Kurz vor dem schmalen Waldstrich, der sich von der Hügelkuppe bis zum See hinunterzog und zwei Dörfer voneinander trennte, spürte der Mann plötzlich, dass jemand dicht hinter ihm war. Er drehte sich um. Der Hund schaute ihn stumm und flehend an. Seine Augen glänzten in der Dämmerung. Am anderen Ufer des Sees flammten Lichter auf. Die Nacht kam früh. Der Mann schloss den ausgefransten Regenmantel. Der Hund blieb hinter ihm.
„Geh hin, woher du kommst, du verdammter Bastard“, schrie er und hob einen Stein. Das Tier duckte sich und trottete mit eingezogenem Schwanz davon. An der Art seines Laufens erkannte der Mann, dass es sich um ein altes Tier handelte, wahrscheinlich krank und hungrig. Ja, ein junges Tier... das wäre was anderes!
Man muss nur wissen wie, eingebeizt und in Rotwein gekocht... Er lachte und schnalzte mit der Zunge.
Im Wald versanken seine klobigen, von Staub und Kalk beschmutzten Schuhe in den Blättern. Der Hund lief wieder hinter ihm her. „Verflucht!“ War es etwa gar kein Hund? Er war nicht der erste, dem hier in der Dunkelheit zwischen den Dörfern ein herrenloser Hund wie ein Gespenst begegnete. Dem Schmied zum Beispiel... Ein halbes Jahr drauf war er tot. „Ach was? Wer wollte diese Ammenmärchen glauben!“
In gebührendem Abstand blieb der Hund hartnäckig hinter ihm. Der Mann schleuderte einen Stock. Es half nichts. Die Wut packte ihn. Mit erhobenen Fäusten ging er auf das Tier los. Geschickt wich es aus und wartete mit zitternden Flanken. Es befand sich in einem erbärmlichen Zustand. „Dieser verdammte Hund!“ Und wenn er ihm hundertmal begegnete, deswegen hatte er noch lange keine Angst. Er beeilte sich.
Sein Haus lag am Rande des Dorfes, nahe beim Wald. Es war alt und verlottert. Seit dem Tod seiner Frau vor dreiundzwanzig Jahren hatte er niemanden mehr eingelassen. Die Leute gingen ihm aus dem Weg, und die Kinder fürchteten ihn.
Als er die Tür des Hauses aufschloss, war der Hund wieder da. Er winselte leise. „Komm!“ sagte der Mann. Das Tier zögerte einen Augenblick. Dann drängte es sich plötzlich an ihm vorbei in die dunkle Küche hinein. Der Mann zündete das Licht an, machte Feuer und kümmerte sich nicht mehr um den Hund. Er hatte sich in eine Ecke verkrochen und verfolgte jede seiner Bewegungen. Bevor der Mann sich an den Tisch setzte, stellte er eine volle Schüssel auf den Boden. Gierig machte sich der Hund über das Fressen her.
Der Mann saß lange am Tisch, müde, halb eingenickt. Er fuhr auf, als der Hund den Kopf auf seinen Oberschenkel presste und zu ihm aufschaute. Der Mann fing ihn sachte an zu kraulen. „Wart“ , sagte er, „ich muss dich gründlich sauber machen. Du
hast es nötig.“ Er holte warmes Wasser und eine Bürste. Es war ein seltsames Tier und hatte nicht die gleiche Sprache wie andere Hunde. Seine Sprache war das Stumme, die Angst. Nur am Abend, wenn der Mann vom Steinbruch nach Hause kam, wurde das Tier wild vor Freude. Es sprang an ihm hoch, umkreiste ihn, leckte ihm Gesicht und Hände. Und dann, als ob es sich an ein anderes Wesen erinnerte, kroch es wieder davon, geisterhaft und leise.
Der Mann baute ihm einen Zwinger. In der Nacht nahm er den Hund ins Haus. Als es kälter wurde, schlief er auf seinem Bett, zu seinen Füßen in die Decke gekuschelt.
Am Morgen bist Du sehr früh aufgestanden und hast die Koffer gepackt. Du nahmst meine Leine, was war ich glücklich ! Noch ein kleiner Spaziergang vor dem Urlaub - Hurra ! Wir fuhren mit dem Wagen und Du hast am Straßenrand angehalten. Die Tür ging auf und Du hast einen Stock geworfen. Ich lief und lief, bis ich den Stock gefunden und zwischen meinen Zähnen hatte, um ihn Dir zu bringen. Als ich zurückkam, warst Du nicht mehr da ! In Panik bin ich in alle Richtungen gelaufen, um Dich zu finden, aber ich wurde immer schwächer. Ich hatte Angst und großen Hunger. Ein fremder Mann kam, legte mir ein Halsband um und nahm mich mit. Bald befand ich mich in einem Käfig und wartete dort auf Deine Rückkehr. Aber Du bist nicht gekommen. Dann wurde mein Käfig geöffnet, nein Du warst es nicht - es war der Mann, der mich gefunden hatte. Er brachte mich in einen Raum - es roch nach Tod ! Meine Stunde war gekommen. Geliebtes Herrchen, ich will, daß Du weißt, daß ich mich trotz allen Leidens das Du mir angetan hast, immer noch an Dein Bild erinnere. Und falls ich noch einmal auf die Erde zurückkommen könnte - ich würde auf Dich zulaufen, denn ICH HATTE DICH LIEB !!
Wenn ich mal sterbe komme ich in ein wunderschönes Taal. Das Regenbogentaal. Mein Freund der mich jeden morgen und abend besucht hat und mit mir redete und mir futter gab ist nicht bei mir. Hier sind aber ganz viele meiner Tierischen Freunde wir spielen und toben den ganzen Tag herum. Aber so einsam wie ich auch bin, ich weiß, dass eines Tages mein alter Menschenfreud wiederkommen wird und das wir dann gemeinsam auf die andere seite des Regenbogens spazieren können. Er wird mich begleiten und ich ihn, gemeinsam lachen wir und sind für immer glücklich beisammen.
