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Interview mit Philipp Bobrowski

Hallo Philipp!

Über das Schreiben:



1. Man hat bei dir den Eindruck, dass du beim Schreiben genau einen Plan hast, sei es bei der Erstellung des Plots oder aber beim Stil. Wie bist du dazu gekommen?



Dazu gekommen bin ich eigentlich gar nicht. Ich habe ja mit Kurzprosa begonnen. In der Regel basierten da meine Ideen eher auf dem, was am Ende zwischen den Zeilen stehen sollte. Mir dazu die perfekte Geschichte auszudenken, war dann erst der zweite Schritt. Daher habe ich die Geschichten wenigstens zum Teil immer schon im Kopf entwickelt und sie dann mehr oder weniger in einem Rutsch runtergeschrieben.
Erst bei den Romanen habe ich begonnen, mir mehr und mehr vorher zu notieren, einfach weil mein Kopf für die vielen Informationen zu klein ist. Nicht zuletzt, weil ich inzwischen teilweise zwei Romane nebeneinander plane bzw. schreibe, habe ich mir nun ein ziemlich detailliertes Konzept zum Plotten entwickelt und auf mein Schreiben abgestimmt.

2. Du bist studierter Literaturwissenschaftler, würdest du sagen, dass du dadurch mehr vom Handwerk gelernt hast?

Zunächst einmal muss man sagen, dass ich mein Studium nicht beendet habe, Und das, obwohl ich bereits meine Examensarbeit fertiggestellt und abgegeben hatte. Aber genau zu der Zeit entwickelte sich mein Schreiben immer mehr zu meiner Haupttätigkeit und ich entschied mich, ihr nun den vollen Raum zuzugestehen. Die Beendigung meines Studiums, das Referendariat und das zweite Staatsexamen hätten diesen Prozess noch um einige Jahre verzögert, mir aber in meinem Wunschberuf nicht weitergeholfen.
Das Studium selbst hat mir als Autor auf jeden Fall nicht geschadet. Das ist nicht ganz selbstverständlich, denn ich kenne Fälle, in denen durch ein solches Studium und den gehobenen Anspruch, der daraus erwachsen kann, eine Verkrampfung entstanden ist, die sich direkt im Schreiben niedergeschlagen hat.
Ich habe den Einfluss des Literaturstudiums auf das eigene Schreiben nie als so groß angesehen, eher als einen erweiterten Blick auf die Literatur im Allgemeinen, eine kritischere Auseinandersetzung mit den Texten anderer, was dann auch Vorteile für das eigene Schreiben haben kann.

3. Gehst du als geisteswissenschaftlich ausgebildeter Autor anders an die literarische Arbeit heran als die meisten anderen?

Nein, ich glaube eher nicht. Produktion und Rezeption von Literatur sind sehr unterschiedliche Angelegenheiten. Allerdings ist die Herangehensweise an das Schreiben ohnehin eine sehr individuelle Sache.

4. 2012. Dein dritter Roman ist fertig, ein Elb ist der Held. Plötzlich erscheint Markus Heitz' Trilogie "Die Zwergen-Saga" und löst eine landesweite Zwergenmanie aus. Das Telefon klingelt, dein Verleger sagt: "Schreib dein Buch um. Ein Zwerg muss der Held sein, dann verkaufen wir zig mal mehr Exemplare." Änderst du deinen Roman?

Nein. In diesem Fall würde ich möglicherweise anbieten, einen neuen Roman mit einem Zwerg als Held zu schreiben. Schon weil es schneller gehen würde. Denn sonst wäre es so, als würde mich jemand bitten, statt des Delphins als Hauptfigur einen Maulwurf einzusetzen.
Grundsätzlich wäre ich aber durchaus bereit, Änderungen vorzunehmen, so sie mir einleuchten. In der Praxis wäre es eine Entscheidung von Fall zu Fall.

5. Du kennst beide Seiten der Lektorenarbeit, die von der Seite des Lektors und die gegenüber dem Lektor auf Seiten des Autors. Erlebst du es mehr als ein Miteinanderarbeiten oder gleicht es eher einem Ringen?

