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Liebe mit Komplikationen


Meine Klasse und ich sind nun seit 2 Tagen auf Klassenfahrt auf Langeoog, einer sehr schönen Nordseeinsel. Die ersten Tage waren schön und ich habe total viel Spaß gehabt, vor allem mit Mike. Doch gestern Abend hatte mir meine ABF Louisa gestanden, dass sie sich (malwieder) in Mike verliebt hatte, in den ich, Julie, auch seit schon 1,5 Jahren verliebt war, was er dank meiner Freundin Paula auch seit 2 Monaten wusste. Ich war verunsichert und wusste nicht, wie ich mich ihr und ihm gegenüber verhalten sollte, meine Gefühle fuhren Achterbahn, und das mehr als sonst.
Der 2. Abend in der Jugendherberge war super schön, meine Beste Freundin Sarah und ich spielten mit den Jungen: Unserem besten Freund Toni, Simon (dem besten Freund von Mike) und Mike selber, Karten. Es war so lustig, ich saß neben Mike und er versuchte die ganze Zeit in meine Karten zu gucken. Ich strafte ihn mit strengen Blicken, doch wegen seinen Hundeaugen, die er wahrscheinlich von seinen beiden Hunden hatte, konnte ich nicht wirklich sauer auf ihn sein. Irgendwann fing ich an zu lachen uns sagte mit gespieltem Ernst zu ihm: "Du bist eigentlich ein richtiger Betrüger, wenn du nicht aufhörst, beanstande ich eine Umsetzung!" Auch Sarah musste jetzt lachen. Doch leider hatten wir alle bald keine Lust mehr und gingen nach draußen, um uns dort vor der Jugendherberge auf ein paar Bänke/Tische zu setzten, um einfach nur etwas den Abend zu genießen. Die Tische standen vor einem Fenster des Hauses und auf der anderen Seite, hinter dem Fenster, saßen 2 andere Mädchen aus unserer Klasse und, der Klassenclown, Patrick. Auch wenn es nur Zufall war, saßen Mike und ich neben einander. Wir machten uns einen Spaß daraus, immer an die Scheibe zu klopfen und das Gespräch der innen Sitzenden zu stören. Doch dann kam von Patrick eine Reaktion, die ich nicht erwartet hatte. Er zeigte auf Mike und mich und machte mit seinen Händen Zeichen, von wegen knutschen, und er ging sogar noch weiter... Mike und ich sahen uns etwas entsetzt an und während dessen, lachten sich die beiden anderen Mädchen, Antonia und Claire, fast zu Tode. Mike und auch ich wurden total rot und dann kam auch noch Sarah und drückte uns zusammen. Instinktiv, drehten wir uns voneinander weg. Ich war wütend und glücklich zugleich, es war alles so lustig und ich war Mike in den letzten paar Wochen sehr viel näher gekommen, als sonst, doch die etwas peinliche Lage und die Andeutungen von Patrick ließen mich zornig werden. Als Patrick aufstand und zu uns nach draußen kommen wollte, ergriff ich die Flucht. „Ihr entschuldigt mich?“ Ich stand auf und ging, mit einem hochroten Kopf (wie ich vermutete) nach drinnen. Als ich an Claire vorbei kam, fragte diese prompt: „Seid ihr jetzt zusammen?“ „Nein!“, antwortete ich schnell und ging aufs Zimmer. Dort legte ich mich aufs Bett. Ca. 1 Min. später kam Sarah rein. „Alles okay? Es tut mir leid, aber ihr müsst endlich zusammen kommen.“ „Ist schon okay, ich verstehe es ja.“ Ich begann zu lesen, um mich etwas abzulenken, weil mein Herz immer noch raste. Ca. 10 Minuten lang, lagen wir stumm da. Dann sagte Sarah: „Ich gehe raus und gucke mal wo Nadja ist.“ „Ist okay, ich lese weiter.“ Sie verließ das Zimmer und ich war alleine, weil die anderen Tischtennis spielen waren. Als Sarah mit Nadja nach 5 Minuten wieder kam, waren ihre Gesichter versteinert. „Was ist? Habt ihr einen Geist gesehen?“, fragte ich sie. „Nein… Aber Louisa sitzt draußen mit Mike und fragt ihn darüber aus, in wen er verliebt ist.“ Ich sah auf mein Buch, weil ich nicht wusste, was ich davon zu halten hatte. „Er sagt, dass er in ein Mädchen aus der Klasse verliebt ist und sie hat ihm vorgeschlagen, dass, wenn er ihr sagt, in wen er verliebt ist, sie es auch sagt.“, ergänzte Nadja. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen. „Hat er noch etwas gesagt?“ Sie sahen sich an. „Nein, Toni meinte aber, dass er etwas genervt aussieht. Und ich werde jetzt wieder mit Nadja raus gehen, du kannst mit kommen.“ „Ja, vielleicht komme ich nach.“ Sie nickten und gingen raus. In dem Moment kamen auch die anderen, Claire, Antonia und Ella. „Weißt du, dass Louisa da draußen mit Mike sitz?“, fragte Ella mich. „Ja, sie ist seit gestern auch wieder in ihn verliebt.“ Antonia guckte mich nur verdutzt an. „Und was ist mit diesem Matthias oder Victor oder in wen sie auch immer vor 2 Tagen noch verliebt war?!?“ Ich zuckte nur mit den Schultern. „also an deiner Stelle würde ich jetzt da raus gehen und ein bisschen mit mischen.“, meldete sich Claire zu Wort. Ich sah es ein und ging ohne ein weiteres Wort nach draußen, mein Blick war versteinert, doch als ich Mike sah, loste sich mein Gesichtsausdruck, zwar saß Louisa neben ihm, aber er lächelte MICH an. Sarah machte platz, damit ich mich neben sie setzen konnte. Als Louisa bemerkte, dass ich auch da war sagte sie: "Oh, hallo Julie, wo warst du?" Ich atmete tief durch um mich zu beruhigen. "Ich habe noch etwas in meinem Buch gelesen." "Aber hier draußen ist es doch viel lustiger!!!", erwiderte sie und ich dachte nur: "Ja, aber nicht wenn du dumme Kuh hier bist." "Tja, ich wusste nicht, dass ihr hier seid." Dann schwiegen wir, weil mir bewusst wurde, dass alle, außer Louisa, bemerkt hatten, dass ich total sauer auf sie war. Plötzlich ertönte vom Eingang der Jugendherberge die Stimme unserer Lehrerin Fr. Tacken: "Es ist fast 10 Uhr! Kommt ihr bitte, herein und zieht euch um. Also standen wir auf und liefen nach oben ich ging schnell vor, damit ich nicht in ein peinliches Gespräch mit Louisa verwickelt wurde. Doch sie folgte mit schnell. Zum Glück waren wir bei fr. Tacken angekommen und deshalb wollte sie nicht über dieses Thema sprechen. Leider bemerkte ich, dass Sarah mit Mike sprach, und ich hoffte, dass sie ihn nicht fragte, ob er in mich verliebt sei. Als wir an der Zimmertür angekommen war, drehte ich mich nochmal um und sah Mike hinterher, der gerade die Wendeltreppe hinauf ging.
In meinem Bett angekommen begann ich wieder zu lesen. Doch weil ich neugierig war, drehte ich mich zu Sarah um und fragte sie: "Was hast du ihm vorhin noch erzählt?" Sie beugte sich zu mit hinüber und sagte: "Das werde ich dir nicht erzählen, weil es blöd wäre." Ich drehte mich um und fing an zu schmollen. Sarah fing an zu lachen und ich wusste, dass ich durch diese Erkenntnis nicht beruhigt einschlafen konnte. Während die anderen noch quatschten schlief ich schon ein. Als ich am nächsten morgen aufwachte war ich die erste, weshalb ich mich ganz leise auf Toilette schlich. Ich dachte nochmal über den gestrigen Abend nach. Es war eigentlich sehr schön gewesen, natürlich abgesehen von Louisa.

