Cover

Alle Männer sind Arschlöcher! Oder..?

 

"Ich hab keinen Bock mehr alleine zu sein…ich langweile mich zu Tode! Ich möchte jemanden der mich zum Essen einlädt, mit mir ins Kino geht...mal einen Kaffee trinkt oder einfach nur redet. Das kann doch wohl nicht zu viel verlangt sein"? seufzte meine Mutter und trank ihr Glas Pina Colada aus. Es war ein warmer Augustabend, und es wehte ein laues Lüftchen. Wir saßen auf dem Balkon und redeten über, was auch sonst, Männer. "Ich kann einfach nicht verstehen warum sogar alte, hässliche Hexen einen Freund finden, sogar Carola aus meiner Abteilung hat einen Mann gefunden! Die ist genauso alt wie ich und sieht aber mindestens zehn Jahre älter aus! Ich meine, er ist zwar auch nicht gerade George Clooney und einen Bierbauch hat er auch, aber wenigstens muss sie keine Angst haben von ihren eigenen Katzen aufgefressen zu werden, die versauert nicht alleine so wie ich"! grölte sie. "Psssscht, nicht so laut Mensch! Du weißt doch dass die alte Seekuh unten alles mithört, die ist schlimmer als die Gestapo! Außerdem hast du nicht mal eine Katze, du bist schließlich allergisch...schon vergessen? Und alleine versauern wirst du auch nicht...du hast ja noch mich", flüsterte ich. "Ja...dich...wow"! , sagte sie mit "begeisterter" Miene. Na danke aber auch, was für ein Kompliment! Milena war unsere neue Nachbarin, die leider gar nicht so neu war. Wir kannten sie schon seit Jahren und sie war wirklich schlimmer als die geheime Staatspolizei. Sie saß den ganzen Tag am Balkon und wartete nur darauf den neuesten Klatsch und Tratsch zu hören, damit sie wieder neuen Gesprächsstoff hat um der ganzen Stadt die Probleme anderer ausplaudern zu können. Außerdem grüßte sie nie, dafür fluchte sie aber wie ein jugoslawischer Gastarbeiter. Naja, sie war ja schließlich Jugoslawin. Genau wie meine Mutter und ich, was die Sache nicht leichter machte da wir Bürger des ehemaligen Jugoslawiens dazu neigen uns lieber um fremde Probleme zu kümmern anstatt um unsere eigenen. Aber mal ehrlich, welche Nation dieser Erde tut das nicht? Dennoch denke ich dass wir in dieser Sache besonders gut sind. Man müsste meinen nach 25 Jahren "jugo sein" hätte man sich daran gewöhnt seine Probleme mit dem Rest der Welt zu teilen, aber leider war es nicht so. "Ach die kann mich mal...Was will die denn überhaupt, sie schafft es sich im Sommer nicht mal die Beine zu rasieren...aber sich in anderer Leute Angelegenheit einzumischen schafft sie mit links. Gerne würde ich sie mal besuchen und ihr mal gewaltig...." "Mama, reg dich mal ab"! unterbrach ich sie. Ich weiß nicht ob es am Alkoholpegel, am Liebeskummer meiner Mutter oder tatsächlich an der Seekuh lag, aber meine Mutter war leicht...naja wie soll ich sagen? Aggressiv. "Ich verstehe nicht wie er sich von heute auf Morgen so ändern konnte...gestern noch über ein gemeinsames Haus sprechen und dann? Einfach eine Trennungs-SMS schicken und sich nicht mehr melden. Und dann meldet sich das Arschloch wieder weil er eine zweite Chance möchte, die ich naive Ziege ihm natürlich gebe, um mir dann ein zweites mal eine Trennungs-SMS durchlesen zu müssen. Ich sage dir eins, alle Männer sind Arschlöcher. Glaube bloß keinem...die versprechen dir eine rosige Zukunft und was bekommst du? Höchstens einen Rosenkrieg. Scheidung, Streit ums Eigentum und zehn Kilo mehr auf den Rippen". Meine Mutter schaute traurig in die Ferne als würde sie sich trotz ihrer Wut wünschen, genau in diesem Moment bei Paul zu sein. Paul war Mama´s Exfreund, sie waren zwar nur ein Jahr zusammen, aber sie litt dennoch jeden Tag unter der Trennung. Er war der erste Mann, den sie nach der Scheidung meines Vaters wirklich liebte und mit dem sie sich eine Zukunft vorstellen konnte. Aber er hatte es verbockt, gleich ganze zwei Mal. Während ich bereits mein zweites Glas genoss, schaute auch ich in die Ferne und dachte über die Worte meiner Mutter nach. Sind Männer wirklich Arschlöcher? Oder sind wir es, die zu viel erlauben und Ihnen dadurch die Türen zum "Arschlochdasein" öffneten? Ich behaupte jetzt mal vorsichtig, dass manche Frauen ihren Männern einfach zu viel Freiraum lassen. Freiraum in jeglicher Hinsicht. Man möchte eine gute Freundin/Frau sein und schreibt nichts vor, geh mit wem du möchtest, mach was du möchtest und komm nach Hause wann immer du möchtest. Aber ist das wirklich so intelligent? Ich meine, Vertrauen ist natürlich gut und ich sage auch nicht dass man den Partner in allem was er tut kontrollieren soll, denn Vertrauen ist ja schließlich die Grundvoraussetzung für eine stabile Beziehung. Wenn man allerdings alles mit einer Selbstverständlichkeit erlaubt, macht sich der Partner anscheinend gar keine Gedanken mehr, fühlt sich vielleicht zu frei. Und dann passieren Sachen die einen dazu verleiten, das A-Wort auszusprechen. Klar, manchmal ist das auch gut begründet und zu Recht wird dieses gemeine Wort ausgesprochen. Aber manchmal sagen wir das im Eifer des Gefechts, obwohl wir das nicht so meinen. Ich hatte meinen Exfreund einige male Arschloch genannt, manchmal auch nur wegen einer Kleinigkeit. Als ich ihm dieses Wort das erste mal an den Kopf knallte, kam es zu einem so heftigen Streit dass wir sogar beide, ja ich meine tatsächlich beide, anfingen zu weinen. Ja ja, es klingt so als hätte ich eine Memme als Freund gehabt, aber mal Hand aufs Herz, Männer können doch auch Gefühle haben oder nicht? Doch dieses Wort, welches für mich damals eigentlich gar keine Bedeutung hatte sondern einfach die erstbeste Beleidigung war die mir einfiel um meinen Frust auszulassen, verletzte ihn tatsächlich mehr als ich zu erwarten schien. Zuerst verstand ich nicht warum er sich so anstellte, es war schließlich nur ein Wort und auch nicht ernst gemeint, das müsste er doch wissen. Jedoch wusste er es nicht. Er war geschockt weil ich ihn wegen einer Banalität angriff. Um genau zu sein war ich genervt weil er lieber schlafen wollte statt mir noch von seinem Tag zu erzählen. Totaler Schwachsinn, wir verbrachten bereits den ganzen Abend damit über den verstrichenen Tag zu sprechen, warum war ich dann so sauer? Außerdem lachte ich solche Mädels damals immer aus, die jedes Gefühl und jeden verstrichenen Tag haargenau ausdiskutieren wollen. Er hat sich sowieso ausführlich mit mir unterhalten und mir auch zugehört als ich ihm von meinem Tag erzählte. Es war sowieso nichts Besonderes, ich war einfach nicht müde und wollte nicht dass er schläft, während ich auf die Decke starre. Und dann beleidige ich ihn? Nicht sehr klug und vor allem nicht sehr reif. Ich hätte ihn einfach schlafen lassen sollen, dann gäbe es keine Tränen, kein tagelanges Nachspiel und auch mehr als nur drei Stunden Schlaf, denn genau vier Stunden lang haben wir diskutiert und davon habe ich mich zwei Stunden lang entschuldigt und die zwei anderen Stunden selbst geheult. Wenn ich daran zurück denke, empfinde ich dies als lächerlich. Heute, ein Jahr nach unserer Trennung, kann ich es mir nicht verzeihen ihn ein Arschloch genannt zu haben. Das schlimme ist, es blieb nicht bei diesem einem mal und obwohl ich wusste dass es ihn verletzt, bezeichnete ich ihn mindestens noch drei mal im Laufe unserer Beziehung als Arschloch. Ich frage mich wann wir Frauen die Berechtigung haben, Männer als Arschlöcher zu bezeichnen? Hat überhaupt ein Mensch das Anrecht einen anderen Menschen als solches zu beschimpfen? Wie definiert man das Wort Arschloch überhaupt? Ich glaube jede Frau, benutzt dieses Wort für ein anderes Szenario, eine andere Gefühlslage: meine Mutter benutzte es weil sie verletzt war, meine beste Freundin benutzte es als einzige bewusst und gerechtfertigt, den Mann den sie als Arschloch bezeichnete, war aus plausiblen Gründen wirklich ein richtiges Arschloch. Meine Oma kannte das Wort gar nicht, sie sagte immer Mistkerl, gedacht war aber das gleiche Wort. Nadja, meine Arbeitskollegin und zugleich gute Freundin und Hobbypsychologin, hatte wohl auch gute Gründe gehabt jeden Mann dieser Welt als solches zu bezeichnen, aber gut, sie ist schließlich nicht umsonst lesbisch. Und ich? Ich sagte es, weil ich einfach nicht überlegt habe. Und weil ich schlicht und einfach dumm war. Weil ich egoistisch und selbst nicht müde genug war, um einfach zu akzeptieren, dass der gute Mann nicht im Stande war noch großartig zu reden und es nichts mit mir persönlich zu tun hatte. Fazit: Oh ja, es gibt definitiv Arschlöcher auf dieser Erde. Ich habe viele andere Männer bereits bei meinen Freundinnen als Arschlöcher angepriesen, die es auch wirklich nicht anders verdient haben. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen könnte man so beschimpfen, es gibt schließlich auch von unserer Sorte richtige Mistweiber. Aber wieso man einen als Arschloch sieht und ob man das wirklich so sieht und meint, ist ein Unterschied. Also Mädels, erst überlegen, dann beschimpfen! Glaubt mir, ihr erspart euch einiges damit.

Hat er mich ernsthaft verlassen?...Oh ja, das hat er!

