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Viele werden das kennen.
Man wacht morgens auf und merkt, dass da irgendwas nicht stimmt. So ein Ziehen im Rücken, das ganz langsam vom Steißbein rauf zum Nacken kriecht, um sich dann dort angekommen in ein gewaltiges Kopfschmerzgewitter zu entladen.
Mühsam schält man sich aus dem Bett, wankt ins Bad, öffnet den Spiegelschrank, um dann fassungslos festzustellen, dass die Schmerztabletten alle sind. Auch die Küchenschublade oben rechts, sonst ein beliebtes Sammelbecken für alles, was sich in der Wohnung anfindet, gibt nichts Brauchbares her.
In diesem Augenblick steht der Entschluss fest, man muss zum Arzt gehen. Schnell noch den Arbeitgeber anrufen und bescheid sagen, dass es einem nicht gut geht und man sich im Laufe des Tages noch mal meldet. Rasch in die Klamotten geschlüpft und dann los zum Arzt seines Vertrauens.
Dort angekommen stellt man ernüchtert fest, dass dieser Urlaub hat. Man wird zum Vertretungsarzt verwiesen. Mittlerweile ist es schon zehn Uhr. Die Vertretung ist natürlich hoffnungslos überlastet und der Warteraum quillt fast über. Das geschätzte Durchschnittsalter beträgt in etwa 70 Jahre. Nach 30 Minuten in der Warteschlange steht man dann endlich an der Rezeption.
Man grüßt höflich. Ein Zweites Mal, als man merkt, dass die Rezeptionistin keine Reaktion zeigt. Ein drittes Mal wird die Begrüßungsfloskel wiederholt, diesmal etwas lauter. Vielleicht ist die Dame ja schwerhörig. Aber auch jetzt zeigt sie keine Reaktion.
Nun gut, dann wird gewartet. Hat man ja schließlich die mittlerweile vorangegangenen 40 Minuten auch getan.
Urplötzlich schallt einem ein genervtes ‚Ja Bitte?!’ entgegen. Erschrocken über die unvermutet aufgetauchte Stimme, fehlen einem zunächst die Worte. Erst nachdem die Rezeptionistin die Situation mit einem ‚Was wollen sie denn?!’ versucht aufzulockern, findet man seine Worte wieder.
„Guten Tag, ich würde gerne zu Herrn Doktor.“
Offensichtlich waren das jedoch die falschen Worte. Sofort verziehen sich die Mundwinkel der Dame nach unten. Nicht das sie vorher besonders weit nach oben gezeigt hätte, aber nun schleifen sie schon fast auf dem Boden. Man hört ein leises monotones Brummen und denkt sich, man hätte vielleicht doch frühstücken sollen. Aber nein, das Brummen kommt von der Rezeptionistin. Sie scheint nicht sehr begeistert über mein Anliegen zu sein.
Ohne nach oben zu sehen, sagt sie: „Notsprechstunde war heute früh von acht bis halb neun! Ist ja jetzt auch schon vorbei!“
Schon bekommt man ein schlechtes Gewissen. Hätte man vielleicht schon gestern erahnen können, dass es einem heute morgen nicht gut geht? Waren da nicht eindeutige Signale zu vermerken?
„Es tut mir leid, aber ich habe jetzt Schmerzen.“ erwidert man, in der Hoffnung auf Gnade. Aber keine Chance! Die Rezeptionistin bleibt hart. Wenn es so schlecht steht, könne man ja auch ins Krankenhaus fahren.
Das war dann doch zuviel des Guten. Entnervt verlässt man die Praxis und schaut auf die Uhr. Über eine Stunde wurde vergeudet. Das Handyklingeln reißt einen aus den Wutträumereien. Der Arbeitgeber ist dran.
„Mensch, wie geht’s dir denn so? Hast du schon eine Vorstellung wie lange du ausfällst? Ich muss sonst alles umdisponieren.“
Man erwidert, dass es wieder ganz gut ginge und morgen der Dienst wieder aufgenommen werden könne. Große Freude am anderen Ende der Leitung.
Am nächsten Tag hat man sich ein Buch mit zur Arbeit genommen, um die Pausen etwas mit Zeitvertreib zu füllen. ‚Höre auf deinen Körper’ heißt es.
Nun gut, hören wir mal hin.

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Tag der Veröffentlichung: 31.07.2010

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