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1. Wie bist Du zum Schreiben gekommen?

Ich habe keine Ahnung.
Ganz ehrlich, es ist zu lange her, als dass ich noch irgend etwas Konkretes wüsste. Es muss nach meiner Einschulung begonnen haben und bevor ich zwölf war, das kann ich einordnen. Genauer weiß ich es nicht. Und auch nicht, warum und wie. Ich weiß, dass ich als Kind schon Geschichten geschrieben habe – meist aus meinem Leben heraus, weil ich irgend etwas erlebt hatte, was mich beschäftigte oder in mir Sehnsüchte auslöste. Das habe ich dann aufgeschrieben. Vielleicht war das ja meine Form eines Tagebuches.


2. Kannst Du Dich an Deine allererste Geschichte erinnern?

Ich glaube, ja. Aber es war keine richtige Geschichte mit Handlung, eher die Ausformulierung eines Wunsches. Ich war bei „den jungen Naturforschern“ – eine botanische Einrichtung in meiner Stadt, auf Kinder ausgerichtet. Dort gab es ein Nagetierhaus und ich habe stundenlang die süßen Mäuse angeschaut und hätte am liebsten gleich drei davon mit nach Hause genommen. Weil das nicht ging, kam ich ohne Mäuse nachhause (was meine Eltern sicherlich sehr gefreut hätte, hätten sie das jemals erfahren). Jedoch schrieb ich dieses Erlebnis dann auf, eben in Form einer kleinen Erzählung, wie ich dorthin gekommen war, was ich alles für Tiere gesehen und wie ich mich in die Mäuse verliebt hatte.
Dass ich jemals Mäuse wollte, weiß ich nur noch, weil ich Jahre später diese Erzählung noch einmal fand.


3. Welches Genre bevorzugst Du für Deine eigenen Texte?

Ich bin ein Fantasy-Freak, wobei meine Fantasy nicht zwingend mit Holzhütten, Rittern und Klingenwaffen gleichzusetzen ist. Ich mag auch Urban Fantasy, bei der unsere Welt mit etwas Fantastischem verschmilzt.
Viel schreibe ich aber auch, weil mir etwas Bestimmtes durch den Kopf geht. Das kann dann jegliche Form annehmen: von einfach aufgeschriebenen Gedankengängen („Die ihr nicht mehr seid“), über die Nacherzählung eines Traumes („Gabriel“) bis hin zu Kurzgeschichten („Die vierte Art des Sterbens“).
Eines sehe ich ein wenig als mein „Markenzeichen“: Ich versuche, meine Geschichten stets realistisch zu gestalten. D.h., es gibt keine klare Trennung zwischen Gut und Böse, meine Charaktere sind keine makellosen Menschen wie aus einer Werbezeitschrift … und die Guten siegen nicht immer.

4. Wie waren die Reaktionen auf Deine ersten Texte?

Es gab kaum welche.
Einerseits habe ich sie so gut wie nie jemandem zu lesen gegeben. Andererseits hatte ich kaum die Möglichkeit, mein Geschriebenes mit anderen wirklich zu diskutieren. Denn wenn jemand es überhaupt erstmal las, so war er nicht der Typ dafür, der sachlich und fachlich Kritik äußern konnte. Eine Freundin hatte ich in der Schule, mit der ich reden konnte, aber sie war mehr Ideengeber für Inhalte als Kritiker für Stil. Nach der Schulzeit hatte ich eine weitere Freundin – die beste Kritikerin, die ich jemals hatte –, doch sie ist beruflich und familiär inzwischen so stark eingebunden, dass aus unseren ellenlangen Diskutierabenden schon ewig nichts mehr geworden ist. Alle anderen, denen man sein Werk anvertrauen würde, sind weder Leseratten noch Schreiber. Ich bin mit diesem Hobby in meinem Freundeskreis leider sehr allein.

Auf BX kam durchweg positive Resonanz, als ich mich hier anmeldete und die ersten Texte einstellte. Ich freute mich darüber wie ein Schneekönig. Inzwischen bin ich schlauer und weiß, dass es hier fast ausschließlich positive Kritik gibt – wenn überhaupt. Wenn den Leuten etwas nicht gefällt, dann sagen sie es nicht. Sehr schade. Ich kann also leider nicht wirklich einschätzen, ob meine Bücher gefallen, oder nicht. Es WIRKT so, aber ob es so ist, weiß ich nicht.
(Wobei ich einen kleinen Kreis an Personen um mich habe, auf deren Meinung ich echt was geben kann. Aber die musste ich eben erstmal finden.)


