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Interview mit Jennifer Jäger



1) Was hat dich dazu inspiriert, und wie bist du auf die Idee gekommen, das Buch „Melodie der Finsternis“ zu schreiben? Warum dreht es sich ausgerechnet um Sirenen?

Nicht etwas hat mich inspiriert, sondern jemand. Dieser jemand war ein Freund von mir, mit dem ich zusammen im Urlaub war. Als wir nachts am Meer saßen, wies er mich auf die glitzernden Punkte am Horizont hin. Wir sprachen eine Weile über dieses Phänomen. Eine Lichterkette, die in unregelmäßigen Abständen auftauchte und wieder verschwand. Irgendwie musste ich dabei an Sirenen denken. Ein bizarrer und komischer Gedanke, aber da ich mich schon immer für alte Sagen interessiert habe, fielen mir diese wunderschönen Frauen sofort ein. Bis ich aber auf die konkrete Idee für „Melodie der Finsternis“ gekommen bin, hat es einige Zeit gedauert. Zuerst hatte ich nur einen kurzen Abschnitt darüber geschrieben, wie ein Schiff in den Bann der Sirenen gerät… Doch plötzlich formten sich immer mehr Figuren in meinem Kopf. Und diese wollten schließlich eine Geschichte erleben.

2) Warst Du schon mal tauchen, oder hast Du für Deine Beschreibungen unter Wasser irgendwie recherchiert?

Leider war ich noch nie tauchen. Doch solches Wissen habe ich nicht benötigt, denn im vollständigen Buch gibt es keine eigentlichen Wasserbeschreibungen. Meine Sirenen leben in einer richtigen Stadt. Und diese kommt komplett aus meiner Fantasie. Im Moment schreibe ich aber am zweiten Band… Vielleicht werden in dieser Geschichte Unterwasserbeschreibungen auftauchen. Dann wird knallhart recherchiert.

3) Wie viel Planungsarbeit steckt in „Melodie der Finsternis“, oder war das Schreiben einfach Bauchgefühl?

Beides. Zuerst schrieb ich aus dem Bauch heraus; das Buch basiert auf einem zweiten Manuskript, in dem ich geplanter vorging.
Wie schon beschrieben, fing alles mit einer „harmlosen“ Kurzgeschichte an. Danach entwickelte sich die Geschichte immer weiter und zwischenzeitlich hat sie mich sogar komplett überrannt. So viele Figuren, Schauplätze, Verknüpfungen… Irgendwann steckte ich in einer Blockade. Da blieb nur eins: Löschen und fast komplett neu anfangen.
In einem zweiten Textentwurf habe ich den Plot ausgefeilt und meine Kapitel durchstrukturiert, die Anteile zwischen Erzählung und Dialogen gezielt abgestimmt.
Ich habe ein extra Dokument geführt, indem ich das ganze Hintergrundwissen zu der Welt und den Besonderheiten meiner Personen notiert habe. Das heißt: Aussehen, Besonderheiten, Charaktereigenschaften.
Auch die Beschreibungen der Orte wurden notiert. Vielleicht führt die Geschichte wieder dorthin… Und dann soll ja alles noch genauso aussehen.

4) Wurdest Du von Deinem Verlag gefunden oder hast Du Dich um einen Verlag bemüht?

Ich habe relativ lange nach einem Verlag gesucht. Mit knapp 16 Jahren war mein Buch vollendet und kurz vor meinem 17. Geburtstag hatte ich erst eine Zusage von meinem jetzigen Verlag. Meiner Meinung nach wird man nicht einfach so „entdeckt“. Man sollte einfach das richtige Buch zur richtigen Zeit schreiben.

5) Was war Dein erster Gedanke, nachdem Dir mitgeteilt wurde, dass Dein Buch veröffentlicht werden soll?

Gedanke? Haha. Gedacht habe ich da nicht wirklich viel, ehrlich gesagt. Ich konnte es nicht glauben…Wirklich nicht. Ich war so misstrauisch, dass ich den Vertrag mindestens 1000000000 mal nach versteckten Kostenfallen durchsucht habe. Zum Glück ohne Erfolg.

