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Grischem
New York – Meine Persönliche Hölle


#Eine leere Seite. Das war es wovor Sadie meistens saß, wenn es darum ging im Unterricht ihre Phantasie spielen zu lassen. Eine leere Seite, dass war es was sie ihrem Lehrer, Mr. Jackson, gab wenn die Zeit vorbei und sie endlich von der Qual erlöst war.
Sadie stand langsam von ihrem Platz ganz hinten am Fenster auf. Sie nahm ihren Rucksack und bewegte sich auf Mr. Jackson zu. Sie war es mittlerweile gewohnt von allen komisch angesehen zu werden. Ein komisches Mädchen dachten die meisten aus ihrer Klasse bestimmt. Seit fast drei Jahren bei uns und hat sich immer noch nicht bei uns eingelebt. Was war mit ihr, dachte Janis, dass Mädchen die direkt neben ihr saß und noch nie ein Wort mit ihr gewechselt hatte. Ein bisschen weiter vorn saß Tom, der beliebteste Schüler in ihrem Jahrgang. Er dachte jedes Mal wenn Sadie an ihm vorbei ging: „Ich würde ja gern mit ihr ausgehen, aber sie wird von allen als Freak abgetan, also lass ich dass wohl lieber bleiben. Aber sie ist echt hübsch!!“ Und dass entsprach der Wirklichkeit, Sadie hatte wundervolle blaue Augen und einen zartbraunen Hautton (von den jahrelangen Sonnenstrahlen) und sie hatte goldbraune Haare die mit einem ganz zarten rot durchzogen waren, geerbt von ihrem Vater.
Sie war vor circa drei Jahren, mit ihren Eltern und ihrem großen Bruder John, von Miami Florida nach New York gezogen. Sie hatte sich nie an das Wetter und vor allem nie an die vielen Menschen gewöhnt. Ihr behagte auch die Lautstärke nicht, in Florida hatten sie ein Strandhaus, wo sie jeder Zeit, wenn sie allein sein wollte, einfach nur an den Strand gehen brauchte und dort den Sonnenuntergang genießen konnte und an einsamen Plätzen ihre Ruhe zum nachdenken gehabt hatte. Sie war nicht der Typ der sich unter vielen Menschen wohl fühlte und würde dass wohl auch nie werden.
Doch wie immer fühlte sie sich jetzt als sie zwischen den Bankreihen entlang lief, wie auf einem Laufsteg auf dem sie vor tausenden Menschen posieren musste und sie keine Ahnung hatte was sie eigentlich dort tat. Sie drückte Mr. Jackson ihr leeres Blatt in die Hand und beeilte sich den Raum zu verlassen und raus auf den Parkplatz und zu ihrem Auto zu gelangen. Als sie den Parkplatz betrat und nach ihrem rotem Honda schaute, sah sie bereits John auf sie warten und wie immer von seinen Footballfreunden und einer Schar von Mädchen umringt. John war ein gut aussehender achtzehnjähriger im letzten Jahr. Ihm war es nicht schwer gefallen sich in New York einzuleben. Kaum ein Jahr auf der High School war er schon Football- Kapitän und der wohl beliebteste Kerl in seinem Jahrgang. Er liebte das schnelle Leben und die ständige Abwechslung die New York zu bieten hatte.
Johns Freunde sahen argwöhnisch in Sadies Richtung, als sie auf dem Parkplatz auf sie zukam. „Können wir los?“, fragte sie John ohne die anderen zu beachten die sie immer noch alle anblickten. „Ich will hier weg. Ich will nachhause.“ Auch wenn sie sonst nicht viel gemeinsam hatten sah John sofort dass Sadie etwas auf dem Herzen hatte. „Klar, kein Ding“, sagte er und drehte sich zu Jessica, seiner Freundin, “Ich hol dich um sieben ab. Ich liebe dich“, er küsste sie und drehte sich zu dem Rest, „Dann bis Montag.“ Er stieg zu Sadie ins Auto und sie verließen, etwas zu schnell, den Parkplatz.
Auf dem Parkplatz gingen Jessica und der Rest gerade zu ihren Autos. „Sie ist voll der Freak, oder?“, fragte Jessica gerade Chris, Johns Footballkumpel. „ Ich meine, sie leben mittlerweile seit fast drei Jahren hier und sie hat immer noch keine Freunde, außer ihrem Mathe-Clan und was ich auch ko#misch finde ist, dass sie alle Freundlichkeiten die ich bei ihr versucht habe, bisher abgewehrt hat. Sie geht noch nicht mal mit mir shoppen.“, Chris schaute sie an, „ Ja, aber süß ist sie trotzdem.“
Währenddessen versuchte John im Auto gerade aus Sadie heraus zu bekommen was los war. „Hey, sagst du mir endlich was mit dir los ist“, fragte er sie und schaute sie von der Seite her an. „Du weißt doch dass du mir alles sagen kannst, oder nicht? Und fahr bitte nicht so schnell, ich mag deinen Fahrstil nicht.“ Sie ging auf die Bremse. „ John, kann ich mal ganz in Ruhe mit dir reden? Wollen wir was essen gehen?“, fragte sie. „Klar, können wir machen. Wo willst du hin?“, fragte er und lehnte sich im Sitz zurück. „Ach egal wo“, sagte sie und hielt beim nächsten Restaurant an was auf ihrem Weg lag.
„Sagst du mir jetzt endlich mal was mit dir ist?“, fragte John als sie bestellt hatten, „Ich weiß ja dass du in letzter Zeit nicht gut drauf warst und dich viel im Zimmer verschanzt hast. Aber erklär mir mal bitte warum. Ich dachte du hättest dich nach der langen Zeit jetzt endlich hier eingelebt.“ Sadie war nervös, sie hatte im letzten halben Jahr an ihrem neuen Leben geplant und gearbeitet und John sollte der erste sein der es erfährt. „John, hör mir jetzt gut zu. Du bist der erste der jetzt dass erfährt, weshalb ich mich im letzten halben Jahr so sehr verschlossen habe“, sagte sie und schaute dabei die ganze Zeit auf ihre Gabel. „Ich werde am Sonntag nach Portland gehen. Ohne dich und ohne unsere Eltern. Nur ich allein.“ John begriff nicht, „Wie du wirst nach Portland gehen? Du kannst doch nicht einfach beschließen Weg zu gehen. Dass geht doch nicht!“, sagte er verwirrt und aufgebracht, „Du weißt dass sie dir dass nie im Leben erlauben werden.“ Sie schaute zu ihm auf, „ John“, sagte sie liebevoll, „mein Beschluss steht fest. Sonntag früh geht mein Flug. Egal, ob Mom oder Dad es mir erlauben.“ Er schien erstaunt, „Aber, ich versteh nicht. Wie kommst du denn gerade auf Portland? Und wie stellst du dir dass vor? Wovon willst du leben und wo willst du wohnen und alles?“ Er schaute nach wie vor verwirrt zu ihr. „ Ich, ich wollte nur dass du es als erster erfährst, weil du mir wichtig bist und du mich immer verstanden hast“, sagte sie. „ Aber warum willst du gehen. Ich meine ich kenn dich seit siebzehn Jahren. Du verlässt die Familie nicht ohne Grund.“ Sie sah wieder auf ihre Gabel, „ Du weißt doch, dass Mathematik meine große Leidenschaft ist, oder?“, sagte sie und wagte einen Blick zu ihm auf. „Ja“, sagte er kurz angebunden und blickte sie mit Sorgenfalten auf der Stirn an, „Aber, dass erklärt immer noch nicht Portland, oder?“, fragte er. „Es ist so, in Portland gibt es eine super Schule und an der habe ich mich angemeldet“, sagte sie und sah auf ihren Teller, “lass uns essen und dann nachhause, dort erklär ich dir alles in Ruhe, ok?“ John sah immer noch besorgt zu ihr, „Ja, ok. Aber da ist wohl ne riesen Erklärung notwendig“, sagte er. Sie lächelte ihn an und sie machten sich über ihr essen her.
Sie gingen zum Auto. John ging automatisch zur Fahrertür. „ Vergiss es gleich wieder mein Freund“, sagte sie mit einem breiten grinsen. „ Ach, komm schon.“, sagte er mit einem Enttäuschten Blick zu ihr. „ Kommt gar nicht in Frage. Ich habe keine Lust, auch mein Auto als klein gepressten Würfel zu bewundern. Der Anblick von deinem Chevy hat mir gereicht.“, sagte sie frech. Sie stiegen ein und gleich fiel er über sie her, „musst du immer noch darauf rumhacken? Der Unfall ist schon über einen Monat her“, sagte er. John hatte es auf spektakuläre Weise geschafft seinen geliebten Chevy vor einen Baum zusetzen. Er war mit Jessica in einem Waldstück in Canada unterwegs gewesen, als die beiden der plötzliche Drang überkam sich einen Kuss zu geben. Und als John wieder auf die Straße blicken wollte, krachte es schon und sie sahen nichts mehr, als die Airbags und den Baumstamm gegen den sie gefahren waren. Sadie musste immer noch darüber schmunzeln wie der Anruf von John #kam und sein Vater in das nächste Flugzeug nach Canada gestiegen war um seinen Sohn gehörig die Löffel zu waschen.
Zuhause angekommen, holte Sadie ihren Laptop und setzte sich zu John in die Küche. Sie holte die Internetseite der Schule auf den Monitor und drehte in Johns Richtung. „ Eine Schule für besonders begabte Mathematiker?“, fragte er und belächelte sie ein wenig, „ Ich wusste ja dass du in Mathe unschlagbar bist. Aber hochbegabt? Ist dass nicht ein bisschen übertrieben??“, er legte seine Betonung besonders auf das letzte Wort. „Du wirst es verstehen, wenn du mir jetzt genau zuhörst“, sagte sie, „Ich habe an dieser Schule ein Stipendium für Mathematik mit Fachbereich außergewöhnliche Rechnung bekommen. Und nun zu deinen Fragen. Ich brauche dort für nichts zu bezahlen, es gibt dort ein Wohnheim und auf Wunsch, für alle die sich mehr Privatsphäre wünschen, die Hälfte eines Bungalows, oder auch kleines Haus wenn du so willst. Nur zur Info, ich habe die Hälfte genommen, du kennst mich ja.“ Er blickte misstrauisch. „ Man wird dort mit allem versorgt was man braucht: Essen, Kleidung (es gibt Schuluniformen) und allem was junge Menschen halt so brauchen. Ich brauch mich dort um nichts als meine Schule zu kümmern“, sagte sie. John schien darüber nachzudenken was sie gerade erzählt hatte und sagte: „ Irgendwie kommt mir das alles ein bisschen komisch vor. Ich meine eine Schule die so viel Geld in ihre Schüler investiert? Dass kann ich mir einfach nicht vorstellen. Okay, ich weiß dass du in Mathe so was wie ein kleiner Einstein bist, aber trotzdem, da ist doch auf jeden Fall etwas faul.“ Sadie überlegte wie sie ihm am besten alles erklärte, sie wusste dass er sich es nur schwer vorstellen konnte, aber immerhin beschäftigte sie sich ja auch schon ein halbes Jahr mit der Schule und John seit zehn Minuten, aber es war John der zuerst redete, „ Wie sind die überhaupt auf dich gekommen?“, fragte er. „ Also, du weißt ja dass ich hier nie wirklich klar kam, außer in meinem Mathe- Clan“, er nickte und sie fuhr fort, „Mr. Benson merkte nach zirka einem halben Jahr nachdem wir hier ankamen, dass ich mich immer im Unterricht langweilte und nie mitmachte, aber trotzdem in jedem Test volle Punktzahl hatte. Er beobachtete mich eine Zeit lang und stellte fest, dass ich mir noch nicht mal Notizen zum Stoff machen brauchte und trotzdem keine Probleme hatte seine Aufgaben zu lösen. Also nahm er mich vor zirka einem halben Jahr nach der Mathe stunde zur Seite und schlug mir vor, von nun an seinen Begabten Kurs zu besuchen. Was ich dann auch tat“, sagte sie und klappte ihren Laptop zu. John blickte aus dem Fenster und sagte: „ Aber ich versteh immer noch nicht was das alles mit Portland zutun hat?“ Sie fasste ihn auf die Schulter und sagte, „ Du musst mich erstmal ausreden lassen. Dann wirst du es verstehen. Also, im Begabten Kurs bemerkte Mr. Benson, dass ich mich dort nach wie vor langweilte und egal welche Aufgabe er mir auch gab, sie forderte mich nicht wirklich. Er beschloss mit mir einen Hochbegabten Test, von der Schule in Portland zu machen. Ja und der forderte mich auch wieder nicht wirklich. Ich schloss den Test mit achtundneunzig Prozent ab und Mr. Benson war so begeistert, dass er sich gleich mit dem Rektor der Schule in Verbindung setzte und ihm in einem Telefonat von meinem Resultat erzählte. Dieser konnte nicht glauben was er dort hörte und forderte Mr. Benson dazu auf, ihm meinen Test mit einem persönlichem Profil von mit zu zusenden. Denn bisher hatten alle die diesen Test jemals gemacht hatten maximal siebzig Prozent erreicht“, John drehte sich zu ihr um, „ Wow, ich bin beeindruckt Schwesterlein“, sie lächelte, „ Danke, aber nun weiter. Jedenfalls waren die dort so begeistert von meinem Resultat, dass sie mich sofort kennenlernen wollten. Also kam der Rektor eine Woche später hier her nach New York und ich stellte mich bei ihm vor“, John unterbrach sie, „ Aber, warum haben wir dass alle in der Schule nicht mitbekommen, ich meine so was hätte sich doch eigentlich sofort wie ein Lauffeuer verbreitet. Immerhin bist du die Schwester des Football- Kapitäns“, sagte er. „ Ich weiß, aber ich wollte nicht, dass es jemand mit bekommt, also bat ich Mr. Benson daru#m alles so geheim wie möglich zuhalten. Also fand dass treffen erst spät nachmittags nach der Schule im Büro des Direktors statt“, John unterbrach sie erneut, „ Stimmt, dass war der Freitag an dem du nicht mit nach Florida geflogen bist. Ich hatte mich schon gewundert, weshalb du nicht mitkamst! Aber deine Erkältung kam auf jeden Fall total echt rüber. Und dass Fieber hast du auch genial gefakt, dass muss ich dir lassen, kleines“, er grinste sie an, wurde aber gleich wieder ernst, „erzähl weiter.“ Sie überlegte wo sie aufgehört hatte, „ Na, jedenfalls traf ich mich an diesem Freitag kurz nach eurer Abreise mit dem Rektor aus Portland. Ich stellte mich vor und löste für ihn weitere Aufgaben. Nach nur einer Stunde sagte er, dass er mich sofort in seiner Schule aufnehmen würde und ich könne, wenn ich wollte gleich den Montag darauf, dort eingetragen werden. Da gab es halt nur noch das Problem mit den Formalitäten und das größte Problem was auf mich zu kam, war das astronomisch hohe Schulgeld. Ich wusste sofort dass Mom und Dad sich das nie hätten leisten können“, sagte sie. „ Wie viel würde die Schule denn kosten, wenn du so hingehen würdest?“, fragte John und machte sich auf die Antwort bereit, „ Nun ja, normalerweise kostet ein Schuljahr an dieser Schuler fünfhunderttausend Dollar“, John blickte erstaunt, „ Dass ist nicht dein ernst. Was bieten die denn bitte für so viel Geld??“, fragte er. „ Na ja es ist halt eine besondere Schule, oder? Ich wusste aber dass ich nie nach Portland gehen könnte, auch wenn ich dreimal so schlau wäre, wie ich es schon bin. Der Rektor schlug vor, dass ich gemeinsam mit Mr. Benson ein Projekt bearbeiten solle, in dem ich meine besonderen Fähigkeiten unter Beweis stellen musste, was ich dann auch tat. Als Lohn für die Arbeit würde ich ein Stipendium erhalten. Es folgten Monate voll harter Arbeit, mein Thema war die Urknall Theorie. Ich sollte den Entstehungspunkt der Sonne und der Erde während und nach dem Urknall berechnen. Nach fünf langen Monaten und unzähligen Stunden mit Mr. Benson und allein in meinem Zimmer hatte ich meine Aufgabe erfüllt und wir schickten die Früchte meiner Arbeit nach Portland. Es dauerte drei Wochen bis die erlösende Antwort kam und mir ein Stipendium für zweieinhalb Jahre zugesagt wurde“, John unterbrach sie erneut, „ warte warum zweieinhalb Jahre du brauchst doch nur noch eineinhalb Jahre, bis du mit der Schule fertig bist!“, sagte er. „ Auf dieser Schule lernt man bis zur dreizehnten Klasse“, sagte sie, er verstand. „ Jetzt versteh ich auch endlich weshalb du dich im letzten Jahr so sehr zurück gezogen hast. Du musst diese Chance unbedingt wahrnehmen, so was passiert dir nicht noch mal“, sagte er, „ Aber warum hast du nicht schon früher darüber gesprochen und vor allem warum hast du Mom und Dad nicht schon früher davon erzählt. Du wirst sie damit total überrumpeln. Du weißt wie sie sind, Dad mag es überhaupt nicht vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden.“ Sie blickte verunsichert und sagte: „ Ja und an der Stelle kommst du ins Spiel“, sagte sie, „ Ich wollte erst alles in festen Schuhen haben, bevor ich euch etwas davon sage. Aber ich wusste ja selbst nicht, dass es solang dauern würde. Und jetzt ist alles so eng. Aber wenn ich nicht sonntags Abend in Portland auftauche, wird mein Stipendiumsvertrag wieder aufgelöst und ich will die Chance, wie du schon richtig gesagt hast, auf keinen Fall verpassen. Ich dachte bis vor ein paar Tagen auch noch, dass aus dem Stipendium nichts geworden ist und meine Arbeit vergeblich war. Aber naja, jedenfalls brauche ich dich um es Mom und Dad zu sagen, weil sie meistens zu stimmen wenn du bereits hinter mir und meinen Plänen stehst.“, sagte sie und versuchte ihre Rehaugen, die immer bei ihm zogen. „ Da hast du Recht. Das hat bis jetzt eigentlich immer funktioniert und jetzt wo ich weiß worum es geht und du mir erklärt hast, das dir diese Schule anscheinend viel bedeutet, werde ich heute Abend mit Mom und Dad reden. Aber….“, da war es wieder das Aber, dass immer kam wenn John mal etwas für sie tat, „ Du wirst dabei sein.“ Damit hatte sie nicht gerechnet. Sie hatte gehofft, dass John es ihren Eltern allein erklärte und sie zu einem passenden Moment dazu kam. „ Ich will dich von Anfang an dabei haben. Am besten wir machen für sie ein Abendessen. Beim Essen #kann man am besten Reden, finde ich. Wie spät ist es jetzt? Halb fünf. Dass müsste noch reichen für Schellfisch und Spaghetti. Ich ruf jetzt nur schnell Jessica an und sag ihr für heute Abend ab. Und du holst alles was du über diese Schule hast und druckst am besten noch einiges von ihrer Homepage aus“, er sprach mit einer Entschiedenheit, dass Sadie einen Moment die Worte fehlten. John war inzwischen aufgestanden und drehte sich zu ihr um, als er bemerkte dass sie immer noch auf ihrem Platz am Küchentisch saß sagte er, „ Na los Mom und Dad müssten in ungefähr einer Stunde hier sein. Beweg dich endlich. Es gibt eine Menge zutun. „ Ohh, klar. Tschuldigung. Bin schon unterwegs.“ Sie bereiteten alles für das Gespräch mit den Eltern vor und als diese eine Stunde später aus ihrer Kanzlei nachhause kamen, schlug ihnen bereits im Flur, der Geruch von frisch gebratenem Schellfisch und Spaghetti entgegen. Langsam kamen sie in Richtung Küche geschlichen und waren positiv überrascht dort ihren Sohn, fleißig am kochen und schnippeln vor zu finden. Doch sie hatten kaum Zeit, dieses Bild auf sich wirken zu lassen, als auch schon Sadie auf sie zu kam und sie in das, fertig dekorierte Esszimmer zu führte, wo der Tisch für das Abendessen bereits gedeckt war. „ Womit haben wir uns denn das verdient“, fragte ihre Mom. „ Mom, das wirst du heute noch früh genug erfahren. Jetzt genieß erstmal, zusammen mit Dad, deinen Rotwein.“ Ihre Eltern setzten sich an den Tisch und Sadie hoffte sie würden sich nicht zu sehr im Zimmer umsehen.
Sie ging zu John in die Küche. „Brauchst du noch lang?“, fragte sie ihn, „Nein, ich brauch noch eine Minute. Ich muss nur noch die Mouse au Chocolat aus dem Kühlfach nehmen.“ Zwei Minuten später kamen sie mit dem Servierwagen in das Esszimmer und zu Sadies Beruhigung, hatten sie sich nicht all zu sehr umgesehen. Sie hatten sich, wie für sie typisch, über ihren letzten Fall an diesem Tag unterhalten. Als alle vier am Tisch saßen, mit Essen und Wein, übernahm John sofort das Wort: „ Mom, Dad. Wir haben dieses Essen nicht einfach so gemacht. Es gibt einen Grund für dieses Essen. Aber bevor ihr anfangt mit zu reden, bitte ich euch darum mir und Sadie bitte erstmal bis ganz zum Schluss zu zuhören, um alles richtig zu verstehen. Ich selbst habe auch eine ganze Weile gebraucht um durch die Geschichte durch zusteigen“, sagte er. „ Alles klar. Dann schießt mal los. Ihr wisst, das wir immer ein offenes Ohr für euch haben“, sagte ihre Mutter.
John überlegte wie er am besten beginnen könnte und kam zu dem Schluss, dass es das Beste wäre wenn Sadie selbst alles erzählte und er sich dann stark hinter sie und ihren Willen stellte und sagte: „ Sadie du erzählst am besten selbst worum es geht. Und ich werde dann ergänzen“, sagte er und sah in ihre Richtung. „Okay“, sagte sie und erzählte ihren Eltern die ganze Geschichte. John zeigte ihren Eltern währenddessen die Unterlagen der Schule und diese sahen sie sich interessiert an. Sadie hatte ihnen alles gesagt, bis auf das Problem, dass sie bereits am Montag die Schule besuchen würde. Zu Sadies Überraschung, war es ihre Mutter, die zuerst das Wort ergriff: „ Sadie, ich bin so stolz auf dich. So eine Chance, das ist einfach wunderbar. Du musst sie unbedingt wahrnehmen. Am besten fangen wir nächste Woche gleich an mit planen. Ich meine so etwas darf man nicht überstürzen, du wirst weit weg sein und es ist noch so viel zu besorgen, was du dort brauchen wirst“, sagte sie. John sah seiner Mutter direkt in die Augen und sagte: „ Ja, Mom und da ist der Haken an der Sache“, sie schaute zurück, „ Wie meinst du dass?“, fragte sie. „Nun ja Mom, deshalb sitzen wir hier und machen dieses Essen. Das Problem an der ganzen Sache mit ihrer neuen Schule ist, dass sie bereits am Montag dort anfängt und tut sie dass nicht, ist das Stipendium wieder gestrichen. Das heißt, sie muss Sonntag Früh hier los fliegen, um die Chance wahrzunehmen.“, sagte er. „ Nein, das erlaube ich nicht.“, sagte ihr Vater und meldete sich damit zum ersten Mal an diesem Abend zu Wort, „ Wie hast du dir das gedacht? Das wir sagen: Aber natürlich mein Schatz, du darfst ab Sonntag hunderte Kilo#meter weit von uns weg wohnen und kein Problem, du bist zwar erst siebzehn, aber geh wenn du willst?“, er war außer sich vor Wut, darüber erst so spät davon zu erfahren und darüber wie töricht seine Tochter war, zu glauben, dass sie einfach so Weg gehen könnte, ohne Probleme zu haben. „Aber ich will diese Chance auf jeden Fall nutzen, Dad. Du weißt gar nicht was mir es bedeutet an dieser Schule aufgenommen zu werden, oder?“, sagte sie verzweifelt und blickte flehend in die Richtung ihrer Mutter, die sagte: „ Patrick, Schatz, was hälst du davon, wenn ich Sonntag mit Sadie nach Portland fliege und mir die ganze Sache ansehe. Dann kann ich vor Ort entscheiden, ob die Schule seriös ist oder nicht. Und Sadie hat ein paar Tage Zeit, um zu entscheiden ob es ihr dort gefällt und wenn nicht bring ich sie sofort wieder mit nachhause. Dann ist sie die ersten Tage behütet und wir wissen wie die Schule ist.“, sagte sie, weil sie Sadie diesen Traum unbedingt erfüllen wollte, denn sie wusste als einzige aus der Familie, dass der Arzt schon früh feststellte, dass eine Hochbegabung bei Sadie bestand. Sie konnten diese nur nie fördern, denn in Florida hatten sie zu wenig Geld und bis sie dann nach New York gezogen waren, hatte es sich weit in Sarahs Hinterkopf verlagert Sadie zu fördern, denn hier hatte sie zu viel Arbeit und zu wenig Zeit für ihre zwei Kinder. Es war für sie auch ein Weg, um das schlechte Gewissen um die vernachlässigte Förderung zu erleichtern. Ihr Vater wiegte den Kopf nach links und rechts und sagte dann, mit einem Blick auf die Schule, „Ich weiß nicht. Ich finde das alles überstürzt und sehr kurzfristig. Aber trotzdem ist es auch eine wunderbare Chance und ein Stipendium bekommt man nicht alle Tage.“, sagte er und ließ seine Gedanken auf sich wirken. „Also…“, sagte er langsam und Sadie wurde nervös, „ ich denke, wir machen es so wie deine Mutter gesagt hat. Sie fliegt die ersten Tage mit nach Portland und dort, vor Ort wird sich dann alles endgültig entscheiden. Aber, ich sag es dir gleich Sadie, ich lasse dich nur unter Vorbehalt fahren und wenn deine Mutter sagt, dass du wieder mit nach New York kommen sollst, wirst du dass auch….“, die letzten Worte gingen in der Umarmung seiner Tochter unter, die von ihrem Platz aufgesprungen und zu ihrem Vater gerannt war. „ Dad ich kann dir gar nicht sagen, wie viel mir deine Worte bedeuten. Danke für dein Vertrauen und Danke, einfach Danke, Dad.“
Der Sonntag kam. Sadie genoss ein letztes, verfrühtes Frühstück mit ihrer Familie und Jessica. Sie hatte zusammen mit Jessica, den Samstag mit einkaufen und packen verbracht. Sie hatte jetzt erst mitbekommen, dass Jessica doch nicht so übel war und man tatsächlich gut mit ihr klar kommen konnte, wenn man ihr klar kam. Selbst Jessica fand es nun traurig, dass Sadie ging, obwohl sie so gut wie nie ein Wort mit einander gewechselt hatten. Sadie würde diese Sonntage besonders vermissen, weil es der einzige Tag in der Woche war, den sie gemeinsam verbrachten. Gegen sieben Uhr ging es dann los nach Portland, mit ihrem Leben im Kofferraum und auf der Rückbank und ihrer Mutter auf dem Beifahrersitz. Als sie im Rückspiegel ihren Vater und ihren Bruder sah, mischte sich ein wenig Wehmut in die Freude, ihr Gefängnis New York endlich verlassen zu können. Ein letztes Winken und dann wurden die zwei wichtigsten Menschen, neben ihrer Mutter, von einem LKW verdeckt. „ So Mom“, sagte Sadie zu ihrer Mutter, „ jetzt geht es also wirklich los. Ich kann es immer noch nicht glauben, dass mein Traum endlich wahr wird.“ Sadies Mutter lächelte, sagte aber nichts.
Nach unzähligen Stunden im Flugzeug, kamen sie gegen Abend endlich in Portland an. Sadie hatte keine Pause machen wollen, um so schnell wie möglich dort an zu kommen. Kaum waren sie mit dem Taxi, in die Straße der Schule eingebogen, sah sie, dass sie bereits erwartet wurde. Sie hielten an und stieg vorerst allein aus. Dort vor ihr stand der wohl attraktivste Typ den sie je sie je gesehen hatte. „ Hi, ich bin Mitchel, dein persönlicher Begleiter, Mitschüler und Spielzeug für die Langeweile“, sagte er. Während er diesen kurzen Satz sagte, registrierte Sadie sein aussehen. Er sieht gut aus dachte sie #sofort. Mitchel sah für einen Mathe- Freak (wie sie sich selbst gern bezeichnete) ungewöhnlich gut aus. Er war groß, schwarz und hatte die dunkelsten Augen, die Sadie jemals gesehen hatte. Aber in dieser tiefen schwärze war überhaupt keine Kälte, im Gegenteil sie wirkten warm und einladend, nach der Art von sie mir tief in die Augen und du wirst dich darin verlieren. Sie blickte an ihm herab und bemerkte sein eng sitzendes, weißes Muskelshirt und seine hellblaue Baggyjeans, dazu passend trug er weiße Sneakers. „ Na was meinst du? Einverstanden mit mir?“, fragte er mit einem leichten schmunzeln auf den Lippen. „Tut mir leid. Ich hab grad nicht zugehört, was hast du gesagt?“, fragte sich und schämte sich noch im selben Moment, „Ich hab dich gefragt ob du mit mir zufrieden bist“, sagte er und zeigte beim lächeln seine weißen Zähne. „Oh, na klar. Oder sollte ich etwa nicht?“, fragte sie und sah ihm in seine wundervollen Augen, „ ich hätte nur nicht erwartet, hier jemanden wie dich zu treffen.“ Er überging das und sagte, mit einem Blick ins Auto: „ Du hast jemanden mitgebracht?“, sein Ton ließ vermuten, dass es ein Problem war. „ Warum ist das ein Problem?“, fragte sie mit einem Blick auf ihre Mutter, „ Nun es ist so. Hier sind Gäste nicht erlaubt. Auf dem Gelände dürfen nur Schüler übernachten.“, sagte er. Sadie schaute zu ihrer Mutter und signalisierte ihr mit einem Blick auszusteigen. „ Mitchel, dass ist meine Mutter, Sarah, äh ich meine Mrs. Taylor.“, sie reichten sich die Hand und Mitchel ergriff das Wort. „Nun Mrs. Taylor, ich habe Sadie gerade gesagt, dass Gäste auf dem Gelände verboten sind, also denke ich sie müssten sich, wenn es geht ein Hotel besorgen.“, sagte er und blickte ihr fest in die Augen. Doch zu Sadies Überraschung reagierte ihre sonst so strenge Mutter ganz locker, „ Kein Problem. Ich dachte mir schon ähnliches, also habe ich mir ein Hotelzimmer in der Innenstadt reserviert. Nur für den Fall weißt du.“ Mitchel schien erleichtert, „Dass ist super. Danke, dass sie so kooperativ sind.“ Es wurde langsam dunkel und Sarah sagte: „ Weißt du was? Ich fahr jetzt zum Hotel und du lässt dir von Mitchel alles zeigen. Morgen früh um acht treffen wir uns dann hier und gehen gemeinsam zum Rektor um alles klar zu machen. Ist das ok für dich?“, Sadie nickte und sie gingen zum Auto um ihre Koffer mit den wichtigsten Sachen zu holen. „ Die nehm ich“, sagte er und nahm die zwei Koffer. Sarah und Sadie umarmten sich und ihre Mutter machte sich auf den Weg ins Hotel. Sie blickte ihrer Mutter hinter her und machte sich dann gemeinsam mit Mitchel auf den Weg. „ So nun zu den Sachen die erstmal heute für dich wichtig sind.“, sagte er als sie über das Schulgelände liefen, „ Du bekommst von der Schule ein Apartment, mit allem drum und dran. Es liegt ganz nah der Schule. Es sind wohl eher kleine Häuser. Du wirst dein Haus mit mir teilen, oder besser gesagt, ich werde mein Haus mit dir teilen.“, sie war nervös, das hätte sie nicht erwartet, sie sollte doch tatsächlich mit ihm zusammenwohnen „Oh, ok. Ich denke damit kann ich leben und dich kenne ich wenigstens jetzt schon. Also heute keine neuen Leute mehr.“ Er lächelte und redete weiter, „ Jetzt kommt das wichtigste. Es ist zurzeit nicht ratsam sich nach Mitternacht noch auf den Straßen rum zu treiben. Die Schule hat daher ein Ausgehverbot nach Mitternacht verhängt, an dass du dich unbedingt halten musst.“ Sie war noch nervöser und fragte: „ Weshalb wurde das Verbot verhängt?“, er schaute nun ernster als zuvor und sagte, „Nun ja, es passieren in letzter Zeit merkwürdige Dinge hier. Aber du brauchst keine Angst haben, die Schule hat besondere Sicherheitsmaßnahmen ergriffen um uns zu schützen. Ich werde es dir bei Gelegenheit in aller Ruhe erklären und zeigen.“ Sie war nicht beruhigt und machte sich Sorgen, versteckte dies aber vor ihm. Sie gingen über den hell erleuchteten Schulhof, an dessen Frontseite, eingebettet in den dahinterliegenden Wald, ein wunderschönes, weißes Gebäude stand. Es erinnerte sie leicht an ein Schloss, obwohl es zu modern dafür war. Es hatte vier Stockwerke und an beiden Seiten, waren zwei weiße Türme perfekt in das Haus eingepasst. Der Eingang bestand aus einem dunkelbraunem Doppelflügel#tor und einer unglaublichen, weißen Mamortreppe mit vier Stufen. Mitchel sagte leise zu ihr: „ Willkommen an der Grischem Schule für Mathematik. Willkommen in deinem neuem Zuhause.“ Sadie sagte nichts, sie ließ das Gebäude und seine Worte auf sich wirken. Es war also doch kein Traum, da stand ihre neue Schule, ihr neues Zuhause, der Ort an dem sie endlich wieder glücklich werden wollte. Mitchel riss sie aus ihren Gedanken als er sagte: „ Komm wir müssen weiter, dein neues Zuhause wartet auf dich.“ Sie gingen weiter. „ Tschuldige, ich bin erschöpft. Es war ein langer Flug und viele Eindrücke bis jetzt.“, sagte sie. Mitchel lächelte und sagte: „ Na dann warte mal ab, was morgen so alles auf dich zukommt.“ Sie gingen wieder weiter und nach erstaunlichen zwei Minuten erreichten sie bereits ihr Ziel. Sie waren gerade Mal über die grüne Rasenfläche gegangen, als sie zu einem Gebäudekomplex kamen, wo niedliche kleine Häuser in Viererreihen standen.
Mein Leben beginnt