Da die Flasche Pina Colada nach zwei Stunden geleert war und sich die letzten Sonnenstrahlen auch schon langsam verabschiedeten, beschlossen wir ins Haus zu gehen. Schon allein, um die alte Seekuh nicht länger ungewollt zu unterhalten. "Ich hab keine Lust mehr über ihn zu reden, ein für alle mal. Das war das letzte mal, dass wir über ihn geredet haben". Ich hörte meine Mutter diesen Satz bereits einige Male sagen, aber es blieb nie dabei. Ganz im Gegenteil, er war oft Thema Numero uno. Ich wollte ihr immerzu sagen, dass sie den Deppen einfach vergessen soll aber ich mied es im allgemeinen Tipps zu geben, da ich mich selbst nie an einen meiner glorreichen Tipps hielt. Ich selbst hing schließlich auch noch an meinem Exfreund wie ein Suizidgefährdeter am Strick. Mh, Sehr makabrer Vergleich, sorry. "Okay Mama, Thema offiziell ein für alle Mal beendet." Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis das Thema wieder auf dem Tisch liegt. "Es ist schon spät und ich stehe morgen um fünf Uhr auf, wenn ich nicht ins Bett komme werden meine Augenringe wohl unübersehbar sein und auf Tränensäcke hab ich auch nicht wirklich Lust. Gute Nacht. Und mach dir nicht so viele Sorgen, das ist nicht gut für dich." Gerade als ich aus der Tür verschwinden und sie noch mal an unser Familientreffen am Samstag erinnern wollte, hörte ich sie bereits schnarchen, sie schlief auf der Couch ein. Sie tat mir wirklich leid, ich wollte sie nicht leiden sehen aber ich konnte nun mal auch nichts an der Situation ändern. Ich wurde langsam müde und der Alkohol machte sich auch schon ein wenig bemerkbar. Ich vertrug leider noch nie so viel, meinen ersten Rausch hatte ich erst mit 21 und musste von zwei Gläsern (starkem) Rotwein kotzen. Es war zwar ungefähr eines der peinlichsten Ereignisse meines Lebens weil das Ganze nicht bei irgendeiner Hausparty auf der Toilette geschah, sondern direkt vor einem Club in den ich natürlich nie wieder in meinem Leben einen Fuß setzen werde. Auch mein neuer Spitzname „Kotzarella“ schmeichelte mir nicht besonders.  Aber wenigstens wusste ich ab dem Zeitpunkt, dass ich und der Alkohol in diesem Leben wohl einfach keine Freunde mehr werden. Pina Colada hingegen war das einzige alkoholische Getränk welches meinen Körper nicht vorzeitig verlassen wollte. Ein bis zwei Gläschen brachten mich nicht um, aber dafür müde. Ich torkelte in die Küche um die zwei Cocktailgläser noch in die Spülmaschine zu stellen und mir noch eine Flasche Wasser zu holen. "Was machst du denn um diese Zeit noch in der Küche“? fragte ich verblüfft, als ich meine Oma mit einem Kreuzworträtsel am Küchentisch sitzen saß. "Ich kann nicht schlafen, deine Schwester dreht und wendet sich wie ein Huhn am Grillspieß und außerdem muss sie ständig Wasser trinken, als hätte sie einen ganzen Schweinebraten verputzt. Soviel Durst kann ein Mensch doch gar nicht haben". Meine Oma war bei uns zu Besuch und schlief in Marijas Zimmer. Da ich nur vorrübergehend daheim wohnte und sich meine Oma weigerte im Gästezimmer zu schlafen, nutzte ich dies aus und genoss den Luxus im eigenen Bett zu schlafen. Marija war meine jüngere Schwester, 18 Jahre alt und hatte ihr eigenes Zimmer. Zu ihrem Bedauern auch ein riesiges Ehebett, welches meine Oma mitbenutzte. Sie blieb noch ganze zwei Monate und obwohl sie bestimmt lieber im eigenen Bett geschlafen hätte, wollte sie mir das Gästezimmer nicht vorenthalten, egal wie sehr ich auf sie einredete. Nicht dass es mich großartig stören würde. "Warum bist du denn noch wach mila"? fragte sie mich und kräuselte die Nase weil ihre Brille immer rutschte. "Mila" ist übrigens ein jugoslawisches Kosewort und bedeutet so viel wie, meine liebe. "Ich saß mit Mama noch auf dem Balkon. Sie ist mal wieder etwas geknickt, du weißt ja...Paul. Wenn ich wüsste, wie ich ihr helfen könnte". "Gar nicht". Meine Oma sprach das aus, was ich dachte und wusste. "Sie kann nichts ändern, er hat sie nun mal verlassen. Genau wie dein Opa uns verlassen hat. Männer sind nun mal so, es braucht nur eine bessere vorbei zu kommen und schon sind sie weg". Ja, unsere Familiengeschichten sind leider dramatisch. Meine Oma war nach der Trennung meines Opas ganze vierzig Jahre alleine und wollte danach auch nie wieder jemanden. Sie sagte, sie käme gut ohne einen Mann zurecht aber ich glaube insgeheim, dass sie ihn nie verschmerzen konnte. Meine Mutter versuchte es wenigstens und datete auch nach der Scheidung einige Männer, jedoch hatte sie nur für Paul wirklich was übrig. Ich setzte mich gegenüber und sah auf das spiegelverkehrte Kreuzworträtsel. "Jennifer Aniston", sagte ich. "Wer"? meine Oma schaute mich entgeistert an. "Na hier, Ex-Darstellerin in Friends, Jennifer Aniston". Ich deutete auf ihr Kreuzworträtsel. Ich war im Lösen von Kreuzworträtseln immer die absolute Niete und füllte meistens immer alles falsch aus. Aber ich kannte alle Namen und Berufungen von Promis, da konnte mir absolut keiner etwas vormachen. "Ihr jungen Leute wisst alles, nur nicht das was ihr eigentlich wissen müsstet. Sag mal hat sich Sascha eigentlich jemals wieder bei dir gemeldet"? fragte sie vorsichtig. "Nein. Und das ist auch gut so...es ist vorbei und ich bin drüber weg." Im Gegensatz zu meiner Mutter die ebenso nicht über ihren Ex hinweg war, log ich ganz ungeniert. Mir geht es super, erst seitdem er weg ist lebe ich richtig, ich finde einen Besseren und die ganze restliche Reihe von der Mein-Leben-ist-ohne-ihn-viel-besser-Palette. Außerdem hätte es sowieso nichts gebracht die Wahrheit zu sagen, meine Oma war etwas gefühlskalt und konnte mit Liebeskummer nicht viel anfangen. Vielleicht liegt es auch daran, dass sie so lange alleine ist und dieses Gefühl nicht mehr kennt. Es war schwierig so zu tun als wäre alles okay, ich konnte mich keinem anvertrauen ohne die übliche Leier zu hören wie: er hat dich doch betrogen, er war ein Idiot, du verdienst was Besseres. Das nervte und außerdem kann man doch wenn man ehrlich ist sowieso keine neutrale Meinung bekommen, da meine Freundinnen immer auf meiner Seite waren, egal was ich tat. Und leider war ich für ein Tagebuch zu alt bzw. fand es im Allgemeinen sehr lächerlich seine tiefsten Gedanken einem Buch anzuvertrauen, welches mir sowieso nicht antworten kann und zum Schluss sogar im besten Versteck der Erde gefunden wird, um die Blamage noch größer zu machen. Die einzige Person der ich mich wirklich anvertrauen konnte war meine beste Freundin Marie. Sie war einfach realistisch, sagte mir klipp und klar was sie wirklich dachte und war aber auch da um mich zu umarmen, falls die Tränen die Schlacht gewannen. "Naja, was hast du erwartet. Ein junger Kerl wie Sascha wird sich nicht gleich binden wollen. Genieß dein Leben. Wenn du erst mal verheiratet bist und Kinder hast, wirst du nichts mehr außer Socken und Unterwäsche sehen. Waschen, bügeln und kochen. Hätte ich gewusst dass dein Opa uns verlässt, hätte ich wahrscheinlich nie geheiratet. Das einzige was ich nicht bereue sind deine Mutter und ihre zwei Brüder". Es hatte keinen Sinn viel darauf zu sagen, mein Temperament war sehr feurig und ich würde ihr wahrscheinlich so die Meinung geigen, dass sie im gleichen Moment ohne Koffer und ohne Essen und Trinken freiwillig zu Fuß nach Jugoslawien laufen würde. Ich hasse es Menschen in eine Schublade zu stecken, schließlich ist nicht jeder gleich. Deswegen schwieg ich und gähnte so laut wie es ging um klar zu stellen, dass ich für eine Diskussion einfach zu müde bin. "Oma ich wünsche dir eine gute Nacht". Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und machte mich anschließend bettfertig. Als ich im Bett lag, dachte ich über die Worte meiner Oma nach. Hatte sie Recht, laufen die Männer der Nächstbesten nach? Ich hörte nach meiner Trennung von Sascha einige Gerüchte, er sei mir fremdgegangen und hatte was mit einer anderen. Ich habe es nicht gesehen und hatte keine Beweise. Und auch wenn ich zu Anfang daran glaubte, traute ich ihm so etwas dann doch nicht zu. Ist Monogamie wirklich der Killer aller Beziehungen oder sind wir vielleicht selbst schuld dass unsere Männer einer anderen hinterher rennen? Natürlich gibt es einfach Trottel die mit ihrem Genital statt mit dem Hirn denken und sich leider auch dementsprechend benehmen. Diese gab´s schon immer und wird es auch in Zukunft geben. Aber ist das wirklich der einzige Grund? Es sind ja schließlich nicht alle Männer hohl in der Birne. Sind wir vielleicht zu anhänglich, lassen wir entweder zu viel oder zu wenig Freiraum? Gibt es so etwas wie lebenslange Monogamie gar nicht? Ich weiß es nicht. Die Frauenwelt hasst mich jetzt wahrscheinlich, da doch alle Männer eigentlich die Übeltäter sein müssten. Aber ich bin am Überlegen, ob wir schlicht und einfach nicht im Stande sind unsere Männer zu halten. Umgekehrt Männer die ihre Frauen lieben, aber an andere, "bessere", stärkere und reifere Männer verlieren. Wir haben ja noch einige Kapitel, um dies heraus zu finden, wobei ich um ehrlich zu sein nicht denke die Antwort zu kennen.

Du bist die interessanteste Frau der Welt! Aber nur für eine gewisse Zeit...