5. Wie unterscheiden sich Deine frühen Werke von Deinen aktuellen?

Sie sind sprachlich anders. Ich bin überzeugt davon, dass sie besser sind. Man entwickelt sich ja weiter. Ich denke, inzwischen enthalten sie auch einen ganz eigenen, erkennbaren Stil.
Diese Medaille hat aber auch eine Kehrseite: Immer wieder entdecke ich Formulierungen, bei denen ich denke: „Verdammt, schon wieder! Das klingt zwar nett und passend dort, aber du benutzt das so häufig! Haste da nicht was anderes?“ Aber nein, ich habe nichts anderes. Ich spüre manchmal, dass ich relativ festgefahren bin. Hier auf BX habe ich eine Userin entdeckt, die mich vollkommen mit ihrer abwechslungsreichen Wortwahl und dem immer wieder variierenden Satzbau überwältigt hat. Das möchte ich auch können, aber es fällt mir schwer, von meiner gewohnten Art weg zu kommen.
Früher habe ich auch nicht so realistisch geschrieben. Was ich wollte, das ging auch. „Ist ja Fantasy“, habe ich mir gesagt. Aber davon bin ich weg. Ein 120-Kilo-Mann tanzt eben nicht Ballett. Basta. Und das Leben kann gemein sein und auch den Guten an die Karre fahren. Shit happens.
Fazit: Sprachlich sind meine neueren Werke reifer, aber auch ähnlicher. Inhaltlich sind sie ausgereifter, realistischer… tja, und irgendwie auch böser.


6. Was macht für Dich den Reiz des Fantasy-Genres aus?

Das Verschwinden in eine andere Welt. Wahrscheinlich ist das die Standard-Antwort, aber so ist es nunmal. Allerdings ist es bei mir weniger Flucht und viel mehr Faszination. Viele sagen „Ich kann meine alltäglichen Sorgen vergessen, wenn ich Fantasy schreibe.“ Das kann ich auch, aber noch viel mehr finde ich es faszinierend, mich in meiner erdachten Welt zu bewegen. Oft genug tanzen mir meine Figuren auf der Nase herum. Manchmal fühle ich mich völlig chancenlos, irgend etwas in meiner Geschichte zu lenken. Es passiert einfach und ich habe alle Hände voll zu tun, alles auch nur ansatzweise im Zaum zu halten, so dass nicht das totale Chaos ausbricht. Ich bin kein Dompteur, der seinen Figuren Anweisungen gibt, was sie zu tun haben, sondern nur der Tierpfleger, der dafür sorgt, dass alles einen gewissen Gang geht. Und manchmal ersticke ich fast in Faszination, wie eigenständig meine Protagonisten sind. Je genauer und besser ich sie erschaffen habe, desto mehr entwickeln sie ein Eigenleben.
Nun könnte man sagen, das alles geht doch auch mit Real-Life-Geschichten. Stimmt, aber in der Fantasy habe ich die Möglichkeit, Dinge zu erleben, die es im richtigen Leben nicht gibt. Fremde Wesen, Magie, fremde Kulturen. Das ist das Besondere an der Fantasy.
Und es gibt noch einen sehr angenehmen Nebeneffekt: Die Recherche hält sich in Grenzen. Damit will ich nicht sagen, dass man überhaupt nicht recherchieren muss, wenn man Fantasy scheibt. Aber wenn ich eine Geschichte kreiere, die in Berlin spielt, muss ich mich an bestehende Fakten halten. In der Stadt Vruzelpuh im Land Krokistaan hingegen kann ich Gebäude nach Gutdünken aufstellen, Straßen benennen, wie es mir gefällt, und die fantastischsten Gestalten herumlaufen lassen. Ich kann mir alles so drehen, wie ich es brauche – solange es logisch und „realistisch“ bleibt. Ich gestalte meinen Protagonisten ihren Lebensraum und schaue dann fasziniert dabei zu, wie sie sich darin bewegen.


