mensch. Nur ließen die Schmerzen nicht nach und als Mensch spürte ich den kalten Boden und die schweren Ketten noch mehr.  Selena lächelte mich an. „Gefällt dir das? Ja?“ Dann zog sie mir den Stein wieder weg und ich kehrte wieder in meine Wolfsform zurück. Allerdings nicht so wie üblich. Es fühlte sich eher an, als ob der Wolf aus mir herausbrechen wollte. Meine Muskeln waren zum bersten gespannt und ich glaubte mein ganzer Körper stand unter Flammen. Als sich mein Körper wieder etwas beruhigt hatte, drückte Selena mir den Stein erneut in die Hand. Immer wieder verformte sich mein Körper. Die Qualen wurden immer unerträglicher, bis mich die Dunkelheit erneut einfing und ich bewusstlos wurde.

Ich konnte gerade noch abbremsen, als ich den Wolf auf der Straße stehen sah. Während sie auf mich zukam, wurde sie wieder zum Menschen. „Was machst du hier Lucy?“ Sie lächelte mich an. „Ich wollte dich herzlich in unserer Welt willkommen heißen.“ Sie sah die Straße hinunter und hatte wohl bemerkt, dass ich wegfuhr. „Wo willst du hin?“ Ich stellte mein Bike ab. „Ich brauchte frische Luft.“ Sie lehnte sich an den Lenker meines Motorrads. „Klar, denn in eurem riesigen Garten gibt es ja nicht genug Luft.“ Ihre Augenbrauen schossen nach oben. Sie erinnerte mich an Raina. „Komm, lass uns ein Stück fahren.“ Sie hievte sich hinter mich auf den Sitz und tippte mir auf die Schulter. „Und wohin soll’s gehen?“ Sie klammerte sich an meinem Rücken fest. „Fahr mal nach Norden. Ich werde dich schon hinführen.“

 

Nachdem ich mir das Blut, das immer noch an mir klebte, bei einem See abgewaschen hatte, fuhren wir in die Stadt. „Also bevor ich dir zeige, was ich geplant hatte, muss ich dir eine Frage stellen?“ Sie sah mich mit ernstem Blick an. „Liebst du meine Schwester?“ Ich zog scharf die Luft ein. Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet gewesen, doch ich wusste die Antwort. „Ja. Mit meiner ganzen Seele liebe ich sie.“ Ihre Lippen umspielten ein Lächeln. „Gut. Denn du wirst heute einen großen Schritt machen, Anfänger-Wolf“ Ich verdrehte die Augen. Natürlich zog sie mich damit auf, aber das erinnerte mich wieder an meine kleine Schwester. Die zwei sollten sich wirklich mal treffen. „Gut. Was hast du vor?“ Mein Motorrad parkte in einer kleinen Gasse und nun gingen wir auf die Hauptstraße zu den Geschäften. Lucy wusste genau, wo sie hinwollte, denn sie stoppte kein einziges Mal bevor wir vor dem Juwelierladen anhielten. „Ich weiß den perfekten Ring für Lexa. Eigentlich sollte sie mal den Ring von Mum bekommen, da sie aber nicht wollte, dass sie etwas von ihr bekommt und ich nicht, haben wir sie zusammen mit dem Ring begraben, also braucht sie einen neuen Verlobungsring. Ich hoffe du kannst ihn dir leisten!“ Während Lucy redete, fing mein Herz wie wild an zu schlagen. Konnte ich dies tun? Konnte ich Lexa heiraten? Es wäre das logischste, da ich jetzt ebenfalls ein Werwolf war und sie so beschützen konnte. Doch wäre es auch das richtige? Lucy stoppte, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. „Du bist ja ganz weiß. Ist dir schlecht? Brauchst du ein paar Minuten?“ Ich holte tief Luft. „Lucy. Ich weiß nicht ob das eine gute Idee ist?“ Sie war verwirrt, jedenfalls ihrem Blick nach zu urteilen. „Wieso nicht? Du liebst sie und ich weiß hundertprozentig, dass sie dich ebenfalls liebt. Also wo ist das Problem?“ Ich seufzte. „Was ist wenn sie es sich anders überlegt hat? Was ist wenn sie mich nicht mehr will?“ plötzlich fing sie an zu lachen. „So ein Blödsinn. Vermutlich mag sie dich jetzt sogar noch lieber, da du einer von uns bist. Vertrau mir. Es ist das Richtige. Na los. Ich zeig dir welchen Ring ich meine.“ Schnurstracks ging sie in den Laden, ohne auf meine Wiederworte einzugehen.

