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Teil 1: Gerechtigkeit




Es war ein kühler Tag Ende Oktober. Ein eisiger Wind peitschte zwischen den breiten Straßen und engen Gassen. Die weiße Sonne wurde von grauen Wolken verdeckt und auf dem kleinen Platz in der unmittelbaren Nähe des Rathauses in der Stadtmitte versammelte sich langsam eine riesige Menschenmenge. Über den breiten Balkon des Gebäudes hingen rote lange Fahnen herunter. Auf allen Seiten und Ecken des Platzes standen Männer in ihren schönen Uniformen. Sie sollten die Menge beobachten und eventuelle Gefahrenquellen wegschaffen. Auch standen auf den meisten Gebäuden in der Umgebung zumindest zwei die die Masse stolz wie Adler überwachten.
Unter ihnen befand sich Johannes, der eine hohe Stellung bei den Uniformierten innehatte. Auch wenn er äußerlich ruhig wie immer war, fühlte er eine gewisse Anspannung. Wenn etwas schief ging, könnte es sein letzter Tag auf Erden sein und das wusste er. Er fröstelte. Der Wind wurde anscheinend etwas stärker.

Johannes betrat das Gebäude auf der anderen Straßenseite. Auf beiden Seiten standen zwei seiner Männer. Sie salutierten, doch er beachtete sie nicht. Sie wussten, dass er den Auftrag hatte während der Rede alles im Auge zu behalten, also dachten sie nicht darüber nach als er an ihnen vorbei ging. Das Gebäude war an diesem Vormittag geräumt worden, schließlich sollte dies der Sicherheit dienen. Johannes Gedanken schweiften umher. Sie können nicht ahnen, dass ich die größere Gefahr bin.


Die Treppen waren einsam als er hinaufging. Sein Blick kontrollierte ob niemand in der Nähe war. Er entnahm von einem der Mülleimer in einer Ecke einen schwarzen Plastiksack. Verschiedene Teile aus Metall waren eingewickelt. Und während er langsam in den dritten Stock hinaufging, hatte er sein Gewehr auch schon fertig zusammengebaut.

Es war schon länger her, dass er mit einem geschossen hatte. Schon mit Siebzehn war er der beste gewesen. Ein Naturtalent hat man mich genannt.

Er war damals der einzige in seinem Alter, der ein Scharfschützengewehr bedienen durfte. Zwanzig Jahre ist das nun her.

Er hatte viele Leute damit umgebracht. Während er gemächlich hinaufging, denn er wusste dass er noch Zeit hatte, stützte er kurz sein gerade zusammengebautes Gewehr auf seiner Schulter ab und stellte das Zielfernrohr ein. Es fühlte sich noch immer an wie seine dritte Hand. Johannes wusste, dass er nicht verfehlen konnte. Das durfte er auch nicht.
Er hörte mehrere Jubelschreie. Anscheinend hat die Rede auch schon begonnen.

Endlich war er im dritten Stock angelangt, er öffnete eine Wohnungstür mit seinem Schlüssel.
Schon vor Monaten als er erfahren hatte, dass hier voraussichtlich eine Rede gehalten werden wird, kaufte er sich unter Vorwand und falschen Namen diese Wohnung. Die Waffe hatte er am Vormittag versteckt. Zu diesem Zeitpunkt konnte er nicht in die Wohnung. Also musste der Mülleimer herhalten. Die Vorhänge waren zugezogen und das Fenster war leicht geöffnet. Das Wetter war perfekt für ihn. Als hätte es gewollt, dass alles gut über die Bühne läuft. Es war trüb genug damit man nicht sehen könnte, ob jemand hinter dem Fenster stand.
Johannes betrachtete noch einmal seine Waffe. Auch das Gewehr war unter falschen Namen gekauft worden. Es würde keinen Verdacht auf ihn lenken wenn es gefunden würde. Durch seine Handschuhe und seine vorsichtige Denkweise würde er auch keinen Anhaltspunkt auf sich selbst geben. Es war eine modernere Variante seines alten Gewehres, doch er sollte kein Problem damit haben. Er stand nun beim Fenster mit der Waffe im Anschlag. Das Gewehr sollte für jeden anderen unsichtbar sein.