7. Was halten Deine Freunde von Deinen schriftstellerischen Tätigkeiten?

Meine Real-Life-Freunde nehmen es einfach hin. Sie sind selbst alle keine großen Leseratten – und wenn, dann nicht in meinem Genre. Daher bekomme ich dort wenig Rückmeldung. Sie wissen es, erkennen es als Teil von mir an … und gut. Nur manchmal vergesse ich über die Schreiberei meine anderen Pflichten. Und dass ich so viel bei BX „rumhänge“, gefällt ihnen auch nicht sonderlich. Da murren sie manchmal – zu Recht.
Meine BX-Freunde sind – denke ich – ganz angetan. Immer wieder werde ich von ihnen gedrängt, mich endlich mal an Anthologien zu versuchen, mit Verlagen in Kontakt zu treten und meine Werke der großen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie treten mir in den Hintern, wenn ich mal unmotiviert zum Schreiben bin, und geben mir hilfreiche Ratschläge. Es tut gut, sie hier gefunden zu haben. Mit mehreren habe ich auch persönlichen Kontakt. Wir haben uns schon getroffen, wobei es völlig egal ist, ob sie 16, 30 oder 45 sind. Es sind Menschen, die nachvollziehen können, wie viel Zeit und Liebe ich investiere und wie sehr ich an meinen Figuren hänge. Das ist etwas, das ich bei meinem Real-Life-Freunden nicht bekomme. Eine wunderbare Ergänzung also.


8. Wie wichtig ist für Dich die Meinung Deiner Leser?

Wenn ich weiß, dass gerade jemand mein Buch liest, dann würde ich am liebsten direkt daneben sitzen und dem Leser dabei zusehen. Ich will jede Regung seines Gesichtes, jedes Atmen und jedes Umblättern beobachten. Ich will wissen, wann er schmunzelt, wann er traurig schaut, an welcher Stelle er auflacht und an welcher er einen angespannten Gesichtsausdruck bekommt. Am liebsten möchte ich wissen, was er von jedem einzelnen Wort hält, das er liest. Kurzum: Ich will ALLES wissen. Ich glaube, mein Leser könnte gar nicht so viel aufschreiben, wie ich wissen will.
Dabei interessiert mich am meisten die Wirkung meines Textes. Also lacht der Leser dort, wo ich es beabsichtigte? Oder findet er eine ganz andere Stelle witzig, bei der ich damit niemals gerechnet hätte? Weint er beim Lesen genauso wie ich beim Schreiben? Kann er eintauchen und sich treiben lassen, oder schippert er nur an der Oberfläche herum?
Also ja, ich schreibe nicht nur um des Schreibens Willen. Ich giere auch nach Rückmeldung.


9. Wie gehst Du mit Kritik um?

Ich hasse Kritik. Da mäkelt jemand an meinem Baby rum – an dem, was ich (meistens zumindest) für perfekt halte. Ich weiß natürlich, dass niemals etwas perfekt sein kann, und doch fühlt es sich so an. Ich stelle keine Texte ein, wenn ich nicht davon überzeugt bin, dass ich alles aus ihnen herausgeholt habe, was geht. Und dann kommt da jemand daher und mäkelt daran herum – und dann meistens auch noch zu Recht! Frechheit!
Von dieser allerersten Empörung abgesehen liebe ich Kritik. Denn sie zeigt mir auf, wo ich an meiner Geschichte noch feilen kann. Und dennoch – so ehrlich muss ich sein – fällt es mir schwer, die erhaltene Kritik dann auch umzusetzen. Das ist ein Punkt, an dem ich noch arbeiten muss. Ich lese eine Kritik, und wenn ich sie für gerechtfertigt halte, dann überlege ich, wie ich sie umsetzen könnte, doch irgend etwas in mir sträubt sich dagegen. Ich bin dabei, diesen Schweinehund in mir zur Vernunft zu bringen, aber das dauert noch.
Ich schreibe schon seit vielen Jahren, doch auf BX bin ich erst seit zweien. Das heißt, ich bekomme erst seit zwei Jahren ernstzunehmende Kritik. Vorher hatte ich nur mich und meine eigene Zufriedenheit mit meinen Texten. Viele Jahre der Gewohnheit gegen zwei Jahre der Kritik – da muss man sich ganz schön umgewöhnen…