6) War die Lektorarbeit an Deinem Buch anstrengend? Und bist Du damit zufrieden mit dem Ergebnis?

Oh ja… Sie war sehr anstrengend. Ich muss zugeben, dass ich meine eigenen Geschichten nur sehr ungern lese. Deswegen habe ich die Lektorarbeit erst einmal von einer Freundin machen lassen, bis ich anschließend doch noch mal ran musste. Zufrieden ist eher relativ… Ich denke, dass es immer etwas geben wird, bei dem man sich im Nachhinein denkt: „Hätte ich doch lieber…“

7) Was sind - neben Sirenen - für Dich die interessantesten Wesen? Könntest Du Dir vorstellen, darüber ebenfalls ein Buch zu schreiben?

Ich finde alle möglichen Wesen interessant. Außer Vampire. Dieser ganze Hype geht mir ehrlich gesagt ziemlich auf die Nerven. Ich finde, dass sie langsam ausgelutscht sind… Sirenen hingegen sind faszinierend, da sie (bis jetzt) von keinem modernen, bekannten Autor geprägt wurden. Wenn ich zum Beispiel nun etwas über Vampire lese, denke ich unweigerlich immer an die Glitzervampire aus Twilight. Ja, ich habe die Bücher gelesen und so schlecht sind sie gar nicht. Aber dieser Hype nervt trotzdem.
Um auf die Frage zurückzukommen: Ich schreibe zurzeit noch über Engel und Priester. Wenn sich meine Vermutungen bestätigen, werden nun jedoch Engel diesen „Hype“ ebenfalls erleben und somit beschränke ich mich doch eher auf Priester. Ich finde die Vorstellung faszinierend, dass eine Person mit einer Gottheit in Verbindung treten kann. Vielleicht arbeite ich „Priesterin der Nacht“ tatsächlich auch noch zu einem kompletten Buch aus, wer weiß. ;)

8) Bewegst Du Dich neben Fantasy auch noch in anderen Genres als Autor?

Am Anfang habe ich oft Krimis geschrieben. Mit dem Ergebnis war ich jedoch unzufrieden. Das Fantasy-Genre liegt da eher auf meiner Linie, und es fesselt mich gerade voll und ganz. Mir gefällt es, meiner Fantasie freien Lauf lassen zu können. Mal sehen, was die Zukunft bringt.

9) Planst Du schon ein neues Projekt?

Ja, die Fortsetzung :) Und wie gesagt, vielleicht „Priesterin der Nacht“. Aber zuerst möchte ich „Klang des Tempels“, also die Fortsetzung von „Melodie der Finsternis“ beenden. Sonst komme ich durcheinander und Selene taucht auf einmal bei Lilith auf.. Das wäre nicht so gut ;)

10) Du gehst ja noch zur Schule, wie sind da die Reaktionen? Wissen Deine Klassenkameraden davon? Hast Du Deutsch-LK? Was sagt Dein Deutschlehrer dazu? Kriegst Du jetzt bessere Noten weil ihn Dein Erfolg beeindruckt ;-)

Von meinen Klassenkameraden kamen zum Teil sehr nette Reaktionen, oft aber auch etwas ungläubig wie: „Das habe ich dir gar nicht zugetraut!“ Was ich dazu sagen sollte, war mir wirklich schleierhaft. Ich wirke wohl gar nicht so wie man sich den typischen Schriftsteller vorstellt.
Da ich G8 bin, habe ich keine LKs mehr - nur noch Seminare. Dort habe ich in beiden Erdkunde gewählt…
Meine Deutschlehrerin ist sehr beeindruckt. Aber in Deutsch hatte ich bis jetzt immer gute Noten. Nach der nächsten Klausur kann ich Bescheid sagen, ob ich vielleicht NOCH bessere bekomme…‘Lach‘

11) Wie reagieren die Leute auf BookRix auf Deine Geschichten, und wie gehst Du damit um?