Heute wollten wir mit der Klasse eine Wattwanderung machen. Auf dem Weg zu unseren Fahrrädern kam meine Freundin Sarah zu mir und hielt mich kurz zurück. „Gestern, als du schon geschlafen hat, hat sie gesagt, dass sie hoffentlich bald mit ihm zusammen kommt.“, flüsterte sie mir leise zu und ich hatte sofort wieder dieses beklemmende Gefühl in der Brust. Langsam fing ich an wirklich eifersüchtig zu werden. „Außerdem hat sie ihn immer wieder gefragt, in wen er verliebt ist und, dass er es ihr sagen soll und sie ihm dann auch sagen würde in wen sie verliebt war.“, meinte mein bester Freund Toni dann auch noch. Ich löste mich von den beiden und ging zu meinem Fahrrad. Dann tauchte auch noch Louisa auf und fragte mich: „Ist alles Okay? Du siehst so traurig aus…!“ Weil ich nicht wollte, dass sie sauer wurde, zwang ich mich zu einem Lächeln und sagte nur: „Ich bin einfach K.O.“ „Na gut. Sofia muss jetzt bei Anne mitfahren, weil sie ihren Fahrradschlüssel noch nicht gefunden hat.“ Ja, Sofia hatte gestern in der Stadt ihren Fahrradschlüssel verloren und musste deshalb bei jmd. Mitfahren. „Oh, die arme Anne! Nichts gegen Sofia, aber es ist schwer mit jmd. auf dem Gepäckträger zufahren.“
Als wir an dem Treffpunkt, der Wattwanderung, angekommen waren, kam Anne zu mir und sagte: „Du tust mir so leid!“ Denn mittlerweile wusste fast die ganze Klasse, dass ich in ihn verliebt war und sogar ein Teil der Jungen hatten Mitleid. „Egal, ich quatsche ja auch öfter mit ihm!“ Versuchte ich überzeugen zu antworten, doch sie merkte, dass es mich schon etwas störte. „Ihr würdet viel besser zusammen passen, als Louisa und er.“ „Danke!!!“ Wir wandten uns dem Wattführer zu, der mittlerweile eingetroffen war.
Während der Wattwanderung war sie die ganze Zeit bei ihm und ich wurde immer trauriger, doch irgendwann kam mein bester Freund zu mir. „Er ist ziemlich genervt von ihr, doch weil er weiß, dass sie ihn liebt will er sie nicht abweisen.“ „Es ist zwar nicht perfekt, aber danke für die ‚Gute‘ Nachricht.“ Um mich aufzumuntern schmierte er mir etwas Wattschlamm ins Gesicht, und natürlich rächte ich mich sofort. So wurde ich wenigstens etwas aufgemuntert, irgendwie schaffte Toni das immer.

Nach der Wattwanderung war sie immer noch bei ihm und als sich der Wattführer von uns verabschiedete stand ich alleine da, weil meine anderen besten Freunde sich schon die Schuhe anzogen. Er schaute zu mir herüber, weil er wohl gemerkt hatte, dass ich traurig war, bzw. mich etwas bedrückte. Ich zwang mich mal wieder zu einem Lächeln, doch ich glaubte, dass er merkte, dass ich mich wirklich unwohl fühlte. Doch dann sagte unsere Lehrerin: „Schuhe anziehen und dann wieder zu den Fahrrädern.“ Sofort fing Louisa wieder an, auf ihn einzureden. Ich zog schnell auch meine Schuhe an und ging schnellstmöglich, als eine der ersten zu den Fahrrädern. Ich versuchte mich von ihnen fern zu halten. Plötzlich stand Sahra neben mir und meinte nur mit gesenkten Blick: „Louisa fährt jetzt bei ihm auf dem Fahrrad mit, damit Sophie auf einem Fahrrad fahren kann“ „Sehr schön, kann es eigentlich noch schlimmer werden?“, fragte ich. Sahras und Tonis Hände legten sich auf meine Schultern. Als Paula merkte, dass Louisa bei ihm mitfahren würde meinte sie nur zu mir: „Also jetzt übertreibt sie wirklich!!! Sie ist total unfair dir gegenüber…“ Ich wandte mich schnell ab und fuhr so schnell wie möglich los.

An der Jugendherberge angekommen ging ich so schnell wie möglich weiter, so dass Sahra gar nicht mitkam. Weil ich Louisa und Mike nicht begegnen wollte. Als ich mit Sahra vor der Zimmertür stand, die verschlossen war, sah ich plötzlich Louisa und Mike im Eingang. Ich nuschelte Sahra nur kurz: „Ich geh auf die Toilette!“, zu, bevor ich verschwand. Anscheinend hatte sie es nicht richtig mitbekommen, weil sie erst 5 Minuten später auf die Toilette kam, wo ich in der ersten Kabine hockte und das Gefühl hatte, dass mein Herz aufgefressen wird.

„Alles Okay?“, fragte sie mich mitfühlen. Ich nickte nur und sagte dann: „Ist Denise im Zimmer?“ „Nein, sie ist draußen, mit Mike…“ Also gingen wir zurück ins Zimmer. Ich legte mich aufs Bett, weil ich totale Bauchschmerzen hatte. Dann kam leider unsere Lehrerin Fr. Tacken rein und sagte: „Wir treffen uns in 5 Minuten bei den Fahrrädern, weil wir nochmal in die Stadt fahren wollten.“ Also standen wir wieder auf. Plötzlich kamen auch noch Sofia und Nadja rein. „Ich fahre jetzt doch bei Nadja mit, damit Louisa nicht wieder bei Mike mitfährt.“ „Danke, ihr macht das alles nur für mich.“
Zwar war meine Anspannung nicht völlig gelöst, doch ich konnte beruhigter auf mein Fahrrad steigen. Als wir an Mike vorbei kamen zeigte Sandra ihr unhöflicherweise den Mittelfinger, weshalb Mike natürlich eine Antwort haben wollte. Doch sie fuhr mir einfach still hinterher. Heute fuhren wir komischerweise einen anderen Weg in die Stadt und weil es Nadja natürlich schwer fiel mit Sofia Fahrrad zufahren vielen sie zurück und aus Respekt fuhren wir auch etwas langsamer, so, dass wir leider etwas den Anschluss verloren. Ich fuhr aber dann doch etwas schneller um die anderen wenigstens etwas im Blick zu haben, wodurch ich leider wiederum die hinteren verlor und alleine ankam. Am Bahnhof, wo wir immer die Räder abstellten, mussten wir Gruppen bilden und als die anderen auch endlich da waren ging zwischen uns Mädels die große Diskussion los, da fast niemand mit Louisa in eine Gruppe wollte. So landeten nachher Sofia, Sahra, Toni und ich in einer Gruppe, wodurch Paula, Lena, Nadja und Louisa zusammen kamen. Später in der Stadt waren wir zufälligerweise zusammen mit der 2. Mädchengruppe bei Edeka und plötzlich kam Nadja auf mich zugelaufen und sagte: „Louisa will heute Abend mit Mike zusammen kommen, aber sag nicht, dass du es von mir weißt.“ Sofort war ich wieder total schlecht drauf und als ich es den anderen aus meiner Gruppe erzählte machten diese auch Gesichter, als würde ein Zug genau auf sie zukommen. „Das ist doch irre!“, meinte Sahra. Danach schwiegen wir erst mal und erst als wir wieder draußen waren sagte Sahra zu mir: „Als wir vorhin zurück gefallen waren hat Mike zu mir gesagt, dass er glaubt, dass du sauer bist, weil du denkst, dass die beiden zusammen sind.“ Zuerst wollte ich sagen: „Das denke ich nicht“, aber dann hatte ich für einen Moment Zweifel, ob ich das nicht doch irgendwann mal gedacht hatte. Also schwieg ich einfach bis ich auf die Uhr sah und merkte, dass wir nur noch eine halbe Stunde hatten. „Sollten wir nicht langsam mal zurück gehen?“ „Stimmt!“
Am Bahnhof angekommen mussten wir feststellen, dass sie schon wieder neben ihm saß. Paula sah mich nur an und verdrehte die Augen, weil sie auch genervt war, von dem, was Louisa tat. Trotzdem freuten wir alle uns auf den Rückweg bzw. die Jugendherberge und unsere Betten.
Dort angekommen legte ich mich sofort ins Bett und quatschte noch mit Sahra: „Sollen wir jetzt schon duschen gehen?“ „Ja, wäre klug, denn nachher gehen alle anderen und dann ist es doof.“ Also fingen wir an uns umzuziehen. Dann kamen nach und nach auch noch die anderen, weshalb wir kurz warteten, bis wir uns weiter umzogen. Ich wollte gerade meine Bikini-Hose anziehen als Nadja sagt: „Ähm, Mike?!?“ Ich blickte erschrocken hoch, zog mir das Handtuch vor und Louisa meinte nur: „Du hast doch deinen Bikini schon an!“ „Aber nicht meine Hose!!!“, erwiderte ich. Zum Glück stand Mike noch eine Ecke vor meinem Bett bzw. dem Standpunkt an dem ich mich umzog. Sofort schloss er die Augen und hielt sich trotzdem noch beide Hände vor sein Gesicht.„Sorry, Sorry, Sorry!!!“, sagte er erschrocken und verließ sofort das Zimmer. Alle Mädchen, einschließlich mir und Sandra, die auch im Begriff gewesen war, ihre Hose auszuziehen, fingen an zu lachen und als Mike wieder klopfte und fragte, ob er jetzt wieder rein kommen könnte, um Anne ihre Sachen wiederzugeben schrien alle Mädchen sofort: „NEIN!!!“