10. Wie schreibst Du Deine Texte? Gibt es eine bestimmte Herangehensweise?

Ja, die gibt es. Und sie heißt: Einfach drauf los. Manchmal spukt irgendeine Idee in meinem Kopf herum oder ich bekomme ein Thema, weil ich an einem Schreibduell teilnehme. Das wird dann in meinem Kopf hin und her gewälzt, gedreht, gewendet, verworfen, neu aufgebaut. Und wenn ich spüre, dass nur mit Kopfarbeit nichts Neues mehr kommt, dann schreibe ich drauflos. Die meisten Ideen kommen mir sowieso beim Schreiben.
Ich bin also kein großer Planer, Storyline-Schreiber oder Personenübersichten-Bastler. Das kommt alles erst später, falls die Geschichte so groß wird, dass ich mir nicht mehr alles merken kann.
Ich schreibe auch nicht der Reihe nach. Entwickelt sich innerhalb der Geschichte eine kleine Zusatzidee, hüpfe ich eben wieder nach vorn und baue dort noch einen kleinen Hinweis auf diese Zusatzidee ein – wenn es sich anbietet, versteht sich. Oder ich habe einen Gedanken, was viel später mal noch passieren könnte … und schreibe ihn eben gleich. So entsteht hier was und dort was und ich bekomme ein großes Puzzle aus Teilen, die natürlich in ihrer Reihenfolge schon korrekt sind, aber hier und da noch nicht aneinander passen, weil eben die Übergänge zu hart sind. Das ist der Nachteil an meiner Drauf-Los-Methode: Ich lese mehr als ich schreibe. Immer wieder mein eigenes Zeug. Immer wieder von Anfang an. Und immer wieder bastele ich hier noch ein Detail rein oder nehme da was raus, weil es zu der Idee von weiter hinten nicht mehr passt. Ziemliche Fummelei! Aber ich fühle mich wohl damit.


11. Schreibst Du Deine Texte abschnittsweise, oder verbringst Du mehrere Stunden am Stück mit einem Werk, bis es schließlich fertiggestellt ist?

Das ist ganz unterschiedlich. Manchmal bin ich so im Fluss, dass ich mehrere Stunden am Stück einfach nur tippe, tippe und tippe. Manchmal habe ich aber auch wochenlange Pausen drin. Dann schreibe ich zwischendurch auch mal eine Kurzgeschichte oder einen Text zu einem Thema, das mir gerade durch den Kopf geht.
Was mir jedoch nicht besonders liegt, ist das Schreiben an zwei großen Werken gleichzeitig. Ich habe den Fehler gemacht, mit „Juli im Dunkeln“ anzufangen. In dieser Zeit brach mein anderes großes Romanprojekt ein. Und jetzt habe ich bei beiden Büchern Schwierigkeiten, weiterzukommen.


12. Welches Deiner Werke liegt Dir besonders am Herzen?

Jedes auf seine Weise. Zur Zeit ist es jedoch „Die vierte Art des Sterbens“. Das ist das schlimmste Buch, das ich je geschrieben habe – wobei die Zeit vor dem Schreiben die absolute Hölle war. Noch nie ist mir so etwas passiert. Ich bin selbst immer noch völlig verblüfft, wie sehr es mich vereinnahmt hat. Nur ein einziger Gedanke war es, der mich ungefähr ein halbes Jahr lang immer wieder beschäftigte, mich in unerwarteten Situationen von hinten überfiel, mich grübeln ließ, mich oftmals nicht schlafen ließ, mich wahnsinnig machte: „Wie muss man sich fühlen, wenn man morgen hingerichtet wird?“
Ich habe unter diesen Gedanken richtiggehend gelitten. Noch heute läuft mir eine Gänsehaut über den Rücken, wenn ich daran denke. Mit dem Schreiben des Buches anzufangen, hat lange gedauert. Ich hatte Angst davor, Angst, mich noch mehr darin zu verlieren. Aber als ich es endlich begonnen hatte, war es befreiend. Ich habe gezittert, als ich es hochgeladen habe. Dann habe ich geweint, als ich den ersten Kommentar dazu bekam. Und dann? … War ich endlich frei.
Inzwischen habe ich auch berechtigte Kritik bekommen, die ich wirklich gern umsetzen möchte. Aber ich traue mich noch nicht ran. Ich habe Angst, dass das alles von vorn losgeht…


13. Was inspiriert Dich am meisten?

Das Leben.
Ich kann gar nicht genau sagen, was daran. Manchmal ist es ein Gedanke, den ich selbst habe. Manchmal eine gewisse Stimmung, die ich sehe – wie zum Beispiel das goldene Licht der untergehenden Sonne, das unter einer schwarzen Gewitterwolke hindurch diesen herrlichen Kontrast von Wärme und Gefahr malt. Es sind Dinge, die jemand sagt, Ereignisse, die ich in den Nachrichten höre, Szenen, die ich in Filmen sehe. Manchmal ist es etwas, das ich höre. Aktuell beschäftigt mich seit Wochen eine Liedtextzeile: „… als Stille bei uns wohnte anstatt dir.“ Diese Zeile würde ich mir am liebsten vergolden und an die Wohnzimmerwand malen, weil ich sie so … unglaublich finde. Mit so wenigen Worten so viel gesagt! Ich könnte jedes Mal heulen, wenn ich diese Zeile höre.
Eins haben alle diese Dinge gemeinsam: Es sind Winzigkeiten. Kleine Fetzen, die in meinem Kopf herum wirbeln. Manchmal werden sie größer, oft nicht. Wenn sie größer werden, besteht die Chance, dass eine Geschichte um sie herum entsteht. Vielleicht.