Das Restaurant war proppenvoll und es wimmelte nur so von Frauen, die über ihre Männer und Verflossenen herzogen und tratschten. Auch wir gehörten zu ihnen, als wir im "Da Vinci" auf unsere Spaghetti und das Caprese warteten. Meine Freundin Vanessa trank einen Rotwein während ich sicherheitshalber nur bei Mineralwasser blieb. Ihr wisst ja, meine "Kotzarella-Rotweinkatastrophe". "Es war so romantisch, Aleksa...Die ganzen zwei Monate war er so aufmerksam und lieb, es hat einfach alles gepasst. Er sagte, ich sei total interessant und er liebe es sich mit mir zu unterhalten"! , schwärmte meine liebestrunkene (vielleicht auch rotweintrunkene?) Freundin. Ach ja, Aleksandra heiße ich übrigens. Aleksa nennen mich aber alle. "Wenn ich so interessant bin, warum hat er dann mit mir Schluss gemacht? Ich verstehe ihn einfach nicht. Ach was, ich verstehe diese ganzen bescheuerten Männer nicht...Irgendwas stimmt mit denen doch nicht, ich meine man kann doch nicht nach zwei Monaten brennender Leidenschaft einfach kein Interesse mehr haben!! Endlich kam unsere Vorspeise. Wie meistens, hatte ich es nicht geschafft irgendetwas zu frühstücken und freute mich daher auf das Mittagessen. Das Caprese sah unbeschreiblich lecker aus, aber ich kam nicht zum Genießen, da Vanessa das Thema einfach nicht für ein paar Minuten ruhen lassen wollte. "Ich versteh´s einfach nicht, ich hab ihm meine Freunde vorgestellt und er sagte mir doch selbst dass er total gern mit mir zusammen ist und sich auch eine Zukunft mit mir vorstellen kann. Warum hat er dann doch einen Rückzieher gemacht“? , erzählte sie mit vollem Elan. Und mit vollem Mund. "Aleksa, sagst du vielleicht auch mal was dazu"? Himmel Herrgott noch eins, kann ich nicht einfach meinen verdammten Tomaten-Mozzarella Salat genießen? Anscheinend nicht, nicht mal das dekorative Basilikum schaffte ich mir in den Mund zu stopfen, dabei war meine letzte Mahlzeit eine Tüte M&M´s gestern Abend. Naja, so gemein kann ich jetzt auch nicht sein, schließlich hat Sie mir auch volle zwanzig Minuten zugehört, als ich meine fast dreijährige Beziehung mit Sascha beendet habe. Ja meine Freunde, ihr hört den Sarkasmus raus. "Vanessa sieh´s doch mal positiv, du bist ihn los. Du siehst doch, dass er es nicht wert ist"! Ich ertappte mich dabei ihr genau das zu verklickern, was andere Menschen mir nach der Trennung verklickern wollten. Wie erwartet, schlug diese Methode auch bei ihr nicht an. "Ach spar dir das Null-Acht-Fünfzehn-Gequatsche...sag mir lieber, was schief gelaufen ist"! Ich schlang meine Tomaten runter und erstickte fast daran, nur um ihr schnell zu antworten, bevor sie wieder sauer wird und anfängt rumzuschreien. Und woher sollte ausgerechnet ich, diejenige deren Liebesleben ungefähr der Titanic glich, und ich meine nicht die romantische Lovestory zwischen Jack und Rose, sondern den Eisbergcrash und das sinkende Schiff, wissen was da schiefgelaufen ist? "Willst du meine ehrliche Meinung"? Ich wartete erst gar nicht ihre Antwort ab sondern redete fröhlich drauf los um endlich meinen Mozzarella genießen zu können. "Ich denke er hatte einfach keinen Bock auf dich". Stille. Ein eisiger Blick traf mich wie ein Blitz einer Schneekönigin, dessen Hölle nun endgültig zugefroren war. Einen kurzen Augenblick lang, sah ich ein weißes Licht und mein ganzes Leben an mir vorbeiziehen. "Willst du sagen ich bin uninteressant"? In diesem Moment, wünschte ich mir doch an der Tomate zu ersticken. Ich wusste, dass ich mal wieder zu voreilig meinen Mund aufmachte. "Nein das will ich ganz bestimmt nicht sagen Vani. Ich sage nur, dass er wahrscheinlich nach zwei Monaten gemerkt hat dass das zwischen euch doch kein loderndes Feuer ist, sondern nur ein Flämmchen. Vielleicht hat er einfach bemerkt, dass ihr doch nicht so gut zusammenpasst. Das liegt aber bestimmt nicht an dir, du bist nämlich eine tolle Frau". Ich merkte wie der Zorn den sie eigentlich hätte an ihm auslassen sollen, zu mir überging. Ach Aleksa, du Vollhorst, warum hast du nicht einfach die Steilvorlage genommen? Er ist ein Blödmann, er ist an allem Schuld bla bla bla. "Ja super Aleksa, vielen Dank für deine unglaubliche Hilfe!“ Anscheinend sah sie das genauso. "Und warum konnte er mir das nicht einfach nicht gleich sagen? Ich bitte dich, daran wird es wohl kaum liegen. Wenn man merkt dass es nicht passt, dann macht man doch gleich Schluss und zieht das nicht noch ganze Zwei Monate unnötig in die Länge, oder? Ach weißt du was, warum frage ich dich, du bist seit Sascha sowieso nicht in der Lage vernünftig zu urteilen. Ich geh mal kurz auf die Toilette, ich habe von der vielen Aufregung gleich Magenschmerzen bekommen...Passt du auf meine Gucci auf?“ Ohne dass ich überhaupt noch hätte antworten können, verschwand sie und ließ mich alleine zurück. Typisches Mittagsessen-Szenario mit Vanessa. Sie wollte immer eine ehrliche Meinung zu ihren Männergeschichten hören, vertrug sie dann aber nicht. Einerseits tat sie mir zwar leid, weil sie anscheinend auf der Suche nach der großen Liebe war und sie einfach nicht zu finden schien, im Gegensatz zu ihrer Schwester die bereits verheiratet war und auf die sie sehr neidisch war. Andererseits hatte sie eine komische Eigenart. Im Großen und Ganzen war sie eine etwas exzentrische, aber dennoch liebenswerte 27-Jährige. Während ich kurz davor war mir doch ein Glas, ach was am besten eine ganze Flasche, des stärksten Rotweines zu bestellen um dieses Mittagessen heil (und vor allem lebend) zu überstehen, überlegte ich warum man nach zwei Monaten regelmäßigem treffen den Kontakt urplötzlich abbrach. Dieses Thema war mir nicht neu, denn auch mir ist das bereits passiert. Ungefähr ein halbes Jahr nach der Trennung von Sascha lernte ich einen gutaussehenden Investmentbanker kennen. Er war ein typischer Anzugträger der auf dem ersten Blick der totale Spießer war, auf den zweiten Blick war er aber ein sehr interessanter und lustiger Kerl. Wir lernten uns durch Zufall in einem Café kennen, genau wie ich wollte er einfach eine halbe Stunde den Großstadtjungle hinter sich lassen und einen Cappuccino genießen. Alle Tische waren bereits voll, so dass er sich zu mir setzte. Wir unterhielten uns gut und tauschten auch relativ schnell unsere Nummern aus. Es hatte auf Anhieb gefunkt und wir trafen uns so oft es nur ging. Vom Kino über romantische Abendspaziergänge bis hin zum Dinner for two war alles mit dabei. Klingt nach Hollywoodspießigkeit, aber es war richtig cool und erfrischend. Wir hatten ähnliche Interessen, dieselben Zukunftsträume und legten beide großen Wert auf Humor. Schnell lernte ich seine Kumpels kennen, er lernte meinen Freundeskreis kennen und nach drei Monaten überlegte ich bereits, ob ich ihn nicht meiner Familie vorstellen sollte. Deswegen war ich total überrumpelt als er mir nach über drei Monaten mitteilte, dass aus uns nichts werden kann. "Unterschiedliche Zukunftspläne und keine gemeinsame Perspektive" waren die Wörter die mir das Hirn zermalmten. Totaler Schwachsinn, wir haben von Anfang an mit offen Karten gespielt und es war klar, dass wir beide das gleiche vom Leben erwarteten. Nun ja, zumindest dachte ich das. Klang also eher wie eine faule Ausrede um aus der Sache irgendwie unbeschmutzt raus zu kommen. Aber der Satz der mich wirklich sowohl zur Weißglut trieb als auch unglaublich enttäuschte war: "Aleksandra, mir fehlen eben letztendlich die Gefühle. Ich dachte sie kommen noch, aber es tut sich nichts". Ja super du Genie, Gratulation dass du nach drei Monaten endlich erkannt hast, dass da nix ist! Das fällt dem guten Herren aber auch früh ein? Identische Situationen, andere Darsteller: meine zwei Freundinnen Susi und Lena hatten den gleichen Fall. Zwei Monate gedatet (Susi schaffte es ganze acht Monate, bevor dem Typen klar wurde dass er eigentlich nichts festes will, das nenn ich mal Rekordzeit) nach zwei Monaten konstanter Romanze genau der gleiche Satz: "Ich dachte es ergeben sich Gefühle, aber diese kann man leider nicht erzwingen." Ach sag bloß, Arschgesicht?! Tut mir Leid, wie gesagt ich habe die Neigung zu fluchen. Klar, sie hatten Recht. Gefühle kann man nun mal leider nicht erzwingen. Aber das soll man verdammt noch mal auch gar nicht! Man sollte einfach ehrlich sein, dann spart man sich einen Haufen Ärger und auch verletzte Gefühle. Kann man denn nicht im Vorhinein schon sagen, hey sorry es passt einfach nicht? Ich frage mich, ob Männer einfach nicht die Corones haben um die Wahrheit auszusprechen. Kann es sein, dass sie tatsächlich Angst haben uns zu verletzen? Oder haben sie Angst, dass wir sie nicht verletzen? Eine Freundin von mir ist Capoeira-Meisterin, sie könnte ohne mit der Wimper zu zucken aus ihrem Ehemann Sushi machen wenn er nicht aufpasst. Doch es ist eher unwahrscheinlich dass sie aus körperlichen Gründen Angst vor uns haben. Falls tatsächlich eine Angst da ist, dann wahrscheinlich nur die Angst ums Image. Die rachesüchtige Exfreundin erzählt lauter Gerüchte oder macht dem Mann so ein schlechtes Gewissen, dass er am liebsten für ewig ins Kloster möchte.  Vielleicht ist es auch der Hundeblick der Frau, welche Männer einfach beeinflussen. So nach dem Motto: Ich würde dir ja gerne sagen dass sich außer in meiner Hose sonst leider nichts tut wenn ich dich sehe , aber du guckst einfach so süß, dass ich es nicht übers Herz bringe. Hier, ein Leckerli! Lächerlich. Wir wollen lieber harte Worte, als einen harten...Naja ihr wisst schon.  Wir sind doch keine fünfjährigen Mädchen die es nicht verkraften, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt und der Osterhase auch nur erscheint, wenn man zu fest am Joint gezogen hat.  Letztendlich sind wir vielleicht auch einfach selbst schuld. Wir geben Ihnen einfach das Gefühl gebraucht zu werden, sie sind unsere Helden und können alles.  Die wiederum fühlen sich natürlich geschmeichelt, genießen das Gefühl, klar warum nicht? Jeder Mensch wird doch gerne gebraucht, Mütter sorgen schließlich nicht umsonst so gut für ihre kleinen Bälger. Oder brauchen Männer einfach länger um sich über ihre Gefühle klar zu werden? Ich bin kein Psychologe, kenne mich mit Männern ungefähr so gut aus wie mit Autos (also ungefähr 0,01 Prozent?)  und gebe jetzt bestimmt für 90 Prozent aller Frauen die falsche Antwort ab, aber: Ich glaube, ja ohne Scheiß, dass es auch Männer gibt die die richtige Frau suchen und das Ganze einfach beobachten um zu sehen ob es klappen könnte. Während für uns Frauen bereits nach dem ersten Kuss feststeht ob wir uns mit diesem Mann eine Zukunft vorstellen können, ist es für Männer ein Beobachtungsprozedere. Wie die Steinzeitmenschen beobachten sie erst das Raubtier, sein Benehmen und seine Bewegungen. Dann pirschen sie sich ran und entscheiden in dem Moment, ob sie das Raubtier wirklich erlegen können oder nicht. Vielleicht merken viele Männer nach einer gewissen Zeit, dass sie es mit uns einfach nicht aufnehmen können. Zu intelligent, zu hübsch, zu reif oder weiß der Geier. Vielleicht fühlen sie sich dem ganzen nicht gewachsen? Oder, sie haben das Raubtier erlegt und merken, dass es einem nicht schmeckt. Vielleicht ist die Frau einfach doch nicht ihr Fall, aus welchen Gründen auch immer. Und man(n) hat einfach länger gebraucht um dies zu erkennen. Was auch immer es ist: Männer, könntet ihr euch einfach schon ein bisschen eher Gedanken machen? Herzlichen Dank aber auch!

La Famiglia...Wie, du bist noch nicht verheiratet?