Mitchel führte mich zum ersten Haus in der zweiten Reihe. Dort war nur eine Hälfte hell erleuchtet. Es sah vollkommen aus. Es hatte zwei Eingangstüren aus undurchsichtigem Glas und zu jeder Seite der Türen standen niedrige Blumenkästen in leuchtenden Farben. Mitchel zeigte auf die beleuchtete Seite des Hauses und signalisierte mir vorzugehen. Ich trat auf die niedrige Stufe und öffnete mit zitternden Händen die Tür. Als ich den letzten Schritt ins Haus machte verschlug es mir erst einmal die Sprache. Ich stand einfach nur da und schaute sprachlos in den unerwarteten großen Raum. Mein erster Gedanke war: Okay unsere Wohnung in New York war groß und die Zimmer auch. ABER DAS IS JA UNGLAUBLICH. Mitchel trat an meine Seite und tippte mir leicht auf die Schulter; ich drehte mich um sah ihm ins Gesicht. Er sah belustigt aus und hatte ein breites Grinsen auf den Lippen. „Und nicht schlecht, oder?“, sagte er und grinste immer noch. „Ja“, sagte ich, zu mehr war ich nicht im Stande, ich stand einfach nur da und mit offenem Mund ich starrte in das riesige Wohnzimmer. Es war so groß wie mein Zimmer plus das Esszimmer bei mir zuhause. Ich versucht ungefähr abzuschätzen wie viele Quadratmeter es waren. Nach meinen Berechnungen waren es ungefähr siebzig .Mitchel ging zu dem überdimensionalen Sofa und ließ sich darauf fallen. Seine Haut bildete einen starken Kontrast zu dem weißen Sofa. Ich stand unschlüssig an der Tür bis er sagte: „Komm doch rüber und setz dich. Ich bin echt neugierig mit wem ich es zu tun habe. Schließlich werde ich die nächsten zweieinhalb mit dir zusammen leben“, sagte er und strahlte mich an. Ich ging zu ihm und ließ mich gegenüber von ihm aufs Sofa fallen. Langsam machte sich der lange Tag bemerkbar und ich merkte dass ich ganz steif war. „ Na dann leg mal los und bombadier mich mit ´Fragen“, sagte ich neckend und wartete auf den Ansturm der prompt folgte. Wir unterhielten uns stundenlang, wie es mir vorkam, denn Mitchel hatte sehr viele Fragen und beantwortete sie und stellte ab und zu Gegenfragen, die auch er bereitwillig beantwortete. Gegen elf Uhr hielt ich es nicht mehr aus, ich war so müde dass mir ständig die Augen zu fielen und Mitchel grinste nur über mein unverschämtes Gähnen, aber ich konnte nicht anders. Er führte mich eine Treppe hoch und zeigte mir mein Zimmer. Ich hatte nicht mehr die Kraft es zu bestaunen und ließ mich einfach auf das riesen Bett fallen und schlief fast sofort ein. Ich hörte nur noch Mitchels Geflüstertes Gute Nacht und dann war ich im Land der Träume.
Als ich am nächsten Morgen wach wurde brauchte ich ein paar Minuten um mich zu orientieren. Ich wurde von einem unbekannten Wecker geweckt den ich noch nie gehört hatte. Das machte mich stutzig. Ich setzte mich auf und bemerkte als erstes das riesige, weiche Bett auf dem ich saß und fragte mich ob ich immer noch träumte. Ich schaute mich im Zimmer um, nichts kam mir bekannt vor bis auf meine Koffer die in einer Ecke des Zimmers vor einem unglaublichen Schrank standen. Ich stand auf und ging zu meinen Koffern, ich öffnete den großen und suchte gerade nach meinem Kulturbeutel als es an der Tür klopfte. „Herein“, rief ich unsicher, ich war mir immer noch nicht ganz sicher ob ich wach war oder immer noch träumte. Doch dann blickte ich in ein grinsendes Gesicht, dass mir bekannt vorkam. „Guten Morgen, du Schlafmütze“, sagte Mitchel und sofort wusste ich dass ich wach war. Denn dieses Gesicht konnte ich nicht träumen, er war der süßeste Junge den ich je getroffen hatte und daran gab es auf keinen Fall irgendwelche Zweifel. Ich schenkte ihm ein strahlendes lächeln. „ Hey heute siehst du schon mehr aus wie ein Mensch. Geh du dich fertigmachen, ich geh in der Zwischenzeit Frühstück bestellen. Und wenn du fertig bist können wir essen“, sagte er und dann schweifte sein Blick zum Schrank, „ Bevor ich es vergesse, im Schrank ist deine Uniform. Ich würde sagen heute wird ein sonniger Tag. Also kannst du ruhig die kurzen Sachen nehmen“, damit drehte er sich um und ließ mich allein. Ich sah auf die Uhr, es war erst halb sieben also genügend Zeit für eine Dusche und die hatte ich auch bitter nötig. Der Reisetag haftete an mir und ich fühlte mich unwohl sowohl aus Angst was mir heute bevor stand und weil ich mich unsauber ohne meine allabendliche Dusche fühlte. Schnell ging ich raus in den Flur und betrat das Bad, das praktischer Weise gleich gegenüber von meinem Zimmer lag. Nach der heißen Dusche wurde ich klarer im Kopf und putzte mir die Zähne, langsam beschlichen mich die ersten Gedanken an den heutigen Tag, doch ich konnte sie ausblenden bis ich bei Mitchel am Esstisch saß und mir das Frühstück schmecken ließ. Ich fühlte mich in meiner Uniform wohl. Heute bestand sie aus einer weißen Bermudas mit einem Hellblauen Poloshirt. Michel trug dasselbe und auch ihm stand sie unglaublich gut. Ich ließ mir gerade meine Pancakes schmecken als Mitchel mir einen umwerfenden Blick zuwarf und dann, mal wieder, anfing zu grinsen. „Was ist?“, fragte ich sah ihn direkt in die Augen. „Ach nichts“, sagte er und fügte dann doch hinzu, „ Ich kann nur nicht glauben, dass so einen gesunden Hunger hast, obwohl dir heute so viel bevor steht“, sagte er und sah mir ebenfalls in die Augen. „ Ach deswegen. Naja ich hatte seid gestern Morgen nichts mehr gegessen weißt du.“, sagte ich und schämte mich doch tatsächlich für mein ungehaltenes Schlemmen. „Aber warum hast du denn gestern nichts gesagt? Wir hätten eine Pizza oder so bestellen können. Du musst doch keinen Hunger leiden.“, sagte er und ein schmunzeln glitt über sein Gesicht. „Also gestern hatte ich definitiv zu viel im Kopf um ans Essen zu denken. Und bis eben hatte ich es auch prima ausgeblendet.“, sagte ich und schaute nun auf meine Hände. „ Naja das glaub ich dir. Mir ging es an meinem ersten Tag hier genauso. Ich war tierisch aufgeregt und wäre am liebsten gar nicht gekommen. Aber das geht schnell vorbei. Hier kommen alle miteinander aus. Aber das ist ja klar wir sind ja aus dem selbem Grund hier“, sagte er und schwieg dann. Er wartete meine Reaktion ab und ich sagte: „Ich habe mir immer gleichgesinnte gewünscht. Zuhause an meiner alten Schule hatte ich nicht viele Freunde und dann, als wir nach New York zogen wurde es nur noch schlimmer. Ich habe mich von allen in der Schule fern gehalten. Das war nichts für mich. Dort ging es immer nur um so profane Sachen wie Markenklamotten oder Geld an und hattest du nichts, dann warst du auch nichts. Und als ich mich dann auch noch dem Begabtenkurs in Mathematik anschloss war es ganz vorbei. Ich hatte nur noch meine Freunde dort im Kurs. Doch sie konnten mir nicht das Wasser reichen. Die meiste Zeit habe ich mich tödlich gelangweilt und Nachhilfelehrer für die anderen im Kurs gespielt. Aber als ich dann meine Chance hier bekam wusste ich, dass ich sie wahrnehmen muss, sonst wär ich irgendwann vom Empire State Building gesprungen oder so“, ich brach ab und wurde rot. Mir wurde gerade bewusst was ich für einen Redestrom hingelegt hatte und schaute auf meine Hände. Mitchel schien dass alles brennend zu interessieren und hatte jedes Wort gespannt verfolgt. Er setzte ein Lächeln auf was verboten sein sollte und sagte: „Bei mir war es auch nicht anders als bei dir. Aber das hat Zeit bis heute Abend. Wir müssen los es ist zehn vor acht und deine Mutter wird bereits auf dich warten wie ich vermute.“ Ich kannte meine Mutter besser, sie war normalerweise immer zu spät und scherte sich auch nicht weiter darum, denn ihre Klienten warteten normalerweise geduldig auf sie, denn sie war Pflichtverteidigern für Insassen des Staatsgefängnisses in New York. „ Ich glaube wir können uns Zeit lassen“, sagte ich und fügte noch hinzu, „ Meine Mutter hat sich grundsätzlich mit der Zeit gestritten.“ Mitchel verfiel in ein Lachen, wo man nicht anders konnte als mitlachen. Aber dann standen wir auf gingen zur Tür hinaus.
Mein erster Tag


