Cover

Interview mit Beatrice Voglrieder




Hallo Beatrice!
1.) Was ist für Dich der Reiz am Schreiben. Liebst Du es Begebenheiten aufzuschreiben, oder sind es die Worte, also der Klang, die Dich reizen?


Der Reiz des Schreibens für mich ist, immer wieder in andre Welten abzutauchen. Dem gedanklichen Aussteigen aus dem eignen Leben, aus dem Alltag und weg von allen realen Sorgen.

2.) Kannst Du Dich an Deinen ersten Aufsatz in der Schule erinnern?
Mein erster Schulaufsatz ist schon zu lang her. Aber ich weiß noch, ich kam mir damals vor wie eine große Autorin, von der großes erwartet wird.

3.) Ist Dein eigenes Leben Spiegel Deiner Geschichten, oder was treibt Dich zum Schreiben an?
Ich würde sagen, meine Seele ist der Spiegel meiner Geschichten, nicht unbedingt mein Leben. Natürlich inspiriert sein eigenes Leben auch sehr viel zum Schreiben, denn es passiert ja in jedem Leben jeden Tag unendlich viel, was man in Geschichten packen kann.
Mein Antrieb zum Schreiben hat durchaus unterschiedliche Hintergründe. Manchmal die Freude und der Mut, einen Roman oder eine Geschichte entstehen zu sehen, mal das Verarbeiten von Emotionen, manchmal auch einfach, eine schwierige oder ärgerliche Situation ins lächerliche zu ziehen. Manchmal ist es, Dinge nochmals zu durchleben, ihnen einen anderen Ausgang zu geben, eine Freundin zum Lachen zu bewegen oder auch zu trösten, der Antrieb ist immer unterschiedlich und manchmal ziemlich spannend.

4.) Was würdest Du machen, wenn Du nicht schreiben könntest?
Wenn ich nicht schreiben könnte, würde ich wohl malen oder tanzen.

5.) Wie ist die erste Reaktion bei den Menschen, wenn du offenbarst, dass du schreibst?
Die Reaktion der Außenwelt hat sich im Lauf der Jahre ziemlich geändert. Anfangs wurde ich von vielen belächelt, bis sie irgendwann etwas gelesen haben, dann kamen Äußerungen „Das ist ja doch nicht so schlecht …“, je mehr ich schrieb und veröffentlichte, wuchs die Akzeptanz und ist heute oft zur Bewunderung geworden und positiven Worten.

6.) Auf Deiner Seite hast Du geschrieben, dass Du gerne Krimis magst. Aber selber noch keinen geschrieben hast. Warum eigentlich nicht?
Nun, zu einem Kurzkrimi habe ich es zwischenzeitlich schon geschafft. Doch irgendwie ist es ein Thema, an das ich mich noch nicht hundertprozentig traue. Es gehört sehr viel Logik mit hinein, man muss noch mehr beschreiben und noch mehr Spannung einbauen. Ich glaube, ich bin noch nicht so weit, um einen richtig guten Krimi zu schreiben. Aber das kann sich täglich ändern. Ein paar gute Konzepte habe ich bereits erarbeitet. Das ist schon mal ein Anfang.

7.) Du hast eine große Bandbreite an Themen, näherst Du Dich dem jeweiligen Thema anders? Gäbe es beispielsweise eine Thematik oder Richtung, die Du Dir nicht zutrauen würdest?
Es kommt vollkommen darauf an, was man schreibt. Einen Bericht baut man aus Fakten und mit Logik zusammen, bis er interessant wirkt und das ausdrückt, was man mitzuteilen hat. Im Bereich der Kurzgeschichten und Romane ist für mich das Wichtigste, dass ich mich in das jeweilige Thema erst einmal einfühlen kann, mich in jede einzelne Person versetze, jede einzelne Umgebung und die Thematik in Gedanken selbst in den kleinsten Eindrücken und Sinnen erlebe. Dies ist vergleichbar mit Kindern, die gemeinsam etwas spielen. Beispielsweise Szenen im Kaufladen, Familie oder einen Western.

8.) Was macht ein gutes Buch für Dich aus?
Ein gutes Buch ist für mich, wenn es mich komplett fesselt, ich es auch in schlechten und unkonzentrierten Lebenssituationen nicht aus der Hand legen mag und es mich vollkommen mit sich reißt und ich für die Zeit des Lesens in dieser Welt leben kann.

9.) Hast Du für ein gutes Buch ein Beispiel?
Ich liebe die Bücher von Tommy Jaud und Susanne Fröhlich. Sie handeln von Themen, die jeder Mensch kennt, jeder Mensch auf die eine oder andre Weise schon durchlebt hat und den ernsten Themen den Beigeschmack von Katastrophen nehmen.

10.) Was liest Du zur Zeit? Und wie findest Du es bisher?
Darüber möchte ich mich nicht äußern, denn das Buch sprach mich bisher nur vom Titel an. Was in den ersten hundertfünfzig Seiten beschrieben ist, hat in meinen Augen nichts mit dem Titel zu tun. Ich möchte dem Autoren hier nicht zu nahe treten, nur weil sein Werk nicht meinem Geschmack entspricht und ich anderes erwartet habe.

