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Feurige Spuren

Benhausen, eine aufgehende Stadt mit etwa sechzigtausend Einwohnern in NRW, genauer gesagt im Ruhrgebiet, die natürlich auch eine Feuerwehr hat. Klaus Bender, der Feuerwehrchef, hatte hier auch in der Jugendfeuerwehr angefangen, da sein Vater zu jener Zeit hier das Sagen hatte. Trotz seiner Begeisterung zur Feuerwehr hatte er sich den sehnlichen Wunsch Elektriker zu werden, erfüllt. Nachdem er ausgelernt hatte, wechselte er zur Berufsfeuerwehr. Voraussetzungen, um dort arbeiten zu dürfen, waren das Abitur oder eine abgeschlossene Lehre, die er ja endlich hatte. Schnell hatte er sich zum Brandmeister, sogar zum Brandinspektor hochgearbeitet, so wie sein Vater und auch Großvater. Auch seine Kinder Ralf, Jürgen und Sabine 11,13, und 14 Jahre alt, waren in der Jugendfeuerwehr. Neuerdings dürfen auch Mädchen mitmachen. Alles war in bester Ordnung bis..
Es geschah vor etwa drei Jahren. Klaus fuhr mit seiner lieben Frau Bärbel in seinem fast neuem Opel über die Landstraße. Sie waren auf dem Weg in die Stadt, um einmal wieder etwas Besonderes einzukaufen. Auf halber Strecke kam ihnen ein betrunkener Autofahrer direkt entgegen.. Zum Überlegen blieb Klaus keine Zeit. Sollte er jetzt nach rechts oder links ausweichen? Er riss das Lenkrad, ohne zu überlegen nach links. Die gleiche Idee hatte leider auch der betrunkene Autofahrer. So kam es zu einem tragischen Unfall. Das andere Auto prallte mit voller Wucht in die Beifahrerseite. Durch die Wucht des Aufpralles wurde Bärbels Kopf gegen die zersplitternde Scheibe geschleudert.
Klaus erwachte nach einigen Minuten aus seiner Ohnmacht mit einer dicken blutenden Beule am Kopf. Mit einem Blick sah er sofort, dass seine stark eingeklemmte Frau mit der Kopfverletzung nicht überlebt haben konnte. Als er den Notruf absetzte, versuchte der Betrunkene eine Entschuldigung lallend, zu verschwinden, sackte jedoch nach einigen Metern schlafend zusammen.
Mit der Zeit hatten Klaus und die Kinder gelernt, auch ohne Mutter und Ehefrau zu leben. Nur Klaus wurde immer ruhiger, da er sich die Schuld gab, das Lenkrad nach links herumgerissen zu haben.
Auch der Feuerwehr Psychologe konnte ihm nach einigen Gesprächen nicht vom Gegenteil überzeugen.
Wie immer hängte Klaus seine Feuerwehr Mütze und die Uniformjacke auf den Kleiderständer im Büro. Kaum hatte er Platz genommen, um sich dem dicken Aktenordner zu widmen, schrillte sein Piepser am Gürtel los. Die Sirene auf dem Dach übertönte aber die aber die Durchsage des Funkmelders. Über die Lautsprecher, die in der gesamten Wache verteilt waren, kam die Durchsage;“ Großbrand bei der Firma Domra, Garten Straße 18“.
Routiniert wie immer ging er zu seinem Kommandowagen. Dort wartete er noch einen Moment, bis das Tanklöschfahrzeug und die Drehleiter besetzt waren.
Kaum an der Einsatzstelle angekommen, stand er dort und teilte die Leute zum Einsatz ein.
Es dauerte auch nicht lange, bis auch die freiwilligen Feuerwehren so nach und nach eintrafen. Durch das geschickte Einteilen konnte ein großes Unheil verhindert werden,
so wie das der neunundfünfzig Jährige Hauptbrand Inspektor Bernd Jansen von der Brandermittlung nach dem Einsatz feststellen konnte. Einige hochgiftige und explosive Kanister standen in der unmittelbaren Brandstelle. Ausgelöst wurde der Brand wahrscheinlich durch einen Kurzschluss in der elektrischen Leitung, stand es später in Bernd Jansens Abschlussbericht.
Ein Monat war schon vergangen, der sich mit Unfällen und kleineren Einsätzen so dahinzog, bis die Sirene erneut aufheulte. Dieses Mal hatte Klaus gerade die Haustür zugezogen, um mit dem neuen Auto wie immer zur Arbeit zu fahren. Mit erhöhter Geschwindigkeit musste er erst zur Feuerwache eilen, da er ein wenig außerhalb der Stadt wohnte. Die Kollegen warteten noch, bis er den Kommandowagen aus der Wache holte, um sich wie immer an die Spitze des Löschzuges zu setzen. Über das Funkgerät holte er sich die neuesten Informationen von der Brandeinsatzstelle. Sofort setzte er die Leute geschickt ein und konnte wieder größeren Schaden verhindern. Bernd Jansen konnte außer einem vermutlichen Kabelbrand nichts Verdächtiges finden, was auf Brandstiftung vermuten ließ.

