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BRIX - Das Magazin Nr. 10

Als PDF Dokument bei Issuu 125 Seiten:

http://issuu.com/brix_das_magazin/docs/brix_das_magazin_nr_10


INHALTSVERZEICHNIS


BRIX-Mix-erster Teil 


Editorial
von Sonya

Kolumne: Sir Brixelot denkt nach über ...
von gnies.retniw

Lyrik: Spitzfindigkeiten
von Tilly Boesche-Zacharow

Aus dem imaginären BRIX-Redaktionsbüro
von gnies.retniw

Aus dem imaginären BRIX-Redaktionsbüro Teil II
von Phil Humor

Gummi für alle Lebenslagen
Double-Drabble von Rüdiger Kaufmann

 

*BRIX befragt BX-Autoren*

"Ich mag nun mal skurrile Themen. Sie erschienen mir schon immer interessanter."
Interview mit Sonya – soka
geführt von Signe Winter und Phil Humor

Tintenschnüffler und die Folgen
Interview mit Iris Deitermann - lilasunrise
geführt von Phil Humor und Signe Winter

*Vom Schreiben*

Bericht: Meine ersten Veröffentlichungen über CreateSpace
von Signe Winter

Bericht: Erfahrungen mit der Veröffentlichung meiner Bücher
von Anja Ollmert



*Erbauliches und Erschröckliches* -

Gedanken gedichtet, verdichtet

Lyrik: oT
von Enya Kummer

Glosse: Böse Leberwürste - gut gemeint
von Helga Siebecke

Lyrik: Soll der Mensch nicht scheiden
von Marlies Kühr

Lyrik: Der Tod
von Marlies Kühr

Kurzgeschichte: Es begann kaum spürbar
von Matthias März

Fabel: Der Maulwurf und die Ameisen
von Melpomene

Lyrik: Krisenmacher
von Dirk Harms

Satire: Beim Götz: Erstaunlich, erbaulich, ergötzlich
von Cecilia Troncho

Lyrik: Die großen und die kleinen Fische
von Eva Haring-Kappel

Satire: Neues aus der EU
von Dirk Harms

Essay: Adieu Maja und Willi?
von Eva Haring-Kappel

Kurzgeschichte: Überwache mich!
von Soka

Lyrik: Zwei Welten
von Gittarina

Lyrik: Wäsche
von Marlies Kühr

Kurzkrimi: Die Friseurin

von Anja Ollmert

 

Lyrik: Das grause Moorloch

von Helga Siebecke

 

Lyrik: Dichterliebe

von Marlies Kühr

 

Essay: Von Märchen und Märchensammlern
von René Deter

*Herbeizitiertes*

Aphorismen von Dirk Harms

 

*Was sonst noch geschah*

 

Nachruf
ein Gedicht von Eva Haring-Kapplel

 

Asteroid, Meteorit: Kommt alles Gute wirklich von oben?

wichtige Fragen gestellt von Dirk Harms

 

*Mehr war nicht drin*
Politik in 100 Worten von Signe Winter


*Das (vorerst) Letzte*
Kurzreport im Twitter-Format von gnies.retniw


BRIX-Fortsetzungsgeschichte *Memory*
von Phil Humor


BRIX-Mix - zweiter Teil

Epilog
von Phil Humor

Beteiligte Autoren

Impressum

Editorial

 von Sonya

 

Das kleine Jubiläum. Dafür haben wir uns „etwas“ Zeit gelassen, aber ihr wisst ja „Gut Ding ...“ und so. Bevor wir allerdings auf den Inhalt besagter Jubiläums-Ausgabe zu sprechen kommen, noch eine kleine Einleitung vor dem Vorwort oder so ähnlich.

 

Der Frühling ist da oder ist es doch schon Sommer? Früher gab es eine klare Ordnung in meinem Schrank. Mittlerweile liegen dicke Pullis neben luftigen, stoffbegrenzten Oberteilen. Meine Schuhe streiten schon länger um die Vorherrschaft des griffbereitesten Platzes. Wie auch immer.

 

Veränderung. Stellt euch das Ganze jetzt verschwörerisch geraunt vor. Ist das nun ein großes bedeutungsvolles Wort oder verstehen wir etwas anderes darunter? Veränderungen können im Kleinen entstehen und weitreichende Folgen haben. Sie können natürlich auch sehr offensichtlich sein. In einigen Fällen geht es nur um eine Art von Sammeltrieb. Sammeln von Gedanken, Sagen, Legenden und Märchen. Manchmal geht es auch nur um das Sammeln von Schulden oder schlechten Erfahrungen.

 

BookRix hat seinen Relaunch erlebt. Euphorisch und dann doch sehr schnell enttäuscht. Diskussionen gab es und gibt es immer noch genügend dazu.

 

Was erwartet euch nun in dieser Ausgabe? Erschröckliches und Erbauliches. Skurriles, Humoriges und Ernstes. Neues und Altes, denn Gewohnheiten haben durchaus ihre Berechtigung. Nicht alles was neu ist, ist auch besser. Bereits der Komparativ muss verdient sein, vom Superlativ ganz zu schweigen.

 

In dieser Ausgabe geht es auch um Veränderungen, trotz der versprochenen Gewohnheiten. Seien es Gedanken über die Welt, den wohlüberlegten nächsten Friseurbesuch oder das Chaos, dass Maskottchen gerne anrichten können. Und wusstet ihr, dass Selfpublishing auch außerhalb der englischsprachigen Welt eine erreichbare Möglichkeit ist?

 

Zuviel sollte auch nicht verraten werden. Zu guter Letzt wünschen wir euch viel Spaß beim Lesen und freuen uns auf euer Feedback.

 

LG und Adios Sonya

 

Kolumne: Sir Brixelot denkt nach über ...

 

Leben und Sterben

 von gnies.retniw

 

„Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel!“, sagt der Volksmund. Für unsere Hemisphäre stimmt dieser Ausspruch wohl kaum noch, denkt Sir Brixelot. Als dieser Spruch seine Berechtigung hatte, gab es noch keine Beerdigungsinstitute, die den Lebenden das Fell über die Ohren ziehen, um ihre Toten bestatten zu können.

 

Und überhaupt, sollte das Motto nicht eher sein, statt des Grabes den Menschen zu pflegen, solange er noch lebt? Das gestaltet sich jedoch immer schwieriger, weil in diesem Bereich die Industrialisierung eingesetzt hat, wo früher die Großfamilie - ganz selbstverständlich - gewirkt hat. Die gibt es aber kaum noch. Wohin also mit den pflegebedürftigen Eltern? Der Leser denkt: Industrialisierung, ist das nicht ein bisschen übertrieben? Nein!, meint Sir Brixelot. Pflegeheime sind ein Wirtschaftsfaktor; sie sind marktwirtschaftlichen Aspekten unterworfen, denn es geht um den Mehrwert. Den haben jedoch selten die Pflegebedürftigen, noch deren Angehörige, geschweige denn das Personal. Das ist nicht ausreichend vorhanden und arbeitet wie am Fließband. Vom Leben und Sterben ...

 

Zum Leben zu wenig, sagen Einige in Deutschland und meinen den Hartz-IV-Empfänger. Was kann ein Staat leisten? Da sind Zahlenspiele und Statistiken hilfreich, denkt der Bürger. „Wir sind die 99 Prozent!“, sagte die Occupy-Bewegung in der Wall Street. Und meinten mit dieser Zahl, dass sie die Mehrheit der Menschen sind, die am Gesamtvolumen des Reichtums keinen Anteil haben. „Stimmt!“, denkt der Bürger, „da gehöre ich auch zu.“ Eine andere Statistik spricht nicht von Reichtum, sondern setzt andere Parameter für die Messung von Wohlstand ein: Täglicher Zugang zu Trinkwasser, täglich ein Dach über dem Kopf, eine Mahlzeit am Tag. Nicht mehr, nicht weniger. Der überwiegende Teil der Weltbevölkerung hat diese drei - uns völlig normal erscheinenden - Dinge nicht und laut Studie haben dies auch nur circa sieben bis acht Prozent der Weltbevölkerung täglich. In diesem Kontext erscheint der Satz Philipp Röslers zum Armutsbericht 2013, dass es der Gesamtheit der Deutschen noch nie so gut ging wie heute, in einem anderen Licht. Wie so oft: Der Blickwinkel ist entscheidend. Denn auch wenn der am Existenzminimum lebende Mensch nicht in dieser Gesellschaft privilegiert ist, gehört er im Weltmaßstab zu den Privilegiert(er)en. Er selbst mag das jedoch nicht so sehen, denn er hätte gerne Teilhabe am Wohlstand seines Landes. Verständlich, dass einem das eigene Leid näher ist, als das fremde. Oder?

 

Wie ist es mit dem täglichen Sterben von Menschen, welches wir permanent in den Medien verfolgen können? Berührt es uns? Ja? Vielleicht? Motiviert es uns, etwas zu verändern? Nein? Vielleicht? Der Tod des eigenen Hundes geht uns mehr unter die Haut, als das Sterben in Nahost und anderswo. Klar, den eigenen Hund kannten wir ja schließlich. Und die Medien sind voll vom Sterben, mittlerweile in 3D. Empathie mit den sterbenden oder in Armut lebenden Menschen gibt es einmal im Jahr, pünktlich zur Weihnachtszeit, wenn der Spendenmarathon auf allen Sendern läuft. Aber bitte nur zur Weihnachtszeit! Aber bitte keine Wirtschaftsflüchtlinge in der Nachbarschaft. Können die nicht in ihrem Land bleiben? Schöne heuchlerische Welt auf Kosten derer, die sowieso nichts haben, nicht mal eine Stimme ... Wie gut, dass wir zu den acht Prozent gehören, die ein Dach über dem Kopf haben, die über ausreichend (Trink)Wasser verfügen und einmal am Tag etwas zu essen haben. Wie gut! Vom Sterben. Vom Leben.

 

Kafka meinte: „Die Bedeutung des Lebens liegt darin, dass es endet.“ Zum Leben gehört das Sterben dazu, sagt man. Aber schön wäre es doch, wenn wir ewig leben könnten. Der Trost der Armen ist es, dass sich die Reichen ein ewiges Leben auch nicht kaufen können. Bis jetzt ist das jedenfalls noch so. Denn die Forschung versucht seit Menschengedenken, den Code des ewigen Lebens zu knacken. Mutter Natur lächelt darüber müde – sie hat diesen Code bereits umgesetzt. Es gibt Lebewesen, die ewig leben (können). Das Wimperntierchen ist unsterblich, weil es sich unendlich oft teilen kann. Und das geht so: Die Chromosomen sind die Träger der Erbinformation in der Zelle. Der Verlust von Chromosomenstücken, der bei jeder Teilung vonstattengeht, wird durch ein gut funktionierendes Reparatursystem ausgehebelt. (Und zwar in der Endlosschleife.) Ein anderes Konstrukt entwickelte ein Süßwasserpolyp, der direkt vor unserer Haustür in heimischen Gewässern lebt. Die Unsterblichkeit der Hydra, so heißt der Wasserpolyp, beruht auf dem Prinzip des Sterbens. Dieses Tier repariert keine schadhaften Zellen, sondern tötet sie ab und ersetzt sie in ungeahnter Geschwindigkeit. (Und das alle fünf Tage.)

 

Da staunt der Mensch und darf sich fragen, ob seine Höherentwicklung, auf die er so gerne mit Stolz verweist, wirklich so grandios ist. Die Unsterblichkeit durch Sterben ist Helden vorbehalten, und die sind dann tatsächlich tot. Auch die Unsterblichkeit durch Teilen ist dem Menschen nicht fremd: Leider praktiziert er dies zu selten oder nicht konsequent genug. Seien wir ehrlich: Der Tod oder die Tatsache, dass wir sterben (werden), macht uns Menschen (manchmal) demütig. Oft befähigt uns erst die gefühlte Nähe des Todes, inne zu halten und das eigene Lebenskonzept zu überdenken. Und vor Alter zu sterben ist relativ neu in der Menschheitsgeschichte; das vergessen wir allzu gerne, wir Privilegierten. Brecht sagt: „Nicht weniger als die Bedrohung mit dem Tode ist für gewöhnlich nötig, einen Menschen von dem abzuhalten, zu was ihn sein Verstand gebracht hat, diese gefährlichste aller Gaben des Allmächtigen.“

 

Und deshalb meint Sir Brixelot: Schön kritisch bleiben! Und ... es bleibt ja noch die Hoffnung, im nächsten Leben ein Wimperntierchen zu sein ...

 

Spitzfindigkeiten

 

von Tilly Boesche-Zacharow

 

I.

Oftmals sind dir neue Zeichen
nicht so vertraut wie alte Weichen.
Lass dich dadurch nicht leicht verschrecken;
oft kommt zum Ziel man grad um Ecken.

Manchmal scheint´s nur kleines Stück,
dass man erwischt das große Glück.
Doch des Nachbarn tiefe Taschen
konnten es dann schneller haschen.

Ein Löwe schnarcht laut wie die Pest
und nervt die Maus in ihrem Nest.
Doch als sie endlich kam zur Ruh,
da sprang der Löwe grade zu.

Es lässt sich oft nicht richtig fassen,
aus wessen Schrank die Sammeltassen,
wenn der, der just zu Gaste bittet,
sie mit dem Bade grad ausschüttet.

Acht nicht auf Wink von tausend Winken.
Auch eine Gabel hat viel Zinken.
Doch ist nur Supp' im Teller drin,
was hat die Gabel dann für Sinn?

 

II.

 

Zu Fenstern, die man dicht verbrettert,
wird aus Liebe kaum geklettert.
Hier heißt es nicht: Du tust mir fehlen!
Ist eher Wink, etwas zu stehlen.

Ach, was muss man oft von bösen
Söhnen oder Töchtern lesen.
Lassen sich später süße Eltern
auch aus saurem Ansatz keltern?

Ein Blatt hat seine Doppelseiten.
Das könnte zwar den Blick dir weiten.
Doch – wie soll denn das geschehen?
Nur schielend´ Aug kann doppelt sehen!

Als ob man das nicht selbst gut wüsste,
die Alten schickt´ man gern zur Wüste.
Und glaubt mir, alle liefen gleich,
erwartet von 'nem reichen Scheich.

Was hat mich nur dazu getrieben,
dass ich dies alles aufgeschrieben?
Im Kopf gewittert manche Norm,
heraus kommt´s dann in dieser Form.

Dem Mund entringt sich oft ein Fluch.
Nun trifft´s ihn selber: Mundgeruch!
Man kann es an sich selbst erfühlen,
öfter heißt´s, den Mund zu spülen.

Aus dem imaginären BRIX-Redaktionsbüro

 von gnies.retniw

 

Nachdem die Welt weiter existiert, beschließen die Maskottchen der Redaktion, sich im Neuen Jahr im Redaktionsbüro zu treffen.

 

Kurt S. Tory schleicht auf Samtpfoten in den Raum, sieht sich um und wundert sich, dass offensichtlich noch niemand anwesend ist, schaut auf seine Uhr; er bemerkt den Sir Brixelot nicht, der dergestalt auf seiner Ziegelsteinmauer sitzt, dass er quasi unsichtbar ist. Sir Brixelot liest gerade die ersten Texte durch, die von den Autoren eingereicht wurden. Kurt S. Tory geht schnurstracks zu Rudis Lese-Leder-Sessel, springt auf ihn, schlägt seine Krallen ins Leder und schärft diese genüsslich … Sir Brixelot räuspert sich … Kurt S. Tory dreht sich in die Richtung des Geräusches, macht einen kleinen Buckel, dreht sich ein paar Mal im Sessel herum und legt sich eingerollt hin. Sir Brixelot grinst …

 

Kurt S. Tory schnurrt: „Sir Brixelot, wo sind die anderen? Rudi, Faffi …?“ Sir Brixelot antwortet: „Könnte sein, dass Rudi, Faffi und die anderen das Redaktionsbüro nicht gefunden haben.“ „Ahh, verstehe ...“, sagt Kurt S. Tory. „Wegen der Zuckerberg-Glasur, die unseren Gruppen auf BookRix verpasst wurde?!“, fragt der Kater. „Genau!, bestätigt der Ziegelstein und fügt hinzu: „Spott man nich’ över de Uhl, is’ ok blos’ 'n Vagel ...“ Sir Brixelot seufzt: „Und Tomka ... tja ... ach ... habe in meiner Kolumne nicht ohne Grund über *Leben und Sterben* nachgedacht ...“

 

Geist von Tomka schwebt unbemerkt herein, fliegt einmal durchs Redaktionsbüro und spricht: „Ich bin hier … ier … ier … Wie schön, dass die Imagination … nation … tion … es uns ermöglicht … möglicht … licht … dass wir uns hier … ier … ier … unbesorgt … besorgt … sorgt … treffen können …“ Kurt S. Tory und Sir Brixelot blinzeln ungläubig, dann erkennen sie Tomkas Geist. Sir Brixelot fasst sich als erster und fragt: „Du hier?“ Tomkas Geist antwortet: „Warum sollte ich nicht hier … ier … ier … sein können? Wäre nicht der erste Geist, der durch die Welten schwebt ... ebt ...“ „Stimmt!“, meinen Kater und Ziegelstein wie aus einem Mund und grinsen ... Tomkas Geist verharrt über den virtuellen Schreibtischen und nimmt auf einem Platz.

 

Rudi und Faffi betreten das Redaktionsbüro; beide im Gespräch vertieft. Faffi: „Das Neujahrsfeuerwerk war fantastisch! Alle Raketen habe ich anzünden dürfen. Es ist schön, eine Bestimmung im Leben zu haben, wenn auch eine kurzzeitige.“ Faffi lächelt selig. Rudi, etwas abgenervt: „Weshalb musste ich Federn lassen, damit du eine Bestimmung hast im Leben?!“ und sieht auf sein verkohltes Federkleid. „Kleider machen Leute, nee Enten ...“, sagt Faffi vergnügt. Kurt S. Tory mischt sich in das Gespräch ein: „Ja, eine Bestimmung haben im Leben ist wichtig! Nachdem meine Mission als Maskottchen der Kurzgeschichten-Gruppe scheiterte, quasi mission impossible, habe ich jetzt meinen Platz in der Lektorats-Gruppe ... Aber meinen Namen behalte ich!“ Rudi: „Klar behältst du deinen Namen, Kurt! Wer weiß, wie oft wir noch unsere Tätigkeit als Maskottchen umdisponieren müssen. Irgendwann ist BookRix nur noch ein Zuckerwerk vom Zuckerberg ... Dann haben wir wenigstens unsere Namen, an denen wir uns wieder erkennen. Obwohl es da ja auch Änderungen gab, und man nunmehr jeden Tag seinen Namen ändern kann. Den Sinn verstehe ich nicht, aber ich bin nur eine Ente, die entlich das Redaktionsbüro gefunden hat ...“ Rudi watschelt auf seinen Leder-Lese-Sessel zu und setzt sich neben Kurt S. Tory. Faffi hüpft durchs Redaktionsbüro und sagt: „Ach, ich bin so aufgeregt! Unserer zehntes Magazin steht kurz vor der Veröffentlichung. Welch ein prächtiges Jubiläum!“ Sir Brixelot zieht eine Augenbraue hoch und sagt: „Ja, lasst uns anfangen. Wir haben noch verdammt viel Arbeit vor uns. Rudi, übernimm du mal die Leitung dieser Sitzung, bis die Redakteure hier eintrudeln!“

 

Rudi räuspert sich: „Nun, liebe Maskottchen. Um den Inhalt des Magazins kümmern sich ja die Redakteure und die Autoren. Das soll also unsere Sorge nicht sein. Aber bisher hat sich noch niemand um die Ausschmückung der Feierlichkeiten gekümmert ...“ Faffi hüpft schon wieder aufgeregt: „Jaaa, ich könnte eine Feuershow ...“ und wird umgehend von Rudi unterbrochen: „Lieber nicht“, dabei sieht Rudi seine verkohlten Federn an. Kurt S. Tory, Sir Brixelot und der Geist von Tomka grinsen ... Rudi setzt erneut an: „Mir schwebt da ein grandioses virtuelles Festmahl vor, zu dem wir unsere Autoren und die Leser einladen können.“ Rudi wartet gespannt auf die Reaktion der anderen. „Klingt gut“, sagt Sir Brixelot. „Quasi ein Dinner for one, nur für viele.“ „Und hoffentlich ohne betrunkenen Butler ...“, fügt Kurt S. Tory hinzu. Faffi und der Geist von Tomka grinsen ... „Lasst uns doch mal zusammentragen, was wir für ein grandioses Büfett anbieten könnten. Eure Vorschläge bitte!“, sagt Rudi.

