Du hast mich verlassen.
Es gibt kein Zurück mehr, nicht einen einzigen Tag, an dem ich das, was geschehen ist, rückgängig machen kann.
Du hast mich verlassen.
Es gibt kein Wort mehr, dass das was ich sagte ändern kann. Für immer hallt meine Stimme wider, nichts macht es wieder gut.
Ich ziehe mich zurück zum Ort des Vergessens. Segle hinaus in eine andere Welt. Die Welt der Stille, die Welt der Sehnsucht, die Welt, in der man seine eigenen Worte sucht.
Ich bitte dich um Verzeihung. Ersuche meinen Gott um Vergebung, für diese Momente der Unachtsamkeit.
Wie konnte ich mich einst so überschätzen? Wie konnte ich glauben, dass diese Liebe endlos ist? Du für immer an meiner Seite stehen würdest? Ich war mir sicher, so sicher. Ich war ein Narr!
Tränen. Meine Tränen habe ich längst geweint. Sie füllten dieses Meer der Stille, des unvergessen seins. Licht bekommt eine andere Bedeutung, so ist doch dieses Licht die Erinnerung an dich. Auch heute leuchtet es in meiner Einsamkeit, meiner Zeitlosigkeit. Ja, das, was ich dir einst verwehrte, habe ich heute im Übermaß: Zeit.
Zeit, um nachzudenken. Zeit, zu vermissen. Zeit, zu bedauern.
In „meiner Welt“ darf ich all das nicht sein, was ich hier bin.
Erinnerungen werden fortgewischt und Nachdenklichkeit wird als „Selbstmitleid“ tituliert. Kein Verschnaufen, kein Verständnis. Keine Vergangenheit. Das Heute zählt. Es gibt kein gestern und kein Morgen, es gibt nicht einmal den Moment.
Ich war an deinem Grab, nicht nur heute. Andere stören mich. Die, die dich kannten, die, die mich kennen, Fragen stellen. Ich will nicht sprechen, will nichts sagen, habe genug eigene Fragen, die sich mir stellen:
„Warum hast du mich verlassen? War es ein Unfall? Oder hast du geglaubt, ich verlasse dich, weil ich an diesem Tag und an anderen zuvor keine Zeit hatte?“
„Weißt du!“, schreie ich den schwarzen Krähen zu, „Ich dachte, wir hätten ein Leben bis in alle Ewigkeit, dass es endlich ist und nur bis gestern dauerte, habe ich doch nicht geahnt!“
Was bleibt, ist dieser Ort in meiner Seele. Die Zuflucht meiner Gedanken an dich. Das, was ich niemandem sagen darf, sagen kann. Ein Ort der Stille, ein Ort des Trostes nur für dich und mich in Ewigkeit. Einer Ewigkeit, die ich mir ganz anders vorgestellt hatte. Ich dachte an Wälder, an Urlaub, an Kinder. Ich dachte an dein Lächeln, deine Augen, unsere Freunde. An die Einsamkeit dachte ich dabei nicht.
Sie ist alles, was mir von dir bleibt. Einsamkeit ist dennoch besser als nichts.
Ende
Tag der Veröffentlichung: 05.05.2018
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