Der Wind würde die Flugbahn der Kugel leicht verändern. Doch das wusste er. Er zielte zuerst durch die Menschenmenge. Dann über verschiedene Männer in Uniform um sicher zu gehen, dass er nicht gesehen wurde. Nun erreichte das Fadenkreuz den Balkon und zielte auf sein Opfer.

Er konnte nicht sofort schießen. Der erste Schuss musste sitzen. Johannes hatte keinen Zweifel, dass er das konnte, doch es brauchte ein wenig Zeit und Geduld. Der Redner war in Bewegung und fuchtelte mit seinen Händen hin und her. Johannes versetzte sich in dessen Person und Charakter hinein, wie er es damals gelernt hatte. Was für eine von sich selbst überzeugte Figur. Er musste im gleichen Rhythmus atmen. Er schloss und öffnete sein rechtes Auge immer wieder um genau zu zielen. Er war soweit. Und Johannes drückte ab.
Ein Knall war zu hören und der Schuss drang durch das Herz seines Opfers. Die Person war getroffen und sank zu Boden. Die Luft war ruhig. Die ganze Menschenmasse still. Kein Wort. Plötzlich wurde alles von Schreien überdeckt. Laute Schreie. Bestimmende Schreie. Einige Männer zeigten auf das Gebäude indem sich Johannes befand. Doch alle waren verwirrt. Hilflos.

Er stand auf, ließ alles liegen und rannte los. Ab jetzt wusste er, dass sein Leben auf dem Spiel stand und er musste seine Rolle gut spielen, sobald er auf jemanden traf. Oder er würde sterben. Doch eins wusste er. Hitler war tot.



"Endlich hat ein Hitler-Attentat geklappt."


- Henryk M. Broder nach der Köpfung der
Hitler Wachsfigur in Madame Tussauds




Teil 2: Erwachen





Fünf Monate zuvor …
Eine laute Stimme die alle anderen überstrahlt. Von allen Seiten ertönen Jubelschreie. Ausrottung. Ich klatsche mit. Die komplette Vernichtung. Ich schreie mit. Hände schnellen in die Höhe. Juden. Rufe werden laut. Und ich sitze daneben und mache mit. Für das Vaterland! Für uns! Es ist falsch. So falsch. Tot. Mord. Ich will Leben! … Leben!



Johannes erwacht schreiend aus seinem Schlaf. Seine Frau Anna lag neben ihm und starrte in seine blauen Augen. „Du hast nur wieder schlecht geträumt.“

, meint sie beschwichtigend. Wenn es bloß ein Träum wäre.

Anna schloss wieder ihre Augen und schlief weiter, doch Johannes wusste dass er die Augen nicht mehr vor dem Grauen verschließen konnte. Johannes Hoffman war in seinem siebenunddreißigsten Lebensjahr. Im ersten Weltkrieg hatte er schon sehr früh als Scharfschütze gedient, viele Menschen getötet und dafür höchste Verdienste erhalten. Er blieb damals weiterhin beim Militär, denn er liebte Deutschland. Er wurde einige Male sogar befördert. Er war kein großes Tier. Aber zumindest war er wichtig genug, dass er einige Wochen zuvor einer Geheimkonferenz mit anderen Offizieren beiwohnen durfte.
Hitler hatte wie jedes Mal seine Anhänger mit einer Rede begeistern können. Er ist einfach ein brillanter Redner.

Johannes richtete sich auf, nahm seine goldene Taschenuhr, die ihm sein Vater geschenkt hatte und legte sie auf dem Tisch. Etwas früh.

Es war 5 Uhr morgens. Johannes stand auf, zog sich eine alte Uniform an, und fuhr sich über sein kurz geschnittenes blondes Haar und brachte es durcheinander.
Als er in seinen neuen Mercedes-Benz einstieg, den er sich erst vor kurzem gekauft hatte, erschien gerade die Sonne aus dem Horizont und tauchte Berlin in ein warmes rotes Licht. Er fuhr los.