Als wir zum Abendessen gingen, stieß ich auch noch fast mit ihm zusammen. „Sorry!“, sagte ich mit gesenktem Blick und ging so schnell wie möglich weiter, damit er mir keine peinlichen Fragen stellen konnte. Als ich mich an unseren Mädchen-Tisch setzte war leider nur noch ein Platz frei, weshalb ich ausgerechnet neben Louisa sitzen musste. Alle meine Freundinnen schauten mich entschuldigend an. Ich tat es durch ein Schulterzucken ab. Als ich mir noch ein paar Kartoffeln holen wollte, sah ich, dass Mike und sein Kumpel Simon ebenfalls dort standen, weil ich keine Szene machen wollte ging ich trotzdem schnurstracks dort hin und nahm mir ein paar Kartoffeln und auch wenn ich merkte, dass Mike mich irgendwie beobachtete blieb ich halbwegs ruhig. Als ich zurück zu meinem Platz ging spürte ich seinen Blick in meinem Rücken. Als ich mich instinktiv um drehte, sah ich wie er und Simon leise flüsterten und, dass sie stehen blieben, als sie meinen Blick bemerkten. Um nicht aufzufallen ging ich einfach weiter. An meinem Platz angekommen merkte ich, dass meine Freundinnen bemerkt hatten, was passiert war, denn Sahra schaute sofort zu dem Tisch an dem Mike und Simon saßen. Ich stupste sie unter dem Tisch mit meinem Fuß an, um ihr zu signalisieren, dass das sehr auffällig war. Sofort richtete sie ihren Blick wieder auf ihr Essen. Ich fing an zu essen, als Louisa sagte: „Er hat mich gerade angelächelt, ist das nicht süß!?!“ Alle schauten sie nur an, als wäre sie verrückt, doch das schien sie nicht zu bemerken. „Bist du fertig, Sahra?“, fragte ich, weil mir der Appetit vergangen war. „Ja, sollen wir unsere Teller wegbringen und dann aufs Zimmer gehen?“ Als wir am Tisch der Jungen vorbei gingen begegneten sich Mikes und mein Blick. Auch wenn ich etwas traurig bin, musste ich lächeln und auch er lächelte, doch dann bemerke ich, dass ich stehen geblieben war und meine Freundin schon an der Theke war, sofort wandte ich meinen Blick ab und ging auch zur Theke. Die Küchenfrau nahm unsere Teller entgegen und erst als ich den Nachtisch sah wurde mir wieder etwas übel. „Lass uns aufs Zimmer gehen.“, sagte ich. Sofort ging ich wieder zurück und steuerte das Zimmer an. Und dieses Mal wiederstand ich Mike anzuschauen.

