Kapitel 1
Er wachte in einem grellen Licht auf, das ihm direkt ins Gesicht brannte. Es war, als befände er sich auf einem OP-Tisch und wachte gerade aus einer Narkose aus. "Wo bin ich?" fragte er, doch niemand gab ihm eine Antwort. Es war, wie einer dieser Albträume, aus denen man sich wünscht, möglichst schnell zu erwachen, doch dieser Traum war realistischer, als das echte Leben selbst.
Hatte er gerade eine Nahtoderfahrung?
Er wusste nicht besonders viel über solche Dinge, er hatte nur einige Dokus darüber gesehen und wusste, dass Menschen in solch einer Situation meist ähnliche Gefühle hatten. Dass sie glaubten, es würde sich realistischer anfühlen, als alles, was sie bisher kannten, doch wo war da das Gefühl der absoluten Liebe und Geborgenheit?
Leute, die eine Nahtoderfahrung erlebt hatten, berichteten davon, dass sie das Gefühl hatten, sie wären von vollkommener Liebe umgeben, was auch immer das heißen sollte aber er fühlte nicht mal ansatzweise irgendeine Form von Liebe, ganz im Gegenteil. Es fühlte sich eher merkwürdig und bedrohlich an. Und außerdem berichteten Menschen mit einer Nahtoderfahrung auch immer davon, dass sie sich ganz genau daran erinnern könnten, was wenige Minuten zuvor passiert war, dass sie gerade einen Unfall hatten aber er erinnerte sich an nichts. Er nahm auch keine Drogen oder andere Substanzen, die diesen komischen Zustand erklären könnten.
Anfangs fühlte er sich noch sehr benebelt, doch so langsam verschwand das grelle Licht etwas und er konnte plötzlich merkwürdige Umrisse von dunklen Gestalten erkennen, die um ihn herum standen. Er konnte nicht besonders viel erkennen. Keine Augen, keine Lippen, dazu waren sie nicht gut genug erkennbar. Aber sie waren sehr groß und lang. Er wusste nicht, wie er es besser beschreiben sollte, denn eigentlich war alles an ihnen sehr lang. Die Finger, die Arme, ja sogar die Köpfe schienen in die Länge gezogen und er wusste nicht warum aber ihm schossen unmittelbar Bilder von Marsianern in den Kopf.
Irgendwo hatte er mal gehört, dass die Körper von Lebewesen umso länglicher und größer wurden, desto kleiner der Planet wurde, da man weniger Energie verbrauchte und sich der Körper somit an die Umgebung anpasste, indem er weniger Muskeln hatte und vor allem einen langsameren
Stoffwechsel aber vom Mars konnten sie wohl schlecht stammen, da noch nie jemand dort
Anzeichen von Leben gefunden hatte. Doch woher kamen sie dann und was wollten sie von ihm?
Er versuchte sich zu bewegen, doch es ging nicht. Er konnte nur seinen Kopf anheben. Sie
bewegten sich noch nicht mal großartig und wenn, dann nur minimal und sehr langsam. Sie starrten ihn regelrecht an und er bekam es wieder mit der Angst zu tun.
"Was wollt ihr von mir?? Was soll das hier alles??" Keine Antwort. Wieder nur dieses Anstarren. Dann hörte er komische Geräusche zwischen ein paar der Aliens. Es waren komische, dumpfe Schreie, als würden sich zwei Hunde anknurren und er bekam noch mehr Angst.
In seinem Leben lief nicht alles rund. Zuletzt hatte er immer wieder mit Problemen zu kämpfen gehabt und fühlte sich äußerst unglücklich aber deshalb wollte er nicht dieses Leben aufgeben und schon gar nicht auf diese Art und Weise.
Seine Eltern hatten ihn "Alexander"getauft und hatten ihm erklärt, dass Alexander "der Beschützer" bedeutete, doch ehrlich gesagt, wollte er das nie sein und im Moment konnte er noch nicht mal sich selbst beschützen.
Hatte er überhaupt was an? Er versuchte an sich herunter zu schauen, doch sein Blickfeld war
äußerst beschränkt. Außer ein leichtes Anheben des Kopfes war nicht viel drin. Dann drehte er sich wieder diesen merkwürdigen Wesen zu.
Wenn sie nicht vom Mars waren, woher waren sie dann? Waren es etwa Außerirdische aus einer weit entfernten Galaxie, deren Technologie soweit war, dass sie durch das Universum reisen konnten, um andere zu erforschen? Aber warum sollten sie das tun? Warum sollten sie so kaltblütig sein und ihn in ein grelles Zimmer einsperren?.
Er schaute sich die eigene Spezies an. Natürlich führte die Menschheit immer wieder grausame Kriege durch, die nicht auch zuletzt von starken Emotionen wie Wut, Hass und Rachegelüsten geleitet war aber jeder dieser Kriege hatte irgendeine Vorgeschichte. Es waren immer irgendwelche Länder, Stämme, Religionen und so weiter, die sich vorher bereits kannten, vielleicht auch schon etliche Auseinandersetzungen hatten und deshalb glaubten, es wäre richtig, sich gegenseitig zu bekriegen. Aber im Grunde wollten doch alle Menschen einfach nur das Gleiche. Frieden.
Und diese Aliens kannten uns doch gar nicht, es gab keine Vorgeschichte, keine vorherigen Auseinandersetzungen...doch er überlegte weiter. Natürlich. Er hatte den anderen Faktor vergessen. Habgier. Menschen wollen Frieden, es sei denn, es gibt ihnen mehr Vorteile als anderen in einer gewissen Hinsicht, dann können sie auch egoistisch werden und andere benachteiligen, die ihnen
weder was getan hatten, noch bekannt waren.
Als Kolumbus Amerika entdeckte, hatte er auch keinen Respekt vor den Indianern, obwohl sie
zuerst da waren und ihn nicht kannten. Er erkannte einen Vorteil für sich, nämlich dass es neues Land gab, mit unzähligen Ressourcen und Möglichkeiten und er und seine Nachfahren bekriegten somit Indianer.
Wäre es also möglich, dass diese Aliens technologisch betrachtet also auch schon weiterentwickelt waren und einfach nur auf eine Möglichkeit gewartet hatten, einen neuen Planeten an zu steuern, um dort die Menschheit aus zu beuten und neue Möglichkeiten für sich selbst wahrzunehmen? Im Grunde gab es mehrere Kritiker, die nicht so begeistert von der Idee waren, dass irgendwann vielleicht doch noch Aliens uns besuchen kommen könnten aber auf der anderen Seite dachte er auch gleichzeitig, dass die Menschheit doch zumindest immer um Frieden bemüht war und unserer Menschenrechte sich bisher sehr gut entwickelt hatten und sich auch immer noch sehr gut entwickelten. Es gab immer weniger Todesstrafen, es gab mehr und mehr Spenden, man versuchte immer mehr auf umweltfreundliche Energien um zu steigen und dennoch. Gerade der "zivilisierte Westen" lebte davon, auf Kosten anderer, die wesentlich weniger Geld in der Tasche hatten, sich ein besseres Leben zu machen.
Wir wollen mehr für Tiere und die Umwelt tun und trotzdem war gerade Deutschland eines der Länder, das am meisten Fleischkonsum vorweisen konnte und vor allem ein Land, indem es immer wieder genügend Gegenstimmen, nicht nur gegen Menschen/Tierrechte, sondern auch generell gegen die Vernunft gab. Sein Traum von der Vorstellung, dass sich unsere Welt doch schon ganz ordentlich gemacht hatte, zerplatzte ebenso schnell wieder und er musste sich eingestehen, dass nur sehr wenige Menschen wahren Frieden auch tatsächlich einhielten.
Waren diese Aliens also genau so wie unsere Spezies? Dann machte er sich nicht all zu große Hoffnung, hier noch lebendig heraus zu kommen.
Er wurde immer ängstlicher und versuchte nun, um sich zu schlagen. Er hatte auch zum Teil Erfolg aber trotzdem kam er sich wie jemand vor, der in einem durchsichtigem Pudding gefangen war und bei jeder Bewegung das Gefühl hatte, dass die Trägheit immer schlimmer wurde. Die Wesen schienen zu bemerken, dass er immer nervöser wurde, denn sie schnatterten nun immer schneller miteinander und ihre Stimmen wurden auch immer höher.
Dann merkte er, wie das Licht plötzlich wieder heller wurde. Es war, als würde ihm jemand mit hundert Lampen gleichzeitig ins Gesicht leuchten und er merkte, wie ihm ein Schrei herausfuhr.
Das Licht blendete ihn nun so stark, dass er um sich herum gar nichts mehr erkennen konnte und plötzlich bemerkte er, wie er das Bewusstsein verlor.
Er wachte in seinem alt bekannten Bett auf. Er schaute auf die Uhr und es war kurz vor fünf Uhr morgens. Auch wenn ihm sofort wieder die Bilder der Aliens vors innere Auge schossen, kam es ihm vor, als hätte er mehrere Stunden geschlafen gehabt. Keine Schweißperlen auf der Stirn, keinen schnellen Herzschlag, nichts. Sein Körper war ruhig und er fühlte sich eher so, als hätte er einen sehr langen und erholsamen Schlaf gehabt. Und dennoch. Wenn er sich daran zurück erinnerte, was er gesehen hatte, holte ihn die Angst sofort wieder ein. Das konnte er unmöglich nur geträumt haben, denn es war einfach realistischer als alles, was er bisher erlebt hatte.
Er setzte sich aufrecht hin. Noch zwei Stunden. Dann musste er sich wieder fertig für die Uni machen und schon holte ihn wieder der unangenehme Gedanke, an das triste, starrsinnige Studentenleben ein. Er stand auf und zog sich seinen Pullover an.
Kapitel 2
Tracy. Das war ihr Name. Nichts Ungewöhnliches, wenn man im Osten geboren wurde, dachte sie sich. Sie war eine junge, attraktive Frau, Anfang ihrer zwanziger Jahre, die es geschafft hatte, sich ein halbwegs normales Leben auf zu bauen, auch wenn sie bereits schlechte Startchancen fürs Leben gehabt hatte. Ihre Mutter war eine von diesen Hatz-Vierlerinnen, die das Leben mit drei Kindern alleine bewerkstelligen musste.
Ihr Vater, ein erfolgreicher Banker und knapp 15 Jahre älter als ihre Mutter, hatte ihre Mutter in einer Bar kennengelernt, als sie selbst gerade mal zwanzig Jahre alt war. Beide total betrunken, gaben sich dann noch mehr Alkohol hin, bis sie dann beide in einem Zimmer verschwunden waren. Romantik sieht anders aus.
Und ihre Mutter war nicht wirklich erwachsen oder gar aufgeklärt. Sie kam selbst aus einer Hartz vier Familie im Osten, in der man keinen anderen Rhythmus außer Armut gewohnt war und so setzte sich dieser Zyklus weiter fort.
Man hatte einfach mit jedem Sex, der einen ließ, man kümmerte sich nicht um den nächsten Tag, man sah nur zu, dass man nicht zu viele Probleme mit den Behörden bekam, kassierte Kindergeld, hing abends in Bars ab und flüchtete sich mit Drogen in eine andere Welt, um die Nacht durch zu tanzen und für einen Moment zu vergessen, in welchem Leben man eigentlich gefangen war. Und ironischerweise taten die reichen Leute ab und zu das Selbe, um ihr eigenes tristes Leben zu
vergessen, das aus starren Regeln, viel Stress und jeder Menge Erwartungen verbunden war.
So kam es in jener Nacht dazu, dass sich ihre Eltern trafen und sie zeugten, auch wenn es in diesem Fall nicht die romantische Story von zwei Gegensetzen war, die sich in der Mitte trafen, um die Spielregeln zu ändern. Als ihre Mutter mit ihr schwanger war, wollte er nichts mit ihrer Mutter zu tun haben. Sie kannten sich, da sie beide aus dem selben Dorf kamen,
doch außer dem Unterhalt, den er an sie zahlen musste, gab es nie einen Kontakt zu ihrem Vater. Er hatte kein Interesse daran, sich um ein Kind zu kümmern und auch wenn ihre Mutter ihr eine andere Geschichte von einer verzweifelten Frau erzählt hatte, die bereits vorher eine längere Beziehung mit ihm hatte und aus allen Wolken gefallen war, als er ihr gesagt hatte, dass er nichts mit ihr oder dem Kind zu tun haben wollte, konnte Tracy das ihrer Mutter nicht so wirklich glauben. Sie glaubte eher, dass sie auf eine günstige Gelegenheit gewartet hatte, um ihre "Familientradition" weiter fort zu setzen und guten Unterhalt erhalten zu können und mit viel Glück vielleicht einen Banker als Mann zu bekommen, aber sie hatte wohl eher eine geringe Hoffnung von Anfang an gehabt, was die Beziehung betraf.
Jedenfalls war es bei ihren zwei Geschwistern nicht anders gewesen. Auch wenn ihre kleinen Geschwister den selben Vater, einen Gerüstbauer hatten, war auch er nicht lang genug im Haus gewesen, um wirklich dem Namen "Vater" gerecht zu werden.
So wuchs Tracy in einer Welt auf, in der ihre Mutter sich stumpfsinnigen Talk-Serien hingab, die ihr eigenes mickriges Selbstwertgefühl wohl ein wenig aufpolieren sollten, während sie Tracy und auch ihren Geschwistern sowohl bewusst, als auch unbewusst immer wieder aufs Neue beibrachte, dass dies ihr Schicksal war. Die Familie ihrer Mutter war bereits in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, deren Familie davor war ebenfalls in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen und ihnen würde es nicht anders ergehen.
Sie wurden zwar in die Schule geschickt aber auch nur, weil das System dies so wollte. Ihre Mutter musste darüber lachen."Sie erlauben zwar, unseren Kindern in die Schule zu gehen aber trotzdem dürfen sie nicht mit auf Klassenfahrten, weil wir nicht genügend Geld haben, wir müssen für alles, was Spaß bedeutet, mehr bezahlen und wenn wir unsere Kinder auf Unis schicken wollen, haben wir Pech gehabt, weil wir diese ebenso wenig bezahlen können. Das bekommen nur die rich Kids bezahlt. Trotzdem bekommen wir von Anfang an erzählt, dass wir alle Chancen hätten und gleich viel wert wären. Am Arsch!" sagte sie immer.
Auch wenn sich Tracy eingestehen musste, dass ihre Mutter in vielen Dingen Recht hatte, glaubte sie, dass sich ihre Mutter schon zu früh aufgegeben hatte oder vielleicht auch einfach von Anfang an dieses Leben gewohnt war und es somit gar nicht erst probiert hatte, zu ändern. Sozialisation ist eben doch zu tief in den Menschen verankert.
Und in der Tat. Tracy wurde immer wieder gezeigt, aus welchem Haushalt sie stammte. Als sie im Kindergarten war, hatte ihre Mutter ihr Essen in eine Plastiktüte getan, während die anderen Kinder schöne Brotbüchsen mit Disney-Motiven hatten. Und schon fing der Mob an.
"Warum hast du so komische Plastiktüten und nicht normale Brotbüchsen, so wie wir auch? Seid ihr etwa arm? Würde mich nicht wundern, wenn ihr auch mit Papptellern esst"- Kinder können grausam sein.
Tracy wurde immer wieder aufs neue gezeigt, wo ihr Platz in der Klasse war und dann hatte sie irgendwann genug. Sie holte aus und fing an, andere zu verprügeln. Auch wenn ihr die Kinder dann erst mal aus dem Weg gingen, wurde ihr Image, vom Asi-Kind nicht besser, da dann ziemlich schnell der Satz fiel:"Siehst du, jetzt hast du es sogar schon nötig, dich zu prügeln aber das passt halt zu eurem primitiven Hartz-vier Niveau".
Egal was sie tat, sie konnte dieses Image einfach nicht abwimmeln und dann gab es diesen einen Tag, wo ihr einfach alles zu viel geworden war und sie sich in ihrem Zimmer eingesperrt hatte und plötzlich anfing, ihr Zimmer schwarz zu streichen. Ihre Mutter bemerkte erst nach mehreren Stunden, dass sich ihre Tochter schon seit Ewigkeiten nicht gerührt hatte und als sie ihr Zimmer betreten wollte, war es abgesperrt. "Tracy, was machst du da? Mach sofort die Tür auf!" sagte sie, doch plötzlich hörte sie nur Schreie. "Lass mich in Ruhe! Ich will nicht mehr hier sein! Warum können sie mich nicht einfach hier wegholen?!", "wer ist sie?" fragte ihre Mutter. "Na sie! Meine Freunde! Ich weiß, ihr könnt sie nicht sehen aber ich kann sie sehen! Sie sollen mich mitnehmen, damit ich diesen Unsinn hier nicht mehr weiter ertragen
muss!".
Plötzlich wurde Tracys Mutter für einen Moment still. Es war, als hätte sie verstanden, um was es ging und trat die Tür ein. Tracy saß auf dem Boden und hatte sich zusammengezogen. Sie war eine kleine Siebenjährige, die sich versuchte in eine andere Welt zu flüchten. Vielleicht hatte sie Fantasiefreunde,um sich die Welt schön zu reden, doch Tracys Mutter wusste, dass sie das aus reiner Verzweiflung auf Grund dieser beinharten Realität heraus tat. Und plötzlich war ihre Mutter nicht die raue, kalte Frau, die sie sonst immer kannte, sondern eine warme, besorgte Mutter, die versuchte, ihr ins Gewissen zu reden.
"Jetzt hör mal zu Tracy. Ich weiß, dass du diese Welt nicht willst und dass dies vor allem nicht gerecht ist aber wir können unser Schicksal nicht ändern..du kannst höchstens versuchen, das Beste daraus zu machen und vielleicht wird es dir auch irgendwann etwas weiter helfen aber wir können unser Schicksal eben nicht einfach so ändern. Aber dafür haben wir doch uns und unseren Stolz."-die Worte ihre Mutter halfen ihr nur wenig weiter. Sie wusste, dass ihre Mutter versuchte, ihr zu helfen aber es lag wenig Trost darin. Denn sich seinem Schicksal hinzugeben bedeutete, weiter gefangen zu sein.Und dennoch. Tracy riss sich zusammen.
Auch wenn ihre Mutter nicht an ein Ende von dieser Armutsschleife glaubte, tat sie es auf einmal. Es war ein hartes Leben, das wusste sie jetzt. Aber sie würde versuchen, sich mit allen Mitteln dagegen zu wehren. Sie wollte zumindest ihr eigenes Geld verdienen und so kam es tatsächlich, dass sie in der Schule besser wurde.
Sie hatte bessere Noten, wenn sie in der Klasse auch weiterhin nicht akzeptiert wurde und irgendwann wuchs sie dann zu einer jungen Frau heran. Ähnlich wie ihre Mutter, mangelte es ihr nicht an potentiellen Verehrern. Sie war schlank, hatte Kurven, grün/blaue Augen und eine feuerrote Mähne.
Ähnlich wie bei ihrer Mutter machte sie die Erfahrungen, dass die meisten Jungs nur an einer Sache interessiert waren und sie machte sich auch keine großen Hoffnungen auf die große Liebe, vielmehr noch, sie war selbst nicht an Liebe interessiert, weil sie sie selbst noch nie erfahren hatte und sich
ziemlich sicher war, dass dies ein Hirngespinst der Leute war, um sich einreden zu können, dass das der Grund war, warum man in einer Ehe ein Leben lang zusammen sein wollte. Sie selbst kannte nur die beinharte Realität, sodass ihr die Liebe eher wie eine Art Droge vorkam, die alles andere, als real war und vor allem nach Jahren ziemlich schnell verpuffte, wenn sie dann irgendwann aufhörte, zu wirken und sich die Leute im wahrsten Sinne des Wortes, wie ein altes, zankendes Ehepaar aufführten.
Sie hatte mehr Affären, als sie zählen konnte, doch im Gegensatz zu ihrer Mutter schwor sie sich,
sich niemals von einem Mann finanziell abhängig zu machen. Wenn sie diesen Teufelskreislauf der Armut irgendwie durchbrechen wollte, dann würde das nur funktionieren, wenn sie auf eigenen Füßen stand. Und ja, auch wenn von Anfang an klar war, aus welcher Familie sie stammte, wollte sie sich nicht damit abfinden, dass ihr Vater sie damals einfach so im Stich gelassen hatte und so schwor sie sich, auf die Uni zu gehen, um selbst einmal viel Geld verdienen zu können. Möglicherweise um selbst ein Banker zu werden, um ihren Vater zu zeigen, was er verpasst hatte? Was er bereuen würde? Auch wenn sie sich nicht von Wutgefühlen lenken lassen wollte, war ein wenig Rache schon süß und so hatte sie es dann geschafft, sich an einer Uni für Wirtschaftsmathematik ein zu schreiben. Sie würde nebenbei her kellnern gehen, um das Studium zu finanzieren.
Sie lief die Straße entlang. Es war ein warmer, sonniger Tag und sie hatte einen kurzen Rock an. Sie war auf dem Weg zur Uni und es dauerte nicht lange, bis ein Halbstarker sie auf der anderen Straße entdeckte und ihr prompt einen Spruch hinterherrief.
"Hey Süße, warum so schnell? Chill doch mal ein wenig mit mir, ich kann dir da was zeigen!". Tracy wischte sich eine rote Strähne aus dem Gesicht. Sie war diese Anmachen gewohnt. " Sie erst mal zu, dass du drei Haare auf dem Sack hast, dann können wir weiter reden", antwortete sie kühl. Sein Grinsen verschwand sofort. "Was bist du denn für ne eingebildete Zicke?" Sie zeigte ihm den Mittelfinger und lief weiter in Richtung Uni. Sie hatte heute keine Zeit für schlechte Laune,denn
heute würde sie zum ersten Mal im Lehrsaal sitzen.
In solchen Momenten kam ihre Herkunft zum Vorschein, denn ihre Familie kannte tatsächlich
keinen anderen Umgangston und von ihrer Mutter hatte sie gelernt, dass Männer sowieso alle gleich waren, also musste sie sich auch nicht kleiner machen, als sie war.
Sie hatte durchaus viele Liebhaber und ihr war auch bewusst, dass sich solche Dinge schnell herumsprachen, vor allem, wenn man von einem kleinem Dorf kam aber im Gegensatz zu vielen Meinungen derjenigen, die sie für leichte Beute hielten, entschied sie immer noch selbst, wen sie ran lässt und wen nicht und das waren in den seltensten Fällen diejenigen, die meinten, sie könnten mit Macho-Verhalten bei ihr punkten.
So nahm sie sich, was sie brauchte, ohne sich dabei auf mehr ein zu lassen und wies diejenigen zurück, die plötzlich meinten,sie hätten bei ihr Besitzansprüche.
Sie hatte den Kerl auf der anderen Straßenseite schon längst vergessen, als sie die Stufen zur Uni herauf hüpfte und den Empfang betrat. Eine nette Frau Anfang vierzig begrüßte sie, um ihr ihren Stundenplan zu überreichen. "Guten Morgen Frau Schneider. Hier erhalten sie ihren Plan. Sie
müssen zunächst in Hörsaal C". "Vielen Dank!" Sagte Tracy freudestrahlend und ging in die Richtung des Hörsaals. Ein neues Leben, eine neue Chance.
Es war drei Uhr. Zeit für seine Medikamente. Klaas hasste dieses Ritual aber es war die einzige Möglichkeit, diesen Wahnsinn irgendwie durch zu stehen.
Seine Brille war für sein Gesicht viel zu groß und wenn es nach ihm gehen würde, hätte er schon längst eine Neue gekauft aber seine Mutter sah das anders. Sie war eine Anwaltssektretärin, die sich eher nur dann um ihren Sohn kümmerte, wenn es wirklich sein musste und sein Vater war sowieso den ganzen Tag weg, um zu arbeiten und hielt es auch für besser, Dinge nicht zu hoch zu kochen.
Sein Vater war ein erfolgreicher Manager eines Bauunternehmens und es schien so, als wollte seine Mutter das Familienglück um jeden Preis einhalten, auch wenn es eigentlich nicht ihrer Natur entsprach. Er glaubte, dass sie selbst lieber arbeiten gehen wollte und er meinte auch, sich als Kind daran erinnern zu können, wie sich seine Eltern oft darum gestritten hatten, weil seine Mutter lieber arbeiten gehen wollte. "Verdammt, du hast dir doch unbedingt einen Sohn gewünscht, warum willst du denn dann nicht auch die Konsequenzen dafür tragen?? Ich verdiene nun mal mehr als du, wenn ich Zuhause bleiben würde, dann würde es ihm noch schlechter gehen und das kannst du nicht machen!". Das ganze Geld, was er als Manager verdiente, war immer sein Totschlagargument.". Du weißt, dass ich neben bei her noch studiere und dass ich meinen Traum vom Jurastudium nie aufgeben wollte! Ja du hast recht, ich habe das mit der Familienplanung nicht genau durchdacht gehabt! Ich dachte halt, dass ich das trotzdem irgendwie unter einen Hut bekomme aber man weiß halt vorher nie, was einen tatsächlich als Mutter erwarten wird. Außerdem arbeitest du viel mehr, als du müsstest. Wann hast du denn überhaupt mal Zeit für die Familie? Du sagst, du musst dich ganz der Firma hingeben als Manager aber du könntest dir auch eine andere Position suchen, die dich weniger belastet und trotzdem gut bezahlt ist!" erwiderte sie. "Nein, du verstehst das einfach nicht, Margot! Wir brauchen dieses Geld!".
Zwischen diesen ganzen Auseinandersetzungen kam er sich als Fünfjähriger immer so vor, als wäre er eine Last. Ein unangenehmer Schmarotzer, der von seinen Eltern, wie der schwarze Peter hin und her geschoben wurde und keiner hatte Lust, ihn ab zu bekommen.
Letzten Endes gewann sein Vater diesen Streit und seine Mutter gab nach, doch er sollte die Konsequenzen dafür tragen, dass er es gewagt hatte, diese Welt zu betreten.
Jedes mal, wenn seine Mutter weiter studierte und versuchte, ihre eigentlichen Ziele zu verfolgen und er zu ihr kam, weil er bei irgendwas Hilfe benötigte, sah ihn seine Mutter mit bösen Blicken an. "Ich habe dir gesagt, es passt gerade nicht! Ich versuche hier weiter zu kommen und du hälst mich immer wieder auf! Merkst du das nicht?" Klaas drehte sich traurig um und wollte zurück zu seinem Zimmer gehen, da rief sie ihm immer hinterher" ich liebe dich. vergiss das nie!" Es war, als wollte sie damit klar machen, dass sie nichts verwerfliches tat, und dennoch. Jedes mal, wenn er die Worte "ich liebe dich" hörte, sagte ihm gleichzeitig eine andere Stimme im Kopf, dass sie das nicht wirklich tat und dass er für sie nur eine Last war.
So zog er sich relativ früh in sein Zimmer zurück und flüchtete sich in eine Fantasiewelt. Im Kindergarten saß er dann meist alleine da. Die anderen Kinder wollten zwar mit ihm spielen, doch er zeigte kein Interesse an ihnen. Er saß meist nur ausdruckslos da und malte dunkle, schwarze Kreise aufs Papier. Als die Kindergärtner anfingen sich Sorgen zu machen und seine Mutter anriefen, konnte Margot es fast gar nicht glauben, dass es jemand wagte, die fein säuberliche Fassade ihres perfekt inszenierten Familienglücks zu stören. "Mein Sohn ist nicht komisch
Wahrscheinlich sind es die anderen oberflächlichen Kinder, die mit seiner ruhigen Art einfach nicht klar kommen! Kehren sie doch erst mal vor der eigenen Tür!" Das Gespräch war beendet, doch die Wesensveränderung ihres Kindes nahm immer beängstigendere Züge an.
Irgendwann dann kam er auf sie zu und gab seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Dabei sagte er "Hallo Schatz, ich bin von der Arbeit zurück. Ich bin jetzt nur für dich da. Keiner wird dich mehr stören! Du kannst all deine Ziele erreichen."
Sie fuhren sofort zu einem Arzt und nach mehreren Sitzungen stellte sich dann heraus, dass ihr Kind schizophren war. Auch wenn es nicht zu übersehen war, dass es bereits vorher schon mehr als genügend Probleme gab, konnte Margot den verblüfften Blick nicht absetzen. Auch ihr Vater bekam bei dieser Erkenntnis große Augen, doch es war fast schon eher eine Erleichterung für ihn, zu erfahren, dass es endlich eine Erkenntnis gab, die Hand und Fuß hatte. Seine Mutter jedoch wollte das Ganze nicht akzeptieren. Sie waren doch eine strahlende Familie. Dennoch wagte sie vorsichtig eine Frage:" Herr Doktor, können sie uns sagen, was die Ursachen dafür sind?". Der Arzt sah sie mit klaren Augen an und erwiderte:" Nun ja, es ist zu großen Teilen meist genetisch veranlagt, zum Teil aber auch meist durch Umweltfaktoren bedingt.." Sie hörte nur diese eine Aussage und äußerte sofort einen Verdacht. "Die anderen Kinder stimmts? Er wird von anderen Kindern in der Schule nicht beachtet, weil er etwas ruhiger ist..", "nun ja", fuhr der Arzt fort. "Oft liegen in solchen Fällen auch falsche Kommunikationsstile vor. Einem Kind werden beispielsweise widersprüchliche Handlungsmuster, genannt "double blind", gegenüber gebracht. Das heißt, dem Kind wird beispielsweise gesagt, dass man es gern hat, während es im selben Moment geschlagen wird..es gibt natürlich auch noch andere Einflüsse, die dafür verantwortlich sein können..". Der Arzt wollte fortfahren, doch obwohl er noch nichts konkretes ausgesagt hatte, fuhr ihm Margot sofort dazwischen und sagte:" wollen Sie damit etwa sagen, dass wir unser Kind falsch erzogen haben??". Der Arzt sah sie kurz überrascht an, genau so wie ihr Mann, der die Worte soeben erst mal verdauen musste. "Ich habe nicht gesagt, dass Sie daran Schuld wären oder überhaupt damit etwas zu tun hätten. Ich wollte Ihnen lediglich die Faktoren nennen, die solch eine Krankheit hervorrufen können..". Überwältigt von ihren eigenen Worten, schaute Margot beschämt auf den Boden und sah dabei aus, als hätte sie sich gerade selbst verraten.
Das peinliche Gespräch wurde beendet aber die Geschichte mit Klaas war noch längst nicht vorbei. Seine Anfälle häuften sich. Oft schlüpfte er in mehrere Persönlichkeiten und all diese Persönlichkeiten waren meist erfolgreiche, extrovertierte und vor allem selbstbewusste Figuren.
Er wurde älter und mit ihm, nahmen auch die Anfälle zu.
Einmal glaubte er, der Bürgermeister zu sein und versuchte seiner Mutter zu erklären, dass sie nie wieder arbeiten gehen müsste, da er ihnen eine hohe Summe Geld zukommen lassen würde. In solchen Momenten war er meist vollkommen unzugänglich, also mussten die Medikamente erhöht werden. Und dann schien es zum ersten mal zu wirken. Er war bereits ein halbes Jahr ohne Symptome und hatte es sogar geschafft, seinen Abschluss nach zu holen.
Und damit nicht genug. Er wollte seinen Eltern beweisen, dass er mehr, als nur eine Last war und wollte sich an einer Uni einschreiben. Er würde seine Krankheit ein für allemal unter Kontrolle haben und allen zeigen, dass er kein Freak war. Seine Eltern schienen von dieser Idee nicht gerade überwältigt zu sein. Seine Mutter sagte nur "gut" und widmete sich dann wieder ihren eigenen Tätigkeiten zu, während sein Vater für seine Verhältnisse sich sogar halbwegs freute. Doch er würde ihnen schon beweisen, dass er es geschafft hatte. Er packte seine Sachen und wirkte ausnahmsweise mal von alleine halbwegs selbstbewusst.
Kapitel 3
Auch Alexander war bereit für die Uni. Er hatte schon ein Semester hinter sich gebracht, doch leider war er alles andere als konsequent und fleißig und somit musste er das erste Semester wiederholen. Wieder diese Demütigung und der eindeutige Beweis dafür, dass man ein fauler Hund war, doch was soll`s, dachte er sich wie immer. Komm ich heute nicht, komm ich morgen. Seine Eltern waren oft umgezogen, als er noch ein Kind war und sein Vater hatte einen Hang zur Dramatik. Er wollte unbedingt Schauspieler werden und früher hätte es sogar fast einmal geklappt, als er ein Angebot für einen Krimi bekam. Leider konnte er sich in dieser Rolle als Schauspieler nicht lang genug behaupten, weshalb er dann wieder auf andere Art und Weise seine Brötchen verdienen musste und dann wieder als Kameramann weiterarbeitete.
Seine Mutter war keine Schauspielerin aber liebte es trotzdem, sich diesem Mythos anzuschließen, dass es sein Vater wohl irgendwann doch noch schaffen würde oder wenn er es nicht schaffen würde, dass dann zumindest ihr Sohn seine Aufgabe eines Tages übernehmen wollte. Umso enttäuschter waren sie, als sie erfuhren, dass ihr Alexander "bloß" Wirtschaftsmathematik studieren wollte, respektierten aber diese Entscheidung.
So kam er sich einfach nur wie ein Faulenzer vor, der irgendwie sinnlos in den Tag hineinlebte, sich an einer Uni eingeschrieben hatte, um weiterhin von Mama und Papa Zuhause versorgt zu werden und darauf hoffte, dass ihm vielleicht doch noch irgendwann ein Wunder ereilen würde, dass das Leben ein wenig interessanter gestalten würde. Wenn er ehrlich war, glaubte er nicht, dass dieses Wunder noch irgendwann kommen würde, um ihm zu erklären, welchen Sinn dieses Leben überhaupt hatte oder, wie er ewiges Glück finden konnte, doch die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt.
Er ging wie jeden morgen die Treppen seiner alt bekannten Uni hoch, als ihn ein Typ mit Rasterlocken aufhielt. "Hey warte mal, bist du nicht Alex?" Er schaute ihn an, doch er konnte ihm keinem bekannten Gesicht zuordnen. "Ja, sorry aber kennen wir uns?". Der Typ mit den Rasterhaaren schaute erst beschämt nach unten, dann sagte er :"Oh sorry, ich glaube du erinnerst dich nicht mehr an mich, wir hatten mal eine gemeinsame Stunde letztes Jahr, wo wir Gruppenarbeiten erledigen sollten und da warst du und noch zwei weitere dabei und..nun ja, als ich gehört habe, dass du auch dieses Semester wiederholen musst, dachte ich mir, ich schließe mich mal einem alt bekanntem Gesicht an.." Alex überlegte kurz. Wenn es sich nicht um eine attraktive Frau oder gute Kumpels von früher handelte, sortierte sein Gedächtnis sämtliche Gesichter aus. Doch
dann kam ihm doch noch ein Geistesblitz. "Ah ja, stimmt! Jetzt erinnere ich mich wieder. Sorry, wie heißt du noch gleich?" Er schaute ihn grinsend an und sagte "Schon ok. Bin Dave".
Alex erinnerte sich. Die Professorin hatte ihn als David vorgestellt und er hatte damals noch nicht
diese Rasterhaare gehabt. "Tja, dann hast du`s wohl auch ein bisschen schleifen lassen was? Aber ich muss schon sagen, dass dieser Kram hier echt alles andere als einfach ist.." sagte Dave lachend. "Ja, da haste wohl Recht. Ich bin froh, wenn ich überhaupt irgendwie ein Semester herum bekomme, bevor mir meine Alten Zuhause die Hölle heiß machen.".
Dave lachte und stimmte ihm zu. Sie verstanden sich auf Anhieb, auch wenn ihm Dave für seinen Geschmack, doch ein wenig zu lazy rüberkam. Wie der freundliche Kiffer, der sich zwar mit allen gut verstand aber dafür nichts auf die Beine stellen konnte. Doch wenn Alex ehrlich zu sich selbst war, dann war er nicht gerade viel besser, auch wenn er sich versuchte einzureden, dass er anders war.
Wie immer gingen sie in ihren Hörsaal, doch im Gegensatz zu ihren Nachfolgern, die nun wieder Seite an Seite mit ihnen zusammensaßen, waren sie deutlich weniger aufgeregt, da sie diesen bekannten ersten Schultag bereits hinter sich hatten.
Sie schauten sich die neuen Gesichter an. So viele Erwartungen in den Gesichtern. Eine Gruppe Mädels hatte sich sofort zusammen geschlossen und gackerten immer wieder in alle Richtungen. "Frischfleisch" dachte er sich. Dann sah er die anderen. Manche saßen alleine da und hofften wahrscheinlich möglichst schnell Anschluss zu bekommen. Andere wiederum hatten einen eher lockeren Blick und schienen einfach alles auf sich zukommen zu lassen.
"Ach ja, der erste Tag" sagte er in sich hinein.Von seiner Alienerfahrung erzählte er Dave wohl besser nichts. Es war immerhin ein wichtiger Neuanfang und den machte man sich nicht mit
solchen Erlebnissen zunichte.
"Nun ja,kennst du denn sonst noch jemand aus dem alten Semester?" fragte ihn Dave und Alex schaute sich erneut um. Er erkannte noch zwei weitere Gesichter, doch die waren zuvor auch schon unter sich geblieben. Die typischen Introvertierten, die niemand anderen außer ihrer eigenen Clique
respektierten. Alex musste lachen. Er liebte es, Menschen zu beobachten. Möglicherweise hatte er das von seinem Vater geerbt, da er als Schauspieler ja auch lernen musste, andere zu beobachten, um sich möglichst gut selbst in eine Rolle einzufinden. Und es gab manchmal nichts
spannenderes, als Menschen zu beobachten, die neu irgendwo waren und sich selbst in gewisse Rangordnungen und Gruppierungen einfügten. Wir waren eben doch Affen. Auch wenn wir einen höheren IQ hatten und uns zumindest einredeten, wir wären zivilisierter und bräuchten uns nicht mehr in primitive Rollen einzubringen, in denen jeder eine andere Rangordnung bekommt, damit keiner diskriminiert werden kann, so war es doch die Realität. Erst kam die Findungsphase. Niemand kennt sich, man ist vorsichtig zueinander, weil man nicht weiß, wen man vor sich hat, dann lernt man sich kennen. Man erfährt die Schwächen und Stärken des anderen und dann wird ausgesiebt und entschieden, wer der Dominante ist und wer besser klein bei geben muss. Die Rollen werden verteilt. Und so war es auch bei ihnen.
Er sah einen Jungen mit einem Karo-Hemd und Brille, der offensichtlich die anderen introvertierten Kids als gleichwertig eingestuft hatte und somit versuchte, mit ihnen Kontakt auf zu nehmen. Doch sie sagten nicht mehr, als sie mussten und man sah ihm deutlich an, dass er sich darüber ärgerte, dass sie ihn nicht annahmen und er sich erneut umsehen musste, um Anschluss zu finden. Auf ihn wirkte er jetzt schon wie ein kauziger Nerd, der mehr Zeit mit Schulbüchern und Fantasyromanen verbrachte, als mit echten Leuten. Und wahrscheinlich war das auch genau der Grund, warum er versuchte, Anschluss bei den anderen introvertierten Kids zu finden. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Dumm nur, dass sie niemanden mehr in ihrer Gruppe mehr dazu haben wollten und somit musste er sich erneut umsehen.
Alex wendete sich wieder Dave zu. "Nein, außer den paar Nerdkids da drüben, sind das für mich alles neue Gesichter". Dave lachte und stimmte ihm zu.
Sie setzten sich hin und dann hörte er eine zarte aber gleichzeitig kühle Stimme. "Entschuldigung." Dave und Alex bekamen wie abgesprochen große Augen und lehnten sich zurück, als sich eine zierliche Rothaarige an ihnen vorbei quetschte. Sie passte in das Bild, was man in der heutigen Zeit wohl den gängigen Schönheitsidealen zusprechen würde und Dave und Alex wussten das. Ihre Überraschung war nicht zu übersehen und auch wenn sie sich innerlich dachten, dass das das
übliche primitive Lechzen war, so konnten sie den Blick doch nicht von ihr nehmen.
Dave warf ihm zustimmend ein Augenzwinkern zu, dann setzten sie sich wieder. Das Mädchen jedoch schien sie keines Blickes zu würdigen und setzte sich stattdessen einfach nur wortlos hin, um dann dem Unterricht zu folgen. Auch wenn es primitiv war, überlegte Alex jetzt schon wieder, ob es Sinn machen würde, zu versuchen sie herum zu bekommen oder ob sie einfach keinen Bock auf ihn hätte und das sowieso nichts bringen würde. Auch wenn er manchmal Absagen kassierte, so tat er sich manchmal doch auch schwer mit Zurückweisungen. Da kam wohl das nach Aufmerksamkeit- strebende Schauspielerherz seines Vaters zum Vorschein.
Auch Daves Interesse war nicht zu übersehen, doch er schien eher zu jener Sorte zu gehören, die einfach nahm, was sie kriegen konnte und wenn es nicht funktionierte,
dann war es auch gut. Er allerdings, konnte den Blick einfach nicht von ihr nehmen. Seine letzte Beziehung war fast ein halbes Jahr her. Sie hatte damals zusammen mit angefangen zu studieren. Sie war nicht unbedingt ein Topmodel hatte aber ein Favel für Beauty und pflegte einen Schminkkanal für Jugendliche. Wahrscheinlich war sie deshalb auch so sehr von ihm begeistert, als sie erfuhr, dass er aus einer Schauspielerfamilie kam und hatte sich somit die Beziehung sehr glamourös vorgestellt. Doch nach kurzer Zeit musste sie wahrscheinlich einsehen, dass die Realität alles andere als glamourös war und dass sein Vater nicht gerade ein bekannter Hollywoodstar war und somit kehrte der triste Alltag bei den beiden ein.
Er wollte von ihr angehimmelt werden, doch er war einfach kein glamouröser Filmstarsohn. Doch wenn er ehrlich war, war er nicht weniger oberflächlich. Ihm gefiel die Idee, dass sie eine bekannte Influenzerin war, doch auch ihr Erfolg hielt sich mehr, als nur in Grenzen. Sie konnte einfach nicht mehr Leute erreichen und in Zeiten von ständiger Kritik wurde es auch immer verpönter, jungen Kids einfach nur stumpfsinnige Werbung zu präsentieren. Er akzeptierte sie als Künstlerin, doch wusste, dass ihr Talent leider sehr begrenzt war, genau so wie bei ihm und seinem Vater.
