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Feurige Spuren
(Teil 2)



Brandinspektor Klaus Klinker, der Nachfolger vom Brandinspektor Bernd Jansen, der sich bereits im Ruhestand befand, hatte heute wieder Dienst. Die ruhigen Tage nutzte er für die liegen gebliebenen Schreibarbeiten aus. Die Aufregung um den Feuerteufel hatten Spuren zurückgelassen. Besser gesagt, ein Feuerwehrmann in oberster Stellung hatte durch eine Krankheit, für die er selbst nichts konnte, viele Feuer selbst gelegt.
Fünf Jahre waren vergangen, als sich Detlef Darms, nicht gerade zufällig, in Benhausen in einem Café niederließ, um sich ruhig nach neuen Opfern und nach schönen Villen umzusehen. Er glaubte hier im Ruhrgebiet gäbe es nur reiche Leute und leichte Beute.
Trotz seiner erst neunzehn Jahre hatte er sich schon so einige Jugendstrafen eingehandelt. Das sah man ihm aber nicht an, denn er sah gut und gepflegt aus. Auch Familie Klaus Bender, mit den bereits großen Jungs Ralf und Jürgen mit dessen bezaubernd aussehenden Freundin Jessika sowie Tochter Sabine kamen fröhlich Plaudernd an diesem Kaffee vorbei, was sie heute lieber nicht gemacht hätten, denn es sollte für sie böse Folgen haben.
Detlef sah diese Familie vorbeigehen und ihm blieb fast das Herz stehen. Nicht nur allein wegen der toll aussehenden Jessika, für die er sogar einen Bankraub riskiert hätte, nein Jürgens Anblick ließ ihm keine Ruhe.
Da er schon gezahlt hatte, sprang er sofort auf und verfolgte sie unauffällig durch die ganze Stadt, sogar bis nach Hause.
Nun wusste er auch, wo sie wohnten, und konnte sich in Ruhe einen Plan ausdenken.
Um keinen Fehler zu machen, beobachtete er Jürgen fast Tag und Nacht.
Er kannte inzwischen dessen ganzen Tagesablauf, wo er arbeitete und was er mit seiner Freundin so abends am Weiher so trieb.
Natürlich hatte er auch reichlich Fotos davon gemacht, deren Anblick seinen Plan nur noch dringender machte. Am nächsten Abend saßen Sabine, Ralf, Jürgen und Jessika beim Essen. Sie hatten gerade damit angefangen, als nach langer Zeit wieder die Sirene ging.
Wie sonst sprang auch Bernd mit auf, besann sich seiner Rente und gab Jürgen seine Autoschlüssel, damit sie schnell zur Wache fahren konnten. Jessika blieb jedoch ruhig sitzen und wendete sich dem Essen wieder zu. Mit der Feuerwehr hatte sie nichts zu tun, denn es könnten ja ihre gepflegten, langen Fingernägel abbrechen. Es handelte sich um einen Scheunenbrand ganz in der Nähe. Die Feuerwehr hatte die ganze Nacht über damit zu Tun, das bereits eingefahrene Stroh wieder nach draußen zu holen, es auseinanderzuziehen, um