Als ich wieder in meinem Bett lag und Sahra sich neben mich gelegt hatte wurde mir erst klar, dass ich ziemlich eifersüchtig war und trotzdem standen fast alle hinter mir. Was vlt. daran lag, dass ich wirklich einen Grund hatte. „Wie willst du es verhinder, ich meine, dass sie zusammen kommen?“, fragte Sahra. „Ich weiß es nicht.“ In dem Moment kam mein bester Freund Toni herein. „Störe ich?“ „Nein, da alle anderen Mädchen noch essen.“, erwiderte ich. „Was gibt’s denn?“ „Naja, als wir vor dem Essen noch oben im Zimmer waren, hat Mike gesagt, dass Louisa ihn ziemlich nervt.“ Sarah und ich sahen uns an "Das ist gut für mich, weil ich ihn nicht nerve und dadurch Pluspunkte sammeln kann!" Wir alle nickten stumm. Ich sah Toni an und sagte: "Danke für die Information." "Ich werde dich auf dem laufenden halten.", mit diesen Worten verließ er das Zimmer wieder. Als er die Tür geschlossen hatte fingen wir an verrückt herum zu lachen. Ich war so froh, dass sie ihn nervte, leider war es auch blöd, weil ich ihn deshalb auch erst mal in Ruhe lassen sollte. Die anderen Mädchen kamen jetzt auch vom Essen und Sarah und ich konnten nicht mehr weiter diskutieren. Weil das Lagerfeuer erst in 1 1/2 Std. anfangen sollte fingen wir an Activity zu spielen doch schon nach 5 Minuten wurde es langweilig und wir beschlossen nach draußen zu den Holzbänken zu gehen. Dort saßen leider auch Mike und Simon. Deshalb gingen wir weiter zu den Pferden die auf einer kleinen Weide standen um dort weiter zu quatschen. "Du musst endlich mit ihm zusammen kommen. Ihr passt viel besser zusammen und es geht nicht, dass du nur für ihn schwärmst. Ich glaube er ist auch in dich verliebt!!!", fing Sarah an. "Aber wie soll ich herausfinden ob er wirklich in mich verliebt ist? Ich kann ihn doch nicht einfach fragen???" Dann verstummten wir beide erst einmal. "Warum ist das immer so schwer?", fragte Sarah mich dann wieder. "Du hast Glück, du bist erst 13 und warst noch nie verliebt." "Das stimmt, aber ich fühle mit dir!" Dann wussten wir auch nicht mehr was wir machen sollten also gingen wir zu dem kleinen Spielplatz um dort auf ein paar Holzstämmen zu balancieren. Weil auch dies irgendwann langweilig wurde gingen wir wieder zurück und bemerkten, dass die Jungen und ein Mitarbeiter der Jugendherberge anfingen Feuerholz auf den Grillplatz zu schmeißen. Wir setzten uns auf eine Bank und sahen ihnen zu. "Aber wirklich, ich hoffe, dass Louisa sich bald wieder in jmd. anderen verliebt und bzw. und, dass du und Mike zusammen kommen. Ihr seid wie für einander geschaffen." Ich saß nur da und hörte ihr zu als plötzlich eine Stimme von hinten ertönte, die wir lieber nicht hören wollten. "Hallo, Leute!!! Wie geht's denn so?"; fragte Louisa auf ihre aufdringliche Art. "Naja, es ist kalt!" Und zu Sarah gewandt, "Sollen wir unsere Jacken von drinnen holen?" "Ja, es ist echt kalt!" Also gingen wir rein und zogen unsere Jacken an. Ich hatte meine braune Lieblingsjacke angezogen, die ist so kuschelig und hatte einen Fellrand an der Kapuze. Als wir zurück kamen fragte Louisa mich, ob sie kurz mit mir reden könnte. „Ich habe wirklich das Gefühl, dass du sauer auf mich bist. Also warum?“ Nun hatte sie die gefürchtete Frage gestellt und ich beschloss ehrlich zu sein: „Du hängst die ganze Zeit an Mikes Fersen und schließt mich quasi aus, du bist andauernd bei ihm!!!“ Und wie erwartet erhielt ich die Standpauke alla Louisa: „Na und, du könntest ja auch mit ihm reden, außerdem wäre ich auch nicht sauer, wenn du mit ihm reden würdest!!!“ „Nein! Du würdest sogar noch schlimmer sein, als ich jetzt, weil die kleine Louisa ja immer recht haben muss und man sie nie „ausschließen“ darf!!!“, antwortete ich klar und deutlich, denn ich war es satt mich vor ihr zu verstecken. „Das stimmt doch gar nicht!“, protestierte sie. „Und ob, als Sarah und ich neulich (mit Absicht) die gleichen Pullover anhatten, hast du halblaut gemurmelt: ‚Schrecklich‘ !!! Auch wenn du es nicht zugeben wolltest…“ „Hab ich nicht, und du bist nur eifersüchtig, weil du dich nicht traust mit ihm zu reden!“ „Ich traue mich schon, ich passe nur auf, dass ich ihn nicht nerve oder andere ausschließe!“ Weil ich nicht mehr diskutieren wollte drehte ich mich um, signalisierte Sarah, dass ich rein gehen wollte und ging in Richtung Tür.
Drinnen erzählte ich Sarah natürlich alles und sie fand es auch gut, dass ich Louisa die Meinung gesagt hatte. Als ich fertig mit erzählen war, merkte ich, dass Sarahs Blick auf die Tür gerichtet war. „Was ist denn?“, weil ich nichts erkennen konnte. Doch genau in dem Moment kam Mike rein, wodurch meine Frage sich erübrigte. Wir wandten uns ab und gingen auf das Mädchenzimmer zu. „Wartet mal!“, sagte er und lief auf uns zu. „Hast du Streit mit Louisa?“ Ich sah Sarah an und antwortete dann: „Ja, quasi ein „Mädchen-Zicken-Krieg“. Kann ich jetzt nicht erklären.“ Er sah zu Boden und ich wusste, dass er erkannt hatte, dass es um ihn ging. Mittlerweile war, wie ich bemerkte, Sarah ins Zimmer verschwunden. Weil auch Mike dies gemerkt hatte, entstand eine Art peinliches Schweigen. „Es tut mir leid, dass ich dich genervt habe! Es war nicht meine Absicht das Thema so aufzumischen…“, sagte ich, obwohl ich wusste, dass ich nicht diejenige war, die ihn genervt hatte. „Ist schon Okay!“, sagte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Plötzlich kam Hr. Nagel herein und unterbrach diesen eigentlich schönen Moment. „Das Lagerfeuer fängt gleich an! Kommt ihr?“, fragte er mit einem amüsanten Gesichtsausdruck. Wahrscheinlich fand er es auch lustig uns beide alleine im Speisesaal, beim „reden" zu erwischen. Er hatte vielleicht auch an etwas anderes gedacht. „Ja, ich gehe nur kurz Sarah holen, sie ist noch im Zimmer ich wandte mich ab und sah Mike noch einmal in seine schönen blauen Augen. Dann folgte er Hr. Nagel und ich ging Sarah holen. „Was hab ich gequatscht? Was ist überhaupt los?“, fragte sie mich. „Ich hab mich einfach nur entschuldigt, dass ich ihn genervt habe, und ich weiß, dass es eigentlich Denise war, aber egal!“ „Warum habt ihr nicht noch weiter gequatscht?“ „Hr. Nagel kam und hat gesagt, dass wir zum Lagerfeuer gehen sollen, und natürlich hatte er gegrinst, weil wir alleine im Speisesaal waren, das war so peinlich.“ Sie musste auch grinsen und meinte nur: „Ist doch süß!“ Weil wir von Fr. Tacken keinen Ärger bekommen wollten, gingen wir zum Grillplatz dort wurde schon das Stockbrot ausgeteilt. Toni und Mike hatten jeweils zwei in der Hand. Sein zweites reichte Toni Sarah und Mike seines mir. Ich musste sofort wieder grinsen. Sie machten platzt auf der Bank, leider saß Mike neben Simon und Toni. Trotzdem war ich glücklich. Während wir unser Stockbrot ins Feuer hielten musste ich an Louisa und mich denken: Wer hatte wohl die besseren Chancen? Fühlte er was ich fühlte und würde er mir/uns verzeihen? „Was denkst du gerade?“, mit diesen Worten riss Sarah mich aus meinen Gedanken. „Nur wie schön es hier eigentlich doch ist.“ Zum Glück gab sie sich mit dieser Antwort zufrieden. Ich merkte, dass Toni und Mike redeten, doch leiser als sonst. Sofort musste ich Mike anschauen. Er bemerkte dies und lächelte mich an. Mein Bauch füllte sich mit Schmetterlingen und mein Herz hämmerte in meiner Brust. Mittlerweile hatte ich mir angewöhnt seinen Blicken nicht mehr auszuweichen. Doch weil ich ihn nicht die ganze Zeit anstarren wollte sah ich wieder auf mein Stockbrot, welches drohte, auf einer Seite, zu verbrennen. Als Toni und Mike ihr Gespräch beendet hatten wandte ich mich zu Toni und fragte ihn: „Was habt ihr denn da gerade bequatscht?“ Er sah sich um und flüsterte dann: „Das… erzähle ich dir später.“ Ich wandte mich belustigt ab, Toni machte immer irgendwelchen Blödsinn. Das Lagerfeuer war sehr schön und plötzlich wollte niemand mehr, wie am ersten Tag, sofort nach Hause fahren. Es war so schön und ich hatte das Gefühl, dass Louisa heute Abend nicht mit Mike zusammen kommen würde. Meine Eifersucht war zwar immer noch da, doch ich hatte sie in die hintere Hälfte meines Gehirns verdrängt. Das Stockbrot schmeckte fantastisch und wir amüsierten uns prächtig. Nach einer Weile holte Hr. Nagel seine Gitarre heraus und bat ein paar Mädchen aus unserer Klasse ein Lied auszusuchen. Weil sie kein Lied fanden saßen wir andere nur herum und quatschten. Meine Freundin Paula beugte sich zu mir herüber und fragte: „Soll ich gehen, dann wären du und Mike alleine, wenn ich die anderen auch gehen?!?“ Ich sah zu Mike, der gerade mit Lena sprach. „Ja, das wäre nett.“, antwortete ich mit einem leichten schlechten Gewissen. Dann stand Paula auf und setzte ihren Plan in die Tat um. „Laura, Sophie kommt ihr mit? Ich gehe rein und will nicht so alleine sein!!!“ Weil sie etwas zu mir und Mike schielte, verstanden die anderen sehr schnell. Nun waren, weil die anderen, entweder auf der anderen Seite saßen oder weil sie auch reingegangen waren, nur noch Mike, Louisa und ich da. Wahrscheinlich, weil sie sich etwas schuldig fühlte sagte Louisa leise: „Ich gehe auch rein.“ Nun saßen nur noch Mike und ich dort. „Es war echt eine schöne Woche, oder?“, fragte ich ihn, um es nicht zu unangenehm für uns zu machen. „Ja, ich habe es am Anfang für schlimmer gehalten.“, er grinste mich an, „aber es ja wirklich schön und spaßig.“ Ich hatte wieder tausend Schmetterlinge im Bauch. „Ich will eigentlich gar nicht von hier weg.“ Er zuckte mit den Schultern. „Irgendwie nicht, aber Zu Hause ist es auch ganz schön.“ Ich lächelte und nickte. In dem Moment fiel mir auf, wie klar der Himmel war und wie schön die Sterne. Es war alles so perfekt und natürlich wäre es schön jetzt mit ihm zusammen zu kommen, doch ich wusste, dass es, nachdem was passiert war nicht so kommen würde. Trotzdem genoss ich es. Wir redeten über die Klasse und all die Mitschüler, die uns seit der 5. Klasse verlassen hatte. Als Hr. Nagel anfing Angeleyes von ABBA zu spielen schweiften meine Gedanken ab und ich sah ihm zu, wie er das ganze Lied aus dem Kopf und mit viel Konzentration spielte, ich würde auch gerne Gitarre spielen lernen, doch mittlerweile war ich zu alt. Plötzlich merkte ich, wie Mike mich von der Seite ansah und ich überlegte erst gar nicht, sondern drehte mich zu ihm um und lächelte ihn an. Etwas ertappt lächelte er auch. Leider waren es nun fast 11 Uhr, weshalb wir ins Bett mussten. Auf dem Weg nach drinnen gingen wir noch neben einander her und quatschten. "Schade, dass es morgen schon wieder vorbei ist.", sagte ich. "Ja, zum Schluss ist es doch immer am schönsten.". Er lächelte in die ferne und dann sah er mich an. Es wurden wieder meine starken Gefühle für ihn geweckt und ich hatte das große verlangen mit ihm zusammen zukommen. Aber ich wusste, dass es noch etwas Zeit brauchen würde. Bei der Wendeltreppe mussten wir uns verabschieden. "Gute Nacht!", sagte ich. "Gute Nacht und pass auf, dass ihr nicht verschlaft.", sagte er mit einem lächeln auf den Lippen. Ich musste lachen und wandte mich ab um ins Zimmer zu gehen. Als ich schon fast in mein Bett geklettert war, fiel mir auf, dass ich kein Wasser mehr hatte, weshalb ich nochmal zu Wasserspender ging. Das Wasser schmeckte zwar nicht sehr gut, doch sonst hatten wir nichts. Nachdem meine Flasche gefüllt war, drehte ich mich um und schaute instinktiv nochmal nach oben, wo er, mit dem Rücken zu mir, am Geländer stand. Weil Toni, mit dem er gerade redete mich bemerkt hatte und ihn auch darauf aufmerksam machte, drehte er sich um und lächelte mich an. Ich wunk ihm zu, und Toni, der hinter ihm stand fing an zu lachen, weshalb wir beide ihn etwas irritiert ansahen. Leider kam dann Fr. Tacken und scheuchte uns in unsere Zimmer. Sie kam hinter mir her ins Zimmer und erklärte die Tagesplanung für den Abreise-Tag. "Morgenfrüh um 7 Uhr aufstehen und um 8 Uhr frühstücken. Die Koffer müssen um 10 Uhr an der Scheune stehen, damit sie abgeholt werden können. Unsere Fahrräder geben wir um 11 Uhr ab, danach fahren wir mit der Bummelbahn zur Fähre, mit der wir wieder zum Festland fahren und dann mit dem Bus nach Norden. Von dort nehmen wir einen IC nach Düsseldorf und von dort fahren wir wieder nach Hause. Ankunft ist um Ungefähr 18 Uhr in Neuss am Hbf." Danach verließ sie das Zimmer und schaltete das Lich aus, und ca 10 Sekunden später schalteten wir unsere Taschenlampen ein und quatschten weiter. Doch ich war zu müde um mitzureden. Deshalb schlief ich nach fast 5 Minuten ein.
Am nächsten Morgen standen wir, wie verlangt, um 7 Uhr auf. Dann gab es Frühstück und wir machten uns Brote für die lange Fahrt. Ich musste den ganzen morgen über den gestrigen Abend nachdenken. Es war so schön gewesen. Und weil Louisa wusste, dass sie Mike ziemlich genervt hatte war sie nicht mehr so anhänglich. Zwar saßen wir in der Bimmelbahn weit weg von Mike, doch auf der Fähre saß ich neben ihm und er bot mir einen seiner Müsliriegel an und wir lächelten uns an. Der Rückweg war lustig, wir spielten Black Stories und machten viel Blödsinn. Als wir umsteigen mussten, half Mike mir mit meinem Koffer und immer wieder kamen die Schmetterlinge in meinem Bauch zurück. In Neuss angekommen, warteten unsere Eltern am Bahnsteig. Mein Vater holte mich ab und bei Mike waren beide Eltern da. Bevor wir gingen, lächelten wir und nochmal zu und winkten zu Abschied. Es war fast schon so, als wären wir zusammen, doch dem war leider nicht so.