Als freier Lektor bin ich glücklicherweise meistens zu einem Ringen nicht gezwungen. Wenn der Auftraggeber der Autor ist und am Ende des Lektorats keine der Änderungen annehmen will, ist das seine Sache, solange er die Rechnung bezahlt.
Ist der Auftraggeber ein Verlag oder ein Herausgeber, dann geht es um mehr. Hier kommen eben die Interessen des Verlags oder des Herausgebers hinzu, der möglicherweise mit der Geschichte noch nicht so zufrieden ist, dass es mit kleineren Änderungen getan wäre. Dann heißt es, ein bisschen Fingerspitzengefühl zeigen, allerdings auch klar zu machen, wo möglicherweise eine Veröffentlichung scheitern könnte.
Nun darf man aber nicht vergessen, dass in der Regel eine Geschichte, die so weit gekommen ist, über die Ausschlussgründe schon hinweg ist.
Generell denke ich, dass beide Seiten, Lektor und Autor, ihren Teil dazu beitragen müssen, aus einem Miteinander kein Gegeneinander entstehen zu lassen.
Dazu gehört von Seiten des Lektors vor allem, sich in die Geschichte und das, was der Autor mit ihr erreichen will, einzufühlen. Dieses Ziel muss dann auch der Lektor vertreten, dabei sollte sein individuelles Geschmacksempfinden eine untergeordnete Rolle spielen.
Der Autor dagegen sollte nicht von vornherein mit einer Abwehrhaltung ins Lektorat gehen, sondern sich den Änderungsvorschlägen aufgeschlossen zeigen, sie gegebenenfalls gründlich durchdenken und auch mal nachfragen, wenn er den Sinn dahinter nicht ergründen kann. Und er sollte sich klarmachen, dass er als Urheber ohnehin das letzte Wort hat, dass man ihm also seinen Text nicht ändern oder gar kaputtmachen kann, wenn er es nicht zulässt. Das entspannt, wenn es natürlich auch im schlimmsten Fall dazu führen kann, dass sich der Autor einen neuen Lektor oder gar einen neuen Verlag suchen muss.

6. Gibt es Bücher, Filme oder Musik, die dich zum Schreiben antreiben?

Antreiben sicher nicht. Ich sehe diese Medien eher als Ideenlieferanten. Nicht so sehr im direkten Sinn, sondern eher in der Art, dass sie Fragen in mir aufwerfen. Was wäre wenn der Plot an einer Stelle in eine ganz andere Richtung verlaufen wäre? Wie hätte die Geschichte mit einer anderen Hauptfigur funktioniert? Und manchmal auch einfach: Was hätte ich anders gemacht?
Im Sinne einer Inspiration funktionieren Bücher bei mir eher selten, sieht man von Tolkiens „Herr der Ringe“ ab, der einer Gründe war, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen.
Auch Songtexte haben mir schon Ideen für kürzere Prosa oder Gedichte gebracht, manche meiner Machwerke fußen in ihrer Rhythmik auf musikalischen Vorstellungen und ein Text für eine Literaturzeitschrift war gleichzeitig eine Aufarbeitung des Ostrocks und eine Hommage an eine meine Lieblingssängerinnen, Tamara Danz.
Und doch, wenn ich mal eine Schwächephase habe, treiben mich die kleineren und größeren Erfolge meiner Autorenkollegen an.

7. Hast du ein Schreibritual?

Nein. Sieht man davon ab, dass ich ein Mensch bin, der sich seinen Tag fest durchplanen muss, damit er nicht ins Schludern kommt. Als freiberuflicher Autor, habe ich also feste Schreibzeiten, genauso wie ich feste Zeiten habe, zu denen ich lektoriere oder meinen Haushalt mache.
Das hat aber nicht etwa zur Folge, dass ich nur zu diesen Zeiten schreiben könnte. Ob morgens, abends oder in der Nacht, mit Musik, ohne Musik, am Schreibtisch, im Café, im Bett, … Bin ich erst in der Konzentrationsphase, klappt das immer und überall.