Der Ring war wunderschön. Ein Mondstein in einer Fassung aus Gold mit winzigen Diamanten um den Stein. Ich stand vor Lexas Tür und konnte meine Hände nicht davon abhalten zu zittern. „Ganz ruhig. Es ist nur ein Antrag. Wird schon alles klappen.“ Lucy gab mir einen Klaps auf die Schulter. „Also. Du Gehst jetzt rein und fragst sie und ich hol die anderen und Champagner.“ Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. „Und was ist wenn sie nein sagt?“ Lucy entkam ein kurzes Auflachen. „Ja klar. Na los, Loverboy. Beeil dich, bevor sie einschläft.“ Ich klopfte an Lexas Tür und hörte nur ein leises „Herein“.
„Viel Glück“ Lucy huschte bereits die Treppe hinunter, während ich mein Herz davon abhalten musste, aus meiner Brust zu springen. Ich drückte die Tür auf und sah nur Dunkelheit. Plötzlich konnte ich alles sehen. Meine Wolfsaugen funktionierten auch in der Finsternis. Lexa lag auf dem Bett, mit dem Rücken zu mir gekehrt.  „Lexa?“ Ich ging langsam zu ihr, als sie sich umdrehte und ich bemerkte, dass sie weinte. „Lexa? Ist alles in Ordnung?“ Sie setzte sich auf und sah mich verärgert an. „Du fragst mich ob alles in Ordnung ist? Der Mann, den ich liebe, wird von einem Psychopathen und deren Tochter entführt. Bei der Rettung, werde ich zum kaltblütigen Killer. Dann muss ich mit ansehen, wie du fast stirbst und die einzige Möglichkeit dich zu retten, besteht darin, dich in ein Monster wie mich zu verwandeln. Und wenn, dass nicht schlimm genug wäre, läufst du auch noch von mir davon und lässt mich allein. Fragst du mich immer noch ob alles in Ordnung ist?“ ich wusste nicht, was ich sagen sollte, also nahm ich sie in den Arm und flüsterte „Es tut mir so leid.“ Ihr Kopf schmiegte sich an meine Schulter. Ich konnte spüren, wie sehr sie mich liebte und das machte meine Entscheidung wesentlich leichter. „Ehrlich gesagt, hatte ich Angst. Davor was werden würde, wenn ich einer von dir bin, doch deine Schwester ist ein guter Ratgeber und jetzt habe ich keine Angst mehr.“ Sie lächelte etwas. „ja darin ist sie Meister. Sie wäscht einem den Kopf, wenn man es am meisten braucht.“ Ich zog langsam die weinrote Schachtel aus meiner Tasche. „Ja, da hast du Recht.“ Ich stand wieder vom Bett auf und kniete mich vor Lexa. „Oh mein Gott. Was kommt jetzt?“ Sie sah mich an und wirkte plötzlich Hellwach. „Alexa Ashmore. Ich kenne dich noch nicht sehr lange, doch ich weiß, dass wir beide zusammen gehören. Lucy sagte mir, in eurem Rudel bindet man sich auf ewig und genau das möchte ich mit dir. Ich will dein sein, für immer. Und ich hoffe, das willst du ebenfalls, deshalb frage ich dich. Willst du mich heiraten?“ Ich öffnete die Schachtel und zeigte ihr den Ring. Die Sekunden kamen mir endlos vor. Doch dann brachte sie doch ein Wort heraus. Das Schönste was ich mir vorstellen konnte. „Ja“ Ich sprang auf und zog sie in eine innige Umarmung. Als ich ihr ins Gesicht schaute, sah ich erneut Tränen, die ihr die Wange hinunter kullerten, doch diesmal waren es Freudentränen. Ich steckte ihr den Ring an und küsste sie. Wie sehr hab ich mich nach ihren Lippen gesehnt. Es war als könnte ich endlich wieder frei atmen. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und alle strömten applaudierend ins Zimmer. Lucy, Lucian, Elisabeth, Mike, Tristan, Julian, Tara und Marcel. Sie alle gratulierten und umarmten uns. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Ich werde die Frau meines Lebens heiraten und bekam eine zweite Familie.