Es war soweit. Die Hölle war nun bereit, endlich zu gefrieren. Samstagabend, Familientreffen. Alle zwei bis drei Jahre mietete meine Familie einen riesigen Saal in dem ungefähr 100 Leute reinpassen und gefühlte 99 Verwandte erschienen auch tatsächlich. So groß kam mir meine Familie zumindest vor. Da wir alle zu meinem Bedauern in Deutschland lebten und ein kleiner Teil meiner Familie in Österreich wohnte, konnten wir es organisieren zu diesem Familientreffen zu erscheinen. Versteht mich nicht falsch, ich liebe meine Familie aber mal ehrlich, es kam mir eher so vor als wäre ich auf einem Klassentreffen wo man sich zwar freute seine alten Schulkameraden wieder zu sehen, im gleichen Atemzug sich aber sogar noch mehr auf die Lästereien freute. Wer hat was erreicht, wer war bereits verheiratet oder hatte sogar schon eine Horde Kinder? Wer fährt den neuesten BMW und wer hat zwanzig Kilo zugenommen und ist noch immer einsam und allein oder sogar geschieden? Ich war noch nie ein Fan von großartigem Getratsche, ich habe schließlich Klasse. Ich verstand diesen Aufwand sowieso irgendwie noch nie  so richtig, wir lebten gerade mal eine Stunde Autofahrt voneinander entfernt doch anstatt sich regelmäßig zu besuchen, wollte meine Familie lieber alle paar Jahre mal auf den Putz hauen und richtig die Sau rauslassen. Ich betrat den Saal und begutachtete die festlich gedeckten Tische, die Live band (ja, meine Familie organisierte ohne Witz jedes Mal eine Live band, in der Hoffnung man könnte am gleichen Abend noch eine spontane Hochzeit feiern) und das riesige Buffet mit dem Extratisch für den selbstgebrannten Pflaumenschnaps meines Großonkels. Die jugoslawische Musik dröhnte mir bereits durch die Ohren und es fanden sich schon die ersten auf der Tanzfläche. Gerade wollte ich mir einen Teller nehmen und mich aufs Buffet stürzen welches hauptsächlich aus Fleisch bestand, als mich jemand wie eine Ninja-Schildkröte im Turbomodus seitlich am Arm packte und in die Ecke zog. "Aleksa, der Freak ist da! Er hat mich bereits gefragt ob du auch kommst und ich wusste nicht was ich sagen sollte, also schwindelte ich du seist gerade bei deinem Freund. Nur damit du Bescheid weißt." Na vielen Dank auch. Jetzt hatte ich nicht nur einen Stalker, sondern auch eine Familie am Hals die im Glauben gelassen wurde, ich seie doch tatsächlich wieder vergeben. "Sag mal hast du nen kompletten Schlag, Tanja? Du kannst doch hier nicht rumerzählen dass ich einen Freund habe! Du weißt doch dass der Depp seine Klappe nicht halten kann und nach zehn Minuten der ganze Saal davon weiß". Tanja war meine jüngere Cousine, die ich im Gegensatz zum Rest meiner Familie regelmäßig und sogar freiwillig besuchte. Der erwähnte "Freak" war der beste Kumpel meines Cousins Milan, welcher komischerweise jedes mal bei unserem Familientreffen dabei war obwohl er ja nicht mal zur Familie dazugehörte. Und obwohl er ganze drei Jahre jünger als ich war und eher meine Schwester Marija seinem Alter entsprach, klebte er an mir wie ein Kaugummi im Haar eines tollpatschigen Schulmädchens. Ich hatte ihm bereits einige Male erklärt dass ich (Och Gottchen) leider leider nicht seine Freundin sein kann, da er der beste Freund meines Cousins sei und ich die Freundschaft zwischen den beiden nicht gefährden möchte. Der wahre Grund war einfach der, dass er ein schmieriger Obermachotyp mit viel zu viel Aftershave und Gel in den Haaren war. "Schwesterherz, Freak auf zwölf Uhr"!, flüsterte Marija und ehe ich mich versehen konnte, stackselte er mit seinem Glitschkopf gerade auf mich zu. "Oooooh sieh an sieh an, wen haben wir denn da"? Er tat ja regelrecht so als wäre ich auf seiner Familienfeier und nicht umgekehrt. Vollpfosten. "Hi Marko…Wie geht´s denn so"? Ich streckte ihm die Hand aus aber obwohl ich ein Stoßgebet zum Himmel schickte, er solle mich doch bitte nicht abknutschen, zog er mich zu sich und schlabberte mich total ab. Bussi links, Bussi rechts und wieder Bussi links und wieder Bussi rechts. Ja ja passt schon wieder. Das Aftershave brannte mir in den Augen und er erinnerte mich an meinen Vater, der benutzte auch immer Old Spice. Jetzt kam mir schon fast das Kotzen. "Ach du kennst mich doch, ich lass mich nicht unterkriegen. Wo ist denn dein Freund? Tanja sagte du hast da jemanden...wo ist er denn, hattet ihr Streit? Ist er deswegen nicht mitgekommen? Ich wette, der behandelt dich nicht so gut, wie ich es tun würde"! Tausend Fragen, als wär ich beim Verhör. Und nur eine korrekte Antwort auf all seine dämlichen Fragen: es gibt keinen Freund du Glitschbirne! Den hat sich mein superbrain von Cousine nur ausgedacht, damit du deine schmierigen Finger von mir lässt. Natürlich antwortete ich aber galant und charmant: "Ach, ich denke es ist noch zu früh um ihn der ganzen Familie vorzustellen." "Dann wird dein Freund wohl doch nicht der Wahre sein, wenn du ihn schon versteckst." Ich merkte, wie mir das Blut in die Wangen stieg und ich hatte das starke Bedürfnis, auch in Markos Gesicht Blut zu sehen. Ich hätte nichts dagegen, ihn mal meine Faust riechen zu lassen. "Wie heißt der Glückliche denn überhaupt"? "Ähm, also er heißt, ähm...Miroslav"! Miroslav? Habe ich gerade echt Miroslav gesagt? So hieß mein Opa! Meine Schwester konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen und ehe die Ölbirne sich dazu äußern konnte, kamen seitlich bereits meine zwei Großtanten. "Aleksandra Schätzchen, warum hast du Miroslav nicht mitgebracht"? Verdammt noch eins, woher wissen die beiden bitte bereits davon? Den Namen habe ich mir doch gerade erst ausgedacht! Ich wusste doch dass ich verwanzt wurde. Mysteriös... "Ach wisst ihr, er ist seeehr schüchtern. Er fühlt sich in Menschenmassen nicht so wohl, es kommt mir vor als würde er sich dann immer in Luft auflösen, als wäre er durchsichtig"! Tanja und Marija hielten es einfach nicht mehr aus und prusteten wie verrückt los. Solche Mistweiber. "Ach schade! Ein ander mal bestimmt"! "Ja klar, bestimmt ein ander mal. Seit mir nicht böse aber ich will noch was von den Cevapcici abbekommen, solang nicht Onkel Vlado wieder alles aufisst. Wir plaudern später!" "Ja meine Liebe, dann musst du dich aber beeilen. Das Dickerchen steuert mal wieder Richtung Buffet. Bis später"! Ich verschwand so schnell, dass ich mich fast in meinem Kleid verhedderte. Ich hatte mir mit dem Kleid mein eigenes Grab geschaufelt denn es war trägerlos, bodenlang und cremeweiß, fast so wie ein Hochzeitskleid nur ohne das ganze Geschnörkel drumherum. Dies bemerkten auch meine drei anderen Tanten und ehe ich die Flucht ergreifen konnte, fingen sie schon an mich zu therapieren. "Aleksandra, du könntest heute Abend locker heiraten in deinem wunderschönen weißen Kleid. Und den richtigen Bräutigam hätten wir auch bereits in Aussicht" kicherte meine Tante und die anderen zwei zwinkerten in Marko Richtung. Marko soll der richtige Bräutigam sein? War ich denn wirklich schon an dem Punkt angekommen, dass ich tatsächlich diese Sardine zu meinem Angetrauten nehmen sollte? Alle Weinflaschen dieser Welt reichten nicht aus um mich so sternhagelvoll zu bekommen, dass ich ihn freiwillig und ohne Fuß- und Handfesseln date, geschweige denn heirate. Eher würde ich mir selbst einen Kopfschuss verpassen. Ich belächelte das ganze nur und wollte mich eigentlich wieder meinem Grillfleisch zuwenden, doch meine heiratsvernarrten Hexen, äh ich meine Tanten, wollten mich einfach nicht in Ruhe lassen. "Jetzt mal Spaß bei Seite", sagte die Hexenanführerin mit ihren tiefgelegten Augenbrauen, "wann können wir dich endlich in der Kirche sehen?" Wenn du deine Teufelsaustreibung hast, die Show will ich nicht verpassen, dachte ich. Ich mochte sie am allerwenigsten von all meinen Verwandten, obwohl sie mir immer an Feiertagen und Geburtstagen die schönsten Geschenke machte. Also Cash versteht sich. Aber dieses leidige Hochzeitsthema konnte ich einfach nicht mehr ertragen. "Wir wollen sehen wie du endlich die Krone aufsetzt und der Pfarrer euch zu Mann und Frau erklärt. Und Kuchen wollen wir auch"! Dann back dir doch einen, du alte Zippe. "Naja Tante Bilja, warum fragst du nicht Sandra wann es Kuchen gibt, sie ist doch schließlich schon so lange mit Zeljko zusammen, sie ist zuerst dran mit dem Heiraten". Sandra war 30 Jahre alt, schon seit sieben Jahren mit Zeljko zusammen und seit ungefähr vier Jahren sogar mit ihm verlobt, doch irgendwie tat sich nichts.  