Die Meinungen zu meinen Geschichten sind sehr unterschiedlich. Und das ist auch gut so. Die meisten sind sehr begeistert und dann bin ich immer total überfordert…Ich weiß einfach nicht, mit Lob umzugehen. Unglaublich, aber wahr. ;) Wenn negative Kritik kommt, versuche ich, diese so schnell wie möglich umzusetzen. Ich freue mich also immer über ehrliche Kritik. Allerdings sollte diese auch begründet sein. „Ich finde deine Geschichte scheiße.“ ist für mich kein ernstzunehmendes Statement. „Du solltest versuchen, die Gefühle der Protagonistin an der folgenden Stelle besser zu beschreiben“ ist allerdings etwas, womit ich was anfangen kann. Ich bin noch jung. Ich muss noch viel lernen…

12) Wem gibst Du als erstes Deine Geschichten zum Lesen?

„Melodie der Finsternis“ bekam eine sehr gute Freundin von mir. Aber damals war ich auch noch nicht auf BookRix. Seitdem ich hier angemeldet bin, lade ich meine Geschichten hoch, schicke meinen Freunden eine Mail und hoffe auf ehrliches Feedback.

13) Was hast Du nach der Schule vor, willst Du studieren? Meeresbiologie vielleicht? ;-)

Zuerst wollte ich wirklich Meeresbiologie studieren. Haha. Danach dann Meteorologie. Ich habe allerdings festgestellt, dass ich doch lieber etwas mit Menschen machen möchte. Am liebsten mit Kindern. Im Moment sieht es also so aus, als würde ich mein restliches Leben in der Schule als Lehrerin verbringen. Bevorzugt für Deutsch und Erdkunde am Gymnasium in Bayern.

14) Wie alt warst Du, als Du Deine allererste Geschichte geschrieben hast, und worum ging es da?

Uff. Ich glaube, ich war 6 oder 7. Wir sollten in der Schule eine „Reizwortgeschichte“ verfassen. Drei Wörter waren vorgegeben, die in die Geschichte eingebaut werden mussten. Am Ende durfte ich diese dann sogar farbig umranden ;D Wenn ich mich richtig erinnere, habe ich über einen Schulausflug geschrieben.
Meine erste, eigenständige Geschichte handelte von Kassandra, deren Freundinnen ermordet werden. Und sie war wirklich schlecht.

15) Schreibst Du handschriftlich oder nur am PC?

Relativ gemischt. Während meiner „Hochphasen“, den Phasen also, in denen die Geschichte mich richtig gepackt hat, habe ich jede freie Sekunde geschrieben. Meistens im Unterricht. Am liebsten schreibe ich aber abends an meinem Laptop. Allerdings muss nebendran der Fernseher laufen. In vollkommener Stille geht bei mir komischerweise nichts.

16) Wie bist Du zum Schreiben an sich gekommen?

Durch die Schule. Ja, die Schule bringt wirklich was fürs Leben ;D
Meine Lehrerin hat mich immer positiv bestärkt, wenn ich mal wieder einen „kreativen Erguss“ in einer Deutscharbeit hatte. Ich sag nur: Bildergeschichte.
Oje, wie ich es geliebt habe. Hihi.
Und als ich dann „Tintenherz“ von Cornelia Funke gelesen hatte, war ich so fasziniert von einer Welt hinter den Buchstaben, dass ich meine eigene erschaffen wollte. Meine eigene, kleine Welt.

17) Liest Du viel? Oder hängt für Dich Lesen und Schreiben nicht miteinander zusammen?

Ich habe sehr viel gelesen. Jetzt, so kurz vor meinem Abitur, komme ich leider nicht wirklich dazu. Aber ich versuche, jeden Abend mindestens eine halbe Stunde zu lesen. Das ist für mich Pflicht.

18) Was ist Dein Lieblingsbuch?

Gemeine Frage. Da fühle ich mich, als würde ich andere Bücher diskriminieren. Wie bereits gesagt, liebe ich die „Tintenherz“-Trilogie von Cornelia Funke. Sie hat mich zum Schreiben gebracht. Das waren wirklich Worte, die mich bewegt haben. „Der Schwarm“ von Frank Schätzing hat mich aus sehr geprägt. „Tochter des Windes“ von Elizabeth Haydon, beziehungsweise ihre komplette Rhapsody-Saga. „Faust“, „Die Leiden des jungen Werther“ und „Woyzeck“ sind auch sehr empfehlenswert.