11.) Gibt es spezielle Eigenschaften, die ein Autor unbedingt haben sollte?
Ein Autor muss Mut haben und Fantasie. Ohne Fantasie geht es nicht, denn das, was man im Alltag erlebt ist nicht das, was ein Leser von einem Roman oder einer Kurzgeschichte lesen will. Er muss es mit Fantasie je nach seiner Absicht entweder in eine Art Humor schmücken, damit man es auch gerne liest oder in unrealistische Katastrophen. Den Mut braucht er, um überhaupt zur Tastatur zu greifen und um sich in unerfreuliches und schwieriges einzufühlen. Dafür ist nicht jeder Tag je nach Schicksalsschlag geeignet.

12.) Was fällt Dir am Schreiben leicht?
Das leichteste für mich am Schreiben ist, mich in die Personen und Situationen einzufühlen und das Geschriebene in dem Moment selbst zu durchleben.

13.) Was fällt Dir am Schreiben schwer?
Manchmal fällt mir die Logik beim Schreiben schwer. Ich bin mehr ein emotionaler Mensch, als ein logischer. Dies ist im Leben genau so, wie beim Schreiben. Auch ist es manchmal schwierig, überhaupt bereit zu sein, sich in manches einzufühlen, wenn man das ein oder andere in einer bestimmten Lebenssituation gar nicht fühlen will.

14.) Gibt es besondere Schreibtipps, die Du mit uns teilen möchtest?
Den einzigen Tipp, den ich weitergeben kann, ist den inneren Schweinehund zu überwinden und den Mut haben zum schreiben. Denn ein Text kann nur entstehen, wenn man in die Tasten haut. Und Geschmäcker sind absolut verschieden. Was der Eine gut findet, gefällt einem anderen nicht und umgekehrt. Es gibt für jeden Text einen Leser, der damit auch etwas anfangen kann.

15.) Hast Du ein Schreibritual?
Ein Schreibritual? Nein, das hab ich nicht. Laptop aufklappen und einschalten, Datei öffnen, ins Thema einfühlen und in die Tasten hauen. Manchmal hilft dabei eine heiße Tasse Kaffee, mal ein Glaserl Wein.

16.) Wie sieht der perfekte Arbeitsplatz zum Schreiben für Dich aus?
Mein perfekter Arbeitsplatz zum Schreiben ist von meiner Tagesform, meiner Laune und der Jahreszeit abhängig. Dies kann ganz ordentlich am Schreibtisch sein, mal der Küchentisch mit Blick in Richtung Berge, genau so kann es aber auch abends auf dem Sofa sein oder auch im Bett und im Sommer durchaus auch draußen am Gartentisch oder auf der Liege. Das Wichtigste ist, dass ich nicht friere.

17.) Wie motivierst Du Dich nach Tiefschlägen, die ja jeder Autor kennt, zum Weiterschreiben? Ist es nicht immer wieder ein Kampf an seine eigene Schreibkraft zu glauben?
Nach Tiefschlägen kann es schon auch mal passieren, dass ich das Schreiben auch mal bleiben lass bis zu dem Moment, an dem mir dann etwas fehlt. Lang dauert es in der Regel nicht, bis ich die Tasten meines Laptops wieder quäle.

Mit dem Kampf, um an seine eigene Schreibkraft und sein Können zu glauben, ist es manchmal hart, wenn wieder Absagen von größeren Verlagen das Emailfach oder den Briefkasten belagern, wenn man sein Glück mit einem Werk herausfordert. Doch man muss sich stets vor Augen halten - auch sehr große und berühmte Autoren haben für ein einzelnes Manuskript unendlich viele Absagen kassiert. Man denke hierbei nur an Harry Potter. Es gehört nicht nur Können zum Schreiben. Auch eine riesige Portion an Glück. Nur weil ein Verlag ein Manuskript ablehnt heißt es lange nicht, dass es schlecht ist. Es ist nur beim falschen Lektor gelandet oder er hatte die falsche Tagesform, es ist nicht sein Thema, er hat Ehekrach zu Haus und keinen Kopf für Deinen Text oder es landet einfach auf dem Stapel, der unbeachtet zurückgesandt wird mit ein paar bedauernden Worten als Serienbrief an alle unverlangt eingesandten Manuskripte. Und seit meinem seit kurzem angetretenen ehrenamtlichen Amt als Pressewart, habe ich von diversen Redakteuren bereits gehört, dass ich Schreiben kann. Die Kunst ist das, sich auch wieder an diese Worte zu erinnern.

18.) Glaubst Du, dass ein Autor auch immer sich gut vermarkten können muss? Reicht das Schreiben als Tätigkeit nicht aus?
Nein, das Schreiben alleine reicht nicht aus, wenn man es mit dieser Kunst zu etwas bringen will. Woher sollen Leser wissen, dass es von einem Autoren etwas zu lesen gibt und Lektoren wissen, dass man Schreiben kann, wenn man es ihnen nicht sagt? Es ist wie in jedem Bereich des Lebens. Wenn man nicht sagt, dass man z. B. Tennis spielen kann, wie soll man dann zu einem Tennispartner kommen?