In dem Stall ist es dunkel und kalt. Mein Name ist „Hund", ich bin 4 Jahre alt und
hier in Dunkelheit geboren. Um den Hals trage ich eine viel zu enge Kette mit der Nummer 286 und lebe in Zwinger Nr. 5, direkt neben meiner Mutter. Gegenüber lebt meine Tante, hinter mir höre ich meine Schwester bellen. Ach, irgendwie sind wir hier alle miteinander verwandt. Ich bin seit fast 60 Tagen schwanger und bekomme zum 7. Mal Babies. Den Stall habe ich noch nie verlassen. Grünes Gras und Sonnenlicht kenne ich nur aus Erzählungen meiner Mutter. Mein Magen grummelt - ich habe solch einen Hunger! Hoffentlich bekommen wir heute Abend noch ein wenig Brot.
Ein paar Tage später…
In der Nacht sind meine Welpen zur Welt gekommen. Hineingeboren in die Dunkelheit und Kälte. 5 kleine Welpen liegen auf dem kalten Boden und ich versuche sie mit meinem ausgemergelten Körper warm zu halten. Ein kleines Mädchen bewegt sich nicht mehr. Ich stupse sie mit meiner Nase an, aber sie hat die ersten Stunden leider nicht überlebt. Die anderen Welpen drängen an die Milchbar - viel Milch habe ich nicht und so haben meine kleinen Babies genauso viel Hunger wie ich auch. Da kommt der Mann und schaut in meinen Zwinger. Wortlos nimmt er mir das tote Welpenbaby weg und wirft es achtlos in einen Eimer. Ich krieche zu meinen anderen Babies zurück und lege mich schützend über sie. Ich bekomme ein paar Scheiben Brot hingeworfen, welche ich gierig verschlinge. Dann schließt die Tür und ich bin mit meinen Babies wieder alleine. Fünf Wochen später…
Die Tür wird aufgerissen und vor Schreck springe ich in die Ecke. Doch ohje! Der Mann greift nach meinen Babies und trägt sie alle weg! Ich fange laut an zu bellen und will meine Kinder verteidigen. Aber ich spüre einen harten Tritt in meinen Bauch. Ich schleudere in die Ecke und als ich wieder klar schauen kann, sind meine Babies weg! Wieder hat man mir alle genommen! Immer und immer wieder das gleiche! Traurig lege ich mich in die Ecke und rieche den Babygeruch, der so langsam verfliegt… mein Gesäuge wird immer härter und heißer - es tut weh und ich spüre ganz deutlich die Stelle, wo mich vorhin der Stiefel getroffen hat! Ich wimmere leise vor mich hin - wo sind meine Babies? Sie müssen doch noch trinken, mein Gesäuge tut so weh. Aber ich bin wieder alleine in der Dunkelheit und Kälte. Mir wird es abwechselnd heiß und kalt. Matt liege ich in der Ecke. Das Fieber lässt mich schütteln und ich denke besorgt an meine Babies. Wie es ihnen wohl gehen mag?Haben sie es jetzt warm und hell? In Gedanken versunken schlafe ich ein… Ein paar Stunden später kommt der Mann und schaut in den Zwinger. „Hey, holt mal die Schubkarre, hier ist eine tot."
Als ich noch ein Welpe war, unterhielt ich Dich mit meinen Possen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich Dein Kind, und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchem abgeschlachteten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund. Immer, wenn ich böse war, erhobst Du Deinen Zeigefinger und fragtest mich "Wie konntest Du nur?" Aber dann gabst Du nach und drehtest mich auf den Rücken, um mir den Bauch zu kraulen. Mit meiner Stubenreinheit dauerte es ein bisschen länger als erwartet, denn Du warst furchtbar beschäftigt, aber zusammen bekamen wir das in den Griff. Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest, und ich glaubte, das Leben könnte schöner nicht sein. Gemeinsam machten wir lange Spaziergänge im Park, drehten Runden mit dem Auto, holten uns Eis (ich bekam immer nur die Waffel, denn "Eiskrem ist schlecht für Hunde", sagtest Du), und ich döste stundenlang in der Sonne, während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete. Allmählich fingst Du an, mehr Zeit mit Arbeit und Deiner Karriere zu verbringen und auch damit, Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf Dich, tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg, tadelte Dich niemals wegen schlechter E ntscheidungen und überschlug mich vor Freude, wenn Du heim kamst und als Du Dich verliebtest. Sie, jetzt Deine Frau, ist kein "Hundemensch" trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen, versuchte ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr. Ich war glücklich weil Du glücklich warst. Dann kamen die Menschenbabies, und ich teilte Deine Aufregung darüber. Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie genauso bemuttern. Nur, dass Du und Deine Frau Angst hattet, ich könnte ihnen wehtun, und so verbrachte ich die meiste Zeit verbannt in einem anderen Zimmer oder in meiner Hütte. Oh, wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem "Gefangenen der Liebe". Als sie aber größer waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase. Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührung denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden. Und ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt, wenn es nötig gewesen wäre. Ich kroch heimlich in ihre Betten, hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch Deines Wagens in der Auffahrt. Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du einen Hund hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich. In den letzten Jahren hast Du nur noch mit "Ja" geantwortet und das Thema gewechselt. Ich hatte mich von "Deinem Hund" in "nur einen Hund" verwandelt, und jede Ausgabe für mich wurde Dir ein Dorn im Auge. Jetzt hast Du eine neue Berufsmöglichkeit in einer anderen Stadt und Du und Ihr werdet in eine Wohnung ziehen, in der Haustiere nicht gestattet sind. Du hast die richtige Wahl für "Deine" Familie getroffen, aber es gab einmal eine Zeit, da war ich Deine einzige Familie. Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir am Tierheim ankamen. Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst, nach Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die Formulare aus und sagtest "Ich weiß, Sie werden ein gutes Zuhause für sie finden". Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu. Sie wissen, was einen Hund oder eine Katze in "mittleren" Jahren erwartet, auch mit "Stammbaum". Du musstest Deinem Sohn jeden Finger einzeln vom Halsband lösen, als er schrie : "Nein, Papa! Sie dürfen mir meinen Hund nicht wegnehmen!" Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen, die Du ihm gerade beigebracht hattest: über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung, und über Respekt vor allem Leben. Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt, meine Augen vermieden und höflich auf das Halsband und die Leine verzichtet. Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen. Nachdem Du fort warst, sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem bevorstehenden Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein gutes Zuhause für mich zu finden. Sie schüttelten den Kopf und fragten "Wie konntest Du nur?". Sie kümmern sich