 

Der erste Vorschlag kommt von Faffi: „Ich fände einen Flammenkuchen prima!“ Rudi notiert. Kurt S. Tory ergänzt: „Also, es sollte auf keinen Fall Mäusespeck fehlen. Maus au chocolate ist übrigens meine Spezialität.“ „Spezialität beim Zubereiten oder beim Essen?“, fragt Rudi. Kurt S. Tory guckt ein wenig beleidigt. Rudi bemerkt dies und sagt: „Ich notiere Mäusespeck und Maus au chocolate. O.K.?“, fragt er Kurt. Kurt nickt und schnurrt zufrieden. „In meiner Mauerspalten-Schublade liegt ein altes Rezept meiner Großmutter“, sagt nun Sir Brixelot. „Das würde ich gerne unseren Gästen kredenzen.“ Rudi will den Vorschlag notieren, bemerkt aber, dass Sir Brixelot nicht weiterspricht, sieht ihn deshalb fragend an. Sir Brixelot genießt einen Moment die Spannung und sagt dann würdevoll: „Chateaubriand à la beton.“ Die anderen Maskottchen gucken verblüfft. Nach einem kurzen Moment fügt Rudi hinzu: „Na, da kann meine Entengrütze nicht mithalten!“ Tomkas Geist fügt noch hinzu: „Und ich sorge für die geistigen Getränke, dachte da so an Klosterfrauenmelissengeist ...“ Rudi notiert auch dieses lange Wort mit seinem Federkiel und sagt dann: „Das klingt gut. Lasst uns die Vorbereitungen dazu treffen. Wo bleiben eigentlich die Redakteure? Immer dieses Warten auf ...“ Sir Brixelot antwortet: „Also ~Jen macht Abitur, ist deswegen nur noch selten hier, Signe interviewt Sonya und Phil betätigt sich als Slideshow-Master, damit die bisherige Magazins-Arbeit nicht umsonst war. Außerdem nutzen Phil und Signe regelmäßig den *kreativen Raum* von Amazon und veröffentlichen dort ihre Bücher.“ Nachdem vorerst alles geklärt ist, holen die Maskottchen ihre Kochutensilien heraus und beginnen mit ihren Vorbereitungen zur Jubiläumsausgabe Nummer zehn.

Aus dem imaginären BRIX-Redaktionsbüro

Teil II

 von Phil Humor

 

Phil Humor zwängt sich in das BRIX Redaktionsbüro. „Liegt es daran, dass wir zu viele Maskottchen haben, oder ist nach dem Relaunch von BookRix für nix mehr Platz? Anständiges Layout – übersichtliche Gruppen – wieder auffindbare Forenbeiträge – das reinste Chaos!“, schimpft Phil – doch der Versuch grimmig auszusehen, gelingt nicht, da Drache Faffi unangebrachte Fröhlichkeit praktiziert, die so stark auf jeden abfärbt, der seiner ansichtig wird, dass die meisten, die ihn kennen, nur noch mit vorgehaltener Hand zu Faffi blicken, als habe dessen Fröhlichkeits-Strahlkraft etwas Verseuchendes. Sir Brixelot meinte einmal, ob er wohl einen Strahl-Detektor mitbringen solle: Faffi in Konkurrenz zu ihm, dem Meister der Miesepeterei – woraufhin Kurt S. Tory meinte, dass das traurige Element sein Ding wäre und dass der Relaunch wahrscheinlich seine Schuld wäre, wie wohl überhaupt das ganze Elend der Welt seine Schuld wäre, da er es noch nicht schriftstellerisch korrigiert hätte ... er glaube an die Macht des bereinigenden Wortes, das im Kreativen verbinden, heilen, besänftigen könne ... woraufhin ihn Faffi groß angesehen hat und für einen Augenblick überlagerte Irritiertheit seine an sich stets vorhandene Amüsiertheit. „Ich glaube, der Relaunch hat uns alle von den Socken gehauen“, schnattert Rudi Rastlos, wobei der Schnatter-Akzent kaum noch vernehmbar. „Sir Brixelot hat fleißig mit mir geübt. Hör mal: Es grünt so grün, wenn Ententümpel blühen.“

 

„Komme mir ohnehin vor wie Dr. Dolittle“, meint Phil Humor. „Das alles wäre handlebar, aber dass sie uns den virtuellen Boden unter den Cartoon-Füßen wegziehen ...“ „Ja, das ist nicht gentlemanlike“, ergänzt Sir Brixelot. „Ich sollte mit den BookRix-Mitarbeitern eine Reise machen mit meinem Weltraumkreuzer. Die brauchen Abstand! Gaaanz viel Abstand, dann kann man die Gesamt-Situation mit einem Blick erfassen: Man zerstört sich doch nicht das Bisherige, wenn es gutes solides Fundament hat und schön ist. Das wäre doch so, als ob ich meine Ziegelstein-Burg einrisse, um einen Pavillon zu bauen. Den kann man doch auch daneben stellen.“ Faffi nickt. „Wo Platz für einen Schatz ist, ist auch Platz für zwei. Meine Devise ... habe ich Siegfried auch schon erläutert. Der ist geläutert.“

 

„Ja, hätten sie Bookrixx.de nennen können. - und später dann Bookrixxl.de – BookRix goes broader ... und wir gehen zum Broadway ... so wie die Muppets – einen Kinofilm mit der BRIX Maskottchen Bande, hihi.“ Rudi Rastlos haut sich auf seine breiten Schenkel. „Meine Beine sind gut trainiert, aber meine Flügel, die hängen traurig herab. Wir wollten Höhenflüge machen ... schau Dir meine Gruppe *Ratgeber* an – Chaos pur, wobei das Chaos an sich das Interessante hat, dass man auf Interessantes stoßen könnte ... aber Foren-Kommentare verschwanden kommentarlos im Gefecht eines Relaunches.“

 

Kurt S. Tory meint: „Ich könnte ja eine Kurzgeschichte schreiben, bei der es BookRix gelingt, mithilfe von Werbung auf ihren Seiten viel Geld zu verdienen ... und wir alle können leben wie im Plattform-Paradies.“ „Was soll das denn sein?“, knurrt Sir Brixelot. „Ich empfehle Methode Raumschiff: Aus anderen Galaxien Sponsoren einladen und mit deren Aktivitäten verbinden. Connections, Stein an Stein ... so haben ich und meinesgleichen es immer gehalten – und manche schöne Mauer und Brücke ist uns trefflich gelungen.“ „Jaja, das mögen Ziegelstein-Methoden sein, hier aber ...“

 

Phil Humor hört gar nicht mehr hin, was Drache Faffi in dozierendem Ton vorträgt. Er hat den neuen BX-Editor ins Büro gebeten. Mit dem muss er mal ein Wörtchen reden. Allerdings kann der die Wörtchen nicht mehr so schön darbieten ... ihm wurden die Schriftarten genommen, der Seitenhintergrund, er soll nun bald Meister sein in der ePUB Kunst ... das Verlinken beherrscht er schon recht ordentlich. *Edi der Zweite* – so hat Kurt S. Tory den neuen BX-Editor genannt, bzw. beschimpft, als ihm die Formatierung seiner 200-seitigen Kurzgeschichte nicht gelingen wollte. Er müsse schiffen und entern – diesen Rat gab ihm Rudi, seines Zeichens Fachmann für EnteRtainment – vor allem gemäß eigenen Dafürhaltens. Phil wollte sich zunächst mit Edi dem Zweiten gar nicht anfreunden. „Vielleicht ist der ja nur zu Besuch“ … Edi der Zweite spürte diese Skepsis und Aversion und reagierte mit noch mehr Zeilensprüngen und machte auf dem Absatz kehrt und möglichst viel verkehrt …

 

 

 

 

 

 

 

 

Gummi für alle Lebenslagen

von Rüdiger Kaufmann

 

Wie froh bin ich, dass es dich gibt. Du bestehst aus reinem Naturkautschuk bzw. Naturlatex und hast mich schon so oft vor einem Fehler bewahrt. Ich habe dich in den verschiedensten Farben zu Hause. In Rot, Blau, Gelb, Schwarz, Weiß oder Rosa. Ob hart, rau oder glatt. Für jeden ist etwas dabei. Ich habe schon sehr früh angefangen, dich zu benutzen. Meine Mutter sagte immer, sei vorsichtig und pass gut auf. Anfangs musste man mir dabei helfen, ihn richtig zu handhaben, doch heute geht es wie von selbst. Ich habe dich auch immer dabei, denn man weiß nie, wann ich dich brauche. Doch es ist schon vorgekommen, da habe ich dich zu Hause vergessen und ich brauchte dich. Dann habe ich meine Freundin gefragt, ob er mir mal ihren ausleihen kann. Ihrer war mir aber viel zu klein. Außerdem hatte sie ihn schon benutzt und er war ganz dreckig. Meine Freundin möchte auch, dass ich ihn immer mit zu ihr bringe. Manchmal benutzen wir ihn dann auch gemeinsam. Ich werde auch nie den ersten Moment vergessen, als ich ihn benutzen durfte. Es gibt ihn wirklich schon sehr günstig zu kaufen. Ich bin froh, dass es dich gibt.

 

Du, mein Radiergummi.

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Beim BRIX Vielseitigkeits-Wettbewerb hat sich diesmal nur Rüdiger beteiligt.

Thema war: Gib Gummi!

Genre: Double-Drabble – also 200 Worte.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

BRIX befragt BX-Autoren

 

***

"Ich mag nun mal skurrile Themen. Sie erschienen mir schon immer interessanter ..."

 

Interview mit Sonya - soka

 

Anm. der Red.: Das Interview mit Sonya wurde in unserem BRIX-Talk-Studio geführt. Sonya führt auf BookRix den Usernamen *soka*, vormals *soka.amy84*. Sonya war vor zehn Ausgaben unser erster *Newbie* und ist mittlerweile Redaktionsmitglied. Ihre Geschichten sind immer des Lesens wert, weil sie durch einen humorigen Stil begleitet werden, dennoch immer auch den Zeitgeist widerspiegeln und skurrile Protagonisten enthalten.

 

Signe:

Liebe Sonya, einer deiner Buchtitel heißt: "Alle Elfen sind Idioten". Klingt nicht gerade freundlich, zumal das Bild über Elfen, welches man im Kopf hat, im Grunde ein gutes ist. Andererseits weckst du in deinem Buch "Zombies - nur missverstanden!" tiefes Verständnis für Kreaturen, die den Menschen für gewöhnlich das Gruseln lehren.

 

Räumst du gerne mit Klischees auf oder nutzt du Klischees, um sie auf den Kopf zustellen und sie damit ad absurdum zu führen?

 

Hat diese Denkweise, die immer wieder Thema deiner Bücher ist, eine Rückkopplung auf dein reales Leben? Oder ist es eher so, dass die dir eigene Betrachtungsweise dieser Thematik das Schreiben solcher skurrilen Texte ermöglicht?

 

Sonya:

Ich freue mich hier sein zu dürfen und danke für die Möglichkeit meine verqueren Gedanken hier loswerden zu können. ;-)

 

Zu deiner ersten Frage: Es ist wohl eher etwas von beidem. Ich mag keine Vorurteile, obwohl ich solche natürlich auch habe, zumindest manchmal. Sie stellen sich nämlich selten als richtig heraus. In "Alle Elfen sind Idioten" geht es auch darum, dass man manchmal nur in der falschen "Gesellschaft" ist und eigentlich gar nicht so anders ist. Der Titel sollte selbstverständlich auch provozieren, obwohl ich glaube, dass sich dadurch auch wieder einige abgeschreckt fühlen. In "Zombies - nur missverstanden" ist es im Grunde ähnlich. Egal wie meine Protagonisten sind. Es geht mir darum ihren Lebensstil darzustellen und zumindest den Versuch zu unternehmen, dass nicht alles so ist, wie es scheint.

 

Ein gewisser Bezug zu meinem realen Leben besteht durchaus. Es ist wie mit der ersten Frage. Etwas vom Beidem. Ich mag nun mal skurrile Themen. Sie erschienen mir schon immer interessanter. Beim Schreiben hilft mir meine Sicht der Dinge natürlich auch. Oft habe ich einfach eine kleine Idee, recherchiere dann und stelle neue Verbindungen her. Es sind "Was-wäre-wenn-Spielchen" und wenn meine Ideen dann noch Anklang finden, fühle ich mich bestärkt.

 

 

Signe:

Dinge, die nicht so sind, wie sie scheinen ... Deine Affinität dafür haben dem Magazin interessante Texte gebracht: Über Tarotkarten, über den Karneval in Venedig ... Ist das „Was-wäre-wenn-Spielchen“ nicht deshalb so spannend, weil man davon ausgeht bzw. ausgehen möchte, dass es nie passieren wird. Klar, einem Zombie wird man mit ziemlicher Sicherheit nicht begegnen. Aber das die Ordnung im alltäglichen Leben plötzlich aus dem Ruder läuft, ist nicht so weit hergeholt. Dann wird aus dem „Was-wäre-wenn-Spielchen“ eine „Was-ist-dann-Realität“. Schützt dich dieses „Was-wäre-wenn-Spielchen“ vor der Angst, bestimmte Dinge könnten Realität werden? Oder ist es eine gedankliche Vorbereitung auf das Unmöglich-Erscheinende, welches dennoch eintreten kann?

 

Sonya:

Ich nutze diese Spielchen auch gerne als Zeitvertreib. Ich langweile mich nämlich schnell und mein Hirn braucht Beschäftigung. ;-) Um die Frage zu beantworten: Es ist wohl eher eine gedankliche Vorbereitung, denn bei einigen Dingen hoffe ich doch irgendwie, dass sie vielleicht mal in die Realität fallen. ;-) Außerdem denke ich, dass dadurch vor allem der Alltagstrott nicht so sehr ins Gewicht fällt. Naja und die Aufmerksamkeit wird auch noch geschult. Manche Themen kann man auch leichter mit abstrakten Ideen ansprechen.

 

Signe:

Welche Dinge sind das, von denen du dir wünschtest, sie würden in die Realität fallen?

 

Sonya:

Es sind eigentlich keine speziellen Dinge, die in meinen Geschichten vorkommen. Es geht mir, wenn ich so darüber nachdenke, wohl auch darum, Einfluss zu nehmen. Zum einen auf die Sicht und Meinungen (vielleicht auch Vorurteile) der Leute. Klingt etwas hochtrabend. Denn mir geht es nicht um die große Weltveränderung. Die kleine, also meine eigene Welt, mein Alltag und die Leute, die darin vorkommen, reichen mir vollkommen.

 

Es gibt von den *Nine inch nails* ein, wie ich finde, sehr passendes Lied: Right were it belongs. Es gibt diese Zeile: Wenn du dein Spiegelbild ansiehst, ist das alles, was du sehen willst? Es geht mir auch um Veränderungen und die beginnen im Kleinen. Wenn die Leute über ungewöhnliche Themen nachdenken, ist es schon einmal ein Anfang.

 

Jetzt habe ich mich etwas hinreißen lassen. ;-) Durch mein Studium gehörte Beobachten quasi zum Basisprogramm und leider erkennt man oft, dass im Grunde, alles ähnlich ist. Das muss natürlich nicht negativ sein. Bekanntes wirkt ja auch beruhigend.

 

Ungewöhnliches regt aber an. Ein Beispiel: Begegnung mit Person XY. Was wäre wenn, XY ein Zombie wäre oder eine Elfe? Und natürlich die Überlegung, wie ich selbst damit umgehen würde. Lange Antwort auf eine kleine Frage. Vielleicht konnte ich zumindest ein bisschen Verständnis bewirken? ;-)

 

Signe:

Anders sein im Gleichsein

Du sprichst etwas an, was wir Menschen uns wünschen: Das Anders sein im Gleichsein als Ausdruck unserer Individualität. Ein schwieriges Unterfangen, wie ich finde. Und hat man im Alltäglichen bereits damit zu kämpfen, möchte man dies als Autor um so mehr.

 

Du hast für das Magazin auch über die Bewegung ACTA recherchiert und somit uns und unsere Leser darauf aufmerksam gemacht und darüber informiert. Denkst du, dass man als Autor auch eine gewisse Verpflichtung besitzt, gegenüber der Gesellschaft, den Lesern, Veränderungen zu bewirken, in dem man über Missstände aufklärt und schreibt?

 

Sonya:

Auf alle Fälle. Zwar erscheint es heute oft so, als würden Filme mehr Einfluss ausüben, aber im Prinzip ist ein Film ja auch nichts anderes, als die Visualisierung von Geschriebenem (natürlich mit ein paar Abstufungen). Ich denke, dass grundsätzlich jeder, der sich kreativ betätigt, egal ob musikalisch, künstlerisch oder mit dem Schreiben, etwas bewirken kann. Zumindest sollte man es versuchen. Mancher kreativer Kopf konnte eine Wirkung vielleicht erst nach seinem Ableben erreichen, aber erreicht hat er es doch. ;-) Obwohl ich doch hoffe, dass ich eine Wirkung noch mitbekomme. ;-)

 

Es ist ein schwieriges Unterfangen, aber ich denke nicht, dass es unmöglich ist. Dafür muss man aktiv werden, allerdings bin ich kein großer Freund der lauten Kampagne. Dich stört etwas? Verändere erst dich, verändere dein Umfeld und das hat, meiner Meinung nach, mehr Sinn und Einfluss, als die ganzen Marktschreier, die gerne mal aus allen möglichen Ecken sprießen.

 

Über ACTA habe ich sehr gerne geschrieben. Es gab eigentlich fast zu viel Information und ein bisschen Struktur ist da ganz nützlich. Das habe ich versucht. Ob ich es geschafft habe, kann ich statistisch nicht nachweisen, aber Zahlen sind ja auch nicht mehr das, was sie mal waren. ;-)

 

Signe:

Also eine Revolution von innen heraus? Könnte das nicht auch in eine Immigration nach innen enden? Wie viel Zeit hat ein Mensch, ein innerer Revolutionär zu sein?

 

Filme. Du erwähnst den Einfluss von Filmen. Das Cover deines Buches "Alle Elfen sind Idioten" zeigt eine Filmklappe und dein Buch "Das Archiv" spielt in der Filmbranche. Hast du Ambitionen, Drehbücher zu schreiben? Welches deiner Bücher würdest du gerne verfilmt sehen, unter wessen Regie, mit welchen Schauspielern?