es endgültig zu löschen. Nur konnten sie nicht wissen, dass sie dabei heimlich beobachtet wurden. Klaus Klinker der Brand Inspektor hatte nach einigen Untersuchungen schnell raus, dass es sich hier eindeutig um Brandstiftung mit Brandbeschleuniger handelt. In der darauf folgender Nacht brannte erneut eine Scheune ebenfalls in unmittelbarer Gegend. Wieder erkannte Klaus Klinker sofort dass es sich um den gleichen Brandstifter handeln müsse. Denn es wurde der gleiche Brandbeschleuniger benutzt. Nur hatte man dieses Mal einen anonymen Zeugen am Telefon, der eine nicht sehr gute Beschreibung des vermeintlichen Täters abgegeben hatte.
Es waren gerade mal drei Tage vergangen, als nachts die Sirene lief. Wieder war es eine Scheune, die in hellen Flammen stand. Auch hier wurden sie von derselben Person beobachtet. Am nächsten Tag meldete sich ein Nachbar vom letzten Scheunenbrand bei der Polizei. Er glaubte, eine verdächtige Person gesehen zu haben. Schwarze Jeans dunkle Kapuzen Jacke. Erkennen konnte er diese Person nicht so ganz, da der Typ die Kapuze hochgezogen hatte. Da er aber ein von Natur aus gut malen konnte, war es ihm gelungen vom dem schemenhaften Gesicht, welches er nur kurz gesehen hatte, eine detaillierte Zeichnung anzufertigen. Natürlich erschien das Phantombild am nächsten Tag groß in der Zeitung.
Detlef klatschte vor Freude in die Hände, alles lief genau nach Plan. Auch Klaus Bender sah sich das Bild genau an, schüttelte nachdenklich den Kopf und legte die Zeitung wieder weg.
Klaus Klinker erinnerte sich an die Brandstiftungen mit Klaus Bender. Er überlegte, ob seine Krankheit wieder ausgebrochen sein könnte? Aber nach der Beschreibung des Täters konnte er nicht in Frage kommen. Waren dessen Kinder vielleicht von seinen Taten so angetan, dass sie auch so weitermachen wollten? Er beschloss, die Kinder Tag und Nacht zu beobachten. Natürlich überbewachte er auch den Geheimgang. Die Kinder kamen so wie immer zusammen aus dem Haus, als erneut die Sirene zum nächsten Scheunenbrand rief. So verlief auch diese Überwachung für den Brandinspektor ergebnislos. Verzweifelt rief auch er um18.00 Uhr zu einer außerordentlichen Versammlung auf, bei der auch der ehemalige Brandermittler Bernd Jansen eingeladen war. Auch der Psychologe von Klaus Bender war zugegen, um auch hier zu bescheinigen, dass dieser vollkommen gesund sei, und dass die Krankheit nicht vererbbar sei. So kamen also auch dessen Kinder nicht in Betracht. Diese waren in Verdacht geraten weil Sohn Jürgen, mit dem Foto in der Zeitung eine gewisse Ähnlichkeit hatte.