8. Wie inspirierst du dich? (Das stelle ich mir gerade im Fantasy Bereich nicht einfach vor, denn trotz aller Fantasie sollte man ja nicht ganz so abgefahrene Texte schreiben, wenn man eine breite Masse von Lesern erreichen möchte und nicht nur für Liebhaber bestimmter Fantasy Themen schreibt.)

Mit der Inspiration ist das so eine Sache. Ich wüsste nicht einmal genau, was ich mir darunter vorzustellen habe. Im Allgemeinen schreibe ich einfach, denke über meine Inspieriertheit dabei gar nicht nach. Das liegt sicher daran, dass ich lange Zeit fast ausschließlich Texte für Ausschreibungen geschrieben habe, also sozusagen im indirekten Auftrag. Wenn ich mich mit so einer Ausschreibung befasst habe (oder heute mit einem direkten Auftrag), dann begann ein intensives Brainstorming, bei dem dann irgendwann die Idee herausgeprungen ist. Und die Beschäftigung mit dieser Idee wirkte dann inspirierend.
Im Prinzip ändert sich daran wenig, wenn die Idee aus eigenem Anstoß geboren ist. Auch dann treibt mich die intensive Beschäftigung mit dieser Idee.
Die Quellen für diese Ideen können aus unterschiedlichsten Richtungen kommen, liegen in meiner Fantasie, im Alltag, in Texten anderer, in Filmen, in Gesprächen, im Internet, …
Und seit einiger Zeit kommt in vielen stets abschweifenden (Telefon-) Gesprächen die überbordende Fantasie meiner Freundin als Inspirationsquelle hinzu.

9. Eigentlich kann man innerhalb der Fantasy alle anderen Genre unterbringen, Krimi, Liebesroman, in gewisser Weise sogar Historienroman. Ist die Mutmaßung richtig, dass du als vielinteressierter Autor in diesem Genre die größten Freiheiten hast?

Ich würde dem nur zum Teil zustimmen. Rein theoretisch bietet die Fantasy dem Schreiber natürlich nahezu alle Möglichkeiten. Solange man nicht vergisst, fantastische Elemente im Text unterzubringen, kann man eigentlich schreiben, was man will. Das gilt aber im Prinzip für alle Genres.
Die Frage ändert sich aber, wenn ich nicht nur für mich, sondern auch für den Leser schreiben will. Im Einzelnen mag man sich streiten, ob es eher der Buchhandel, die Verlagspolitik oder eben doch die Erwartungshaltung der Leser ist, die die Genregrenzen bestimmen, es sind jedenfalls am wenigsten die Autoren.
Und das gilt leider auch und nicht selten besonders für Fantasyleser. Ob es nun in die klassische Richtung à la Tolkien geht, ob es ein Vampirroman werden oder ob die Harry-Potter-Gemeinde aufgemischt werden soll, ein Gros der Leser ist enttäuscht, wenn es nicht genau das wiederfindet, was es schon kennt.
Glücklicherweise ist gerade der (nicht mehr ganz) neue Boom in diesem Genre von vielen „jungen Wilden“ (Heitz, Hardebusch, Finn und vielen mehr) dazu genutzt worden, diese Grenzen mehr und mehr auszudehnen. Und ich hoffe, dieser Trend hält noch eine ganze Weile an.

10. Fantasy wird von vielen fast mit Groschenromanen gleich gesetzt, hast du als Autor solcher Literatur mit diesem Vorurteil zu kämpfen?

Ja und nein. Obwohl ich davon überzeugt bin, dass dieses Vorurteil völliger Quatsch ist, habe ich oft das Gefühl, ich müsse mich rechtfertigen, wenn ich „zugebe“, in welchem Genre ich schreibe. Und obwohl die Akzeptanz in der allgemeinen Leserschaft längst um ein Vielfaches gestiegen ist, grenzt das Feuilleton diese Art Literatur noch immer größtenteils aus.
Allerdings ist mein Ziel auch nicht vorrangig den Kritikern zu gefallen, sondern den aufgeschlosseneren Leser zu erreichen.