 

Sonya:

Revolutionär ist vielleicht ein bisschen ein zu starkes Wort. Eine Revolution ist für mich eher eine drastische Maßnahme und mir geht es eher um die kleinen Schritte, die aber oft nachhaltiger sind, da sie zur Gewohnheit werden können. Natürlich immer vorausgesetzt die Motive stimmen, aber darüber was richtig, falsch oder notwendig ist, könnte man sehr lange diskutieren und würde trotzdem nicht auf einen Nenner kommen.

 

Ich bin bekennender Filmjunkie, darum schleicht sich gerne das ein oder andere Filmchen oder thematisches in meine Geschichten. 

 

Ich habe durchaus darüber nachgedacht, mich mal an einem Drehbuch zu versuchen. Derzeit bevorzuge ich jedoch noch die, nennen wir es mal, herkömmliche Methode des Erzählens.

 

Eine Verfilmung meiner Geschichten wäre schon lustig. Spontan würde ich mich für "Das Archiv" entscheiden. Unter wessen Regie? In meinem persönlichen Regie-Pantheon steht Tarantino an oberster Stelle, aber er wäre für diese Geschichte wohl nicht die richtige Wahl. Aufgrund des Themas könnte Burton interessant sein. Er würde wahrscheinlich recht fantasievoll damit umgehen. Es ließen sich natürlich noch andere Kandidaten aufführen, aber das würde eine ziemlich lange Antwort werden. Was die Schauspieler angeht, wäre das durchaus vom Regisseur abhängig. Auch wenn ich einige Schauspieler aufgrund ihres Könnens schätze, passt nicht jeder auf jede Rolle.

 

Signe:

Tarantino. Ja, das verstehe ich. Er ist genial!

 

Burton sagte mir bis eben nichts; habe also nachgeschaut. Tom Burton, Regisseur von Filmen wie "Edward mit den Scherenhänden", "Planet der Affen" "Charlie und die Schokoladenfabrik" und vielen andere ... Und verstehe jetzt, was du meinst.

 

Träumen ... Das muss erlaubt sein, oder? Wenn die Realität so wäre, wie in deinen Büchern; welchen Inhalt hätten deine Texte dann? Wäre deine Bücher-Welt dann so wie jetzt die Realität ist oder würdest du noch einen "drauf" setzen?

 

Sonya:

Nur eine kleine Berichtigung. Tim Burton. ;-)

Träumen ist immer erlaubt. Meine Geschichten real? Klingt witzig. Ganz ehrlich. Denn im großen und ganzen würden die meisten Menschen nichts davon mitbekommen. Ich würde aber wahrscheinlich noch einen drauf setzen. Selbst dann gebe es ja noch genügend Themen, die ich nutzen oder mir ausdenken könnte. Mit Lucius (dem sprechenden Hasen) würde ich ja zu gerne mal Cocktails trinken gehen. Die jetzige Realität ist nicht schlecht, aber die Vorstellung klingt für mich trotzdem ganz toll. Wobei man natürlich auch mit einbeziehen müsste, inwieweit man diese andere Realität auf Dauer haben wollen würde.

 

Signe:

Klar Tim ... hihi ... ich altes Schusselchen ... auch noch falsch abgeschrieben ... Bei nächsten Mal den Guttenberg fragen ... (vorher ...)

 

Cocktail trinken mit Lucius ... Ist doch 'ne prima Vorstellung! Welche Cocktails würdet ihr wählen? Stelle mir das gerade vor, wie du mit einem Hasen an der Bar Cocktails schlürfst und wie ihr zwei über die Welt philosophiert ...

 

Dauer von etwas ... ein gutes Stichwort ... Wie hältst du es mit Erfolg und Niederlage? Niederlage als Chance? Erfolg als Normalität oder erstrebenswertes Ziel auf Dauer? Also, wie gehst du damit um?

 

Sonya:

Erfolg und Niederlage. Ist ja immer so eine Sache. Klar, will ich Erfolg, aber zumindest was das Schreiben angeht will ich mich nicht verbiegen. Entweder die Leute können was mit meinem Stil anfangen oder nicht. Kritik ist stets erwünscht, denn unabhängig vom Stil kann man und sollte man das eigene Schreiben stetig verbessern. Mit Niederlagen habe ich kein Problem, aber ich muss nachvollziehen können, was die Ursache war. Hat der bessere Schreiberling zum Beispiel bei einem Wettbewerb gewonnen, dann ist es ok und ich gönne es den Leuten. Wenn es nur um Prestige geht und die Anzahl der verkauften Bücher, dann regt mich das schon etwas auf. Bestseller sind ja nicht unbedingt gut geschriebene Bücher, auch wenn es die auf den Listen natürlich auch gibt. Genau ist es mit Kritik im Allgemeinen. Solange sie nachvollziehbar und konstruktiv ist, nur her damit.

 

Rudi:

Tja, liebe Sonya, da staunste! Dem EnteRtainer entgeht nüscht ... Nee, Spaß bei Seite ...

 

Meine Frage:

Oft las ich bei dir den Begriff *Schreiberling*. Das hat mich irritiert, da du selbst dich, glaube ich, auch als solcher bezeichnest. Nun finde ich persönlich, dass dieses Wort einen leicht abschätzigen Beigeschmack hat. Für mich ist ein Schreiberling wohl jemand, der schreibt, aber das, was er schreibt muss oder darf nicht so ernst genommen werden.

 

Wie hältst du es mit diesem Begriff? Hast du "Skrupel" dich selbst als Autor oder gar Schriftsteller zu bezeichnen?

 

Sonya:

Dir entgeht wirklich nichts. Finde ich aber schön. Ich mag den Begriff "Schreiberling". Ich möchte mich selbst nicht als Autor oder Schriftsteller bezeichnen, da diese Begriffe für mich mein Ziel bedeuten. Das hat allerdings nichts mit Veröffentlichungen (die ich durchaus habe) zu tun, sondern eher mit einem Entwicklungsprozess. Jedenfalls sehe ich das für mich persönlich so. ;-) Es sind also keine "Skrupel", die mich davon abhalten. Ich sehe meine Entwicklung als Reise und so schnell möchte ich diese nicht beenden.

 

Phil:

Sonya, Du sagst: "Ich mag nun mal skurrile Themen. Sie erschienen mir schon immer interessanter."

 

Du hast einen BRIX-Beitrag über Werbetexter verfasst. Bist Du Werbetexterin? In der Werbung ist Skurrilität eine gute, effiziente Möglichkeit, um Aufmerksamkeit zu erlangen.

 

Das Absurde weicht ab von der üblichen Logik. Skurrilität ragt heraus aus dem Normalen.

 

Man exponiert sich; ist dann gut, wenn man auch eine Aussage, gedankenschweren Inhalt präsentieren kann. Skurrilität gewissermaßen als blinkende Leuchte - das funktioniert aber nur so lange, wie es fürs Gehirn neu ist. Skurrilität jagt sich selber? Ein Skurrilitäts-Wetteifer, in der sich unsere moderne Gesellschaft befindet - da Massengesellschaft?

 

In der Rezension zu Deinem Hasen Lucius schrieb ich: "Sein Sinn für das Komische, sein Bewusstsein, dass seine Desillusioniertheit die allergrößte Illusion ist, das macht ihn sympathisch nicht nur für den Leser, sondern auch für sich selbst."

 

Vielleicht ist das Skurrile allgegenwärtig - wenn man dem Normalen den Mantel der Gewohnheit abnimmt?

 

Kennst du die Serie Monk? Gefällt mir sehr gut; sehr skurril.

 

Sonya:

Ich bin kein Werbetexter in dem Sinne. Habe schon das ein oder andere getextet, was nicht immer für die Werbung war. Produkttexten zum Beispiel kann ziemlich langweilig sein, vor allem nach dem zehnten Golfschuh. Da fällt einem auch nichts mehr sonderlich Kreatives ein. Ich habe zwar einige Projekte laufen, aber so wirklich lohnenswert ist es noch nicht. Wie auch immer, zum eigentlichen Thema zurück.

 

Was gestern noch skurril war, ist heute schon "normal". Schnellebige Zeiten, aber auch wenig nachhaltig. Ich will mehr. Es geht mir auch um die Verbindung zwischen Altem und Neuem, dass sich ergänzen kann und nicht aufgehoben werden muss. Dafür muss man aber anders an die Dinge herangehen. Einen anderen Blick bekommen. Hat man das geschafft, kommt Verstehen fast von allein. Diese Andersartigkeit skurriler Themen ist nicht echt. Sie erscheint vielen nur so. Die Serie Monk basiert ja quasi auf dem Prinzip, dass nur skurriles (in diesem Fall ein bestimmtes Verhalten) zu neuen Einsichten führt. Sie bietet keine Wahrheit, kann aber helfen, vermeidliches Chaos etwas zu entwirren.

 

Phil:

Dein BX-Lieblingszitat stammt aus dem Quentin Tarantino Film "Reservoir Dogs - Wilde Hunde": "Are you gonna bark all day, little doggy, or are you gonna bite?"

 

Hat was Aggressives. Bist Du der draufgängerische Typ?

 

In dem Film bekommt die Brutalität durch Musik, den Soundtrack einen inadäquaten Begleiter: Nette, schwungvolle Melodien geben der Brutalität eine ungewohnte Note.

 

Auch ein Merkmal der Skurrilität: Sie kombiniert eigentlich Inadäquates.

 

Kann man mit zu viel Skurrilität, einem Übermaß das Gefühl fürs rechte Maß im Leben sich abstumpfen?

 

Wenn Du in einem Disney-Film Dich wiederfinden würdest als Hund - welche Rasse am liebsten?

 

Sonya:

So richtig draufgängerisch bin ich eigentlich nicht, aber ab und zu muss ein bisschen Risikofreude auch sein. Für mich bedeutet das Zitat vor allem, zu seinen Prinzipien zu stehen. Also nicht nur eine große Klappe haben, sondern auch mal machen. ;-)

 

Tarantino ging und geht wahrscheinlich immer noch davon aus, dass auch Verbrecher nicht nur über Verbrechen reden, sondern auch über andere Dinge, wie Burger und Fußmassagen (Pulp Fiction) oder Bedeutungen diverser Songs und Trinkgeld (Reservoir Dogs). Die Musik spielt in seinen Filmen eine große Rolle und auch mir ist das sehr wichtig. Ich brauche sie beim Schreiben und sonst eigentlich auch. ;-)

 

Zuviel Skurrilität ist auch nicht das Wahre. Es geht eher um die richtige Mischung.

 

Was den Disney-Film angeht, habe ich Schwierigkeiten. Auf eine Hunderasse kann ich mich nicht so ganz festlegen. Bin nämlich eigentlich weniger der Rudel-Typ. Aber wenn, dann wäre ich wohl eher eine Mischung. Ansonsten wäre ich wahrscheinlich die Katze, die die Hunde immer ärgert, auch wenn sie es eigentlich nicht böse meint. ;-)

 

Signe:

Weniger der Rudel-Typ? Im "Rudel" Redaktionsteam hat deine Anwesenheit viel Ausgleich und Balance geschaffen, finde ich ... Da hast du, nach meinem Dafürhalten, wunderbar im "Rudel" agiert. [Kann ja nur davon ausgehen, wie ich dich kenne und wahrnehme.]

 

Was meinst du also mit "weniger der Rudel-Typ"? Das du eher der einsame Wolf, der einsame Kämpfer bist? Die "Katze, die den Hund immer ärgert", weist ein wenig darauf hin ... Individualist ...

 

Oder meinst du eher eine Abneigung gegen Menschenmassen-Aufläufe? Setzt du mit "Rudel-Typ" Mitläufer gleich?

 

Sonya:

Danke erst mal fürs Kompliment, Signe. Jedenfalls fasse ich es so auf. Der Rudel-Typ wird von mir nicht sofort als Mitläufer gesehen, sofern er noch eigenständig denkt. Ich kämpfe, auch alleine, wenn ich von einer Sache überzeugt bin. Nervt zwar manchmal, aber ich kann auf Dauer einfach nicht meine Klappe halten, wenn ich anderer Meinung bin. Fettbecken (Fettnäpfchen reichen da manchmal nicht mehr aus) findet man überall, aber ich halte lieber an meinen Prinzipien fest, auch wenn natürlich der ein oder andere Kompromiss durchaus von mir akzeptiert wird. ;-)

 

Signe:

Ja, es ist ein Kompliment! Und hast nicht die Klappe gehalten und bist nicht ins Fettnäpfchen getreten.

 

Ist es nicht eher so, dass es die Fettnäpfchen der ANDEREN sind? Mir persönlich ist jemand lieber, der eine eigene Meinung hat, diese auch vertritt, weil er sich Gedanken ums Thema gemacht hat. Kompromisse auf beiden Seiten nicht ausgeschlossen ...

 

Prinzipien: Bist du ein Prinzipienreiter? Das wäre eine Seite an dir, die ich nicht mit deiner Person verknüpft hätte ... Bin gerade etwas überrascht! Wobei ich betonen möchte, dass ich eigene Prinzipien nicht für verkehrt halte; es kommt wohl auf den Umgang damit an. Wie hältst du's damit?

 

Sonya:

Ich gehöre jetzt nicht zu den Menschen, die vehement auf ihre Prinzipien bestehen. Mir sind einfach ein paar Dinge wichtig im Umgang mit anderen. Versprechen werden eingehalten oder wenn man Fehler macht, dann steht man auch dazu mit allen Konsequenzen. So in etwa. Für mich sind Prinzipien eher so was wie Richtlinien und sollten darum auch nicht wie festgeschriebene Gesetze behandelt werden, deren Nichteinhaltung wie Verbrechen gesehen werden.

 

Phil:

Im Skurrilitäts-Land ist es so wie in einem Shop, der alles hat: Man kann sich als Autor aus sämtlichen Regalen das herausnehmen, was man so braucht oder ausprobieren möchte. Fällt mir auf bei Deiner Lucius Story.

 

Höherer Freiheits-Grad birgt aber auch das Risiko der Beliebigkeit. Als Autor die Kurve zu kriegen in diesem Skurrilitäts-Rennen - trotzdem Tempo geben - Fahrtwind genießen - auftauchenden Gestalten eine Mitfahrgelegenheit anbieten - sie einladen, teilzuhaben an einer Story Reise, dessen Ziel nicht so exakt bestimmbar ist wie bei einer Zugreise. Wenn man sich ans Schema hält, dann ist jede Station bestimmt; ein Fahrplan. Das ist aber nicht die Art von Lucius.

 

Ich schrieb: "Skrupel stünden seiner Karriere nicht im Weg und über skurrilste Connections verfügt er reichlich."

 

Färbt es ab, sich zu langer in seiner Nähe aufzuhalten? Würde der Osterhase durch die Freundschaft mit dem Hasen Lucius kreativer - oder so desillusioniert, dass er sich selber als eine Marketing-Erfindung der Schoko-Industrie empfände?

 

Sonya:

Lucius färbt sogar sehr ab. Ich sehe es als erfrischende Abwechslung. Manchmal muss man einfach das Leben genießen. Um so gestärkter kann man anschließend weitermachen. Der Osterhase wäre sicherlich kreativer, aber ob er dann noch auf seinen Job Lust hätte, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. ;-) Wer sieht sich schon gern als reines Marketing-Objekt?

 

Phil:

Ist Skurrilität eine Sichtweise - ist die Welt skurril, wenn man sich die Skurrilitäts-Brille aufsetzt und alles nun eingefärbt sieht in verschiedenen Tönungen der Skurrilität - oder benötigt Skurrilität die waschechten Exzentriker?

 

Würdest Du Dich als exzentrisch bezeichnen?
Ex centro = außerhalb der Mitte.

 

Die Welt verdankt viel vielen Exzentrikern: sind kreativ, können dem Fortschritt einen gehörigen Push mitgeben. Nötiger Drive.

 

Prinzipien und Norm. Gerade der Exzentriker fühlt sich prinzipiell dem Normalen nicht verpflichtet. Kreist gerne auf seinen Bahnen weitab außerhalb des Üblichkeits-Zentrums.

Eigene Prinzipien vs. Konventionen.

 

Für Schriftsteller sind sicherlich die Exzentriker interessanter als die in Konformität Gehüllten. Mit solchem Stoff kann man seine Geschichten besser in Worte kleiden. Oder ist womöglich selber später dann gut betucht.

 

Welche Exzentriker aus der Historie würdest Du gerne einladen zu einem literarischen Stelldichein: eine Story oder ein Buch als schönes Geistes-Kind - mit wem?

 

Sonya:

Ich glaube, dass es keine einheitliche Definition von Skurrilität gibt. Was dem einen skurril erscheint, ist dem anderen das normalste. Ist die Welt also skurril? Ja und Nein und ein bisschen dazwischen. ;-)

 

Bin ich exzentrisch? Vielleicht, das kommt wohl darauf an in welcher "Gesellschaft" ich mich gerade befinde.

 

Exzentriker hinterfragen das Normale. Sei es, weil sie es nicht verstehen oder weil sie die Welt von vornherein mit anderen Augen sehen.

 

Schriftsteller verwenden zwar durchaus gerne Exzentriker, aber im Endeffekt zeigt sich am Ende meist, dass sie gar nicht so anders sind. Vielleicht geht es nur darum, dem Leser eine Identifizierung bis zu einem gewissen Grad zu ermöglichen. Vielleicht ist es aber auch einfach nur so, dass auch Exzentriker nur Menschen sind. ;-)

 

Exzentriker aus der Historie? Hm, gar nicht so leicht diese Frage zu beantworten. Ich sollte wohl Leonardo da Vinci nennen, aber der ist fast zu vielschichtig für ein Stelldichein. Darum würde ich eher Dontallo wählen, den italienischen Künstler, der eine faszinierende Werk-Vielseitigkeit zeigte oder Francisco de Goya, der oft ein realistischeres Bild der Welt darstellte als seine Zeitgenossen. Albert Einstein, weil ich ihn interessant finde, Samuel Beckett, auch wenn ich mit "Warten auf Godot" nicht viel anfangen konnte, mochte ich sein Werk "Murphy". Zu guter Letzt Johnny Cash. Zwar ist nicht alles so meins, aber er war ein herausragender Musiker. So viele gibt es davon heute auch nicht mehr.

 

Signe:

Letzte Frage:

Nun hat BookRix den Relaunch überstanden. Viele Nutzer sind nicht mehr hier. Wie siehst du das? Denkst du, dass BRIX weiter existieren kann und wird? Und du selbst? Bleiben oder gehen?

 

Sonya:

Ja, der Relaunch. Auch wenn sie mittlerweile ein paar Dinge wieder geändert haben, ist es doch nicht mehr, was es mal war. Es sind viele gegangen, darunter leider sehr viele, die richtig gut schreiben konnten. Mir gefällt die Seite nicht mehr sonderlich. Ich finde mich immer noch eher schwer zurecht und neue Werke gehen fast vollständig an mir vorbei.

 

Für Brix wird es schwer und momentan kann ich mir eine Zukunft im bisherigen Format nicht vorstellen. Wenn ich mir das alles anschaue, dann sehe ich nur noch unzählige Postings, die man hervorragend ignorieren kann. Nicht weil sie schlecht wären, sondern eher, weil sie untergehen. Egal als wie wichtig ein Post auch markiert wird.

Derzeit bin ich noch da, aber wie lange, dass weiß ich nicht. Vielleicht werde ich auf anderen Autorenforen wieder aktiver. Vielleicht schließen sich einige von uns zusammen und machen unser eigenes Ding woanders. Mal sehen, denn besonders die Leute, die ich auf dieser Seite kennenlernen konnte, möchte ich nicht missen. Das ist wohl auch das Wichtigste.