So trennten sich ihre Wege wieder nach kurzer Zeit und sie suchte sich zu dem auch noch ein anderes Studium. Ja, das hatte ihn schon ein wenig getroffen. Dass sie sich bei ihm gelangweilt hatte und nur auf Kommerz aus war, obwohl er selbst nicht besser war, versuchte er sich diesen Charakterzug von sich selbst immer aus zu reden. Er hatte trotzdem die Liebe verdient und er hatte vor allem was Besseres verdient. Er hielt sich selbst für gutaussehend und auch wenn es oberflächlich war, so versuchte er sich ein zu reden, dass es nicht weiter schlimm wäre, wenn er dann selbst nach gutaussehenden Mädels gucken würde, denn wie war das noch gleich? Gleich und gleich gesellt sich gern, also konnte er genau so hohe Ansprüche an seine Zukünftige haben.
Er schaute nach links zu der hübschen, neuen Rothaarigen. Sie packte bedacht ihre Notizblöcke auf den Tisch und beachtete weiterhin niemanden um sich herum. Sie starrte nach wie vor auf die Tafel, während sie ihren Kugelschreiber schreibbereit hielt. Er musterte sie von oben bis unten. Sie hatte sich die Haare zurecht gemacht. Sie trug einen feinen Anzug, auch wenn ihm der Rock schon fast
ein wenig zu kurz erschien. Ob sie wohl leicht zu haben war? War sie vielleicht aus gutem
Elternhaus und gab vor, etwas Besseres zu sein aber langweilte sich möglicherweise zu schnell und vergnügte sich dann mit den Jungs? Er kannte diese Sorte Mädchen und hasste sie dafür. Wenn es wirklich so wäre wie er dachte, dann hatte sie höchstwahrscheinlich viel mit seiner Ex gemeinsam, mit dem Unterschied, dass sie auch noch viel hübscher war. Dann würde es alles andere als einfach für ihn werden, an sie ran zu kommen. Dennoch, er musste es versuchen. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, dachte er sich.Und er hatte ein neues Ziel. Sie schien eher ein wenig hochnäsig zu sein, denn egal wie sehr er er sich anstrengte, ihren Blick zu kreuzen, schien sie sich nur auf den Unterricht zu konzentrieren.
Dann entdeckte er ein neues, interessantes Detail. Zwischen ihren ganzen Notizblöcken, sah er ein Buch herausstechen. Ein Alienkopf war darauf zu erkennen und die Überschrift schien auf ein
Science Fiction Roman hin zu weisen. Er dachte sofort an seine merkwürdige Erfahrung im Traum und versuchte diesen unangenehmen Gedanken sofort wieder zur Seite zu schieben. "Es war nur ein Traum!" sagte er sich immer wieder und versuchte sich stattdessen wieder auf die Frau seiner
Begierde zu konzentrieren.
Sie laß also gern Science Fiction Romane oder zumindest irgendwas, was mehr in Richtung Fantasy ging. Das beruhigte ihn schon fast, denn es gab nichts Schlimmeres, als Frauen, die sich tatsächlich den ganzen Tag nur mit stumpfsinnigen Sachen wie Beauty und Kommerz beschäftigten. Das hatte er zumindest in seiner letzten Beziehung gelernt. Auch er dachte zuerst, es wäre ganz ok, wenn sich die Freundin nur um Beauty kümmerte, denn auch wenn es altmodisch klang aber er wusste auch nicht, was Frauen sonst so den ganzen Tag machten ,wenn es nicht gerade um Beauty oder irgendwelche anderen belanglose Dinge ging. Ihm war bewusst, dass das eine äußerst sexistische Denkweise war, umso mehr freute es ihn, dass diese Frau neben ihm vielleicht nicht in sein gängiges Bild passte. Andererseits, konnte er bezogen auf das andere Geschlecht auch nicht viel Erfahrung vorweisen. Er hatte immer nur One-Night- Stands gehabt und hatte sich dann immer schnell genug aus dem Staub gemacht, wenn eine Frau mehr von ihm wollte. War er auf der Flucht, weil ihn Beziehungen langweilten? Oder war er vielleicht auch auf der Flucht, weil er Angst davor hatte, dass eine Frau seine verletzliche Seite entdecken würde und feststellt, dass er nicht gerade aus einer Hollywood Familie stammte und somit nichts besonderes war?
Er hatte sich bisher nur auf eine wirkliche Beziehung eingelassen und die war wahrscheinlich
aus genau dem Grund in die Brüche gegangen, weil er nicht interessant genug gewesen war, auch wenn sie ihm das natürlich nie so direkt gesagt hatte. Umso mehr Ansporn hatte er nun, erst recht allen zu zeigen, dass er es wert war.
Er spielte Basketball. Er hatte Abi und hatte sogar Schauspielunterricht gehabt und ja verdammt. Er war ein Träumer, der sich viel zu hohe Ansprüche machte und vielleicht auch zu hoch pokerte aber auch da galt für ihn wieder: "wer nicht wagt, der nicht gewinnt." und man lebte ja schließlich auch nur einmal. Diese Frau war vielleicht gar nicht mal so eingebildet, wie er anfangs geglaubt hatte und sehr hübsch noch obendrein. Vielleicht würde er es schaffen, bei ihr mehr Beachtung zu finden und dann könnten sie sich gemeinsam über Star Trek oder was auch immer sie interessierte, unterhalten.
Der Unterricht war vorbei. Sie hatte ihn überhaupt nicht beachtet oder vielleicht auch überhaupt gar nicht erst bemerkt? Sie verließ den Unterricht und er saß wieder allein da. Nur Dave hatte seine verzweifelten Blicke bemerkt.
"Mann, ich dachte schon, du willst sie auffressen.." sagte er und lachte. Alex schaute ihn überrascht an. Ihm war nicht bewusst, dass er gerade wie ein kranker Spanner sich offensichtlich fast den Hals verrenkt hatte und es war ihm plötzlich peinlich. Er versuchte stattdessen das Ganze mit einem lockeren Spruch ab zu wälzen. "Na ja, man muss halt gucken, was man kriegen kann". Dave lachte weiter und sie gingen zur nächsten Vorlesung.
Dave erzählte ihm, dass er allein bei seiner Mutter und vier weiteren Geschwistern aufgewachsen war. Alex wunderte dies nicht im geringsten. Er hatte fast schon damit gerechnet, dass er eher aus einem Umfeld stammen musste, das auf gut deutsch gesagt einer Öko-Family gleich kommen musste und in der Tat war seine Familie offensichtlich sehr bedacht, sehr umweltbewusst und "frei" zu leben, was wohl bedeutete, dass seine Mutter sich von jedem beglücken ließ, während sie sich nebenbei her alle Gehirnzellen weg kiffte. Auch er hatte hin und wieder gekifft aber im Endeffekt war es ihm schon wichtig, dass man sich eben nicht nur die Birne weg kiffte, sondern eben auch noch irgendwo an sich arbeitet. Er verdrängte bei diesem Gedanken wieder diese kleine fiese Stimme, die ihm ins Ohr flüsterte, dass er es ja selbst noch nicht einmal geschafft hatte, das erste Semester zu bestehen und redete sich stattdessen wieder ein, dass es diesmal besser klappen würde.
Er brachte den Tag so einigermaßen herum und ging nach Hause, wo ihn seine Mutter bereits bekochte. "Na, wie war dein Tag?" fragte sie mit funkelnden Augen. "Ganz ok, wie immer"..entgegnete er und wendete sich wieder seinem Essen zu. Der Fernseher lief nebenbei her und es kam ein Beitrag, der über Ufo-Sichtungen aus dem Jahr 2010 berichtete. "Also heute hab ich es wirklich mit Aliens"..dachte er sich und lauschte weiter dem Bericht. Es ging um unbekannte dreirümpfige Flugobjekte, die in der Nähe von Belgien gesichtet wurden und für die es bisher keine wirklichen Erklärungen gab.
Er wurde sofort kreidebleich im Gesicht. Der Nachrichtensprecher entgegnete, dass mehrere Leute zu dieser Zeit diese Objekte gesehen hatten und dass es immer der selbe Vorgang war. Sie wurden eine Zeit lang von diesem grellen Licht, was aus dem Flugkörper kam, verfolgt, bis es dann nach einer gewissen Zeit wieder mit einer ungehörigen Geschwindigkeit in den Himmel verschwand. Er war nicht religiös und er glaubte auch nicht an übernatürliche Dinge aber langsam schienen sich die ganzen Anzeichen doch zu häufen.
Seine Mutter bemerkte, wie er mit offenen Mund den Fernseher anstarrte und fragte ihn, ob alles in Ordnung mit ihm sei. Wie aus einem Traum gerissen, wand er sich ihr zu."Ähmm..ja, alles gut, Mom..", sie schaute ihn unglaubwürdig und besorgt in die Augen. Im Gegensatz zu ihm wusste sie, dass er seine letzte Beziehung doch schlechter verkraftet hatte, als er sich selbst eingestehen konnte, trotzdem brauchte sie sich im Moment keine Sorgen zu machen. Momentan hatte er andere Sorgen.
Er aß zu Ende und zog sich eine Jogginghose an, um draußen laufen zu gehen. Er setzte sich in Bewegung und seine Gedanken änderten sich sofort wieder und er dachte an die hübsche Rothaarige. Kein Alien würde ihn davon abhalten können, sich ein paar warme Gedanken zu machen.Und sein Gedankenkarusell setzte sich weiter fort.
Wie war sie wohl auf diesen Studiengang gekommen? War es ein Fach, was sie wirklich
interessierte oder wollte sie einfach nur eine Möglichkeit wahrnehmen, um später viel Geld zu verdienen?
Er rannte etwas schneller, denn er hatte Frühlingsgefühle. Das war immer so. Und er war auch der festen Überzeugung, dass Menschen viel aktiver arbeiteten, mehr Ansporn, mehr Motivation und gute Laune hatten, wenn ihnen gewisse Dinge den Tag versüßten. Wenn das Leben plötzlich
aus einem bestimmten Grund wieder einen Sinn ergab, dann blieb er plötzlich stehen.
Er war an einem Wiesenrand und schaute mitten in den Wald hinein. Eine komische Gestalt darin erinnerte ihn zunächst an die Silhouette seiner Exfreundin, doch als er genauer hinsah, schien es eher einer länglichen Gestalt zu ähneln. Eine lange Gestalt, mit langen Fingern und einem
langen Kopf..der Albtraum.
Die Gedanken kehrten zurück zu seinem Traum, indem er bewegungsunfähig in einem hellen Raum lag und sofort hörte er auch wieder den Nachrichtensprecher über die damaligen Flugobjekte reden, für die es immer noch keine Erklärungen gab. Er schaute genauer hin und die Figur schien sich ein wenig zu bewegen. Alex fasste sich an den Kopf, als wollte er nicht akzeptieren, was er da gerade sah . Er rieb sich heftig die Augen und wagte erneut einen Blick in den Wald, doch die Figur sah plötzlich anders aus. Im Gegensatz zu eben, wirkte sie nun viel eher, wie ein starres Stück Holz. Vielleicht wie ein Baumstumpf, deren restlichen Äste ungenau vor sich hin wuchsen. Er strengte seine Augen noch mehr an, doch von der Anfangs so bedrohlichen Figur war nun nichts mehr zu erkennen, außer starres, kantiges Holz. Hatte er etwa einen Sonnenstich? Hatte er sich zu schnell nach langer Zeit wieder abgehetzt und hatte nun eine Schwindelattacke? So sehr konnte man sich doch gar nicht vergucken und er zweifelte an sich selbst. Er schaute erneut hinüber, doch es schien alles wie immer zu sein. Er versuchte sich nicht weiter auf zu regen und joggte weiter.
Doch dieses ungute Gefühl hielt weiter an. Und egal wie oft er versuchte sich ein zu reden, dass er sich das alles nur ausdachte, so konnte er seine Gedanken doch nicht ändern.
Zuhause angekommen, ließ er sich ins Bett fallen und fühlte sich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder wie gerädert. Er saß nach wie vor in seinem alten Kinderzimmer und wusste, dass es längst an der Zeit war, endlich auszuziehen. Doch im Moment war das
wirklich sein geringstes Problem.
Der gesamte Tag war eine einzige Achterbahn gewesen. Angefangen bei diesem Traum, der mehr als realistisch erschien, bis hin zu der Uni mit dem hübschen Mädchen, bis hin zu dem Bericht über alte Ufosichtungen, bis hin zu der merkwürdigen Erscheinung am Waldrand. Ok, das Mädchen und der Bericht waren eine Tatsache. Doch was war mit seinem Traum und der merkwürdigen Erscheinung im Wald?? Gab es zwischen all diesen Dingen einen Zusammenhang oder war es einfach nur Zufall?
Er durchwühlte seine alten Kindersachen, die er in einen Karton gesteckt hatte und sofort stieß ihm sein alter Ordner über ungewöhnliche Berichte entgegen. Der Ordner hatte das bekannte Profilbild mit der fliegenden Untertasse aus Akte X, auf dessen Bild die Überschrift "I want to believe"
stand. Er musste schmunzeln. Er hatte schon immer eine Vorliebe für das Übernatürliche und ungewöhnliche Erscheinungen gehabt. Als Kind hatte er sich oft vorgestellt, später einmal Reporter zu werden. Er hatte in seinem Ordner extra lauter Zeitungsartikel gesammelt, wo er alle mysteriösen
Fälle verewigte. Von ungeklärten Morden, bis hin zu mysteriösen Himmelserscheinungen und er fragte sich, ob da wohl wieder der Hang zur Dramatik von seinem Vater mitschwang.
Wenn er sich so diese alten Sachen betrachtete, dann fragte er sich, warum er damals nicht mehr aus sich gemacht hatte. Er hätte was mit Medien oder Journalismus machen können und fragte sich, ob es daran lag, dass er daran zweifelte, ob er jemals damit Geld verdienen könnte. Sein Leben war manchmal voller Widersprüche. Auf der einen Seite spürte er, dass er eigentlich ein Künstler war, der nach Aufmerksamkeit ring. Auf der anderen Seite jedoch, hatte er eine Stimme in sich, die ihm sagte, dass Kunst brotlos war und nur die wenigsten wirklich viel Geld damit verdienen konnten und die Wenigen, die es geschafft hatten, etwas aus sich zu machen, mussten härter als hart
dafür arbeiten und dazu fehlte ihm wahrscheinlich die Ausdauer. Er wollte Dramatik aber auch nicht zu viel und so entschied er sich gegen seine Hobbys, etwas "Normales" zu machen. Etwas, das ihm eine Zukunft sichern sollte, doch nun saß er selbst da und musste ein Semester wiederholen. Das Leben war eben alles andere, als einfach.
Doch zurück zu den alten Artikeln. Er durchwühlte sie, bis er endlich auf den Artikel stieß, nachdem er gesucht hatte. "Unbekannte Flugobjekte über dem Horizont Belgiens". Er laß sich den Artikel durch, doch die Zeilen waren mehr als begrenzt. Es wurde von drei Augenzeugen berichtet, die an unterschiedlichen Orten, meistens draußen in einem Feld, dreirümpfige Flugobjekte erblickt hatten. Sie näherten sich den überraschten Fußgängern fast wortlos und hatten jeweils ein grelles Licht, dass sie frontal erfasste. Sofort schoss auch ihm der Gedanke in den Kopf, als ihn die Aliens mit voller Leuchtkraft blendeten. Die Flugobjekte hatten außerdem drei rot leuchtende, runde Lichter am Rumpf und das gesamte Flugobjekt schien in der Luft stehen zu bleiben. Erst wenn man sich vorwärts bewegte, bewegte sich auch das Objekt, was nur wenige fünfzig bis hundert Meter von ihnen entfernt war, mit ihnen. Erst nachdem die Leute längere Zeit stehen geblieben waren, um es genauer zu beobachten, bewegte sich das Objekt plötzlich mit einer rasanten Geschwindigkeit senkrecht hoch in den Himmel, bis es dann nur noch als kleiner leuchtender Punkt am Himmel zu sehen war und den anderen Sternen ähnelte.
Er überflog die Absätze und suchte nach Gemeinsamkeiten zu seinen Erlebnissen. Er hatte vorhin kein Ufo am Waldrand gesehen, sondern ein Wesen. Und er wusste noch nicht mal, wie ihr Flugzeug aussah, da er direkt drinnen war aber dieses helle, brennende Licht wurde in allen Fällen
beschrieben.
Er durchwühlte noch andere Zeitungsartikel, um zu sehen, ob er noch mehr zu dem Thema gesammelt hatte, doch es war tatsächlich nur der einzige Artikel.
Schließlich brach er vollkommen erschöpft auf seinem Bett zusammen. Der Tag war einfach zu viel für ihn und dieser Artikel würde ihn auch erst mal nicht weiterbringen, also klappte er den Ordner zu und versuchte ein wenig zu dösen.
Er schaltete den Fernseher an, um ein wenig abschalten zu können. Es lief gerade eine Quizsendung. "Ah, perfekt zum chillen" dachte er sich und ließ sich vor dem Moderator nieder sacken.
Solche Sendungen waren perfekt, um sich selbst ein zu schläfern,da man bei den ersten paar Fragen noch aufpasste und versuchte mit zu raten, während man dann von Frage zu Frage immer mehr den Faden verlor, bis man ins Reich der Träume überwechselte.
Diesmal schien er einen normalen aber durchaus wirren Traum zu haben. Das Mädchen aus der Uni trug eine Schulmädchenuniform und wurde von einem Monster hinter ihr gefressen, ohne, das sie sich wehren konnte oder dass er ihr rechtzeitig zur Hilfe eilen konnte.
Dann fand er sich wieder am Waldrand wieder, wo dieses Monster am Waldrand ebenso wieder erschien und ihn mit glühenden, roten Augen und glühenden Teufelshörnern beobachtete. Doch dieses Wesen sah keineswegs wie die länglichen Figuren aus seinem anderen weitaus
realistischeren Traum aus. Dieses Wesen sah tatsächlich wie Satan höchstpersönlich aus und es grinste ihn wortlos an. Erst als er ihn genauer betrachtete, öffnete er auf einmal sein Teufelsmaul und würgte etwas hervor. Noch schräger kann es doch nicht werden, dachte sich Alex, doch mit einem Mal erkannte er, was die Kreatur da versuchte aus zu würgen. Es war ein Mensch. Und nicht irgendein Mensch. Er erkannte die roten Zöpfe wieder und wusste, dass es seine Angebetete
aus der Uni war, die dieses Wesen dort ausspuckte. Sie rührte sich nicht mehr und Alex rannte davon. Auch wenn man im Traum meist nicht weiß, dass es nur ein Traum war, so wollte Alex diesen Ort einfach nur so schnell wie es ging, verlassen und rannte weg. Immer weiter und weiter, bis der Traum endete und er wieder in seinem alt bekannten Bett aufwachte.
Diesmal hatte er Schweißperlen auf der Stirn und merkte, wie sein Herz noch immer am hämmern war. Er legte sich die Hände auf die Stirn. "So das wars. Nie wieder Science Fiction Storys und Nachrichten darüber im Fernseher!" Er wusste, dass das ein Albtraum war. Ein wirres Zusammenwürfeln von Informationen, welche das Gehirn den Tag zuvor erlebt hatte und versuchte,
zu ordnen, doch er war sich sicher, dass er zu weit gegangen war. Er hatte sich den ganzen Tag über mit diesem Kram beschäftigt, sodass es alles andere als überraschend war, dass sich sein Gehirn an genau jene Dinge zuerst erinnerte und versuchte, im Traum zu verarbeiten. Er musste mit diesem Kapitel ein für allemal abschließen, wenn er im nächsten Traum nicht wieder ähnliche Bilder sehen wollte und so setzte er sich hin und machte sich wieder bereit für die Uni.
Dave begrüßte ihn wie immer freundlich und auch er begrüßte ihn höflich, wenn auch etwas müde. "Na, hast du gestern noch viel für die Uni gemacht?" fragte ihn Dave, doch Alex antwortete nur:" na ja, nicht wirklich. Ich wollte mich noch eine Runde auspowern und bin erst mal laufen gegangen".
Wieder grinste ihn Dave an. "Denk dran Mann, wir müssen dieses mal vorsichtiger sein, wenn wir die Schulbank nicht ein drittes Mal drücken wollen" , Alex schaute finster.
Als wüsste er nicht selbst, in welcher Lage sie gerade steckten, doch er wollte jetzt keine negativen Gedanken mehr haben.
Er schaute sich im Lehrsaal um. Er hatte seine Angebetete noch gar nicht entdeckt, doch das war nun wirklich alles andere, als ungewöhnlich. Gerade am Anfang waren noch sehr viele Neuankömmlinge da, doch die meisten verschwanden schon nach relativ kurzer Zeit. Entweder weil sie sofort merkten, dass dieses Studium nichts für sie war oder weil sie sich eh nur darin
eingeschrieben hatten, um Bafög zu kassieren. Am Anfang war es immer ein einziger bunter Haufen, bei dem sich nach relativ kurzer Zeit die Spreu vom Weizen trennte.
Und dann erkannte er sie doch noch. Sie saß zwei Reihen direkt vor ihnen und war heute anders als gestern, eher sportlich gekleidet. Sie hatte eine lockere Jeanshose an und darüber ein zusammengeknotetes Karohemd.
Sie hatten gerade PC Programmierung und wieder einmal verlangte der Lehrer von ihnen die alt bekannte Gruppenbildung, um ein gemeinsames Projekt zu erarbeiten. "PC Programmierung" dachte er sich und rümpfte die Nase. Er erinnerte sich, wie er bereits vor einem halben Jahr mit dem selben ausdruckslosen Gesicht vor all diesen Ziffern und Zahlen gesessen hatte und sich einfach kein Reim daraus machen konnte. Er blickte rüber zu den Nerdkindern, die es gar nicht erwarten konnten,sich ihrem Lieblingshobby zu widmen und fragte sich, ob es ihnen doch nicht mehr gebracht hätte, wenn sie einfach Informatik studiert hätten. Und auch er stellte sich die Frage, was er eigentlich hier machte. Egal wie sehr er es probierte, er konnte sich für diesen Kram einfach nicht begeistern und wusste auch nicht, warum sich beispielsweise ein Finanzberater mit Programmierung herumschlagen sollte.
Damals hatten sie den selben Auftrag bekommen, allerdings alleine und nicht in der Gruppe. Damals hatte er das Glück, sich von einem alten Kumpel, der tatsächlich ITler war, die Lösungen für seine Hausaufgaben geben zu lassen und konnte damals mit 100 Prozent punkten, doch dieses mal hatte er niemanden, den er so einfach um Hilfe anbetteln konnte und Dave war wohl auch keine helle Leuchte auf dem Gebiet. Dennoch, sie mussten es irgendwie bewerkstelligen und in der Gruppe ging das auch meist leichter.
Er sah außerdem, wie sich alle zu kleinen Grüppchen zusammenfanden. Er und Dave blieben einfach zusammen sitzen. Dann sah er den Nerdjungen von gestern, der vergeblich versucht hatte, bei den anderen Nerdkids Anschluss zu finden und es nicht geschafft hatte. Dieses mal schien er etwas mehr Erfolg zu haben, denn er wurde von einer anderen Truppe Jungs angenommen, die im Gegensatz zu ihm, nicht unbedingt in das Nerdmuster passten.
So fanden sich alle irgendwie zusammen, doch der Lehrer bestand darauf, dass es mindestens drei Leute in einer Gruppe geben musste und Dave und Alex schauten sich an. Sie hatten keine Lust darauf, andere an zu betteln, dass sie sich doch zu ihnen gesellen sollten und hofften eher darauf, dass sich vielleicht noch so ein paar Neuankömmlinge zu ihnen begaben, doch die Gruppen um sie herum, fügten sich immer mehr. Und dann sah er seine Angebetete.
Sie saß immer noch allein da und hatte wohl ebenso keine Lust, sich zu verbiegen, nur um nicht allein zu sein. Doch als immer mehr Leute sich einer Gruppe anschlossen, schaute auch sie sich um und dann sah sie ihm zum ersten Mal direkt in die Augen. Warum war er plötzlich so nervös. Er hatte schon oft mit Mädels Kontakt, sogar sehr engen Kontakt, doch dieses mal merkte er, wie er Angst hatte sich zu blamieren. Sie schaute sich noch ein letztes Mal um, bis sie plötzlich aufstand und sich tatsächlich in ihre Richtung begab. Sie bewegte sich wie eine Göttin auf ihn und Dave zu und sagte dann schließlich mit einem leichten Lächeln:"Ist bei euch noch was frei?". Alex bekam zunächst kein Wort heraus, doch Dave erwiderte direkt:" Ja klar, kannst gerne bei uns mitmachen. Ich bin Dave." Er reichte ihr die Hand und auch sie erwiderte ihm die Hand. "Freut mich, ich bin Tracy.".
"Tracy", dachte sich Alex. Damit hätte er nicht gerechnet. Sie sah eher aus wie eine "Melanie" oder eine "Franziska". Irgend ein Name, der einer typisch deutschen Mittelstandsfamilie entsprach aber gut, dann eben Tracy..
"Und du?" Sie fragte ihn. "Oh sorry, ja mein Name ist Alex". er reichte ihr die Hand und Dave fuhr wieder lachend dazwischen. "Warst du etwa schon zu sehr in unser Projekt versunken"..."schön wär`s" lachte Alex zurück und auch Tracy fing an zu lachen. Na wenn das kein Schicksal war.
Sie setzten sich an einen Tisch und besprachen das Projekt, das sie in ein paar Wochen fertig haben sollten. Sie sollten diesmal selbst etwas programmieren und leider hatten weder er, noch David, noch Tracy wirklich einen Plan, wie dies funktionierte. Dave versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, was er vor knapp einem halben Jahr gelernt hatte und auch Alex versuchte sich an seine gefakten Hausaufgaben zu erinnern, doch es war einfach schon zu lange her.
Während des gesamten Gesprächs bemerkte er immer wieder, dass Tracy sehr aufrecht dasaß, auch wenn sie manchmal etwas müde wirkte. Er konnte den Gedanken einfach nicht abwimmeln, dass sie aus einer vornehmen Familie stammen musste. Doch irgendwas hakte an seiner Vorstellung. Sie drückte sich sehr vornehm aus, doch hin und wieder rutschten ihr ein paar Schimpfwörter heraus. Das war gar nicht mal so schlimm. Es war sogar ziemlich cool, wie er fand. Sie hatte nicht viel Ahnung von Programmierung, machte sich aber immer wieder eifrig Notizen und war anscheinend sehr bemüht, etwas aus sich zu machen.
Zwischen ihren ganzen Notizen entdeckte er wieder das Buch mit dem Alienkopf als Logo. Und dann konnte er die Überschrift "Die Aliens in uns" lesen.
Er konnte sich die Frage einfach nicht verkneifen und fragte sie:"Ließt du etwa auch gerne Romane über das Übernatürliche?". Sie schaute ihn überrascht an, doch dann lachte sie und sagte:" nein, das ist nur ein Fantasyroman. Ich lese ganz gerne hin und wieder mal solche Romane, um die Wirklichkeit für einen kurzen Moment zu vergessen, weißt du?", antwortete sie. Er grinste noch mehr. "Oh ja, ich weiß ganz genau, was du damit meinst..". Eigentlich hatte er sich geschworen, nicht zu aufdringlich zu werden, denn er wollte nicht wie ein Freak rüber kommen, der ihr von Anfang an schon deutlich machte, wie scharf er auf sie war,doch er war einfach zu neugierig. "Und du? bist du auch erst hierher gezogen? Ich hab dich hier noch nie gesehen..". "Oh nein...ich komme nicht aus Frankfurt, ich komme vom Land, wahrscheinlich kennen wir uns deshalb nicht." erwiderte sie und ergab sich erst mal mit dieser Antwort zufrieden.
Sie schien doch nicht so arrogant zu sein, wie er erst gedacht hatte. Die meisten Mädels, die kein Interesse hatten oder aber auch arrogant waren, zeigten dies ziemlich schnell, indem sie auf Fragen meist nur sehr kurze, knappe Antworten gaben, doch in ihren Augen schien Interesse zu liegen, auch wenn er noch nicht einschätzen konnte, ob es einfach nur Höflichkeit war oder vielleicht auch mehr.
Wie auch immer, sie gingen nach Hause und als er wieder in seinem Zimmer war, gab er sich sofort seinen Schmetterlingen im Bauch hin. Irgendwie war es verrückt zu glauben, dass sie ausgerechnet ihn als Partner haben wollte, nicht nur, weil er vielleicht nicht unbedingt der strahlende Ritter war, auf den sie die ganze Zeit über gewartet hatte, sondern weil er sie ja auch noch nicht mal wirklich kannte und sich trotzdem schon ausmalte, wie sie wohl heiraten und Kinder bekommen würden.
Am nächsten Tag hatte er frei. Er half seiner Mutter beim Kochen, nachdem sie ihm dreimal darum gebeten hatte, sich auch mal nützlich zu machen und ihn auch darauf hinwies, dass er ja auch in Zukunft das Kochen lernen musste, wenn er alleine leben wollte, also raffte er sich auf. Auch wenn er nicht wirklich Lust hatte, Dinge zu erledigen, die eher praktischer Natur waren, war er dennoch gut gelaunt und das bemerkte auch seine Mutter. "Du bist ja fast schon wie ausgewechselt, seitdem du wieder zur Uni gehst.", überrascht sah er sie an und überlegte kurz, was er sagen sollte. "Nun ja, ich hab dieses mal ein etwas besseres Gefühl mit dem Semester..", sie schaute wieder lächelnd weg. "Na das freut mich doch.".Er schaute etwas beschämt nach unten. Es war wohl niemand wirklich scharf darauf, seiner Mutter zu erzählen, dass man sich gerade Hals über Kopf in jemanden verliebt hatte.
Dann schaute er in das Wohnzimmer. "Wo ist Dad, schläft er noch?" Seine Mutter schaute kurz ernst, als wenn sie sich eine passende Ausrede zurechtlegen wollte. " Ja, er musste doch gestern etwas länger arbeiten.." Alex nickte ihr zu, doch er wusste, dass sein Vater manchmal genau so faul war, wie er selbst. Wahrscheinlich lag er immer noch im Bett aber nicht weil er müde war, sondern nicht wusste, was er nur anfangen sollte und manchmal den Sinn des Aufstehens nicht verstand. Und seine Mutter..sie hatte sich wohl daran gewöhnt, während sie bei ihrem eigenen Sohn keine Ausnahme machte, was das Faulenzen betraf. Dennoch, er konnte seinen Vater verstehen. Er war ein Dramatiker.
Er liebte Leidenschaft und Emotionen. Er liebte es, wenn man mit ein wenig Kunst die Welt für einen kurzen Moment zum leuchten bringen konnte und wusste, dass dieses Licht auch ebenso schnell in der Belanglosigkeit des normalen Alltags wieder verschwinden konnte und man sich einfach nur total sinnlos vorkam.
Während andere Leute ihren Beschäftigungen weiter nachgingen und sich vielleicht sogar über kleine, belanglose Dinge freuten und sei es nur, um für den Moment eine Beschäftigung zu haben, so konnte er einfach nicht den Sinn dahinter entdecken oder was einen daran erfreuen sollte.
Der normale Alltag war einfach etwas, was erledigt werden musste und das nervte ihn manchmal. Wenn er einen schlechten Tag hatte und sich in sein Bett verkroch, dann würde er am liebsten einfach nur den ganzen Tag durchchillen, wenn dort nicht diese lästigen, menschlichen Bedürfnisse wie Essen, Trinken, auf Toilette gehen und so weiter wären. Ihm war bewusst, dass andere an diesem Punkt wahrscheinlich den Kopf schütteln würden, doch für jemanden, der eher mit der Künstlerhälfte des Gehirns dachte, konnten selbst solche Kleinigkeiten schon zur Last werden.
Wie auch immer. Er half seiner Mutter mit dem Essen und schließlich war auch sein Vater auf den Beinen. "Morgen Alex" begrüßte er ihn. "Morgen Dad". Sein Vater grinste über beide Ohren. Was war passiert. Ob er wohl einen Geistesblitz hatte? Eine neue Idee, um den Tag sinnvoll zu gestalten?
"Ich werde heute meine neue Kamera testen, wie siehts aus Sohn? Willst du mitkommen?" Alex überlegte kurz. Seine Kumpels hatten ihn vor einer Woche gesagt, dass sie eventuell den Geburtstag eines anderen Kumpels nachfeiern wollten, doch meistens wurden diese Dinge eher spontan entschieden, was bei ihnen bedeutete, dass man kurz vorher einen Anruf bekam und gefragt wurde, ob man nun zur Party vorbeikommen wollte, also sagte er seinem Vater zu. Sie würden sich schon noch melden, wenn es doch noch was geben sollte.
Sie aßen gemeinsam, halfen ihrer Mutter eher nur gezwungenermaßen beim Abräumen und fuhren dann gemeinsam raus in die Wildnis. Sie fuhren den Wiesenweg lang, auf dem er zuletzt noch gejoggt war und als wenn sein Vater telepathische Fähigkeiten hätte, hielt er an genau jener Ecke,
an der Alex zuletzt die komische Gestalt wieder gesehen hatte.
Ihm schoss unmittelbar wieder sein Albtraum mit Satan vors innere Auge und er musste daran denken, wie er die tote Tracy durchgekaut hatte, um sie dann halb zerstückelt vor ihm aus zu spucken. Er verwarf sofort wieder diesen unheimlichen Gedanken und sah stattdessen über die Wiese hinweg.
"Hach, ist das nicht herrlich? Es gibt doch nichts Schöneres, als die Idylle des Waldes an einem warmen Sommertag zu genießen, findest du nicht?" Er schaute seinen Sohn an. Alex warf ihm ein kurzes Lächeln zu, doch es kam eher aufgesetzt rüber. Sein Vater brachte die Kamera in die gewünschte Position und drückte direkt ab. Er schoss ein nach dem anderen Foto und Alex liebte es,
seinen Vater in seinem Element zu beobachten.
Man merkte, wie er unzählige Emotionen durch die bunten Farben des Himmels versuchte ein zu fangen und wie er all seine Leidenschaft in seine Arbeit legte.
Dann sah er zu seinem Sohn herab. "Willst du auch mal ein paar schießen?".Er schaute ihn erwartungsvoll an und Alex übernahm die Kamera. Er schaute durch die Kamera und hatte nun genau jenes Waldstück vor Augen, wo er auch die merkwürdige Gestalt gesehen hatte, doch es war wieder nur ein alter Baumstumpf zu sehen. Er musste wieder kurz lachen.
Wahrscheinlich hatte er einfach nur schlecht geschlafen gehabt und sich somit allerlei Dinge an dem Tag zurecht gemalt. Langsam fing er an, sich über sich selbst lustig zu machen. Das war wahrscheinlich das Problem, wenn man ein Künstler war. Das Gehirn war nicht nur überlastet,
wenn es zu wenig oder schlechten Schlaf bekam, sondern ließ die Fantasie zusätzlich durchdrehen, wenn man auch noch künstlerisch veranlagt war.
Alex verkniff sich sein Lachen und versuchte stattdessen, seine alte unheimliche Begegnung, mit einer positiven Erinnerung zu besetzen.
Er zoomte auf den alten, gebrechlichen Baumstumpf heran, der ihn zuvor noch als Alien erschienen war und drückte dann ab. Warum nicht die schöne, romantische Atmosphäre um diesen alten Baum herum fotografieren, um zu zeigen, dass nichts gruseliges daran war?
Die Mücken flogen auf sie zu und sie merkten, dass sie wohl doch schon längere Zeit hier draußen verbracht haben mussten. Auch die Sonne verschwand ganz allmählich hinter dem Waldrand und so zogen sie sich dann zurück.
Diese Nacht hatte er keine Probleme zu schlafen. Er dachte stattdessen an die Uni und wie er es dieses mal alles schaffen würde und dann dachte er natürlich auch noch an Tracy. Morgen war es wieder soweit. morgen würde er sie wiedersehen.
Der Morgen brach an. Ein neuer Tag.
Tracy sah heute wieder besonders schön aus. Sie hatte wieder diese zurechtgemachten, lockigen Haare, die ihn ein wenig an die fünfziger Jahre erinnerten und passend dazu hatte sie ein weißes Sommerkleid an. Die Augen waren dezent geschminkt und ihr Lippenstift hatte ebenso eine sehr dezente Farbe.Sie saß ihm und Dave gegenüber und packte ihre Notizen auf den Tisch.
"Also ich weiß ja nicht, wie es euch erging aber ich fand es alles andere
als einfach, die gewünschten Infos für unsere Projekt zu erarbeiten." sagte sie und breitete ihre Hausaufgaben vor ihnen aus. Er fing wieder zu grinsen an.
Sie hatte sämtliche Bücher durchforstet und tatsächlich ein paar wichtige Infos erarbeitet. Sie war wirklich sehr fleißig und er machte ihr keinen Vorwurf, dass sie nicht mehr gefunden hatte. Dieses Thema war sehr komplex und er verstand es selbst nicht und plötzlich war es ihm fast schon peinlich, dass er nicht mehr dazu beitragen konnte. Er hatte es am Wochenende tatsächlich noch geschafft gehabt, den alten Spickzettel seines Kumpels heraus zu kramen. Das war seine "Hausaufgabe" und er wusste, dass es verwerflich war, denn er hätte weiß Gott sich mehr anstrengen können. Noch peinlicher wurde es dann für ihn, als sein Kifferfreund Dave tatsächlich mehr Hausaufgaben vorweisen konnte als er. Es war nicht besonders viel aber immerhin hatte er sich am Wochenende extra hingesetzt, was ihn wiederum ziemlich faul neben Dave
aussehen ließ.
"Tja Leute, wie ich sehe, sind wir nicht gerade IT-Genies" sagte Alex, während ihm die anderen lachend beipflichteten. Wenn er etwas gut konnte, dann war es Smalltalk. Egal wie belanglos es war aber mit ein paar einfachen Worten konnte man immer punkten.
Plötzlich, so schnell konnte Alex gar nicht gucken, beugte sich ein merkwürdiger Typ direkt über Tracy. Er hatte breite Schultern und ging wohl auch Footballspielen oder Boxen.
Jedenfalls machte er irgendetwas, was seinen Schulter- und Armmuskeln zu Gute kam, er hatte zu viel Gel in den Haaren und Alex spürte die Konkurrenz.
"Na Schätzchen, willst du dich nicht lieber Leuten anschließen, die auch was von PC Programmierung verstehen?." Plötzlich glaubte Alex, in Tracys Augen die kältesten Augen zu erblicken, die er je gesehen hatte. Sie schaute sich kurz gelangweilt um und sagte dann zu ihm:"und wer soll das sein, etwa du?" Der Typ wurde sofort blass im Gesicht.
"Na ja, ich mein ja nur. Bei denen lernst du jedenfalls nichts". Wieder hatte sie diesen kühlen und vollkommen gleichgültigen Blick."Wenn ich bei euch sein wollte, hätte ich mich schon längst zu euch rüber gesetzt. Außerdem helfen deine Anabolika-Arme und deine
dummen Sprüche mir nicht dabei, was über PC-Programmierung zu lernen" -Boom, sie hatte ihn zerrissen und man sah buchstäblich, wie er sich genervt abwendete. "Chill doch mal!" rief er ihr noch nach und verschwand, während sie ihm eine genervte Handbewegung zuwarf.
War das etwa gerade seine vornehme, gebildete, hübsche Angebetete?? Wieder eine Überraschung. Auch wenn sie diese Gleichgültigkeit bereits am ersten Tag irgendwie ausgestrahlt hatte, hätte er nie im Leben damit gerechnet, dass sie eine so scharfe Waffe im Mund hatte. Man musste also durchaus vorsichtig bei ihr sein. Aber das schreckte ihn nicht ab. Es war sogar ganz gut zu wissen, dass sie nicht unbedingt auf jeden Halbaffen mit großen Muskeln aus war. Aber auf was war sie dann aus? Vielleicht jemand, der sich eher bedeckt hielt? Jemand der eher mit seinem ..Wissen bei ihr punkten konnte? Wie ein Schuljunge, der versuchte alle Möglichkeiten durch zu gehen, um zu wissen, welche Knöpfe er bei seiner Angebeteten drücken musste, um an das gewünschte Ziel zu kommen, überlegte er weiter.
Schließlich konnte er sich die Frage nicht verkneifen. "Dein Freund würde das wahrscheinlich auch nicht so prickelnd finden, wenn hier einfach so ein Halbaffe vorbeikommt und dich so anquatscht". Tracy schaute ihn überrascht an. "Mein Freund?", sie lachte kurz. "Nein, ich hab keinen Freund", sagte sie und Alex atmete kurz auf.
Zumindest diese Möglichkeit konnte er schon mal ausschließen, doch dann sprach sie weiter. "Ich habe keinen Freund und ich will auch keinen. Ich mache mir nichts aus solchen Gefühlsduseleien"..Alex`s Lächeln verschwand sofort. Wie war das gemeint? Wollte sie keinen Freund, weil sie vielleicht generell kein Interesse an einem Mann hatte oder war sie vielleicht sogar asexuell? Aber diese Möglichkeit erschien ihm ein wenig zu suspekt, denn sie machte sich stets zurecht und liebte es vor allem, sexy Klamotten zu tragen. Natürlich war das noch kein Beweis
dafür aber er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass sie enthaltsam lebte. Dennoch. Es machte ihn etwas traurig, diese Antwort zu hören, denn kein Beziehungswunsch würde all seine Träume von einer romantischen Zukunft mit ihr zunichte machen. War sie vielleicht doch diese
arrogante Göre, die keinen Mann an sich heranlässt, weil sie sich für was besseres hielt, genau wie diese ganzen Beauty-Zicken?
Zum ersten Mal fühlte er eher eine gewisse Enttäuschung und Zurückweisung in sich, doch er konnte sich mit dieser Aussage nicht zufrieden geben. Vielleicht hatte sie ja einfach nur eine schlechte Erfahrung mit einem Exfreund gehabt und versuchte sich nun ein zu reden, dass sie keine
Beziehung mehr braucht aber das würde er schon ändern können.
Wie ein Besessener, hielt er weiter an seinen Hoffnungen fest. "Na ja, manchmal braucht man eben ein wenig Zeit, bis man wieder für ne Beziehung bereit ist.." fügte Alex hinzu, doch Tracy hob die Augenbrauen."Nein, das glaube ich nicht." ihre Stimme klang nun eher genervt. Er hatte eine Grenze überschritten und somit fügte er nur ein kurzes "ok , sorry" hinzu.