14. Womit beschäftigst Du Dich in Deiner Freizeit?

Viel zu viel mit Kram, der mich nicht weiterbringt! Seit ich auf BX angemeldet bin, komme ich zu kaum etwas anderem. Die Anmeldung bei Facebook war ein noch größerer Fehler. Dort gibt es einen Haufen dumme Spiele, die süchtig machen. Ich neige dazu, elendig viel Zeit dort zu verbringen und mich danach darüber zu ärgern.
Aber davon und vom Schreiben (welches ich jetzt mal als selbstverständlich angenommen habe) abgesehen, habe ich ein zweites großes Hobby: Musik, konkret acappella-Musik. Ich singe in drei Ensembles, eins davon „poptales – Das Vocalensemble“, welches ich selbst leite und für das ich die Noten arrangiere. Zwischen ein paar Leuten zu stehen und nur mit unseren Stimmen wundervolle Musik zu produzieren, ist ein unglaublich großartiges Gefühl.
Seit einem Jahr bin ich mit ein paar Freunden zusammen – sehr spießig – Besitzer eines Gartens. Dort bin ich nun viel und wenn die Gartenarbeit geschafft ist, setze ich mich mit dem Laptop hin und schreibe. Das funktioniert prima, seitdem schaffe ich es wieder, mehr und effektiver zu schreiben. Dort habe ich kein Internet, das mich ablenkt. Super Sache!


15. Was möchtest Du Deinen Lesern mit Deinen Texten mitteilen?

Mit meinen Romanen und den meisten Kurzgeschichten gar nichts. Wenn jemand diese Texte liest, dann soll er sich einfach darin wohlfühlen, das Geschehen miterleben und mitfühlen, in meine Welt eintauchen.
Es gibt aber auch Texte, bei denen ich persönliche Erfahrungen oder Erlebnisse verarbeite. Oder bei denen ich schwierige Themen aus mir heraus bringe, die mich schon lange beschäftigt haben und mir einfach nicht aus dem Kopf gehen wollten (z.B. „Die vierte Art des Sterbens“). Bei diesen freue ich mich, wenn ein Leser sich damit identifizieren und meine Gedanken nachvollziehen kann. Und besonders, wenn der Leser nach der Lektüre vielleicht ein wenig mehr über das Thema nachdenkt.


16. Würdest Du gerne in einer anderen Zeit leben?

Nein. Ich würde gern mal schauen gehen – mal ins Mittelalter hüpfen, eine Woche lang spionieren, wie es da wirklich war. Und das gern dreimal: zuerst als einfache Magd oder Bäuerin, dann als Krieger und später noch einmal als Burgfräulein.
Viel lieber als in einer anderen Zeit würde ich in einer anderen Gesellschaft leben. In einer, in der die Menschen sich mehr darüber bewusst sind, was sie alles haben, und weniger darüber, was sie alles nicht haben.


17. Was würdest Du machen, wenn Du plötzlich nicht mehr schreiben könntest?

Nichts.
Was sollte ich schon tun? Mir das Leben nehmen? Zu schade.
Auf Krampf versuchen, etwas zu schreiben? Zu aussichtslos. (Ich hatte das Problem mehrere Jahre lang und spreche aus schmerzlicher Erfahrung.)
Ganz ehrlich? Das Leben würde weitergehen. Mir würde ein großes Stück fehlen. Ich kenne das Gefühl schon und ich bin sehr dankbar, dass ich es nicht mehr fühlen muss. Und dennoch bin ich über die Jahre meiner Schreibblockade nicht elendig dahingesiecht. Es finden sich andere Interessen, andere Dinge, mit denen man seine Zeit füllt. Wenn es nicht sein soll, soll es nicht sein. Auf Zwang funktioniert gar nichts.
Ich würde es wohl wieder so tun wie beim letzten Mal: Lockerlassen. Das Schreiben kam von selbst wieder und ich würde hoffen, dass es wieder so wäre.


