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Inhalt

Für einen Herschlag dann
Sternenblau
Mein Schatten
Bei Dir
Defragmentierte Eigenheit
To C.
Shiny Diamond
Muse I.
Kobold im Regen II.
Wappen der Vernunft I.
Pans Gelage
Quelle einer langen Angst
Weg voller Ratten


Für einen Herzschlag dann



Ach wie gerne würde ich in den Armen
dieses kleinen Universums entfliehen
Wir werden so klein – verkehrte Evolution
Sind noch
doch schon bald vorbei
werden Zelle
und ich bete dass die Welt um uns implodiert
dass sich die Sterne neu formieren
dass sie verglühen / zu Asche werden
und wie Phönix dann
in der Morgenglut
neues Leben erstreben
Ich will versinken
in den Armen jenes kleinen Universums
dass die Sonne die dort weilt
und jeder Mond der dort kreist
meinen Herzschlag vernimmt
lasst mich treiben
in diesen spielerisch angeordneten Molekülen
auch wenn mir nur ein Augenblick vergönnt

lass ihn verweilen –

mit dem Herzschlag dann
war vorbei / aus der Traum
Die Illusion nahe zu perfekt

Und ich weiss
du wirst nicht kommen heute Nacht
werde warten
und in Gedanken bei dir weilen
in deinen Armen
einem kleinen Universum gleich


Sternenblau



Sternenblau scheint die Nacht
und dunkel – und wild
Wirst erträumende Vision
Grund um zu suchen
den neuen Tag zu ergründen
in diesen Tiefen
Schein Heilig den monotonen Tackt
vorbei ziehen lassen
Und doch
so horch
Die Nacht bleibt Nacht – Keine Nachtigall
kein lieblich‘ Lied
Was bleibt ist… scheint
sternenblau in der Nacht
und dunkel – und wild
(Ist geträumte Vision)


Mein Schatten



Wie Peter Pan verlor auch ich / einst mein Schatten doch ich ging nicht auf und suchte ihn
nein
er kam zurück
von ganz allein
Und nun als ich ihn wieder fand / wird verlangt
dass ich über ihn springe
über meinen Schatten mein ich – und ihn
hinter mir ziehen lasse
Ich könnt mich drehen – würd ihn wiedersehen
doch er würde fliehen
und Herzschlag für Herzschlag dann
entweichen mit der Dunkelheit

(Und irgendwann wird er
beim nächsten Lichtschein dann
wieder vor mir sein
wird mich anlächeln und sagen
Das Spiel beginnt von vorn
Vielleicht gar nicht so abwegig ihn anzubinden
denn Schatten versteht sich
ans Bein vielleicht – wie eben Peter Pan einst)


Bei Dir



Hier um zu stehen
Hier um mich zu wandeln
Mich wach zu Träumen
ohne Scham zu weinen
in deine Augen zu sehen
deine Worte zu hören / ohne Reue
dich zu kennen
dir zu gehören
frei zu sein

Hier um zu schweben
Hier um zu Leiden
um zu sterben
um dich zu lieben
um mich zu retten
Bei dir um zu vergessen
Bei dir –
wenn ich meine Augen schliesse
wenn ich um dich kämpfe

Ich kämpfe
um die Welt
mit dir
zu Träumen


To C.



Du bist ein Geist
ja ein Geist
der wilder / undurchdringbar / der flüchtiger
und sinnlicher ist
als all die anderen Geister / um mich herum
Du bist ein Nebel
ja ein Nebel
der sich schweigend
über meine Gedanken legt
sich dort festhält / bis der Morgen graut
Du bist wunderschön
ja wunderschön
und nicht
mein
Niemals will ich dich missen / dich gar bekehren
den du bist
Wunderschöner Geist
der sich einem Nebel gleich
über mein Eigen legt


Defragmentierte Eigenheit



Abgrundtief defragmentieren
abstrahieren
bis einzig und allein
übrigbleibt was wirklich ist –
Du
Unberechenbar
weder mit Gleichung noch mit Formel
Grenzenlos
doch ohne wirr stagnierte Soldaten
auf Posten
Ohne Flügel
der Freiheit geborgt
Nein
Grenzenlos in einem Niemandsland
Hafenlos / Heimatlos – tadellos Fadenlos
in einem unmöglichen Gewirr aus
Sinn und Unsinn / Wahrheit und Trug
Liebe und Hass
Abgrundtief Defragmentiert
auch wenn es
dein Eigen ist

und nichts mehr übrig bleibt


Shiny Diamond



Permanente Melancholie
Eine gewisse Trauer
stete Unsicherheit gepaart
mit stiller Müdigkeit und weit entfernter Hoffnung

