Sehr geehrter Herr Chefredakteur!
Seit einer Ewigkeit bin ich Abonnent Ihrer Zeitschrift und im Großen und Ganzen sehr zufrieden damit, auch wenn mir manchmal bei gewissen Artikeln die Magensäure gebrodelt hat. Aber jetzt haben Sie das Fass zum Überlaufen gebracht!
Ich meine, vor dreißig Jahren war es ja noch ganz okay und verständlich, wenn Sie Ihr Blatt mit Lobeshymnen gefüllt haben über diesen gewissen Herrn Moris Mecker, genannt 'Mobbele'. Aber schon damals war es übertrieben, ihn als Helden oder sogar Superhelden zu bezeichnen. Ein Vorbild für alle, sei er, haben Sie damals geschrieben. Ein Vorbild für alle? Auch für Oma Meier? Dass ich nicht lache!
Was hat er denn getan, der Herr Mecker? Er hat kleine filzbespannte Bälle über Zäune, hoch wie Gartenzaun geschlagen, wie die 'Mehlprimeln gedichtet haben, … wenn nicht schlagen, dann hinüberschaun… Das war alles, was dieser Leimener Leimsieder gekonnt hat. Bällchen hin und her schlagen und ein Schweinegeld damit verdienen. Und mit diesem kindischen Herumgeballere wird der Kerl Multimillionär! Okay, okay, er hat keinen gezwungen, ihm das Geld hinterher zu werfen, aber den Gebührenzahler des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hätte man ja vielleicht mal …
Aber als das mit den Bällchen nicht mehr so recht geklappt hat, wurde er immer weiter hofiert. Als Werbeträger sprang einen seine Hackfresse immer wieder an. Ein Botschafter Deutschlands sei er, das Ansehen dieses Landes in der Welt habe er verteidigt, ein Superheld eben!
Tatsache aber ist doch, dass er nach dem Tennisgehopse alles in den Sand gesetzt hat, was er anfing, er hat Leute betrogen, Firmen ruiniert und sogar auf peinlichste Weise unsere Sprache beeinflusst, äh, ääh, Samenraub und Besenkammer sage ich nur. Alles, was er angefangen hat, hat er in den Sand gesetzt, von seinen Frauengeschichten will ich gar nicht reden. Noch nicht.
Was steht über ihn in Wikipedia?
"Heute arbeitet Mecker als Geschäftsmann im Bereich des professionellen Pokerspielens."
Wikipedia! Ich krieg mich nicht mehr ein! ARBEITET. GESCHÄFTSMANN. Ein windiger Zocker! Diese Niete.
Sein Mercedesladen – eine Pleite. Den Werbevertrag mit ihm hat Mercedes vorzeitig gekündigt. Das war schlau von denen, aber eine Brauerei, ein Pokerportal, AOL, D.A.S. haben ihm weiter Geld gegeben, um ihrem Image zu schaden, Sportgate brachte ihm sogar eine Betrugsklage in Millionenhöhe ein, an New Food musste Mobbele 800.000 Euro zahlen. Andere Pleiten folgten. Es ist einfach unglaublich. Sogar ein Buch hat der Tennisschläger veröffentlicht. Über Kindererziehung! Dieser Besenkammerfuzzi, ist das zu fassen?
Moris Mecker TV – ein Flop. Eine Autobiographie – hat er bereut. Eine Verurteilung zu zwei Jahren wegen Steuerhinterziehung auf Bewährung. So geht es weiter und weiter. Und jetzt soll er noch Konsul von irgendeinem Taka-Tuka-Land werden, um Immunität zu bekommen. Ja geht's Noch? Nein, ich bin nicht Gernot Hassknecht, aber-ich rege-mich-gerade-tierisch-auf!!!
Ständig muss ich über seine Blödheiten, Frechheiten und Betrügereien lesen. Wen interessiert das? Aber getopt wir das Ganze noch von seinen Weibergeschichten. Klar, kein Neid, er sieht phantastisch aus, ist gebildet und charmant, intelligent und wortgewaltig, äh, ääh, und nur deshalb laufen ihm die Frauen reihenweise nach und lassen sich schwängern. Nur deshalb! Ihre Sache. Aber bitte!! Herr Chefredakteur!! Muss ich jetzt auch noch diese ganzen Geständnisse, Interviews und sonstigen Ergüsse dieser Tussen über mich ergehen lassen? Einmal bin ich in einem Baumarkt fast in eine überlebensgroße Papptrulla von ihm gerannt, die mir selbst entworfene Fliesen schmackhaft machen wollte. Lieber Hornbach, ich habe vor Schreck mein Projekt vergessen und gar nichts gekauft!
Eine Zeitlang war Ruhe, aber dann, Herr Chefredakteur, gehe ich zum Briefkasten, hole mir die 32. Ausgabe Ihres Magazin heraus und stolpere fast über meine Füße. Da glotzt mich doch von der Titelseite in voller Schönheit wieder die Hackfresse von diesem Mobbele an. Titel:
Exklusiv! Moris Mecker – Das ganze Drama
Und da heult sich seine (wievielte?) Ex aus, Ehe perdu, schluchz schluchz, es tut ihr sooo leid, sie haben sich sooo geliebt, heul, jammer..
Ja himmelhergottsakramentkeizkruzifixhallelujah! Wieviel haben Sie dieser Tussi gezahlt? Gibt's denn nichts Wichtigeres auf dieser Welt, für das ich jede Woche bleche?
Nenene, Herr Chefredakteur, ich habe es mir anders überlegt. Ich kündige hiermit das Abo fristlos.
Und diese Ausgabe hänge ich ins Klo. In den Papierhalter. Ist zwar fast so glatt wie dieser betrügerische Superheld und taugt ebenso wie er zu nichts, aber das ist mir egal.
Nix für ungut, Herr Chef.
Tag der Veröffentlichung: 13.07.2018
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