Ein Traum
Wo ist die Sonne, der Himmel ist so dunkel. Ringsumher herrscht Finsternis. Nicht das geringste Licht mehr leuchtet. Was bedeutet das, was weiß ich nicht. Geht es nur mir so, merken’s auch die Andern. Bin ich allein auf dieser Welt? Leise bewegt der Wind die Blätter der Bäume, sanft streichelt sein Wehen das zitternde Gras. Am Bach rauscht das Wasser, doch keiner macht sich Gedanken. Wen in dieser Einöde wundert das. Ich wandre sinnend und wartend daher, wohin kann ich nicht sagen, worüber, das weiß ich nicht mehr. Schwarz erstreckt sich das Band der Straße, kein Rad dreht sich auf glänzendem Teer. Ganz in der Ferne erscheint eine Hütte, die Fenster, der Schornstein - ach, sie ist leer. Und weiter geht das sinnlose Suchen, die Suche nach Menschen, die mir geneigt, doch was ich finde ist Einsamkeit. Die Hoffnung erlischt fast, doch da wird es Licht. Ringsum ist wieder Strahlen und Glanz. Menschen rufen, weinen und lachen, ich hab sie gefunden, vergessen die Angst. Jetzt kann ich wieder an Anderes denken, kann erleben Gemeinsamkeit - und ich erwache in Glückseligkeit.
Fremd in der Heimat Niemand kannte ihn, als er das erste Mal suchend und nicht wissend wohin durch die Straßen der kleinen Stadt wanderte. So sah es jedenfalls aus für die Bewohner, die ihn nicht kannten. Doch er wandelte keineswegs ziellos durch die kleinen, verbauten Gassen einer Stadt, die er so gut kannte, die den anderen aber nicht sagen konnten, dass sie ihn kannten, ihn, der vor langer Zeit weggegangen war, da ihm diese Gassen, die ihm nun so vertraut und heimisch erschienen, zu eng erschienen waren. Er fühlte sich zu mehr berufen, als er kurz entschlossen der Heimat und den Freunden den Rücken kehrte. Oft horchte er zurück, ob nicht ein Lachen zu hören war, Spott, den er erwartete und auf den er sich so sorgfältig vorbereitet hatte. Doch nichts war zu hören, und so begann er, auf etwas zu warten, was er nicht kannte : das Unbekannte.
Neben ihm, vor ihm, über ihm, überall lauerte es und machte das Dasein schwer. Oft war er soweit, dass er umkehren wollte, aber dann stellte er sich den Spott derer vor, die zurückgeblieben waren, zurückgeblieben in ihren so vertrauten Gassen, die Schutz versprachen vor dem Unbekannten, denn hier glaubte man zu wissen, was hinter der nächsten Straßenbiegung auf einen wartete; glaubte, gefeit zu sein gegen Hinterhalt und Missgunst der Anderen, da
Jeder den Anderen zu kennen glaubte. Also ging er weiter und ließ sich nicht abbringen von seinem einsamen Tun, das keinen Erfolg versprach, da er selbst nicht wusste, wonach er suchte. Doch er hatte die Hoffnung und sie wies ihm den Weg, einen Weg, der nicht einfach war und öfter durch steinige, trostlose Gegenden führte, denn durch bewaldete Täler, vorbei an leise rauschenden Bächen, wo er sich zeitweise so wohl fühlte, dass er gerne geblieben wäre. Doch rastlos wanderte er weiter, um etwas zu finden, an das er langsam selbst nicht mehr glaubte. Er begann darüber nachzudenken, warum er nicht auf die Anderen gehört hatte, die ihn gewarnt hatten. Er fing an, sich selbst einzureden, dass es besser wäre, Schluss zu machen mit dieser sinnlosen Sucherei.
Doch auf einmal glaubte er, in der Ferne etwas zu erkennen, etwas, für das es sich lohnte, noch einmal alle Kräfte anzuspannen, die bereits längst erloschen schienen. Er wunderte sich selbst, dass er diese Energie noch aufbrachte. Aber vergessen waren all die Mühen der vergangenen Jahre, die Gedanken an die Vergangenheit. Er sah sein Ziel vor Augen, ein Ziel, für das er alles aufgegeben hatte, das er aber fast schon wieder so fern wähnte, dass er bereit gewesen war umzukehren, um weiter in den engen Gassen zu leben, so wie die anderen auch. Er sah es leuchten, es schien greifbar nahe, doch immer, wenn er meinte, er hätte es jetzt endgültig erreicht, dann schien es zurückzuweichen, aber es verschwand nicht mehr. Es stand stets vor ihm und lockte, aber da er es nicht erreichte, begann er wieder zurückzuschauen und abzuwägen, ob er wohl doch lieber umkehrte, da er gesehen hatte, wonach er gesucht hatte, aber keine Möglichkeit fand, dieses wunderschöne, alle Hoff- nungen bestätigende Etwas endgültig zu erreichen. Sollte er sich nicht zufrieden geben. Sollte er das Schicksal herausfordern und weitergehen, um dann hinterher den Rückweg nicht mehr zu finden und planlos in die Irre zu laufen, ohne dann zu wissen, wohin er sich wenden sollte.
