Was ich war, und was ich jetzt bin.
Ich war ein kleiner Bär in einem Spielwarengeschäft. Einer von Vielen, und wir alle warteten darauf einen richtigen Freund zu finden. So vergingen Tage und Monate, bis eine nette Dame sich vor das Bärenregal stellte, und mich in die Hand nahm.
Sie drehte mich, kontrollierte meine Ohren, und sah auf mein Preisschild. Es schien alles in Ordnung zu sein, denn kurze Zeit später gingen wir Hand in Hand zur Kasse. Sie steckten mich in eine Tüte, und wir verließen das Geschäft. Ich konnte nichts sehen, aber ich spürte die neidischen Blicke der Bären, die nicht auserwählt waren.
Es begann ein Weg ins Ungewisse, wo werde ich landen?
Ich hörte wie eine Haustüre aufgeschlossen wurde, es folgten einige Treppenstufen, dann wieder das Geräusch des Schlüssels, und dann, ja dann wurde ich aus meiner Finsternis befreit.
Schön war es hier, aber gehöre ich hierher?
Eine Nacht verbrachte ich auf einer Anrichte im Wohnzimmer, und ich war mir nicht sicher, ob mir das hier so alleine gefällt, ohne meine Bärenfreunde.
Die nette Dame verpackte mich in Klarsichtfolie, band rosa Schleifen an meine Ohren, und steckte mich wieder in eine Tüte. Mein kleines Bärenherz klopfte ganz doll, und in der Folie bekam ich kaum Luft.
Wir fuhren mit der Straßenbahn einige Stationen, und betraten dann ein großes Gebäude. Ich hörte einen Krankenwagen mit lautem Tatü-Tata, hier muss ein Krankenhaus sein, ich sehe nichts, muss mich auf meine Bärenplüschohren verlassen.
Leise Klopft die Dame an eine Türe, und ist sofort entzückt.
Ich höre wie sie sagt, so ein großes Glück und so hübsch. Sie fragt nach nach dem Namen. Luisa, was für ein schöner Namen.
Nun werde ich aus meiner Tüte und meiner Folie befreit, und zu Luisa ins Bett gelegt. Ich pirsche mich näher an das kleine Menschenwesen ran, und stelle fest, sie riecht gut, sehr gut.
Ich will ihr Freund sein, will sie begleiten auf ihrem Weg ins Leben. Und wenn sie will, noch viel, viel länger.
Bärenfreundschaften halten oftmals ein ganzes Leben.
Ich war ein Bär in einem Regal,
jetzt bin ich ein Freund für alle Zeit.
Text:Irmgard Borgmann
Foto:Pixelio/Hainz
Tag der Veröffentlichung: 03.07.2014
Alle Rechte vorbehalten