Cover

1. Hallo Maximilian. Viele BookRixer werden Dein Blog schon kennen aber nur wenige werden von Dir als Person, die dahinter steht etwas wissen. Stelle dich mal kurz selber vor.

Ich bin 44 Jahre alt, komme aus Lübeck und wohne seit vielen Jahren in Hamburg. Ich bin verheiratet mit einer Nordostwestfälin und zweifacher Vater. Ich arbeite als Controller in einem Marktforschungskonzern, bin nebenbei mit meiner Frau zusammen selbständig mit einer kleinen Internetagentur und schreibe außerdem Bücher, Artikel und Kolumnen. Ich bin leidenschaftlicher Hobbyfotograf und lese sehr viel und sehr schnell. Ich schlafe zu wenig.

2. Dein Blog Herzdamengeschichten besteht schon seit Februar 2006. Wie bist Du zum Bloggen gekommen?

Das ist nicht ganz richtig, das Blog gibt es mit der Vorgängerversion genau seit dem 1. April 2004. Das Datum habe ich bewußt gewählt, um es ggf. gleich wieder einstellen zu können. Wenn es nicht gut geworden wäre, hätte ich es eben als Aprilscherz ausgegeben. Diese Notwendigkeit ergab sich dann allerdings nicht. Ich bin zum Bloggen erst gekommen, weil eine Freundin gebloggt hat und mir irgendwann ihre Seite zeigte.

3. Welche Blogs liest Du selber regelmäßig?

Das kann man auf meinem Blog nachsehen, dort gibt es eine Blogroll, die ich auch selber lese. Darüber hinaus lese ich noch vieles, was mir Freunde via Twitter oder Facebook oder sonstwie online empfehlen.

4. Findest Du in anderen Blogs Inspiration für Deine Texte?

Am meisten inspiriert mich tatsächlich eher der ganz banale Alltag. Irgendeine kurze Sequenz im Treppenhaus, in der S-Bahn, im Kinderzimmer.

5. Was hat Dich dazu gebracht, Deine Erfahrungen rund um die Liebe und das Elternsein niederzuschreiben?

Ich führe ein tendenziell unaufregendes Leben. Ich hatte gar keinen anderen Content als meine häusliche Situation parat. Keine weiten Reisen, keine wirklich spannenden Berufe, keine wilden Liebesabenteuer, keine Tigerzucht im Hinterhof, keine heimlichen Treffen mit Prominenten. Aber ich habe eine Frau und ich habe Kinder und es ergab sich so, daß gerade die Texte zum Thema Familie bei den Lesern von Anfang an sehr gut ankamen. Und was gut ankommt, setzt man auch gerne fort.

6. Das Blog soll ja in erster Linie die Leser unterhalten. Gibt es Themen, die für Dich tabu sind?

Ich schreibe nicht über meinen Bürojob. Zum einen wäre es mir zu kompliziert, in jedem Einzelfall die Texte mühsam mit der Firmenpolitik abzustimmen, zum anderen arbeitet man als Controller in einem für die Öffentlichkeit nicht so unterhaltsamen, aber gleichwohl sensiblen Bereich. Das ist mir zu heikel, mich da durchzulavieren.

7. Wie kamst Du auf die Idee, Deine Frau „Herzdame“ zu nennen?

Die Herzdame hieß vorher längere Zeit „Die Verlobte“, weil sie genau das auch war. Und sie war mit diesem Namen in der Blogszene auch ziemlich bekannt. Da sie nach der Heirat aber schlecht weiterhin so heißen konnte, habe ich die Leser im Blog gefragt, wie ich sie nach der Hochzeit nennen sollte. Herzdame war tatsächlich der Vorschlag, den wir am besten fanden.

8. Hatte Deine Herzdame gegen das Preisgeben eures gemeinsamen Lebens Einwände, oder hat sie Dich bei Deiner Idee unterstützt?