Das peinliche Gespräch war beendet, doch man sah, dass sie über solche Gesprächsthemen nicht gerade erfreut war. Dave konnte sich das Lachen nicht verkneifen und da er merkte, dass die Situation etwas angespannt war, versuchte er sie ein wenig zu lockern, indem er wieder über das Projekt redete:.Nun ja Leute, ich will ja nicht stören aber ich glaube, wir müssen uns echt ran halten. Wir haben noch nicht mal 20 Prozent der Infos, die wir brauchen" und Alex stimmte ihm zu.
Erleichtert darüber, dass Dave diese unangenehme Situation zwischen ihm und Tracy aufgelöst hatte, schaute er sich nun hilfesuchend im Hörsaal um. Er erblickte den Nerdjungen, der gestern noch vor Freude über beide Ohren hinweg gestrahlt hatte, als er in einer Jungengruppe aufgenommen wurde, doch nun saß er wieder alleine da. Er tat ihm irgendwie leid. Es war nicht zu übersehen, dass er gerade zu darum flehte, irgendwo akzeptiert und angenommen zu werden und angesichts ihrer miserablen Lage, erschien er gerade zu perfekt zu sein, um ihnen aus der Patsche zu helfen. Sie würden ihn bei sich aufnehmen und dafür würde er ihnen im Gegenzug mit dem Projekt helfen. Eine Hand wäscht die Andere.
"Wir wäre es mit ihm?" fragte Alex und zeigte mit dem Finger auf ihn herüber. "Was, das Nerdkid? Glaubst du, der kennt sich mit so nem Kram aus?" fragte ihn Dave. Auch Tracy schaute sie fragend an. "Na wenn ein Nerd sich nicht mit Pcs auskennt, dann weiß ich es auch nicht.." sagte Alex und Dave stimmte ihm lachend zu. Tracy hielt sich weiter zurück, sagte aber auch nichts gegen ihre Entscheidung und somit ging Alex auf ihn zu, um ihn zu fragen.
Er hatte seine Arme auf dem Tisch verschränkt und schaute mit seinen großen Brillengläsern ausdruckslos an die Tafel. Er schien fast schon ein wenig erschrocken zu sein, als Alex direkt auf ihn zukam und überlegte wohl, ob er tatsächlich ihn meinte. Er war es wohl nicht gewöhnt, von anderen Leuten einfach so angesprochen zu werden.
"Hi, ich bin Alex, wie heißt du?". Er senkte seinen blonden Kopf kurz und antworte dann etwas unsicher:" ich bin Klaas". "Na wunderbar. Ich wollte dich nur fragen, ob du dich mit PC-Programmierung auskennst? Wir sind nur drei Leute in der Gruppe und unser Wissen ist leider mehr als begrenzt. Und da du auch noch niemanden hast, dachte ich, du willst vielleicht bei uns mitmachen?". Er schaute sich kurz unsicher um, als wollte er sicher sein, dass er von niemandem beobachtet wird und antwortete dann in einer leisen und eher ausdruckslosen Stimme:
"klar.".
Er schaute ihn weiter fragend an, als wüsste er nicht so recht, was Alex weiter von ihm wollte, also übernahm Alex die Führung und sagte zu ihm:" na dann komm doch grad mit, ich stell dir die anderen vor".
Klaas verhielt sich alles andere als selbstbewusst. Bei jeder Bewegung hatte man das Gefühl, als wollte er sich vergewissern, dass ihn niemand ansah. Dann stellte er ihn der Gruppe vor. Die anderen begrüßten ihn freundlich, doch man sah ihm deutlich seine Anspannung an.
Dennoch. Sie kümmerten sich um ihre Infos und es stellte sich heraus, dass Klaas tatsächlich sehr viel Ahnung auf diesem Gebiet hatte. "Na also", dachte sich Alex. Seine Menschenkenntnis hatte ihn wie immer nicht enttäuscht, auch wenn er leider nicht das Selbe über Tracy sagen konnte, doch das würde er schon noch ändern. Sie war eine harte Nuss, wenn man bestimmte Themen ansprach aber er würde schon noch ihr Vertrauen gewinnen. Klaas jedoch schien tatsächlich all seine
Klischees über den einsamen, sonderlichen Nerd zu erfüllen. Er gab immer nur sehr kurze Antworten und er schien sich auch nicht wirklich zu freuen, wenn man ihm ein Kompliment machte. Die Gruppe lobte ihn immer wieder dafür, wenn er einige, nützliche Dinge auf den Tisch brachte und somit auch das Projekt weiter voranbrachte, doch diese Komplimente schienen ihn gar nicht großartig zu berühren. Er wirkte dabei eher wie ein Roboter. War er vielleicht ein Autist? Es gab schon sehr merkwürdige Menschen aber dennoch. Alex beschwerte sich nicht darüber. Es war wie immer sehr interessant für ihn, die unterschiedlichen Charaktere zu beobachten und da er ihnen auch mit seinem Fachwissen weiterhelfen konnte, wollte Alex kein schlechtes Wort über ihn verlieren.
So blickte Alex, was sein Studium betraf, trotz ein paar Startproblemen doch positiv in die Zukunft.
Kapitel 4
Die Zeit verging. Auch wenn es nur ein Projekt war, so arbeiteten sie doch länger daran, als sie gedacht hatten. Es waren schon fast zwei Wochen vergangen und Alex bildete sich ein, dass Klaas ein wenig auftaute. Die Gruppe hatte wohl ebenso wie er bemerkt, dass er sich unter Menschen eher unwohl fühlte, weshalb sie wohl stets höflich zu ihm waren und ihn vor allem mit Respekt behandelten und das schien Klaas wohl zu merken. Während er anfangs noch eher wie ein Roboter rüberkam, redete er mittlerweile schon etwas offener mit ihnen und manchmal ereilte ihn sogar das ein oder andere kurze Lächeln. Auch Tracy taute mehr und mehr auf.
Sie unterhielten sich neben dem Projekt viel über Fantasyromane. Sie war tatsächlich ein großer Star Trek Fan und liebte auch andere Science Fiction Filme wie Star Wars. Sie hatte auch teilweise einen sehr trockenen Humor, was ihn aber nicht abschreckte.
Einmal hatten sie sich sogar bei Dave getroffen, um nach der Uni weiter ackern zu können und so hatte Alex zum ersten Mal die Möglichkeit, ihn besser kennen zu lernen. Wenn er mit Tracy über Star Wars redete, überraschte es ihn nicht, dass Dave dort mitredete. Sein ganzes Zimmer war voll mit Sachen, die man einem typischen, pubertierenden Bengel zuordnen würde, nur mit dem Unterschied, dass dieser Bengel bereits 23 war.
Er war ein großer Fan von Crunch Bands wie Nirvana, hörte Death Metal aber ebenso Techno und Reggae und hatte bunte, verrückte Bilder von seinen Lieblingsbands an der Wand. Er erkannte außerdem ein Snowboard an der Wand, sowie ein paar Hanfpflanzen, die auf seinen Teppichboden
geflickt waren. Der Mülleimer quirlte über und die gerauchten Kippen wurden einfach auf den Boden geschmissen. Er lebte in seiner eigenen gechillten Welt, genau so wie er selbst, mit dem Unterschied, dass Dave wohl noch etwas gechillter als er war und vor allem keine Pseudo-Eltern hatte, die vorgaben, etwas besseres zu sein.
Er hatte keinen Vater und seine Mutter sah im wahrsten Sinne, wie eine etwas ältere, weibliche Form von ihm selbst aus. Genau so wie er, hatte sie brünette, lange Dreadlocks, ein stets
freundliches Lächeln und bat ihnen direkt einen Kuchen an. Alex lehnte dankend ab und sagte anschließend zu Dave im Zimmer:" ich wollte ja nicht unfreundlich sein aber ich hatte etwas Bedenken, dass sie uns nicht vielleicht doch nen Haschkuchen anbietet.." Dave musste lachen, genau so wie Tracy und selbst Klaas ereilte ein kurzes Lachen. Tracy sagte daraufhin:" na ja, das wäre jetzt auch nicht weiter schlimm gewesen". In diesem Moment zeigte sich wieder sein überraschender Gesichtsausdruck.
Er hatte in den letzten Tagen viel mit Tracy gelacht und über allerlei Dinge geredet, doch an jenem Tag schien sie ihm fast schon ein wenig zu locker zu sein. Er hatte sie noch nie rauchend gesehen, doch plötzlich zog sie ganz ungeniert an eine Kippe, als ihr Dave eine anbot. Sie schien sich in seinem Zimmer irgendwie wohl zu fühlen, denn sie setzte sich sofort hin und beachtete nicht weiter die ganzen Haschpflanzen und Totenkopflogos, die um sie herum das Zimmer schmückten, sowie die gerauchten Kippen von Dave, die vor ihr auf dem Boden lagen. Es war, als läge ihr eine gewisse Vertrautheit vor und das nervte ihn irgendwie. Er wollte nicht, dass sein Bild über das vornehme, fleißige und grazile Mädchen zerstört wurde. Aber vielleicht wollte sie auch einfach
nur ein wenig gegen ihr Elternhaus rebellieren.
Es war nichts ungewöhnliches und er kannte viele Mädchen, die aus einem vornehmen Elternhaus
stammten und und sich ab und zu fallen ließen und dann rauchten und Drogen nahmen, um ihren Status für ein paar Stunden hinter sich zu lassen. Er wusste, dass sie neben bei her noch Kellnern ging, um das Studium finanzieren zu können und oft sah sie auch sehr müde aus. Manchmal wusste er nicht, ob dieser kühle Blick nicht einfach nur Ausdruck von Müdigkeit war. Dennoch verübelte er ihr ihr Verhalten bei Dave nicht. Sie war sehr beschäftigt. Sie ging nach der Uni noch kellnern und war sehr fleißig, wenn es um das Projekt ging. Da waren so ein paar kleine Aussteiger wohl erlaubt. Leider musste er sich bei Tracy eingestehen, dass er sie in vielen Dingen offensichtlich falsch eingeschätzt hatte und er wusste auch nicht, ob er sich bereits jetzt schon Ausreden suchte, um ihre Aktionen zu rechtfertigen, damit sein Bild von seiner Traumfrau nicht zerstört wurde.
Er war trotzdem nach wie vor fest überzeugt davon, dass er sie wollte und auch wenn ihn eine innere Stimme manchmal sagte, dass er sie nur deshalb wollte, weil sie rattenscharf war, dann versuchte er diese Stimme direkt bei Seite zu schieben und sich stattdessen ihre guten Eigenschaften vors innere Auge zu halten.
Und in der Tat. Nicht all ihre Eigenschaften, die ihn immer wieder aufs Neue überraschten waren
übel. Im Gegensatz zu anderen Mädchen kümmerte sie sich tatsächlich nicht nur um ihr Aussehen, sondern feierte Science Fiction Stücke ab, genau so wie er, sie war fleißig und hatte vor allem diese coole und gelassene Art an sich. Wobei er sich bei letzterem nicht sicher war, ob diese Eigenschaften in allen Fällen so positiv waren, wenn er wieder an ihr Verhalten in Daves Zimmer zurückdachte. Dennoch. Er war sich immer noch zu hundert Prozent sicher, dass er sie haben wollte.
Sie würden sich irgendwann auch nochmal bei ihm treffen und da sie doch sehr viel Zeit zusammen verbracht hatten und sich sehr gut verstanden, entstand außerhalb des Projekts sehr schnell eine Freundschaft zwischen allen.
Alex bemerkte dies am ehesten, als er plötzlich nicht mehr so viel Zeit mit seinen alten Kumpels verbrachte. Vielleicht lag es auch daran, dass ihm Tracy sehr wichtig war aber auf der anderen Seite war es auch nichts ungewöhnliches, dass sich alte Wege schnell trennten, wenn man woanders
arbeitete, studierte, oder sonst irgendwie seine Lebenszeit verbrachte, während sich anderswo wieder neue Freundschaften bildeten. „Der ewige Kreislauf des Lebens“ dachte er sich.
Am nächsten Tag, als sie in der Uni saßen, sah er, wie Tracy vor ihm auf das Handy starrte und die Nachrichten las.
Die letzten Tage hatten sie alle als äußerst angenehm empfunden und in der Tat waren sie näher zusammengerückt. Sogar der sonst so stille Klaas hatte ein wenig von sich erzählt. Dass sein Vater wohl ein erfolgreicher Manager war und seine Mutter wohl nach wie vor studierte. Eine weitere Elitegesellschaft, dachte er sich und es war offensichtlich, dass nun wohl alle Hoffnungen auf Klaas lagen.
Er kannte dieses Gefühl des ständigen Leistungsdruck nur zu genau. Auch wenn seine Eltern vielleicht keine Manager von irgendwelchen Unternehmen waren, so wusste er trotzdem, was es bedeutete, wenn man ein Einzelkind war und somit alle Erwartungen in einen gesteckt wurden und sei es jetzt, weil die Eltern einen vielleicht nicht unbedingt als zukünftigen Manager einer Firma sehen wollten, dafür aber als neuen Schauspielnachwuchs und Megastar. Und er vermutete stark, dass Klaas dem erfolgreichen, zukünftigen Manager, durch seine eher zurückgezogene Art ebenso
nicht ganz nahe kam, auch wenn er genau so wie Tracy, sehr fleißig war. Es überraschte auch niemanden, dass er bei den Fantasy-Filmen mitreden konnte.
Das schien wohl eine Gemeinsamkeit unter den Kids zu sein. Egal ob spießig oder nicht. Jeder sah gern Fern und jeder kannte vor allem Star Wars. Der einzige Unterschied war nur, dass manche Kids gewiss mehr Zeit mit solchen Dingen verbrachten, als andere.
Klaas hatte ihnen erzählt, dass er einen ganzen Karton voll mit alten Science Fiction Romanen hatte und das war der erste Moment, wo sich alle anderen in der Gruppe zum ersten Mal fragwürdig ansahen. Es war dieser interne Gruppenblick, der einem zeigte, dass der andere in dem Moment komisch war, denn niemand hatte in dem Moment was gesagt. Trotzdem schauten sich er, Dave und Tracy in dem Moment so an, als wollten sie sich gegenseitig ein Signal geben, das bestätigte, dass jeder ihn in dem Moment für einen kleinen Freak hielt. Klaas schaute sie an und hatte wohl eine Antwort erwartet, doch als keine Antwort kam, kümmerte er sich nicht weiter drum und es war auch in der Tat nicht weiter schlimm, denn wenn sie ehrlich waren, hatten sie ja vorher schon geahnt, wenn sie sich da wahrscheinlich ins Boot holten.
Und in der Tat hatten sie auch bisher noch keine großartigen Probleme mit ihm gehabt. Er war sehr zurückhaltend und redete nicht gerne aber das war auch nicht weiter schlimm. Alex wusste nur zu gut, dass Menschen manchmal lieber die Klappe hielten, anstatt zu viel zu plaudern, bevor nur Unfug herauskam. Während Klaas sich doch nach wie vor sehr zurückhaltend äußerte, plapperte ihm sein Kumpel Dave schon manchmal etwas zu viel. Gerade wenn er high war, erzählte er ihnen allerlei Blödeleien, wo er ihnen erzählte, wie er sich vorstellte, der King des gesamten Universums zu sein und wie er dann die Uni komplett auf den Kopf stellen würde.
Alle wussten in dem Moment, dass er zu viel gekifft hatte. Auch an dem Tag, als sie alle bei ihm Zuhause waren, war die Stimmung zwar ziemlich locker und es hatte auch jeder über seine Kifferstory gelacht aber einige, ihn selbst mit eingeschlossen, dachten sich wahrscheinlich ihren Teil dabei. Während Tracy laut lachte und weiterhin an ihrer Zigarette zog, zog Klaas kurz die Augenbrauen hoch und blieb dann wie immer still. Doch jeder hatte halt so seine Angewohnheiten und so lange diese nicht ausarteten, war es auch nicht weiter schlimm.
Tracy starrte weiterhin auf ihr Handy. Das Projekt war fast vorbei und Alex war schon ein wenig traurig darüber, dass sie nun bald keinen wirklichen Grund mehr hatten, um sich irgendwo zu treffen, doch er war sich ziemlich sicher, dass sie sich trotzdem weiterhin sehen würden, um einen schönen Abend zu haben.
Er schaute weiter auf Tracy. Sie schob die Nachrichten weiter, wenn sie ihr nicht besonders interessant erschienen und wenn doch, dann las sie sie in Windeseile durch. Ihr Finger blieb kurz bei der nächsten Nachricht hängen und wieder erfasste ihn eine kurze Atemnot. Sie war bei
dem Artikel hängen geblieben, der ihn vor ein paar Wochen fast zur Weißglut gebracht hatte. Es war der Artikel über die unbekannten Flugobjekte in Belgien.
Scheinbar gab es ein Comeback über die Story, auch wenn sie nun schon zehn Jahre alt war. Er funkte Tracy kurz dazwischen. "Davon habe ich letztens auch im Fernseher gehört", sagte er. Tracy schaute lächelnd zurück. "Na ja, wer weiß, was die da wirklich gesehen haben.." erwiderte sie. Auch Klaas und Dave hatten nun von der Diskussion Kenntnis genommen.
Alex Lächeln verschwand kurz. "Glaubst du nicht, dass es wirklich Ufos gewesen sein könnten?" antworte er.
Er glaubte wirklich nicht an übernatürliche Dinge und würde sich auch als Atheisten sehen, doch die letzten Tage und diese ganzen Erfahrungen hatten ihn schon ein wenig ins Wanken gebracht.
Tracy lächelte wieder. "Nun ja, natürlich kann man es nie zu hundert Prozent ausschließen und sogar Wissenschaftler gehen ja mittlerweile davon aus, dass unser Universum vor Leben nur so blüht aber dass sie dann in der Lage sind, irgendwann ein Raumschiff zu bauen, mit dem sie dann mit Lichtgeschwindigkeit durchs Universum fliegen können und ausgerechnet zu uns, halte ich dann schon für ein wenig weit hergeholt. Außerdem kam bei den meisten dieser sogenannten "mysteriösen" Flugerscheinungen meist doch sehr schnell die Kenntnis ans Tageslicht, dass es sich meist um irgendwas anderes gehandelt hatte. Irgendwelche Experimente vom Militär, andere Flugobjekte, die einfach versehen wurden oder manchmal waren die Leute auch selbst einfach nur auf Drogen und haben irgendwelche komischen Sachen gesehen."-Zack, da kam wieder ihre
deutliche Meinung und Abgeklärtheit zum Vorschein. Eine Realistin. Und er konnte es ihr in der Tat nicht verübeln. Er hatte sich bis zu jenem Tag selbst immer nur als Realist gesehen.
"Nun ja, ich gebe dir recht aber findest du es nicht ein wenig seltsam, dass alle drei Personen, unabhängig von einander, das Selbe gesehen haben? Sie haben alle Haar genau die selbe Schilderung von dreirümpfigen Objekten mit einem grellen Licht geliefert.", dann hakte sich Klaas plötzlich ein. "Da muss ich Tracy aber zustimmen. Es gibt keine Ufos oder irgendwas, was dem gleich kommt. Die Leute wollen auch gerne bestimmte Dinge sehen. Und im Endeffekt kann es gut möglich sein, dass sie zwar alle das Selbe gesehen haben aber in Wirklichkeit waren es eben wahrscheinlich tatsächlich irgendwelche Einsätze vom Militär. Neue Erfindungen, neue Technologien, um Gegner zu bekämpfen. Die sind doch ständig am forschen.."
Alex war verblüfft. Abgesehen von seinem Elternhaus, über das er erzählt hatte, nachdem er dazu aufgefordert wurde, hatte er noch nie so deutliche Worte zu irgend einem Thema gefunden. Dann schaltete sich Dave auch ein.
"Na ja, natürlich kann es etwas ganz harmloses als Erklärung geben aber es können auch durchaus höhere Lebewesen gewesen sein. Denkt immer dran, in unserer Welt passieren am laufendem Band Dinge, die wir uns nicht erklären können.." und dann warf ihm Klaas doch tatsächlich einen schelmischen Blick zu.
"Ja und für diese Dinge gibt es meist kurz darauf eine logische Erklärung, wenn man sie dann erst mal erforscht hat.." antwortete er. Alex musste sich ein kurzes Lachen verkneifen. Mit dieser Story hatte er es doch tatsächlich geschafft, einen Stein ins rollen zu bringen und sogar der sonst so immer stille und zurückhaltende Klaas kam plötzlich aus sich heraus und verteidigte seine Meinung.
Als er Dave mit seinen hochgezogenen Augenbrauen kurz anguckte, bevor er ihm die
dementsprechende Antwort geliefert hatte, war es, als wollte er ihm damit ganz deutlich zeigen, was er von ihm und seinen Fantasystorys über das Übernatürliche so hielt und wahrscheinlich noch obendrein andeuten, dass es manchmal mehr Sinn machen würde, sich nicht alle Gehirnzellen weg zu kiffen.
Jetzt wurde Dave auf einmal etwas direkter. "Nun, du brauchst nicht zu meinen, dass du alles besser weißt, denn es gibt auch genügend Dinge, die immer noch keiner erforschen konnte und es gibt nicht umsonst Leute, die an Gott glauben. Es gibt eben nicht auf alle Fragen eine Antwort und der Glaube hat auch schon sehr vielen Leuten geholfen..".
Jetzt war die Diskussion plötzlich auf einem ganz anderen Level, denn es schien nun gar nicht
mehr um Aliens, dafür aber um Spiritualität oder Logik zu gehen.
Dann meldete sich Tracy wieder zu Wort. "Aber Dave, niemand versucht deinen Glauben an zu greifen, es geht doch nur darum, dass man erst mal Dinge logisch hinterfragen sollte, bevor man einfach anfängt, an eine höhere Macht zu glauben und bei diesen Flugobjekten gibt es einfach keinen einzigen Hinweis, der auf eine höhere Macht hinweist..", dann meldete Alex sich selbst wieder zu Wort."Aber es gibt auch keine Gegenbeweise dafür, dass es nicht so ist", dann schaute sie ihn wieder mit diesem kühlen Blick an. "Es ist immer derjenige in der Beweispflicht, der solche merkwürdigen Thesen aufstellt, Alex..", sagte sie wieder mit dieser Abgeklärtheit und Alex kratzte sich verlegen am Hals.
Er mochte es nicht, wenn sie so direkt wurde und sich vor allem nicht von ihrer Meinung abbringen ließ. Klar, dies war eine Diskussion und er hatte ja ebenso wenig seine Meinung geändert aber konnte sie ihm das nicht anders sagen? Sie schien bei manchen Dingen sehr schnell genervt zu sein. Aber auch Dave und Klaas waren durchaus direkter geworden. Es war wohl doch ein sensibles Thema und er konnte diese Emotionen teilweise nachvollziehen. Er selbst hatte diese merkwürdige Erfahrung gemacht, die sein komplettes Leben für einen Moment auf den Kopf gestellt hatte und vielleicht hatten sie ähnliche Erfahrungen mit diesem Thema, weshalb sie dann auch alle etwas emotionaler wurden. Menschen werden immer dann emotional, wenn sie einen ganz besonderen, persönlichen Draht zu einem bestimmten Thema haben.
So war es interessant zu sehen, welche Positionen seine Freunde jeweils zu diesem Thema bezogen. Während er sich bei Dave fast schon sicher war, dass er eher ein spiritueller Mensch war, der wohl auch in seinem Drogenrausch versuchte, ab und zu Kontakt zu anderen Welten her zu stellen,
war er sich bei Tracy und Klaas zuvor eher unsicher gewesen, ob sie nun eher einen spirituellen Standpunkt vertraten oder nicht.
Dennoch. Er merkte, dass die Situation in der Gruppe wieder etwas angespannt war und er wollte sich davon nicht den Tag vermiesen lassen. Nicht nur, weil er sich eh geschworen hatte, diesen Alienkram so langsam zu vergessen, sondern weil er auch nicht wollte, dass diese schöne
Gruppenkonstellation, vor allem mit Tracy, in die Brüche ging.
Deswegen machte er eine kurze Handbewegung und sagte dann:"egal Freunde, vergessen wir das. Ich wollte euch doch nächste Woche noch zu mir einladen, das habt ihr wohl hoffentlich nicht vergessen und scheiße, ich bin auch mal ganz froh, wenn dieses nervige Projekt endlich mal zu Ende ist und wir uns dafür betrinken können, wie siehts aus?". Er setzte sein Lächeln auf und die Gruppe lächelte allmählich zurück. Ein paar schauspielerische Fähigkeiten hatte er doch von seinem Vater gelernt und wusste somit, wie man am besten eine Trauerstimmung bekämpfte. Die Gruppe pflichtete ihm bei und das Alienthema war zum Glück wieder gegessen.
Die nächste Woche ging rum. Sie präsentierten ihr Projekt und bekamen dank Klaas eine sehr gute Note und dann stand endlich die Feier auf dem Tisch.
Alex fragte, ob es ok wäre, ein paar alte Kumpels von sich mit ein zu laden und so schloss sich ihm natürlich auch Dave an, der ebenso wie er, seine ganzen Leute benachrichtigte. Nur Klaas und Tracy brachten niemanden außer sich selbst mit. Gut. Bei Klaas hatte er schon fast damit gerechnet gehabt, dass er ein Einsiedlerkrebs war aber Tracy überraschte ihn wie immer. Sie war am ersten Tag in der Uni auch alleine gewesen aber wer war das nicht am ersten Tag? Und sie machte auch nicht unbedingt den Eindruck, als wenn sie eine unsichere Person wäre, sondern strahlte sogar eine
gewisse Arroganz aus. Vielleicht war sie aber auch immer noch vorsichtig und hielt ihre anderen Freunde erst mal zurück. Im Prinzip wurde ihm auch hier wieder ganz deutlich, wie wenig er trotz der gesamten Zeit eigentlich über sie wusste.
Er hatte Daves Familie kennengelernt, sogar Klaas hatte ihm von seiner Familie erzählt aber wie stand es eigentlich um ihre Familie? Er wusste immer noch nicht, wie ihre feine, vornehme Familie wohl so aussah. Und er wusste auch nicht, was sie bereits sonst so alles im Leben erlebt hatte und ob sie tatsächlich enthaltsam lebte oder nicht. Aber egal, das würde er schon herausfinden und gerade heute war dazu die perfekte Gelegenheit. Sie würde sich bei ihm vielleicht auch wieder etwas gehen lassen und dann würde er vielleicht auch sehen, wie er bei ihr stand.
Die Party kam so langsam ins rollen. Es war ein angenehmer Abend und es kamen immer mehr und mehr Leute hinzu. Seine alten Kumpels begrüßten ihn und er merkte, dass er die alten Storys über seine ehemalige Schule und die ganzen Lehrer, die sie damals in die Pfanne gehauen hatten, vermisst hatte.
Auch Tracy schien so langsam mehr auf zu tauen. Sie war auch heute wieder äußerst hübsch. Sie hatte wieder ihre lässige Jeanshose an aber diesmal mit einem bauchfreien Top. Sie unterhielt sich mit einen von seinen alten Kumpels und stand dabei lässig gegen die Wand gelehnt. Ob sie wohl am flirten war? Auch wenn dies seine Frage ein für allemal beantworten würde, ob sie nun enthaltsam lebte oder nicht, hoffte er natürlich nicht, wieder Konkurrenz zu erwarten. Dann sah er sich zu Klaas um.
Wie erwartet, stand er mit seiner Flasche etwas unsicher in der Ecke und wusste wohl nicht so recht, mit wem er sich zwischen all den Partyleuten und den lauten Musikboxen unterhalten sollte. Also ging er zu ihm rüber.
"Na Klaas, gehts dir gut?" fragte er ihn. Wieder hatte er diesen schüchternen Blick, den er auch schon am ersten Tag hatte, als er ihn zum ersten mal angesprochen hatte. Dann erhob er seinen Kopf wieder und sagte:" ja ganz gut. Es ist nur..ich kenn hier niemanden..". Alex ersparte sich den Kommentar zu sagen, dass er wohl generell mit Leuten nicht so gut zurecht kam, denn wenn es etwas gab, was Leute nicht leiden konnten, dann war es jemand, der sie mal wieder auf ihre alten Fehler hinwies, die sie eh schon selbst zur Genüge kannten. Stattdessen meinte er nur zu ihm:" na ja, du hast ja schon ne Bierflasche. Nach einer gewissen Zeit wird das wie geschmiert laufen, Mann". Klaas lächelte ihn an und Alex wusste, dass er die richtigen Worte gefunden hatte. Dann wendete er wieder den Blick auf Tracy.
Einer seiner alten Kumpels flirtete nun heftiger mit ihr, denn er hatte den Arm um sie gelegt, doch Tracy schien dies nicht zu stören. Sie hatte sich vorher schon längere Zeit mit ihm unterhalten und hatte nun dieses verführerische Lächeln, das Mädchen immer dann machten, wenn sie zeigen wollten, dass sie bereit für mehr waren.
Sofort merkte er, wie ihn die Wut packte. Sie lebte also nicht enthaltsam. Sie war eine von diesen verwöhnten Mädels, die das Leben auf Kosten von Mamis und Papis Geld in vollen Zügen genossen und sein Kumpel wiederum freute sich wahrscheinlich darüber, dass er gerade einen guten Fang gemacht hatte. Er wusste nicht, auf wen er nun wütender sein sollte. Sein ach so guter, alter Kumpel, der ihm jetzt plötzlich seine Angebetete ausspannte oder Tracy, die mittlerweile so viel Zeit mit ihm verbracht hatte und offensichtlich nicht das geringste Interesse an ihm zeigte, dafür aber an seinem blöden Kumpel, der außer für Saufpartys für noch nie irgendwas zu gebrauchen war.
Wieder sagte ihm eine leise, innere Stimme der Vernunft, dass er niemandem einen Vorwurf machen konnte, wenn sich zwei Leute vergnügen wollten und dass er außerdem nicht erwarten konnte, dass sie sich Hals über Kopf in ihn verliebte, dennoch fühlte er sich plötzlich in seinen Gefühlen
verletzt.
Die Liebe spielte eben doch eine sehr große Rolle im Leben der Menschen und kein Mann mochte es, wenn ihm ein Konkurrent dazwischen funkte und die ganze Arbeit einfach so zunichte machte.
Wie von einer Tarantel gestochen, bewegte er sich sofort auf Tracy und ihren Liebhaber zu.
"Hey Tracy, wie gehts?" sagte er und legte zur Begrüßung den Arm um sie, um sie somit gleichzeitig aus dem anderen Arm ihres Liebhabers zu befreien. Tracy und ihr Kumpel schauten sich beide etwas irritiert an, dann jedoch befreite sie sich tatsächlich aus seinen Armen und umarmte stattdessen ihn.
"Ja..soweit ganz gut und bei dir?" fragte sie ihn. "Ja, alles cool. Wie ich sehe habt ihr euch schon kennengelernt." Er schaute etwas ernst in die Richtung seines Kumpels. Der bemerkte wohl diesen spöttischen Blick, denn er antwortete ganz bescheiden:"Ja, wir haben gerade festgestellt, dass wir beide aus dem Osten stammen..aber hey..ich geh nochmal rüber zu Chris.."."Ja, du solltest vor allem darauf achten, dass du dich beim Trinken nicht wieder übernimmst..".
Etwas irritiert und auch etwas verunsichert wendete sich sein Kumpel von ihnen ab und ging dann wieder zu seinen anderen Kumpels.
Er hatte wohl mehr als deutlich zu zeigen gegeben, dass er solch ein ein Techtelmechtel auf seiner eigenen Party nicht duldete und das hatte wohl auch sein Kumpel bemerkt. Nur Tracy wusste das Ganze wohl nicht so recht ein zu schätzen. Sie wunderte sich wohl nur, warum ihr Partner auf einmal so schnell verschwunden war, wendete sich dann aber wieder ihm zu. "Nun ja, wie gehts dir denn sonst so?" fragte sie ihn. "Jetzt wieder gut. Entschuldige meine harsche Ansage aber ich mag es nicht, wenn er sich zu sehr übernimmt und sich die Birne weg säuft. Weißt du, er ist sehr anfälliges für so was.." log er sie an. Und sie nickte ihm verständnisvoll zu.
Er hatte kein Alkoholproblem, trank aber durchaus gerne mal einen über den Durst und so schien dies die perfekte Möglichkeit zu sein, um ihn von Tracy weg zu bekommen.
Den restlichen Abend verbrachten sie sehr ausgelassen. Sie tranken alle mehr, als sie eigentlich wollten aber die Stimmung bliebt trotzdem fröhlich und entspannt. Alle hatten einen schönen Abend und sogar Klaas schien mit der Zeit ein wenig auf zu tauen. Es gab nur diesen einen Moment, wo er nach dem Weg zur Toilette gefragt hatte und dann doch ziemlich lange Zeit dort verbracht hatte. Er musste kurz schmunzeln wenn er daran dachte, was Leute sonst so längere Zeit dort trieben, doch er verwarf diesen Gedanken sofort, denn Klaas war einfach nicht so einer und wer weiß. Vielleicht hatte er einfach das Essen nicht so wirklich vertragen.
Wie auch immer, der Alkohol schien auch ihn etwas aufgelockert zu haben, denn er hatte sich tatsächlich mit ein paar seiner alten Kumpels unterhalten und auch sonst viel lockerer gewirkt. So schien alles in allem doch sehr gut zu laufen.
Kapitel 5
Der Abend neigte sich so langsam dem Ende zu. Viele von Daves und seinen eigenen Freunden waren bereits nach Hause gegangen und da es eine angenehme, warme Sternennacht war, nutzten er, Tracy, Dave und Klaas die Möglichkeit, um ein wenig spazieren zu gehen.
Tracy hatte sich einen über den Durst getrunken, sie taumelte von einer Seite zur anderen und umarmte ihn dann plötzlich. Das war der Moment auf den Alex die ganze Zeit gewartet hatte, auch wenn er glücklicher gewesen wäre, wenn sie ihn auch ohne Alkoholkonsum umarmen würde. Sie lachte ihn an und ließ sich weiter in seine Arme fallen. Dave und Klaas bekamen dies zwar mit aber hatten selbst schon genügend getrunken und kümmerten sich somit nicht weiter um Tracys Aktionen. Er stabilisierte sie und ging mit ihr, Dave und Klaas den Waldrand entlang, den er auch sonst immer zum Joggen verwendete.
Sie näherten sich der Stelle, an der Alex zuletzt das komische Wesen gesehen hatte aber es schien alles ruhig zu sein. Er atmete kurz auf. Auch wenn er diesen Kram vergessen wollte, viel es ihm immer wieder schwer, jene Erlebnisse aus zu blenden.
Tracy lag weiter in seinen Armen und war sichtlich gut gelaunt. Sie lachte ununterbrochen, genau so wie Dave und Klaas, die hin und wieder Witze rissen und er fragte sich, ob sie wohl mehr von ihm wollte. Er hatte nie wirklich den Eindruck gehabt, dass sie in ihm mehr, als nur einen guten Freund sah, doch heute Abend kam sie irgendwann auf ihn zu und drückte ihm sogar einen Kuss auf die Wange. Das hatte ihn natürlich gefreut aber er war trotzdem auf der Hut.
Die meisten Frauen, die sich über den guten Geschmack weiter zugesoffen hatte, sodass sie am nächsten Morgen voller Kopfschmerzen aufwachten und sich an nichts mehr großartig erinnern konnten, fanden es erfahrungsgemäß nicht ganz so cool, wenn sie neben Typen aufwachten, die sie im Normalzustand nicht unbedingt direkt vernaschen würden und auch wenn sie sich selbst die Kante gaben, so war es doch eine Veränderung des Bewusstseins und das wussten die meisten Typen nur zu genau und nutzten es aus. Und er wollte nicht zu diesen Typen gehören.
Vielleicht würde sie es nicht weiter schlimm finden aber wenn sie ihn am nächsten morgen vor lauter Scham und Wut doch verlassen würde, so wäre ihre gesamte Beziehung, die er sich sorgfältig mit ihr aufgebaut hatte, mit einem Schlag zunichte gewesen. Das Risiko war zu groß. Stattdessen trug er sie einfach weiter den Weg entlang und freute sich darüber, dass sie ihm gerade so nah war.
Die Nacht war wirklich sehr schön. Sie war komplett wolkenlos und da sie sich außerhalb der Stadt befanden, sahen sie den Sternenhimmel in seiner vollen Pracht.
"Oh sie mal, eine Sternschnuppe!" rief Tracy und alle schauten in den Himmel. "Du weißt ja, was das bedeutet. Du darfst dir was wünschen. Am besten wünscht du dir die Weltherrschaft!" sagte Dave und alle fingen zu lachen an. "Na das würde ja dann bedeuten, dass ihr mir alle
aufs Wort hören müsst!" gab sie zurück und wieder schritt das Gelächter voran.
Klaas trank einen erneuten Schluck aus seiner Flasche, als er plötzlich erstarrte. "Was ist das?" rief er den anderen zu. Während Alex und Dave ihn beide anschauten, hatte Tracy nichts mitbekommen. Sie schauten beide auf seinen Finger, der in Richtung Waldrand zeigte. Dort war ein
heller Lichtpunkt am Horizont zu erkennen.
Nun hatte ihn auch Tracy bemerkt. Dieser Lichtpunkt wurde immer größer und schien sich auch in ihre Richtung zu bewegen. Der Lichtstrahl änderte ab und zu die Richtung und Tracy fing wieder zu lächeln an.
"Vielleicht jemand mit ner Taschenlampe" sagte sie. Dave zog weiterhin an seiner Zigarette, blickte aber trotzdem mit gefasstem Blick auf den Lichtpunkt, doch Klaas schien auf einmal etwas verängstigt zu sein.
Der Lichtpunkt wurde immer größer, doch vor ihnen befand sich ein riesiges Maisfeld, sodass man durch die hohen Pflanzen nicht wirklich den Körper erkennen konnte. Es machte keine Geräusche und bewegte sich stattdessen ununterbrochen auf sie zu. Das Licht wurde immer größer und greller und nun verschwand auch Tracys Lächeln allmählich.
Es blieb ungefähr 100 Meter vor ihnen stehen und Alex hatte unmittelbar die Bilder von den Flugobjekten aus Belgien im Kopf. Er meinte auch zwei rote Lichter am Rumpf erkennen zu können, doch er war sich nicht ganz sicher. Das hohe Gras und die Maiskolben versperrten die Sicht auf seinen Körper aber im Moment wurde ihnen ununterbrochen ins Gesicht geblendet. Alex blickte rüber zu Klaas.
Er fing plötzlich an, am gesamten Körper zu zittern und hatte Schweißperlen auf seiner Stirn. Wie ein erschrockener Hund, stand er angewurzelt da und blickte mit starren Augen auf den Lichtstrahl.
Auch Dave und Tracy widmeten ihre volle Aufmerksamkeit nun diesem komischen Ding und dann hörte er Klaas plötzlich schreien.
Alle blickten waren nun auf ihn gerichtet. Er taumelte plötzlich nach hinten, konnte sich gerade noch so fangen und drehte sich dann um. "Klaas, geht es dir gut?" Schrie Tracy, doch Klaas rannte plötzlich davon, als hätte ihn eine Biene gestochen. Aber auch das Objekt im Maisfeld machte plötzlich eine Drehung und verschwand mit einer unfassbar schnellen Geschwindigkeit.
Alex wollte dem Objekt eigentlich weiter nachsehen, doch schaute kurz auf Klaas, der immer
noch davonrannte, während ihm Tracy versuchte hinterher zu eilen, doch dabei andauernd stolperte, da sie der Alkoholrausch immer wieder ins Knie zwang. Auch Dave folgte den beiden und man hörte sowohl Dave, als auch Tracy, immer wieder abwechselnd nach Klaas rufen.
Alex drehte sich wieder in Richtung des Flugobjekts, doch es war nichts mehr davon zu sehen, obwohl er am Horizont einen strahlenden Punkt zu sehen meinte. Ähnlich wie einen Stern, der hoch in den Himmel sauste.
Nun wurde es auch ihm Angst und Bange. Ihm schossen sofort wieder sämtliche Berichte über Augenzeugen in den Kopf, die genau jene Vorgehensweise erlebt hatten und er konnte einfach nicht mehr diesen Gedanken abschalten, dass hier gerade gehörig was schief lief.
Er drehte sich um und folgte den anderen, die damit beschäftigt waren, Klaas wieder ein zu fangen.
Er war verblüfft. Obwohl Klaas ganz ordentlich getrunken hatte, konnte er immer noch wie eine Gazelle rennen. Er lief zu Dave, der gerade damit beschäftigt war, der betrunkenen Tracy immer wieder auf die Beine zu helfen und schließlich gab es von Klaas keine Spur mehr.
"Na toll, wo ist er jetzt hingerannt?" fragte Dave. "Ich weiß es nicht aber er war vollkommen außer sich. Wir müssen ihn finden!" Schrie Tracy und versuchte erneut einen Fuß vor den anderen zu setzen, doch stolperte stattdessen wieder, als sie Dave rechtzeitig auffing. "Leute wartet, das bringt doch nichts. Wir wissen gar nicht, in welche Richtung er jetzt gerannt ist. Wir gehen jetzt erst mal wieder zu mir und versuchen ihn dann zu erreichen, ok?" sagte Alex und Dave stimmte ihm zu. Tracy überlegte noch etwas unsicher, pflichtete ihm dann aber angesichts ihres Zustands auch bei.
Obwohl sie zu viel getrunken hatte, war ihr bewusst, dass sie ihn in ihrem Zustand unmöglich suchen, geschweige denn einholen konnte.
Dave schaute ihn noch etwas unruhig an. "Ist dieser Lichtstrahl wieder verschwunden?" fragte er ihn. Alex zögerte kurz. "Ja, ich hab gesehen, dass er umgedreht ist und im hohen Gras wieder verschwunden ist.". Dave nickte und anscheinend reichte ihn diese Info erst mal als Entwarnung.
Dave und Alex waren beschäftigt damit gewesen, Tracy zu halten, um sie erst mal zu ihm zu bringen. Sie brauchten gute zwanzig Minuten, bis sie wieder bei seinem Elternhaus waren und sie konnten es fast nicht glauben, als sie auch Klaas wieder im Wohnzimmer entdeckten. Er saß wieder wie ein kleiner, verängstigter Schuljunge auf einem Sessel und schaute beschämt nach unten.