Trotz allem würde ich Brix, in welcher Form auch immer, weiterverfolgen wollen. Es macht einfach zu viel Spaß, um Brix jetzt fallen zu lassen, oder nicht?

 

Signe:

 

Ja, liebe Sonya, BRIX macht Spaß. Es ist und bleibt etwas Außergewöhnliches, nicht nur hier auf BookRix.

 

Vielen lieben Dank für dieses äußerst erbauliche Interview!

 

 

 

 

 

 

 

Tintenschnüffler und die Folgen

Interview mit Iris Deitermann - lilasunrise

 

Von Amazon Autorenseite:

Iris Deitermann wurde 1984 in Cloppenburg geboren. Nachdem sie einige Jahre mit ihren Eltern in den USA gelebt hat, kehrte sie 2001 wieder ins schöne Deutschland zurück.

Iris schreibt vor allem Geschichten für Kinder, die sich auch zum Vorlesen eignen.

"Der Tintenschnüffler und die Weltenweber" ist ihr erster Roman, der im November 2012 im Sperling-Verlag erscheint.

 

Phil:

Du bist eine sehr aktive Bloggerin. Was ist das Faszinierende am Bloggen?

 

Iris:

Beim Bloggen hat man die Möglichkeit sich den Menschen dort draußen mitzuteilen. Man kommt praktisch bis zu ihnen nach Hause und sie kommen bis zu dir. Man findet Menschen, die sich mit dir zusammen über kleine Dinge freuen, die sich von etwas begeistern lassen, was dich begeistert, die etwas mit dir teilen, obwohl sie dich und du sie gar nicht kennst. Vor allem kann das Bloggen anonym stattfinden, aber auch die Möglichkeit bieten, dich als reale Person mit anderen realen und anonymen Personen zu verbinden. Blogger bilden eine eigene kleine Gemeinschaft, die als Gerüst ein gemeinsames Interesse hat. Was kann es Schöneres geben, als mit Menschen zu kommunizieren, denen es nicht egal ist, was du sagst?

 

Phil:

Du postest auf Deinem Blog auch die Zeichnungen und Bastel-Produkte, die Kinder angefertigt haben - inspiriert von Deinem Buch "Der Tintenschnüffler". Beeinflussen die Begeisterung und das Feedback der Kinder den Folgeband vom Tintenschnüffler? Fließen da deren Ideen und Wünsche mit ein?

 

Iris:

Die Bilder und Basteleien der Kinder sind auf jeden Fall das schönste Feedback, das man sich als Kinderbuchautorin wünschen kann. Wenn man ein Bild aus den Händen eines Kindes mit leuchtenden Augen in die Hand gedrückt bekommt, oder einen Brief erhält, in dem diese Begeisterung zum Ausdruck kommt, schwebt man im siebten Schreibehimmel. Ich versuche mir dann auch für jedes Bild, jeden Brief, jede Mail – alles, was ich mitbekomme, die Zeit zu nehmen, mich damit auseinanderzusetzen und zu beschäftigen. Natürlich inspiriert das Ganze auch beziehungsweise lenkt den Schreibprozess in eine Richtung, die schon ein wenig abhängig von eben diesem Feedback ist. Es gibt Figuren aus dem ersten Band, die bei Kindern und Erwachsenen gleichermaßen so präsent sind, dass sie im zweiten Band natürlich nicht fehlen dürfen. Es kommen Mails mit Kinderfragen und ihren eigenen Antworten, die mich aufhorchen lassen. Kinder, die das Buch gelesen haben, Welwenia mit in den Alltag nehmen und sich eigenständig Gedanken darüber machen, welche Weltenweber es noch gibt, sind es, die Welwenia zu einem realen Ort werden lassen. Ich denke also schon, dass ich so einiges in den zweiten Band mitnehme, was mir meine kleinen Fans geben.

 

Phil:

Bei Deinen Lesungen begleitet Dich meistens Dein Freund Marcel Hampel, der auch die wunderbaren Illustrationen angefertigt hat: Hat er sich die Figuren des Tintenschnüfflers & Co ausgedacht? Er ist an sich verantwortlich für Spielgrafiken. Möchte er aus dem Tintenschnüffler auch ein PC Spiel machen?

 

Iris:

Einige Figuren des Tintenschnüfflers sind tatsächlich von ihm erfunden worden. Allerdings als "einfaches" Bild, ohne eine spezielle Funktion. Der Fellflauscher zum Beispiel ist so eine Figur. Er ist im Tintenschnüffler zu finden, weil ich mich fragte, was macht dieses kleine knuffige Kerlchen eigentlich außerhalb des Bildes? So ist im Grunde genommen das Buch auch überhaupt erst entstanden. Es gab so viele tolle Bilder von ihm, die einem kleinen winzigen Ordner auf dem PC leben mussten, dass ich mich hingesetzt habe, um ihnen eine Geschichte zu geben und ihnen Leben einzuhauchen. Ob aus dem Tintenschnüffler jemals ein PC-Spiel wird, lässt sich nicht sagen. Aber wer weiß, was die Zukunft noch so bringt?

 

Phil:

Planst Du Deinen Tintenschnüffler auch als Hörbuch zu veröffentlichen? Würdest Du das dann gerne selber lesen ... oder welcher prominente Schauspieler wäre - wenn Du freie Wahl hättest - dafür Dein Favorit?

 

Iris:

Ein Hörbuch würde ich aus dem Tintenschnüffler ehrlich gesagt nicht machen wollen. Ich gehe da von mir selbst aus. Hätte man mir als Kind ein Hörbuch geschenkt, hätte ich kurz reingehört und es wieder ausgemacht. Da lese ich dann doch lieber selber. Was mich allerdings reizen würde, wäre ein richtiges Hörspiel, wie etwa Bibi Blocksberg oder Benjamin Blümchen, für die älteren die drei Fragezeichen etc. Hörspiele, wenn sie gut gemacht sind, können dich einfach mitnehmen in die Welt, in der dein Buch oder deine Geschichte gerade spielt, sodass das eine tolle Möglichkeit wäre. An prominente Schauspieler denke ich dabei gar nicht - diejenigen, die meine Figuren verkörpern sollen, müssen einfach die richtige Stimme haben. Sollte also irgendwann ein Hörspiel-Verlag Interesse haben, sage ich bestimmt nicht Nein.

 

Phil:

Du warst geschockt, als Du Dich nach längerer BX-Auszeit wieder eingeloggt hast. BX im Umbruch. Wirkt es für Dich so, als ob BX die Erde aufwühlt, um E-Book-Saatgut optimale Bedingungen zu ermöglichen? Der vorherige Obstgarten wurde einfach untergepflügt. Wie ist Dein Lagebericht - Situationsbeschreibung von jemandem, den die Neuerungen volle Breitseite getroffen haben?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Iris:

Ich finde, dass BX es leider total versäumt hat, sich mit den Wünschen der User auseinanderzusetzen und ihnen überhaupt zu kommunizieren, was für Änderungen bevorstehen etc. Eine Gemeinschaft lebt nun einmal von den Usern und die sind haufenweise abgewandert. Würde meine Leseprobe nicht auf ihrem Server liegen, wäre ich auch nicht mehr da. Mit den Neuerungen bin ich absolut nicht einverstanden und glaube auch nicht, dass man das alles als optimale Bedingungen für E-Books bezeichnen kann. Ich denke eher, dass es sich in die Richtung entwickeln wird, dass der Plattform die guten Autoren abhandenkommen werden, um sich in seriöseren Gemeinschaften zusammenzuschließen, sodass sich BX selbst runterwirtschaftet. Es gibt Gott sei Dank genug andere Möglichkeiten seine Geschichten zu präsentieren, sodass niemand auf BX angewiesen ist. Was mich besonders getroffen hat, war, dass keine Links mehr funktionierten, sodass es mir meine Blogseiten zerschossen hat. Ungeheuer viel Arbeit, investierte Stunden und die Auseinandersetzung mit HTML wurden einfach zunichtegemacht. Das ging mit Sicherheit nicht nur mir so und das kann es einfach nicht sein. Sie setzen sich mit ihrer Arbeit über die Tausender User hinweg - das hat nichts mit Gemeinschaft zu tun.

 

Phil:

Du verlost Federmäppchen und Pausenbrot-Dose: Welche weiteren Aktionen planst Du als Promotion für Dein Buch? Die beiden Produkte sehen sehr schön aus.

 

Iris:

Diese beiden Produkte sind wirklich besonders schön geworden. Wir werden in der kommenden Zeit noch weitere Produkte testen und sie natürlich auch präsentieren, um herauszufinden, welche Produkte eigentlich gewünscht sind. Es bringt schließlich nichts, etwas zu produzieren, das ich zwar toll finde, aber sonst keinen Menschen interessiert. Das Ganze geht natürlich in Absprache mit dem Verlag, sodass ich über die nächsten Aktionen noch nicht viel sagen kann. Es lohnt sich jedoch für alle Tintenschnüfflerfans immer mal wieder auf meinem Blog oder meiner Facebookgruppe vorbeizuschauen, um eben solche Aktionen nicht zu verpassen oder um auch mal ein Wörtchen mitzureden. Das ist mir dabei nämlich ganz wichtig.

 

Phil:

Man könnte Handpuppen machen - und in Form von Tintenschnüffler-Theaterpuppen im Stil der Augsburger Puppenkiste was inszenieren. Oder erreicht man Kinder heutzutage eher über PC Games? In Deinen Rezensionen wird erwähnt, dass die Kinder von Deinem Buch als Vorlese-Lektüre süchtig werden. Ist weiterer Lese-Stoff in absehbarer Zeit lieferbar? Bekommt der Tintenschnüffler neue Abenteuer? Du schreibst, dass er Dir manches davon diktiert hat. Wie selbstständig ist er mittlerweile?

 

Iris:

Ich denke, es kommt auf die Altersgruppe an. Gerade kleine Kinder erreicht man über Dinge, die sie anfassen können. Wie oft unsere beiden kleinen Tintenschnüffler schon geknuddelt und geherzt wurden, kann ich gar nicht sagen, wohingegen Figuren auf dem Bildschirm eben einfach nur Figuren zum Anschauen sind. Wir versuchen dadurch, dass Marcel mich auf meinen Lesungen begleitet, auch diesen Figuren Leben einzuhauchen, indem er zeigt, wie sie entstehen. Das ist dann natürlich schon für die Altersgruppe, die sich auch zum großen Teil schon mit dem PC beschäftigt. So ist wahrscheinlich beides ganz gut geeignet, um die Charaktere bei den Kindern noch lebendiger werden zu lassen. Weiterer Lesestoff ist natürlich in Arbeit. Tintonius erlebt ja doch eine ganze Menge, sodass ich selbst oft ganz erstaunt bin, was um ihn herum alles so passiert. Tintonius ist ein sehr selbstständiger Charakter, der immer wieder mal macht, was er will. Während ich mir die Geschichte in die eine Richtung wünsche, dreht er sie einfach in eine völlig andere. Aber ich denke, das kommt jedem, der schreibt, ganz bekannt vor.

 

Phil:

Das Fernsehen hat einen Bericht gesendet über Dich und Dein Buch. Hast du Dir vorher überlegt, welche Message da unbedingt mit rein soll?

 

Iris:

Über den Fernsehbericht habe ich mir vorher nicht viele Gedanken in diese Richtung gemacht, da ich überhaupt keine Vorstellung davon hatte, was mich erwarten würde. Ich versuche grundsätzlich einfach so zu sein, wie ich bin und reagiere ganz spontan auf das, was kommt. Natürlich war ich an dem Tag irre nervös und ich denke, das hat man auch gemerkt, aber ich bin ja auch nur ein Mensch, dem es nicht jeden Tag passiert, dass das Fernsehen im eigenen Wohnzimmer die Zelte aufschlägt. So viel Aufmerksamkeit, das war echtes Neuland für mich.

 

Phil:

Planst Du in Deinen nächsten Büchern, Dein Archäologie-Studiums-Wissen gezielt zu nutzen? Der Tintenschnüffler schnüffelt in den Pyramiden und entdeckt geheimnisvolle Papyrus-Rollen?

 

Iris:

Nein, mein archäologisches Wissen spielt im Tintenschnüffler keine Rolle. Der Tintenschnüffler und all seine Freunde stehen für die Natur, die Dinge, die unsere Welt so wunderschön machen. So soll das auch bleiben. Geschichtliches Wissen, das steht auf einem anderen Blatt und in einer völlig anderen Geschichte.

 

Signe:

Du schreibst Geschichten für Kinder. Aus meiner Sicht ist das die höchste Kunst beim Schreiben, denn Kinder sind gnadenlose Kritiker – unverstellt, unvoreingenommen und unerbittlich. Andererseits ist dann die Aufmerksamkeit der Kinder, die man bekommt, wenn sie die Geschichte mögen, mit nichts zu bezahlen. Welchen Grund gibt es für dich Geschichten für Kinder zu schreiben? Hielten die Geschichten, die du als Kind gelesen hast, deiner Kritik nicht stand oder war es die Begeisterung beim Lesen dieser Geschichten ein Ähnliches zu tun?

 

Iris:

Das ist wirklich wahr - Kinder nehmen kein Blatt vor den Mund, wenn du sie fragst, ob ihnen die Geschichte gefallen hat. Aber das ist auch gut so, denn für sie schreibe ich schließlich. Dass ich für Kinder schreibe, hat sich erst nach und nach entwickelt. Anfänglich habe ich vor allem Kurzgeschichten für Erwachsene geschrieben, es dann irgendwann mit einer Geschichte voller Magie und witzigen Wesen versucht und schwupps bin ich dabei hängen geblieben. Geschichten, die ich als Kind gelesen habe, spielen dabei eigentlich keine große Rolle. Wie viele andere bin ich mit Grimms Märchen aufgewachsen, die ich auch super gerne gelesen habe. Später kam ich dann zu Disney. Ich würde also nicht sagen, dass die Geschichten meiner Kindheit meiner Kritik nicht standgehalten hätten - ich liebe sie heute noch und gehe für solche Filme auch immer noch ins Kino. Dass ich nun Geschichten für Kinder schreibe, liegt wohl eher daran, dass ich mich so sehr für das Fantastische begeistern kann. Wer in meine Bücherregale schaut, wird sehen, dass dort ausschließlich Kinder- und Jugendfantasybücher zu finden sind. In diesen Welten verweilt man einfach gerne und ich hoffe, dass es mit Welwenia ganz genauso ist.

 

 

Signe:

Du hast einige Jahre in den USA gelebt. Planst du eine Übersetzung deines „Tintenschnüfflers“ ins Englische?

 

Iris:

Selbst übersetzen würde ich es nicht, aber ich würde es auf jeden Fall gegenlesen, wenn jemand planen sollte, es beispielsweise in den USA zu veröffentlichen. Nichts ist schlimmer als eine schlechte Übersetzung. Das merke ich selbst immer wieder, wenn ich Bücher in der Originalsprache super fand, der deutsche Übersetzer aber einfach kein Gefühl für das Ganze entwickeln konnte, sodass es im Deutschen meilenweit schlechter ist.

 

Phil:

Danke, liebe Iris, für das Interview.

 

 

Der Tintenschnüffler und die Weltenweber

Broschiert: 220 Seiten

Verlag: Sperling-Verlag; Auflage: 1 (20. November 2012)

ISBN: 978-3942104173

Preis: 12,80 €

http://www.amazon.de/Der-Tintenschn%C3%BCffler-Weltenweber-Iris-Deitermann/dp/3942104172/

 

 

 

 

 

 

 

Vom Schreiben

 

Meine ersten Erfahrungen mit CreateSpace

 

von Signe Winter

 

CreateSpace ist eine amerikanische Tochter-Gesellschaft von Amazon und bietet Autoren die Möglichkeit, eigene Bücher für den Amazon-Markt zu veröffentlichen. Das Gute ist: Man ist Selbstverleger seiner eigenen Texte ohne finanzielles Risiko. Man behält die Rechte an seinem Text.

 

Die angebotene Seite und damit die Software sind zwar in Englisch, aber wenn man sich einmal durchgewurschtelt hat, bemerkt man, dass die angebotene Software sehr gut ist.

 

Es funktioniert so: Man meldet sich an. Man erstellt ein Buch. Wenn es fertig ist, wird es weltweit über Amazon angeboten. Die Nutzung der Software ist kostenlos. Erst wenn ein potentieller Käufer auf den Kauf-Button drückt, gehen die Daten des Buches zu einer Druckerei (meistens ist es eine in Leipzig). Zwei Tage später hat der Käufer das Buch in den Händen. Der Autor bezahlt nichts, bekommt aber pro Verkauf Tantiemen gutgeschrieben, die ab 10,00 € ausgezahlt werden. CreateSpace bietet bei der Bucherstellung einen Kalkulator an, der gibt einen Listenpreis vor, der sich nach Seitenumfang und der Art des Druckes, ob farbig oder s/w, richtet. Zum Listenpreis muss noch die Mehrwertsteuer von 7 Prozent hinzugerechnet werden. Der eingegebene Preis muss über dem Listenpreis liegen. Wie viel man dort einträgt, ist jedem selbst überlassen.

 

Als Erstes muss man die Größe des Buches wählen. Die ist zwar in *inch* angegeben, aber die Größe 6x9 inch ist z. B. bei umfangreicheren Büchern zu empfehlen. Für meine Bücher habe ich 5x8 inch genommen, weil die von mir gewählten Inhalte nicht so umfangreich waren. Diese Größe ist etwa die Größe von normalen Taschenbüchern. Wenn man die Buchgröße gewählt hat, bietet einem CreateSpace eine downloadbare Datei an, die bereits entsprechend der Größe formatiert ist. Phil empfahl mir das Programm LibreOffice, in der ich die Datei öffnen und bearbeiten konnte. (Es geht auch OpenOffice). Dort gibt man seinen Text ein. Wichtig: Keine Silbentrennung im Text vornehmen. Wenn der Text eingegeben ist, erstellt man davon eine PDF und kann diese bei CreateSpace hochladen. Dann kann man sich das Ergebnis am PC anschauen. Es ist wie die (frühere) Buchansicht bei BookRix. Man kann immer wieder eine PDF hochladen, wenn man am Text noch etwas ändern möchte oder geändert hat. So funktioniert das auch mit dem Cover. Es gibt einen Cover-Generator, der bereits Vorlagen anbietet. Das habe ich gemacht. Man kann auch ein eigenes Cover erstellen und hochladen. Das hat Phil gemacht. Auch hier kann man solange ausprobieren und basteln, bis einem das Ergebnis zusagt. Sehr gut ist auch, dass man bei Fehlern eine Information erhält. Z. B. müssen die Bilder in 300 dpi sein, wegen des Druckes. Der Druck ist übrigens in einer tollen Qualität.

 

Übrigens bekommt man von CreateSpace automatisch bei einer Buch-Erstellung eine ISBN. Auch eBook-Erstellung und der Verkauf sind möglich, aber nicht zwingend.

 

CreateSpace bietet mir etwas, was mir, denke ich, kein Verlag bieten kann: Ich bin mein eigener Verleger meiner eigenen Texte. Das Layout, die Formatierungen und andere wichtige Details für ein gutes Buch liegen ganz in meiner Hand. Ein eigenes gedrucktes Buch von sich in der Hand zu halten, ist ein erhebendes Gefühl. Und wenn ich auch nicht vorhabe, berühmt oder reich damit zu werden, habe ich immer ein sehr persönliches Geschenk für meine Freunde.