18. Würdest Du Dich als selbstkritischen Menschen bezeichnen?

Nein. Ich neige dazu, immer richtig zu finden, was ich tue und sage. Wenn ich das allerdings auch als Schwäche von mir sehe, ist das dann selbstkritisch? Ich weiß es nicht so richtig. Wo fängt Selbstkritik an, wo hört sie auf und wo ist es schon Unsicherheit? Schwer zu beantworten.
Was ich mit Sicherheit sagen kann, ist, dass ich ein selbstbewusster Mensch bin – was ich jedoch sehr wörtlich meine. Das Wort Selbstbewusstsein hat meines Erachtens viel zu sehr die Bedeutung von Sicherheit, Sturheit und Dominanz. Das sind sehr wohl auch Eigenschaften, die ich mir selbst zuordne. Jedoch kenne ich auch meine Schwächen. Ich weiß sehr genau, was ich kann und was ich nicht kann. Ich bin mir meiner selbst eben bewusst. So kann ich ohne Scheu sagen, dass ich mich selbst gut finde, jedoch manchmal auch ein Trampel bin – gerade gegenüber Freunden, die einen gut kennen. Da habe ich schon die ein oder andere Verletzung verursacht, weil ich zu unüberlegt gesprochen habe. Auch bei meinen BX-Kritiken habe ich mich schon ab und an im Ton vergriffen und sicherlich manchmal den Empfänger verletzt. Solche Dinge arbeiten dann immer nachträglich in meinem Kopf. Ich bin mir dessen bewusst und arbeite daran.
Hmm… während ich das hier so schreibe, komme ich doch irgendwie zu dem Schluss, dass ich ein selbstkritischer Mensch bin. Ach, stellt mir doch nicht solche schwierigen Fragen! XD


19. Warum ist „Mit Feder statt Schwert“ eine geschlossene Gruppe? Was genau passiert in diesen heiligen Threads?

„Mit Feder statt Schwert“ wurde als Wettbewerbsgruppe gegründet. Zwei Mitglieder schreiben eine Fantasy-Kurzgeschichte zu einem vorgegebenen Thema, die anderen lesen, kritisieren und bewerten sie – wobei wir schon immer darauf Wert gelegt haben, dass die Kritiken ausführlich, gründlich und hilfreich sind. Das Schöne daran ist, dass beide Schreiber „gewinnen“ – nämlich hammerharte, konstruktive Kritik. Derjenige, der obendrein auch noch mehr Punkte einheimsen kann, darf die nächste Runde moderieren und sich damit also auch das nächste Thema ausdenken. Aktuell starten wir in die 28. Runde.
Die Federduelle sind die Basis der Gruppe. Darüber hinaus hat sich aber auch eine Gruppendynamik entwickelt, die mich – als „Gruppenmutti“ – stolz macht. Wir lesen gegenseitig auch unsere Bücher, die nicht in einem Duell entstanden sind, diskutieren, philosophieren, blödeln rum … und haben uns inzwischen auch schon dreimal „live“ getroffen, so dass viele von uns sich persönlich kennen und BX-externe Freundschaften entstanden sind.
Die Gruppe ist nicht geschlossen, weil wir gern im eigenen Saft schmoren oder uns für irgend etwas „Besonderes“ halten. Nur hat meine zweijährige Erfahrung auf BX gezeigt, dass eine Gruppe immer uneffektiver wird, je größer sie ist. Das kann ich auch an „Mit Feder statt Schwert“ beobachten. Ganz am Anfang waren wir acht und die Beteiligung am Duell lag bei 100%. Aktuell sind wir 23 – und die Beteiligung schwankt zwischen 40 und 70%. Je größer die Masse, desto anonymer die Leute, desto mehr geht es aneinander vorbei. Deshalb fliegen Mitglieder, die sich nicht regelmäßig an den Duellen beteiligen, knallhart wieder raus. Andersherum laden wir aber auch ab und zu gezielt jemanden ein, wenn uns ein BX-User durch wunderbare Kritiken auffällt.


20. Welche Eigenschaften muss ein Autor Deiner Meinung nach unbedingt besitzen?

Er muss die Sprache lieben und mit Worten jonglieren können. Er sollte schreiben können, wie es ihm aus der Seele fließt, einfach aus dem Bauch heraus, ohne groß nachzudenken. Aber er muss auch den Mut haben, ganze Passagen wieder zu löschen, wenn er später merkt, dass sie Mist sind oder nicht zum Rest passen.
Dass ein Autor Phantasie haben muss, versteht sich sicher von selbst. Darüber hinaus sollte er aber über eine gute Menschenkenntnis verfügen und eine gute Beobachtungsgabe sowie viel Einfühlungsvermögen besitzen. Wer sich nicht gut in seine eigenen Figuren hineinversetzen kann, wird sie dem Leser gegenüber niemals überzeugend präsentieren können.
Rein handwerklich ist es meines Erachtens für einen Autor Pflicht, Rechtschreibung und Grammatik zu beherrschen.