11. Es wurde gesagt, dass Du nicht nur Fantasy schreibst. An was arbeitest du denn außerhalb des Genres?

Bei Kurzprosa und Gedichten war ich schon immer sehr vielseitig, habe mich fast in jedem Genre ausprobiert. Aller Voraussicht nach wird sich das dieses Jahr auch im Romanbereich fortsetzen. Läuft alles wie geplant, sollen dieses Jahr ein Krimi und unter meinem Pseudonym ein Roman, der im Rennsportmillieu angesiedelt ist, erscheinen.

12. Ein Genre, dass der Fantasy ähnlich scheint ist Science Fiction – zumindest gibt es einige Beispiele von Fantasyautoren, die auch in diesem Genre aktiv sind. Schreibst du selbst auch Science Fiction oder hast du es vor?

Wenn ich jetzt keine vergesse, gibt es genau eine Kurzgeschichte von mir, die man sofort der Science Fiction zuordnen würde, vor allem wenn man dabei an fremde Welten und Raumschiffe denkt. Darüber hinaus gibt es einige kleinere Geschichten, die in einer näheren Zukunft auf der Erde spielen. Insgesamt hatte ich es bisher aber nicht so mit der Science Fiction, vor allem sicher auch, weil mich die technische Seite wenig interessiert.
Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden.

13. Für wen schreibst du?

Ich kann reinen Gewissens sagen: für mich. Weil ich gern schreibe, weil ich gern gelesen werde und weil ich damit mein Geld verdiene. Wie man so schön sagt, habe ich mein (liebstes) Hobby zum Beruf gemacht.
Dabei sehe ich mein Schreiben nicht nur darin, das zu schreiben, was mir gerade in den Sinn kommt, nicht allein darin, mich künstlerisch und kreativ auszutoben, sondern eben in der Tätigkeit an sich.
Ob ich einen Redaktionsartikel schreibe, einer Auftragsarbeit nachgehe, spontan eine Kurzgeschichte erdenke oder einen Roman wachsen lasse, das alles ist mein Schreiben und fordert meine Kreativität.
Also schreibe ich auch für den Leser. Sogar dann, wenn ich einen Text erst einmal „nur für mich“ schreibe. Denn für mich ist das Faszinierende am Schreiben gerade die Möglichkeit, beim potentiellen Leser eine Wirkung zu erzielen. Fiele das weg, gäbe es für mich keinen Grund mehr zu schreiben.

Zum Buch:



14. In „Das Lächeln der Kriegerin“ ist, wie schon der Titel vermuten lässt, eine Frau die Heldin und agiert dabei nicht unbedingt klischeehaft weiblich. Interessieren dich besonders „starke“ Charaktere oder aber bist du gar ganz bewusst ein Verfechter der Gleichberechtigung?

Das ist für mich eine Definitionsfrage, die wenig mit weiblich oder männlich zu tun hat. Ich mag Charaktere, die sich entwickeln können. Daher sind sie oft mit verschiedenen Schwächen ausgestattet.
Lothiel ist zum Beispiel für ihr Alter noch sehr naiv und formbar. Umso schlimmer treffen sie Ereignisse, die in diese naive Lebenswelt nicht hineinpassen. Andererseits ist sie jung, dynamisch und von ungeheurer Willensstärke. Das braucht sie auch, um an den Ereignissen nicht zu verzweifeln und weiterhin zu handeln.
Tragende Figuren in Romanen sind eigentlich immer starke Charaktere, stärker als die meisten realen Personen, die wir kennen. Denn sie müssen handeln, so schwer ihnen das Schicksal auch mitspielt. Sie fallen und müssen wieder aufstehen, sie müssen ständig ihren inneren Schweinehund besiegen und würden sie es mal etwas lachser handhaben, wäre das mit ziemlicher Sicherheit ihr Ende.
Nebenbei bin ich durchaus der Meinung, dass die Gleichberechtigung eine gute Sache ist.

15. Deine Heldin wird als Jugendliche beschrieben, die im Laufe des Buches erwachsen wird. Ist das Beschreiben des Erwachsenwerden ein typisches Merkmal der Fantasyliteratur?