Doch da gelang es ihm, das Ziel zu erreichen. Er überschritt eine Linie und ward für alle Mühen belohnt. Alles war vergessen, er ergab sich ganz diesem köstlichen Augenblick und dachte weder an die Zukunft noch an die Vergangenheit. Doch dieser Augenblick ging vorüber und er merkte, dass er anfing, eine Stadt zu bauen, eine Stadt, die der, die er verlassen hatte, in Vielem ähnelte. Zwar wohnten dort nicht so viele Leute, auch waren die Gassen - zumindest hatte es den Anschein - etwas breiter geworden, aber ihm kamen Zweifel, ob die Anderen nicht doch Recht hatten, und so flüchtete er eines Tages aus seiner Stadt, kehrte ihr den Rücken und hörte nicht auf die Rufe, die ihm sagten, so bleib doch. Du hast doch gerade erst begonnen, willst du schon wieder aufgeben.
Er eilte zurück, fand Alles unverändert und doch hatte
sich Einiges geändert. Er vermisste etwas, er
vermisste auf einmal seine Stadt, er vermisste sie und
suchte vergebens, sie in der alten Umgebung wiederzuerkennen. Es wollte ihm nicht gelingen.
Er erkannte zwar einige Orte wieder, die ihm lieb waren und die seine Stadt nicht aufzuweisen hatte,
einfach weil sie noch zu neu war und nicht die Vergangenheit hatte.
Er versuchte mit den Bewohnern zu reden, aber sie
schienen ihn nicht zu verstehen.
Da beschloss er, wiederum in seine Stadt zurückzukehren und aus ihr mehr zu machen, als seine Heimat bereit war, ihm zuzugestehen.
E N D E
Gedanken über eine Entscheidung
1. Teil
Erinnerungen an die Zukunft, wie sie Einem entstehen, wenn man allein zu Hause ist und daran denkt, ob es nicht besser wäre, nach der Vergangenheit zurückzukehren; wenn man merkt, dass die Gegen- wart sich nicht sicher ist, sich in eine Zukunft zu verwandeln, die ihr so fremd und so wenig vertrau- enserweckend erscheint. Man muss annehmen, dass die Angst der größte Verbündete der Vergangenheit ist, denn die Vergangenheit kennt man und man hat sich vorgenommen, die Fehler nie zu wiederholen, aber man hat doch Angst, so wie man sich entscheidet, genau das Falsche zu tun und eben die Fehler zu machen, vor denen man sich hüten wollte. Man rätselt und denkt; doch je mehr man denkt, desto mehr rätselt man, ob das, was man denkt, richtig ist oder ob man doch lieber handeln sollte, aber schon wieder ruft die Vergangenheit: Denk an mich. Du weißt nicht, was die Zukunft dir bringt. Ich kann mich nicht vor dir verbergen. Du kennst mich, doch bist du sicher, dass du mit der Zukunft zufriedener sein wirst als mit mir, deiner alten Bekannten, der Vergangenheit ?
Du weißt es wirklich nicht. Mal bist du dir sicher, ich geh doch voran, dann wieder zögerst du und willst bleiben. Genauso geht es deinem Gegenüber, er weiß nicht, wie er dich behandeln soll. Ist es richtig zu drängen oder wäre es besser zu warten, doch was ist, wenn das Warten vergebens war. Wofür alles aufgeben, was so angenehm, auch wenn es mit Unangenehmem gepaart. Besser diese Konstellation als keine, das ergibt sich ganz von allein, denn er soll jetzt warten. Du bist in der Ferne, allerdings auch einsam, doch du bist nicht allein. Warten allein überbrückt keine Zeiten. Hoffnung ist es, die Stärke bringt, doch wo ist die Hoffnung, wenn Worte nicht sagen, was über Warten die Zukunft bringt.
