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Kriminelle

 „Gar nichts. Sie sind gar nichts. Nicht einmal der Rede wert. Sie sind Abschaum. Jemand, der für unsere Gesellschaft nicht tragbar ist. Jemand, der ungewollt ist und uns auch nicht länger zur Last fallen wird.

Schmeißen Sie ihn ins Loch, Smith. Der Bastard hat eine Reise gewonnen. Reservieren Sie ihm einen Platz auf dem nächsten Schiff zur Gefängnisinsel. Dort kann er sich mit den anderen Gesetzlosen schlagen.

Schauen wir mal, ob Ihnen Ihr Talent zum Überleben in der Fremde reicht. In England haben Sie jedenfalls Ihr Dasein verwirkt, Jones.“ Der Gefängnisdirektor sah dem Gefangenen tief in die Augen. „Ich habe Sie damals gewarnt, Jones. Erwarten Sie keine Gnade von mir. Sie haben mich enttäuscht. Sehr enttäuscht sogar. Schaffen Sie ihn zu den anderen Talenten, Smith!“

 

Wenige Fackeln beleuchteten den dunklen Gang zu den Zellen. Smith stieß Jones die Stufen hinunter, ließ eine Tür öffnen, und befahl ihm hinein zu gehen. „Der Arzt wird Sie noch untersuchen. Falls Ihnen irgendetwas fehlt, dann sagen Sie es ihm. Wissen Sie überhaupt, was Sie auf Prisoners Island erwartet?“

„Nein. Ich habe davon gehört, aber keine Ahnung wo es liegt und wie lange meine Strafe andauert. Sie können mir doch nicht wirklich für einen Einbruch lebenslänglich geben. Wo ist der Richter? Ich möchte ein anständiges Verfahren und nicht von Ihrem Chef auf ein Gefängnisschiff abgeschoben werden.“

Smith lachte laut auf. „Glauben Sie, dass Ihre Meinung hier irgendwen interessiert? Im Gegenteil, Sie haben Ihre Fahrkarte mit Bravour gelöst. Wir sind auf der Suche nach Talenten, wie Ihnen. Immerhin müssen wir eine neue Kolonie aufbauen. Freiwillig geht da ja keiner hin. Daher ist das ein staatliches Projekt. Willkommen in der Neuzeit. In einem unzivilisierten Land können unzivilisierte Menschen vielleicht überleben. Warten wir mal ab, wie Sie sich so mit Ihren Leidensgenossen und neuen Weggefährten arrangieren werden.“

„Was ist mit meiner Familie? Ich habe eine Frau und zwei Kinder. Werde ich Sie wiedersehen?“

„Die können Sie sogar mitnehmen. Aber da ist nichts. Gar nichts außer Einöde und Eingeborene. Aber, wenn Sie wollen, oder, Ihre Familie Sie begleiten möchte ...! Es ist Ihr Leben, wenn es Ihnen nicht reicht, eins zu ruinieren nehmen Sie sie mit.“ Smith wandte sich nun von ihm ab und verriegelte die Tür. Jones sah sich um. In dem großen Raum standen, lagen und saßen noch mindestens 30 weitere Männer. Einer von ihnen grinste ihn an.

„Du hast eine Frau? Nimm sie mit, sonst siehst du sie nie wieder.“

„Es werden auch straftätige Frauen dorthin gebracht“, meinte ein anderer. „Wir sollen dort eine neue Kolonie aufbauen. Ein Land nur für uns, die besonderen Talente. Was hast du gemacht?“

„Nur ein Einbruch“, schimpfte Jones. „Keine große Nummer.“

„Es kommt nicht auf das an, was du verbrochen hast, sondern auf das, was du kannst. Siehst du“, er zeigte auf einen hochgewachsenen Mann. „Das ist Mike. Mike ist Doktor, Quentin, der Blonde daneben, Farmer. Tom ist Tischler, ich bin Fallensteller und du? Was bist du?“

„Ich bin nur ein Schmied. Ein armer Schmied ohne besonders großes Talent. Sonst würde ich ja nicht stehlen. Wie soll ich meine Familie in einem Land durchbringen, in dem die Steuern höher sind als das, was ich verdiene?“

„Nun bekommst du ja ein Anderes“, grinste Tom. „Mich hält hier nichts. Mir ist das recht. Verfluchtes England. Überall anders ist es besser. Nimm deine Familie mit. Meine kommt auch mit. Wir können doch gar nicht verlieren. Sieh es als neue Chance für ein Leben in einer besseren Welt. Einer Welt, die wir gestalten können, wie es uns gefällt.“

„Ich weiß nicht“, bedachte Jones. „Vielleicht sehe ich mir das besser erst einmal alleine an. Sie können nachkommen, wenn alles in Ordnung ist. Es muss doch einen Weg zurückgeben. Es gibt immer einen Weg zurück, oder nicht? Wo liegt denn dieses Prisoners Island?“

„Ein zurück?“, fragte Tom, „Ich glaube nicht, denn das Land liegt am anderen Ende der Welt.“

 

 

*** 3 Jahre später ***

 

 

„Und ... wie entwickelt sich unser Projekt so?“, fragte der Direktor.

„So, wie wir es erwartet haben, Sir. Es läuft gut und ohne besondere Schwierigkeiten. Ich glaube, unsere Idee wird von Erfolg gekrönt sein und und man wird noch viel Gutes von Australien hören.“

 

ENDE

 

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Tag der Veröffentlichung: 14.04.2019

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