Ich glaube, das Erwachsenwerden ist ein gängiges Motiv in jeder Art von Literatur. Es ist eigentlich nur eine spezialisierte Form des An-seinen-Aufgaben-Wachsens, das mehr oder weniger in jedem Roman eine Rolle spielt.
Ich habe in „Das Lächeln der Kriegerin“ dem Ganzen sogar einen negativen Beigeschmack gegeben, weil es gerade das Bedauernswerte an meiner Heldin ist, dass sie durch den Krieg viel zu schnell erwachsen werden muss. Diese Abwandlung des Motivs, das seinen Höhepunkt am Ende des Romans findet, ist allerdings für die Fantasy-Literatur eher ungewöhnlich. Es ist meiner Intention geschuldet, den Krieg nicht fantasytypisch heldenhaft zu überhöhen, sondern ihn auch in einer solchen Parallelwelt mit seinen Schrecken zu zeigen.

16. Bist du heute noch mit deinem Buch zufrieden?

Ich weiß natürlich nicht, ob es in zehn Jahren noch gilt, aber bisher bin ich noch sehr zufrieden mit dem Buch. Ich denke, dass ich das, was ich wollte, gut umgesetzt habe. Dabei war ich mir von Beginn an bewusst, dass es eine Gratwanderung werden würde. Das Buch ist eben in vielerlei Hinsicht nicht ganz typisch für das Genre und geht dahingehend auch Kompromisse ein. Es verschiebt damit ein bisschen die Zielgruppe. Aber all das entsprach von vornherein meiner Absicht. Es ist das Buch, das ich schreiben wollte.

17. Wie schätzt du dein Buch ein?

Was ich mit „Das Lächeln der Kriegerin“ versucht habe, ist einen Fantasyroman zu schreiben, der sich nicht vor allem durch das Fantastische definiert, sondern der die Entwicklung einer Figur und deren Konflikt in den Mittelpunkt rückt. Einen Roman, der eine immer aktuelle Frage behandelt, für die es aber aus meiner Sicht keine befriedigende Lösung geben kann. Nämlich die Frage, wie man, auf welcher Seite man auch kämpft, in einem Krieg ohne Schuld bleiben kann.
Das erforderte für mich in mancherlei Dingen die Abkehr vom typisch Fantastischen, sei es die Tatsache, dass es durchweg nur die Perspektive der Hauptfigur gibt, oder die, dass deren Gegner (bis auf einen) Menschen sind wie du und ich.
Dass es dennoch ein Fantasyroman geworden ist, liegt zum einen daran, dass ich gerne einen schreiben wollte, zum anderen daran, dass ich meine zentrale Frage nicht auf einen real stattgefundenen Krieg beschränkt wissen wollte.
Ich glaube, dass der Roman von diesen „Kompromissen“ einerseits profitiert, indem er sich ein Lesepublikum erschließen kann, das bis dahin nicht unbedingt zur Fantasy gegriffen hat, andererseits darunter leidet, weil er möglicherweise manch hartgesottenen Genrefan nicht befriedigen kann.

18. Liest du selbst dein Buch?

Nein, nicht mehr. Tatsächlich habe ich das fertige Buch noch nicht ein einziges Mal wieder komplett gelesen. Ich lese es nur in Ausschnitten, wenn ich eine Lesung vorbereite. Und natürlich bei der Lesung selbst. Das gilt auch für „Die Magiera“, die ich unter Pseudonym veröffentlicht habe. Und ich bin sicher, es wird auch mit allen folgenden Romanen so sein.
Man muss sich einfach klarmachen, dass man das Buch ja nicht nur schreibt, sondern auch noch mehrfach überarbeitet. Nach der Rohfassung, nach den Rückmeldungen der Testleser, nach bzw. während des Lektorats, … Jedes Mal liest man seinen Text, meist nicht nur einmal. Wenn er dann komplett abgesegnet beim Verlag in den Druck geht, schließe ich damit ab. Kommen die Belegexemplare, lese ich hier und da mal rein, überfliege den Text ansonsten höchstens.
Möglicherweise lese ich den einen oder anderen Roman von mir ja noch einmal, wenn ich alt bin. Hoffentlich langweile ich mich dann nicht.