 

Nunmehr sind im März zwei eigene Bücher von mir auf diesem unkomplizierten Weg CreateSpace erschienen: "Short Shorter Shortest - Stories Drabbles Tiny Tales" und "Gedanken-meer mit mehr Gedanken - Lyrik". Für einen dritten Band "Am anderen Ende der Leine - Über Menschen und Hunde" konnte ich die Autoren Stephanie Berth-Escriva, Marita Heiden, Phil Humor, Anne Reinéry und Brigitte Rübsaat gewinnen, die mir ihre Texte zur Veröffentlichung zur Verfügung stellten.

 

Erfahrungen mit der Veröffentlichung meiner Bücher

 

von Anja Ollmert

 

„Hinter Türen“, meine erste Veröffentlichung über CreateSpace, ist im März erschienen und war tatsächlich noch am Tag der Fertigstellung über Amazon erhältlich. Darüber habe ich am meisten gestaunt und warte nun auf das gedruckte Ergebnis meiner zweiten Veröffentlichung im Bereich des Selfpublishing.

 

Warum ich mich dafür entschieden habe, obwohl ich das erste Buch in einem Verlag veröffentlicht habe? „Aoife“ ist im Juni 2012 erschienen und war dafür, dass ich eine noch unbekannte Autorin bin, sicher bisher ganz erfolgreich. Mein Verlag allerdings überlässt den Autoren einen großen Anteil am Werbeeinsatz. Auch das Lektorat liegt in der Verantwortung der Autoren. Trotzdem handelte es sich nicht um einen der gefürchteten DKZ-Verlage, auf ein solches Angebot wäre ich nicht eingegangen. Ich habe aber festgestellt, dass die Werbung für ein eigenes Buch ein echter Kostenfaktor und Zeiträuber für die Autoren ist. Da fand ich, dass ich es nun auch einmal selbst versuchen könnte. Und ehe ich diesen Versuchsballon mit meinem zweiten Roman starte, erschien mir die vorliegende Kurzgeschichtensammlung eine gute erste Aktion zu sein. Also habe ich meine Kurzgeschichtensammlung zunächst hier bei BookRix als eBook veröffentlicht und im Anschluss über CreateSpace ein Taschenbuch daraus gemacht. Zunächst mag man vielleicht scheuen, dass die Anleitung auf Englisch ist, doch das lässt sich relativ leicht übersetzen oder man nimmt einen der im Netz kursierenden Ratgeber in der eigenen Sprache zu Hilfe. Texte können zuerst in ein vorher downloadbares Word-Format eingegeben werden, das neben einem Platzhalter für 10 Kapitel ebenso Stellen für das Impressum, Danksagungen und Widmung enthält. Meine Danksagung geht an die Leser, die (auch hier bei BookRix) meine Texte kommentiert und sie dadurch sicher qualitativ besser gemacht haben. Wer mehr als die vorgegebenen 10 Kapitel einfügen will, muss ein bisschen tricksen und sich mit dem Rechner auskennen, aber das geht am Ende auch ganz gut. Schwieriger fand ich die Formatauswahl, weil ich mir nicht sicher war, welches Zollmaß deutschen Taschenbüchern entspricht. Ob ich mich richtig entschieden habe, wird sich bald zeigen …Dann hab ich eine PDF-Datei erstellt und diese bei CreateSpace hochgeladen. Innerhalb von 24 Stunden erhält man eine Datei, die auf Richtigkeit überprüft werden muss. Da hab ich mehrere Anläufe gebraucht, weil ich Perfektionist bin und das Werk wirklich ohne Tippfehler und Formatierungslücken abliefern wollte. Beim dritten Anlauf war ich aber sehr zufrieden und hab auch das Cover mit dem Online-Layouter erstellt. Die Möglichkeiten hier könnten noch etwas umfangreicher sein, aber ich finde das Cover gelungen, so wie es jetzt online erscheint. Dafür kann man das Papier wählen und auch Bücher mit vierfarbigem Druck sind kein Problem. Nun fehlte nur die Preisgestaltung, dabei muss man bedenken, dass die deutsche Mehrwertsteuer am Ende noch aufgeschlagen wird. Nun hat mein Buch zwar einen etwas krummen Preis von 10,69 Euro, ist aber immer noch günstiger als mein Verlagswerk. Und nun geht es an die umfangreiche Aufgabe, Leser zu finden. Vielleicht finde ich die auch Mithilfe von BookRix.

 

Wer mehr über „Hinter Türen“ erfahren möchte: Es gibt Skurriles, Mörderisches, „Thrilliges“, Nachdenkliches und Unterhaltsames zu entdecken hinter diesen Türen. Und ich finde, der Titel ist auch ein Synonym für die aufgeschlagenen Buchdeckel, die die Welt zu meinen fiktiven Geschichten öffnen, die vom echten Leben erzählen, oder davon, wie es wirklich sein könnte … Inzwischen ist es das achte Buch, in dem sich Texte aus meiner Tastatur befinden. All das hat sich in den letzten anderthalb Jahren rapide entwickelt und findet hoffentlich seine Leser. Ein autobiographischer Text wurde im Rahmen eines Wettbewerbs gedruckt, zwei Kurzgeschichten sind beim AP-Verlag, Hamburg erschienen, mein Roman „Aoife“ im AAVAA-Verlag in Berlin, ein Gedicht im Jokers Wochenkalender 2013 und dann eben drei Werke im Selfpublishing. „Thrill before you die“ entstand hier in einer BookRix Gruppe, „Worauf wartet ihr noch?“ ist ein Adventskalender mit Gedichten und Geschichten, den ich als literarischen Adventskalender für meine Homepage erstellt hatte und „Hinter Türen“ ist das aktuellste und letzte Werk bis zu diesem Zeitpunkt.

 

Aber das Schreiben allein reicht eben nicht, man muss auch Leser finden, die sich begeistern lassen …

 

*Erbauliches und Erschröckliches*

Gedanken gedichtet, verdichtet

 

***

von Enya Kummer

 

Schwarze Fingerkuppen

stützen Wolken ab,

recken sich dem Licht entgegen.

Sonne langt zwischen Felsen hindurch.

Im fließend Schauen

weggetragen jede Nebelwand.

 

Gesterngrau

sanft überzogen vom

Heuteblau.

Tausend funkelnde Kristalle

feiern ein flirrendes Fest,

lassen die Luft

sich selber atmen,

den eigenen Hauch ahnen,

Schneegeschmack

auf den Lippen.

 

Niemand hier außer

der Weite des Himmels.

Ich folge meinen Spuren

ins Weiß der Unberührtheit,

singe Wolkenlieder und

Unbegreifliches

weicht Staunen.

Böse Leberwürste - gut gemeint

 

von Helga Siebecke

 

Es gibt Männer, die sagen über Frauen Schlechtes und es gibt Frauen, die denken über Männer Gutes. Ja, einige Leser wundern sich – aber das gibt es wirklich. Man hörte allerdings auch schon von Frauen, die über Männer Schlechtes sagen und von Männern, die über Frauen Gutes denken. Jetzt fragt man sich besorgt, warum denken Männer und Frauen immer nur Gutes und sagen Schlechtes? …Weil das Schlechte witziger klingt. Das Hämische im menschlichen Naturell ist bekannt und wird leider ständig gefüttert. Spricht man diese garstige Art und Weise im zwischenmenschlichen Umgang an, dann heißt es, alles wäre nur gut gemeint. So tickt die Welt.

 

Doch keiner berücksichtigt dabei die beleidigten Leberwürste. Eine würzige, gute Leberwurst hat durchaus viele Freunde, wie ein jeder bestätigen wird, aber sie ist eben schnell eingeschnappt und wird zur beleidigten Leberwurst, dann mag sie keiner mehr so recht. Natürlich merkt die Wurst alles und will nicht wahrhaben, dass alle es immer nur gut meinen, auch mit ihr. Doch schließlich schnappt sie wieder aus und spielt hoffnungsvoll weiter mit, weil ihr das niemand nachträgt. Doch was eine richtige Leberwurst ist, die ist nicht nur dann und wann tödlich beleidigt, sie ist es, die nachträgt und zwar alles. Ob sie es damit nur gut meint, bleibt offen. Sie kann halt nicht anders.

 

Die Leberwurst ist weiblich. Ob sie damit auch zwingend böse ist, bleibt fraglich und unbestätigt. Manchmal fragt man sich, warum ist sie nur so geworden? Und es tun sich dabei noch weitere Fragen auf, schwierige Fragen. Was bewegt Männer, mit solchen Frauen näheren Umgang pflegen zu wollen? Weil sie so würzig sind, so schmierfähig und geschmeidig auf jeglichem Untergrund? So drall und prall voller Saft und Kraft? Die Männer meinen es auf alle Fälle gut mit ihr. Das Ein- und Ausschnappen ihrer Lieblingswürste nehmen sie in Kauf. Was Männer denken und sagen, bleibt ein Rätsel, und ihre Ziele im Verborgenen bzw. die Vermutung, dass sie es selber oft nicht wissen, beschleicht die Frauen, die mit Leberwürsten nichts gemein haben. Sie ahnen allerdings Einiges.

 

Taucht man in die Tiefen frühester Zeiten, so liest man auch über die große Ratlosigkeit: „Von einem bößen Weib welche sich auff einer breytten Heydten mit den Teuffeln geschlagen, gekratzt, gerissen und gebissen, auch endtlich den Sieg gar erhalten, daruber sich der Teuffel verwundert hatt, wie es doch könne muglich sein auff der gantzenn weiten Welt, dass die armen Männer, bey solchen oder dergleichen Ungezieffer wohnen können.“ Doch woher kommt, dass wir von beleidigten Leberwürsten überhaupt sprechen? Es steht geschrieben, dass: Ein Metzger Würste gekocht habe und alle anderen Würste, die nicht so lang kochen müssen, hätte er vor der Leberwurst aus dem Kessel genommen. Weil sie allein im Kessel bleiben musste, war die Leberwurst beleidigt und platzte schließlich vor Wut. Mag sein, dass sich Männer dieser scheinbaren „Ungerechtigkeit“ bewusst sind, alles leidvoll ertragen, bloß um einem Platzen zu entgehen, denn das bringt Arbeit und Ärger. Wer will d a s schon riskieren.
Aber auch Anderes ist möglich: So dichtete Paul Fleming (1609–1640) „Vergebens ist uns nicht die Leber einverleibet: sie, sie ist unser Gott, der uns zum Lieben treibet. Wer gar nicht lieben kan, der wisse, daß anstat der Leber er faul Holz und einen Bofist hat.“

 

Und all das ist in der Wurst vereint. Die Liebe kommt von der Leber und nicht von Herzen. Heutzutage sieht man es anders. Kein Mensch schreibt der Leber Liebesträume zu, eher und fast ausschließlich nur Verbindungen zum Alkohol. Männer lieben zuweilen auch diesen, fast instinktiv erkennen sie in der Leberwurst Möglichkeiten, auch den Drang nach Liebe zu befriedigen. Die Leberwurst hat keinen Grund, beleidigt zu sein. Es heißt doch auch „etwas frei oder frisch von der Leber weg sagen“, das offene, rückhaltlose und freimütige Sprechen halt. Doch manchmal sagt man, jemandem sei „eine Laus über die Leber gelaufen“, Hier ist es ein nichtiger Anlass – die kleine Laus –, die zu Verärgerung und Zorn führt. Kurz die Leber hat mit Zorn und Liebe viel zu tun und die meisten Männer wissen das. Die Leberwurst hat wirklich keinen Grund, beleidigt zu sein. Männer meinen es nur gut mit ihnen, solange ihre Leberwürste nicht wirklich böse werden oder sind. Das bisschen Beleidigtsein, wen kümmert’s schon.

 

 

Soll der Mensch nicht scheiden

 von Marlies Kühr

 

Was Gott zusammengefügt hat ...

 

Die zarte Libelle,

den starren Dornenstrauch,

Tages Helle,

und ätzenden Rauch,

die dunkle Nacht.

Die Fee, in die er verliebt,

ihr Schatten, der das Hell umgibt.

Das Schiff, dessen Fahrt sie bewacht,

den groben Klotz voll dämonischer Narrheit,

die liebliche Anmut in strahlender Klarheit.

Nur zusammen kann man sie sehn.

Sie steht für Kommendes,

er für Vergangenes

der gemeinsamen Zeit.

Trotz heftigem Streit

und wie sie auch leiden,

sie werden nicht auseinandergehn.

 

... das soll der Mensch nicht scheiden

 

 

 

Der Tod

 von Marlies Kühr

 

Er ist weder gut

noch schlecht.

Was er auch tut,

nie kommt er recht.

Meist ist's zu früh

und ungebeten.

Frage nicht wie:

Er findet jeden.

 

Manchmal sehr spät.

Doch wenn er geht,

sind geklärt die Dinge.

Was er auch bringe:

Ob Erlösung, ob Leid:

Er sagt nicht Bescheid.

Doch er geht nie allein:

Jemand muss bei ihm sein.

 

 

Es begann kaum spürbar

 von Matthias März

 

Als ich es das erste Mal bemerkte, war es kein Anlass zur Sorge. Im Gegenteil – es war eine große Freude für mich. Ich hatte gegen Herbert zum ersten Mal eine Schachpartie gewonnen. In all den Jahren, die wir uns kannten, war mir das noch nie gelungen. Allenfalls zwei Remis hatte ich zuvor geschafft. Doch an diesem Tag war Herbert unkonzentriert. Er machte schlimme Fehler und schien das noch nicht einmal zu bemerken.

 

Drei Monate später waren wir zu einem Turnier in Stuttgart eingeladen. Herbert hatte unsere Fahrt wie immer perfekt organisiert und die Fahrkarten viele Wochen zuvor besorgt. Er kannte die Fahrpläne aller großen deutschen Verkehrs-Verbünde auswendig, daher machte ich mir keine Sorgen, dass etwas schief gehen könnte. Doch als wir in der Schwabenmetropole ankamen, stellte sich heraus, dass die Stadtbahn nicht zum gewünschten Ziel führte, wir waren in die falsche Richtung gefahren. Herbert spielte das herunter. „Das kann schon mal passieren!“, sagte er mit einem Lächeln. Zum Glück trafen wir dann noch rechtzeitig am Veranstaltungsort ein. Als uns dort Manfred Fleischer begrüßte, war ich das zweite Mal an diesem Tage irritiert. Herbert stellte sich und mich vor – zur großen Verwunderung von Manfred. Wir kannten uns schon lange, doch Herbert hatte das offenbar vergessen.

 

Was war nur mit ihm los? Er war mit seinen 65 Jahren geistig bislang topfit. Sein Gedächtnis war phänomenal, in vielen Bereichen. Wenn wir gemeinsam Quizshows guckten, kannte er meistens alle Antworten, egal ob es Sport, Geschichte, Musik oder Literatur war. Herbert machte sich immer über die „dummen Kandidaten“ lustig, die so wenig wussten, aber soviel Geld dafür bekamen. Doch nun machten sich bei ihm erste Anzeichen einer Verwirrung bemerkbar.

 

Das Turnier gewann mein Freund überlegen und freute sich riesig. Er lud mich zum Essen in ein teures Feinschmeckerlokal ein. Die „Zirbelstube“ befand sich in dem Hotel, in dem wir nächtigten. „Wunderschön hier“, stellte ich fest und ergänzte: „Und nicht gerade preiswert.“
„Mach dir darüber keine Sorge und schau nicht auf die Preise“, antwortete Herbert. „Ich denke, ich nehme als Vorspeise die Froschschenkel. Das wollte ich immer schon einmal probieren. Der Lammrücken ist bestimmt auch köstlich. Was nimmst du, Alexander?“ „Ja das Lamm werde ich auch nehmen, aber keine Froschschenkel. Ich wundere mich, dass du so etwas essen willst. Du hast dich doch immer so für den Tierschutz engagiert.“ Ein verwirrter Blick von meinem Freund. Dann entgegnete er: „Na, ja, auf meine alten Tage kann ich ja wohl noch einmal meine Meinung ändern.“

 

Sechs Monate vergingen. Ich hatte es mir gerade vor dem Fernseher mit einem wunderbaren Rotwein gemütlich gemacht, als das Telefon klingelte. „Guten Abend, Herr Bartels. Hier Polizeiobermeister Vogel. Kennen Sie einen Herbert Reimers?“ „Selbstverständlich. Ist ihm etwas passiert?“ „Nicht direkt. Aber wir haben Ihren Freund am Messeschnellweg aufgegriffen. Er lief dort mehrfach auf die Schnellstraße. Zum Glück fuhren wir zufällig vorbei. Herr Reimers hatte keine Papiere dabei und trug nur einen Schlafanzug und Pantoffeln. Können Sie ihn hier bei uns in Döhren abholen?“ Natürlich war das kein Thema. Ich machte mich sofort auf dem Weg zum Polizeirevier.

 

Diesen Blick von meinem Freund werde ich nie vergessen. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er wirkte teilnahmslos und wusste offensichtlich nicht, wo er war. „Die wollten mich entführen, Alexander. Gut, dass du endlich da bist“, flüsterte er mir zu. Immerhin erkannte er mich. Ich brachte ihn nach Hause. Während der ganzen Fahrt redete er wirres Zeug und beschwerte sich, dass seine Schwester Gertrud sich schon lange nicht mehr bei ihm gemeldet hatte. Herbert hatte vergessen, dass sie vor drei Jahren verstorben war.

 

Es wurde immer schlimmer mit ihm. Als ich einige Zeit danach Socken in seinem Kühlschrank und mehrere Brote in seinem Geschirrspüler entdeckte, stellte ich ihn zur Rede. „Das war die Gertrud!“, behauptete er. „Die hat mich vorgestern besucht und hier alles durcheinandergebracht. Aber was soll es. Lass uns eine Partie Schach spielen. Ich habe die Figuren schon aufgebaut.“ Das hatte er tatsächlich, aber die Könige und die Damen standen falsch. So etwas war ihm noch nie passiert. Jetzt reichte es mir. „Herbert, wir müssen reden. Warst du schon einmal beim Arzt wegen deiner Krankheit?“ „Wieso? Mir geht es prima. Ich bin fit wie ein Turnschuh.“ „Das bist du nicht, Herbert. Das fällt mir schon seit einiger Zeit auf.“

 

Mit großem Widerstand fügte er sich schließlich und ließ sich zwei Tage später untersuchen. Doktor Bauer stellte bei ihm Alzheimer im fortgeschrittenen Stadium fest. Mein Freund konnte nicht einmal simple Fragen richtig beantworten. Er war felsenfest davon überzeugt, dass Kohl noch Bundeskanzler war, und wusste auch nicht, welchen Wochentag wir hatten.

 

Da Herbert keine Verwandten mehr hatte, kümmerte ich mich um alles Weitere. Ich fand ein gutes Pflegeheim in der Nähe seines bisherigen Wohnortes für ihn. Man blickte von seinem Zimmer auf den Stadtwald, den er so liebte. „Wunderschön hier in diesem Krankenhaus, Alexander“, stellte Herbert fest, als ich ihn das erste Mal dort besuchte. „Ich werde übrigens nächsten Montag entlassen. Die kleine Magenverstimmung habe ich doch recht schnell überwunden. Gertrud war vorhin auch da. Schau dir die schönen Blumen an, die sie mir mitgebracht hat.“ Er zeigte auf seinen Nachttisch. Dort standen gar keine Blumen. „Mach doch bitte den Fernseher an. Die DDR hat die Grenzen aufgemacht, das will ich unbedingt sehen. Dann besucht mich bestimmt auch bald Erwin, mein Cousin. Der lebt doch in Dresden. Ich freue mich schon, ihn wieder zu sehen.“ Ich musste eine Träne unterdrücken. Herbert lebte für sein Gefühl im Jahr 1989.