Während die Sonne langsam dem Himmel emporstieg, brauste er durch die Gegend und ließ einige kleinere Ortschaften und Städte hinter sich. Schließlich kam er an sein Ziel. In Magdeburg hielt er einige Straßen vor dem dortigen Militärkommando an, sodass man sein Auto nicht sehen würde. Johannes klebte sich seinen falschen blonden Schnauzbart auf. Er stieg aus seinem Wagen aus und blickte in den Spiegel. Da er sich auch nicht rasiert hatte, wirkte er ungepflegt und er war weit genug weg, dass ihn niemand erkennen sollte.
Er hatte alles organisiert. Einen falschen Ausweis, falsche Papiere. Johannes war ein anderer Mann. Klaus Peters.

Ein normaler Soldat. Er würde ein Gewehr entgegennehmen, es in einem richtigen Moment demontieren und verstecken. Das Gewehr, das er braucht um Hitler zu töten. Ein Modell der K98 mit Zielfernrohr. Die gleiche Serie, die er auch schon im ersten Weltkrieg verwendet hatte. Die richtige Waffe. Nachdem er sie entgegen genommen hat, würde auch die Waffe bald aus allen Eintragungen verschwunden sein. Die Waffe war neu hergestellt worden. Auch das war organisiert. Durch komplizierten Papiere und einige fiktive Briefwechsel würde sowohl das Gewehr als auch seine Identität bald verschwunden sein. Es wird Jahre dauern bis sie entdecken, dass Klaus Peters nie existiert hat.

Er machte sich keine Sorgen.

Es war mittlerweile später Nachmittag. Es hatte alles geklappt und die Waffe war verstaut. Doch jetzt kam der schlimmste Teil. Er musste nach Nikolsburg, was etwa sechshundert Kilometer entfernt lag. Und mit seinem Auto würde das ungefähr sieben Stunden dauern. Noch immer schien die Sonne und ließ den Wagen in einem feinen Blau glänzen. Es gab keine Probleme als er die Grenzen passierte. Schließlich war er mittlerweile wieder Johannes Hoffman und Offizier. Er hatte sowohl Kleidung gewechselt, als auch sein Gesicht gepflegt und den falschen Bart verschwinden lassen. Er war ihm Auftrag der Regierung offiziell nach Wien unterwegs.
Nikolsburg befand sich in einem deutschsprachigen Gebiet der Tschechoslowakei. Johannes hatte einigen Papieren entnommen, dass der Führer in einigen Monaten hier eine Rede halten wird. Für ihn war es nur ein kleiner Umweg auf seiner Reise nach Wien.
Und Johannes wusste, dass es vielleicht seine letzte Chance sein könnte sein Talent als Scharfschütze auszunützen. Denn Hitler würde bei seiner Rede auf einem Balkon stehen. Johannes musste ihn aufhalten. Er spürte es. Und der Führer würde sein Opfer sein. Seine Zielscheibe.
In Nikolsburg angekommen hatte er bereits seine Wohnung betreten. Die Verkäufer hatten sie gut beschrieben und er hatte sie ohne Probleme als Klaus Peters kaufen können. Die Wohnung stand genau gegenüber dem Rathaus. Jetzt musste Johannes schwitzen. Er wusste, dass er mit seiner K98 etwa dreihundert Meter treffen konnte. Doch er wusste nicht wie weit sein Fenster vom Balkon entfernt sein würde. Er stand davor. Und öffnete es. Er war sich nicht sicher. Johannes überprüfte es mehrmals. Es würde knapp werden, aber die Schusskraft seiner Waffe sollte reichen. Sie muss es.

Denn die Wohnung war perfekt. Und der Augenblick würde es auch sein.

Johannes stieg wieder in seinen blauen Mercedes-Benz und fuhr weiter. Noch war alles in Ordnung. Und er hoffte, dass es auch fünf Monate später keine Probleme geben wird. Eingeweiht hatte er sonst keinen. Es war einfach zu riskant. Selbst Anna wusste nichts. Er wollte sie nicht in Gefahr bringen. Und trotzdem musste er es tun. Für mein Vaterland.

Es gab noch etwas was fast niemand außer Anna wusste. Johannes war Jude. Doch schon seine Eltern konnten Papiere gut fälschen. Und so waren auch seine Papiere und sein Arier Pass falsch. Niemals hätte es jemand angezweifelt. Er war wohl eine Laune der Natur. Johannes. Sein blondes Haar. Seine blauen Augen. Seine stattliche Figur. Er musste einfach Deutscher sein.
Doch wenn es jemand herausfinden würde - Johannes wäre tot. Und auch seine Familie. Anna war schwanger. Sie hatte es ihm unter Tränen gesagt. Endlich. Und er wusste was er zu tun hatte. Johannes musste Hitler töten. Für die Zukunft meines kommenden Kindes.