Du brauchst dich nur zu entscheiden, ob du immer allein gehen willst; ob du gefunden, was du suchtest, das zeigt sich dir erst, wenn es zu spät, zu spät, sich anders zu entscheiden,ohne etwas zu verlassen, an das man sich gewöhnt oder etwas, von dem du glaubtest, dass es besser wäre als das, was dir die Gegenwart bietet. Das Handeln allein enthüllt dir Denken und Sein, denn Worte führen hier nicht weit. Zu interpretieren ist wichtig. Impulsiv sein ist schön für den Augenblick, doch Vernunft allein enthüllt auch nicht das Glück. Die richtige Mischung, sie zu finden, das ist die Aufgabe, die dich erfüllt.
Entscheide dich, denn Zeit bleibt nicht stehn und auch der Andere muss kämpfen mit ihr. Wenn er verliert, bevor du entschieden hast, dann ist deine Entscheidung für ihn nichts mehr wert.
Gesellschaft oder die Art, sich zu unterhalten
2. Teil
Grau und düster erscheint der neue Tag hinter einem wolkenverhangenen Horizont. Die Luft ist schwer und schwer hängen die Tautropfen an den zarten Spitzen der Gräser und Halme, die du so gerne betrachtest, wenn du allein durch die erwachende Natur deiner Heimat wanderst. Allein freust du dich der dir so vertrauten Umgebung und nimmst dir vor, da musst du mal jemand mitnehmen, um diese Schönheit mit ihm zu betrachten, denn was bedeutet schon Schönheit, die man Niemandem mitteilen kann. Du freust dich, der Andere ist gespannt und du bist enttäuscht, wenn er nicht die Freude zeigt, die du erwartest. Du tust, als wäre nichts geschehen, doch innerlich nimmst du dir vor, demnächst gehe ich wieder allein. Bist du dann wieder allein, so nimmst du dir wieder vor, das nächste Mal jemand mitzunehmen. Ein steter Kreislauf, der erst dann unterbrochen wird, wenn du Jemand gefunden hast, der sich über deine Natur, an der du soviel Gefallen hast, ebenso aufrichtig freuen kann. Endlich hast du Jemand gefunden, der deine Freude versteht,.der ebenso denkt wie du.
Doch nach ein paar Wochen merkst du, jetzt hätte ich Lust zu was Anderem und verstehst nicht, dass der, der dich doch so gut verstand, auf einmal völlig verständnislos dir gegenübersteht. Auch du bist verwundert, mehr überrascht, denn das kann doch nicht sein, dass auf einmal ein Fremder vor dir stehen soll. Doch es ist so; für deine neuen Interessen hat er nichts mehr übrig, doch auf deine Bitten geht er noch einmal ein. Er geht mit dir, dir zuliebe, doch beim nächsten Mal sagt er nein. Er wendet sich seinen Interessen zu und du lässt ihn gewähren, da du ja deine eigenen Interessen hast. So kommt es, dass ihr euch bald wieder so fern seid wie vor eurem ersten Zusammensein.
Du findest bald wieder Jemand und schon sind der Interessen mehr, doch auf allen Gebieten Gemeinsamkeit, die findest du nicht. Du suchst und flatterst von Einem zum Andern und dann - du jubelst, du hast ihn gefunden, das ist jetzt endlich genau dein Fall. Doch weit gefehlt, nach einiger Trennung das gleiche Bild. So in der Rückschau ist er zwar anders, doch dafür vernachlässigst du Dinge, die dir früher so lieb. Gestern noch meintest du, im Paradies keinen anderen Menschen zu brauchen, heute schon, ohne ihn, fehlen sie dir. Bist du dir sicher, ob dir auf die Dauer diese Art von Unterhaltung besser gefällt ?
Standpunkte oder Betrachtungen
3. Teil
Warum bin ich so allein ? Weil niemand bei mir ist.
Warum ist niemand bei mir ? Weil ich alleine bin. Unfug oder nicht ? Genauso viel Unfug, wie der Gedanke über Glück. Bin ich unglücklich, weil die Anderen glücklich sind oder bin ich glücklich, weil die Anderen es sagen oder bin ich unglücklich, weil ich allein bin.
Wo liegt der Unterschied zwischen der subjektiven und der objektiven Betrachtungsweise, doch lediglich im Unterschied der Standpunkte, das wiederum könnte aber bedeuten, dass das, was objektiv schwarz ist, subjektiv gesehen, weiß ist. Das wiederum aber heißt, das Glück objektiv gesehen, subjektiv gesehen, Unglück sein kann, während subjektives Glück objektiv Unglück bedeuten kann.