um uns hier im Tierheim so gut es eben geht. Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon vor Tagen verloren. Anfangs rannte ich immer vor ans Gitter, sobald jemand an meinen Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du - dass Du Deine Meinung geändert hättest - dass all dies nur ein schlimmer Traum gewesen sei ... oder ich hoffte, dass es zumindest jemand wäre, der Interesse an mir hätte und mich retten könnte. Als ich einsah, dass ich nichts aufzubieten hatte gegen das vergnügte Um-Aufmerksamkeit-Heischen unbeschwerter Welpen, ahnungslos gegenüber ihrem eigenen Schicksal, zog ich mich in eine ferne Ecke zurück und wartete. Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam, um mich zu holen und trottete hinter ihr her den Gang entlang zu einem abgelegenen Raum. Ein angenehm ruhiger Raum. Sie hob mich auf den Tisch und kraulte meine Ohren und sagte mir, es sei alles in Ordnung. Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung. Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen. Meiner Natur gemäss war ich aber eher um sie besorgt. Ihre Aufgabe lastet schwer auf ihr, und das fühlte ich, genauso wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte. Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss. Ich leckte ihre Hand, um sie zu trösten, genauso wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte. Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte, wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte "Wie konntest Du nur?". Vielleicht verstand sie die Hundesprache und sagte deshalb "Es tut mir ja so Leid". Sie umarmte mich und beeilte sich mir zu erklären, es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, dass ich bald einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert noch missbraucht noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich allein gestellt wäre - einem Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser irdische Ort. Und mit meiner letzten Kraft versuchte ich ihr mit einem Klopfen meines Schwanzes zu verstehen zu geben, dass mein "Wie konntest Du nur?" nicht ihr gegolten hatte. Du warst es, mein geliebtes Herrchen, an den ich dachte. Ich werde für immer an Dich denken und auf Dich warten. Möge Dir ein jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen!!
Ich weiß nicht mehr viel von dem Ort, wo ich geboren bin. Es war eng und dunkel und nie spielte ein Mensch mit uns. Ich erinnere mich noch an Mama und ihr weiches Fell, aber sie war oft krank und sehr dünn. Sie hatte nur wenig Milch für mich und meine Brüder und Schwestern. Die meisten von ihnen waren plötzlich gestorben. Als sie mich meiner Mutter wegnahmen, hatte ich furchtbare Angst und war so traurig. Meine Milchzähne waren kaum durchgestoßen und ich hätte meine Mama doch noch so sehr gebraucht. Arme Mama, es ging ihr so schlecht. Die Menschen sagten, dass sie jetzt endlich Geld wollten und dass das Geschrei meiner Schwester und mir ihnen auf die Nerven ginge. So wurden wir eines Tages in eine Kiste verladen und fortgebracht. Wir kuschelten uns aneinander und fühlten, wie wir beide zitterten - ohnmächtig vor Angst. Niemand kam, um uns zu trösten. All diese seltsamen Geräusche und erst noch die Gerüche wir sind in einem "Petshop", einem Laden, wo es viele verschiedene Tiere gibt. Einige miauen, andere piepsen, einige pfeifen. Wir hören auch das Wimmern von anderen Welpen. Meine Schwester und ich drücken uns eng zusammen in dem kleinen Käfig. Manchmal packt uns jemand und hebt uns hoch um uns zu begutachten. Einige sind freundlich und streicheln uns, andere sind grob und tun uns weh. Oft hören wir sagen "Oh, sind die süß, ich will eines", aber dann gehen die Leute wieder fort. Letzte Nacht ist meine Schwester gestorben. Ich habe meinen Kopf an ihr weiches Fell gelegt und gespürt, wie das Leben aus dem dünnen Körper gewichen ist. Ich sollte verbilligt nun abgegeben werden, damit ich bald wegkomme. Niemand beachtet mein leises Weinen, als meine kleine Schwester weggeworfen wird. Heute ist eine Familie gekommen und hat mich gekauft! Jetzt wird alles wieder gut. Es sind sehr nette Leute, die sich tatsächlich für mich entschieden haben. Sie haben gutes Futter und einen schönen Napf dabei und das kleine Mädchen trägt mich ganz zärtlich auf den Armen. Ihr Vater und ihre Mutter sagen, ich sei ein ganz süßes und braves Hundchen. Ich heiße jetzt Lea. Ich darf meine neue Familie auch abschlabbern, das ist wunderbar. Sie lehren mich freundlich, was ich tun darf und was nicht, passen gut auf mich auf, geben mir herrliches Essen und viel, viel Liebe. Nichts will ich mehr, als diesen wunderbaren Menschen gefallen und nichts schöneres als mit dem kleinen Mädchen herumzutollen und zu spielen. Erster Besuch beim Tierarzt. Es war ein seltsamer Ort, mir schauderte. Ich bekam einige Spritzen. Meine beste Freundin, das kleine Mädchen, hielt mich sanft und sagte, es wäre OK, dann entspannte ich mich. Der Tierarzt schien meinen geliebten Menschen traurige Worte zu sagen, sie sahen ganz bestürzt aus. Ich hörte etwas von schweren Mängeln und von Dysplasie E und von Herz zwei. Er sprach von wilden Züchtern und dass meine Eltern nie gesundheitlich getestet worden seien. Ich habe nichts von alledem begriffen, aber es war furchtbar, meine Familie so traurig zu sehen. Jetzt bin ich sechs Monate alt. Meine gleichaltrigen Artgenossen sind wild und stark, aber mir tut jede Bewegung weh. Die Schmerzen gehen nie weg. Außerdem kriege ich gleich Atemnot, wenn ich nur ein wenig mit dem kleinen Mädchen spielen will. Ich möchte so gerne ein kräftiger Hund sein, aber ich schaffe es einfach nicht. Vater und Mutter sprechen über mich. Es bricht mir das Herz, alle so traurig zu sehen. In der Zwischenzeit war ich oft beim Tierarzt und immer hieß es "genetisch" und man kann nichts machen". Ich möchte draußen in der warmen Sonne mit meiner Familie spielen, möchte rennen und hüpfen. Es geht nicht. Letzte Nacht war es schlimmer als eh und je. Ich konnte nicht einmal mehr aufstehen, um zu trinken und nur noch schreien vor Schmerzen. Sie tragen mich ins Auto. Alle weinen. Sie sind so seltsam, was ist los? War ich böse? Sind sie am Ende böse auf mich? Nein, nein, sie liebkosen mich ja so zärtlich. Ach, wenn nur diese Schmerzen aufhörten! Ich kann nicht einmal die Tränen vom Gesicht des kleinen Mädchen ablecken, aber wenigstens erreiche ich ihre Hand. Der Tisch beim Tierarzt ist kalt. Ich habe Angst. Die Menschen weinen in mein Fell, ich fühle, wie sehr sie mich lieben. Mit Mühe schaffe ich es, ihre Hand zu lecken. Der Tierarzt nimmt sich heute ganz viel Zeit und ist sehr freundlich, und ich empfinde etwas weniger Schmerzen.