2 Wochen später


Mittlerweile ist alles wieder normal.

Heute ist Mittwoch, weshalb wir eine Doppelstunde Mathe haben, früher hätte ich das doof gefunden, doch mitlerweile ist Mathe total cool, was hauptsächlich daran liegt, dass wir mit den Übungsaufgaben ziemlich schnell fertig sind und ich dann mit Mike herum albern kann. Wir ärgern immer Felix. Er hat eine "Schweinchen-Nase" und ist perfekt, um ihn zu ärgern. Weil er, wenn er etwas erklären muss immer 'halt' sagt. Wir haben schon begonnen mitzuzählen wir oft er es an einem Tag sagt. Neulich waren es z.B. schon 23 Mal.
In der Deutsch-Stunde wollten wir heute die Bilder der Klassenfahrt angucken. Es war so lustig auf den meisten Fotos sehen Sarah und ich total bescheuert aus, doch das macht uns nichts. Und auf einem Foto schauen alle, als wir auf dem Kutter waren, auf das Fischernetz, nur Mike schaut mich von der Seite an. Als ich dieses Foto sah, verspürte ich einen großen Hoffnungsschimmer in mir aufflammen. Leider gibt es auch Fotos von der Wattwanderung und dort ist fast auf jedem Foto von Mike, auch Louisa drauf. Deshalb kamen in mir wieder große Hassgefühle in mir hoch, auch wenn Mike und ich uns in den letzten Wochen öfters angelächelt haben und ich große Hoffnung geschöpft hatte. Trotzdem war ich deprimiert. Es gab "Anzeichen", dass er auch in mich verliebt ist, doch teilweise ignoriert er auch meine Facebook-Nachrichten. Weshalb ich auch daran zweifele und mir eingestehe, dass ich zu viel in seine Handlungen herein interpretiere, doch im nächsten Moment kommt es dann wieder ganz anders. Nach der Klassenfahrt, ist alles wieder so kompliziert. Doch jeden Abend versuche ich mit klarzumachen, dass sich die Zeit auf Langeoog sehr positiv auf meine Beziehung zu Mike ausgeübt hat und, dass ich trotzdem etwas tun muss, damit wir zusammen kommen. Wenigstens, habe ich ihn neulich schon einmal gefragt, ob er mit mir ins Kino gehen will. Leider müssen wir noch einen geeigneten Film finden. Ich suche verzweifelt nach einer Lösung, da mir klar war, dass ich ihn nicht einfach fragen konnte, denn selbst wenn er mich auch so liebte wie ich ihn, dann würde ich ihn doch überrumpeln. Deshalb frage ich mich immer, warum es bei allen anderen so leicht ist, nur bei mir nicht. Das ist, als wäre ich in einem schlechten Film.

Ich freute mich schon auf heute, denn heute war Mike's Geburtstag und ich hatte ihm eine Karte geschrieben und direkt, nachdem ich aufgestanden war, an seine Facebook Pinnwand gepostet. Als ich in der Schule ankam, war er noch nicht da und weil es regnete durften wir schon in den Klassenraum. Dort bereitete ich mich schnell auf den Unterricht vor und wartete dann am Fenster auf ihn. Und als Louisa mich fragte, für wen die Karte war, antwortete ich:" Die ist für Paula, sie schenkt mir immer etwas, wenn sie aus dem Urlaub zurückkommt und deshalb hab ich ihr eine lustige Karte aus Koblenz mitgebracht." Zum Glück glaubte sie mir und, weil sie ihre Sachen aus ihrem Spind holte, sah sie nicht, dass Mike kam, weshalb ich unbemerkt raus laufen konnte. Draußen umarmte ich ihn und gab ihm die Karte, zwar wurden wir etwas nass, doch das machte mir nichts aus. Drinnen schnallte Louisa dann auch, was los war und Sarah grinste mich nur an. Denn dieses Mal hatte ich Louisa definitiv übertroffen. Außerdem hatte sie, im Gegensatz zu mir, keine Karte, die beweisen konnte, dass sie den Geburtstag nicht vergessen hatte. Doch weil Louisa ihn, als er den Klassenraum betrat, auch hastig begrüßte und mich dann wütend ansah, ahnte Mike vermutlich, dass wir wegen ihm stritten und deshalb war es mir dann doch etwas peinlich. In der ersten Stunde hatten wir leider Biologie,weshalb wir uns alle total langweilten und wiedermal anfingen Zettelchen zuschreiben, mit Papierkügelchen zu werfen und mit unseren Handys herumzuspielen. Aber unser Lehrer war schon etwas älter und bemerkte von all dem nichts, während er an die Tafel schrieben und uns irgendetwas erklärte. Um doch nicht ganz unaufmerksam zu sein fing ich an, das was an der Tafel stand, abzuschreiben, bis mich eine Papierkugel am Kopf traf. Ich drehte mich um und sah die üblichen Verdächtigen an und sofort fing Mike an zuschmunzeln, während er so tat, als würde er abschreiben. Ich lächelte und warf dann zurück und traf auch ihn am Kopf. Als ich mich wieder meinem Heft zu wandte, fing ich an leise zu lachen und weil ein allgemeines Getuschel herrschte bemerkte es niemand außer Paula, die schon mitbekommen hatte, was bei uns da hinten in der Ecke los war. Ich zuckte nur mit den Schultern und tat so, als ob ich nichts gemacht hätte, doch dann traf mich wieder ein Kügelchen, diesesmal im Nacken. Ich versuchte nicht zu reagieren, doch er wollte nicht aufhören, weshalb ich mich genötigt sah, zurückzuwerfen. Leider konnte wir uns nicht weiter bewerfen, weil Hr. Falck mit dem schreiben fertig war und sich zu uns umdrehte. Durch solche Momente wird immer wieder etwas Hoffnung in mir geweckt, dass wir zusammen kommen könnten, doch es gibt leider noch ein Problem: Louisa. 