„Unsere Träume können wir erst dann verwirklichen, wenn wir uns entschließen, daraus zu erwachen.“


- Josephine Baker (1906-75), Tänzerin u. Sängerin




Teil 3: Flucht




Johannes stürmte gerade aus der Wohnung. Noch hörte er keinen, der ihm im Treppenhaus entgegenlief. Er konnte nicht einfach so ohne Geschichte hinunter rennen, sonst würden andere skeptisch werden. Aber das hatte er geplant. Schon bei der Besichtigung des Wohngebäudes gefiel es ihm, dass auf den Gängen des Gebäudes Fenster nach außen führten und diese in eine Seitengasse hinter dem Gebäude mündeten.
Johannes lief ein Stockwerk hinunter. Er beeilte sich. Schritt für Schritt. Er hörte die erste Person. Anscheinend wollten die ersten nachsehen. Ein bisschen noch. Dann war er im ersten Stock. Johannes musste vor den anderen dort sein. In seiner Hand hielt er einen Aschenbecher aus Ton, den er in der Wohnung deponiert hatte. Er bestieg gerade die letzte Stufe. Niemand war am Gang zu sehen. Noch in der Laufbewegung, drehte er sich und schleuderte den Aschenbecher aus dem Fenster. Es zerbrach in tausend Teile. Das Geräusch hallte durch die Gänge. Laute Rufe waren zu hören. Johannes brauchte nicht lange weiter zu rennen bis ihm der erste entgegen kam.
Ein einfacher Soldat. Er kannte ihn. „Los, Heinrich, stehen Sie hier nicht so in der Gegend rum! Der gesuchte Mann ist gerade aus dem Fenster gesprungen!“

Kaum waren diese Worte aus Johannes Mund gesprudelt, so lief er auch schon an den Mann vorbei. Ihm kam noch ein Soldat entgegen, dessen Name er aber vergessen hatte. Er befahl ihm zu Heinrich zu gehen. Johannes trat gerade in das trübe Tageslicht. Als er nach draußen trat, dröhnten noch immer Stimmen des Unmuts.

Johannes blickte kurz durch die Gegend. Der Balkon war leer geräumt. Menschen wurden weggebracht oder verhaftet. Plötzlich kamen zwei weitere Offiziere zu Johannes. Sie hatten einen höheren Dienstgrad als er. Die Luft war still. „Was haben Sie gesehen? Berichten sie.“

Und Johannes erzählte seine Geschichte. Er erzählte, dass er am Dachgeschoss stand und niemanden innerhalb des Hauses bemerkt hatte. Als er den Schuss hörte, hatte er sofort bemerkt, dass dieser von der Wohnung unter ihm kam. Er rannte los um nachzusehen, doch der Mann entkam ihm durch das Fenster. Die beiden glaubten ihm. Johannes lieferte den beiden noch eine fiktive Beschreibung des Attentäters und ging seines Weges. Er atmete aus. Es war vorbei. Er hatte es geschafft. Er verließ den Platz.

Plötzlich spürte er einen schmerzhaften Druck auf seinem Hinterkopf. Mit seiner linken Hand fasste er sich auf die pochende Stelle. Sie war feucht. Er sah auf seine Hand. Blut. Johannes verlor das Bewusstsein.
Johannes öffnete die Augen. Alles um ihn herum wirkte verschwommen. Erst langsam formte sich seine Umgebung. Er lag in einem kleinen Raum und lag auf einem harten Bett. Johannes griff sich auf seinen Kopf, der verbunden war. Er erinnerte sich nicht wie er hier her gekommen war. „Für was sitzt du ein?“

Eine raue tiefe Stimme zog ihn weg von seinen Gedanken. Johannes drehte den Kopf und sah einen Mann, der aufrecht auf das andere Bett in dem Raum saß. Er verstand. Er war verhaftet worden. „War wohl am falschen Tag am falschen Ort.“