19) Hast Du ein Schreibritual?

Oh ja.. Ein sehr peinliches. Erst einmal wird der Fernseher angeschaltet. Danach der Computer. Alle Dokumente, die mit „Melodie der Finsternis“ in Verbindung stehen, werden geöffnet. Im Moment sind es drei. Das Dokument mit den Randdaten und Notizen, „Melodie der Finsternis“ und schließlich „Klang des Tempels“, an dem ich zurzeit arbeite. Außerdem muss mein Telefon neben mir liegen, damit ich während dem Schreiben nicht aufstehen muss. Und falls möglich, sollte eine Schüssel Schokorosinen neben mir stehen…

20) Wenn Du eine Romanfigur wärest, welche wärest Du?

In „Melodie der Finsternis“ wohl eine Mischung aus Stella und Lilith. Aus anderen Büchern kann ich mich definitiv mit Rhapsody aus „Tochter des Windes“ identifizieren. Und auch ein wenig mit Julia aus dem bekannten Stück „Romeo und Julia“. Katniss aus „Die Tribute von Panem“ trifft meine Lebenseinstellung eigentlich auch sehr gut…Haha…

21) Was bedeutet für Dich das Internet?

Alles. Nein, Spaß. Für mich ist das Internet eine Möglichkeit, neue Leute kennenzulernen und Alte wiederzufinden. Und vor allem die Möglichkeit, mit ihnen in Verbindung zu bleiben.
Aktuell nutze ich das Internet besonders als Werbung. Meiner Meinung nach ist das heute die beste Möglichkeit, eine breite Masse zu erreichen. Und genau das will ich ja ;)

22) Wie wichtig sind für Dich Communities oder Networkplattformen wie BookRix oder Facebook?

Facebook nutze ich zum Beispiel so gut wie nie. BookRix allerdings hat mich wirklich süchtig gemacht ;D
Diese Seite bietet einfach alles, was ich im Moment brauche:
Leser und neuen Lesestoff.
Ich denke, dass ohne BookRix langsam wirklich etwas in meinem Leben fehlen würde. Und obwohl ich noch gar nicht so lange hier bin, habe ich schon viele Leute getroffen, die mir wertvolle Verbesserungsvorschläge für meine Geschichten gegeben haben.

23) Was für Interessen außerhalb der Schreiberei hast Du noch? Denn das Schreiben (gerade das von Romanen) ist ja sehr zeitintensiv.

Ich bin bei der freiwilligen Feuerwehr, organisiere Kinderfreizeiten und tanze Garde. Für mich ist das Schreiben nicht wirklich zeitintensiv, da ich meist abends oder nachts arbeite. Dort kann ich sowieso keinen anderen Hobbys nachgehen. Außer am Wochenende: Feiern.

24) Was nimmst Du auf eine einsame Insel mit?

Meinen Laptop und wenn möglich Internet. Übers Internet kann man in der heutigen Zeit alles erreichen. Und sogar eine Rückfahrmöglichkeit organisieren.. Haha ;D

25) Wie sieht ein perfekter Tag für Dich aus?

Erst einmal: Schulfrei. Ausgeschlafen um 10 Uhr aufstehen und dann Frühstücken. Wieder zurück ins Bett und ein wenig lesen. So um 12 dann in die Stadt fahren und mich mit jemand Besonderen treffen. Mit diesem Jemand den ganzen Tag verbringen…Vielleicht im Kino oder auf der Eisbahn. Ich liebe Schlittschuhlaufen. Abends dann einen gemütlichen Filmabend, oder eben mit Freundinnen feiern gehen. Wenn ich dann tief in der Nacht, beziehungsweise fast am Morgen, nach Hause komme, noch einige Seiten bei „Klang des Tempels“ schreiben. Bis ich mich schließlich in mein Bett legen kann und mit einem guten Gefühl im Bauch einschlafe.


Besonderer Dank geht an Jennifer Jäger, aber vorallem an unsere User, die mit ihren Fragen das Interview möglich gemacht haben.

BookRix-Profil von Jennifer:

http://www.bookrix.de/-melodiederfinsternis

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 02.11.2010

Alle Rechte vorbehalten

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