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Wie so oft betrachtete das kleine Mädchen das Bild vom Weihnachtsmann. Natürlich wusste Nina, dass es keinen Weihnachtsmann gab. Nicht er, sondern das Christkind brachte die Geschenke. Aber als sie dieses Mal das Bild betrachtete, fiel ihr auf, dass der Weihnachtsmann einen Schlitten hatte. Dieser Schlitten wurde von großen Tieren mit Geweihen gezogen. Ihr Vater hatte einmal gesagt, das seien Rentiere. Die gab es nur ganz hoch im Norden.
Für Nina alles schön und gut, aber dann fiel ihr plötzlich eine Frage ein: Wenn der Weihnachtsmann – den es ja natürlich nicht gibt – mit Rentieren unterwegs ist, wie bringt dann das Christkind seine Geschenke? Hat es auch einen Schlitten? Oder etwas sogar cooleres, wie ein schnelles Auto?
Das Mädchen nahm das Bild in die Hand und setzte sich auf ihr Bett. Sie fand die Tatsache, dass der Weihnachtsmann, obwohl es ihn gar nicht gab, ein Fortbewegungsmittel hatte, das Christkind, das es sehr wohl gab, aber keines.
Vielleicht wären Rentiere auch das Richtige für ihn, dachte Nina. Dann konnte das Christkind seine Geschenke viel, viel schneller bringen und Nina müsste nicht immer so lange warten, bis sie sie bekam.
Das Christkind braucht unbedingt Rentiere!

, beschloss die Kleine. Aber Papa hat doch gesagt, dass es die hier nicht gibt.


Angestrengt dachte sie nach. Alleine konnte sie wohl nicht in den hohen Norden gehen und sich ein paar Rentiere holen. Es musste also eine andere Lösung her! Welche Tiere gab es denn hier in der Nähe?
Nina musterte ihre Plüschtiere, vielleicht fand sich ja da etwas.
Ich könnte ein paar Hunde und Katzen besorgen! Aber die sind doch viel zu klein … und sehen überhaupt nicht aus wie Rentiere.

Betrübt stützte sie ihren Kopf auf die Hände. Irgendetwas muss es doch geben, das aussieht wie ein Rentier!


Ihr Blick fiel auf ein Buch, das sie zum Nikolaus bekommen hatte. ‚Unser Wald‘, war der Titel.
Nina schlug es auf und blätterte herum. Schon nach einigen Seiten sprang sie froh auf. In dem Buch gab es wirklich ein Tier, das dem Rentier ähnelte! Und es lebte sogar hier in den Wäldern.
Ein Reh!
Gut, sie waren ein bisschen kleiner, als richtige Rentiere, aber das Christkind war ja auch nicht so dick wie der Weihnachtsmann. Aber sie musste die Rehe ganz schnell bekommen, denn schon in zwei Wochen war Weihnachten!
Voller Freude drückte sie das Buch an sich und rannte hinaus in das Wohnzimmer zu ihren Eltern. „Mama, Papa, ich will ein Reh haben!“ Sie klappte das Buch auf und deutete auf das Bild. „Bitte. Ich bin auch ganz brav!“
Ihr Vater lachte und nahm das Buch in die Hand. „Und was willst du mit einem Reh?“
Nina strahlte vor Glück. „Ich will es dem Christkind schenken! Damit er schneller Geschenke bringen kann!“
Während ihre Mutter sie nur skeptisch ansah, legte der Vater das Buch noch immer lachend zur Seite. „Nina, das Christkind hat ja Flügel, da braucht er keine Rehe.“
„Doch!“, protestierte sie. „Ich will dem Christkind ein Reh schenken, bitte!“
„Und wo sollen wir ein Reh hernehmen?“ Ihr Vater hob fragend die Augenbrauen.
„Aus dem Wald. Dort gibt es Rehe.“ Nina verzog ihr Gesicht zu einem Schmollmund und sah hinauf. „Bitte, Papa.“
„Geh lieber schlafen, Nina. Es ist schon spät. Lass uns morgen noch einmal über dein Reh reden, okay?“
Nina nickte brav. „Okay, Papa. Gute Nacht.“
„Gute Nacht, Liebes.“
Während sie etwas bedrückt in ihr Zimmer zurück ging, hörte sie noch, wie ihre Mutter etwas zum Vater sagte. „Ich meinte doch, du sollst ihr die Bambi-DVD nicht schenken. Du weißt, wie leicht sie zu beeinflussen ist.“
Mehr hörte das Mädchen aber nicht, als sie sich unter ihre Decke kuschelte.
Morgen werde ich Papa schon überreden!



Impressum

Bildmaterialien: http://daftopia.deviantart.com/art/Fawn-Stock-2-254794244
Tag der Veröffentlichung: 31.12.2012

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