Evergreens, Skurriles und wir werden gerne privat dabei:



19. Was zeichnet für dich gute Literatur aus?

Die Frage ist für mich recht leicht zu beantworten. Gute Literatur ist für mich die, die ihre Intention so optimal wie möglich umsetzt.

20. Welches ist dein Lieblingsbuch und warum?

Es gibt so viele Bücher, die mir gut gefallen.
Auf der einen Seite nenne ich gern die Bücher von Tolkien. Ich liebe es, wie er eine so umfassende Historie hinter der Geschichte entstehen lässt. Ich glaube, selbst der, der nur „Der Herr der Ringe“ gelesen hat, spürt, dass hinter der Geschichte eine weit größere wartet, die der fiktive Historiker erst entdecken muss. Auch mag ich es, dass seine Geschichten, wenn man sie genau liest, eben nicht dem so gern bemühten simplen Gut-und-Böse-Schema entsprechen.
Auf der anderen Seite steht für mich Franz Kafka ganz weit oben. Bei ihm liebe ich es, wie jeder Text förmlich nach Interpretation schreit, sich aber am Ende jeder Interpretation verschließt.

21. Fantasyinteressierte sind nicht selten auch Fans des Fantasy-Rollenspiels. Trifft das auch auf dich zu, und wenn ja, inwiefern beeinflusst das dein Schreiben?

Nein, das trifft auf mich gar nicht zu. Wüsste ich nicht, dass ich sehr vorsichtig sein muss, um mir nicht selbst die Zeit zu stehlen, würde ich sicher am PC des Öfteren mal zu einem Rollenspiel greifen, aber aus oben genanntem Grund spiele ich fast ausschließlich Freecell als Pausenfüller.

22. Was ist dein Lieblings-Ork-Witz?

Ich muss zu meiner großen Schande gestehen, ich kenne nicht einen einzigen.

23. Ist „Bobrowski“ ein Künstlername? Und wenn ja, ist er als Hommage an den Maler entstanden? (Die Haarähnlichkeit kann es allerdings nicht sein.)

Wiederum zu meiner Schande muss ich auch gestehen, dass ich den Maler Bobrowski nicht kenne. Gefragt werde ich des Öfteren, ob ich mit dem Dichter Bobrowski verwandt sei, was, zumindest meines Wissens nach, nicht der Fall ist.
Ein Pseudonym ist der Name jedenfalls nicht.
Ich schreibe und veröffentliche aber auch unter Pseudonym. Ben Philipp ist zunächst vor allem für Auftragsarbeiten entstanden, er mausert sich aber fleißig.

24. Wenn du die Möglichkeit hättest einen Menschen deiner Wahl zu treffen (egal ob lebend oder nicht, wahrscheinlich prominent), wer wäre das und warum?

Es gibt viele, die ich gern treffen würde, ob bereits verstorben oder noch am Leben, ob prominent oder nicht, ob real oder fiktiv. Sicher hätte ich mich gern mit J.R.R. Tolkien über sein Mittelerde unterhalten, würde gern Simon Phillips am Schlagzeug über die Schulter schauen oder in Galadriels Spiegel blicken.
Aber schön wäre es auch, einfach den ein oder anderen früheren Freund wiederzutreffen.
Im Moment allerdings würde ich mir vor allem wünschen, meine Partnerin, mit der ich zur Zeit noch eine Fernbeziehung führe, öfter zu sehen oder am besten gleich ganz bei mir zu haben.

25. Wie sieht ein perfekter Tag für dich aus?

Ein guter Tag ist der, an dem ich alles geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe. Ein besserer Tag der, an dem ich bereits all das erledigt habe, was eigentlich erst am folgenden Tag geplant war. Und der perfekte Tag ist der Tag danach.

Danke für das interessante Gespräch.



Das Interview wurde von Ai Hua geführt.

Dank geht an natürlich an Philipp Bobrowski, aber vor allem an die User von BookRix die durch ihre Fragen das Interview erst möglich gemacht haben.

Das Profil auf BookRix von Philipp Bobrowski:
http://www.bookrix.de/showuser.html?user=philipphro

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.02.2010

Alle Rechte vorbehalten

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