 

Am nächste Tag erwartete uns in der 3 und 4 Stunde Sport, doch weil unsere Lehrerin in Mutterschaftsurlaub war, hatten wir nun bei Fr. Sturm Unterricht. Sie würde bald in Rente gehen, daher bemerkte sie nicht, dass Mike, Paula und ich fast 10 Minuten lang damit beschäftigt waren weiter Fußbälle zu holen. Wir standen einfach bei den Schränken und quatschten, denn niemand hatte Lust auf Sport, weil jeder sowieso das machte was er wollte. Ich wusste nicht, ob Paula absichtlich ging, doch irgendwann sagte sie, dass sie auf Toilette müsse, deshalb waren dann nur noch Mike und ich da. "Sorry, dass Louisa und ich auf Langeoog so nervig waren.", sagte ich damit es nicht völlig still war. "War nicht soooo schlimm. Louisa war nur anstrengend. Hast du mitbekommen, dass die andauernd bei mir war? Das war nervig aber du nicht. Was war denn da eigentlich auf einmal mit Louisa los?", fragte er. Ich verdrehte die Augen. "Seit dem Mittwoch Abend war sie dann der Meinung, dass sie in dich verliebt sei und weil..." Ich wollte ihm jetzt nicht ins Gesicht sagen, dass ich auch in ihn verliebt war, deshalb schwieg ich. "Das ist mir auch auf gefallen. Naja sie hat es ja auch nicht gerade verheimlicht." Zum Glück fragte er nicht nach, was ich noch hatte sagen wollen, vielleicht ahnte er es und wollte es auch nicht hören oder es mir zumindest ersparen. "Sollen wir jetzt doch langsam mal wieder zurück gehen?", fragte ich. "Warum? Ist doch ganz lustig hier." Er sah sich um. Wir standen in einem Raum voller Schränke. Ich hoffte, dass niemand jetzt auf die Idee kam sich einen Ball zu holen. Ich hatte das Gefühl, dass Mike Gedanken lesen konnte, denn er sagte: "Stell dir mal vor, jetzt würde jemand kommen um sich einen Ball zu holen. Was der dann wohl denken würde!?" Wir fingen an zu lachen. Zur Sicherheit ging ich kurz zur Tür und sah den Gang entlang um eine mögliche Gefahr auszuschließen. "Niemand zu sehen!" "Dann ist ja gut.", sagte Mike. Und als ich mich umdrehte, rannte ich fast in Mike hinein. Ich sah ihm in seine Augen und weil uns nur wenige Zentimeter trennen, machte ich einen Schritt zurück, weshalb ich dann mit dem Rücken an einem der Schränke stand. Doch Mike machte auch einen Schritt auf mich zu und wieder trennten uns nur wenige Zentimeter. Mein Herz schlug schneller. Er strich die ein Haarsträne, die aus meinem Zopf heraus in mein Gesicht gefallen war, hinter mein Ohr. Wie in Zeitlupe näherte er sich mir und dirigierte mit seiner Hand, die nun in meinem Nacken lag meinen Kopf etwas näher zu seinem. Ich schloss die Augen und ließ es geschehen. Unsere Lippen berührten sich und ich vergaß alles um mich herum. Ich vergaß, dass jeden Moment einer von unseren Mitschülern oder sogar Fr. Sturm herinplatzen konnte und es unendlich peinlich werden könnte. Meine Hände legte ich um seinen Hals und zog ihn noch ein kleines Stück näher zu mir herunter. Ich spürte nur seine Wärme, seine Hand in meinem Nacken und seine Lippen. Mein Bauch war erfüllt von tausend Schmetterlingen und nach einer gefühlten Ewigkeit, lösten sich unsere Lippen vorsichtig voneinander, ich öffente meine Augen und starrte ihn an. Noch immer waren wir ganz nahm beieinander und seine Hand ruhte still in meinem Nacken. Dann löste er sie und strich an meiner Wange entlang und auch ich nahm meine Hände von seinem Hals. Er lächelte mich an und ich lächelte zurück. Durch diesen Kuss war ich wie gebannt. Ich brachte kein Wort heraus. Mike nahm mein Hände und plötzlich hatte ich das Gefühl nichts mehr sagen zu müssen. Nach ungefähr einer Minute in der wir uns weiter angestarrt hatten, ließ ich seine Hände los und ging zu dem Stuhl, der vor einem kleinen Tisch stand. Nun sah ich nicht mehr Mike an sondern den Fußball Pokal der auf dem Tisch stand. Mike räusperte sich. Auch wenn seine Stimme mir vertraut war, erschrak ich. "Es tut mir leid." Verwirrt und mit dem schlimmsten rechnend sah ich ihn an. "Du musst jetzt nicht mit mir zusammen sein oder so... Ich würde es verstehen, wenn du es wegen Louisa nicht möchtest. Aber ich möchte das du weißt, dass ich in dich verliebt bin und ich das was gerade geschehen ist nicht rückgängig machen will." Ich stand auf und ging wieder zu ihm hin. "Nein. Das ist doch Irrsinn! Ich will es auch nicht rückgängig machen." Ich sah, das er erleichtert ausatmete. "Aber ich würde dich gerne um etwas bitten..." "Natürlich! Was denn?" "Wegen Louisa und dem, was in der Vergangenheit vorgefallen ist... Ich möchte mit dir zusammen sein, doch es soll nicht direkt jeder, vorallem nicht Louisa, erfahren." Er nickte. "Das ist in Ordnung. Ich verstehe das. So ist es auch besser." Ich fiel ihm um den Hals und vergrub meine rechte Hand in seinen Haaren. Plötzlich rannten auf dem Gang unsere Mitschüler in die Umkleiden zurück. Wir fuhren auseinander, doch niemand von ihnen schien uns bemerkt zu haben. Als sie vorbei waren, wagten wir uns langsam aus unserem Versteck heraus.  Noch einmal lächelte ich ihn an und lief dann meinen Freundinnen hinterher. Als ich in der Umkleide ankam, schien es keinen zu wundern, dass ich nicht mit ihnen gekommen war. Schnell zog ich mich um und verließ dann als eine der ersten zusammen mit Paula die Umkleide. Vor der Turnhalle saß Mike auf einer Bank. er grinste mich an. Ich versuchte mein Lächeln zu unterdrücken und sah auf meine Schuhe. Er kam auf uns zu und ging dann mit uns zusammen zurück zur Klasse. "Wo warst du denn plötzlich?", fragte er Paula. "Wir haben uns gewundert, du wolltest doch nur kurz auf Toilette. "Naja, Sofia hat gefragt, ob ich mit Volleyball spielen will und da konnte ich ja schlecht 'nein' sagen." Er nickte und sah dann wieder zu mir. Als wir bei unserer Klasse ankamen, hielt er Paula und mir die Tür auf. Als ich hineinging, hielt er meine Hand fest und zog mich ein kleines Stück zurück. Dann flüsterte er: "Wäre es schlimm, wenn Paula es wüsste? Sie bekommt es doch wahrscheinlich sowieso heraus, oder? Immerhin ist sie deine Beste Freundin..." "Dass sie es heraus bekommen wird, ist sicher und nein bei ihr wäre es nicht schlimm. Aber es soll nur sie wissen, es sei denn, du willst es Simon erzählen!?" Er schüttelte den Kopf. "Simon braucht es nicht zu wissen." Ich ging weiter zu meinem Platz und holte meine Geschichtssachen heraus.

In der Pause stand ich ganz normal bei Paula und den anderen Mädchen und Mike bei Simon und Toni. Ab und zu sah ich zu ihm herüber und grinste, wenn er mir zu zwinkerte. "Wo warst du eigentlich in der 2. Sportstunde?", fragte Louisa plötzlich. Warum musste ausgerechnet sie fragen, dachte ich. Schnell ließ ich mir eine Notlüge einfallen, die leider nicht sehr gut gelang. "Mir war schlecht, deshalb war ich die ganze Stunde auf Toilette. Aber jetzt geht es mir wieder besser. Mein Magen hat sich wieder erholt." "Oh, du arme.", erwiderte sie. Weil ich mich nicht weiter mit ihr unterhalten wollte, zuckte ich nur mit den Schultern. Und damit sie auch nicht weiter irgendwelche Fragen stellte, ging ich mit Paula in die Mensa. "Kann es sein, dass Mike dich die ganze Zeit beobachtet?", fragte sie mich auf dem Weg. "Vielleicht, warum?" "Nur so... Habt ihr jetzt endlich mal miteinander geredet? Deshalb bin ich nämlich gegangen!?" "Ja, wir haben geredet." "Und?", fragte Paula gespannt. Doch ich war nicht bereit ihr alles sofort zu verraten. "Was und?", fragte ich zurück. Sie verdreht genervt die Augen. "Ich erzähl es dir später. Aber sooo spannend war das nicht.", sagte ich. Es war zwar gelogen, dass es nicht so spannend war, aber ich freute mich schon auf Paulas Gesichtsausdruck, wenn sie herausfand, was passiert war.