 

Ich habe Herbert vorgestern das letzte Mal gesehen. Er ist friedlich eingeschlafen. Sein nicht unbeträchtliches Vermögen geht an eine Stiftung, die sich um Menschen kümmert, denen es so ergeht wie ihm. Zu hoffen bleibt, dass in ferner Zukunft die Forschung solche Schicksale wie das von Herbert verhindert.

 

 

Der Maulwurf und die Ameisen

 von Melpomene

 

Ein Maulwurf grub sich durch die Erde und stieß auf einen Ameisenstaat. Da er sich gerade an einem fetten Regenwurm gelabt hatte und pappsatt war, verzichtete er auf einen Nachtisch und gönnte sich lieber ein wenig Unterhaltung nach dem Essen. So lauschte er dem hektischen Treiben eine Weile, denn Maulwürfe sehen zwar nicht allzu gut, hören und riechen aber hervorragend.
Nachdem er sich an das schnelle Geplapper der Insekten gewöhnt hatte, erfuhr er, dass eine Gruppe von Arbeiterinnen ein Komplott gegen die Königin plante. Sie wollten die Königin stürzen und einen eigenen Staat gründen, in dem alle gleichberechtigt waren und niemand mehr so viel arbeiten musste. Dazu verteilten sie Duftmarken und „infizierten“ immer mehr Arbeiterinnen bis hin zum engsten Gefolge der Herrscherin.
Den Maulwurf empörte das, denn er war ein ehrliches Tier, das niemals seine Gegenwart verbarg und immer offen seine Haufen setzte. Heimlichkeit und Verschwörungen waren ihm aus tiefster Seele zuwider.


Also grub er sich tiefer in den Ameisenhaufen, riss dabei Gänge ein und erwehrte sich der Armee der Kammerdienerinnen, die ihm ins Gesicht sprangen. Endlich gelangte er zur Kammer der Königin, die gerade mit Eierlegen beschäftigt war.


„Majestät“, sprach der Maulwurf, „in Eurem Staate bahnt sich eine Revolution an. Riecht genau hin, und Ihr werdet feststellen, dass ein Aufstand gegen Euch zugange ist.“ „Oh, du dummes Tier!“, antwortete die Königin. „Das Einzige, was ich rieche, ist, dass du Hunderte meiner Kinder unter deinen plumpen Pfoten zertrampelt hast, während du dich zu mir durchwühltest. Die zahlenmäßig geringen Abweichler in meinem Volk wären schon von den Konformisten getötet worden. Verschwinde und lass dich nie wieder blicken!“


Mit fürchterlichem Jucken wegen der Ameisensäure, mit der ihn Tausende royalistisch Gesinnte bespritzt hatten, zog sich der Maulwurf beschämt zurück, ließ es sich aber nicht nehmen, ein paar besonders Aufdringliche zu fressen.


So lernet, liebe Leser – wer Missstände enthüllt, wird meist mit Gift bespritzt, auch wenn er in wohlmeinender Absicht handelt.

 

Krisenmacher

 

von Dirk Harms

 

In Zeiten wie diesen,
also nicht in guten, sondern in miesen
sprechen alle von Krisen
aber bewiesen
ist nichts
angesichts
irgendwelcher Umfragen
nur weil Leute herumklagen
oder "Politiker sind dumm" sagen
das tun sie immer
viel schlimmer
sind die Bilanzentrimmer
im Geschäftszimmer
in so mancher Führungsetage
Sie bringen die Leute in Rage
mit Entscheidungen die zum Himmel stinken
streichen Stellen, wenn die Gewinne sinken
von sechs- auf fünfstellig
und werden dann noch ausfällig
wenn´s vor Gericht geht
und wissen nicht, wie Verzicht geht
wie man seinen Mann Schicht für Schicht steht
sehen nur ihre Rendite winken
würden nur Sekt, nie Selters trinken
diese Nadelstreifenanzugträger
halten sich für Weltbeweger
sind selbstverliebt und unaussprechlich
geldgeil, arrogant, bestechlich
und lang schon haben sie bewiesen
Sie sind der Ursprung wahrer Krisen.

Es wird kein Held satt
wenn er kein Geld hat
ob in einer Weltstadt
oder einem Dorf
ob er im Büro jobbt oder im Torf
aber pleite gehen
und abends unter Leute gehen
kann auch nicht, wer arm ist
wessen Bude nur im Sommer richtig warm ist
Und das in Zeiten wie diesen,
also nicht in guten, sondern in miesen ...

 

 

Beim Götz: Erstaunlich, erbaulich, ergötzlich

 

von Cecilia Troncho

 

Lieber Leser!

Zuerst, zur Einstimmung in die Besinnlichkeit, ein Gedicht:

 

Millionen,

Emotionen.

 

Milliarden,

der Reim muss warten.

 

Speckschwarten,

Hasenscharten,

Kaktusgarten.

 

Gaumenspalten,

Kummerfalten,

Fonds verwalten.

 

Beim Götz (von Berlichingen ...)!

 

Betrachtet doch nur einmal die Bauvorhaben, die vorhaben, uns in Staunen zu versetzen. Götz, der Schwabe, hätte gesagt: Schaffa, schaffa, Häusle baua. (Häusle!)

 

Die Großmeister des monumentalen Baus haben es bisher allesamt nicht geschafft, uns vom Staunen abzuhalten. Im Gegenteil: Sie haben uns in ungläubiges Staunen versetzt; uns, die wir hartgesotten sind, vom Leben gegerbt; uns, die wir die 68er Jahre erlebt und die darauf folgenden Jahre mitgestaltet haben; uns, die wir ‚das Volk’ waren und mit Mut unsere Lebensumstände verändert haben. Wir staunen mit offenen Mündern über Größenwahn und damit verbundene noch größere Unfähigkeit.

 

Die deutschlandweit bekannten, über das gesamte Bundesgebiet verstreuten, in die Tiefe, Länge und Breite ausufernden Großprojekte ergötzen uns – äh: erinnern uns an Götz.

 

In unserer Welt der Jahrhundertereignisse keimt ein gleichsam gehetzter komparativer olympischer Gedanke hoch: Größer als diese Projekte sind die Löcher, in denen das Geld aus dem Steuersäckel verschwindet. Noch länger sind die Säcke der Projekteure.

 

Und nun der Superlativ: Wir – das staunende und alles andere als ergötzte Publikum, zusammengesetzt aus den Zahlern der Wunderwerke - sind die Allergrößten, die aller geduldigsten Lämmer, denn wir haben niemals solche Berge von Geldscheinen in der Hand gehabt. Vor den hier täglich inflationär in die Welt posaunten Summen stecken wir den Kopf in den Sand, wir können sie uns nicht in Heller und Pfennig vorstellen. Sind ja auch Euros.

 

Das Schönste - äh: Das Schlimmste - ist:

Die Protz-Projekte können nicht mehr gebremst werden. Beginnend mit einem Schattendasein in den Köpfen größenwahnsinniger Planer und eigenverliebter Politiker werden sie uns jetzt vor die Füße gekotzt.

 

Ein Satz, der an Dreistigkeit nicht zu überbieten ist, soll uns die Gehörgänge verätzen, damit er uns nicht in die Hirnwindungen gelangt: „Wollt ihr zwei Milliarden aus dem Fenster werfen?“

Nein, natürlich nicht.

 

Wo ist Götz?

 

Die großen und die kleinen Fische

 

von Eva Haring-Kappel

 

Ein kleiner Fisch schwamm vor sich hin

Nichts Böses trübte seinen Sinn

Und auch wenn große Fische kamen

Er hielt sich stets an seinen Rahmen

Nur manchmal dachte er ganz heimlich

Es ist mir wirklich etwas peinlich

Die großen Fische hinter Glase

Erzeugen stets mit ihrer Blase

So riesengroße Luftgebilde

Als führten sie etwas im Schilde.

 

Ein kleiner Fisch schwamm vor sich hin

Und dachte sich „Wie dumm ich bin“

Die Großen wissen’s immer besser

Sie sind ja leider Allesfresser

Unsereins nährt sich von Pflanzen

Die Großen füllen mit Fleisch den Ranzen

 

So ging das eine Weile noch

Der kleine Fisch jedesmal kroch

Stets rasch unter einen Stein

War er mit einem Großen ganz allein

Von dort sah er dann Blasen steigen

Sah Seegras sich zu Seite neigen

Sand trübte ihm oft seine Sicht

Klug wurde er aus der Sache nicht

Eines Tages geschah es schließlich

Ein großer Fisch kam, recht verdrießlich

Sah sich nach allen Seiten um

Machte seinen Rücken krumm

Begann sich dann schrecklich aufzublähen

Dann konnte der kleine Fisch ihn nicht mehr sehen

Neugierig verließ er sein Versteck

Kriegte gleich darauf einen Riesenschreck

Er fühlte plötzlich einen starken Sog

Es zerrte an ihm, riss und er flog

Mit einem Mal durchs ganze Becken

Und landete zum seinem Schrecken

Im Magen jenes großen Fisches

Und er dachte sogleich, „Ja so is es

 

Ich kleiner Fisch schwimm vor mich hin

Und hab nichts Böses im Sinn, doch

die Großen wissen’s immer besser

Sie sind ja leider Allesfresser

Unsereins nährt sich von Pflanzen

Die Großen füllen mit Fleisch den Ranzen!“

 

Neues aus der EU

 von Dirk Harms

 

Die EU-Kommission plant schärfere Vorschriften im Umgang mit Zigaretten. Also da hört sich doch wohl alles auf: warum das? Wieso erdreisten die sich, den Zigaretten eine Vereinigung mit Zusatzstoffen ihrer Wahl unmöglich zu machen und so basisdemokratische Grundrechte der Glimmstengel wie das der Wahlfreiheit (von Inhalts- und Zusatzstoffen) mit Füßen zu treten? Zusatzstoffe für Zigaretten sollen verboten werden, zum Beispiel Menthol. Und ich hatte so auf eine Schokozigarette oder eine Kippe mit Bacon oder Frittengeschmack gehofft ...

 

Man wolle den Einstieg in das Rauchen vor allem jungen Leuten mit der Abschaffung schmaler Slimzigaretten oder mentholisierter Glimmstengel möglichst unattraktiv machen, hieß es in der heutigen Meldung aus Brüssel. Geschmacksfreiheit gehört also nicht zu basisdemokratischen Grundrechten in der EU. Schade. Von wegen: Geschmäcker sind verschieden ...

 

SELBSTGEDREHTE DINGER

 

Na ja, somit muss ich eben meinen Tabak wieder mit Mentholtropfen tränken, auf der Heizung trocknen und dann meine Kippen selbst drehen. Auf meinem Zigarettenetui aus Aluminium sind nur leider nicht so endgeile Antiraucher-Horrorfotos. Aber auch da fällt mir noch was ein ... Bis dahin paffe ich erst mal frei von der Lunge weg meine selbst verfeinerten Dampfstäbchen. Übrigens - die Nussnugatcremezigarette brennt nicht so gut, die kann ich also nicht zum Nachmachen empfehlen ... Aus finanziellen Gründen steige ich wohl besser gleich auf Kräutertee und Klopapier um. Meine Lunge wird´s mir danken: Kräutertee soll gesund sein, heißt es ja. Und weniger Arbeit macht es auch.

Adieu Maja und Willi?

 

von Eva Haring-Kappel

 

Wer kennt sie nicht, die freche, kleine Biene Maja und ihren, ach so trägen Freund, den faulen Willi? Aber will man anerkannten Wissenschaftlern und Naturschützern glauben, ist es bald vorbei mit den beiden.

 

Was in China bereits Realität geworden ist, nämlich Bauern, die mit Gefäßen voller Blütenpollen und Pinseln ihre Felder abschreiten, um selbst die Pflanzen zu bestäuben, weil es keine Bienen mehr gibt, die diese Arbeit übernehmen könnten, ist offensichtlich nun auch für Europa das Szenario der nahen Zukunft geworden. Schuld daran ist unter anderem, hochgiftiges, gebeiztes Saatgut, das dem Maiswurzelbohrer, einem Schädling, der die Maispflanzen befällt, den Gar ausmachen soll. Davor haben die Varroamilbe und zig unterschiedliche Pestizide, die mittlerweile in der Landwirtschaft laufend und teilweise, leider auch immer noch sehr planlos und überdosiert, zum Einsatz kommen, die Bienenbestände schon sehr geschwächt.

 

Auch ein periodisch auftretendes Massensterben in den Wintermonaten, das ohne vorherige Krankheitssymptome, immer den ganzen Bie-nenstock betrifft, reduzierte die Bestände zunehmend.

 

Die Geschichte von der Biene und der Blume ist so alt wie die Welt. Die beiden leben in Symbiose miteinander, das heißt, einer ist vom anderen abhängig und zieht Nutzen aus der Existenz des anderen. Die Biene braucht den süßen Nektar der Blume als Nahrung für sich und ihre Nachkommen, die Blume wird von der Biene bestäubt und kann sich auf diese Art weiter vermehren.

 

Auch Schmetterlinge, Wespen und Hummeln arbeiten als sogenannte Bestäuber, doch die größte Rolle im Ökosystem spielt die westliche Honigbiene, sie bestäubt nämlich ca. 80 Prozent, aller heimischen Blüten und Pflanzen.

 

Da aufgrund der stetig anwachsenden Weltbevölkerung auch der Anbau von bestäubungsabhängigen Kultur-pflanzen laufend zunimmt, der Bestand der Honigbienen aber immer weiter zurück geht, werden in naher Zukunft die Grenzen der Bestäubung erreicht sein.

 

Findige Wissenschaftler arbeiten daher auf Hochtouren an genetischen Pflanzenzüchtungen, die ganz ohne die Bienen-Blümchengeschichte auskommen können, denn sonst wäre ein etwa 75 Prozent Produktivitätsrückgang bei den nahrhaftesten und beliebtesten Kulturpflanzen zu erwarten. Das wäre nicht so fein für unseren Speisezettel.

 

Unabwendbar werden die Folgen jedoch bei den Wild-pflanzen sein, dort ist jedenfalls ein drastischer Rückgang der Artenvielfalt unab-dingbar, denn nach Schätzungen sind ca. 90 Prozent aller Wildpflanzen für ihre Fortpflanzung auf Tierbestäubung angewiesen.

 

Biodiversität ist dann ein Begriff aus der Vergangenheit, weil Tiere und Pflanzen von-einander abhängig sind. Stirbt die Pflanze aus, stirbt bald auch das Tier, dessen Nahrungsquelle sie war.

 

Ein herrlicher Frühlingstag mit fröhlichen Kindern, die in einer bunten Blumenwiese stehen, um sich Sträuße zu pflücken, wäre Geschichte, denn die natürlichen Lebensräume und ihre darin vorkommenden Ökosysteme sind direkt und/oder indirekt von Insektenbestäubung abhängig.

 

In Deutschland gibt es derzeit etwa 90.000 Imker, in Österreich gibt es ca. 25.000, doch nur eine geringe Anzahl kann von ihrer Arbeit leben. Auch diesen Berufsstand wird es bald nicht mehr geben.

 

Was könnte man tun? Der entscheidende Punkt ist die Landwirtschaft. Würde ein sinnvoller Landbau mit geregelter Fruchtwechselfolge betrieben, hätten Schädlinge wie der Mais-wurzelbohrer keine Chance. Das giftig imprägnierte Saatgut wäre nicht mehr nötig. Wir als Konsumenten sollten noch mehr als bisher auf Herkunft und Anbau Art achten. Erfahrungsgemäß wird im biologischen Landbau ohnehin auf Fruchtwechsel geachtet. Auch hier gilt weniger ist mehr. Lieber wenige hochwertige Produkte zu einem vielleicht angemessenem höheren Preis konsumieren, als viele billige!

 

Seit einigen Jahren zeichnet sich auch der Trend zum „Urban beekeeping“ ab. Das bedeutet, man züchtet Bienen mitten in der Großstadt auf dem Balkon. Die Vorteile liegen auf der Hand. Die Parkanlagen der Städte werden nicht mit Pestiziden behandelt und bieten den Bienen genug Möglichkeiten an unverfälschten, ge-sunden Nektar zu kommen. Zusätzlich schätzen die Bienen die Wärme und nutzen die höheren Temperaturen, die automatisch zwischen den Häuserfluchten entstehen, um früher im Jahr unterwegs zu sein.

 

So lebt wenigstens die Hoffnung, dass Maja und Willi nur in die Großstadt umziehen werden und nicht für immer von diesem Planeten verschwinden.

 

 

Überwache mich!

 

von Soka

 

Es ist 6:30 Uhr. Ich öffne meine Augen und sehe nach oben. Mein digitaler Wecker projiziert die Uhrzeit an die Zimmerdecke. Ich schalte ihn aus und setze mich auf. Blind greife ich nach meinem Handy um das Morgenprogramm zu starten. Mein Mobiltelefon ist mit meiner Wohnung vernetzt. Es ist alles so eingestellt, dass ich nichts mehr tun muss. Das kleine Gerät öffnet meine Jalousien, kocht Kaffee und schaltet den Bildschirm mit den aktuellen Nachrichten in Bad und Küche ein. Während ich ins Bad schlurfe, lädt das Morgenprogramm fröhlich weiter. Meine heutigen Termine werden mir im Badezimmerspiegel angezeigt. Per Sensor wird das Wasser aktiviert und auf die optimale Temperatur eingestellt. Ich greife mir meine elektrische Zahnbürste. Während ich mir die Zähne nach Vorschrift putze, die mir auf einem kleinen Display angezeigt wird, informiert mich die Anzeige außerdem, dass es neue Fortschritte in der Zahnpasta-Forschung gab. Die Werbung verspricht mir einen verbesserten Zahnerhalt durch ihr innovatives Konzept. Nie mehr Parodontose, Karies oder schlechter Atem und das Bleaching gibt es frei Haus. „Bestellen sie jetzt gleich!“ Ich gehe auf „ok“ und spüle mir den Mund aus.

 

Bevor ich mir einen Kaffee aus der Küche hole, checke ich den Wetterbericht. Aus dem Fenster zu sehen, erscheint mir zu anstrengend. Der Wetterkanal erzählt mir etwas über die durchschnittliche Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Windgeschwindigkeit. Die Regenwahrscheinlichkeit ist heute gering. Anstatt meine Frisur zu kontrollieren, lese ich lieber meine Emails im Schrankspiegel.

 

Mittlerweile ist mein Kaffee fertig und ich informiere die Twitter-Welt, dass mein Tag starten kann.

 

Auf Facebook gratuliere ich einigen Freunden zum Geburtstag, da mir die Seite den Termin rechtzeitig mitgeteilt hat. Kurz darauf erhalte ich schon die Bestätigung, dass mein Post gefallen hat. Ich packe meine Tasche und verlasse meine Wohnung. Abschließen brauche ich schon lange nicht mehr. Meine biometrischen Daten wurden in das System der Hausverwaltung übertragen, so habe nur ich Zugang zu meiner Wohnung. Selbstständig schaltet mein Handy die Kaffeemaschine wieder aus und öffnet die Fenster für eine zeitlich begrenzte Lüftung.