Das kleine Mädchen hält mich ganz sanft, ein kleiner Stich...... Gott sei dank, der Schmerz geht zurück. Ich fühle tiefen Frieden und Dankbarkeit. Ein Traum: Ich sehe meine Mama, meine Brüder und Schwestern auf einer großen grünen Wiese. Sie rufen mir zu, dass es dort keine Schmerzen gibt, nur Frieden und Glück. So sage ich meiner Menschenfamilie "Auf Wiedersehen" auf die einzig mir mögliche Weise: Mit einem sanften Wedeln und einem kleinen Schnuffeln. Viele glückliche Jahre wollte ich mit euch verbringen, doch es sollte nicht sein. Statt dessen habe ich euch so viel Kummer gemacht.
Es tut mir ja so sehr Leid, aber ich war halt nur eine Händlerware.
Als ich noch ein Kitten war unterhielt ich Dich mit meinen Spielchen und brachte Dich zum Lachen. Du nanntest mich Dein Baby und trotz einer Anzahl durchgekauter Schuhe und so manchen zerfetzten Sofakissen wurde ich Dein bester Freund. Immer wenn ich böse war, erhobst du Deinen Zeigefinger und fragtest mich
.. Wie konntest Du nur ?"
Doch dann gabst Du nach und kraultest mir den Rücken.
Ich erinnere mich an jene Nächte, in denen ich mich im Bett an Dich kuschelte und Du mir Deine Geheimnisse und Träume anvertrautest und ich glaubte das Leben könnte schöner nicht sein. Ich döste stundenlang in der Sonne während ich auf Deine abendliche Rückkehr wartete. Allmählich fingst du an mehr Zeit mit Arbeit und Karriere zu verbringen und auch damit , Dir einen menschlichen Gefährten zu suchen. Ich wartete geduldig auf Dich und tröstete Dich über Liebeskummer und Enttäuschungen hinweg und überschlug mich vor Freude wenn Du heimkamst auch als Du dich verliebtest.
Sie, jetzt Deine Frau, ist kein ,, Katzenmensch" trotzdem hieß ich sie in unserem Heim willkommen. Versuchte ihr meine Zuneigung zu zeigen und gehorchte ihr, ich war glücklich weil Du glücklich warst. Dann kamen die Menschenbabys, und ich teilte Deine Aufregung darüber. Ich war fasziniert von ihrer rosa Haut und ihrem Geruch und wollte sie bemuttern. Nur das Du und Deine Frau Angst hatten ich könnte ihnen wehtun und so verbrachte ich die meißte Zeit in einem anderen Zimmer. Oh wie sehr wollte auch ich sie lieben, aber ich wurde zu einem Gefangenen der Liebe. Als sie aber größer waren, wurde ich ihr Freund. Sie krallten sich in meinem Fell fest, zogen sich daran hoch auf wackeligen Beinchen, pieksten ihre Finger in meine Augen, inspizierten meine Ohren und gaben mir Küsse auf die Nase.
Ich liebte alles an ihnen und ihre Berührungen, denn Deine Berührung war jetzt so selten geworden: Ich hätte sie mit meinem Leben verteidigt wenn es nötig gewesen wäre. Ich kroch heimlich in ihre Betten hörte ihren Sorgen und Träumen zu, und gemeinsam warteten wir auf das Geräusch deines Wagen in der Auffahrt. Es gab einmal eine Zeit, da zogst Du auf die Frage, ob Du eine Katze hättest, ein Foto von mir aus der Brieftasche und erzähltest Geschichten über mich. In der letzten Zeit hast Du nur noch mit ja geantwortet und das Thema gewechselt. Ich hatte mich von Deiner Katze in nur eine Katze verwandelt. Jede Ausgabe für mich wurde Dir ein Dorn im Auge. Jetzt hast Du in einer anderen Stadt eine neue Berufsmöglichkeit und Du und sie werdet in eine Wohnung ziehen , in der Haustiere nicht gestattet sind.