"Klaas, da bist du ja! Wir haben uns schon voll die Sorgen gemacht!" sagte Tracy und hinkte zu ihm und auch Dave fragte ihn erneut, ob alles in Ordnung mit ihm war. Er senkte kurz wieder seinen blonden Schopf und sagte."ja, mir geht es gut..". "Ey Leute, ganz im ernst, was war das da gerade?" fragte Dave in die Runde. Während Tracy sich weiterhin um Klaas kümmerte und nur kurz zu ihnen herübersah, musste sich Alex zusammenreißen. "Ich weiß nicht aber es war schon äußert
mysteriös.."erwiderte Alex. Dann schien Klaas wieder die Panik zu erfassen. Er stand auf und sagte dann: "Leute, ich muss los", "was aber du bist doch noch unter Schock, setzt dich lieber nochmal hin" entgegnete ihm Tracy, doch dann wurde er etwas wütend und wirkte etwas gefasster."Nein Tracy, lass mich. Ich habe eben überreagiert und mich zum Affen gemacht und das hätte nicht passieren dürfen. Deswegen werde ich mir jetzt lieber ein Taxi holen und Nachhause fahren..".
Während Dave und Alex die Infos noch verdauen mussten, entgegnete ihm Tracy währenddessen:" Dann lass mich doch mit dir kommen. Wir sind beide betrunken und du kannst doch in dem Zustand nicht alleine zurückfahren..ich habe Angst, dass du gleich noch eine weitere Panikattacke
bekommst..". Obwohl man in Klaas`s Augen deutlich ablesen konnte, dass ihm die Situation äußert peinlich war und er am liebsten alleine im Boden versunken wäre, ließ er sich auf Tracy`s Angebot ein.
"Na gut." sagte er. "Ähm..Leute, wir sind alle betrunken und ihr könnt auch gerne hier bei mir bleiben.." bot Alex ihnen an, doch Klaas lehnte ab. "Nein, ich möchte jetzt einfach nur Nachhause..". "Ok, wie du meinst.." entgegnete ihm Alex.
Tracy verließ zusammen mit Klaas die Wohnung und dann waren nur noch er und Dave da. "Alter, ich weiß ja net, wie viel ich getrunken habe aber das war schon äußert scary.." ,etngegnete ihm Dave. "Ja, es war mehr als scary. Glaub mir ich habe zwar getrunken aber ich weiß, was
ich gesehen habe und das war definitiv keiner mit ner Taschenlampe." Dave nickte ihm zu. "Nein Mann, keine Taschenlampe erzeugt so viel Licht auf einmal, das war definitiv ne größere Lichtquelle ..".
Dave schaute ihn weiterhin schockiert an. "Und du hast gesehen, wie es verschwunden ist?" fragte er ihn. "Ja, es ist im Feld abgehauen und als ich erneut hingesehen habe, war es nur noch so groß wie ein Stern und ist dann hoch in den Himmel geschossen." Dave nickte, schaute ihn aber weiterhin mit geweiteten Augen an. "Damn, ich hoffe echt, dass das nichts Schlimmeres war aber das sah schon äußerst real aus.." antwortete er ihm wieder.
Alex dachte kurz nach. Er wollte antworten,doch dann unterbrach ihn Dave erneut."Hey nichts für ungut Mann aber ich glaub ich hol mir auch ein Taxi. Ich muss die Nacht erst mal verdauen.." . „Warum müssen mich denn alle verlassen?“ Dachte sich Alex, doch er wollte auch niemanden unnötig aufhalten.
"Ok Mann, wir sehen uns dann wieder in der Uni, halt die Ohren steif." entgegnete er ihm nur und
Dave nickte ihm wieder zu. Dann verließ auch er ihn und Alex blieb mit seinen Ängsten über die Vorkommnisse allein zurück. Er dachte, er würde vor Angst nicht schlafen können, doch stattdessen erfasste ihn dank des Alkoholrauschs ziemlich schnell die Müdigkeit und er schlief ein.
Er hatte den nächsten Tag noch frei, doch er hatte die ganze Zeit diese Panik in sich. Er erzählte seinen Eltern nichts von den besagten Vorkommnissen, denn er war sich ziemlich sicher, sie würden ihm sowieso nicht glauben. Stattdessen half er ihnen einfach bei den Hausarbeiten und telefonierte noch mit ein paar seiner alten Kumpels, die die Party sehr gelungen gefunden hatten.
Er überlegte kurz, ob er noch Klaas anrufen sollte, um zu fragen, ob alles in Ordnung war, doch seine innere Stimme namens Menschenkenntnis sagte ihm, dass er wohllieber allein gelassen werden wollte.
Der nächste Tag brach an. Sie trafen sich wieder in der Uni und Dave und Tracy waren bereits da. Nur Klaas fehlte noch. Alex begrüßte die Runde. "Wo ist Klaas, die letzte Nacht hat ihm wohl doch ganz schön zugesetzt, was?" fragte er die anderen. Tracy und Dave schauten sich kurz unsicher an, doch dann entgegnete ihm Dave:" Na ja, das war ja auch kein Wunder..".
Er schaute Tracy an und überlegte, wie viel sie von jener Nacht noch wusste, doch ihr Gedächtnis schien sich noch sehr gut an jene Erlebnisse zu erinnern, denn sie schaute etwas beschämt auf den Boden. Erinnerte sie sich etwa daran, wie sie ihn angebaggert hatte? Oder schossen ihr vielleicht auch wieder die Bilder des unheimlichen Lichtobjekts ins Gedächtnis? Doch sein Grübeln riss ab, als er Klaas erblickte.
Er kam auf sie zu und begrüßte sie mit einer schüchternen Stimme und setzte sich dann wieder wortlos hin. "Geht es dir wieder besser?" fragte ihn Tracy sofort besorgt. Klaas erfasste sie mit einem kurzen, unsicheren Blick und schaute dann wieder unsicher nach unten. "Ja danke, mir geht`s wieder gut..". Eine eiskalte Stille erfasste die Gruppe wieder, doch dann fuhr Dave dazwischen."Hey Mann, wir haben alle diesen komischen Lichtkörper gesehen. Es gibt keinen Grund sich zu schämen." Doch dann schaute ihn Klaas wieder etwas selbstsicherer an. "Es gibt keine Aliens oder irgendwelche übernatürlichen Dinge, ok? Wir haben wahrscheinlich irgendwas
harmloses gesehen und das war alles.." er schnaufte regelrecht. Dann wurde Dave etwas wütend.
"Ach ja, wenn du schon so ein Atheist bist, wie kann es dann sein, dass du in dem Moment plötzlich starr vor Angst warst und dann wie von ner Tarantel gestochen einfach abgehauen bist und uns wortlos hast stehen gelassen? Hä?" Klaas überlegte kurz. Dave hatte wohl ein gutes Argument gehabt.
"Vielleicht hatte ich ja Angst, dass wir ausgeraubt werden.." Dave runzelte unglaubwürdig die Stirn. "Wir waren zu viert..", "und betrunken!" hakte sich Klaas wieder ein, doch Dave fuhr weiter fort.
"Ja und? Ist das dann Grund genug zu glauben, dass wir gleich überfallen werden und dann so ein Theater zu veranstalten??", nun hakte sich auch Tracy ein. "Er hatte eben ne Panikattacke ok? Du weißt doch gar nicht, was er in seinem Leben vielleicht schon alles erlebt hat, weshalb er dann da die Fassung verloren hat? Lass ihn doch einfach in Ruhe..", entgegnete Tracy. Dann schaute sie Dave genervt an. "Ich lass in ja in Ruhe, ok? Es nervt mich nur, dass er mich schon wieder wie einen Verrückten aussehen lassen will, nur weil ich nicht daran glaube, dass es eine normale Erscheinung war..", dann hatte Tracy wieder diesen kühlen Blick. "Ach ja und deiner Meinung nach waren es...Aliens?" fragte sie unglaubwürdig.
Dave schaute sie nun noch wütender an."Und hast du ne bessere Erklärung, Tracy?? Frag Alex, er hat es selbst gesehen, wie es zum Schluss hoch in den Himmel gezischt ist. Welches Auto schleicht sich bitteschön wortlos an, verschwindet dann mit einer unglaublichen Geschwindigkeit und rast dann in den Himmel empor?".
Tracy überlegte. Zum ersten Mal sah man, wie sie hilfesuchend nach einer realistischen Antwort eiferte, doch keine fand.
"Nun, wir hatten getrunken. Ich muss Klaas recht geben. Vielleicht hat Alex auch was ganz anderes gesehen..", dann sah Alex sie genervt an.
Immer diese Realisten. Sie erwarteten von gläubigen Menschen, dass sie kritischer sein mussten und nicht wie ein kleines, trotziges Kind an ihrer Meinung festhalten durften und Dinge mehr hinterfragen sollten, doch machte sie es besser als Realistin? Sie ließ auch keinerlei andere
Meinungen zu und hatte für alles ein eintöniges Todschlagargument.
"Tracy, vor allem DU warst betrunken. Wir mussten dich beide links und rechts packen, das wirst du vielleicht noch wissen?", fragte Alex sie mit ernster Stimme und man sah sichtlich, wie es Tracy unangenehm wurde, zugeben zu müssen, dass sie sich ordentlich einen hinter die Binde gegossen hatte.
Er fuhr fort:"Ich war einer der wenigen, der noch halbwegs bei Trost war und ich weiß, was ich gesehen habe. Und ich darf auch nochmal daran erinnern, wie ihr beide in dem Moment starr vor Schreck wart. Vor allem du Klaas. Du hast dort wie angewurzelt gestanden und keinen einzigen
Mucks von dir gegeben. Jedenfalls guckt für mich kein Mensch in der Nähe eines Feldes vom Dorf so, wenn er denkt, gleich überfallen zu werden. Ihr habt alle so geguckt, als wenn ihr was anderes, was übernatürliches erwarten würdet..".
Tracy und Klaas guckten beide beschämt auf den Boden. Er hatte wohl einen wunden Punkt getroffen und ehrlich gesagt war er es auch leid, wegen Tracy andauernd vorsichtig zu sein.
Er hatte sich Hals über Kopf in sie verliebt gehabt aber mittlerweile merkte er, wie er langsam seine rosarote Brille verlor und es war ihm auch egal, ob sie wirklich Interesse an ihm hatte oder nicht. Sie war sexy und klug aber er würde sich wegen ihr nicht den Hals wegen verrenken.
Während Tracy nichts mehr dazu einfiel, entgegnete Klaas nur : "es war trotzdem kein Ufo.." und schaute wieder verängstigt nach unten. Dave und Alex warfen sich nur einen kritischen Blick zu, da sie beide mittlerweile auf einer Wellenlinie waren und kümmerten sich nicht weiter um dieses
Problem.
" Na ja, dann glaubt halt weiter an euren Verstand, ihr werdet schon alles besser wissen.." sagte Alex und drehte sich um.
Man merkte, wie dieser Vorfall die Gruppe gespalten hatte, denn sowohl Tracy, als auch Klaas redeten nicht mehr wirklich mit ihnen aber er kümmerte sich auch nicht mehr weiter um sie. Er bemerkte, wie er zur Anfangszeit der Uni sich viel zu sehr auf Tracy fokussiert hatte und wenn er ehrlich war, hatte er sich auch von Anfang an, viel zu viele falsche Hoffnungen gemacht. Warum eigentlich? Attraktive Frauen waren der Hauptgrund, warum sich ein Mann vollkommen zum Affen
machte und er ärgerte sich über seine eigene Schwäche. Doch er würde ihr schon zeigen, wer sich am Ende des Tages geirrt hatte und sie war schließlich nicht die einzige Frau auf dem Campus. Es gab unzählige hübsche Mädels und er wäre dumm, wenn er sich nur um eine einzige Frau scheren
würde.
Er musste sich eingestehen, dass er immer noch von seiner letzten Beziehung betroffen war. Es war seine erste Beziehung. Er hatte diesen Schritt endlich gewagt gehabt und wurde dann trotzdem enttäuscht und das hatte ihn doch mehr zu schaffen gemacht, als er zugeben wollte. Vielleicht
hatte er sich deshalb so lange von Frauen entfernt gehabt, doch er würde nicht zulassen, dass er wegen einer einzigen Frau wieder in eine schlechte Laune verfallen würde. Dann würde er halt weiter mit Dave mehr Zeit verbringen und sie konnte sich nen neuen Macker suchen, den sie dann wieder im besoffenem Zustand klarmachen kann, denn offensichtlich hatte sie danke ihrer reichen Mami und reichen Papi eh alle Freiheiten der Welt.
Er merkte, wie ihn die Wut wieder erfasste und musste sich somit bremsen. Nein, es gab auch noch andere Mädels und Leute, die nicht alles rigoros abstritten.
Dave und er verbrachten die nächste Zeit allein am Campus. Alex unterhielt sich sogar wieder mit ein paar Mädels und sie verstanden sich auch ganz gut mit ihm, doch es waren eher nicht sonderlich attraktive Mädels. Er würde sie eher in ein Mittelmaß einordnen und er nannte sich selbst einen
Feigling. Denn offensichtlich hatte er zu viel Angst davor, sich wieder an attraktivere Mädels heran zu wagen.
Dave flirtete fleißig weiter mit den Mädels, denn ihm war es offensichtlich komplett egal, wen er zwischen die Finger bekam, also schloss sich ihm Alex einfach an.
Er hatte sich längere Zeit mit einem blonden Mädel namens Stefanie unterhalten und auch Dave schien sich mit einem der Mädels aus dieser Gruppe äußert gut zu verstehen.
"Ich bin übrigens Alex"..stellte er sich Stefanie vor und Stefanie reichte ihm ebenfalls die Hand. Im selben Moment sah er Tracy, wie sie zusammen mit Klaas die Treppenstufen heraufging. Sie sah kurz zu ihm herüber, doch ihr kühler Blick wendete sich sofort wieder von ihm ab, genau wie
Klaas´s Blick und sie waren sofort im nuh verschwunden. "Du wirst meine Gefühle nicht mehr verletzen", dachte sich Alex und auch dieses Muttersöhnchen Klaas würde schon sehen, wo er mit seinem Rechthabergetue abbleiben würde. Außer Tracy war er doch vollkommen alleine und könnte
dann wieder zusehen, wie er mit seinem komischen Verhalten und seinen Panikattacken jemanden finden würde, der dafür mehr Verständnis hat.
Er lachte in sich hinein, denn er wusste, dass es für so Einsiedlerkrebse wie Klaas alles andere als einfach war, wieder neuen Anschluss zu finden. Doch egal. Er wollte sich von den beiden nicht weiterhin den Tag vermiesen lassen.
Stattdessen wendete er seinen Blick wieder zu Stefanie. Sie war genau wie der Rest der Truppe noch neu an der Uni und somit hatte er mit seinem Charisma und dem bereits absolvierten ersten Semester perfekte Chancen, ein paar Pluspunkte bei ihr zu sammeln. Auch Dave gab dem dunkelhaarigen Mädchen namens Maria die Hand und alles schien bestens zu laufen.
Alex erblickte ein Mädchen aus der Gruppe, dass sogar noch hübscher als Stefanie oder Maria war. Ähnlich wie Tracy, hatte sie eine schlanke aber trotzdem kurvenreiche Figur und ihre blonden Haare fielen ihr wie eine Wasserfall auf die Schultern.
Stefanie dreht sich um, um den Rest der Truppe vor zu stellen. "Das ist übrigens Angie und das ist Laura. Sie zeigte mit ihrem Finger auf die blonde Schönheit. "Laura also", dachte sich Alex und musste schmunzeln. Es war schon ein wenig unverschämt von ihm, dass er mit Stefanie flirtete und im selben Moment eigentlich viel eher ein Auge auf die hübsche Laura geworfen hatte.
Auch Dave nahm Laura kurz unter die Lupe. Doch sein Blick schweifte sofort wieder auf seine
andere Angebetete. "Hey, wie wäre es, wenn wir uns alle einfach mal auf einen Drink treffen? Ihr habt bestimmt noch viele Fragen über den Campus und die Sonne scheint auch noch ein wenig.." sagte er. Die Mädels lachten und stimmten ihn zu und so trafen sie sich in einer kleinen Kneipe, um den Tag ausklingen zu lassen.
Alex versuchte Stefanie zu zu hören, doch sie war eher etwas schüchtern und wenn sie von ihren Hobbys erzählte, kam nicht viel dabei raus, außer die Standartantwort, dass man gerne Freunde traf und einfach nur chillte. Er versuchte stattdessen eher Laura zu zu hören und sie erzählte, dass sie einen eigenen Instagramaccount hatte, bei dem sie versuchte zu modeln.
Schon wieder eine von diesen Beautyinflurenzerinnen, dachte sich Alex und musste sofort an seine Ex denken, die ja auch Beauty machte, auch wenn sie deutlich unattraktiver als Laura war. Doch
hatte sie auch noch mehr, als nur Instagram zu bieten? Er versuchte Kontakt zu ihr auf zu bauen und fragte sie nach weiteren Hobbys, doch außer der selben Antwort wie bei Stefanie, nämlich chillen und Freunde treffen, kam nicht mehr bei herum. Seine alten Vorurteile wurden wieder bestätigt
und eigentlich wusste er auch nicht genau, was er eigentlich erwartete, denn er war die meiste Zeit über selbst nur am chillen.
Er versuchte sich immer noch ein zu reden, dass er ja auch in einem Basketballverein war aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, dann war es schon durchaus länger her, dass er sich das letzte Mal dort hatte blicken lassen. Trot zalledem. Sie sah gut aus und hatte durchaus das Zeug um zu modeln, also wünschte er ihr weiterhin viel Erfolg mit ihrem Beautychannel.
Stefanie bemerkte sein Interesse an Laura und warf ihr einen argwöhnischen Blick zu, als ahnte sie bereits jetzt schon, dass sie nur der Sidekick war, um eigentlich an Laura heran zu kommen. Und wenn er eines erkannte, dann war es der eifersüchtige Blick eines Mädchens, also drehte er sich sofort wieder zu Stefanie um.
"Und Stefanie, hast du schon irgendwelche konkreten Zukunftsvorstellungen?" fragte er sie, um ihr wieder die volle Aufmerksamkeit zu schenken. Sie überlegte kurz. "Eigentlich nicht. Vielleicht werde ich Finanzberater oder so..", doch es war ein viel größeres Fragezeichen dahinter. Dann warf er kurz ein. "ja, ich weiß auch noch nicht so recht, was ich machen will, wenn das Studium vorbei ist...aber manchmal ist es auch ganz gut, das Studium erst mal auf sich wirken zu lassen, um sich dann erst genauer fest zu legen.." Sie stimmte ihm zu und auch Laura nickte mit dem Kopf.
Dave zog stattdessen weiterhin genüsslich an seiner Zigarette. "Und du Dave, wie siehts bei dir aus?" fragte ihn Maria. Überrumpelt von der Frage, drückte er seine Zigarette aus und wendete sich ihr dann zu. "Ach, ich würde mich Alex anschließen. Man weiß nie, was die Zukunft noch so alles bringt..". Sie schaute ihn etwas kritisch an. Offensichtlich hatte sie sich eine andere, direktere Aussage gewünscht aber dennoch fing sie dann zu lächeln an.
Sie verbrachten einen schönen Abend zusammen. Es war ein warmer, sonniger Abend und es hätte in der Tat nicht besser für sie laufen können. Zum Schluss tauschten sie noch schnell Nummern aus und Dave ging dann noch kurz mit zu Alex.
Er ließ sich in Alex`s Sessel fallen, als hätte er bereits Jahre darin verbracht gehabt und drehte sich einen Joint. Auch wenn es nicht sein Problem war aber Alex konnte sich diese Antwort einfach nicht verkneifen."Du kiffst dir noch alle Gehirnzellen weg." sagte Alex aber er sagte es nicht wirklich ernsthaft oder wie eine Mutter, die sich gerade vorwurfsvoll um ihn sorgte, sondern hatte dabei ein Lächeln auf den Lippen. Dave schaute ihn an und fing dann an zu lachen. "Ach sei doch still Mann..". Auch Alex lachte. Aber auch wenn es ihm egal war, so lag durchaus ein wahrer Kern in seiner Aussage.
Er konnte einfach nicht verstehen, wie man sich nur so gehen lassen konnte, doch er verwarf seine Gedanken sofort wieder. Er war schließlich nicht seine Mutter. Und wenn er in dem Moment tatsächlich an seine Mutter denken musste, kam ihm sofort das Lachen, denn selbst seiner Mutter war es vollkommen egal, ob er kiffte oder nicht. Schlimmer noch. Sie kiffte selbst und war wahrscheinlich der Hauptgrund, warum Dave auch wie ein Schlot rauchte und kiffte, denn er hatte ja bereits das Vergnügen, seine Kifferfamilie kennen zu lernen.
Dann setzte er sich auch hin. "Die Mädels sind schon ganz schön heiß, was?" fragte ihn Dave und Alex überlegte kurz. "Ja, sie sind ganz ok..". Jetzt runzelte Dave plötzlich die Stirn. "Du denkst wohl immer noch an Tracy, was?". Alex blickte kurz auf zu ihm. "Tja, sie war schon ein heißer Feger, da können die anderen nicht so leicht mithalten..", dann fing Dave wieder zu lachen an. "Du musst sie endlich mal vergessen, Mann.". "Ja ich weiß. Es ärgert mich nur, dass ich so viel Zeit für sie geopfert habe..". Dave sah seinen traurigen Blick und versuchte dann, ihn ab zu lenken.
Er sprang auf und holte ein Blatt Papier. "Was hast du vor?" fragte ihn Alex. "Wir müssen dich aus dieser Trauer herausbringen..", antwortete ihm Dave und schriebt plötzlich Tracys Namen auf den Zettel, sowie die Namen, der anderen Mädels. "Was? Willst du sie etwa bewerten?". Jetzt zog Dave
wieder an einer neuen Zigarette. "Ja Mann, ich zeige dir, dass Tracy nicht so besonders ist, wie du immer denkst.." , dann fuhr er fort. "Also, wer hat den geilsten Arsch? Also ich würde ja meiner Maria eine eins geben..". Alex schaute ihn verblüfft an. Maria sprach ihn am wenigsten an aus der Gruppe aber gut. Die Geschmäcker waren ja bekanntlich verschieden und Dave hatte nicht ohne Grund mit ihr geflirtet."Na ja, ich würde eher Laura die eins geben.." Dave zog die Augenbrauen hoch. "Ach sieh mal einer an! Ich wusste doch, dass du ein besonderes Auge auf Laura geworfen hattest. Ok, weiter gehts. Das Gesicht..".
Während Dave Laura und Maria ganz oben einordnete, musste er leider Tracy die volle Punktzahl
geben. Auch bei den anderen Kriterien, die Dave so aufzählte, war Tracy immer ganz oben mit dabei, da konnte selbst Laura nicht mithalten. Dave schien tatsächlich einen etwas anderen Geschmack zu haben, denn auch wenn er Tracy und Laura sehr attraktiv fand, so gab er seiner Maria meist die besseren Benotungen.
Mit einem Schlag fiel ihm plötzlich auf, dass sie die Frauen nur oberflächlich bewerteten und fühlte sich auf einmal ein wenig mies dabei. " "Sollten wir zur Abwechslung nicht auch mal den Charakter oder die Hobbys bewerten? Mir kommt es gerade so vor, als würden wir irgendwelche Autos bewerten.." sagte er und Dave schaute ihn kurz fragend an. Auch wenn er wusste, dass das bei den meisten Kerlen normal war, Frauen nach dem Äußeren zu bewerten und er sich versuchte ein wenig zu trösten, dass Frauen ja auch oft genug oberflächlich bei ihrer Partnerwahl waren, so
glaubte er schon auch, dass diese Welt nach wie vor von sehr vielen Klischees bestimmt wurde, gerade bei Frauen. Doch dann knickte er wieder ein.
Egal wie oft er sich versuchte ein zu reden, dass andere Dinge ja auch noch entscheidend waren, so konnte er sich selbst nicht aus diesen ganzen Klischees befreien. Die ganze Zeit über hatte er versucht, Tracy in eine Schublade zu stecken und jedes mal wenn er wieder von ihr überrascht wurde, wollte er es trotzdem nicht wahrhaben, weil sie einfach zu gut aussah. Er war selbst von lauter Stereotypen gelenkt aber was solls, dachte er sich. Er versuchte sich damit zu trösten, dass jeder Mensch so seine Macken hatte und das bis zu einem gewissen Grad auch nicht verwerflich war.
"Also gut. Dann bewerten wir jetzt ihren Charakter.." sagte Dave. "Na ja, was soll ich sagen..auch wenn wir die anderen Mädels noch nicht so genau kennen, kannst du ja bei Tracy direkt schon festhalten, dass sie eine eingebildete Zicke ist, die meint, alles besser zu wissen." ergänzte er und
Alex überlegte kurz, stimmte ihm dann aber zu. "Ja, mach direkt ein fettes Minus rein.." Dave lachte und gab Tracy die schlechteste Bewertung. "Ok, weiter gehts..Hobbys und Interessen..". Während er Maria die beste Bewertung gab, wollte Alex Tracy für einen kurzen Moment besser bewerten. "Hä, wieso Tracy? Was ist denn an der Ollen so interessant?", fragte ihn Dave bestürzt. "Nun ja, sie mag Science Fictionfilme und liest gerne.Und im Gegensatz zu den ganzen
Beautytanten kann man sich auch mit ihr mal über andere Dinge außer nur Beauty unterhalten..", wieder schaute ihn Dave kritisch an. "Hey Mann, du weißt schon, dass ich das deshalb mache, um dich aus deiner Trauer wegen Tracy heraus zu holen?", er schaute ihn kurz an. "Ja, dann müssen wir aber auch leider ehrlich sein und anerkennen, dass die anderen Schwatztanten außer Make-Up und Diätprodukten nicht viel anzubieten haben.." erwiderte Alex. Dave schaute ihn misstrauisch an und dann knickte Alex wieder an.
"Es tut mir leid..ich schätze einfach, ich hab immer noch Probleme, sie einfach so zu vergessen.." sagte er und Dave erkannte seine Verzweiflung. Er legte ihm einen Arm auf die Schulter
und versuchte ihn zu trösten." Hey Mann, wir haben alle ab und zu Liebeskummer und ich weiß, das ist grad hart für dich aber es geht vorbei..".Alex nickte ihm dankend zu. Dann schaute er weiter geknickt auf den Boden. Dave schaute ihn fragwürdig an und erkannte sofort, dass da
noch was anderes sein musste.
"Ist noch was?" fragte er ihn. Dann schaute ihn Alex traurig an. "Wie geht es dir seit dem Vorfall im Maisfeld? Ich meine, hast du das seitdem gut verdaut oder verfolgt es dich immer noch?" fragte Alex ihn, doch bei diesen Worten änderte sich sofort Daves Mimik.
"Ich weiß nicht Mann..es geht mir schon ganz schön nah. Vor allem, was du da mit diesem Zeitungsartikel über die belgischen Flugobjekte angesprochen hast. Ich meine, du warst der Einzige von uns, der gesehen hat, wie das Ding ab in den Himmel verduftet ist und die anderen scheinen das ja damals genau so erlebt zu haben..und na ja..ich,...ich hatte letztens auch so ein komisches Erlebnis..", bei diesem Geständnis weiteten sich Alex`s Augen sofort. "Was genau meinst du damit?", Dave schaute ihn weiter unsicher an. "Aber ich will nicht, dass du mich auslachst oder so, denn es hört sich echt schräg an..", dann kniete sich Alex zu ihm herab. "Ich würde dich niemals auslachen, ich hab es doch selbst mit eigenen Augen gesehen..".
Dave blickte kurz zu ihm auf und fuhr dann fort."Nun ja..ich hatte letztens eine Offenbarung, als ich mal wieder zu viel gekifft hatte. Aber ich meine nicht irgend einen Trip, den man hat, weil man mal wieder zu viel geraucht hat, es war einfach..anders. Ich war jenseits von dem, was andere als Drogenrausch bezeichnen würden. Ich habe mich selbst gesehen, wie ich in einer Art weißen Himmel umher gelaufen bin. Da war dieses grelle Licht, überall um mich herum. Und es leuchtete mir direkt ins Gesicht..",
Alex hielt kurz inne. Ihn fröstelte es bei diesem Gedanken, der ihn wieder an sein eigenes Erlebnis erinnerte, als er sich den Aliens wie ausgeliefert fühlte und ständig das Gefühl hatte, jemand würde ihm mit einer Taschenlampe andauernd direkt in die Augen leuchten. "Es war total unheimlich..und dann war da diese Gestalt in der Mitte. Ich konnte sie nicht richtig erkennen, weil ich nur die Umrisse sah aber ich hatte das Gefühl, dass sie sich auf mich zubewegte..und egal, wie sehr ich versuchte mich dagegen zu wehren und rückwärts zu laufen..es ging einfach nicht. Es war, als wäre ich auf einem Laufband, das mich immer wieder auf meinen Ausgangspunkt zurückbefördert..".
Wieder bekam Alex große Augen. All diese Details erinnerten ihn immer wieder an seine eigene Geschichte.
"Konntest du sonst irgendwas auffälliges an der Figur erkennen? War sie besonders groß?" fragte ihn Alex. Dave überlegt kurz und sagte dann:"ich weiß nicht, sie war sehr weit von mir entfernt aber irgendwie dachte ich als,...es würde sich um meinen, na ja..um meinen.." er rang nach den richtigen Wörtern. "Na ja, es hört sich vielleicht blöd an aber diese Figur erinnerte mich irgendwie an meinen Vater..", Alex dachte wieder nach.
Sein Vater, stimmt. Was war eigentlich mit seinem Vater? Dave hatte ihm nie besonders viel über ihn erzählt gehabt, um genau zu sein, hatte er eigentlich gar nichts über ihn erzählt aber man sah, dass ihn das Thema plötzlich sehr berührte.
"Und was ist mit deinem Vater?" fragte er ihn, als sich Dave verängstigt zu ihm umdrehte. "Nun ja, wie dir vielleicht aufgefallen ist, habe ich ihn noch nie erwähnt und das hat seinen Grund. Er..er hat mich damals..", wieder versuchte er die richtigen Worte zu finden."Er hat mich als Baby
vergewaltigt." .
Sofort weiteten sich Alex`s Augen. "Na ja, ich meine, ich weiß davon zum Glück nicht mehr besonders viel, ich war ja zum Glück noch zu klein aber meine Mutter hat es mir dann erzählt und sie hat ihn natürlich sofort verlassen und wollte ihn auch anzeigen aber es gab leider keine ausreichenden Beweise und na ja..ich glaube auch, dass das einer der vielen Gründe war, warum sie dann versucht hat, auf spirituellem Wege Antworten zu finden. Ich verurteile sie nicht dafür, ich glaube selbst fest daran..".
Alex dachte wieder nach. Das würde diesen ganzen Kifferkult in seiner Familie erklären aber er machte Dave keinen Vorwurf. Es gab auch genügend andere Jugendliche und junge Erwachsene, die versuchten, ihre schlimmen Erlebnisse mit Drogen zu bekämpfen, was ihnen natürlich immer nur für den Moment weiterhalf aber diese Antwort hatte ihn echt schockiert. Aber wie passte das mit den Aliens zusammen? Hatte er sich vielleicht doch bloß was in seinem Drogenrausch zusammen gedichtet oder wollten ihm die Aliens damit tatsächlich ein Zeichen setzen? War es eine Art Experiment, um zu sehen, wie Menschen verschiedene Emotionen verarbeiteten? Und auch die Details, die ihm Dave geschildert hatte, ähnelten schon stark den Vorfällen, die er damals erlebt hatte.
"Hör zu, ich weiß, das hört sich alles total crazy an aber für mich war es das krasseste, was ich je erlebt habe. Ich weiß, du musst mich für verrückt halten aber..","Dave, Dave!" unterbrach er ihn. "Ich halte dich nicht für verrückt. Ich habe letztens selbst so einen merkwürdigen Traum gehabt..". Dave schaute ihn verblüfft an. "Du meinst, du hast auch deinen Vater gesehen?", Alex rümpfte die Nase."Nein, nicht meinen eigenen Vater..aber dieses grelle Licht und auch diese komischen Wesen, die man nicht genau erkennen konnte".
Jetzt schaute Dave ihn wieder verblüfft an. Dann fuhr Alex fort. "Ich hatte diesen Traum, bevor wir dieses Erlebnis im Maisfeld hatten. Ich habe mich auch in diesem lichterfüllten Raum befunden und hatte das Gefühl, dass ich komplett bewegungsunfähig bin. Wie an einen Tisch gekettet und unter Drogen gesetzt. Ich konnte nur ganz wenig erkennen aber da waren diese komischen Wesen.
Sie standen um mich herum. Ich weiß nicht mehr, wie viele es waren und ich konnte sie durch dieses grelle Licht auch nicht wirklich erkennen aber sie waren sehr groß.Viel größer als normale Menschen und so lang und dünn. Als hätte man sie auf eine Streckbank gelegt..Na ja jedenfalls habe ich dann auch versucht, mit ihnen zu reden, doch sie haben einfach nichts gesagt. Sie haben sich stattdessen miteinander unterhalten und haben dabei so komische Schmatzgeräusche von sich gegeben. Es war einfach so unheimlich..und als sie dann bemerkten, dass ich immer unruhiger wurde und versuchte, um mich zu treten, da wurde das Licht noch greller. Es blendete mich immer mehr, bis außer weißem, grellen Licht sonst nichts mehr zu sehen war und dann bin ich irgendwann wieder aufgewacht..".
Er hatte seine Geschichte zu Ende erzählt, doch Dave sah ihn immer noch mit offenem Mund an. "Das muss doch was bedeuten..ich meine, wir haben beide dieses grelle Licht gesehen und auch wenn meine Figur eher meinem Vater ähnelte, so scheint es ja doch irgendwie zusammen zu hängen.." sagte Dave und Alex stimmte ihm zu.
"Es ging ja noch weiter. Die Stelle am Waldrand, wo wir alle dieses komische Lichtobjekt gesehen haben. Das war Haar genau die selbe Stelle, wo ich ein paar Tage zuvor eine merkwürdige Gestalt gesehen habe. Ich war wie immer joggen und dachte erst, ich hätte mich vielleicht übernommen,
denn als ich eine kurze Pause machen wollte, um durch zu atmen, habe ich plötzlich wieder diese komische Gestalt am Waldrand gesehen. Ich hab mir die Augen gerieben, weil ich dachte ich hätte mich verguckt, doch als ich dann ein zweites mal hinsehen wollte, war da nur noch ein langer,
dünner Baumstumpf. Ich weiß, das hört sich ein wenig bescheuert an. Aber ich glaube, dass ich damals schon die ersten Anzeichen von ihnen mitbekommen habe. Vielleicht wollen sie uns beobachten. Vielleicht können sie unsere Träume steuern oder generell in unser Bewusstsein eintauchen und ich weiß nicht, was sie für Experimente mit uns durchführen wollen aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie existieren und sie führen definitiv nichts Gutes im Schilde.." .
Dave schaute ihn immer noch mit weit geöffneten Augen an und nickte ihm zu. Es war klar, dass er nicht eine Sekunde an Alex`s Worten zweifelte. Dies wunderte ihn irgendwie nicht, denn Dave hatte ja auch schon vorher oft genug zu verstehen gegeben, dass er übernatürliche Phänomene nicht ausschloss, doch nun gehörte Alex selbst zu jenen Leuten, die die üblichen Naturgesetze
anzweifelten.
Auch wenn sie sich nun ihre Erfahrungen gegenseitig offenbart hatten, so wussten sie doch nicht so recht, was sie nun dagegen unternehmen sollten. Im Grunde genommen war es nach wie vor ein unsichtbarer Feind, der sich nur dann zeigte, wenn er es auch wollte.
Dave und Alex schworen sich, dass sie weiter auf der Hut bleiben würden, auch wenn sie nicht genau wussten wie. Sie mussten sich eingestehen, dass sie dieser Kraft machtlos ausgeliefert waren und Alex fragte sich, ob er wohl mit Hilfe von Hypnose oder anderen Schalftaktiken es schaffen würde, wieder in ihre Welt einzutauchen, um sie wieder zur Rede stellen zu können. Oder wäre auch das sinnlos, weil nur sie selbst entscheiden konnten, wann sie ihm im Traum sehen wollten und wann nicht? Er zerbrach sich noch eine Weile den Kopf darüber aber sah dann ein, dass er nicht weiter kam und entschloss sich stattdessen, sich wieder hinzulegen. Dave war auch schon Nachhause gegangen.
Die Nacht verging ohne weitere Vorkommnisse und er entschloss sich mit Dave gemeinsam, die Mädels weiter zu besuchen. Es war eine chaotische Zeit und er merkte, dass er die Ablenkung brauchte.
Er traf sich mit Stefanie alleine in einem Cafe aber merkte gleichzeitig, dass das wohl keine so gute Idee war, denn sie war genau so still, wie sonst auch und die Tatsache, dass Dave und die anderen nicht da waren, um die Stimmung ein wenig auf zu lockern, war auch nicht gerade hilfreich. Also musste er wohl wieder das Ganze zum Laufen bringen.
"Nun, hast du denn schon irgendwelche Pläne fürs Wochenende?" fragte er sie und sie überlegte kurz. "Nun, ich werde wohl meinen Eltern mit ihrem neuen Bootshaus helfen müssen." antwortet sie. "Ach ja, ihr habt ein Bootshaus? Das ist ja cool". Sie rümpfte kurz die Stirn. "Ja, mein Vater arbeitet als Architekt und nächstes Jahr baut er uns wahrscheinlich auch noch nen eigenen Pool." Alex nickte ihr zu.
Sie versuchte ihn wohl zu beeindrucken, was ihn wieder ein wenig zum schmunzeln brachte, denn sie war das typische langweilige Mädchen, was nicht viel zu bieten hatte und sich dann ihre Freunde kaufte, in dem sie mit materiellen Dingen angab, die sie sich wohl gemerkt, nur auf Kosten ihrer Eltern leisten konnte. Sie langweilte ihn jetzt schon ungemein aber was sollte es, dachte er sich. Es war besser als nichts zu haben, doch er konnte das Gespräch auch nicht wirklich weiter am laufen halten. Man musste ihr leider jedes Wort aus der Nase ziehen und er glaubte tatsächlich die langweiligste Person seines Lebens vor sich zu haben und fragte sich, ob die Konversation mit Laura wohl anders verlaufen wäre oder ob sie ihn auch nur mit langweiligem Beautygedöns abnerven würde.
Und direkt wanderten seine Gedanken wieder zu Tracy. Er hätte mit ihr wohl viel mehr zu lachen gehabt und hätte sich mit ihr darüber unterhalten, ob es wohl irgendwann nochmal eine Fortsetzung von Star Wars geben würde. Doch er holte sich aus seiner Nostalgie wieder heraus. Sie hatte ihn so oft enttäuscht und er durfte sich nicht schon wieder von seinen alten Gefühlen einholen lassen. Dennoch.., er versuchte sich ein zu reden, dass ein Mädchen besser als keins war, doch wenn er wieder zu Stefanie blickte, hatte er sofort wieder das Bedürfnis, sie sofort zu verlassen, damit sie ihn nicht weiter mit ihrem Schweigen langweilte.
Er verabschiedete sich kurz bei ihr und war dann umso schneller wieder verschwunden. Vielleicht würde er es schaffen, sie ins Bett zu bekommen aber er konnte sich unmöglich vorstellen, dass sie ihn auf immer und ewig durch sein Leben begleiten würde.
Er bog ab zur nächsten Kneipe und gab sich einem weiteren Drink hin. Der Tag und vor allem das Treffen mit ihr hatten ihn ein wenig gefrustet und so wollte er sich das Leben wieder schön trinken.
Er trank ein paar Drinks und dachte wieder über die ganzen Vorkommnisse nach. Die ganzen Begegnungen mit diesen Wesen spielten sich entweder in seinem Traum ab oder an diesem besagten Waldrand, wo er sowohl die komische Gestalt, als auch das Lichtobjekt gesehen hatte. Er schaute aus dem Fenster der Kneipe. Die Sonne ging so langsam unter und er dachte weiter nach.
Irgendwas sagte ihm, dass er die Antwort dort finden müsste. Alles schien sich dort ab zu spielen. Es schien fast schon wie ein Tor zu einer anderen Welt zu sein und irgendein Gefühl sagte ihm, dass er dort hingehen müsste, um dort weiter zu forschen. Er trank sein Glas aus und machte sich dann auf den Weg.
Er merkte wieder, wie die Stechmücken auf seiner Nase herumtanzten und er hatte große Mühe, diese blutsaugenden Biester von sich fern zu halten. Es wurde immer dunkler und er merkte, wie ihm kalt wurde. Er hatte nur ein kurzes Shirt an und hatte das Bedürfnis, erst Nachhause zu gehen, um sich dort wärmer an zu ziehen.
Jetzt kamen noch mehr Stechmücken und attackierten ihn. Es kam ihm fast schon so vor, als wollten in gewisse Kräfte davon abhalten, seinen Weg weiter fort zu setzen, doch er wollte unbedingt Antworten.
Er merkte, dass er sehr lange unterwegs war, denn plötzlich schmerzten seine Füße und er überlegte, warum er nicht einfach einen Bus bis zu seinem Heimatort genommen hatte, doch irgendwas in ihm hatte das Bedürfnis zu laufen.
Er musste jetzt wohl schon eine gute Stunde unterwegs gewesen sein, denn so langsam erreichte er den Waldrand und das Maisfeld. Er gab es mittlerweile auf, die ganzen Stechmücken zu vertreiben und richtete seinen Blick allmählich auf die Stelle seiner Begierde.
Er konnte durch die hohen Pflanzen wieder fast nichts erkennen, doch dann schien er tatsächlich einen Menschen zwischen all den Maiskolben zu sehen. Er versuchte genauer hinüber zu blicken und tatsächlich konnte er jemanden in einer Jeanshose und weißem Hemd erkennen. Er kniete
auf dem Boden und es sah aus, als wollte er irgendjemanden anbeten. Vorsicht näherte sich Alex diesem Mann. Er hatte den Kopf geneigt und flüsterte irgendwas vor sich hin. Alex lachte kurz in sich hinein. Was machte er da nur? Hatte er ähnlich wie Alex zu viel getrunken oder war vielleicht sogar high? Und warum saß er mitten in einem gottverdammten Maisfeld?
Alex versuchte sich einzureden, dass dies ein Zufall sein musste, doch als der Mann seinen blonden Kopf erhob, weil er ihn anscheinend doch bemerkt hatte, konnte er fast gar nicht glauben, wen er da plötzlich erblickte. Er drehte sich um zu Alex und es war niemand geringeres als Klaas.