Was wäre unter dieser Betrachtungsweise zum Glück zweier Menschen zu sagen ? Nichts. Sie fühlen sich glücklich und die Umwelt sagt, daraus kann doch gar nichts werden, das haben ebenso viele Fälle schon vor ihnen gezeigt. Jetzt gibt es wieder die berühmten zwei Möglichkeiten, die einmal negativ und auch positiv ausfallen, aber hier ist wieder der Unterschied zwischen objektiv und subjektiv zu machen. Das heißt, man muss in jeder Situation, die sich aus einer anderen ergibt, immer den gleichen Standpunkt beibehalten, da man sonst unweigerlich dazu kommt, einen Sachverhalt, der einem Anderen gleich ist, nur deshalb anders zu beurteilen, weil man den Standpunkt gewechselt hat.
Wo liegt also das Problem aller Ungewissheit und allen Zweifelns ? Lediglich im Ändern der Standpunkte. Heute sieht man eine Sache so, morgen so. Hier ist aber nun noch ein Unterschied zu machen, der aber aus objektiv und subjektiv resultiert, nämlich Optimismus und Pessimismus. Subjektiv gesehen neigt man zum Extremen, das heißt, Optimismus oder Pessimismus. Während man objektiv versucht, einen Fall empirisch einzuordnen und nie sagen wird, das muss so werden (extrem), sondern stets zum *kann* neigen wird und dadurch beide Möglichkeiten offen lässt. Ist dann aber eine Entscheidung gefallen, so wird man in die subjektive Anschauung verfallen und sagen, das habe ich doch vorher schon im Stillen geahnt.
Kurz, man kann sich drehen und wenden, wie man will, letzten Endes ist man
zufrieden oder unzufrieden
mit seiner eigenen Entscheidung.
Entscheidungen
4. Teil
Was nützt dem Armen die Gewissheit, es gibt Reiche. Was macht der Unglückliche mit dem Glück Anderer. Was hilft dem Einsamen die größte Gesellschaft, was nützt ihm Reden von Vielen, wenn Handeln eines Einzelnen genügt. Doch dieser hat einfach nicht den Mut zum Handeln und so bleibt in der Einsamkeit nur das Gerede der Anderen. Doch hier beginnt die Gefahr für eine Entscheidung, wenn jeder von der Entscheidung des Anderen abhängig ist. Eine Entscheidung von Außen ist stets ein Zwang auf das Innere. Eine Entscheidung von Innen ist daher eine Befreiung des Selbst. Da aber eine solche Entschei-
dung stets schwierig ist und auch neu, zögert man sie so lange wie möglich hinaus, um möglicherweise doch eine Entscheidung von Außen zu erhalten. Das ist keine Lösung, die einen dann befriedigt, da man sich Seiner einfach nicht sicher ist. Doch nun hat man eine Situation, die man erhoffte und zwingt sich, diese nun durch zu stehn. Doch dann tauchen von einer Seite, die man nicht mehr bedachte, Schwierigkeiten und längst unterdrückte Gedanken auf. Man zweifelt wieder, man überlegt von neuem. Die Entscheidung scheint auf einmal wieder nicht richtig, doch man hofft noch immer, es müsste doch so endgültig sein.
Schwierigkeiten lassen sich nicht beseitigen, indem man neue schafft. Sie werden nur undurchsichtiger und damit auch unüberwindbar. Man zieht sich wieder in sich selbst zurück und verzichtet. Ob man damit richtig gehandelt hat, weiß man auch hier nicht, aber man glaubt endlich, selbst entschieden zu haben, auch wenn man wieder von Außen beeinflusst wurde.
Jeder glaubt, er könne sich ändern, doch in Wirklichkeit versucht jeder nur, die Andern so zu ändern, dass sie so sind wie er. Hier hilft nur Anpassungsfähigkeit der Anderen oder eine solche Stärke, dass der, der ändern möchte, so geändert wird, wie der Andere es möchte, aber in dem Glauben belassen wird, dass er den Anderen geändert hätte.
Damit sind dann beide zufrieden und die Gemeinsamkeit kann beginnen. Das ist das Ziel, das zu erreichen sich Jeder setzt, denn wenn sich Einer unterordnet, so wird er, wenn er sich nur unterordnet, ohne eigenen Willen kundzutun, dessen überdrüssig
werden und sich auflehnen und damit die Möglichkeit vertun, dem Anderen etwas beizubringen, ohne dessen Widerstand zu wecken, da dieser seine eigene Person oder Ansichten gefährdet sieht, denn es bleibt letzten Endes jeder ein Individuum, das sich
einem anderen nur sehr weit nähern kann.
Tag der Veröffentlichung: 01.10.2008
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