Du hast die richtige Wahl für ,, Deine " Familie getroffen, aber es gab mal eine Zeit , da war ich Deine einzige Familie. Ich freute mich über die Autofahrt, bis wir am Tierheim ankamen. Es roch nach Hunden und Katzen, nach Angst und Hoffnungslosigkeit. Du fülltest die Formulare aus und sagtest ,, ich weiß , sie werden ein gutes Zuhause für sie finden" Mit einem Achselzucken warfen sie Dir einen gequälten Blick zu. Sie wissen was eine Katze in mittleren Jahren erwartet auch mit Stammbaum. Dein Sohn schrie, nein Papa sie dürfen mir meine Katze nicht wegnehmen! Und ich machte mir Sorgen um ihn und um die Lektionen die Du ihm gerade beigebracht hattest: über Freundschaft und Loyalität, über Liebe und Verantwortung und über Respekt vor allem Leben. Zum Abschied hast Du mir den Kopf getätschelt und meine Augen vermieden. Du hattest einen Termin einzuhalten, und nun habe ich auch einen.
Nachdem Du fort warst sagten die beiden netten Damen, Du hättest wahrscheinlich schon seit Monaten von dem Umzug gewusst und nichts unternommen, um ein gutes Zuhause für mich zu finden. Sie schüttelten den Kopf und fragten
,, Wie konntest du nur ?"
Sie kümmerten sich um uns hier im Tierheim so gut es eben geht. Natürlich werden wir gefüttert, aber ich habe meinen Appetit schon seit Tagen verloren.
Anfangs rannte ich immer vor an das Gitter, sobald jemand an den Käfig kam, in der Hoffnung, das seiest Du - dass du Deine Meinung geändert hättest und alles nur ein schlimmer Traum gewesen war........oder ich hoffte , dass es zumindest Jemand wäre, der Interesse an mir hätte und mich retten könnte. Als ich einsah, dass ich nichts anzubieten hatte gegen das vergnügte ,, Um - Aufmerksamkeit - Heilschen unbeschwerter Kitten, ahnungslos gegenüber ihrem Schicksal, zog ich mich in eine ferne Ecke zurück und wartete.
Ich hörte ihre Schritte als sie am Ende des Tages kam um mich zu holen. Wir gingen einen Gang hinunter zu einem abgelegenen Raum. Ein angenehmer ruhiger Raum. Sie hob mich auf den Tisch und kraulte mir meine Ohren und sagte mir , es sei alles in Ordnung. Mein Herz pochte vor Aufregung, was jetzt wohl geschehen würde, aber da war auch ein Gefühl der Erleichterung. Für den Gefangenen der Liebe war die Zeit abgelaufen. Meiner Natur gemäss war ich aber eher um sie besorgt. Ihre Aufgabe lastete schwer auf ihr und das fühlte ich, genau wie ich jede Deiner Stimmungen erfühlen konnte.
Behutsam legte sie den Stauschlauch an meiner Vorderpfote an, während eine Träne über ihre Wange floss. Ich leckte ihre Hand um sie zu trösten genau wie ich Dich vor vielen Jahren getröstet hatte. Mit geübtem Griff führte sie die Nadel in meine Vene ein. Als ich den Einstich fühlte und spürte wie die kühle Flüssigkeit durch meinen Körper lief, wurde ich schläfrig und legte mich hin, blickte in ihre gütigen Augen und flüsterte
,, Wie konntest Du nur "
Vielleicht verstand sie die Katzensprache und sagte deshalb
,, es tut mir so leid".
Sie umarmte mich und beeilte mir zu erklären , es sei ihre Aufgabe dafür zu sorgen, das ich bald an einem besseren Ort wäre, wo ich weder ignoriert, noch missbraucht, noch ausgesetzt werden könnte oder auf mich allein gestellt wäre, ein Ort der Liebe und des Lichts, vollkommen anders als dieser irdische Ort.
Und mit letzter Kraft versuchte ich ihr zu verstehen zu geben das mein
,, wie konntest du nur "
nicht ihr gegolten hatte.
Du warst es mein geliebtes Herrchen an den ich dachte. Ich werde immer an Dich denken und auf Dich warten. Möge Dir ein Jeder in Deinem Leben so viel Loyalität zeigen. Tiere sind kein Spielzeug das man achtlos in die Ecke stellen kann
Ich bin ein Kater. Und was für einer.
Da kommt jemand. Endlich! Schnell hin! Ach, bin ich froh. Sie hat mich gesehen! Was ruft sie da? Was für eine Stimme! So hoch! Klingt freundlich, aber warum schlägt sie sich auf die Pfoten?
Schnell ein Stück zurück, könnte ja gefährlich sein. Aber ich hab so einen Hunger. Was hat das nur zu bedeuten?
Wieder ein bisschen näher hin, ich habe doch so einen Hunger. Aber nur ein bisschen. Gerade so, dass ihre Vorderpfoten nicht in Reichweite sind. Am Ende will sie mich noch streicheln!
Was soll das? Wieso schnurre ich? Verdammt! Sie ist in Reichweite! Ja! Da hinter den Ohren! Ach, das tut gut! Ja genau da. Verdammt! Na gut, sie scheint ja nichts böses im Schilde zu führen.
„Ich habe so einen Hunger.“ Wieso versteht sie mich nicht? „Bitte! Ich hab so einen Hunger!“
Los setz deine Pfoten in Bewegung! Wieso bringt das nichts? Ich drücke mich doch ganz stark gegen ihre Riesenpfoten!
Ah! Sie bewegt sich, schnell weg hier! Moment. Wo ist sie hin? Weg. Hinter dieser riesigen Tür.
„Ich habe Hunger! Hallo? HUNGER!“ Verdammt. Schon wieder nur so eine die streicheln will.
Ja, mein schwarzes Fell ist eben schön. Wenn man 18 Stunden schläft und 2 Stunden täglich putzt ist das eben so. Wenn ihr euch auch mal mehr um euer Fell gekümmert hättet, dann hättet ihr jetzt vielleicht noch eins!
Moment, ich höre doch was. Hinter der riesigen Türe! Sie trampelt wieder zurück! Sie kommt zurück!
Mit einem Napf. Was ist das? Fisch? Nein. Das ist kein Fisch. Hünchen! Das ist Hünchen!