"KLaas??" fragte Alex irritiert, doch Klaas sah ihn nur so an, als wollte er nicht, dass ihn irgendjemand bei seinem geheimen Vorhaben störte.
Alex schaute ihn weiter schockiert an. Er wollte ihm nichts unterstellen, war aber trotzdem auf der Hut. Er hatte diesen strengen Blick sonst nur bei ihm gesehen, wenn er darauf beharrte, dass er bei irgendwas recht hatte, doch nun schaute Klaas ihn so an, als wenn er ihn mit seinem Blick töten wollte.
Er schaute ihn weiterhin wortlos an, doch dann drehte er sich plötzlich zu ihm um und erhob sich. Nun wich Alex ängstlich einen Schritt zurück. Er wusste, dass er stärker als Klaas war aber im Moment sah er wie ein Irrer aus, der zu allem möglichen bereit war und sein gesunder
Menschenverstand sagte ihm, dass er wohl besser kein Risiko eingehen sollte. Vielleicht hatte er ein Messer dabei.
Klaas fing nun zu grinsen an und machte weitere Schritte auf ihn zu. Im Gegensatz zu seinen Anfangszeiten, in denen er ihn noch als komplett verunsicherten und in sich gekehrten Jungen erlebt hatte, wirkte er jetzt plötzlich sehr selbstbewusst und fast schon unbesiegbar.
Er grinste ihn weiter an und blieb dann plötzlich stehen. Auch Alex bewegte sich nicht weiter und sah stattdessen weiterhin in seinen fesselnden Blick.
Lachend sah er ihn wieder an und erhob dann plötzlich seine Arme. "Ich bin nicht Klaas! Ich bin ein Gott!" .Er schaute dabei gespannt in den Himmel und Alex konnte seinen Ohren fast nicht trauen. "Was laberst du da Mann?? Bist du etwa auf Drogen?" fragte ihn Alex, doch dann blickte ihn KLaas mit verhassten Augen an und redete weiter. "Schweig, du Erdenmensch! Du weißt fast nichts über mich und mein Volk! Ihr seid für uns nichts weiteres als Parasiten, die alle getötet werden müssen!".
Alex erschrack. Er konnte es kaum glauben. Sofort hatte er wieder die Schweißperlen auf dem Gesicht und merkte, wie seine Kniee anfingen zu zittern. Das konnte einfach kein Zufall mehr sein. Er glaubte plötzlich in die hasserfülltesten Augen zu sehen, die er je erblickt hatte und von Klaas`s ursprünglichem Verhalten war rein gar nichts mehr übrig.
Er überlegte, ob es wohl besser war ab zu hauen, doch andererseits hatte er ja geradezu nach einer Antwort gesucht. "Was willst du von mir?" schrie ihn Alex an und Klaas fing wieder zu grinsen an. "Wir wollen euch erforschen. Wir wollen heraus finden, wo eure Knackpunkte sind..und euch dann auslöschen. Um eine neue Zivilisation zu gründen." Alex merkte, wie sein Herz in seiner Brust immer schneller hämmerte. Er merkte, wie Klaas einen weiteren Schritt auf ihn machen wollte, doch plötzlich schien er von irgendwas abgelenkt zu sein. Er schaute kurz in den Himmel und schien kurz zu überlegen. Dann drehte er sich plötzlich um und rannte davon, genau wie in jener Nacht, als sie das Lichtobjekt gesehen hatten. Alex blieb für einen kurzen Moment fassungslos stehen. Sollte er nun auch abhauen oder ihn verfolgen? Doch plötzlich schien sein Mut so langsam zurück zu kehren und er kam wieder zur Besinnung.
"Oh nein, Freundchen. Nochmal wirst du nicht davon kommen!" sagte er sich und rannte ihm durch das Maisfeld hinterher. Er versuchte ihn weiterhin im Blickfeld zu behalten, doch er rannte kreuz und quer und dank der ganzen Maiskolben hatte er ihn dann bald aus den Augen verloren.
"Verdammt!", schrie Alex, doch er konnte ihn einfach nicht mehr sehen.
Wie von der Tarantel gestochen drehte er sich nun selbst um und rannte zurück zu seinem Elternhaus. Er musste Dave informieren, denn seine Eltern würden ihn wohl für verrückt halten und so nahm er die Beine in die Hand und rannte so schnell er konnte.
Er rannte durch die Maiskolben , von denen sich einige Blätter ablösten hindurch und an seiner Kleidung hängen blieben. Er rannte zurück zum Wiesenweg und rannte dann den gesamten Weg zurück zu seinem Haus.
Als er ankam, war er völlig aus der Puste. Er bemerkte, dass er längere Zeit nicht mehr trainiert hatte und wusste bereits jetzt schon, dass er morgen wahrscheinlich den Muskelkater seines Lebens haben würde, doch es war ihm egal. Die Geschichte mit Klaas war mit Abstand das Krasseste, was er je erlebt hatte und er rannte sofort zum Telefon.
Er wollte ihn eigentlich mit dem Handy anrufen, doch das hatte keinen Akku mehr, also rannte er so schnell er konnte zum Haustelefon und tippte Daves Nummer ein. Das Telefon piepte kurz, dann nahm eine verschlafene Stimme den Hörer ab.
"Hallo?" sagte er müde. "Dave, Dave! Wach auf Mann! Du wirst mir nicht glauben, was ich grad erlebt habe..". Doch Dave schien fast schon ein wenig genervt darüber zu sein, dass ihn jemand aus seinem Schlaf gerissen hatte. "Bitte sag mir, dass du im Lotto gewonnen hast..", Alex verzog kurz das Gesicht und redete dann weiter." Nein Mann, lass den Quatsch. Ich war gerade bei unserem alt bekannten Ufoweg spazieren und jetzt rate mal, wen ich im Maisfeld betend gesehen habe...es war Klaas! Er hat da gesessen und hat mich mit so nem irren Blick angestarrt, als wenn er mich gleich töten wollte und als ich seinen Namen gerufen habe, hat er plötzlich irgendwas davon gefaselt, dass er nicht Klaas wäre, sondern ein Gott und dass er hier war, um mit seinem Volk die Menschheit zu erforschen, damit sie sie dann anschließend zu töten. Ich schwörs dir Mann, der hat mich dabei die ganze Zeit so angestarrt, als wäre er ein vollkommen anderer Mensch. Fast schon so, als wäre er besessen..Und dann hat er sich plötzlich umgedreht und ist abgehauen. Ich wollte ihm hinterherrennen aber durch die ganzen hohen Maispflanzen hab ich ihn dann irgendwann aus
den Augen verloren ".
Als Dave dies hörte, konnte er es fast gar nicht glauben. Von seiner verschlafenen Stimme war nichts mehr zu hören. "Ist das dein ernst? Unser schüchternes Muttersöhnchen Klaas, das sonst nie die Zähne auseinander bekommt?". "Ja, ehrlich! Ich schwöre es dir! Ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so was schräges erlebt..", dann war kurz Funkstille auf der anderen Seite. Doch dann fuhr Dave fort. "Hast du denn schon mal probiert, ihn zurück zu rufen??", nun war bei Alex kurze Funkstille.
Natürlich, warum hatte er das nicht als erstes probiert? Er wusste, dass sein Handy leer war aber er hätte Zuhause auch direkt versuchen können, ihn an zu rufen. Doch wenn man aufgeregt war, konnte man nur selten vernünftige Gedanken fassen.
"Nein, mein Handy ist auch grad leer..". "Kein Problem" erwiderte Dave. Mein Handy ist noch geladen, warte, bleib kurz dran. Ich werde versuchen, ihn jetzt zu erreichen und dann bin ich mal gespannt, was dieses kleine Muttersöhnchen dazu zu sagen hat.".Alex hörte, wie Dave auf der anderen Seite der Leitung eine Nummer tippte und hörte dann das Geräusch der Warteschleife. Dave wartete bestimmt mehr als eine Minute darauf, dass Klaas endlich den Hörer abnehmen würde, doch Alex hatte fast schon damit gerechnet, dass er sich jetzt nicht mehr melden würde. Man hörte, wie Dave auflegte.
"Tja, nichts zu machen, der Hosenscheißer nimmt nicht ab.."sagte Dave und Alex überlegte kurz weiter. "Ich weiß nicht. Was ist, wenn er wirklich von diesen Aliens besessen war? Ich mein, es ist
ja nicht so, als wenn wir hier zum ersten Mal solche komischen Erlebnisse mitbekommen. Vielleicht ist ihm ja auch was passiert?" . Doch Dave seufze kurz.
Er wusste, dass Dave nicht gerade der beste Freund von Klaas war, doch stattdessen fuhr Dave fort." Nun, vielleicht hat sich unser Nerdkind auch einfach mal einer ordentlichen Portion Drogen hingegeben, um aus seinem langweiligen Spießerleben aus zu brechen.." Nun hörte sich Dave fast schon wie Tracy an, die für alles eine realistische Erklärung finden wollte.
"Das glaub ich einfach nicht Dave. Er kam mir wirklich so vor, als wäre er ein komplett anderer Mensch und warum sollte er denken, dass er ein außerirdischer Gott ist, wenn er sonst immer die Logik und Vernunft so anbetet? Irgendwas stimmte da nicht und du weißt, dass unsere letzten Erlebnisse alles andere, als normal waren..". Dann wurde Dave wieder für einen kurzen Moment still. "Du hast recht. Irgendwas ist da faul und gerade bei Klaas kann ich mir so ein Verhalten überhaupt nicht vorstellen aber was machen wir jetzt? Er geht nicht an sein Handy ran und die einzige Möglichkeit wäre noch, dass wir zu ihm Nachhause fahren und versuchen da nach dem rechten zu sehen..", dann überlegte Alex wieder. "Ja du hast recht. Aber ich weiß überhaupt nicht, wo der Typ überhaupt wohnt. Und soweit ich weiß, hat er uns auch noch nie seine Wohnadresse mitgeteilt.."und Dave überlegte mit ihm. "Ja stimmt aber warte. Google weiß doch alles..".
Dave gab seinen Namen in der Suchmaschine ein und erhoffte sich, ihn bei Social Media zu finden, doch er fand nichts außer Leute, die den selben Namen hatten wie er.
"Nichts zu machen Kumpel, ich finde ihn einfach nicht..". "Verdammt!" erwiderte Alex, doch er sah ein, dass es sinnlos war."Egal, vergiss es Alex. Morgen müssen wir wieder in die Uni und dort müssen wir ihn ja wiedersehen. Und wenn es dann soweit ist, können wir ihn auch zur Rede
stellen..". Alex überlegte noch ein wenig, stimmte ihm dann aber zu. Es war für alle das Beste, einfach den nächsten Tag ab zu warten, doch weder Alex noch Dave konnten die Nacht ruhig schlafen.
Alex wusste nicht genau, was mit Klaas los war aber er konnte gut und gerne auf einen Verrückten verzichten, der nachts durch seinen Heimatort streifte und ihn in seinem Wahn dann vielleicht Zuhause überfallen würde. Er konnte einfach nach all diesen Aktionen kein Auge mehr zumachen und so wachte er dann vollkommen übermüdet auf.
Er schleppte sich in die Uni und erwartete sehnsüchtig Dave, doch zunächst sah er Tracy, wie sie wieder die Treppenstufen an ihm vorbeiging und ihn dabei kurz erblickte. Als sie in seine Augen sah, hatte sie wieder diesen kühlen, abwertenden Blick. Sie drehte sich dann aber sofort wieder um, ging weiter und würdigte ihn auch keines Blickes mehr. Egal, er wartete auf jemand ganz anderen.
Dann kam endlich Dave auf ihn zu. "Hey Mann, na? Hast du ihn schon gesehen?" fragte er ihn. "Nein, keine Spur aber egal. Der Tag hat gerade erst angefangen. Vielleicht kommt er heute etwas später.."..Dave schaute ihn mit müden Augen an. "Ja, warten wir ab. Ich hab heute Nacht echt kein
einziges Auge zugemacht..", Alex stimmte ihm zu. "Ja, ich leider auch nicht.
Alex blickte rüber zu dem Campusrasen und erblickte dann die Mädchengruppe mit Stefanie, Angie, Maria und Laura. Er sah, wie Stefanie die Hand hob, um ihn zu grüßen, doch er drehte sich schnell um und hoffte, dass sie ihn nicht weiter nerven würde. Das Letzte, was er jetzt noch gebrauchen konnte, war eine langweilige Tante, die ihn mit ihrem Schweigen noch mehr einschläfern würde.
Er drehte sich weiter um, um das Gelände zu verlassen."Wollen wir unsere Mädels nicht begrüßen?" fragte ihn Dave, doch Alex gab ihm zu verstehen, dass er für so was nun wirklich keine Zeit und Lust hatte.
Sie gingen beide in den Hörsaal und es war nicht zu übersehen, dass Alex versuchte, sich einen Platz zu suchen, der möglichst weit von Stefanie entfernt war, damit sie ihn bloß nicht entdeckte.
Ironischerweise saß er nun umso näher an Tracy dran. Es war halt doch nie wirklich eine gute Idee, sich mit Liebschaften aus dem selben Semester ein zu lassen, denn wenn es doch auseinander brach, musste man die selben Leute am nächsten Tag wieder sehen und konnte das Ganze nur schwer umgehen.
Dave und ALex schauten sich beide an. Der Professor begann mit seiner Vorlesung und es waren bereits zwanzig Minuten vergangen, doch von Klaas gab es immer noch keine Spur.
"Das ist komisch. Er war bisher noch nie zu spät.." sagte Dave und auch Alex rümpfte nachdenklich die Nase. Irgendwas war hier faul und er konnte das Ganze nicht mehr aushalten.
Er blickte rüber zu Tracy. Mit Sicherheit wunderte sie sich darüber, dass Klaas nicht da war aber sie
würde sich nicht weitere Sorgen machen und stattdessen denken, dass er einfach nur krank war. Sie hatte ja nicht mitbekommen, dass er zuletzt wie ein Irrer durch ein Maisfeld gelaufen war.Vielleicht war ihm aber auch tatsächlich etwas Schlimmes passiert und niemand hatte davon Kenntnis genommen. Vielleicht vermissten ihn seine Eltern und hatten bereits die Polizei informiert. Vielleicht lag er gerade schwer verletzt in einem Graben oder schlimmer noch..vielleicht war er
mittlerweile selbst von Aliens entführt worden.Aber wenn es eine Meldung an die Polizei gab, dann hätten diese mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die Uni benachrichtigt und die wiederum hätten vielleicht den Campus abgefragt, ob irgendjemand ihn gesehen hat, doch es schien alles wie immer
zu sein.
Dennoch. Er musste sich vergewissern und blickte wieder rüber zu Tracy. Seine Wut ihr gegenüber verschwand so langsam wieder. Sie war halt ein realistischer Mensch und glaubte an handfeste Beweise. Sie hatte ihre eigene Meinung und vielleicht war er ihr gegenüber an jenem Tag einfach zu grob gewesen. Doch mittlerweile regte ihn dieser Kindergarten einfach nur auf. Klaas hatte sich wie ein Verrückter aufgeführt, er war immer noch nicht in der Uni und vielleicht war wirklich was Schlimmes passiert. Und Tracy war nach wie vor die Einzige aus der Uni, zu der KLaas einen guten Draht hatte und vielleicht würde er bei ihr den Hörer abnehmen, wenn sie versuchen würde, ihn zu erreichen. Jedenfalls wollte er diese gefährliche Situation nicht wegen so einer unnötigen Streitigkeit ausarten lassen.
Er wartete, bis der Tag zu Ende war und ging dann direkt auf Tracy zu.
Dave brüllte ihm noch hinterher, wo er denn so schnell hinwollte, doch es erübrigte sich ziemlich schnell.
"Tracy warte.." rief er ihr entgegen, doch sie erwiderte ihm nur genervt:"Was willst du?". Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie mit ihm nichts zu tun haben wollte. "Hör zu Tracy. Ich weiß, du bist wütend auf mich und ich kann es auch verstehen, weil ich wie ein Arsch zu dir war. Du hast deine eigene Meinung und ich hätte das so akzeptieren sollen, als dich einfach so stehen zu lassen aber..wir haben gerade ein viel größeres Problem. Klaas ist verschwunden..". Er wollte weiter reden, doch merkte, wie sich ihre wütende Miene sofort in eine besorgte Miene umwandelte.
"Was meinst du mit, er ist verschwunden? ", mittlerweile stand auch Dave bei ihnen.
"Tracy, wenn du wüsstest, was mir gestern passiert ist..ich war gestern an dem alten Waldrand spazieren. Du weißt schon. Die besagte Stelle, wo wir dieses Lichtobjekt gesehen haben. Und da saß Klaas auf dem Boden und hat komplett wirres Zeug geredet. Er hat sich zu mir aufgerichtet
und irgendwas davon gefaselt, dass er ein Gott ist, der hier auf der Erde ist, damit er die Menschheit erforschen kann, um uns dann alle töten zu können. Ich wollte ihn einfangen, doch dann hat er sich umgedreht und ist im Maisfeld verschwunden..Wir haben versucht, ihn zu erreichen, doch er ist einfach nicht dran gegangen und jetzt ist er nicht in der Uni und.." er wollte weiter reden, doch Tracy unterbrach ihn.
"Du willst mich doch verarschen.." da war wieder ihre nicht so feine aber dafür deutliche Aussprache. "Er ist wahrscheinlich einfach nur krank geschrieben und du erzählst mir hier diesen Wirrwarr, damit ich mich wieder mit euch abgebe aber da hast du dich gewaltig geschnitten!", "nein Tracy, es stimmt wirklich, hier sieh doch!" unterbrach Dave sie und zeigte ihr seine Anrufliste, als er versucht hatte, Klaas zu erreichen.
Sie kratzte sich am Hals. "Na und, du hast versucht ihn zu erreichen und er ist nicht dran gegangen. Ist ja nicht gerade verwunderlich, nachdem du ihn letztens so blöde angemacht hattest.." antwortete sie. Doch Alex fuhr fort." Bitte Tracy, warum sollten wir dir so viel Blödsinn erzählen, nach alldem, was wir erlebt haben? Ich erzähle dir das nicht aus Spaß, sondern weil es tatsächlich so war! Du kannst es dir nicht vorstellen aber wenn du seine wütenden Augen gesehen hättest.. Es war, als wäre er besessen. Ich hatte regelrecht Angst vor ihm, weil ich ihn noch nie so hasserfüllt erlebt hatte und die Tatsache dass er heute auch nicht da ist, zeigt, dass hier irgendwas ganz und gar nicht stimmt.
Ich bitte dich! Du musst dich nicht weiter mit uns treffen aber bitte versuch ihn zu erreichen. Du bist die Einzige, zu der er einen guten Draht hat und vielleicht wird er eher ans Handy gehen, wenn du ihn versuchst, zu erreichen. Mehr will ich gar nicht..".
So langsam schien Tracy ihm wieder zu vertrauen. "Na schön, ich werde es nachher, wenn ich Zuhause bin, versuchen..". Alex schaute sie erleichtert an aber sah gleichzeitig die Panik in ihren Augen. Sie schien ihm zu glauben aber rang gleichzeitig darum, nicht wahrhaben zu können,was sie da gerade gehört hatte.
Sie war ein Mensch der Vernunft und der Fakten, doch auch sie musste sich wohl so langsam eingestehen, dass hier sehr viele merkwürdige Dinge passierten und das gefiel ihr wohl nicht. Sie konnte und wollte es einfach nicht glauben und in der Tat konnte er sie verstehen. Es war genau so ein Schock für ihn gewesen, als er sich eingestehen musste, dass diese chaotischen Vorfälle langsam Überhand nahmen und das alles nicht mehr normal sein konnte.
Tracy verabschiedete sich von ihnen und als er wieder Zuhause war, fragte er sich die ganze Zeit, ob sie ihn wohl schon versucht hatte, zu erreichen. Er hatte ihre Nummer eingespeichert und auch ihre Adresse, die sie ihm ganz am Anfang mitgeteilt hatte und er überlegte, ob er sie anrufen sollte.
Ihm schossen plötzlich wieder allerlei Gedanken in den Kopf. Was war, wenn sie in der Zwischenzeit schlimme Dinge von seinen Eltern erfahren hatte und diese erst mal verdauen musste..oder wenn sie ihn immer noch verzweifelt versucht hatte, zu erreichen?
Desto mehr er darüber nachgrübelte, umso ungeduldiger wurde er. Er musste Klarheit bekommen und versuchte somit, sie an zu rufen. Das Handy schaltete die Mailbox ein, doch sie meldete sich nicht. Enttäuscht legte er den Hörer wieder auf. Dann dachte er darüber nach, ob es eine gute Idee war, sie einfach zu besuchen. Auch wenn er sich Gedanken um Klaas machte, so musste er sich auch eingestehen, dass er sie vermisste.
Sie hatten eine kleine Meinungsverschiedenheit gehabt und seine ungeduldige Art konnte sich mit ihrer kritischen Meinung nicht anfreunden. Dann dachte er weiter nach. Bei all diesen Erlebnissen fiel ihm plötzlich auf, dass er noch nie bei ihr Zuhause gewesen war. Klar, er war auch noch nie bei Klaas gewesen aber der hatte ihn ja auch nicht weiter interessiert, doch als er über Tracy nachdachte, fiel ihm plötzlich auf, dass sie ihn auch noch nie wirklich zu sich eingeladen hatte, geschweige denn den Rest der Truppe. Er erinnerte sich, dass er sie in der Anfangszeit gefragt hatte, ob sie auch mal zu ihr kommen sollten, nachdem sie bereits bei Dave Zuhause waren, doch sie hatte
darauf nie wirklich eine Antwort gegeben, als wäre es ihr fast schon ein wenig unangenehm. Doch was konnte nur der Grund dafür sein?
Egal. Er redete sich ein, dass diese momentane Katastrophe eine gute Möglichkeit war,um sie Zuhause besuchen zu können. Er könnte nach wie vor die Ausrede verwenden, dass er sich Sorgen machte, was ja auch stimmte und vielleicht würden sie sich dabei beide entschuldigen und wieder vertragen.
Er packte seine Sachen zusammen und fuhr los zu ihr. Er brauchte etwas länger für die Fahrt, denn sie wohnte nicht in der Umgebung von Frankfurt, sondern etwa eine gute dreiviertel Stunde davon entfernt auf dem Land.
Er fuhr durch das Dorf und bemerkte dabei die ganzen alten Häuser, die kurz vor dem Zusammenfall standen und fragte sich, wann wohl die Gegend kam, die dann etwas nobler aussah. Er fuhr weiter, doch es wurde nicht besser. Ein kurzer Gedanke durchflog ihn, doch er verwarf ihn.
Er bog um eine Kurve und sein Navi teilte ihm mit, dass er das Ziel nun erreicht hatte.
Er schaute auf ihr Haus. Nicht gerade das schicke Mittelstandshaus, was er sich vorgestellt hatte. Wieder durchflog ihn seine Vorahnung.
Er stieg aus dem Auto aus und näherte sich dem alten Haus, das längst einen neuen Anstrich verdient hätte. Vor ihrem Garten stapelten sich alte, vergammelte Möbel, die wohl vom Sperrmüll nicht mitgenommen wurden aber trotzdem nicht vermisst wurden und er fragte sich, ob er hier
wirklich richtig war.
Dann ging er die alten Steintreppen nach oben und klingelte an ihrer Tür. Eine kurze Angst durchfuhr ihn. Was machte er hier eigentlich? Sie war immer noch sauer auf ihn und wollte ihn mit Sicherheit nicht sehen und jetzt stand er vor ihrer Tür..doch es war zu spät. Er hörte eine alte, krächzende Stimme."Momeeeent! Ich bin gleich da!". Neben seiner Angst, dass Tracy sauer auf ihn sein könnte, fragte er sich immer noch, ob er tatsächlich das richtige Haus vor sich hatte.
Eine ältere, dicke Frau mit schlechten Zähnen öffnete die Tür.Wieder musste er kurz schmunzeln. Sie hatte ein langes, knittriges Blumenkleid an und trug dabei Stiefel. Für einen kurzen Moment erinnerte sie ihn an Frau Flodder, aus dem Kultfilm mit der Asifamilie.
"Kann ich dir weiterhelfen?" fragte sie ihn in einem leicht genervten Ton und er riss sich sofort wieder zusammen. "Ja Ma`am. Ich hoffe ich störe sie nicht und ich bin mir auch leider nicht sicher, ob ich das richtige Haus erwischt habe..ich suche Tracy Schneider.". Doch ihr kritischer Blick änderte sich in ein Lächeln. "Tracy, natürlich. Die ist grad oben. Warte... ich rufe sie. Traaaacy!". Alex hielt sich die Ohren zu, so laut schrie sie die Treppen hinauf. Und dann öffnete sich tatsächlich die Tür.
Tracy kam heraus und konnte fast gar nicht glauben, wen sie da erblickte. "Alex?? Was machst du denn hier??" Man sah sichtlich ihre Überraschung und seine Überraschung war nicht weniger groß. Tracys Mutter begab sich wieder in Richtung Wohnzimmer, wo sie sich in einem alten, zerfetzten
Sessel wieder einer TV-Serie zu wendete, doch Alex schien nach den richtigen Worten zu ringen.
"Ich..ich habe mir richtige Sorgen gemacht. Du hast dich nicht mehr gemeldet und von Klaas hab ich auch noch nichts gehört.." wissend, dass Tracys Mutter wohl alles mitbekam und sich nicht weiter darum scherte, überlegte er, ob er sich wohl gerade komplett zum Affen gemacht hatte.
Würde sie ihn jetzt für einen Stalker halten und ihn erst recht rausschmeißen? Doch stattdessen schien es ihr nur äußerst unangenehm zu sein, dass er sie hier erblickt hatte.
Sie stapfte schnell die Treppe herunter und nahm dann seine Hand. "Komm, wir gehen erst mal nach oben.."
Er ließ sich von ihr die alten, veransten Treppenstufen nach oben führen und war fast schon erleichtert, ein Zimmer zu betreten, dass im Gegensatz zu den restlichen Zimmern im Haus, gepflegt und ordentlich erschien.
Das hätte er nun wirklich nicht gedacht. Wie konnte ihn seine Menschenkenntnis nur so täuschen? Die ganze Zeit über war er der festen Überzeugung, dass sie aus einem adligen oder zumindest einem mittelständigen Familienhaus stammen musste und dann fand er so was vor. Sie war nicht die
vornehme Dame mit reichem Daddy, die er sich so ausgemalt hatte, sondern sie war eine arme Kirchenmaus.
Er wusste, dass es einige Anzeichen dafür gegeben hatte. Sie kleidete sich zwar stets ordentlich aber ihre Sachen waren doch etwas zu knapp. Sie versuchte vornehm zu reden aber wenn sie wütend war, dann fing sie zu fluchen an. Sie hatte ihm nie großartig über ihre Eltern erzählt aber er hatte sich nicht weiter viel dabei gedacht.
Es gab auch andere Mädels, die nicht direkt aus dem Nähkästchen plauderten, wenn er wieder an seine Stefanie dachte und viele gaben etwas vor, was sie nicht waren aber waren diese ganzen Details wirklich so eindeutig?
Plötzlich ergaben so viele Sachen einen Sinn und er schämte sich fast schon dafür, dass er sie auf Grund ihres komischen Verhaltens zuerst in die Kategorie des arroganten, verwöhnten Richgirl
eingeordnet hatte. Nun konnte er sich auch durchaus vorstellen, warum sie so sehr an der beinharten Realität festhielt. Ihr ganzes Leben war wahrscheinlich beinhart und sie musste wahrscheinlich schon früh genug lernen, dass es nichts brachte, auf jemanden zu warten, der sie aus dieser rauen Realität befreien würde. Es passierte nämlich nie. Und genau das musste auch der Grund sein, warum sie es aufgegeben hatte, an irgendwelche höheren Mächte zu glauben.
Sie kratzte sich wieder etwas verlegen am Hals und man sah, dass es ihr sichtlich unangenehm war, dass er sie hier so vorfand.
"Schätze mal, du hast hier was anderes erwartet, was?" fragte sie ihn. Er schaute beschämt auf den Boden. "Wenn ich ehrlich bin ja..Ich dachte immer du plauderst einfach nicht so gern über deine Familie und dass du einen reichen Daddy hast..Es tut mir alles so Leid Tracy..", Tracy lachte kurz auf. "Mein Daddy ja. Du wirst es nicht glauben aber ich habe tatsächlich einen rich Daddy." Alex zog verblüfft die Augenbrauen hoch und sie schaute ihn so an, als hoffte sie wohl, dass er von alleine das Rätsel lösen würde, doch stattdessen fuhr sie fort.
"Tja eigentlich gibt es auch nicht wirklich viel über meine "Traumfamilie" zu berichten. Mein Daddy ist ein erfolgreicher Banker, der meine Mutter damals mit Anfang zwanzig verlassen hat, als sie gerade mit mir schwanger war. Aber ich glaube, das hat meine Mutter nie wirklich gestört. Sie war nur froh, dass sie von ihm eine Menge Unterhalt abstauben konnte, denn
sie ist nicht die erste in unserer Familie, die diese Hartz-vier Tradition auslebt, weißt du? Sie hat sich später noch von nem anderen Kerl schwängern lassen, der dann meine zwei Geschwister gezeugt hat und mittlerweile habe ich auch erfahren, dass mein reicher Daddy inzwischen seine eigene reiche Familie hat. Mit zwei Kindern, einem Golden Retriever und nem eigenem Pool für die gesamte, glückliche Familie."
Ihre Worte trafen ihn wie ein Schlag ins Gesicht. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er der reinste Träumer war. Er ließ sich von Oberflächlichkeiten blenden und dachte allen ernstes, er würde die Leute kennen. Doch nun musste er feststellen, dass er weder Tracy, noch Klaas kannte.
Während er in den Tag hineinlebte und auf Kosten von Mami und Papi überlegte, wie er wohl den nächsten Tag durchchillen würde oder sich fragte, wie er zum Beispiel an irgendwelche Mädels herankam, war sie damit beschäftigt, irgendwie aus diesem Albtraum von Hartz-vier Familienleben heraus zu kommen.
Sie bemerkte wohl, dass er sie immer noch schockiert ansah und das Ganze wohl erst mal verdauen musste, doch stattdessen fragte sie ihn, ob er was trinken wollte. Wie aus einem Traum gerissen, blickte er wieder zu ihr und willigte ein. Er sah sich in ihrem Zimmer um und obwohl an manchen Stellen die alte Wandfarbe durchschien, hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes das Beste daraus gemacht. Sie hatte viele typische Mädchenaccessoires, wie ein Schuhregal aber zwischen all den typischen Mädchensachen entdeckte er auch immer wieder Science Fiction Filme und Bücher.
Sie reichte ihm ein Glas und er wusste immer noch nicht, was er sagen sollte. Doch zum Glück fiel ihm dann wieder der eigentliche Grund ein,warum er überhaupt zu ihr gekommen war.
„Und, hast du Klaas erreicht?" fragte er sie endlich. Sie schaute ihn etwas überrascht an, war dann aber wieder gefasst."Ja, ich habe ihn erreicht". Alex bekam sofort wieder große Augen und fragte sie weiter. "Und, was hat er gesagt??". Sie seufze kurz, fuhr dann aber weiter fort. "Tja weißt du, ich weiß nicht, ob ich dir das überhaupt erzählen soll, denn gerade Dave hatte ihn ja auch letztens so dumm angemacht.
Aber ich konnte ihn zum Glück überzeugen, dass ihr euch wirklich Sorgen macht. Und ich hoffe, ihr missbraucht jetzt nicht sein Vertrauen". Alex schaute sie immer noch gespannt an.
"Er leidet unter Schizophrenie.." Alex`s Augen weiteten sich noch mehr. Diese ganzen Erfahrungen waren einfach zu viel des Guten. Tracy beobachtete seine Mimik, erzählte dann aber weiter.
"Er hat mir von seiner Vorgeschichte erzählt, dass er schon als Kind diese Probleme hatte und dass er bei seinen Psychosen in verschiedene Persönlichkeiten geschlüpft ist und das auch seine Familie anscheinend sehr stark darunter leidet und na ja..wie du dir denken kannst, war ihm das alles sehr peinlich..er ist vom Arzt krank geschrieben worden, da diese Attacken meist einmal die Woche auftreten und er nimmt auch Medikamente dagegen..".
Alex dachte weiter nach. Das würde auch erklären, warum er immer so lange auf dem Klo brauchte. "Aber leider funktionieren seine Medikamente nicht immer und so ist er dann gestern ausgetickt".
Sie hatte zu Ende erzählt und schaute ihn dann weiter kritisch an. Alex ließ sich in ihren Sessel fallen.
" Du lieber Himmel, ich habe mit vielem gerechnet aber nicht mit so was. Wir haben schon überlegt, ob er irgendwelche Drogen genommen hatte.", Tracy schüttelte wieder den Kopf. "Er ist sehr sensibel. Und wahrscheinlich haben ihn die Erfahrungen der letzten Tage und vor allem jener Tag, als wir im Maisfeld waren dazu gebracht, eine neue Psychose zu entwickeln. ". Sie erzählte das wieder mit dieser Abgeklärtheit doch irgendwie schien sie auch verunsichert zu sein und er wusste warum. Sie versuchte sich immer noch einzureden, dass es für alles eine logische Erklärung gab und er zweifelte auch nicht an, dass Klaas an einer Schizophrenie litt. Doch trotzdem schienen diese ganzen Erfahrungen mehr als nur ein Zufall zu sein.
"Es tut mir Leid, was Klaas dort erlebt hat aber glaubst du wirklich immer noch, dass es einfach nur reiner Zufall war, dass er genau zu der Stelle gelaufen ist, an der wir zuletzt dieses Lichtding gesehen haben?" fragte er sie.
"Nun, es war ein einschneidendes Erlebnis für ihn, da kann sich das Gehirn schon einiges zurecht spinnen..". Wieder runzelte Alex die Stirn. "Tracy, ich respektiere, dass du deine eigene Meinung hast und ich möchte mich einmal mehr dafür entschuldigen, dass ich dich letztens einfach so blöd angemacht hatte..". Bei dieser Bemerkung musste sie wieder kurz schnaufen. "..Doch ich glaube einfach nicht, dass das alles nur Zufall war. Du hast gesehen, wie er Panik bekommen hat, als er
diese Lichter im Maisfeld gesehen hat. Warum sollte ein rational denkender Mensch, der sonst seine Krankheit mit Medikamenten unter Kontrolle hat, plötzlich so eine Angst bekommen, nur weil er ein Licht auf sich zukommen sieht?"
Tracy wollte antworten, doch stattdessen wusste er er, was sie sagen wollte und fuhr zuerst fort.".Weil er denkt, er wird nachts, trotz Gruppenverstärkung, in irgendeinem Maisfeld ausgeraubt??"
Tracy schaute wieder zur Seite, als wollte sie seine Worte nicht wahrhaben."Dann müsste er ja jedes mal genau so eine Panik gehabt haben, wenn wir auf dem Rückweg einem Spaziergänger mit Taschenlampe begegnet wären und die Tatsache, dass er dann ein paar Tage später dort auftaucht und sich selbst als "Aliengott" sieht, zeigt jawohl, dass er damals nicht an irgend einen Räuber gedacht hat, als vielmehr an ein Ufo.."
Tracy wollte ihm widersprechen, doch erneut fuhr Alex zuerst fort.
"Ich wollte dir das eigentlich nicht erzählen, weil es mir peinlich war aber mittlerweile haben sowohl Dave, als auch ich, beide äußerst merkwürdige Erfahrungen gehabt. Ich hatte damals, bevor ich wieder in die Uni gegangen bin,einen äußert merkwürdigen Traum.
Ich war irgendwie benebelt und konnte mich nicht bewegen. Der ganze Raum war mit Licht erfüllt und blendete mich die ganze Zeit. Und dann waren da diese komischen Wesen, die mich als beobachteten und diese länglichen Körper hatten.." Er merkte, wie Tracy kritisch eine Augenbraue hochzog, doch erzählte weiter. "Ich weiß was du denkst. Wir haben alle ab und zu schräge Albträume aber dieser Traum war einfach anders, als die anderen. Er war so realistisch. Und ich weiß noch, dass ich gedacht habe, dass sich Leute mit einer Nahtoderfahrung wahrscheinlich so fühlen mussten, auch wenn ich im Gegensatz zu ihnen, kein unaufhörliches Glück, als vielmehr purer Angst gespürt habe aber es war real! Es konnte sich kaum echter anfühlen. Und ich wollte sie zur Rede stellen, ich wollte einfach wissen, was sie nun vorhatten aber sie haben mir einfach nicht geantwortet.
Stattdessen wurde dieses grelle Licht noch heller und ich dachte noch, dass sie mich blind machen wollten. Der Traum war dann zu Ende, doch ich weiß noch, dass ich damit eine sehr lange Zeit zu kämpfen hatte. Und dieser Weg, wo wir dieses Lichtobjekt gesehen haben..war die selbe Stelle,
wo ich ein paar Tage zuvor beim Joggen dieses komische Wesen aus meinem Albtraum wieder gesehen hatte. Es stand am Waldrand und ich habe wieder nur die Silhouette davon gesehen aber ich weiß noch, dass ich mir die Augen rieb, weil ich dachte, ich hätte mich beim Laufen vielleicht
übernommen. Doch als ich ein zweites mal hinsehen wollte, war da nur ein langer Baumstumpf.."
Tracy rümpfte weiterhin die Nase, doch sie traute sich auch irgendwie nicht, etwas dagegen zu sagen. Also fuhr er fort. Er überlegte, ob er ihr auch von seinem anderen Albtraum erzählen sollte, wo er sie gesehen hatte, wie sie von diesem Monster gefressen und wieder ausgespuckt wurde aber er wusste nicht, ob das vielleicht doch zu viel des Guten für sie wäre, also beließ er es dabei.
"Nun ja..und das war auch der Grund, warum ich das mit den Ufosichtungen in Belgien angesprochen habe. In meinem Traum hatte ich zwar kein Ufo von weitem gesehen aber dafür dieses grelle Licht und auch Dave hat mir letztens von einem ähnlichen Albtraum erzählt. Auch er war in diesem lichterfüllten Raum und hat eine komische Gestalt gesehen, die sich ihm näheren wollte, doch diese Gestalt sah so aus wie sein Vater.", er machte eine kurze Pause. "Sein Vater, der ihn damals als Baby missbraucht hatte..",.
Tracy schaute nun fassungslos auf den Boden. Offensichtlich haderte sie darum, das Ausgesprochene zu verdauen, doch man sah, dass es ihr sehr schwer fiel.
"Meine Güte, dass wusste ich nicht, dass er von seinem eigenem Vater missbraucht wurde.." sagte sie schockiert. "Ja, ich wusste es auch nicht aber wer plaudert bei solchen Sachen schon gerne aus dem Nähkästchen..". Sie stimmte ihm zu und dachte dabei wohl an ihr eigenes Geheimnis ihrer Hartz-vier Familie, die sie lange genug vor Alex und den anderen versteckt hatte.
"Nun ja..ich muss dir ehrlich sagen, dass das mittlerweile zu viele Zufälle für mich sind, Tracy. Ich meine, warum haben Dave und ich annähernd den selben Traum mit irgendwelchen Horrorgestalten und grellem Licht? Warum sehe ich diese Gestalt kurz darauf am Waldrand? Warum sehe ich kurz
darauf zusammen mit euch ein unbekanntes Lichtobjekt an Haar genau der selben Stelle, dass einem Ufo gleicht und warum finde ich nochmals an genau der selben Stelle Klaas vor, der mir in seinem Wahn erzählt, dass er ein außerirdischer Gott ist, Tracy? Alles nur Zufälle? Ich bin nicht verrückt! Ich weiß, was ich gesehen habe, genau so wie Dave und ich sage dir, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt!".
Nun schien er fast schon ein wenig aufgebracht und das schien auch Tracy zu bemerken.
Und in der Tat sah er, wie sie wieder ängstlich den Kopf neigte. Irgendwas schien wohl auch ihr Sorgen zu bereiten, doch sie schien es einfach nicht wahrhaben zu wollen. Sie wusste, dass er einige, gute Argumente hatte, dennoch konnte oder wollte sie es nicht akzeptieren.
"Das hört sich in der Tat ziemlich schräg an, Alex. Und ich glaube dir, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass du mich einfach so belügen würdest. Aber vielleicht war es wirklich alles einfach nur harmlos..ich meine,du und Dave hatten ähnliche Träume aber viele Menschen haben Träume, in denen sie bewegungsunfähig sind und irgendwelche Monster sehen. Und auch die Sache mit Klaas..vielleicht hat dieses Ding im Maisfeld bei ihm einen Flashback an seine früheren Wahnvorstellungen ausgelöst und er hat es mit irgendwelchen Aliens in Verbindung gebracht und.." sie seufze.
Sie versuchte wohl nach wie vor, die richtigen Erklärungen zu finden aber es schien ihr sehr schwer zu fallen und er merkte, wie sie sich über die Stirn strich.
"Tracy, ich sehe doch, dass du das ebenso wie ich für zu viele Zufälle auf einmal hälst. ". Sie schaute ihn erschöpft an.
Er überlegte, ob er seine Vermutung laut aussprechen sollte und war sich bewusst, dass dies Tracy vielleicht verärgern könnte, doch er wollte ehrlich zu ihr sein.
"Weißt du Tracy, ich will ganz ehrlich zu dir sein und ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel. An dem ersten Tag, als ich dich gesehen habe, habe ich dich für das hübscheste Mädchen überhaupt gehalten..". Wieder zog sie eine Augenbraue hoch. Sie war diese Art von Komplimenten wohl schon gewohnt, wobei er sich ziemlich sicher war, dass sie es sonst immer nur von schmierigen Typen gehört hatte, die dies nur zu ihr sagten, um sie ins Bett zu bekommen und das wusste sie wohl auch, also machte er schnell weiter.
"Und ja, ich habe mich anfangs auch sehr von Oberflächlichkeiten ablenken lassen aber ich musste
mir eingestehen, dass ich dich einfach nicht gekannt habe. Ich habe bis eben noch fest daran geglaubt gehabt, dass du aus einem feinem Elternhaus stammen musstest, da du dich immer sehr gewählt ausgedrückt hast und auch sonst eher vornehm erschienen bist. Und ich war umso mehr
erleichtert, als ich dann erfahren habe, dass du auch noch andere Hobbys hast..".
Er dachte, er hätte ihr ein Kompliment gemacht, doch sie schien nicht gerade einen Luftsprung zu machen.
