Es ist Winter, die Tage werden kürzer und die Natur legt sich schlafen. Der Abendhauch wir kühler, und ein geheimnisvoller Zauber legt sich über das Land.
Die gewaltigen Bäume haben ihr Laub längst verloren, und ihre nackten Äste ragen zum Himmel.
Das Abendrot ist besonders schön, und den Kindern erzählt man das das Christkind da oben seine Plätzchen bäckt.
Diese Zeit vor Weihnachten ist besonders geheimnisvoll für Kinder.
Luca und Marie sind ganz dicke Freunde, unzertrennlich und gerade mal fünf Jahre alt.
Sie lieben es im Sommer im Schwimmbad zu toben und eine Wasserschlacht zu machen, und sie lieben es im Winter zu Rodeln.
Luca hat einen Opa der in seiner Heimat Italien groß geworden ist, und dieser Opa kann herrliche Geschichten aus seiner Kindheit erzählen. Oft sitzen die drei zusammen, und Luca und Marie kleben an seinen Lippen.
Opa erzählt von dem alten Bauernhof, hoch oben in den Bergen. Dort war er dem Himmel sehr nah, und der See lag zu seinen Füßen. Er hat die Wolken beobachtet, und Heißluftballons zogen ganz dicht über seinem Kopf vorbei. Er wurde mit einer Kutsche zur Schule gebracht, und im Winter brach er die Eiszapfen von der Dachrinne. Freunde hatte er nur ganz wenige, die wohnten alle unten im Tal, und der Weg nach oben war sehr beschwerlich. Also, musste Opa sich selbst beschäftigen, er schnitze Holz, und es entstand eine kleine Flöte. Er baute sich einen Drachen, und kleine Holzmännchen für seine Armee.
Wenn er traurig war ging er zum Feld der Träume, legte einen Stein in die Mitte, und wünschte sich etwas. Manchmal, aber nur manchmal ging sein Wunsch in Erfüllung.
Seine Eltern waren sehr fleißige Bauern, und hatten wenig Zeit sich um ihr Kind zu kümmern.
Weihnachtsgeschenke wurden selbst gemacht. Mutter strickte warme Socken, und Vater schnitze an einem Schaukelpferd. Opa erzählt, das dieses Weihnachtsfest wunderschön war, hatte er doch endlich ein eigenes Pferdchen.
Luca und Marie haben sich ganz dicht an den Opa gekuschelt, es war so gemütlich bei ihm, er hatte keine Eile, und seine Stimme war ruhig und warm. Kater Sunny fand das auch, und legte sich dazu. Es ist eine Zeit der Stille und Wärme, und damit ist auch die Herzenswärme gemeint.
Luca wünscht sich einen Pferdeschlitten mit zwei Pferden vorne vor, und Marie wünscht sich eine Puppenstube vom Christkind. Sie schreiben einen Wunschzettel, und Opa befestigt ihn an dem alten Schuppen, hinter dem Haus. Luca und Marie schauen aus dem Fenster, und sehen wie sich der Zettel im Wind bewegt.
Ist der auch gut befestigt, will Luca wissen, nicht das er vom Wind weggeblasen wird. Aber Opa schwört es hoch und heilig, nur das Christkind kann ihn lösen.
Als die Kinder schlafen, macht Opa sich auf den Weg in seine Werkstatt. Nur in der Nacht ist er vor der Rasselbande sicher. Er baut eine Puppenstube aus alten Apfelsinenkisten. Er tapeziert sie mit Resten von alten Tapeten, und stellt kleine Möbel hinein.
Dann macht er sich an die Pferdekutsche. Sie soll besonders schön sein, so wie die Kutsche in seiner Kindheit.Er bringt noch zwei kleine Glöckchen an, und legt kleine Holzstämme in die Kutsche. Die Pferde haben ein richtiges Ledergespann und Mähnen aus altem Stroh.Zum Schluss legt Opa noch einen kleinen Zettel in die Kutsche. Darauf steht:
„Hü“ heißt gehen.
„Ho“ heißt stehen.
„Wüst“ links, und
„Hott“ rechts.
So manche Nacht hat Opa sich um die Ohren geschlagen, nun war alles fertig, und das Christkind kann kommen.
Luca und Marie gehen mit Opa in den Wald eine Tanne schlagen. Groß muss sie sein, dicht muss sie sein, und duften muss sie auch noch. Und sie laufen, und laufen, und plötzlich steht da ein Tannenbaum, so wunderschön. Opa gibt Anweisungen, damit sich keiner verletzt, dann sägt er, und er muss eine Pause einlegen, bevor es weitergeht, dann fällt der Baum. Die drei tragen ihn an dem alten Schuppen vorbei in das Wohnzimmer und schmücken ihn gemeinsam. Nach getaner Arbeit tanzen sie ausgelassen um den Baum, und freuen sich auf das Christkind.
Luca und Marie schauen aus dem Fenster, es schneit, juchu, es schneit. Dann bemerken sie das der Wunschzettel verschwunden ist. Das muss das Christkind gewesen sein, ob unsere Wünsche erfüllt werden?
Es wird dunkel, es schneit immer noch dicke Flocken. Im Haus riecht es nach Braten und frisch gebackenem Brot. Opa hat sich für das Christkind fein gemacht. Er hat die alte Handwerkerhose gegen einen braunen Anzug umgetauscht. Er trägt jetzt ein Hemd mit einer Krawatte, und blanke Schuhe, so wie auf der Beerdigung von Frau Müller aus der Nachbarschaft.
Luca hat sich gekämmt, und einen ordentlichen Scheitel gezogen, und Marie trägt ihr rosa Spitzenkleid.
Dann erklingt eine Glocke, die Türe zum Wohnzimmer öffnet sich, und der Baum erstrahlt mit seinen vielen Kerzen und bunten Kugeln. Die drei singen ein Weihnachtslied, und nun endlich können sie ihre Geschenke auspacken.
Mit großen Augen öffnet Marie das große Paket, und hervor kommt eine wunderschöne Puppenstube. Da gibt es ein Schlafzimmer mit einem Bett und einer weißen Bettdecke. Eine Küche mit Regalen, und einer Bank und einem Ofen. Auf dem Tisch stehen kleine Teller und Tassen. Im Wohnzimmer hängt eine alte Kuckucksuhr, und ein rotes Samtsofa.
Der Schlitten mit den Pferden rast schon um den Tannenbaum. Leise erklingen die Glöckchen. Es ertönen Worte wie „Ho,Hü,Hott und Wüst, immer und immer wieder.
Alle sind glücklich, Marie, Luca und auch Opa.
Eine besinnliches Adventszeit.
Tag der Veröffentlichung: 08.12.2013
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