Es gibt keine Texte, die nicht mit ihr abgestimmt sind. Natürlich sind wir uns nicht immer einig, weder was die jeweilige Geschichte, noch was die Pointe angeht, aber wir finden eine Lösung. Und da die Texte tendenziell eher zu meinen Lasten gehen, ist das meist auch nicht sehr schwierig.

9. In Deinem Buch stößt man auf nützliche Infos über das Vatersein. Hast Du einen Tipp für zukünftige Eltern?

Es ist sehr schwer, allgemeine Tipps zu geben, aber es ist verblüffend einfach präzise Hinweise zu geben. Zum Beispiel diesen jahreszeitlich noch halbwegs naheliegenden: Nehmen Sie sich in den ersten drei bis sechs Jahren im November nichts mehr vor. Keine Arbeit, kein Kino, keine Oper, keine Ausflüge, keine Reisen, keine Partys. Aufgrund irgendeines Naturgesetzes sind Klein- kinder im November verläßlich durchgehend krank. Zumindest nach meiner empirisch abgesicherten Erfahrung.

10. Wie sieht es inzwischen mit Ihrem beidseitigen Tanzverhalten aus? Gibt es noch Schwierigkeiten, oder haben Sie es gar aufgegeben?

Wir haben es in der ersten Schwangerschaft irgendwann aus physikalischen Gründen aufgegeben (Stichworte Fliehkraft, Unwucht durch Bauch) – und haben wenig Chancen, es wieder aufzunehmen, weil wir beide immer entweder arbeiten oder uns um die Kinder kümmern. Im Moment können wir die Zeit dafür schlicht nicht aufbringen, obwohl wir durchaus Lust hätten. Und obwohl es schon stimmt, was im Buch steht, der Tanzsport ist ein Beziehungskiller ersten Grades. Es gibt fast keine Tanzstunden ohne streitende Paare.
Aber andererseits – ein wirklich gelungen durchtanzter Quickstep ist besser als Sex.

11. Hast Du ein Rezept für eine glücklich funktionierende Ehe?

Ich habe die Frage natürlich an die Herzdame weiter- gereicht. Ich dachte, das ist nur fair, bevor ich hier etwas schreibe, was sie dann nicht teilt. Ich dachte, wir könnten unser Rezept für unseren äußerst gelungenen Alltag schnell mal durchsprechen. Sie hat gefragt, mit wem ich denn eine glückliche Ehe habe. Nun ja. Nächste Frage.

12. In welchem Alter hast Du mit dem Schreiben begonnen?

Abgesehen von der fast obligatorischen und eher peinlichen Hemingway-Phase mit etwa sechszehn, in der ich mit dünnem Ziegenbart brütend vor einer mechanischen Schreibmaschine saß und mich nach zwei dürren Zeilen für ein Genie hielt - erst wieder mit dem Beginn des Blogs, also vor sechs Jahren.

13. Was war das bisher schönste Erlebnis in Bezug auf Dein Buch?

Das Buch besteht ja wesentlich aus Blogtexten, die vor der Buchveröffentlichung schon online erschienen sind. In den Texten geht es auch oft um das Heimatdorf der Herzdame, jenen seltsamen Ort in Nordostwestfalen, zu dem ich in den Geschichten nicht unbedingt nett bin. Ich fand es deswegen sehr erfreulich, daß viele Dorfbewohner die Texte ausgesprochen witzig fanden und habe mich sehr, sehr gefreut, als ich zufällig einmal bei einem der Bauern dort ausgedruckte Blogtexte von mir auf dem Zeitschriftenlesestapel im Wohnzimmer fand.

14. Gab es auch negative Kritik? Und wenn ja, wie gehst Du damit um?

Ja, die gab es natürlich, es wäre ja auch ein Wunder, wenn nicht. Viel Kritik gab es für das Cover und die Typographie. Und die Texte sind oft sehr kurz, das empfinden etliche Leser als störend – andere allerdings mögen genau das, besonders Menschen mit Kleinkindern zum Beispiel, die sowieso keine Zeit für lange Texte haben.