Draußen schien die Sonne und es war herrlich warm. Das war gut. Die Sonne beruhigte mich, denn in New York sah man sie viel zu selten. Sie erinnerte mich an Miami und an die Zeit in der ich glücklich war. Fast so glücklich wie jetzt, mich überkam ein eigentümliches Gefühl dass mir sagte ich bin Zuhause, hierher gehöre ich. Mitchel sah mich von der Seite her an. Ich hatte unbewusst angefangen zu lächeln, „was macht dich glücklich?“, fragte er und lächelte ebenfalls. „ Naja ich habe gerade gedacht: Hier bin ich zuhause. Und obwohl ich noch nicht viel mit bekommen habe, fühle ich mich so wohl als würde ich schon Jahre hier sein und mit dir zusammen wohnen. Weißt es ist so leicht und natürlich mit dir zu reden und du scheinst dich wirklich für mich zu interessieren und mich zu mögen.“, sagte ich und dann überkam es mich wieder. Man, dachte ich, verdammt schon wieder diese unwillkürliche Ehrlichkeit, aber ich konnte nichts dagegen machen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund vertraute ich Mitchel und ich hatte die Gewissheit dass er es für sich behalten würde und mich in Schutz nehmen würde wenn es sein musste. Mitchel war wie eine Kopie meines Bruders, nur dass Mitchel attraktiver war und mich in seinem unwiderstehlichen Bann zog. Er musste schmunzeln und bekam einen triumphierenden Ausdruck in den Augen. „ was bringt dich zum schmunzeln?“, fragte ich und sah dabei auf meine Füße. Er stellte sich vor mich und sah mich an, dann nahm er meine Hände und sagte: „ Ich muss schmunzeln weil du genau dasselbe denkst wie ich. Ich fühlte mich gestern sofort in deiner nähe wohl und du bist so anders als die meisten Mädchen die ich kenne. Du bist so…hmmm…so normal und ich weiß auch nicht. Ich denke du bist einfach so..normal und klug und ach ist ja auch egal. Was ich damit sagen will ist, ja ich mag dich auch und ich freue mich dass ich mit dir zusammen wohnen darf.“ WOW, dass war mein erster Gedanke. Ich war so baff dass ich nichts sagen konnte. Er nahm mich bei der Hand und ging mit mir weiter. Als wir um die Ecke bogen stand meine Mutter genau wie er vorher gesagt hatte bereits an ihrem alten Platz von gestern und wartete auf mich. Als sie sah dass Mitchel und ich Hand in Hand kamen machte sie große Augen und sah leicht entsetzt aus. Doch schnell brachte sie ihren Gesichtsausdruck unter Kontrolle und setzte stattdessen ein Lächeln auf und breitete die Arme aus um mich in Empfang zu nehmen. Es war die erste Nacht die wir jemals getrennt verbracht hatten. Ich löste mich von Mitchel um meine Mutter in den Arm zu nehmen. Er gesellte sich zu uns und begrüßte Sarah freundlich. Meine ließ mich los um ihm die Hand zu reichen, danach sah sie mich mit einem vielsagenden Blick an. Ich zuckte nur die Schultern und blickte wieder auf meine Füße. Mitchel hielt ein wenig Smalltalk mit Sarah, während mir langsam übel wurde, ich bereute es soviel gefrühstückt zu haben und besann mich auf atmen und ruhig bleiben. Nach etwa zehn Minuten wandte sich Mitchel an mich und sagte: „Ich muss jetzt rein der Unterricht beginnt gleich. Wir treffen uns nachher. Wir haben alle Kurse gemeinsam. Bis später“, er gab mir einen Kuss auf die Wange, reichte Sarah die Hand und ging ins Gebäude. Meine Wange brannte dort wo seine Lippen sie berührt hatten, aber meine Mutter lenkte mich schnell ab indem sie mich an den Händen nahm und mich vollkommen beanspruchte. „ Sag mal was hatte dass denn vorhin zu bedeuten als ihr zwei Hand in Hand zu mir kamt?“, fragte sie und sah mich bedeutungsvoll an. Ich merkte wie ich rot wurde und konnte nicht anders als abermals auf meine Füße zu blicken und sagte schnell: „ Nichts, wir haben nur festgestellt dass wir uns mögen also als Freunde und dass wir ungefähr dasselbe durchgemacht haben bevor wir herkamen. Ich glaube man kann es als Seelenverwandtschaft beschreiben. Gott hört sich das geschwollen an.“, den letzten Satz sagte ich nur zu mir selbst. Meine Mutter schien fürs erste beschwichtigt und ging zur Tagesordnung über. „ Na dann lass uns mal reingehen und alles klar machen für deine Zeit hier.“, sagte sie und ging mir voraus zur Tür. Die Formalitäten waren schnell erledigt, jedenfalls kam es mir schnell vor. Ich hörte dem Rektor kaum zu, ich dachte die ganze Zeit an Mitchel und an das Gefühl von seiner Hand in meiner. Aber je länger ich dort gesessen hatte, desto mehr Zweifel kamen mir. Was war das nur für ein Gefühl? Ich konnte es mir nicht erklären. Ich war nicht direkt verliebt und schwärmte auch nicht, es war mehr eine Art Anziehungskraft die von ihm aus zugehen schien und eigentlich hatte ich mir fest vorgenommen mich nicht auf eine Beziehung ein zu lassen, aber was dachte ich den da? Ich war noch nicht einmal 24 Stunden hier und dachte schon über so etwas nach. Ich kam zu dem Schluss dass ich albern war und nahm mir vor die nächste Zeit abzuwarten was aus meinem Gefühlschaos wurde. Ich wurde erst aus den Gedanken gerissen als meine Mutter mich an stupste und mir sagte dass es nun so weit wär in die Klasse zu gehen. Ich erhob mich und ging gemeinsam mit Sarah und dem Rektor hinaus in den Korridor, dort verabschiedete sich meine Mutter von mir und verabredete sich mit mir zum Mittag. Ich sah den Rektor an, aber er hatte ein Lächeln im Gesicht und sagte nur dass die Schule heute nur bis elf ging. Wir hatten immer einen kurzen Montag. Kaum dass ich mich versah, war ich bereits im zweiten Stock und stand vor einer dunklen Holztür mit einem goldenen Schild auf dem stand:
Statistik Stufe 1
Mrs. Berry
„Nun ich wünsche dir viel Spaß in deiner ersten Stunde. Und sei unbesorgt, das neue Semester beginnt heute also hast du noch nichts verpasst. Heute steht alles auf Anfang und alle freuen sich schon auf dich und ich denke das wars“, sagte er, drehte sich auf dem Absatz um und war verschwunden. Nervös stand ich vor der Tür und hatte Angst in den Raum zu gehen, ich lief auf und ab und nach kurzer Zeit hatte ich unerklärlicherweise Mitchel vor Augen, aber sein Gesicht beruhigte mich und ich konzentrierte mich darauf. Ich klopfte an die Tür und betrat den Raum, die erste Person die ich wahrnahm war Mrs. Berry sie stand an der Tafel und lächelte mich mit einem warmen lächeln an. Unsicher stand ich in der Tür und versuchte nicht in den Raum zu blicken, Mrs. Berry kam auf mich zu und reichte mir die Hand und sagte: „ Hallo Sadie, schön dich hier zuhaben, wir waren alle sehr gespannt auf dich. Ich würde sagen du setzt dich auf deinen Platz und hörst erst einmal zu, wir wollten gerade unser neues Thema beginnen.“ Ich nickte nur und schaute mich widerstrebend im Raum um und bekam ein warmes Gefühl. Meine „Klasse“ bestand mit mir eingeschlossen nur aus sechs Personen und der einzige freie Platz war der neben Mitchel, mein Herz fing an zu flattern und schnell setzte ich mich neben ihn. Wieder nahm er meine Hand und lächelte mich an.
Der Unterricht ging schnell zu Ende und kaum dass ich mich versah saß ich auch schon mit meiner Mutter in einem Restaurant mitten in Portland und sie löcherte mich mit den Fragen die ihr auf der Seele brannten. „ Also sag mal Schatz, wie war sie Schule?? Und wie ist das nun mit dir und Mitchel?? Ich hatte den Eindruck als wolltest du heute Morgen nicht drüber reden. Und wie sind deine neuen Mitschüler und die Lehrer?? Na los erzähl schon! Ich will alles wissen.“ Sie ließ mir noch nicht mal Zeit zum denken oder antworten, also sagte ich: „Mom ganz langsam! Du überforderst mich ja total. Lass mich doch erstmal denken und dann erzähl ich ganz in Ruhe okay?“ „Natürlich, entschuldige! Ich bin nur so neugierig. Am liebsten wär ich heute Morgen mitgekommen.“ „Also ganz ruhig jetzt mal. Erstens ich bin froh dass du hier bist und mir zur Seite stehst. Aber wie hätte das denn bitte ausgesehen wenn du mit mir zum Unterricht gekommen wärst??“ Sarah setzte ein schmunzel auf und musste über mich lachen, weil sie wusste wie ich es meinte. Sie kannte mich einfach zu genau. „Okay, okay du hast ja Recht. Aber jetzt erzähl schon! Sonst platze ich noch.“, sagte sie immer noch lächelnd. „ Also der Unterricht war super. Hier werde ich mal so richtig gefordert, das ist echt mal was Neues. Ich musste sogar einmal nachfragen, wie eine Rechnung funktioniert. Du kannst dir gar nicht vorstellen wie viel Spaß ich hatte. Und meine neuen Mitschüler sind echt klasse, alle sehr zu vorkommend und niemand war aufdringlich oder hat mich mit Fragen gelöchert. Wir wollen uns heute Abend alle bei mir treffen und uns richtig kennenlernen. Womit wir auch schon beim Thema wären, was dich ja so brennend zu interessieren scheint. NEIN Mom Mitchel und ich sind kein Paar und ich habe eigentlich auch nicht vor mir einen Freund zu zulegen, ich mag Mitchel nur sehr gern. Wir haben uns gestern sehr lang Unterhalten und da hat sich herausgestellt dass wir in etwa das selbe erlebt haben bevor wir herkamen und das schweißt zusammen, denn er versteht genau wie ich mich gefühlt habe damals in New York und er konnte sehr gut verstehen, weshalb ich so nervös war herzu kommen, aber ist ja auch egal. Wir sind Freunde und mehr nicht. Wenn mehr daraus wird dann wird mehr daraus und wenn nicht, dann eben nicht.“, Gott dachte ich. Das war einer der längsten Monologe den ich in den letzten Tagen gehalten hatte und es war mir peinlich dass ich so direkt zu meiner Mutter sein musste, aber es hatte sich anscheinend gelohnt. Sie sah beruhigt aus und strahlte nun, vermutlich vor Glück, dass es mir hier so gut gefiel. Nach dem Essen gingen wir noch shoppen, denn meine Mutter war der Meinung dass für den, wie sie es bezeichnete, „Kennenlern Abend“ angemessene Klamotten brauchte. Stundenlang schleppte sie mich durch die Innenstadt von Portland und in jedes erdenkliche Geschäft was es dort gab. Nach ungefähr drei Stunden Dauershoppen kaptitulierte ich und ließ ihr freie Auswahl. Meine Gedanken schweiften ab und ich fragte mich was Mitchel jetzt wohl gerade machte und kam, nach unendlichen Möglichkeiten, zu dem Schluss dass es mich nichts anging und dass es mir nicht gut tat ständig an ihn zu denken. Schließlich war er nicht mein Freund, aber was war er für mich? Ein normaler Kumpel war er nicht, dafür dachte ich zu oft an ihn, aber in ihn verliebt war ich auch nicht, denn meine Gefühle waren nicht stark genug. Ich war einmal unglaublich in einen Typen in meiner alten Schule in Miami verliebt gewesen, ich war total vernarrt in ihn obwohl nie auch nur das geringste Interesse zeigte. Aber bei Mitchel hatte ich andere Gefühle, er war mehr ein Seelenverwandter für mich, aber das klang so geschwollen. Nein es musste eine andere Bezeichnung für ihn geben, denn das was da zwischen uns war ging über Freundschaft hinaus und ich fühlte sehr stark für ihn, obwohl ich kaum kannte, aber ich konnte es einfach nicht in Worte fassen. Sarah sah wie abwesend ich war und wie mein Stirnrunzeln immer tiefer wurde. Sie interpretierte das als eine Reaktion auf die lange Shoppingtour und sagte: „ Naja Schatz ich glaub wir haben genug gekauft oder? Man die Karte deines Vaters muss ja schon glühen. Ich bring jetzt mal besser zurück nicht dass jemand eine Vermisstenanzeige nach dir aufgibt.“ Sie lachte über ihren eigenen Witz und das war so fröhlich, dass ich nicht anders konnte als mit zu lachen. Mit dem Taxi ging die Fahrt schnell und als wir wieder vor der Schule standen fühlte ich mich wieder an den letzten Abend erinnert. Mitchel stand dort und wartete auf mich, jedoch diesmal nicht allein, meine ganze neue Klasse war dabei und alle strahlten mich an. Ich stieg aus und nahm meine unzähligen Tüten, Sarah kam um das Taxi herumgerannt um mich noch einmal in die Arme zu nehmen. Wir verabschiedeten uns und ich ging auf meine Klasse zu. Ich wurde von allen Seiten umarmt und alle redeten durcheinander. Mitchel war sofort treu an meiner Seite und nahm mir meine Tüten ab. „ Man wie viele Läden habt ihr denn leer gekauft?“, fragte er in einem neckenden Ton. „ Naja meine Mom ist halt nicht zu bremsen wenn sie einmal loslegt.“, sagte ich und musste grinsen. „So dann wollen wir mal Essen gehen was?“, sagte das Mädchen, die im Unterricht vor mir saß, zu allen und setzten wir uns in Bewegung. Wieder nahm Mitchel meine Hand, bereitwillig verschränkte ich die Finger mit seinen. Er war ganz natürlich wenn wir das machten, es fühlte sich an als würde ich nachhause kommen, als ob wir dass schon seid Jahren machten. Meine Klassenkameraden ließen sich nichts anmerken, doch ich spürte die Blicke der anderen auf mir.
Der Kennenlern Abend


