Bunt gemischt
Bilder und Texte von BookRix-Autoren
Phil Humor
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Dörte Müller
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Anne Koch
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Esra Kurt
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Franck Sezelli
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Petra Peuleke
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Elke Immanuel
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Hope Vania Greene
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Die Texte:
Blumenampel setzt auf Rot * Johnny * Ansprechende Waren * Der Schneemann und der Vogel * Der alte Fuchs am Heiligabend * Freiheit grenzenlos * Das skurrile Stadtbild * Süße Erinnerung * Ernte im Märchenschloss * In der Blüte * Traveller * Meine unerwartete Reise * Outlaw * Ich schenke dir ein Leben * Kontaktanzeige * Captain Whitecats wundersamste Reise * Ballade von der verschaukelten Marie * Dreifaltigkeit * Großstadt-Potpourri * Zwiegespräch im Zwielicht * Einfach eisig * Hoffnung ... aus verbrannter Erde * Zerschmettert * Mudder, du bischd die Beschd! * Trepp´ auf * Die Hand des Vaters * Trotzdem geliebt * Die Kinder bauen einen Schneemann * Das Programm des Free Lancers
Phil Humor
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Man hätte den Kübel für eingebildet halten können, aber er war ganz einfach glücklich, dass er so schöne Blumen präsentieren durfte; nun gut, die waren nicht echt, aber doch beinah. Die Täuschung fast perfekt. Er freute sich diebisch, wenn Besucher darauf hereinfielen. Lustig schwenkte er hin und her, denn er war ein sehr lustiger Kübel – und der Haken, an dem er hing, erlaubte ihm viel Bewegungs-Spielraum; er fühlte sich beinah wie auf einem Spielplatz; übermütig schwenkte er hin und her – für andere kaum erkennbar – da war weitaus mehr Bewegung in seinem Inneren, ein Seelen-Schwung, wenn das überhaupt für einen Kübel möglich war. Die Blumen beugten sich anfangs zu ihm hinab; sie wollten wissen, wo sie hier gelandet waren; sie hielten sich aber mittlerweile auch für echt; man hatte es ihnen so oft versichert. So räsonierten sie gemeinsam über Echtheit – und wie leicht es sei, die Welt hinters Licht zu führen. Es lag ihnen gar nicht daran, zu einem abschließenden Urteil zu gelangen, denn dann hätten sie schweigen müssen; und es war ihr Lieblingsthema. Die echten Blumen um sie herum verblühten – aber sie fuhren fort, die Sonne anzuhimmeln – dabei hatten sie das Sonnenlicht gar nicht nötig; es war nun mal ihre liebe Angewohnheit, es den Echten gleichzutun, sie in allem nachzuahmen; nur eben im Vergehen nicht. Sie waren schon zufrieden, wenn man sie gelegentlich vom Staub befreite. "Nein danke, für uns bitte kein Wasser." Sie waren sehr bescheiden; nur der Kübel wurde immer übermütiger. Er hatte schon viele Blumen kommen und gehen sehen. "Wir passen wie Topf und Deckel zusammen", lautete sein vorläufiges Denk-Ergebnis. Die Blumen pflichteten ihm bei. Sie traten als Ensemble auf. Hätten gerne auch mal die Seiten gewechselt, aber von alleine schafften sie das kaum, so waren sie froh, wenn man ihnen dabei zur Hand ging. "Ein Blatt wäscht das andere", sagten sie bei der Gelegenheit, waren sich aber nicht sicher, ob die Menschen überhaupt auf das achteten, was sie so von sich gaben. Und wenn schon, Blumen sind ohnehin weitaus ansehnlicher als diese blattlosen Zweibeiner in ihrer viel zu schlichten Aufmachung. Es muss bunt sein, man muss der Natur gefallen – und vor allem Flora – auch wenn man ja eigentlich nicht dazugehört, nicht mitzählt, wenn sie daherkommt und alles neu erweckt – es gab bei ihnen nichts zu erwecken, kein Erweckungs-Erlebnis. Sie waren Imitationen, Schauspieler. Sie spielten das Leben – und das mit beachtlichem Erfolg. Selbst der Baum von gegenüber war schon mehr als einmal darauf hereingefallen – er schien sich das nicht merken zu können – oder aber er tat aus Nettigkeit so, als ob er immer wieder verblüfft sei, wegen der frappanten Ähnlichkeit mit dem blühenden Leben. Selbst die Bienen fielen darauf herein – man sah sich um, flog näher, zögerte ... Die Blumen kicherten schon, stießen