Vorbei, vorbei....
Deutschland ist raus und für zwei Jahre endet meine Zeit und meine Begeisterung für Fußball.
Fußball ist nur interessant für mich, wenn WM oder EM gespielt wird. Ich fiebere mit unserem Land, schreie, fluche, feuere an.
Ich kaue Nägel und springe vom Sofa auf. Der Schiri bekommt Todesdrohungen und jedes Land wird mit seinen Schimpfwörtern betitelt.
Bei Sieg fahre ich mit Flagge im Gesicht und am Auto hupend durch die Stadt, meine Kinder und meinen Mann im Auto und feiere mit den Fans unser Weiterkommen.
Keiner würde auf die Idee kommen, welche Gedanken ich während des Spiels habe.
Ich sitze da, starre auf das Spielfeld, begutachte die geballte Ladung Testosteron, die sich auf dem satten Grün in einer Reihe aufbaut.
Inbrünstig grölen sie die Nationalhymne, die 22 modernen Gladiatoren der Neuzeit.
Ihre strammen Waden stecken in Kniestrümpfen und die etwas zu weiten Hosen verbergen das wichtigste. Noch!
Später, wenn ihnen heiß wird, wenn der dünne Stoff an ihren erhitzen Leibern klebt, dann werde ich mehr zu sehen bekommen.
Ich liebe es, wenn sie sie da stehen, die Haare sorgfältig frisiert, oder mit eigentlich furchtbaren Haarnetzen zurück gehalten. Nur Fußballer könne in diesem Aufzug trotzdem sexy sein.
Und dann beginnt das Spiel.
Ich ergötze mich am Spiel der strammen Muskeln. Ereifere mich schlaue Reden zu schwingen um davon abzulenken, dass ich auf ganz bestimmte Dinge warte. Auf Situationen, die ich sehr erotisch finde.
Man beachte den Intensiven Körperkontakt, den die hetero Männer miteinander pflegen.
Sie berühren sich gern. Ich spreche nicht davon, wenn sie sich in die Knochen treten und schubsen.
Nein ich meine etwas anderes.
Wenn sie sich nach Stürzen aufhelfen, sich bei Toren einander in die Arme werfen. Ihre Köpfe streicheln, sich gar küssen, natürlich vor Freude, ganz ohne Hintergedanken. Trikottausch.
Sie gehen sehr liebevoll und trotzdem rau miteinander um. Und immer macht es den Eindruck, als würden sie nur darauf warten, sich erneut zu berühren.
Es sieht so gar nicht hetero aus.
Balz herrscht auf dem Platz. Wer ist der schönste. Eitel sind die Jungs und sie wollen gefallen, fragt sich nur wem?
Mir jedenfalls gefallen sie und neben den Toren, warte ich nur darauf, dass sie wieder kleine erotische Nettigkeiten austauschen. Harmloses Abklatschen, aber gleichzeitiges fest in die Arme ziehen. Egal wie verschwitzt. Zwei, drei oder 11 schwitzende Männer, die sich ganz doll lieb haben, wenn ein Tor gefallen ist.
Und dann heute, die Niederlage. Traurigkeit, wir sind raus, können nach Hause fahren.
Was bleibt, sind Männer, die weinen, gestandene muskolöse Männer mit Tränen in den Augen. Männer die sich weinend in den Armen liegen, nachdem sie ihre verschwitzten T-Shirts aufgezogen und getauscht haben.
Ein gelungener Abschluss. Lieber wäre mir zwar gewesen, sie hätten sich aus Freude über den Sieg die Shirts vom Leib gerissen, aber es hat nicht sollen sein. Jetzt heißt es zwei Jahre warten, bis ich wieder in den Genuss der starken aber dennoch weichen Männer auf dem grünen Rasen komme....
Texte: Nachdruck, auch auszugsweise, nur nach Genehmigung der Autorin. Rechtschreibung nach bestem Wissen und Gewissen.
Bildmaterialien: Wallpaper, Google mit Eigenbearbeitung
Tag der Veröffentlichung: 29.06.2012
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