 

Mein Auto ist derzeit beim vierteljährlichen Check für Updates und der Überprüfung meiner Fahrgewohnheiten, die zeitgleich meiner Versicherung übermittelt werden. Während ich auf die Straßenbahn warte, lese ich die neuesten Postings auf Facebook und blättere nebenbei noch spezifisch auf mich abgestimmte Werbungen nach Interessantem durch.

 

Um eine Fahrkarte muss ich mich nicht kümmern. Mittels des RFID-Chips, der in eine Karte integriert wurde, wird der fällige Betrag direkt von meinem Konto abgebucht. Die Kameras registrieren mich und übermitteln meinem Arbeitgeber, dass ich mich um wenige Minuten verspäten werde, da es auf der Strecke einen Unfall gegeben hat. Die anderen Menschen in der Straßenbahn muss ich nicht beachten, denn schon meldet mir mein Handy, dass ein Arbeitskollege sich in der Nähe befindet. Sein Mobiltelefon hat sich soeben mit meinem synchronisiert. Ich schicke ihm ein Smiley. Wir unterhalten uns eine Weile per Chat. Erst beim Aussteigen bemerke ich, dass er die ganze Zeit neben mir stand. Ich denke nicht darüber nach.

 

Das Firmensystem hat mich über meinen Mitarbeiterausweis erkannt. Während ich noch im Aufzug stehe, wird mein Computer selbstständig hochgefahren und meine Termine für den Tag sind auch schon geladen. Während ich arbeite, checkt mein Handy den Inhalt meines Kühlschranks. Es informiert mich, was mir fehlt und stellt eine Einkaufsliste zusammen. Ich muss lediglich bestätigen. Die Lebensmittel werden mir nach Hause geliefert. Einräumen muss ich sie noch selbst, aber das ist in Ordnung für mich.

 

In meiner Mittagspause treffe ich meine Arbeitskollegen in der Kantine. Jeder erhält, dass eigens auf seine persönlichen Bedürfnisse angefertigte, Essen. Wir reden über Fernsehsendungen, Lieblingsserien und neue Lifestyle-Produkte. Nach der Arbeit wollen wir noch in eine neue Bar. Dank der sehr erfolgreichen Social Media Kampagne sind wir alle neugierig.

 

Der Tag vergeht schnell und die Happy Hour war ein Erfolg. Wir haben uns alle prächtig amüsiert. Die neuesten Bilder habe ich sogleich auf Facebook hochgeladen. Das Taxi bezahle ich mit meinem Handy. Ich muss es nur auf ein spezielles Panel legen und es bucht den Betrag ab.

 

Bevor ich meine Wohnung betreten kann, werden noch die eingespeicherten Daten von mir abgefragt. Iris und der Venenscan, abschließend gebe ich noch einen willkürlichen Satz in die Tastatur neben meiner Tür ein. Das System erkennt mein persönliches Tippverhalten und öffnet die Tür. Das Licht brennt bereits und ich lasse mich erschöpft auf mein Sofa fallen. Der Fernseher geht an und schon leuchten meine Lieblingssendungen auf. Ich bestätige durch einen einfachen Wink meiner Hand und die Sensoren registrieren meinen Wunsch. Entspannt schlafe ich irgendwann ein, denn ich muss mir keine Gedanken mehr machen. Mein Leben ist einfach und leicht geworden. Es passierte nicht plötzlich, sondern langsam und am Ende wollten wir alle nichts anderes mehr.

 

Ich bin nicht dumm. Ich bin nicht leichtgläubig. Ich bin Konsument! Ich bin du!

 

Dieses kleine Szenario ist keine utopische Wiedergabe aus dem Leben eines orwellschen Universum-Bewohners. Sie ist real. Sie passiert heute. Noch wird nicht alles genauso wie geschildert durchgeführt, aber die technischen Spielereien sind alle gegeben.

Zwei Welten

 von Gittarina

 

Die Kinder jauchzen,

heiter sind die Alten.

Im Zirkuszelt

jagt eine andere Welt

durch die Manege.

 

Am Spiel der Gaukler,

bunt und leicht,

entdecken sie

den Glanz der Illusionen

 

Glücklich,

dass sie lachen können,

sie sich am Spiel erfreuen.

 

Dann flieht die

Pantomimenschar,

im Farbenlichterkegel,

schemenhaft vorbei.

 

Leer ist die Arena.

Verloschen sind die Lichter,

tot die Mikrophone.

Es stockt so manchem

schon der Atem.

 

Dann verlöscht das Licht. Black Out

 

 

Wäsche

 von Marlies Kühr

 

Die bunte Wiese schwärmt,

ist nach dem Himmel verrückt.

Den hätte sie gerne zum Mann.

Die Wäsche ist von der Sonne entzückt.

Sie strahlen sich beide an.

Eifersucht bringt den Wind zum Tosen,

so dass er bläst, faucht und lärmt.

Frech greift er in die bunten Blusen.

Die kriegen davon feste Busen.

 

Die Hemden umarmen die Hosen

und beginnen sofort zu schmusen.

Die schleudern ihre langen Beine,

drehn eine Rolle um die Leine

und fangen wie wild zu tanzen an.

Da kommen sie mächtig ins Schwitzen,

sind vorm Austrocknen kaum zu schützen.

Da freut sich riesig und lacht die Frau:

Wie ist der Himmel heut wäscheblau!

 

 

Die Friseurin

 von Anja Ollmert

 

Nina hielt die Schere immer in der linken Hand. Schon bei der Einstellung hatte ihr Meister mühevoll versucht, ihr das abzugewöhnen. Doch das war zwecklos. „Das sieht aus, als wolltest du deine Kunden abstechen“, hatte er immer bemängelt.

 

Auch die Kundin, die heute vor ihr saß, blickte skeptisch auf das gemeinsame Spiegelbild. Offensichtlich bangte sie um ihre Ohren, oder vielleicht auch nur um den Erfolg ihrer neuen Frisur. Petra begann, die Haare mit Klammern aufzutürmen und animierte die Frau, ein wenig von sich zu erzählen. Das lenkte in der Regel ab. „Und, gibt es einen besonderen Anlass für ein neues Outfit?“, erkundigte sich Nina. „Ja, ich bin heute eingeladen. Zum ersten Mal seit Monaten. Zum ersten Mal, seit ich wieder Single bin. Da muss ich optisch einfach überzeugen.“ Nina nickte zustimmend und blickte der Frau direkt ins gespiegelte Antlitz. Der Vorteil eines Friseurs war der Blick in den Spiegel. Da ließ sich manche Regung besser erkennen, als würde man einander direkt in die Augen blicken. Der Blick in den Spiegel ließ auf geheimnisvolle Weise Hüllen fallen. Es war Zeit, ein paar Fragen zu stellen, ohne dabei neugierig zu klingen.

 

„Es klingt, als würden Sie sich mit einem Mann treffen. Ist es ein Blind Date oder kennen Sie einander bereits?“ Als wäre die Antwort für Nina nicht von echtem Interesse, begann sie, die ersten Haare im Nacken der Kundin zu stutzen. Dabei klackert die Schere herausfordernd. „Wir haben uns im Netz kennengelernt“, sagte die Frau zögerlich, als warte sie ab, was Nina davon hielt. „Das ist doch heutzutage keine Seltenheit mehr.“ Nina gab ihrer Stimme einen beruhigenden Klang. „Trotzdem sollten Sie vorsichtig sein und sich nur in der Öffentlichkeit treffen.“ „Sehen Sie, das haben meine Freundinnen auch schon gesagt. Aber wo soll man denn einen Mann kennenlernen, wenn man Ende 40 ist? In Ihrem Alter ist das noch kein großes Problem…!“ Was sie damit meinte, überließ sie Ninas Interpretation. Die schnibbelte gerade ausgesprochen kreativ an der hinteren Haarpartie herum. Hier konnten ruhig noch ein paar Stufen mehr sein. Da war noch etwas asymmetrisch, konstatierte Nina.

 

Vorsichtig blickte Nina auf. Dass die Frau über wenig Selbstbewusstsein verfügte, war ihr schon zu Beginn aufgefallen. Der Haarschnitt musste besonders überzeugend wirken, das würde ihr über die ersten unsicheren Sekunden hinweghelfen.

 

„Werden Sie abgeholt oder haben Sie einen Treffpunkt ausgemacht?“ „Wir treffen uns im Ratskeller, da ist immer eine Menge los, aber es ist nicht so laut und überfüllt wie anderswo. Man will sich ja schließlich unterhalten.“ „Dann haben Sie dem Herrn ein Foto von sich geschickt oder vielleicht ein Erkennungszeichen ausgemacht? Langsam kam Nina der Sache näher. Es war nicht so schwer, die Frau auszuquetschen. „Wir treffen uns um 19.00 Uhr und damit wir einander nicht verfehlen, haben wir uns auf eine gelbe Rose geeinigt.“ Die Frau wies mit der Rechten auf ein Stück Blumenpapier neben der Handtasche. „Meine Verabredung kennt mich also nicht. Ich hoffe, er wird nicht enttäuscht sein. Er weiß nur, dass ich blond bin.“ „Da müssen wir aber noch ein wenig nachhelfen“, lächelte Nina verschwörerisch und hielt eine leicht angegraute Haarsträhne in die Luft, die sie gerade mit der Schere abgeschnitten hatte. „Denken Sie, dass Sie das möglichst natürlich hinbekommen?“, fragte die Frau ängstlich. „Man soll ja nicht gleich sehen, dass es gefärbt ist.“ „Das können Sie ruhig mir überlassen. Noch ein paar Schnitte und dann beginne ich mit dem Färben. In einer Stunde sehen Sie aus wie neugeboren …“

 

Die Zeit verging wie im Flug. Die Friseurin musste sich beeilen. Da die Frau direkt nach der Behandlung nach Hause wollte, kam es vor allem auf gutes Timing an. Nina hatte der Kundin noch einige Infos entlockt. Sie wusste, dass das Blind Date der Kundin nicht unvermögend war, und dass diese beim Chatten auch ein wenig mit dem Alter geschummelt hatte. Der Mann musste etwa gleichaltrig sein wie die Kundin, deren blondierte Haare sie gerade hoch auftoupierte. Und er hieß Stefan, war etwa 1,80 m groß und dunkelhaarig. Ein Sahneschnittchen vielleicht, sie würde ja sehen, ob es sich lohnen würde.

 

Jetzt, ganz zum Schluss, griff Nina nach ihrer persönlichen Haarsprayflasche. Es handelte sich um ein ganz spezielles Produkt. Sie füllte es immer wieder selbst ab und kein anderer durfte die Flasche benutzen. Gut für die Haarsubstanz, jedoch mit einigen Nebenwirkungen, auf die Nina aber nicht hinweisen würde. Etwa zwei Stunden nach der Anwendung würde die Frau sich schlecht fühlen. Ihr würde schwindelig werden und vermutlich würde sie sich für ein paar Augenblicke ins Bett legen wollen. Die anschließende Ohnmacht berechnete Nina mit etwa drei Stunden, π -mal-Daumen. Es würde ausreichen, um hier Feierabend zu machen, das eigene Outfit aufzupolieren und in den Ratskeller zu gehen. Dabei durfte sie den Gang zum Floristen nicht vergessen – ohne gelbe Rose würde das nichts werden. Und die Frau würde sich am nächsten Tag nicht erinnern, was mit ihr passiert war.

 

Jetzt war Nina mit der Kundin fertig. „Das sieht wirklich sehr hübsch aus. Wenn es heute ein erfolgreicher Abend wird, dann geht das sicher auch auf ihr Konto.“ Die künstliche Blondine gab Nina ein äußerst großzügiges Trinkgeld. Ein hübscher Nebeneffekt, fand Nina und nickte der Kundin aufmunternd zu.

 

Die Kundin schnappte nach ihrer Handtasche und der Rose und verließ den Salon. Dabei schwenkte sie das Papier mit der Blume unternehmungslustig hin und her und verlor dabei das gute Stück direkt auf der Türschwelle, ohne es zu merken. Nina bückte sich schnell und nahm die Blume an sich. Ein Weg gespart.

 

Zwei Stunden später saß Nina im Ratskeller. Neben sich auf dem Tischtuch hatte sie die gelbe Rose liegen und sah sich aufmerksam im Lokal um. Da kam er, ein George Clooney für Arme. Leicht angegraute Schläfen, Reste eines Sixpacks, das den Namen gerade noch so verdiente, teurer, gut geschnittener Anzug und – oh Gott, ein Herrentäschchen baumelte an seinem Handgelenk. Für Sekunden entglitten Nina die Gesichtszüge, aber das hatte er wohl nicht bemerkt. Sein Blick klebte an Ninas langen, lasziv überkreuzten Beinen. Er trat an den Tisch heran, verbeugte sich kurz und nannte seinen Namen: „Stefan Laskowski, und du bist sicher Petra?“ Ein kurzes Zögern von Ninas Seite, dann nickte sie. „Setz dich doch“, wies sie einladend auf den Stuhl gegenüber. Jetzt konnte das Schauspiel beginnen.

 

Man fand Stefan Laskowski am nächsten Morgen in einer wenig genutzten U-Bahn-Station. Er lag am Boden, neben sich eine geleerte Herrenhandtasche. In seinem Hals steckte eine handelsübliche Friseurschere, leider ohne jegliche Spuren von Fingerabdrücken.

 

Die weiteren Ermittlungen der Sonderkommission an Stefans Computer ergaben, dass er mit einer Frau namens Petra Schiller verabredet gewesen war. Für die Kriminalpolizei war es leicht, die Frau zu finden. Und noch leichter war es, sie dingfest zu machen. Sie hatte kein Alibi für die vergangene Nacht. Sie habe geschlafen, berichtete sie den Beamten und sei am Morgen ungewöhnlich müde aufgewacht – in ihrem besten Kleid und mit einer durchgestylten Frisur, die ihre Aussage mehr als unglaubwürdig erscheinen ließ.

 

Es folgte ein Indizienprozess, an dessen Ende jedoch offenblieb, was Petra mit dem Geld und den Kreditkarten von Laskowski getan haben mochte. Die Konten jedenfalls hatte sie bereits in der Tatnacht geräumt. Irgendwann gab sie es auf, ihre Unschuld zu beteuern. Den nächsten Haarschnitt verabreichte ihr der Gefängnisfriseur.

 

 

Das grause Moorloch

 von Helga Siebecke

 

Finster starrt das Loch mit Moor
Schaurig gruslig für den Tor
Schritt für Schritt wagt er sich näher
Grauslich schnarrt der Eichelhäher

Zitternd steht er vor dem Loche
Dem Tod entronnen vor 'ner Woche
Vom Friedhof zeigt der Sensenmann
Die knöchern Hand dem armen Mann

Der weißen Frau, der ist’s egal
Beendet rasch die große Qual
Sie zieht den Wannenstöpsel raus
Das Moorbad für die Braut ist aus.

 

Dichterliebe

 von Marlies Kühr

 

Er versprüht die Sterne,

schenkt den Himmel her.

Ist sein Blick getrübt

im Dunst der Laterne,

wird zur Furie er.

 

Der Dichter, der liebt,

Da er Wahrheit beschwor -

Geht mit Tränen im Blick -

Gegen Lüge er vor.

Gar nicht zimperlich,

 

Gibt eins ins Genick,

Teilt aus um sich her.

Keiner berührt dich

tief innen so sehr.

Keiner liebt so wie er!

 

 

Von Märchen und Märchensammlern

 von René Deter

 

Es war kurz vor Weihnachten im Jahre 1812. Da erschien eine unbedeutende Sammlung von "Kinder- und Hausmärchen" in der Realschul-Buchhandlung. Die Herausgeber, ein Bruderpaar namens Jakob und Wilhelm Grimm hatten sich im Volke umgehört und einen Teil des Gehörten aufgeschrieben und zu einem Buch zusammengefasst. Es war nicht die erste Arbeit dieser Art. Unter anderem hatte schon etliche Jahre früher ein Mann namens Musäus ein ähnliches Werk herausgebracht. Doch mitnichten! Dieses neue Buch war anders. Die Stoffe vielfach, zuweilen auch derb oder mit erotischen Andeutungen durchzogen, nicht unbedingt für Kinder geeignet. Es waren mehr Hausmärchen als Kindermärchen. Das Buch wurde zu einem Ladenhüter und nur wenig verkauft in Vergleich mit anderen Büchern der Zeit. Doch bereits drei Jahre später wird diese Sammlung um einen 2. Band erweitert. Das Interesse daran war aber immer noch bescheiden. Allen Anschein nach sollte die Sammlung bald wieder dem Vergessen anheimfallen.

 

Aber die Brüder ließen sich nicht beirren und hörten sich weiter im Volke um, erfuhren neue Facetten der Geschichten, hörten andere Fassungen oder Variationen der bekannten Stoffe. So erneuerten sie die Märchen der 1. Auflage, nahmen einige gar zu grausige Märchen heraus und ersetzten sie durch neue Märchen. Andere verfeinerten oder ergänzten sie. Insbesondere traf es die Märchen des 1. Bandes, die noch häufig sehr volksderb geschrieben waren.

 

Die Brüder hatten erkannt, dass Märchen als erzieherische Maßnahme verwendbar sind. Tugenden waren über Märchen vermittelbar, man konnte aber auch vor Gefahren warnen. So änderten sie die Märchen dahin gehend, nahmen das Zotige oder moralisch bedenkliche heraus, formten die Märchen, ohne sie in der Grund-Aussage zu verändern. 1819 erscheint schließlich die 2. Auflage des 1. Bandes der "Kinder- und Hausmärchen", umgearbeitet und erweitert mit neuen Texten und dem Fortlassen einiger Märchen der 1. Ausgabe von 1812. Einige Jahre später wiederum gab es den weitgehend unbekannten dritten Band der Kinder- und Hausmärchen. Jedoch enthielt er keine weiteren Märchen, sondern Anmerkungen und Stoff-Geschichte zu den Märchen der ersten beiden Bände. Man schrieb das Jahr 1822. 1825 rangen sich die Brüder schließlich dazu durch, eine Auswahl aus dem Stoff der beiden vorhandenen Bände zu treffen und daraus eine weitere Ausgabe zu gestalten. Es war die Geburt der sogenannten kleinen Ausgabe, in der die 50 Märchen enthalten sind, die Jakob und Wilhelm Grimm als besonders lehrreich und am besten für Kinder geeignet empfanden. Vielleicht hatten die Brüder es erhofft, vielleicht auch erahnt. Diese Sammlung sollte ihnen den Durchbruch bringen, die Kinder und Hausmärchen bekannt machen.

 

Nachdem mit Erscheinen der kleinen Ausgabe der Damm bei den Lesern gebrochen war, erlebte auch die zweibändige Ausgabe einen zunehmenden Erfolg. Sie wird zu der so genannten Großen Ausgabe. Es wurde beständig weiter an den Stoffen gearbeitet. Der Kernbestand der Märchen war jedoch mittlerweile fix. Bis zum Tode der Brüder Grimm erschienen sieben Auflagen der Großen Ausgabe, zudem zahlreiche der kleinen Ausgabe. Das alles trotz zahlreicher wissenschaftlicher Beiträge zur deutschen Sprache, die bis heute bahnbrechend sind.

 

Aber nicht nur die Brüder Grimm befassten sich mit Märchen. Im 19. Jahrhundert gab es einen regelrechten Märchenboom bzw. eine Sammel-Wut. Zudem gab es dann auch die Kunstmärchen der Romantiker. Man erinnere sich an Wilhelm Hauff, dessen Märchenalmanache sehr bekannt geworden sind und dessen Märchen noch heute faszinieren (z. B. "Zwerg Nase", "Der kleine Muck").