Epilog

Mike

 

„Ich geb auf“ nachdem ich zum 5.mal die Krawatte falsch band, warf ich sie aufs Bett und seufzte frustriert. Ich hasste Krawatten. Wer hat diesen Mist bloß erfunden? „Meine Güte. Lass mich mal.“ Julian schnappte sich das blöde Stoffteil und band es sich um seinen Hals. Nachdem er fertig war, hing er sie mir um und zog fest. „Siehst du? Ist doch nicht so schwer!“ ich fühlte mich eingeengt. Der Anzug war schon schlimm genug, warum musste ich dann noch zusätzlich dieses verlängerte Halsband tragen? „Seid ihr endlich fertig? Und ich dachte Frauen sind diejenigen die immer so lange brauchen.“ Unsere kleine Raina war wohl immer noch sauer weil sie ohne Sam zur Hochzeit gehen musste. Seine Familie fuhr letzte Woche zu Verwandten und Raina war seitdem schlecht gelaunt. „Wir sind ja schon fertig, kleine Nervensäge“ Ich tätschelte ihren Kopf, woraufhin sie mir auf den Arm boxte. Julian und ich gingen lachend an ihr vorbei und die Treppe hinunter. Unten warteten schon alle anderen auf uns. Tristan, der mittlerweile bei den Camerons eingezogen ist, da ihn seine Familie rauschmiss, nachdem er zum Magato wurde, stand am Fuß der Treppe. Victoria rückte Richard gerade die Krawatte zurecht. Grässliches Ding. Und Schließlich Henry, der in seinem schwarzen Smoking und der roten Fliege, vermutlich viele Frauen um den Verstand bringen würde. Allerdings wenn ich mich so im Spiegel ansah, konnte ich einen verdammt gutaussehenden Mann sehen. „Ich wusste nicht, dass du so selbstverliebt bist.“ Victoria stand plötzlich hinter mir und lächelte mich an. Sie nahm meine Krawatte ebenfalls in die Hände und zog sie leicht zusammen. Ich stellte mich neben Henry und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Schon nervös?“ Er versuchte zu lächeln, doch seine zitternden Hände verrieten ihn. Dann wurde seine Miene plötzlich ernst. „Bevor wir losfahren, muss ich euch noch was erzählen. Es geht um Hector.“ Toll, ich dachte, nachdem der kleine Wolf Hector zerstückelt hat, wäre dieses Thema endlich erledigt. Aber offenbar ließ unser kleiner Möchtegern-Diktator noch ein paar Rechnungen offen.

Richard, Tristan, Julian und ich folgten Henry ins Arbeitszimmer. Er knetete seine Hände, was er früher als wir klein waren immer tat, wenn er etwas ausgefressen hatte, oder ihm etwas schwerfiel zu erzählen. Als er meine damalige Freundin dabei erwischte, wie sie mit einem anderen Typen hinter der Tribüne verschwand, stand er genauso da. Nachdem er den Arsch grün und blau geschlagen hatte.
Ich schloss die Tür und wartete bis er anfing zu reden. „Ich wollte euch noch sprechen, da ich und Lexa nach der Hochzeit gleich aufbrechen werden.“ Das baldige Hochzeitspaar wollte so schnell wie möglich in die Flitterwochen, um keine weiteren Dramen mehr heraufzubeschwören. Niemand wusste wohin es gehen würde, um ihre Privatsphäre zu bewahren. „Was genau musst du noch mit uns besprechen?“ Richard wirkte, so wie wir alle, ziemlich besorgt. Henry räusperte sich und erzählte uns was genau mit ihm in dem Schuppen passierte, was ihn sichtlich schmerzte. 