Das erste was ich machte als wir im Haus ankamen war in mein Zimmer zu gehen und die unzähligen Tüten aus zu packen und alles im Schrank zu verstauen. Die zwei anderen Mädels kamen mit um zu helfen. Das war unsere erste Chance uns ohne Jungs zu unterhalten. Die zwei waren echt lieb und wir verstanden uns auf Anhieb. Clara, eine braunhaarige mit den schönsten Augen die je gesehen hatte, ließ sich erst einmal aufs Bett fallen. Phoebe war sehr schüchtern und zurückhaltend. Sie stand unsicher in der Tür und wusste nicht so recht was sie machen sollte. Ich stand vor meinem Schrank und stöhnte. Ich wusste einfach nicht wo ich die ganzen Sachen hin packen sollte, es war so komisch, alles neu und fremd, einfach ungewohnt nicht in meinem gewohnten Chaos zu sein. Clara sah mich mitleidig an und kam zu mir zum Schrank und sagte: „ Na komm ich wird dich mal in deinen Schrank einweisen“ Ich stand hilflos davor und überlegte mir ein System was aber irgendwie kein Sinn ergab. Clara begann zu lächeln und machte die Schranktüren auf, „So“, sagte sie und begann davor auf und ab zu laufen. Ich sah mich im Schrank um und begann mich zu schämen, es sah mickrig aus, da waren lediglich die Schuluniformen drin und mehr nicht. Clara runzelte die Stirn und schaute sich im Zimmer um. „ Lass uns erst mal alles auf dem Bett austeilen und dann sehen wir weiter. Was hälst du davon?“, fragte sie und schaute mich an. „ Ganz wie du willst“, sagte ich und begann die Tüten auf dem Bett aus zu kippen, jetzt kam auch Phoebe dazu und schaute ungläubig auf den Riesenhaufen Klamotten der dort verstreut lag. „ Man deine Mom hat aber echt n Shoppingwahn was?“, sagte sie und beäugte immer noch den Klamottenhaufen. „Naja Sarah wollte mir halt etwas Gutes tun, weil wir uns in der nächsten Zeit nicht sehen werden.“, sagte ich entschuldigend und begann die Sachen zu sortieren. Clara machte sich ans Werk und begann meinen Schrank einzuräumen, während Phoebe und ich die Sachen zusammen legten. Schnell entwickelte sich ein Gespräch und ich lachte wie seid einer Ewigkeit nicht mehr. Phoebe und Clara waren einfach toll und sehr liebe Menschen. Wir redeten vor allem über den üblichen Mädchenkram wie Schminke, Klamotten und solche Sachen. Als wir fertig waren den Schrank einzuräumen und die Koffer verstaut hatten, zog ich mich für das Abendessen um und wir schminkten uns gemeinsam im Bad. Dort kamen wir auf das zu sprechen, von dem ich gehofft hatte dass es nicht zur Sprache kommen würde. „Du sag mal, was läuft da eigentlich zwischen dir und Mitchel?“, fragte Clara und sah mich vielsagend an. Ich verdrehte die Augen und versuchte nicht zu genervt zu klingen: „ Nichts läuft zwischen uns. Wir mögen uns einfach und es ist…. Ich weiß auch nicht. Ich kann es nicht richtig erklären, es fühlt sich so an als ob ich zuhause bin wenn ich seine Hand halte und es fühlt sich natürlich an und….. wie gesagt es ist schwer zu erklären aber auf jeden Fall läuft da nichts und wir sind auch nicht zusammen.“, versuchte ich zu erklären und fügte leicht pikiert hin zu; „ Ich bin doch erst seid gestern hier. Also so eine bin ich auch nicht, die sich gleich dem nächst besten an den Hals wirft.“ Wieder fing Clara an zu lachen, selbst Phoebe begann zu schmunzeln, sie schienen jedoch beruhigt zu dein und als der Geruch von Essen ins Bad wehte sagte ich: „ Ich glaub das ist unser Zeichen. Lasst uns runter gehen, die Jungs haben jetzt ganz schön lang auf uns gewartet.“ Wieder fingen wir an zu lachen und gingen schnell zur Treppe. Unser Wohnzimmer hatte sich in der Zeit unserer sehr verändert, in der Mitte stand ein Esstisch der voll war mit Essen. Ich fragte mich wo sie das ganze Essen her hatten, ich hatte mir darüber keine Gedanken gemacht und wollte auch gar nicht drüber nachdenken wo sie es geschafft hatten. Wir gingen zum Tisch und setzten uns zu den Jungs.
Es wurde ein ausgelassener Abend. Wir tranken, aßen und unterhielten uns über viele Sachen. Jeder erzählte seine Geschichte und obwohl sie sie gegenseitig wahrscheinlich schon kannten, hörten alle zu und fügten hier und da lustige Kommentare ein. Als ich meine Geschichte erzählte, nahm Mitchel wieder meine Hand und ermutigte mich zum Reden. Wir hatten alle ähnliches erlebt und freuten uns über unsere Chance hier. Nach dem Essen gingen wir für eine Weile raus in den kleinen Garten hinter dem Haus und ließen uns dort an dem kleinen Teich nieder um weiter zu erzählen. Es machte richtig Spaß, obwohl mir vor dem Aufräumen schon graute. Ich machte nicht gern Hausarbeit, aber hier ging es nicht anders, ich stand nun auf eigenen Beinen dachte ich mir und da gehörte das halt dazu. Als es dunkel wurde gingen wir wieder rein. Ich war überrascht, alles war sauber und an seinem Platz, der Tisch war verschwunden und der Sofatisch und der Flachbildschirm waren wieder dort. Ich machte wohl ein erstauntes Gesicht, denn alle sahen mich an und kicherten über meinen Ausdruck. Mitchel legte mir einen Arm um die Taille und sagte: „Das weißt du ja noch gar nicht. Wir haben hier Putzleute die auf Anruf kommen und alles in den normalen Zustand versetzen. Ich hab sie vorhin angerufen. Hier brauchst du keine Hausarbeit machen. Du sollst dich voll und ganz auf die Schule konzentrieren.“ „ Aha, so ist das also“, sagte ich und konnte es immer noch nicht so recht glauben.
Gegen elf gingen verabschiedeten wir uns von einander und wünschten uns Gute Nacht. Ich war noch gar nicht müde, ich war zu aufgekratzt von dem Abend, das war aber kein Problem, denn am nächsten Tag hatten wir erst ab elf Schule, sodass ich ausschlafen konnte. Meine Mutter war morgen mit einem Klienten verabredet, der hier saß, also hatte sie eh keine Zeit. Mitchel und ich ließen uns auf das bequeme Sofa fallen und er nahm mich in seine breiten Arme. Ich kuschelte mich an seine Schulter und ließ meinen Gedanken freien Lauf. Ich dachte an nichts bestimmtes, mehr so an dies und das, an alte Zeiten in Miami und New York und die Umstände die mich hier her gebracht hatten. Mitchel unterbrach meine Gedanken indem er sagte: „Das war ein schöner Abend. Findest du nicht?“ „ Ja ich fand ihn ganz schön. Ich hätte niemals gedacht, dass ich hier so schnell aufgenommen werde. Ich finde die Mädels echt cool und auch die Jungs sind ganz lustig“, sagte ich und drehte mich so dass ich ihn ansehen konnte. Er hatte wieder sein Grinsen im Gesicht und legte seinen Kopf auf meinen. „Ich habe dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen brauchst. Sie haben sich alle auf deine Ankunft gefreut und Dennis war sogar ein wenig beleidigt, dass du mit mir zusammen wohnst.“, jetzt wurde sein Grinsen noch breiter und seine weißen Zähne zeigten sich. „ Warum“, fragte ich und wartete auf seine Antwort. „ Weil er mit einem Jungen zwei Stufen unter uns zusammen lebt und der redet den ganzen Tag so gut wie kein Wort. Dass muss ätzend sein, denke ich.“ „ Dass kann ich mir vorstellen. Ein zusammen leben ohne Kommunikation, dass wär echt schrecklich für mich. Da bin ich ja heilfroh dass ich dich abbekommen habe“, sagte ich und kuschelte mich fester an ihn. Nach einer Weile überlegte ich was das zu bedeuten hatte? Diese Situation hier auf dem Sofa. Händchen halten als Freunde, war das eine, aber hier halb sitzend zu kuscheln war etwas anderes. Ich überlegte ob ich das Gespräch mit Clara und Phoebe zur Sprache bringen sollte aber ich wusste nicht wie er reagieren würde. Mitchel fing an mein Haar zu streicheln und da dachte ich mir: Was solls mehr als böse werden oder drüber lachen kann er ja nicht, oder? Also überlegte ich mir einen Anfang und sagte: „ Mitchel, ich glaub wir müssen mal reden“, sagte ich und zappelte an seiner Seite, er schaute mich von oben herab an und sagte: „Schieß los.“ „Naja also Clara und Phoebe….oder besser gesagt Clara hat mich vorhin darauf angesprochen was da zwischen uns läuft und ich weiß nicht….ich würde gern mal wissen was du darüber denkst.“ Mitchel setzte sich auf ohne seine Arme von mir zu nehmen und sagte: „ Also ich weiß ja nicht was du gesagt hast, aber ich denke wir sind Freunde und wenn du meinst es könnte mehr daraus werden, dann wäre ich nicht abgeneigt es zu ändern. Aber so wie es jetzt ist find ich es auch schön. Es liegt ganz an dir und die anderen brauchen ja auch nichts davon zu erfahren wenn du das nicht möchtest.“ Ohh Gott das war genau das was ich eigentlich nicht hören wollte, aber so wie er es sagte barg es schon einen gewissen Reiz und ich war ja eigentlich auch nicht abgeneigt, aber meine Vernunft sagte mir ich solle warten. Meine Gefühle sagten ich solle zugreifen so lange die Chance noch bestand. Ich wusste nicht was ich sagen sollte und antwortete mit einem unverbindlichem; „ hmmm…also ich weiß nicht so genau.“ Er nahm mich noch fester in die Arme und flüsterte mir ins Ohr: „du brauchst nichts überstürzt zu entscheiden. Wir haben noch zweieinhalb Jahre Zeit.“ Das ließ ich mir einen Moment durch den Kopf gehen und betrachtete sein Gesicht, während ich die Vor- und Nachteile abwog. Der Vorteil an der Sache war, dass wenn ich jetzt eine Beziehung mit ihm einging hätte ich von Anfang an jemanden, bei dem ich wüsste dass er treu an meiner Seite wäre. Der Nachteil an der ganzen Sache war erstens meine Angst vor Beziehungen und die Verpflichtungen die man mit einer Beziehung einging. Ich wusste nicht ob ich dass wollte, ich war mir unschlüssig. Mitchel wartete geduldig und lehnte sich wieder im Sofa zurück. Ich kam zu dem Schluss eine Nacht darüber zu schlafen und ab zu warten wie es sich in den nächsten Tagen oder Wochen entwickelte. Ich richtete mich auf und entzog mich seiner Umarmung. Ich sah ihm mit einem Stirnrunzeln ins Gesicht und sagte: „Also ich weiß nicht. Lass mich drüber schlafen. Ich muss jetzt denken und allein sein. Ich geh ins Bett.“ Ich beugte mich zu ihm und gab ihm einen Kuss auf die Wange, er hielt mich fest und gab auch mir einen Kuss auf die Wange, dann strahlte er mich an und murmelte mir: „ Schlaf gut und wie gesagt du hast Zeit“, ins Ohr und lehnte sich zufrieden lächelnd zurück. Ich ging nachdenklich zur Treppe und blieb noch einen Moment dort stehen und schaute zu Mitchel. Er saß immer noch lächelnd dort und zappte durch die Kanäle.
Wie nicht anders zu erwarten lag ich in dieser Nacht lange wach und wog die Vor- und Nachteile ab. Er ließ mir die Wahl zwischen Freundschaft oder Beziehung. Ich hatte tausende Gedanken im Kopf und konnte mich nicht auf keinen so recht konzentrieren. Aber je näher ich dem Schlaf kam umso mehr wurde ich mir bewusst, wie ich für ihn empfand. Es war definitiv mehr als Freundschaft, aber genug für eine Beziehung? Ich wusste es nicht. Ich stellte mir tausendmal dieselbe Frage: Wie hatte er es geschafft mich in so kurzer Zeit in seinen Bann zu ziehen. Wenn ich bei ihm war fühlte ich mich geborgen und sicher obwohl ich ihn erst seit kurzem kannte, wenn er lächelte musste auch ich lächeln und wenn er meine Hand nahm fühlte ich mich wohl. Ich hatte so ein Gefühlschaos noch nie erlebt, es war so neu. Ich lag völlig angezogen auf dem Bett und wusste nicht wo mich das alles hinführte. Wie komisch das war, normalerweise plante ich mein Leben und es hatte bis jetzt immer alles so geklappt wie ich es wollte, aber das hier? Es überforderte mich. Nach ca. zwei Stunden rumliegen und grübeln, hielt ich das rum liegen nicht mehr aus. Durch das viele Grübeln war ich wieder wach geworden. Ich stand auf und ging nach unten. Es war alles dunkel, Mitchel lag wahrscheinlich im Bett und schlief tief und fest. Wie gemein das war, er war bestimmt ziemlich zufrieden mit deinem Werk und ich stand hier verwirrt und unschlüssig. Ich ging ins Wohnzimmer und klatschte in die Hände, sofort ging das Licht an. Ich setzte mich auf das Sofa und schaltete den Fernseher ein. Ich begann unwillkürlich wieder zu grübeln und zappte vor mich hin ohne wirklich etwas zu sehen. Bis die unverkennbare Melodie meines Lieblingsfilms bemerkte und ich aufmerksamer hinsah. Eiskalte Engel. Na toll den hatte ich jetzt auch noch gebraucht. Ich konnte das jetzt nicht ertragen, normalerweise hätte mich jetzt niemand vom Fernseher weg bekommen, aber gerade jetzt ging es nicht. Sofort interpretierte ich mich und Mitchel hinein. Aufgebracht stand ich auf und ging raus in den Garten. Ich setzte mich auf die Holzliege und grübelte schon wieder. Und da sah ich es zum ersten Mal. Erst achtete ich kaum darauf, aber dann drehte das Tier den Kopf in meine Richtung und sah mich direkt an, seine gelben Augen sahen mich an und fixierten mein Gesicht. Es schlich den Ast entlang auf mich zu. Ich war unfähig mich zu bewegen, ich saß vollkommen steif da und versuchte es einzuordnen. Ich hatte so ein Vieh noch nie gesehen. Es war in etwa so groß wie eine Hauskatze, mit rotem Fell und leuchtend gelben Augen. Aber das Maul war blutverschmiert und es zeigte lange Spitze Zähne. Es kam auf dem Ast immer näher zu mir heran und ich begann unwillkürlich zu schreien. Es war mir egal ob ich alle weckte. Nach einer Sekunde hörte ich ein poltern hinter mir, aber ich konnte mich nicht umdrehen, mein Blick blieb an dem Tier hängen. Es hatte innegehalten und starrte ins Haus, plötzlich drehte es sich um und ging zur Flucht über. Es war so schnell verschwunden, wie Mitchel gekommen war um zu sehen was passiert war. Ich sprang auf und lief in seine Arme. Er drückte mich fest an sich und blickte mir besorgt ins Gesicht. Er sprach mir leise ins Ohr: „ Sadie was ist passiert? Du bist ja total verschreckt und weinst du etwa?“, ich hatte die Tränen gar nicht bemerkt und jetzt hatte ich nicht die Kraft sie zu stoppen. Der Schreck wegen dem Vieh saß zu tief. Mitchel umfasste meine Taille und brachte mich ins Haus, setzte mich auf dem Sofa ab und wollte sich neben setzen, als ich bemerkte das die Tür zum Garten noch auf war und hysterisch schrie: „ Mach bloß diese bescheuerte Tür zu. Schweiß sie am besten zu oder vernagel sie.“ Sofort war er auf den Beinen und verschloss sorgsam die Tür. Ich schluchzte immer noch, aber es machte mir nichts aus, ich wollte weinen und das weinen half das schreckliche Ding zu vergessen. Schnell kam Mitchel zum Sofa zurück und legte wieder die Arme um mich. Während ich an seine Schulter kuschelte und immer weiter weinte, fragte er noch einmal besorgt was geschehen war. „ Also ich habe vorhin die ganze Zeit vor mich hin gegrübelt und als ich nicht mehr still da liegen wollte, bin ich hier runter gegangen um mich abzulenken und als das Fernsehen mich auch nicht mehr ablenken konnte bin ich raus in den Garten um… ich weiß auch nicht as ich dort eigentlich wollte und plötzlich war da dieses Vieh und kam auf mich zu und ich hab geschrien und dann warst du plötzlich da und das Vieh war weg.“, ich erzählte ohne Punkt und Komma um es so schnell wie möglich wieder verdrängen. Beim Reden merkte ich wie Mitchel mit jedem Wort steifer geworden war. Ich blickte nicht auf, ich wollte sein Gesicht nicht sehen, wollte keine Sorge darin sehen. Doch als er sprach klang eine gewisse schärfe in seinen Worten durch die mich nervös machten und verwirrten. Er klang erbost und besorgt zugleich als er sagte: „ Sadie, ich weiß ja nicht was du gestern oder besser gesagt jetzt schon vorgestern gemacht hast, als ich dir sie Regeln erklärt habe, aber wenn ich mich recht erinnere hatte ich dir gesagt, dass wir nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr raus dürfen.“, jetzt war ich diejenige die sich steif machte. Ich hatte vor lauter Grübeln über Mitchel und mich ganz und gar vergessen, dass wir nicht mehr raus durften. Er hatte nur gesagt dass zurzeit merkwürdige Dinge passieren würden, aber er hatte nicht direkt erzählt was geschah. Mir wurde unterschwellig bewusst, dass ich ziemlich laut geschrien hatte und ich wunderte mich, dass keine aufgeregten Schüler klopften oder besorgte Anrufe kamen, wo sie fragten was geschehen war und wer so geschrien hatte. Ich wollte Mitchel gerade fragen warum sich niemand regte (obwohl es mir recht war), als er sagte: „Du kannst dich glücklich schätzen, dass du so gütig warst die Tür zum Garten offen zu lassen, sonst hätte ich dich nicht gehört. Die Häuser sind alle Schalldicht.“, er war immer noch böse, das hörte ich. „Aber jetzt beschreib doch mal das Ding was du gesehen hast“, sagte er und spürte seinen Blick auf mir. Ich kuschelte mich tiefer in seine Arme und verbarg das Gesicht, dann beschrieb ich das schreckliche Vieh in allen Einzelheiten und mir schauderte es bei der Vorstellung wie nah es an mir dran gewesen war. Nachdem ich fertig war machte wartete ich auf eine Reaktion von ihm. Aber nichts kam, nach einer gefühlten Ewigkeit durchbrach ich die Stille und fragte ihn: „Was denkst du? Bitte sprich doch mit mir.“, fügte ich flehentlich hinzu, aber ich konnte ihn immer noch nicht ansehen, ich schämte mich zu sehr für meine Dummheit. Er schwieg immer weiter. Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus. Ich setzte mich auf und befreite mich aus seinen Armen um ihn an zu sehen. Er saß neben mir und starrte vor sich hin. Ich rüttelte ihn am Arm und versuchte es noch mal: „ Mitchel! Bitte sprich mit mir.“ Dann endlich eine Regung, er sah mich entsetzt an und sagte langsam: „ Wir müssen morgen mit dem Rektor sprechen. Er muss unbedingt wissen was du gesehen hast.“ Jetzt starrte ich fassungslos. Ich wollte nicht mehr an dieses schreckliche Ding denken, geschweige denn es noch mal beschreiben. Also sagte ich nur ganz knapp: „ Nein ich will nicht noch mal alles erzählen.“ Jetzt kam leben in sein Gesicht und er stand auf und ging im Wohnzimmer auf und ab. Es machte mich nervös und langsam übermannte mich doch die Müdigkeit. Das weinen und der lange Tag hinterließen allmählich ihre Spuren. Ich ließ mich auf dem Sofa zurück fallen und schloss die Augen.
Der Morgen oder besser gesagt Vormittag kam schnell. Ich wurde von Sonnenstrahlen geweckt die meinen Schlaf gestört hatten. Nach ein paar Sekunden stellte ich fest dass ich in meinem Bett lag, obwohl ich mir ganz sicher war auf dem Sofa eingeschlafen zu sein. Ich drehte mich von der Sonne weg und landete direkt in Mitchels Armen. Ich erschrak und fuhr hoch, verwirrt sah ich ihn an und sagte ohne nach zu denken: „ Was machst du denn hier?“, er lachte und setzte sich ebenfalls hin. Dann streckte er die Arme aus und ich ließ mich bereitwillig reinfallen. Dann streichelte er meine Haare und sagte: „Du hast heute Nacht das ganze Haus zusammen geschrien, weißt du das nicht mehr? Du bist unten auf dem Sofa eingeschlafen, also habe ich dich ins Bett gebracht und als ich gehen wollte hast du dich an mich geklammert. Mann du hast vielleicht ein Kraft und als ich deine Hände von meinem Hemd lösen wollte hast du nur gesagt: Geh nicht. Ich brauche dich. Also bin ich hiergeblieben und hab bei dir geschlafen.“ Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also schwieg ich und kuschelte mit ihm. Dann kam mir langsam die Erinnerung an die letzte Nacht ins Bewusstsein und ich fing an zu zappeln. Er wurde sofort besorgt und drückte mich fester an sich. „ Geht’s dir gut?“, fragte er und streichelte wieder mein Haar. „ Was ist das denn für eine bescheuerte Frage. Ich habe heute Nacht was weiß ich für ein Vieh gesehen, was mich zu hundert Prozent umbringen wollte, wenn du nicht gekommen wärst. Und du fragst mich wie es mir geht? Richtig super.“, sagte ich und die Wut über diese blöde Frage, ließ meine Antwort total ätzend klingen. Er lachte über meine Antwort und sagte: „ Ich wusste ja gar nicht dass du so sarkastisch sein kannst. Aber das gefällt mir.“ Sofort schämte ich mich, mir wurde bewusst dass ich ihm dankbar sein müsste und sagte schnell: „ Tut mir leid, aber der Schreck steckt ganz schön tief drin. Ich geh jetzt Duschen. Wie viel Zeit haben wir noch bis zur Schule?“ „Wir haben es jetzt neun Uhr. Der Unterricht fängt in zwei Stunden an lass dir Zeit.“ Ich stand auf und suchte meine Schuluniform, ich brauchte jetzt Zeit für mich damit ich alles verarbeiten konnte. Ich wollte nicht dass die anderen etwas mit bekamen und ich sah im Moment bestimmt total verstört aus. Ich begab mich ins Bad und Mitchel ging in seins. Ich hörte wie er das Wasser anstellte und beeilte mich auch unter die Dusche zu kommen. Das Zurechtmachen lenkte ab, zwischenzeitlich vergaß ich sogar was heute Nacht passiert war.
Im Unterricht konzentrierte ich mich auf den Stoff und vermied es so gut es ging Mitchel anzusehen, immer wenn sich unsere Blicke trafen, sah er mich besorgt an und ich fühlte mich unwohl. Ich wollte nicht dass er sich um mich sorgte, sein Blick machte mich unruhig. Nach Statistik hatten wir Analysis und das war der einzige Kurs in dem ich nicht neben Mitchel saß. Wir hatten alle Partner mit denen wir die verschiedenen Aufgaben lösten. Mein Partner war Clara und darüber freute ich mich richtig, wir schienen uns richtig gut zu verstehen und seit gestern war das Eis geschmolzen. Wir lachten, machten unsere Aufgaben und waren als erste fertig. Mit ihr war es so leicht alles andere zu vergessen, wir unterhielten uns über meine Klamotten und dann erzählte sie von ihren Sachen und wir überlegten wie wir sie kombinieren konnten und solchen Mädchenkram halt. Wir fingen gerade an einen Einkaufsbummel zu planen, als sich Phoebe von hinten einmischte und sagte: „ Hey Mädels, vergesst mich mal nicht. Ich will auch mit.“ „Als ob wir dich nicht längst eingeplant hätten“, sagte Clara belustigt und drehte sich dann mit erwartungsvollem Gesichtsausdruck zu mir. „Also was meinst du? Wann wollen wir drei dann mal zusammen los ziehen und unseren Spaß haben?“ Ich sah zu den beiden und sagte: „ Ich denke das Wochenende wär nicht schlecht. Meine Mon ist ja noch bis Freitag da und ich wollte eigentlich die restliche Woche noch mit ihr verbringen.“, Claras Gesicht wurde weich. „ Du musst deine Mom jetzt schon vermissen. Mir fiel es am Anfang auch nicht leicht meine Familie zu verlassen und bei mir ist ja damals noch nicht mal wer mit her gekommen.“ „Ja ich wird sie vermissen. Aber hier gibt es ja genug Möglichkeiten um sich abzulenken und wozu wurde denn das Telefon und das Internet erfunden. Ich bin ja nicht aus der Welt und gut behütet bin ich hier ja auch. Also gibt es ja keinen Grund zur Sorge.“ Mrs. Hiddle war unser Gequatsche anscheinend zu viel zu werden, sie befahl von vorn Ruhe und wir verstummten. Nach der Stunde war Mitchel sofort an meiner Seite und legte die Arme um mich. Dann flüsterte er mir ins Ohr: „Soso ein Mädchenausflug also.“, ich wusste nicht was daran störte also antwortete ich nicht darauf. „ Schade ich hatte so einen schönen Samstag geplant, aber mach dir keine Sorgen, wir können es ja auch auf wann anders schieben“, das war echt gemein, warum musste er mir ein schlechtes Gewissen machen? Ich wusste doch gar nichts davon. Also reagierte ich eingeschnappt und dachte mir: Mir doch egal, er hat doch nichts erwähnt, da muss er damit rechnen das ich was anderes vorhabe. Er betrachtete mich von der Seite und grinste in sich rein. Mein Gesicht hatte wohl meine Gedanken verraten, aber das war mir egal, denn ich war gerade zu beleidigt als mich darüber auch noch zu ärgern, also schwieg ich während der letzten Stunde eisern, während er die ganze Zeit auf mich einredete: „ Sadie komm schon, sei doch nicht beleidigt. Ich wollte dich überraschen, ich konnte ja auch nicht wissen dass du dich mit den Mädels verabredest……….“, ich blendete soviel wie möglich aus. Ich war immer noch eingeschnappt, weil er mir ein schlechtes Gewissen gemacht hatte, aber ich würde am Samstag trotzdem mit den Mädels weggehen, denn DASS hatte ich mir jetzt geschworen, schon allein um ihn zu ärgern. Mitchel redete unerbittlich weiter, bis es klingelte. Ich stand auf und nahm meine Sachen und verließ mit schnellen Schritten den Raum, aber Mitchel war sofort an meiner Seite und hielt mich am Handgelenk fest. „Ach jetzt komm schon. Es tut mir leid. Ich hätte es für mich behalten sollen.“, sagte er und machte ein so süßes Gesicht, dass ich nicht anders konnte als ihm verzeihen. „Das hättest du vielleicht wirklich, weil ich jetzt ein schlechtes Gewissen habe, aber was hälst du von Sonntag?“, fragte ich strahlte ihn an. „Hmm, Sonntag hört sich gut an. Also gut. Was wollen wir jetzt machen? es ist erst vier.“ „Ich weiß nicht schlag du was vor. Ich bin für alles offen“, sagte ich gerade, aber genau in dem Moment kamen Carlos und Phoebe auf uns zu und Phoebe rief schon von weitem: „ Hey Sadie, kommt ihr mit in die Stadt? Wir wollen ein Eis essen und Im Waterfront Park spazieren gehen.“ Mitchel und ich sahen uns an und sagten gleichzeitig: „ Na klar“.
Das Gespräch das ich brauchte