"Na ja, jedenfalls weißt du ja, dass mein Vater ein Schauspieler ist und auch ich habe ein wenig schauspielern gelernt und auch wenn ich mit meinen Vermutungen nicht immer genau richtig liege, so erkenne ich doch, wenn Menschen bestimmte Verhaltensweisen aufzeigen. Und jetzt, wo ich gesehen habe, wo du wohnst und wie dich dein Vater hat hängen lassen, kann ich auch nur zu gut verstehen, warum du diesen ganzen Dingen so kritisch gegenüberstehst. Man sieht, dass dir dieses Leben gegen den Strich geht und dir hat damals als Kind wahrscheinlich auch keiner geholfen, obwohl du immer wieder um Hilfe gebeten hast. " .
Tracy schaute wieder traurig auf den Boden.
Er hatte tatsächlich einen wunden Punkt getroffen und auch wenn sie sich nicht eingestehen wollte, dass ihre Familie der Grund dafür war, warum sie sich ein für allemal von irgendwelchen Wunschvorstellungen verabschiedet hatte, so war dies durchaus ein wahrer Kern.
"Es stimmt. Du hast Recht. Mir hat nie irgendjemand geholfen und ich wusste auch, dass mir niemals jemand einfach so helfen würde. Ich musste mich immer schon selbst durch dieses Leben durchbeißen und wusste, dass wenn ich mir nicht selbst unter die Arme greifen würde, dass es sonst auch niemand tun würde. Ich musste mir selbst mit den Hausaufgaben helfen, weil es meine Mutter nur bis zum Hauptschulabschluss geschafft hat. Ich wurde von anderen verspottet, weil ich keine Markenklamotten trug und von Klassenfahrten ausgeschlossen wurde. Ich musste Zeitungen austragen gehen, um Nachhilfe zu bekommen, ich musste mir ein loses Mundwerk zulegen, um meine Kritiker zu vertreiben und ich muss kellnern gehen, um mir dieses gottverdammte Studium leisten zu können.
Ich hoffe du verstehst also, wenn ich diesen ganzen Geschichten eher kritisch gegenüberstehe. Nicht, weil ich dich nicht leiden kann, sondern weil es ein Schutzmechanismus ist..".
Sie schaute ihn dabei mit einem durchdringenden Blick an und Alex merkte erneut, wie viel er sich eigentlich herausgenommen hatte.
"Es tut mir so leid Tracy. Ich wusste nicht, was du im Leben schon alles auf dich nehmen
musstest und ich möchte mich immer wieder für mein arschiges Verhalten entschuldigen. Dennoch hoffe ich, dass du verstehst, warum ich diese ganzen Vorkommnisse nicht einfach mit rationalen Erklärungsversuchen abstreifen kann.." Sie nickte ihm wieder zu.
Er war sich nicht ganz sicher, ob er nun doch zu direkt geworden war und sie ihn mit ihrer kühlen Art einfach vor die Tür setzen würde, doch stattdessen hatte er ein gutes Gefühl, dass sie sich endlich mal ausgesprochen hatten und sie ihm mit Verständnis begegnete, was auch auf Gegenseitigkeit beruhte.
Sie war nach wie vor zurückhaltend und kritisch, zeigte ihm aber Verständnis und schaltete nicht auf stur.
Dann erhob sie endlich wieder ihren Blick und sagte zu ihm:" Du solltest jetzt besser wieder gehen. Es ist schon spät..", die Worte waren klar und deutlich aber trotzdem hatte sie dabei ein leichtes aber müdes Lächeln aufgesetzt. "Ok, wir sehen uns dann in der Uni.." erwiderte er ihr und sie verabschiedeten sich.
Als er sich auf den Heimweg machte, sah er, dass Dave in der Zwischenzeit unzählige male versucht hatte, ihn anzurufen. Er wollte wissen, was mit Klaas war.
Alex überlegte kurz. Eigentlich war er viel zu müde, um darauf antworten zu wollen, doch schließlich überredete er sich doch noch dazu, ihm von dem Vorfall zu berichten. Er wählte seine Nummer und wartete dann, bis Dave abnahm.
"Alex?" schoss er sofort los. "Dave..es ist alles gut. Ich war gerade bei Tracy und sie hat Klaas erreicht.". "Und?" fragte er ungeduldig. Er seufze kurz. "Klaas leidet an Schizophrenie.." ,kurze Funkstille. "Du meinst er hatte tatsächlich eine Psychose an jenem Tag?" , "ja Dave, ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll, ich meine, wir wissen beide, was er für Probleme hat. Er war noch nie die gesprächigste Person und ich kann mir auch gut vorstellen, dass das einer der vielen Gründe ist, warum er keinen Anschluss bei anderen findet. Trotzdem glaub ich nicht an so viele Zufälle auf einmal.."und auch Dave stimmte ihm sofort wieder zu.
"Ich weiß, was du meinst. Ich mein, kann ja sein, dass er unter Schizophrenie leidet aber deswegen kann es ja trotzdem durchaus sein, dass diese Aliens seine Krankheit ausgenutzt haben, um dann durch ihn zu sprechen und ihn zu missbrauchen."
Alex seufze wieder. "Ja, das ist schon alles sehr suspekt. Aber wir werden weiter auf der Hut bleiben. Er ist erst mal krank geschrieben aber wenn er wieder da ist, müssen wir versuchen, Kontakt zu ihm auf zu nehmen.." .
" Ja, natürlich Mann", pflichtete Dave ihm zu und sie beendeten den Anruf.
Zuhause angekommen, ließ er sich in sein Bett fallen und dachte neben diesen ganzen Aliengeschichten wieder an Tracy.
Er hatte wieder das selbe Frühlingsgefühl wie an jenem ersten Tag, wo er sie zuerst gesehen hatte und hatte trotz dieser ganzen Vorkommnisse wieder große Hoffnungen, dass sie doch noch zueinander finden würden.
Er wusste, dass es ein wenig voreilig war. Zu glauben, dass sie nach dieser Geschichte, sofort auf ihn zuspringen würde. Aber ein bisschen Drama konnte nie schaden.
Er kannte einige Mädels, die gerade nach solchen emotionalen Vorkommnissen mit ihm direkt in die Kiste gesprungen waren, weil sie gerade erst ihren Exfreund verlassen hatten, der sie über alle Ohren hinweg genervt und hintergangen hatte oder weil er sie selbst in eine sehr emotionale Situation gezogen hatte, sodass einem One Night Stand nichts mehr im Wege stand.
Menschen machten immer solche Sachen, wenn plötzlich alles aus der Reihe tanze und machte sich schon fast einen kleinen Vorwurf für dieses Verhalten.
Doch andererseits war er selbst gerade in dieser komischen Situation gefangen und benötigte selbst nichts mehr, als eine kleine Auszeit und Ablenkung.
Kapitel 6
Klaas war vom Arzt eine Woche lang krank geschrieben worden, doch er bemerkte bereits jetzt schon wieder, dass seine alt bekannte Krankheit ihm wieder sämtliche Zukunftsaussichten zunichte machte.
Er hatte so große Hoffnungen gehabt und in der Tat war auch alles gut gelaufen. Er hatte sogar neue Freunde kennengelernt, die ihn zur Abwechslung mal nicht verspottet hatten und nun hatte ihm seine Krankheit wieder den Rest gegeben.
Er hörte wütende Schritte, die sich seinem Zimmer näherten. Es war Margot.
Sie öffnete die Tür und ging auf ihren Sohn zu. Sie streichelte ihm die Stirn. "Ach mein, armer Junge..", dann holte sie mit der Hand aus und ohrfeigte ihn. Klaas fiel fast um, war aber dennoch nicht wirklich verwundert.
"Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du deine Medikamente richtig nehmen sollst? Jetzt sieh an, was du wieder gemacht hast! Du hast sämtliche Leute mit deinem Verhalten erschreckt, indem du durch irgendwelche Maisfelder läufst und dich wie ein besessener Irrer aufführst!".
Immer diese Widersprüchlichkeiten, wenn sie erst einen auf sanft machte und ihn dann kurz darauf wieder ohrfeigte.
"Ich hatte meine Medikamente genommen, es war nur nicht die richtige Dosis und außerdem konnte ich zuvor nicht so gut schlafen!" entgegnete er wieder seiner Mutter. "Ach papperlapapp! Du hast ständig irgendwelche Ausreden! Und raubst uns neben bei her noch sämtliche Nerven! Wegen dir werden wir hier niemals unseren wahren Frieden finden!".
Sie drehte sich um und verließ dann sein Zimmer.
Bevor sie ihn verließ, schaute sie ihn noch kurz wütend an und sagte im selben rauen Ton:"Ich liebe dich!".
Dann knallte sie die Tür zu und Klaas krümmte sich auf dem Boden.
Er merkte, wie eine weitere Psychose auf dem Weg war und auch wenn er sich mittlerweile über seine Krankheit genauer informiert hatte, wusste er nicht, was er noch glauben sollte, wenn seine Mutter ihm "ich liebe dich" sagte. Liebte sie ihn wirklich? Oder wollte sie ihm damit zeigen,
dass sein Leben nicht von großartigem Belangen war und dass er sowieso nur in einer komplett irren Welt lebte, die von Widersprüchen nur so triefte?Und war diese Welt überhaupt echt?
Er kauerte sich wieder zusammen und kugelte wie ein Baby auf dem Fußboden. Dann fing er wieder zu flüstern an. "Die sind doch alle verrückt und böse..ich bin der Einzige, der normal ist...ich bin der wahre Gott..".
Tracy war gut gelaunt, als sie die Uni betrat. Alex sah, wie sie mit ihrem kurzen Rock und dem hübschen, ordentlichem Hemd die Stufen der Uni betrat und ihn dabei freundlich begrüßte. Er grüßte sie zurück und er fragte sich, ob es vielleicht sogar an ihm lag, dass sie so gute Laune hatte.
Dave kam dazu und begrüßte sie ebenfalls und sie schien voller Mut und Erwartungen zu sein. "Habt ihr Wirtschaft fertig gemacht? Das war doch voll einfach oder?" fragte sie in die Runde. Dave schaute ihn fragend an, doch Alex erwiderte zurück:" ja klar, das war schon äußert easy, dieses mal.."
Sie lächelte wieder kurz auf und ging dann zusammen mit ihnen in den Hörsaal. Dann erblickten sie ihn.
Klaas stand an einem anderen Eingang und schien durch die Runde zu blicken. Als suchte er nach einem passendem Platz. Tracy, Alex und Dave sahen ihn und erhoben die Hand, um ihn zu grüßen, doch er schien sie nicht zu sehen. Stattdessen ging er die Stufen runter und setzte sich dann an einen einsamen Tisch. Alex, Tracy und Dave schauten sich verwirrt an, beschlossen dann jedoch zu ihm zu gehen.
Sie setzten sich neben ihn, doch Klaas schien sie nicht zu bemerken. "Hey Mann, da bist du ja wieder. Ich hoffe es geht dir wieder besser!" sagte Dave zur Begrüßung, doch Klaas schien eher etwas kühl zu wirken. "Ja mir geht es wieder gut." Sagte er in einem monotonen Ton und Dave schaute Alex etwas verwirrt an.
Dann kam Tracy auf ihn zu. "Hey, ich hoffe du nimmst mir nicht übel, dass ich ihnen davon erzählt habe aber wir haben uns einfach alle große Sorgen um dich gemacht..". Dann schaute er Tracy plötzlich mit ernsten Augen an. "Habt ihr euch wirklich Sorgen gemacht oder habt ihr nur auf eine weitere Möglichkeit gewartet, euch über mich lustig zu machen?" .
Seine Stimme klang nun sehr ernst. Tracy schaute nun verwirrt zu Dave und Alex.
"Aber was redest du denn da? Ich hab mich doch noch nie über dich lustig gemacht, Klaas!" erwiderte Tracy, doch er blieb ernst.
"Ja ja,ich kenne diese Taktik. Ihr tut so, als würdet ihr euch um mich Sorgen und im nächsten Moment rammt ihr mir dann ein Messer in den Rücken!"
Nun wurde Tracy wütend. "Was ist denn plötzlich mit dir los?? Ich erkenne dich gar nicht wieder!", dann hakte Dave sich ein. "Was ist los Bruder, kriegst du jetzt wieder eine deiner Psychosen?" .
Plötzlich schaute ihn Klaas noch wütender an und Alex dachte schon fast, er würde in die selben hasserfüllten Augen blicken, wie damals, als er ihn im Maisfeld gesehen hatte.
"Ach Dave, jetzt lass doch den Quatsch.." fuhr Tracy dazwischen. "Klaas, ich weiß nicht, was mit dir los ist aber habe ich dir jemals das Gefühl gegeben, dass du mir nicht vertrauen kannst?", fragte sie ihn.
Und plötzlich schien sich seine Mimik kurz zu ändern. Sie hatte versucht, an seine Vernunft zu appellieren und es offensichtlich geschafft gehabt, für einen kurzen Moment, zu ihm durch zu dringen.
Sie schaute ihn weiter mit aufmerksamen Augen an, doch dann wendete er seinen Blick wieder von ihnen ab.
"Entschuldigt mich, ich werde kurz meine Tabletten nehmen müssen, bevor ich wieder zu einem unkontrollierbaren Monster werde..". Dann stand er auf und verließ die irritierte Gruppe.
"Leute, was war das denn schon wieder?" fragte Dave geschockt. "Ich weiß nicht aber so langsam scheint er echt aus zu ticken.." antwortete Alex.
Tracy blieb weiter nachdenklich. Auch wenn sie glaubten, dass er wieder kurz vor einer Psychose stand, so wirkte er durchaus so, als wäre er noch halb bei Trost gewesen und wusste mehr, als er zugeben wollte.
"Also ich will ja nichts sagen aber für mich wars das mit diesem Freak. Ihr könnt gerne weiter versuchen, ihn zu beruhigen aber ich hab echt was besseres zu tun, als mich von dem dumm anmachen zu lassen. Wahrscheinlich ist er wirklich von irgendwelchen Aliens besessen!", sagte Dave und stand auf. "Jetzt warte doch Dave, vielleicht hat er wirklich einfach nur seine Medikamente vergessen und hat es zum Glück noch rechtzeitig gemerkt!" erwiderte Tracy, doch Dave war schon verschwunden.
Dann stand auch Alex auf. "Willst du mich jetzt etwa auch verlassen? " fragte Tracy und Alex schaute in ihre erregten Augen. "Nein aber ich versuche mit Dave zu reden. Vielleicht kann ich ihn beruhigen, denn die beiden sind nicht gerade die besten Freunde und ehrlich gesagt, macht mir das Verhalten von Klaas auch grad Sorgen aber ich versuche Dave erst einmal zu beruhigen."
Er verließ Tracy, die ihm misstrauisch hinterher sah, doch Dave ließ sich den ganzen Tag über nicht dazu überreden.
Alex diskutierte mit Dave, als er Klaas wieder erblickte, der den Saal wieder betrat und sich wieder an einen leeren Tisch setzte.
Er sah, wie Tracy zu ihm ging und versuchte mit ihm zu reden, doch er schien immer noch auf Abstand zu sein. Er konnte nicht hören, was sie sagte, doch Klaas schien auch kein Wiederlaut mehr zu geben.
Stattdessen saß er einfach nur still am Tisch und versuchte niemanden mehr zu beachten. Auch nicht Tracy.
Dann sah er, wie Tracy noch ein paarmal versuchte zu ihm Kontakt herzustellen, doch sie hatte einfach keinen Erfolg und gab dann irgendwann auf.
Man sah sichtlich, wie ihre gute Laune umgeschwenkt war und sie nun verbittert und machtlos aussah. Sie setzte sich wieder zu Alex und Dave, doch man sah ihr an, dass sie enttäuscht darüber war, dass sie es nicht geschafft hatte, mit Klaas normal zu reden.
Aber auch er und Dave waren geknickt und wussten nicht, was sie noch großartig reden sollten. Die ganze Situation wurde immer merkwürdiger.
Dann schaute Alex sich kurz im Saal um. Er erblickte Stefanie, die ihm nun direkt in die Augen sah und er wusste, dass sie ihn erwischt hatte.
Sie schaute ihn emotionslos an, doch er hatte nun andere Probleme und drehte sich somit wieder um.
Er schlenderte nach Hause und fragte sich, wann Klaas wohl erneut einen seiner Psychosen haben würde und ob da nicht doch irgendwelche Aliens nachhelfen würden.
Mittlerweile hatte er sich mehrere Bücher angeschafft, die von Hypnose handelten aber auch Bücher, in denen man lernen konnte, seine Träume zu steuern und auch esoterische Bücher, die sich mit übernatürlichen Dingen befassten.
Er hatte ein paar davon auch Dave gegeben aber er wusste nicht, ob er sich die Mühe machen würde, es zu lesen. Er jedoch nahm sich ein Buch nach dem nächsten vor. Er dachte sich, dass er es vielleicht über diese Schiene schaffen würde, mit diesen Wesen Kontakt auf zu nehmen, sie sollten schließlich nicht die Einzigen sein, die Träume steuern konnten er wollte lernen, sich aus ihren Fesseln befreien zu können.
Er hatte versucht, das Buch über Hypnose zuerst durch zu lesen und hatte mit Videos und Hörspielen versucht, sich selbst in Hypnose zu versetzen, doch es klappte leider nicht. Er konnte die ganzen Hintergedanken einfach nicht abstellen.
Dann hatte er einmal einen merkwürdigen Traum, indem er das Gefühl hatte, dass er über sich selbst schweben würde. Er erinnerte sich daran, dass es ihm wie in einem Voodooritual vorkam, wo sich Menschen auch so sehr in Trance bringen konnten, dass sie plötzlich außerkörperliche Erfahrungen erlebten oder zumindest glaubten, sie wären gerade von einem anderen Geist besessen.
Im Grunde war dies nichts anderes, als eine Bewusstseinsverschiebung. Man musste sich lang genug auf eine bestimmte Sache konzentrieren, während man andere Hintergrundgeräusche versuchte zu ignorieren aber man bekam trotzdem nach wie vor alles mit. Wie beim Autofahren, wo man die volle Kontrolle über das Fahren hatte aber trotzdem gleichzeitig in Gedanken woanders
sein konnte und sich vielleicht schon überlegte, was man wohl nächstes Wochenende anstellen würde.
Wie auch immer. Alex hatte diesen merkwürdigen Traum und er dachte, dass dies vielleicht solch eine Erfahrung war, doch als er später aufwachte, kam es ihm im Rückblick betrachtet, doch eher wie ein normaler Traum vor.
Er hatte sich auch schon überlegt, ähnlich wie Dave, Drogen aus zu probieren, um eine spirituelle Erfahrung hervor zu rufen, doch das wäre wirklich der letzte Ausweg, wenn andere Sachen nicht
funktionierten. Er wollte schließlich kein Junkie werden.
Und dann war da noch die Sache mit der Steuerung des eigenen Traums.
Er dachte, dass dies sehr nützlich wäre, falls ihn diese Wesen noch einmal überfallen und ans Bett fesseln wollten, damit er sich aus diesem Traum wieder befreien konnte, falls es nochmal passieren sollte.
Dieser Trick war im Prinzip sehr simpel. Da das Gehirn allerlei Dinge verarbeitete, die es den Tag zuvor erlebt hatte, musste man eine einprägende Handlung den ganzen Tag über ausführen, damit sich das Gehirn dann im Schlaf daran erinnern würde.
Zum Beispiel sich selbst mehrfach am Tag in die Haut kneifen. Das tut im echten Leben weh.
Und wenn man sich den ganzen Tag über immer wieder selbst in den Arm kneift, dann ist auch die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass man irgendwann davon träumen wird.
Und wenn man sich dann im Traum selbst in den Arm kneift und dabei keinen Schmerz empfindet, dann weiß man auch, dass man gerade träumt und dies nicht etwa das reale Leben ist. Sobald man diese Erkenntnis wiederum im Traum erst mal gewonnen hat, kann man auch anfangen,den eigenen Traum zu steuern.
Alex hatte diesen Trick ein paar mal ausprobiert und in der Tat schien es zu wirken. Bei seinem letzten Traum hatte er sich in der Uni befunden.
Er wollte sich zu den anderen im Saal hinsetzen und kniff sich dabei wie immer in den Arm und dann geschah es.
Er merkte, dass er keinen Schmerz dabei empfand, also musste dies ein Traum sein. Es war in der Tat sehr merkwürdig zu wissen, dass man sich gerade in einem Traum und nicht etwa in der Realität befand aber andererseits konnte er nun auch machen, was er wollte.
So ging er direkt zu Tracy und küsste sie auf die Wange. Sie schenkte ihm ein Lächeln und dann ging er zu einen der Professoren, die er nicht besonders gut leiden konnte und verpasste ihm eine Ohrfeige. Wenn er so im nach hinein darüber nachdachte, wie er sich selbst verhielt, wenn er plötzlich machen konnte, was er wollte, wurde er sich selbst ein wenig unheimlich. Doch andererseits wusste er ja, dass es nur ein Traum war und wie viele Leute hatten wohl tagtäglich
irgendwelche Rachefantasien, ohne diese in die Tat umzusetzen?
Es war schon irgendwie lustig, doch leider hatte er trotz dieser ganzen Bücher und kleineren Erfolge noch nicht die Aliens wiedergesehen.
Vielleicht wussten sie aber auch, dass er auf der Hut war und ihnen auf die Spur kommen wollte und hielten sich somit zunächst im Hintergrund. Allerdings waren die Verhaltensweisen von Klaas schon ziemlich auffällig. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, dass da alles mit rechten Dingen vorging.
Dennoch, er ließ sich Zuhause in sein Bett fallen und überlegte, welches Buch er sich wohl als nächstes durchlesen sollte. Der Unitag mit Klaas war alles andere, als normal verlaufen und er wollte weiter darüber nachgrübeln, doch plötzlich klingelte es an seiner Tür. Seine Eltern waren nicht da, also musste es wohl für ihn sein und er überlegte sich, ob ihn wohl Dave besuchen kommen wollte.
Er ging zur Tür und konnte in dem kleinen Bullauge in der Tür bereits rote Haare erkennen. Er öffnete die Tür und erblickte Tracy.
"Tracy, was machst du denn hier?" fragte er verblüfft und merkte gleichzeitig, wie ihn wieder das wohlige Frühlingsgefühl erfasste.
Sie schien nach wie vor sehr geknickt zu sein. Der Tag mit Klaas hatte ihr einfach zu viel zugesetzt. "Darf ich reinkommen? Ich weiß nicht, es ist einfach wegen Klaas, ich bin über sein Verhalten immer noch geschockt und na ja..", er erkannte ihre Unsicherheit.
"Aber hey, ist doch kein Problem, komm doch erst mal rein und setz dich hin. Ich bin doch immer für dich da, das weißt du doch.." . Sie lächelte ihn an und ließ sich dann in seinen Sessel fallen. "Willst du was trinken?", jetzt war er der Gastgeber."Ja gerne, danke." antwortete sie.
Er stand auf und brachte ihr ein Glas Wasser.
"Danke. Nun ja..ich weiß nicht, was ich sagen soll..diese ganzen Sachen die passiert sind und auch das was du mir letztens erzählt hast,.. hat mich doch ein wenig ins Grübeln gebracht..".
Jetzt sah man, wie sie wieder ihre Augen zusammenkniff und offenbar wieder mit sich haderte.
"Ich..ich weiß nicht, ob dir das aufgefallen ist aber ich habe nicht besonders viele Freunde. Genau
genommen seid ihr meine einzigen Freunde. Die anderen sind eher flüchtige Bekanntschaften gewesen und du weißt ja nun auch, dass ich oft genug um Anerkennung kämpfen musste, weshalb ich bei Menschen eher auf Abstand bin und na ja..ich erzähle dir das nur, weil ich weiß, dass
du ein guter Freund bist.." Alex blickte auf. Er war verwundert aber auch gleichzeitig gerührt über ihre plötzliche Offenheit.
Sie hatte auch letztens schon viel von sich Preis gegeben aber war nach wie vor sehr abgeklärt.
Doch nun schien sie sich ihm im wahrsten Sinne des Wortes zu öffnen.
Er erinnerte sich nur zu genau an ihr letztes Gespräch. Er hatte ihr erzählt, dass er sie gutaussehend fand und sie mochte, also wusste sie, dass er auf sie stand aber auch sie hatte sich ihm damals auf seiner Party um den Hals geschmissen. Nur wusste er bis dato nicht, ob sie das nur getan hatte, weil sie betrunken war oder ob sie ihn wirklich mochte, doch nun war er sich fast schon sicher, dass sie auch mehr für ihn empfand.
"Hey, das ist doch kein Problem Tracy, du weißt, du kannst mir alles erzählen. Ich werde es mit Sicherheit niemandem weitererzählen und ich bin auch immer für dich da" sagte er zu ihr und er sah, wie sie weiter überlegte. Es fiel ihr offenbar sehr schwer, denn sie hatte mit den Tränen zu
kämpfen.
"Nun ja, du weißt ja auch, dass ich nicht an übernatürliche Sachen glaube und ich bin dem auch immer noch kritisch gegenüber eingestellt aber diese ganzen Vorfälle haben mich an meine eigene Kindheit erinnert und..na ja, ich weiß nicht wie ich sagen soll.." .Sie versuchte wieder die richtigen Worte zu finden und Alex sah die Verzweiflung in ihren Augen.
Er nahm ihre Hand, doch sie wich nicht zurück und war ihm stattdessen dankbar dafür.
Dann fuhr sie fort." Nun ja..als ich klein war und ständig darauf hoffte, dass sich mein Leben endlich mal ändern würde, was aber leider nicht geschah..da habe ich mich oft in eine Traumwelt geflüchtet. Ich weiß auch nicht..wahrscheinlich war es einfach eine Art Schutzmechanismus oder so aber es half mir. Ich habe in dieser Welt mit Wesen gespielt. Und als du mir deine Story von den Aliens in deinem Traum erzählt hast..na ja..da musste ich kurz tief durchatmen, denn es hat mich sofort an meine damaligen "Spielkameraden" erinnert...".
Alex bekam erneut große Augen. Nie hätte er gedacht, dass Tracy plötzlich von solch fantasievollen Dingen erzählen würde, da sie wie so oft schon wie eine Wand erschien, an der alle übernatürlichen Geschichten nur so abprallten.
"Sie waren sehr groß, genau wie in deinem Traum.", dann überlegte sie kurz aber fuhr wieder fort." Nun, ich weiß nicht, ob sie mir nur deshalb so groß erschienen, weil ich ja selbst noch ein Kind war aber für mich waren sie jedenfalls riesengroß. Und immer wenn ich sie erblickte, haben sie zusammen mit mir in meinem Zimmer gespielt. Sie haben mir beim puzzeln geholfen, sie haben mit meinen Puppen gespielt und sie haben mir bei den Hausaufgaben geholfen..".
Alex schaute sie immer noch mit großen Augen an. "Und? glaubst du, das war alles nur Einbildung?" Sie schaute ihn mit geröteten Augen an. "Ich weiß nicht, was ich glauben kann und was nicht. Es war so viele Jahre her und ich weiß nicht, ob ich mir das alles einfach nur ausgedacht habe, um mich von der rauen Realität abzulenken oder ob es tatsächlich passiert ist..es hat auch
relativ schnell wieder aufgehört.
Ich hatte ein einschneidendes Gespräch mit meiner Mutter, die mir klarmachte, dass ich mein Leben nicht ändern könnte..dass ich sozusagen verdammt dazu war, ein ewiges Leben in Armut zu führen..und von da an habe ich mir dann irgendwie geschworen, dass ich es irgendwann aus dieser Hölle herausschaffen würde.
Ich wollte nicht wie meine Mutter enden oder meine Großmutter. Ich wollte mein eigenes, selbstbestimmtes Leben führen..und auch wenn ich wusste, dass es hart werden würde, so schwor ich mir trotzdem, es durch zu ziehen..", sagte sie und wischte sich dabei ein Träne aus dem Gesicht.
Alex lächelte sie an, streichelte ihre Schulter und sagte dann:" na ja, das ist dir doch bisher ganz gut gelungen,..also ich meine dein Leben selbst in die Hand zu nehmen und ich sage dir ganz ehrlich Tracy, ich habe keine einzige Sekunde lang an deinen Fähigkeiten gezweifelt. Du bist klug und fleißig. Und du wirst dein Ding machen.." .
Er hatte die richtigen Worte gefunden, denn Tracy lächelte nun trotz ihrer traurigen Augen übers ganze Gesicht und umarmte ihn dann.
"Danke Alex..". Er lächelte zurück, dann fuhr sie fort. "Und ich glaube dir, dass du das erlebt hast. Wie gesagt, ich habe sie selbst gesehen und ich bin der festen Überzeugung, dass es sie wirklich gibt. Vielleicht haben sie dich damals wieder verlassen, weil sie gemerkt haben, dass du nicht mehr auf ihre Hilfe angewiesen bist und stattdessen lieber dein eigenes Ding machen wolltest und es somit keinen Sinn gehabt hätte, dich weiter zu besuchen..ich weiß nicht, was sie vorhaben aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es sie gibt und dass sie uns erforschen.." sagte er.
Tracy schaute ihn für einen Moment wieder etwas kritisch an. "Ich weiß nicht Alex. Man bildet sich viel ein, wenn man ein Kind ist und jeder hat mit Sicherheit schon mal in irgendeiner Form von Aliens geträumt..". Nun schaute sie Alex wieder kritisch an. "Ja aber du weißt, dass es hier sehr viele Zufälle auf einmal gegeben hat und das kann einfach nicht mehr normal sein. Ich beschäftige mich schon länger mit dem Thema und ich werde eine Antwort finden, da bin ich mir sicher. Du musst mir dabei nicht helfen aber ich will, dass du nur weißt, dass ich immer für dich da bin. Egal ob wir verschiedene Meinungen haben oder nicht.." ,erwiderte er und dann passierte es.
Tracy lächelte und küsste ihn dann auf den Mund. Danach sah sie ihm längere Zeit in die Augen. Es war dieser fesselnde Blick, der einem Mann sagte, dass sie mehr wollte und er merkte, wie sein Herz anfing schneller zu schlagen.
Die ganze Zeit hatte er darauf gehofft, dass sie mehr von ihm wollte und nun geschah es tatsächlich. Er konnte sein Glück kaum in Worte fassen. Er küsste sie zurück und sie erwiderte seine Handlungen, indem sie ihn zu sich zog und sich auf sein Bett fallen ließ.
Kapitel 7
Sie verbrachten eine wunderschöne Nacht miteinander und Alex hatte in der Tat das Gefühl, noch nie so glücklich gewesen zu sein.
Er wachte am nächsten morgen auf und sah auf seine schlafende Schönheit herab. Ihr Gesicht ähnelte dem eines Engels und ihre roten Haare leuchteten wie pures Gold, als die Morgensonne durch das Fenster schien und auf ihre Haare herabfiel.
Er hatte die ganzen Aliens fast vergessen gehabt, denn dank ihr befand er sich wieder in seinem Paradies, wo er sich ausmalte, wie es wohl sein würde, zusammen mit ihr den Rest seines Lebens zu verbringen.
Dann stand er auf, um sich einen Kaffee zu machen. Die Sonne war heute besonders grell und blendete ihn schon fast ein wenig.
Er machte den Fernseher an und sah die Nachrichten, in denen von irgendwelchen Fußballspielen, den neusten Beschlüssen aus dem Bundestag und dem Wetter berichtet wurde.
Auf einmal hörte er ein Geräusch aus seinem Schlafzimmer. Er schaute auf die Uhr. Er hatte wohl doch schon längere Zeit vor dem Fernseher gesessen, denn es war bereits eine Stunde vergangen und er hörte, wie jemand in seinem Zimmer umher taumelte.
Tracy war wohl endlich wach und er hörte, wie sie sein Bad benutzte. Er fing an zu lächeln.
Vielleicht würde sie ihn gleich wieder zurück ins Schlafzimmer zerren und er musste kurz lachen.
Er hätte auf jeden Fall kein Problem damit.
Es vergingen knapp zehn Minuten und er entschloss sich, zurück zu ihr zu gehen und ihr einen warmen Kaffee anzubieten. Er nahm die Kaffeetasse und betrat sein Zimmer.
Da sah er, dass Tracy bereits vollständig angekleidet war und sogar schon die Schuhe anhatte. "Hey, willst du etwa schon gehen?" fragte er sie etwas verwirrt. Tracy blickte auf ihn und lächelte kurz. Dann ging sie auf ihn zu und gab ihm einen kurzen Kuss auf die Wange."Ja, ich denk mal, ich werd mich gleich wieder auf die Socken machen, ich muss nämlich noch viel lernen für die nächste Klausur.."
Sie ging zurück zu ihrer Tasche und sammelte ihre Sachen an. Alex schaute auf seinen Kaffee, er hatte auf den Tassenrand eine Blume für sie hingelegt und wusste ihre plötzliche Handlung nicht richtig ein zu schätzen.
"Aber ich habe noch einen Kaffee für dich gemacht..ich dachte..na ja..das wir vielleicht ab heute ein bisschen mehr Zeit miteinander verbringen wollen?"..fragte er etwas unsicher.
Tracy hörte kurz auf mit dem Aufräumen und sah dann in seine erwartungsvollen Augen. Sie bemerkte die Blume auf dem Tassenrand und dann sah er, wie sie plötzlich selbst etwas unsicher
zu sein schien.
"Aber du hast jetzt doch nicht etwa gedacht, dass ich eine Beziehung mit dir möchte oder?", fragte sie ihn. Die Frage traf ihn fast schon wie ein Messer ins Herz. Hatte sie das jetzt etwa ernsthaft gemeint? Wie konnte er sich schon wieder so sehr in ihr getäuscht haben? Ok, zugegeben. Während die meisten zukünftigen Pärchen mit harmlosen Küssen und mehreren Treffen anfingen, um nach und nach erst ihre Beziehung so langsam zu steigern, hatte sie ihn gestern direkt überfallen aber sie hatten doch bereits so viel Zeit miteinander verbracht gehabt. Sie kannten sich und sie hatten verdammt nochmal ein sehr intimes und persönliches Gespräch geführt. Wie konnte es sein, dass ihr das nicht mehr bedeutet hatte??
Er merkte, wie in ihm langsam wieder die Wut und Enttäuschung gleichzeitig hochkamen, doch er wollte sich das natürlich nicht anmerken lassen.
"Also, na ja..wenn ich ehrlich bin, dachte ich schon, dass da mehr zwischen uns läuft.." sagte er in einer sehr eintönigen Stimmlage. Sie schien seine Verzweiflung zu bemerken und kam dann auf ihn zu. Sie legte einen Arm um ihn und sagte in einer sanften Stimme" Aber das war doch nie meine Absicht gewesen. Alex..es, es tut mir leid, dass du dachtest, dass ich mehr für dich empfinde aber ich hatte nie vor, dir das Gefühl zu geben, dass ich mehr von dir will..ich dachte einfach, dass du genau so wie ich, gestern total fertig warst und dich einfach gehen lassen wolltest..". Sie schaute ihn
besorgt in die Augen, doch er konnte einfach nicht mehr an sich halten.
"Soll, das etwa heißen, dass du dich einfach von jedem knallen lässt?". Jetzt war ihm wirklich was raus gerutscht und er sah, wie sich Tracys besorgter Blick sofort änderte. "Was meinst du mit , ob ich mich von jedem "knallen" lasse?", sagte sie nun in einer genervten Stimme.
"Ja keine Ahnung. Ich dachte wir hätten eine besondere Beziehung zueinander, weil du selbst gesagt hast, dass du sonst keine Freunde hättest und so..aber anscheinend bin ich für dich einfach nur einer wie jeder andere,den du vögelst, kann das sein?". Nun sah man, wie sie wütend wurde.
"Also erstens habe ich dir von Anfang an gesagt, dass ich kein Interesse an festen Beziehungen habe. Daran wirst du dich wohl hoffentlich noch erinnern, wenn du an unseren ersten Unitag zurückdenkst.." .Se schaute ihn genervt an und er überlegte.
Sie hatte recht. Sie hatte es eigentlich von Anfang an klar gemacht aber er wollte es sich nicht eingestehen. Dann fuhr sie fort. "Und zweitens, selbst wenn ich irgendwelche Affären mit anderen Typen habe, was stört dich dann daran so sehr?? Du tust ja grad so, als wäre es gegen das Gesetz aber Surprise! Ich verrate dir ein kleines Geheimnis. Es ist mein gutes Recht, dass ich ins Bett steigen kann, mit wem ich will! Wir leben hier schließlich nicht mehr im Mittelalter und eigentlich müsste ich mich auch gar nicht vor dir rechtfertigen! Aber weißt du was? Ich merke, dass du nach einer Erklärung für mein Verhalten suchst und auch wenn ich dir eigentlich keine Erklärung schuldig bin, nach all den Sachen, mit denen du mich gerade wieder ordentlich beleidigt hast..", Alex blickte nun etwas beschämt auf den Boden und sie fuhr fort:" ..werde ich dir trotzdem eine Antwort liefern.
Ich habe mich dir geöffnet, weil ich dich für einen guten Freund gehalten habe. Aber nur weil du ein guter Freund bist und ich mit dir ins Bett steige, heißt das deswegen noch lange nicht, dass ich mehr von dir will, zumal ich dir das wie gesagt, von Anfang an schon gesagt hatte und dir auch sonst nie irgendwelche Anzeichen, wie "ich liebe dich"- Sprüche oder sonstigem gegeben habe.."
Wieder dachte er nach. Eigentlich hatte sie auch dort recht.. Und er musste sich eingestehen, dass auch er während des Aktes nicht ein einziges Mal zu ihr gesagt hatte, dass er sie liebte. Wenn er auch dort ehrlich zu sich selbst war, musste er sich eigentlich eingestehen, dass er während des Aktes daran gedacht hatte, diese drei kleinen Worte zu ihr zu sagen aber irgendwas hatte ihn daran gehindert gehabt, dies aus zu sprechen. War es vielleicht eine Vorahnung, dass sie ihn vielleicht tatsächlich nicht liebte und er somit nichts gesagt hatte, um diesen schönen Moment nicht zu zerstören? Hatte er sich die ganze Zeit nur was vorgemacht und konnte nicht akzeptieren, dass er "nur" eine schnelle Nummer war?
Er schaute in ihre wütenden Augen und wusste, dass sie es ernst meinte und sich vor allem von ihm verletzt fühlte..mal wieder.
So langsam kehrte die Scham zu ihm zurück. Warum war er nur immer gleich so aufbrausend? War er etwa so eitel, dass er sich selbst Dinge nicht eingestehen konnte und dann lieber die Schuld bei anderen suchte? Er fing an, sich so langsam wieder über sich selbst zu ärgern, hatte aber dennoch Unverständnis für Tracy.
Sie beobachtete weiter seine Reaktion und fuhr dann fort.
"Und wie ich sehe, scheinst du sehr großes Unverständnis dafür zu haben, dass ich kein Interesse an festen Beziehungen habe, dafür aber von Bett zu Bett springe, während es dir anscheinend scheiß egal zu sein scheint, wenn deine männlichen Geschlechtsgenossen genau das selbe wie ich tun. Tag ein, Tag aus. ", -wieder schaute er bei ihren wahren Worten beschämt auf den Boden.
Sie fuhr fort:" Und ich wiederhole es nochmal. Auch wenn ich mich nicht dafür rechtfertigen muss, kann ich dir gerne eine Erklärung liefern.
Wie du vielleicht mitbekommen hast, pflege ich nicht gerade den besten Kontakt zu meinem Vater. Ich pflege generell keinen guten Kontakt zu meinen männlichen Verwandten und das hat seinen Grund, wie du weißt.
All unsere Väter haben uns im Stich gelassen. Entweder, weil meine Mutter sowieso nur Unterhalt abstauben wollte oder, weil die Typen eben auch nicht wirklich scharf auf eine Hartz-vier Mami mit Kind waren. Nenn es von mir aus eine psychische Störung mit inneren Zwängen aber ich kann keinem Mann vertrauen und will es auch nicht. Alle Männer, die ich bisher kennenlernen durfte, wollten mich entweder nur ins Bett kriegen oder mich verletzen. In letzterem Fall mein ich das mit dem Verletzen vor allem bezogen auf meine Väter.
Ich hoffe du verstehst also, dass ich nicht besonders scharf auf eine Beziehung bin, weil ich meine Gründe dafür habe und es tut mir leid, wenn du ernsthaft gedacht hattest, dass ich mehr von dir wollte aber deswegen hast du nicht das recht, mich auf diese Art und Weise zu attackieren!"
Bähm! Sie hatte ihn mit dieser Abgeklärtheit wieder einmal Schach Matt gesetzt und er wusste nicht, was er sagen sollte.
Er hatte sie verletzt und zwar auf die mieseste Art und Weise, die man sich nur vorstellen konnte. Eigentlich hätte er sich damals, als sie ihm das mit ihrer Familie offenbart hatte schon denken können, dass das einer der Gründe sein musste, warum sie lieber auf Affären aus war aber wie immer wollte er sich das anscheinend nicht eingestehen, um nicht in seinem jämmerlichen Ego gekränkt zu werden.
"Tracy, ich weiß nicht, was ich sagen soll..es tut mir so leid..mal wieder.." sie rollte die Augen. "Ja, ich weiß du hast recht. Ich wiederhole mich schon wieder und hatte kein Recht dazu, dich so an zu gehen..ich versuche es nur zu verstehen..du bist für mich die mysteriöseste Frau, die ich je kennengelernt habe, deswegen trifft es mich vielleicht auch so sehr..", doch sie schaute ihn jetzt wieder nur mit diesem kühlen Blick an.
"Ich weiß zwar nicht, was an mir so mysteriös sein soll aber wenn jemand nicht so gern über sein Privatleben redet, dann wird das seine Gründe haben. Und dass jemand aus einer Asifamilie vom Dorf stammt, die nicht gerade der beste Ort ist, um als Kind aufzuwachsen und dass dieses Kind dann später auf Grund dessen vielleicht eine Bindungsstörung entwickelt, ist auch nicht wirklich überraschend.."
Sie schaute ihn direkt an aber er schaute wieder beschämt auf den Boden.