Nur blöd dass sich auch nie was tun wird da Sandra eigentlich lesbisch ist. Jeder von uns wusste es irgendwo, aber ich wusste es zu Tausend Prozent, da sie es mir persönlich erzählte. Zeljko war ihr Alibiverlobter, der zwar nicht homosexuell ist, jedoch schlicht und einfach auch keinen Bock hatte zu heiraten. Stattdessen hatte er viel mehr Bock die Hälfte seines Geldes für Bier und Stripschuppen auszugeben. Die beiden kannten sich noch aus dem Kindergarten und beschlossen, um nervenden Verwandten den Mund zu stopfen, eine WG zu gründen und eine Beziehung vorzugeben. Insgeheim wusste das Tante Bilja auch bestimmt, aber sie würde es nie im Leben zugeben. "Ja weißt du Aleksa, deine Cousine Sandra ist ja bereits verlobt, die Hochzeitsplanung ist im vollen Gange"! Ja klar, und ich bin Bob Marley. "Dann lass es mich wissen, wenn es soweit ist". Da ich wirklich keinen Nerv mehr hatte über mein weißes Kleid und irgendwelche bevorstehenden Hochzeiten die sowieso nie stattfinden werden zu sprechen, packte ich mir einen Berg Fleisch auf den Teller, schaffte es sogar noch ein Gläschen Pflaumenschnaps zu organisieren und verschwand auf die Terrasse. Die Party war schon im vollen Gange, sodass keiner auf die Idee kam mich zu suchen - zu meiner großen Überraschung. Wie ich so auf der Treppe saß und versuchte mein Möchtegernhochzeitskleid nicht mit der Fettigen Ajvar-Sauce zu bekleckern, dachte ich über Hochzeiten nach. Ist es denn wirklich so schlimm mit 25 Jahren noch unverheiratet zu sein? Ich hatte ja noch nicht mal den richtigen Mann gefunden mit dem ich mir überhaupt eine Beziehung vorstellen konnte, geschweige denn ihn sogar zu heiraten! Und überhaupt, wann weiß man denn bitte wann der richtige Zeitpunkt ist? Denken wir mal zurück. Es gab einen Augenblick in meinem Leben wo ich mir sicher war dass ich heiraten möchte. Und zwar genau den Mann, mit dem ich auch in diesem Moment zusammen war. Drei Mal dürft ihr raten mit wem - Ding ding ding, ja genau mit Sascha. Er war derjenige, den ich heiraten wollte. Ich habe es rasend schnell gemerkt und war mir auch sehr sicher bei der Sache. Da es dummerweise nicht mit uns klappte, war der Traum ausgeträumt. Werde ich jemals wieder in der Lage sein zu entscheiden bzw. zu spüren, welcher Mann mein Ehemann sein könnte? Ist das in der heutigen Zeit überhaupt noch nötig? Menschen heiraten und brauchen sogar mehr Zeit um sich für die richtige Hochzeitstorte zu entscheiden, als zu überlegen ob sie wirklich heiraten wollen. Und noch schneller sind sie sogar geschieden. Hatte meine Oma Recht, ist eine Hochzeit nur für einen Augenblick das Wahre und danach wartete der Rosenkrieg? Schlachten, ja sogar ganze Kriege um Möbel, Kunststücke, Immobilien und Geldanlagen. Nicht zu vergessen die Kinder, vorausgesetzt man hat welche. Außerdem ist das die Tatsache dass sich aus unendlich scheinender Liebe auf ein Mal Hass ergibt. Ich wusste nicht, ob ich das möchte und ob ich das verkraften würde. Ich betrachtete meinen Freundeskreis und kam zu dem Entschluss, dass es nur zwei Arten meiner Freunde gab: Die Ehepaare und die eisernen Singles. Verheiratet waren komischerweise nur die, die auch im Allgemeinen ein sehr unkompliziertes Liebesleben führten. Da war meine Capoeira-Freundin die ihren Ehemann bereits nach drei Monaten heiratete. Sie war auch sonst immer sehr unkompliziert, wahrscheinlich gefiel das ihrem Mann auch so an ihr. Während ich nach drei Dating-Monaten den Laufpass bekam, heiratete die andere. Sie war vor ihm auch nicht wirklich an großartigen Affären und Romanzen interessiert und entschied sich ganz schnell für eine Ehe. Mittlerweile sind sie schon seit drei Jahren verheiratet und es läuft alles wunderbar. Die andere war erst vier Jahre single um dann mit ihrem damaligen Freund, heutigem Ehemann, nach nur drei Monaten zusammen zu ziehen. Nach Drei Jahren Beziehung folgte die Märchenhochzeit und kurz darauf auch ihr kleiner Sohn. Und dann hätten wir Vanessas Schwester Jenny. Vanessa ist ein Biest? Ne ne, die ist im Gegensatz  zu Jenny noch ein zahmes Streichelzootier. Jenny hatte ständig Männer, es durfte keiner eine Macke haben, er musste perfekt sein. Ich, die ja nun wirklich nicht wählerisch ist, treffe nicht auf die Liebe meines Lebens. Aber Jenny, die bei jedem das Haar in der Suppe suchte, traf irgendwann mal tatsächlich auf ihren Traummann. Ich hatte immer erwartet dass sie irgendso einen Wall-Street-Verschnitt mit nem Haufen Kohle und zehn Häusern heiratet. Dabei hat sie einen sehr bodenständigen und liebenswerten Mann gefunden, der eigentlich gar nicht mal so perfekt ist aber dennoch für sie perfekt genug. Obwohl sie die größte Kritikerin und Perfektionistin weit und breit ist. Und die anderen drei Freundinnen? Genau wie ich, eiserne Singles. Susi war zu sehr verletzt und hat sich selbst geschworen nie wieder jemanden zu nah an ihr Herz zu lassen. Sie hatte einfach keine Lust mehr zu raten, was der Kerl will und was nicht. Sie war lange mit einem Mann zusammen, der sie eigentlich auch glücklich machte. Der einzige Haken dabei war, dass er selbst nicht wirklich wusste ob er eine Beziehung möchte oder nicht. Nach ihm konnte sie einfach keinen mehr an sich ranlassen. Zu dieser Sorte Frauen gehörte auch ich. Ich versuchte es wirklich, redete mir ein dass jeder der mich auch nur anguckte eventuell Prince Charming sein konnte, aber es konnte mir einfach keiner das geben, was mir vorher Sascha gab. Deswegen legte ich das Projekt Männersuche erstmal aufs Eis. Und Dina? Sie war sehr wählerisch. Genau wie Jenny, sie wollte den perfekten Mann. Naja wobei perfekt ja immer relativ ist, sagen wir, sie wollte einfach nur den richtigen finden. Aber es ist nun mal leider nicht so easy wie es klingt. Und zu guter Letzt hätten wir noch Kristina. Kristina wollte zwar einen Freund, sie wollte sogar auch mal heiraten, aber eher unklassisch und ohne viel Kitsch und Tamtam. Sie wollte aber hauptsächlich jemanden finden, der sie nicht zu den üblichen Hausfrauenaufgaben drängte, denn sie war alles andere als die typische Hausfrau die stundenlang am Herd stand und die Bude putzte. Lieber ging sie auswärts essen, putzte statt der Wohnung ihre neuen Schuhe und genoss einfach ihr Leben. "Ich werde ganz bestimmt nicht mein jetziges Leben für einen Mann umkrempeln", sagte sie. Recht hatte sie ja auch, das sagte sogar meine Mutter. Ach ja, beinahe hätte ich meine beste Freundin Marie vergessen zu erwähnen. Sie war die einzige die weder Fisch noch Fleisch war. Sie liebte ihren Freund, wollte auch mit ihm zusammen bleiben. Andererseits hatte sie nicht großartig Lust ihn zu heiraten und ihm Kinder zu gebären. Sie lebte Tag ein Tag aus mit der Philosophie, "alles chillig zu sehen", wie sie immer zu pflegen sagte. Es ist interessant, wie unterschiedlich die Menschen sind. Die einen merken erst nach drei Monaten dass sie eigentlich gar nicht mit diesem Menschen zusammen passen, die anderen wissen bereits nach drei Monaten dass sie mit diesem Menschen ihr restliches Leben verbringen wollen. Und dann gibt es sogar noch diejenigen, die das Glück gefunden haben, sich aber nicht sicher sind ob sie es ein Leben lang behalten wollen. Wann wissen wir wann es sich richtig anfühlt? Ich bin mir sicher, dass jeder Topf seinen Deckel findet...und bis dahin? Gibt´s halt Alufolie. Ja, auch ich werde mich wieder verlieben und eines Tages heiraten, ich wette um nen Hunderter!