Als ich mit dir sprach (heut zu später Stund‘)
fand ich all das in deiner Stimme
in den feinsten Nuancen
beinahe gekonnt versteckt
Gewiss
wir redeten nicht lange
doch es reichte vollends aus

Ich frage mich nun
Wo ist er hin
der einstige Diamant
hell scheinend in seiner Pracht
der funkelnd fallende Stern
Hat er sich zurückgezogen
in die schiere Unendlichkeit / in den Abyss
in den dunklen Hort – tief im Innern

Wohin er auch fällt
der kleine Funkelstein
Ich geh‘ und suche ihn – ist ein Versprechen


Ich komm‘ und find ihn – ist eine Not
denn ich will nicht
missen
dass strahlend Lächeln
dieses einen
scheinenden Diamanten


Vom wissenden Pan und Ratten




Muse I.



Und irgendwo verlor ein Poet seine Muse
Der Wind schrie / der Mond weinte
Augen eines subtilen Traumes
so feucht und wahr – so wahr / vergiss was war
Lippen die verführen / die verlangen
die verlangen zu verführen

Sind greifbar und nah
Tauche ein – erkunde in den Spiegeln
das Sein / die Fragmente
Freigeist und Schein
nur ein Traum / so greifbar und nah

Und irgendwo verlor der Poet
seine Muse…
und erschuf eine neue


Kobold im Regen II.



Und so schreitet dieser
vollkommen
durchnässte Kobold
dem Ende des Bogens entgegen
Er hat ihn nicht gefunden – den Topf
geht weiter / ohne Gold
neben dem Bogen
und sucht
in bescheidener Einsamkeit
einen Weg zurück
nach hause


Wappen der Vernunft I.



Waren es Engel
welche es mir
in glorreichem Latein
kund taten
oder war es
der Abklatsch
eines blauen Drachens
welcher wild tosend
durch mein Hirn fegte

Mag geschehen was will
ob
Engel
ob
Drache
Die Tore stehen weit offen
die Völker empfangen euch

Einzig und allein
die Gegenwehr
ein paar lausige Soldaten
in Papprüstung
Auf deren zerlumpten Fahnen
das Wappen der Vernunft
prangt


Pans Gelage



Schliesst die Augen

– Tretet ein
glaubt an den wissenden Pan
im Nimmerland

Die Tafel ist gedeckt – kommt essen
kommt
So seht
Wein / Met / Rind / Ente und Schinken
die Rauschmittel sind schon bereitgestellt

Exzess – dass ist es doch was ihr wollt
so scheut nicht / tretet durch das Tor
kommt und esst
kommt und esst

Esst den Leib Christi – trinkt des Osiris Blut
Dort drüben / Käse eines Minotaurus
Die Milch einer Wolfsmutter – Romulus und Remus lassen grüssen
Seht
Eva reicht euch – die einst verbotene Frucht
und lästert über die Erste (– ihre Schwester)


Zum Nachtisch / ihr glaubt es kaum
entzünde ich euch
eine Fackel
und ihr tretet hinaus
ins unreife Babylon


Quelle einer langen Angst



Grotesk anmutende Wandgemälde
einer Epoche
Phasen von zahllosen Memoiren
gemalt mit Blut und gebrandmarkt
mit scheinbarer
Ehrlichkeit
Es war wie Frankenstein oder
die Ideologie eines gesamten
Reiches
Es war – es ist / was sein darf
und der Rest
wird in den Keller gesperrt
zu den anderen tausend Ratten
welche ziellos in ihrem stinkenden Unrat
– dem Selbstmitleid
treten
und hoffen dass sich einer erhebt
aus der Masse quietschender Geister
Den Schwanz – trotz oder gerade wegen
des Schmerzes
durchbeisst
und die Gemälde
eins nach dem anderen
von der öligen Wand reisst und verbrennt in Revolution


Weg voller Ratten



Langsam füllende Worte
Bilder entstehen
von aneinandergereihten
Buchstaben

Stäbe der Gegenwehr – es ist ein Wald
es ist ein Weg
verworren und tückisch
auf eben diesem Weg bist du

Ich will dich halten – will dich fangen
doch du –
entweichst
fliehst und versteckst dich

Nicht vor mir
wahrscheinlich auch
vielmehr vor dir selbst
schenke Glauben

Glauben so rein
wie der Wein
zu Dionysos ehren
wie das Blut
das in dir fliesst

Lass dich halten
Und sehe wie die Blume welkt
War schön dich zu jagen
Doch nun zernagen dich die Ratten

und streiten sich darum
wer das beste Stück bekommt
war es das Wert Traum

denn am Ende
Wachen wir alle auf

und Schlafen wieder ein

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 27.12.2008

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
für C.

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