21. Möchtest Du in Zukunft mit dem Schreiben Deinen Lebensunterhalt bestreiten oder siehst du es mehr als Hobby an?

Wer träumt nicht davon? Wenn ich einfach mit dem Finger schnippen könnte, würde ich wahrscheinlich sofort in einer Blockhütte in den schottischen Highlands sitzen – abgeschieden, an einem kleinen Flüsschen am Waldrand – und einen Bestseller nach dem anderen tippen.
Ich bin, was mein Privatleben angeht, leider keine Kämpfernatur. Für andere kämpfe ich gern und viel, für mich selbst bekomme ich es nicht hin. Einem Verlag ein Manuskript schicken? Schon bei dem Gedanken schaudert es mich. Man könnte es ja ablehnen. Oder – noch schlimmer – es könnte genommen werden! Oh Gott! Bei dem Gedanken allein werde ich kopflos! Wie geht das dann? Was muss ich dann machen? Ändert sich dann womöglich mein Leben? Hilfe, das überfordert mich.
Ich weiß genau, wie bescheuert das ist. Ich könnte mich ja mal darum kümmern, mich schlau machen, in Foren stöbern, Leute fragen. Aber ich krieg’s nicht hin.
Solange ich DAS nicht in den Griff bekomme, bleibt es auf jeden Fall ein Hobby.


22. Du bist vor allem für Deine Kurzgeschichten bekannt. Doch gibt es auch einen längeren Roman (außer „Juli im Dunkeln“), an dem Du gerade arbeitest?

Ja. Gibt es. Ich hatte den Anfang auch schon bei BX online, habe ihn aber wieder rausgenommen – mein Bauchgefühl sagt mir, dass er hier nicht in der Art und Weise aufgehoben ist, die ich mir für ihn wünsche. Die Geschichte ist mein Baby… und ich hülle mich in Schweigen.


23. Viele wissen über Deine Leidenschaft zu gewissen Tabellenkalkulationsprogrammen Bescheid. Über welche Daten führst Du eigentlich genau Statistik?

*lach* Soso. Bin ich also schon dafür bekannt. Ja, ich liebe Daten und Statistiken! Einerseits helfen sie mir dabei, Dinge realistisch einzuschätzen, andererseits sind sie Entscheidungshilfe. Was BX angeht, so habe ich zwei Datenbanken.
In der ersten sind alle meine Bücher aufgelistet, die bei BX online stehen. Jeden Tag trage ich dort für jedes Buch ein, wie viele Klicks und wie viele Herzen es hat. (Ja, ich bin ein Freak, aber das dauert nur drei Minuten, und das ist mir der Spaß wert!) Das Programm kennzeichnet automatisch farbig, welche Bücher gut „laufen“ und welche nicht. Interessanterweise ist „Juli im Dunkeln“ zwar mit Abstand das Buch mit den meisten Klicks und den meisten Herzen (was es auf den ersten Blick natürlich ziemlich gut aussehen lässt), aber es ist im Verhältnis gesehen eins der am schlechtesten bewerteten. Woher das kommt, sagt mir meine Tabelle leider nicht. Möglicherweise wird es durch die Vampirthematik ja von mehr unangemeldeten Lesern angeklickt, möglicherweise ist es aber auch einfach schlechter als die anderen.
4,8 mal am Tag wird eines meiner Bücher angeklickt. Übrigens kommt auf 19,27% der Klicks ein Herz – also belohnt etwa jeder fünfte Leser mich mit der Favoriten-Auszeichnung. Vielleicht erweitere ich die Statistik bei Gelegenheit mal noch um „nette Kommentare“ und „konstruktive Kommentare“. Ich fürchte jedoch, dass das Ergebnis dabei eher traurig wäre.
Die Besucheranzahl auf meinem Profil wird auch ausgewertet. Daher weiß ich, dass täglich durchschnittlich 17 Personen mein Profil anschauen. Und ich kann verkünden, dass die BX-User montags und dienstags am aktivsten und samstags am inaktivsten sind.
Die zweite Datenbank ist für die „Federgruppe“. Dort trage ich ein, wer an den Duellen teilgenommen hat – als Schreiber und als Kommentator. Wer sich zu häufig nicht beteiligt, dessen Name wird irgendwann rot. Dann bekommt er von mir eine Abmahnung. Bleibt er dauerhaft rot, fliegt er aus der Gruppe. Ist ein Name grün, dann ist das Gruppenmitglied ein sehr fleißiges. Und ist er dunkelgrün, dann ist er ein „Federheld“ – einer, der sich bis auf ganz minimale Ausfälle immer an den Duellen beteiligt hat (schließlich fährt man auch mal in den Urlaub).
Mit Sicherheit wäre ich auch ohne diese Zahlenjongliererei überlebensfähig, aber es macht mir Spaß, immer wieder neu zu durchdenken, ob es wirklich aussagekräftig ist, was ich da auswerte, es zu optimieren und noch mehr automatische Spielereien einzubauen.