Wieder war ein Jahr vergangen, in dieser Zeit gab es mehr als zehn Großbrände in verschieden Firmen. Ja, es hatte in einigen Gebäuden sogar mehrmals gebrannt.
Auch war es zu einem vermutlichen Kabelbrand gekommen, obwohl die Firma wegen Stromausfall, in der Nacht keinen Strom hatte! Das machte Bernd Jansen mehr als stutzig.
Jetzt hatte er die Bestätigung, dass hier seit langer Zeit ein raffinierter Brandstifter sein Unwesen trieb. Für heute Abend 18.00Uhr hatte er eine außerordentliche Versammlung auf der Feuerwache einberufen. Die Stadtverwaltung, viele Firmenchefs samt Polizei, und alle Brandmeister der vier freiwilligen Feuerwehren, die meistens mit alarmiert worden waren, hatte er bestellt. Auch der alte Feuerwehrchef Klaus, sein Vater, war mit eingeladen, der sich die vielen Brände auch nicht erklären konnte.
Pünktlich um 18.00 Uhr eröffnete der Hauptbrand Inspektor Bernd Jansen von der Brandermittlung die Sitzung. Öffnete seinen dicken Aktenordner und begann vorzulesen.
Seit ca. einem Jahr erklärte er, gäbe es hier in Benhausen einen Brandstifter. Dieser müsse sich in Elektrik, Chemie und dieser Gegend, sogar in den Betrieben sehr gut auskennen. Die Polizei war mit acht Leuten nachts verstärkt Streife gefahren. Auch hatte sie gewissenhaft viele Feuerwehrleute überprüft und kontrolliert, und konnte nichts Verdächtiges feststellen.
Etwas Neues war diesem Abend auch nicht zu berichten, was zu einer Festnahme des Brandstifters hätte betragen können. Obwohl er ja nur noch sechs Wochen im Amt sein konnte, wurde die Versammlung um 19.45 Uhr geschlossen.
Niemand sah diesen Mann im dunklen Jogginganzug, und wenn, hätte man vom ihm keine Notiz genommen, denn wer achtet schon auf einem Jogger. Hätte man ihn sich näher angeschaut, wäre er besonders durch seinen verbissenen Gesichtsausdruck und den kleinen Rucksack auf dem Rücken aufgefallen. Er rannte, als wäre der Teufel hinter ihm, bis er das gesuchte Loch im Firmenzaum erreicht hatte. Hier wurde er fast steif vor übervorsichtiger Handlungsweise, um nur keinen Fehler zu machen. In dem Lagerschuppen, den er sich für heute ausgesucht hatte, fand er schnell eine günstige Stelle, wo er seine chemischen Pulver richtig gemischt platzieren konnte. Nachdem er sein Werk noch mal genau kontrolliert hatte, machte er sich wieder auf den Rückweg. Niemand bemerkte diesen Vorgang. Keiner hatte zu Hause sein Fehlen oder seine Heimkehr bemerkt, und so konnte er sich wie in Trance wieder schlafen legen.