„ Wie oft hat sie dich dazu gebracht, dich zu verwandeln?“ Er konnte uns nicht in die Augen sehen. „Ich weiß es nicht mehr, aber nachdem sie aufhörte, war ich bereit ihnen alles zu sagen.“ Er machte eine kurze Pause. Er zitterte am ganzen Körper. „Ich erzählte ihnen von Projekt Crystal.“ Richard keuchte plötzlich laut auf. Ich verstand kein Wort. „Was ist Projekt Crystal?“ Alle starrten mich plötzlich an, als ob ich in einen sehr intimen Moment geplatzt wäre. „Es ist ein Geheimnis, das seit vielen Jahrzenten in unserer Familie existiert. Es wird von Vater zu Sohn weitergegeben.“ Richard sprach sehr langsam. Es war offenbar ein sehr heikles Thema. „Welches Geheimnis?“ meine Neugier gewann wiedermal die Überhand. „Du weißt, dass die Magatos normalerweise geboren werden. Es wird von Familie zu Familie weitergegeben um die Kräfte immer mehr zu stärken. Doch Irgendjemand musste der erste sein. Dieser Jemand war unser aller Vorfahr. Nachdem er starb, spaltete sich seine Essenz von seinem Körper und suchte sich einen Platz um zu verweilen. Er fand einen Spalt in einem Felsen und dort kroch seine Seele hinein und setze sich ab. Jahre später brach der Stein entzwei und offenbarte einen Kristall. Ein Gestein, dass niemand kannte und niemand wusste woher es kam, doch er fand seinen Weg zurück zu seinen Nachfahren und seither ist dieser Edelstein in unserer Familie.“ Ich fand meine Stimme erst wieder nachdem ich ein paar Mal tief Luft holte. „Also ist die Geschichte über den Ahnenkristall wahr?“ Es gab viele Erzählungen über diesen Stein. Dass er die Kräfte aller Magatos vereint und wenn man ihn besitzen würde, würde man zu einem der mächtigsten Magier der Welt werden. Meine Mutter erzählte mir dies immer vor dem Schlafengehen, doch ich dachte, es sei nur ein Märchen. „Und nun weiß Hector ebenfalls, dass es wahr ist.“ Richard sah Henry eindringlich an. „Es tut mir sehr leid, dass du das durchmachen musstest, mein Sohn.“ Er wirkte kein bisschen sauer, doch ich spürte, dass Henry diese Schuld nicht so leicht vergessen wird. „Hector mag vielleicht tot sein, doch er hatte viele Anhänger, die immer noch die gleichen Ansichten haben. Wir müssen also vorsichtig sein.“ Henry blickte uns alle tief in die Augen und beharrte einige Sekunden bei jedem einzelnen. Niemand sprach ein Wort. Wir wussten alle was passieren würde, sollte dieser Kristall in die falschen Hände geraten. Die Welt wie wir sie kennen, würde auseinander brechen.

Nachdem wir die Sicherheitsvorkehrungen noch etwas verschärft hatten, fuhren wir alle gemeinsam in den Wald der Ashmores. Sie hatten alles dekoriert. Es erinnerte nicht mehr wirklich an einen Wald sondern eher an eine kleine Lichtung. Alle hatten sich fein herausgeputzt. Am Rand der Lichtung standen ein paar Wölfe, die uns zunickten, als wir vorbeigingen. Wir waren wohl die Ehrengäste, da alle anderen hier Werwölfe waren. „Tristan, da bist du ja endlich. Lexa muss dich dringend sprechen.“ Lucy kam gerade auf uns zu gestürmt und zog Tristan mit sich. Sie schenkte mir ein kleines Lächeln und auch ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, doch als Henry mich von der Seite aus beobachtete, riss ich mich wieder zusammen und ging zu den anderen.

Ich wurde von Elisabeth zu meinem Platz geführt. Ich war wirklich beeindruckt. Der gesamte Platz war mit Mohnblumen dekoriert. Raina half mit ihrer Magie etwas nach, damit sie nicht verwelkten. Die Sessel waren mit weißen Leinentüchern verhüllt und ein rotes Band war um die Lehne gebunden, um alles festzuhalten. Auf dem Altar standen die üblichen Dinge wie die Hochzeitskerze, ein Buch und ein Weinkelch. Doch der Altar selbst, war ein abgeschnittener Baum, den man glattgeschliffen hatte. Die meisten Plätze waren bereits besetzt, doch da ich Henrys 2.Trauzeuge war, brauchte ich keinen Stuhl. Ich durfte die gesamte Zeremonie zwischen Julian und Tristan stehen. Großartig. Henry begrüßte die letzen Gäste, von denen er vermutlich nicht viele kannte. Von seiner Verwandtschaft waren nur wir hier, da niemand eine Werwolfhochzeit besuchen wollte. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Ab und zu hörte ich ein leises Knurren im Rücken, oder sah glühende Augen die mich anstarrten. Ich konnte die Wärme, die sie uns entgegenbrachten, förmlich spüren.
Tristan und Julian stellten sich jeweils an meine Seite und schließlich kam auch Henry den Gang entlang. Er wirkte sichtlich nervös, doch sein breites Grinsen verriet mir, dass er es kaum erwarten konnte. 