Das Eis schmeckte herrlich. Es war wunderbar zum Eis mal wieder die Sonne zu spüren und zu schmecken. Der Sommer rückte fühlbar näher und ich war heilfroh meine Bermudas anzuhaben. Der leichte Wind war angenehm auf der Haut und wir lümmelten auf den Bänken direkt am Wasser und sahen den Booten beim ein- und ausfahren zu. Mitchel blieb die ganze Zeit an meiner Seite, unsere Hände waren ineinander verschränkt und ab und an strahlten wir uns an. Es war ein schöner Nachmittag und Phoebe und Carlos waren echt cool, wir redeten, lachten und hatten unseren Spaß, darüber hinaus wurde mir bewusst dass ich seit meiner Zeit in Florida mit niemandem mehr eine so enge Freundschaft hatte. Und das musste schon was heißen, denn ich war ja erst seit zwei Tagen hier, aber bei ihnen fühlte ich mich so, als würde ich sie schon seit Ewigkeiten kennen. Sie hatten mich so selbstverständlich aufgenommen, dass es mir schwerfiel zu glauben, dass ich hier neu war. Als es dämmerte gingen wir spazieren und konnten einfach nicht aufhören zu lachen, bis Carlos und Phoebe zu einem Thema kamen, indem Mitchel und ich uns noch nicht einig waren. „ Also“, setzte Carlos an, „ wir wollten mit euch zweien hier her, weil wir euch gern was sagten wollten. Wir wollen aber nicht, dass die anderen zwei etwas mitbekommen.“, ich konnte mir nicht so recht vorstellen, was es sein könnte und wartete geduldig auf die Fortsetzung. Ich konzentrierte mich auf Mitchels Hand in meiner und lauschte angestrengt: „ Phoebe und ich sind ein Paar.“, sagte er und strahlte erst Phoebe und dann uns an. Ich war überrascht, wieso hatte ich das gestern nicht mitbekommen? Aber Mitchel an meiner Seite sah genauso überrascht aus, also stieß ich einen Freudenschrei aus und umarmte Phoebe. „Das ist ja wunderbar. Seit wann?“, fragte ich und wir strahlten uns an. „ Es ist noch ganz frisch. Erst seit einer Woche, wir wussten nicht ob wir es erzählen sollen. Aber dann haben wir gesehen wie vertraut ihr zwei miteinander seid und uns gesagt: Was solls den zweien können wir es ruhig erzählen.“ „Oh, ich freu mich so. Das kannst du dir gar nicht vorstellen. Wie kam es dazu?“ Automatisch verfielen wir ins schlendern und sie erzählte mir die ganze Geschichte. Sie wohnten nun schon seit einem halben Jahr zusammen und irgendwann hat es einfach klick gemacht und jetzt waren sie ein Paar. „ Und was ist mit euch zweien? Wann gebt ihr es offiziell bekannt?“, fragte sie. Ich wich ihrem Blick aus und antwortete meinen Füßen: „ Naja wir sind nicht zusammen. Jedenfalls nicht so wie du und Carlos. Es ist schwierig bei uns. Wenn es nach ihm ginge wären wir schon ein Paar, aber ich hab da so meine Gedanken….“, und dann erzählte ich ihr meine Bedenken und als ich fertig war sah sich mich breit grinsend an und meinte: „ Sadie und das ist alles, wovor du Angst hast? Sie ihn dir doch an. Er ist glücklich in deiner Nähe. Er hat endlich sein Lächeln wiedergefunden. Du kannst dir ja nicht vorstellen wie er früher drauf war. Er war immer Missgelaunt und mochte sich selbst nicht.“, ich konnte es nicht nachvollziehen was sie da sagte, ich kannte ihn nur so wie er jetzt war, grinsend und gutgelaunt. Nein, das war nicht richtig, ich hatte nicht mehr an die letzte Nacht gedacht, als er erbost und besorgt war, aber schnell verbot ich mir diesen Gedanken wieder. „Echt, dass kann ich mir gar nicht vorstellen“, sagte ich nachdenklich und schaute verstohlen zu ihm. Er begegnete meinem Blick und strahlte übers ganze Gesicht. „ Du machst ihn glücklich und er dich anscheinend auch, also warum nicht dem Glück etwas nachhelfen?“, fragte sie und sah mich mit großen Augen an. „Naja, ich weiß nicht. Ich bin mir einfach nicht sicher, ob es richtig ist. Es ist alles so neu hier, aber gleichzeitig fühlt es sich so vertraut an.“ „Mhhh, ich kann dir nur sagen wie ich darüber denke“, sagte sie, während sie den Hafen überblickte, „jeder ist seines Glückes eigener Schmied. Mehr kann ich wohl auch nicht sagen, oder?“ Ich schwieg und hing meinen Gedanken nach. Hinter uns hörte ich Mitchel angeregt mit Carlos reden, sie unterhielten sich über nichts Bestimmtes wie es schien, aber ab und zu hörte ich meinen Namen. Phoebe fing an über den kommenden Samstag zu reden, ich merkte wie sehr sie sich darauf freute und plauderte ihr zu liebe mit. Ich konnte mich aber nicht richtig darauf konzentrieren meine Gedanken wurden immer wieder von Mitchel unterbrochen, der ständig in meinem Kopf auftauchte, was absurd war weil er nur zehn Meter hinter mir ging. Aber mein Gefühlschaos musste warten bis ich ins Bett ging, da hatte ich genug Zeit zum Nachdenken. Immer wieder musste ich mich zum zuhören ermahnen, bis wir schließlich zur Bahn gingen um zurück zur Schule zu fahren
Phoebe und Carlos kamen noch mit zu uns. Ich hatte im Park das Zeitgefühl verloren und war verwundert, dass es bereits neun Uhr war. Wir bestellten Essen und während die Jungs anfingen Playstation zu spielen, gingen Phoebe und ich hoch in mein Zimmer. Ich musste unbedingt mit ihr allein reden und die Zeit bis zum Essen schien, mir perfekt. Wir setzten uns aufs Bett und ich wartete darauf dass sie anfing zu reden, als sie jedoch immer weiter schwieg und mich bedeutungsvoll ansah, wusste ich dass sie darauf wartete dass ich etwas sagte. Ich verzog das Gesicht, ich wollte nicht anfangen zu reden, denn dass war ja gerade der springende Punkt, ich wusste keinen Anfang, meine Gedanken schienen sich im Kreis zu drehen und die Geschwindigkeit wurde immer schneller, wenn ich nicht aufpasste wurde daraus noch ein Strudel oder noch schlimmer ein schwarzes Loch, was alle meinen anderen Gedanken aufzog. Ich musste über meine Gedanken lachen und Phoebe sah mich grinsend an und fragte: „ Was ist denn so lustig? Krieg ich den Witz auch zu hören?“ „Okay, Okay, aber du lachst mich bestimmt aus“, warnte ich sie und sagte: „ also ich habe gerade festgestellt, dass fast meine ganzen Gedanken nur noch um Mitchel kreisen und wenn ich nicht aufpasse, dann wird bald ein Strudel oder ein schwarzes Loch draus“, jetzt merkte ich wie albern dass erst klang wenn ich es laut sagte und musste schon wieder lachen, diesmal lachte Phoebe mit und sagte: „ Du bist echt unglaublich! Weißt du dass eigentlich? Du machst dir Sorgen wegen Dingen die dich eigentlich total glücklich machen und dann hast du noch solche Gedanken.“, sie lächelte jetzt nur noch und sprach dann etwas ernster weiter: „ Ach Sadie was machen wir nur mit dir? So ein Chaos, seit kaum zwei Tagen hier, total verknallt, will es aber nicht zugeben und dazu ist der Glückliche selber über beide Ohren in dich verknallt und was machst du? Natürlich stellt sich dir dein Verstand in den Weg. Ich kann dir nur den einen Rat geben: Wenn du glücklich werden willst, dann schalte deinen Kopf mal aus und hör auf dein Herz. Weißt du manchmal kommt man nur dann ans Ziel wenn man sich voll und ganz auf seine Gefühle verlässt.“ Darüber musste ich nachdenken, ich wog ihre Worte mit allen Gedanken ab, die ich in den letzten zwei Tagen hatte und wie natürlich nicht anders zu erwarten war ich immer noch nicht ganz sicher. „ Sadie wie lange muss das Glück noch vor deiner Nase tanzen, bis zu es begreifst. Bei euch beiden war es Liebe auf ersten Blick. So was gibt es nicht oft, lass dir diese Chance nicht nehmen, er liebt dich, dass fühle ich sogar. Die Art und Weise wie er dich ansieht und wie zärtlich und vorsichtig er dich berührt, einfach die ganze Aura die um euch liegt.“, sagte sie und runzelte leicht die Stirn, aber ihre Augen strahlten weiter: „ Es ist als ob ihr euch schon seit Jahren kennt. Ihr wirkt so natürlich und vertraut, ihr gehört zusammen. Dass weiß ich und du weißt es auch. Schau in dein Herz und du wirst es erkennen.“, mit diesen Worten stand sie auf und zog mich mit, ich wusste nicht was ich denken sollte und mein Kopf gab keine Ruhe. Während wir aßen versuchte ich in mein Herz zu sehen, was sich jedoch als schwierig erwies weil ständig auf mich eingequatscht wurde, sodass ich es aufgab und mich auf das Gespräch konzentrierte. Es war der schönste Abend den ich bis jetzt hier hatte und nach und nach hatte ich sogar richtig Spaß. Gegen elf gingen Phoebe und Carlos, ich ließ mich aufs Sofa fallen, schloss die Augen und konzentrierte mich auf mein Herz, aber es wollte mir einfach keine klare Antwort geben. Einerseits schrie und verlangte es nach Mitchel, andererseits hatte es Angst davor gebrochen zu werden, wenn wir feststellten, dass wir doch nicht zusammenpassten. Ich wusste mir einfach keine Antwort. Seufzend öffnete ich die Augen, Mitchel saß mir gegenüber. Er sah mich mit gerunzelter Stirn an. Er schwieg und ich wollte das Schweigen nicht brechen, denn ich wusste was dann kam, also wartete ich ab bis er zu sprechen begann: „ Sadie? Was denkst du? Du wirkst so durcheinander. Was hast du denn?“ Ich verdrehte die Augen und antwortete: „ Das fragst du noch? Ich denke nach über dich und über mich und was dass alles für ein Chaos ist und ich weiß nichts mehr und ich kann nicht richtig denken und ich weiß auch nicht. Ich würde gerne Wissen wie du über die ganze Sache denkst. Du weißt schon du und ich und die ganze Situation in der wir gerade stecken.“ Er kam zu mir und nahm mich in die Arme. „ Vor allem weiß ich dass ich so etwas noch nie für ein Mädchen empfunden habe, wie ich für dich im Moment empfinde.“, na super dachte ich. Ich wusste nicht warum ich so darauf reagierte, ich vermutete dass mich das Wort Moment nicht gefiel. Er streichelte mein Gesicht und ich schmiegte mich an seine breite Schulter. „ Es gab schon Mädchen die mir etwas bedeuteten aber bei dir ist das ganz anders. Mit dir fühle ich mich so als hätte ich meine zweite Hälfte gefunden, ich bin komplett und mit dir fühlt sich alles so natürlich an. Ich muss mich für dich nicht verbiegen, du magst mich so wie ich bin, weißt du.“ „Warum sollte ich dich nicht mögen wie du bist?“, ich war leicht verwirrt. „Phoebe hat dir doch sicherlich schon erzählt wie ich war bevor du kamst“, er sah meinen unschuldigen Blick und er wusste Bescheid, „Ja das habe ich mir schon gedacht. Die kleine Plaudertasche. Du musst wissen, auch Phoebe war mal in mich verliebt. Aber ich empfand nichts für sie und so legte sich das schnell wieder. Aber du, ich weiß auch nicht. Ich hab dich gesehen und wusste einfach. Wow, das ist das Mädchen, auf das ich immer gewartet habe.“ Ich wurde rot und verbarg das Gesicht an seiner Brust, er hatte genau die Gedanken aus gesprochen, die auch mir an diesem Abend durch den Kopf gegangen waren. Wir mussten einfach Seelenverwandte sein. Aber mein Kopf mahnte mich immer zu Vernunft, es war ein ausgeglichener Kampf zwischen Kopf und Herz, beide hatten gute Argumente und ich stand in der Mitte und sollte entscheiden, das war so unfair.
Am nächsten Tag traf ich mich wieder mit meiner Mutter. Sie wurde immer trauriger, weil sie in zwei Tagen fliegen würde und ich dann allein hier wär, ich merkte wie sehr ihr die Vorstellung daran weh tat und sprach so wenig wie möglich darüber. Wir saßen in einem Kaffee in der Innenstadt, Sarah hatte gerade Cappuccino bestellt und sah mich misstrauisch an. Ich blickte auf die Straßen und versuchte mal wieder das Chaos in meinem Kopf zu ordnen, nebenbei erwartete ich den üblichen Strom an Fragen. Ich brauchte nicht lang warten, kaum hatte der Kellner den Kaffee auf den Tisch gestellt und war gegangen, ging das Verhör auch schon los. „Na los erzähl doch mal. Wie ist die Schule bis jetzt so?“, ich verzog das Gesicht und sagte: „ Mom wir dürfen nicht über den Schulstoff sprechen, das weißt du doch. Aber ansonsten gefällt mir die Schule, sonst wär ich ja nicht hier, oder? Und es sind auch alle nett das weißt du ja auch schon. Mom wir haben uns nur einen Tag nicht gesehen, da passiert nichts Weltbewegendes.“ Sarah sah genervt aus, ich verstand nicht warum. Sie schwieg und nippte am Kaffe, bis es bei mir Klick machte und ich rot wurde: „ Okay Mom darüber will ich nicht reden. Ich hab schon ein riesen Chaos im Kopf und du machst es bestimmt nur noch schlimmer, also bitte vergiss es gleich wieder.“, jetzt kam richtig leben in ihr Gesicht, eine Mischung aus Belustigung und gespielter Empörung. „ Ach Sadie komm schon. Ich sterbe gleich vor Neugierde, ich will alles wissen. Außerdem sehe ich doch wie du dich quälst, du kannst so was nicht gut verstecken. So warst du schon immer. Lange grübeln und vor deinem eigenen Glück weglaufen. Also sag schon, bring Ordnung in dein Chaos. Schätzchen wir haben Zeit und ich lass dich nicht gehen, bevor wir das nicht gemacht haben.“, jetzt mischte sich auch noch Mitleid in ihren Blick, das war unerträglich, ich knickte ein und gab nach. „ Ich weiß nicht wo ich anfangen soll“, gestand ich und blickte auf den Tisch. Ich überlegte wo ich anfangen konnte, mir fiel nichts so recht ein, also begann ich einfach drauf los zu reden: „ Ich weiß nicht was ich tun soll. Ich bin einfach so verwirrt. Einerseits verlangt mein Herz nach ihm und zwar so sehr dass es schon fast wehtut und andererseits sagt mir mein Verstand dass das vollkommen falsch ist. Mom ich kenne ihn jetzt gerade mal drei Tage, es wäre irrational jetzt schon von Liebe zu sprechen, aber ich fühle mich zu ihm hingezogen und er macht mich glücklich. Ich fühle mich geborgen und sicher wenn er in meiner Nähe ist. Er bringt mich zum Lachen und er ist für mich da. Ich fühle anders für ihn. Ich meine anders als für den Rest meiner Klasse, das ist mehr.“, ich sprach immer noch mit dem Tisch. Als meine Mutter antwortete klang es eher belustigt, als besorgt, was als Mutter ja eigentlich angebracht gewesen wäre: „ Schatz, was soll ich nur sagen. Du bist so erwachsen für deine siebzehn, aber du musst auf dein Inneres hören. Mag er dich denn genauso, wie du ihn.“ „ Ja wenn er nicht sogar noch stärker empfindet, aber ich kenne ihn ja kaum. Ich will nicht verletzt werden. Ich kam hierher um diese Schule zu besuchen und meinen Weg zu gehen und was hab ich jetzt? Meine Schule und bekomme dazu noch ein Chaos an Gefühlen.“ Ich sah auf, jetzt war es meine Mutter die auf den Tisch schaute und die Stirn runzelte. „ Erzähl mir mehr.“, verlangte sie. „ Du verheimlichst mir da noch etwas. Das fühle ich, ich versteh eure jetzige Beziehung noch nicht richtig.“ Ich verdrehte die Augen: „ Wir sind von Anfang an nicht normale Freunde gewesen. Es lag schon da ein gewisses knistern…. Nein das ist falsch. Es war eher ein starkes Band. Wir haben, wie du ja weißt, ungefähr dasselbe durchgemacht, aber ich fühlte mich vom ersten Moment an zu ihm hingezogen. Es ist wie eine Aura die sich um uns beide gelegt hat. Phoebe sprach von Liebe auf den ersten Blick, aber ich weiß nicht wie sich Liebe anfühlt, also kann ich es nicht beurteilen. Ich kenne Liebe nur in Hinblick auf euch.“, mein Gesichtsausdruck wurde verzweifelt, das spürte ich. Sarah rückte näher zu mir und legte mir einen Arm um die Schultern. „Ach mein armes Kind. Ich weiß dir auch nur einen Rat. Hör auf dein Herz, lass dich von deinem Herzen leiten, es wird dir den richtigen Weg weisen. Und ich kann mir bei Mitchel kaum vorstellen, dass er es je zulassen würde, dass du verletzt wirst. Ich habe es gesehen, die Aura die euch umgibt. Ich hatte gleich den Verdacht, dass er so für dich empfindet. Er ist ein guter Junge, er hat das Herz am richtigen Fleck und was am wichtigsten ist, er liebt dich. Am Dienstag als ihr Hand in Hand auf mich zukamt, da hatte er das Lächeln im Gesicht, was nur ein verliebter hat. Er strahlte Glück aus. Nein…es war eher Triumph und Stolz. Du bist ihm wichtig, das merkt man, er sorgt sich und ist glücklich, wenn du glücklich bist. Also, was ist denn dann verkehrt daran, wenn du auf dein Herz hörst und deines Glückes eigener Schmied bist?“, sie blickte mir fragend ins Gesicht, aber ich konnte ihren Blick nicht erwidern. Sie hatte mit ihren Worten die letzten Zweifel ausgelöscht. Ich war in ihn verliebt und er in mich. Die Erkenntnis ließ mich staunen, ich schaute zur Straße und war verblüfft, wie viel meine Mutter in dem kurzen Augenblick mit ihm verstanden hatte, während ich ein Brett vorm Kopf hatte. Sie hatte aus unseren zwei Gesprächen so viel heraus gefiltert, dass ich es kaum glauben konnte, aber ich wusste es ist wahr. Ich drehte den Kopf zu ihr und merkte wie sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. „ Na bitte, hat Dornröschen endlich begriffen, dass ihr Traumprinz vor ihrer Nase sitzt?“, sie schüttelte den Kopf und drückte mich an sich. „ Lass mich noch etwas sagen. Liebe ist irrational, wenn man sich verliebt, dann ist es egal wie lang man sich kennt. Und bei euch beiden ist es definitiv Liebe auf den ersten Blick.“, ihr Lächeln wurde herzlich, „ Gott hat dir ein Geschenk gemacht. Hör auf zu zweifeln und nimm es an.“, jetzt wurde sie sentimental, aber zum ersten Mal störte es mich nicht, ich konnte nur sagen: „ Mom ich glaub du hast recht. Ich werde einmal in meinem Leben auf mein Herz hören, er ist der richtige“, ich kuschelte mich an ihre Schulter und sie streichelte mein Haar. „ So und jetzt gehen wir nochmal shoppen und was Essen.“, ich konnte nicht anders als das Gesicht verziehen und sagte: „Mom müssen wir shoppen gehen? Ich will am Samstag mit den Mädels gehen, außerdem habe ich keine Lust, ich will lieber spazieren und dann Essen. Was hälst du davon?“, sie überlegte kurz und sagte: „ Mhh keine schlechte Idee. Wo willst du denn spazieren?“ „Vielleicht im Washington Park? Dort soll es sehr schön sein.“ „ Klar find ich gut. Na los dann.“ Wir standen auf um uns ein Taxi zu suchen.
Im Park angekommen, schlenderten wir über die wunderschönen Wanderwege und das Gespräch, das wir im Cafe unterbrochen hatten, wurde ohne Umschweife fortgesetzt. „ Du bist also wirklich ganz sicher dass er der richtige für mich ist?“, jetzt da die Erkenntnis langsam in den Hintergrund rutschte kamen die Zweifel wieder. Ich wusste zwar dass wir in einander verliebt waren, aber auch meine Angst vor dem verletzt werden kam wieder hoch, wie konnte ich wissen, dass er mich in einem halben Jahr noch liebte oder er nach ein paar Wochen feststellte das wir doch nicht zu einander passten. Oder noch schlimmer ich kam zu dieser Erkenntnis kam und brach ihm das Herz, allein der Gedanke daran tat mir schon weh und wenn das passierte wüsste ich nicht wie ich mich verhalten sollte. „ Natürlich ist er der richtige. Du kannst mir glauben, ich habe so etwas wie bei euch noch nie gesehen, es ist natürlich und richtig und ich weiß wovon ich spreche, ich habe schon so vieles gesehen, dass bei euch ist etwas besonderes.“, ich wollte es gern glauben und versuchte an den Worten meiner Mutter festzuhalten. „ Sadie ich kenne dich. Du hast bestimmt seid dem du hier bist an nichts anderes gedacht, hast die Sache von allen Seiten beleuchtet, hast die Vor- und Nachteile gegeneinander aufgestellt und hast dich im Endeffekt im Kreis gedreht oder?!“, wow dachte ich. „ Das ist so ziemlich eine korrekte Zusammenfassung. Mom ich wusste gar nicht, dass du so viel bemerkst, war das schon immer so?“, ich zog es ins lächerliche um von mir abzulenken. „ Ja ich glaub schon“, sagte sie und brach in Gelächter aus. Wir. Ich bemerkte dass es dämmerte und wir drehten um, wir hatten unterwegs einen Tisch bei einem Italiener bestellt. Auf dem Rückweg gingen wir einen anderen Weg, dort waren viele Familien unterwegs und Luft war von Gelächter erfüllt. Circa zehn Meter vor uns ging eine dreiköpfige Familie. Ein kleines blondes Mädchen hüpfte vor seinen Eltern her und machte Seifenblasen, ich beobachtete das kleine Kind, während meine Mutter weiter auf mich ein quasselte. Aus einem plötzlichen Gefühl heraus schaute ich mich um und bemerkte ich einen großen schwarzhaarigen Mann der parallel zu der Familie ging, er fiel mir auf, weil er ständig verstohlene Blicke zu uns warf. Wir kamen zum Eingang des Parks und meine Mutter winkte gerade nach einem Taxi, ich bemerkte wie der Mann näher kam und ich blickte zu ihm. Ich fuhr erschrocken zusammen, der Mann hatte dieselben gelben Augen, wie das schreckliche Vieh im Garten, sofort war ich wieder in der Nacht und als der Mann lächelte entblößte er eine Reihe weißer, spitzer Zähne. Dann endlich hielt ein Taxi, ich sprang hinein und versuchte mein Gesicht unter Kontrolle zu bekommen, ich schaffte es gerade so bevor Sarah auf der anderen Seite einstieg. Ich blickte auf die Vordersitze des Taxis, ich wollte nicht wissen ob der Mann noch da war. Das hab ich mir nur eingebildet, alles nur Einbildung, weil das Vieh noch lebhaft in meinem Kopf ist, versuchte ich mir zusagen und nach und nach gelang es mir. Schneller als ich dachte waren wir beim Restaurant oder es kam mir nur schnell vor, weil ich angestrengt versuchte die Bilder aus meinem Kopf zu verdrängen. Ich wollte nicht dass meine Mutter auch noch davon Wind bekam, zu meinem Glück bemerkte sie nichts. Das Abendessen verlief zum größten Teil mit Gesprächen über meine zurückgebliebenen Liebsten in New York. Erst jetzt merkte ich wie sehr ich John vermisste, mein großer Bruder, mein bester Freund in New York, ich hatte einfach zu viel im Kopf um an ihn zu denken. Und mein Vater, bei dem Gedanken an ihn musste ich lächeln, der liebevollste Mensch auf der ganzen Welt. Er hatte immer versucht uns alles recht zu machen, er wollte das wir glücklich waren, dass war ihm auch gelungen, bis zu dem Tag als er und Sarah beschlossen hatten in meine persönliche Hölle zu ziehen. Meine Mutter bemerkte dass ich nicht ganz bei der Sache war und beschloss die Nachspeise auszulassen und mich zurück zu bringen.
Im Taxi unterhielten wir uns wieder über Mitchel und mich. Ich kam nun endgültig zu dem Schluss es mit ihm zu versuchen, obwohl noch immer Zweifel in mir keimten. Vor der Schule stieg ich aus, Sarah fuhr weiter zum Hotel. Ich stand auf dem Rasen vor der Schule, es war noch hell, aber trotzdem hatte ich Angst, der Mann und das schreckliche Ding, waren in mein Hirn gebrannt, ich beschloss dass es jetzt Zeit war den Rektor aufzusuchen und ging zum Schulgebäude. Mehr als mich für Verrückt zu erklären und in eine Gummizelle zu stecken, konnte er ja nicht machen. Vor seinem Büro blieb ich stehen, atmete tief durch und klopfte dann leise an die Tür.
Keine Ausgeburt meiner Phantasie


Sofort wurde die Tür geöffnet und der Rektor sah mich überrascht an. „ Sadie was kann ich für dich tun?“, fragte er. Ich fummelte nervös an meiner Tasche, plötzlich war es mir peinlich, aber wenn ich nichts machen würde, dann verfolgte mich das Vieh vielleicht bis in alle Ewigkeit. „Ich wollte gern mit ihnen sprechen. Könnten wir in ihr Büro gehen? Es ist nicht so leicht zu verstehen. Glaube ich jedenfalls.“, den letzten Satz sagte ich mehr zu mir, doch der Rektor nahm mich ernst und trat einen Schritt beiseite. Ich setzte mich auf den Stuhl, auf dem ich auch schon beim Aufnahmegespräche gesessen hatte und wartete bis er auf seinem breiten Schreibtischstuhl saß. Ich blickte auf meine Füße und fing an zu erzählen: „ Also, ich weiß, dass ich die Regeln verletzt habe, aber als ich an meinem zweiten Abend hier war, konnte ich nicht schlafen und ging nach Mitternacht, raus in den Garten um frische Luft zu schnappen. Es tut mir wirklich Leid, ich habe in dem Moment nicht mehr an die Sperre gedacht, jedenfalls saß ich draußen auf der Liege und als ich zum Baum blickte sah ich da dieses schreckliche Vieh und es kam auf mich zu und ich konnte mich nicht bewegen, nur schreien…“, meine Stimme brach weg und ich blickte auf um die Reaktion des Rektors zu sehen. Er verzog keine Miene und schrieb jedes Wort was ich gesagt hatte auf, als er fertig war sagte er ganz geschäftsmäßig: „ Nun Sadie, kannst du mir dieses Wesen beschreiben, was du gesehen hast?“, ich war baff, er glaubte mir, also erzählte ich schnell weiter: „Ich habe so ein Vieh noch nie gesehen. Es war in etwa so groß wie eine Hauskatze, mit rotem Fell und leuchtend gelben Augen und das Maul war blutverschmiert und es zeigte lange Spitze Zähne.“, dann fügte ich noch vorsichtig hinzu: „ Und heute Nachmittag sah ich im Washington Park einen Mann, er hatte kurze schwarze Haare, er ging parallel zu einer Familie und als ich mit meiner Mutter den Park verließ, folgte er uns. Ich blickte zu ihm und ich schwöre bei Gott dass er dieselben gelben Augen hatte wie dieses Wesen und er lächelte mich an und entblößte spitze weiße Zähne. Ich weiß nicht was los ist. Ich glaube ich werde verrückt. Können sie mir helfen? Oder zumindest erklären und mir beweisen dass ich nicht verrückt bin?“, verzweifelt sah ich ihn an. Der Rektor hatte mir den Rücken zugedreht und suchte einem Bücherregal. Während er suchte sprach er mit mir: „ Du bist dir also vollkommen sicher, dass du heute Nachmittag, einen Mann gesehen hast, der gewisse Ähnlichkeiten, mit dem Wesen der Nacht hatte?“, fragte er. „ Ja ich bin mir zu hundert Prozent sicher, so etwas kann ich mir nicht einbilden.“ Er schien das Buch, das er gesucht hatte gefunden zu haben, er drehte sich zurück. „ Also Mitchel war in der Nacht als du dieses Wesen sahst noch bei mir und berichtete mir davon. Er sagte dass du geschrien hättest und völlig verängstigt gewesen seist. Er sagte auch, dass du dich erst bewegen konntest als er neben dir stand. Du hattest ihm darauf von diesem Wesen erzählt und er hatte eine Vermutung.“, ich sah ihn verständnislos an, ich wusste nicht worauf er hinaus wollte. „ Du musst wissen Mitchel und ich suchen schon lange nach einem Anhaltspunkt danach was dieses Wesen sein könnte. Ich denke du hast uns die entscheidenden Hinweise gebracht, die wir brauchten.“ Jetzt war ich richtig verwirrt, was hatte Mitchel mit der ganzen Sache zu tun? Er war doch nur ein Schüler, oder? Der Rektor sah meinen Gesichtsausdruck und versuchte schnell zu erklären: „ Zuerst solltest du wissen dass Mitchel nicht nur ein gewöhnlicher Schüler ist, soweit man hier gewöhnlich sein kann. Mitchel hat ein besonderes Gespür für solche Wesen, wie du eins gesehen hast. Wir waren dem Wesen schon länger auf der Spur, aber wir konnten es nie zu fassen bekommen. Wir konnten nur raten was es war, bis jetzt. Du hast uns die entscheidenden Informationen geliefert die uns fehlten. Immer wenn wir eine neue Spur fanden, floh das Wesen. Du bist die erste die es zu Gesicht bekam.“ Was? Was war hier los? Ich kam nicht mehr mit. Das alles war doch wohl ein schlechter Scherz. Vielleicht war es so etwas wie ein Aufnahmetest oder so. Mein Gehirn wehrte sich dagegen, auch nur das Geringste davon zu glauben, obwohl es das Verhalten des Wesens in der Nacht erklären würde, denn mein Schreien hatte ihm ja nichts ausgemacht, erst als Mitchel kam war es zur Flucht über gegangen. „ Du sagtest, du hättest es in zwei verschiedenen Gestalten gesehen, nicht wahr?“ „ Ja einmal als Katze oder was immer es darstellen wollte und einmal als Mensch, nur die Augen und die Zähne waren gleich.“, er nickte nur und begann in dem alten Buch zu Blättern. Ich konnte es immer noch nicht glauben, ich war in einem Albtraum, ja so musste es sein, dass alles war ein lebhafter Albtraum, bestimmt lag ich noch wohlbehütet in New York. Eine andere Erklärung konnte es nicht geben. Ich war noch nie Abergläubisch gewesen, hatte nie an übersinnliche Wesen geglaubt und schon gar nicht an so etwas. Er hatte die Seite nach der gesucht hatte gefunden, stand auf und kam zu mir. Er legte das Buch vor mir auf den Tisch und zeigte auf das Bild, da war die schreckliche Katze und auch der Mann den ich gesehen hatte, sie wirkten auf dem Bild genauso echt wie ich sie gesehen hatte. Darunter war ein Text, ich begann zu lesen:
Der Grinthook
Ist ein Wesen das Geschickt, gut getarnt und immer auf der Hut ist. Es kann problemlos unter Menschen leben, ohne dort weiter auf zufallen. Es braucht mindestens einmal im Monat Nahrung, bevorzugt Menschen, wobei es jedoch seine Opfer nicht immer tötet. Wer jedoch dem Grinthook zum Opfer fällt, dem werden die Augen und die Zunge rausgerissen, sodass die Opfer nicht mehr in der Lage sind das Wesen zu beschreiben. Ist es besonders hungrig zieht es sich aus der Gesellschaft der Menschen zurück und legt sich auf die Lauer eines zuvor ausgewählten Opfers. Auf der Jagd lähmt es sein Opfer um es dann in Ruhe verspeisen zu können. Kommt man dem Grinthook in die Quere so tötet er den Zuschauer um unentdeckt zu bleiben. Es jagt bevorzugt in der Katzengestalt, da so die Flucht vom Tatort besser gelingt und die Zufluchtsmöglichkeiten größer sind. In Menschengestalt sind sie sehr kommunikativ und haben meist einen Kreis an Bekannten, den sie sich halten um an Opfer zu gelangen. Der Grinthook zeigt nur denjenigen seine Gestalt oder einen Teil (gelbe Augen, spitze Zähne), wer ihm die Gefahr ausliefern könnte ihn zu entlarven. Man kann ihm nur entkommen, in dem man den Grinthook tötet oder ihn in andere Jagdgebiete vertreibt.
Darauf konnte ich nichts mehr sagen, mein Gehirn weigerte sich und ich wollte auch nicht über das was ich da gelesen hatte nachdenken. Stumm liefen mir die Tränen und ich versuchte alles zu vergessen, was ich gerade herausgefunden hatte. So etwas konnte es nicht geben, NEIN verdammt nochmal! Das ging über meinen Horizont, meinen Glauben hinaus. Ich spürte die Hand des Rektors auf der Schulter, aber ich war in einem Nebel des Unglaubens gehüllt. Mein Verstand konnte so etwas nicht verarbeiten. Ich weiß nicht wie lange ich so da saß, aber irgendwann kristallisierte sich aus dem Nebel eine Gewissheit heraus, die ich nicht verdrängen konnte. Dieses komische Vieh war hinter mir her, es hatte sich mir in seiner Gestalt gezeigt, weil ich es gestört hatte, auf der Jagd. Ja das war wahrscheinlich, es war blutverschmiert gewesen als ich es das erste Mal gesehen hatte. Aber wie sollte ich mich schützen? Ich wusste keine Antwort. Ich blickte auf, der Rektor stand noch immer hinter mir, seine Hand auf meiner Schulter. Doch er hatte ein Handy in der Hand und telefonierte leise mit jemandem, davon bekam ich nicht viel mit, ich hörte ihn nur sagen: „ Sie weiß es jetzt. Bitte komm und hol sie ab, sie wird gleich ohnmächtig werden.“, ich runzelte die Stirn, woher wollte er das bitte wissen?
Nur ein Traum?