 

Aber auch die Märchensammlungen sind beliebt. Neben den Grimms sind vor allem die Sammlungen Ludwig Bechsteins bekannt geworden, die teilweise ähnliche Stoffe umfassen, aber auch völlig andere Volksmärchen aufweisen. Dass aber besonders die Grimmschen Märchen immer noch eine besondere Faszination ausstrahlen, zeigen zahlreiche Auflagen unterschiedlichster Verlage.

 

Zum Schluss möchte der Autor des Artikels eine kleine (unvollständige) Liste von Märchen-Sammlungen des 19. Jahrhunderts aufführen.

 

1812 Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen 1

1815 Brüder Grimm: Kinder- und Hausmärchen 2

1844 Ludwig Bechstein: Deutsches Märchenbuch

1845 Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Märchen und Sagen

1846 Friedrich Gottschalk: Deutsche Volksmärchen 1

1846 Friedrich Gottschalk: Deutsche Volksmärchen 2

1851 Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen

1852 Brüder Zingerle: Kinder- und Hausmärchen

1853 Heinrich Pröhle: Kinder- und Volksmärchen

1856 Ludwig Bechstein: Neues Deutsches Märchenbuch

1857 Chr. Wilhelm Günther: Kindermärchen aus mündlichen Erzählungen

1864 Karl Simrock: Deutsche Märchen

 

Zudem gibt es zahlreiche regionale Märchen-Sammlungen durch Bechstein, Brüder Zingerle, Albert Kuhn u.a., die ich an dieser Stelle nicht aufführen möchte.

 

 

 

 

 

 

 

*Herbeizitiertes*

 

Aphorismen

 

von Dirk Harms

 

Humor ist der harmloseste und beste Alkohol, weil er den Menschen nach dem Rausch keinen bösen Kater beschert.

 

***

 

In einem Buch mit Seiten aus Papier zu blättern, das funktioniert auch bei Empfangsstörungen und Akku-Ausfällen.

 

***

 

Romantik ist die Fortsetzung von Familienpolitik auf engstem Raum mit dem geringstmöglichen Aufwand.

 

***

 

Den Wissensdurst jener Blume, die man Blume der Weisheit nennt, stillt man am besten mit dem Schweiße des Lernenden.

 

Dummheit ist die Unfähigkeit, das Wissen, welches man nicht hat, zu verbergen.

 

***

 

Wer als Kind jemals "Stille Post" gespielt hat, schreit nicht mal dann, wenn Zalando klingelt.

 

***

 

Beamte sind die entschleunigsten Menschen, die je einen gut bezahlten Job bekommen haben. Oft wird Entschleunigung nämlich noch mit wohlüberlegter Bedachtsamkeit verwechselt. (Quasi ein Irrtum vom Amt ...)

 

*Was sonst noch geschah*

 

Nachruf

 

von Eva Haring-Kappel

 

Er hatte an die tausend Freunde

In der großen Facebookgemeinde

 

Richtig gekannt hat ihn zwar keiner

Aber „geliked“ hat ihn so manch einer

 

Jetzt ist er tot, das wird gepostet, geteilt

Spannend wenn so einen jungen Menschen das Schicksal ereilt

 

Kaum das man vorher hingeschaut hat

Doch jetzt weiß es jeder „Cybermobbing“ nennt sich die Tat

 

Verzweifelte Eltern klagen nun an,

was habt ihr unserem Kind angetan

 

Stunde um Stunde hat er davor gesessen

Vergaß zu schlafen und zu essen

 

Facebook war sein ganzes Leben

Nun hat er es dafür gegeben

 

Asteroid, Meteorit:

Kommt alles Gute wirklich von oben?

 von Dirk Harms

 

Und wenn ja, warum tritt dann der Papst zurück? Aber der Reihe nach: Werfen wir einen Blick auf diese hinter uns liegende ereignisreiche zweite Februarwoche.

 

Da wird die krisengeschüttelte Menschheit in ihrer Existenz durch Asteroiden aus dem All bedroht, und diese hat nichts Besseres zu tun, als sich über eine falsche Fleischsorte in Lasagne und Gulasch aufzuregen. Verschwörungs-Theoretiker vermuten hinter dem Meteoriteneinschlag in Russland Außerirdische und sehen ihn als deren unmissverständliches Buhlen um Aufmerksamkeit … Grotesk, würde ich sagen. Aber eins will uns dieses Ereignis, das so viele Menschen verletzte, doch wohl sagen: Warum richtet niemand den Fokus auf existenzielle Probleme, wie das Entwickeln eines Notfallplanes für den Tag X, an dem ein fliegendes Etwas aus dem All, das mehr als nur 65 Kilometer im Durchmesser misst, die Erde mal nicht verfehlt? Denn das kann immer mal passieren, warnen Wissenschaftler und Experten, egal, ob da eine intelligente außerirdische Lebensform hinter steckt oder nicht.

 

Bis dahin essen wir einfach keine Lasagne mehr – der Handel nimmt ja sowieso positiv getestete Produkte aus den Regalen. Das Schlimme ist übrigens nicht das Pferdefleisch, sondern die mögliche Tatsache, dass dieses mit Medikamenten stark kontaminiert gewesen sein könnte. In den Medien liest man immer nur Pferdefleischskandal … okay, es geht um Etikettenschwindel aber wichtiger: Um die möglichen Auswirkungen der Medikamente auf den Menschen!

 

Wenn wir so weitermachen, werden wir wohl den nächsten Weltuntergang nicht mehr erleben … Sogar unser Papst hat die Rettung (und Bekehrung) der Menschheit schon aufgegeben und sich zur Ruhe gesetzt. Oder weiß er etwas über die nächste Apokalypse, das wir nicht wissen??

 

 

*Mehr war nicht drin*

 Politik in 100 Worten

 von Signe Winter

 

Konjunktiv - möglich ist alles!

 

„Ich will Kanzler werden!“ so schwört Herr Steinbrück seine Partei und den zukünftigen Wähler auf die Wahl in diesem September ein. Er ist einer, der alle bisherigen, von ihm selbst aufgestellten, Fettnäpfchen hinter sich lassen will.

 

„Das WIR entscheidet“, der bisherige Werbe-Slogan einer etablierten Firma für Leiharbeiter muss nun für diesen Kampf herhalten. Auf, auf, zum Kampf, zum Kampf … Das Volk entscheidet über die Wahl; somit ist der Spruch mehr als aus der hellseherischen Trickkiste. In einem Interview befragt nach diesem neuesten Missgriff antwortet der Abgekanzelte: „Hätte … hätte … Fahrradkette …“ Das ist doch mal volksnah, Herr Steinbrück!

 

 

*Das (Vorerst) Letzte*

 

Kurzreport im Twitter-Format

 

von gnies.retniw

 

Hilfe für wen?

 

Das afrikanische Kind: Es darf lernen, weil das deutsche Projekt es zulässt. Das Mädchen trägt eine Kette mit Kreuz. War das die Bedingung?!

 

 

 Memory

Fortsetzungs-Story Teil 10

 

Tom sagte zu Tobias: „Gregor hat gelegentlich für den Bundesnachrichtendienst gearbeitet. Anton hat Carlos Haustürschlüssel. Wir gehen da gleich mal rüber. Oder willst Du erst noch Walzer tanzen mit Julie? Hier ist der Tanz-Virus ausgebrochen. Jetzt tanzen auch noch Gudrun und Franzi Walzer.“ Tobias sagte: „Ich glaube, mich hat’s auch voll erwischt. Ich spüre so ein Zucken und Rucken in meinen Beinen. Aber ich unterdrücke das tapfer und gehe mit Dir auf den Spuren Deiner Vergangenheit. Wenn man dahin zurückkehrt, wo man das Erlebnis hatte, dann erinnert man sich besser. Auch eine ähnliche Umgebung ist dabei hilfreich. Das habe ich in einer Wissenschafts-Zeitung gelesen. Die haben Vokabeln unter Wasser gelernt, beim Tauchen. Und später unter Wasser konnten sie sich an wesentlich mehr Vokabeln erinnern als an Land. Also je ähnlicher die Umgebung ist, um so besser. Wir könnten in Carlos Haus einiges verändern und umher schieben, damit es so aussieht wie früher.“ Anton sagte: „Carlo kommt erst übermorgen wieder. Ihr habt Zeit genug. Soll ich mitkommen? Ich war manchmal bei Gregor zu Besuch – ich habe davon sogar Fotos. Lisa hat Gregor und mich fotografiert. Sie ist eine Meisterfotografin. Franzi, siehst Du dort im Wohnzimmer die großen Fotos neben dem Kamin? Die stammen alle aus der Zeit, als Lisa als Fotojournalistin um die Welt gejettet ist. Sie hatte wenig Zeit für mich.“ Lisa hörte auf Walzer zu tanzen und sagte zu Anton: „Du warst doch heilfroh, dass Du ungestört Zeit hattest für Deine Miezen. Und sage jetzt nicht, sie seien Dir nachgelaufen und aus Barmherzigkeit hättest Du Dich Ihrer angenommen. Ich hätte nie so einen gut aussehenden Mann heiraten sollen. Der Walzer ist zu Ende. Warum hängt die Tanz-Mieze vom See dann noch immer an Deinem Arm?“ Vroni sagte: „Miau.“ Franzi nahm Vronis Hand und führte sie zum Gartentisch. „Du könntest doch schon mal die Erdbeertorte verteilen.“ Jan sagte: „Dann machen wir jetzt die Liegestütze. Oder habt Ihr andere Pläne?“ Gudrun und Lisa knieten sich auf die Turnmatte. Anton sagte: „Ich hole Euch die Fotos. Ich schaue immer häufiger die Fotos von früher an. Als ob ich damit etwas festhalten könnte, was sonst verschwindet und entgleitet in den Nebel der Vergangenheit.“ Tom sagte: „30 Zentimeter.“ Franzi sagte: „Gib nicht so an.“ „Es wirkt nur in 30 Zentimeter Entfernung. Das hat Gregor gesagt. Was könnte er gemeint haben?“ Julie sagte: „Das fragst Du uns? Frag Dein Unterbewusstsein. Wir machen nachher Hypnose.“ Lisa und Gudrun ruhten sich auf der Turnmatte aus. Gudrun sagte zu Tom: „Ich wundere mich, dass Du Dich an Gregor erinnerst. Wer ihn wohl erschossen hat? Und warum? Der Mann war beliebt. Ich habe an der Universität manchmal mit ihm gesprochen. Er hat dort Gastvorlesungen gehalten.“ Tom sagte: „Jeder scheint hier Gregor gut zu kennen. Wieso hat ihn keiner mal mir gegenüber erwähnt?“ Gudrun sagte: „Wir wussten doch, wie gut Du Dich mit Gregor verstanden hast. Dein Vater hatte Dich aus Gregors Labor rausgeholt und dann die Feuerwehr alarmiert. Uns war klar, dass Du mit angesehen haben musst, wie sie Gregor erschossen haben. Aber wir haben keinem etwas davon erzählt. Wir wollten Dir die Verhöre vor Gericht und vor der Polizei ersparen. Du warst fünf Jahre alt. Wir wollten, dass Du diesen Schock vergisst. Und nicht gezwungen wirst, Dich monatelang damit zu beschäftigen. Ob wir das Richtige getan haben? Sag Du es mir.“ Tom sagte: „Ich hätte die Täter wiedererkannt. Aber es hätte Gregor auch nicht wieder lebendig gemacht. Ich denke, Ihr habt das Richtige gemacht. Aber jetzt bin ich stark genug. Ich möchte diese Tat aufklären.“ Anton kam wieder mit den Fotos und zeigte sie Tom. Tom betrachtete die Fotos und setzte sich an den Gartentisch. Er weinte.

 

***

 

„Hier stand der Tisch, unter dem ich mich versteckt hatte.“ Franzi sagte: „Da steht jetzt ein Aquarium. Zu groß, das können wir nicht bewegen. Aber so genau brauchen wir den Tatort nicht zu rekonstruieren. Ich spiele Gregor. Vroni, Anton, Tobias – Ihr seid die drei Täter. Julie startklar zur Hypnose? Ich hätte Regisseurin werden sollen.“ Tom sagte: „Nehmt Euch die drei Bananen als Revolver. Dann wirkt es realistischer.“ Tom legte sich neben Carlos Aquarium. Zwei Buntbarsche betrachteten ihn. Vroni sagte: „Da sind auch Seepferdchen im Aquarium. Sieht aus, als ob die tanzen.“ Franzi sagte: „Du siehst die ganze Welt tanzen.“ „Die Wolken tanzen wirklich. Die großen Wolken schlurfen bedächtig weise, als hätten sie alle Zeit der Welt. Doch kommt der Wind, der macht ihnen Beine und gibt ihnen Kraft und Schwung. Wie befreit und ungebunden tanzen dann die Wolken. Ihnen gehört das ganze Himmels-Parkett. Ich bin ein Traumtänzer. In meinen Träumen tanze ich oft in den Wolken. Ich tauche wie ein Delfin in die Wolken und schleudere mich aus den Wolken empor und lasse mich wieder auffangen von den Wolken. Dann springe ich von einer kleinen Wolke zur nächsten hinüber.“ „Daher die Idee für Deine Delfin-Tätowierung auf dem Bauch.“ Anton sagte: „Eine Delfin-Tätowierung? Darf ich die sehen? Ich liebe Tiere.“ Vroni zog ihren Pullover hoch. Tom sagte: „Soll ich wieder aufstehen? Oder könntet Ihr jetzt Gregor mit den Bananen erschießen?“ Tobias kam wieder mit einem Bärenfell. „Da lag ein Bär vor dem Kamin. Ich habe ihn gefragt, ob er Lust hat bei einer Hypnose behilflich zu sein.“ Tom legte sich auf das Bärenfell. Julie kniete sich neben Tom und sagte: „Suche Dir einen Punkt an der Zimmerdecke und betrachte diesen Punkt ganz konzentriert. Denke an den See und das Plätschern des Wassers; die warmen Sonnenstrahlen kannst Du dann auf Deiner Haut spüren; der leichte Wind kühlt angenehm Deine Stirn.“ Tom schloss die Augen und atmete ruhiger. „Deine Arme sind schwer wie Blei. Deine Arme liegen schwer auf dem Bärenfell.“ Tom sagte:“ Sie haben Gregor Geld geboten. Einen ganzen Koffer mit Geld. Dann haben Sie ihn bedroht mit Revolvern. Und sie haben ihn geschlagen. Gregor hat zurückgeschlagen. Das muss sie überrascht haben. Vielleicht wollten sie ihn gar nicht erschießen?“ Julie sagte: „Aber sie waren bewaffnet. Franzi spielt jetzt Gregor und haut Tobias zu Boden. Vroni, Du bist der zweite Täter und willst Tobias helfen.“ Tom sagte: „Wieso hat Gregor das Geld nicht genommen? Er könnte noch leben. Er war mutig und hat gekämpft. Er hätte auch beinahe alle drei Männer besiegt. Doch dann haben sie geschossen.“ Tobias zielte mit der Banane auf Franzi und sagte: „Peng!“ Franzi ließ sich auf den Teppich fallen. Tom sagte: „Es waren mehrere Schüsse. Und plötzlich war da Feuer. Und dann waren die Männer weg.“ Franzi robbte zu Tom und sagte als Gregor: „Tom, hörst Du mich? Ich will Dir was sagen.“ Tom sagte: „Wir müssen raus. Das Feuer.“ „Wir haben Zeit. Ich sage Dir jetzt etwas. Es ist ...“ Tom sprang auf und sagte: „Papier.“ Tobias sagte: „Gregor hat Papier erfunden?“ Tom nahm sich einen Schreibblock und setzte sich an den Tisch. Er schrieb einige Zeichen, starrte an die Wand ... und schrieb erneut einige Zeichen. Dann reichte er Franzi den Schreibblock. „Macht das irgendwie Sinn für Dich? Das ist mir eben eingefallen, als Du neben mir auf dem Bärenfell lagst.“ „Könnte eine chemische Formel sein. Meinst Du, die ist vollständig?“ „Das ist alles, was mir eingefallen ist. Wenn ich mich an mehr erinnern soll, müssen wir uns wohl nochmals auf das Bärenfell legen.“ „Ich glaube schon, dass Dir dann noch was einfällt. Aber mit Gregor hat das dann wohl nichts zu tun?“ Anton blickte auch auf den Schreibblock. „So eine komplizierte Formel merkst Du Dir all die Jahre? Diese Merk-Gene hast Du bestimmt von mir geerbt. Ich merke mir auch alles. Da kommt ziemlich viel Blödsinn zusammen in all den Jahrzehnten. Ich müsste mehr vergessen. Vielleicht wird das ja im hohen Alter besser ... und ich vergesse endlich mal Sachen.“

 

 

 

 

 

Epilog

Relaunch

 

Relaunchen, relaxen,

Innovations-Rezepte mixen.

 

Wird neues Design Bewährtes ersetzen?

Gilt Devise: Bewährtes ehrt es? Es schätzen?

 

Sollte man sich bewehren - schützen das Vertraute?

Einreißen das, auf was man baute?

 

Wie könnte Relaunch gelingen?

Achtung vor erbrachter Leistung.

Schwung nutzen - weiterschwingen;

hohe Wogen der Begeisterung.

 

Doch traurig ist's, wenn Gutes ganz verschwand.

Vom Relaunch-Sturm beiseite gefegt - karges Land.

 

Das Kind mit dem Bad ausschütten.

Ist so der Erfolg in trockenen Tüchern? Wer will wetten?

 

Wer Besonderes hat, sollte sich's bewahren.

Ansonsten kann man sich den Relaunch sehr gut sparen.

 

LG

Phil Humor

 

Beteiligte Autoren

 

Tilly Boesche-Zacharow

 

Iris Deitermann

 

René Deter

 

Gittarina

 

Eva Haring-Kappel

 

Dirk Harms

 

Phil Humor

 

Rüdiger Kaufmann

 

Enya Kummer

 

Marlies Kühr

 

Matthias März

 

Melpomene

 

Anja Ollmert

 

Helga Siebecke

 

Sonya aka soka

 

Cecilia Troncho

 

Signe Winter aka gnies.retniw / Rudi Rastlos

 

Impressum

BRIX – Das Magazin

c/o http://www.bookrix.de

http://www.bookrix.de/-brix.das.magazin

 

Redaktion:

Phil Humor

Signe Winter aka gnies.retniw

Jenny aka perfekt. aka Jen June Equal

Sonya aka soka

Fianna

 

Kontakt:

http://www.bookrix.de/-brix.das.magazin

phil.humor@yahoo.de

signe_winter@web.de

 

Haftungsausschluss:

Die von den Autoren bereitgestellten Texte sind geistiges Eigentum der jeweiligen Autoren. Diese Texte werden zwar vor Veröffentlichung von der Redaktion geprüft, jedoch haftet die Redaktion bei einem Verstoß von Rechten Dritter, besonders im Urheberrecht, nicht bei der Veröffentlichung.

 

Quellenangaben:

Die von den Autoren zur Recherche verwendeten Quellen werden entsprechend deren Angaben in der Gruppe *Konferenzraum* unter dem jeweiligen Titel geführt.

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Impressum

Texte: © DAS BRIX-TEAM ~ Ausgabe 2013/04/A10
Lektorat: Signe - Gnies.Retniw
Tag der Veröffentlichung: 12.06.2013

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