"Ich weiß Tracy, es tut mir so leid..ich weiß auch nicht, was ich mir dabei gedacht habe..du musst nicht weiter Zeit mit mir verbringen aber ich wollte es einfach nur verstehen..ich meine..glaubst du nicht, dass es vielleicht auch Männer gibt, die nicht so sind, wie dein Vater? Männer, die dich vielleicht wirklich lieben können, ohne dich dabei verletzen zu wollen..". Sie lachte kurz auf. "Ach ja..und wie soll das in der Realität aussehen?? Dass ich dann freiwillig meinen Job hinschmeiße und alles, was ich mir hart erarbeitet habe, um dann von irgend einem Kerl abhängig zu sein, der die Kröten für mich verdient, während ich mich mit den Kindern und dem Haus abplage und darauf warte, irgendwann eine undankbare Rente zu kassieren und immer in der Unsicherheit lebe, von meinem Mann vor die Tür gesetzt zu werden, weil ich finanziell von ihm abhängig bin?", fragte sie gereizt und er schaute in hasserfüllte Augen.
Das Thema war für sie mehr, als nur eine Kleinigkeit. Und er konnte sie verstehen. In manchen Dingen hatte sie gewiss nicht Unrecht, doch sie malte tatsächlich alles schwärzer, als es in Wirklichkeit war und hatte wahrscheinlich auch nie eine Therapie in Anspruch genommen, um ihre Erlebnisse mit ihrer Familie zu verarbeiten.
"Tracy ich verstehe deine Wut und deine Angst. Und du hast in vielen Dingen auch gewiss nicht unrecht. Aber es gibt doch auch viele Familien, die sich die Arbeit teilen..in manchen Fällen gehen auch die Mütter arbeiten und die Männer bleiben Zuhause..", doch sie hakte sofort ein. "Du meinst wohl, die Besserverdiener gehen weiter arbeiten und das ist in unserem patriarchalen System wohl nach wie vor der Mann..". Sie war tatsächlich eine harte Nuss.
"Tracy du hast ja recht aber ich sage doch nicht, dass du alles hinschmeißen sollst. Ich bin mir sicher, dass du einen Mann finden wirst, der Rücksicht auf deine Bedürfnisse nehmen wird. Jemand, der dich weiter arbeiten gehen lässt und auch sonst deine Wünsche respektieren wird und wie gesagt, du musst dich doch auf nichts einlassen. Du hast nach wie vor die Zügel selbst in der Hand und musst dich von niemandem abhängig machen..und ich glaube, dass es solche Männer gibt. Ich glaube nur, dass du einfach zu viele schlechte Erfahrungen gemacht hast und wenn du es nicht probierst, kannst du es doch auch nie wissen.." .Er merkte, wie er selbst wieder versuchte, seine Chancen bei ihr zu erhöhen und es schien auch tatsächlich zu helfen.
Tracy war tatsächlich ruhiger geworden und schien sich auch von seinen Argumenten halbwegs überzeugen zu lassen. Sie seufze kurz und redete dann weiter:" Vielleicht hast du recht. Vielleicht gibt es wirklich solche Männer und vielleicht bin ich wirklich zu sehr in meinen eigenen,
schlechten Erfahrungen gefangen ..aber ich kann es eben nicht von heute auf morgen ändern..".
Sie blickte gequält auf den Boden und sie tat ihm plötzlich unendlich leid.
"Das verstehe ich Tracy..und ich verstehe auch, dass du Zeit benötigst..ich will nur, dass du weißt, dass es mir unendlich leid tut und dass ich immer für dich da sein werde, wenn du das willst..".
Sie schaute ihn nun wieder etwas vertrauenswürdiger an und wie so oft, hatte er mal wieder die richtigen Worte gefunden.
Dann sagte sie erneut:"ich weiß nicht,..ich meine, du hast mich so oft schon verletzt und auch wenn du mit deinen Worten nicht unrecht hast, weiß ich nicht, ob du mich das nächste mal nicht doch wieder mit deinen Worten verletzen wirst..". Sie schaute ihn müde an und er wusste, dass sie mal wieder recht hatte. Er war sehr egoistisch aber gleichzeitig sensibel und konnte es nicht gut wegstecken, wenn er nicht als der wichtigste Mensch auf Erden angesehen wurde und dann passierte etwas, was ihm mal wieder alles versauen würde.
Er hatte es geschafft, sie zu beruhigen, doch dann wanderte Tracys Blick nach unten auf seinen Teppichboden und er merkte, wie sich ihr Blick an einem Zettel festsetzte. Was sah sie da nur an?
Fragte er sich, doch er sah, dass es wohl jener peinliche Zettel sein musste, den er und Dave letztens verfasst hatten, um die Mädels zu bewerten.
"Was zur Hölle ist das?" fragte ihn Tracy und Alex wollte den Zettel noch schnell packen, doch Tracy war schneller und knitterte ihn auseinander. Zu spät, das war`s wohl, dachte er sich.
Er sah, wie ihr Blick über die Liste wanderte, in der er sie und die anderen Mädels nach allen sexistischen Kriterien bewertet hatte und merkte, wie sie die Augenbrauen hochzog.
Gleichzeitig merkte er, wie ihm das Herz in die Hose rutschte und er am liebsten vor Scharm im Boden versunken wäre.
Das war dieser eiskalte Moment, der das Fass zum überlaufen bringen würde und der das gesamte Kartenhaus, was er sich über all die Zeit hinweg mühsam aufgebaut hatte, ein für allemal zum Einsturz bringen würde.
"Du hast mich also bewertet.." sagte sie jetzt wieder in dieser kühlen Stimme. Er erwartete, dass sie ihm gleich wieder einen Vortrag halten würde, doch stattdessen sagte sie nur in einer kühlen
Stimme:" Weißt du, ich finde es ja schon sehr verblüffend, dass die besten Argumente, der besten Redner meist auch immer von den größten Heuchlern kommen..". Er versuchte kurz seine Haut zu retten. "Nun, um genau zu sein, war das Daves Idee..",er wollte weitersprechen, doch sie unterbrach ihn. "Achso, Dave hatte also diese vollkommen bescheuerte Idee, die du dann dankend weiter mit
ihm bewertest hast, na wenn das so ist.." .
Sie erwartete eine Antwort, doch er sah wie immer geknickt auf den Boden. Er wusste, dass seine billigen Ausreden sinnlos waren.Dann redete sie weiter.
"Weißt du Alex..ich hatte wirklich angefangen dir zu vertrauen. Ich habe dir Geschichten über mich und meine Familie erzählt, die sonst niemand kennt und auch wenn du mich oft genug mit deinen Worten verletzt hast, dachte ich noch bis zuletzt, dass du ein halbwegs vernünftiger Mensch bist, der einen zu schätzen weiß..". Er guckte kurz zu ihr auf, gab es dann aber auf, den Blick stand zu halten.
Sie sprach weiter."Ich habe mir sogar ernsthafte Gedanken gemacht, eine Therapie in Anspruch zu nehmen, um meine inneren Zwänge mit meiner Familie an zu packen. Du hattest wahre Argumente, die mich zwar auch immer irgendwo in meinem Unterbewusstsein angesprochen haben aber
trotzdem hat sie nie jemand ernsthaft ausgesprochen. Doch nun hast du mit doppelter Kraft all meine alten Vorurteile wieder mal bestätigt und ich kann dir echt sagen. Ich hab schon viele Idioten Kerle getroffen..doch noch nie bin ich von jemanden so sehr enttäuscht worden wie von dir..ich dachte wirklich, wir wären sehr gute Freunde gewesen aber es stellt sich heraus, dass du genau so oberflächlich wie all die anderen bist und dies sogar noch extra mit Dave bewerten musstest..". Nun sah sie fast schon ein wenig traurig aus.
Er öffnete den Mund."Tracy..ich weiß nicht, was ich sagen soll, ich habs total vermasselt, ich weiß..aber weißt du, Dave hat diesen blöden Zettel nur geschrieben, um mich auf zu muntern und..", er wollte weitersprechen, doch er wusste, dass er das Ruder dieses mal nicht mehr herumreißen konnte.
"Ach ja, was du nicht sagst..er wollte dir also mit ein paar sexistischen Fleischtheken-Bewertungen weiter helfen und ihr habt mich neben bei her zu einem billigen Sexobjekt gemacht, na dankeschön..weißt du Alex, du denkst immer nur an dich und scheinst dabei gerne mal zu vergessen, dass die anderen Menschen um dich herum auch Gefühle haben. Aber hey..wenigstens weiß ich jetzt dank eurer Bewertung, dass ich zumindest rein äußerlich immer genügend Kerle finden werde, die mich bumsen wollen. Ich werde also nicht so schnell in meiner sexuellen Freiheit eingeschränkt sein, das ist doch toll..". Sarkasmus, dachte er sich.
Sie ging wütend zu ihrer Tasche und warf sie sich um die Schultern.
"Tracy, das ist doch kompletter Quatsch. Ok, zugegeben, am Anfang hab ich in dir nur ein hübsches
Mädchen gesehen, doch später habe ich wirkliche Gefühle für dich entwickelt und dich bewundert und das mit Dave war einfach nur so ein dämlicher Jungenstreich..", er wollte sich weiter herausreden, doch sie knallte vor ihm die Tür zu und war dann verschwunden.
Alex ließ sich auf den Boden fallen. Er nahm den Kaffeeuntersetzer mit der Blume und schmiss ihn vor Wut gegen die Wand. Warum hatte er diesen blöden Zettel nicht einfach weggeschmissen? Es waren immer diese kleinen, vermeintlich unbedeutenden Dinge, die einen verrieten und er sackte komplett frustriert auf seinen Teppichboden zusammen.
Er dachte, er hätte in der Nacht mit ihr den schönsten Tag seines Lebens gehabt, doch dann hatte es sich den Morgen darauf in den wohl schlimmsten Tag seines Lebens entwickelt.
Er fing zum ersten Mal nach langer Zeit wieder an zu weinen und ärgerte sich darüber, dass er so ein Idiot war.
Hätte er sie von Anfang an mit mehr Respekt behandelt, stattdessen war er die ganze Zeit nur darauf aus gewesen, sie im wahrsten Sinne des Wortes zu erobern und wollte dabei selbst keine einzige Sekunde lang auf der Strecke bleiben. Er hatte die Chance gehabt, die tollste Frau seines Leben kennen zu lernen aber er hatte es vermasselt. Und er wusste, dass es keine zweite Chance geben würde.
Diesmal hatte er eine Grenze zu viel überschritten und sie würde nie wieder zu ihm zurückkommen. Er versuchte sich ein zu reden, dass sie eine Steigerung zu seiner Ex war und dass er immer noch stolz darauf sein konnte, sie gehabt zu haben aber was brachte ihm das, wo sie jetzt umso schneller wieder weg war?
Er sperrte sich in seinem Zimmer ein und versuchte sich wieder stundenlang von der Außenwelt ab zu kapseln.
Seine Eltern kamen nach Hause. Um genau zu sein, kamen sie sogar ziemlich früh zurück, nachdem er sich gerade erst eingesperrt hatte und sie bekamen wohl mit, dass er sich längere Zeit nicht hatte blicken lassen.
Als es Abend wurde, klopfte seine Mutter dann an die Tür.
"Ist alles ok Alex?" fragte sie ihn. Kurze Funkstille. Doch dann gab er in einer gequälten Stimme zurück." Ja,alles ok..", doch eine Mutter merkte einfach, wenn etwas mit ihrem Sohn nicht stimmte. "Darf ich reinkommen?" Wieder kurze Funkstille. Doch sie wartete nicht auf eine zweite Antwort und öffnete die Tür. Er schämte sich darüber, dass sie ihn als solch eine jämmerliche Heulsuse vorfand, doch gab es auch auf, irgendwelche Ausreden auf zu legen.
Auch wenn er mit seiner Mutter nie viel über seine Affären oder Liebschaften gesprochen hatte, so war es doch nicht spurlos an ihr vorbei gegangen.
"Es ist wegen diesem rothaarigen Mädchen, stimmts?" fragte sie ihn verständnisvoll. Er drehte sich weg. Er wollte nicht mehr an sie denken, doch seine Mutter fuhr weiter fort.
"Alex, wir machen uns gerade große Sorgen um dich. Das letzte Mal, als du deine Beziehung beendet hast, hast du mehrere Wochen gebraucht, um aus deinem Zimmer endlich wieder raus zu kommen und dein Leben wieder in die Hand zu nehmen.". Dann drehte er sich wieder wütend zu ihr.
"Ach ja, ihr macht euch also nur Sorgen darum, dass ich die Uni wieder nicht schaffe stimmts?
Interessiert euch das überhaupt? Ich dachte euch wäre es sowieso lieber gewesen, wenn ich auf diese dämliche Schauspielschule gegangen wäre..." Dann wurde auch ihre Miene ernst. "Jetzt hör mal zu, mein Junge. Ja wir lieben die Schauspielerei..und ich liebe auch deinen Vater für seine
Künste. Aber wir wollten dir das nie aufzwingen. Wir haben versucht, dich dafür zu begeistern und gehofft, dass du vielleicht auch eine Leidenschaft dafür entwickelst aber wir haben gemerkt, dass das offenbar doch nichts für dich ist und wir haben es akzeptiert". Er schaute sie kritisch an und sie sprach weiter. "Würden wir es nicht akzeptieren, dann würden wir nicht dein gottverdammtes Bafög für dich bezahlen! Und das, obwohl du noch nicht mal ein Semester bisher geschafft hast".
Die Wahrheit traf ihn mal wieder direkt wie ein Messer ins Herz. Doch stets fühlte er sich unverstanden. "Ja aber du sagst es doch selbst. Ein Schauspieler wäre dir lieber gewesen oder?".Sie klatschte in die Hände und rollte dabei die Augen. "Was soll ich sagen Alex..mir wären viele Dinge lieber aber man kann eben nicht alles im Leben haben, was man sich wünscht und muss somit akzeptieren, dass andere Leute auch was anderes machen wollen. Vielleicht solltest du das bei anderen Leuten mal genau so respektieren, so wie wir die Tatsache respektieren, dass du lieber
Wirtschaftsmathematik studieren willst..", sagte sie mit fast schon der selben Abgeklärtheit wie Tracy.
"Was meinst du mit, ich muss es bei anderen Leuten genau so akzeptieren?" fragte er sie. Und sie fuhr fort:" Na ja..zum Beispiel dieses Mädchen von der Uni..uns ist nicht entgangen, dass du sehr verschossen in sie gewesen sein musst. Ich habe es ganz deutlich gesehen, als du sie auf deine Feier eingeladen hattest.."
Alex dachte nach. Er fand es immer bemerkenswert, wie Mütter so eine Art siebten Sinn hatten und
fragte sich, ob es wirklich so klar zu erkennen gewesen war, wie er sie angehimmelt hatte. Wenn ja, dann wäre das mehr als peinlich gewesen.
"Und ich weiß nicht genau, was da zwischen euch vorgefallen ist..ob sie dir den Laufpass gegeben hat, weil du einfach nicht ihr Typ bist, oder ob ihr einen anderen Streit hattet oder ob du vielleicht auch traurig darüber bist, dass sie deine Liebe überhaupt nicht erst erwidert hat.".Sie machte eine kurze Pause und er dachte sich "schön wär`s", denn in Wahrheit war es nicht fehlendes Interesse ihrerseits, als vielmehr eine Tatsache, dass er sich ihr gegenüber wie das letzte Arschloch aufgeführt hatte.
Dann sprach sie weiter. "Aber das Mädchen hat dir offensichtlich ganz klar zu verstehen gegeben, dass sie kein Interesse an dir hat und das musst du verdammt nochmal lernen, zu respektieren! Du kannst eben nicht jede Traumfrau haben, die du dir so vorstellst und darauf warten,
dass sie dir jemand auf dem Silbertablett präsentiert.", er hörte ein wenig Wut aus ihrer Stimme heraus und fragte sich, ob sie wohl auch seinen kleinen schmutzigen Bewertungszettel von ihm und Dave irgendwann auf dem Teppichboden entdeckt hatte.
"Ich weiß, du bist verletzt aber ich bitte dich trotzdem nicht wieder in die selbe Trauer zu verfallen, wie bei deiner letzten Beziehung, als du dich dann nicht nur in deinem Zimmer eingesperrt hattest, sondern dann auch deine Noten vernachlässigt hast. Das Leben geht doch zum Glück weiter und du musst auch endlich mal lernen, die positiven Dinge darin zu sehen.." er dachte kurz nach.
Er wusste nur zu gut, dass sie Recht hatte aber trotzdem waren seine Gefühle komplett im Eimer und er wusste auch nicht, wie er es aus dieser Trauer wieder herausschaffen sollte. Doch er wusste, dass sie einen wahren Kern mit seiner letzten Beziehung angesprochen hatte. Auch wenn
er sich immer wieder einreden wollte, dass er seine letzte Beziehung doch ganz gut verkraftet hatte, so war es doch schlimmer gewesen, als er sich eigentlich eingestehen wollte. Und ja, er war schon immer ein fauler Egoist aber es wäre gelogen gewesen zu behaupten, dass seine letzte Beziehung seine Noten nicht mit beeinflusst hätte. Sie hatte es sogar maßgeblich beeinflusst und das realisierte er erst jetzt.
Seine Mutter schaute besorgt zur Seite. "Bitte Alex. Wir wollen nicht wieder das selbe Chaos wie beim letzten Mal erleben", sie sagte es mit klarer Stimme aber klang dabei eher besorgt, als wütend.
Er schaute in ihre traurigen Augen und sagte:"Keine Sorge Mom, ich werde mich schon zusammenreißen..", sie fing an zu lächeln und stand dann auf. "Ok, mein Junge. Ich wünsche dir nur das Beste.." er schaute sie an und sagte in sanfter aber trauriger Stimme:" ich weiß, Mom.".
Dann ging sie wieder.
Er hasste es, wenn Frauen mit den Tränen zu kämpfen hatten. Es war eine sehr wirkungsvolle Waffe, die stärker als Wut, Hass oder irgendwelche anderen aggressiven Einschüchterungstaktiken funktionieren konnte. Denn er wollte seine Eltern nicht weiter enttäuschen, doch seine Gefühle waren im Moment mal wieder an einem absoluten Tiefpunkt angelangt und er hatte die ganzen Aliens schon fast komplett vergessen gehabt. Doch immer wenn er als Kind über irgendwas traurig war, schnappte er sich seinen alten Journalisten-Ordner und studierte irgendwelche mysteriösen Fälle aus der Zeitung durch. Und auch jetzt erschienen seine alten Ängste über irgendwelche Aliens fast schon harmlos zu dem, was er mit Tracy erlebt hatte. Tja, es brach eben doch nichts so gut,
wie ein Herz..dachte er sich und krümmte sich wieder auf seinem Bett zusammen.
Vielleicht war dies ja auch eine Art Taktik der Aliens, dass sie versuchten ihre Gruppe zu zersplittern, um zu vermeiden, dass sie ihnen auf die Spur kamen. Sofort kam er wieder ins Grübeln. Konnte in solch einem Szenario wirklich eine Verbindung zu diesen Wesen hergestellt
werden, die alles in irgendeiner Form steuerten?
Er hatte nun fast schon ein überflüssiges Gefühl, wieder zu diesem alten Waldrand zu gehen, um nach dem Rechten zu sehen. Entweder würde er dort eine Antwort finden oder in seinen Träumen. Er nahm seine Jacke und machte sich auf den alt bekannten Weg.
Wieder merkte er, wie ihn die Stechmücken auffressen wollten, doch dieses mal schienen es weitaus weniger als beim letzten mal zu sein und er überlegte, ob er dort wohl Klaas wieder entdecken würde, der einen seiner Anfälle haben würde oder von irgendwelchen Aliens besessen sein würde.
Fast schon etwas unsicher, näherte er sich dem alt bekannten Maisfeld und fragte sich zugleich, wann der Bauer dieses Feld wohl endlich ernten wollte.
Er schaute etwas verängstigt durch das Maisfeld rüber zum Waldrand und fragte sich, ob er wohl wieder einen blonden Schopf erblicken würde, doch er sah nichts..die Maiskolben bewegten sich durch den Wind, doch ansonsten schien alles sehr friedlich zu sein. Auch an dem alt bekannten Waldrand konnte er keine großartigen Veränderungen entdecken.
Fast schon etwas enttäuscht darüber, trottete er wieder traurig zu seinem Elternhaus zurück. Es war, als war mal wieder eine komplette Welt zusammengebrochen und er überlegte, was er nun tun sollte. Er dachte an Dave, schließlich war es seine bescheuerte Idee gewesen, die ihn verraten hatte, doch er war nicht wütend auf ihn. Er hatte sich ja selbst darauf eingelassen gehabt und außer Dave hatte er auch nicht wirklich irgend jemand anderen an der Uni als Freund. Also entschloss er sich dazu, ihn anzurufen.
Er war fast nicht überrascht, als er eine total bekiffte Stimme am anderen Apparat hörte.
"Wer ist da?" fragte er mal wieder total benebelt, wohl wissend, dass er einfach nur auf den Namen der Nummer seines eigenen Displays schauen musste.
"Dave ich bins..", "Alex? Hey Bruder, was geht?". Alex rümpfte die Nase. "Du bist wohl wieder etwas high, was?"
Wieder kurze Funkstille, doch dann fing er an zu lachen. "Na ja, irgendwie muss man diese schräge Welt ja ein bisschen vergessen oder?" antwortete er ihm und Alex dachte sich nur "touche". Auch er würde alles geben, um seine Gedanken ab zu schalten, auch wenn er das eher auf seinen
Herzschmerz, als auf die Aliens bezog.
"Nun ja, Mann, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll aber..ich habs mir heute komplett vermasselt mit Tracy..". Seine Kifferstimme schien ein wenig nach zu lassen. "Wieso, was ist denn passiert?" fragte er. Wieder machte Alex eine kurze Pause und erwiderte dann:"Na ja, sie hat mich besucht und unseren hübschen Bewertungszettel entdeckt..muss ich noch mehr dazu sagen?". Erneut verschlug es ihm die Sprache und er sagte nur "oh..", "ja oh.." gab Alex genervt zurück.
"Wir werden uns wohl darauf einstellen müssen, erst mal so schnell nichts mehr von ihr zu hören..", er dachte, dass Dave in irgendeiner Form davon betroffen sein würde, doch stattdessen hörte er nur, wie er erneut an seinem Joint zog. "Tja Mann, was soll ich sagen. Tut mir echt leid, dass sie das Ding gefunden hat aber was solls, wir haben doch noch unsere anderen Schnecken an der Uni stimmts?" gab er zurück und Alex glaubte fast schon, sein dreckiges Grinsen durch den Hörer hindurch sehen zu können.
Ok, er wusste, dass er wahrscheinlich weitaus weniger Chancen bei Tracy als er hatte und hatte somit auch keinen großartigen Verlust durch Tracy zu beklagen aber schien ihm die Freundschaft
zu ihr denn gar nichts bedeutet zu haben? Es war fast schon so, als kümmerte er sich tatsächlich nur darum, wen er so alles abstauben konnte, andererseits versuchte er vielleicht auch einfach nur, ihn wieder auf zu heitern.
Alex fuhr fort. "Ich weiß nicht Mann, ich habe Stefanie nicht gerade besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt und ehrlich gesagt hat sie mich auch nie besonders interessiert..". Dave überlegte kurz und antwortete dann wieder."Aber was ist mit dieser Laura? Hattest du da nicht auch halbwegs Interesse gehabt?". Alex dachte kurz nach. Stimmt.
Er war so sehr damit beschäftigt gewesen, Stefanie aus dem Weg zu gehen, dass er Laura schon fast vergessen hatte. Aber dennoch verspürte er auch nicht wirklich den Drang, sich jetzt auf sie zu fokussieren. Egal, was er tat, seine ganzen Gedanken holten ihn immer wieder zurück zu Tracy..es war einfach ein Jammer, wie er sich selbst so sehr ans eigene Bein gepinkelt hatte.
"Ach ich weiß nicht Dave, ich glaube ich muss erst mal die Sache mit Tracy verdauen.." antwortete er und merkte, wie sich Dave erneut einen Joint zurecht drehte. "Ja, das kann ich verstehen Mann"..dann hörte er , wie er wieder erneut daran zog. Er wusste nicht, wie er ihm großartig weiterhelfen sollte, doch irgendwie nervte ihn seine ständige Kifferei schon wieder und er war auch keine wirkliche Hilfe, deswegen wollte er das Gespräch beenden.
"Na ja, nichts für ungut Dave aber ich hab noch ein bisschen was zu erledigen..". Dave sagte erst nichts erwiderte dann aber mit einem kurzen "ok" und Alex legte auf.
Er wusste nicht warum aber er fühlte sich mit seinem Kummer mal wieder komplett allein gelassen und ließ sich auf sein alt bekanntes Bett fallen.
Die ganze Geschichte ging ihm schon wieder übelst an die Substanz und er hatte so langsam wirklich das Gefühl, dass ihm jemand den Boden unter den Füßen wegzog.
Erst diese ganzen merkwürdigen Erscheinungen und dann hatte ihn auch noch seine liebste Angebetete verlassen.
Dann holte er sein Hypnosebuch hervor und bettelte schon fast darum, sich in eine andere Welt flüchten zu können.
Kapitel 8
Klaas bemerkte, wie seine Mutter seit längerem große Augen bekam, denn er hatte zum ersten Mal seit langem den Mut gefunden, zur Polizei zu gehen und seine Mutter an zu zeigen. Er wusste, dass es eher ungewöhnlich war, wenn man als Mann zur Polizei ging, um die eigene Mutter wegen Körperverletzung an zu zeigen und in der Tat war es nach wie vor ein Tabuthema in der Gesellschaft. Klar, es gab auch immer noch mehr als genügend weibliche Opfer von häuslicher Gewalt, denen auch immer noch zu wenig Glauben geschenkt wurde aber gerade weil es in der Gesellschaft normal war, dass überwiegend Frauen angegriffen wurden und es ein fest verankertes Klischee war, dass Männer doch niemals Gewalt durch eine Frau erfahren konnten, war es für ihn alles andere als einfach gewesen, den Mut auf zu bringen und von seiner verletzten Kindheit zu erzählen, die nicht nur von körperlicher, sondern auch emotionaler Gewalt gekennzeichnet war.
Umso stolzer war er auf sich, dass er es endlich mal geschafft hatte, dieses Tabuthema an zu sprechen. Doch in der Tat war es leider alles andere als einfach, sie an zu zeigen.
Seine Kindheit war längst vorbei und auch wenn sie ihn zuletzt wieder eine Ohrfeige verpasst hatte, so gab es leider nicht genügend Beweise.
Trotz alledem war er fast schon erleichtert, als die Polizisten sie vor ihrer Haustür zur Rede gestellt hatten und ihr buchstäblich vor lauter Schreck fast die Augen aus dem Kopf gefallen wären.
Sie versuchte sich damit heraus zu reden, dass Klaas ja nur Unfug erzählen würde, da er ja auch unter Schizophrenie litt und sich somit ständig irgendwelche irrealen Sachen ausdenken konnte, doch zum Glück hatte Klaas sämtliche Gesundheitsnachweise, die belegten, dass der Ausbruch einer Schizophrenie unter anderem auch durch widersprüchliche Kommunikationsstile in der Primärfamilie ausgelöst werden konnten.
Dummerweise waren das nicht genügend Beweise, um fest zu stellen, ob sie ihren Sohn tatsächlich
misshandelt hatte und somit wurde die Anzeige zunächst fallen gelassen, doch Klaas hatte neuen Mut geschöpft und war sich sicher, dass er es irgendwann noch schaffen würde. Er hatte sein Elternhaus eigenständig verlassen und sich Hilfe bei einem Behindertenwerk gesucht und erhielt auch tatsächlich Hilfe.
Auch wenn sich vor kurzem die Sonne über seinem Himmel fast wieder komplett verdunkelt hatte, so hatte er es dieses mal doch noch rechtzeitig geschafft, im letzten Moment die Kurve zu kriegen und er wusste, dass seinem Neuanfang nichts weiter im Wege stehen würde.
Auch Tracy merkte, dass sie Ablenkung brauchte. Der Tag mit Alex hatte sie so sehr aus der Bahn geworfen, dass sie aus lauter Frust nach langer Zeit wieder anfing zu rauchen. Das musste wohl der Grund sein, warum so viele frustrierte Leute zu Suchtmitteln griffen. Nicht weil sie die Substanzen
aus ihrem glücklichen Leben rissen und von da an ihr Leben immer mehr auf die schiefe Bahn gerieten ließen, sondern weil es vorher schon Probleme gab, weshalb sie die Drogen zur eigenen Betäubung verwendeten und dann erst setzte sich der Teufelskreislauf weiter fort.
Dieser Idiot hatte ihre alten Befürchtungen wieder bestätigt und das, obwohl er tatsächlich der erste Mann war, dem sie angefangen hatte, zu vertrauen. Tja, so waren sie halt. Sie rangen um einen, als würde es nichts wichtigeres auf der Welt geben. Doch gab man ihnen dann die gewünschte
Aufmerksamkeit und gab zu viel von seinen Gefühlen preis, so wurde man umso schneller wieder dafür bestraft.
Sie hatte fast die richtige Straße erwischt, da sah sie einen ihrer alten Affären an einer Haltestelle.
Er war von ihrer alten Schule und hatte sie damals nach einer langen Party vernascht gehabt. Sie hatte sich damals gehen lassen und merkte auch jetzt, dass sie jemanden brauchte, der sie nach dieser Erfahrung mit Alex ablenken konnte.
Als er sie erblickte, strahlte er sofort über alle Ohren. "Hey Tracy, lang nicht mehr gesehen, wie gehts dir so?" . Sie sah nach dieser Erfahrung wohl immer noch ein wenig mitgerissen aus.
"Hi..ja mir geht`s soweit ganz gut. Bin nur ein wenig müde, wegen dem ganzen Unistress..". Er lachte. "Ach ich wusste gar nicht, dass du jetzt studierst, hört sich echt cool an.." sie lächelte ihn an und wusste, dass er sie zumindest für heute Abend trösten würde.
Sie gingen erst gemeinsam essen, redeten über alte Schulzeiten und trafen sich dann bei ihr, um ihre alte Affäre wieder aufzufrischen.
Auch wenn sie wusste, dass er ihre ganzen Probleme nicht lösen konnte, so war er zumindest für den Moment eine willkommene Abwechslung und außerdem war es viel besser, als irgendwelche Drogen zu sich zu nehmen, die einem tatsächlich schaden konnten.
Am nächsten morgen fragte er sie, ob er sie mit in die Uni begleiten sollte. Warum eigentlich nicht, dachte sie sich und ließ sich von ihm in die Uni begleiten.
Sie kuschelte sich an ihn, als sie mit ihm gemeinsam die Uni betrat und die anderen Studenten betrachten sie aus der Ferne. Sie mussten wohl denken, dass sie frisch verliebt war, doch es kümmerte sie nicht, was die anderen von ihr hielten.
Und dann sah sie Alex. Trotz dieser frustrierten letzten Nacht, sah er heute doch recht gut gelaunt aus und dann sah er sie an. Er begutachtete sie und ihren neuen Liebhaber und Tracy spürte, wie ihre alten Rachegedanken zurück kamen. Auch wenn es kindisch war, so wollte sie ihn doch einen
kleinen Denkzettel verpassen und küsste daraufhin ihren alten Schulfreund auf die Wange. Dann drehte sie sich wieder um und ging mit ihm zu ihrem Sitzplatz. Sie beachtete Alex nicht weiter und auch Dave konnte ihr gestohlen bleiben.
Sie verbrachte noch eine gute Woche mit ihrem alten Schullover aber verlor dann doch schnell wieder die Lust. Aber auch er war nur auf schnelle Nummern aus gewesen und hatte ihr auch nie andere Signale gegeben, sodass sie schon bald merkte, wie sie ihre alte Lebensweise wieder anfing
zu nerven. Sie verabschiedeten sich voneinander aber er wusste wahrscheinlich ebenso wie sie, dass es wohl kein erneutes Treffen mehr geben würde. Sie wussten beide, worauf sie sich eingelassen hatten. Sie hatten sich wieder getroffen, sie hatten sich die ganze Zeit nur über belanglose Sachen unterhalten und er hatte dauernd brav darauf gewartet, dass sie ihm die dementsprechenden Signale geben würde, damit sie aufs nächste Zimmer verschwinden konnten.
Aber so war ihr gesamtes Leben bisher verlaufen.
Sie ging in einem Feldweg spazieren und dachte dabei wieder über die alten Vorkommnisse nach.
Es wäre gelogen gewesen, wenn ihr die letzten Wochen rein gar nichts bedeutet hätten. Sie hatte zum ersten Mal Freunde gefunden. Sie hatten zusammen gelacht, sie hatten Spaß gehabt und sie waren durch extrem viele Sachen gegangen.
Es war auch das erste Mal, dass sie von anderen nicht ausgeschlossen wurde, nur weil sie eine andere Herkunft hatte und auch wenn sie sich bewusst war, dass sie ja auch nie was davon erzählt hatte, so hatte sie Alex trotzdem bis zum Schluss nicht deshalb verurteilt. Er hatte sogar ernsthaft geglaubt, dass sie aus einer adligen Familie stammte.
Sie musste schmunzeln. Hatte sie sich etwa so viel Mühe gegeben, ihre wahre Herkunft zu verbergen? Aber es schien gewirkt zu haben. Dennoch, jetzt war wieder alles im Eimer.
Klaas drehte komplett am Rad, Dave und Alex waren Idioten und vor allem Alex hatte sie nach allen Kriterien hintergangen. Und dann diese ganzen Geschichten mit den Aliens. Gab es wirklich irgendwelche Wesen, die sie zu beeinflussen versuchten?
Doch sie schüttelte den Kopf. Bis auf dieses eine Vorkommnis in ihrer Kindheit, hatte sie nie irgendwelche anderen Erlebnisse gehabt. Trotzdem musste sie sich eingestehen, dass vor allem die letzten Tage ziemlich chaotisch waren. Wer hatte recht? War dort wirklich was faul? Und konnte
sie überhaupt noch irgendjemanden vertrauen?
Sie fasste sich an die Stirn. Ihr wurde schwindelig und sie merkte, dass sie von den ganzen Grübeleien Kopfschmerzen bekam. Sie merkte, dass ihr plötzlich alles zu viel wurde und dass sie irgendwie eine Auszeit benötigte.Aber das sollte kein Problem werden.
Die Semesterferien standen vor der Tür und warum sollte sie diese Zeit nicht mal nutzen, um Urlaub zu machen? Sie hatte mittlerweile genügend Geld gespart und sie wusste nicht warum aber irgendwie hatte sie auf einmal Lust, nach Sizilien zu fliegen.
Ihre Mutter war ein einziges mal mit den Kindern dort gewesen und auch wenn sie wusste, dass sie sich von ihrem Ersparten auch gewiss noch einen anderen Urlaubsort hätte leisten können, so hatte sie Sizilien als Kind total fasziniert.
Es war tatsächlich das einzige mal, dass ihre Mutter mit ihnen auswärtigen Urlaub gemacht hatte, umso mehr wusste sie es dann zu schätzen.
Und irgendwie hatte sie eine magische Verbindung zu diesem Ort aufgebaut. Sie liebte die Sprache. Die Menschen waren sehr temperamentvoll und freundlich. Ebenso liebte sie die Geschichte und Kultur. Genau so wie diese warme, angenehme Atmosphäre.
Überhaupt liebte sie das warme Wetter. Sie konnte nicht verstehen, dass reiche Familien freiwillig in kalte Länder zogen und sich dann den Hintern abfroren. Wenn es jedenfalls nach ihr gehen würde, dann würde sie sofort in ein warmes Land ziehen. Doch nun hatte sie sich genügend Gedanken gemacht. Es war Zeit, die Fantasie in die Realität um zu setzen, also kaufte sie sich zu Beginn der Semesterferien sofort ein Flugticket nach Italien.
Sie hatte die Koffer gepackt und betrat nervös das Flugzeug. Wie lange war das jetzt her, dass sie zuletzt in Italien gewesen war? 12 Jahre? 13 Jahre?
Sie wusste es nicht mehr genau und merkte, dass sie sich wohl generell viel Mühe gegeben hatte, ihre Kindheit zu verdrängen. Sie dachte kurz an die unheimlichen Wesen aus ihrer Kindheit und auch die ganzen anderen chaotischen Erlebnisse, die sie mit Klaas, Alex und Dave erlebt hatte und merkte für einen kurzen Moment, wie sie die unangenehmen Gedanken wieder einholten, doch lenkte sich dann schnell ab.
In wenigen Minuten würde sie über den Wolken schweben und zum ersten Mal wieder dieses unbeschreibliche Gefühl der Freiheit erleben.
Das Flugzeug erhob sich in die Lüfte und sie schaute gespannt aus dem Fenster. Sie erinnerte sich daran zurück, wie sie vor knapp 13 Jahren ebenfalls aus dem Fenster gesehen hatte und dabei verblüfft darüber war, wie klein die Welt von oben doch werden konnte.
Genau dieses Gefühl ereilte sie nun auch wieder und sie merkte, wie ihre alten Anspannungen so langsam wieder nachließen. Sie würde sich von dem ganzen Stress wieder erholen und Sizilien würde ihr dabei unter die Arme greifen.
Als sie in Sizilien ankam und den Flughafen verließ, spürte sie bei Verlassen des Flughafens sofort eine unglaubliche Hitze, die ihr entgegen kam. Sofort wurde sie von einem angenehmen Gefühl eingehüllt. Auch wenn in Deutschland gerade Sommer war, so war es in Sizilien deutlich heißer.
Sie wurde vom Taxi zum Hotel gebracht und knipste während der gesamten Fahrt unzählige Fotos.
Zum ersten Mal schien sie aus ihrem alten, tristen Leben, den ganzen Enttäuschungen und den unzähligen unheimlichen Erfahrungen gerissen worden zu sein und endlich mal wieder aufatmen zu können.
Sie fotografierte die prächtigen alten Villen, die von Palmen bedeckt wurden und sah das wunderschöne blaue Meer dahinter, was immer in unmittelbarer Nähe war. Sie betrachtete sich die Menschen, die die Straßen mit Leben erfüllten. Es war Feierabend und viele rannten hektisch in die
Lebensmittelgeschäfte, um noch Einkäufe zu erledigen. Andere gingen mit ihren Kindern lachend die Straße entlang. Junge Pärchen hielten sich verliebt die Hände aber auch alte Pärchen lachten und erledigten gemeinsam ihre Hausarbeiten.
Sie wurde dabei etwas nachdenklich. Sie hatte die Liebe immer nur für eine Illusion gehalten und auch wenn sie glückliche, ältere Paare in Deutschland sah, so schien sie das immer aus zu blenden.
Manchmal versuchte sie sich auch ein zu reden, dass sie was zu verbergen hatten. Dass sie für die Öffentlichkeit eine Fassade aufbauten, um die wahren Probleme einer langfristigen Beziehung zu verstecken, doch komischerweise schien sie die Liebe zum ersten mal für echt zu halten, nachdem
sie die Leute hier auf der Straße beobachtete.
Sie schüttelte wieder den Kopf. Ihre alten Gedanken und Erfahrungen holten sie wieder ein und auch wenn Italien schön war, so durfte sie sich nicht zu sehr von ihren Urlaubsgefühlen blenden lassen.
Sie kam in ihrem Hotelzimmer an. Es war ein etwas älteres Hotel, denn sie hatte nur drei Sterne gebucht und sie merkte, dass das Hotel auch so langsam renoviert werden musste. Dennoch fand sie es sehr gemütlich und schön.
"Buona Sera" begrüßte sie die Hotelrezeption, die sie freudestrahlend zurück begrüßte und ihre Daten in den Computer eintippte.
Sie hatte nicht wirklich einen Plan, was sie so treiben würde, doch es würde ihr schon was einfallen. Ein wenig den Strand genießen, die Stadt erkunden..es gab mit Sicherheit viele Möglichkeiten, um eine schöne Zeit zu verbringen.
Später ließ sie sich völlig erschöpft in ihre Hotelbett sinken und schlief dann sofort ein.
Am nächsten Tag genoss sie zunächst ein wenig den Strand. Sie liebte es, das kühle Salzwasser auf der Haut zu spüren und am Strand tankte sie dann so viel Sonne, wie sie konnte.
Am Abend ging sie noch in die Stadt und kaufte sich einige Souvenirs. Sie genoss die sommerliche Atmosphäre, doch wie bei allen Urlaubern, wurde ihr irgendwann auch wieder etwas langweilig.
Sie saß im Speisesaal des Hotels und schaute gelangweilt durch die Gegend.
Eine Familie versuchte ihre frechen Kinder zu bändigen, eine alte Frau zog genüsslich an ihrer Zigarre und dann sah sie noch ein Pärchen Ende zwanzig, das sich verliebt in die Augen sah und sich immer wieder gegenseitig zum lachen brachte.
Ob sie wohl gerade frisch verliebt waren? Oder vielleicht auch schon etwas länger zusammen waren? Sie beobachtete sie noch etwas länger. Sie fragte sich, ob sie wohl ein Leben lang zusammen sein würden. Sie schienen auf jeden Fall sehr glücklich zu sein und wieder erwischte sie sich dabei, dass sie sich über das Thema "Liebe" und "gemeinsames Zusammenleben" , mehr Gedanken machte, als ihr lieb war. Fing sie plötzlich doch an, sich nach einer funktionierenden Beziehung zu sehnen?
Sie sah, wie das Pärchen seine Sachen zusammenpackte, um den Tisch zu verlassen und auch sie richtete sich auf, um wieder auf ihr Zimmer zu gehen.
Der Tag hatte sie doch sehr müde gemacht und so ging sie die Treppen zum Hotelzimmer hinauf.
Als sie auf ihrer Etage ankam, öffnete sich direkt vor ihrer Nase ein Fahrstuhl und fast wäre sie in das Pärchen aus dem Speiseraum hineingerannt.
"Vorsicht" lachte die Frau, während ihr Mann sie ebenfalls anlächelte und auch Tracy fing zu lachen an. "Sorry, ich war zu schnell... Schön zu wissen, dass man nicht die einzige Deutsche hier ist." sagte sie und sie stimmten ihr lachend zu. "Ja, das kann man wohl sagen. Wir kommen jedes Jahr hierher und sind immer wieder froh, dass es nicht so überfüllt ist wie andere Hotels.." antwortete ihr Mann und wieder pflichtete ihnen Tracy bei. "Stimmt, diese ruhige Atmosphäre muss man schon zu schätzen wissen. Na ja, ich geh fürs erste ins Bett. Wenn man sich am Strand nen Sonnenbrand
geholt hat und danach noch die ganze Zeit die Stadt besichtigt hat, kann einen das schon echt umhauen.." erwiderte sie und wieder lachten alle Beteiligten.