Die Kerl mit einer abgetragenen Hose und verschwitzten Hemd musterte Johannes. Sein Gesicht war zerfurcht von einigen Narben und seine Haut trug Falten. Vermutlich war er über die Uniform von Johannes verwundert. „So geht es wohl vielen Menschen derzeit.“

Johannes stimmte zu. Alon, er war auch Jude, erzählte ihm dass sie ihm wohl zu fest auf den Kopf geschlagen hatten. Immerhin lag Johannes nun schon mehrere Tage in der Zelle ohne aufzuwachen. Alon erzählte, dass er auch auf dem Platz war. Er hoffte, dass er nicht in so ein Konzentrationslager geschafft werden würde. Es war 1938, und es wurde davon viel erzählt. Doch viele glaubten, dass es nur Gerüchte sein. Johannes wusste es besser, aber schwieg.
Beide lagen noch einige Stunden dösend da. Eine schrille Stimme störte die Ruhe. „Hoffmann, rauskommen!“

Er erkannte den Soldat. Wolfgang Schmitt. Ein Idiot sondergleichen.

Nicht mit Intelligenz gesegnet. So hatte er auch alle Prüfungen für Aufstiegschancen in den Sand gesetzt. Anscheinend wurde er zum Mädchen für alles befördert. Gratulation.

Wolfgang machte es sichtlich Spaß seinen ehemaligen Vorgesetzten zu demütigen und herumzukommandieren. Johannes ließ es zu. Ihm war es egal. Er wurde in einen Verhörungsraum gebracht.
Anscheinend waren sie von seiner Schuld nicht sehr überzeugt, sonst wäre er vermutlich nicht hier gelandet. Trotzdem war die Verhaftung brutaler als notwendig. Johannes war angespannt. Nervös. Wolfgang verließ den Raum. Und wieder war sie da. Der Raum war vollkommen ruhig. Die knarrende Tür unterbrach die Ruhe. Mit schweren Schritten betrat ein hoher Offizier den Raum. Johannes stand automatisch auf und salutierte. Der Mann stellte nicht viele Fragen, aber er wählte seine Worte die ganze Zeit äußerst präzise. „Man hatte sie im Gebäude gesehen. Was hatten sie dort zu suchen?“

Johannes erzählte ihm die gleiche Geschichte, die er auch den zwei Offizieren am besagten Tag berichtet hatte. Der General fragte weiter. Sogar Detailwissen konnte Johannes preisgeben. Auch wenn er nicht alles sofort sagen konnte. Schließlich musste es realistisch wirken. „Wo ist ihre Familie? Ihre Frau.“

Johannes Herz blieb kurz stehen. Er stotterte. „Ich weiß es nicht.“


Die braunen Augen des Generals durchbohrten Johannes. „Wir wissen, dass sie lügen.“

Johannes hielt die Luft an. „Egal ob Sie unschuldig sind oder nicht. Jemand wird hängen. Und das sind Sie.“

Johannes sprach kein Wort. „Vielleicht glaubte der Mörder er könnte das Deutsche Reich zu Fall bringen.“

Johannes atmete aus. „Göring wird Hitlers Erbe antreten. Nächstes Jahr beginnt der Krieg“

Ein Stich. Der General hätte ihm nicht soviel anvertraut, wenn er nicht gewusst hätte. Johannes würde nicht lebend rauskommen.

Johannes hatte vermutet, dass sie Anna holen würden falls er erwischt wird. Er behielt Recht. Und schließlich wurde er geschnappt. Er hatte vorgesorgt. Anna war schon vor einigen Tagen in seinem blauen Wagen in die Schweiz ausgewandert. Mit all ihren Geld. Zumindest war Anna am Leben. Und auch sein Sohn. Sie waren das Wichtigste. Er hatte gehofft er könnte den Schrecken beenden. Doch die Grausamkeiten waren unaufhaltsam. Es half nichts. Vernichtung. Juden. Krieg. Tod.

„Die Vergangenheit entflieht nicht, sie bleibt und verharrt bewegungslos.“


- Marcel Proust, französischer Schriftsteller und Kritiker


Impressum

Texte: (c) F.E.A.N.
Tag der Veröffentlichung: 24.01.2009

Alle Rechte vorbehalten

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