15. Was fällt Dir am Schreiben leicht, und was empfindest Du als schwer?

Schwer ist es, Ruhe zum Schreiben zu finden - und wenn man die Ruhe dann hat, ist es auch sehr schwer, nicht dabei einzuschlafen. Aber das ist vielleicht nur die sehr spezielle Antwort eines Vaters von zwei hartnäckig nicht durch- schlafenden Kleinkindern.

16. Hast Du ein Schreibritual?

Nein. Ich schreibe, wann immer ich ein paar Minuten dazu Zeit finde. In jeder Lebenslage, es muß nur ein Notebook verfügbar sein. Schreiben ohne Computer kann ich mir nicht vorstellen.

17. In Kürze erscheint Dein Buch „Es fehlt mir nicht, am Meer zu sein“ bei rororo.

Ist es tatsächlich so? Was bedeutet das Meer für Dich?

Das ist tatsächlich so, wie man in dem Buch natürlich wundervoll nachlesen kann, hoffe ich. Mit der Ausnahme vielleicht, daß ich das Meer ein klein wenig als Fotomotiv vermisse, das Licht ist dort einfach interessanter als in der Großstadt. Das Meer, der Strand waren mir viele Jahre lang Heimat und Heimat ist für viele Menschen nun einmal ein ganz netter Ort, sobald man endlich weg ist. So originell ist das wohl gar nicht, schon gar nicht für Menschen aus der Provinz.

18. Wie ist der Verlag auf Dich aufmerksam geworden?

Durch mein Blog. Ich wurde bei beiden Büchern von den Verlagen angeschrieben – was für einen Autor natürlich so etwas wie ein Sechser im Lotto ist.

19. Welches Buch hat Dich in Deinem Leben besonders geprägt?

Die Buddenbrooks. Weil es mir als Lübecker Kind jahrelang als der unerreichbarer Gipfelpunkt der deutschen Literatur gepredigt wurde und ich Ewigkeiten brauchte, um dieses Buch und den Autor realistisch einzuschätzen und nicht mehr als Barriere vor dem eigenen Schreiben zu empfinden.

20. Was macht für Dich ein gutes Buch aus?

Die Sprache. Wenn jemand sehr gut schreiben kann, ist die Story eventuell nicht mehr wichtig. Wenn jemand nicht gut schreiben kann, nützt die beste Story nichts.

21. Ist ein nächstes Buch in Planung?

Das dritte Buch ist kurz vor der Manuskriptabgabe. Beängstigend kurz sogar.

22. Wie sieht für Dich ein perfekter Tag aus?

An einem perfekten Tag habe ich für alle drei Berufe Zeit, für die Herzdame und für die Kinder. Ich habe Zeit zu kochen und Zeit für Twitter, Blogs, Facebook etc. Ich mache mindestens ein gelungenes Foto, lese ein gutes Buch und gehe früh ins Bett. Es gibt nicht viele perfekte Tage.

23. Gibt es eine Frage, die Du schon immer beantworten wolltest. Und wie ist die Antwort dazu?

„Nehmen sie den Preis an?“
„Ja.“

24. Hast Du schon ein paar Vorsätze fürs neue Jahr?

Nein. Aus dem Alter bin ich raus, glaube ich.

25. Hast Du einen Tipp, den Du anderen Autoren Jungautoren mit auf dem Weg geben kannst?

Bloggen ist nicht der schlechteste Weg, um bekannt zu werden. Zumindest schließe ich das aus eigener Erfahrung. Man kann heute jederzeit alles veröffentlichen, jede Zeile kann theoretisch sofort von sehr vielen Menschen gelesen werden – darin liegt eine Chance, die Generationen von Autoren vor uns nicht hatten. Nicht einmal annähernd. Man ist als Autor heute mit Möglichkeiten unfaßbar reich beschenkt.


Vielen Danke für das tolle Interview!

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 21.12.2010

Alle Rechte vorbehalten

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