„Ich bin hier! Ich habe Hunger!“ Ja! Stell ihn hier hin! Ach, schmeckt das gut. Endlich! Sehr gut.
Na gut, während ich esse darfst du mich streicheln. Danach bin ich aber weg. Bin doch kein Haustier mehr.
Ach, war das gut. So jetzt muss aber erst mal alles abgeschleckt werden. Erst mal weg hier. Jetzt brauch ich erst mal meine Ruhe.
Da trampelt sie enttäuscht davon. Ich komme wieder keine Sorge.
Satt, sauberes Fell, saubere Zähne. Was nun? Schlafen? Nein, bin noch nicht müde.
Was war das? Da hat sich doch etwas bewegt in der Ecke. Ich hab’s doch gesehen! Eine Maus! HAHA! Die schnapp ich mir! Jetzt nur langsam machen. Erst einmal beobachten was die Maus tut. Schön langsam. Kein Mucks macht die Maus. Schlaues Kerlchen diese Maus, aber leider nicht schlau genug für mich. Anschleichen. Schön langsam. Die Maus merkt nichts. Diese Mäuse sind eben auch nicht das was sie mal waren.
Früher hab ich nie eine erwischt. Das war aber auch schwieriger. Die hatten riesige Schwänze. Ewig lange Schwänze waren das. Nie hab ich die Maus erwischt. Dafür aber oft ihren Schwanz durchgebissen. Der war immer sehr, sehr weich. Anders als die Mäuseschwänze, die ich jetzt so esse.
Das waren noch Zeiten damals. Jeden Tag einfach zum Napf gehen und eine Mahlzeit einfordern. Dann einfach unter das warme Ding legen und schlafen. Danach auf die Jagd, wenn auch nur auf Mäuseschwänze. Das war ein Spass!
Konzentrier dich, verdammt! Die Maus fängt sich nicht von allein. Jetzt bin ich in Reichweite. Ganz vorsichtig. Hinterbeine aufladen und dann: Angriff! Haha! Da hab ich dich du dumme Maus!
Was? Was ist das? Das ist keine Maus! Nur ein Blatt. Ein Blatt. Wie peinlich! Hat das jemand gesehen? Niemand weit und breit. Überall raschelt es hier.
Könnte doch ne’ Maus sein! Was wisst ihr schon? Ihr habt doch nicht mal ein Fell!
Ich möchte mich kurz vorstellen, viele von euch werden mich wahrscheinlich nicht kennen - oder sollte ich lieber sagen, kannten mich nicht?
Meine Name ist Donna, ich war eine 12-jährige Pintostute, voller Lebensfreude, mit einem tragischen Schicksal, das letztendlich mit dem Tod geendet hat.
Doch bevor ich soweit bin, möchte ich noch gerne über die vielen schönen Stunden meines Pferdedasein berichten.
Ich kam also erstmal, wie jedes andere Wesen auch - auf die Welt, die mich offen und freundlich begrüsste.
So viele neue Eindrücke, alles musste erst mal erkundet werden, was mir dank 4 Stück etwas zu lang geratener Beine erstmal ziemlich schwer fiel.
Mein damaliger Besitzer legte immer meine Vorderbeine auf seine Schultern und so gingen wir spazieren, was mir damals großen Spaß bereitete und ich danach oft wie wild herumhüpfte.
Oft stolperte ich, fiel hin, aber schaffte es immer wieder auf meine noch recht wackeligen Beine zu kommen.
Das Leben hatte in diesen jungen Jahren so vieles zu bieten. Alles war neu und aufregend und selbst der Geruch von frischem Heu, oder das Rascheln von dem Stroh in unserem Freilaufstall, brachte mich so derartig in Extase, dass ich immer wieder alle 4 Beine durch die Luft schleuderte und in rasendem Tempo über die Wiesen gallopierte.
Ich fühlte mich quietschlebendig und rannte oft stundenlang die Koppel auf und ab, als ob es kein Morgen mehr gäbe.
In den warmen Sommermonate kam ich, wie alle anderen Jungtiere auf die Alm, wo die Wiesen so grün und hügelig waren, dass ich mir fast die Beine brach, als ich mit den anderen über die Weiden fetzte.
Das war also "Leben", Sorgen und Qual kannte ich in dieser Zeit ja noch keine!
Die Jahre vergingen und ich wuchs zu einem richtigem Pferd heran, was auch mitsichzog, dass ich eines Tages an ein junges Mädchen verkauft wurde. Ich teilte also fortan mein Dasein mit 5 anderen Pferden, die mich alle mitsamt freundlich in ihrer Herde aufnahmen.
Mein Leben verlief wie das jedes anderen Pferdes:
Es folgte eine lange Ausbildung, die ersten Ausritte über Wiesen und Felder, vorbei an herrlich plätschernden Gebirgsbächen, durch die ich manchmal auch durchstapfen durfte. Dies bereitete mir aber unglaublich viel Spaß und spendete an heissen Tagen eine wunderbare Abkühlung.
Oft galoppierte ich im gestreckten Galopp über die Felder und buckelte vor lauter Freude wie wild vor mich hin, weil ich es kaum fassen konnte, was das Leben alles zu bieten hatte.
Manchmal endeten solche Ausritte auch mit einigen Stürzen meiner Reiterin, weil sie bei meiner vergnügten Hüpferei auch oft den Halt im Sattel verlor.
Aber nie war mir jemand böse - wie hätte man auch können, wenn ich immer mit unschuldigem und treuen Blick meine Reiterin sanft mit meinem Kopf anstupste, während sie verzweifelt versuchte sich wieder vom Boden aufzurichten und sich abermals in den Sattel schwang.
Die Welt war einfach zu schön, und ich steckte in meinen jungen Jahren voller Lebensfreude. Ich hätte am Liebsten die halbe Welt in nur einem Tag erkundet.
Und dann kam die Krönung!
Ich merkte schon, dass etwas nicht stimmte - ich wurde immer weniger geritten, man kam nur mehr vorbei um mich zu putzen, nach dem Rechten zu sehen und hin und wieder um mit mir spazieren zu gehen.