Ich lag in meinem Bett. Wieso lag ich in meinem Bett? Ebend hatte ich doch noch beim Rektor gesessen, oder? Meine Augen waren schwer und nach ein paar Mal strecken stellte ich fest, dass mir mein Körper unglaublich wehtat. Dann nahm ich langsam die Geräusche war, es war laut, mehrere Stimmen sprachen gleichzeitig, eine hysterisch, von Schluchzern unterbrochen und zwei die beruhigend auf sie einredeten. Ich erkannte die Stimme meiner Mutter, dann die Stimme von Mitchel, die war am nächsten, anscheinend stand er direkt neben mir. Die dritte Stimme gehörte Mrs. Berry, da war ich mir fast sicher, ich verstand nicht was hier los war, also beschloss ich mich auf zusetzten um meine Mutter zu beruhigen und ihr zusagen dass es mir gut ginge. Ich versuchte es, aber mein Körper wollte nicht gehorchen, hmm was jetzt? Augen aufmachen wär doch nicht schlecht, dann wüssten sie wenigstens dass ich da war und sie hören konnte. Ich schlug also die Augen auf, zuerst sah ich Michtels Gesicht ganz nah bei mir, ich lächelte ihn an und er sah unheimlich erleichtert aus. Dann war meine Mutter plötzlich auf der anderen Seite des Bettes auch sie wirkte erleichtert, nur Mrs. Berry stand in der Tür und sah mich besorgt an. „ Geht’s dir gut mein Schatz?“, fragte meine Mutter und nahm mich in die Arme, „ Was hast du dir denn nur dabei gedacht, ganz allein in den Wald zu gehen? Du hättest sterben können, ein Tier hätte dich anfallen können. Bitte versprich mir so etwas nie wieder zu tun.“ WAS war denn hier los? Ich allein im Wald? HÄH, ich schaute verwirrt zu Mitchel, der nur leicht den Kopf schüttelte, ich wusste alles noch ganz genau, ich war bei Rektor gewesen und dann war ich hier aufgewacht, eigentlich hatte ich mich nur über den Ortswechsel gewundert, den ich nicht mit bekommen hatte. „ Ach Sadie, weißt du denn gar nichts mehr?“, fragte Mitchel und sah mich mit fühlend an, also schauspielern konnte er, dass musste man ihm lassen. „ Öhm, nein? Was hab ich denn gemacht?“, ich spielte sein Spiel mit, weil ich meine Mutter nicht noch mehr beunruhigen wollte. „ Du bist gestern Abend in den Wald gegangen, wir vermuten dass du irgendeinem Tier gefolgt bist, nahe bei dir waren frische Spuren. Im Wald bist du gestürzt und bist auf den Kopf gefallen, als du nicht Nachhause kamst, suchten wir dich und fanden dich bewusstlos auf dem Waldboden.“ Gute Geschichte dachte ich und sagte ganz unschuldig: „ Ja ich glaub da war ein kleines Reh das wollte ich mir genauer ansehen und dann setzt mein Gedächtnis aus.“ „ Oh Sadie“, rief Sarah unter Tränen und drückte mich wieder an sich. Ich befreite mich aus ihrer Umarmung und rutschte vom Bett. „ Nein du musst liegen bleiben, du warst fast vierzehn Stunden bewusstlos!“ „ Mom jetzt hör aber auf, ich bin doch nicht aus Zuckerwatte. Mir geht es gut. Ich will duschen, ich fühle mich unwohl.“ „ Na gut, Schatz geh duschen. Ich gehe zum Rektor und komme dann nachher wieder. Ich muss noch mit ihm sprechen. Und du“, sie sah Mitchel an, „ passt bitte auf nicht dass sie wieder Ohnmächtig wird.“ „ Alles klar Mrs. T kein Problem, ich lasse sie nicht aus den Augen.“ Sie lächelten sich zu und meine Mutter verschwand mit meiner Statistiklehrerin. „ Was war das denn gerade?“, fragte ich sobald meine Mutter zur Tür hinaus war, er sah mich entschuldigend an. „ Wir mussten uns eine Geschichte ausdenken, du warst Ohnmächtig, wie sollte ich dass denn erklären. Es darf niemand etwas davon erfahren und da kam der Rektor auf die Idee mit dem Wald. Ich bin heilfroh, dass du gleich mitgezogen hast.“ Ich stand vor meinem Kleiderschrank, verwirrt und verängstigt zugleich, mit jeder Sekunde schwappte die Erinnerung zurück, mir wurde schwindelig bei den Gedanken an das kommende, also sagte ich: „ Ich geh jetzt duschen und danach bist du mir eine Erklärung schuldig und ich dir glaube ich auch.“ , er stand an meinem Bett und nickte nur, dann kam er zu mir und nahm mich in die Arme, ich schmiegte mich an seine Schulter und sagte: „ Ich liebe dich.“ Mit diesem Statement ließ ich ihn stehen und ging ins Bad. Hinter mir hörte ich ihn leise lachen.
Zielstrebig ging ich zurück in mein Zimmer, da ich erwartet hatte dass er dort auf mich warten würde, aber als ich in mein Zimmer kam war es leer. Ich ging zur Treppe, von dort aus wehte mir der köstliche Duft von frischen Muffins und Kaffee entgegen. Mitchel saß in der Küche und wartete auf mich, ich setzte mich gegenüber von ihm und nahm mir ein Muffin. Er schenkte mir Kaffe ein und sagte: „ Du wolltest eine Erklärung? Okay, also bevor du irgendetwas sagst, bitte lass mich ausreden. Ich wusste nichts von meiner Fähigkeit bis ich hierher kam. Es war am ersten Abend, ich war gerade hier eingezogen und saß genau wie du draußen im Garten, als der Rektor kam um mich einzuweisen und mir die Regeln zu erklären. Ich wusste nicht was ich davon halten sollte und ging Spazieren. Als ich im Wald Geräusche hörte, ich ging zum Wald und dann ich weiß auch nicht, hatte ich ein Bild im Kopf. Es war ein verletzter Wanderer, er lag auf dem Waldboden und irgendein Instinkt sagte mir ich müsse nach ihm suchen. Als ich ihn fand lag er schwer verwundet vor mir und ich schrie um Hilfe. Sie brachten ihn ins nächste Krankenhaus, aber er schaffte es nicht.“, ich merkte wie ich Gänsehaut bekam. „ Jedenfalls konnte ich mit dem ganzen überhaupt nichts anfangen und verdrängte es. Vor allem aus Angst für verrückt erklärt zu werden.“, er lächelte mich breit an und erzählte weiter: „ Naja und ein paar Monate später hatte ich abends auf einmal wieder so ein Bild im Kopf. Sofort rannte ich los und fand nicht weit von der Schule entfernt eine ältere Dame. Sie lag am Boden und war übel zugerichtet, wieder rief ich die Retter und diesmal schaffte es die Dame zu überleben und berichtete von dem Wesen. Darufhin kam der Rektor auf mich zu, weil ich wieder dabei gewesen war, besser gesagt wieder hatte ich das Opfer gefunden und die Polizei schöpfte verdacht, dass ich der Täter sein könnte. Also blieb mir nichts anderes übrig als dem Rektor von meiner sogenannten >>Gabe<< zu erzählen und unglaublicher Weise schien er mir zu glauben.“, wieder lächelte er mich an und ließ mir keine Chance eine Frage zustellen oder etwas zu entgegnen. „ Von diesem Tag recherchierten wir mit Feuereifer nach dem Wesen und ich wartete auf ein neues Bild im Kopf, aber nichts passierte und uns fehlten die richtigen Informationen um das Wesen zu entlarven, denn bis jetzt hatten wir ja nur die Aussage von der alten Dame und die hatte uns nur sagen können, dass es klein gewesen war und mit spitzen Zähnen zugebissen hatte. Und jetzt kommst du,“ mit großen Augen sah er mich an. Ich meinte ein wenig Stolz oder war es Erfurcht? In seiner Stimme zu hören. „ und lieferst uns die Informationen na denen wir so lang gesucht hatten, innerhalb von wenigen Tagen. Unglaublich und doch erschreckend da wir dich von nun an beschützen müssen. Du bist draußen nirgends mehr sicher, dem musst du dir bewusst werden, sicher heißt für dich nur noch in einem geschlossenem Raum oder sonstige geschlossene Umgebungen, wo nichts von außen hinein kann. Und von nun an werde ich auf Schritt und tritt bei dir sein und dich nicht mehr aus den Augen lassen.“ Obwohl ich soviel Sorgen hatte, gefiel mir die Vorstellung mit Mitchel allein zu sein. In meiner Magengegend fing es an zu flattern, aber ich wusste dass es jetzt nicht angebracht war und setzte ein Pokerface auf.

Nachdem meine Mutter wieder ins Hotel gefahren war, jedoch erst nachdem sie einen zweiten hysterischen Anfall hatte und ich sie drei Stunden überreden musste morgen nach hause zu fliegen, wollte ich gerade zu meiner Erklärung ansetzen, als Mitchel sagte: „ Du brauchst mir nichts zu erklären, dein Satz vorhin hat alles gesagt. Und damit nahm er mich in seine Arme und wir verbrachten den Tag auf dem Sofa.
Ich wurde für die restliche Woche von der Schule freigestellt und spielte extrem überzeugend eine schwere Grippe vor. (Täuschungsmanöver für meine Klassenkameraden, die es sich einfach nicht nehmen lassen wollten mich zu besuchen), somit war ich auch auf dem einfachsten Weg für den geplanten Einkaufsbummel freigestellt gewesen, der Samstag statt finden sollte. Meine Mutter vergoss zahllose Tränen als sie wieder nach New York flog und versprach mir jeden Tag eine Mail zu schreiben. Ich nickte und war heilfroh als sie weg war und ich das Theaterspiel beenden konnte.
Mitchel war gerade im Unterricht und ich saß am Esstisch und beugte mich über das Buch des Rektors und las noch einmal den Eintrag über das Wesen. Ich versuchte schon seit einiger Zeit eine Strategie zu entwickeln, wie ich es aus der Reserve locken konnte um Mitchel und dem Rektor die Chance zu geben es zu erwischen. Aber so recht fiel mir einfach nichts ein. Denn alle meine Ideen hatten damit zutun, mich als Köder zu benutzen, was Mitchel jedoch nie zu lassen würde, aber es schien die einzige logische Lösung zu sein, denn das Wesen war ja laut dem Rektor nun eindeutig hinter mir her. Immer und immer wieder las ich die Beschreibung, doch der Groschen wollte einfach nicht fallen. Mir musste einfach etwas entgehen, ich kam nicht drauf und klappte das Buch resigniert zu, setzte mich auf das Sofa und zappte ziellos durch die Kanäle.
Mitchel kam am frühen Nachmittag zurück vom Unterricht. Er hatte mir alle Aufgaben und Hausaufgaben mitgebracht. Das war gut, denn so konnte ich mich für eine gewisse Zeit ablenken, was mir nach einigen Minuten tatsächlich gelang. Ich war gerade in eine ziemlich schwere Statistik Aufgabe vertieft, als Mitchel zu mir kam und sich neben mich setzte. „ Soll ich der Dame erklären, wie die Aufgabe funktioniert??“, fragte er in neckendem Ton und grinste mich breit an. „ Nein, danke. Aber der Herr könnte mir vielleicht einen Eistee bringen und mich in Ruhe denken lassen“, sagte ich und grinste zurück. Er verdrehte die Augen, küsste mich auf den Kopf und stand auf. Nach circa 20 min war ich dann auch mit der letzten Aufgaben fertig. Ich klappte das Buch zu und streckte mich genüsslich, Mitchel kam zu mir und zog mich auf seinen Schoß. „ Was hälst du davon am Wochenende weg zu fahren?“, fragte er und drückte mich an sich. „ Mhhh, was stellst du dir denn darunter vor?“, fragte ich zurück und drehte mich um, um ihn zu küssen. „ Naja, ich dachte daran vielleicht in meine Heimatstadt zu fliegen. Was hälst du davon? Ich war schon so lang nicht mehr dort und du könntest da ohne Sorge draußen rumlaufen und die Sonne genießen.“ Ich runzelte die Stirn. Er hatte mir nie erzählt wo er eigentlich herkam. „ Wo ist dass denn? Da wo ich die Sonne genießen kann?“ fragte ich und versteckte mein Gesicht an seinem Hals. „ Ich komme aus San Diego“, antwortete er lachend und zog mein Gesicht zu seinem heran. „ Und was sagst du nun? Meine Eltern haben uns eingeladen. Wollen wir am Freitag dort hin fliegen?“ „ Gern, ich freu mich jetzt schon auf die Sonne“, sagte ich aus ganzen Herzen und küsste ihn. Doch dann schloss mein Gehirn zu meinem Mund auf und mir kam so ein Gedanke. „ Du wissen deine Eltern denn eigentlich von uns beiden?“, fragte ich und versuchte es nebensächlich klingen zu lassen. Er zog den Mund zu einem wunderschönem lächeln und sagte: „ Meine Mom weiß alles und der Rest denkt wir sind Freunde. Ich denke wir lassen die Bombe am Samstag beim Barbecue platzen.“ Ich machte mich steif und fragte: „ Und was ist wenn sie mich nicht mögen? Wenn deine Mom mich nicht mag oder mich für nicht gut genug befindet?“, er brach in schallendes Gelächter aus. „ Sadie meine Mutter ist jetzt schon brennend heiß darauf dich kennen zu lernen. Sie will das Mädchen kennenlernen das ihren Sohn glücklich macht. Sie ist einverstanden, solang ich glücklich bin und das bin ich ja offensichtlich. Denn du darfst nie vergessen, dass wir zusammen sind und nicht du mit meiner Mutter und außerdem kann ich mir kaum vorstellen, dass irgendjemand aus meiner Familie dich nicht mögen könnte. Wart einfach ab, du wirst sehen, dass sie alle ganz locker drauf sind und du wirst dich wundern wie schnell du in der Familie aufgenommen wirst. Du musst bestimmt am Samstag schon zusammen mit Nana Salat machen und ihr Rede und Antwort stehen müssen. Aber keine Angst, Nana ist der liebste Mensch auf der Welt.“ Ich war nicht recht überzeugt, aber ich ließ mich breit schlagen, also ging es am Freitag auf große Fahrt um nach noch nicht mal einer Woche Beziehung bereits seine Familie kennen zu lernen. Ich atmete tief durch, ruhte mich an seiner Brust aus und sagte: „ Ja dann wollen wir mal deine Familie besuchen“

San Diego


San Diego war besser als ich es mir je hätte erträumen lassen. Meine Angst nicht akzeptiert zu werden war völlig unnötig gewesen. Kaum waren wir aus dem Flugzeug gewesen, hatte ich auch schon in den Armen von Nana gelegen, die mich ewig lang umarmte und dafür dankte, dass ich ihren Enkel glücklich machte. Ich hatte zwar schon von diesen großen Familien gehört, wo alle Verwandten zusammenwohnten und sich so unterstützten, aber eine so große Familie hatte ich nicht erwartet. Da waren zu einem Nana und Grandpa, die zwei liebsten Menschen auf der Welt. Nana war klein, dunkelhäutig mit grauen Haaren. Doch sie hatte die wärmsten Augen die ich jemals gesehen hatte und sie lächelte mich sofort an, als sie mich an Mitchels Seite entdeckte. Grandpa sah aus wie ein verlorener Bruder von Martin Luther King. Ich fand dass er für sein Alter noch sehr attraktiv war und auch er fing an zu strahlen, als er sah dass Mitchel und ich Hand in Hand auf sie zu kamen. Damit war natürlich die Überraschung gelaufen, aber ich konnte einfach nicht anders, da ich im Flieger fast einen Herzstillstand gehabt hatte, vor Angst und seine Hände waren das einzige was mich beruhigen konnten.
Wir fuhren gerade in die Straße ein in der Mitchel aufgewachsen war, als ich eine riesen Ansammlung von Menschen entdeckte, die in etwa in der Mitte der langen Straße standen und erwartungsvoll in unsere Richtung schauten. „ Na, haben deine Eltern der ganzen Nachbarschaft bescheid gesagt dass wir kommen?“, fragte ich Mitchel scherzhaft. Er bekam ein breites grinsen und sagte: „ Nein, nicht der Nachbarschaft, das ist meine Familie die da steht und wartet.“ „ Oh“, sagte ich und schaute in eine andere Richtung, „ und du bist dir ganz sicher, dass sich alle auf mich freuen?“, fragte ich vorsichtshalber noch mal nach. „ Ja, ganz sicher“, sagte er inbrünstig und dann blieb uns keine Zeit mehr, weil Grandpa gerade einparkte. Wir stiegen aus dem Auto und wurden direkt in die Arme genommen. Ich weiß schon gar nicht mehr wie viele Leute ich umarmt habe, ich glaube manche waren sogar doppelt. Nach der langen Begrüßungsphase, ging es direkt in den gigantischen Hintergarten, der sich über drei Häuser erstreckte, zum Barbecue. Nervös und schüchtern blieb ich die ganze Zeit an Mitchels Seite und konzentrierte mich auf mein Gespräch mit Nana, dass sie im Auto mit mir begonnen hatte, indem es um meine gesamte Lebensgeschichte ging, plus endlose Fragen über meine Eltern und John. Bei diesem Thema wurde ich ein wenig traurig, denn unwillkürlich wurde mir bewusst wie lang ich meinen Vater und meinen Bruder schon nicht mehr gesehen hatte.
An diesem Abend kamen wir erst spät ins Bett. Nachdem sie die Kinder ins Bett gebracht hatten und sich die Älteren verabschiedet hatten, blieben nur noch wir zwei, Mitchels drei Geschwister ( Alisha, Jane und Brad), seine vier Tanten( Tammie, Jeannie, Stephanie und Mila) plus Ehemänner( Carlos, John, Jack und Randy) und seine zwei Cousins( Layton und Anton) über. Ich kannte nun Mitchels gesamte Kindheit ( inklusive allen Dummheiten und Jugendsünden ). Es war echt lustig zu erfahren was er für Sachen gemacht hatte als er noch klein war, er hatte zum Beispiel mal ein Baumhaus gehabt, dass er zusammen mit seinem Cousin Layton auf spektakuläre Weise zum Einsturz gebracht hatte, indem sie immer mehr Leute reingeholt hatten. Doch zum Schluss hatten sie noch eine kleine Katze reingeholt und die war dann endgültig zuviel gewesen und das ganze fiel drei Meter tief vom Baum. Dabei grenzte es an ein Wunder das sich niemand verletzt hatte. Ein anderes Mal waren sie zum Fluss gegangen um zu Fischen und Mitchel hatte das Gleichgewicht verloren und war in voller Montur in den Fluss gefallen, als er ans Ufer kam, hatte er einen Fisch in der Angelhose. Und so erzählten sie den ganzen Abend, lachten und freuten sich über das Wiedersehen.

Zurück in der Schule



Das Wochenende bei Mitchels Familie hatte echt Spaß gemacht, aber nun wartete der Ernst des Lebens wieder auf uns und so waren wir Sonntagabend völlig ausgelaugt wieder in unserem Haus. Es war nach den vielen Menschen in San Diego wunderbar ruhig und sofort hatte ich ein Gefühl von Zuhause.
Mein erster Weg führte mich ins Badezimmer und als ich wenig später in das Wohnzimmer kam stand das Essen schon bereit. Mitchel saß mir gegenüber und lächelte unentwegt vor sich hin. Ich beobachtete ihn aus dem Augenwinkel und versuchte mir meine frechen Bemerkungen zu verkneifen. Er reagierte nicht auf mich und lächelte immer weiter. Nach dem Essen ging ich in mein Zimmer. Ich wusste nicht so recht was ich dort wollte, aber hier kam ich mir so einsam vor das ich es nicht lang aushielt. Ich schlüpfte schnell in meine bequeme Jogginghose und lief die Treppe wieder runter. Auf dem Absatz hielt ich inne und legte den Kopf schräg. Irgendwas stimmte hier nicht. Mitchel saß auf dem Sofa, aber er hatte die Hände vor dem Mund und starrte auf den ausgeschalteten Fernseher als würden sich dort schreckliche Szenen abspielen. Schnell lief ich zu ihm, doch er bemerkte mich nicht einmal. Ich versuchte ihm die Hände vom Mund zu nehmen, aber er hatte sie verkrampft, ich schrie ihn an aber er war völlig weggetreten. Ich schrie immer weiter und nach ein paar Sekunden schien er langsam zu sich zu kommen. Verwirrt blickte er mich an und entspannte sich. Ich zitterte und beruhigte mich indem ich ihn an mich zog und mich an ihn kuschelte. Nachdem wir beide zur Ruhe gekommen waren, rief er, ohne mir zu sagen was los gewesen war, den Rektor an und nur wenige Minuten später war dieser bei uns. Er sah gestresst und nervös aus und dieses Gefühl übertrug sich nach und nach auch auf mich. Wir setzten uns an den Tisch und ich holte eine Flasche Rotwein aus dem Schrank, auch wenn mir jetzt die Lust nach etwas stärkeren stand.

Mitchel begann zu erzählen was er gesehen hatte:
„Es war ein Traum oder eine Vision oder irgendwie so etwas in der Art“ hatte er gesagt und tief durchgeatmet. „Ich stand auf einem Feldweg, am Rande einer Wohnsiedlung, rechts von mir wurden die Felder durch den Weg gespalten und links von mir begann der Feldweg in eine Teerstraße überzugehen. Links und rechts der Teerstraße stehen Einfamilienhäuser. Ich befand mich neben dem ersten Haus, auf der rechten Seite und mir gegenüber führte eine Art Gang entlang, auf der einen Seite durch das Haus begrenzt und auf der anderen durch einen Gebüsch. Ich weiß nicht wo der Gang hinführt, aber ich musste die ganze Zeit dahin starren und plötzlich bewegte sich etwas in der Dunkelheit. Ich wollte nachsehen, doch genau in dem Moment in dem ich einen Fuß vorgesetzt hatte, änderte sich plötzlich meine Perspektive und ich war Sadie.- er nahm meine Hand und drückte sie ganz fest. - und ich spürte die Angst in mir aufsteigen, so als ob mich jemand verfolgen würde. Ich ging schneller und als ich den Blick hob sah ich mich am Rande des Weges in einem gelben Licht stehen, mitten in der Bewegung verharrt. Das Licht kam von einer Straßenlaterne und ich bi jedenfalls Sadie und sehe mich dort so erstarrt stehen, ich laufe schneller und kurz bevor ich bei mir angelange steht urplötzlich der Grinthook hinter mir, also mir Mitchel, streicht er mit seinem Zeigefinger über den Hals und grinst mich spöttisch an. Ich versuche wegzulaufen, doch in dem Moment wie ich als Sadie mich zum laufen wende, setzt er zum Sprung an. Und das wars, ich sags euch, das war das krasseste was ich je gesehen habe. Ich fühlte die Angst in deinem Körper Sadie und gleichzeitig die Hilflosigkeit in meinem. Wow, das ist echt unglaublich, so etwas……“ er ließ die Bemerkung so im Raum stehen. Ich hatte ihm gebannt zugehört und hing nun meinen Gedanken nach. Der Rektor war aufgestanden und begann auf und ab zu gehen. Nach einigen Minuten des Schweigens hielt ich es nicht mehr aus und fragte den Rektor was das zu bedeuten hätte, doch er konnte mir keine direkte Antwort darauf geben. „ Nun Sadie, ich habe schon von solchen, wie kann man es nennen, Visionen, gehört, doch keine war bisher so lebhaft wie seine. Es scheint mir als liege bei ihm eine interessante Verstrickung von Traum und Vision vor.“ „Traum“, spottete Mitchel abfällig und schüttelte den Kopf. „ Das war kein Traum“, sagte er aufgebracht und stand ebenfalls auf. Automatisch fragte ich wohin er wollte, aber ich bekam keine Antwort. Er sah nur kurz in meine Richtung um dann wutentbrannt in sein Zimmer zu verschwinden. Fassungslos starrte ich ihm nach, unfähig mich zu bewegen. Der Rektor kam langsam zum Tisch zurück und ließ sich auf einen Stuhl fallen. „ Was war dass denn?“, fragte ich und schaute dem Rektor aufmerksam ins Gesicht. Dieser schüttelte jedoch nur den Kopf. „ Ich weiß es nicht, ich habe ihn noch nie so erlebt. Ich denke er hat einfach Angst.“ Ich brachte nur ein unverbindliches „hmmm…“, zustande.