Elisabeth stellte sich neben den Altar und fing mit ihrer Geige an zu spielen. Ich kannte das Lied nicht, aber es hatte eine wunderschöne Melodie. Dann kamen die Brautjungfern. Zuerst Tara in einem weinroten Kleid. Es ging ihr bis zum Boden, wodurch man fast nicht erkennen konnte, dass sie keine Schuhe trug. Danach kam Lucy. Sie hatte sich nachdem ich sie gesehen hatte, noch einmal umgezogen, denn ihr Kleid verschlug mir fast den Atem. Es war ebenfalls weinrot und bodenlang, mit einem weißen Band unter ihrer Brust. Es hatte keine Ärmel, doch es saß alles perfekt. Sie trug ebenfalls keine Schuhe. Das Kleid hatte eine lange Schleppe, die sie hinter sich herzog. Ihr breites Grinsen erhellte meine Stimmung sofort und ihre offenen Haare wehten ihr leicht ins Gesicht. Gott, wie gern würde ich ihr diese Strähne hinters Ohr klemmen. Ich bemerkte nicht, dass ich sie angestarrt hatte, bis mir Tristan einen Stoß gab und mich böse ansah. Ich schüttelte den Kopf und blickte wieder den Gang entlang. Die Musik veränderte sich etwas und alle standen auf. Henry stellte sich aufrecht hin und konnte seinen Blick nur nach vorne richten. Dann konnte ich endlich auch einen Blick auf Lexa werfen. Sie trug das Kleid, das sie eigentlich bei der Hochzeit mit Tristan tragen sollte, allerdings war es etwas abgeändert worden, da sie mit ihrem kleinen Bäuchlein nicht mehr hineinpasste. Ich glaube sie war mittlerweile im 2. Monat. Niemand ahnte etwas bis vor ein paar Tagen, als die Schneiderin versuchte ihr den Reißverschluss zuzumachen. Ich durfte als männlicher Berater bei der Anprobe dabei sein und konnte dann ebenfalls den Kreischalarm miterleben, als sie kapierten, warum das Kleid um die Mitte plötzlich so eng war. Die zwei werden ziemlich gute Eltern, da war ich mir sicher. Und wenn nicht, dann wird Onkel Mike mal vorbeischauen und ihnen etwas unter die Arme greifen.

Lexa nahm Henrys Hand, welcher sie sofort an sich zog und küsste. „Hey. Das kommt doch erst am Schluss, Romeo“ Julian zog Henry etwas zurück, doch dieser lachte nur und zog Lexa in einen weiteren Kuss. Ihre Wangen wurden rot, doch auch sie konnte nicht aufhören zu lächeln. Der Pfarrer trat an den Altar und begann.

Ihre Ringe waren an Lexas Verlobungsring leicht angelehnt. Sie hatten beide Mondsteine in der goldenen Fassung. Der Pfarrer bat um die Treueschwüre. Henry nahm Lexas Ring und zog ihn ihr über den Finger. „Lexa. Mein Herz. Mein Leben hat erst so richtig begonnen, an dem Tag, an dem ich dich kennenlernte. Ich konnte mir niemals vorstellen jemals jemanden zu finden, den ich so sehr lieben könnte, wie ich dich jetzt liebe. Du bist meine Welt. Das fehlende Stück, das mir in meinem Leben noch fehlte. Ich liebe dich. In diesem Leben, sowie im nächsten.“ Ich sah, wie viele Frauen zum Taschentuch griffen. Ja, Henry konnte schon immer gut mit Worten umgehen. Auch Lexa musste sich eine Träne wegwischen, bevor sie Henrys Ring nahm und ihn ebenfalls auf dessen Finger schob. „Henry. Als ich dich zum ersten Mal traf, hielt ich dich für einen unhöflichen Vollidioten. Doch schon in der ersten Nacht, in der du mich in meinen Träumen besucht hattest, wusste ich dass du mich verzaubert hast. Ich mag zwar meine Eltern verloren haben, doch durch dich habe ich erfahren, dass eine Liebe selbst durch den Tod weiterleben kann. Und so weiß ich, dass meine Mutter und mein Vater von oben gemeinsam auf uns herabblicken und uns nur das Beste wünschen. Ich liebe dich, Henry. In diesem Leben, sowie im nächsten.“

Der Pfarrer hob die Arme und breitete sie über seinem Kopf aus. „Hiermit erkläre ich euch nun Kraft meines Amtes zu Mann und Frau. Henry? Sie dürfen die Braut nun küssen.“ Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Er nahm Lexas Kopf in seine Hände und drückte seine Lippen auf ihre. Alle fingen zu jubeln an und im Hintergrund hörte man das leise Heulen der Wölfe.

