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Prolog

Die Sonne war schon vor einigen Stunden untergegangen, inzwischen durchzogen dunkle Wolken den Nachthimmel. Es regnete in Strömen, der Wind tobte durch das Tal und rüttelte an den Bäumen. Riesige Berge erstreckten sich zu beiden Seiten des Tales bis zu den Wolken. Über den schwarzen Himmel zuckten immer wieder Blitze und erhellten für einen kurzen Moment die Gipfel der Berge so, dass sie durch das Schattenspiel aussahen wie lebende Wesen, die finster das Tal bewachten. Zwei Gestalten, eingewickelt in schwarze, vor Nässe triefende Umhänge, winzig im Vergleich zu den Bergen erkämpften sich so schnell sie konnten einen Weg nach oben. Die eine Gestalt lief gebückt und hielt ein Bündel in den Armen, sie versuchte es mit ihrem Körper vor Nässe und Kälte zu schützen. Die Andere Gestalt versuchte sie zu stützen und ihr über das Geröll zu helfen. Beide waren bis auf die Knochen durchnässt. An ihren schwerfälligen Schritten, erkannte man wie erschöpft sie waren. Doch sie hatten keine Zeit für eine Rast. Aus dem Tal unter ihnen ertönte ein furchterregendes Geheul, die Bestie schien ihre Fährte aufgenommen zu haben. Die Angst trieb sie noch schneller an. Beide keuchten. Sie hatten gut durchtrainierte und starke Körper, doch nun stiessen sie an ihre Grenzen. Sie waren schon seit mehreren Tagen auf der Flucht, seit ein Freund ihnen mitgeteilt hatte, dass ihre Tarnung aufgeflogen sei. Plötzlich stolperte die Gestalt mit dem Bündel im Arm, doch im letzten Moment konnte ihr Gefährte sie auffangen. Dabei rutschte ihr die Kapuze vom Kopf, feine Gesichtszüge kamen zu Vorschein, langes vom Regen dunkelblaues Haar klebte ihr am Kopf. Der Gefährte streifte ihr die Kapuze wieder über und zog sie weiter. Da tat sich vor ihnen endlich der Pass auf, der zwischen den Berggipfeln hindurchführte. Mit neuem Mut eilten sie weiter und kletterten über Felsen und Geröll das sich durch das Unwetter gelöst hatte und auf dem Pass liegen geblieben war. Die Frau hatte einige Mühe mit dem Bündel im Arm vorwärts zu kommen. Ihr Gefährte drängte sie immer weiter und half ihr wo er nur konnte. Er hätte ihr das Bündel auch abgenommen, doch sie wollte es um keinen Preis hergeben. Solange sie noch konnte, wollte sie es bei sich haben. Die Beiden eilten weiter. Da hörten sie plötzlich ein tiefes Dröhnen. Erschrocken blickten sie hinter sich, in der Angst ihre Verfolger hätten sie eingeholt. Doch sie konnten nichts erkennen. Das Dröhnen schwoll langsam an und wurde immer lauter. Da entdeckten sie die Ursache des Lärmes. Die Erde weiter oben am Berg hatte sich gelöst und raste mit hoher Geschwindigkeit auf die Beiden zu. Entsetzt blickten sie auf die herannahende Lawine, "Renn!" schrie der Mann, packte den Arm seiner Gefährtin und sprang mit ihr im Schlepptau so schnell er konnte über das Geröll hinweg. Die Lawine hatte fast den Pass erreicht, auf dem sie sich befanden. Es schien als hätte sich die Hälfte des Berges losgelöst. Die Beiden hetzten weiter und suchten Schutz hinter einem riesigen Felsen. Keine Sekunde zu früh. Die Gerölllawine krachte mit voller Kraft gegen den Felsen. Dieser hielt der Wucht des Aufpralls stand und teilte die Lawine in zwei Hälften. Die Gefährten drängten sich eng aneinander, während auf beiden Seiten die Lawine an ihnen vorbei donnerte und sich in die Richtung ihrer Verfolger wandte. Langsam wurde es um die Gefährten wieder ruhiger. Der Mann atmete tief durch. "Ich hoffe das hält unsere Verfolger ein wenig auf."  Die Frau nickte und richtete sich auf. Sie eilten weiter und mühten sich durch den nun mit knietiefem Matsch bedeckten Pass. Zu ihrem Glück hatte die Lawine auch grosse Felsbrocken mit sich gebracht. So dass sie oft von Stein zu Stein hüpfen konnten, ohne durch den Schlamm waten zu müssen. Nach einiger Zeit, für die Beiden fühlte es sich an wie eine Ewigkeit, erreichten sie endlich das Ende der Lawine. Erleichtert beschleunigten sie ihr Tempo, denn sie wussten Beide, dass die Lawine ihre Verfolger nicht aufhalten konnte. Bald erreichten sie das Ende des Passes und das Gelände wurde wieder steiler. Bald hatten sie wieder Mühe vorwärts zu kommen, denn der Berg war auf dieser Seite sehr steil und durch die Nässe fanden sie auf dem Gras kaum Halt. Plötzlich machte die Frau einen falschen Schritt, rutschte aus und fiel auf ihr Gesäss. Mit der einen freien Hand versuchte sie sich noch festzuhalten. Doch es war zu spät sie rutschte den Hang hinunter, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte. Der Gefährte rannte ihr nach und bekam ihren Umhang zu fassen. Doch auch er verlor dabei das Gleichgewicht. Gemeinsam rutschten sie nun den Berg hinunter. Sie erkannten, dass sie mit ihren Füssen die Rutschpartie gut steuern konnten und in diesem steilen Gelände so schneller vorwärts kamen. Daher versuchten sie erst gar nicht aufzustehen. Das einzige unangenehme dieser Art sich Fortzubewegen, waren die kleinen Steine die man unter dem Gras nicht sehen und ausweichen konnte. Schnell näherten sie sich den ersten Bäumen. Als sie diese erreichten, wurde der Boden wieder trockener und auch unebener, so dass die Beiden wieder aufstehen mussten. Der Mann warf einen Blick zurück, "Es war zwar keine allzu unterhaltsame Rutschpartie, jedoch haben wir uns einen guten Vorsprung herausholen können und mehr als die Hälfte des Berges überwunden." Die Frau stimmte ihm zu. Nun machten sie sich, erleichtert darüber, ihre Rutschpartie heil überstanden zu haben, an den weiteren Abstieg. Da hielt die Frau plötzlich inne, „Da siehst du das? Da ist ein Licht!“ rief sie aufgeregt. Auch ihr Gefährte blieb jetzt stehen. Sie hatte Recht, da war etwas. „Wir bringen unseren Sohn dahin, und werden sie dann auf eine  falsche Fährte locken.“ Die Frau nickte und die Beiden rannten trotz ihrer schmerzenden Muskeln  und ihrer blauen Flecken vorsichtig weiter. Sie kamen nun besser voran, da sie sich an den Bäumen festhalten konnten. Hinter ihnen ertönte wieder das Heulen. Der Mann wagte einen kurzen Blick zurück und sah in der Dunkelheit die Umrisse der Bestie die am Ende des Passes stand. Riesengross erstreckte sich ihre Gestalt in den Himmel, auf dem Rücken der Bestie konnte er eine zweite Gestalt ausmachen. Er wusste, dass die Gestalt ihn zwischen all den Bäumen und der grossen Distanz zwischen ihnen nicht ausmachen konnte, trotzdem glaubte er den brennenden Blick der Gestalt auf sich zu spüren. Ihm schauderte und er blickte wieder nach vorne. Er musste seinen Sohn in Sicherheit bringen! Sie rannten weiter auf das Licht zu. Bald  erreichten sie den Auslauf des Berges. Das Licht vor ihnen wurde heller. Langsam lichtete sich der Wald, bis er schliesslich in einer kleinen Lichtung endete und sich vor ihnen ein kleines Dorf ausbreitete. Die Häuser waren bereits alle in Dunkelheit gehüllt, bis auf ein Einziges. Die Beiden atmeten erleichtert auf und rannten so schnell sie konnten die paar Schritte darauf zu. Die Häuser des Dorfes sahen ziemlich kurios aus, sie hatten alle Formen und Farben. Einige Häuser sahen aus wie die Gehäuse der Schnecken. Andere wiederum wie Pilze, eines sah sogar aus wie ein Ast, es war rund, dünn und erstreckte sich mit vielen Bögen und Verzweigungen nach oben. Das Haus, auf welches die Beiden zueilten, sah Einigermasen normal aus, es war ziemlich gross, das Dach des Hauses lief nach oben hin spitz zu und es war grün. Die Beiden klopften an die Tür. Hinter ihnen erscholl ein weiteres Mal das schaurige Geheul der Bestie. Die Frau warf einen gehetzten Blick zum Berg und hoffte, dass ihre Zeit noch ausreichen würde. Da ging die Türe vor ihnen quietschend auf. Ein kräftiger Mann mit breiten Schultern und rotem kurz geschorenen Haar öffnete ihnen die Tür. Seine Haut war braun von der Sonne Seine Gesichtszüge hart von dem entbehrlichen Leben in den Bergen. Die blauen Augen strahlten jedoch Fürsorge und Freundlichkeit aus. Die Frau streifte ihre Kapuze ab und streckte ihm ihren Sohn entgegen. „Sie müssen unseren Sohn bei sich aufnehmen und sich um ihn kümmern, bitte.“ Bat sie flehend und fiel vor ihm auf die Knie. Ihr Mann warf immer wieder nervöse Blicke zum Wald. Sie müssen schon sehr nah sein. „ Ich gehe und werde unsere Fährte verwischen.“ Er rannte davon. Der Mann an der Tür sah ihm verdutzt hinterher. Als dieser in der Dunkelheit verschwunden war, schweifte sein Blick zu der Frau. Er betrachtete sie genauer. Sie war gänzlich vom Regen durchnässt, genau wie das Baby das sie ihm darbot, sie konnte froh sein, wenn es sich noch nicht erkältet hatte. Doch trotz seinem erbärmlichen Zustand, lag das Kind still in den Armen seiner Mutter und musterte den Mann mit kindlicher Unschuld.  Sein Blick richtete sich wieder auf die Frau. Eine Strähne ihres nassen Haares klebte ihr am Gesicht. Mit durchdringend violetten Augen schaute sie den Mann flehend an. Er fragte sich was die Frau dazu treibt ihr eigenes Kind einem Fremden anzuvertrauen. Doch was immer es war, es war bereits in der Nähe.  Er zögerte noch kurz, jedoch war er nicht der Mann der einem in Not geratenen Menschen im Stich liess. Also nahm er das Kind. „Ich verspreche, dass ich gut auf das Baby aufpassen werde.“ Die Frau lächelte dankbar "Sein Name ist Radu." sagte sie während sie aufstand und ihrem Mann hinterher eilte.

Am Waldrand holte sie ihn wieder ein. Halb sitzend hatte er eine Hand auf den Boden zwischen seinen Füssen gepresst. Sein Gesicht war konzentriert. Kurz leuchtete ein grüner Kreis um ihn herum auf und entfernte sich rasen schnell von ihm. Das Dorf verschwand plötzlich, als der Kreis es berührte, auch ihre Spuren waren verschwunden. Sie wusste, dass er für diesen Zauber seine letzten Reserven an Magie verbraucht hatte. Das Dorf durfte unter keinen Umständen entdeckt werden, ansonsten wären all ihre Bemühungen vergeblich. Die Beiden wussten, auf sie wartete nur noch der Tod. Trotzdem verharrten sie nicht dort, sie mussten weiter, weg von dem Dorf, weg von ihrem Sohn. Ihre Verfolger durften nie etwas von ihm erfahren. Das Geheul der Bestie erklang ein weiteres Mal. Die Beiden sammelten noch einmal ihre Kräfte und rannten so schnell sie konnten weiter. Sie versuchten das Ende des Tales zu erreichen. Die nassen Kleider zerrten jedoch an ihren Kräften und erschienen ihnen, als würden sie mehr wiegen, als ein Sack voller Gold. Doch irgendwie schafften sie es noch bis zum Fusse des Gegenüberliegenden Berges. Plötzlich konnten sie hinter sich das Hecheln der Bestie hören. Die Verfolgung hatte ihr Ende gefunden. Die Beiden blieben stehen und wandten sich ihren Verfolgern zu. Beide schwankten und konnten sich kaum noch auf den Beinen halten. Sie versuchten sich gegenseitig zu stützen und schauten ins Antlitz ihrer Feinde.

Ein Hund so gross wie drei Männer und so breit wie zwei stand vor ihnen. Seine Augen hatten die Farbe des Blutes und sein Fell war so schwarz wie die Nacht. Die Vorderbeine des Hundes waren doppelt so lang wie die hinteren, sein ganzer Körper war Muskelbepackt. Drei Schweife prangten auf seinem Hinterteil. Ein Bluthund durchfuhr es die Frau, überlebt man seinen Biss verliert man seine Seele und wird zum Sklaven seines Herrn. Man wird ein lebender Toter. Die Frau hoffte, dass das Vieh sie zerfleischen würde. Auf dem Rücken des Bluthundes sass ein Dämon, dessen Haut war blutrot, er war schlank mit breiten Schultern und schmalen Hüften. Er war lediglich mit einem Lendenschutz bekleidet so gesehen, sah er nicht besonders gefährlich aus. Wenn da nicht seine Augen wären. Es schien als würde in seinen Augen das Feuer der Hölle brennen. Keiner der Beiden konnte seinem Blick standhalten. Es war, als würde man direkt in die Hölle blicken. Aus dem Rücken des Dämons wuchsen zwei grosse Flügel, die zusammengefaltet auf seinem Rücken ruhten. Sein Gesicht war länger und schmaler, als das eines Menschen und auf seinen schmalen Lippen, lag ein grausames Lächeln. „Na habt ihr es endlich aufgegeben ihr Verdammten Parasiten?“ er sprang vom Bluthund herunter. „Los schnapp sie dir!“ Der Hund sprang auf den Mann zu, der seine Frau zur Seite stiess, und begrub  ihn unter seiner riesigen Pranke. So, dass nur noch ein Teil seines Oberkörpers frei lag und zerteilte den Mann mit einem Biss. Genüsslich kaute er den Oberkörper des Mannes und schluckte ihn hinunter. Aus dem Rest des Körpers strömte das Blut heraus. Die Frau konnte die Gedärme sehen, die langsam daraus hervor quollen und ihren Inhalt mit dem Blut vermischten. Sie drehte sich weg von dem grausamen Bild das sich ihr bot und wartete auf ihren Tot. Der Dämon betrachtete sie „Lass die Frau am Leben, sie ist hübsch, ich könnte noch einen Sklaven gebrauchen.“ Böse und lüstern lächelt er sie an. Die Frau war geschockt, das darf nicht passieren! Ich darf auf keinen Fall überleben, sonst könnte ich meinen Sohn verraten. Der Hund, der inzwischen ihren Mann ganz verspeist hatte wandte sich ihr zu. Panisch dachte sie nach, was sie nun tun konnte. Da vielen ihr plötzlich Worte ein, die sie einmal aufgeschnappt hatte. Bluthunde verlieren die Beherrschung, wenn man sie verletzt.  Sie betete, dass dies stimmte und nahm all ihre verbliebene Magie zusammen und sandte sie in das Schwert, welches an ihrer Seite hing. Mit einem Schrei riss sie es heraus und sprang so hoch sie konnte. Ihr Schwert war von wunderschönen blauen Flammen umgeben. Mit einem Schlag von oben herab, wollte sie den Kopf des Tieres treffen. Als sie ihm das Schwert über sein linkes Auge zog gab sie der Magie den Befehl, soviel Kraft wie nur möglich in den Schlag zu legen, denn sie selbst besass keine mehr. Als sie am Boden aufkam knickten die Beine unter ihr weg ihr Atem war nur noch ein Keuchen. Hilflos sass sie am Boden und schaute in das Gesicht des Bluthundes, ein tiefer Schnitt zog sich über seine linke Gesichtshälfte und dessen Auge. An beiden Seiten des Schnittes züngelten kleine blaue Flammen, die sich langsam durch sein Fleisch frassen.  Sein unversehrtes Auge verdunkelte sich langsam, bis es fast so schwarz wie sein Fell war. Mit einem wütenden Gebrüll fiel er sie an. Der Dämon sah noch wie ein Lächeln sich über ihr Gesicht ausbreitete bevor der Hund ihr den Kopf abriss. 

Das kleine Paradies

 

Es war ein warmer Sommertag. Ein lauer Wind wehte durch die Bäume. Ima lief in zügigem Tempo den Berg hinauf. Der Schweiss rann ihren Rücken hinab, doch sie kümmerte sich nicht darum. Sie freute sich darauf, bald ihren geliebten Platz zu erreichen. Nun hatte sie schon fast die Baumgrenze erreicht. An dieser Stelle begann der Berg felsiger zu werden und Ima kletterte mehr, als dass sie lief. Als sie an den letzten Bäumen vorbei ging, wendete sie sich leicht nach rechts. Der Berg war an dieser Stelle gänzlich von Felsen überzogen. Doch Ima kannte den Weg auswendig, sie wusste wo sie ihre Füsse hinzusetzen hatte und wo die geeignetsten Griffe waren. Eine kurze Zeit später stand sie vor dem Eingang der Höhle. Freudigen Schrittes trat sie in die Dunkelheit. Man konnte die Hand vor Augen kaum noch erkennen. Doch auch hier kannte Ima den Weg, sie wusste um jede Unebenheit und wich leichten Schrittes aus. Die Höhle führte quer durch den Berg und brach auf der gegenüberliegenden Seite wieder daraus hervor. Ima brauchte nicht lange um die Höhle zu durqueren, schon nach kurzer Zeit, sah sie das Licht an deren Ende. Als sie aus der Höhle trat, war sie wieder einmal überwältigt vom  Anblick der sich ihr bot. Sie stand auf einem kleinen Felsvorsprung am Ende der Höhle. Um sie herum flossen kleine Rinnsale an der steilen, mit grünem Moos überwachsenen Felswand herab. Die Rinnsale endeten etwa vier Manneslängen unter Ima in einem grossen türkisblauen See. Auf der gegenüberliegenden Seite breitete sich das Ufer des Sees aus. Eine saftige grüne Wiese und ein kleines Wäldchen erstreckten sich dahinter bis ans Ende des kleinen Tales. Rundherum ragten die Berge gen Himmel. Ima erblickte auch einige Tiere im Tal. Am Ufer des Sees konnte sie einen Gert ausmachen. Das Fell des Gerts war grasgrün, daher war er sehr schwer zu erkennen. Doch Ima hatte durch die Jagd und ihre vielen Ausflüge in die Berge geübte Augen. Der Gert reichte Ima etwa bis zu den Knien und hatte einen buschigen Schwanz, der in etwa eine Mannslänge betrug. Seine Schnauze sah aus als wäre er damit in eine Wand gerannt, sie war platt und ziemlich breit. Am Waldrand sah sie noch eine Herde Chamues-chs. Die Chamues-chs waren braun gesprenkelt. An ihren vier Beinen, so wie am Schwanz hatten sie anstatt Füssen Hände, damit sie sich an den steilen Berghängen festhalten konnten. Sie schafften es an einer senkrechten Felswand  hochzuklettern, auch Überhänge konnten sie mühelos überwinden. Die Chamues-chs waren sehr schlank, dafür erreichten sie die Höhe von einer Mannslänge. Diese Grösse hatten sie zu einem Teil der Länge ihres Halses zu verdanken, der etwa ein Drittel ihrer Grösse betrug. Ima genoss diesen wundervollen Anblick, den Frieden der in dem Tälchen herrschte und die Ruhe. Niemandem aus dem Dorf hatte sie von diesem Tal erzählt. Es war ihr eigenes kleines Paradies, in dem sie sich entspannen konnte. Als sie noch kleiner war, entdeckte sie die Höhle die hierhin führte, als sie eine Bergkatze verfolgte. Sie fand die grossen Raubkatzen mit dem goldenen Fell schon immer faszinierend. Jedoch bekam man sie nur sehr selten zu Gesicht. Die Katze lief damals auch durch diese Höhle, Ima folgte ihr ohne zu überlegen. Als sie fast das Ende der Höhle erreicht hatte, sah sie die Katze die an deren Ende sass und zu ihr zurück blickte. Ima wusste, dass sie nicht wegrennen durfte, denn das regte den Jagdinstinkt der Bergkatze an. So blieb sie vor Angst zitternd stehen, während die Katze sich ihr näherte und dann einfach an ihr vorbei ging. Ihr Fell streifte dabei kurz Imas Bein. Bei den Gedanken an damals musste Ima lächeln. Sie hatte ein riesen Glück gehabt. Die Bergkatzen waren nicht immer so friedlich. Es ist auch schon vorgekommen, dass sie Menschen aus dem Dorf angegriffen hatten. Ima zog sich ihre Kleider aus, schmiss sie an den Höhlenrand und machte einen Kopfsprung hinab in den See. Kurz bevor sie auf das Wasser traf, hielt Ima die Luft an und spürte dann, wie das eiskalte Bergwasser sie umschloss. Ima tauchte hinab zum Grund des Sees und genoss die absolute Stille, die sie umgab. Vor ihr schwamm ein Fisch, dessen Schuppen die Farbe des Himmels hatten und sich mit seiner langen Flosse elegant durchs Wasser schlängelte. Kurz bevor ihr die Luft ausging tauchte sie in der Nähe des Ufers auf. Eine Weile noch liess sie sich auf dem Rücken treiben. Bis sie spürte, wie ihr die Kälte durch die Glieder kroch. Sie schwamm zum Ufer und legte sich etwas abseits des Gerts ins Gras. Der Gert, der sich sonnte, hob kurz den Kopf bei ihrer Ankunft um sie neugierig zu mustern und zu sehen ob von ihr eine Gefahr ausging. Als er jedoch merkte, dass sie ihm nichts tat, genoss er weiterhin die Sonne. Die Tiere hier hatten keine Angst vor ihr, denn ausser ihr gab es in diesem Tal keine Menschen. Sie kam auch niemals hierher um zu jagen, dieses Tal war für sie ein Ort des Friedens. Ima betrachtete den Gert traurig, dies ist das letzte Mal, an dem ich hier her kommen kann, schon Morgen bevor die Sonne aufgeht muss ich mich auf den Weg zur Akademie machen. Sie seufzte ganze vier Jahre würde die Ausbildung dauern. Sicher, sie freute sich darauf, zur Akademie zu gehen, jedoch würde sie das Dorf und vor allem ihr kleines Paradies vermissen. Wie es dort wohl sein wird? Ima wusste nicht viel über die Akademie oder die Welt ausserhalb des Tales in dem sie wohnte. Sie war jedoch die Einzige, die ein wenig Magie in sich hatte, auch wenn es nicht viel war. Daher hatte das ganze Dorf geholfen ihr die Akademie zu finanzieren. Ima wollte die Ausbildung zur Heilerin machen, damit sie den Leuten aus ihrem Dorf helfen konnte. In ihren Gedanken an die Akademie vertieft nickte Ima ein. Als sie aufwachte, stand die Sonne schon sehr tief und ihr fröstelte es leicht. Schläfrig stand sie auf und warf einen kurzen Blick durchs Tal, der Gert und die Chamues-chs waren verschwunden. Sie musste sich beeilen, wenn sie rechtzeitig zum Abendessen daheim sein wollte. Ima sprang in den See und bekam eine Gänsehaut. Das Wasser erschien ihr nun um einiges kälter als vorhin. Schnell schwamm sie zu der glitschigen Felswand, an der sie nach oben klettern musste, um zu dem Vorsprung der Höhle zu gelangen. Es war ihr auch schon passiert, dass sie dabei abgerutscht war. Da sich aber gleich darunter der See befand, kam sie jedes Mal mit ein paar Schürfwunden davon. Sie suchte eine geeignete Stelle um hoch zu kommen. Als sie eine gute Linie gefunden hatte, kletterte sie schnell und flink die Felswand hoch. Sie schaffte es bis zum Vorsprung, diesmal ohne abzurutschen. Oben angekommen, zog sie sich wieder an und machte sich auf den Weg nach Hause.

Der Abschied

 

Als sie beim Dorf ankam, dunkelte es schon. Das Haus von Imas Eltern stand am anderen Ende des Dorfes. Es war ein kleines weises Häuschen mit einem roten Dach, das Haus sah ein wenig aus wie ein Fliegenpilz, nur die roten Punkte fehlten. Rund um das Haus hatte ihre Mutter einen wunderschönen Garten angelegt, indem das verschiedenste Gemüse und Früchte gediehen und das trotz des harten und langen Winters, den es in Isnel gab. Neben dem Haus stand die Werkstatt ihres Vaters, er war ein Schreiner und konnte die wunderbarsten Dinge aus Holz herstellen. Dahinter erstreckte sich noch ein Feld mit Getreide. Ima lief am Haus des Nachbarn vorbei. Dessen Haus war leicht violett und hatte eine wunderschöne Form, es war unten ziemlich breit und rund, oben endete es in einem Spitz. Ausserdem sah es ziemlich verdreht aus, so als ob ein Riese es gepackt hätte und ein paar Mal die Spitze gedreht hätte. Ima fand die Häuser ihres Dorfes wunderschön, denn sie wurden in allen Farben und Formen gebaut. Sie benutzten dazu ein spezielles Material, welches sie in einem kleinen Nachbartal fanden. Das Material nannten sie Färi. Es liess sich solange es feucht war wunderbar formen, doch sobald es erhärtete konnte man ihm kaum noch einen Kratzer zufügen. Jedoch brauchte es sehr lange um zu trocknen, wenn es nicht regnete brauchte es eine ganze Woche. So konnte man sein Haus in Ruhe bauen. Meist half dann das ganze Dorf mit. Die bunten Farben stellte eine Frau aus dem Dorf her, sie war eine Meisterin auf diesem Gebiet. Sie sagte immer, je mehr Farben desto besser die Laune. Vor allem im Winter sei das wichtig, da er hier sehr lang war. Und es stimmte die Menschen hier waren fast immer gut aufgelegt und fröhlich. Ima erreichte ihr Haus und trat ein. „Ich bin wieder da!“ rief sie. Prompt kam ihre Mutter angelaufen „ Schatz, endlich bist du da, wir warten schon mit dem Essen. Schliesslich ist es unser letztes gemeinsames Essen für die nächste Zeit.“

 „ Es tut mir leid, ich habe total die Zeit vergessen.“ Sie schaute betreten zu Boden. Seufzend meinte ihre Mutter „ ist schon in Ordnung, aber komm jetzt dein Vater ist hungrig.“ Ima folgte ihr ins Esszimmer. Ihr Vater schaute sie streng an, als sie zur Tür hinein kam, frech lächelte Ima ihn an und streckte ihm die Zunge entgegen. Ihr Vater schmunzelte leicht „Nun komm setz dich, mir knurrt der Magen.“ Ima setzte sich und schnupperte „Das duftet wunderbar Mama!“ Das Wasser lief ihr im Mund zusammen. Lächelnd stellte ihre Mutter ihr den vollen Teller hin und deckte den Tisch mit den Speisen. Ihre Mutter hatte eine Fleisch Teigmischung gemacht und sie in Blätter gewickelt, dazu gab es Karotten in einer Kräutersosse. Ima ass so viel sie konnte und das war bei weitem nicht wenig. Ihre Mutter ermahnte sie immer wieder, dass es sich als Frau nicht gezieme so viel zu Essen, doch das war Ima egal. Als sie fertig gegessen hatte, lehnte sich Ima erst einmal zurück und rieb sich ihren vollen Bauch. Danach stand sie auf, räumte den Tisch ab und wollte nach draussen laufen um das Geschirr zu reinigen. „Lass es sein“, räumte ihr Vater ein „heute werde ich es für dich übernehmen. Schau lieber nach, damit du auch alles gepackt hast.“ Er scheuchte sie aus der Küche, indem er ihr mit dem alten Stofflappen eins fitzte. Ima gab ihm einen Klaps auf den Arm und verschwand in ihr Zimmer. Ihr Zimmer hatte sie vor ein paar Jahren selbst hergerichtet, ihre Wände hatte sie mit einem leichten blau angestrichen. Der Boden bestand aus einem dunklen Holz, den Baum von dem das Holz stammt hatte sie zusammen mit ihrem Vater gefällt und verarbeitet. Möbel hatte ihr Zimmer nicht viel. Sie hatte eine kleine Kommode, aus demselben dunklen Holz, auf der eine Schüssel mit Wasser stand. Darüber hing ein Spiegel. Davor stand ein Schemel, den sie ganz alleine als kleines Mädchen angefertigt hatte. Neben der Kommode stand ihr Bett. Dieses bestand aus einem einfachen Gestell und einer Matratze die mit Stroh gefüllt war. Gegenüber dem Bett stand ihr Schrank. Wie alle Möbel in ihrem Zimmer, war auch er aus dem dunklen Holz hergestellt worden. Ima seufzte leise, gepackt hatte sie schon alles, das wusste sie. Die Sachen hatte sie schon die ganze Woche zusammen getragen und in ihre Tasche getan. Auch überprüft hatte sie alles schon zigmal.  Nun blieb ihr nichts mehr zu tun. Sie zündete die Kerze auf dem Nachttisch an und schmiss sich rücklings auf ihr Bett. Liegend betrachtete sie die Decke. Mit Farben, welche sie von der Frau aus dem Dorf bekommen hatte, hatte sie die Berge an die Decke gemalt. Sie hatte versucht die Berge an einem Winterabend zu kopieren, wenn die Sonne die Wolken in allen Rottönen erstrahlen liess und ihr Licht die weisen Berge rosa Färbte. Sie waren nicht sonderlich gut gelungen, trotzdem mochte sie das Bild, da sie einiges an Zeit und Mühe investiert hatte.  Ausserdem konnte sie, wenn sie sich das Bild ansah, sich die Berge vorstellen. Und ihre Vorstellungskraft glich den Mangel an künstlerischem Talent aus.  Als sie so da lag, merkte sie wie müde sie schon war. Ausserdem musste sie Morgen sehr früh aufstehen, wenn sie das Schiff nicht verpassen wollte. Also beschloss sie sich schlafen zu legen. Sie zog ihr Nachtgewand an und setzte sich vor den Spiegel. Sie löste ihr langes türkisfarbenes Haar, welches sie zu einem Zopf geflochten hatte und blickte in den Spiegel. Ihr Spiegelbild blickte sie aus grossen violetten Augen an.  Ihr Grossvater meinte, die aussergewöhnlichen Augen und Haare hätte sie von der Mutter ihres Vaters geerbt. Ihre Grosseltern Väterlicherseits hatte sie jedoch nie kennenglernt. Sie fragte sich oft, was ihre Grosseltern wohl für Menschen waren, und ob sie überhaupt Menschen waren, denn ihre Haar und Augenfarbe war schliesslich nicht gerade normal. Ima musterte sich, sie hatte hohe Wangenknochen, eine feine Nase und volle Lippen. Ima fand sich hübsch, auch wenn sie sich mit keinem gleichaltrigen Mädchen vergleichen konnte. Sie tauchte ihre Hände in die Schüssel Wasser, die vor ihr stand und wusch sich ihr Gesicht. Als sie fertig war, ging sie hinunter zu ihren Eltern. „Mama, Papa? Ich gehe jetzt ins Bett.“ Ihre Eltern legten ihre Karten beiseite, mit welchen sie gerade spielten und standen auf. Ihre Mutter schloss sie in die Arme „Ich werde dir etwas zu Essen hinlegen für morgen früh, viel Spass an der Akademie, gib dein Bestes.“ Mit Tränen in den Augen sah ihre Mutter sie an und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Auch ihr Vater nahm sie kurz in den Arm, „Gute Nacht mein Engel geniesse es.“

 „Vielen Dank, das werde ich, ich werde euch und das Dorf vermissen.“ Schnell ging Ima zurück in ihr Zimmer, damit sie nicht anfing zu weinen. Sie war noch nie sehr lange von zu Hause fortgewesen, das längste bisher waren sieben Tage, als sie Jagen war und den Spuren einer Herde Chamues-chs folgte, denn eines der Tiere hinkte und sie rechnete sich gute Chancen aus es zu erwischen, was schlussendlich auch der Fall war. Aber nun würden es ganze vier Jahre sein. Sie legte sich in ihr Bett und während sie sich weiter Gedanken über die nächsten vier Jahre machte, schlief sie ein.

Ankunft auf dem Schiff

 

Als Ima erwachte war es noch dunkel, sie schälte sich verschlafen aus ihrem Bett und zog sich an. Sie versuchte das Gewirr ihrer Haare in den Griff zu bekommen, Doch der Versuch misslang ihr kläglich, sie sah richtig verwildert aus, als wäre sie tagelang durch den Wald geirrt. Schliesslich entschied sie sich kurz in den Fluss hinter dem Haus zu springen, um wenigstens frisch gewaschen auf dem Schiff anzukommen. Aus der Vorratskammer holte sie etwas Tonerde und ging zum Fluss. Schnell zog sie sich aus und sprang in das eiskalte Wasser. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper und sie zitterte gleich am ganzen Leib. Schnell tauchte sie ab und löste unter Wasser die Knoten in ihren Haaren. Danach rieb sie sich und die Haare mit Tonerde ein. Als sie es ausgespült hatte, sprang sie schnell aus dem Wasser und zog sich hastig an, damit sich ihr Körper wieder erwärmte. Mit einem Kamm aus den Knochen eines Chamues-ch ordnete sie sich die Haare. Nun war sie wieder zufrieden mit sich und sie fühlte sich wie neu geboren. Sie lief zurück ins Haus und ging in die Küche. Als sie auf den Tisch sah, lief ihr das Wasser im Mund zusammen. Diesmal hatte es ihre Mutter gut mit ihr gemeint. Auf dem Tisch lag einen halben Laib Brot, geschnittener Speck und Käse, dazu einen Krug Milch. Ima machte sich über das Essen her, bis sie auch den letzten Bissen hinuntergeschluckt hatte. Als sie fertig war schaute sie kurz aus dem Fenster und erschrak, draussen begann sich der Himmel bereits ein wenig blau zu färben, sie musste sich beeilen. Sie rannte die Treppe hinauf und holte ihre Tasche und ihren Rucksack. Dann war sie auch schon draussen und rannte zum Dock. Beim Näherkommen sah sie schon ein kleines Beiboot an der Andockstelle schweben, sie rannte noch schneller. Beim Boot angekommen schmiss sie ihr Gepäck hinein und schwang sich über den Rand. „Guten Morgen“ sagte Ima ausser Atem und neigte höflich den Kopf. „Ich war gerade dabei abzulegen.“ Antwortete der Fahrer mürrisch. Da hat wohl jemand schlecht geschlafen dachte Ima und fand es klüger nichts mehr zu sagen. Der Fahrer stellte sich in den hinteren Teil des Bootes und beschwor die Winde. Kleine blau leuchtende Funken sprühten aus seinen Händen und vermischten sich mit dem Wind. Ima betrachtete ihn genauer, er hatte schwarzes kurzes Haar und weisse Augen mit grauen sprenkeln. Er trug die Tracht der Windbeschwörer, ein weisses Gewand, welches bei den Männern vorne und hinten einen V-Ausschnitt hatte, der von den Schultern bis zu Gürtelansatz reichte. Ima hatte noch nie in ihrem Leben einen Windbeschwörer gesehen. Auch die Schiffe die sie steuerten hatte sie nur aus weiter Ferne gesehen. Sie hatte immer schon davon geträumt einmal mit solch einem Schiff mitfahren zu können und nun endlich war es soweit. Sie bewunderte die Leute, die diese Schiffe steuerten und sie allein mit ihrer Magie in der Luft hielten. „Ist es sehr schwer solch ein Boot zu steuern? Braucht man dazu viel Magie?“ fragte sie neugierig. „Ja.“ Sagte der Mann Einsilbig. Soviel zum Versuch eine Unterhaltung zu starten. Seufzend wandte sie sich von ihm ab und schaute hinab auf das Tal in dem sich ihr Dorf befand. Das Dorf war kaum noch auszumachen, die Häuser waren nur noch winzige Punkte. Sie waren nun sogar höher als die Berge. Inzwischen war es auch schon ziemlich kalt. Doch da Ima oft auf den Bergen unterwegs war, wusste sie, dass es weiter oben kälter werden würde und hatte sich dementsprechend warme Kleidung eingepackt. Im Westen sah Ima wie die Sonne hinter den Bergwipfeln hervor lugte und den Himmel rot färbte. Der Ausblick verschlug ihr schier die Sprache, es sah atemberaubend aus. Die westlichen Bergseiten wurden alle von der Sonne beschienen, während die östlichen noch im Schatten lagen. Eine Bergkette, reihte sich hinter der Anderen. Sie sah an manchen Stellen wie sich die Gletscher den Berg hinunter schlängelten und sich an deren Fusse Flüsse, Bäche und sogar Seen bildeten. Auf den höchsten Gipfeln lag sogar noch Schnee. Ein Gefühl von Freiheit machte sich in Ima breit, als sie das Tal und die Berge so sah. Sie spürte einen kleinen Stich in ihrem Herzen, ich werde mein Tal und vor allem die Berge vermissen. Sie schaute nach oben zu dem Schiff. Über ihr erstregte sich der riesige Rumpf des Schiffes, sie hatten es schon fast erreicht. Ima blickte wieder hinab und sog den Anblick in sich hinein. Sie wollte sich dieses Bild einprägen, es nie mehr vergessen, denn es war das schönste was sie je gesehen hatte. Das Boot stieg nun langsamer und glitt langsam neben dem riesigen Schiff empor. Als es auf gleicher Höhe mit der Reling war machte der Windbeschwörer einen Schwenk mit der Hand und das Boot stand augenblicklich still. Mit einer weiteren Handbewegung glitten zwei Eisenstangen aus der Reling und verhakten sich am Boot. Ima löste sich nur wiederstrebend von dem Anblick der Berge. Nahm dann aber ihr Gepäck und sprang über die Reling. Als sie das Schiff betrat, wurde es sofort wärmer, auch die Luft um sie herum war nicht mehr so dünn. Die Beschwörer müssen eine Art Schutzschicht um das Schiff projiziert haben, überlegte sich Ima. Der Beschwörer verliess nach ihr das Boot. „Komm.“ Meinte er nur und lief davon. Eilig folgte Ima ihm. Staunend betrachtete sie das Schiff. Es hatte mehrere riesige weise Segel und drei Masten. Die Segel waren quer zur Fahrtrichtung orientiert. Sie gingen durch eine Luke in den unteren Bereich des Schiffes. Als Ima die Leiter herunter kam, klappte ihr vor lauter staunen der Mund auf, sie befanden sich in einem riesigen Gemeinschaftsraum, indem Stühle und bequem aussehende Sitzkissen standen. Es gab auch ein Regal mit Büchern und Schreibtische. Ohne ein Wort lief der Beschwörer durch den Raum auf eine Tür zu. Dahinter befanden sich einige Hängematten und leises Schnarchen ertönte. Ima nahm an, dass dies hier ihr Quartier sein würde, doch der Beschwörer lief weiter. Am anderen Ende  befand sich ein Vorhang. Der Beschwörer hielt ihn auf, „hier schläfst du.“ Als sie hindurch schritt, lies er den Vorhang fallen und verschwand. Auch in diesem Raum befanden sich einige Hängematten, er war jedoch kleiner als der vorherige. Ima versuchte in der Dunkelheit mehr zu erkennen und lief zwischen den Hängematten hindurch. In vieren fand sie Mädchen vor, die tief und fest schliefen. Ima entschied sich, ihr Gepäck neben das der Mädchen zu legen. Dann überlegte sie, ob sie auch noch eine Runde schlafen sollte, entschied sich aber dagegen. Sie war inzwischen durch das kalte Bad am Morgen und der ganzen Aufregung hell wach. Daher entschied sie sich an Deck zu gehen und den Sonnenaufgang zu geniessen. Sie lief wieder in den anderen Raum, das muss der Schlafplatz der Jungen sein dachte sie bei sich, als plötzlich etwas vor ihre Füsse sprang. Vor lauter Schreck wich Ima einen Schritt zur Seite und stiess gegen eine der Hängematten. Das Wesen kam langsam auf Ima zu, seine Augen leuchteten rot und Ima konnte zwei grosse Fangzähne in der Dunkelheit ausmachen. Das Wesen ging auf allen vieren und bewegte sich ziemlich flink. Schnell bückte sie sich unter der Hängematte hindurch und drehte sich wieder dem Tier oder was es war zu. Das Wesen sass nun auf dem Schoss eines Jungen, der sich in der Hängematte aufgerichtet hatte und sich müde die Augen rieb. „Achtung, auf deinem Schoss!“ Wollte Ima ihn warnen. Der Junge sah sie nur verständnislos an und blickte dann auf seinen Schoss. Da fing er plötzlich an zu lachen. Ima hielt verwundert inne. Immer noch amüsiert meinte der Junge „Das ist Knopf, der tut dir nichts. Er sieht vielleicht ein bisschen furchteinflössend aus in der Dunkelheit, doch in Wahrheit ist er ein Angsthase. Nicht wahr?“ fragte er Knopf, dieser sah ihn jedoch nur schief an und sprang auf dessen Schulter. Ima betrachtete Knopf genauer, sein Fell war blau und hatte rote Streifen so viel sie in der Dunkelheit ausmachen konnte. Er reichte ihr in aufrechter Haltung gerade einmal bis zu den Knien. Sein Schwanz war ziemlich lang, etwa das Doppelte seiner Grösse. Aus seinem Maul ragten zwei grosse Fangzähne und zwei spitze Ohren standen ihm zu beiden Seiten des Kopfes ab. Vorne hatte er zwei kleine Ärmchen, wie ein Mensch, auch wenn er auf allen Vieren lief. Näher betrachtet sah das Wesen irgendwie sogar niedlich aus. Ima beruhigte sich wieder „Entschuldige, ich wollte dich nicht wecken.“ Sagte sie und wandte sich zum Gehen. „Warte“ meinte der Junge Gähnend „Warum bist du überhaupt so früh wach?“ fragte er sie und musterte sie von oben bis unten. „Du bist neu.“ Stellte er fest „wie heisst du?“

„Ima, und du?“ antwortete sie ihm. „Ich bin Noem, gehst du an Deck?“

„Ja.“                                                                                            

„Warte ich komm mit, jetzt kann ich sowieso nicht mehr schlafen.“ Träge stand er auf und zog sich etwas an. Ima wandte verlegen den Blick ab. Hinter ihr murmelte Noem leise, aber so, dass sie es noch verstand „Das du mich so früh wecken musst…“ Ima lachte leise über seinen mürrischen Ton. „Gehen wir.“ Noem hatte sich eine Hose aus Leder angezogen und ein Wollhemd, das oben ein Teil seiner Brust entblösste. Soviel Ima erkennen konnte war sie ziemlich muskulös. Als sie sich zum Gehen wandten, sprang plötzlich Knopf auf Imas Schulter, diese erschrak, das Tier war ihr immer noch nicht ganz geheuer. Aber als sie spürte, wie es seinen langen Schwanz um ihren Hals schlang und sich an sie kuschelte, tat es ihr sogleich leid, dass sie dem Tier gegenüber so abweisend gewesen war. „ Er scheint dich zu mögen.“ Meinte Noem, Ima lächelte und streichelte Knopf über das Köpfchen, dieser fing sogleich an zu schnurren.

Neue Freunde

 

Sie standen draussen an der Reling und beobachteten den Sonnenaufgang. Knopf sass immer noch auf Imas Schulter und spielte mit ihren Haaren. „Warum gehst du an die Akademie?“ Ima blickte Noem von der Seite an, Noem sah wirklich gut aus, er hatte blondes, in alle Richtungen abstehendes Haar und leuchtend blaue Augen. Noem wandte sich mit einem breiten Grinsen zu ihr um „Ich möchte ein Drachenreiter werden!“ Ima schaute ihn aus grossen Augen an. Die Ausbildung zum Drachenreiter war die schwerste aller Ausbildungen und man musste viel Magie in sich haben. Ansonsten hatte man keine Change. Ausserdem musste man dazu auserwählt werden, nicht jedem war es bestimmt ein Drachenreiter zu werden. „Hast du denn überhaupt so viel Magie in dir? Und was ist wenn du nicht erwählt wirst was tust du dann?“

„Sollte ich nicht erwählt werden kann ich immer noch Nachtwärter werden. Aber ich werde ganz sicher erwählt, mein Vater war ein grosser Magier von ihm habe ich auch meine magischen Fähigkeiten.“ Selbstsicher lächelte er Ima an. „Warum gehst du denn hin?“

„Ich möchte eine Heilerin werden um meinem Dorf zu helfen.“ Sie lächelte, „Meine magischen Kräfte sind ziemlich gering, aber ich bin die Einzige aus dem Dorf die überhaupt welche besitzt. Das ganze Dorf hat mitgeholfen mir die Akademie zu finanzieren.“ Sie schaute in die Ferne wo ihr Dorf lag, doch es war nicht mehr zu sehen. „Haben denn deine Eltern keine magischen Kräfte?“ Ima schüttelte den Kopf „Nein, wahrscheinlich habe ich meine Kräfte von den Eltern meines Vaters geerbt, doch wir wissen nichts über sie. Seine Eltern kamen eines Tages mit meinem Vater in unser Dorf und übergaben ihn der Obhut meines Grossvaters. Der ihn aufzog wie seinen eigenen Sohn.“

„Und sie haben nicht gesagt wieso sie das getan haben?“

„Nein, Grossvater meinte, als sie kamen hatten sie es sehr eilig, sie schienen gejagt zu werden.“

„Vielleicht waren es ja Verbrecher?“ Ima schaute ihn zweifelnd an. Jedoch musste sie zugeben, dass ihr der Gedanke auch schon gekommen war. Aber das wollte sie nicht glauben. „Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass dein Vater keine Magie besitzt, ich habe noch nie davon gehört, dass es eine Generation überspringt.“ Meinte Noem nachdenklich. Ima stimmte ihm zu, auch sie hatte keine Erklärung dafür. Knopf schienen Imas Haare zu langweilen, er sprang von ihrer Schulter und huschte der Reling entlang davon und verschwand. „Wir scheinen nicht sehr unterhaltsam zu sein“, schmunzelte Noem. Ima stimmte ihm lachend zu und stützte sich an der Reling ab. Die Berge lagen inzwischen hinter ihnen, sie konnte sie kaum noch erkennen. Unter ihnen lag jetzt ein riesiger Wald, der sich fast über die gesamte Ebene erstreckte. Ab und zu sah sie auf grossen Lichtungen kleine Siedlungen. Eine Weile standen sie schweigend nebeneinander und genossen den Ausblick. „Die Sonne steht schon ziemlich hoch, die Anderen müssten auch schon aufgestanden sein. Gehen wir in den Speisesaal, ich habe Hunger.“ Unterbrach Noem das Schweigen und rieb sich den Bauch. Als er vom Essen sprach, spürte Ima, dass sie auch schon wieder Hunger hatte. Durch eine Luke am anderen Ende des Schiffes stiegen sie wieder nach unten und kamen in einen grossen Speisesaal. An einem Tisch an der rechten Wand des Speisesaales sassen bereits zwei Jungen. Noem lief zu ihnen hin. „Morgen zusammen.“ Grinste er sie an. Die Beiden sahen ihn gespielt staunend an „Du bist schon wach? Hey Kermen es gibt doch noch Wunder auf der Welt.“ Die Beiden grinsten. Dann erblickte der namens Kyle Ima, „ Ah, jetzt ist mir klar warum du schon wach bist.“ Ima merkte wie ihr die Röte ins Gesicht stieg, doch sie lächelte Kyle an. Auch er sah gut aus, er hatte feuerrotes langes Haar und ein schmales längliches Gesicht mit feinen Zügen. Dazu trug er ein langes grünes Gewandt. Das seine roten Haare noch mehr zu Geltung brachte. An der Hüfte war es mit einer ebenso grünen Schärpe zusammen gebunden worden. Das Gewandt war aus einem für Ima unbekanntem Stoff gemacht.  Er schien weich und glänzte leicht. Kyle war inzwischen aufgestanden und umarmte Ima. „Willkommen, ich hoffe Noem hat dich nicht zu sehr eingeschüchtert.“ Meinte er mit einer hellen Stimme, die wie gemacht schien um zu singen. Er warf einen bösen Blick zu Noem. „Ich bin übrigens Kyle.“ Ima musste sich zuerst einmal sammeln, die Umarmung hatte sie völlig überrumpelt. Sie war schliesslich ein wildfremde Person für ihn. „Ahm, ich bin Ima.“ Meinte sie noch etwas verwirrt und schaute in Kyles Gesicht. Seinen Augen waren genauso rot wie seine Haare, aber er sah dadurch nicht bedrohlich aus. Im Gegenteil sie fand seine Augen wunderschön. Ima wandte sich an den anderen Jungen, der bisher schweigend das Ganze verfolgt hatte. „Hallo, ich bin Ima, freut mich dich kennenzulernen.“ Sie reichte ihm die Hand. „Ich bin Kermen freut mich!“ sagte er mit einer tiefen und sehr männlichen Stimme und lächelte sie an. Ima setzt sich Kermen gegenüber hin und betrachtet ihn. Genau wie die Beiden anderen war er eine Schönheit. Er hatte schwarzes langes Haar, das er seitlich mit einem Haarband zusammengebunden hatte. Seine Augen zogen sie sofort in ihren Bann, sie waren grün wie eine Wiese im Frühling und von hellblauen Sprenkel übersät. Auch er hatte ein eher schmales Gesicht und ein spitz zulaufendes Kinn. Seine Züge jedoch waren kantiger als die von Kyle. Ausserdem hatte er eine fast unheimliche Ausstrahlung. Die von seiner schwarzen Lederhose und dem schwarzen Wollhemd noch verstärkt wurde. „Ich habe einen riesen Hunger!“ stöhnte Noem. „Wie haltest du das nur aus?“ fragte er an Ima gewandt. Sie grinste, „ ich habe bereits Gefrühstückt, aber du hast recht ich habe auch schon wieder Hunger.“ Sie wandte sich an die anderen Beiden, „warum geht ihr zur Akademie?“  Kyle grinste „Ich möchte ein Magister werden.“

„Magister? Das heisst du willst dich den alten Texten widmen?“ das hätte Ima ihm nicht zugetraut. „Ja ich bin ziemlich wissbegierig, auch wenn man es mir nicht ansieht.“ Ima wendete sich an Kermen „und du?“

„Ich werde die Ausbildung zum Assassine machen."

So viel Ima wusste war das eine Gruppe von Kriegern die für Spezialeinsätze gebraucht wurden und später unter dem König dienten, es war die gleiche Grundausbildung die auch Noem absolvieren würde.

„Ich möchte eine Heilerin werden!“ teilte sie den anderen mit. "Heilerin?" Kyle schaute sie an "Das ist eine ziemlich schwere Ausbildung. Man lernt viel über die Natur, über die Pflanzen und ihre Wirkung auf die verschiedenen Lebewesen. Man braucht zwar kaum Magie bei der Ausbildung, aber man muss sehr viel lernen."

"Naja da muss ich wohl durch, leider habe ich nicht sehr viel Magie in mir."

"Falls du irgendwann Hilfe brauchst beim lernen, kannst du gerne zu mir kommen." Kyle lächelt sie an. Ima grinste zurück. sie war froh, dass sie schon neue Leute kennengelernt hatte. Die Jungen schienen ziemlich nett zu sein. Inzwischen waren auch schon die restlichen Schüler die sich auf dem Schiff befanden aufgetaucht. Auch die vier Mädchen sassen an einem Tisch und warfen neugierige Blicke zu Ima hinüber. Abgesehen von ihnen und den Mädchen befanden sich noch etwa zehn Jungen auf dem Schiff.

 Der Geruch von frischem Brot stieg in Imas Nase. Da öffnete sich plötzlich die Türe der Kombüse. Ima blickte in Erwartung auf das Essen über den Tisch zur Tür, konnte aber nichts entdecken. „Du schaust zu hoch.“ Flüsterte ihr Noem zu. Verwundert senkte Ima ihren Blick. Da erblickte sie den Koch. Er war etwa so gross, wie ein zehn Jähriger Junge und hatte riesige nach oben hin spitz zulaufende Ohren. Seine Haut hatte einen grünlichen Teint und sein Gesicht wirkte seltsam zerdrückt. Die Haare waren giftgrün und er hatte grosse, braune Augen. Mit einem Wink seiner Hand erschienen frische Brötchen, Eier, Speck, Marmelade und Milch vor ihnen auf dem Tisch. Ima lief das Wasser im Mund zusammen. „Einen guten Appetit euch allen.“ Wünschte der Koch und verschwand. „Was war das für einer?“ Ima hatte noch nie in ihrem Leben ein solches Wesen gesehen.  „Was? Du kennst keine Waldkobolde?“ schockiert betrachtete Kyle sie, während er Essen auf sein Teller stapelte. „Ich hab so einen noch nie gesehen. Bei uns gibt es keine Kobolde.“ Sie biss herzhaft in eines der Brötchen. Kyle und die anderen lachten „Du lebst wohl ziemlich abgeschottet.  Es gibt vier Arten von Kobolden, die Feuer-, Luft-, Wasser-, und Waldkobolde. Luftkobolde bekommt man kaum zu Gesicht. Ich jedenfalls kenne keinen der je einen gesehen hat. Die Wald-, und Feuerkobolde jedoch sieht man am meisten. Aber du solltest sie niemals reizen, sie sind ziemlich rachsüchtig und stur. Besonders von Feuerkobolden solltest du dich fernhalten, ein falsches Wort und sie verfolgen dich ein Leben lang.“ Die anderen Beiden lachten, „frag ihn warum er das weiss!“ befahl Noem mit einem unverhohlenen Grinsen, während er seinen Speck aufspiesste. Ima sah fragend zu Kyle, der verlegen auf seinen Teller schaute. „Er fragte einen Kobold, ob er nach dessen Tod an seinem Körper herum schnippeln darf, um zu sehen wie ein Kobold von innen aussieht.“ Beantwortete Kermen die Frage für ihn. Lachend schaute Ima Kyle an „Was ist daran so schlimm?“

„Die Kobolde glauben, dass die Seele eines Toten, sollte er nicht richtig verabschiedet werden, oder sollte etwas an seinem Körper beschädigt werden, nicht ins Reich der Toten übergehen kann und dass die Seele dann im Körper bleibt bis dieser Vollständig ist. “ Klärte Noem sie auf. „Wirklich?“ Ima sah Kyle tadelnd an „Es war doch nur für wissenschaftliche Zwecke, wer konnte schon ahnen, dass er gleich so ausflippen würde.“ Murrte dieser. „Was hat der Kobold denn getan?“ fragte Ima neugierig wie es weiterging. Kyle schaute demonstrativ weg und tat so, als ob er sie nicht gehört hätte. Kermen blickte sie schmunzelnd an, „ Der Kobold hat ihn drei Tage lang durch die ganze Stadt gejagt, bis er Kyle schliesslich gefangen hatte. Hätte nicht gedacht das Kyle ihm so lange entkommen kann. Naja, der Kobold hat ihn dann gezwungen sich bis auf die Unterwäsche auszuziehen und sich am Fahnenmasten des Kontrollturms festzuhalten. Dann hat er einen Zauber auf ihn gelegt und er musste den ganzen Tag dort herum wehen wie eine Fahne.“ Bei der Vorstellung musste Ima laut lachen, die Anderen stimmten mit ein, nur Kyle machte ein beleidigtes Gesicht. „Mir sind dort oben die Füsse eingefroren und vom herum wehen hatte ich einen riesen Muskelkater!“ schimpfte Kyle. Daraufhin musste Ima nur noch mehr lachen. Als sie sich wieder einigermassen beruhigt hatten meinte Kermen an Ima gewandt, „Kobolde sind aber nicht immer so, wenn du es schaffst einen als Freund zu gewinnen, ist er der treuste Freund den du je finden wirst.“

„Wirklich?“ Ima wusste nicht recht, ob sie überhaupt mit so einem Wesen befreundet sein wollte, sie wollte nicht an einem Fahnenmast oder dergleichen enden. „Habt ihr euch eigentlich alle schon vorher gekannt?“

„Ja, Kyle kam vor einem Jahr in unsere Stadt um Geld für die Akademie zu verdienen und Kermen und ich kennen uns schon ein paar Jahre.“

“ Woher kommt ihr denn?“

„Aus Dernen die Stadt liegt in Daban.“ Der Name Daban sagte Ima etwas, ja genau es ist der Name vom Benachbarten Königreich! Das Reich bestand praktisch nur aus Wüste und lebte vom Handel. „Und woher kommst du ursprünglich?“ fragte sie an Kyle gewandt. „Ich bin ein Elementarelf, auf Feuer geprägt, wie man sieht. Ich habe im Wald gelebt, bis ein ehemaliger Schüler aus der Akademie vorbei kam und mir sagte, dass man dort die Ausbildung zum Magister machen kann.“  Interessiert betrachtete Ima Kyle wie konnte ich nur übersehen, dass er ein Elf ist. Als sie ihn jetzt betrachtete fielen ihr die spitzen Ohren auf und seine spitzen Eckzähne. Soviel sie über Elfen wusste, besassen sie grosse Mengen an Magie und wurden älter als Menschen. Kyle musste also sehr stark sein.

Sie beendeten ihr Frühstück und gingen an Deck. Noem und Kermen wollten trainieren, Ima hatte sich dazu entschieden ihnen zuzusehen. Kyle jedoch wollte in die Bibliothek und etwas lesen. Als sie aus der Luke stiegen, kam ihnen Knopf entgegen gesprungen. Er sprang an Noem hoch und begrüsste ihn freudig. Noem gab ihn an Ima weiter, „kannst du ein bisschen auf ihn Acht geben, Während wir trainieren?“

„Klar.“ Ima setzte sich mit Knopf an die Reling. Mit einem Stück Seil das sie fand spielte sie mit ihm, sie liess es vor ihm hin und her schlängeln. Knopf versuchte es mit seinen winzigen Händchen zu fassen. Nach einer Weile jedoch wurde ihm das Spiel zu blöd. Er ging auf allen vieren und hoch erhobenem Schwanz zu Ima und liess sich demonstrativ auf ihren gekreuzten Beinen nieder. Über sein gehabe grinsend, strich sie ihm über seinen kleinen Kopf und kraulte ihn. Der Kleine fing sogleich an zu schnurren. Als sie ihre Hand weg zog, hielt er sie mit seinen kleinen Händen fest und schaute sie böse an. Ima blieb nichts weiter übrig als ihn weiter zu streicheln, dabei beobachtete sie Kermen und Noem beim Kämpfen. Die beiden waren fast gleichstark. Doch Ima erkannte, das Noems Schläge ein wenig stärker waren und seine Bewegungen etwas schneller. Gerade sprang Kermen hoch und setzte zu einem Schlag von oben an. Dabei vergass er aber, dass er bei dem Angriff selbst ungedeckt war. Noem nutzte den Moment um schnell dem Schlag auszuweichen und sein Schwert, als Kermen den Schlag vollführte, an dessen Kehle zu setzen. Kermen seufzte ergeben. „Ich brauche eine Pause.“ Die beiden kamen zu Ima und setzten sich zu ihr. „Ihr wart richtig toll!“ meinte Ima begeistert. „Darf ich es auch mal versuchen?“ Kermen lächelte „Na klar, ich brauche sowieso eine Pause.“ Er reichte ihr sein Schwert. Ima sprang auf, es sah toll aus wie die beiden gekämpft haben, das muss ich unbedingt auch lernen. „Warte, nimm das.“ Kermen reichte ihr noch sein Haarband. „Sonst siehst du nichts.“ Ima nahm es dankend an, band sich die Haare zusammen und stellte sich auf. Sie nahm die gleiche Stellung ein, wie zuvor Kermen. Das Schwert war schwerer als sie gedacht hatte, es würde sie einiges langsamer machen. Noem stellte sich ihr gegenüber hin. „Greif mich an!“ Ima hob das Schwert und überlegte wie sie vorgehen sollte, dann stürmte sie los. Gerade als Noem sein Schwert heben wollte, um sie abzuwehren, schwang sie ihr Schwert nach rechts und wollte einen Hieb gegen seine Seite ausführen. Noem schwang sein Schwert senkrecht nach unten und konterte ihr Angriff. Ima machte einen Satz aus Noems Reichweite, so dass der von ihm geführte Gegenschlag sie verfehlte. „Nicht schlecht für den Anfang.“ Noem lächelte sie an. Ima griff erneut an, diesmal stach sie mit dem Schwert gerade auf ihn ein, doch er wich zur Seite und holte zu einem Schlag gegen ihren Hals aus. Ima schaffte es gerade noch den Schlag zu kontern, indem sie den Knauf mit der Klinge nach unten neben ihr Gesicht hielt. Ein Schmerz durchfuhr ihr Handgelenk, als sie Noems Hieb auf diese Weise blockte. Als Noem zurückwich bewegte sie vorsichtig ihr Handgelenk, der Schmerz verflog jedoch schnell wieder. Indes holte Noem zum nächsten Angriff aus. Nach einigen weiteren Angriffen lagen schliesslich beide erschöpft neben Kermen auf dem Boden der sie amüsiert musterte. Ima hatte eine riesen Freude daran zu kämpfen, jedoch taten ihr die Arme höllisch weh und ihre Kleider waren klitschnass. Sie spürte auch, dass sie sich mehrere blaue Flecken eingehandelt hatte. Auch Noem war recht aus der Puste. „Du bist ziemlich gut dafür, dass du noch nie ein Schwert geführt hast.“ Meinte Kermen. „Danke, es macht auch riesen Spass. Aber jetzt bin ich völlig fertig.“ Kermen lachte. „Das nächste Mal kämpfen wir gegeneinander.“

„In Ordnung, ich freu mich schon.“ Die Sonne brannte heiss auf sie herunter, als sie so dalag, was bewirkte, dass Ima nur noch mehr schwitze. Den Beiden Jungen neben ihr erging es nicht anders. Durch die Hitze und der Erschöpfung des Kampfes, vielen den Dreien langsam die Augen zu.

 „Aufwachen“ Noem schüttelte sie „es gibt Mittagessen!“ Ima öffnete schläfrig die Augen. Essen! Sie setzte sich abrupt auf. Sie hatte einen riesen Hunger!  Schnell stand sie auf, Noem wartete ungeduldig, „Kermen ist schon hinunter gegangen.“ Immer noch etwas schläfrig folgte Ima ihm.

Es gab saftiges Fleisch, Gemüse und Kartoffeln. Die vier langten kräftig zu und schon bald war der Tisch leer. Noem grinste in die Runde „Nachschlag?“

„JA!“ ertönte es im Chor. Er ging zum Koch um Nachschlag zu bestellen. Als Noem zurück kam, waren die Speisen bereits auf dem Tisch. „Ich glaube der Koch mag uns, er hatte den Nachschlag für uns schon vorbereitet.“

„Wie lange seid ihr denn schon auf dem Schiff?“ fragte Ima verwundert „eine Woche.“ Grinste Noem.

„So lange?“

„Ja, unsere Stadt ist am anderen Ende des Landes. Aber morgen früh kommen wir ja endlich an.“

Nach dem Essen gingen sie wieder an Deck, diesmal war auch Kyle dabei, er hatte eins seiner Bücher mitgenommen. Ima spielte ein wenig mit Knopf und unterhielt sich mit den Jungs. Der Tag ging nach Imas Geschmack viel zu schnell vorbei. Als es dann dunkel wurde, machten sie sich in die Schlafgemächer auf. Als Ima den Schlafsaal der Mädchen betrat, sassen die bereits in ihren Hängematten und drehten sich zu ihr um. „Hallo zusammen, ich bin Ima.“ Sie grinste die Mädchen an. Eines der Mädchen, Ima hatte das Gefühl, noch nie ein schöneres Wesen gesehen zu haben, kam auf Ima zu. Das Mädchen packte Imas Hand und lachte herzlich, ihre goldenen Augen strahlten Ima an. „Du bist also die Neue, ich war schon richtig gespannt darauf dich kennenzulernen. Ich bin übrigens Lillesol und das da sind Keyla, Hadya und Taja.“ Sie hatte eine Hohe Stimme, die Ima an den Klang von Glocken erinnerte. Lillesol wies der Reihe nach auf die drei Mädchen. Keyla hatte langes braunes gewelltes Haar, ihre Gesichtszüge waren ziemlich arrogant und sie warf Ima mit ihren grünen Augen finstere Blicke zu. Von der sollte ich wohl besser Abstand halten. Hadya hatte kurzes Haar, das ihr wild in alle Richtungen Abstand die Farben reichten von gelb bis rot. Ihre Augen jedoch waren Giftgrün. Fröhlich winkte sie Ima zu. Das letzte Mädchen schaute schüchtern mit ihren braunen Augen zu Boden, auch ihr Haar war braun und lang, es schien als würde sie es nur benutzen um sich zu verstecken. „Hallo“, begrüsste sie die Mädchen ein weiteres Mal. Ihr Blick schweifte wieder zu Lillesol. Sie war Ima sofort sympathisch, sie sah aus wie die Tochter der Sonne, sie hatte lange goldene Locken und alles um sie herum schien zu strahlen. Ima wunderte sich erst gar nicht mehr darüber, dass auch sie nicht dem Bild eines normalen Menschen entsprach, irgendwie hatte jeder hier irgendwelche absonderlichen Merkmale wie sie selbst. Lillesol packt Imas Arm und zog sie zu einer der Hängematten. „Hier kannst du schlafen, ich bin in der neben dir.“ Dankend zog Ima sich in die Hängematte. Neben ihr tat es Lillesol ihr nach. „Wie kommt es eigentlich, dass du, obwohl du heute erst gekommen bist, schon mit den schönsten Jungs dieses Schiffes befreundet bist?“ Fragte Hadya, deren Hängematte vor Ima hing, neugierig. Ima musste lächeln, „Das hab ich Knopf zu verdanken. Als ich heute früh ankam, sprang er vor meine Füsse und ich stiess mit Noems Hängematte zusammen. Daraus hat sich dann einfach alles irgendwie ergeben.“  Hadya gab sich mit dieser Antwort nicht zufrieden, auch Lillesol wollte mehr wissen. Ima erzählte ihnen alles und versuchte auch Taja in das Gespräch mit einzubeziehen, was sich nicht als so einfach herausstellte. Sie schien ziemlich scheu zu sein. Keyla jedoch hielt sich raus, worüber Ima ziemlich froh war. Sie schien Ima aus irgendeinem Grund nicht zu mögen. Da sie nicht auf Streit aus war überliess sie solche Leute am liebsten sich selbst. Als die Mädchen endlich fertig waren, sie mit Fragen zu löchern sank Ima erleichtert in ihre Hängematte und schlief ein.

Die Akademie

 

Am nächsten Morgen erwachte Ima als Erste, sie entschloss sich, die Anderen zu wecken, sobald sie ihre Morgentoilette erledigt hatte. Was sie aber auf diesem Schiff dringlichsten vermisste war ein Bad. Zuhause ging sie jeden Tag in den See, oder wenn es schnell gehen musste in den Bach hinter dem Haus. Hier gab es nichts dergleichen, nur ein Plumpsklo. Wohin das jedoch führte wollte sie gar nicht erst wissen. Als sie jedoch zurückkam, waren auch die Anderen schon wach. Ima beschloss schon einmal in den Speisesaal zu gehen. „Warte!“ rief ihr Hadya zu „ bitte frag die Jungs, ob wir uns auch zu ihnen setzen dürfen!“

„In Ordnung“ Als sie den Speisesaal betrat, sassen Kermen und Kyle bereits am Tisch und winkten Ima fröhlich zu als sie herein kam. Grinsend lief sie zu ihnen hin „Morgen, na habt ihr gut geschlafen?“

„ Ja klar, komm setz dich.“ Kyle schob ihr Stuhl mit der Hand ein wenig zurück. „Ahm, könnten wir uns vielleicht nicht an einen grösseren Tisch setzen? Die Mädels wollen mit uns essen.“ Kyle grinste, „Ja klar. Ist die mit den goldenen Locken auch dabei?“

„Du meinst Lillesol? Ja sie ist auch dabei.“ Ima grinste „Sie ist eine tolle Frau!“ Kyle wandte sich an Kermen, „los lass uns den Tisch wechseln.“ Die Beiden erhoben sich und folgten Ima an einen grösseren Tisch. „Wann genau kommen wir eigentlich an?“ Ima sah die Beiden neugierig an. „Naja soweit ich weiss eine Stunde nach dem Frühstück.“ Die Tür ging auf, Lillesol und die anderen Drei betraten den Speisesaal. Als Hadya Ima und die Jungs entdeckte, stürmte sie sogleich zu ihnen hin „Guten Morgen zusammen.“ Sie setzte sich neben Kermen hin. „Morgen Hübscher, ich bin Hadya und du?“ Kermen sah sie einen Moment erstaunt an, doch dann lächelte er „Ich bin Kermen, freut mich.“ Nun kamen auch Lillesol und Taja an. Lillesol wünschte allen einen Guten Morgen und setzte sich neben Ima, genau wie Taja, die schüchtern auf ihren Teller starrte. Keyla hingegen setzte sich alleine an einen anderen Tisch. „Was hat sie nur gegen mich?“ fragte Ima Lillesol. „Mach dir nichts draus, sie wollte etwas von Noem, aber er hat ihr eine Abfuhr erteilt. Sie ist wahrscheinlich nur neidisch auf dich.“ Flüsterte Lillesol ihr ins Ohr, damit es die Anderen nicht verstanden. Ima schüttelte den Kopf, sie hat ja keinen Grund neidisch zu sein, ich will schliesslich nichts von Noem. Vielleicht sollte ich mal mit ihr reden. „Ehrlich gesagt bin ich froh darüber, dass wir sie los sind. Sie hatte ständig schlechte Laune und motzte an allem herum. Ausserdem hatte sie ständig das Gefühl, uns herum kommandieren zu müssen.“ Meinte Lillesol weiter. Ima zog verwundert eine Augenbraue hoch, „seid ihr denn nicht befreundet?“ Auch sie redete leise. „Nein, sie war schon vor uns auf dem Schiff, als ich kam lief sie mir ständig hinter her und fuhr mich wegen Kleinigkeiten an. Ich war froh als Hadya und Taja kamen. Da hatte ich wenigstens anständige Leute um mich. Aber sie liess uns trotzdem nicht in Ruhe.“ 

„Vielleicht ist sie einfach einsam und braucht Freunde?“

„Nein, sie braucht keine Freunde, sie braucht Untergebene.“

„Dann ist es ja gut, dass sie uns nun in Ruhe lässt.“ Imas Blick schweifte zu Kyle, er schaute ständig zu Lillesol. Aber anscheinend traute er sich nicht sie anzusprechen. „Kyle was hast du gestern eigentlich für ein Buch gelesen?“ versuchte Ima ihm zu helfen. Und es funktionierte, Kyle begann zu erzählen. Es ging um die Geschichte der Akademie. Sie wurde vor etwa fünfhundert Jahren von einem Drachenreiter Namens Terek gegründet. Das Schloss und die Insel auf der es stand entdeckte er auf einem Rundflug mit seinem Drachen. Als er es fand war es verlassen. Man wusste nichts über den vorherigen Besitzer des Schlosses. Die Insel besass, obwohl sie in der Luft schwebte, ein sehr warmes Klima. Anscheinend war die Insel mit verschiedenen Zaubern belegt, die die Magie aus der Natur zogen und der Insel so ihr fast tropisches Klima verliehen. Lillesol schien sich für das Thema zu interessieren und begann einige Fragen zu stellen. Zufrieden, dass es geklappt hatte, zog Ima sich aus dem Gespräch zurück. „Was möchtest du für eine Ausbildung machen?“ fragte sie an Taja gewandt. „Ich möchte Heilerin werden.“

„Das ist ja toll, ich auch!“ Breit grinste Ima sie an. Auch Taja lächelte fröhlich. „Kermen hier möchte ein Assassine werden.“ Sie nickte in seine Richtung. Da fiel ihr ein, dass sie noch gar nicht wusste was Lillesol und Hadya werden wollten, also fragte sie nach. „Lillesol interessiert sich sehr für Geschichte und möchte ein Magister werden.“ Taja machte eine Pause und blickte zu Hadya, „ und Hadya möchte eine Nachtwächterin werden.“ Da ging plötzlich die Tür auf und ein verschlafen dreinblickender Noem tauchte auf. Auf dessen Schulter sass Knopf, der etwas  in der Hand hielt, das er geschäftig hin und her drehte und es mit einem hoch professionellen Blick inspizierte. Verwundert sah Noem die kleine Versammlung am Tisch und setzte sich neben Kyle. „Guten Morgen allerseits.“ meinte  er gähnend. „Na gut geschlafen?“ fragte Ima ihn und lächelte Knopf an, der sie jetzt mit einem Blick musterte, der aussah als wolle er sagen, was erlaubst du dir mich abzulenken ich bin mit wichtigen Dingen beschäftigt! Ima kicherte.  „Ja klar, du auch? Heute erreichen wir endlich die Akademie, ich bin schon total neugierig.“ Ima nickte zustimmend „Wer sind denn unsere Neuen Freunde hier?“

„Das sind Lillesol“, sie deutete auf das goldlockige Mädchen zwischen ihnen, das immer noch in das Gespräch mit Kyle vertieft war, „Taja und Hadya.“ Sie wies auf die Beiden. „Guten Morgen hübscher.“ Hadya zwinkerte ihm mit ihren grünen Augen zu. Taja hingegen schaute wieder auf ihren Teller. Plötzlich gab es einen leisen Knall und vor ihnen erschien das Frühstück. Ima war gar nicht aufgefallen, dass der Kobold inzwischen erschienen war. Mit grossem Heisshunger machte sie sich über das Essen her. Genauso wie Lillesol und die Jungs. Taja und Hadya sahen ihnen nur staunend zu. Fast hätten die Beiden nichts mehr bekommen, wenn Hadya nicht schnell genug reagiert hätte und etwas zu Essen für sich und Taja weggenommen hätte.

Als das Mahl beendet war, gingen alle in die Schlafsäle, um ihre Sachen zu packen. Die Mädchen waren ziemlich schnell fertig. Als sie dann den Schlafsaal der Jungen durchqueren wollten, herrschte dort ein riesen Chaos. Die Jungen droschen mit Kissen aufeinander ein und schmissen ihre Sachen durch den Saal. Lillesol grinste Ima an, „Wollen wir auch mitmachen?“

„Ja klar.“ Begeistert nickte Ima. Die Beiden stellten ihr Gepäck in den Gemeinschaftsraum und kehrten zurück zu den Jungs. Sie schnappten sich zwei Kissen und stürzten sich in die Schlacht. Sie deckten sich gegenseitig und teilten jede Menge aus. Lillesol stürzte sich gerade auf einen fremden Jungen und fetzte ihm ihr Kissen ins Gesicht, als dieser ihr einen Schlag versetzen wollte, duckte sie sich und Ima, die hinter ihr stand schlug ihm ein weiteres Mal das Kissen ins Gesicht. Ein Kumpel des Jungen sah dies, kam von hinten auf Ima zu und schlug ihr von der Seite ins Gesicht. Ima wich einige Schritte von dem Jungen zurück. Der setzte sofort nach und schlug weiter auf sie ein. Ima konnte nichts tun, ausser sich die Arme vors Gesicht zu halten und abzuwarten, Lillesol erging es ziemlich ähnlich. Die Beiden standen Rücken an Rücken und versuchten sich vor den Hieben zu schützen. „Was sollen wir tun?“ flüsterte Lillesol Ima zu. „Wir könnten uns einfach auf sie stürzen?“ etwas Besseres viel Ima nicht ein. Lillesol stimmte zu. Gleich nachdem ein weiterer Schlag auf Ima niederstürzte stiess sie ein Schrei aus und stürzte sich auf ihren Angreifer, Lillesol tat es ihr gleich. Die beiden Jungen waren total perplex von ihrem Angriff und vergassen für einen Moment sich zu wehren. Das nutzten die Mädchen und begannen so schnell und fest sie konnten auf die Jungen einzuschlagen. „RUHE!“ Alle hielten inne und starrten zur Türe, dort stand einer der Windbeschwörer, dessen Gesicht rot vor Wut war. „ Packt sofort eure Sachen, in einer Minute erwarte ich euch alle auf dem Deck! Wir sind da.“ Er lief davon, Lillesol und Ima liefen kichernd aus dem Schlafsaal. Nahmen ihr Gepäck und gingen an Deck. „Das war toll, wir haben es denen richtig gezeigt.“ Lillesols Augen leuchteten. Ima lachte „Ja das haben wir, das müssen wir unbedingt wiederholen.“ Sie stellten sich neben Hadya und Taja an die Reling. Vor ihnen schwebte die Insel auf der sich die Akademie befand. Die Insel war der absolute Wahnsinn. Ima fielen fast die Augen aus dem Kopf, als sie sie sah. Die Insel war riesig, ein Fluss stürzte rechts vor ihnen von der Insel herunter und verlor sich in der Luft. Die untere Seite der Insel sah aus, als wäre sie einfach aus der Erde gerissen worden. Wurzeln und Pflanzen hingen daran herunter. Ima Fragte sich, wie die Erde so gut zusammenhielt und nicht einfach zerbröselte und herunter fiel. Vor ihnen, am Rande der Insel erstreckte sich eine kleine Wiese. Dahinter breitete sich ein riesiger Urwald aus. Hinter dem Urwald ragten einige Berge in die Höhe. Imas Herz machte einen Sprung als sie das sah. Die Berge waren zwar nicht so gross wie in ihrer Heimat, doch es waren Berge. Lillesol war genauso überwältigt wie sie selbst. „Hey Mädels“, Noem, Kermen und Kyle standen hinter ihnen, Noem hatte Knopf nun eine Leine umgebunden. Knopf schien das jedoch gar nicht zu gefallen, er sass auf Noems Schulter und versuchte sich davon zu befreien. Als die drei die schwebende Insel sahen, fielen auch ihnen fast die Augen aus den Köpfen, mit offenen Mündern starrten sie die Insel an. Ima musste laut loslachen als sie die Gesichter sah, Lillesol und Hadya fielen mit ein, sogar Taja kicherte. Am Anlegesteg der Insel standen bereits ein Mann und eine Frau. Wahrscheinlich waren es die Lehrer. Imas Herz fing an schneller zu schlagen, nun war sie da. Die Akademie lag vor ihr. Sie freute sich schon riesig darauf diese Insel zu erkunden. Kaum hatte das Schiff angelegt, drängten sich alle Schüler mit ihrem Gepäck auf die Insel. Zum Glück waren es nicht gerade viele. Als sie sich alle auf der Insel versammelt hatten, räusperte sich der Mann mit einer tiefen Stimme. Er hatte einen langen schwarzen Umhang an, darunter trug er eine weisse Robe. Seine Gesichtszüge zeigten deutlich, dass er ein Elf war. Sein Gesicht hatte eine längliche Form und sah aus als ob es aus Stein gemeisselt wäre, Seine Augen und Haare waren weiss, fast schon durchsichtig. Seine spitzen Ohren stachen durch die Haare. Das muss ein Elf, geprägt auf die Luft sein, ob das unser Direktor ist? Fragte sich Ima, sie hatte sich den Direktor älter vorgestellt. Aber der Elf der nun vor ihr stand hatte wohl noch nicht einmal sein dreissigstes Lebensjahr erreicht.  „Ich bitte um Ruhe.“ Versuchte er die Schüler zu beruhigen. Als sich das Getuschel gelegt hatte erhob er erneut die Stimme: „ Willkommen an der Akademie für Magie. Ich möchte hier keine grossen Reden schwingen, ihr wollt alle wahrscheinlich so schnell wie möglich die Insel erkunden. Deshalb werden wir euch erst einmal eure Zimmer zeigen, danach könnt ihr das Areal frei erkunden. Jedoch dürft ihr weder die Berge noch den Urwald betreten. Die restlichen Regeln und alles Weitere werden beim Abendessen um sieben Uhr erläutert. Beim Mittagessen ist es jedem selbst überlassen etwas zu kochen. Alles was ihr braucht, könnt ihr in der Küche verlangen.“ Ima senkte enttäuscht den Blick, wir dürfen nicht in die Berge? Das können die doch nicht ernst meinen! „Und was ist mit dem Gepäck, müssen wir das den ganzen Weg tragen?“ fragte ein Junge den Ima nicht kannte. Der Lehrer blickte ihn nur mit hochgezogenen Augenbrauen an und  lief voraus zum Schloss. Einige Schüler murrten und folgten ihm wiederwillig mit ihrem Gepäck. Ima Schulterte ihren Rucksack und packte ihre Tasche, dann folgte sie ihnen. „ Das hier ist sozusagen unser Garten. Hier leben sehr gefährliche Tiere, daher dürft ihr ihn nicht betreten, ausser ihr seid in Begleitung eines Lehrers.“ Ermahnte der Lehrer sie, als sie den Urwald erreichten. Der Lehrer ging zu einem kleinen Trampelpfad, der im Gestrüpp des Dschungels kaum auszumachen war und führte sie durch den Wald. Das Schlusslicht bildete die zweite Lehrerin, sie hatte bis jetzt kein Wort gesagt. Jedoch erinnerte ihre Ausstrahlung Ima irgendwie an Lillesol. Die Lehrerin strahlte genauso, und war genauso wunderschön. Das Haar der Lehrerin war jedoch nicht golden, wie das von Lillesol, sondern silbern, genauso wie ihre Augen. Wenn Lillesol an die Sonne erinnerte, so erinnerte diese Frau an den Mond.

Der Urwald war wunderschön, Ima hatte noch nie solch einen Wald gesehen. Gehört, dass es ihn gibt hatte sie. Doch das was sie hier sah übertraf all ihre Vorstellungen. Überall blühten Blumen in allen nur erdenklichen Farben und Formen. Eine Blume fand Ima besonders anziehend. Sie war türkisblau, genauso wie der See in ihrem kleinen Paradies. Sie war nicht offen, wie die anderen Blumen stattdessen war sie kunstvoll in sich selbst verschlungen. Feine rosarote streifen zogen sich durch die Blütenblätter. Ima war völlig fasziniert von ihr, vorsichtig berührte sie die Blume und fuhr mit ihrem Finger der Musterung nach. Da gab es plötzlich einen Knall, und die Blüte der Blume sauste haarscharf an Imas Kopf vorbei. Hinauf in die Bäume. Vor lauter Schreck schrie Ima auf und fiel rücklings auf ihr Gesäss. Die zwei Schüler und der Lehrer vor ihr drehten sich besorgt zu ihr um. Während Noem, Kyle und Kermen die direkt hinter ihr liefen, sich kaum noch einkriegten vor Lachen. Ima warf ihnen einen bösen Blick zu, doch dann musste auch sie lachen. Die silberhaarige Lehrerin kam besorgt herbei geeilt. „Was ist passiert?“ Sie sah zu Ima, die nur lachend auf die Blütenlose Blume zeigte. Ein Lächeln breitete sich über das Gesicht der Lehrerin aus. „Das ist eine Knall-Blume, berührt man sie stösst sie ihre Blüte ab. Sie ist das beste Mittel um ahnungslosen Leuten einen Schock einzujagen. Aber im Grunde ist sie harmlos. Hätte sie dich getroffen, wärst du jetzt voll von blauem Blütenstaub.“ Noem reichte Ima noch immer lachend die Hand und half ihr wieder aufzustehen. „Da nun alles wieder in Ordnung ist, können wir ja unseren Weg fortsetzen.“ Meinte der vordere Lehrer und ging wieder voraus. Ima bückte sich nach ihrer Tasche, die sie fallengelassen hatte und folgte ihm. Der Wald war erfüllt, von den seltsamsten Geräuschen. Einige verursachten Ima eine Gänsehaut, andere hingegen klangen wunderschön. In den Bäumen ober ihr turnten Tiere herum, die Ima noch nie gesehen hatte, sie hatten Blaues Fell, das mit gelben sprenkeln überzogen war. Sie hatten zwei Schwänze, mit denen sie sich an den Ästen festhielten. Ihre Schnauze war ziemlich lang und sie hatten eine Reihe spitzer Zähne. Ihre Augen jedoch waren genauso gelb wie die Sprenkel auf ihrem Rücken. „Vor denen solltest du dich in Acht nehmen.“ Meinte Noem. „ Was sind das für Tiere?“

„Das sind Nemphis. Sie sind Fleischfresser und greifen alles an was sich bewegt. Sie werden zurzeit nur von den Schutzzaubern der Lehrer abgehalten.“

„Woher weisst du das? Gibt’s bei dir auch einen Urwald?“

„ Nein, aber mein Vater liebte den Urwald, er reiste oft in Gebiete, in denen es sie gab und erforschte die Tiere dort. Er hat mir sehr viel über sie erzählt. Knopf hier kommt eigentlich auch aus einem. Aber mein Vater fand ihn als Baby, seine Mutter lag tot daneben, sie starb an irgendeiner Krankheit. Daher hat er ihn mitgenommen und ich habe ihn dann grossgezogen.“

„ Das ist ja toll. Also ich meine, dass dein Vater ihn gefunden hat und das du ihn grossziehen durftest.“ Etwas verlegen schaute Ima auf den Boden. „Meinst du die Nemphis sind die gefährlichsten Tiere hier?“ wechselte sie das Thema. „Nein, ich denke es gibt weitaus gefährlichere Tiere in diesem Wald.“ Ima rätselte, was es hier sonst noch für Tiere geben könnte. Es Wäre sicher toll den Wald zu erkunden, überlegte Ima sich, aber wahrscheinlich auch sehr gefährlich. Als sie so weitergrübelte, bemerkte sie plötzlich, wie die heisse Sonne wieder auf sie niederschien. Sie hatten den Wald verlassen. Die Sonne stand nun schon einiges höher als zuvor, sie mussten einige Zeit unterwegs gewesen sein. Ima war erleichtert das sie es nun geschafft hatten. Ihre Arme drohten ihr abzufallen, da sie ihr Gepäck das ganze Stück getragen hatte. Vor ihr lag eine riesige Anlage. Auf der linken Seite, konnte Ima nicht viel erkennen. Denn dort stand eine etwa zwei Manneslängen grosse Hecke, die vom Waldrand bis zum Schloss führte. Vor ihnen breitete sich ein grosser Park aus. Einige Bäume standen dort und spendeten etwas Schatten. Überall hatte es Blumenbeete, Bänke und sogar einige Schaukeln. Ima entdeckte auch einige Feuerstellen, an einigen von ihnen sassen kleine Gruppen von Schülern. Ein breiter Fluss durchkreuzte den Park. In regelmässigen Abständen verliefen Brücken über den Fluss. Auf der rechten Seite neben dem Schloss, sah Ima ein ziemlich grosses Gebäude. Für was dass das wohl benutzt wird, fragte sich Ima. Neben dem Haus konnte sie noch einen grossen Garten ausmachen, sie konnte auf die Distanz jedoch nicht erkennen was dort angepflanzt wurde. Neben dem Garten breitete sich eine grosse Wiese aus, auf der sich einige im Kampf übten. Das Schloss erhob sich hinter dem Park majestätisch in den Himmel. Dahinter erhoben sich die Berge, sie waren grösser als Ima es von weitem angenommen hatte. Da sah sie plötzlich einen Schwarm Drachen über die Gipfel der Berge fliegen. Ihr verschlug es fast den Atem. Die Tiere waren riesig und sie sahen wunderschön aus, wie sie durch die Luft glitten und ihre Schuppen das Licht der Sonne in allen Farben reflektierten. Ima stupste Noem an, der neben ihr aus dem Wald getreten war und zeigte auf die Drachen. „Sie sehen wunderschön aus.“ meinte er als er nach oben blickte, die Drachen flogen wieder tiefer in das Gebirge und verschwanden aus ihrem Sichtfeld. Ima verspürte ein kleinen Stich in der Brust, wie gern würde sie auch auf solch einem majestätischen Tier reiten, mit ihm über ihre geliebten Berge fliegen. Doch das würde wohl nie der Fall sein. Der Lehrer führte sie nun über eine der Brücken. Die Brücke war wunderschön gearbeitet. Sie bestand aus einem hellen Holz. An den seitlichen Geländern befanden sich wunderschöne Schnitzereien. Als sie den Fluss überquert hatte, sah Ima, das er direkt aus der Mitte des Schlosses floss. Sie fragte sich, ob er wohl im Schloss entsprang. Ihre kleine Gruppe lief weiter auf das Schloss zu. Die Aussenmauern des Schlosses waren in Bodennähe mit Moos und Efeu überwachsen. Nur an einigen wenigen Stellen konnte man das dunkle Gestein darunter erkennen. Nach oben hin, verlor sich das Moos. Der Efeu wuchs etwas höher. Doch auch er erreichte nicht die höchsten Mauern. Sie schritten auf ein riesiges Tor zu, welches aus massivem Holz gearbeitet war. Genau wie die Brücken, war sie mit wundervollen Schnitzereien verziert. Als sie noch wenige Schritte von dem Tor entfernt waren schwang es von ganz alleine nach innen auf. Vor ihnen breitete sich ein grosser Hof aus. In der Mitte des Hofes stand ein grosser Brunnen, wenn man es so nennen konnte. Denn der Brunnen stand Mitten im Fluss, der durch den Hof floss und unter dem Schloss verschwand. Die äussere Brunnenwand ragte ein wenig aus dem Wasser und bildete einen Kreis um die majestätische Statue eines Drachen, welcher auf seinen Hinterbeinen stand. Die Vorderbeine hatte er wie zum Kampf erhoben und seine Flügel waren ausgebreitet. Sein Kopf regte sich gen Himmel und aus seiner Schnauze schoss das Wasser wie ein Feuerstrahl. Er war zwar nicht so gross wie ein richtiger Drache, trotzdem spannten sich seine Flügel über die ganze Breite des Flusses. Auf seinem Rücken sass sein Reiter der sein Schwert gezogen hatte und es nach oben hielt, bereit zum Angriff. Unter der Statue stand auf einer Tafel „Gründer der Akademie und Drachenreiter Terek Al’en“. Ima überlegte, ob der Brunnen extra in den Fluss gebaut wurde, denn es konnte nicht sein, dass der Fluss damals nicht existiert hatte. Auf dem Hof spielten einige Schüler mit einem Ball ein Spiel, das Ima nicht verstand. Einige vergnügten sich auch im Fluss. Sie liefen an der rechten Seite des Flusses entlang auf ein weiteres Tor zu. Es sah gleich aus, wie das grosse Tor zum Hof, nur das es einiges kleiner war. Die Gruppe schritt hindurch. Sie betraten eine grosse Halle mit einem Boden aus Marmor.  Der Fluss, der direkt in das Schloss zu fliessen schien, war hier nicht mehr zu sehen. An allen vier Ecken führten Treppen in die oberen Stockwerke. An den Wänden hingen Teppiche in die Bilder von Schlachten, Landschaften und Friedensabkommen gehäkelt waren. Ima verschlug es die Sprache als sie dies sah. Die Teppiche waren wunderschön und erstrahlten in intensiven Farben. Zwischen den einzelnen Teppichen standen Statuen von grossen Magiern und Drachen. Obwohl Ima keine Kerzen finden konnte, war es in der Halle taghell. Mehrere Türen führten wieder aus der Halle hinaus. Am Ende der Halle, sah Ima die grösste Türe, sie stand weit offen, dahinter konnte sie einige Tische entdecken. Das muss wohl der Speisesaal sein. „Die Mädchen folgen nun bitte Madame Chandra in den Mädchenturm. Die Jungen kommen bitte mit mir.“ Der Elf winkte die Jungen zu sich und ging auf die linke Treppe am Ende des Saales zu während die Mädchen Madam Chandra auf die rechte Seite folgten. Sie stiegen die Treppe bis in den vierten Stock hoch. Ima sah immer wieder neue Dinge, die sie in Erstaunen versetzte. An den Wänden hingen wundervolle Gemälde, Kerzen schwebten in den dunklen Ecken in der Luft. Einmal liefen den Mädchen ein Minotaurus und eine Sphinx über den Weg, die sich unterhielten. So wie es sich anhörte, stritten sie sich über ein Rätsel. Ab und an flogen auch Bücher an ihnen vorbei. Ima wäre fast von einem erschlagen worden. Denn es flitzte mit einer ungeheuren Geschwindigkeit den Gang entlang den Ima gerade durchqueren wollte. Im vierten Stock angekommen, bogen sie in einen dunklen Gang ab. Sofort wurde jede Einzelne von ihnen von einer Kerze verfolgt. Imas Kerze, war blau und hatte auf der einen Seite eine kleine Kerbe. Die Kerze schien irgendwo rein geflogen zu sein. Sie  schienen einen eigenen Willen zu haben und machte sich einen Spass daraus, ständig ihr überschüssiges Wachs über Ima auszuleeren. Diese versuchte sie verzweifelt loszuwerden und schlug mit der freien Hand nach der Kerze, blies sie sogar aus. Doch die Kerze liess sich nicht beirren, jedes Mal wich sie geschickt aus, oder entzündete ihre Flamme neu. Die Anderen Mädchen, die vor ihr liefen bekamen nichts von dem Kampf der Beiden mit. Als alles nichts brachte wurde es Ima zu bunt. Sie griff nach der Kerze und hielt sie fest. Die Kerze hingegen wollte nicht so leicht aufgeben, sie wand sich in alle Richtungen,  versuchte dem Griff zu entkommen und leerte Wachs über Imas Hand. Doch nichts half. „So nun hab ich dich!“ Ima lächelte die Kerze böse an. Die Kerze wehrte sich noch mehr und Ima glaubte ein feines quietschen zu hören. Die Lehrerin blieb vor einer schmalen Treppe stehen. „Wir sind da. Ihr müsst nur dieser Treppe nach oben folgen, dann erreicht ihr den Mädchenturm. Ihr könnt euch ein leeres Zimmer aussuchen.“ Die Lehrerin sah sie der Reihe nach an. Bis ihr Blick an Ima hängen blieb, die immer noch die sich windende Kerze hielt und deren Hand bereits mit Wachs überzogen war. Streng und mit hochgezogenen Augenbrauen sah die Lehrerin sie an „Ich bitte dich die Kerzen nicht zu misshandeln, sie tun alles um uns Licht zu spenden.“

“Aber…“

„Kein Aber, lass sie los!“ Ima glaubte ein sehr leises hämisches Lachen zu hören und lies die Kerze widerwillig los. Die nun brav, als wäre nichts gewesen neben ihr schwebte. Die anderen Mädchen musterten sie verwundert. Ima zuckte mit den Schultern und lief die Treppe hoch dabei befreite sie sich von dem Wachs. Die Anderen folgten ihr. „Was hattest du denn für ein Problem mit dieser Kerze?“ fragte Lillesol. Ima drehte sich zu ihr. „Dieses dämliche Ding leerte die ganze Zeit Wachs über mich aus. Als sie nicht aufhören wollte hab ich sie halt gepackt.“ Lillesol lachte laut los. „Von einer Kerze attackiert, so was habe ich ja noch nie gehört.“ Auch Ima musste ein grinsen unterdrücken. Oben angekommen standen sie in einem runden Raum, von dem aus verschiedene Türen abzweigten. Über den Türen war in Stein gemeisselt wo sie hinführten. Über der Ersten auf der rechten Seite stand Küche, auf der zweiten Schlafgemächer, dann kam ein Studierzimmer und eine Bibliothek. Keyla eilte auf die Tür mit der Aufschrift Schlafgemächer zu. Die anderen Vier folgten ihr. Hinter der Tür führte ein kurzer Gang nach draussen. Auf der Aussenseite des Turmes führte eine Treppe nach oben. Die Treppe hatte kein Geländer und bestand nur aus vereinzelten Stufen aus Stein. Ima sah das es dort noch einmal vier weitere Stockwerke gab. Bei jedem Stockwerk gab es eine Öffnung durch welche man wieder in den Turm kam.  Keyla war bereits durch die erste Öffnung verschwunden. Ima sah nach unten. Sie befanden sich sehr weit oben. ihr wurde leicht schwindelig, obwohl sie eigentlich keine Höhenangst hatte. Sie schaute wieder nach oben. „Wollen wir in das oberste Stockwerk gehen?“ fragte Ima die Anderen, sie hatte keine Lust mit Keyla ein Zimmer zu teilen. Die Anderen waren einverstanden und folgten ihr. „Warte kurz.“ Stoppte Hadya sie, die hinter ihr lief. „Du hast Wachs auf deinen Haaren und deinen Kleidern.“ Ima hörte wie Lillesol hinter ihr wieder lachte. Hadya kratzte ihr den Wachs so gut es ging ab. Aber auf ihren Kleidern hinterliess es kaum übersehbare Flecken. Als sie das oberste Stockwerk betraten, standen sie wieder in einem runden Raum, von welchem mehrere Türen abzweigten. Diesmal waren sie aber mit Nummer beschriftet. In dem runden Raum standen nun auch einige Sessel, zwei Tische und Stühle. Dazu gab es einen Holzofen. Die Einrichtung war in blau gehalten. Ima fühlte sich sofort wohl hier. Die Vier gingen auf die erstbeste Türe zu und öffnete diese. Darin standen vier Betten, alle unbenützt. Es gab auch einen Schlüssel, der an der Innenseite der Tür steckte. Das  Zimmer war in natürlichen Farben gehalten. Die beiden Schränke, die Betten, die Nachttische und der Boden bestanden aus einem dunklen Holz. Die Wände sowie die Decke bestanden aus einem dunklen grün, welches fast ins braun überging. Die vier Sessel, die Vorhänge und die Bettwäsche hingegen waren braun. Das Beste, am ganzen Zimmer jedoch war, dass die Aussenwand nicht existierte. Was Ima komisch vorkam, denn das hätte sie ja sehen müssen, als sie die Treppe hochstieg. Verwundert lief Ima hinüber an den Rand und streckte vorsichtig ihre Hand aus. Sie stiess mit ihren Fingern gegen etwas Hartes. Sie legte ihre Hand darauf, und fühlte unter ihrer Hand Steine. Die Turmmauer, dachte sie verwundert. „Die Wand muss von innen durchsichtig sein.“ Lillesol trat staunend neben sie und tat es ihr gleich. „Ja, du hast Recht.“ Ihr Zimmer schaute in die Richtung der Berge. Der Ausblick war atemberaubend. Man konnte mehrere Gebirgsketten sehen und weiter hinten glaubte Ima die Drachen ausmachen zu können. Unter ihnen erstreckten sich ein See und eine grosse Wiese. Der See wurde von einem Fluss gespeist, der irgendwo in den Bergen entsprang. Von da kommt der Fluss der unter dem Schloss hindurch fliesst, durchfuhr es Ima  Es ist herrlich. „Geht es in Ordnung wenn ich das eine Bett an der Aussenwand nehme?“

„Klar“ meinte Hadya und die Anderen stimmten ihr zu. Das Bett neben Ima belegte Taja, gegenüber auch auf dem Bett neben der Aussenwand machte Lillesol es sich bequem und Hadya belegte das Letzte neben Lillesol. Ima schmiss ihren Rucksack und ihre Tasche auf das Bett. Da hörte sie Lillesol rufen „Kommt her, seht euch das an.“ Lillesol hatte eine weitere Türe neben dem Schrank entdeckt. Darin befand sich ein Raum, mit einer Wanne voll Wasser und einem Klo. Die Wanne war im Boden eingelassen und bestand wie dieser auch aus dunklem Holz. Auch das Klo bestand aus dem gleichen Holz. Ima ging hinüber und öffnete es, um zu schauen wo es hinführte. Aber alles was sie erkennen konnte, war nichts. Sie starrte in ein schwarzes Loch. „Seht euch das an. Was für eine Art Klo soll das sein?“ Die Anderen traten neben sie und inspizierten es ebenfalls. Jedoch konnte keine von ihnen sich einen Reim darauf machen. Ima ging hinüber zu der Wanne und schöpfte mit einer Kelle etwas Wasser. Das Wasser liess sie in das Klo fliessen. Es schien einfach zu verschwinden. Sie konnten kein Geräusch hören, welches gezeigt hätte, dass das Wasser auftraf. Verwundert Schlossen sie das Klo wieder. Auch hier schien es als würde keine Aussenwand existieren. Am Rand der Wanne standen noch vier Schalen aus Kupfer. An der Seitenwand hing ein grosser Spiegel, der die Hälfte der Wand bedeckte. Die Wände hier waren jedoch nicht grün, wie die ihres Zimmers. Sie waren nicht bearbeitet wie die Anderen Wände. Sie bestanden nur aus den dunklen Steinen aus denen auch das Schloss bestand. Kein Wunder, kostet diese Akademie so viel. Das ist ja purer Luxus. Dachte Ima sich als sie das Ganze betrachtete. Plötzlich meldete sich Imas Magen zu Wort. Taja drehte sich erschrocken zu Ima um, während Lillesol lachte. „Ich glaube es wird Zeit, dass wir etwas essen. Ich habe auch schon einen riesen Hunger.“ Ima grinste, „Wir könnten doch Fleisch grillieren, draussen an den Feuerstellen.“ Hadyas Augen strahlten „Ja, das ist eine tolle Idee und dazu machen wir noch eine Gemüsesuppe und halten nach hübschen Jungs Ausschau.“  Ima grinste und wendete sich an Taja „Taja? Bist du auch einverstanden?“ Sie lächelte „Ja klar.“ Damit war das beschlossen. Die vier machten sich wieder auf den Weg nach unten. „Lass dich diesmal nicht wieder von der Kerze verprügeln.“  Lillesol zwinkerte Ima zu. „Sollte sie es noch einmal wagen, reisse ich ihr den Kopf ab.“ Gab Ima grimmig zurück. Kaum traten sie aus dem Turm, wurden sie wieder von Kerzen begleitet. Ima beäugte ihre misstrauisch. Aber anscheinend war es nicht mehr die Gleiche. Als sie wieder in die beleuchteten Gänge kamen, blieben die Kerzen zurück. Die Mädchen eilten die Treppen hinunter. „Wo ist eigentlich die Küche?“ fragte Hadya. „Ich denke irgendwo neben dem Speisesaal.“ Antwortete ihr Lillesol. Auf einmal erklang hinter ihnen Hufgetrappel. Erschrocken blieben die Mädchen stehen und blickten sich um. Da stand plötzlich ein Zentaur vor ihnen. Er hatte den Körper eines schwarzen Hengstes. Dort wo bei einem normalen Pferd der Kopf sass, wuchs bei ihm der Oberkörper eines wunderschönen Mannes. Er hatte einen muskulösen Oberkörper, schwarze Haare und grüne Augen. Er hatte ein freundliches Lächeln auf den Lippen „Na meine Damen, sucht ihr etwas?“ Hadya war natürlich wieder einmal hin und weg von dem Mann. „Oh ja, wir suchen die Küche, könntest du uns vielleicht hinführen?“ Sie zwinkerte ihm verführerisch zu. „Mit grösstem Vergnügen.“ Der Zentaur lächelte sie an. Lillesol und Ima grinsten sich an, Typisch Hadya. Sie folgten dem Minotaur hinunter in den Speisesaal. Hadya ging mit ihm voraus und war in ein Gespräch mit ihm vertieft. „Hier gibt es schon alle möglichen Wesen.“ Ima blickte zu Lillesol. „Wusstest du das denn nicht? Es ist eine Schule für alle Arten.“ – „Nein, ehrlich gesagt, ich kannte bis jetzt nur Menschen. In meinem Dorf gab es keine anderen Rassen. Ich habe nur von einigen gehört…“

„Na dann weisst du bestimmt auch nicht, dass ich eine Fee bin?“ Ima sah Lillesol erstaunt an. „Du? Dann…. Dann ist diese Lehrerin…“

„Ja sie ist auch eine Fee. Aber sie ist vom Mondclan, ich bin jedoch vom Sonnenclan.“ Ima sah sie mit grossen Augen an. „Aber sind Feen nicht klein und haben Flügel?“ fragte Ima verwirrt. „Du meinst so?“ Es machte „Plop“ und vor Ima schwebte eine kleine Fee. Ima starrte sie nur noch mit offenem Mund an. „Das hättest du nicht gedacht, was?“ erklang nun lachend die feine hohe Stimme von Lillesol. Sie hatten inzwischen den Speisesaal erreicht und liefen auf eine Türe an dessen Ende zu. Ein weiteres „Plop“ erklang und Lillesol stand wieder in alter Grösse vor Ima. Lillesol legte einen Arm über Tajas Schultern, „und sie hier ist ein Dämon.“ „WAS?“ stiess Ima ungläubig aus. Taja? Ein Dämon? Seit wann sehen Dämonen aus wie Menschen und vor allem seit wann sind sie schüchtern? Ima verstand die Welt nicht mehr. „Dämonen können ihre Gestalt wechseln. Das Gesetz schreibt vor, das Dämonen ihre Wahre Gestalt verhüllen sollen. Kermen ist auch einer.“

„Was der auch?“ Lillesol lächelte über Imas Unwissen. Gut, Kermen hatte von Anfang an solch eine unheimliche Ausstrahlung, dem kann ich es noch zutrauen. "Und warum schreibt das Gesetz vor das sie ihre wahre Gestalt nicht zeigen dürfen? Das ist doch ungerecht ihnen gegenüber."

"Es soll zum Schutz des Friedens sein. Man sagte das es früher einen grossen Krieg gab, bei dem sich die Rassen bekämpften. Terek Al' En hat sie dann wieder vereint. Viele Menschen erschrecken wenn sie einen Dämon sehen. Und was den Leuten angst macht, das hassen sie." Ima fand es trotzdem ungerecht, doch sie musste Lillesol recht geben. Auch sie hatte durch ihr ungewöhnliches Aussehen bereits solche Erfahrungen machen müssen. In ihrem Dorf gab es einen alten Greis, der allen die es hören wollten verkündete das es nichts als Unglück bringen würde, wenn Ima in dem Dorf bliebe. „Und was sind Hadya und Noem?“ Lillesol grinste, „Menschen.“

„Wie kommt es dann das Noem stärker ist als Kermen? Sollten Dämonen nicht stärker sein?“

„Doch, jedoch können sie nur so stark sein, wie der Körper, in den sie sich verwandeln.“ Ima öffnete den Mund um die nächste Frage zu stellen. „Das gilt jedoch nicht für die Magie. Die bleibt immer gleich gross.“ Kam Lillesol Ima zuvor. Sie betraten nun die Küche. Diese war riesig, jedoch bis auf eine ältere Frau leer. „Hier wären wir. Ich muss jetzt aber wieder gehen.“ Sagte der Zentaur. Zu Hadya gewandt meinte er noch, „man wird sich sicher wieder sehen.“ Hady lächelte, „das hoffe ich doch.“ Ima hingegen brannte noch eine Frage auf der Zunge, welche sie Lillesol stellen wollte. „Warum verwandeln Dämonen sich dann nicht in Elfen? Die sind doch um einiges stärker.“

„Es verbraucht am wenigsten Magie sich in einen Menschen zu verwandeln. Da sie am einfachsten aufgebaut sind.“ Ertönte die tiefe Stimme von Kermen hinter ihnen. Ima drehte sich vor Schreck mit einem Satz zu Kermen um und verlor dabei ihr Gleichgewicht. Mit einer schnellen Bewegung packte Kermen Imas Arm und half ihr, das Gleichgewicht wieder zu finden. „Danke“ murmelte Ima verlegen. Hinter Kermen standen grinsend Kyle und Noem, Knopf sass nun auf dessen Kopf und zupfte an den Haaren herum. „Na auch am Verhungern?“ fragte Noem. Ima grinste ihn an „Ja und wie. Wir wollten etwas Fleisch und Gemüse holen und uns dann an eine Feuerstelle draussen im Park setzen. Kommt ihr auch mit?“ ganz unschuldig fügte sie noch hinzu, "Hast du Läuse?" Noem schaute sie verwirrt an, bis er verstand was sie meinte und lachte "Nein ich glaube Knopf versucht eher mir eine Glatze zu verpassen. Aber zum Glück habe ich im Moment noch genug Haare." Ima lachte ebenfalls und ging hinüber zu der alten Frau. „Entschuldigung, dürften wir etwas Fleisch und Gemüse haben?“ Die Frau drehte sich zu Ima hin. Als Ima ihr in die Augen blickte, konnte sie nicht anders als die Frau zu mögen. Sie hatte weisses langes Haar, welches sie hinten zu einem Knoten zusammengebunden hatte. Um ihr Augen und ihren Mund hatte sie lauter Lachfalten. Aus lebhaften blauen Augen blickte sie Ima an. Trotz ihrer Falten, fand Ima das sie schön war. „Sicher mein Kind. Komm mit.“ Sie führte Ima in die Speisekammer. Als Ima die Speisekammer betrat, erfror sie fast. Dort drinnen herrschten Wintertemperaturen. Mit einer Handbewegung erschuf die Frau eine Lichtkugel. Als Ima sich umblickte, erkannte sie, dass die Kammer riesig war. Überall standen Regale, die mit Ima bekannten und unbekannten Lebensmitteln gefüllt waren. Die Frau zeigte auf ein Regal am hinteren Ende der Kammer. „Dort findest du Fleisch und Gemüse. Möchtet ihr eine Suppe zubereiten?“ fragte sie freundlich. „Ja, das hatten wir vor.“

„Gut, dann werde ich euch noch einen Topf und Gewürze mitgeben.“ Ima strahlte sie an „Vielen Dank.“ Sie neigte den Kopf um ihrem Dank Ausdruck zu verleihen. Die Frau verschwand wieder in die Küche. Ima ging zu dem hinteren Regal und nahm so viel Gemüse und Fleisch mit wie sie tragen konnte. Sie sah gerade noch knapp über die Ware hinweg. „Kann ich dir helfen?“ Ima drehte sich mit vollbepackten Armen um. Kermen stand in der Tür und grinste sie an als er sah wie voll bepackt sie war. „Ja bitte, ich glaube wir brauchen noch mehr.“ Die alte Frau machte grosse Augen als sie sah mit wie viel Essen die Beiden heraus kamen und drückte Noem schnell noch einen zweiten Topf in die Hand. Die Anderen nahmen Ima und Kermen einen Teil der Esswaren ab und gemeinsam marschierten sie nach draussen. Im Park angekommen bemerkten sie, dass sie nicht die Einzigen waren, die auf die Idee gekommen sind zu grillieren. Trotzdem fanden sie noch eine freie Feuerstelle. Sie legten die Esswaren auf einen Stein, der in der Mitte ein wenig ausgehöhlt war. Ima begann damit Holz und Zunder in die Feuerstelle zu legen. Danach griff sie nach den kleinen Feuersteinen in ihrer Hosentasche und begann Feuer zu machen. Da trat Taja neben sie „Lass mich das machen.“ Meinte sie nüchtern. Ima sah sie verwundert an und wollte ihr die Feuersteine geben. Doch Taja winkte ab. Sie schnippte mit ihrem Finger, ein kleiner Funke sprang von ihrer Hand und sofort fing der Zunder Feuer. Voller Bewunderung sah Ima Taja an „Wie hast du das gemacht?“

„Mit Magie. Ist eine der leichtesten Übungen.“ Verwundert sah Ima sie an. „Du kannst schon damit umgehen?“ Ima konnte ihre Magie überhaupt nicht beherrschen. Sie hatte sie auch nur durch Zufall entdeckt. Daher hatte sie angenommen, dass die Anderen sie auch nicht beherrschten. Aber als sie sah wie alle sie erstaunt anblickten, merkte sie, dass dem wohl nicht so war. „Könnt ihr den alle schon zaubern?“ Alle nickten. Ima kam sich ziemlich blöd vor und spürte wie sie rot wurde. „Wir können dir ja die einfachsten Dinge beibringen bis die Schule anfängt wenn du möchtest.“ Kermen lächelte sie an. Erleichtert lächelte sie zurück „Danke, das wäre sehr nett von euch.“

„Habt ihr auch so tolle Zimmer? Bei uns ist die Aussenwand durchsichtig. Wir haben sogar ein Badezimmer und eine Wanne!“ erzählte Hadya aufgeregt. Die jungen lachten, „Ja, das haben wir auch. Das ist hier die Standard Einrichtung.“ Erzählte Kyle. „Schade, ich hatte schon gehofft, dass wir das schönste Zimmer erwischt haben.“ Sie machte ein enttäuschtes Gesicht. 

Das Schwert

 

Nach dem Essen, machten sie sich auf, das Areal zu erkunden. Sie fanden heraus, dass das grosse Haus neben dem Schloss als Trainingshalle für den Winter benutzt wurde. In dem Garten nebenan befanden sich Pflanzen und Kräuter für den Unterricht. Ima nahm an, dass diese von den Heilern benutzt wurde. Die grosse Hecke auf der linken Seite stellte sich als riesiges Labyrinth heraus. Lillesol und Ima waren sofort Feuer und Flamme als sie dies sahen. Ohne, dass die Anderen sie daran hindern konnten, rannten die Beiden hinein. Wiederwillig folgten die Anderen ihnen. Ima und Lillesol waren aber bereits verschwunden. „Da vorne ist eine Abzweigung.“ Ima wies nach vorne, „wohin sollen wir uns wenden?“ fragte sie. „nach rechts.“ Die Beide bogen nach rechts ab. Schon nach kurzer Zeit hatten sie sich völlig verirrt. Keuchend blieben die Beiden stehen. „Und jetzt?“ fragte Ima. Da hörten sie plötzlich wie Jemand nach ihnen rief. „Hier sind wir.“ Rief Lillesol. Ima verdrehte die Augen. „Das bringt ihnen viel. Warum fliegst du nicht einfach hoch und schaust nach wo sie sind?“

„Das würde doch den ganzen Spass verderben.“ Grinste sie Ima an. „Du hast du auch wieder recht.“ Grinste Ima zurück „Los komm.“ Ima packte Lillesols Hand und stürmte in die Richtung aus der die Rufe erklangen. Sie rannten einen weiteren Gang entlang. Da schob sich plötzlich eine Hecke vor die Beiden. Sie sassen in einer Sackgasse. Erschrocken blieb Ima stehen. „Hast du das gesehen?“ Lillesol nickte. „Sieht aus als wäre das Labyrinth verzaubert.“

„Das Ganze scheint immer interessanter zu werden.“ Grinste Ima breit. Die Beiden kehrten wieder um und rannten den Weg zurück. „Wo ist die Kreuzung von vorhin? Ich dachte die wäre viel näher.“ Keuchte Lillesol. Ima blieb stehen, „Stimmt. Die muss sich wohl auch verschoben haben. Was sollen wir tun? Sollen wir weiter gehen oder wieder zurück und hoffen, dass es sich wieder verschoben hat?“

„Also ich würde gerne herausfinden, wohin uns die Hecke führt.“ Lillesols Augen leuchteten. „Gut dann lass uns weitergehen.“ Sie rannten wieder weiter. Bis sich plötzlich erneut eine Hecke vor sie schob. „Das darf doch nicht wahr sein!“ regte Ima sich auf. „Dumme Hecke.“ Sie kickte und schlug mit aller Kraft auf die Hecke ein. Lillesol kicherte ab Imas Wutanfall. Da schob sich plötzlich die Hecke zu Imas rechten auf die Seite. „Ha! Siehst du, sie hat aufgegeben.“ Triumphierend hob Ima ihre Faust gen Himmel. Indes bekam sich Lillesol kaum mehr ein vor lauter Lachen. Die Beiden schritten durch die Öffnung. „Ich frage mich wo die Anderen sind.“ Sagte Ima. „HALLO WO SEID IHR?“ schrie Lillesol sogleich so laut sie konnte. Beide spitzten ihre Ohren, konnten jedoch keine Antwort vernehmen. Lillesol zuckte mit den Schultern und machte ein unschuldiges Gesicht. „Sie müssen sich verlaufen haben.“

Plötzlich gerieten die Hecken um sie herum in Bewegung. Erschrocken blickten sich die Beiden um. „Was passiert denn jetzt?“ fragte Ima etwas verunsichert. „Keine Ahnung.“ Die Hecken verschoben sich, einige kamen näher, während andere sich entfernten oder ganz verschwanden. Nach einer Weile wurde es wieder ruhig um die Beiden. Sie standen jetzt inmitten eines Kreises, aus dem es kein Ausweg mehr zu geben schien. „Was hat das denn zu bedeuten?“ Genau in dem Moment als Lillesol die Worte aussprach, löste sich ein schmales Stück des Kreises und glitt in die Mitte, drehte sich einmal um sich selbst und glitt dann schnurstracks durch die Lücke davon, aus der es kam. „das stand wohl am falschen Ort.“ Grinste Ima. Ihnen blieb nun nur der eine Weg, den auch das Stück aus der Hecke genommen hatte. Sie blickten sich kurz an, nickten und schritten durch die Lücke. Sie standen nun vor einem langen Gang, der sich in einer geraden Linie vor ihnen auftat. Sein Ende konnten sie jedoch nicht erkennen, es schien als würde er sich ins unendliche erstrecken. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als dem Gang zu folgen. Als die Sonne hinter der Wand aus Hecken verschwand, hatten sie noch immer nicht das Ende des Ganges erreicht. „Ich wünschte, jetzt würde sich uns eine Hecke in den Weg schieben.“ Maulte Ima. Lustlos schleppten sich die Beiden weiter. Da hob Lillesol plötzlich den Kopf. „Da schau“, sie wies nach vorne. „Da ist eine Kurve.“ Ein Fünkchen Hoffnung machte sich in Ima breit, endlich an das Ende des Ganges gelangt zu sein. Schnell eilten die Beiden um die Kurve. Sie standen wieder in einer Sackgasse. „Das darf doch nicht wahr sein“, regte Ima sich auf. „So kommen wir hier nie wieder raus!“

„Schau doch.“ Lillesol wies auf den Boden der Sackgasse. Dort befand sich eine Falltür. Sie bestand aus altem verwittertem Holz. Ein Messingring war daran festgemacht, um sie aufzuziehen. „Ich glaube die Hecken wollen, dass wir da runter gehen.“ Lillesol schaute Ima an. Ima seufzte, „Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig.“ Gemeinsam zogen sie mit aller Kraft an dem Ring. Die Falltür bewegte sich nur Millimeter um Millimeter. Es schien als wäre sie seit Jahren nicht mehr geöffnet worden. „Ich kann nicht mehr.“ keuchte Lillesol. „Doch halte durch, wir schaffen das!“ Ima hatte auch keine Kraft mehr. Aber sie hatten es fast geschafft. Sie sammelten noch einmal ihre ganze Kraft und zogen. Mit einem lauten Knarren gab die Tür nach und fiel nach hinten. Fast wäre sie auf Imas Füsse geflogen, die konnte sich aber gerade noch mit einem Sprung nach hinten retten. Die Beiden schauten in das Loch. Weit sahen sie jedoch nicht. Sie konnten gerade noch die Ersten paar Stufen erkennen. Danach verschwand alles in der Dunkelheit. „Kannst du ein Licht heraufbeschwören?“ fragte Ima an Lillesol gewandt. Diese nickte, sie machte die gleiche Handbewegung wie die alte Frau aus der Küche. Als das Licht erschien trat Lillesol auf die Treppe. Langsam machten sich die Beiden an den Abstieg. Immer weiter drangen sie in die Dunkelheit ein. Die Lichtkugel die Lillesol erschaffen hatte, reichte nicht besonders weit, sie beschien gerade die die nächsten paar Stufen vor ihr. Die Treppe, wie Ima feststellte, war direkt aus dem Felsen gehauen worden. Sie befanden sich in einer Art Höhle, die steil nach unten führte. Ausserhalb des Lichtes glaubte sie Gestalten und Schatten herum huschen zu sehen. Sie schüttelte den Kopf, meine Fantasie spielt mir nur etwas vor. „Wohin diese Treppe wohl führt?“ Fragte Ima leise um sich abzulenken. Irgendwie traute sie sich hier unten nicht laut zu sprechen. „Ich weiss es nicht.“ Antwortete Lillesol ebenfalls flüsternd. „Ich weiss nicht einmal mehr wo auf dieser Insel wir uns befinden. Dieses verdammte Labyrinth hat mich total verwirrt.“

„Glaubst du das war Absicht?“

„Ich glaube schon, ich denke irgendjemand hat den Hecken den Befehl erteil uns hier her zu führen. Ich habe aber keine Ahnung wieso, oder wer es gewesen sein könnte.“

„Aber es schien als wäre die Falltür seit mehreren Jahren nicht mehr geöffnet worden. Warum sollte man ausgerechnet uns, nach so vielen Jahren hier her führen?“

„Das kann ich dir auch nicht beantworten.“ Sie folgten wieder schweigend der Treppe. Plötzlich hielt Lillesol an. Ima wäre fast in sie hinein gelaufen, konnte aber im letzten Moment noch abbremsen. „Was hast du?“ fragte sie Lillesol so leise es nur ging. „Die Treppe ist hier zu Ende.“ Ima blickte an Lillesol vorbei, da war wirklich keine Treppe mehr. Stattdessen befanden sie sich nun in einem Gang. Der Gang bestand genau wie die Treppe aus Gestein. Er war auch etwas breiter als die Treppe. Lillesols Licht reichte gerade noch knapp aus, um die Wände zu beleuchten. Am rechten unteren Rand, im Schatten des Lichtes konnte Ima eine komische Verformung ausmachen. Neugierig lief sie darauf zu. „Komm her, sieh dir das an.“ Lillesol trat neben Ima. Zu Füssen der Höhlenwand befand sich eine Rinne. In der Rinne befand sich eine ölige Flüssigkeit. „Kannst du das anzünden?“ Ima blickte Lillesol fragend an. Diese schnippte mit ihren Fingern. In Sekunden schnelle breitete sich das Feuer der ganzen Rinne entlang aus. Augenblicklich war die ganze Höhle beleuchtet. Lillesol liess ihre Lichtkugel verschwinden. „Falls uns hier unten Jemand oder etwas erwartet weiss er jetzt, dass wir hier sind.“ Besorgt blickte sie Ima an. „Wenn er den Hecken befohlen hat uns her zu bringen, weiss er es sowieso schon lange. Lass uns weiter gehen.“ Ima Schritt weiter den Gang entlang. Lillesol zögerte kurz, folgte ihr dann aber. Der Gang änderte mehrmals die Richtung, bevor er abrupt vor einer alten morschen Holztür endete. Hätten die Beiden vorher noch gewusst wo sie waren, hätten sie spätestens jetzt komplett die Orientierung verloren. Lillesol schaute sich die Tür genauer an. „Die Tür wurde sicher seit mehreren Jahrzenten nicht mehr geöffnet, so wie die aussieht.“ Das Holz war halb am Verrotten, man erkannte auch keine Anzeichen, dass die Tür in letzter Zeit geöffnet worden war. Ima packte den Knauf und wollte ihn drehen. Ein leises „Knack“ ertönte und Ima stand mit dem Türknauf in der Hand da. „Verdammt! Und jetzt?“ wandte sie sich an Lillesol. Lillesol grinste „dem Stand der Verrottung und den verrosteten Scharnieren nach, müsste das hier reichen!“ Sie verpasste der Tür einen kräftigen Tritt. Diese fiel daraufhin einfach so in sich zusammen. Triumphierend grinste Lillesol Ima an. „siehst du?“ Die Beiden traten durch den Trümmerhaufen. Auf der anderen Seite erwartete sie eine riesige runde Halle. Am Rande der Halle konnten sie mit dem Licht aus dem Gang eine weitere Rinne ausmachen. Lillesol ging darauf zu und schnippte ein weiteres Mal mit den Fingern. Der ganzen Wand entlang breitete sich das Feuer aus und erhellte zwei Bilder. Das Erste ging von der Türe bis zur Mitte der runden Wand und das zweite von der Mitte wieder zurück zur Türe. Lillesol eilte sogleich zum ersten Bild, um es näher zu betrachten. Auf diesem war auf der einen Seite eine Armee von Fusssoldaten dargestellt. Darüber flogen Drachen mit ihren Reitern und riesige Kriegsschiffe. Sie alle wurden von einem riesigen goldenen Drachen angeführt, der an der Spitze der Armee  flog. Ima betrachtete ihn näher, er war einiges grösser, muskulöser und schlanker als die ihr bekannten Drachen. Auf ihm sass ein Mensch, zumindest hatte es Ähnlichkeit mit einem. Jedoch hatten dessen Haare die gleiche Farbe wie die Schuppen des Drachen auf dem er Flog. Ausserdem erkannte Ima, wenn sie genau hinschaute, dass auch die Haut des Reiters teilweise mit goldenen Runen überdeckt war. Ima runzelte die Stirn, so etwas hatte sie noch nie gesehen. Sie betrachtete nun auch den Rest genauer. Auch einige der anderen Reitern und deren Drachen sahen so fremd aus. Auch Ihre Haare hatten die gleiche Farbe, wie die Schuppen ihrer Drachen und auch ihre Haut war mit Runen und Mustern überzogen, die die gleiche Farbe besassen. Die Drachen waren allesamt grösser, sehniger und muskulöser gebaut. Darunter gab es aber auch einige normale Drachen, die von Elfen, Menschen, Kobolden und anderen Wesen geritten wurden.  Gegenüber dieser Armee befand sich deren Gegner. Auch diese Soldaten setzten sich aus den verschiedensten Rassen zusammen. Jedoch umgab sie etwas Dunkles. Alles was sie berührten, war verdorben und überall um sie herum breitete sich Dunkelheit aus. Über ihnen flogen einige Drachen mit ihren Reitern. Aber diese Drachen sahen auch nicht mehr aus wie die Drachen die Ima kannte. Sie waren allesamt Schwarz und schienen keine feste Form zu haben, man konnte gerade noch so ihre Umrisse erkennen. Zwischen den Drachen konnte Ima auch Dämonen umherfliegen sehen. Am Ende dieser Armee, stand ein Schatten zusammen mit einem Drachen, im Gegensatz zu den Anderen Drachen war seine Form noch scharf zu erkennen, doch auch dieser Drache war pechschwarz, und er schien sogar grösser als der goldene Drache zu sein. Der Schatten jedoch war dünn und sah sehr schwach aus. Trotzdem, standen Ima alle Haare zu Berge, als sie dieses Wesen sah. Auch wenn es nur eine Zeichnung war, hatte dieses Wesen etwas höchst Unheimliches und Beunruhigendes an sich. Ima hatte das Gefühl als würde sie eine düstere Aura umgeben als sie diesen Schatten betrachtete. Dann hörte das erste Bild auf. Als ihr Blick auf den Anfang des zweiten Bildes viel, erstarrte sie. Vor ihr Lagen die Leichen unzähliger Menschen. Sie lagen übereinander, achtlos auf einen Haufen geworfen. Sie waren einfach niedergemetzelt worden. Aus unzähligen Wunden floss das Blut, auch Gedärme quellten daraus hervor. Das Bild war schrecklich detailliert.  Als Ima sich wieder gefangen hatte, bemerkte sie das es nicht irgendwelche Menschen waren die dort lagen, sondern die Wesen, welche auf dem ersten Bild auf den Drachen ritten und deren Haut mit Runen bedeckt war. In der Mitte des Bildes stand wieder der Schatten mit seinem Drachen. Aus dem Mund des Drachen tropfte das Blut und zwischen seinen Zähnen konnte man einen Körper ausmachen. Der Schatten war gerade dabei eins dieser Wesen von hinten zu erstechen. Vor ihm flohen weitere dieser Wesen und drängten sich am anderen Ende des Bildes zusammen und versuchten sich zu schützen.  „Sieh dir das an!“ ertönte Lillesols aufgeregte Stimme. Ima wandte sich ihr zu. Lillesol stand vor dem ersten Bild und betrachtete den goldenen Drachen. Ihre Nasenspitze berührte fast das Bild und ihre Augen waren zusammengekniffen. Ima eilte auf sie zu. „Was ist denn?“

„Dieses Bild, ich glaube es stellt die Tarakona dar!“

„Die was?“ fragte Ima verwundert. „Es soll ein uraltes Volk sein und einst auch das mächtigste. Man sagte auch, sie und die Drachen seien eins.“

„Wirklich?“ fragte Ima interessiert. „Ich habe noch nie etwas von so einem Volk gehört.“

„Das ist kein Wunder, meine Mutter hat mir mal von ihnen erzählt, sie war eine Archäologin. Sie hat ihr ganzes Leben lang die Sagen über dieses Volk studiert. Trotzdem konnte sie kaum etwas heraus finden. Kaum jemand kennt die Geschichten über die Tarakona.“

„Was hat deine Mutter den über sie heraus gefunden?“

„Naja eigentlich nur, dass sie eine sehr spezielle Beziehung zu ihren Drachen hatten. Anders als die Reiter die man heutzutage kennt. Ausserdem waren sie Meister im Umgang mit der Magie. Es gibt kaum Hinweise darauf, dass sie überhaupt jemals existiert haben.“ Lillesol verfiel in Schweigen. „Deine Mutter, was ist mit ihr?“ fragte Ima vorsichtig, denn ihr war aufgefallen, dass Lillesol nur in der Vergangenheitsform von ihrer Mutter erzählte. Lillesol schaute Ima traurig an. „Sie ist tot.“ Ima trat auf Lillesol zu und nahm sie in den Arm. „Wie lange ist es her?“

„Es war vor zwei Jahren. Alle sagten, es sei ein Unfall gewesen, ein wildes Tier soll sie angefallen haben. Aber das glaube ich nicht. Kurz vor dem Unfall habe ich sie noch gesehen, sie war richtig aufgeregt. Sie meinte sie hätte einen neuen Hinweis gefunden. Als sie dann ging fand man am nächsten Tag ihre Leiche. Sie war viel auf Reisen und hatte schon viel erlebt, ich glaube nicht das sie sich einfach so von einem Tier zerfleischen liess. Ausserdem hatte sie immer schon ein gutes Händchen wenn es um Tiere ging“ Lillesol lehnte sich an Ima und genoss deren Umarmung. Nach einer Weile löste sie sich von ihr. „Wenn sie das sehen könnte würde sie ausflippen!“ Lillesol lächelte Ima traurig an. Danach wendete sie sich wieder dem Bild zu. „Ich frage mich, was das für ein Krieg ist denn das Bild darstellt. Ob das vielleicht der Weltkrieg ist den Terek beendet hat? Und ob das etwas mit ihrem Verschwinden zu tun hat?" Lillesol schaute nachdenklich auf das Bild „Schau dir den zweiten Teil an!“ meinte Ima, "Es sieht aus als wären alle Tarakona damals niedergemetzelt worden." Lillesol wandte sich um und erstarrte „das habe ich ja noch gar nicht gesehen! Das ist grauenvoll!“ sieh sah das Bild bestürzt an. Trotzdem schritt sie näher an das Bild und betrachtete es genau. „Da schau,“ Lillesol deutete auf den Schatten. „Er sieht irgendwie anders aus wie auf dem ersten Bild“ Auch Ima kam näher und betrachtete den Schatten genau dann ging sie noch einmal zum ersten Bild und verglich die beiden Schatten. „Du hast recht, hier auf dem ersten scheint er noch irgendwie...“ ihr fiel kein passendes Wort ein. „Menschlicher.“ ergänzt Lillesol. „Stimmt ich glaube das ist es, er scheint noch so etwas wie einen Körper zu besitzen. Wenn auch ein ziemlich kränklicher.“ Ima durchlief einen schauer. Diese Bilder waren ihr unheimlich. „Lass uns wieder zurück gehen.“ meinte sie zu Lillesol. „warte kurz, ich möchte die Bilder nur kurz abzeichnen.“ Sie packte ein Notizbuch und einen Bleistift aus. „Das habe ich immer dabei, damit ich wichtige Sachen festhalten kann.“ sagte Lillesol stolz und setzte sich hin um zu zeichnen. Neugierig lief Ima auf Lillesol zu. Plötzlich stolperte sie über eine Unebenheit. Sie fing sich mit den Händen auf und zog pfeifend die Luft ein. Sie hatte sich an einem der Steine auf dem Boden geschnitten. Es war ein recht grosser Schnitt der quer über ihre Hand verlief, aber zum Glück nicht allzu tief. Trotzdem war auf dem Stein vor ihr etwas Blut. Ima stand auf und spuckte auf die Wunde damit sie besser verheilte. Dann ging sie zu Lillesol und sah ihr über die Schulter. Sie war so in ihre Skizze vertieft, das sie anscheinend gar nichts von Imas Sturz mitbekommen hatte. Lillesol konnte verdammt gut zeichnen stellte Ima fest, sie vergass nicht das kleinste Detail zu zeichnen. Und unter ihrer Skizze schrieb sie in Stichworten Sachen auf, die ihr auf der Zeichnung aufgefallen waren. Zum Beispiel stand da, dass die Beiden Schatten unterschiedlich waren, das der Anführer der Arme auf einem goldenen Drachen ritt und selbst goldene Haare hatte und seine Haut mit goldenen Runen verziert war und sie listete die unterschiedlichen Merkmale der Drachen auf usw. Ima setzte sich neben Lillesol, lehnte ihren Kopf auf Lillesols Schulter und beobachtete sie beim Zeichnen. Währenddessen liess sie sich noch einmal die Ereignisse des Tages Revue passieren. Es war so viel passiert, und dies an ihrem ersten Tag hier auf der Academie. Sie fragte sich was es mit diesem Raum auf sich hatte, und warum ausgerechnet sie und lillesol hier gelandet waren. Doch sie konnte keine Antwort finden. Während sie so überlegte fielen ihr, ohne dass sie es bemerkte langsam die Augen zu. Plötzlich klappte Lillesol das Notizbuch zu. Ima schreckte auf. Verschlafen streckte sie sich während Lillesol aufstand. Plötzlich weiteten sich Lillesols Augen. „Da schau!“ Sie zeigte auf einem Punkt hinter Ima. Ima drehte ihren Kopf soweit das in ihrer Position möglich war. In der Mitte der Halle erhob sich ein Felsbrocken aus dem Boden, es war ein bläulich schimmernder Stein, der von innen heraus zu leuchten schien. Ima war sich sicher dass er vorher noch nicht da gewesen war. In dem Stein steckte ein Schwert, wie Ima es noch nie gesehen hatte.  Sie stand auf und ging näher heran und betrachtete es. Die Klinge war nur auf einer Seite geschliffen, auf der anderen Seite war sie stumpf. Auf der stumpfen Seite schimmerte das Metall blau, wie das Wasser eines tiefen Sees. Auf der geschliffenen Hälfte vereinten sich die Farben des Feuers. In der Mitte verschwammen die Beiden Farben ineinander. Es sah aus, als würde das Wasser mit dem Feuer tanzen. Der Griff hingegen bestand aus einer schwarzen Masse, die Ima nicht benennen konnte. Sie stiess es mit dem Finger an. Ein Stein? Stellte sie verwundert fest. Ein Schwert, das einen Griff aus Stein hat? Wo gibt es denn so etwas? Am Übergang der Klinge zum Griff, befand sich ein in allen Grüntönen schimmernder Kristall, der sich rund um das Schwert zog. Ima fuhr der Mitte der Klinge entlang, wo sich die Beiden Farben vereinten. Solch ein Metall hatte sie noch nie gesehen. Ob das Schwert noch scharf ist? Sie berührte mit dem Finger die Schneide. „Au!“ Ima steckte sich den Finger in den Mund. Und wie sie scharf war! Lillesol trat neben Ima, die immer noch am Finger lutschte. „Das ist wunderschön.“ Hauchte sie und betrachtete es von allen Seiten. „Diese Hecken müssen uns hier her geführt haben, damit wir dieses Schwert finden.“ Stellte Lillesol fest. „Dann sollen wir es herausziehen?“ Ima schaute Lillesol fragend an. Diese nickte und kletterte auf den Felsen. Sie ging in die Knie, packte den Griff mit beiden Händen und zog so fest sie konnte. Aber nichts tat sich. Sie versuchte es noch einmal und noch einmal. Aber es tat sich nichts. Ima beobachtete das Ganze interessiert und belustigt. „Ich gebe es auf. Versuch du es einmal, vielleicht hast du mehr Glück.“

„Ich? Ich glaube kaum, dass ich es schaffe wenn du es schon nicht kannst.“

„Wer weiss.“ Lächelte Lillesol geheimnisvoll. Ima seufzte „Na gut.“ Sie stieg auf den Felsen und packte das Schwert mit der unversehrten Hand und zog, doch nichts tat sich. „siehst du?“- Warum nimmst du nicht beide Hände?“ fragte Lilleslol. „ Weil ich mich mit der anderen Hand....“ Sie sprach nicht weiter, sondern rutschte von dem Felsbrocken herunter und suchte den Boden um den Felsen herum ab. Lillesol runzelte verwirrt die Stirn „was tust du da?“ -"Ich suche mein Blut". Nun war Lillesol gänzlich verwirrrt. „Was?“ fragte sie nur. „ Ich bin vorher gestolpert und habe mich geschnitten“ klärte Ima sie auf. „ Wenn mich nicht alles täuscht war das Blut genau da wo jetzt dieser Stein ist.“ Wenn der Stein durch mein Blut erschienen ist , dann vielleicht... Ima führte den Gedanken nicht zu Ende sondern stieg wieder auf den Stein. Doch diesmal benutzte sie nicht ihre unversehrte Hand, sondern die Hand mit dem Blut. Sie zog an dem Schwert und verlor ihr Gleichgewicht als das Schwert ohne Wiederstand nachgab und sich vom Stein löste. Sie fiel von dem Stein herunter und landete auf ihrem Hinterteil. Verwundert hielt sie sich das Schwert vors Gesicht, welches sich in ihren Händen befand. Es erschien ihr als würde sich der Griff an ihre Hand schmiegen, als hätte dieses Schwert nur auf sie gewartet. Es fühlte sich an, wie wenn man nach einiger Zeit einen neuen Körperteil entdeckte, von dem man nicht wusste das man ihn überhaupt besass. Staunend drehte sie das Schwert, die Flammen im Raum warfen ihr Licht darauf, es schien als würde das Schwert selbst in Flammen stehen. Plötzlich erschien vor ihr, während sie das Schwert betrachtete ein Buch und die Scheide des Schwertes wie aus dem Nichts. Beides schwebte vor ihr in der Luft. Ima langte vorsichtig nach der Scheide. Diese  war grün, genau wie der Kristall am Schwert. Sie schien sogar aus dem gleichen Kristall zu bestehen. Bewundernd hielt sie die Scheide ausgestreckt vor sich. „Wow, das war mal eine Vorstellung.“ Lillesol stand grinsend neben ihr. „Komm steck das Schwert und das Buch ein. Und dann lass uns gehen, das müssen wir den anderen zeigen! Ausserdem machen sie sich bestimmt schon sorgen.“ Ima nickte und führte das Schwert in die Scheide. Da sie es nirgends befestigen konnte behielt sie es in der Hand. Mit der Anderen langte sie nach dem Buch. Ima stand auf. „Komm mit. Ich habe, vorher als ich das Bild anschaute, eine Geheimtür entdeckt.“ Sagte Lillesol stolz. „Und das sagst du mir erst jetzt?“ empörte Ima. „Tut mir Leid ich wollte einfach noch kurz das Bild abmalen, vielleicht brauchen wir es irgendwann.“ Sie trat zu dem unheimlichen Anführer der Schattenarmee und legte ihre Hand auf eine Rune die zu seinen Füssen eingezeichnet war. Unter ihrer Hand strahlte kurz ein Licht auf. Ein Stück der Wand schwang mit einem lauten Knarren auf. Als sie die andere Seite betreten hatten, schloss sich die Türe wieder. Um sie herum herrschte wieder Dunkelheit. "Wie hast du das gemacht?" -" Das Zeichen hier steht für Licht, es kommt sehr oft im Zusammenhang mit den Tarakona vor, das hat mir meine Mutter mal gezeigt. Es hat mich stutzig gemacht, warum dieses Zeichen hier auf der dunklen Seite steht, da die Tarakona ja auf der Anderen Seite des Bildes sind. Daher dachte ich mir das es einen Grund haben muss, und habe es untersucht. Man öffnet die Tür, dadurch das man über dem Zeichen Licht erzeugt." erklärte sie. Während ihrer Erklärung tauchte plötzlich eine Kerze, gefolgt von drei Anderen auf, noch bevor Lillesol eine Lichtkugel erschaffen konnte. Ima machte grosse Augen, als sie die eine Kerze erkannte, das war die Kerze die ständig Wachs über ihr ausgeleert hatte! Sie erkannte sie an der seitlichen Kerbe. Die Kerze gesellte sich sofort zu Ima und schmuste sich an ihre Backe. Ima war völlig perplex, was hat dieses Ding jetzt schon wieder vor? Misstrauisch schob sie die Kerze, mit dem Buch das sie in der Hand hielt, von sich. Neben ihr hatte Lillesol wieder einen Lachanfall. „Sie scheint ihre neue Meisterin gefunden zu haben.“ Ima machte nur ein mürrisches Gesicht und schaute sich um. Sie befanden sich wohl unter dem Schloss. Auf Beiden Seiten des Ganges befanden sich mehrere Kerker. Am Ende des Ganges führte eine Treppe nach oben. „Komm lass uns gehen, ich habe einen riesen Hunger. Ich hoffe, sie haben nicht ohne uns angefangen.“ Die Beiden liefen die Treppe nach oben. Als sie heraus traten, befanden sie sich auf einem aus dem Stein gehauenen Weg. Neben dem Weg floss der Fluss mit lautem Getöse an ihnen vorbei. Weiter vorne sahen sie eine Brücke, auch aus Stein, die auf die andere Seite führte. Auf der anderen Seite führte eine weitere Treppe nach oben. Oben angekommen führten zwei Wege in verschiedene Richtungen. „Und jetzt? Ich weiss immer noch nicht wo wir genau sind.“ Ratlos blickte Ima zu Lillesol. Die war jedoch genauso ratlos. Da flog Imas Kerze in den rechten Gang. „Ich glaube, sie will, dass wir ihr folgen.“ Lillesol blickte Ima erwartungsvoll an. „Ich trau ihr aber nicht. Vielleicht sollten wir in die andere Richtung gehen.“ Die Kerze lies enttäuscht ihre obere Hälfte hängen. „Ich glaub sie will uns wirklich nur helfen, schliesslich ist sie uns auch in den Kerkern zu Hilfe gekommen.“ Mitleidig sah Lillesol die Kerze an. Die sich sogleich wieder aufrichtete und eifrig hin und her flitzte um ihre Zustimmung kund zu tun. „Na gut, aber wehe du führst uns in die Irre, dann reis ich dich in zwei Teile!“ Warnte Ima die Kerze. Die hüpfte sofort vor lauter Freude auf und ab. Sie bogen noch einige Male ab, dann standen sie plötzlich vor einem Torbogen der in den Speisesaal führte. Die Schüler sassen schon alle an den Tischen und waren am Essen, oder in Gespräche vertieft. Einige blickten auf, als Lillesol und Ima mit der hüpfenden Kerze den Saal betraten und stiessen ihre Banknachbarn an. Schnell versuchte Ima das auffällige Schwert zwischen sich und Lillesol zu verstecken. Sie hatte bereits vergessen, dass sie es in der Hand hielt. Jedoch hatten es die Meisten um sie herum schon gesehen und tuschelten jetzt aufgeregt. Angespannt blieben die Beiden stehen. Die Kerze schien sich in dem Saal nicht wirklich wohl zu fühlen und verschwandt wieder zurück in den Gang, aus dem sie gekommen waren. Da sah Ima ein paar Tische weiter ihre Freunde. Sie stiess Lillesol an und wies mit dem Kopf zu ihnen hin. Eilig liefen die Beiden durch die Tische,  achteten aber darauf, dass das Schwert zwischen ihnen nicht zu sehr auffiel.  Schnell setzten sie sich hin und Ima liess das Schwert unter dem Tisch verschwinden. „Wo wart ihr denn? Und was habt ihr da? Wir haben uns schon Sorgen gemacht!“ bestürmte Hadya sie sogleich. „Tut uns leid, wir erzählen euch später was geschehen ist.“ Versuchte Lillesol sie zu beruhigen. Ima hatte sich bereits über das Essen her gemacht. „Na, gut“, gab sich Hadya zu frieden. „Ich hätte fast die Lehrer verständigt. Aber die Jungs sagten wir sollten warten bis nach dem Abendessen, man müsse sich um euch erst sorgen machen, wenn ihr nicht zum Essen erscheint.“ Ima sah kurz vom Teller hoch und grinste Noem an. „Da habt ihr vollkommen recht.“ Die Jungs lachten. „Aber ich frage mich auch was ihr solange getrieben habt.“ Meinte er. „Wart ihr die ganze Zeit im Labyrinth? Wir waren nämlich auch drinnen und haben euch gesucht.“

„Wir erzählen euch alles später. Ich habe einen riesen Hunger!“ Nun machte sich auch Lillesol über das Essen her. „Ihr seid doch sicher extra so spät dran, damit ihr die Bekanntgabe der Regeln nicht hören musstet.“ Meinte Kyle grinsend. Ima schaute ihn mit vollem Mund überrascht an. Sie schluckte das Essen hinunter. „Stimmt! Die wollten sie ja noch bekannt geben.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Gibt es denn irgendwelche Regeln oder sonstige Sachen die ich wissen sollte?“

„Nicht viele, es ist verboten die Berge und den Urwald zu betreten, aber das kennen wir ja schon. Ausserdem ist es weiterhin verboten im Kampf Magie zu benutzen. Ansonsten wäre da noch, um zehn Uhr Nachtruhe, um halb Acht gibt es Frühstück und um acht beginnt die Schule. Morgen treffen sich alle neuen erst um 9 zum Frühstück danach erhalten wir noch die Stundenpläne. Ich glaub das ist so ziemlich das wichtigste.“ Kyle machte ein unzufriedenes Gesicht „Ach ja und die Jungen dürfen nicht in die Schlafgemächer der Mädchen und umgekehrt.“ Ima musste grinsen als sie sein Gesicht sah. „Regeln sind da um gebrochen zu werden.“ Meinte sie immer noch grinsend. Kyle musste nun ebenfalls grinsen. "Aber was heisst Magie im Kampf zu benutzen ist immer noch verboten?"

"Weisst du das nicht? Es ist in ganz Magnacun verboten mit Magie zu kämpfen. Es gibt einzelnen zu viel Macht."

"Und wie will man so etwas kontrollieren?"

"Ich weiss es nicht," antwortete Kyle, "aber jeder der es getan hat wurde erwischt und diese Leute hat man nie wieder gesehen." Ima schauderte "Und was wenn man es aus Notwehr tut?"

"Gilt genau dasselbe." Sie schwiegen. Ima sah sich um, "Es sind ganz schön viele Schüler hier, das hatte ich nicht erwartet, nachdem so wenige auf dem Schiff waren."

"Stimmt das hast du ja gar nicht mitbekommen, im Laufe des Nachmittags sind noch weitere Schiffe eingetroffen mit Schülern aus anderen Gebieten. Ausserdem gibt es ja noch die Schüler, die bereits hier zur Schule gehen." erwiderte Kyle. Ima sah sich staunend um, in der Halle sassen mehr Schüler als es Leute in ihrem Dorf gab, obwohl es dazu auch nicht viel brauchte. Ima hatte jedoch noch nie so viele Menschen auf einem Haufen gesehen.

Als alle satt waren verliessen sie den Speisesaal. Kyle hatte Imas Schwert in seinem Gewand versteckt, damit sie nicht noch mehr neugierige Blicke auf sich lenkten. „Wohin gehen wir jetzt?“ fragte Kermen als sie den Saal verlassen hatten. „Wir sollten vielleicht an einen Ort, an dem uns niemand belauschen kann.“ Meinte Lillesol nachdenklich. Die anderen schauten sie verwundert an. „Dann sollten wir vielleicht zum See hinter dem Schloss, dort hat man einen guten Überblick über das ganze Areal, so kann sich niemand anschleichen.“ Warf Taja ein. Ja stimmt, den See hatte Ima ja vom Turmzimmer aus gesehen. Dort hatte man wirklich einen guten Überblick. Da sie nicht wussten, ob das Schloss einen Hinterausgang hatte und wo der war, verliessen sie es durch das Eingangstor und liefen um das Schloss herum. Ausser ihnen befanden sich noch ein paar andere Gruppen am See und sassen an einem Feuer. Sie setzten sich so weit abseits wie möglich von den Anderen an eine Feuerstelle und bildeten einen Kreis. Knopf hüpft von Noems Schulter und verschwand mit einer Nuss, die er noch von Nachtessen übrig hatte, zwischen den Zähnen auf dem nächsten Baum. Hadya kicherte "Der kleine ist so drollig. Ich könnte ihn die ganze Zeit knuddeln."

"Ich glaube damit würdest du ihn dir eher zum Feind als zum Freund machen. Nun zeig mal her was die Mädels da mitgebracht haben." meinte er zu Kyle. Dieser zog das Schwert unter seinem Gewandt hervor und zog es aus der Scheide. Er betrachtete es. „Solch ein Schwert habe ich noch nie gesehen. Ich bin wirklich gespannt, wie ihr zu solch einem Schwert gekommen seid.“

„Darf ich mal?“ Kermen streckte die Hand nach dem Schwert aus. Kyle reichte es ihm. Kermen stand auf und schwang es ein paar Mal. „Das Schwert ist ein Meisterwerk. Ich hatte noch nie eine solch perfekte Waffe in der Hand.“ Meinte er als er sich wieder gesetzt hatte. Das Schwert wurde herumgereicht und alle betrachteten es neugierig oder schwangen es versuchsweise. „Jetzt erzählt endlich wie ihr dazu gekommen seid und was das für ein Buch ist das du da mit dir herum trägst.“ Er nickte in Imas Richtung. Also begannen sie zu erzählen. Ima liess Lillesol erzählen, da die Geschichte mit den Tarakona auch ihre Mutter betraf. Als Lillesol geendet hatte, sahen sie alle ungläubig an. „Dann ist das wohl dein Schwert.“ Hadya, welche es als letztes in der Hand hatte reichte Ima das Schwert. Die nahm es dankend entgegen. „Hast du das Buch den schon geöffnet?“ Kyle schaute Ima fragend an. „Nein“, gestand Ima, „ich hatte noch gar nicht daran gedacht.“ Hadya lachte „Sie hatte wahrscheinlich wieder einmal nur das Essen im Sinn.“

„Da hast du wohl recht.“ Lachte Kyle, und die Anderen stimmten mit ein. „Was kann ich den dafür, wenn ich den ganzen Nachmittag nichts zu essen bekomme?“ maulte Ima und klappte das Buch, das sie neben sich gelegt hatte auf. Ein paar Minuten starrte sie wortlos auf das geschriebene. Die Anderen schauten sie erwartungsvoll an. „Ich kann nicht lesen.“ Meinte sie dann. Kyle sprang auf „Zeig her.“ Er nahm das Buch an sich und konzentrierte sich auf das Geschriebene. Es war von Hand geschrieben. Die Schrift sah wunderschön aus, sie bestand aus in sich ineinander verschlungenen Linien, die verschiedene Bilder darstellten. Ima konnte aber keine Ähnlichkeit zu den Schriften erkennen, die sie bisher auf Tafeln oder dergleichen gesehen hatte. Lillesol war hinter Kyle getreten und schaute ihm über die Schulter. „Das hab ich schon mal gesehen“, rief sie aus. Kyle fuhr erschrocken zusammen, er war so vertieft in die Schrift, dass er Lillesol nicht einmal bemerkt hatte. Ima horchte auf, „wo denn?“ fragte sie neugierig. „Meine Mutter hatte mir mal ein Stück einer Steintafel gezeigt, auf der etwas in dieser Schrift eingemeisselt war. Sie konnte sie aber auch nicht entziffern, meinte aber es sei die Schrift der Tarakona. Auch das Zeichen für Licht das auf dem Bild war, gehört zu dieser Sprache, ist aber auch das Einzige das ich kenne.“ Kyle schaute Lillesol an, „Das könnte gut möglich sein, vielleicht steht in diesem Buch was damals passiert ist!“ aufgeregt redete er weiter, „wisst ihr was ich denke? Das Gemälde in diesem Saal stellt einen Krieg dar in dem sie vernichtet wurden.“

„Der Gedanke ist uns auch schon gekommen. Aber die Schatten stimmen nicht überein. Hier“ Lillesol reichte ihm ihr Notizbuch. „Der eine Schatten sieht menschlicher aus als der Andere, ich glaube, dass die Bilder von Verschiedenen Zeitpunkten handeln. Ich frage mich nur wer die Gegner in diesem Krieg waren.“ Taja räusperte sich leise, „Vielleicht sind die Schatten nur ein Sinnbild für den Feind. Ich jedenfalls habe noch nie von lebenden Schatten gehört. Vielleicht haben sie ja gegen sich selbst gekämpft.“

„Du könntest Recht haben.“ Meinte Lillesol nachdenklich, „So viel ich weiss, waren sie ein sehr mächtiges Volk, vielleicht wollten einige von ihnen zu viel, wurden zu machthungrig und so vernichteten sie sich selbst.“

„Genau der Schatten wusste, dass nur einer der seinen so viel Macht erlangen konnte und metzelte sie nieder, damit ihm niemand gefährlich werden konnte.“ Ima war etwas überrascht, so viele Wörter in einem Mal hatte sie noch nie von Taja gehört. Trotzdem konnte das was sie sagte stimmen. Doch etwas störte Ima.“ Aber warum werden die Tarakona nie in den Geschichten erwähnt, und warum, entschuldige Lillesol wenn ich das so sage, wurde deine Mutter umgebracht während sie nach den Tarakona forschte? Ich glaube da steckt mehr dahinter.“- „Stimmt“ nickt Lillesol „ wer hätte einen Nutzen davon zu verheimlichen, dass ein solches Volk existierte? Egal ob es sich selbst vernichtete oder jemand anders, das Ganze ist mindestens 2000 Jahre her. Keiner wird so alt nicht einmal die Elfen.“ Kyle nickte zustimmend. "Ausserdem", warf er ein "Frage ich mich was es mit dem Schwert auf sich hat und warum es auf Ima s Blut reagiert hat."- "Vielleicht war es ja nicht mein Blut, sondern einfach allgemein das Blut, das das Schwert hervorgebracht hat. Vielleicht ist es ja die Waffe mit der die Tarakonas getötet wurden." meinte Ima nachdenklich. Die Anderen starrten sie stumm an. Noem der die ganze Zeit still dagesessen und mit Knopf gespielt hatte, meldete sich nun zu Wort. „Leute bevor ihr irgendwelche Verschwörungstheorien aufstellt, sollten wir zuerst einmal mehr Informationen sammeln und versuchen, die Schrift zu entziffern. Ausserdem, wenn es stimmt und Lillesols Mutter wirklich getötet wurde, müssen wir vorsichtig sein. Die ganze Aktion könnte ziemlich gefährlich werden darüber müssen wir uns im Klaren sein. Aber ich muss sagen das mich die ganze Sache sehr neugierig macht.“

„Du hast recht“, stimmte Hadya ihm zu. „Daher schlage ich vor, dass wir uns schwören mit niemand anderem ausser der hier Versammelten über all das zu sprechen. Und das die unter uns, die nicht bereit sind sich der Gefahr auszusetzen jetzt gehen. “ Sie blickte in die Runde. „Stimmt das sollten wir tun, ich möchte niemanden hier zu etwas zwingen, das ihn in Gefahr bringt. Aber ich werde auf keinen Fall aussteigen, denn vielleicht kann ich so das Geheimnis um Mutters tot aufdecken und ihren Traum die Wahrheit um die Tarakona zu lüften erfüllen.“ Lillesol blickte sie entschlossen an. Ima stand auf und trat auf Lillesol zu. Entschlossen blickte sie in Lillesols goldene Augen. „Ich werde dir helfen. Ich lasse dich nicht im Stich.“ Auch Kyle stand auf, „Ich bin viel zu neugierig, um mir solch eine Gelegenheit entgehen zu lassen.“ Er grinste Lillesol an. Noem und Kermen traten hinzu. „Wir können es doch nicht zulassen, dass zwei Magister und eine Heilerin es allein mit so etwas aufnehmen. Auch Taja gesellte sich zu ihnen. Sie lächelte Ima und Lillesol an. Hadya grinste als alle ihre Entscheidung abwarteten. „Glaubt ihr wirklich ich würde euch mit so hübschen Jungs alleine lassen?“ meinte sie an die Mädchen gewandt. „ Wir sollten zu unserem Schutz den unbrechbaren Schwur leisten, damit niemand von uns die Anderen verraten kann, egal ob aus Absicht oder nicht, wenn wir schon nicht wissen mit was wir es zu tun bekommen. Legt eure Hände auf meine.“ Ima war etwas verwirrt „Denn unbrechbaren Schwur?“ Hadya grinste sie an. „Ja, er wird mit Magie besiegelt, der Schwur kann niemals gebrochen werden. Ausser alle Beteiligten lösen ihn wieder auf. Sollte aber einer sterben, oder nicht einverstanden sein, dann kann man den Schwur nicht lösen.“ Ima fröstelte es leicht, es war nicht so, dass sie einen Schwur gebrochen hätte, aber auf diese Weise daran gebunden zu sein machte ihr ein wenig Angst. Trotzdem legte sie wie die Anderen ihre Hand auf Hadyas. Auch Knopf der wider zu Noem zurück gekehrt war sprang dessen Arm entlang nach vorne und legte sein kleines Händchen auf die anderen. "Knopf lass das, dass hier ist nichts für dich." genervt wollte Noem ihn mit der freien Hand verscheuchen. Doch Knopf blieb widerspenstig. "Lass ihn doch" meinte Hadya, "Es schadet ihm ja nicht." Noem seufzte und liess Knopf seinen Willen. Hadya verband sich mit ihrer Magie und lies sie in ihre Hand strömen. Ein orange leuchtendes Band brach aus ihrer Hand hervor und verband ihre Hände miteinander. „Sprecht mir nach: ich schwöre, dass ich über alles was mit den Tarakona, Lillesols Mutter und dem Fund von Ima und Lillesol zu tun hat Stillschweigen bewahren werde und mit niemand anderem als mit den hier Versammelten sprechen werde. Auch schwöre ich, keinen der hier Versammelten zu hintergehen, oder ihm zu schaden.“ Ima und die Anderen wiederholten den Schwur. Als Ima ihn aussprach, spürte sie wie sich ein Kribbeln in ihrer Hand ausbreitete und ihren Arm hochfuhr. Als es ihren Körper erreichte, verlor es sich wieder. Ima spürte jedoch das der Schwur nun ein Teil von ihr geworden war. Als alle geendet hatten, löste sich das Band auf und gab ihre Hände wieder frei. Hadya setzte sich hin, sie war etwas bleich geworden, denn der Schwur hatte einen grossen Teil ihrer Magie verbraucht. „Ima kann ich das Buch haben? Ich werde versuchen, es zusammen mit Lillesol zu entziffern.“ Fragte Kyle. Ima nickte, wenn jemand das Buch entziffern konnte, dann Kyle und Lillesol. „Kannst du vielleicht irgendwie an die Aufzeichnungen deiner Mutter kommen?“ fragte sie Lillesol. „Ich weiss nicht wo sie sie aufbewahrt hat, aber ich kann einen Freund von ihr Fragen ob er etwas weiss. Ich schicke gleich morgen eine Nachricht.“ Sie setzten sich wieder hin und rätselten weiter über die Tarakona. Jedoch kamen sie was den Rest anging nicht mehr weiter.  Ima wurde das Gespräch bald zu langweilig, sie stand auf und lief hinüber zum See. Der war vollkommen still, keine einzige Welle bildete sich auf ihm. Auf seiner Oberfläche spiegelten sich die Berge und die Sonne, die langsam hinter ihnen verschwand. Plötzlich legte sich eine Hand auf Imas Schulter, erschrocken drehte sie sich um. Kermen stand neben ihr und grinste. Ima boxte ihm spielerisch in den Bauch, „musst du mich immer so erschrecken?“

„Tut mir Leid, war nicht meine Absicht. Ich wollte dich fragen, ob ich dir noch ein wenig den Umgang mit der Magie zeigen soll.“

„Stimmt, dass hatte ich ja völlig vergessen, gerne!“ sie lächelte Kermen an. „Gut, setz dich.“ Kermen und Ima setzten sich einander Gegenüber an das Ufer des Sees. „hast du denn schon jemals Magie angewandt?“ fragte Kermen. „Naja“, meinte Ima, „nur einmal, damals fanden meine Eltern heraus, dass ich Magie in mir habe.“

„Was hast du getan?“

„Ich kann mich nicht erinnern, aber meine Mutter hat es mir erzählt. Sie war damals mit mir im Wald Holz sammeln. Am Tag zuvor hatte es geregnet und die Erde war immer noch sehr feucht. Wir durchquerten gerade einen steilen Hang, auf dem keine Bäume wuchsen, um zum nächsten Waldstück zu gelangen. Da löste sich weiter oben eine Gerölllawine. Meine Mutter wollte mit mir in den schützenden Wald rennen. Doch sie schaffte es  nicht. Daher versuchte sie mich mit ihrem Körper zu schützen. Ich hatte die Gefahr irgendwie erkannt und ein Schutzschild um uns herum erschaffen. Die Lawine floss einfach zu beiden Seiten an uns vorbei. Später dann, als die Händler kamen, fragten meine Eltern den Magier, der mit ihnen reiste, ob er mich auf Magie testen würde. Er hat es getan und herausgefunden, dass ich eine kleine Menge besitze. Sie würde aber nie gross genug sein um mächtige Zauber zu bewirken. Danach habe ich sie nie mehr angewandt. In meinem Dorf gibt es auch niemand, der mit Magie umgehen kann und es mir hätte beibringen können. Ich hatte auch nie wirklich Interesse daran, bis die Ältesten entschieden meine Gabe zu nutzen und mich in die Akademie zu schicken.“ Nachdenklich schaute Kermen sie an.

Dann seufzte er „Nun wir sollten jetzt beginnen, die Nachtruhe beginnt bald.“ Ima nickte zustimmend und blickte ihn gespannt an. „Schliess deine Augen.“ Ima schloss ihre Augen und spürte wie Kermen näher an sie heran rückte und seine Hände auf ihre Schläfen legte. Etwas geribbelte in Imas Bauch als Kermen so nah an sie heranrückte. Sie blieb jedoch still sitzen. Da erblickte sie plötzlich das Gesicht Kermens vor ihrem inneren Auge, es war verschwommen. Doch langsam festigte es sich und auch sein Körper erschien langsam. Ima spürte, wie sie die normale Gedankenwelt verliess und in ihr eigenes Ich eintauchte. Alles was sie jetzt noch wahrnahm, war Kermen, dessen Gestalt sich nun verfestigt hatte und deutlich vor ihr stand, genau so als wäre es die Wirklichkeit. Auch sie besass einen Körper, sie fuhr sich verwundert die Hüften entlang. Es fühlte sich so echt an und doch wusste sie, dass sie sich jetzt in sich befand. Wie kann das möglich sein? Kermen nahm sie lächelnd an der Hand. „Das hier ist deine Welt, der Sitz deines Geistes. Diese Welt wird von dir erschaffen.“ Ima blickte sich um, „Und warum ist denn alles um uns herum schwarz?“ Kermen lächelte, „Bist du dir sicher, dass alles schwarz ist?“ Ima wollte gerade den Mund auf machen, um zu fragen ob er Blind sei, als sich plötzlich wie aus dem nichts riesige Berge vor ihr in die Luft erhoben. Sie standen plötzlich auf dem Gipfel des höchsten Berges. Ima drehte sich mit Kermen an der Hand einmal im Kreis. Überall um sie herum waren Berge, sie alle waren mit Schnee bedeckt. Auch die Täler und die Bäume. Es sah so aus, als hätte es gerade erst aufgehört zu schneien. „Das ist herrlich!“ rief Ima aus. Kermen lächelte, „Jetzt müssen wir nur noch deine Magie finden.“ Ima schaute ihn verwirrt an. Sie hatte völlig vergessen, weswegen sie hierhergekommen sind! Als er sie nun jedoch wieder daran erinnert hatte, schaute sie sich resigniert um. Wie sollten sie ihre Magie zwischen all den Bergen finden? Sie äusserte ihre Zweifel. Kermen lächelte, „Was ist das allerwichtigste für dich?“ fragte er sie. Ima überlegte kurz. Da fiel es ihr wie Schuppen von den Augen, ihr kleines Tal! Suchend schaute sie sich um. Zwei Bergreihen weiter rechts entdeckte sie es. „Da!“ rief sie aufgeregt, „aber wie kommen wir dahin?“

„Das ist deine Welt, du musst es nur wollen.“ Munterte Kermen sie auf. Ima kniff ihre Augen fest zusammen, ich will in mein Tal! Sie versuchte sich darauf zu konzentrieren. Aber sie spürte nichts, keinen Windzug der gezeigt hätte, dass sie auf das Tal zufliegen, auch der Boden schien sich nicht verändert zu haben. Ima getraute sich nicht die Augen zu öffnen und wiederholte höchst konzentriert ihren Wunsch. Doch nichts tat sich. „Du kannst die Augen ruhig wieder öffnen, wir sind längst da.“ Überrascht öffnete Ima ihre Augen und blickte in Kermens grinsendes Gesicht. Sie liess seine Hand los und boxte ihn, wütend darüber, dass er sich über sie lustig machte. Was Kermen nur dazu verleitete noch breiter zu grinsen. „Das ist ein schöner Ort“ meinte er dann. Ima bemerkte ihr Tal erst jetzt. Sie blickte sich um, sie standen auf der Wiese am Ufer des Sees. Das Wasser des Sees glitzerte wunderschön, eine Herde Chamues-chs befand sich neben ihnen, sogar die Bergkatze, der sie damals folgte befand sich hier, ihr goldgelbes Fell schimmerte in der Sonne. Alles war genauso wie sie es in Erinnerung hatte, sogar noch etwas schöner. Ima fühlte, dass das Tal voll von ihrer Magie war. Die Magie strömte in sie hinein und Ima spürte, dass sie die Magie nun Formen konnte. Doch irgendetwas störte Ima, sie wusste nicht was es war, trotzdem hatte sie das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte. Müsste ich nicht überglücklich sein? Ich bin doch in meinem Tal! Sie verwarf den Gedanken wieder Was sollte hier denn nicht stimmen? Ich bin hier in meiner Welt. Hier ist alles so wie ich es will! Trotzdem liess das Gefühl nicht nach. Sie verdrängte es und wandte sich an Kermen. „Ich spüre die Magie was soll ich nun tun?“

„Gut, dann können wir diesen Ort wieder verlassen.“ Kermen nahm wieder Imas Hand und führte sie zurück in ihren richtigen Körper. Ima öffnete die Augen. Sie sass wieder am See gegenüber von Kermen. Die Magie spürte sie jedoch immer noch in sich. „ In diesem Ort befindet sich deine gesamte Magie. Anfangs musst du dich mit der Magie so verbinden wie wir es gerade getan haben. Mit der Zeit wirst du geschickter und kannst wann immer du es möchtest mit diesem Ort in Verbindung stehen, ohne dass du deine Äusserliche Hülle verlässt. Es ist sehr wichtig, dass du das übst. Wenn du dich jedes Mal zurückziehen musst um Magie zu schöpfen, ist dein Körper völlig wehrlos.“ Ima nickte soweit verstand sie alles. „Und wie setze ich sie nun ein?“

„Du nimmst einen Teil deiner Magie, leitest ihn in deine Hand und formst sie so um, dass aus ihr das entsteht was du brauchst. Aber auch wenn sie aus deiner Hand weicht, ist sie immer noch mit dir verbunden, du musst sehr vorsichtig sein. Wenn du die Magie nicht mehr brauchst, musst du sie lösen, denn sonst könntest du deine ganze Magie verlieren und das würde dich töten. Aber das aller wichtigste ist, du musst dich an die Regeln der Natur halten, du kannst nichts aus dem Nichts zaubern. Wenn du einen Zauber mit Wasser vollführst brauchst du dazu auch Wasser, aber du kannst dir das Wasser auch aus den Tiefen der Erde holen.“

„Und das soll einfach sein? Wie forme ich denn die Magie und wie konnte Lillesol denn in der Stockfinsteren Höhle Licht erschaffen?“ Kermen schmunzelte, „Du musst dir der Natur um dich bewusst sein, und erkennen was um dich herum existiert, das Formen ist dann ganz einfach, du stellst dir vor was du brauchst und formst in deinem Inneren die Dinge so wie du sie brauchst. Vielen hilft es gewisse Bewegungen mit der Hand zu machen. Zum Beispiel hat sich bei der Lichtkugel das schenken mit der Hand verbreitet.“ Er hob seine Hand und machte einen leichten Schwenk nach aussen. Ima erkannte diese Bewegung, damit hatten die alte Frau und Lillesol die Lichtkugel erschaffen. Und genau wie sie es erwartete erschien zwischen ihnen eine Lichtkugel. „ Das Licht ist eine Ausnahme, es kommt nicht von der Natur um uns, sondern von der Magie in uns, das heisst du kannst es jederzeit erschaffen und es ist der einfachste Zauber denn es gibt. Und jetzt versuch du es einmal“, ermunterte er sie. Ima nahm die Magie die sie in sich spürte und sandte sie in ihre Hand. Sie vollführte die gleiche Bewegung mit ihrer Hand und stellte sich im Geiste vor wie sich die Lichtkugel formte. Sie spürte, wie die Magie aus ihr herausströmte und sich formte. Jedoch flackerte es nur leicht über ihrer Hand enttäuscht liess sie die Hand sinken. „Versuch es nochmal, keiner schafft es beim ersten Versuch.“ ermunterte sie Kermen. Sie versuchte es ein weiteres Mal und kniff dabei die Augen zusammen als sie sich versuchte die Kugel vorzustellen. Doch auch diesmal hatte sie nicht mehr Erfolg. „Du musst dir nicht die Lichtkugel vorstellen, sondern wie die Magie in dir sich zu einer Lichtkugel formt.“ Ima versuchte es sie hob die Hand und stellte sich vor, wie die Magie in ihre Hand ging und als sie den Schwenk vollführte stellte sie sich vor wie sie aus ihrer Hand floss und sich zu einer Kugel Formte. Diesmal erhob sich über ihren Fingern eine Lichtkugel, sie war zwar noch schwach, doch es war definitiv eine Lichtkugel. „ich hab’s geschafft!“ rief sie begeistert aus. „Sehr gut!“ Kermen nickte zufrieden. „Nun musst du die Magie noch von dir lösen. Bei der Lichtkugel ist es zwar nicht schlimm wenn du mit ihr verbunden bleibst, sobald du sie erschaffen hast braucht sie keine Magie mehr. Aber es gibt Zauber, die Magie verbrauchen solange sie bestehen, diese Zauber sind auch sehr gefährlich. Die Magie löst du nun indem du die Hand zu einer Faust formst und im Geiste den Magiefaden, der mit der Kugelverbunden ist kappst. “ Ima tat wie ihr geheissen und nahm ihre Hand herunter. Die Kugel blieb wo sie war. „So kannst du jeden Zauber kappen. Das ist das wichtigste was du brauchst um Magie anzuwenden. Die Bewegungen sind die eine Art die Magie zu lenken, man kann sie aber auch mit Worten lenken.“- "Mit Worten?" fragte sie verwirrt. "Für was braucht man Worte wenn man alles mit Bewegungen tun kann?"-"Mit den Worten kann man die Magie einfacher und genauer Formen, man kann konkrete Befehle geben, was nützlich ist bei komplizierten zaubern. Aber es ist auch gefährlich, man kann die Magie dabei nicht mehr einfach kappen, sobald ein Zauber ausgesprochen wurde, wird er bis zum Ende ausgeführt. Solltest du dich daher bei einem Zauber verschätzen kann das dein Tot zur Folge haben." Ima erschauerte, "Ich glaube ich bleibe dabei die Magie nur mit Bewegungen zu lenken." - " Auch du wirst lernen müssen die Magie mit Worten zu lenken, Es gehört zu jeder Ausbildung dazu, aber da du nicht sehr viel Magie besitzt wirst du nur die Grundbegriffe lernen, solche die völlig harmlos sind. " er warf einen Blick zu den Anderen hinüber. "Ich glaube wir sollten so langsam zurück gehen, die Nachtruhe fängt glaube ich Bald an." Ima nickte und sie liefen zu den Anderen.

Schulbeginn

 

Ima kämpfte mit ihrem neuen Schwert gegen die dunkle Gestalt von dem Gemälde. Sie lieferten sich einen harten Kampf. Doch mit jedem Schlag den sie austauschten wuchs die Gestalt, bis sie Ima um fast einen Meter überragte. Ein Lachen erklang, das Ima alle Haare zu Berge stehen liess und eine Stimme so kalt und grauenvoll wie der Tot sprach, " Ich werde dich und die Deinen alle töten." Ima zitterte vor Angst sie konnte sich kaum noch bewegen, am liebsten wollte sie davonlaufen. Doch ihre Füsse gehorchten ihr nicht mehr. Da holte das Ungeheuer zum nächsten Schlag aus. Ima konnte sich immer noch nicht bewegen, ihre Arme fühlten sich an wie Blei, sie konnte nicht einmal ihr Schwert heben um den Schlag abzuwehren. Tränen liefen ihr über die Wange, denn sie wusste nun war es vorbei. Das Schwert sauste von oben herab genau auf ihren Kopf zu. sie schloss die Augen und bereitete sich auf das Ende vor. Da fuhr sie aus dem Schlaf hoch, schweiss überströmt und heftig atmend sass sie in ihrem Bett. Die Panik schnürte ihr noch immer die Kehle zu und sie hatte das Gefühl keine Luft mehr zu bekommen. Sie zwang sich, tief und langsam einzuatmen. Langsam beruhigte sie sich wieder und schaute hinüber zu den Bergen, das vertraute Bild beruhigte sie vollends. Ein leicht graues Licht erhellte ein wenig den Himmel hinter den Bergen. Die Dämmerung hatte gerade eingesetzt doch es dauerte noch eine Weile bis die Sonne erschien. Sie legte sich wieder hin und beobachtete die Berge. In Gedanken durchlief sie noch einmal den Traum, es war ein sonderbarer Traum gewesen, alles war ihr so real erschienen. Sie konnte sich jetzt noch an jedes kleinste Detail erinnern. Wahrscheinlich habe ich das nur geträumt wegen diesem unheimlichen Bild in dieser Halle, die Ereignisse des gestrigen Tages waren wohl ein wenig zu viel. Tat sie ihren unheimlichen Traum ab und nickte wieder ein.

Am frühen Morgen weckten Ima die Sonnenstrahlen, die durch den Turm schienen. Obwohl es unmöglich zu sein schien, spürte sie trotzdem deren Wärme. Sie streckte sich und gähnte dabei herzhaft. Noch etwas verschlafen richtete sie sich auf und ging zu der durchsichtigen Turmwand hinüber. Sie musste sich die Hand vor Augen halten, denn die Sonne die hinter den Bergen hervorschaute blendete sie. Ima drehte sich zu den Anderen um. Sie schienen noch tief und fest zu schlafen. Ein Blick auf die Sonnenuhr an der Wand zeigte ihr, dass es noch recht früh war. Die Sonne ging hier wohl etwas früher auf als bei ihr zu Hause. Ima beschloss die Wanne auszuprobieren. Eigentlich wollte sie schon gestern ein Bad nehmen, doch die Mädchen sassen noch bis spät in den Abend beisammen und unterhielten sich über alles Mögliche und Ima konnte es dabei nicht lassen ihre neu entdeckten Kräfte noch ein wenig zu erproben. Das Wasser war bereits in der Wanne als Ima das Bad betrat. Ich frage mich wer das Wasser hier hoch trägt und auswechselt. Ima runzelte die Stirn, wahrscheinlich funktioniert es irgendwie mit Hilfe der Magie. Dies erschien ihr wahrscheinlicher. Trotzdem hatte sie keine Ahnung wie genau das es funktionierte. Als sie in die Wanne stieg erschrak sie im ersten Moment. Das Wasser ist warm! Dachte sie erschrocken. Sie hatte noch nie in warmem Wasser gebadet. Die Bergseen oder der Bach in denen sie normalerweise badete, waren eiskalt. Nach kurzer Zeit gewöhnte sie sich aber daran und genoss die Wärme. Sie schloss die Augen und entspannte sich.  Obwohl sie gerade erst aufgestanden war, war sie ziemlich erschöpft. Während sie die Wärme genoss, nickte sie wieder ein.

Plötzlich machte es laut „Platsch“, und Ima wurde mit einem Schwall Wasser aus dem Halbschlaf gerissen. Erschrocken hob sie die Arme schützend vor das Gesicht und öffnete vorsichtig die Augen. Lillesol sass auf der anderen Seite der Wanne und grinste sie breit an. „Tut mir Leid, hab ich dich erschreckt?“ fragte sie in einem Ton, der nicht verheimlichte, dass dies genau ihre Absicht gewesen war. Als Antwort spritzte Ima ihr eine volle Ladung Wasser ins Gesicht. Was auch Lillesol nicht auf sich beruhen liess. Die Beiden spritzten sich und das ganze Zimmer nass, bis sie schliesslich ausser Puste und lachend zurück sanken und die Wärme des Wassers und den Ausblick genossen. "Ich glaube so langsam müssen wir uns anziehen, sonst kommen wir noch zu spät." Lillesol stimmte Ima zu und gemeinsam stiegen sie aus der Wanne. Ima holte ihren Kam aus der Tasche, keine von ihnen war bisher dazu gekommen auszupacken. Taja war gerade dabei sich anzuziehen, als sie das Zimmer betrat, Hadya hingegen schlief noch tief und fest. Ima fragte sich, wie man nur so friedlich schlafen konnte, wenn einem die Sonne direkt ins Gesicht schien. Sie beneidete Hadya fast ein wenig. „Guten Morgen.“ Grüsste sie Taja. Taja sah sie fast ein bisschen erschrocken an, als Ima nackt vor ihr stand und sich bückte um den Kamm aus der Tasche zu nehmen. „Guten Morgen“, antwortete sie und versuchte nicht in Imas Richtung zu schauen. Da kam Lillesol aus dem Bad gehüpft, ihre vollen runden Brüste hüpften dabei im Takt auf und ab. Als sie Taja sah, warf sie sich ihr um den Hals um ihr einen guten Morgen zu wünschen. Taja indes lief so rot an wie eine Tomate. Ima konnte sich ein kichern nicht mehr verkneifen. Sie hatte inzwischen ihren Kam gefunden. „Lillesol, komm ich käme dir deine Haare!“

 „Oh ja!“ rief diese aus und hüpfte hinter Ima ins Bad. Ima mochte es Anderen die Haare zu kämen, auch bei ihrer Mutter tat sie es oft. „So fertig“, rief sie aus, als sie alle Knöpfe aus Lillesols Haaren gelöst hatte. „Danke.“ Strahlte Lillesol sie an, „Jetzt du.“

Frisch gewaschen und gestrigelt zogen sie sich an, Ima zog ein paar Lederhosen und ein Hemd an, das sie oben nicht ganz zuknöpfte. Bei ihr konnte man sowieso nicht allzu viel sehen. Sie war mit ihren Brüsten zwar überaus zufrieden, denn für ihre Schlanke Gestalt waren sie relativ üppig, jedoch konnten sie kaum mit denen Lillesols mithalten. Als sie nun auf die Sonnenuhr blickte war es bereits halb acht. Sie mussten sich beeilen, um nicht zu spät zum Frühstück zu kommen. Hadya jedoch schlief immer noch tief und fest. Lillesol ging zu ihr hinüber und rüttelte sie wach. „Frühstück“, schrie sie in Hadyas Ohr. Diese stand nun fast im Bett und schaute sie alle aus grossen geschockten Augen an. Bis sie schliesslich erkannte was los war. „Was soll das? Könnt ihr mich nicht sanfter wecken?“ missgelaunt rieb sie sich die Augen und kroch langsam aus dem Bett. „Wir gehen schon mal nach unten!“ Imas Magen knurrte bereits. Sie lief los und die Anderen folgten ihr, während Hadya sich auf den Weg ins Bad machte. Unten angekommen, hatten Kermen und Kyle bereits Plätze für sie alle reserviert. Sogar Noem sass schon am Tisch auf seiner Schulter sass wie immer Knopf. Als er jedoch Ima erblickte sprang er auf ihre Schulter und kuschelte sich an sie. „Guten Morgen, Knopf.“ Ima streichelte ihm liebevoll über das Haar und setzte sich an den Tisch. Sie hatte heute Morgen einen noch grösseren Hunger als sonst. Kyle blickte sie staunend an "Ich bin es mich ja gewohnt das du viel isst, aber heute übertreibst du es ein wenig habe ich das Gefühl." Lillesol kicherte, " sie hat uns gestern Abend noch genervt mit ihren neu erlernten Zaubertricks. Und sich dabei wahrscheinlich ein wenig verausgabt."

"Na dann wird mir einiges klar."

"Was bitteschön soll das jetzt damit zu tun haben?" empört sich Ima.

"Das weisst du nicht?" fragte Noem, "Wenn du Magie gebrauchst, ist das in etwa das gleiche wie wenn du rennst, irgendwann kannst du nicht mehr. Warst du gestern nicht völlig erschöpft als du schlafen gegangen bist?"

"Doch jetzt wo du es sagst ich war völlig fertig. Dachte aber nicht das das mit dem zaubern zusammen hängt. Auch heute früh war ich erschöpfter als es sonst der Fall ist."

"Guten Morgen" ertönte da eine mürrische Stimme. "Sie an unsere Schlafmütze hat es auch noch geschafft!" freute sich Lillesol. Hadya liess sich neben Noem nieder und nahm sich etwas Brot "Ich weiss nicht was ihr habt, schliesslich gibt s immer noch etwas zu Essen. Ich vergeude doch nicht meinen wertvollen Schlaf."

"Das sah gestern Abend aber noch anders aus" warf Taja ein. "Stimmt" nickte Lillesol sie wiederholte Hadyas Worte vom letzten Abend "Ach kommt schon, so spät ist es doch noch gar nicht. Jetzt seid nicht so langweilig und lasst uns noch etwas aufbleiben." Die Anderen lachten über Lillesols übertriebene Darstellung. "Das war etwas anderes, der Morgendliche Schlaf ist viel wichtiger!" warf Hadya grossspurig ein. Was die Anderen noch mehr zum Lachen brachte. Hadya hatte ihr Brot mit Fleisch belegt und wollte gerade einen Biss nehmen als Knopf, der sich unbemerkt an sie herangeschlichen hat auf ihre Schulter sprang ihr das Brot aus den Händen riss und damit irgendwo zwischen den Tischen verschwandt. "Knopf du dämliches Fiech! Gib mir mein Brot zurück!" rief sie erbost aus. Die anderen mussten Lachen auch Hadya fiel nach einem Moment mit ein und machte sich ein neues Brot.

Nach dem Frühstück leerte sich der Saal allmählich, nur die Neuankömmlinge blieben und unterhielten sich miteinander. An einem Tisch weiter entfernt konnte Ima Keyla ausmachen, sie schien bereits neue Freunde gefunden zu haben, zweii weitere Mädchen sassen mit ihr am Tisch und unterhielten sich mit ihr. „Ich bitte um Ruhe“, Ima erschrak, bei ihrer Musterung hatte sie gar nicht bemerkt wie der Direktor die Halle betreten hatte. Er stand am anderen Ende der Halle auf einem kleinen provisorischen Podest. Als Ruhe eingekehrt war, erhob er abermals die Stimme. „Ich heisse Euch nochmals alle herzlich willkommen. Vor euch werdet ihr eure neuen Lehrpläne sehen." Lehrpläne? Wo soll hier ein Lehrplan sein? Verdutzt schaute Ima vor sich auf den Tisch und wollte gerade Fragen ob sie Blind sei, als vor ihr ein Pergament auftauchte, auf dem anscheinend ihre Stunden eingetragen waren. Sie fuhr fasziniert mit dem Finger über das geschriebene und erschrak. In ihrem Kopf ertönte eine Stimme die ihr die Stunden und Uhrzeiten vom Dienstag vorzulesen begann. Sie schaute auf ihren Finger und sah, dass er auf der zweiten Spalte der Tabelle lag. Sie fuhr mit dem Finger auch über die Anderen Spalten. Hauptsächlich hatte sie schreiben und lesen, dann die Arten- und Pflanzenbiologie. Weiter hatte sie noch praktische und theoretische Magie, Geschichte und Kampftraining, welches sie als Freifach gewählt hatte, als die Unterlagen bei ihr Zuhause ankamen. Der Direktor meldete sich wieder zu Wort. "Diese Stundenpläne sind nur für das erste Quartal. Der Schwerpunkt ist hier darauf gelegt, das ihr lesen und schreiben lernt, was wohl die wenigsten von euch können. Diejenigen, die die Schrift bereits beherrschen, legen einen Test ab um zu sehen wie gut sie die Schrift beherrschen, um festzustellen ob und ab wann sie diese Stunden besuchen müssen. Dieser Test findet heute Morgen gleich nach dem Frühstück hier in der Halle statt. Ich bitte also alle die das Gefühl haben lesen und schreiben zu können daran Teil zu nehmen." Lillesol strahlte, "Juhu, das heisst ich habe einige Freistunden." Kermen und Hadya jedoch blickten nicht so begeistert drein. Imas Begeisterung hielt sich ebenfalls in Grenzen, sie konnte weder schreiben, noch lesen. Das war eine Kunst die in ihrem Dorf nur ein unnötiger Luxus war. Sie seufzte "Wer ausser mir kann den Test auch sausen lassen?" Fragte sie in die Runde "Ich, aber ich denke ich nutze den Morgen um al meine Sachen im Zimmer zu verstauen." Meinte Hadya

"Du hast recht, dass sollten wir wirklich mal tun. Und ihr könnt etwa alle schon lesen und schreiben?" Die Anderen nickten zustimmend, ausser Kermen. "Ich kann es auch nicht so richtig, hab nur ab und zu mal ein paar Buchstaben aufgeschnappt. Aber ich denke es kann nicht schaden wenn ich den Test mache."

"Gut, Hadya wollen wir dann nach oben gehen?"

"Ja, ich komme." Sie wünschten den Anderen Glück und verliessen den Speisesaal.

Ihre Sachen hatten sie ziemlich schnell versorgt. Ima hatte nur zwei weitere paar Hosen und Hemden, dazu noch ihr Kleid das sie für Besondere Anlässe besass. An Badeutensilien hatte sie nur ihren Kam, ein paar spezielle Äste um die Zähne zu putzen und Tonerde, da sie nicht wusste, ob sie das hier finden würde. Danach beschlossen Sie sich, die Unterrichtsräume zu suchen, so dass sie diese am Nachmittag mühelos finden konnte. Hadya hatte auch praktische und theoretische Magie, Geschichte, schreiben und lesen. Trotzdem hatten sie keines der Fächer zusammen, lediglich das Kampftraining hatten sie zusammen. Zudem hatte Hadya noch das Fach Kampf mit Magie, was Ima nicht hatte. Soviel Ima verstanden hatte, gab es sieben verschiedene Studiengänge an der Akademie. Da waren Magister, Magier, Heilkundiger, Schiffskapitän, Drachenreiter, Nachtwächter und Assasine. Wobei die letzten drei dieselbe Grundausbildung als Krieger hatten, die 2 Jahre dauerte. Als Nachtwächter würde Hadya später einem König als Hauptman dienen. Es dauerte eine Weile, bis die Beiden sich im Schloss zurecht gefunden hatten. Es war sehr gross und hatte bestimmt an die 30 Räume wenn nicht mehr.  Viele Türen waren verschlossen, oder es befand sich nur irgendwelches Gerümpel in ihnen. Die ganzen Unterrichtsräume befanden sich im Westflügel. Im Ostflügel gab es einige Gemeinschaftsräume und Trainingshallen. Pflanzenbiologie fand im Gewächshaus statt und das Kampftraining bei guter Witterung draussen auf dem Trainingsfeld.

Als sie beim Mittagessen wieder beisammen sassen, prahlte Lillesol damit wie leicht ihr der Test gefallen war. "So leicht wie der Test war habe ich jetzt wohl ein gemütliches Quartal vor mir."

"Jaja schon gut, was musstet ihr überhaupt machen?" fragte ima ein wenig frustriert. Sie hatte eigentlich keine grosse Lust dazu schreiben zu lernen. " Wir mussten einen Aufsatz von 10 Seiten verfassen über irgendwas. Ich habe über die Geschichte meines Dorfes geschrieben." plapperte sie los. " Es ist zwar ein Menschendorf und nicht allzu interessant, aber die Bewohner kamen ursprünglich über die Berge dahin. Eigentlich ist unser Dorf noch gar nicht so alt. Sie flohen damals vor einem Krieg. Aber um was für einen es sich handelte weiss ich nicht. Die meisten im Dorf dachten das es wahrscheinlich zwei rivalisierende Königreiche waren. Naja jedenfalls haben es damals nur sehr wenige über die Berge geschafft, da es gerade Winter war. Viele starben auf dem Weg. " Als sie eine Pause machte um Luft zu holen nutzte Ima diese "Wie kommt es überhaupt das du und deine Mutter in ein Menschendorf gezogen seid?"

"Hmm, ehrlich gesagt weiss ich das nicht, wir haben schon seit ich denken kann dort gewohnt. Ich habe mir nie viel dabei gedacht. Aber jetzt wo du das fragst... " Sie verstummte in Gedanken versunken.“Wo wohnen Feen überhaupt?" wollte da Hadya wissen. Lillesol machte ein ratloses Gesicht. "Naja," meinte sie leicht errötend, "Ich weiss eigentlich nicht viel über mein Volk... Nur das es zwei Clans gibt, aber wo die Leben und wie, davon weiss ich nicht viel."

"Über Feen ist allgemein nicht viel bekannt, ich glaub sogar abgesehen von dieser Lehrerin bist du hier die Einzige." meinte Kyle nachdenklich. "Ima und ich, wir haben bei Miss Chandra theoretische Magie, vielleicht erzählt sie uns ja etwas über ihr Volk." Warf Taja ein. "Stimmt und wir haben auch Artenbiologie, dort erzählt man uns sicher auch etwas über die Feen." stimmte ihr Ima zu. "Wie ist der Test eigentlich bei dir verlaufen Kermen?" wechselte Ima wieder zum ursprünglichen Thema, denn Kermen sass die ganze Zeit still am Tisch und sah ziemlich schlecht Gelaunt aus. "Frag nicht." kam die knappe Antwort. Ima hob abwehrend die Hände "War ja bloss neugierig du bist so still!" Kermens Kehle entfuhr nur ein Knurren und er widmete sich wieder seinem Essen. "Scheint ja nicht gut gelaufen zu sein." raunte sie Lillesol zu. Diese kicherte leise "Nun ja, 5 Federstiele mussten dran glauben, alle sind sie zerbrochen. Als die Zeit um war hatte er gerade mal eine Seite fertig." Ima warf einen Mitleidigen Blick zu ihm hinüber. Er hat wohl kein Talent zum Schreiber, aber dafür schöne Muskeln. Ein verträumtes Lächeln schlich sich auf ihr Gesicht. Sofort wurde sie wieder ernst als sie es bemerkte und räuspert sich. "Wie lief es denn bei euch?" Fragte sie noch an Noem, Taja und Kermen Gewand obwohl sie wusste, dass es bei letzterem wahrscheinlich ähnlich lief wie bei Lillesol verlaufen war. Was sich auch sogleich bestätigte " Bei mir lief es ausgesprochen gut. Ich konnte sogar vor der Zeit abgeben." Auch Taja und Noem meinten das es nicht so schlecht gelaufen war, obwohl Noem auch nicht ganz fertig geworden war, ihm fehlten noch zwei Seiten. Da ertönte von irgendwoher ein Gong. Und die Schüler um sie herum begannen sich von ihren Stühlen zu erheben und Richtung  des Westflügels davon zu Eilen. "Anscheinend beginnt nun der Unterricht." Ima hackt sich bei Taja unter "gehen wir“, zu den Anderen gewandt fügte sie noch hinzu "Wir sehen uns dann heute Abend nach der Schule" sie winkte und zog Taja mit sich. In ihrem Bauch breitete ein kribbeln aus, sie war aufgeregt und fragte sich wie ihr erster Schultag wohl verlief. "Weisst du wo wir hin müssen?"

"Ja Hadya und ich haben ein wenig das Schloss erkundet während ihr den Test geschrieben habt." Sie hatten zuerst Artenbiologie. Die meisten Schüler sassen bereits auf ihren Plätzen als sie eintraten und schwatzten aufgeregt durcheinander. Die meisten schauten neugierig auf als sie eintraten, wendeten sich aber sogleich wieder denn Gesprächen zu. Ima und Taja setzten sich an zwei leere Tische. Kurz darauf betrat der Lehrer die Klasse. Es war ein Zentaur, sein Unterkörper war der eines Schimmels, sein Haupthaar war genauso weiss wie sein Fell. Der Unterricht bei ihm war spannend und interessant. Er erklärte ihnen, dass sie als erstes den Menschen durchnahmen. Er hatte ein Skelet mitgebracht und erklärte ihnen den Körperaufbau.

Die erste Woche ging schnell vorüber. Die meisten Fächer waren gefüllt mit lesen und schreiben. Sie lernten dabei die zwei Hauptsprachen die es gab. Linat, die ursprünglich von den Elfen stammte und Aral die Sprache der Menschen und die am weitesten verbreitete.  Die Lehrerin war selbst eine Elfe, die wie der Direktor wohl auf Luft geprägt war. Sie war sehr streng und gab immer sehr viele Hausaufgaben auf. Theoretische Magie hatten sie bei Miss Chandra, sie war vor allem eins, langweilig, es erforderte Ima alle Konzentration ab bei ihrem Unterricht nicht ein zu schlafen, sie leierte meist nur das herunter was auch in dem Buch stand, das die Schüler erhalten hatten. Das war bei der praktischen Magie anders, dort unterrichtete Magister Sula, auch er war sehr streng doch war sein Unterricht um einiges unterhaltsamer, da sie ihr wissen auch umsetzen konnten. Sie lernten Sachen umzuformen oder zu erschaffen. das Ganze war jedoch nicht so einfach, man musste sich an die Gesetze der Natur halten, man konnte nicht einfach Feuer in Wasser umwandeln. Man musste in der Magie immer mit dem Arbeiten was gegeben war. Der Lehrer der Geschichte unterrichtete, war ein komischer Kauz, er war sehr alt, doch er konnte erzählen wie kein Anderer, daher waren seine Lektionen bei allen Schülern sehr beliebt. Er hielt sich auch nicht immer ganz an das was die Bücher vorgaben und erzählte meist seine eigene Version der Geschichte. Das Fach Pflanzenbiologie entwickelte sich bald zu Imas Lieblingsfach abgesehen vom Kampftraining. Pflanzenbiologie fand im Gewächshaus und auch draussen am See und am Berg fuss statt. Sie lernten die verschiedenen Arten von Pflanzen kennen und für was sie zu verwenden sind. Sie lernten auch Tees, Cremes und verschiedene Mixturen herzustellen. Die Lehrerin war ein Waldkobold. Sie riss gerne Witze und freute sich wenn die Schüler sich für den Unterricht begeisterten. Sobald aber jemand eine abfällige Bemerkung machte oder zu viel Unsinn anstellte, wurde aus der umgänglichen Waldkoboldin schnell ein Kobold vor dem man am liebsten davon rennen würde. Anders als der Kobold vom Schiff, hatte sie dunkelgrüne Harre, die an die Nadeln einer Tanne erinnerten. Auch ihre Augen waren von demselben grün. Sie war etwas grösser als der Koch doch auch sie reichte Ima nicht viel Höher als bis zur Hüfte. Trotz ihres hitzigen Temperamentes mochte Ima Miss Rägnag und gab sich dementsprechend viel Mühe in ihrem Unterricht. Zuletzt war da noch das Kampftraining, welches sie zusammen mit Hadya hatte, die Jungs waren einer Anderen Klasse zugewiesen worden. Ihre Klasse bestand aus zehn Leuten. Sie hatten hier einen Dämon zum Lehrer, er war ziemlich furchteinflössend, seine menschliche Gestalt die er angenommen hatte, war riesig und Muskelbepackt. Er war das Paradebeispiel für einen Krieger. Und er duldete keine Schwäche und kein Ungehorsam, Schüler die zu schwach waren mussten zur Strafe Liegestütze machen oder um das Schloss rennen. Ima hatte Glück was das anging, durch ihre vielen Ausflüge in die Berge, hatte sie eine gute Kondition. Trotzdem war das Training hart, in einer Woche hatte sie vier Lektionen Kampftraining, verteilt auf Mittwoch, Donnerstag und Samstag.

Schon in der ersten Woche wurden sie mit Hausaufgaben überhäuft und Ima war erleichtert, denn es hatte sich herausgestellt, dass es auch andere Schüler gab die aus abgelegenen Gegenden kamen wie sie und auch keine grosse Ahnung von Magie und den Verschiedenen Lebewesen hatten. Samstag früh erwachte Ima voller Tatendrang, heute hatten sie nur am Morgen Schule, und davon waren die ersten zwei Stunden Kampftraining. Danach hatten sie noch Theoretische Magie, was bestimmt erholsam war nach dem Training. Wie meistens war Ima als erste der vier Mädchen wach. Daher sprang sie auf Lillesols Bett und hüpfte darauf herum, als Lillesol verschlafen die Augen öffnete sprang sie rüber auf das nächste Bett und widerholte das Ganze. Dabei rief sie " Aufstehen, aufstehen es ist Samstag!" Sie erntete nur böse Blicke und ein: "verschwinde und sei Still!" von Hadya. Lillesol hatte sich inzwischen etwas aufgerafft und schlurfte noch ein wenig verschlafen ins Badezimmer. Ima beschloss heute ihr morgendliches Bad sein zu lassen, da sie gleich Training hatte. Jedoch war sie viel zu früh für das Frühstück, also entschied sie eine kurze Runde um das Schloss zu rennen. Als sie nach draussen in die frische Luft trat, atmete sie erst einmal tief ein, Ima fand das die Luft am Morgen anders roch, frischer und reiner. Dann lief sie los. Es war eine rechte Strecke, denn sie musste um den ganzen Irrgarten herum laufen, nah am Dschungel entlang. Sobald sie den ersten Teil des Labyrinths umrundet hatte, kamen die Berge in Sicht. Sogleich spürte sie einen Stich im Herzen, die Berge waren so nah, und doch durfte sie sie nicht betreten. Ima genoss den Anblick der Berge und rannte weiter, bald hatte sie die Hälfte geschafft drehte den Bergen wieder den Rücken zu. Verschwitzt kam sie dann wieder vor dem Tor zum Schlosshof zu stehen. Sie wusch sich kurz im kalten Wasser des Flusses den grössten Schweiss ab und ging zum Esssaal. Die Anderen hatten sich inzwischen auch schon eingefunden und Ima setzte sich dazu. "Wo warst du?" wollte Lillesol sogleich wissen. "Ich bin eine Runde um das Schloss gerannt."

"Freiwillig?" Fragte Hadya geschockt. " Ja, ich war früh wach und ich dachte es bringt nichts wenn ich bade und danach gleich als erstes Kampftraining habe."

"Dann hättest du ja einfach mal ausschlafen können und uns unseren Schlaf lassen!" Warf Hadya ihr empört an Kopf. Ima grinste "Damit ich auf deine gute Laune am Morgen verzichten muss? Nein das lass ich nicht zu." Die Anderen lachten " Ich bin nur froh, dass du nicht bei uns im Zimmer schläfst, nachdem was ich hier so höre." sagte Noem in das Lachen hinein. "Was?" Ima stemmte empört die Hände in die Hüften, "du bist doch nur neidisch das ihr keinen so zuverlässigen Wecker habt! So oft wie du das Frühstück schon verschlafen hast."

" Das war ein Mal!"

"Beruhigt euch wieder ihr zwei." warf Kyle ein. "Lasst uns erst mal unser Frühstück geniessen." Inzwischen war das Essen erschienen. Ima schnappte sich einige Brötchen und verstummte für s erste.

Nach dem Essen machten Hadya und Ima sich auf den Weg ins Training. Ima freute sich schon darauf, sie hatte zwar immer noch Muskelkater von den ersten beiden Malen, doch tat ihr die Bewegung auch gut. Hadya stimmte mit ihr da nicht so ganz überein. "Mir tut alles weh. Dieses beschissene Training und heute geht es auch noch ganze zwei Stunden. Ich wünschte wir hätten den gleichen Lehrer wie Kermen und Noem." Kermen und Noem hatten einen Elf zum Trainer, er war ein sehr geduldiger Lehrer und passte sich seinen Schülern an. Ausserdem gab er nie irgendwelche Strafen auf. Ima lachte auf " Ich verstehe nicht wie du darauf gekommen bist Nachtwärterin zu werden, wenn du gar keine Lust hast zu trainieren." Hadya seufzte "Weisst du, das frage ich mich auch. Aber zuhause hörte sich das ganze so nach Abenteuer an. Die grossen Nachtwächter die die Heere der Könige befehlen." Sie warf die Hände in die Luft. " Und jetzt bin ich hier und racker mich ab, so dass ich mich fühle wie eine alte Oma."

"Ach komm so schlimm ist es doch auch wieder nicht, schliesslich gibt es einige hübsche Jungen in unserer Klasse, oder ist dir das noch nicht aufgefallen." Sie erreichten so langsam den Trainingsplatz. Die meisten Mitschüler hatten sich schon eingefunden. " Das stimmt", gab Hadya ihr recht. " Vor allem der Blonde da vorne, wie hiess er noch gleich... Ah ja Tom!" Sie grinste wieder " Ich muss ihm gleich mal hallo sagen!" und schon rannte Hadya davon, hinüber zu Tom. Ima seufzte, sie schlenderte hinüber und begrüsste ihre Mitschüler. Anders als Hadya fing sie nicht an zu flirten, sondern begann schon einmal ihre Muskeln aufzuwärmen. In der ersten Stunde hatte ihr Trainer ihnen ein paar Aufwärm Übungen gezeigt und ihnen gesagt es wäre gut für sie wenn sie diese zu Beginn machen würden. Jedoch wollte er die Trainingszeit nicht damit verschwenden. Daher war es jedem Schüler selbst überlassen. Ausser Ima machten nur drei weitere die Übungen. Der Rest stand herum und unterhielt sich, Hadya eingeschlossen. "Aufstellung!" ertönte da die tiefe Stimme des Lehrers. Die Schüler stellten sich schnell in einer Reihe nebeneinander auf. "Ich hoffe ihr habt euch alle aufgewärmt." Das war wohl eine rein rhetorische Frage, denn er wusste genau, dass das die wenigsten seiner Schüler getan hatten. "Gut, dann können wir ja anfangen. Tom zu mir!" Tom das Prachtexemplar eines jungen Mannes ging nach vorne. "Heute werdet ihr lernen, wie man jemanden entwaffnet, wenn man selbst unbewaffnet ist." Er gab Tom ein Messer "greif mich an." Tom tat wie ihm geheissen, und ehe er erfasste wie ihm geschah, lag er auf dem Boden und Meister Forus mit dem Knie auf ihm und hatte seinen Arm nach hinten verdreht. Ein Getuschel entstand unter den Schülern, das alles war ihnen eine Spur zu schnell gegangen. " Hast du gesehen wie er das gemacht hat?" Fragte ein Schüler, neben Ima, der so viel sie wusste Gian hiess. " Ich glaube er ist neben ihn getreten und hat den Arm am Handgeleng gepackt und den Arm dann auf seinen Rücken gebogen."

Gian schaute sie mit grossen Augen an, " Das hast du gesehen?"

"Naja ich hab ziemlich genau hingeschaut, es war schon recht schnell aber wenn man aufpasst kann man es sehen." meinte Ima ein wenig verlegen. "Ruhe, da du ja so genau zu wissen scheinst wie es geht kannst du es uns ja mal demonstrieren." Meister Forus funkelte sie an. Ima zog instinktiv ein wenig den Kopf ein. Doch sie schritt tapfer nach vorne, wo Tom sie mit einem überlegenen Lächeln begrüsste. Ima wusste nicht was Hadya an dem gefiel, sie fand ihn vor allem eins, arrogant. Er fühlte sich allen überlegen wegen seinem guten Aussehens und seinen ausgeprägten Muskeln. Ima nahm vor ihm Aufstellung. Tom griff sie ohne Vorwarnung an, doch Ima hatte das erwartet und war gewappnet, wie ihr Meister zuvor, machte sie einen Ausfall Schritt zur Seite, so das die Hand mit dem Messer an ihrer Hüfte vorbei schoss und packte diese mit der linken Hand am Handgelenk und mit der rechten am Ellenbogen und drehte die Hand auf Toms Rücken. Dann zog sie die Hand nach oben, so dass er einsackte und stiess den Fuss in die Kniekehle um seinem Fall noch nachzuhelfen. Als er lag platzierte sie ihr Knie auf seiner Wirbelsäule und hielt den Arm fest im Griff. Was ist nun mit deiner Überlegenheit? Dachte sie bei sich und lächelt triumphierend. Tom stiess ein knurren aus. "Du kannst ihn loslassen." Ima stand auf und schaute zu Meister Forus. Für einen kurzen Augenblick glaubte sie so etwas wie Anerkennung in seinen Augen zu sehen. Tat es aber sogleich wieder ab. Er verschwendete nie Zeit mit Komplimenten oder aufmunternden Worten. Er sprach viel lieber Strafen aus um seine Schüler zu schikanieren. " Habt ihr nun alle gesehen wie es funktioniert?" Dann bildet bitte zweier Teams und übt das gemeinsam. Ima tat sich mit Gian zusammen, er war einer der wenigen, die wie sie das Training ernst nahmen und Spass daran hatte. Hadya hatte sich irgendeinen hübschen Jungen zum Partner genommen. Was Ima auch nicht weiter störte. Sie erklärte Gian noch einmal im Detail die Schritte und sie übten diese zusammen ein. Sie lernten noch einige andere Griffe, und dann mussten sie noch diverse Kicks üben, die sie an Holzpfählen erprobten. Ima hätte nie gedacht, dass es so viele verschiedene Kicks gab. Der einfachste war noch der, bei dem man einfach nach vorne zielte und den Fuss parallel zum Boden hielt. Doch sie mussten auch weitere lernen, zum einen, ein Kick bei dem man sich einmal um die eigene Achse drehte und einen bei dem man praktisch blind nach hinten zielte. Ima hatte dabei einige Mühe das Gleichgewicht zu halten, gab sich jedoch alle Mühe. Meister Forus hatte ihre Haltungen mehrmals korrigiert und gab ihr hin und wieder ein paar Tips. Ima merkte, dass Forus sich öfters für sie Zeit nahm als für die Anderen, anscheinend gefiel ihm, das sie sich so anstrengte. Auch Tom bemerkte das, er warf ihr einige böse Blicke zu.

Forus klatschte in die Hände, "Ihr könnt für heute aufhören, der Unterricht ist beendet." rief er und von allen Seiten ertönte ein erleichtertes seufzen. Auch Ima war erleichtert. Ihre Füsse taten ihr bereits weh, von den ganzen Tritten gegen den Pfahl. Sie verabschiedete sich von Gian und ging hinüber zu Hadya, die sich gerade mit Tom unterhielt. " Wollen wir heute Nachmittag nicht zusammen schwimmen gehen?" Tom blieb ihr eine Antwort schuldig, er sah wie Ima angelaufen kam und meinte gehässig "Na sieh an wer da kommt, und wie fühlt man sich so als neuer Liebling von Meister Forus."

"Sehr gut", meinte Ima "Er hat wohl gemerkt, dass du ausser Muskeln nichts zu bieten hast." Toms Gesicht verzerrte sich "Du verdammtes Weibsbild, nur weil du mich einmal zu Boden bekommen hast heisst das noch gar nichts. Wir können das gleich hier regeln, du gegen mich, nur wir zwei. Na wie wäre das?" Hadya warf sich dazwischen " Hört auf ihr zwei, ihr bekommt nur Ärger." Sie packte Ima am Arm und zerrte sie mit sich "Komm schon, der Vollidiot ist es nicht Wert." Diese Worte lenkten Ima ab, erstaunt fragte sie "Ich dachte du magst ihn so sehr?"

" Nein, er sieht gut aus das ist alles. Ich wollte nur ein wenig Spass." sie grinste breit "Aber meine Freunde sind mir wichtiger als so ein daher gelaufener Muskelprotz." fügte sie bestimmt hinzu. Ima wurde sogleich warm ums Herz und sie umarmte Hadya stürmisch und drückte sie ganz fest an sich. "Kannst du mich bitte wieder loslassen? Ich bekomm keine Luft!" keuchte Hadya. "Oh, entschuldige." Ima liess sie los, aber grinste über beide Ohren. Lass uns kurz ins Zimmer gehen und den Schweiss abwaschen bevor der Unterricht beginnt. Hadya nickte und sie machten sich auf den Weg.

Um zehn hatte Ima dann theoretische Magie bei Miss Chandra. Ima betrat die Klasse und setzte sich neben Taja, die bereits an ihrem Platz sass. "Hallo Taja, was hast du eigentlich die ersten zwei Stunden gehabt?" fragte Ima neugierig, als sie sich setzte. "Ich hatte malen. Ich habe das als Frei fach gewählt. "

"Malen? " fragte Ima ungläubig, "was bringt es wenn du das lernst?"

" Naja es ist nicht etwas das ich können muss, aber es macht mir Spass. Weisst du, wenn ich schöne Landschaften sehe oder einen schönen Sonnenuntergang sehe, dann möchte ich solche Momente für immer festhalten." Das konnte Ima verstehen, schliesslich hatte sie Zuhause auch versucht die Berge an ihre Zimmerdecke zu malen. " In dem Fall musst du unbedingt einige deiner Werke in unserem Zimmer aufhängen." Bevor Taja etwas erwidern konnte betrat Miss Chandra den Raum. "Guten Morgen." grüsste sie und marschierte zum vorderen Teil des Raumes. "Letztes Mal, haben wir durchgenommen, wo der Sitz der Magie in jedem von euch ist, ihr solltet dazu einen Aufsatz schreiben, wie euer Sitz der Magie aussieht oder wie ihr glaubt das er aussieht, wenn ihr ihn noch nicht kennt und warum ihr glaubt das er ausgerechnet so aussieht. Ich möchte das ihr die Pergamente, beim Verlassen der Klasse, auf meinen Pult legt." sie machte eine kurze Pause und Ordnete ihre Sachen. " Nun denn, ihr wisst jetzt, dass die Magie in euch existiert und dort einen für euch wichtigen Ort erschafft, an dem ihr auf sie zurück greifen könnt. Natürlich ist dieser Ort nicht real. Er entsteht durch euch und eure Erinnerungen. Heute wollen wir jedoch die Frage erörtern, warum dieser Sitz überhaupt existiert." Miss Chandra begann nun zu erzählen. Imas Gedanken schweiften bald ab. Taja hatte Ima bereits das meiste zu dem Thema erklärt, als Ima ihr gegenüber erwähnte, dass sie nichts von dem was Miss Chandra erzählte verstanden hatte. Die Antwort auf die Frage war einfach, dieser Sitz war dazu da die Verbindung zur Magie zu erstellen, nur wer in der Lage war diesen Ort zu erschaffen konnte die Magie nutzen. Ima war erstaunt als sie das gehört hatte, sie hatte gedacht, dass es davon abhing ob ein Lebewesen Magie in sich hatte oder nicht. Aber das stimmte nicht. Jedes Lebewesen existierte durch das Zusammenspiel der drei Komponenten, Körper, Seele und Magie. Zerstörte man einen der Komponenten, zerstörte man auch die Anderen beiden. Es gab Rassen, wie zum Beispiel die Elfen bei denen fast jedes Exemplar diesen Sitz erschaffen konnte und Rassen wie die Menschen, bei denen es nur eine Minderheit konnte. Trotzdem hatte natürlich nicht jedes Lebewesen gleich viel Magie in sich. Damals als Kind hatte sie diesen Ort wohl aus Instinkt erschaffen und so die Magie gelenkt. Ima lehnte sich zurück, und streckte ihre Glieder.

Als um zwölf der Gong ertönte schreckte Ima auf, sie war wohl etwas eingenickt. Sie schaute sich um und sah um sich herum noch weitere Gesichter die ziemlich verschlafen wirkten. Sie unterdrückt ein Gähnen und streckte sich unauffällig. "Komm du Schlafmütze." meinte Taja belustigt " Es gibt Essen!" Das rüttelte Ima natürlich sofort wach sie stand auf und folgte Taja. Im Speisesaal angekommen erwarteten sie schon Hadya, Kermen und Noem der einen Berg Fleisch trug, auf dem Knopf sass und an einem dieser Stücke genüsslich knapperte. Er grinste Taja und Ima an. "Lasst uns grillieren gehen!"

"Oh ja!" stimmte Ima sofort zu und nahm ihm einen Teil seiner Last ab während Knopf eilig mit seinem ergatterten Stück davon sprang. " Das ist eine Super Idee! Aber wo sind eigentlich Lillesol und Kyle?"

"Hier." ertönte eine Stimme hinter Ima. Sie drehte sich um und erkannte die Beiden "Dann können wir ja gehen." meinte Ima und grinste die beiden Neuankömmlinge an. Zusammen machten sie sich auf den Weg zum See. Dort angekommen kümmerten sich die Jungs um das Essen und die Mädchen sassen zusammen und besprachen ihre Woche.

"Essen ist fertig." Sagte Kermen während er vier Teller balancierte und sie den Mädchen übergab. Auf jedem lag ein grosses saftiges Stück Fleisch. "Und was ist mit Gemüse?" fragte Taja nach. "Tut mir Leid aber heute gibt es Männernahrung." kam es von Noem der mit zwei weiteren Tellern ankam und einen an Kermen weiter reichte. Taja runzelte die Stirn und seufzte. Hadya beruhigte sie. "Nächstes Mal kochen wir wieder." Ima und Lillesol störte das ganze jedoch nicht gross. Sie hatten das Fleisch schon fast verzehrt und fragten nach einem weiteren Stück Kermen lachte und gewährte ihnen den Wunsch. Auch Knopf kaute eifrig an einem neuen Stück das Noem ihm hingehalten hatte. Nach dem Essen sassen sie alle gesättigt und träge beieinander. Ima hatte Mühe die Augen offen zu halten und lehnte sich an Lillesol. "Habt ihr eigentlich etwas herausgefunden was das Buch angeht?" fragte Noem Lillesol und Kyle. "Welches Buch?" fragte Kyle träge. " Na das, das Lillesol und Ima gefunden haben."

"Nein, aber wir haben uns auch nicht mehr gross damit auseinander gesetzt." meinte Kyle "Wir haben es uns einmal angeschaut. Aber ich habe keine Ahnung wie wir das Ganze entziffern sollen. Wir bräuchten irgendeinen Anhaltspunkt. Und von dem Freund meiner Mutter ist noch keine Antwort gekommen." ergänzte Lillesol. "Vielleicht würde es nützen wenn wir denn Raum noch einmal durchsuchen." Ima Gähnte. " Lillesol schaute auf sie herab. "Das ist vielleicht gar keine so schlechte Idee. Ja wir sollten nochmal hingehen vielleicht haben wir irgendwas übersehen das uns hilft." Die Anderen stimmten zu, da keiner von ihnen ihn bisher gesehen hatte waren sie sowieso neugierig. Entschlossen räumten sie ihre Sachen zusammen und machte sich auf den Weg. "Wie wollt ihr dorthin gelangen? Wieder über den Irrgarten?" fragte Noem. "Nein ich denke wir sollten es durch die Verliesse probieren. Ich habe nämlich keine Ahnung wo im Labyrinth sich diese Falltür befindet."

"Stimmt" warf Ima ein, "Wenn die Hecken uns nicht den Weg zeigen haben wir keine Change sie zu finden."

"Vielleicht zeigen sie uns ja noch einmal den Weg?" warf Taja ein. "Ich glaube nicht. Wir haben ja das Schwert und das Buch bereits." entgegnete Lillesol "Also auf in die Verliesse." Noem und Knopf liefen voraus durch den Gang in dem sie sich befanden und hielt an der nächsten Abzweigung an. Er drehte sich wieder zu ihnen um, während Knopf der schon den einen Gang entlang gerannt war schlitternd zum stehen kam. "Äh wo sind die Verliesse?" Ima kicherte " Links." Sie und Lillesol gingen nun voraus. Knopf sprang die ganze Zeit aufgeregt um sie herum oder lief eilig voraus. Bald schon erreichten sie den Fluss. Knopf sprang erschrocken auf Noems Schulter als sie ihn erreichten "Wow das ist mal ein Keller." kommentierte Noem. Sie überquerten die Brücke und stiegen dann hinunter zu den Verliessen. Am Ende des Ganges hielten sie an. "Hier ist die geheime Tür." erklärte Lillesol "Ich brauche Licht." Die Anderen erschufen Lichtkugeln und hielten sie über Lillesol. "Ich kann hier überhaupt nichts erkennen, man sieht nicht einmal wo genau die Türe sich befindet." Sie drückte auf ein paar Steine und inspizierte auch die Nebenwände. Kyle trat hinzu und half ihr, doch auch er konnte nichts finden. Kurze Zeit später waren alle sieben damit beschäftigt die Wände abzutasten und auf Steine zu drücken oder daran herum zu rütteln. Knopf sprang die ganze Zeit um ihre Füsse herum und versuchte sie so gut es ging von ihrer Arbeit abzuhalten. Sie suchten die Wand auch nach versteckten Zeichen ab, doch Nichts. Enttäuscht liess sich Lillesol zu Boden sinken. "Das bringt so nichts. Vielleicht kann man die Türe nur von Innen öffnen. Wir müssen es doch durchs Labyrinth versuchen." Die Anderen stöhnten auf. "Na dann lasst uns gehen." meinte Hadya. " Diese Verliesse sind mir sowieso unheimlich." Sie gingen zurück zum Fluss, Ima schaute sich ein wenig um, auf dieser Seite des Flusses führte ein kaum erkennbarer Gang dem Fluss entlang. Man konnte ihn kaum als Weg erkennen. Doch da nun fast alle eine Lichtkugel hatten, war es ziemlich hell. "Seht mal, was meint ihr wo dieser Weg hinführt?"

"Keine Ahnung, aber wir wollen den Geheimen Raum finden und nicht irgendwelche Gänge erkunden." warf Kyle ein. "Hm na gut." gab Ima enttäuscht auf.

Als sie vor dem Irrgarten standen fragte Kyle, "und was habt ihr das letzte Mal getan als ihr die Türe gefunden habt?" Während er das sagte war Knopf schon im Labyrinth verschwunden.

"Hm eigentlich nicht viel wir sind herein gerannt und die Hecken haben sich dann einfach ab und zu verschoben." antwortete Lillesol "Gut dann versuchen wir es auch so. Oder habt ihr eine bessere Idee?" Die Frage war an Ima und Lillesol gerichtet, doch die schüttelten Beide den Kopf. Also liefen sie in das Labyrinth. Zwar verschoben sich einige Hecken, doch es bildete sich nirgends ein Kreis, noch fanden sie eine Falltür. Knopf tauchte ab und zu wieder zwischen den Hecken auf, sprang ein wenig um sie herum oder nervte sie indem er von Kopf zu Kopf sprang und verschwand wieder. Anscheinend fand er es wahnsinnig lustig wie die sieben darin herum irrten ohne weiter zu kommen. Noem erklärte Ima und Lillesol, dass sie damals dem Labyrinth entkommen waren, indem sie zu den Hecken sagten 'Lasst uns Heraus.' Also versuchten sie es auch indem sie die Hecken baten sie zu der Falltür zu führen. Doch nichts geschah. Als es dämmerte gaben sie schliesslich auf. "Lasst uns etwas essen gehen, ich habe Hunger." meinte Lillesol resigniert. Die Anderen stimmten zu.

während dem Essen war es ausgesprochen ruhig. Alle hingen ihren eigenen Gedanken nach.

Den nächsten Tag verbrachten sie am See. Sie gingen schwimmen und Kermen, Noem Ima und Hadya übten sich etwas im Schwertkampf. Wobei es ziemlich viel Überredungskunst von den dreien gebraucht hat um Hadya zum mitmachen zu bewegen.

Der geheime Weg

 

Die nächsten Tage und Wochen vergingen ohne dass die Freunde in Sachen Tarakona weiterkamen. Sie dachten auch nicht weiter daran, sondern konzentrierten sich auf die Schule. Das erste Quartal zog vorbei und sie erhielten die neuen Stundenpläne Ima hatte nun nur noch 2 Stunden in der Woche lesen und schreiben. Dafür hatte sie mehr Arten und Pflanzenbiologie. In diesen Fächern gab es auch viel zu lernen. Es gab tausende von verschiedenen Pflanzen und fast alle waren für etwas gut. Jedoch musste man auch wissen wie man sie richtig anwendete und für was sie gut waren. Auch Artenbioglogie war ziemlich komplex, im ersten Quartal hatten sie den Menschen durchgenommen und angefangen die Elfen durchzunehmen. Sie lernten nicht nur wie die besagten Arten lebten, sondern auch wie ihr Körper aufgebaut waren, welche Teile welche Funktionen hatten. Auch in der Magie machte sie Fortschritte, wenn auch nicht allzu grosse, so wie es bei Noem der Fall war. Dafür steigerte sie sich in ihr Kampftraining. Sie übte fast jeden Abend zusammen mit Noem, Kermen oder Gian. Als sie an einem Samstagmorgen im Training wieder die Griffe und Drehungen übte die Meister Forus gezeigt hatte, kam Tom mit seinen drei Freunden angelaufen. "Schaut sie euch an, meint sie könne Kämpfen." sagte er an seine Freunde gewandt. Die sofort lachten. Er ging näher an Ima heran und sagte leise zischend zu ihr "Du solltest wieder dahin gehen wo du herkommst. Frauen haben im Kampf nichts zu suchen. Überlasst das lieber den Männern."

"Ach ja? wie kommt es dann das ich dich auf den Boden bekommen habe?" Toms Gesicht verzehrte sich vor Wut. "Das war nur eine Demonstration. das hat gar nichts zu bedeuten. Wenn du dir ja so stark vorkommst, dann komm heute um Mitternacht alleine auf den Trainingsplatz und wir klären das." Ein überhebliches Lächeln zierte sein Gesicht. "Nein." Sein Lächeln verschwandt und er schaute sie überrascht an, dann lachte er. "Du bist ja noch feiger als ich dachte." Er wandte sich bereits um. "Warte, wir klären das gleich hier und jetzt." Tom stockte in seiner Bewegung und drehte sich wieder zu ihr herum. "Jetzt? Wir haben Unterricht..."

"Kampfunterricht" bestätigte Ima. " Meister Horus" rief sie über die Schulter und beobachtete Tom. Damit hatte er nicht gerechnet und es war ihm sichtlich unwohl. Meister Horus kam zu ihr herüber. "Was gibt es?"

"Tom und ich würden uns gerne messen, könnten wir gegeneinander kämpfen?" Meister Horus schaute sie und Tom der Reihe nach an. "Gut." er wandte sich an die restlichen Schüler. " Ihr könnt eine Pause machen. Ima und Tom werden gegeneinander antreten." Wieder an sie gewandt meinte er, "ihr kennt die Regeln, keine Waffen, der Kampf ist aus wenn einer aufgibt oder Kampfunfähig wird. Nehmt Aufstellung." Ima und Tom stellten sich in die Mitte des Platzes und nahmen ihre Kampfhaltung ein. Meister Horus stand etwas abseits und pfiff den Kampf an. Die Zeit schien in diesem Moment still zu stehen. Das Adrenalin schoss durch Imas Körper, sie spürte wie der Wind mit ihren Haaren spielte und ihr Gesicht sanft umstrich. Sie holte tief Luft und griff frontal an. Sie zog die Faust an wie zum Schlag. Tom hob die Arme um den Schlag abzublocken. Doch im letzten Moment drehte Ima sich nach links auf, bis sie  hinter ihm stand und schlug ihm mit dem Schwung der Drehung den linken Ellenbogen in den Rücken. Tom stolperte nach vorne, fing sich aber sofort wieder. Da kam auch schon Ima s rechtes Bein und zielte auf seine rechte Seite. Doch er sah den Schlag kommen und fing ihren Fuss auf und verdrehte ihn. Ima verlor das Gleichgewicht und landete mit dem Gesicht im Dreck. Tom wollte die Gelegenheit nutzen um beide Beine zu greifen und sich auf sie draufzusetzen. Doch Ima war schneller. Sie drückte ihr ganzes Gewicht in das Bein das er hielt, stiess sich gleichzeitig mit Beiden Armen ab und versetzte ihm mit dem freien Fuss einen Tritt in den Ellenbogen, so dass er sie loslassen musste. Ima drehte sich schnell von ihm weg und sprang auf die Beine. Da war Tom schon vor ihr und versetzte ihr ein Kinnhaken. Ima wurde für einen Moment schwarz vor Augen und sie taumelte, fing sich aber gleich wieder. da kam schon der nächste Hieb angeflogen, diesmal zielte Tom auf ihren Bauch. Ima schaffte es im letzten Moment zu Seite auszuweichen und setzte von sich aus zum Schlag an. Sie traf seinen ungeschützten Bauch und sprang zurück. Doch der Hieb richtete bei den ganzen Muskeln keinen grossen Schaden an. Sie versuchte wieder zu Atem zu kommen doch Tom lies ihr keine Pause. Sie kämpften verbissen weiter. Doch langsam merkte Ima wie ihre Kraft sie verliess. Sie beobachtete Tom, er schien jedoch kein bisschen erschöpft zu sein. Ich muss den Kampf schnell beenden. Sie griff wieder an, doch Tom sah sie kommen und blockte ihren Angriff ab und verpasste ihr seinerseits einen Schlag mitten ins Gesicht. Ima spürte wie ihre Nase brach. Der Schmerz lies sie aufstöhnen und sie taumelte rückwärts. Tom setzte sofort nach und versetzte ihr eine weitere Reihe von Schlägen. Ima konnte nicht mehr ausweichen, sie hielt nur noch ihre Arme schützend vors Gesicht. Sie spürte Toms Wut in den Schlägen, sie stürzten auf sie nieder wie Hammerschläge. Ihre Haut war bereits an mehreren Stellen aufgeplatzt. Ein Schlag traf sie seitwärts am Kopf und Ima wurde schwarz vor Augen und sackte auf die Knie.

Als Ima erwachte lag sie im Krankensaal. Ausser ihr war niemand da. Als erstes versuchte sie ihre Füsse und Arme etwas zu bewegen und tastete sich ab. Sie hatte einen dicken Verband um ihre Taille. Als sie draufdrückte durchfuhr sie einen stechenden Schmerz. Gebrochene Rippen dachte sie. dann kam ihr ihre Nase in den Sinn. Sie tastete ihr Gesicht ab und Atmete erleichtert auf. Ihre Nase war noch da wo sie hingehörte. Sie liess ihre Hände sinken und durchlief in Gedanken noch einmal den Kampf. Ich war zu langsam. Sie wusste, dass sie mit Toms Kraft wahrscheinlich niemals mithalten konnte. Daher war ihre Technik und Schnelligkeit umso wichtiger.  Doch an beidem musste sie noch arbeiten. "Du bist schon wach?" Kermen tauchte neben ihrem Bett auf. "Warum tust du nur so was Dummes?" Ima lächelte "das musste ich tun." Kermen setzte sich auf die Bettkante "Warum?"

"Tom wollte mich am Boden liegen sehen. Er wollte sich selbst und allen beweisen, dass er besser ist als ich. Hätte ich es nicht so gemacht wäre er irgendwann anders auf mich los gegangen. Er hatte mich herausgefordert. Heute um Mitternacht. Ich dachte es wäre besser, wenn wenigstens ein Lehrer dabei ist."

"Du wusstest also das du verlieren würdest?"

"Ja, Ich wusste nur nicht wie ich verliere. Ich konnte meine Kraft und meine Kondition nicht einschätzen. Ich trainiere zwar jeden Abend mit euch, aber wir kämpfen nie richtig miteinander. Ausserdem würdet ihr mich nicht verletzen wollen. Tom kämpfte mit seiner ganzen Wut und Kraft gegen mich. Jetzt weiss ich wo ich stehe." Kermen schwieg und schaute sie an. "Wo sind eigentlich hier die Heiler?"

" Es gibt nur einen, Doktor Gunter. Aber keine Ahnung wo er ist, er ist glaub ich nicht so ganz beinander. Aber wahrscheinlich holt er Magister Sula damit er dich heilt, Gunter beherrscht keine Magie." Ima schloss die Augen. Das Gespräch hatte sie angestrengt. Kermen blieb schweigend bei ihr sitzen bis Doktor Gunter und Magister Sula auftauchten. Doktor Gunter verscheuchte Kermen nach draussen, während Magister Sula sich an ihr Bett setzte. "Wie fühlst du dich?"

"Gut, ich habe nur ein wenig Schmerzen." Magister Sula nickte. "Deine Rippen und deine Nase sind gebrochen. Dazu hast du einige Blessuren. Ich werde deine Rippen und deine Nase heilen. Den Rest muss dein Körper selbst erledigen." Ima nickte, sie hatte bereits gelernt, dass Magie in der Medizin vorsichtig eingesetzt werden musste. Heilte man zu viel mit Magie, gewöhnte der Körper sich daran und arbeitete selbst weniger. Es war meist besser, wenn man den Körper mit den natürlichen Mitteln unterstützte. Magister Sula lies seine Hände über ihren gebrochenen Rippen und der gebrochenen Nase schweben. Ima spürte wie sich ihre Knochen wieder richteten. Die Behandlung war nicht gerade schmerzfrei, doch Ima biss die Zähne zusammen und lag still. "So das war es, ich habe die Knochen gerichtet, und so weit zusammen wachsen lassen, dass sie nicht gleich wieder brechen. Den Rest muss dein Körper erledigen." Ima nickte der Schmerz klang langsam ab. "Danke." Magister Sula lächelte und stand auf. "Du solltest dich noch etwas ausruhen." Ima nickte lächelnd. Doktor Gunter huschte um sie herum und murmelte dabei etwas das Ima nicht verstand. Er verabreichte Ima einen Trank. Sie spürte wie sie plötzlich unheimlich müde wurde. Sie sah noch wie ihre Freunde das Zimmer betraten. Dann fielen ihr auch schon die Augen zu.

Als sie das nächste Mal erwachte, war es bereits dunkel. Ima spürte, dass sie hungrig war, konnte aber in der Dunkelheit niemanden ausmachen. Da sie nicht wusste wie spät es ist, entschloss sie aufzustehen und sich auf die Suche nach etwas essbarem zu machen. Sie drehte sich auf die unversehrte Seite und drückte sich langsam hoch. Als sie sass musste sie erst einmal Luft holen, ihre Seite schmerzte. Ima versuchte ihre Atmung, wie sie es gelernt hatte, zu der schmerzenden Stelle zu lenken. Als der Schmerz etwas abgeklungen war schaute sie sich um. Neben ihr stand ein Tisch auf dem etwas zu Essen lag. Es war ein saftiges Steak und Gemüse. Das Essen war wahrscheinlich längst kalt. Trotzdem lief Ima das Wasser im Mund zusammen und ihr Magen knurrte. Hastig wollte sie nach dem Teller greifen. Doch als sie den Arm hob durschoss sie eine weitere Welle des Schmerzes. Sie versuchte ein weiteres Mal danach zu greifen. Doch diesmal ging sie zaghafter vor. Ima musste sich zwingen langsam zu Essen, was sich mit ihrem Hunger als echte Herausforderung darstellte. Sie seufzte als sie fertig gegessen hatte und stellte den Teller weg. Sie hatte das Verlangen sich zu strecken, aber hinsichtlich ihrer gebrochenen Rippen liess sie das lieber bleiben. Sie überlegte kurz was sie tun sollte. Sie war nun hell wach und hatte keine Lust mehr zu schlafen. Daher entschied sie sich zum See zu gehen und ein Bad zu nehmen, um den ganzen Schweiss vom Training der noch an ihr haftete abzuwaschen. Das würde ihren geschundenen Gliedern sicher gut tun. Sie stand langsam auf und kam sich dabei wie eine hundertjährige vor. Ächzend richtete sie sich auf und machte vorsichtig den ersten Schritt. Es ging schmerzfreier als sie gedacht hätte. Sie seufzte erleichter auf und lief los. Immer vorsichtig einen Fuss nach dem anderen. Sie öffnete vorsichtig die Tür zum Krankensaal und spähte hinaus. Der Gang lag dunkel und still vor ihr. Leise huschte sie auf den Gang und schloss die Türe hinter sich. Sie hatte keine Lust irgendjemandem zu begegnen. Ausserdem dachte sie sich, dass es bestimmt Ärger geben würde, wenn man sie erwischte. Ima huschte durch die Gänge bis sie beim Tor angekommen war. Wie immer stand es offen. Ima schlüpfte nach draussen und schlich über den Hof und zwischen dem Schloss und dem Trainingsplatz durch bis zum See. Ima hatte auf dem Weg keine Menschenseele gesehen. Sie ging ans Ufer und streckte ihre nackten Füsse ins Wasser. Es war angenehm kühl und frohlockte sie zum schwimmen. Ima zog das Gewandt aus, dass man ihr angelegt hatte und stieg nackt in den See. Eine Gänsehaut überzog ihren Körper und sie fing langsam an zu schwimmen. Es ging besser als sie angenommen hatte. Doch nach ein paar zaghaften Stössen entschied sie das es besser sei sich einfach treiben zu lassen, als sie plötzlich ein Geräusch hörte. Ima konnte es nicht einordnen. Es wiederholte sich in regelmässigen Abständen und wurde immer lauter. Ima blickte gen Himmel. Ein Drache! Ima schwamm schnell ans Ufer, ihre Schmerzen waren vergessen. Sie raffte ihre Kleider zusammen und versteckte sich hinter dem nächsten Baum. Hastig zog sie sich an und beobachtete wie der Drache zur Landung ansetzte. Da sah sie, dass auf dem Drachen ein Reiter sass. Ima zog erschrocken den Kopf ein. Was hat ein Drachenreiter hier zu suchen vor allem um diese Zeit? fragte sie sich. Plötzlich erschrak sie. Wenn er zum Schloss wollte, wovon sie überzeugt war musste er an ihrem Versteck vorbei. Ihr Baum war ziemlich schmal und sie war sich sicher das er sie entdecken würde, wenn sie blieb wo sie war. Hastig sah sie sich um und entdeckte links eine Anreihung von Büschen. Sie lugte kurz hinter dem Baum hervor. Der Drachenreiter war dabei abzusteigen. Schnell machte Ima eine Rolle vorwärts und landete hinter dem Gebüsch. Scharf zog sie die Luft ein, als ihre Rippen und Prellungen rebellierten.  Vorsichtig schaute sie wieder zum Drachen. Der Reiter war unten angekommen und drehte sich gerade in ihre Richtung. Hastig duckte Ima sich und kauerte sich zusammen. Schon hörte sie die Schritte des Reiters wie er sich schnell näherte. Ihr Herz klopfte ihr bis zum Hals. Ima versuchte sich zu beruhigen und ihren Atem zu verlangsamen. Als sie hörte wie er an ihrem Versteck vorbei eilte hielt sie den Atem an. erst als sie hörte, wie er sich wieder entfernte, atmete sie erleichtert auf. Vorsichtig lugte sie über das Gebüsch. Der Reiter war verschwunden. Der Drache lag friedlich am See und wartete auf die Rückkehr des Reiters. Ima packte die Neugier. Sie schlich sich entlang der Büsche näher an den Drachen heran. Er hatte eine dunkle Farbe die sie nicht genau benennen konnte. Leise schlich sie noch etwas näher und ging wieder hinter einem Baum in Deckung. Jetzt konnte sie es erkennen. Die Schuppen des Drachen waren von einem dunklen blau. Auf seinem Kopf wuchsen mehrere Hörner und auf seinem Rücken bis hin zu seinem Schwanz waren Zacken. Die Zacken wurden von seinem Kopf aus immer grösser, bis hin zur Mitte seines Rückens, dann wurden sie wieder kleiner. Der Sattel des Reiters war zwischen zwei Zacken befestigt. Ima stellte es sich nicht als besonders angenehm vor, wenn der Drache eine Vollbremsung vollzog. Da fiel ihr das Ende des Schwanzes des vierbeinigen Ungetüms auf. Dieses war über und über mit Stacheln besetzt. Die Meisten davon waren grösser als ein Mensch. Ihr schauderte bei dem Gedanken von solch einem Stachel aufgespiesst zu werden. Bist du nun fertig mit deiner Musterung? Sollten junge Menschen wie du nicht bereits schlafen. ertönte eine Stimme in Imas Kopf. Sie duckte sich erschrocken hinter den Baum. Ihr Herz pochte wie wild und schien ihr gleich aus der Brust zu hüpfen. Sie hörte wie der Drache Schnaubte. Es wirkte irgendwie belustigt. Keine Angst ich werde dich nicht verraten. Ima nahm all ihren Mut zusammen und trat hinter dem Baum hervor. Sie wusste nicht wirklich was sie sagen sollte. Darum fragte sie "Wie heisst du?" Der Drache schnaubte amüsiert und wendete seinen Kopf in ihre Richtung. Kon. Und wie ist dein Name?

"I.. Ich bin Ima." sagte sie. "Warum seid ihr hier?“

Hmm... Ich denke das darf ich dir nicht verraten. Das hatte Ima schon angenommen. "Darf ich dich mal berühren?" Sie wollte unbedingt einmal einen Drachen berühren. Der Drache senkte seinen Kopf um sein Einverständnis zu geben. Ima trat an ihn heran und streckte ihre Hand nach seiner Flanke aus. Sie strich sanft über seine Haut, sie war sehr rau und hart. Als Ima ihn genauer betrachtete, sah sie, dass es gar keine Haut war, sondern Schuppen. Sie waren kaum grösser als Imas Fingerkuppe. "Ich wusste anfangs gar nicht wie ihr kommuniziert. Ich hab zwar gehört, dass ihr intelligent seid, aber dass ihr richtig mit uns reden könnt konnte ich mir gar nicht vorstellen." Sie strich weiter über Kons Flanke. Dieser stiess ein tiefes Grollen aus. Im ersten Moment wollte Ima schon davon rennen, als Kons Gedanken sie erreichten. Er lachte. Während Ima ihm dies gesagt hatte, wurde ihr klar, dass sie sich über die Kommunikation noch nie Gedanken gemacht hatte. In diesem Augenblick kam in ihr das Bild hoch, wie Drache und Mensch miteinander versuchten zu reden. Der Drache würde versuchen durch fauchen und brüllen sich zu verständigen, während der Mensch wahrscheinlich schreiend vor dem Drachen stand. Kon hatte dies wohl in ihren Gedanken gesehen. Ima viel in das Lachen mit ein. Da hob Kon plötzlich den Kopf. "Er kommt zurück." Ima wusste sofort wen Kon meinte. Sie wollte bereits wieder in ihr Versteck hüpfen. Als Kon mit seiner Vorderpfote an seinen Hals fasste und eine Schuppe ausriss. hier nimm meine Schuppe mit. Damit kannst du mit mir reden. Lege sie in eine Schüssel Wasser und rufe: Kon erhöre mich. Aber das funktioniert nur drei Mal. Danach verliert die Schuppe ihre Magie. Und nun versteck dich. Ima tat wie geheissen und sprang hinter das nächste Gebüsch. Keine Sekunde zu früh. Denn da sah sie auch schon den Reiter auftauchen. Ima machte sich so klein wie möglich. Der Reiter ging zu Kon und tätschelte ihm sanft die Nase. Danach sprang er auf seinen Rücken und Kon spreizte seine Flügel. Mit einem gewaltigen Satz, der die Erde erzittern lies sprang er in die Luft und schlug kräftig mit seinen Flügeln. Ima musst sich flach auf den Boden legen und sich festkrallen um nicht davon gewindet zu werden.  Staunend betrachtete sie Kon. Ein Flügel von ihm war länger als ein ausgewachsener Baum. Ima wartete noch bis Kon nur noch als Punkt in der Ferne auszumachen war und schlich sich dann zurück ins Schloss. Durch die ganze Aufregung hatte  sie ihre Schmerzen fast vergessen. Dafür kamen sie jetzt mit voller Macht zurück. Ima versuchte sie zu ignorieren und ging zum Mädchenturm. Sie hatte keine Lust wieder in den Krankensaal zu gehen. Dort angekommen liess sie sich erschöpft auf ihr Bett fallen und schlief sogleich ein.

"Wann ist sie hergekommen? Hat jemand von euch was mitbekommen?" Hadyas Stimme erreichte Ima. Sie erinnerte sich was letzte Nacht geschehen war. Sofort war sie wach und setzte sich auf. Was sie jedoch sofort bereute. Ihr Körper schmerzte immer noch und die abrupte Bewegung erinnerte sie wieder daran. Sie stöhnte auf und sah in drei erschrockene Gesichter. "Geht es dir gut?" fragte Taja besorgt. "Abgesehen davon, dass sich mein Körper wie der einer neunzig jährigen anfühlt, ja ich denke schon. Aber ich muss euch was erzählen!" Sagte Ima aufgeregt. Die drei setzten sich auf ihr Bett und hörten ihr zu, wie sie von ihrer nächtlichen Begegnung erzählte. Als sie die Schuppe hervor holte betrachteten alle sie staunend. "Du hast schon ein Glück, darf ich sie mal halten?" fragte Lillesol aufgeregt. Ima nickte und legte die Schuppe in ihre Hand. Lillesol drehte sie im Licht. Sie glänzte wie ein geschliffener Lapislazuli. Sie war von einem dunklen blau. Wenn man sie so ansah, kam man nicht auf den Gedanken, dass es eine Schuppe war. Sie gab sie Ima zurück. Der Rest des Tages verlief gemütlich. Ima wollte ihre geschundenen Glieder entspannen und so verbrachten sie den Rest des Tages am See. Auch die Jungen waren dabei. Auch sie waren fasziniert von der Schuppe die Ima bekommen hatte.

Als die Schule wieder begann, trainierte Ima härter als zuvor. Sie hasste es von Anderen abhängig zu sein, oder sich von Anderen beschützen lassen zu müssen. Daher wollte sie stärker werden. Sie wollte auf sich selbst aufpassen können. Das trieb sie immer weiter an. Als sie an einem Samstagabend nach dem Training erschöpft im Bett lag, schweiften ihre Gedanken zu den Tarakona. Sie hatten bis jetzt absolut nichts über sie herausfinden können. Sie wurden in keinem Buch der Bibliothek erwähnt. Sie erinnerte sich wie sie erfolglos versucht hatten den Raum noch einmal zu finden. Da fiel ihr der Weg ein, der am Fluss entlang führte. Ima beschloss diesen morgen zu erkunden. Vielleicht führte er ja an einen geheimen Platz am See. An ein kleines Idyllisches Fleckchen, so wie das kleine Tal das sie bei sich zu Hause hatte. In Gedanken an ihr Tal schlief sie ein.

Am nächsten Morgen beim Frühstück erzählte Ima von ihrer Idee. "Wollen wir heute vielleicht den Weg erkunden den wir in den Verliessen entdeckt haben?"

"Ach hör schon auf, es war unheimlich genug dort unten nach der Geheimtür zu suchen. Ich hab absolut kein Verlangen dort hinunter zu gehen." entgegnete Hadya. Ima verschränkte die Arme vor der Brust. "Nun wenn ihr keine Lust hab gehe ich halt alleine." sagte sie trotzig. "Ich komme mit. Mich nimmt auch wunder wohin der Gang führt." warf Lillesol ein. "Ich auch." sagte Noem und Kermen nickte zustimmend. Ima wandte sich an Kyle und Taja "Und ihr?" fragte sie. "Ich habe eigentlich auch kein grosses Verlangen meinen freien Tag unter der Erde zu verbringen." gab Kyle zögernd zu. "Ich wollte noch ein wenig in den Büchern schmökern. Ich habe da ein interessantes Buch über die Geschichte gefunden."

"Miss Ireal stellt mir eine Leinwand und Farben zur Verfügung. Ich möchte heute ein Bild von den Bergen malen." meinte Taja fast etwas verlegen.

"Na gut in dem Fall nur wir vier." seufzte Ima. "Ich wusste gar nicht, dass du malst."

"Naja, ich wollte es mal ausprobieren. Ich finde die Berge so schön und würde das Bild gerne einfangen."

"Oh toll, dann kannst du das Bild dann bei uns im Zimmer aufhängen." freute sich Lillesol. Taja schien etwas verlegen. "Ich weiss nicht wirklich ob es überhaupt etwas wird."

"Doch bestimmt." ermutigte sie Lillesol.

Nach dem Frühstück machte Lillesol sich daran etwas Essen für ihren Erkundungsgang zu besorgen. Ima ging ins Gewächshaus und holte sich ein paar Notfallkräuter. Das waren Kräuter, die man verwenden konnte um Blutungen zu stillen oder kleinere Wunden zu verarzten. Miss Rägnag meinte es wäre immer sinnvoll solche Kräuter bei sich zu tragen. Noem und Kermen indes holten ihre und Imas Schwerter. Ima benutzte wann immer möglich das Schwert das sie gefunden hatte. Natürlich war das nicht allzu oft möglich, da sie es immer noch geheim hielt. Die Schüler bekamen ein Schwert von der Schule zur Verfügung gestellt, wenn man selbst keines hatte. Erst am Ende des zweiten Jahres erhielt man sein eigenes Schwert. Dabei musste man irgendeinen Schwur ablegen. Ima wusste nicht so genau um was für einen Schwur es sich handelte, es interessierte sie auch nicht sonderlich. Aber da es für jemand aus ihrem Stand komisch gewesen wäre ein Schwert zu besitzen und noch dazu solch ein sonderliches hielt sie es lieber weiter geheim. Sie trafen sich wieder vor dem Speisesaal. Kermen überreichte Ima ihr Schwert, dass sie sich auf den Rücken band. Da sie nicht sonderlich gross war, schleifte es auf dem Boden, wenn sie es sich an die Seite band. Ausserdem war es so angenehmer, es störte sie nicht beim Laufen. Sie hasste es, wenn das Schwert bei jedem Schritt an das Bein stiess. Aber anscheinend war sie die Einzige die solch ein Problem hatte. Noem und Kermen trugen das Schwert normal an der Seite. Lillesol trug einen Rucksack und hatte sich für alle Fälle ein paar Wurfdolche umgeschnallt. Sie konnte recht geschickt damit umgehen, wie Ima schon beobachtet hatte. Ima fragte sich ob sie vielleicht nicht zu vorsichtig waren. Denn sie vermutete ja, dass der Weg nur zum See führen würde. Vieleicht führte er auch nirgendwo hin. "Dann geht's los?" fragte Noem. Knopf sass wieder auf dessen Schulter er knabberte noch an einem Fleischrest vom Frühstück. Alle nickten und sie liefen los. Beim Fluss angekommen bogen sie auf den schmalen Weg ab, den Ima entdeckt hatte. Der Weg verlief zwischen dem Fluss und der Felswand. Er war so schmal das sie hintereinander gehen mussten. Noem ging vor, auf seiner Schulter sass immer noch Knopf. Hinter ihm ging Ima, Lillesol und zum Schluss Kermen. Sie liefen recht lange so weiter. Ima nahm an, das sie sich nun irgendwo unter dem See befinden mussten. Zwar hatte der Fluss mehrere Biegungen gemacht, trotzdem liefen sie, soweit Ima das beurteilen konnte immer noch in Richtung der Berge. Knopf wurde es irgendwann zu langweilig und er eilte ihnen voraus. Plötzlich machte Ima ein weiteres Geräusch aus. Es hob sich langsam aber sicher vom rauschen des Flusses ab. Es war ein tiefes donnern. Das Geräusch kam Ima bekannt vor. Je weiter das sie kamen, desto lauter wurde es. Da wusste Ima was es war. "Ein Wasserfall." Kam es von Noem. Inzwischen er seine Stimme etwas anheben um den Lärm zu übertönen. Sie liefen weiter. Das Donnern des Wasserfalles wurde immer lauter. Sie mussten schreien um sich zu verständigen. Da tauchte im Licht ihrer Kugeln ein kleiner See auf. An dessen Ende konnte Ima den Wasserfall ausmachen. Das Wasser strömte aus einem Loch aus der Decke heraus und floss über eine Felswand in den See. Der Weg war nun nass und glitschig. Und soweit Ima erkennen konnte endete der Weg an der Felswand an der der Wasserfall entsprang. Enttäuschung machte sich in ihr breit. Trotzdem liefen sie weiter. Der Felssims auf dem der Weg sich befand wurde langsam breiter. Trotzdem blieben sie weiter hintereinander und drängten sich an die Felswand. Der Boden war hier extrem glitschig und mit Moos überwachsen. Ausserdem war er zu See hin etwas abschüssig. Schritt für Schritt schoben sie sich weiter vor. Plötzlich rutschte Ima mit einem Fuss aus, konnte sich aber noch fangen. Noch vorsichtiger als zuvor gingen sie weiter. Da tauchte vor ihnen die Felswand auf. Der Felssims war nun so breit, das sie sich trotz dem rutschigen Boden nebeneinander hinstellen konnten. An der Felswand hörte der Weg abrupt auf und Knopf sass mit schräg gelegtem Kopf davor. Entgeistert standen sie da und wussten nicht weiter. "Und jetzt?" schrie Lillesol. Noem zog die Schultern hoch. Sie liessen sich auf den Boden sinken. Ima war enttäuscht sie hatte so darauf gehofft irgendetwas Spannendes zu entdecken. Sie schaute auf den Weg und wie er in der Wand vor ihr verschwand. Moment. Der Weg hört nicht auf, er verschwindet! Aufgeregt tippte sie Lillesol an, die neben ihr sass. Als Lillesol sich ihr zuwandte zeigte Ima auf den Weg, auf die Stelle an der er verschwand. Lillesols Augen leuchteten auf. Sie hatte verstanden. Sie kroch auf die Stelle zu und untersuchte sie. Knopf gesellte sich zu ihr und schnupperte an der Stelle herum. Ima stand auf und zog auch Noem und Kermen herbei und zeigte ihnen was ihr aufgefallen war. Da deutete Lillesol aufgeregt auf etwas. Aber Ima konnte nicht ausmachen was das war. Sie kniete sich neben Lillesol nieder und betrachtete die Stelle zwischen Weg und Felswand auf die Lillesol deutete. Da sah sie plötzlich was Lillesol meinte. Zwischen der Ausbuchtung des Weges und der Felswand befand sich ein schmaler spalt, kaum auszumachen. Das hier musste eine Türe sein. Ima begann die Felswand nach irgendetwas abzusuchen das die Türe öffnen konnte. Auch die Anderen halfen mit. Sie suchten eine Weile, jedoch ohne Erfolg. Ima liess sich seufzend auf einen Stein fallen. Kermen und Noem setzten sich neben sie. Doch Lillesol wollte nicht aufgeben. Sie machte einige Schritte Rückwärts und betrachtete die Wand. Knopf kletterte bereits aufgeregt daran hoch. Dann verschwand er plötzlich. Ima beobachtete ihn, doch sie dachte sich nichts dabei. Wahrscheinlich war dort ein kleiner Vorsprung. Da kam Knopf plötzlich wie von der Tarantel gestochen wieder hervor, etwas hing um seinen Hals. Er versuchte sich davon zu befreien, doch es gelang ihm nicht. Da sauste er erschreckt die Felswand herab und versteckte sich zwischen Noems Beinen. Dort versuchte er sich weiter davon zu befreien. Noem half ihm und zeigte Ima und Kermen was Knopf da gefunden hatte. Es war eine Glückskette. Sie wurde aus den Haaren eines Eneren gemacht. Es war ein Wesen, dessen Schönheit jedes Andere übertraf, so die Legenden. Nur sehr wenige hatten dieses Tier bereits gesehen. Nur Büschel seiner Haare fand man immer mal wieder. Das Haar glänzte in allen Farben. War jedoch unzerstörbar. Eine solche Kette wurde meistens aus drei Haaren gemacht. Man hängte meist noch einen Edelstein an die Kette, da auch diesen Besondere Eigenschaften nachgesagt wurden. An dieser hing ein Rubin, der Glücksstein der Liebe. Sie betrachteten ihn staunend. Auch Lillesol war zu ihnen getreten. Solche Ketten waren sehr wertvoll. Ima schaute nach oben zu dem Vorsprung. Wie die wohl dort hingekommen ist? Es gab nur eine Möglichkeit das herauszufinden. Entschlossen stand sie auf und ging zu der Felswand. Sie lies ihr Licht darüber gleiten, um sich eine gute Linie nach oben zu suchen. Da spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie drehte sich um. Kermen stand hinter ihr und schüttelte den Kopf. Dann deutete er auf sich und wendete sich der Wand zu. Ima fasste nach seinem Arm und drehte ihn zu sich. Dann nahm sie seine Hände und legte sie sich an die Schläfen wie damals, als er ihr zeigte wie man seine Magie erreichte. Er verstand, dass sie so mit ihm reden wollte und tauchte in sie ein. Es ist viel zu gefährlich für dich da hoch zu klettern. Überlass das lieber mir. ertönte seine Stimme in Imas Gedanken. Ima schüttelte den Kopf Komm. sagte sie und fasste ihn an der Hand. Sie führte ihn in ihr Tal zu der Felswand unter der Höhle. Siehst du diese Wand? Das Wasser läuft an ihr herunter. Sie hat an vielen Stellen Moos. Im Sommer bin ich sie fast täglich hochgeklettert. Es gibt niemanden der es besser könnte als ich. Kermen schaute die Wand an und nickte schliesslich ergeben. Er zog sich wieder zurück und Ima öffnete die Augen. Sie wendete sich wieder der Wand zu und betrachtete sie noch einmal genau. Dann zog sie sich die Schuhe aus und fing an zu klettern. Die Anderen schauten ihr stumm zu. konzentriert setzte Ima einen Fuss nach dem Anderen und suchte sich sichere Griffe. Leider war das Ganze nicht so einfach wie sie sich das vorgestellt hatte. Die Wand in ihrem Tal war sie immer im hellen hochgeklettert. Doch nun hatte sie nur das Licht über ihrem Kopf. Sie griff nach der nächsten Kerbe die sie entdeckte und zog sich etwas hoch. Nun musste sie mit dem rechten Fuss eine geeignete Kerbe finden. Durch das wenige Licht, konnte sie kaum etwas erkennen. Sie sah einen kleinen Schatten und hob ihr Fuss hoch. Sie befühlte die Kerbe mit den Zehen und gab vorsichtig etwas Gewicht darauf. Es hielt erleichtert stellte sie ihre Zehen ab und zog sich ein weiteres Stück hoch. Sie hatte Glück. Sie fand mit der linken Hand sofort eine passende Kerbe im Stein. Als sie danach griff, rutschte ihr Fuss ab. Sie verlor das Gleichgewicht und rutschte nun auch mit dem Anderen Fuss ab. Nun hing sie nur noch an einer Hand. Sie spürte wie ihre Finger langsam den Halt verloren. Sie schaute nach unten. Sie hatte bereits einige Manneslängen hinter sich. Lillesol hatte die Hände vors Gesicht geschlagen. Noem und Kermen standen bereit um sie aufzufangen. Ima kämpfte die Panik nieder, die sie drohte zu überrollen. Sie krallte sich nur noch mit den Fingerkuppen an den Fels. Ihr Arm zitterte vor Anstrengung. Ima atmete tief durch und konzentrierte sich darauf mit dem rechten Fuss Halt zu finden. Sie liess ihren Fuss langsam über den Felsen gleiten, bis sie eine passende Kerbe fühlte. Dann stellte sie den Fuss ab und drehte sich wieder der Felswand zu. Nun liess sie ihren linken  Fuss und ihre linke Hand über die Felsen gleiten, bis sie halt fand. Erleichtert Atmete sie aus als sie wieder einen guten halt hatte und liess erst einmal ihren rechten Arm herunter hängen und schüttelte ihn aus. Nach der kurzen Verschnaufpause kletterte sie weiter.  Sie versuchte nun mehr nach Gefühl zu klettern, sie schloss die Augen und liess ihre Hände und Füsse über den Stein gleiten, bis sie einen guten Halt gefunden hatte. Plötzlich spürte sie mit der rechten Hand die sie nach oben gestreckt hatte einen Vorsprung. Habe ich es geschafft? Sie erlaubte es sich noch nicht erleichtert aufzuatmen. Zuerst setzte sie ihre Füsse etwas Höher. Dann streckte sie sich auch mit der linken Hand nach der Kante aus. Sie zog sich weiter hoch, bis sie über den Vorsprung sehen konnte. Er war breit genug das sie darauf Platz nehmen konnte. Erleichtert atmete sie auf und zog sich hoch. Sie lies sich erst einmal auf den Vorsprung sinken und beruhigte ihren Atem und ihr Herz. Dann blickte sie sich um. Hinter ihr befand sich ein Mannshoher Riss im Felsen. Ima traute ihren Beinen auf der rutschigen Oberfläche noch nicht so richtig, daher kroch sie auf allen vieren auf den Felsspalt zu. Dort angekommen zog sie sich langsam an dem Felsen hoch und schlüpfte durch den Spalt. Nach ein paar Schritten stand sie plötzlich in einem Raum. Darin befanden sich zwei Stühle und ein kleiner Tisch. Darauf stand eine Flasche. Auf allem in der Hölle lag eine dicke Staubschicht. Ima nahm die Falsche in die Hand, öffnete sie und roch daran. Ima rümpfte die Nase. Alkohol. Sie stellte die Flasche zurück und sah sich weiter um. Neben dem Tisch befand sich ein Hebel aus Stein an der Wand. Der öffnet wohl die Türe. Ima nahm an, das dies eine Art Wach raum war. Sie drehte sich um und schaute in den hinteren Ecken der Höhle. Erschrocken sog sie die Luft ein. Da lag ein Skelet. Die Kleider des Skeletes waren schon halb zerfallen. Ima ging näher heran. An den Rippen konnte sie Einkerbungen erkennen, die von einem Schwertstich herrühren könnten. In der Hand des Skeletes lag ebenfalls ein Schwert das bereits beachtlich rostete. Von ihm musste Knopf die Kette haben. Sie hatte ihm wohl nicht geholfen. Neben dem Skelet sah Ima eine Falltür aus Holz. Sie ging hin und zog daran. Die Tür lies sich erstaunlich leicht öffnen. Das lag wohl daran, dass das Holz schon ziemlich morsch war. Ima lies ihre Lichtkugel nach unten wandern. Vor ihr lag ein langer Schacht, dessen Wände aus Stein bestanden. In den Stein waren in Regelmässigem Abstand Löcher gehauen worden, an denen man bequem nach unten gelangen konnte. Ein paar Manneslängen unter ihr hörte der Schacht auf. Sie konnte jedoch nicht erkennen, ob es dort weiter ging. Ima stand auf und lief wieder hinaus auf den Vorsprung. Sie winkte den Anderen zu, wusste jedoch nicht wie sie sich verständigen sollte bei dem Lärm des Wasserfalles. Plötzlich spürte sie eine vertraute Präsenz. Sie ging in sich und traf da auf Kermen. "Wie machst du das? Musst du mich dafür nicht berühren?"

"Es geht einfacher, wenn man sich berührt, es ist aber nicht unbedingt notwendig." Ima runzelte die Stirn. Das war wohl so ähnlich wie damals mit Kon. "Da oben ist ein Wachraum. Ich habe einen Hebel gefunden. Ich nehme an, damit kann ich die Türe öffnen. Ausserdem hat es eine Falltür. Ich werde den Schacht dort hinunter steigen. Ich denke er endet irgendwo im Gang hinter der Tür. Haltet Ausschau nach einem Loch in der Decke."  Kermen nickte und zog sich zurück. Ima ging wieder in den Raum hinein und betätigte den Hebel. Sie spürte wie der Boden leicht vibrierte. Hastig lief sie noch einmal auf den Vorsprung. Lillesol winkte ihr freudig zu. Es hatte geklappt! Zufrieden ging Ima zurück und machte sich an den Abstieg durch den Schacht. Als sie die Hälfte hinter sich hatte, hörte sie die Stimmen ihrer Freunde. Wie sie angenommen hatte endete der Schacht auf dem Weg hinter der Versteckten Tür. Sie kletterte eilig weiter, Bis sie die letzte Einbuchtung erreichte. Unter ihr standen ihre Freunde und erwarteten sie bereits. Ima schaute nach unten und schätzte die Distanz zum Boden ab, diese Betrug in etwa etwas weniger als zwei Manneslängen. Dann liess sie sich fallen. Sie landete sicher auf ihren Füssen und richtete sich auf. Hier war das Rauschen kaum noch zu hören. "Die Tür hat sich hinter uns wieder geschlossen." sagte Noem. "Das ist kein Problem, wir wissen nun ja wie es funktioniert." Ima grinste. "Stimmt, die Anderen werden es sowas von bereuen nicht mitgekommen zu sein, wenn wir ihnen das hier erzählen." Lillesols Augen funkelten. "Na dann last uns weiter gehen!" Noem schritt wieder voran. Knopf sass wieder auf seiner Schulter und spielte mit seinem Fund. Die vier befanden sich nun in einer Höhle. Die Höhle war breit genug, das zwei von ihnen gemütlich nebeneinander laufen konnten. Die Höhle verlief lange geradeaus. Ima konnte nicht sagen wie lange sie unterwegs waren. Ihr Zeitgefühl war ihr hier unten abhanden gekommen. Irgendwann machte der Weg ein paar Biegungen. "Was denkt ihr wo wir hier sind?" unterbrach Ima das Schweigen. " Wir müssten irgendwo im Gebirge sein. Wenn mein Orientierungssinn noch stimmt." Antwortete Noem. Imas Herz machte einen Sprung. Es wäre toll wenn sie hier einen Geheimgang in die Berge entdeckt hätten. Sie könnte wann immer sie Lust hätte hier her kommen. Natürlich liess sie dabei ausser Acht wie schwer es überhaupt gewesen war so weit zu kommen. Das war ein Problem, für das sie noch eine Lösung finden musste.  "Ich frage mich wer diesen Gang angelegt hat und vor allem zu welchem Zweck." fragte sich Lillesol. "Ich denke das finden wir heraus, wenn wir das Ende erreichen." antwortete ihr Kermen. " Falls dieser Gang überhaupt jemals endet." entgegnete Noem. "Naja, ich würde sagen, er endet spätestens, wenn die Insel endet. Es könnte ja sein, dass er angelegt wurde, bevor die Insel in die Luft gehoben wurde. Somit wurde er vielleicht irgendwo unterbrochen." meinte da Lillesol. "Glaubt ihr wirklich, dass wir schon so weit gelaufen sind?" fragte Ima zweifelnd. Die Anderen zuckten mit den Schultern. Auch sie hatten jegliches Gefühl von Zeit und Distanz verloren. Sie Bogen um eine weitere Biegung, da gabelte sich plötzlich der Weg. Von ihrer Höhle führten drei weitere weg. "Und jetzt?" fragte Noem ratlos. "Wir nehmen einfach einen. Aber wir sollten den Tunnel markieren." Lillesol legte ihre Hand auf den Felsen und meisselte mithilfe eines Zaubers einen Pfeil und einen Strich in die Wand ihrer Höhle, der in die Richtung zeigte aus der sie gekommen waren. "Wenn wir so den Pfeilen folgen finden wir den Weg zurück. Der Strich markiert das dies der erste oder letzte Pfeil ist, je nachdem wie man es betrachtet." Sie lächelte "wohin wollen wir uns wenden?" Ima antwortete: "Ich denke wir sollten uns von rechts nach links vorarbeiten."  die Anderen stimmten zu. Also machte Lillesol auch in den Eingang der rechten Höhle einen Pfeil der in die Richtung zeigte aus der sie gekommen waren. Sie marschierten weiter. Nach kurzer Zeit fing der Weg an anzusteigen und verzweigte sich weiter. sie hielten sich weiterhin rechts und Lillesol markierte ihren Weg. Ihr Weg stieg immer weiter an und es tauchten immer wieder Verzweigungen auf. Ab und zu hatte man auch Stufen in den Fels gehauen. Ima schaute sich den Boden an. Der Stein des Bodens hatte keine scharfen Kanten mehr, es gab fast keine Unebenheiten. "Wo auch immer wir hier sind, früher war hier wohl einiges los." Lillesol stimmte ihr zu. Auch sie hatte den veränderten Boden bereits wahrgenommen. Da erschien auf der linken Seite plötzlich eine alte Holztür. Auch sie war wie die Falltür halb verrottet. Kermen versetzte ihr einen kräftigen Tritt und die Tür fiel in sich zusammen. Dahinter befand sich ein kleiner Raum in dem Fächer in den Stein gehauen worden waren. Darin lag etwas. Ima ging näher heran. "Das ist Leder. Das hier muss ein Lagerraum gewesen sein. " Sie drehte sich zu den Anderen um. "Ich frage mich echt wo wir hier gelandet sind..."

"Hmm... Ja ich auch. Wir sollten weiter gehen das finden wir sicher noch mehr." meinte Lillesol. Sie machten sich wieder auf den Weg. Sie kamen noch an weiteren Lagerräumen vorbei. Irgendwann verzweigte sich der Weg wieder. Sie hielten sich an ihr bisheriges Vorgehen und hielten sich weiter rechts. inzwischen waren sie recht hoch. Ima hätte gedacht das sie längst an der Oberfläche hätten sein müssen. trotzdem befanden sie sich immer noch unter der Erde. Sie erreichten nun einen Gang der lange geradeaus verlief. Auf beiden Seiten des Ganges befanden sich Türen. Noem öffnete die erste Tür. Dahinter befand sich ein geräumiges Zimmer. Ein Tisch befand sich darin, mit zwei Stühlen und ein Schrank. Wie beim Lagerraum hatte man auch hier ein Regal in den Fels gehauen. Auch eine Schlafnische befand sich darin. Auch diese war in den Fels gehauen worden. Kermen öffnete eine weitere Türe etwas weiter den Gang hinunter. Dort zeigte sich ihnen das gleiche Bild. Am Ende des Ganges ging es nicht weiter. "Das hier wird immer mysteriöser. Hier müssen Leute gewohnt haben. Vielleicht war es ein Bergwerk.  Vieleicht lebten hier Zwerge. Zwar scheinen die Zimmer eher für grössere Leute gemacht. Dennoch könnte auch ein Zwerg alles in dem Zimmer benutzen." überlegte Lillesol laut. "Aber in dem Wachzimmer beim Schloss lag ein Skelet, dass eindeutig zu einem normal grossen gehörte." wandte Ima ein. Lillesol schaute sie nachdenklich an. "Davon hast du gar nichts erzählt."

"Ich hielt es nicht für so wichtig. Er schien im Kampf gestorben zu sein."

"Nun dann kann es sein, das die Menschen die Zwerge angegriffen haben. Das würde auch erklären warum hier niemand mehr ist. Die Zwerge sind bekannt dafür sich mit keiner Anderen Rasse einzulassen. Sie schicken ihre Kinder ja nicht einmal zur Akademie." überlegte Lillesol. "Aber schauen wir uns mal weiter bevor wir uns festlegen."

"Gibt es in der Geschichte irgendwelche Aufzeichnungen über Kriege mit den Zwergen?“ Wollte Ima wissen während sie wieder zurückkehrten zu der letzten Verzweigung. "Nein, über die Zwerge wird allgemein nicht viel berichtet. Sie bleiben meist unter sich und hüten geizig ihre Schätze die sie in den Bergen abbauen." antwortete Lillesol. Auch im nächsten Gang fanden sie weitere Zimmer. Sie gingen weiter zurück und nahmen wieder einen neuen Weg. Lillesol brachte immer wieder neue Pfeile an, die den Weg zurück anzeigten. In dem Gang in dem Sie sich nun befanden führte eine Treppe im Kreis nach oben. "Das ist mal etwas neues." kommentierte Ima und machte sich an den Aufstieg. Die Treppe war recht lang. Imas Waden brannten als sie oben ankam. Dort führte ein kurzer gerader Gang zu einer weiteren Tür. Ima lief darauf zu und öffnete sie. Sie trat und durch die Tür und ihr stockte der Atem. "Was ist da? geh aus dem Weg!" erboste sich Lillesol und schob Ima bei Seite. Auch Kermen und Noem traten durch die Tür. Allen stockte der Atem bei dem Anblick der sich ihnen bot.

Sie befanden sich in einer riesigen Höhle die wohl fast so gross wie das Schloss war. Ima und ihre Freunde befanden sich auf einem schmalen Sims, auf dem man gerade so nebeneinander gehen konnte. Der Sims führte um die Ganze Höhle herum. An manchen Stellen konnte man Treppen sehen, die in weiter unten oder weiter oben gelegene Etagen führten. Entlang dem Sims befanden sich weitere kleine Höhlen, in die trotzdem noch ein Drache passte. Dieses Bild wiederholte sich über alle Etagen. Ima schaute nach unten. Weit unter ihr befand sich der Boden der riesigen Höhle. In der Mitte des Bodens befand sich ein See. Den Ima nur erkennen konnte, da sich in ihm der grosse Eingang der Höhle Spiegelte. Der Eingang lag rechts von Ima und führte ins Freie. Er war gross genug das mehrere Drachen hindurch passten. Ima dämmerte was sie hier entdeckt hatten. Die Erkenntnis verschlug ihr die Sprache. Doch der sonst eher ruhige Kermen sprach es für sie alle aus: "Ein Drachenhort!" sagte er mit ehrfurchtsvoller Stimme.

Der rote Stein

 

Die vier Freunde waren auf den Grund der Höhle gestiegen und spähten aus der Höhle hervor. Es war später Nachmittag. Sie befanden sich hier in einem Berg irgendwo im Gebirge hinter dem Schloss. Der Ausblick war wundervoll, da der Höhleneingang recht hoch gelegen war. Noch immer konnten sie ihre Entdeckung kaum fassen. „Lasst uns hier etwas Essen.“ schlug Noem vor. Alle waren einverstanden. Noem, der inzwischen den Rucksack übernommen hatte, nahm ihn von der Schulter und öffnete ihn. Er holte Wurst Käse, zwei Laib Brot und Wasser daraus hervor. Die Vier stürzten sich auf das köstliche Mahl und genossen den Ausblick. Als sie fertig waren lehnten sie sich wohlig seufzend zurück. "Ich muss sagen, es hat sich gelohnt diesem Pfad zu folgen.“ meinte Noem an Ima gewandt. „Aber ich finde, wir sollten langsam umkehren." fügte er noch hinzu. Die Anderen stimmten ihm zu. Zwar war ihre Entdeckung spannend und sie wollten den Hort weiter erkunden. Doch sie wussten, dass sie noch einen weiten Rückweg vor sich hatten und sie alle waren bereits erschöpft von dem langen Marsch und der Aufregung. Noem schaute nach oben. "Wollen wir wirklich den ganzen Weg wieder da hoch? Ich glaube wir finden den Weg zurück sicher auch wenn wir von hier aus in die Richtung gehen aus der wir kamen."

"Naja es wäre sicherer, aber du hast recht ich denke wir schaffen es auch so wenn wir alle Gänge nach den Pfeilen durchsuchen." stimmte Kermen zu. Ima und Lillesol nickten. Niemand hatte grosse Lust die ganzen Treppen wieder nach oben zu gehen. Sie wendeten sich einer Tür zu, die ziemlich genau unter der lag aus der sie gekommen waren. Sie führte in einen Gang der leicht abschüssig war. Sie folgten ihm und wendeten sich an der nächsten Abzweigung nach links, nachdem sie nirgends einen Pfeil gefunden hatten. Zur Sicherheit brachten sie auch hier Pfeile an, die zur grossen Höhle zurück führten. Kermen hatte das nun übernommen, damit Lillesol ihre Magie wieder aufladen konnte. Der Weg führte immer weiter nach unten. Plötzlich endete er vor einer weiteren Tür. Knopf sprang wieder auf Noems Schulter, seine Ohren waren aufmerksam aufgestellt und er hielt sich an Noems Ohr fest. Noem öffnete die Tür und Schritt hindurch. Sie betraten eine grosse Halle, in der sich lange Tische aus Stein aneinander reihten. Von ihrer Position aus konnte man nur einen geringen Teil der Halle überrblicken. Überall befanden sich Säulen die einem die Sicht versperrten.  Sie liefen weiter in die Halle hinein. Ima überlief eine Gänsehaut, ohne dass sie sagen konnte wieso. Trotzdem setzte sie einen Fuss vor den Anderen. Da sah Ima zwischen den Säulen einen Lichtstrahl. Sie ging darauf zu. In der Mitte des Raumes befand sich ein Brunnen. Durch die vielen Säulen hatte  Ima ihn gar nicht gesehen. Aus dem Brunnen sprudelte kein Wasser mehr. Trotzdem war er wunderschön. Vier Drachen standen Rücken an Rücken mit gespreizten Flügeln da. Die langen Hälse reckten sie in die Höhe den Mund geöffnet wie um Feuer zu speien. Ima nahm an, dass das Wasser einst aus ihren Mündern floss, wie bei der Statue vor dem Schloss. In der Decke oberhalb des Brunnens befand sich ein Lichtschacht, dessen schwacher Lichtstrahl auf den Brunnen schien. Ihre Freunde waren ihr gefolgt und bestaunten den neuen Fund.

Da nahm Ima plötzlich am Rande ihres Sichtfeldes ein Schatten wahr. Doch als sie sich danach umdrehte konnte sie nichts ausfindig machen. Sie liess ihre Lichtkugel umherfliegen. Konnte aber nichts erkennen. Irgendetwas gefiel ihr hier ganz und gar nicht. Durch die Säulen gab es zu viele Tote Winkel. "Ich finde wir sollten von hier verschwinden." flüsterte Ima den Anderen zu. "Warum?"

"Shhh!" fuhr Ima Noem an. "Ich glaube wir sind nicht allein." Sofort liessen auch die Anderen ihre Kugeln umherfliegen. "Ich sehe nichts." flüsterte Lillesol. Alle hatten sie ihre Hände griffbereit an den Waffen. "Am besten gehen wir zurück in den Gang aus dem wir kamen und versuchen einen Anderen." flüsterte Kermen. Ima nickte. Sie stellten sich im Kreis auf, zogen ihre Waffen und gingen langsam zurück zu der Tür. Knopf sass wie erstarrt auf Noems Schulter und gab keinen Laut von sich. Da ertönte ein leises tappen wie von Pfoten. Erst ertönte es nur vereinzelt, dann wurde es schneller. "Es kommt!" wisperte Lillesol. Ima s Nackenhaare stellten sich auf. Sie blieben stehen. Ihre Lichter schwebten über ihren Köpfen. Das Licht erhellte einen Umkreis von etwa drei Manneslängen. Dort wo es nicht von den Säulen unterbrochen wurde. Angespannt versuchten die vier die Dunkelheit dahinter mit ihren Augen zu durchdringen. Da schoss plötzlich etwas rechts von Ima aus der Dunkelheit auf sie zu. "Da!" war das Einzige was sie sagen konnte bevor das Ungetüm sie erreichte. Es schlug mit seiner Pranke nach ihr. Ima wich im letzten Moment zur Seite aus. "Das ist ein Bluthund!" schrie Kermen. "Er darf euch nicht beissen, sonst seid ihr Verloren." Er sprang auf den Hund zu und versetzte dem Ungetüm einen Hieb. Obwohl Kermen stark war konnte er dem Ungetüm nur einen Kratzer zufügen. Ima zitterte am ganzen Leib. Diese Augen, sie waren rot wie das Blut und auch wenn er nicht die Grösse eines Drachen erreichte, war er doch einiges grösser als Ima. Sie versuchte sich wieder zu beruhigen. Ich habe viel trainiert. Ich bin schnell. Das ist meine Trumpfkarte. Sie atmete tief durch und beruhigte sich. Während Imas Schwächeanfall schnappte der Hund nach Kermen, der geschickt auswich. Lillesol schoss einen Dolch auf dessen Auge ab und verfehlte. Ima konnte sehen das auch sie und Noem vor Angst zitterten. Noem stand wie erstarrt da. Es war die Aura dieses Hundes sie schien einen fast zu lähmen.  Ima sprang zu Noem "reiss dich zusammen! Kontrollier deinen Atem! " Dann sprang sie Kermen zu Hilfe.  Sie schlich von der Seite an den Hund heran und versteckte sich hinter der nächsten Säule. Als das Ungetüm zu seinem nächsten Schlag gegen Kermen ausholte, sprintete Ima vor. Kurz vor dem Hund sprang sie ab. Doch sie schaffte es nicht wie gewollt auf seinem Rücken zu landen. Stattdessen bekamm sie mit der freien Hand seine Nackenhaare zu fassen. Bevor er sie Abwerfen konnte nahm sie ihr Schwert und stiess es tief in seinen Hals. Der Bluthund heulte auf und schüttelte seinen Kopf. Ima hielt sich eisern an ihrem Schwert fest. Das durfte sie nicht verlieren. Durch den Schwung ihres Körpers löste sich ihr Schwert und Ima wurde durch die Luft geworfen und schlug auf einer Säule auf und landete auf dem Boden. Benommen blieb sie einen Moment liegen. Doch ihr Angriff hatte der Anderen Zeit erkauft. Sie hatten sich neu formiert. Kermen hatte sich seines menschlichen Körpers entledigt und flog nun über dem Bluthund. Noem und Lillesol standen um ihn herum. Knopf war verschwunden. Lillesol warf ihren Dolch. Diesmal traf sie sein Auge. Der Bluthund Knurrte bedrohlich. Seine Augen waren nicht mehr rot sondern schwarz. Mühsam stemmte Ima sich hoch. Noem und Kermen griffen den Hund gleichzeitig an. Kermen stiess sein Schwert von oben in den Kopf des Hundes und trieb ihn so tief hinein wie er konnte. Während Noem sein Schwert mit der Spitze voran in die Pfote des Hundes trieb. Der Bluthund stieg auf die Hinterpfoten. Mit seinem dreiteiligen Schwanz erwischte er Kermen und schleuderte ihn durch die Halle. Noem hing von dessen Pfote herab und klammerte sich an sein Schwert. "Lass los!" schrie Ima doch Noem hörte sie nicht. Dafür aber Lillesol. Sie sah das Noem dabei war von dem Bluthund zerquetscht zu werden, wenn er nicht losliess. Sie  rannte zu ihm hin und riss ihn von dem Hund weg. Noem liess das Schwert los und die beiden purzelten über den Boden. Ima griff ihr Schwert und stürmte los. Da kam bereits wieder Kermen angeflogen. Er versuchte sein Schwert wieder heraus zu ziehen. Doch der Hund erwischte ihn mit seiner Pranke und schleuderte ihn zu Boden. Kermen schaffte es noch sich davon zu rollen bevor die Pranke auf ihm landete. Ima hatte den Bluthund erreicht. Doch er hatte sie bereits entdeckt. schnappte nach ihr. Ima konnte nicht mehr ausweichen. Sie hob ihr Schwert um ihn abzuwehren. Der Hund schrammte mit seinem Unterkiefer ihrem Schwert entlang. Dabei zog er sich einen tiefen Schnitt zu. Erstaunt betrachtete Ima ihr Schwert. Es schien den Bluthund richtig verletzen zu können. Mit einem Schrei stürmte sie vorwärts rollte sich unter seinem schnappendem Maul durch und stiess ihr Schwert von unten durch seinen Kiefer. Sie nahm aus dem Augenwinkel wahr, wie Kermen zu seinem Schwert flog. Heisses Blut tropfte auf Ima nieder als sie ihr Schwert in den Kopf des Bluthundes trieb. Dieser heulte vor Schmerz und versuchte sie Abzuschütteln. Ima zog ihr Schwert heraus und stach weiter auf ihn ein. Bis das heulen erstarb. Die Beine des Hundes knickten ein. Hastig rollte sie sich unter dem Hund hervor. Sie sah Kermen auf dem Kopf des Hundes. Der von oben, wie sie auf den Hund eingestochen hatte. Noem und Lillesol standen um sie und den Bluthund herum. Die Beiden hatten ihn abgelenkt, damit Ima und Kermen ihn töten konnten.