Mitchel blieb die ganze Nacht in seinem Zimmer. Ich hatte geklopft und auch mehrmals nach ihm gerufen, aber von ihm kam keine Reaktion, also ließ ich ihn zufrieden und ging zu Bett. Als ich am nächsten morgen zum Frühstück nach unten ging, war er auch nicht da. Ich aß allein mein Frühstück und machte mich auf den Weg zur Schule. Es war ein sehr schöner sonniger Tag und als ich das Schulgelände betrat wurde ich von einer strahlenden Phoebe empfangen. ´“ Und ?? Erzähl schon wie wars in San Diego?“, fragte sie und grinste breit. Ich zuckte die Schultern und sagte: „ Ganz nett. Er hat eine unglaubliche Familie.“, unwillkürlich musste ich grinsen. Phoebe fing meinen Blick auf und grinste zurück. Wir brauchten nicht viele Worte, wir verstanden ohne groß drum herum zu reden. Wir gingen zu Statistik und ich fing langsam an mir Sorgen zu machen, denn Mitchel war immer noch weg. Auch Phoebe war es aufgefallen und sie fragte mich wo er sei, doch ich konnte nur die Schultern zucken. Nach dem Unterricht kam Phoebe mit zu mir, doch auch hier war Mitchel nirgends in Sicht. Allmählich fraß die Sorge mir ein Loch in den Bauch. Was war geschehen? Hatte er sich etwas angetan? NEIN, das konnte nicht sein, DAS konnte er mir nicht antun! Oder doch? Ich ging zum Telefon und rief den Rektor an, doch auch er hatte nichts von ihm gehört. Er sagte ich solle noch warten und er komme vielleicht noch, wenn nicht würde er gegen Abend die Polizei einschalten. Und da kam mir ein schrecklicher Gedanke…. Was wenn der Grinthook zugeschlagen hatte??? Ich konnte vor Phoebe nicht darüber sprechen, also behielt ich meine Gedanken für mich. Ich legte auf und setzte mich zu ihr auf das Sofa. „ Was hat der Rektor gesagt??“ „Das wir bis zum Abend warten sollen und wenn er dann noch nicht aufgetaucht ist würde er die Polizei einschalten. Er kommt gegen 6 Uhr her.“ „ Glaubst du ihm könnte etwas zugestoßen sein?“, fragte sie. „Ich weiß es nicht“, sagte ich und ließ mich tiefer ins Sofa sinken.
Wie versprochen kam der Rektor sechs Uhr vorbei. Doch von Mitchel war weiterhin keine Spur zu sehen. Ich versuchte noch mehrmals in auf dem Handy zu erreichen aber ohne Erfolg. Er ließ es klingeln bis die Mailbox ranging. Als wir sieben Uhr noch nichts von ihm gehört hatten wollten wir gerade zum Telefon gehen um die Polizei zurufen als ich den Schlüssel in der Tür hörte und sofort hinlief. Dort in der Dunkelheit stand Mitchel und schwankte vor und zurück. Er legte ein süffisantes grinsen auf als er meine erleichterte Miene sah und schwankte an mir vorbei. Drinnen ließ er sich aufs Sofa fallen und schloss die Augen. Meine Erleichterung verwandelte sich augenblicklich in Wut. Ich knallte die Tür zu und stürzte zum Sofa um ihn anzuschreien. Doch in dem Moment trat der Rektor vor und sprach flüsternd zu Mitchel, ´ratlos stand ich im Zimmer und wusste nicht was ich tun sollte. Da rief mir der Rektor zu ich solle schnell einen Eimer holen und da begriff ich was Mitchel getan hatte: Er hatte sich hemmungslos betrunken. Ein Wunder das er den Weg nachhause noch gefunden hatte!!
An diesem Abend konnten wir nicht mehr mit ihm reden. Wir brachten ihn mit vereinten Kräften zu Bett, was bei seinem Gewicht gar nicht so einfach war.
Am nächsten morgen ließ ich ihn schlafen und ging allein zur Schule. In Statistik hatten wir ein neues Thema begonnen, was mich ein wenig von Gedanken an den Nachmittag ablenkte. Phoebe war wie immer treu an meiner Seite und auch auf Carlos war verlass. Ich hätte nicht gewusst was ich ohne die beiden gemacht hätte. Nach Schulschluss begleiteten sie mich noch bis zur Tür. Unschlüssig stand ich einige Mitnuten davor und zog unser Gespräch unnötig in die länge. Als alle beide hartnäckig darauf bestanden dass ich reingehen solle weil wir sonst nie die Aufgaben bis morgen schaffen würden, ließ es sich nicht mehr vermeiden. So leise wie möglich betrat ich das Haus und schlich mich zur Treppe. Ich hatte nicht sonderlich auf den Raum geachtet und somit Mitchel übersehen, der hinter mir auf dem Sofa saß und anscheinend auf mich wartete. „ Hallo“, er sagte es ganz ruhig und ich atmete erleichtert aus da ich vermutet hatte er würde sauer sein weil ich ihn nicht geweckt hatte, aber wer wusste das schon, dies könnte auch die Ruhe vor dem Sturm sein dachte ich mir und blieb vorsichtig. „ Hi, du bist ja wach! Super wie geht’s dir? Wieder nüchtern?“ Er verzog ärgerlich die Stirn und senkte den Kopf. „ Ja keine Sorge mir geht es gut. Ich wollte mich bei dir für die Aktion entschuldigen. Es ist unverzeihlich wie ich mich verhalten habe. Aber es war alles so ärgerlich und ich sah in dem Moment keinen Ausweg.“ Jetzt war ich die jenige die sauer wurde. „ Ach so ist das etwa? Der Herr ägert sich und sieht keinen Ausweg, also läuft man weg und betrinkt sich? So löst man also Probleme!! Gut zu wissen Mitchel das du so erwachsen bist und ich mich auf dich verlassen kann.“, langsam ging mir die Puste aus aber ich war noch nicht fertig, „kannst du dir auch nur in Ansätzen vorstellen was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe? Und nicht nur ich auch der Rektor war krank vor Sorge. Der übrigens in einer Stunde hier aufschlagen wird, ich würde sagen du gehst duschen und putz dir die Zähne, ich rieche deine Fahne bis hierher. Aber bevor du ins Badezimmer gehst noch eins: Wenn du mich noch einmal solche Angst machen solltest, ich schwöre bei Gott dann werde ich dir das nie verzeihen.“ Jetzt war mir die Puste eindeutig ausgegangen und ich musste mich erst mal setzen. Mitchel wollte etwas sagen doch ich brachte ihn mit einem bösen Blick zum schweigen. Er verzog sich ins Badezimmer und ich bestellte in der Zwischenzeit essen und machte mich an die Aufgabe für Statistik. Mitchel kam vierzig Minuten einigermaßen vorzeigbar aus dem Badezimmer und gesellte sich zu mir. Er wollte mich küssen doch ich war noch zu wütend um mich auf ihn ein zulassen. Also beschäftigte er sich ebenfalls mit der Aufgabe und bekam sie innerhalb weniger Minuten gelöst. „ Wie hast du das gemacht?“, fragte ich mich weit aufgerissenen Augen und schaute in sein selbstzufriedenes Gesicht. Mich überkam eine Welle der Eifersucht und für einen Moment vergaß ich dass ich eigentlich auf ihn böse war. Er rückte näher zu mir, doch darauf bedacht mich nicht zu berühren und erklärte mir was ich falsch gemacht hatte.
Dann kam klingelte es an der Tür und schon war der ungezwungene Moment zu ende. Ich eilte zur Tür und kaum dass ich den Rektor sah, war meine Wut wieder da. Nach dem Gespräch ging Mitchel reumütig in sein Zimmer und ich verabschiedete Rektor. Unnötigerweise machte ich den Abwasch und ging dann lustlos hoch um mich bettfertig zu machen. Vor Mitchels Tür blieb ich für einen Moment stehen und lauschte. Doch es war nichts zu hören. Nachdem ich mich im Bad frisch gemachte ging ich in mein Zimmer und legte mich ins Bett, doch ich konnte nicht schlafen. Mir ging eindeutig zu viel durch den Kopf. Langsam tastete ich mich durch die Dunkelheit bis ich Mitchels Tür gefunden hatte, leise klopfte ich an. Er antwortete mir mit einem leisen „herein„. Er saß auf dem Bett und arbeitete den heutigen Stoff nach, ohne aufzublicken breitete er die Arme aus um mich zu empfangen. Wohlig ließ ich mich hinein sinken und schloss die Augen. „ Schatz es tut mir leid, dass ich so gemein zu dir war, aber ich war außer mir und….“, er brachte mich mit einem Kuss zum schweigen. „ Wenn sich hier jemand entschuldigen muss, dann ja wohl eindeutig ich. MIR tut es leid und es war unverzeihlich, doch ich habe daraus gelernt und …..naja dass kommt nie wieder vor versprochen.“ Ich sagte nichts weiter und ließ seine Worte auf mich wirken. Diese Nacht ging ich nicht mehr zurück in mein Zimmer…
Die Schule machte mir immer mehr Spaß, mittlerweile kannte ich fast alle Schüler und mir gefiel wie hier alle zusammen hielten. Hier gab es keine Trennung zwischen einzelnen Klassen in den Pausen. Alle mischten sich in die Menge und unterhielten sich mal mit jedem. Es gab keine Überheblichkeit, Ignoranz oder sonst was für Eigenarten wie in New York. Es war eher wie eine große Familie. Mitchel und ich wurden als Paar akzeptiert und auch Phoebe und Carlos machten ihre Beziehung öffentlich. Sie waren jetzt häufig nach der Schule mit uns zusammen. Einmal gingen wir in den Wald hinter der Schule und fanden dort einen kleinen Teich auf dem Enten schwammen und Fische nahe der Oberfläche dümpelten. Mitchel und Carlos waren sofort Feuer und Flamme und wollten unbedingt wieder her kommen um zu angeln. Uns Mädchen sollte das nur recht sein, so hatten wir mehr Zeit für Mädchensachen wie die Häuser dekorieren oder stoppen gehen. Auch zum Abendessen waren sie jetzt oft bei uns zu Gast. Das entging natürlich auch den anderen Schülern nicht und so luden sich manchmal weitere Leute bei uns ein und hatten so Anteil an unserem Glück. Gerade an den Wochenenden wurden es oft lange Abende mit DVDs und dem neuesten Klatsch rund um die Schule. Wenn wir die Nachtsperre überzogen schliefen sie einfach bei uns im Wohnzimmer wo sie Platz fanden.
Zwei Monate nach unserem Besuch in San Diego bekamen wir einen Anruf von Mitchels Mutter. Ich war allein im Haus und putzte die Fenster, schnell ließ ich zum Telefon. „ Sadie?“, fragte eine aufgebrachte Stimme am anderen Ende. „ Ja ich bin es. Was ist los? Conny du hörst dich ja furchtbar an.“, ich wurde nervös. „ Sadie ist Mitchel in der Nähe? Es ist etwas schreckliches passiert.“ Mir wurde ganz mulmig bei dem Gedanken an das kommende und musste erstmal schlucken. „ Nein er ist angeln. Conny was ist denn los?“, fragte ich mit einem Zittern in der Stimme. „ Ihr müsste so schnell wie möglich herkommen. Jack ist Tot. Er hatte einen schrecklichen Unfall auf dem Weg Nachhause von der Arbeit. Die Mediziner konnten noch keine Ursache feststellen. Aber wir brauchen Mitchel hier.“, Jack war Mitchels Vater, ich hörte sie am anderen Ende schluchzen und wünschte mir durch das Telefon krabbeln zu können. Satt dessen ließ ich den Hörer fallen und lief aus dem Haus. Tränen liefen mir über das Gesicht und der Atem stockte. Am Waldesrand musste ich kurz stehen bleiben um durch zu atmen, dann rannte ich schneller denn je um Mitchel zu finden. Er saß haargenau an der selben stelle wie beim letzten mal. Er schaute auf als er den Krach hörte den ich veranstaltete und ich hörte Carlos leise fluchen weil ich die Fische vertrieb. Ich bleib keuchend stehen und sah in seine Richtung, unfähig zu sprechen. Sofort kam er zu mir und nahm mich in die Arme. „ Was ist los?“, fragte er mit Angstverzehrter Miene als er die stummen Tränen entdeckte die mir immer noch über das Gesicht liefen. Alles was ich raus bringen konnte war „ Dein Vater. Müssen sofort zu ihm.“ Er versteinerte unter meinen Worten und verzog schmerzhaft das Gesicht. „Komm wir gehen sagte er zu Carlos und packte schnell seine Sachen zusammen. Dann stolperten wir zurück zum Haus und Mitchel griff sich sofort das Telefon um die verschiedenen Fluggesellschaften durch zu telefonieren um noch zwei Flüge zu bekommen. Schließlich rief er noch seine Mutter an um alles genau zu erfahren. Ich konnte nur unfähig auf dem Sofa sitzen und stumm vor mich hinweinen. Plötzlich saß Mitchel neben und nahm mich in den Arm, um mich zu beruhigen. Mitchel beruhigte mich? Immerhin war sein Vater gerade gestorben, doch er brauchte nicht beruhigt werden. Er war sehr gefasst. Kaum zwei Stunden später waren wir auf dem Weg zum Flughafen. Der Rektor begleitete uns bis zum Terminal, er blickte uns eindringlich an, ohne jedoch etwas zu sagen. Dann wartete er bis wir einsteigen konnten und kehrte uns dann den Rücken. Ich vermutete dass er den gleichen Verdacht hatte wie ich.
Als wir in San Diego landeten erwarteten uns wieder Grandpa und Nana, sie schauten aus schmerzerfüllten, geröteten Augen zu uns und wir fielen uns weinend in die Arme. Im Haus seiner Mutter war es ungewöhnlich ruhig und erst nach einigen Momenten fiel mir auf dass seine Familie fehlte. Conny saß am Esstisch und schaute in keine bestimmte Richtung . Immer wieder ging ihr Blick zur Tür um dann fahrig durch den Raum zu wandern, als hoffte sie dass Jack in den Raum geschlendert kam. Langsam ging ich auf sie zu, doch sie schien mich nicht zu bemerken, sie stand zu sehr unter Schock. Ich setzte mich neben sie und legte ihr einen Arm über die Schultern, dann endlich schien sie mich wahrzunehmen und viel mir laut schluchzend in die Arme. Mitchel verließ leise telefonierend den Raum und ich glaubte zu wissen mit wem er telefonierte. Wir besorgten seiner Mutter ein Schlafmittel um sie für einige Zeit ruhig zustellen und begaben uns auf direktem Weg zum Leichenschauhaus. Ich konnte nicht mit rein und wollte es auch nicht, ich wollte Jack nicht dort auf diesem kalten Tisch liegen sehen. Nach circa zwanzig Minuten kam Mitchel wieder raus und fiel mir direkt in die Arme. Endlich eine vernünftige Reaktion dachte ich, als ich die stummen Tränen an meinem Hals fühlte. So blieben wir eine ganze Weile stehen, schließlich hatte er sich in der Gewalt und wir gingen zum Auto. Er redete während der ganzen Fahrt nicht, erst als wir wieder beim Haus waren sagte er: „ Komm wir gehen in mein Zimmer. Ich muss unbedingt mit dir reden. Ich habe da so eine Ahnung“, ich auch, dachte ich im stillen. „ Also, ich denke das der Grinthook dahinter steckt, denn mein Vater wies keine äußeren Verletzungen auf, bis auf eine kleine Schramme am Hals. Und in meiner Vision hatte der Grinthook dich ebenfalls am Hals berührt. Vielleicht wollte er mich auf die Falsche Spur schicken in dem ich dich in meiner Vision sah und so keinen Verdacht schöpfe wenn er hier sein Unwesen treibt um an mich ran zu kommen. Der Gerichtsmediziner sagte mir das mein Vater einen Herzinfarkt hatte, aber mein Vater war Kerngesund, ich kann mir nicht vorstellen, dass er einfach aus heiterem Himmel einen Herzinfarkt bekommen sollte!! Und wo soll denn die Schramme plötzlich hergekommen sein? Mein Vater ist Versicherungsvertreter, da bekommt so etwas nicht. Und eine Rasierschramme ist nicht so fein“, gedankenverloren lief er durchs Zimmer und redete mehr mit sich selbst als mit mir. Immer wieder hob er den Blick, und schaute durch das Fenster, gen Himmel, als würde dort die Antwort sein. „Ich glaube dasselbe“, sagte ich und blickte ihm hinterher. „Aber ich verstehe nicht warum er deinen Vater angegriffen hat, weil er sich auf mich konzentriert hatte. Ich meine warum deine Familie und warum gerade jetzt?“ „Ich weiß es nicht“, sagte Mitchel erschöpft und ließ sich auf das große Bett fallen. „Du hast vorhin mit dem Rektor telefoniert, hab ich Recht?“, fragte ich. „Ja, aber er hat auch keine Ahnung warum er jetzt so gehandelt hat.“, er zuckte mit den Schultern und schloss die Augen.
Die folgenden Tage waren geprägt von den Vorbereitungen für die Beerdigung. Mitchel regelte alles mit dem Bestattungshaus und den Versicherungen, sowie jeden möglichen Papierkram der anfiel. Ich kümmerte mich gemeinsam mit Nana um Trauerfeier sowie den Totenschmaus der direkt nach der Beerdigung stattfinden sollte. Wir backten Unmengen von Kuchen und kochten Literweise Kaffee. Die Beerdigung flog an mir vorbei, ich blendete alles aus um die Fassung zu bewahren. Conny versuchte ebenfalls stark zu sein, doch als der Sarg zu Grabe gelassen wurde, brach auch ihre Maske. Der Tag war schnell vorbei und wir begleiteten gerade die letzten Gäste aus dem Haus, als Mitchel mich an die Hand nahm und mich raus in die Abendsonne zog. Scheinbar ziellos liefen wir durch die Straßen, dann bogen wir um eine dunkle Ecke und standen auf einmal auf einer kleinen Klippe und blickten aufs Meer. Wir setzten uns auf einen Fleck der mit Farnen ausgefüllt war. Es war ein unglaublicher Ausblick, leise trafen die Wellen auf den Stein, die Möwen über uns schrien in der Dämmerung und die Sonne färbte den Himmel in den unglaublichsten Rottönen. Es war ein Ort des Friedens und der vollkommenen Ruhe. „ Du warst heute unglaublich´“, sagte er ohne jeden Zusammenhang, er lächelte über mein verdutztes Gesicht und sagte schnell, „Ich meine wie du das heute alles gemeistert hast. Zusammen mit Nana und überhaupt wie du mit der Situation umgegangen bist, war einfach toll. Du warst uns allen eine große Stütze und das sag nicht nur ich. Auch Nana und die anderen. Keiner hätte damit gerechnet dass du soo stark bist.“ Ich sagte nichts dazu sondern lehnte mich an seine Brust und atmete die salzige Luft ein.
Wenige Tage später war es Zeit für uns um zurück zur Schule zu fliegen. Es kam mir nach den letzten Tagen so banal vor´, einfach wieder zum normalen Leben über zu gehen, Mitchel sagte so sei das Leben und wir könnten es nicht mehr rückgängig machen. Er hatte die letzten Tage damit alles zuklären, was noch zu klären gewesen war, da seine Mutter nicht dazu in der Lage gewesen war. Sie war einer Gründe warum ich länger bleiben wollte, sie war so labil, ihre Stimmung schwang von einer zur anderen Sekunde um, doch wir hatten in wenigen Wochen Halbjahresprüfungen und die waren gerade für mich wichtig da ich ja „nur“ ein Stipendium hatte. Außerdem hatten wir durch diesen Vorfall das Projekt vernachlässigt und es sollte in einer Woche präsentiert werden und Mrs. Berry war sehr hart wenn man die Aufgaben nicht fristgerecht fertig stellte. So kamen wir in Portland also gar nicht dazu groß über den Grinthook oder Mitchels Vater nachzudenken. Ich arbeitete fast jede Nacht an unserem Projekt und Mitchel war treu an meiner Seite und ergänzte die Arbeit mit seinen tollen Ideen, ich konnte einfach nicht umhin ihn zu bewundern. Er hatte den gewissen Blick fürs wesentliche, sah sofort Rechenfehler, selbst wenn manchmal sechs oder sieben Mann gleichzeitig auf das Projekt schauten war immer er der erste der Fehler fand. Am Tag der Präsentation stand ich die ganze Zeit unter Strom. Ich hasste es vor der Klasse zu sprechen und so verließ ich mich drauf dass die anderen einspringen würden wenn mir die Worte fehlen sollten. Und so war es auch, ich war gerade mitten in der Präsentation und hatte einen genialen Gedankengang als ich den Fehler machte und in die Klasse blickte und den Faden verlor. Sofort sprang Tom ein machte dort weiter wo ich aufgehört hatte und rette mich davor vor Scham im Boden zu versinken. Als ich den Faden wieder gefunden hatte übernahm ich wieder das Ruder und leitete die andren an unsere Ergebnisse zu präsentieren. Mrs. Berry war begeistert und wieder bekamen tatsächlich eine Eins. Ich konnte es kaum glauben und setzte ein breites Grinsen auf, die Arbeit hatte sich gelohnt. Wir beschlossen nach der Schule mal wieder in die Stadt zu gehen und uns einen schönen Tag zu machen. Wir landeten in einem Eiskaffe in der Innenstadt und nahmen fast die ganze untere Etage für uns ein denn als die Leute auf dem Schulhof hörten was wir vorhatten, hatten dich noch mehrere selbst eingeladen. Wir waren eine Gruppe von fünfundzwanzig Mann und die zwei Kellnerinnen schauten sich ungläubig an als wir im Entenmarsch eintraten und uns dann auf die Tische verteilten. Es war einer der lustigsten Nachmittage die wir seit langem gehabt hatten. Nach dem Eis vertraten wir uns noch eine Weile die Beine in der Stadt und vertrieben die Zeit bis die Straßenbahn kam. Wir liefen eine Einkaufsstraße entlang und lachten gerade ausgelassen als ich ihn sah. Er stand an einem Sonnenbrillenständer vor einer Boutique und starrte mich unverhohlen an. Er bannte mich sosehr mit seinem Blick aus gelben Augen, dass ich fast in meine Mitschülerin Caroline gelaufen wäre, die sich um gedreht hatte um mir etwas zu sagen. „Na was schönes entdeckt“, sagte sie und folgte meinem Blick. Ich schreckte auf und drehte mich zu ihr: „Was?“, fragte ich verwirrt und schaute schnell wieder zu der Boutique, doch er war verschwunden. „Ich hab gefragt ob du was schönes entdeckt hast, weil du so lang dort hin geschaut hast.“ „Nein, nein ich dachte nur ich hätte dort jemanden gesehen den ich kenne.“ „Komisch ich hab dort gar niemanden gesehen“, sagt sie und zuckte die Schultern. Dann lief sie wieder schneller und fing ein Gespräch mit den Jungs vor uns an. Ich zog Mitchel, der gerade mit Carlos Dummheiten machen wollte, nah zu mir und sagte nur: „Ich hab grad den Grinthook gesehen“, dass reichte aus um ihn in Alarmbereitschaft zu versetzen. Sofort legte er einen Arm mich und blickte sich genau um. Doch er tauchte nicht noch einmal auf. Auf dem Heimweg telefonierte Mitchel wieder leise mit dem Rektor, doch er sprach so schnell dass ich kein Wort verstand und mich wunderte mich wie der Rektor es schaffte, die ganze Zeit blieb sein Blick angestrengt auf mir haften. Zurück in unserem Haus erschien auch schon wie aus dem Nichts der Rektor und kam ohne zu klopfen ins Haus gestürmt und lief direkt auf mich zu. Er nahm mich genau in Augenschein und stellte mir mehrere verwirrende Fragen. Nachdem ich alle beantwortet hatte, schaute er Mitchel einmal tief in die Augen und ging wieder. „Warten Sie!“, rief ich ihm hinterher doch da war er schon verschwunden. „Was war dass denn bitte?“, fragte ich an Mitchel gewandt. Er blickte zu Boden und sagte nichts. Das Schweigen zog sich in die länge und je länger es dauerte desto wütender wurde ich, denn ich hatte schon in San Diego geahnt dass er mir etwas verheimlichte. „Schön. Ich verstehe!“, sagte ich wutschnaubend und stürmte in mein Zimmer. Kaum hatte ich die Tür hinter mir zugeschlagen schon kamen die peinlichen Tränen, ich ließ mich aufs Bett fallen und überlegte warum Mitchel mir etwas verheimlichte. Kurz vor dem Abendessen kam Mitchel an meine Zimmertür und klopfte leise. Ich ignorierte ihn also kam er rein und setzte sich auf meinen Bettrand, ich ignorierte ihn weiter. Er begann auf mich einzureden dass ich mich nicht so kindisch verhalten solle und dass er mir zur rechten Zeit alles erklären würde, doch das machte mich nur noch wütender und da ich nicht schon wieder weinen wollte, blendete ich ihn aus. Da ich weiterhin nicht auf ihn reagierte hievte er mich in seine Arme um mich dazu zu zwingen ihn anzusehen. Ich machte mich absichtlich schwer, damit er es nicht so leicht hatte, was er offensichtlich lustig fand denn er gluckste leise vor sich hin. „Ach wie schön dass der werte Herr seinen Spaß hat“, sagte ich ätzend und funkelte ihn böse an. Er schmunzelte vor sich hin und ich sah den Schalk in seinen Augen sitzen. „Also was willst du Mitchel?“, fragte ich so ätzend wie möglich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Dich zum Abendessen holen“, gluckste er und drückte mich ein wenig fester an seine Brust. „Ich will aber kein Abendessen. Ich habe keinen Hunger. Ich habe nur Fragen und die will mir keiner beantworten“, sagte ich beleidigt und schaute zur Decke. Er neigte den Kopf zu mir herab und wollt mir einen Kuss geben, aber ich drehte den Kopf weg. ER schien mich gar nicht ernst zu nehmen, er fand das alles urkomisch. „Mitchel, das hier ist kein Spaß für mich. Ich bin wirklich wütend!“, maulte ich aufgebracht und versuchte mich aus seinen Armen zu winden. „Ach, Satie du Dummerchen. Deswegen will ich dich ja unten zum Abendessen haben. Der Rektor und ich haben beschlossen dass jetzt der rechte Zeitpunkt ist um es dir zu sagen, aber keiner von uns wusste dass du zickig bist.“ „Zickig!!!“, sagte ich verächtlich und versuchte mich immer noch aus seinen Armen zu befreien aber sein Griff war zu fest. „Jetzt halt doch mal still“, sagte er amüsiert und grinste breit. „Warum?“, fragte ich aufgebracht und bewegte mich noch heftiger. „Na weil ich dir einen Kuss geben will. Schließlich liebe ich dich doch“, sagte er, als ob er sich rechtfertigen müsste um mich zu küssen. Ich hatte keine Lust mehr zu streiten und hielt still. Beim Abendessen kam er nicht so richtig zum Punkt. Er erzählte mir zwar viele Dinge die er zusammen mit dem Rektor ausgegrübelt hatte und vieles über Spekulation die die zwei aufgestellt hatten, doch irgendwas enthielt er mir vor. Und ich hatte das Gefühl ich müsste darauf kommen, dass es offensichtlich wäre, aber ich kam nicht darauf. Als ich Mitchel fragte ob er mir noch mehr zusagen hätte sagte er mir mit großen Rehaugen dass das alles gewesen sei. Ich stellt mich zufrieden und begann innerlich zu grübeln. Ich ließ das ganze Gespräch Revue passieren, doch mir fehlte eine Schlüsselinformation um das Rätsel zu lösen. Die ganze Nacht lag ich wach und grübelte über den fehlenden Schlüssel nach, doch ich fand ihn nicht. Ich dachte noch mal in Ruhe über alles nach was Mitchel mir erzählt hatte, analysierte jedes Wort, doch ich kam nicht drauf. Entscheidend war anscheinend die Szene heute in der Stadt gewesen, denn sie hatte irgendeine Handlung ausgelöst von der ich in den nächsten Tagen erfahren sollte. Die Schlüsselinformation hatte irgendetwas mit dem Vorhaben der zwei zutun, soviel stand fest. Der Unterrichtstag zog sich heute unerträglich in die Länge, ausgerechnet heute war unser rechenfreier Tag. Nach Englisch hatten wir Politik und ich war schon bei Englisch fast eingeschlafen. Wir nahmen gerade Liebesromane durch und hatten heute die Klassiker wie Romeo und Julia und derlei Kram. Da ich die Nacht so gut wie nicht geschlafen hatte, konnte ich mich kaum konzentrieren und nickte ständig weg. Mitchel beäugte mich besorgt von der Seite und sorgte dafür das Mrs. Tyson nichts davon mitbekam. In Politik wurde es etwas besser. Wir diskutierten gerade die Vor- und Nachteile von Einwanderern. Als ich gerade gespannt einer Diskussion zwischen Caroline und Phoebe lauschte, fiel bei mir der Groschen. Ganz plötzlich hatte ich die Verbindung gefunden nach der ich die ganze Nacht gesucht hatte. Ich stand auf und ließ aus dem Raum. Mitchel folgte mir auf dem Fuß und stoppte mich kurz vorm Zimmer des Rektors. „Was ist los?“, fragte er und hielt mich am Arm fest. „Ich hab rausgefunden was ihr vorhabt!“, schrie ich und riss mich los. Ich stürmte in das Büro und lief auf den großen Marmorschreibtisch zu: „Wie können Sie das zulassen?“, fragte ich mit eisiger Stimme und sah den Rektor hasserfüllt ins Gesicht. „Wie können Sie zulassen dass er sich so in Todesgefahr begibt? Das kann doch nicht ihr Ernst sein? Sagen Sie bitte dass Sie ihn davon abhalten werden!“ Er schaute mich entschuldigend an und sagte: „Wir sehen keinen anderen Ausweg mehr. Es tut mir leid. Ich würde dir gern etwas anderes sagen, aber ich kann nicht.“ „Und sie denken allen ernstens ich würde Seelenruhig nach New York fliegen und mit meiner Familie Weihnachten feiern, während Sie und Mitchel hier jagt auf den Grinthook machen und ER“, ich zeigte aufgebracht auf Mitchel, „ den KÖDER spielt?“ Ich konnte es nicht glauben dass ich solang gebraucht hatte diesen primitiven, bescheuerten Plan zu durchschauen. Der Rektor und Mitchel hofften darauf dass der Grinthook wenn er die offensichtliche Chance hat Mitchel zu erledigen unvorsichtig werden könnte und sie ihn so aus dem Hinterhalt überfallen konnten. Ihr Plan war sehr einfach gestrickt. Mitchel sollte einfach im Washington Park im dunkeln spazieren gehen und der Rektor wollte einen Parallel weg zu ihm benutzen. Glaubten die beiden echt der Grinthook sei so blöde dass er diesem dämlichen Plan nicht sofort durchschauen würde?? Er bräuchte noch nicht mal einen von de beiden töten um den anderen in die Enge zu treiben, es reichte schon wenn er einen von beiden in die Mangel nahm schon war der andere machtlos. Sie hörten sich meine Gedanken an und kamen Gott sei Dank zu dem gleichen Schluss wie ich, dass es zu zweit zu gefährlich war und so wurde der Plan verworfen und ein neuer musste bis Neujahr warten, da meine Mutter uns BEIDE unbedingt in New York haben wollte. Somit wurde also Weihnachten in New York gefeiert und weder Mitchel noch ich sprachen noch mal über diesen bescheuerten Plan. Meine Mutter freute sich riesig als wir Heiligabend vor der Tür standen. Wir hatten nur einen sehr späten bekommen, so dass wir erst gegen elf Uhr abends landeten. Nach den Freudenschreien und den endlosen Umarmungen machte ich Mitchel mit meinem Vater und meinem Bruder bekannt. John war sofort von Mitchel begeistert und auch mein Vater schien ihn zu mögen. Selbst Jessica freute sich riesig mich wieder zu sehen und kam auf mich zu gerannt. Stürmisch umarmte sie mich: „ Gute Wahl, ich bin stolz auf dich!“, flüsterte sie mir ins Ohr und warf verstohlen einen Blick auf Mitchel der neben mir stand und noch immer meine Hand hielt. Nach dem Abendessen gingen wir mit John und Jessica zum Rockefellercenter, um uns den diesjährigen Weihnachtsbaum anzusehen. Er war der einzige Grund weshalb ich freiwillig nach New York geflogen war. Ich liebte diesen Baum, er strahlte so vieles aus, angefangen bei Erhabenheit, Größe, Anmut, über Schönheit und Glanz und Wärme bis hin zu Vorfreude, auf den nächsten Morgen und der Geruch von Weihnachtsgebäck, vermischt mit seinem Geruch von Tannennadeln. Wenn der Weihnachtsbaum hier stand war das Rockefellercenter für mich immer wie ein verzauberter Ort. Ich liebte das weiche, gelbe Licht dass er über alle warf und ich liebte es die Kinder zu beobachten die hier vor beikamen und die den Baum mit großen Augen bestaunten. Auch die Touristen die ihn zum ersten Mal sahen, man sah ihnen an dass sie sofort verzaubert waren. Man sah den Glanz in ihren Augen und wie sie ganz von allein stehen blieben um das Bild in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Und als ich mich zu Mitchel drehte um ihn nach seiner Meinung zu fragen sah ich es auch bei ihm. Er war dem Zauber des Baumes verfallen, ganz automatisch legte er mir einen Arm um die Schulter und zog mich an sich. Ich genoss diesen kurzen intimen Moment und schaute hoch zu meinem Lieblingsbaum.