Mein Bauch wurde runder und runder und jeder Schritt fiel mir erdenklich schwerer als sonst.
Und dann geschah es! In einer stürmischen Nacht, kam plötzlich, ohne Vorwarnung und stolze 3 Wochen zu früh, mein Fohlen "Daphne" auf die Welt.
Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was es für ein Glück bedeutet, einem so hilflosen Geschöpf all die Schönheiten des Lebens zu zeigen. Fortan war es also meine Aufgabe 24 Stunden am Tag einfach nur "Mutter" zu sein, und dass tat ich auch mit aller Leidenschaft.
Jeglicher neue Gegenstand in meinem gewohnten Umfeld mussten von nun an inspiziert und als "gefährlich", "weniger gefährlich" oder als "ungefährlich" eingestuft werden. Mir bereitete es sichtlich Mühe, alle dem nachzukommen, wobei ich hinzufügen möchte, dass Daphne auch eine enorme Entdeckungswut entwickelte.
Ich konnte wiehern, quietschen und schnauben so viel ich wollte, die Kleine zischte immer wieder in rasendem Tempo auf alles los und ich konnte kaum Herr dieser Lage werden.
Natürlich hat man als "frischgebackene" Mama einfach Angst, und versucht sein Kind vor allem und jedem zu schützen, aber oft war mir schon fast das Herz stehen geblieben, weil sie einfach nicht hören wollte, wenn ich nach ihr rief.
Doch schon in dieser Zeit kamen viele Probleme auf mich zu. Der Tierarzt musste eines Tages 3x in der Nacht zu mir kommen, weil ich heftige Schmerzen hatte und mich immer wieder auf den Boden fallen lies. Man sprach etwas von einer Kolik und dass es wohl ernst sei, aber in die Klinik, konnte man mich in diesem Zustand und mit einem so jungen Fohlen kaum fahren.
Immer wieder bekam ich Spritzen, die meine Schmerzen zwar für kurze Zeit linderten, aber nicht gänzlich wegmachen konnten. Immer und immer wieder erlitt ich einen Rückfall und meine Besitzerin und 2 andere Mädchen, die nachts bei mir im Stall schliefen, hatten Mühe mich auf den Beinen zu halten. Es war für uns alle eine anstrengende und schlaflose Nacht, aber ich muss wohl alle Schutzengel bei mir gehabt haben, denn als mich das Sonnenlicht, das sich an den Stallfenstern brach, sanft in den Augen kitzelte, wusste ich - ich hatte es geschafft.
Und auch Daphne entwickelte sich und wuchs heran, tobte über die Koppel, und genoss sichtlich ihre Kindheit.
Ich möchte fast sagen, mir sind mit Sicherheit in dieser Zeit einige graue Haare gewachsen.
Wenig später wechselte ich zusammen mit einer Stute unserer Herde und deren Besitzerin abermals den Stall.
Zwar war mir diese anfangs nicht sehr gut gesinnt, doch sollte sich nach unserem Ortswechsel daraus noch eine lange und tiefe Freundschaft entwickeln.
Wir kamen also erstmal in einer kleinen, aber liebenswürdigen Ortschaft an, von dort an entwickelte ich mich zwar körperlich immer besser, wurde schon fast etwas runder, doch immer wieder traten kleinere Probleme auf.
Der Tierarzt wurde abermals gerufen, man entdeckte, dass ich an den Hinterbeinen zu lange Bänder hatte, weswegen meine Kniescheibe immer wieder verrutschte, also wurde ich mit einem speziellen Hufbeschlag ausgestattet, um dieses "Übel" zu beseitigen.
Kaum hatte man das in den Griff bekommen, fing das nächste Problem an ...
Der Tierarzt stand nun schon auf dem Tagesprogramm... Erneute Diagnose: "Hufrehe" ... eiweißärmere Ernährung, erneuter Hufbeschlag, spezielles Futter, spazieren gehen statt reiten und und und standen nun auf meinem Plan.
Man kümmerte sich liebevoll um mich, eine junge Dame machte sogar fast täglich Dehnungsübungen mit mir.
Erneuter Stallwechsel, eiweißärmeres Gras, und sogar ein spezieller Masseur sollte mir das Leben erleichtern, mir die Schmerzen nehmen...
Mein einziger Lichtblick in dieser Zeit war wohl "Angy", die Stute mit der ich mein halbes Leben bisher verbracht hatte...
Es folgten Tage, an denen ich von Schmerzen geplagt, kaum noch gehen konnte, und darauf wieder Tage, wo ich in gestrecktem Gallopp mit ihr über die Weide düste.
Alles war ein Wechselspiel, die Medikamente halfen mal, mal hatte ich wieder große Schmerzen.
Der Tierarzt, der desöfteren kam, stellte wiederrum eine Diagnose: "Arthrose" - mein Todesurteil... früher oder später...
Es ging also zu Ende, dabei war ich gerade mal 12 Jahre alt - in der Blüte meiner Jahre - sollte mich das alles so aus dem Leben reissen?
Aber ich war eine Kämpferin, gab nicht auf, kämpfte jeden Tag gegen den Tod, kämpfte ununterbrochen gegen die Schmerzen.
Meine Lage verschlimmerte sich Tag für Tag, ich war müde geworden, zu schwach um zu kämpfen, mein Fell war stumpf und glanzlos und in meinen Augen sah man, dass wohl jetzt die letzte Stunde geschlagen hatte...
Aber dennoch rappelte ich mich immer wieder auf, galloppierte von der Weide in den Stall um mit den anderen Schritt zu halten...
Ich hatte doch nur einen Wunsch: ICH WOLLTE LEBEN!
Zu oft sah ich meiner Besitzerin an, dass man die Hoffnung aufgegeben hatte, und dennoch stellte ich mich immer wieder unter Beweis...
bis an jenen Tag
Es war inzwischen Spätsommer geworden, trotz Medikamente plagten mich meine Schmerzen. Jeder Schritt war mühsam und mit Qualen verbunden. Die Sonne wärmte mein mattes Fell und ich genoss die leichte Brise die durch meine Mähne fuhr.