Die gute alte Exfreundin

Obwohl es schon Ende September war, brannte mir die Sonne richtig auf den Rücken. Marija und ich saßen auf der Terrasse der nobelsten Eisdiele weit und breit. Ich schlang meinen riesigen und teuren Eisbecher innerhalb kürzester Zeit runter, während Marija ihren kaum angefasst hat. Das Eis war schon fast geschmolzen, doch das juckte sie kaum denn unser Thema war heißer als die Sonne. "Ich will ja nichts sagen, aber du weißt schon dass ich ein halbes Vermögen für deinen Eisbecher hinblättere..? Iss den dann auch mal!" "Ich könnte ihn mit blosen Händen umbringen und ich würde es nicht bereuen, auch nicht, wenn ich dafür in den Knast wandere"! Ich hatte meine Schwester selten so aufgebracht gesehen und vor allem so mordlustig. "Unglaublich, da rennt er mir zuerst wie ein Hündchen hinterher um dann auf einmal doch seiner Exfreundin nach zu heulen. Solche sind mir ja am liebsten." zischte sie. "Ich bin immer noch im Schock...Erzähl mal, was hat er denn genau gesagt"? "Nicht all zu viel, ich musste ihm natürlich jedes Wort aus der Nase ziehen. Er meinte kurz und knapp nur, dass ich zwar total süß und nett bin und was Besseres als ihn verdiene. Der einzige Punkt in dem das Arschgesicht recht hat. Er ist sich nicht sicher ob er auch schon für eine neue Beziehung bereit ist, er würde es sich zwar total wünschen und er könnte es sich generell mit mir auch vorstellen, aber seine Exfreundin spukt ihm noch im Kopf herum. Es wird gleich was ganz anderes mit seinem Kopf passieren"! Meine Schwester war nicht der Typ Frau, die wegen einem Mann monatelang heulte und sich die Wampe mit Schokolade vollschlug um ihn zu verschmerzen. Sie war eher der Typ Frau die reinzufällig in der Gegend war um sein Haus mit Eiern zu bewerfen und seinem Auto mit dem Vorschlaghammer einen neuen Look zu verpassen. Aber dieses Mal, hätte ich schwören können in ihren Augen nicht nur Wut, sondern auch Trauer sehen zu können. Sie hatte ganz glasige Augen und obwohl sie schon in ihrem Kopf bereits professionelle Mordpläne zusammenbastelte, hörte ich aus ihrer Stimmlage nicht die Wut sondern die Traurigkeit heraus. Meine kleine Schwester hatte doch tatsächlich zum ersten Mal wirklichen Liebeskummer! Da stimmte irgendwas nicht. Der Typ muss ja wohl ne ganz heiße Nummer sein um es zu schaffen meiner Schwester Liebeskummer einzuflößen. Ich verstand sowieso nie wirklich wie man meiner Schwester überhaupt eine Abfuhr erteilen kann. Sie war fast 1,80 m groß, hatte unglaublich lange und schlanke Beine, ein sehr hübsches Gesicht und superlanges, dunkelbraunes Haar. Der Mann der sie nicht wollte, musste wohl wirklich schwul sein, anders konnte ich es mir nicht erklären. "Aber hat er dir nicht erzählt er sei über sie hinweg? Das muss doch jetzt bestimmt schon zwei Jahre her sein dass die auseinander sind, oder hab ich da etwas falsch verstanden"? "Ja, erzählt hat der Kerl viel, aber anscheinend nichts was auch wirklich der Wahrheit entspricht. Anfangs meinte er, sie sei so ein schlechter Mensch, sie war nie für ihn da wenn er sie gebraucht hat und dass sie den Mund nicht aufmachen konnte ohne gleich zu lügen. Und weißt du was das witzigste an der ganzen Geschichte ist? Ich wollte ihn zuerst gar nicht! Er hat mich solange gefragt bis ich eingeknickt bin und ja gesagt habe. Und selbst nach unseren ersten par Dates hatte ich keine Lust auf ihn. Und dann hat er es doch irgendwie geschafft mich rumzukriegen und dazu zu bringen ihn zu mögen." die Augen meiner Schwester wurden immer glasiger und ich hatte Angst sie würde gleich in Tränen ausbrechen. "Mimi sei nicht traurig, schau dich doch mal an, ich wette der bereut es bereits jetzt dich abgesägt zu haben"! Ich umarmte meine Schwester seitlich und sah eine Träne aufblitzen. Schnell griff ich in meine Tasche um ihr ein Tempo zu reichen. "Warum macht er so etwas? Warum versucht er mich erst zu überreden, dann verliebe ich mich tatsächlich in ihn und dann serviert er mich wegen seiner völlig bescheuerten und dazu noch ultrahässlichen Exfreundin ab. Was hat sie denn was ich nicht habe"? Das gleiche fragte ich mich auch. Was haben diese mysteriösen Exfreundinnen nur an sich? Mir ist auch aufgefallen, dass die meisten Exfreundinnen wirklich nicht hübsch sind. Ich bin wirklich kein oberflächlicher Mensch und urteile auch über andere nicht nach ihrem Äußeren. Aber mir ist aufgefallen dass viele Exfreundinnen, egal ob von meinen Exfreunden oder von denen meiner Freundinnen, nicht mal annähernd hübsch sind. Und laut der Geschichten hatten die meisten auch angeblich einen schlechten Charakter. Was bitte, war an denen  dann so besonders? Irgendwas musste an denen doch so toll sein, wenn man von ihnen trotz der schlechten Eigenschaften, dennoch redete. Vielleicht waren die ja besser im Bett? Oder hatten so viel Kohle, dass man über den schlechten Charakter hinwegsehen kann. Nicht nur dass mir nicht verständlich war, warum man denen obwohl sie ja angeblich so schlecht waren immer noch nachtrauen muss bzw. über sie reden muss sondern auch die Tatsache warum man mit so einem Menschen überhaupt zusammen war (und dann teilweise wirklich auch noch lange), brachte mich zum Schmunzeln. Ich kann mich an den Anfang meiner Beziehung mit Sascha erinnern, er hatte mir am Anfang erzählt ihm sei seine Ex fremdgegangen. Er hat sich bei mir ausgeredet und ich hatte auch keine Hintergedanken oder sonst irgendein schlechtes Gefühl. Er erzählte mir wie toll ich sei und wie viel besser als seine Exfreundin. Zuerst fühlte ich mich geschmeichelt da er anscheinend wirklich fand ich sei die bessere Wahl. Dann machte ich mir aber langsam meine Gedanken...warum redet er so schlecht über sie? Wird er das gleiche auch bei mir abziehen, falls wir uns eines Tages trennen? Ich ignorierte es dennoch, weil ich so verliebt war wie noch nie zuvor in meinem Leben. Mir fiel jedoch zunehmend auf dass er von ihr redete. Er sagte zwar nie etwas nettes über sie, aber die Tatsache dass er überhaupt von ihr erzählte gefiel mir ganz und gar nicht. Ich traute mich erst nach zwei Monaten dieses Problem anzusprechen und danach war endlich Ruhe. Bis heute weiß ich nicht ob er sie wirklich einfach so abgrundtief hasste weil sie ihm fremdging, ob er das unbewusst tat so wie er mir das damals auch versicherte oder, ob er einfach nicht damit klar kam dass er sie verloren hat, auch wenn er derjenige war der die Beziehung beendete. Bevor Jenny damals ihren heutigen Ehemann kennenlernte, war sie in einer ähnlichen Situation wie meine Schwester heute. Sie lernte damals einen wirklich sehr hübschen Italiener der erst seit ein paar Jahren in Deutschland lebte kennen und verliebte sich unglaublich schnell in ihn. Der Haken war nur, dass er kurz davor mit seiner Freundin Schluss gemacht hat. Das unglaubliche an der Geschichte: Seine Exfreundin war das totale Miststück! Ich kannte sie persönlich und konnte sie einfach nicht leiden. Jenny war wie bereits erwähnt auch nicht ohne, aber wenn sie für jemanden wirklich etwas übrig hatte, war sie der Engel in Person. Sie hörte ihm zu wenn er sich bei ihr ausheulte, sie war wirklich geduldig und war ihm nicht mal böse wenn er in hohen Tönen von ihr sprach (obwohl er wirklich keinen Grund hatte, dieses verlogene Biest zu loben). Vielleicht war sie auch etwas zu naiv da es ja offensichtlich war dass er seine Ex noch liebte. Sie schaffte es jedoch trotzdem ihn für sich zu gewinnen und nach allem, was sie sich anhören und gefallen lassen musste, hat der Typ es doch tatsächlich zusammengebracht sie nach einiger Zeit wegen seiner Exfreundin zu verlassen. Sie war wirklich am Boden zerstört und wäre fast durch unsere damaligen Uniprüfungen durchgerasselt, weil sie mehr mit heulen als mit lernen beschäftigt war. Es war eine sehr schlimme Zeit für sie und dass obwohl das ganze nur ein paar Monate dauerte. Ich verstehe wirklich nicht warum so etwas überhaupt vorkommen muss. Ich gebe zu, nach der Trennung von Sascha habe ich auch relativ schnell wieder angefangen zu daten und habe nach jedem Date bemerkt, dass ich doch noch nicht über ihn hinweg bin und auch nicht bereit bin etwas Neues anzufangen. Aber ich für meinen Teil, habe das ganze wenigstens schnell beendet und nicht erst nach Monaten, um dann doch zu meinem Ex wieder zurück zu kehren. Warum sind die meisten Männer nicht im Stande erst mal eine Zeit alleine zu bleiben, bis sie über die Ex hinweg sind? Wollen sie nur ihren Spaß? Oder wünschen sie sich doch eine neue Beziehung und merken aber erst nach einiger Zeit, dass sie der alten Beziehung noch hinterher hängen? Wie auch auf alle vorherigen Fragen, weiß ich die Antwort leider nicht.

Du bist lieb, du bist süß...aber....

Marija und ich lagen abends noch in ihrem Zimmer auf ihrem riesigen Ehebett und schauten uns irgendeine neue, hirnzermalmende Seifenoper an. Zum ersten Mal überhaupt, sah ich meine Schwester Schokolade essen. Natürlich sah ich sie bereits einige Male Schokolade naschen aber bis jetzt noch aus liebestechnischen Gründen. "Jessica ich liebe dich, ich werde dich immer lieben" ertönte eine heulende Männerstimme aus dem Fernseher. "Ach so ein Bullshit! Merkt Jessica denn nicht, dass er sie anlügt"? Wie sie den Satz beendete, flossen bei Marija die Tränen. Sie tat mir unglaublich leid, andererseits wusste ich aber auch nicht wie ich mich verhalten soll, da ich meine Schwester noch nie in dieser Situation sah. Normalerweise war ich immer die Heulsuse und sie machte mich zur Schnecke, wenn ich mal wieder wegen Sascha am Boden zerstört war. "Aber weißt du was mich am meisten aufregt Aleksa?" sie schniefte in ihr Taschentuch und biss ein großes Stück der Schokolade ab um dann mit voller Nase und vollem Mund weiterzureden "Am meisten nervt mich dieser Satz den er mir so Null-Acht-Fünfzehn-mäßig hingeknallt hat. Du bist so süß und eine super Frau und so weiter und so fort und dann kommt das große ABER! Immer dieses aber." Obwohl meine Schwester ganze sieben Jahre jünger war als ich, und wir eigentlich selten einer Meinung waren, hatte sie in diesem Punkt Recht. "Naja, er hat es dir wenigstens mal persönlich gesagt. Mit mir hat einer mal per Facebook Schluss gemacht. Und als ob das nicht schon genug wäre, kam auch der berühmte Satz du bist zwar süß und unterhaltsam aber leider wird das aus uns nichts. Süß und unterhaltsam, was bin ich denn...", ich murmelte leise vor mich her. Und während meine Schwester mit vollem Schokomund bitterlich heulte und Jessica aus der Seifenoper ihre Arme um Fernando legte und "Ich liebe dich auch, Fernando" säuselte, wurde ich in der Zwischenzeit stinksauer. Ich weiß nicht warum, es lag bereits einige Monate zurück als mir mein Verflossener diese Facebook Nachricht schickte und ich hatte sowieso nichts mehr für ihn übrig, aber die blose Tatsache dass er mich "süß und unterhaltsam" nannte, brachte mich zum Kochen. Süß und unterhaltsam? Ich bin doch kein Zirkusäffchen mit einer roten Pagenuniform, nicht zu vergessen die kleine rote Mütze. Ich hatte riesige Lust mich in meinen Account zu loggen, den Idioten zu entblocken und ihm mal gewaltig meine Meinung zu geigen. Stattdessen stopfte ich mir ebenso ein überdimensionales Stück Schokolade in den Mund und beobachtete Jessica und Fernando beim Rumknutschen. Marija hörte irgendwann mal zu weinen auf und ich schloss meine Augen um meine Gedanken ein wenig zu sortieren. Warum muss eigentlich immer ein "aber" dabei sein? Kann denn eine Frau nicht einfach süß und toll und witzig sein ohne dass ein "aber" noch hinten angehängt werden muss? Sind wir, egal wie gut wir sind, einfach nicht gut genug? Oder sind wir wieder beim Thema Exfreundin, werden wir mit ihnen verglichen? Vielleicht soll dieses "aber" die Brücke zur Exfreundin sein, du bist zwar toll, aber lang noch nicht so toll wie meine Ex. Ich denke das wird der Grund sein. Denken und wissen ist ja bekanntlich leider nicht dasselbe, deswegen könnte meine Theorie hier auch bereits versagt haben, aber eines weiß ich ganz bestimmt: Ein aber war noch nie gut!

Weinprobe gefällig?