19.) Gerade im Internet ist es ja ein zweischneidiges Schwert, dass der Leser und der Autor ganz nah beisammen sind und so Kritik leicht sein Ziel findet. Zum einen bekommt man als Autor schöner Weise Reaktionen überhaupt mit, aber zum anderen können manche davon schmerzhaft werden. Wie gehst Du damit um? Und wie findest Du überhaupt die Reaktionen Deiner Leser?
Überraschender Weise bekomme ich sehr viel positive Kritik und das schmeichelt natürlich jedes Ego. Natürlich gibt es auch Kritiker, die einen nieder machen. Aber hier habe ich gelernt zu sagen, dass Geschmäcker sehr verschieden sind. Nur weil einem meine Texte nicht gefallen, muss dies nicht für alle Leser gelten.

20.) Du bist ja nicht nur als Autorin bei BookRix unterwegs, sondern schreibst z.B. Blogbeiträge. Was macht für Dich der Reiz des Internets aus?
Das Internet hat viele Reize. Vor allem bekommt man hier sehr viel eher eine Resonanz, als wenn man die Welt des Netzes meidet. Fanpost auf dem Briefweg ist heut zu Tage selten. Vor allem ist das Internet die Visitenkarte eines Autoren. Ich muss gestehen, ich bin schon ein kleiner Technik-Freak.

21.) Wo und wie siehst Du Deine schriftstellerische Zukunft?
Das ist wahrlich eine schwere Frage, denn wie es in jedem Bereich im Leben ist, es kommt oft anders, als man denkt. Aber natürlich hoffe ich, wie jeder Autor, eines Tages von einem großen Verlag verlegt zu werden und einen Bestsellerroman zu schreiben, dem noch viele folgen werden. Ich bleib an diesem Traum, indem ich schreibe.

22.) Welches ist deiner Meinung nach der erfolgversprechendste Weg im Internet, ein Buch zu bewerben, das im Selbstverlag erschienen ist?
Die Kombination aus allen Bereichen des Marketings ist der Erfolg zum erfolgreichen Buch. Das Internet bietet unendlich viele Möglichkeiten. Doch dass ein Buch wirklich erfolgreich ist, das schafft nur ein erfolgreicher Lektor und einen engagierten Autoren kostet es unnötig viel Geld und der Erfolg ist nicht gewährleistet.

23.) Wie bekommt man die große Presse dazu (z.B. Spiegel, Stern), über ein Buch zu schreiben, das im Selbstverlag erschienen ist?
So große Medien dazu zu bringen, über ein Buch im Selbstverlag zu berichten ist nahezu ausgeschlossen. Es kommt bestimmt auf das Thema an. Darauf, wie viel monetäre Mittel der Autor aufbringen kann, um Lektoren zu bezahlen, ein Marketingprogramm, um es perfekt zu gestalten. Und schafft der Autor wirklich im Selbstverlag einen Bestseller zu platzieren, braucht er immer noch Beziehungen. Erfolg kann auf unterschiedliche Weise kommen. Durch Geld, durch Beziehungen, durch einen Prominentenstatus oder einfach nur durch unendliche Ausdauer und Fleiß, der jedoch auch vielen Niederlagen mit sich bringt.

24.) Mit einem Verlag Kontakt herzustellen ist keine einfache Sache. Könntest Du aus Deinem "Erfahrungskoffer" ein paar wichtige Tipps herausgeben?
Mut, Durchhalten, nicht einschüchtern lassen, weiter machen. Und wenn es mit dem aktuellen Text nichts wird, vielleicht ist es der nächste.

25.) Wie sieht für Dich ein guter Tag aus?
Eine Frage, die sich leicht beantworten lässt, den ich liebe gute Tage.
Ein guter Tag für mich ist, wenn schon morgens beim Aufwachen die Sonne lacht und mich ihre Strahlen wecken, mich meine Katze anschnurrt und meine Hündin mir in freudiger Erwartung zeigt, dass es ein guter Tag ist und idealer Weise der Partner meines Herzens, wenn vorhanden, neben mir erwacht. Wenn ich dann ein schönes Frühstück mache oder gemacht bekomme an einem schön gedeckten Tisch und einen wunderschönen Blick auf unsere Berge habe. Ich in aller Ruhe noch ein Vollbad nehme mit einem guten Buch und bester Laune und mir alles, leicht und mit Freude von der Hand geht und keine Schwierigkeiten oder Katastrophen kommen. Dies ist für mich der Idealfall eines guten Tages.

Danke für das Gespräch!



Das Interview wurde von Ai Hua geführt.

Besonderer Dank geht an Beatrice Voglrieder, aber vor allem an alle User, die durch ihre Fragen das Interview möglich gemacht haben.

Das Profil von Beatrice Voglrieder:
http://www.bookrix.de/-beatrice

Im Februar wird es ein Interview mit philipphro geben. Natürlich freuen wir uns wieder über eure zahlreiche Fragen an ihn, die ihr uns per Mail schicken könnt.

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 25.01.2010

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /