Kapitel 1: Die Reise
„So, die vier sind die letzten für heute.“
„Was die Leute nur alle am Mars finden? Warst Du mal da?“
„Ne, war mir immer zu teuer. Außerdem die Zeitverschiebung. Halbes Jahr hin, halbes zurück. Was sich da alles verändern kann zu Hause. Außerdem ist ja nicht bewiesen, dass man in der Zeit, in der man eingefroren ist, wirklich nicht altert.“
„Gib mir mal die Zahlen durch. Ich will heim.“
„A1: 35, A2: 1711, A3: 234, A4: 0...“
Nach 15 Minuten waren sie mit den Überprüfungen fertig und luden die Kapsel in die Abschussvorrichtung, die die vier Personen zum Mars befördern sollte, als plötzlich eine gewaltige Detonation das ganze Gebäude erbeben ließ. Ohrenbetäubendes Dröhnen erfüllte den Raum. Die beiden Mitarbeiter der „International Mars Journey Company“ duckten sich, während sie sich an den Schaltpulten festhielten, um nicht umgerissen zu werden. Dabei kam Chuck, der ältere der beiden, auf den Startknopf. An und für sich wäre das kein Problem gewesen, da das System bereits den Kurs berechnet hatte. Aber aufgrund der Detonationen, die das ganze Gebäude erfüllten, und aufgrund möglicher Schäden in der Richtungseinstellung der Abschussrampe war nicht sichergestellt, dass die Raumkapsel auch den richtigen Kurs steuern würde. Korrekturen waren bei Klasse 3 Flügen nicht vorgesehen, so dass es ab und zu vorkam, dass Raumkapseln nicht ihr vorgesehenes Ziel erreichten, sondern in den unendlichen Weiten des Weltalls verloren gingen. Aber das war ziemlich selten. Sonst würde sich das Geschäft mit den Billigmarsreisen auch nicht lohnen.
Normalerweise verfehlten die Kapseln ihr Ziel, wenn irgendwelche kosmologischen Unwägbarkeiten eintraten – höhere Gewalt also, gegen die man natürlich bestens versichert war, man könnte fast sagen, sie lohnten sich ebenso wie gelungene Flüge, aber das nur am Rande. In diesem Fall lag die Sache aber anders. Offensichtlich hatte ein feindlicher Konzern dieses Störmanöver gestartet, um sich Wettbewerbsvorteile zu sichern, was in Zeiten der Rezession durchaus üblich war, oder eine Gruppe von Terroristen gegen oder für irgendetwas wollten wieder einmal zeigen, dass sie es ernst meinten und hatten daher eine Bombe gezündet, die wahrscheinlich 2 bis 3 Blöcke des Geschäftsviertels in Schutt und Asche legten. Was die genauen Hintergründe waren spielte für Chuck und Norris, die beiden Mitarbeiter der „International Mars Journey Company“, die heute für Halle 3 der Marsreisen dritter Klasse zuständig waren, keine Rolle. Aber dass die vier Männer, die sie soeben abschießen wollten, nur in den Tiefen des Weltalls verschwinden sollten, berührte die beiden Familienväter doch so, dass sie durch das System prüfen ließen, wohin die Reise der Kapsel gehen würde.
„Und? Kann er ermitteln, welche Flugbahn die Kapsel nehmen wird?“ fragte Norris.
„Warte, er rechnet noch,“ antwortete Chuck.
Nach wenigen Sekunden erschien auf dem Display eine Bahn, die den Weg der Raumkapsel darstellte. Sie sah wie eine Elipse aus. Damit hatten die beiden nicht gerechnet.
„Was soll das denn sein?“ fragte Chuck. „Wenn das stimmt, was hier steht, dann kommt sie wieder zurück zur Erde. Ha, das kann doch nicht sein.“
„Was steht denn da als Erklärung?“ stellt Norris eine weitere Frage.
„Bla bla bla, hhmm, gelangt die Kapsel in die Umlaufbahn des Saturn und wird sie mit 95%iger Wahrscheinlichkeit nach einer halben Umkreisung wieder
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: Dirk Wiese
Tag der Veröffentlichung: 31.01.2012
ISBN: 978-3-86479-269-4
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