sich an, sie öffneten ihre Blüten – und die Biene flog kopfschüttelnd weiter. Immer wieder ein Riesenspaß. Der Kübel mahnte zur Seriosität, er wollte es sich nicht mit den Menschen verderben; denn er hatte von Kübeln und Töpfen gehört, die einfach aussortiert worden waren; das galt es, zu verhindern, unbedingt. So tat er so, als sei ihm sehr gelegen an einer gewissen Feierlichkeit; aber er war ein Schelm – und so ging Pathos bei ihm einher mit feierlicher Empathie für alles Witzige. Er stellte sich mitunter vor, dass die Blumen so etwas wie seine Haare seien, und er sprach vom Shampoonieren, was die Blumen jedes Mal außerordentlich bestürzte. Hing doch ihr weiteres Schicksal entscheidend davon ab, dass ihre scheinbare Echtheit keinen allzu großen Schaden nahm. Sie mussten in Form bleiben. Das stresste sie schon ganz schön. Aber dafür hatte der Kübel kein Verständnis, über so etwas konnten sie nicht mit ihm reden, da war er auf einem Haken taub. "Wäre doch schön, wenn jedem so ein Kübel zur Verfügung stünde; ich bin eine zweckvolle Apparatur; man ist gesammelter, geschützter ... Ich bin so etwas wie ein Zauberkessel; man kommt zu sich, ich führe die Blumen auf den Kern ihres Selbst." Das sagte er natürlich nicht zu den Blumen, sie würden ihn vermutlich für überheblich halten; das wollte er nicht riskieren. Und zugegeben – ein Topf ohne Inhalt hatte irgendwie was Leeres; irgendwie beschämend; als ob ihm die Mieter wegelaufen seien. Die Blumen prüften zuweilen die Zuverlässigkeit des Henkels, keinesfalls wollten sie runterfallen, aber der Kübel versicherte ihnen jedes Mal, dass er selber alles überprüft habe; das quietsche zwar, aber das sei alles im grünen Bereich. Das beruhigte vor allem die Blätter; sie wälzten sich ungern im Matsch. Man hielt auf sich, man war seinem Stand als Schauspieler etwas schuldig: So tun, als ob Natur in einem sei, als ob man sich jederzeit an Flora wenden könne, sie sei der richtige Ansprechpartner für alle Belange des Pflanzlichen – auch wenn man nicht ganz in diesen Bereich hineinragte. Kunst und Darstellungs-Zauber – da waren sie in ihrem Element. Vermutlich würde Flora über kurz oder lang auf ihren Kurs einschwenken – es war einfach viel praktischer, nicht erst alles erblühen und vergehen zu lassen, sondern alles auf den Schein zu setzen – wie beim Roulette – alles auf Rouge – Theaterschminke, das So-tun-Als-ob; warum der ganze Aufwand, jedes Mal die Auf- und Umräumaktionen, dem Herbst Bescheid sagen – warum nicht gleich ein Feuerwerk der guten Laune und die Kunst gewinnen lassen, ihr das Zepter feierlich überreichen? In solchen Gedanken schwelgten die Blumen – und der Kübel unterstützte sie nach besten Kräften dabei. Auf einmal war ihre mangelnde Natürlichkeit zum Vorteil gewendet, man sah sich im Vorteil.
"Advantage, Kunstblumen!", riefen sie sich zu – und wirkten noch schöner als zuvor, so dass die Sonne sich fragte, was denn da los sei, das war unverhältnismäßig und gar nicht üblich für diese Jahreszeit. Hatte sie sich im Datum geirrt? Sie war verwirrt. Fragte den Mond. Doch der wusste von nichts, hatte noch nicht ausgeschlafen; war nur verwundert, dass er zur Unzeit angesprochen wurde. Der Kübel nutzte die Gelegenheit und erwähnte ihm gegenüber die vielen Vorzüge eines Kübels, wie toll es sei, wenn die Planeten und auch der Mond in so einem stecken würden, alles viel sicherer, Rundum-Schutz. Der Mond hörte interessiert zu. Warum sollte er immer so nackt durchs Weltall wandern? Da war schon was dran. Auch die Sonne war nicht abgeneigt. Der Kübel brachte seine ganze Überredungskunst auf und – er war ein brillanter Verkäufer – ließ die Sonne einen Vertrag unterschreiben. "Mir wurde ja schon mal so etwas Ähnliches angeboten. Damals in Ägypten. Es ging um eine Sonnen-Barke. Ich bin ein paar Mal darin gefahren. Gar nicht schlecht. Hat Stil. Aber manche lassen einen auch abstürzen – ich sag nur Phaethon und der Sonnenwagen – das war ein Desaster." Die Sonne schüttelte sich – ihr war sehr unwohl bei diesen Erinnerungen. Dann pries der Kübel die Vorteile einer Blumenampel im Allgemeinen. "Von guten Töpfen wunderbar geborgen." Die Sonne war schon halb überzeugt. Im Grunde war sie