"Beeil dich endlich Aleksa, wir verpassen sonst noch die Weinprobe"! meine Capoeira-Freundin Cara (ja, sie hat auch tatsächlich einen Namen) wartete ungeduldig vor dem Badezimmer, während ich mir meinen roten Lippenstift langsam und präzise auftrug. Betont auf langsam. Ich meine, ich war ja bereits ein Zirkusäffchen, der Lippenstift musste nicht auch noch einen Clown aus mir machen. "Ich bin gleich soweit, nur noch eine Sekunde!" Natürlich log ich sie eiskalt an, das würde noch mindestens zehn Minuten dauern, vor allem weil meine Wimpern noch nicht mal getuscht waren und ich auch noch nicht komplett angezogen war. Wozu muss man überhaupt zu einer Weinprobe? Ich vertrage ja nicht mal etwas, außerdem schmeckt für mich jeder Wein gleich und ich weiß auch nicht was diese Sätze sollen wie: "er ist fruchtig und hat einen blumigen Abgang". Fruchtig? Ja ne ist klar, ist ja auch gar kein Obst drinnen, nur Weintrauben. Blumiger Abgang? Der einzige Abgang der gleich passieren wird ist meiner, wenn ich betrunken durch die Tür verschwinde. "So, ich bin fertig. Lass uns Wein saufen gehen." "Aleksa, man sagt nicht saufen sondern trinken. Außerdem trinken wir keinen sondern verkosten ihn nur, schließlich verträgst du ihn ja nicht. Oder weißt du nicht mehr, was letztes Mal passiert ist als du zu viel Wein hattest" Cara grinste mich unschuldig an. Also bitte, als ob Sangria tatsächlich zur Weinfamilie dazugehören würde. "Ja ja ich weiß es noch sehr gut und möchte darüber auch nicht reden." Ich erwähnte doch bereits dass ich meinen ersten Rausch mit 21 hatte, oder? Habe ich auch erwähnt, dass es nicht nur bei einem Rausch geblieben ist? Tja, jetzt habe ich es eben erwähnt. "Na gut, dann belassen wir es dabei. Schnapp dir dein Täschchen und losgehst." Cara belächelte immer meinen Taschenwahn. Sie hatte als Frau eine einzige Handtasche. Und nicht mal die hatte sie mit dabei. Sie trug lieber immer alles in der Hosentasche herum. Und da sie jetzt ein Cocktailkleid anhatte und daher auch keine Hosentaschen hatte, packte sie all ihr Zeug in meine Tasche. Ha, hat mein "Täschchen" also doch einen Sinn und Zweck! Wie wir dort ankamen, sahen wir schon die ganzen Spucknäpfe und ich fragte mich, ob man diese auch benutzen konnte falls einem vom vielen Wein schlecht wird. Ja ich weiß, Sinn der Spucknäpfe war den Wein den man im Mund "verkostet" hat, wie Cara meinte, wieder auszuspucken. Aber ich zahle doch keine 50-, Euro um den teuren Wein auszuspucken wie ein alter Seemann. Ich trinke den, aber sowas von. Die Gläser waren auch bereits aufgestellt und der Sommelier wartete nur auf seinen Einsatz. Erst faselte er irgendetwas von den verschiedenen Anbaugebieten der Weine und von Probiertechniken, leider fand ich das so langweilig dass ich kaum zuhörte. Ich machte es einfach den anderen nach, könnte ja wohl nicht so schwer sein. Cara schwenkte den Wein hin und her, neigte das Glas gegen das Licht und roch daran. Sie liebte diese Weinverkostungen und ich tat ihr einen Gefallen und ging mit. Ich hingegen, ein unwissender Laie, spülte den Wein ein paar Mal im Mund herum und schluckte ihn runter und stöhnte danach ein "mhm, aha, mhh". Ohne dran zu riechen, ohne ihn zu schwenken oder sonst was damit zu machen. Mhm, fruchtig und blumiger Abgang. Ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen. Cara spuckte ihren Wein aus und trank mit Wasser nach, um den nächsten zu verkosten. Dieses Szenario dauerte noch eine ganze halbe Stunde bevor es dann endlich ein par Canapes gab. "Die sind ja lustig, total die falsche Reihenfolge. Zuerst kippen wir uns auf nüchternem Magen den Wein hinter die Ohren um dann besoffen ein paar belegte Brötchen zu schnabulieren." Ich merkte wie mich Cara mahnend von der Seite ansah. "Also man kommt ja eigentlich auch nicht auf eine Weinverkostungsparty (Ach, so nannte man das also in höheren Kreisen?) um sich zu betrinken und die Canapes dienen nur als Geschmackneutralisierer, man kommt schließlich im Normalfall auch nicht hungrig zu diesem Event." Ja, im Normalfall. Aber es gibt keine Normalfälle mit Aleksandra, also sprich, mit mir. "Du hast doch vorher was gegessen, oder"? Für einen Moment war ich fest entschlossen ihr die Wahrheit zu sagen, nämlich dass ich nur eine Schüssel Cornflakes hatte und das meine einzige Mahlzeit für den ganzen Tag war. Dann aber dachte ich an die bevorstehende Diskussion und hatte es mir blitzartig anders überlegt. "Natürlich habe ich gegessen, ich hatte schließlich nicht vor hier betrunken rauszugehen." Wenn die nur wüsste. Endlich griff Cara nach eines der Canapes und auch ich schnappte mir ein dick belegtes Brötchen. "Sag mal, wie läuft es eigentlich liebestechnisch bei dir"? Ich wäre fast an dem Essiggürkchen welches ich gerade im Mund hatte, erstickt. "Wie bitte"? fragte ich ungläubig. Cara war die einzige meiner Freundinnen, die sich nie um mein Liebesleben geschert hatte. Es war ihr eigentlich immer relativ egal mit wem ich zusammen war, weshalb und wie lange. Wenn ich es mir recht überlege, wurde das Thema sogar immer nur dann angesprochen wenn ich davon anfing. "Na was denn, man darf ja wohl mal fragen! Ich frage ja sonst nie". Ja da hatte sie Recht. "Du bist schon so lange alleine seit diesem, wie war sein Name noch mal gleich..."? "Sascha". Ich brachte seinen Namen nur schwer über die Lippen" "Ja genau, seit diesem Sascha. Wann findest du endlich einen normalen Mann"? Na jetzt aber hallo! Was soll denn bitte diese freche Frage? Normaler Mann... wer ist denn heut zu Tage noch normal? Er ist doch schließlich kein Alien. Und ich weiß ja nicht einmal ob ich überhaupt selbst normal bin. "Wie darf ich diese Frage jetzt verstehen? Sascha ist ein normaler Mann. Und außerdem bin ich doch gar nicht lang alleine, es ist gerade mal ein Jahr her dass wir uns getrennt haben, ich brauche noch etwas Zeit." Ich wollte nicht dass man mir die Traurigkeit ansieht, aber ich glaube diese war unübersehbar. "Damit meinte ich eigentlich einen etwas älteren Mann... Das war ein Junge und kein Mann. Der war viel zu jung für dich, du brauchst eindeutig einen etwas älteren Lover." Ich merkte langsam wie sich meine Traurigkeit in Wut verwandelte. Cara´s Mann war vierzehn Jahre älter als sie, was für mich auch vollkommen in Ordnung ist, die Liebe kennt bekanntlich keinen Altersunterschied. Aber ich muss doch ihre Ansicht nicht gleich teilen, oder doch? Sascha war gerade mal ein paar Monate jünger als ich, das war also ehrlich nicht der Rede wert. "Erstens, war Sascha nicht viel jünger als ich. Nicht mal ein halbes Jahr. Und zweitens hasse ich das Wort Lover, das klingt total billig." Ich wurde etwas schnippig, aber es war mir egal. "Ein halbes Jahr klingt vielleicht nicht so viel, aber es ist viel! Und wenn du mal überlegst, ein Hundejahr sind in Menschenjahre ganze sieben Jahre"! Ich brachte nur noch ein "Hä"? raus und sie sah mich verwirrt an, denn sie merkte dass sie gerade total Schmarrn erzählte. "Oder war´s umgekehrt? Naja, du weißt ja was ich meine! Jedenfalls war der einfach zu jung für dich. Männer, oder besser gesagt Jungs in seinem Alter wissen gar nicht was sie vom Leben wollen! Du brauchst jemanden der einfach reifer ist." Langsam wurde ich wirklich sauer. Da war ich mal froh eine zu haben die mich nicht ständig zutextete und sich in mein Leben einmischte und dann fing sie auch noch damit an. "Also nichts für ungut Cara, ich respektiere es dass dein Mann um einiges älter ist als du. Aber das bedeutet nicht dass ich die gleiche Philosophie habe. Außerdem kennst du ihn kaum, um zu urteilen." "Das was ich gesehen habe reicht mir um zu wissen dass er nichts für dich ist. Ich sage dir, ein Mann wie ist wie Wein, je älter desto besser." Der Abend war für mich gelaufen. Ich bin ja normalerweise wirklich nicht nachtragend, aber ich war um ehrlich zu sein ziemlich sauer. "Cara ich denke ich werde jetzt nach Hause fahren." So sauer, dass ich nach einer weiteren halben Stunde Weinverschwenderei, einfach nach Hause wollte. "Du kannst nicht fahren, du hast getrunken! Außerdem sind wir mit meinem Auto hier, falls du es bereits vergessen hast. Immerhin habe ich den Wein nur verkostet und nicht getrunken, ich darf also noch fahren." "Mag sein, ich werde mir aber ein Taxi nehmen. Danke für den netten Abend, ich ruf dich an." Wie ich gerade meine Tasche holen wollte, hörte ich sie noch meinen Namen rufen, ich blieb aber nicht stehen. Auf der Heimfahrt dachte ich über ihre Worte nach. Ich fand es einfach nicht in Ordnung, wie sie sich mir gegenüber benahm. Seine Meinung darf ja jeder gerne äußern, aber sie einem aufdrängen? Ein No-Go. Ich dachte an meinen Facebook-Schlussmacher der mich als Zirkusäffchen bezeichnete. Er war ganze neun Jahre älter als ich und anfangs fand ich es toll, dass er so viel älter und reifer war als alle die ich bis dahin datete. Aber nach einer Weile fiel mir auf, dass er trotz seines Alters oft kindisch war, bzw. einen sehr eigenen Humor hatte was mich damals allerdings nicht sonderlich störte. Jetzt dachte ich aber an unsere Beziehung im Allgemeinen und mir stachen sehr viele andere Dinge ins Auge, die ich vorhin nicht bemerkte, oder vielleicht einfach ignorierte. Er hat zum Beispiel ganz oft einfach meine Meinung überhört. Wenn wir uns über ein ernsteres Thema wie beispielsweise Politik oder Wirtschaft unterhielten (ob man es glaubt oder nicht, ich bin nicht 24 Stunden täglich ein Quatschkopf!) und ich meine Meinung dazu äußerte, ging er gar nicht darauf ein sondern redete einfach weiter. Als würde er nicht mal ernst nehmen was ich dazu zu sagen habe, weil ich ja jünger war und keine Ahnung hatte. Außerdem sagte er immer: "Ach du hast es leicht, du bist noch jung". Was sollte denn bitte dieser Satz? Genauso wie: "Du hast doch keine Ahnung" und dann ein Zwinkern. Hallo, ein Zwinkern! Das hat er nur mit dran gehängt damit es nicht so gemein klingt wie es eigentlich gemeint war. Ich bin nicht dumm und auch keine zwölf Jahre alt, ich möchte auch nicht so behandelt werden. Aber anscheinend kam meine Message nicht an. Jetzt hatte ich auch endlich meine Antwort auf die Frage warum er mit mir überhaupt Schluss gemacht hat, wo es doch so gut lief! Sie lautet: Es lief überhaupt nicht gut! Ich habe mir das ganze nur eingebildet. Erst jetzt realisiere ich, dass er sich in meiner Gegenwart gar nicht wohl fühlte. Ich war ihm eindeutig zu jung, obwohl er mir immer das Gegenteil beteuerte. Ich habe ihn öfter schon darauf angesprochen, aber er meinte immer er merke den Unterschied gar nicht weil ich so reif war. Wenn angeblich das nicht das Problem war, war was es dann? War er vielleicht einfach nicht reif genug für mich? Oder war er im Allgemeinen einfach nicht reif für eine Beziehung. Wenn man in seinem Alter noch Single ist, dann kann doch irgendwas nicht stimmen. Entweder hat es keine mit ihm ausgehalten, ihm war keine gut genug oder er war schon so in seinem Single-Leben verankert, dass er keinen Platz mehr für eine zweite Person in seinem Leben hatte. Ich glaube, es ist eine Mischung aus diesen Argumenten. Vielleicht hab ich ihm aber auch einfach nicht getaugt, kann ja auch sein, ganz simple. Was ich allerdings bis heute einfach nicht in meinen Kopf bekomme ist die Tatsache dass er mit mir über Facebook Schluss gemacht hat. In seinem Alter wird man sich ja wohl trauen wenigstens mal persönlich anzurufen, wenn man sich schon nicht persönlich treffen möchte. Wobei ich zu seiner Verteidigung sagen muss, dass ich mit Sascha auch per Facebook Schluss gemacht habe und das nach so einer langen Beziehung. Aber zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass wir bereits zwei Mal vorher Schluss gemacht haben. Davon hat er das erste Mal auch per Facebook Schluss gemacht bzw. hat mir mitgeteilt dass er eine Pause von uns braucht. Und dann, hat er mir beim zweiten Mal eine SMS geschickt um mich zwei Stunden später anzurufen und mich um Versöhnung zu bitten. Und dann, als wir gesagt haben wir probieren es noch einmal miteinander und ich einfach zum Schluss doch keine Kraft mehr hatte, machte ich per Facebook Schluss. Weil ich es ihm einfach nicht persönlich sagen konnte, ich wusste wenn ich ihn sehen würde, würde ich es mir gleich anders überlegen da ich ihn wirklich liebte und mir dieser Schlussstrich sehr schwer fiel. Ist das auch der Grund warum mein älterer "Lover" wie ihn Cara nannte, mit mir auf diese Art einen Schlussstrich zog? Hatte er Angst, ich würde schlecht reagieren oder sogar Angst, er könnte es nicht durchziehen wenn er mich persönlich sehen würde? Vielleicht ist man für manche Sachen nie reif genug im Leben.