Am nächsten Morgen erwachte ich ungewöhnlich früh. Es wurde gerade hell, das schwarz der Nacht ging in ein grau über um schließlich von rosa abgelöst zu werden. Ganz leise stieg ich aus dem Bett und schlich Richtung Wohnzimmer um zu sehen ob schon wer wach war. Doch es schienen alle noch zu schlafen und so beschloss ich Frühstück zu machen. Ich briet gerade Eier als mich jemand von hinten umarmte. Ich brauchte mich nicht um zu drehen um zu wissen dass es Mitchel war. „Guten Morgen, fröhliche Weihnachten wünsch ich dir mein Schatz.“ Er sagte nichts sondern küsste mich auf die Wange und ließ sich auf einen der Küchenstühle fallen. Ich beschäftigte mich weiter mit dem Frühstück, ich war noch nicht in Plauderlaune. Mitchel schien es genauso zu gehen, er saß einfach da und schaute mir zu. Gegen acht Uhr standen alle langsam auf und ich erwartete sie schon im Esszimmer, mit strahlender Laune betraten sie nach und nach den Raum und schnupperten. „ Das riecht ja köstlich Kleines“, sagte mein Vater und setzte sich an den Tisch. „Danke“, sagte ich und setzte mich ebenfalls. Nach dem Frühstück gings ans Geschenke auspacken. Ich hatte ein paar echt tolle Dinge bekommen, darunter einen neuen I-Pod, neue Klamotten und eine Kreditkarte (Zwar mit Limit, doch immerhin stockte sie mein monatliches Taschengeld beträchtlich auf). Auch Mitchel hatte einige gute Sachen bekommen z.B. einen Rasierer (von John und Jessica) und von meinen Eltern einen Geschenkgutschein für Mediaworld, selbst meine Tante hatte an ich gedacht und hatte ihm ein wunderbar duftendes Parfüm geschenkt. Er hörte den ganzen Vormittag nicht mehr auf sich zu bedanken.
Ich hatte die Tage in New York genossen, dennoch war ich froh kurz nach Neujahr wieder in Portland zu sein. Denn ich wusste dass große Probleme auf uns zukamen. Es war schwer gewesen es vor den anderen zu verheimlichen, ich war es nicht gewohnt Geheimnisse zuhaben und schon gar nicht vor meinem Bruder. Einmal hatte ich mich fast verquasselt, da hatten wir gerade den Baum abgeschmückt und er hatte mich gefragt warum ich so still sei und ich hätte ihm fast gesagt dass ich mir eine Strategie überlegte. Doch im letzten Moment hatte ich mich zusammengerissen und gesagt: „ Ich mache mir nur Sorgen um die Halbjahresprüfungen, ich weiß nicht genau wie sie ausgefallen sind.“ „ Ach komm schon du alte Streberin, du hast doch eh wieder Bestnoten wie immer.“, sagte er neckend und grinste mich um den Baum herum an. „ Hmm, ich weiß nicht. In Grischem ist vieles anders.“, sagte ich nachdenklich und schaute am Baum hoch. „ Wenn Mom und Dad nicht bald auftauchen, dann müssen wir fliegen ohne sie noch einmal gesehen zu haben. Unser Flieger geht halb sechs. Sag mal weißt du vielleicht wo sie sind?“ „ Ich weiß nur dass sie zu Tante Susi wollten. Und danach wollten sie noch etwas besorgen.“, er zuckte die Schultern, Ihn interessierte es nie wirklich was unsere Eltern machten.
Nach dem ersten Schultag im neuen Jahr hatten wir ein Strategietreffen mit dem Rektor. Ich hatte eine Idee und versuchte gerade sie ihnen näher zu bringen, da es jedoch damit zutun hatte dass ich mich unmittelbar in Gefahr begab, wusste ich nicht wie sie reagieren würden. „ Also, ich hab mir überlegt dass ich Mitchels Position in eurem Plan einnehme und Mitchel sich als zusätzlicher Wachposten aufstellt. Ich meine schließlich will er ja mich, oder?“, sagte ich und wartete dann gespannt. „Kommt gar nicht in Frage!!“, rief Mitchel aufgebracht und sah mich wütend an, „ Du stellst dich nicht als Köder zur Verfügung. Er würde so schnell zuschlagen dass wir nichts tun könnten. Versteh doch!!“, er gestikulierte wild vor meinem Gesicht. „ Es dürstet ihn seit Monaten nach dir, nach deinem Tod. Er hat dich in seinen Gedanken schon auf so viele Art und Weisen getötet, dass es ihm gewiss nicht schwerfallen wird sich Blitzschnell für die effektivste zu entscheiden.“, er grinste leicht und ließ sich in seinen Sessel zurück sinken und entspannte sich, sichtlich zufrieden mit seiner Logik. „ Aber was ist wenn es ihn so rasend macht dass er sich gar nicht konzentrieren kann, gerade WEIL er sich schon so lang danach sehnt mich tot zu sehen?“, fragte ich und ließ mich ebenfalls zurücksinken und wartete auf seine wütende Antwort, doch es kam keine. Der Rektor beobachtete unsere Diskussion und hielt sich im Hintergrund. Wir redeten immer weiter doch keiner schien auch nur einen Müh von seiner Logik abrücken zu wollen, obwohl ich innerlich zugeben musste dass er teilweise Recht hatte, aber ich hätte es in diesem Moment nie zugegeben. Schließlich wollte ich nicht aus dem Plan rausgehalten werden, was sie dann auf jeden Fall gemacht hätten, doch so lang ich ein Dickschädel blieb, hatten sie keine andere Wahl als mich an ihren Plänen zu beteiligen. Ich war dem Grinthook als einzigste bereits öfters begegnet und hatte das auch überlebt, was sie jedoch nicht davon abhielt zu glauben das es nur Glück war und weil er mir immer dann begegnet war wenn ich nicht allein war. Ja sicher! Als ob er keine Möglichkeit gefunden hätte ich unbemerkt hinter die Ecke zu bringen. Ich war der Überzeugung dass er in seiner Katzengestalt mit Sicherheit einige Tricks auf Lager hatte, aber ich stieß immer auf taube Ohren, wenn ich davon anfing. Ich wusste nicht warum aber ich war der Meinung dass der Grinthook irgendeinen Plan verfolgte, denn hätte er mich tot sehen wollen, dann hätte er es bereits geschafft. Doch so blieb mir nichts über als zu warten und mich weiter gegen ihre Schwachsinnigen Pläne zu wehren. Im Februar sollte unser letztes Strategietreffen statt finden, sie hatten beschlossen dass wenn sie dieses Mal wieder keinen geeigneten Plan austüfteln konnten, dann wollten sie mich irgendwo weit weg verstecken, was in meinen Augen vollkommen blödsinnig war, denn er würde mich eh finden und außerdem wollte ich nicht kampflos aufgeben und mich verstecken. Ich wollte mich aktiv wehren und ihn eigenhändig vertreiben, denn schließlich war er ja nur wegen meiner eigenen Blödheit auf mich aufmerksam geworden.
Und tatsächlich setzte ich mich durch und so wurde beschlossen dass ich dem Grinthook gegenübertreten durfte, jedoch nur unter verschärften Sicherheitsregeln. Zu unserer Dreiergruppe sollten noch zwei Freunde des Rektors hinzukommen, sie hießen Joshua und Jerome (Europäer), er hatte sie bereits informiert und sie würden in den nächsten Tagen eintreffen. Sie beschäftigten sich schon seit einigen Jahren mit dem Gestaltenwandler und waren fasziniert von meiner „Geschichte“, denn es war tatsächlich so, dass der Grinthook normalerweise nicht lockerließ, bis er sein ausgesuchtes Opfer erledigt hatte und in meinem Fall hatte er sich definitiv zurückgezogen. Was mich in meiner Vermutung dass er einen Plan hatte nur noch bestärkte.
Während wir auf die Freunde des Rektors warteten ging für Mitchel und mich die Schule weiter. Ich hatte ganz gute Ergebnisse in den Prüfungen erzielt und war damit zufrieden, bis ich Mitchels Zeugnis sah und mich schämte. Er hatte einen glatten Einser durchschnitt, nicht eine schlechte Note. „Wie machst du dass nur?“, fragte ich und sah unverwandt auf sein Zeugnis. „Naja ich kann ja nicht behaupten, dass ich fleißig lerne. Das wär gelogen und du kannst nicht behaupten dass du mich dafür nicht kräftig in den ….du weißt schon treten solltest, denn du siehst ja es ist nicht nötig. Aber ich Glaube meine kleine Prinzessin hier braucht allmählich Nachhilfe in einigen Fächern.“ Er nahm mein Zeugnis und sah es sich genauer an. Dann schüttelte er den Kopf und sah mich mit gespieltem Entsetzen an: „ Eine drei in Englisch? Ich dachte dass wär deine Muttersprache?“, zog er mich auf und besah sich die anderen Noten. „ In Statistik macht dir keiner was nach was? Eine eins plus. Ich bin stolz auf dich. Mhh…. Aber ich glaube in Parabellehre brauchst du noch Nachhilfe, Sadie eine drei? Wie hast du dass denn geschafft?“, fragte er mich hochgezogener Augenbraue. „ Nun ja ich war ja so schrecklich beschäftigt, ich glaub da hab ich dass ein wenig schleifen lassen, aber dafür bin ich ja in allgemeiner Mathematik mit einer zwei davon gekommen“, sagte ich lehnte mich im Sofa zurück, „ach dass wird schon noch. Wenn der ganze Spuk mit dem Grinthook erst mal hinter uns liegt, dann geht’s auch wieder mit den Noten aufwärts.“, sagte ich und zuckte mit den Schultern. Er setzte sich neben mich und legte einen Arm um mich.

Doch die Sache mit dem Grinthook sollte sich schwerer gestalten als wie dachten. Joshua und Jerome trafen wenige Tage nach unserem letzten Strategietreffen ein. Sie kamen von Irgendwo in Europa. Europa war für mich einfach ein Kontinent, der sich tausende Kilometer von uns entfernt befand und auf dem sich zwei Weltkriege abgespielt hatten. Dementsprechend neugierig war ich auf unsere Gäste. Und wurde nicht enttäuscht. Sie waren sehr intelligente und gebildete Männer, die sich zu benehmen wussten. In ihren Gesichtern konnte man sehen dass sie schon viel erlebt hatten. Sie waren beide Mitte 30, hatten jedoch schon viele kleine Fältchen um die Augen und auf der Stirn. Joshua hatte blonde Haare, blaue Augen und eine sonnengegerbte Haut. Er war Franzose und an der Champange aufgewachsen. Jerome hingegen, war zwar Italiener, hatte jedoch den größten Teil seiner Kindheit in Russland verbracht, da sein Vater dort eine Anstellung in der russischen Ölförderation gehabt hatte. Dort war er auch das erste Mal auf den Grinthook gestoßen. Er hatte Geschichten über ihn gehört und war neugierig geworden. Als er dann im Alter von 18 Jahren einen Grinthook bis nach Frankreich gefolgt war, war er Joshua begegnet, der seine Schwester an einen verloren hatte und nun auf Rachefeldzug war um ihn zu töten. Seit diesem Tag reisten sie gemeinsam durch die ganze Welt und suchten nach den Gestaltenwandlern. Sie hatten erst vor wenigen Wochen einen im Irak gefangen und wollten ihn töten, doch er war ihnen entwischt. Sie hatten die leise Vermutung dass es sich hier um den gleichen Grinthook handeltet den der im Irak war sehr kultiviert gewesen und hätte sich oft Monatelang angeschlichen bevor er seine Opfer getötet hatte.
Die beiden Freunde des Rektors übernachteten für die Zeit ihres Aufenthalts in unserem Haus, was bedeutete dass sich die anderen von unserem Haus verhalten mussten. Mitchel schlief jetzt mit in meinem Zimmer um wenigstens einen von unseren beiden Besuchern die Möglichkeit auf ein eigenes Zimmer zugeben, dafür hatte er alle wichtigen Sachen zu mir geräumt und wir hatten Lagerhallenfeeling in meinem Zimmer. Doch dass hielt uns nicht davon ab irgendwie Romantik zu zaubern. Jeden Abend stellten wir Kerzen auf und machten es uns auf dem großen Bett bequem, doch leider wurden wir oft unterbrochen, da die beiden anderen viele Informationen haben wollten. Am Abend ihrer Ankunft hatten sie mich stundenlang verhört und jede noch so kleine Information aus mir raus gequetscht und auch jetzt klopfte es ständig an die Tür wenn ihnen noch eine Frage einfiel, einmal hatte Joshua mitten in der Nacht geklopft nur um mich zu fragen ob ich am Tag an dem ich ihm zum ersten Mal begegnet war, Parfüm getragen hatte.
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Tag der Veröffentlichung: 21.03.2011

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