In der Geschichtsstunde begann Hr. Nagel mit einem neuen Thema, weshalb ich eigentlich hätte aufpassen müssen, doch immerwieder wanderten meine Gedanken zurück zur Sportstunde. Hr. Nagel gab uns eine Aufgabe, weil er noch Klauseren berichtigen musste. Ich fing mit der Aufgabe an. Zwar hatte ich nicht wirklich aufgepasst, doch mein geschichtliches Wissen und das was im Buch stand, dürften ausreichen. Als mich wieder, wie gestern, ein Kügelchen am Kopf traf, sah ich sofort zu Mike hinüber, während ich das Kügelchen aus meinen Haaren zog. Anstatt zu lachen, deutete er mir das Kügelchen auseinander zu falten. "Hat Paula schon Vermutungen angestellt?", stand darauf. Ich schüttelte den Kopf. Dann arbeitete ich an der Aufgabe weiter, doch ich konnte nicht aufhören zu lächeln. Das schien der beste Tag seit langem zu sein. "so, die Stunde ist gleich vorbei, wer möchte denn mal vorlesen?" Hr. Nagel war dafür bekannt, dass er öfters mal jemanden dran nahm, der sich nicht meldete, deshalb meldete ich mich oft und auch wenn er auch Leute dran nimmt, die sich melden, schadet es nicht, weil Geschichte mir sehr leicht fällt. Ironischerweise nahm er heute Mike dran nahm. Die ganze Zeit, während er vorlas, beobachtete ich ihn. Und wieder und wieder fiel mein Blick auf seine Lippen. Ein paar Sekunden nachdem er fertig war, klingelte es. Triumphierend sah er zu mir herüber. "Der Lehrer beendet den Unterricht!", rief Hr. Nagel. Ich verdrehte die Augen. "Hausaufgaben: S. 194 Aufgabe 7 bis übermorgen. Und jetzt könnt ihr gehen." Ich packte meine Sachen in meine Tasche, ging nach draußen und zog meine Jacke an. Mike tauchte neben mir auf. Er sah sich um, ob ihn jemand hören konnte. "Was machst du heute?" Ich überlegte kurz. "Ich bin bei meinem Vater weil meine Mutter in Urlaub ist und ich wollte vielleicht kurz in die Stadt bummeln gehen... Mein Vater wohnt ja in der Stadt. Warum?" "Kennst du den Film 'les miserables' ?" Ich schüttelte den Kopf. "Bock heute ins Kino zu gehen? 14:15?" Er grinste mich an. "Klar." Als die Klassentür sich öffnete und ein paar von unseren Mitschülern heraus kamen, machte er einen Schritt weiter weg von mir, zwinkerte mir noch einmal zu und verließ dann die Schule. Ich sah ihm noch kurz hinterher und dann ging auch ich. Mein Fahrrad stand hinter der Schule, weshalb ich durch den Hinterausgang ging.

Als ich Zuhause ankam, schob ich mir das übrig gebliebene Mittagessen von gestern in die Mikrowelle und schrieb meinem Vater einen Zettel, dass ich mit Lara aus meiner Klasse ins Kino gegangen war. Ich hielt es für besser, wenn mein Vater erstmal auch nichts von Mike und mir erfuhr. Während ich die Lasagne aß,. kam eine Nachricht von Mike: "Treffen wir uns am Kino?" Ich antwortete natürlich sofort: "Okay, ich bin um 14 Uhr da, dann bekommen wir noch bessere Plätze." ":D" Ich sah auf die Uhr. Ich hatte noch eine 3/4 Stunde Zeit. Schnell aß ich auf, stellte meinen Teller in die Spülmaschine und ging dann ins Badezimmer um mich fertig zu machen. Haare kämmen und nach schminken. Um 13:50 ging ich los. Vorher hatte ich noch mein Portemonnaie und mein Handy in eine Handtasche gesteckt und den Zettel auf dem Esstisch so drapiert, dass mein Vater ihn sah. Pünktlich um 14 Uhr kam ich am Kino an. Mike wartete schon auf mich. Die Schlange an der Kasse war nicht all zu lang und weil sie zum größten Teil aus Omas mit ihren Enkelkindern bestand, waren wir zuversichtlich, dass heute nicht all zu viel los war. Und tatsächlichen waren außer uns nur 4 Mädchen da, die es irgendwie schafften nicht die ganze Zeit herum zu plappern. Es war schön, zwar war der Film teilweise so romantsich, dass ich befürchtete, dass Mike genervt sein würde, doch dem schien nicht so. Nach dem Film nahm er meine Hand und wir gingen den langen Gang von dem Ausgang des Saals bis zu der Kasse zurück. Neben der Kasse, vor einem großen Werbeplakat, blieben wir stehen. "Danke für die spontane Einladung.", sagte ich. "Keine Ursache. War doch schön, oder?" "Auf jeden Fall.", es war wirklich toll gewesen. Und ich war so glücklich, dass es nun endlich wahr geworden war. So lange hatte ich mir gewünscht mit Mike zusammen zu sein und etwas zu unternehmen und nun war es endlich wahr geworden. Ich hatte schon fast den Mut verloren. Er legte seinen Kopf schief und sah mich an. "Was denkst du gerade?" Ich lächelte. "Dass ich sehr glücklich bin und sich das warten gelohnt hatte." Er beugte sich zu mir herunter und küsste mich. Ich spürte ein Ziehen in meinem Bauch. Es war kein unangenehmes Ziehen, es war ein glückliches Ziehen. "Julie?!" Ich fuhr herum. Oh nein! Das war Louisa. Entgeistert sah sie Mike und mich an. Mike stellte sich neben mich, nahm meine Hand und drückte sie. Das Entsetzen in ihren Augen war deutlich zu erkennen. Mir wäre jeder lieber gewesen als Louisa, denn sie war die Person, vor der wir es am meisten hatten geheim halten wollen. "Seid ihr zusammen?", fragte sie, obwohl diese Frage mehr als überflüssig war. Wir schwiegen. Sie schüttelte den Kopf. Ich konnte mir vorstellen, das dies das schlimmst war, was ihr passieren kann. Es so zu erfahren war hart. Ohne ein weiteres Wort verschwand sie in Richtung Saal Nummer 4 . Mike nahm mich in den Arm und ich legte meinen Kopf auf seine Schulter. "Sie hätte es sowieso irgendwann heraus gefunden.", flüsterte er. Ich nahm seine Hand und ging in Richtung Ausgang. Nachdem ich ein paar Minuten lang stur gerade aus gelaufen war. Spürte ich, wie sich Mikes Griff um meine Hand festigte und er mich zu ihm nach hinten zog. Ich blieb stehen und sah ihn leicht entnervt an. "Hey!?", sagte er und sah mir in die Augen. Ich blickte zu Boden, denn ich wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte und es konnte. "Schau nicht so betrübt. Wir schaffen das schon." Er wischte mir eine Träne weg, die mir über die Wange rollte. Nun hatte ich sie so verletzt, wie sie mich verletzt hat und so wie niemand verletzt werde sollte. "Du hast selber gesagt, dass es bei ihr nur eine Schwärmerei sei und außerdem hätte sie es sowieso erfahren müssen." "Sie hätte es erfahren müssen, aber nicht so!", erwiderte ich. Dabei liefen mir noch mehr Tränen über mein Gesicht. "So. Jetzt atme mal tief ein und hör auf zu weinen." Ich holte Luft. "Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: 1. Wir gehen morgen in die Schule und tuen so als wäre nichts von all dem passiert und zeigen nicht, dass wir zusammen sind oder 2. Wir gehen in die Schule und versuchen es nicht zu verheimlichen, sondern lassen den Dingen einfach ihren Lauf. ?!" Fragend sah er mich an. Ich überlegte nicht lange: "2., sonst werden es alle von Louisa erfahren und dann sieht es so aus, als ob ich Louisa eins auswischen wollte und und dann wären ale sauer auf mich." Er lächelte mich an. "Kopf hoch." Dann gab er mir einen Kuss auf die Stirn, nahm meine Hand und ging weiter in Richtung Innenstadt. Ich folgte ihm. "Ich glaube dass keine Zeit mehr für ein Eis oder so ist...?!" Sein scheifes Grinsen lößte bei mir ein Kribbeln im Bauch aus und ich musste auch grinsen. Er schien froh darüber zu sein, mich zum Lächeln gebracht zu haben. "Das können wir ja auf wann anders verschieben.", erwiderte ich.