 

Adam und Eva

"Ich sag´s dir, ihr Mädels macht euch das Leben zu schwer. Die Männer haben doch keine Ahnung wie eine Frau tickt...und nicht nur das, ihre Geschlechtsteile schauen ja mal auch ekelhaft aus! Wer hat denn schon freiwillig so ein Ding zwischen den Beinen baumeln? Deswegen habe ich auch keinen Mann!" erzählte mir Nadja grinsend während sie versuchte klein Anton zu füttern. Anton war ihr 3-Wochen-alter Sohn. Wenn ihr jetzt denkt sie ist eine verlassene Frau und zieht das Kind alleine auf, dann seid ihr auf dem Holzweg. Nadja ist bereits seit einem Jahr verheiratet, allerdings nicht mit einem Mann, sondern mit Karola, ihrer Ehefrau. "Aleksa ich sag´s dir, ich hätte die perfekte Freundin für dich. Ich wette, du würdest sie innerhalb eines Monats heiraten wollen." Da hat jemand endlich den perfekten Partner für mich und dann ist es eine Eva, statt ein Adam. "Ist ja lieb von dir dass du dir so viel Gedanken um mich machst, aber ich glaube ich bin hetero". "Glauben ist nicht wissen! Probieren geht über Studieren! Wer nicht wagt der..." "Ja ist schon gut jetzt, ich hab´s verstanden", unterbreche ich Nadja und rolle mit den Augen. "Das bezweifle ich Alekschen. Aber jetzt erzähl mal, was gibt es liebestechnisch so neues"? Sie machte große Augen und erwartete eine Story á la Hollywood. Es würde nicht mal eine Geschichte á la Bollywood rauskommen, geschweige denn Hollywood. "Was soll ich dir denn erzählen, mein Leben ist so langweilig wie eine Seifenoper im Trash-Tv. Ab und zu mal was, aber im Prinzip immer der selbe Scheiß". Sie guckte mich ungläubig an. "Ach komm, bei dir gibt´s doch immer etwas, wenigstens ein Date mit einem Herren". Ich hatte letztens tatsächlich ein Date, aber es war ein Desaster-Date, dass ich lieber nicht darüber reden wollte. "Komm schon Aleksa, ich bin jetzt Mutter und Ehefrau, irgendeinen heißen Klatsch oder den anderen Tratsch musst du mir geben"! Aha jetzt weiß ich bescheid. Nadja hat wegen ihrem Baby keine Zeit Trash-TV zu gucken, deshalb fragt sie mich über mein Liebesleben aus, dieses ist nämlich fast genau so trashig. Ich beneidete sie um das was sie hatte. Eine glückliche Ehe und einen tollen Sohnemann. Aber dennoch sah ich etwas in ihren Augen, was ihr wirklich fehlte...Und zwar hot news. Ich wollte sie nicht zappeln lassen, deshalb entschied ich mich ihr doch ein bisschen was aus Assi-Tv-Hausen zu berichten. "Oh man du kannst einen aber auch überreden mit deinem Hundeblick". Sie hob Anton demonstrativ hoch und zog die Augenbraue nach oben. "Was meinst du denn von wem ich das habe? Man lernt vom Meister...hab ich Recht, mein Süßer"?, dann gibt sie ihm einen Kuss auf das Köpfchen. "Er wird mal ein Herzensbrecher, das sieht man jetzt schon", zwinkere ich ihn an. "So, genug über den hübschesten "Mann" der Welt geredet. Jetzt erzähl mal, was gibt es neues in der Adams-Welt"? "Naja, ob das ein Adam war weiß ich nicht so recht. Er hat sich eher wie eine Eva benommen". Nadja prustete los. "Eine Eva also, warum das denn"? "Also erst mal, brachte mir eine pinke Rose mit". Ich machte eine Denkpause. "Mhhh.. Also eigentlich ist das ja süß...aber Pink? Aber gut, wahrscheinlich dachte er sich, Mädchen = Pink. Ist ja auch egal, die Rose war das kleinste Problem. Wir haben uns zum Essen verabredet und drei Mal darfst du raten was er gegessen hat". Nadja überlegte. Ehe sie etwas sagen konnte, schoss es aus mir raus: "Salaaaat! Er aß einen Salat! Während ich mir ein halbes Kilo Steak reinzog, aß der Herr einen Salat". "Naja jetzt übertreib mal nicht, er will vielleicht ein bisschen abnehmen oder so, ist doch nichts schlimmes dran. "Ja ja, das dachte ich auch zuerst. Bis er nicht, ich zitiere, folgendes sagte: Immer diese Männer mit ihren Fleischbergen...Ein Endiviensalat mit einer Limonenvinagrette kann auch schmecken! Na, was sagst du jetzt dazu"? ich ließ den Abend revue passieren und mir kam wieder dieses Gefühl hoch. Dieses Gefühl von Verwirrung, Belustigung und teilweise auch etwas Scham, da ich ein halbes Kilo Steak innerhalb von 10 Sekunden verputzte wie ein Löwe seine Gazelle, noch dazu war ich eine Frau und kein Mann. Während der feine Herr einen Endiviensalat genoss. Was zur Hölle sind überhaupt Endivien, muss man das kennen? "Okay das ist echt etwas schräg. Aber vielleicht ist er ja irgendwie ein Feinschmecker, oder Koch oder sowas. Ist doch auch nicht schlecht, dann brauchst du nie wieder kochen wenn alles gut läuft". "Ja das ist es ja eben, es lief nicht gut! Es ging nämlich noch weiter. Unser Gespräch drehte sich hautpsächlich um Mode und vorallem um Schuhe. Zuerst dachte ich dass er vielleicht so ein Fußfreak, du weißt schon, ein Fetishist ist. Dann erzählte er mir dass er gerne Modedesign studieren wollte und er findet Victoria Beckham umwerfend. Welcher Mann findet die denn umwerfend? Die Frau kannst du als Bügelbrett oder sogar Kleiderhaken benutzen, so dürr ist sie! Ergo, sie hat keinen Busen, ergo er ist schwul? Danach wollten wir ins Kino und er wollte sich tatsächlich eine Liebes Komödie ansehen...freiwillig! Und das beste kommt zum Schluss: Er begleitete mich bis zur U-Bahn weil er mich nicht alleine gehen lassen wollte um die Uhrzeit. Als wir dort standen und noch ein bisschen über Katie Holmes neue Frisur quatschten, lief eine Maus über das Gleis. Eben quatschten wir noch über Dawson´s Creek und Katie und im nächsten Moment schreit er los als würde ihn jeden Moment die Bahn überrollen! Eine Maus, oh mein Gott wie ekelhaft, schrie er! Und dann machte er noch so eine Handbewegung, wie eine Memme eben. Es guckte uns ungefähr mal die ganze U-Bahn dumm an, ich wollte im Boden versinken". Nadja sagte kein Wort. Sie schaute mich ca. eine halbe Minute lang mit ihren Rehaugen an um dann wie eine wahnsinnige loszulachen. Auch ich konnte mir ein Lachen nicht mehr verkneifen und so erstickten wir beinahe an unserem Lachflash. Der kleine Anton sah uns mit seinen babyblauen Babyaugen an, als wären wir zwei Verrückte die gerade Wandertag hatten. Gerade als ich was sagen wollte, fiel mir die Folge von Sex and the City ein, als Charlotte einen Typen datete von dem sie nicht wusste ob er schwul oder hetero ist und der ebenso wie mein, nennen wir es mal metrosexuelles Date, Angst vor kleinen Mäusen hatte und anfing wie wild rumzufuchteln und zu schreien. Unseren gefühlt zehnstündigen Lachflash unterbrach Anton mit einen sirenenartigen Geheule. "Ich glaube er hat Hunger... Ist es okay wenn ich dich kurz alleine lasse? Ich würde ihn kurz füttern gehen". "Ja klar geh ruhig, nicht dass er noch zur Diva wird". Während Nadja das Baby füttern war dachte ich nach: Was soll das mit den Männern? Entweder sie sind zu "männlich" und können uns nicht mal für eine Stunde in einen Schuhladen begleiten, oder sie würden am liebsten gleich dort einziehen. Aber was ist uns Frauen eigentlich recht? Haben wir einen Mann der sich mit uns über Fußball unterhält, nervt er uns. Haben wir wiederum einen Mann der gerne über Mode und Hollywood-Klatsch-und-Tratsch redet, fragen wir uns was eigentlich mit dem Typen los ist. Vielleicht sollten wir uns entweder eine Mischung suchen, oder uns auch einfach damit abfinden dass es verschiedene Männer mit verschiedenen Interessen gibt. Wir Frauen sind ja auch nicht alle Modepüppchen, selbst ich interessiere mich für Fußball. Zumindest, ein wenig. Liebe Mädels, genießt es wenn ihr Männer habt die nicht nur Adam, sondern auch Eva sein können. Aber mein Rat an euch: sobald euer Mann eine Panikattacke wegen einer Maus die er aus 5 Meter Entfernung gesehen hat bekommt, dann tut mir den Gefallen und überlegt es euch noch einmal!

 

Schlusswort

Es gibt natürlich noch tausende von Situationen, die jede von uns erlebt hat. Aber dieses Buch würde sonst wohl nie enden. Dieses Buch sollte keinen beleidigen, schon gar nicht unsere geliebten Männer. Es sind einfach Erfahrungen die meine Freundinnen und ich in den Jahren gesammelt haben und die ich zu einem kurzen und kleinem Büchlein zusammenstellen wollte. Die Erfahrungen die ich hier wir hier geschildert haben, sind alle tatsächlich gesammelt worden. Was ich allerdings geändert habe sind alle Namen und auch die Charaktereigenschaften meiner Freundinnen, ich will schließlich von keiner einen auf den Deckel bekommen. Es hat mir sehr Spaß gemacht hier zu sitzen und für mich und auch für Euch an diesem Büchlein zu arbeiten. Ich habe auch persönliche Gefühle so besser verarbeiten können und es war definitiv eine gute Idee.

 

Vielen Dank für´s Lesen!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.09.2013

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Dieses Buch widme ich all meinen Freundinnen, die in einigen Situationen beschrieben wurden. Zwar habe ich alle Namen geändert, doch diejenigen werden sich wieder erkennen. Auch wenn wir Männer nicht verstehen, sie uns entäuschen, wir über unsere Liebschaften auch nach Jahren nicht hinweg kommen, will ich Euch eins wissen lassen: wir werden immer füreinander da sein! Männer kommen und gehen, aber wir bleiben uns erhalten. Und ich bin mir sicher, dass jede von uns ihren Weg gehen wird. Ihr seid meine Ispiration und dafür danke ich Euch!

Nächste Seite
Seite 1 /