24. Wenn Dir heute eine Fee erscheinen würde, die Dir drei Wünsche schenken würde, was würdest Du Dir wünschen?

Einen Menschen, den ich lieben darf.
Weniger innere Schweinehunde (ich hab einen ganzen Stall davon!).
Mehr positives Denken bei den Menschen.


25. Hast Du zum Schluss noch einen Tipp für Bookrix-Neulinge?

Oh, EINEN? Da gibt es so viel, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Der größte Tipp ist wohl: Lasst euch nicht zu sehr von Herzen verwöhnen! Im Grunde zählen sie überhaupt nichts. Man schreibt eine Geschichte, stellt sie online und bekommt dafür ein Herz. Und was sagt das nun? Was hat dem Leser gefallen? Waren es die Personen, der Stil, das Setting, die Idee? Gab es etwas, das ihm nicht gefallen hat (wenn einem ein Buch im Ganzen zusagt, können da ja trotzdem Stellen sein, die man nicht so mochte)?
Der zweite große Tipp: Die Community ist riesig und der Einzelne geht unter. Es geht wohl kaum noch, ohne dass man wirbt. Ich selbst tue es nicht – und entsprechend wenig werde ich gelesen. Wenn ihr also gelesen werden wollt, dann werbt für euer Buch, ABER: Tut es an der richtigen Stelle und im richtigen Maße. Ich habe den Eindruck, dass Kritiker, die sich wirklich intensiv mit eurem Buch auseinandersetzen würden, auf BX in der deutlichen Minderheit sind. Wenn ihr wiederrum zu denen zählt, die Kritik wollen, dann vergrault diese Kritiker nicht, indem ihr ohne Sinn und Verstand überall eure Werbung hinkleckst! Sucht euch die entsprechenden Gruppen aus, die auf ernsthafte Kritik ausgelegt sind. Und wenn ihr an Pinnwände schreibt, dann schaut euch vorher das Profil an, ob derjenige auch für euer Genre Interesse hegt.
Dritter Tipp: In vielen Gruppen gibt es Gruppenregeln. Wenn man neu auf BX ist, ist man oft mit den vielen Informationen und Möglichkeiten überfordert. Aber umso wichtiger ist es, sich genau umzusehen, bevor man handelt. Ihr kommt ja auch nicht zu jemandem nach Hause auf eine Party und geht direkt zum Kühlschrank, um euch ein Bier herauszunehmen. Erst einmal schauen, wo’s lang geht, und dann aktiv werden!
Vierter Tipp: Schreibt, was immer ihr wollt. Aber schreibt es mit Sinn und Verstand! Wenn ich merke, dass eine Geschichte einfach mal so lieblos dahingezimmert wurde, dann schlage ich sie sofort zu. Bücher, an denen dran steht „Sorry für die Rechtschreibfehler“, schlage ich gar nicht erst auf. Wenn ihr wisst, dass Fehler drin sind, dann korrigiert sie doch (oder lasst sie korrigieren). Zu einem Verlag würdet ihr euer Buch doch auch nicht wissentlich fehlerhaft schicken, warum dann also hier?
Fünfter Tipp: Geben und Nehmen. Hier ein Profil anlegen und warten, dass euch jemand liest, wird nichts! Also legt los, seid aktiv, bringt euch in die riesige BX-Gemeinschaft ein. Helft einander, lest euch gegenseitig, gebt euch Anregungen, was besser geht und was schon gut ist. Dann werdet ihr bald eure Nische finden, in der ihr das bekommt, was ihr sucht.
Letzter Tipp: Seid einzigartig!


Wie immer danken wir natürlich dem Interviewpartner Yolana. Ihr findet ihr BookRix-Profil unter:
http://www.bookrix.de/-yolana

Aber vor allem danken wir natürlich den Usern, die ihre Fragen uns zugesendet haben und somit das tolle Interview möglich gemacht haben.

Geführt wurde das Interview von Jenny.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.09.2011

Alle Rechte vorbehalten

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