Nachdem die Zeremonie beendet war, machten alle einen kleinen Spaziergang durch den Wald um zu der Party zu gelangen. Ich wollte noch etwas verschnaufen und schlenderte etwas in die andere Richtung. „Zur Feier geht’s da lang, Großer!“ Lucy lief mir hinterher und hielt mich am Arm fest. „Ja danke, Teen Wolf. Ich brauchte nur etwas Zeit allein.“ Sie überspielte meine Beleidung. „Hat dich die Hochzeit so berührt? Brauchst du ein Taschentuch? Oder eine Decke um dich hinein zu kuscheln?“ Ich drehte mich zu ihr um. „Weißt du was, KLEINE? Du nervst ganz schön. Ich will einfach nur allein sein, also lass mich in Frieden.“ Sie stapfte beleidigt davon. Vielleicht war ich etwas gemein zu ihr, doch ich wollte im Moment niemanden sehen. Lexas Schwur erinnerte mich zu sehr an meine Eltern. Vielleicht waren sie ebenfalls dort oben vereint. Ich frage mich, ob Vater selbst als Engel ein Arsch ist? Ich ging noch etwas tiefer in den Wald, als plötzlich ein Stein am Abhang nachgab und ich abrutschte. Ich wollte mich noch festhalten, doch ich fiel immer weiter, bis ich in einem kleinen See landete. Ich versuchte an den Rand zu schwimmen, doch die Strömung drängte mich immer wieder nach unten. Ich bekam fast keine Luft mehr, als ich plötzlich eine leise weibliche Stimme hörte. „Halt durch. Ich bin fast bei dir.“ Ich konnte mir nicht erklären, woher diese Stimme kam, da ich doch unter Wasser war. Doch dann spürte ich, dass mich jemand wieder an Land zog. Ich war noch etwas benommen, und sah nur Farben und Umrisse. „Was sollte das? Hast du eine Ahnung wie sauer Dalia sein wird?“ die andere Stimme war ebenfalls weiblich und ziemlich sauer. „Ach komm schon. Er wäre ertrunken. Hätte ich ihn sterben lassen sollen?“ Meine Retterin war direkt neben meinem Gesicht, doch ich konnte nur blaue Schatten erkennen. „Ja. Allerdings, das hättest du tun sollen.“ Miss Unhöflich wollte also, dass ich ertrinke? Ich versuchte mich aufzurichten. „Verdammt er wacht auf. Komm schon Hyperia, wir müssen hier weg.“ Ich konnte nur noch 4 Beine davon laufen sehen. Also war ihr Name Hyperia. Klang ungewöhnlich. Als das Wasser sich langsam aus meinen Lungen verzog, stand ich auf, und fand einen kleinen Gang, um wieder nach oben zu gelangen.

„Wo warst du denn?“ Julian zog mich am Arm mit. Offenbar war ihm nicht aufgefallen, dass ich von Kopf bis Fuß nass war. „Ich bin in ein Loch gefallen.“ Er sah mich komisch an. „Was? Ach egal.“ Er wedelte mit seiner Hand. „Du musst eine Rede halten. Na los. Alle anderen waren schon dran.“ Klar, als Trauzeuge musste ich etwas über den Bräutigam sagen. Da fielen mir einige Dinge ein. Doch meine Gedanken glitten immer wieder zu dem Mädchen zurück. Wer war sie? Und wieso konnte ich sie unter Wasser hören? Hyperia. Ich werde dich finden, verlass dich darauf!

 

THE END

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 08.04.2016

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
DIeses Buch widme ich meinen besten Freundinnen. Die mich immer unterstützt haben und jedesmal wenn ich eine Schreibblockade hatte, sie mir immer wieder geholfen haben , diese zu überwinden. Sie mussten viel mitmachen, da ich jedes Kapitel von ihnen probelesen ließ. Danke ihr Süßen Ihr seid die Besten

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