"Ok, dann schlaf gut. Wir können uns ja morgen am Esstisch treffen. Wir sind übrigens Martina und Jonas.". "Sehr erfreut, ich bin Tracy..".
Sie gaben sich kurz die Hand und verabschiedeten sich dann. Sie war froh, dass sie ohne weitere Probleme Anschluss gefunden hatte und ließ sich dann erneut ins Bett fallen. Auch wenn sie nur ein wenig bummeln war, merkte sie, wie ihr der Sonnenbrand zu schaffen machte.
Sie schloss die Augen und wechselte ins Reich der Träume.
Dieses mal jedoch, hatte sie einen äußerst schrägen Traum, an den sie sich auch am nächsten Tag noch erinnern würde. Sie träumte allerlei wirres Zeug. Sie träumte von Alex, der sie wieder einmal enttäuscht hatte und ihr das Gefühl gab, sie wäre bloß ein Objekt. Sie träumte von dem Lichtobjekt, dass ihr dieses mal nun nicht im Maisfeld, sondern am Strand begegnete und sie träumte von den Wesen, die sie als Kind gesehen hatte. Dieses mal sahen sie tatsächlich wie Aliens aus. Wie die typischen Aliens mit grüner Haut und großen, mandelförmigen, schwarzen Augen, die man aus jedem Spielfilm kannte.
Sie spielten mal wieder mit ihr und ihren Puppen, doch schienen ihr dieses mal etwas mitteilen zu wollen. Sie zeigten mit ihren IT Fingern auf das Fenster und als sie aus dem Fenster schaute, erblickte sie das Pärchen aus dem Hotel. Sie winkten ihr freudestrahlend zu und auch wenn sie sich komisch vorkam, winkte sie ihnen zurück. Der Traum ging noch weiter, doch irgendwann weckte sie dann wieder auf.
Solch einen schrägen Traum hatte sie schon lange nicht mehr gehabt, doch sie machte sich nicht weiter Gedanken darüber. Sie hatte immer wieder über die Vorkommnisse der letzten Zeit gegrübelt und sich fast den Kopf zerbrochen und dass das Pärchen im Traum vorkam, war nun auch alles andere als überraschend. Und vielleicht war es ein bisschen abergläubisch aber möglicherweise würde dieses Pärchen ihr wirklich guttun. Es konnte nie schaden, sich neue Freunde zu suchen, auch wenn es nur Urlaubsbekanntschaften waren und somit dachte sie nicht länger über ihren schrägen Traum nach.
Sie schaute auf ihre Arme herab. Während sie am Abend zuvor noch feuerrot gewesen waren, so schien sich ihre Haut nun wieder ein wenig beruhigt zu haben und hatte nun eher einen hellbraunen Ton. Sie war wegen diesem komischen Traum aber auch wegen der schwülen Temperaturen geschwitzt und ging dann ins Bad, um sich ein wenig ab zu duschen.
Sie würde sich von so was nicht aus der Fassung bringen lassen und bald würde sie außerdem Martina und Jonas wiedersehen. Also machte sie sich fertig und rannte dann zum Frühstückssaal runter.
Martina und Jonas waren bereits vor Ort und begrüßten sie freudestrahlend. "Morgen Tracy, na wie gehts dir? Du siehst schon viel besser aus..", sagte Martina und Tracy erwiderte:" Ja, der Sonnenbrand hat zum Glück wieder nachgelassen.". Martina lächelte und reichte ihr dann den Kaffee.
"Japp, hier in Italien muss man leider immer schwer aufpassen. Das passiert schneller, als einem lieb ist." Sagte Jonas. Nun lächelte Tracy und fuhr fort. "Und? ihr fahrt jedes Jahr hier hin?". "Ja. Für mich ist es einfach einer der schönsten Orte. Man hat hier einfach seine Ruhe und kann die Zeit genießen. Wir werden auch bald Nachwuchs haben, deswegen wollten wir vor dem ganzen Stress nochmal ein wenig Urlaub genießen.." sagte Martina und fing an zu lachen. "Ach du bist schwanger? Na dann herzlichen Glückwunsch!" sagte Tracy und Martina und Jonas bedankend sich.
Auch wenn sie das mit dem Stress wahrscheinlich eher witzig gemeint hatte, fragte sich Tracy trotzdem, ob ihre Liebe wohl nachlassen würde, wenn sie endlich Kinder haben würden.
"Nun ja, Tracy. Wie sieht es mit dir aus? Bist du zum ersten Mal hier?" fragte sie Jonas. "Nein. Ich war mit meinen Eltern bereits vor 13 Jahren auf Sizilien und wollte unbedingt mal wieder den schönen Urlaubsort meiner Kindheitserinnerungen besuchen. Ich bin Studentin, da muss man leider
sehen, wo man bleibt, deswegen ist das hier auch nur eine Ausnahme." sagte sie und wieder lachten sie alle.
"Ja, das stimmt schon. Gerade als Student muss man sehen, wo man sein Geld herbekommt. Ich habe damals auch Medizin studiert." Sagte Martina und Tracy bekam große Augen. "Ach ja?" fragte sie neugierig. "Ja. Ich habe auch zu Ende studiert aber jetzt kommt erst mal das Baby. Ich werde in
Mutterschaftsurlaub gehen und danach weiter als Ärztin arbeiten. Eine Jobzusage habe ich zum Glück schon.", dann fuhr Jonas fort. "Ja und ich arbeite als Handwerker. Da verdient man etwas weniger, deswegen haben Martina und ich beschlossen, dass ich auch mehr Zeit fürs Kind aufbringen werde."
Tracy wurde sprachlos. Das hätte sie nicht gedacht. In der Tat war ihr Bild eher von Leuten geprägt, in denen vor allem der Mann der Besserverdiener war, während die Mutter ihren Job dann mehr einschränkte, um für das Kind da zu sein und dies hatte durchaus nach wie vor eine lange Tradition,
doch die beiden waren der lebendige Beweis dafür, dass es auch anders sein konnte.
"Nun ja, ich hoffe natürlich, dass mich Martina nicht ganz allein den Kindern zum Fraß vorwirft." , Tracy lachte und auch Martina gab ihm einen kurzen Klopfer gegen die Brust.
"Und was studierst du Tracy?" fragte sie Martina wieder. "Oh ähm..ich studiere Wirtschaftsmathematik. Ich habe gerade erst angefangen aber merke jetzt schon, dass einige Fächer doch sehr anspruchsvoll sind." . Martina nickte ihr zu. "Ja, das kann man wohl sagen. Ich glaube jedes Studienfach hat so seine Herausforderungen aber letzten Endes kommt es immer drauf an, ob man sich dafür begeistern kann oder nicht." Auch hier nickte ihr Tracy zu.
Sie schaute Martina an. Sie war in der Tat eine sehr selbstbewusste, hübsche und intelligente Frau und auch Jonas schien sehr viel Verständnis für sie zu haben und sich nicht darüber zu ärgern, dass er entgegen dem Klischee und gesellschaftlichen Erwartungen, weniger verdiente als sie.
"Und du reist lieber alleine?" fragte sie Jonas und Tracy guckte kurz beschämt zur Seite. Es war für einen kurzen Moment so, als hätten sie sie ertappt und eine unangenehme Wunde aufgerissen. Auch Martina bemerkte ihren unsicheren Blick und schaute sie kurz besorgt an.
Dann jedoch, fing sie zu reden an. "Nun ja, wenn man neu an einer Uni ist, muss man erst mal Leute kennenlernen. Und na ja..meine anderen Freunde hatten entweder keine Zeit oder kein Geld, weil sie auch studieren." log sie, doch die anderen schienen ihr diese Geschichte zu glauben.
"Ja, das ist wohl auch wahr." entgegnete ihr Martina und trank weiter ihren Kaffee. Sie aßen zu Ende und trafen sich dann im Anschluss am Strand.
Sie merkte, dass sie sich ausgesprochen gut mit Martina verstand und tauschte auch kurz darauf die Nummern mit ihnen aus.
Sie lebten in Köln, was doch eine Distanz von knapp eineinhalb Stunden Fahrerei beanspruchte aber es war auch kein Weltuntergang, dachte sich Tracy und so konnte man sich ohne Probleme auch hin und wieder mal treffen. Sie hatten außerdem sehr viele ähnliche Interessen und somit konnte Tracy nach diesem Vorfall zum ersten mal wieder aufblühen.
Der Tag neigte sich wieder dem Ende zu und Tracy und Martina saßen immer noch am Strand, während sich über ihren Köpfen die ersten Sterne auftaten.
"Ich bewundere dich. Du hast dein Studium bereits fertig und scheinst trotz des ganzen Stresses alles perfekt unter einen Hut zu bekommen." sagte Tracy und dann sah sie Martina zum ersten Mal wieder etwas nachdenklich an. "Na ja, es ist nie alles einfach oder stressfrei. Ich hatte anfangs
schon viele Gedanken, ob ich das mit dem Kind und allem anderen unter den Hut bekommen würde..". Wieder schaute sie Tracy neugierig an."Und?" fragte sie sie.
Dann schaute ihr Martina wieder mit einem Lächeln ins Gesicht. "Nun ja, ich hab doch nen super Mann, der mir fleißig unter die Arme greift und ein wenig Stress gehört eben immer dazu. Es ist eben nie einfach, wenn man Kinder bekommt aber es kommt eben auch immer auf die Sichtweise an..", wieder wurde Tracy etwas nachdenklich. "Das versteh ich aber hast du nicht manchmal auch Angst davor, dass es euch doch zu viel wird und es Probleme gibt?". Dann schaute sie Martina neugierig an. "Du meinst, dass unsere Beziehung doch irgendwann in die Brüche gehen könnte und wir uns trotzdem mit einem Kind darum schlagen müssen?" fragte sie sie.
Tracy schaute etwas unsicher zur Seite.
Es war ihr unangenehm, sie mit solch privaten Fragen zu löchern. "Bitte verstehe das nicht falsch. Ich versuche mir nur vor zu stellen, wie mein Leben irgendwann mal verlaufen könnte. Weißt du, ich komme nicht gerade aus einem vornehmen Familienhaushalt. Ich musste mir immer alles selbst erarbeiten und habe die Armut im wahrsten Sinne des Wortes selbst miterlebt. Und na ja..ich habe schon ein wenig Angst, mich an einen Partner zu binden und dass es dann doch irgendwann in die Brüche gehen könnte und man ohne alles dasteht. Wenn man von zu vielen Leuten enttäuscht wurde, fällt es einem umso schwieriger, noch an die Hoffnung zu glauben" sagte sie etwas unsicher und dachte vor allem beim letzten Punkt wieder an Alex.
Doch Martina schaute sie verständnisvoll an. "Das habe ich mir schon gleich gedacht, als du uns beim Frühstückstisch so nachdenklich angesehen hast..". Tracy blickte wieder auf und Martina fuhr fort.
"Nun, ich weiß nicht, wie ich dir dein Vertrauen zurückgeben kann, denn das kannst du wahrscheinlich nur für dich selbst herausfinden. Ich kann dir nur von meinen Erfahrungen berichten. Ich hatte auch schon mehrere Beziehungen und gewiss waren auch viele Idioten dabei.". Sie verdrehte kurz die Augen und Tracy lachte ihr zustimmend zu. "Doch wenigstens kann ich sagen, dass ich viele Erfahrungen gesammelt habe und natürlich verstehe ich dich. Man wird immer wieder enttäuscht, doch deswegen muss das nicht bedeuten, dass die Welt nur aus schlechten Menschen besteht. Ich weiß, dass ich Jonas zu hundert Prozent vertrauen kann, so wie er mir.
Und natürlich gibt es deshalb trotzdem keine Garantie darauf, dass es auch in Zukunft mit dem Kind auch alles einwandfrei laufen wird, doch ich habe doch nach wie vor meinen Job.
Vielleicht wird es schwierig aber glaub mir, ich habe mir sehr viele Gedanken darüber gemacht und du kannst einfach nicht zu hundert Prozent sicher sein, dass alles glatt laufen wird. Das tut es fast nie aber wenn du es nicht ausprobierst, kannst du es eben auch nicht wissen. Wichtig ist nur, dass du darauf hörst, was du selbst möchtest und nicht etwas tust, nur weil du das Gefühl hast,dass die anderen etwas von dir verlangen.." .
Tracy nickte ihr zu und schaute dann wieder nachdenklich auf den Boden.
Sie hatte leider recht. Und auch wenn sie das Elend immer wieder gesehen hatte und auch zuletzt von Alex und den anderen bitter enttäuscht wurde, so musste sie sich eingestehen, dass sie außer ihren letzten Freunden, nicht wirklich viele Erfahrungen in Punkto Beziehungen aufweisen konnte.
Sie hatte es aus Angst nie probiert und wusste somit überhaupt nicht, ob es nicht vielleicht auch eine schöne Erfahrung sein konnte. Und wie Martina bereits sagte, hatte sie ja trotzdem nach wie vor die Zügel selbst in der Hand. Selbst wenn eine Beziehung in die Brüche gehen würde, hatte sie nach wie vor selbst alles in der Hand. Sie musste ihr Studium oder ihren späteren Job nicht aufgeben und wenn sie ehrlich war, dann sehnte sie sich schon manchmal nach einer festen Beziehung. Sie würde niemals etwas machen, nur weil andere es ihr rieten und trotzdem merkte sie in ihrem Inneren, dass sie sich anscheinend doch nach was festerem sehnte.
Sie musste bei diesen Worten wieder direkt an Alex denken. Denn ausgerechnet er hatte ihr auch diesen Tipp gegeben. Und sie musste sich eingestehen, dass auch wenn Alex ein sexistischer Idiot war, der sich in erster Linie nur um seine eigenen Bedürfnisse kümmerte, dass er in manchen
Punkten durchaus recht hatte.
Sie hatte Bindungsprobleme und vor allem ein gestörtes Verhältnis zu Männern. Und vielleicht würde sie die Liebe ihres Lebens nicht auf Anhieb finden aber ihr wurde bewusst, dass sie Hilfe benötigte. Sie würde zu einem Therapeuten gehen, um ihre alten Vorfälle mit ihrer Familie verarbeiten zu können. Sie war eine Realistin aber dachte trotzdem an ihren Traum zurück und die Aliens, die auf Martina und Jonas gezeigt hatten. Sie war nicht abergläubisch aber Martina war durchaus ein sehr gutes Beispiel dafür, dass ein Leben auch glücklich verlaufen konnte und würde sie sich nicht ihren altbekannten Problemen stellen, so würde sie dieses Glück vielleicht auch nie
erfahren.
Es war auf jeden Fall an der Zeit, zu handeln und sie schaute wieder in das lächelnde Gesicht von Martina.
Sie lächelte zurück und schaute dann wieder hinauf in den Sternenhimmel. Sie sah wieder eine Sternschnuppe und musste kurz schmunzeln.
Sie dachte an jene Nacht, wo sie mit Alex, Dave und Klaas unterwegs war und ebenfalls Sternschnuppen gesehen hatte. Sie hatte sich damals gewünscht, dass ihr Leben und das der anderen besser verlaufen würde und wer weiß. Vielleicht würden sich tatsächlich einige Dinge zum besseren
wenden. Es gab keine Garantie darauf und erst recht würde ein altmodischer Aberglaube keine Berge versetzen aber dennoch schaute sie glücklich in die Zukunft.
Sie würde sich die Hilfe suchen, die sie benötigen würde. Das hatte ihr dieser Urlaub sehr deutlich gemacht und ihr wurde abermals bewusst, dass sie bereits so viel in ihrem Leben erreicht hatte. Warum sollte sie also nicht auch diese Herausforderung schaffen? Sie war eine Kämpferin, das wurde ihr immer wieder bewusst und auch dieses Problem würde sie in den Griff bekommen.
Martina und Tracy genossen noch ein wenig die angenehme Sternnacht, bevor sie wieder ins Hotel verschwanden.
Am nächsten morgen packte sie dann ihre Sachen und begab sich wieder zum Flughafen.
Als sie sich wieder in die Lüfte erhob und sie wieder aus der Vogelperspektive auf die Welt herabblickte, die sich mehr und mehr verkleinerte, blickte sie gleichfalls mit vielen neuen Hoffnungen in die Zukunft.
Kapitel 9
Man konnte sagen, dass er nun fast schon ein Profi war, was die Hypnose betraf. Im Gegensatz zum letzten Mal, wusste er mittlerweile, wie er sich in sein eigenes Reich träumen konnte und so passierte es, dass Alex an jenem Abend, an dem er sich zuvor noch mit Tracy gestritten hatte, die Geister herbei beschwor, die er nun schon so lange ersehnt hatte.
Es war fast Mitternacht, als er wieder den strahlend hellen Raum seiner Albträume betrat. Und da sah er sie auch schon.
Sie wurden zunächst von diesem grellen Licht bedeckt, traten aber dann allmählich nach vorne.
Da waren sie wieder, diese länglichen Gestalten mit ihren langen Fingern und den lang gezogenen Köpfen. Sie schlenderten in aller Ruhe auf ihn zu. Fast schon wie alte Leute, denen jeder Schritt so langsam weh tat.
Er konnte sie wieder nicht genau erkennen, doch desto mehr sie sich ihm näherten, desto kleiner und menschlicher wurden sie. Fast schon wie ganz normale Menschen und er merkte, wie sich sein Herzschlag so langsam beschleunigte.
"Hallo ihr Biester, ich hatte euch schon erwartet!" sagte Alex mit gereizter Stimme. Sie sagten erst nichts, erwiderten aber dann plötzlich seinen Gruß. "Hallo Alex." sagte einer von ihnen mit einer dumpfen aber fast schon weichen Stimme.
Er war verblüfft. Er hätte nie gedacht, dass sie tatsächlich sprechen konnten und sich dabei schon fast wie normale Menschen anhörten aber es waren wohl so genannte Gestaltenwandler, die jede Form und auch jede Stimme annehmen konnten.
"Ich glaube die Frage ist längst überfällig..wer seid ihr und was wollt ihr??" fragte er nun noch aufgebrachter. Sie schauten sich kurz an, dann jedoch antworteten sie ihm. "Warum fragst du dich das nicht selbst?" sagte wieder einer von ihnen. "Was?? Wollt ihr mich jetzt verarschen?? Das war ja wohl mehr als offensichtlich, dass ihr überall eure Finger drin hattet, genau so wie jetzt auch wieder..und überhaupt, wollt ihr mich nun wieder bewegungsunfähig halten, damit ich nicht vor euch flüchten kann??", wieder sagten sie kurz nichts, bis einer darauf wieder antwortete. "Na ja, es ist nichts unnormales, dass man im Traum bewegungsunfähig ist.". Er zog seine Augenbraue hoch. Wollten sie in etwa testen?
Sie fuhren fort:" Aber du bist doch der Meister der Hypnose und Schlafsteuerung. Warum zwickst du dich nicht einfach in deinen Arm, um zu sehen, ob es nur ein Traum ist oder nicht doch die Realität..", er schaute nach unten auf seinen Arm.
Eigentlich war der Vorschlag gar nicht mal so dämlich. Er zwickte sich in den Arm und spürte tatsächlich keinen Schmerz, also befand er sich definitiv nicht gerade irgendwo draußen in der Uni, während draußen, die warme Sonne schien. Es musste eine Art Traum sein aber das hatte ja nichts zu bedeuten. Sie waren ja trotzdem da und er glaubte auch fest daran, dass sie in seinen Traum steigen konnten, um ihn dann zu steuern.
"Ok, vielleicht ist das ein Traum aber ihr seid trotzdem echt! Und ihr wollt mich hier festhalten!" , wieder schauten sie sich kurz an und er überlegte, ob eines der Aliens tatsächlich gerade mit den Achseln gezuckt hatte.
"Dich will niemand hier festhalten und da du deine Träume nun auch bestens selbst steuern kannst, kannst du auch jederzeit den Raum wieder verlassen und in deinem Bett aufwachen. Probiers aus", sagten sie fast schon ermutigend.
Alex überlegte und versuchte sich dann zu konzentrieren. Er schloss all seine Kräfte zusammen, um sich wieder zurück zu holen und er merkte, dass es funktionierte. Doch dann stoppte er sich selbst wieder..wenn er jetzt gehen würde, würde er wieder keine Antwort erhalten.Also schwor er sich, sich diesen Wesen weiterhin zu stellen.
Er drehte sich wieder zu ihnen um."Also nochmal die selbe Frage, was zur Hölle treibt ihr hier??", fragte er sie wieder, doch auch hier wiederholten sie sich. "Wie gesagt, das musst du dich selbst fragen, manchmal bildet man sich auch Sachen ein, weil man sie gerne sehen möchte..",
Alex schaute wieder kritisch zur Seite, doch dann platzte ihm der Kragen. "Ihr wollt mir also weiß machen, dass ich mir euch auch gerade nur einbilde und in Wirklichkeit die ganze Zeit nur mit meinem Unterbewusstsein rede?", es war fast schon eine rhetorische Frage.
"Vielleicht. Das haben Träume so an sich, dass das Unterbewusstsein allerlei Dinge vom Vortag heraus kramt und sie durcheinander würfelt, nur mit dem Unterschied, dass du dir dieses mal in der Hypnose ganz konkret vorgestellt hast, dass du uns sehen wolltest und genau deshalb siehst du uns auch jetzt. Weil deine Gedanken es so herbei gesteuert haben..".
Alex Stimmung schwenkte so langsam um. Das konnte sich unmöglich so abspielen. "Aber was ist dann mit der echten Welt? Ihr redet hier als von irgendwelchen Träumen, die sich das Unterbewusstsein so zurecht spinnt aber ich habe euch am Waldrand gesehen..ja wir haben euch sogar zu viert in einem Maisfeld gesehen, als ihr mit eurem Ufo auf uns zugerast seid, genau wie in Belgien??" fragte er aber es war eher ein Vorwurf.
"Nun, die Leute sehen viel, doch es ist eine andere Geschichte, warum sie es sehen. Vielleicht hatte Tracy recht und es war eine Aktion vom Militär, die neue Flugzeuge getestet haben..", ja ja, die Ablenkungstaktik mal wieder, dachte er sich. "Ach ja..und wie kam es dann, dass wir alle vier das selbe Flugobjekt gesehen haben?" fragte er zurück. "Habt ihr das?" die Frage kam prompt. Er überlegte und in der Tat hatte er nur den grellen Lichtstrahl gesehen, jedoch aber nicht den Körper
selbst.
"Du hast nur das Licht gesehen und du weißt gar nicht, was es in Wirklichkeit war. Vielleicht war es ein Auto, dass sich euch genähert hat? Ein paar Jugendliche, die sich einen Spaß erlauben wollten und durch ein Maisfeld gefahren sind aber dann wieder abgehauen sind, nachdem sie euch erblickt hatten?", doch Alex schaute unglaubwürdig.
"So so, ein Auto, das sich fast wortlos anschleicht?", doch das Wesen fuhr fort. "Vielleicht war es ja ein E-Auto..", dann wurde es Alex wieder zu viel. "Ok ich sehe es schon, ihr habt für alles eine Ausrede. Aber wie kann es denn dann sein, dass dieses Ding ab in den Himmel gezischt ist, nachdem ich ein weiteres mal nach hinten geblickt hatte?", sie erwiderten: "Das Auto war verschwunden und vielleicht hast du einfach nur eine Sternschnuppe gesehen, die quer über den Himmel geschossen ist. Es war doch eine Sternschnuppennacht oder etwa nicht?".
Sie hatten ihn wieder, doch er würde nicht locker lassen. "Ok schön und gut, wie ihr euch alles
zusammen dichtet aber die anderen hatten es auch gesehen und waren total aufgebracht, vor allem Klaas..". "Klaas leidet unter Schizophrenie,vielleicht hat ihn das Ereignis an eine frühere Psychose erinnert und er ist deswegen hibbelig geworden? Und Tracy war sehr betrunken und Dave..
nun ja, du sagst ja selbst, dass er sich gerne mal die Birne wegkifft..". Wieder musste er höhnisch lachen.
"Ja ja und dass ich dort zuvor an fast genau der selben Stelle eine von euren Gestalten beim Joggen im Waldrand gesehen habe, war wohl auch reiner Zufall, was?". Wieder machten sie eine kurze Pause. "Du warst lang nicht mehr Joggen und dir war wahrscheinlich wirklich schwindelig. Außerdem läufst du diesen Weg ziemlich oft entlang. Es ist also nicht so unwahrscheinlich, dass dir an jener Stelle schwarz vor Augen wurde und du zunächst gedacht hast, du würdest dieses Wesen sehen, nachdem du zuvor auch davon geträumt hattest...manchmal möchte man eben bestimmte
Dinge sehen.."
Er dachte nach, wollten sie damit vielleicht auf seinen alten Kinderordner verweisen, in dem er ungeklärte Fälle sammelte und er sich immer wieder über sein "I want to believe"-Akte X Vordergrundbild erfreut hatte?
"Ok, ich verstehe. Ihr wollt mir unterstellen, dass ich mir gerne solche Dinge ausmale und gewiss faszinieren mich Sience Fiction Romane und übernatürliche Erscheinungen aber wieso sollte ich das tun? Ich meine, ich hatte ja auch diesen anderen schrägen Traum, wo Tracy von einem Monster gefressen und wieder ausgespuckt wurde. Welchen Sinn soll das alles bitte haben?" fragte er aufgebracht aber fast schon etwas verängstigt.
"Du mochtest Tracy und warst in Gedanken immer noch bei den ganzen Aliengeschichten. Was spricht also dagegen, dass dein Unterbewusstsein sich solch einen Albtraum ausdenkt, nach dem du sie den ganzen Tag zuvor genau unter die Lupe genommen hattest?", er überlegte kurz und musste
sich eingestehen, dass er sich tatsächlich viel zu viele Gedanken über sie gemacht hatte.
Dann fuhren sie fort." Du hast ein Favel für solche übernatürlichen Sachen. Du hattest das schon immer. Und immer wenn du dich unglücklich gefühlt hast, hast du dich selbst in diese Traumwelt
geflüchtet. Wenn du nicht genügend Aufmerksamkeit von deinen Eltern bekommen hast und auch, wenn du Liebeskummer hattest." sie schienen ihn vorwurfsvoll an zu sehen, doch er wollte sich dies nicht eingestehen.
"Ok, ich hatte ein bisschen Liebeskummer..", "ein bisschen??" erwiderte die Stimme sofort, die sich in dem Moment fast schon wie seine Mutter anhörte. "Nachdem du mit deiner Ex Schluss gemacht hattest..", sie wollten weiter erzählen, doch er unterbrach sie."Hey, wer sagt, dass ich Schluss gemacht habe?", wieder diese kurze Funkstille, doch dann erwiderten sie. "Ihr habt beide Schluss gemacht oder etwa nicht?".
Warum hatte er plötzlich das Gefühl, dass ihm diese Vorwürfe nur all zu bekannt vorkamen?
Er fühlte sich nun im wahrsten Sinne des Wortes immer mehr ertappt.
"Es sagt keiner, dass du es alleine warst aber es wäre wohl gelogen, wenn du alles darauf schieben würdest, dass sie sich mit dir einfach gelangweilt hätte und deshalb das Weite gesucht hätte. In Wirklichkeit hast du dich selbst auch gelangweilt, weil sie dich nicht wie einen Filmstar angehimmelt hat und deswegen habt ihr BEIDE die Beziehung beendet. Und weil du dir das nicht eingestehen konntest, hast du dich immer wieder selbst darüber bemitleidet, dass du nicht fähig zu einer Beziehung bist und stattdessen nur auf Affären aus warst. Denn in Wirklichkeit wünscht du dir eine Freundin, die zu dir aufblickt und nicht eine Freundin, die deine wahren Schwächen erkennt..
Und in Tracy hast du wahrscheinlich eine Herausforderung gesehen. Eine hübsche Frau, die nicht sofort aus dem Nähkästchen plaudert oder dich anhimmelt und vor allem Wiederlaut gibt und trotzdem interessant war. Es wäre nur besser gewesen, wenn du sie nicht wie einen Pokal wahrgenommen hättest, dessen Sieger sich von seinen Kameraden für diese Heldentat bejubeln lässt und als Gipfel der Männlichkeit feiern lässt, sondern wenn du sie stattdessen, wie einen normalen Menschen behandelt hättest.." und bei diesen Worten schaute er wieder nachdenklich auf den Boden.
Auch wenn es eine unheimliche Situation war, hatten diese Wesen recht und er fragte sich gerade ernsthaft, ob sie seine Gedanken lesen konnten oder ob er gerade tatsächlich eine Diskussion mit seinem Unterbewusstsein führte, das ihm auch im echten Leben immer wieder genau diesen Vorwurf machte, den er dann schnell wieder verdrängte, um kein schlechtes Gewissen zu bekommen.
Sofort musste er an den Zettel denken, den er und Dave geschrieben hatten und auch an all die anderen Situationen, in denen er Tracy angemault und links liegen gelassen hatte, weil sie seiner Meinung nicht zugestimmt hatte und stattdessen ihren eigenen Kopf hatte.
Er wollte es sich nicht eingestehen, doch diese Gedankengänge hatte er mehrmals gehabt und immer wieder verdrängt. Tracy war tatsächlich eine Herausforderung für ihn. Sie war die Erste, die nicht nur schlau, sondern auch fleißig war und sich nicht von seiner Meinung einlullen ließ und die anderen Frauen in seinem Leben?
Wenn er wieder an seine Ex dachte, dann war es wirklich nur eine Frage der Zeit, bis sie sich trennen würden, denn sie hatten tatsächlich nichts gemeinsam und er konnte auch mit ihren Hobbys nicht wirklich viel anfangen, genau so wie sie mit seinen Hobbys nicht wirklich viel anzufangen wusste. Und wenn er auch noch ein Stück weit ehrlicher war, war sie auch nicht gerade ein Topmodel im Vergleich zu Tracy und das war wohl ein weiterer wichtiger aber komplett oberflächlicher Punkt gewesen, warum er sich nicht von Tracy trennen konnte.
Und Stefanie war nur eine von vielen. Sie war auch kein Topmodel, sondern viel mehr ein
Mittelmaß und es gab rein gar nichts, was ihn an ihr reizte. Sie war einfach nur langweilig und er wusste auch nicht, was er erwartete oder ob er sich genügend angestrengt hatte. Vielleicht wäre sie interessanter geworden, wenn sie mehr von sich erzählt hätte, wenn er es wiederum geschafft hätte, sie mehr aus der Reserve zu holen, doch er wusste nicht wozu er sich überhaupt die ganze Mühe machen sollte, wenn sie doch eh..nicht gut genug aussah..
Da war es wieder,- diese Oberflächlichkeit...Ok, er musste sich eingestehen, dass er doch ziemlich eingebildet war, doch zu Tracy hatte er wirklich echte Gefühle entwickelt und umso mehr ärgerte er sich darüber, dass er sich selbst immer so sehr in den Vordergrund gerückt hatte, bloß weil sie seine Meinung nicht akzeptieren wollte. Er war eben ein hoffnungsloser, selbstverliebter Träumer..aber dann kehrte seine alte Angst wieder zurück.
Er saß hier schließlich nicht gerade vor einem Therapeuten, sondern vor unheimlichen Wesen, die seine letzten Wochen immer wieder in Atem gehalten hatten.
"Nun gut, ich habe meine Probleme, das gebe ich zu..aber was hat das mit den ganzen anderen Ereignissen zu tun? Warum sollte ich mich auf Grund dieser Problematik so sehr in eine andere Welt träumen? So schlimm waren diese Liebeskummer nun auch nicht.." nun glaubte er fast einen kritischen Blick durch den Lichtschein hindurch zu sehen. "Nicht so schlimm?" erwiderten sie. "Du hast dich nach der Geschichte mit deiner Ex über drei Monate fast nur in dein Zimmer eingesperrt und eine mittelschwere Depression vor dir hergeschleppt. Und dabei sind auch deine Noten in der Uni immer mehr in den Keller gesackt, bis du das Semester wiederholen musstest.Ein bisschen Liebeskummer sieht da wohl anders aus..".
Wieder diese Worte der Wahrheit, die ihn wie ein Messer ins Herz stachen. Auch hierbei hatten sie leider recht. Auch wenn er es sich selbst nicht eingestehen wollte, so entsprach es leider der Wahrheit. Seine Eltern waren nach diesen drei Monaten mit ihm gemeinsam zum Arzt gefahren, der ihn dann wiederum an einen Psychologen verwiesen hatte. Und dort bekam er dann die Bestätigung,
dass er unter einer Depression litt und sich dann gerne in eine Traumwelt flüchtete.
Er merkte, wie ihm die ganze Geschichte immer unangenehmer wurde und wie das Licht im Raum plötzlich etwas abdunkelte und nicht mehr so intensiv erschien.
"Ok, ihr habt recht. Ich hatte echt große Probleme und vielleicht habe ich mir das ein oder andere eingebildet aber was ist dann mit den anderen? Was ist mit Klaas? Schizophrenie hin oder her aber es ist schon äußerst ungewöhnlich, dass er in seiner letzten Psychose zu genau jenem Maisfeld rennt, wo wir zuletzt gewesen sind. Warum hat er seine Psychose nicht woanders gehabt?". Sie erwiderten:"Weil es nun mal ein einschneidendes Erlebnis war und Leute mit Schizophrenie sind auch nicht frei von ihrem Unterbewusstsein, das die Details aus der Vergangenheit verarbeitet und dann neu zusammenfügt. Außerdem hattest du in der Gruppe mit deinen Alientheorien immer wieder nachgeholfen und wenn dann auch noch Hollywood dazu kommt, wo in den meisten Filmen irgendwelche Aliens fast ausschließlich immer in irgendwelchen verlassenen, dunklen Maisfeldern
gesichtet werden, dann braucht man auch nicht besonders viel Fantasie, um auf solche Gedanken zu kommen.."
Alex kniff wieder die Augen zusammen, als wollte er es nicht wahrhaben und fuhr dann fort." Aber aber..was ist mit Tracy? Sie hat doch auch diese komischen Gestalten als Kind gesehen und was ist mit Daves Traum, wo es genau so hell war wie in meinem Traum und indem er seinen Vater gesehen hat? Sind das nicht ein paar Zufälle zu viel? Wie kann es sein, dass wir alle so ähnliche Sachen gesehen und geträumt haben?".
Er bemühte sich ernst zu bleiben, doch seine anfangs so wütende und vorwurfsvolle Stimme klang nun schon eher sehr unsicher und etwas zittrig.
"Tracy hatte damals auch psychische Probleme. Du hast gesehen, in welcher Familie sie aufwachsen musste und hat sich somit in diese Traumwelt gebracht." Alex unterbrach sie:"Aber wie kann es sein, dass sie auch so große Wesen gesehen hat?", "Sie hat doch selbst gesagt, dass sie sich unsicher war, ob sie wirklich so groß waren, weil sie selbst noch so klein war. Außerdem wusste sie noch nicht mal, ob es Aliens waren. Sie hat kein grelles Licht oder irgendwas verlgeichbares gesehen und hat stattdessen einfach nur von Spielkameraden gesprochen. Aber sie weiß, dass sie Probleme hat. Sie hat unzählige Konflikte, was bei dieser Familie kein Wunder ist und sie hat es erkannt. Im Prinzip warst du derjenige, der sie wieder verwirrt hat, weil du sie mit deinen ganzen Aliengeschichten aus dem Konzept gebracht hast..genau so wie Dave...
Ihr habt euch beide in diese Aliengeschichten hinein gesteigert und Dave hat im Traum noch nicht mal ein Alien gesehen, sondern seinen Vater..". "Aber das grelle Licht..". "Wie gesagt. Ihr hattet euch die ganze Zeit darüber unterhalten und es war somit nur eine Frage der Zeit, bis irgendwas davon bei ihm im Drogenrausch hängen bleiben würde und sei es nur das Detail mit dem grellen Licht.." .
Alex wurde immer unsicherer und merkte, wie sich das Anfangs so grelle Licht nun immer mehr verflüchtigte. Konnte er sich in die ganze Geschichte wirklich so sehr hineingesteigert haben?
Doch er wollte sich immer noch nicht aufgeben.
"Ok, wir haben alle diese Erfahrung im Maisfeld gehabt und möglicherweise haben wir uns
da auch in was hineingesteigert aber wie kann es sein, dass wir vier verschiedene Menschen sind, die mit solchen psychischen Störungen mit einem Schlag aufeinander treffen?". Wieder einmal war das fast schon eine rhetorische Frage, denn er wusste die Antwort darauf selbst schon und fragte sich nun eher, ob ihm die Aliens das nun sagten oder ob sein Unterbewusstsein vielleicht nicht doch grad selbst die Antwort gab.
"Wie sagst du doch immer so schön? Gleich und gleich gesellt sich gern. Ihr habt gewiss mit jeweils unterschiedlichen Störungen zu kämpfen. Dave muss den Missbrauch von seinem Vater verarbeiten und nimmt Drogen. Tracy hadert mit ihrer Vergangenheit, die mit lauter inneren Zwängen, Konflikten und Bindungsstörungen zusammenhängt. Klaas leidet unter Schizophrenie und du leidest unter Depressionen, kannst Zurückweisungen nicht gut einstecken und flüchtest dich auch lieber in eine Traumwelt..und vielleicht hast du nicht bewusst nach ihnen gesucht aber unterbewusst merkt man, wenn einem Leute ähneln und auch mit Problemen zu kämpfen haben. Vielleicht ist es auch nur kompletter Zufall, denn kein Mensch ist sorgenfrei.
Wir haben alle unsere Probleme. Manche mehr, andere etwas weniger. Aber es kommt auch irgendwo immer auf die Gruppendynamik an. Es ist nichts ungewöhnliches, dass manche Leute die Gruppe dominieren und in etwas hinein steigern können..", "ihr wollt mir also erklären, dass ich der Anführer war und sie zu etwas verleitet habe?". Wieder wusste er schon fast, welche Antwort gleich kommen würde, denn er kannte ihre Gedanken oder vielleicht auch seine eigenen?
"Du warst der Erste, der sich mit Dave zusammen getan hast. Du hast Tracy in die Truppe aufgenommen und du hast auch Klaas zuerst angesprochen. Du hast sie zu deiner Feier eingeladen und du hast sie in deine Alienstorys involviert..", plötzlich glaubte er sich selbst sprechen zu hören,
während er parallel die Stimmen der Aliens hörte. Auch hier konnte er leider nicht widersprechen. Er merkte,wie sich sein Pulsschlag immer mehr beruhigte und er die Sachen tatsächlich immer klarer sah.
Er konnte den Traum verändern, wenn er wollte, denn er konnte die Wesen näher holen und ihnen plötzlich menschliche Gesichter zufügen. Er konnte sie auch drehen und ihnen eine andere Gestalt geben. Ließen sie sich extra von ihm steuern, damit er keinen Verdacht schöpfen konnte oder waren es tatsächlich einfach nur seine eigenen Gedanken?
Er wusste nicht wieso aber er hatte immer mehr das Gefühl, dass diese Erscheinung mehr und mehr ihren Schrecken verlor und bekam vor allem immer mehr das Gefühl, die ganze Zeit einen Monolog mit sich selbst geführt zu haben.
Im Prinzip waren die Erklärungen der Wesen die ganze Zeit über in seinem Unterbewusstsein vorhanden gewesen, doch er wollte sie einfach nie an die Oberfläche lassen. Vielmehr war er stattdessen damit beschäftigt gewesen, sich seine eigene Fantasiegeschichte zurecht zu legen, um die schmerzhafte Wahrheit nicht die Oberhand gewinnen zu lassen.
Er war schon fast nicht mehr überrascht, als sich der Traum Stück für Stück langsam wieder in Luft auflöste und er allmählich wieder aus seinem Traum erwachte.
Wie beim ersten Mal, als er diese Erfahrung gemacht hatte, kam er sich äußerst ausgeschlafen vor und außer der niederschmetternden Erfahrung mit Tracy, die ihn immer noch bedrückte, versprach der Tag friedlich zu werden.
Schluss
Als er wie gewohnt die Universität betrat, war er nicht sonderlich überrascht darüber, dass Tracy ihn nicht weiter beachtete. Sie hatte sich stattdessen einen neuen Lover gesucht, mit dem sie herzhaft lachte und auch wenn ihn der Anblick schmerzte, dachte er sich gleichzeitig, dass sie was besseres verdient hatte. Und er wusste auch, dass sie unabhängig von ihm weiter ihren Weg gehen würde und später mit Sicherheit eine erfolgreiche Geschäftsfrau sein würde.
Er ging weiter und erblickte Stefanie. Auch sie schaute ihn kurz an, wendete den Blick aber dann
wieder ihren Freundinnen zu. Es war nicht schwer zu erkennen, dass auch sie nun die Schnauze voll von ihm haben musste, nachdem er immer wieder vor ihr geflüchtet war. So war das eben, wenn man mit den Gefühlen anderer Leute gespielt hatte, dachte er sich und wusste, dass er diese Art von
Bestrafung irgendwo verdient hatte.
Dave kam auf ihn zu und begrüßte ihn gut gelaunt, doch von Aliens sagte er dieses mal nichts mehr.
Und dann sah er noch Klaas.
Anfangs saß er wie immer alleine an seinem Tisch und tat ihm für einen kurzen Moment wieder leid. Doch nach ein paar Wochen fand er zum Glück wieder neue Freunde, die ihn so zu akzeptieren schienen, wie er war.
Er war verblüfft darüber, als er über drei verschiedene Ecken erfuhr, dass Klaas anscheinend eine gewalttätige Mutter hatte, die er angezeigt hatte und wieder einmal erklärte ihm dieser Vorfall so viele Dinge.
Wie auch immer. Er freute sich darüber, dass es ihm wieder besser ging und auch er selbst schaute positiv in die Zukunft. Er hatte Probleme. Ja, sogar mehr als genügend und hatte es immer wieder erfolgreich geschafft, diese zu verdrängen und er wusste, dass er sich endlich mal Hilfe suchen musste, um diese Probleme zu bewältigen. Es würde alles andere als einfach werden, das war ihm bewusst. Doch es musste schließlich sein.
So übernahm er zum ersten Mal in seinem Leben Verantwortung und machte immer mehr Fortschritte.
Er sah nie wieder eine außergewöhnliche Erscheinung.
Texte: Claudia Stamm
Bildmaterialien:
Cover: Claudia Stamm
Tag der Veröffentlichung: 30.12.2020
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Da ich noch Neueinsteiger bin, widme ich dieses Buch allen, die gerne Fantasy Romane/Dramen lesen und würde mich sehr über Feedback freuen, um zu sehen, wie mein Buch ankommt.