Wie in so auch in den letzten Nächten saßen Bernd Jansen und der Polizei Chef im Auto vor Klaus Benders Haus, welches ein Polizist genaustens beobachtete. Die Polizei hatte Bernd in dringenden Verdacht, konnten ihm aber noch nichts nachweisen.
Bevor sie ihren Beobachtungsposten verlassen hatten, lief auch schon wieder die Sirene.
Nach knapp einer Minute erschien auch schon Klaus total verschlafen vor der Haustür.
Setzte sich in seinen Opel und fuhr Richtung Feuerwache Benhausen. Mit enttäuschten Gesichtern verließen auch die Polizeibeamten ihren Beobachtungsposten. Schnellstens fuhren sie in Richtung Einsatzstelle, um auch dort das Eintreffen der Feuerwehr zubeobachten. Alles lief wie immer. Klaus gab kurz und Präzise seine Befehle.
Bernd Jansen schüttelte verzweifelt den Kopf, er hätte schwören können, dass Klaus Bender der gesuchte Brandstifter war. Den Ermittlungen zufolge konnte er es aber doch gar nicht gewesen sein, denn er war ja zu Hause, wie er glaubhaft versicherte. So musste er sich Bernd Jansen wieder einige Nächte um die Ohren schlagen. Seine Ausdauer sollte belohnt werden.
Man sollte niemals sagen, es gäbe keine Zufälle..
Es war fast wieder einen Monat her, als Bernd Jansen nachts im Auto, vor Klaus Benders Haus sitzend, im Polizeifunk die Nachricht hörte: „Fußgänger von einem Auto angefahren.“
Natürlich dachte er sich nichts dabei, bis er den Namen hörte, als man den Rettungswagen rief. Hellwach raste er zur Unfallstelle. Sah gerade noch, wie man Klaus Bender besinnungslos mit schweren Verletzungen, mit einem dunklen Jogginganzug gekleidet in den Rettungswagen schob. Die Polizei nahm den total betrunkenen Mann fest, der vor etwa vier Jahren schon einmal einen schweren Verkehrsunfall verursacht hatte, nämlich den mit Klaus Bender und seiner Frau. Er hatte zwar seine Strafe abgesessen, konnte das Trinken aber nicht lassen. Nun hatte es Klaus ein zweites Mal erwischt. Bernd Jansen fuhr ebenfalls zur Klinik um ihn, wenn er aus dem OP kommt, zu vernehmen. Er konnte es nicht verstehen, wie Klaus
Bender ungesehen aus dem Haus kommen konnte.

Auch Bernd Jansen war als Brandermittler bei der Gerichtsverhandlung vorgeladen. Natürlich hatte er seinen mehr als dick gewordenen Aktenordner mitgebracht. Obwohl er schon seit einer Woche in Rente war, hatte er seinen schweren fast unlösbaren Fall, durch einen dummen Zufall doch noch rechtzeitig abschließen können.
Bei der Verhandlung, deren Saal brechend voll war, kam dann heraus das Klaus Bender nach dem schweren Unfall mit seiner Frau an einer gespaltenen Persönlichkeit litt.
Bei Vollmond machte sie sich besonders stark bemerkbar. Durch einen Tunnel, der zur Gartenlaube führte, die in den Wald hineinragte, konnte er unbemerkt ein und ausgehen. Er hatte den Tunnel mal aus Spaß gebaut, um ungesehen von seinen Eltern in die Disco gehen zu können. In der Gartenlaube hatte er sich auch immer den Jogginganzug angezogen. Auch hatte er hier die chemischen Pulver, die sich nach genau dosierter Menge rückstandslos zeitmäßig entzündeten, versteckt. Klaus hatte sich in psychiatrische Behandlung begeben. Durch die schweren Verletzungen des zweiten Unfalles war er auch Feuerwehrdienst untauglich geworden. So bekam er von der Richterin trotz der hohen Schadenslage, die er angerichtet hatte, aus gesundheitlichen Gründen keine Gefängnisstrafe.
Nun konnte die Stadt Benhausen mit einem neuen Feuerwehrchef und einem neuen Brandermittler wieder in Ruhe schlafen. Klaus und Bernd verließen weiter als gute Freunde den Gerichtssaal, um auf das Rentenleben anzustoßen.

Und da waren doch noch die Heranwachsenden Jugendlichen, Ralf, Jürgen und Sabine ..

Psst, aber bitte nicht verraten;
Immer wenn vom Vater das Kommando kam; Tür zu und Licht aus, ging unten eine Geheimtür auf!

Urheberrecht Wolfgang Stoesser




Impressum

Texte: Urheberrecht für Couver und Text Wolfgang Stoesser
Tag der Veröffentlichung: 19.04.2009

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch ist allen Feuerwehrkollegen gewidmet, die sich täglich aufopfernd und selbstlos in tödliche Gefahren begeben um Leben zu retten. Ich bin stolz auch einer von IHNEN gewesen zu sein. Im Herzen werde ich es immer bleiben.

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