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Der kühne Bayer


Felix und ich kannten uns seit Jahren: Gemeinsames Aufwachsen in einem kleinen Kaff im tiefsten Oberbayern, konkurrenzdenken im Skiclub und die Freundschaft unserer Mütter – wie soll es auf dem Land auch anders sein – verbanden uns. Doch kann man mit einem zwanzigjährigen Typen, der sich von seiner Mutter die Unterhosen bügeln und zwei Mal am Tag bekochen lässt und sich noch nicht einmal in der Lage dazu sieht, seine Mutter am Tag ihres Geburtstages zu umarmen, sondern seine Zuneigung durch ein kühnes Händeschütteln ausdrückt, kann man mit eben diesem Kerl eine Beziehung führen, ohne als Landpomeranze jämmerlich an der Seite eines Machos einzugehen?


Ein neuer Typ muss her!


Nach kurzer Zeit wurde Felix durch Lukas ersetzt. Ja, genau der Lukas, mit dem man sich die vergangenen sechs Jahre auf der Realschule täglich in die Haare gekriegt hatte. Doch nach dem Abschluss wirkte seine Arroganz plötzlich aufregend, man wollte ihn erobern, zu seiner Clique gehören. Er fuhr einen silbernen Sportwagen – von Mami und Papi zum Abschluss spendiert, genauso wie ihm alles in seinen kleinen, zum anbeißen süßen Hintern geschoben wurde. Später wird er als Oberhaupt eines riesigen Firmenimperiums seinen Vater ablösen, doch kann man es verantworten, noch mehr kleine Kapitalisten mit diesem Kerl in die Welt zu setzen? Nein!


Also dann ein Dominikaner!


Es war ein warmer Dezemberabend am Karibikstrand, ich fühlte den warmen Sand unter meinen Füßen, der durch die stetig anrollenden Wellen abgekühlt wurde und blickte in seine goldschimmernden lieblichen Augen. Seine große raue Hand, die die meinige fest umschlang, schwenkte gemächlich vor und zurück. Seine Lippen waren die zärtlichsten, die ich jemals in meinem Leben auf den meinigen gespürt hatte, seine Haut die weichste, die es zu berühren galt. Ich wusste, dass er mein Mr. Perfect ist und wir bis an unser Lebensende glücklich sein würden, denn wie soll eine Beziehung schon beendet werden, wenn man keine gemeinsame Sprache spricht?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 10.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
An vergangene Schwärmereien

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