Er brachte mich noch nach Hause. Vor der Haustür angelangt, sah ich vorsichtig hoch zum Fenster um mich zu versichern, dass nicht zufälligerweise gerade mein Vater aus dem Fenster sah, denn wie schon erwähnt, wollte ich nicht unbedingt, dass er erfuhr, dass ich mit Mike, und nicht mit Lara, im Kino und sogar noch zusammen war. Zum Abschied küsste ich Mike und noch einmal versicherte er mir, dass wir das mit Louisa schon hinkriegen würden. Ich wollte nicht dass er ging, ich wollte noch ein bisschen Zeit mit ihm verbringen, doch wir beide wussten, dass das nicht ging. Als ich die Treppe hochging, sah ich noch einmal zu ihm herunter. Er stand mit den Händen in den Hosentaschen und sah mir hinter her. Dann schlug die Tür zu und ich ging langsam die Treppe hinauf.

Zum Glück fragte mein Vater nicht viel. Nur in welchen Film wir denn gegangen waren und ob es Spaß gemacht hatte. Zu Abend wollte ich nichts mehr Essen, weshalb ich wieder in mein Zimmer ging. Doch als ich in meinem Zimmer war, wusste ich nicht was ich machen sollte. Es war zu früh um schlafen zu gehen, doch ich war hundemüde und so demotiviert noch etwas anderes zu tun, dass ich mir meine Jogginghose und ein graues Top schnappte und ins Badezimmer ging um mich fertig zu machen. Ich kämmte meine Haare, bis kein einziger Knoten mehr da war, auch wenn mir klar war, dass sie am nächsten Morgen bestimmt wieder verwuschelt sein würden. Putzte meine Zähne, zog die Jogginghose und das Top an und schminkte mich ab. Ohne meinem Vater oder seiner Freundin eine Gute Nacht zu wünschen, kuschelte ich mich unter meine Bettdecke, schaltete das Licht, das neben meinem Bett stand, aus und schloss die Augen. Mein Kopf versank ich meinem Kopfkissen und in Gedanken an diesen wunderbaren erlebnisreichen Tag, schlief ich ein.

Am nächsten Morgen, um Viertel vor sechs klingelte mein Wecker. Ich drückte, ohne meine Augen auf zumache, auf die Schlummertaste. Absichtlich stelle ich meinen Wecker ein Viertelstunde früher, so konnte ich noch ein bisschen liegen bleiben und langsam wach werden. Genau zweimal konnte ich auf die Schlummertaste drücken und beim drittenmal schaltete ich den Wecker ganz aus, schlug meine Augen auf, schob die Decke bei Seite und schwang die Beine aus dem Bett. Die Tatsache, dass ich jetzt endlich mit Mike zusammen war, sorgte dafür, dass ich die ganze Zeit lächeln musste. Ich konnte es nicht erwarten ihn wieder zu sehen und ihn zu küssen, auch wenn damit auch das Wiedersehen mit Louisa verbunden war. Als ich mich umgezogen hatte und wieder ins Badezimmer gehen wollte, um mir meine Haare zu föhnen, passte mein Vater mich im Flur ab. "Schon so früh wach? Warst du etwa schon unter der Dusche?" Ich nickte. "Ja, warum?" Er musterte mich etwas kritisch. Ich schluckte, doch dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück und auch ich setzte meinen Weg ins Bad fort, sprühte mir ein bisschen Hitzeschutz ins Haar, föhnte sie, bis sie fast trocken waren. Dann kämmte ich sie noch einmal und legte sie über meine rechte Schulter. Kritisch beobachtete ich mich selbst im Spiegel und kam schließlich zu dem Schluss, dass es, wenn ich erstmal geschminkt war, wieder anders aussehen würde. Wieder begab ich mich in mein Zimmer und nahm meine Kosmetiktasche aus dem Schrank. Nach der allgemeinen fast 10 minütigen Schminkorgie, ging ich in die Küche zum Kühlschrank und nahm mir einen Joghurt heraus. Wieder tauchte mein Vater plötzlich neben mir auf. Jetzt war auch er gewaschen und nahm sich ebenfalls einen joghurt. Gemeinsam setzten wir uns an den Tisch. "Warum bist du heute so früh auf?" "Ich konnte nicht mehr einschlafen, seitdem ich um fünf Uhr wach geworden war, als hab ich mich fertig gemacht." Ich fühlte mich ein bisschen schuldig, weil ich meinen Vater in letzter Zeit so oft anschwindelte. Er nickte, dann aßen wir beide unseren Joghurt weiter. Ich sah auf die Uhr. Es war erst kurz vor sieben und ich musste spätestens um halb acht losfahren, was sollte ich in der restlichen Zeit machen?! Als ich meinen Joghurtbecher in den Müll geworfen hatte, beschloss ich mich einfach nochmal auf mein Bett zu setzten und etwas zu lesen. Das Buch war nicht besonders fesselnd, doch weil ich zur Zeit kein anderes hatte, las ich dieses. Ich war froh, als es endlich zwanzig nach sieben war, ich nahm meine Schultasche, stellte sie in den Flur und begann mir meine Schuhe anzuziehen. Dann ging ich nocheinmal kurz ins Wohnzimmer. "Ich fahre dann jetzt. Bis heute Abend.", sagte ich zu meinem Vater, der auf der Couch saß und Zeitung laß. Seine Freundin lag noch im Bett, denn sie musste heute er um zehn Uhr zur Arbeit. Normalerweise würde ich sie beneiden, doch heute konnte ich es kaum erwarten in die Schule zu gehen.

Mit meinem Schlüssel schloß ich die Garage auf, verstaute meine Tasche in dem Korb, der auf dem Gepäckträger meines Fahrrads befestigt war, schob mein Fahrrad auf den Bürgersteig, ließ das Tor der Garage hinter mir zu knallen und fuhr los. Auf dem Weg zur Schule pfiff ich fröhlich vor mich hin. Um genau Viertel vor acht erreichte ich die Schule, stellte mein Fahrrad neben das von Paula und schloss es ab. Bis jetzt war ich so fröhlich gewesen, wie gestern während des Films, doch kaum sah ich am anderen Ende des Schulhofs meine Freundinnen, zu denen eigentlich auch Louisa gehörte, stehen und ein paar Meter daneben die Jungen, verspürte ich das Gefühl mich zu übergeben. Nun musste ich mich entscheiden, würde ich unserem Plan folgen und zu ihm hinüber gehen, oder ihn nicht beachten und mich zu meinen Freundinnen stellen. Aber als ich von weitem sah, wie Louisa mich musterte, wurde mir klar, dass es besser war mich zu Mike zu stellen. Ob sie es wohl schon jemandem erzählt hatte? Bis jetzt verhielten sich meine anderen Freundinnen ganz normal, als Sofia mich sah, lächelte sie mir zu. Mit zusammen gebissenen Zähnen ging ich über den Schulhof. Ich hielt mich Rechts und steuerte genau auf die drei Jungen zu. Dabei sah ich zu Boden, weil ich mir schon vorstellen konnte, wie Louisa reagieren würde und auch, dass die anderen wahrscheinlich auch etwas dumm aus der Wäsche gucken würden. Simon sah kurz zu mir hinüber, wandte sich dann aber wieder Toni zu. Mike hatte Simons Blick verfolgt und drehte sich zu mir um. Etwas unschlüssig blieb ich stehen. Ich spürte die Blicke der anderen in meinem Rücken. Dann beugte Mike sich ein Stück zu mir, umarmte mich und gab mir dann einen Kuss auf die Wange. Ich war froh, dass er mich NUR auf die Wange geküsst hatte, denn es wäre mir schon etwas peinlich gewesen ihn vor den anderen "richtig" zu küssen. Er legte den Arm um meine Schulter und ignorierte die Blicke der anderen. Auch wenn Simon fast die Kinnlade herunter geklappt wäre. Ich sah zu Boden und auch wenn ich mich gegenüber Louisa etwas mies fühlte, konnte ich mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen.

Es klingelte. Mike griff nach seinem Rucksack, schulterte diesen und nahm dann meine Hand. Ich sah nur auf die Treppenstufen, denn sobald ich Paulas Blick begegnen würde, würde ich lächeln müssen und das vermittelte den Eindruck, dass es mir, für Louisa, ganz und gar nicht Leid täte. In der Klasse hörte ich, wie sie sofort anfingen zu tuscheln. An der Tür ließ ich Mikes Hand los und ging dann zu meinem Platz. Ich sah niemanden an und konzentrierte mich nur darauf meine Schulsachen auszupacken und mich hinzusetzen. Erst als unsere Lehrerin Frau Terlau herein kam, sah ich auf und sofort spürte ich, dass mich fast die Hälfte der Klasse beobachtete, die meisten Mädchen tuschelten. Doch ich traute mich nicht zu Louisa hinüber zu sehen.

 

 

Fortsetzung folgt...

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Tag der Veröffentlichung: 16.10.2012

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