es leid, über den Himmel zu trotten, immer alleine. Der Kübel verglich sie mit einer wunderschönen Blume, die ja auch nicht gänzlich ohne Schutz unterwegs sei; es sei einfach nicht üblich. Er hatte den neuralgischen Punkt der Sonne angesprochen. "Und was kostet so etwas?" Die Sonne hatte vor Aufgeregtheit vergessen, ihren Kurs fortzusetzen, sie stand da einfach so am Himmel, kümmerte sich wieder mal um ihre eigenen Belange; Pflichtvergessenheit würde sie sich gleich vorwerfen. "Wie man sich bettet, so liegt man", fuhr der Kübel fort wie ein gut geschulter Betten-Fachverkäufer. "Stimmt schon, ich kann nie ruhen; unermüdlich; der Gedanke an etwas, auf das ich mich stützen könnte ...", man hörte deutlich die Sehnsucht in ihrer Stimme. Der Mond war wieder schlafen gegangen. Die Sonne würde ihn schon rechtzeitig wecken für seinen Auftritt. Er brauchte nicht zu üben – es war ihm alles geläufig. Zunehmen, abnehmen – alles beherrschte er einwandfrei. Sichel-Stellung, das Hervorlugen hinter dichten Wolken ... so tun, als ob er saumselig sei, als ob er den Applaus nötig hätte, um überhaupt zu erscheinen ... er kannte alle Tricks, spielte geschickt seine Karten aus. Das ist gut so, wenn man selber nicht strahlen kann und angewiesen ist darauf, dass man sich genügend Strahlkraft leiht. Die Sonne meinte: "Früher war die Rede davon, dass es ein Firmament gibt. Da hätte man sich dran festmachen können. Ein Henkel, Zuverlässigkeit – aber nein, alles schwebt, alles dreht sich, nichts Festes; das mit dem Firmament kannst Du vergessen." Die Blumen hörten schon lange nicht mehr zu. Sie mochten den Vergleich nicht zwischen der Sonne und ihnen, diese Analogie schmälerte enorm ihre Wichtigkeit. Hier waren sie großartig – aber was waren sie im Verhältnis zum Weltall oder zur hiesigen Galaxie? Besser, man beschränkte sich; alles andere tat der guten Stimmung nur Abbruch. Und wenn sie eins gelernt hatten, dann, dass Ausstrahlung für all diejenigen, die nicht zu Floras Herde zählen, eminent wichtig ist. Man hat ja sonst nichts anderes. Man setzt auf Wirkung. Man setzt alles auf Rouge. Und hofft auf den Gewinn. Bevor es heißt: Rien ne va plus.
ENDE
Phil Humor
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Johnny – 52 Jahre alt, immer noch auf Draht; rote Nase; von Beruf Matrose – aber wohl nie ausgeübt; schwarze Knopfaugen, stets ein Lächeln auf den Lippen. Steckst in Jeans, die nie gewaschen. Weiß-rot gestreiftes Hemd und blaue Schleife, die trägst Du als Krawatten-Ersatz, nur viel lässiger. Warst mir immer ein Vorbild in puncto Heiterkeit. Es gelang mir nicht immer, Dir nachzueifern. Aber als Stoffpuppe bist Du da eindeutig im Vorteil. Deine Matrosen-Mütze ist Dir nie verrutscht. Die Arme immer weit offen, als wolltest Du die ganze Welt umarmen, eine Willkommens-Geste. Meine Oma hat Dich gekauft, da ich Dich so toll fand und nicht mehr losließ. Aus dem Regal direkt ins Herz – gelingt auch nicht jedem Spielzeug auf Anhieb. Muss doch einen Grund geben, warum ich Dich all die Jahre behalten habe. Die anderen Begleiter der Kindheit sind fast alle fort. Manches an Dir wurde genäht, repariert, aber im Großen und Ganzen bist Du noch immer top in Form. Du hast keinen Marktwert, nichts, was man beziffern kann. Man bestimmt den Wert, den die Dinge für einen haben. Schwarze Filz-Pantoffeln – eigentlich unpraktisch an Bord eines Schiffes, aber bequemer als Halbschuhe; und unterstreicht die lässige Attitüde, mit der Du der Welt gegenübertrittst. Weltgewandtheit in schäbiger Kleidung – was soll's? – nicht angewiesen auf Smoking und Picobello-Look. Ich bin immerhin 4 Jahre älter als Du, aber Du erschienst mir immer als der Weisere. Fröhlichkeit Dein Markenzeichen – und das ohne jeglichen Anlass. Vielleicht freust Du Dich,
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Phil Humor, Dörte Müller, Anne Koch, Esra Kurt, Franck Sezelli, Manuela Schauten, Petra Peuleke, Roland Schilling, Signe Winter, Matthias März, Elke Immanuel, Hope Vania Greene
Bildmaterialien: Bildrechte - die beteiligten Autoren
Cover: Cover-Bild © Phil Humor
Tag der Veröffentlichung: 30.10.2019
ISBN: 978-3-7487-1967-0
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