Detlef beobachtete ein Fabrikgelände, in das er die kommende Nacht einsteigen wollte, um dort einige Erkundungen durchzuführen. Sein sorgsam ausgedachter Plan sollte bald perfekt in Erfüllung gehen. Dazu brauchte er aber noch ein bisschen Geld, was er sich in den nächsten Nächten mit Einbrüchen bei Tankstellen und Kiosk verschaffte. Nach einer Woche stand Detlef morgens fröhlich pfeifend auf, ging ins Badezimmer, rasierte sich seinen Vollbart, oder das, was man mit 19 Jahren so vorweisen kann, ab. Zustimmend betrachtete er sein Aussehen.
Der Tag fing schon gut an, sagte er sich, zog sich die sorgfältig ausgesuchten Sachen an, die er sich zuvor extra gekauft hatte, und legte sich wieder aufs Hotel Bett. Der Tag war ja noch lang und es musste noch mal alles genau durchdacht werden. Nur heute durfte er sich nicht den geringsten Fehler erlauben. Auf die Idee kam Detlef erst, als er in dem Café saß, und seinen vermeintlichen Zwillingsbruder Jürgen sah. Wie sollte er sich die Ähnlichkeit sonst erklären. Nach einem vorgetäuschten Einbruch in seinem Heim, in dem er zuletzt wohnte, hatte er sich durch seine Karteikarte Gewissheit verschafft. Fast pünktlich zum Abendessen lief die Sirene zum Großbrand in Benhausen bei der Firma Domra, so wie schon mal, nur werden sie jetzt von Detlef erwartet. Er sah, wie sich der Angriffstrupp mit Atemschutz ausrüstete, und Jürgen als letzter von den Dreien den Betrieb mit dem Schnellangriffsrohr betrat. Durch eine Seitentür trat jetzt Detlef und nahm Jürgen von hinten in den Würgegriff, dem trotz der Sauerstoffflasche auf dem Rücken, die Luft total abgeschnürt wurde. Genau das hatte Detlef so eingeplant, denn Jürgen sollte diesen Tag nicht überleben. Er zog ihn in ein nicht so verrauchtes Zimmer, tauschte seine Sachen gegen die Einsatzleistung, und ging dem Angriffstrupp hinterher, die den schnellen wechsel noch nicht bemerkt hatten. Die Tür von dem Zimmer, wo Jürgen bewusstlos lag, hatte er weit auf gelassen, damit genügend Rauch hineinkommen konnte.
Es war alles genau nach Plan gelaufen, zufrieden und stolz auf sich, schloss er sich den beiden Kollegen an, so als währe nichts geschehen. Man würde Jürgen später tot als einen unbekannten Doppelgänger begraben. Er würde sich als Jürgen, mit dessen reizender Freundin, auf die er besonders scharf war, ein wunderschönes ruhiges neues Leben machen. Er stellte es sich besonders schön vor mit Jessika am Weiher, im Gras zu liegen, sie zu lieben, und geliebt zu werden.
Liebe kannte er in den Heimen nicht in denen er aufgewachsen war. Alles würde wunderschön werden.
Doch sollte auch hier, der auch von einem Perfektionisten ausgedachte Plan, durch einen "dummen Zufall“, zu Nichte gemacht werden!
Ein Arbeiter hatte am Morgen nebenan in einer Halle die Gasflasche ausgetauscht, und wurde durch einen Kollegen abgelenkt, bevor er die Verschraubung fest anziehen konnte. So kam es bei dem Brand zu einer riesigen Verpuffung, die das gesamte Dach abhob. Sofort wurde die Alarmstufe für weitere Löscheinheiten erhöht, während alle hier verfügbaren Trupps zur Rettung der verschütteten Feuerwehr Kollegen eingesetzt wurden. Während der eine Rettungstrupp die drei bewusstlosen, schwerverletzten Feuerwehrmänner zum Rettungswagen brachten, kam ein weiterer Rettungstrupp mit einer bewusstlosen Person. Sie sah auch noch so aus wie Jürgen, der ja doch schon im Rettungswagen lag.
Die schwer verletzten Personen wurden sofort ins Krankenhaus gebracht. Nur Klaus Klinker der Brandexperte wusste sofort Bescheid, als er sich die Personen angesehen hatte. Nur musste er noch feststellen, wer jetzt der wirkliche Jürgen ist. Er hatte diese fremde Person schon lange in Verdacht und hatte Nachforschungen gemacht. Erst gestern hatte er ein Fax vom letzten Heim mit allen Daten von ihm bekommen, und wusste, dass Jürgen noch einen Zwillingsbruder hatte. Der jedoch sofort nach der Geburt von der Mutter freigegeben wurde. Da die Mutter die Unterschrift vom Vater fälschte, konnte er das mit den Zwillingen nicht wissen. Sie hatte das auch nur gemacht, weil sie total überfordert und das Geld sehr knapp war. Weil auch ihr Mann Klaus immer nur auf Ausbildung und Weiterbildungskursen war, so wie er auch bei der Geburt nicht dabei sein konnte. Da sie alles alleine nicht schaffen konnte, hatte sie sich damals so entschieden. Nur konnte sie nicht ahnen, dass sie ihr Geheimniss mit ins Grab nehmen würde. So fuhr der Vater, der mittlerweile auch zur Einsatzstelle gerufen wurde, mit dem Brandexperten zum Krankenhaus.
Selbst der Vater konnte die eineiigen Zwillinge nicht auseinanderhalten. So kam er auf die Idee mal in den Schlüpfer zu schaun, denn um seine zwei Jungs auseinanderzuhalten, hatte er diese mit dem ersten Buchstaben markiert. Auch damit hatte Detlef nicht gerechnet. Naja, einen kleinen Fehler kann jedem Mal passieren…

© Wolfgang Stoesser


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Texte: Cover und Text unterliegen dem Urheberrecht © Wolfgang Stoesser
Tag der Veröffentlichung: 27.04.2009

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