Das Schlimmste am Leben ist wohl wenn man den Mut und den Willen hat anzukämpfen, aber einem die Kraft dazu fehlt.
Ich konnte mir nicht vorstellen, meine Herde jetzt schon zu verlassen, die saftigen Wiesen, der Duft von frischem Heu, der in der Luft lag und mich irgendwie in meine Kindheit zurückversetzte. Wie würde ich doch einmal noch gerne alle 4 Beine vor Freude in die Luft werfen? Wie gerne würde ich mit den anderen die Wiesen und Felder auf und abgallopieren? Wie gerne noch einmal voller Genuss im Bach plantschen oder ein letztes Mal die Sonne auf und untergehen sehen?
Ich wollte immer die ganze Welt an einem Tag sehen - und nun - nach einem halben Leben schaffe ich es kaum noch, den Weg bis zum Stall und zurückzuschaffen!
Mein Herz wurde schwer - so viele Dinge hätte ich noch gerne erlebt - und konnte sie nicht mehr sehen.
Und dann wurde ich von der Koppel geholt, ich spürte, dass an diesem Tag alles anders war. Ich wieherte, wehrte mich, merkte dass alles plötzlich so schnell ging.
Und dann die erste Spritze - meine Beine wurden schwach, ein wohliges Gefühl von Ruhe überkam mich, die zweite folgte und mit einem Mal wurde alles dunkel.
Ich spürte noch wie ich hart am Boden aufschlug... mein Atem wurde schwach...
ich lies los vom Leben...
ein letzter Atemzug und plötzlich wurde es ganz still um mich. Gedanken sammelten sich, Erinnerungen schossen in sekundenschnelle durch meinen Kopf, Bilder an so unglaublich schöne Momente, dass es schien als würde sich mein Herz vor Trauer mit Tränen füllen... Ich hörte euch weinen, merkte noch wie jemand sanft über meinen Kopf streichelte, fühlte wie sehr ihr darunter gelitten habt.
Wie ich doch hier auf dem Boden lag, man hätte meinen können, dass mich nichts aus der Bahn schmeissen konnte und nun lag ich hier, schwach und hilflos - wartend, dass mein Herz aufhörte zu schlagen.
Donna, die aufgehört hatte zu kämpfen, sich ihrem Schicksal ergab - so sollte ich euch allen also in Erinnerung bleiben?
NEIN ... das konnte ich nicht... Das war nicht ICH!
Ich spürte wie sich plötzlich wieder Luft in meinen Lungen sammelte, wie mein Herz in galoppierendem Tempo in meinem Brustkorb erneut zu hämmern begann!
Ich spürte meine Beine wieder, schlug meine Augenlider auf, und stemmte mit einem Satz meine knapp 500 Kilo in die Höhe, als wäre mein Körper eine Feder die der Spätsommerwind mit einem Windhauch in die Luft hoch blies.
Ich merkte wie mein nassgeschwitztes Fell auf meiner Körper klebte, meine Haut die vor Aufregung vibrierte und diese unendliche Kraft die sich in mir freisetzte...
Ich sah die vielen Menschen, sah die Verzweiflung, das Entsetzen und spürte die Angst und Schmerz den sie fühlten.
Der Stress um mich herum machte mich nervös, ich torkelte, merkte wieder wie der Boden unter mir nachgab, spürte den Aufprall..
Und wieder stand ich auf, abermals und abermals...
"Im Leben kommt es nie darauf an, wieoft man hinfällt, sondern dass man immer einmal mehr aufsteht, als man gefallen ist" irgendwie erinnerte ich mich genau in diesen Sekunden an dieses Zitat...
Ich habe es nicht geschafft... Ich hörte euch reden, weinen, schreien... spürte wie eure Tränen auf mein nasses Fell fielen, spürte wie ihr sanft durch meine Mähne gestreichelt habt... wie ihr mit mir geredet habt...
doch nun stand ich nicht mehr auf, die Kraft hatte mich verlassen, mein Herz konnte nicht mehr, mein Atem stockte und entwich in einem letzten Zug...
Ich hörte euch noch lange reden, ihr habt mich nicht alleine gelassen, gebt euch nicht die Schuld an meinem Tod.
Es gab nur diesen einen Weg, der ein langes Leiden erspart hat. Ihr musstet diese Entscheidung treffen, den ich hatte nicht die Macht dazu.
Aber ihr müsst auch mich verstehen, denn ich musste kämpfen, den das war es was ich mein ganzes Leben gemacht hatte!
Und so sollt ihr mich in Erinnerung bleiben
Als Donna die Kämpferin - die nicht aufgeben wollte!
Nur durch eine Wiese von meinem kleinen Haus getrennt, lag er da, der See. Am Schönsten war der Blick aus dem Fenster am frühen Morgen, wenn die Nebelschwaden ihn einhüllten und Bäume und Büsche nur als verschwommene Silhouette zu erkennen waren. Dunkelgraues Wasser vermischte sich mit den helleren Fäden des Frühnebels, die über dem See waberten und diesen Ort in einen mystischen Zauber tauchten. Manchmal kräuselte kein Windhauch seine Oberfläche und wie in einem dunklen Spiegel zeigte er vage die Umrisse der siebenhundert Jahre alten, gegenüberliegenden Klosterkirche. Die Zeit schien still zu stehen, wenn mein Blick so früh über den See glitt, wohl wissend, dass er kommen würde. Lautlos schwebte er heran und drehte, ohne einen Flügelschlag seine Runden, als würde er die Magie des Augenblickes nicht zerstören wollen. Wenn dann ein erster Sonnenstrahl die graue Welt in Farben tauchte, breitete auch ich meine Arme aus und flog mit ihm einem neuen Tag entgegen.
Tag der Veröffentlichung: 13.02.2012
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