Ima atmete erleichtert auf und lies sich erst einmal erschöpft auf den Rand des Brunnens sinken. Die Anderen taten es ihr gleich. Auch Knopf kam wieder aus seinem Versteck hervor, beschnupperte den Bluthund von allen Seiten und sprang dann auf ihn hinauf. „Das ist also deine wahre Gestalt?“ Fragte Ima Kermen und betrachtete ihn. Er war etwa zwei Fuss grösser als zuvor. Seine Haut hatte eine dunkelblaue Farbe und auf seinem Rücken prangten nun zwei Flügel. Sein Gesicht war etwas schmaler geworden und grosse spitze Ohren schauten zwischen seinen immer noch langen schwarzen Haaren hervor. Nur seine Augen glänzten noch in dem gleichen grün und blau. Seine Kleider waren grösstenteils zerrissen. Er hatte sich nach dem Kampf die Resten seines Hemdes um die Hüfte gebunden und sich seiner Hosen entledigt. Kermen nickte. „Und woher wusstest du was das für ein Vieh war?“ sie schaute ihn an. „Wir Dämonen zähmen sie.“ antwortete er. „Ihr zähmt diese Bestien? Wie kann man so ein Vieh zähmen?“ fragte Noem ungläubig. „Ich habe keine Ahnung. Nur die Züchter der Bluthunde wissen um das Geheimnis. Aber es sind sehr gefährliche Tiere. Kaum jemand kann ihnen etwas anhaben. Und wenn er jemanden beisst,  und dieser überlebt den Biss, dann ist er bis zu seinem Lebensende der Sklave des Hundes oder seines Besitzers.“ Ima schauderte es. „Wie kann man der Sklave eines Hundes sein?“ fragte sie. „Durch den Biss gelangt eine Art Gift in das Opfer des Bluthundes, das es unwiderruflich mit ihm verbindet. So überträgt er seine Bedürfnisse über Gedanken an seinen Sklaven der diese dann ausführen muss. Wenn er gezähmt wurde, sind die Bedürfnisse seines Meister, seine eigenen.“

„Dann hatte wir ja noch einmal richtig Glück.“ meinte Ima, „Obwohl es toll gewesen wäre in zu zähmen.“ Sie grinste breit. „Aber ich frage mich warum mein Schwert so viel mehr Schaden angerichtet hat als eures. Als Kermen auf ihn ein hieb verursachte er kaum einen Kratzer. Während mein Hieb richtig in sein Fleisch schnitt...“ Niemand wusste darauf eine Antwort. „Ich finde wir sollten uns wieder auf den Weg machen. Ich bin mit meinen Kräften am Ende.“ meinte da Lillesol. Ima stimmte ihr zu. Sie entschieden sich, es weiter auf diesem Weg zu versuchen. Da Kermen meinte das Bluthunde Einzelgänger seien und sie daher keinen weitere zu erwarten hätten. Die Freunde fanden drei weitere Zugänge zu dem Saal. Sie entschieden sich den Weg ganz links zu nehmen. In der Hoffnung, so bald auf einen markierten Weg zu treffen. Die Vier schlugen nun ein zügiges Tempo an. Sie alle wollten nur noch zurück zu der Akademie. Der Tunnel unterschied sich nicht von allen Anderen. Er führte gemächlich nach unten was Ima als gutes Zeichen deutete. An der nächsten Gabelung bogen sie wieder nach links ab. Der Tunnel durch den sie nun gingen war sehr kurz und verzweigte sich sogleich in drei neue Tunnel. „Hier schaut euch das an! Hier ist ein Pfeil!“ rief Noem aufgeregt. „juhu“ riefen Ima und Lillesol im Chor. „Auf geht's zur Akademie!“ Sagte Noem und marschierte in den Tunnel. Ima folgte am Schluss. Plötzlich hörte sie ein Geräusch. Doch bevor sie herausfinden konnte was es war, war es bereits verklungen. Ima blieb noch einen Augenblick stehen und horchte. Alles blieb still. War vieleicht nur ein Stein der sich gelöst hat. Sie eilte den Anderen hinter her. Als Ima sie einholte wiederholte sich das Geräusch. Erschrocken drehte sie sich um. Auch die Anderen hatten es gehört und waren stehen geblieben. „Was war das?“ flüsterte Lillesol. „Egal, was es war, ich will es gar nicht wissen.“ antwortete Ima. „Ich schlage vor, wir rennen.“ schlug Noem vor. Sie rannten durch den Tunnel. Bald schon erreichten sie die nächste Abzweigung. Jeder von ihnen eilte zu einem Gang. „Da!“ sagte Kermen atemlos. Sie rannten weiter, Knopf rannte aufgeregt mit und sprang um ihre Beine herum. Plötzlich erklang wieder das Geräusch. Diesmal schien es von vorne zu kommen. Knopf blieb stehen und stellte sich lauschend auf seine Hinterpfoten. „ Verdammt!“ Sagte Noem und blieb stehen „Was nun?“

„Weiter,“ erwiderte Kermen, „Wir haben keine andere Wahl. Aber vorsichtig.“ Kermen ging voran. Sein Schwert gezückt. Da huschte etwas durch das Ende ihres Gesichtsfeldes. Kermen blieb stehen und lies sein Licht nach vorne schweben. Der Schein des Lichtes breitete sich über unzählige kleine Wesen aus. Ima hatte keine Ahnung was das nun wieder für welche waren. Die Wesen reichten Ima gerade mal bis zu Brust. Ihre Haltung war gekrümmt. Die Wesen starrten sie aus fast blinden, kleinen und weisen Augen heraus an. Sie hatten keine Ohren und ihr Kopf war kahl. Die Nase bestand nur aus zwei kleinen Öffnungen in der Mitte ihres Gesichtes. Ihr Mund war schmal und besass keine Lippen. Fangzähne schauten daraus hervor. Dies Wesen waren nackt und Haarlos. Sie besassen keine Waffen. Doch wenn Ima ihre Hände anschaute, wurde ihr klar, das sie keine brauchten. Statt Finger hatten sie sechs lange Krallen an den Händen und Füssen. Das Licht enthüllte immer mehr dieser Wesen. Es mussten mindestens zwanzig die da vor ihnen im Gang standen. Da hörte Ima ein Geräusch hinter sich. Sie drehte sich um. Hinter ihr erleuchtete ihr Licht noch einmal den gleichen Anblick. „Verdammt. Was jetzt?“ fragte sie. Sie erhielt keine Antwort. Angespannt und mit erhobenen Waffen standen sie dort und warteten darauf, dass die Wesen sie angriffen. Da ertönte ein schnarrendes Geräusch und Bewegung kam in die Meute. Sie knurrten und sprangen auf die vier zu. Ima schlug den ersten mit einem Schwertstreich nieder. Doch auf jeden den sie tötete folgten gleich zwei weitere. Neben ihr kämpfte Lillesol. Sie hatte einige Mühe mit den Dolchen. Kratzer zierten bereits ihr Gesicht und ihre Arme. Gerade schlitzte sie einem weiteren die Kehle auf. Doch die nächsten folgten sogleich. Ima versuchte ihr zu helfen. Mit einem Streich schnitt sie den Beiden vor ihnen die Köpfe ab und wendete sich zu Lillesols Gegner, sie schaffte es einen zu erstechen als sie bereits wieder angefallen wurde. Imas Arme zitterten bereits und sie war erschöpft. Lange hielt sie das nicht mehr durch. Sie hackte ein weiteres Wesen entzwei, da sprang sie eines an. Ima reagierte zu langsam und wurde durch den Aufprall umgeworfen. Kaum war sie auf dem Boden waren bereits vier dieser Wesen auf ihr. Jetzt sterben wir. Der Gedanke kam ihr klar und ruhig. Es war aus mit ihnen. Trotzdem blieb Ima völlig ruhig. Es gab nichts was sie noch tun konnte. Sie schloss die Augen. Nach einem kurzen Moment war klar das etwas nicht stimmte. Sie lebte noch! Sie spürte das Gewicht der Wesen auf sich. Doch sie griffen nicht mehr an. Sie öffnete die Augen und blickte direkt in das Gesicht von einem dieser Exemplare. Es gab einen schnarrenden Laut von sich und verschwand aus ihrem Sichtfeld. Sie spürte wie man ihr das Schwert abnahm und sie dann vorsichtig losliess. Ima richtete sich langsam auf. Das Wesen in dessen Gesicht sie geblickt hatte hielt ihr nun ihr eigenes Schwert an die Kehle. Ima schluckte. Aus den Augenwinkeln versuchte sie zu erkennen was mit ihren Kameraden geschehen war. Sie sah Lillesol neben sich, die das gleiche Schicksal ereilt hatte. Die jungen konnte sie nicht ausmachen. „Aufsteen!“ erklang da die scharrende Stimme des kleinen Schwertträgers. Sein Akzent war seltsam. Für Ima klang es wie eine Mischung aus quaken und knurren. „Ihr sprecht unsere Sprache? Warum habt ihr uns angegriffen?“Fragte Ima stockend. „Irr Eindrrringlingää, ihr stelen.“ Erhielt sie zur Antwort. „Wir stehlen nicht, ihr könnt uns durchsuchen. Wir wollen nur nach Hause.“ Versuchte sie es. „König entscheidet.“ Sagte der Schwertträger und wiederholte seine Aufforderung. Ima folgte. „Vorrrwärrrts.“ Er wies mit dem Schwert in die Richtung in die auch sie gehen mussten. Ima drehte sich um und atmete erleichtert auf. Kermen und Noem ging es gut, bis auf ein paar Kratzer. Sie folgten den Wesen. An der nächsten Abzweigung versuchte Ima zu erkennen, ob sie eine ihrer Markierungen  fand. Doch sie konnte nichts erkennen. Die Wesen führten sie weiter. Der Weg den sie gingen führte stetig Bergab.  „Weis einer von euch was das für Wesen sind?“ fragte Ima flüsternd die Anderen. Sie erhielt nur Kopfschütteln als Antwort. „Ich möchte wissen wohin die uns führen.“ kam es da leise von Noem. „Zu ihrem König. Sie denken wir sind Diebe. Mehr weiss ich auch nicht.“ erklärte ihm Ima. Er nickte. Die Wesen führten sie immer tiefer hinab in das Innere des Berges. „Seht ihr das?“ Kermen deutet auf etwas ausserhalb ihres Lichtkreises. „Was ist dort ich erkenne nichts.“ erwiderte Noem. Kermen löschte sein Licht. Jetzt sah Ima was er meinte. Die Felswand schien grünlich zu leuchten. „Was ist das?“ fragte sie, Kermen zuckte mit den Schultern. Er wusste genauso wenig was das war. Je weiter sie kamen, desto heller wurde es. Auch Ima löschte ihr Licht. Lillesol und Noem taten es ihr gleich. Auch ohne das Licht konnte man die Umgebung noch gut erkennen. Ima sah das nun vereinzelt Pilze an den Wänden wuchsen. Auch diese leuchteten. Sie musste unbedingt versuchen einige dieser Pilze mitzunehmen um Miss Rägnag zu fragen was das für Pflanzen sind.  Falls sie hier überhaupt wieder weg kamen. Der Gang in dem sie sich befanden wurde langsam breiter.  Immer mehr Pflanzen sprossen aus dem Fels  heraus und verteilten ihr Licht in der Höhle. In der Mitte führte ein schmaler Pfad durch die Pflanzen, über den sie gerade schritten.  Ima fragte sich wie diese Pflanzen auf den Felsen hier überhaupt gedeihen konnten. Der Tunnel hatte inzwischen eine breite von mehreren Manneslängen erreicht.  Der Weg auf dem sie schritten wurde breiter und am Wegesrand standen vereinzelte Häuser dieser Wesen. Es sah so aus, als hätten sie die Häuser direkt aus Felsbrocken gemeisselt. Wahrscheinlich hatten sie grosse Stücke des Felsens abgebrochen und daraus die Häuser gemacht. Sie besassen keine Fenster, nur einen Eingang. Hin und wieder sah Ima vereinzelte Gesichter in den Eingängen der Häuser. Langsam wurden es immer mehr Häuser, und der Tunnel war inzwischen zu einer grossen Höhle geworden. An den Wänden der Höhle so wie auf dem Boden wuchsen die verschiedensten Pflanzen und hüllten so die Höhle in ein grünliches Licht. In der Mitte dieser Höhle breitete sich ein pechschwarzer See aus. Als sie an ihm vorbei marschierten, erkannte Ima das der See aus kristallklarem Wasser bestand. Sie konnte Seeschlangen erkennen, deren Leib, wie die Pflanzen leuchtete. Doch durch den schwarzen Stein des Bodens konnte Ima unmöglich sagen wie tief der See war. Sie passierten den See und gingen wieder zwischen Häusern hindurch. Als sie den hinteren Teil der Höhle erreichten, stutze Ima. Das dort war keine einfache Wand. Ein Palast war dort in den Felsen gehauen worden. Ima erkannte überall Bögen von Fenstern und an einigen Stellen gab es Balkone. Die Bögen um die Fenster waren reich verziert mit verschnörkelten Linien. am Fusse befand sich ein mächtiges Tor. Dessen steinerne Flügel langsam aufglitten als sie näher traten. Auch dieses Tor war verziert. Ima erkannte nun, dass der restliche Fels glatt geschliffen war. Keine Unebenheit war zu bemerken. Es wäre unmöglich diese Wände hoch zu klettern. Ihre Bewacher führten sie durch das Tor in das Innere des Palastes. Sie kamen in eine Eingangshalle, die für eine Eingangshalle verhältnismässig ziemlich klein war. An deren Ende Führten zwei Treppen nach links und rechts weg. Die Eingangshalle war ziemlich schmucklos, bis auf ein riesiges Bildnis, welches die gesamte Wand am anderen Ende einnahm. Es stellte einen Mann dar, der erhobenen Hauptes dastand. Er hatte dunkles kurzes Haar und ein Schwert hing an seiner Seite. Stolz und ernst blickte er auf sie hinab. Ima kam der Mann bekannt vor. Doch sie konnte nicht sagen woher. Von der Decke hingen überall Töpfe mit Pflanzen, die ein gedämpftes grünes Licht spendeten. Ihre Wachen führten sie die rechte Treppe nach oben die in einen schmalen Gang endete der parallel zu der Felswand lag. Rechts von ihnen befanden sich in regelmässigen Abständen die Fenster die Ima von aussen gesehen hatte. Links gab es einige Türen, die allesamt geschlossen waren. Die Türen bestanden alle aus Stein. Die Wachen führten sie ein Stück den Gang hinunter zu einer Tür die etwas grösser war als die restlichen. Davor standen zwei weitere Wachen, die ihnen die Tür öffneten. Der Raum den sie betraten war riesig. Am anderen Ende stand eine Statue desselben Mannes, wie auf dem Bildnis von vorhin. Er hielt eine Hand empor gestreckt, darauf lag ein rot funkelnder Stein. Die andere Hand hatte ruhte auf dem Schwert an seiner Seite und er blickte nach oben zu dem Stein. "Das ist Terek Al'En!" flüsterte ihr Lillesol zu. Sie hat recht! Plötzlich erkannte auch Ima die Statue, sie stellte eindeutig dieselbe Statue dar wie die vor der Schule. Wie kommt eine Statue von Terek hier her? fragte sich Ima. Und was sollte der rote Stein. Sie spürte wie sie etwas in den Rücken stach. Ohne es bemerkt zu haben war Ima stehen geblieben. Sie lief weiter, da erkannte sie, dass sich vor der Statue ein steinerner Thron befand, auf dem eines dieser Wesen sass. Auch er war nackt wie die Anderen, doch sein Körper  war mit einer Farbe bemalt, die vermutlich von den Pflanzen stammte. Den die striche auf seiner Brust und seinem Gesicht leuchteten. Auch seine Augen waren mit der Farbe umrahmt, was ihm ein unheimliches Aussehen gab. Die Wachen stachen mit ihren erbeuteten Waffen in Imas Kniekehlen damit sie auf die Knie fiel. "Ihrrr hierrr um stelen Stein!" grunzte der König und zeigte auf den roten Stein in Tereks Hand. "Nein, „ erwiderte Lillesol "Wir sind zufällig hier wir wollten uns nur ein wenig umschauen. Wir wissen nichts von einem Stein." Der König schaute sie mit schiefgelegtem Kopf an. "Ihrrr lügd. Alle wollen Stein!" sagte er sachlich und gab seinen Wachen ein Wink. Die Wachen zerrten Ima und die Anderen auf die Füsse. "Wir wollen den Stein nicht, wir wollen nur weg von hier." versuchte es Lillesol noch einmal. Doch der König ignorierte sie. Man führte sie durch eine Tür hinter dem Thron hinaus. Von dort stieg eine steile Treppe hinab. Unten kam ein weiterer Gang in dem mehrere Treppen endeten. Am Ende des Ganges führte eine weitere Treppe nach unten. Ima erfasste sofort wo sie waren. Massive  Steintüren befanden sich zu beider Seiten in denen sich kleine Löcher befanden, durch die gerade mal zwei Hände nebeneinander hindurch passten. Die Kerker. Sie wurden in eine der Zellen gestossen. Als die Türe hinter ihnen geschlossen wurde,  hüllte sie die vollkommene Dunkelheit ein. Nur das kleine Loch der Türe konnte man noch erkennen.  Ima streckte tastend die Hände aus. "Seit ihr alle in Ordnung?" fragte sie. "Lasst uns zusammenrücken." Sie spürte wie eine Hand an ihrem Arm entlang streifte und ihre Hand nahm. Sie spürte das es Kermen war und ein  warmes Gefühl breitete sich in ihr aus.. "Wo bist du?" ertönte da Lillesols Stimme." Ima ging mit Kermen darauf zu. Eine Hand vor sich ausgestreckt. Sie stiess gegen eine von Lillesols Brüsten. "Tut mir Leid," sagte sie. Doch Lillesol hatte sie bereits an der Hand gefasst. Auch Noem hatte lillesol zu fassen bekommen. Zusammen setzten sie sich auf den Boden nah beieinander.  Kermen liess Ima s Hand los und schuf eine Lichtkugel. "Das ist eine verschissene Situation. Was denkt ihr wollen die mit uns tun?" fragte Noem. "Sie werden uns töten oder hier verrotten lassen." erwiderte Kermen sachlich. Ima schauderte. "Dann brauchen wir einen Fluchtplan. Wo ist eigentlich Knopf?" wollte Ima wissen. "Keine Ahnung, und wie sieht dein Fluchtplan aus? Willst du die Tür einrennen?"  erwiderte Noem mürrisch. Ima seufzte. "Wir dürfen nicht aufgeben. Tragen wir mal zusammen was wir wissen. Kyle Taja und Hadya wissen was wir vorhatten. Sie werden uns suchen und mit etwas Glück werden sie den Eingang und unsere Markierungen finden. Trotzdem können wir nicht darauf hoffen, dass sie uns retten. Sie würden uns hier niemals finden oder dabei sogar selbst in Gefangenschaft geraten. Das heisst wir dürfen hier nicht zu lange verweilen, denn ansonsten kommen sie höchstwahrscheinlich in Schwierigkeiten." Sie machte eine Pause. "Des weiteren wissen wir, das dieser König glaubt wir seien hinter dem Stein her und ich glaube nicht, dass wir ihn vom Gegenteil überzeugen können."

"Da geb ich dir recht, er hört uns ja nicht einmal zu." stimmte Lillesol zu. "Aber das Ganze macht mich ein wenig stutzig, warum ist er so fest davon überzeugt? Ich nehme nicht an das jeden Tag jemand hier herein schneit um den Stein zu stehlen. Ausserdem waren wir nicht einmal in dessen Nähe."

"Du willst damit sagen, dass der Stein nur ein Vorwand ist?" fragte Noem. "Ja und nein, ich glaube wir haben etwas gesehen, was wir nicht sollten. Ich glaube diese Wesen bewachen diesen Ort und den Stein. Ganz nach dem Prinzip wer einmal hier ist darf nicht wieder gehen."

"Aber warum tun sie das, ich denke es ist offensichtlich das Terek sie beauftragt hat. Doch der ist doch schon seit zweitausend Jahren Tot? Und warum sollte ausgerechnet er, der grosse Held der alle vereint hat so etwas geheim halten wollen?" fragte sich Ima. "Ich weiss es nicht." erwiderte Lillesol. "Aber ich glaube der Stein enthält einige Antworten. Ich finde, wenn wir fliehen, sollten wir den Stein mitnehmen. Es könnte sein, dass das Ganze etwas mit den Tarakona zu tun hat."

"Bist du noch ganz beisammen? Wenn wir den stehlen sind wir erst recht tot!" warf Noem ein. "Nicht wenn sie es nicht bemerken." meldete sich Kermen zu Wort. "Wir haben einen Stein der fast gleich aussieht."

"Der Rubin." jauchzte Ima. "Wir wissen noch nicht einmal wie wir hier heraus kommen sollen und ihr schmiedet hier schon Pläne wie ihr sie bestehlen wollt! So schaffen wir es hier bestimmt nicht heraus." murrte Noem. Ima gab ihm recht. "Wir sollten die Zelle absuchen, vielleicht finden wir was Nützliches." schlug Lillesol vor. Sie folgten Lillesols Vorschlag und jeder nahm einen Teil des Kellers unter die Lupe. Sie hielten Ausschau nach Löchern, geheimen Öffnungen oder sonst etwas nützlichem. Doch keiner von ihnen konnte etwas finden. Noem versuchte indes die Kerkertür mit einigen Zaubersprüchen zu öffnen, aber keiner funktionierte. Er hatte es auch nicht erwartet, da diese Wesen anscheinend Terek kannten, mussten sie auch gegen Zauberer gewappnet sein. „Was nun?“ fragte Ima resigniert. Sie bekam keine Antwort. Seufzend setzte sie sich hin. „Ich weiss wie wir hier herauskommen. Wir müssen jemanden dazu bringen die Kerkertür zu öffnen.“ meinte Noem. „Und wie?“ fragte Ima. „Ich weiss ja nicht wie ihr das seht, aber wenn ich der König wäre, wäre es für mich das einfachste uns hier unten verrotten zu lassen.“

„Vielleicht will er uns ja auch lebend...“ erwiderte Noem. Ima erwiderte nichts. Vieleicht hatte er recht, doch sie war nicht davon überzeugt. Sie stand auf, ging zur Tür und spähte durch den Schlitz hinaus in den Gang. Sie sah jedoch gar nichts. Kein Wächter stand da, der Gang lag leer vor ihr. Sie drehte ihren Kopf und versuchte Geräusche von draussen wahrzunehmen. Doch auch das scheiterte. Sie drehte sich um, „Ich glaube das wird kein einfaches vorhaben.“

„In dem Fall müssen wir wohl warten und hoffen.“ seufzte Lillesol. Sie setzten sich unterhalb der Türe hin und rückten nah zusammen. Sie alle waren erschöpft und spürten nun wie die Aufregung des Tages ihren Tribut forderte. Ima s Augen fielen langsam zu. Sie legte ihren Kopf auf Kermens Schulter und bekam gerade noch mit, wie er das Licht verschwinden lies.

Ein Kratzen von Krallen auf Stein lies Ima hochschrecken. Sie richtete sich auf und lauschte. Das Geräusch drang leise von draussen herein. Vorsichtig erhob Ima sich, und spähte aus der Öffnung über ihr. Der Gang lag immer noch leer vor ihr. Auch das Geräusch war verschwunden. Plötzlich tauchten vor ihr zwei leuchtend rote Augen auf. Ima schrak zurück, bevor sie erkannte wer da vor ihr in dem Spalt sass. Sie konnte gerade noch verhindern, dass sie erleichtert auflachte. „Knopf.“ flüsterte sie freudig und streckte die Hand nach ihm aus. Er sprang sofort in ihre Arme und liess sich von ihr Knuddeln. „Komm wir wecken die Anderen auf.“ Da erschien eine Lichtkugel und Kermen stand vor ihr. Auch Lillesol hatte sich bereits aufgerichtet. Nur Noem schlief noch. Knopf sprang von Imas Arm herunter und eilte zu Noem hinüber. Dann begann er fleissig sein Gesicht abzuschlecken. Verschlafen griff Noem nach Knopf, als seine Hand Knopfs Fell berührte, war er sofort hellwach. „Knopf!“ rief er freudig aus.

Ima setzte sich vor Noem hin und sie alle streichelten über Knops weiches Fell. Da kam Ima eine Idee. „Noem, kannst du Knopf dazu bringen etwas von einem dieser Wesen zu stehlen und hierher zu bringen?“ fragte sie Ihn. Noem sah sie ratlos an. „Warum sollte er das tun.“ Doch kaum hatte er fertig gesprochen hellte sein Gesicht sich auf. „Ja klar, das könnte klappen. Ich habe ihm beigebracht sein Spielzeug zu holen. Vielleicht reicht das aus.“ Er stand auf und setzte Knopf wieder in den Spalt der Türe. „ Knopf hol den Ball.“ Knopf stellte seine Ohren lauschend nach vorne, sah Noem freudig an und verschwand. „hoffentlich klappt es.“ sagte Lillesol. Sie setzten sich wieder hin und warteten. Bereits kurze Zeit später tauchte Knopf wieder auf. Im Maul trug er das Blatt irgendeiner Pflanze. Das war wohl nichts. „meinte Lillesol. Noem nahm das Blatt entgegen und lobte Knopf. Dann schickte er ihn wieder los. Als er diesmal zurück kam, brachte er ein Stück Stoff mit. Noem nahm es wieder dankend entgegen und schickte ihn wieder los.

Nach einer Weile, hatten sie einen ganzen Haufen nutzloser Sachen. Niemand würde deren fehlen bemerken, geschweige den darauf kommen, dass diese Sachen im Kerker lagen. „Wenn wenigstens etwas zu essen dabei wäre.“ murrte Ima, ihr Magen knurrte schon seit geraumer Zeit. Diesmal schien Knopf schon seit längerem verschwunden. Obwohl Ima das Zeitgefühl hier unten verlassen hatte. Sie hatte keine Ahnung mehr wie lange sie schon in diesem Kerker sassen. Es konnten einige Stunden sein, oder bereits ein, zwei Tage. Da hörten sie plötzlich ein schleifendes Geräusch und leise Schritte, die rasch lauter wurden. Hastig standen sie auf. Kermen stellte sich hinter die Tür und drückte sich an die Wand. Im tat es ihm gleich. Lillesol blieb ruhig auf dem Boden sitzen, so dass sie von der Tür aus gut sichtbar war und Noem stand an der Türe um Knopf in Empfang zu nehmen. Das Licht liessen sie brennen. Da diese Wesen die Dunkelheit gewöhnt waren, und das Licht sie eher störte als es ihnen nützte. Knopf sprang mit einem Satz durch das Loch. In der Schnauze hatte er eine Schnur, an dessen Ende ein Figürchen hing. Ima konnte aus ihrer Position sehen, dass es eines dieser Wesen darstellte. Es sah jedoch ein wenig anders aus, als die die sie bisher gesehen hatte. Vielleicht ein Weibchen überlegte sie. Es schien so etwas wie Brüste zu haben, soweit sie es erkennen konnte. Noem lobte Knopf leise und nahm das Figürchen. Dann setzte er sich zu Lillesol. Knopf hielt er bei sich und streichelte ihn. Die Schritte erreichten die steinerne Türe. Und eine Stimme  die etwas sanfter war als die der bisherigen Gnome ertönte. „Gebt es widerrr herrr!“ Noem drehte seinen Kopf zu der Tür und fragte ganz unschuldig und etwas ängstlich „Was sollen wir hergeben?“ Der Gnom stiess ein knurren aus. „Ihrr kommt hierrr niii wideerrr rraus! Irrr sterrbt hierrr! Gebt es zurrrück!“

„Wenn du dieses Figürchen meinst, das hat dieses komische Wesen hier her gebracht. Wenn du es willst musst du das mit ihm klären.“ Noem zeigte auf Knopf der neben ihm sass und wieder das Figürchen in Händen hielt. Der Gnom stiess ein weiteres knurren aus. „Das isst Bild meinerr toten Mutteerrr!“

„Wie schon gesagt, das musst du mit ihm klären, ich fass dieses Wesen nicht an, das hat Rasiermesser scharfe Zähne. Es hat mich bereits gebissen.“ wehleidig hielt er seine Hand hoch, auf der deutliche bissspuren zu sehen waren. Er hatte sich die Wunde mit einem spitzen Stück einer Schale zugefügt, die Knopf gebracht hatte. „ii komme rrein! Irr bleibt. Könnt nit abhauen. Überrall Bewaffnete Rrrirrolu!“ Ima nahm an, dass das ein Wort für Wachen war. Sie hörte wie der Gnom verschwandt. Nach kurzer Zeit tauchte er wieder auf und hantierte am Schloss. Ima spannte ihre Muskeln. Sie musste den Gnom in den Kerker zerren und ihm den Fluchtweg abschneiden. Kermen würde ihn dann Bewusstlos schlagen. Die Türe öffnete sich langsam. Der Gnom spähte durch den Spalt in den Kerker hinein. Noem und Lillesol rutschten zusammen, klammerten sich aneinander und versuchten möglichst ängstlich drein zu schauen. Der Gnom schien einigermassen beruhigt, er öffnete die Türe weiter und machte einen Schritt hinein. Da schnellte Ima hervor griff den Gnom am Arm und zog ihn mit dem Schwung ihrer Bewegung in den Kerker. Der Gnom war so überrascht, dass er zunächst gar nicht realisierte was geschah. Ima drehte sich während sie ihn hineinzog Richtung Türe, so dass sie beide die Plätze getauscht hatten bevor er zu reagieren kam. Dann nahm sie ihre Angriffs Stellung ein. Die kleinen Augen des Gnomes waren weit aufgerissen. Als er erkannte das er in eine Falle getappt war. Er wollte sich gerade wieder der Tür zuwenden, als Kermen hervor schnellte und ihm mit der Faust eins überzog. Erleichtert atmete Ima auf. Sie schaute sich den Gnom genauer an. Da fiel ihr auf, das etwas an ihm anders war als an den Anderen. „Es ist eine Frau!“ stiess sie hervor. Das Wesen war nackt wie seine Artgenossen, doch fehlte ihm das männliche Glied. Anders als das Figürchen jedoch hatte es kaum Brüste und es hatte Haare auf dem Kopf die zu dünnen Zöpfen geflochten waren. Sie schien noch recht jung zu sein. „Lassen wir sie hier und hauen ab.“ meinte Noem. „Nein.“ wiedersprach Ima, „Wenn wir sie hierlassen stirbt sie. Selbst wenn die Anderen sie entdecken. Sie hat uns entkommen lassen.“ Noem brummte und stimmte ihr zu. Ima riss mehrere Streifen von ihrem Hemd ab. Als Noem erkannte was sie vorhatte tat er es ihr gleich. Zusammen fesselten und Knebelten sie das Mädchen. Dann wollte Ima den Gnom hochheben, doch Kermen kam ihr zuvor. Er warf sie sich über seine Schulter. Sie schlossen die Kerkertür wieder ab und nahmen den Schlüssel mit, da sie nicht wussten woher der Gnom ihn hatte. „Wir brauchen unsere Waffen wieder.“ sagte Ima. „Und wo sollen die sein?“ fragte Noem. „Keine Ahnung. Wir können aber das Mädchen aufwecken.“ Sie trat an Kermen heran und tätschelte die Wange des Gnomes. Benommen öffnete sie die Augen, als sie erkannte was los war windete sie sich hin und her und versuchte Kermen zu kratzen. Ima packte sie an der Kehle. „Hör mir zu, wir wollen hier abhauen. Es tut uns leid, dass ausgerechnet du da mit hineingezogen wirst. Aber das können wir nun mal nicht Ändern. Du weisst genau was dir blüht wenn die deinen dich erwischen, nachdem du uns hast entkommen lassen.“ Ima holte Luft, sie sah, dass das Mädchen verstand was sie meinte. Es war ganz ruhig geworden und sie schaute sie aus ruhigen Augen an. Ima lächelte. „Wir wollen dir nichts tun, aber wir werden dich mitnehmen. Wenn wir in Sicherheit sind werden wir dich freilassen. Was du dann tust kannst du selbst entscheiden. Aber jetzt brauchen wir deine Hilfe. Wirst du uns helfen?“ Das Mädchen nickte. Ima nahm dem Mädchen den Knebel ab. „Also wohin?“

„Am Ende des Ganges rrrekte Türrr.“ Ima nickte und sie eilten weiter. Kurz vor der Treppe, die nach oben führte war rechts eine Türe. Ima drückte dagegen und sie schwang auf. Dahinter befanden sich alle möglichen Waffen. Die vier traten ein und bewaffneten sich. Ima nahm ihr Schwert und die Scheide wieder an sich. Dazu fand sie noch einige Wurfdolche die sie ebenfalls einsteckte. Einen weiteren kleinen Dolch versteckte sie in ihrem Stiefel. Sie fand auch noch einen Bogen und dazugehörige Pfeile. Beides nahm sie an sich. Auch die Anderen hatten sich ähnlich schwer bewaffnet wie Ima. „Wir brauchen noch einen Plan für den Stein.“ warf Lillesol ein. „Gibt es eine Zeit in der niemand im Thronsaal ist?“ fragte sie an das Mädchen gewandt. Die schüttelte den Kopf, „Immerrr   Rrrirrolu dort, bewachen Stein!“ dann wurden ihre Augen gross. „Irrr doch stele!“

„Wir waren nicht hier um zu stehlen, wir wollten nur nach Hause. Aber jetzt, ja jetzt stehlen wir ihn.“ erwiderte Lillesol sachlich. Das Mädchen schaute sie verängstigt an, doch dann wurde ihr Blick wieder normal und sie zuckte die Schultern. „Jetzt nur Dienerrr auf, hoherrr Herrr ist im Bett. Im Saal nurrr zwei Rrrirrolu.“

„Gut, dann sollten wir jetzt gehen, gibt es eine Möglichkeit unbemerkt in den Thronsaal zu kommen?“ fragte Ima. „Derr Dienstgang. Wenn irr Trrreppe rrrauf 2 Trrreppe links. Dann rrreccchhhts.“

„Gut lasst uns gehen, komm Knopf.“ Noem wandte sich der Tür zu und lauschte nach draussen, Knopf war wieder auf seine Schulter gesprungen. Dann winkte er den Anderen. Kermen ging zum Schluss. Sie befolgten die Anweisungen des Mädchens und kamen in einen schmalen Gang. Zu ihrem Glück liefen sie niemandem über den Weg. Sie folgten dem Gang bis ans Ende. Vor ihnen hing ein Vorhang aus grob gewobenem Stoff. Ima spähte an der Seite vorsichtig hindurch. Vor ihr lang die Statue von Terek. Links und rechts neben der Statue waren zwei Wachen aufgestellt. Ima zog sich zurück und machte den Anderen Platz. Dann nahm sie den Bogen den sie sich umgelegt hatte, setzte einen Pfeil auf die Sehne. Und zielte auf die rechte Wache. Lillesol, indes nahm eines ihrer Wurfmesser und nahm auf der anderen Seite des Vorhangs Stellung. Noem trat hinter sie, „Jetzt!“ flüsterte er und beide schossen. Lillesol traf die Mitte des Halses und der Wachmann fiel mit einem Gurgeln in sich zusammen. Ima verfehlte jedoch und traf ihren in die Schulter. Der Wachmann begriff sofort, drehte sich zu ihnen um und setzte zu einem Schrei an. Da kam aber bereits der zweite Pfeil angeflogen und traf ihn wie zuvor seinen Kollegen in den Hals. Ima hatte bereits bei der Jagd gelernt, wenn man verfehlte musste man schnell sein sonst entkam einem die Beute. Deshalb hielt sie immer bereits einen Zweiten Pfeil schussbereit in der Hand. Erleichtert huschten sie durch den Vorhang. Kermen übergab das Mädchen kurz Noem und flog zur Statue um die Steine auszutauschen. Dann eilten sie weiter durch den Thronsaal. „Vor der Tür hat es auch noch Wachen!“ flüsterte Lillesol. „Wir müssen sie herein locken.“

„Versteckt euch neben der Tür.“ flüsterte Ima, sie zückte ihr Schwert. Mit einem kurzen Blick vergewisserte sie sich, dass man die Anderen nicht sah, wenn man die Tür öffnete und klopfte kurz und laut an. Dann drehte sie sich um die eigene Achse und versteckte sich ebenfalls. Die Tür schwang auf und die zwei Wachen traten ein, mit einem kurzen Blick erfassten sie die Beiden Toten. Der eine Wachmann gab dem Anderen einen kurzen Befehl, dieser wendete sich wieder der Tür zu. Doch Ima stand bereits mit erhobenem Schwert unter dem Torbogen und hieb dem Gnom mit einem kurzen Schlag den Kopf ab. Indes war Noem aus seinem Versteck hervorgesprungen und hatte sich mit dem Anderen Gnom einen kurzen Kampf geliefert. Der sich schnell zu seinen Gunsten entschieden hatte. Sie zogen die Gnome in den Saal hinein und verschlossen die Tür. Dann eilten sie den Weg zurück durch den die Gnome sie zuvor geführt hatten. Sie liefen keinen weiteren Gnomen über den Weg. Als sie unten in der Empfangshalle vor dem Tor ankamen glitten die Torflügel ohne ein Geräusch zu verursachen auf. Erschrocken sprangen die Freunde zurück. Der Gnom auf Kermens Schulter murmelte, „Das Zauberrr, ged von alleine.“ erleichtert atmeten sie auf und spähten vorsichtig daraus hervor. Das Dorf lag ruhig vor ihnen. „Rrruezeit, alle schlafen.“ Sagte der Gnom. Sie schritten vorsichtig durch das Tor. „Wie kommen wir am schnellsten wieder in die Gänge?“ fragte Kermen sie flüsternd. „Gibt nurrr ein Weg, am Ende des Dorrrfes. Irr Füsse frrei ich zeig euch geheimweg.“

„Na gut, aber du weisst das dir Wegrennen nichts bringt.“ willigte Lillesol ein und zerschnitt ihr die Fussfesseln. Kermen liess sie sanft hinunter gleiten. „Na dann los, “ zischte Noem und stiess sie vorwärts. Sie wendete sich nach rechts, dorthin wo es weniger Häuser hatte. Die Vier Freunde folgten ihr mit gezückten Waffen. Der Gnom schlich durch die Häuser hindurch und schlich von einem Versteck in das nächste. Ima beobachtete sie, obwohl sie gefesselte Hände hatte, huschte sie selbstsicher von Schatten zu Schatten. Sie zögerte nicht ein einziges Mal. So wie sie sich bewegt, tut sie das wohl nicht zum ersten Mal. Überlegte Ima. Sie verfolgte den Gedanken jedoch nicht, sie würden später noch genügend Zeit haben um zu reden. Jetzt musste sie sich konzentrieren, dass sie nicht erwischt wurden. Sie kamen an den Rand der Höhle. Der Gnom schlich hinüber zur grob behauenen Felswand. „Ierrrr entlang, sie nicchhht schauen an Rrrand.“ Sagte sie und eilte der Felswand entlang. Sie erreichten unbehelligt den Rand der Höhle Als sie die letzten Häuser hinter sich gelassen hatten fingen sie an zu rennen. Das Gnomenmädchen hatte Schwierigkeiten mit den gefesselten Händen mit ihnen Schritt zu halten. Daher nahm Kermen sie während er an ihr vorbeirannte wieder auf den Arm und warf sie sich über die Schulter. Als sie die erste Abzweigung erreichten fragte Ima das Mädchen, „Weisst du wo sie uns gefunden haben? Kannst du uns dorthin bringen?“ Das Mädchen nickte, „Haben euch bei alten Horrrt gefunden. Rrrechts.“ Sie wendeten sich nach rechts und rannten weiter. Bei jeder Abzweigung gab das Mädchen knappe Anweisung wohin sie sich zu wenden hatten. Ima ging bald die Puste aus, wie auch Lillesol und Noem. Sie hatten schon zu lange nichts mehr gegessen und der Weg stieg stetig an. Daher mussten sie bald in ein kräftesparenderes Tempo einschlagen. „Wirrr hierrr nähe Horrrt. Den genauen Orrrrt wo irrr gefangen seit kenne i niccchhht.“

„Gut du hast uns schon weit gebracht vielen Dank dafür. Wir müssen in dem Fall ab hier nach den Markierungen Ausschau halten.“ erwiderte Lillesol. „Lass sie runter.“ bat Ima Kermen. Als das Mädchen stand nahm Ima einen Dolch und zerschnitt ihre Handfesseln. „Es steht dir jetzt frei zu gehen oder mit uns zu kommen, wie du möchtest.“ Das Mädchen schaute Ima aus grossen Augen heraus an. Dann schaute es verlegen zu Boden „I mit euch kommen?“ Fragte sie fast ängstlich. Ima musste Lächeln. Sie kniete sich vor den Gnom hin. „Wie heisst du?“

„Krera.“ Antwortete sie. „Also Krera, ich heisse Ima, das ist Lillesol, Noem und Kermen und der kleine da,“ sie deutete auf Knopf der neben Noem sass und die Ohren neugierig aufgestellt hatte, „ist Knopf.“ stellte sie die Anderen der Reihe nach vor. „Du kannst natürlich mit uns kommen. Durch uns bist du erst in diese Lage gekommen. Also?“ Das Mädchen strahlte sie an „Ja, ich komme mit euch!“ Ima nickte lächelnd und stand auf. „Dann los!“ Sie eilten weiter und suchten die Gänge nach ihren Zeichen ab. Doch sie fanden nichts. Leider wusste Krera nicht wo das Schloss lag, daher wendeten sie sich jedes Mal in Richtung Drachenhort. Bis sie schliesslich einen Gang mit ihrem Zeichen fanden. „Endlich!“ jauchzte Ima. „Wir sollten wieder rennen.“ meinte da Noem. „Sie haben es schon einmal geschafft uns hier einzufangen. Und wer weiss ob sie uns diesmal nicht direkt töten.“ Die Anderen stimmten ihm zu und so rannten sie wieder die Gänge entlang, die nun zum Glück eher abfallend waren. So kamen sie recht schnell vorwärts. Knopf der für heute wohl genug gerannt war sass nun seit ihrer Flucht auf Noems Schulter und klammerte sich an dessen Haaren fest. Obwohl sie in einen zügigen, jedoch kräftesparenden Trap verfallen waren, keuchten Ima, Noem und Lillesol schon bald. Nur Kermen schienen die Strapazen wieder einmal nichts auszumachen. Auch Krera zeigte keine grosse Erschöpfung, doch sie rannte nun anders als zuvor nicht auf zwei Beinen, sondern auf allen vieren. Sie war so viel schneller und flinker als Ima und die Anderen. Bald erreichten sie die nächste Abzweigung. „Wir haben es geschafft rief Lillesol aus, die das Zeichen gefunden hatte. „Es ist der Pfeil mit dem Strich! Die erste Markierung!“ Erleichterung überkam Ima und die Anderen. Doch sie gönnten sich keine Pause, sondern rannten weiter, denn sie wollten so schnell wie möglich die Geheimtür hinter sich lassen, durch die sie hier her gekommen waren. Sie rannten den Gang entlang, als Krera, die vorrauseilte, plötzlich stehen blieb. „Sie kommen.“ warnte sie die Anderen „Verdammt!“ entwischte es Ima, sie hatte gehofft die Gnome endlich abgehängt zu haben. „Rennt!“ rief sie dann, doch das war nicht mehr nötig, die Anderen gaben bereits alles. Sie hetzten den Gang entlang. Bald konnten auch Ima und die Anderen es hören. „Da vorne.“ rief Lillesol und deute während dem rennen nach vorne. Ein Licht erschien ausserhalb ihres eigenen Lichtscheins. Das müssen Kyle, Hadya und Taja sein! Ima hoffte es zumindest. Sie rannten weiter und schon tauchten vor ihnen drei Gestalten auf. „Zurück! Umkehren!“ riefen die vier wie aus einem Mund. Es waren wirklich  Kyle, Hadya und Taja. Sie waren stehen geblieben und blickten dem Gespann vor ihnen mit aufgerissenen Mündern entgegen. Doch schnell erkannten sie, dass die Lage ernst war und rannten wieder zurück in die Richtung aus der sie gekommen waren. „wir werden verfolgt, Ich werde den Gang öffnen und ihr schaut das keiner unserer Verfolger hindurch kommt so lange die Tür offen ist.“ rief Kermen ihnen zu, als sie zusammen weiterrannten. Die Anderen nickten. Das Geräusch der Krallen die über den Boden schrammten wurde immer lauter. Ima und die Anderen legten noch einmal einen Zahn zu. Sie mussten es schaffen. Da sah Ima vor ihnen die Öffnung in der Decke, Kermen hatte sie auch bereits entdeckt und sprang mit einem Satz nach oben und verschwand darin. Die Anderen rannten weiter und erreichten kurz darauf die Geheimtür. Kermen hatte sie bereits geöffnet also eilten sie hindurch und drehten sich um. Kermen landete sogleich neben ihnen. Hadya Kyle und Taja hatten sich vor die Anderen gestellt, da diese erst einmal wieder Atem schöpfen mussten. Die Höhle vor ihnen wimmelte von Gnomen. Sie krabbelten an den Wänden der Höhle entlang und über den Boden. Die ersten hatten bereits die Tür erreicht. Kyle, Hadya und Taja kämpften tapfer, doch war Hadya die Einzige unter ihnen die bereits Kampferfahrung hatte. Kermen  nahm sich Imas Schwert da sie viel zu fertig war um zu kämpfen und half den Anderen die Gnome zurück zu schlagen. Die Türe begann sich nun endlich zu schliessen, doch es kam ihnen allen wie eine Ewigkeit vor, bis sie endlich ganz zu war. Ima liess sich auf den Boden fallen und atmete tief durch. Da durchfuhr sie einen plötzlichen Schreck. „Wir müssen weiter, sie kommen sicher durch die Höhle oben!“

„Keine Angst, Ich habe mehrere grosse Felsen auf die Falltür gehievt, die ich im Fluss gefunden hatte. Die bekommen sie bestimmt nicht mehr auf.“ beruhigte er sie. Erneut atmete Ima auf. Jetzt merkte sie wie erschöpft und hungrig sie eigentlich war. Sie wollte aufstehen, doch ihre Beine versagten ihr den Dienst. Auch Lillesol und Noem waren am Ende ihrer Kräfte. Noem konnte sich jedoch noch auf den Beinen halten. Kyle nahm Lillesol auf den Arm, die es überhaupt nicht mehr schaffte sich vom Stein zu erheben. Ima holte noch einmal tief Luft und unter Aufwendung all ihrer Kräfte schaffte sie es sich auf die Beine zu hieven. Sie machte einige wankende Schritte und verlor sogleich wieder ihr Gleichgewicht. Kermen fing sie auf und hob sie trotz ihres Protests hoch und trug sie den Rest des Weges. Ihm schienen die ganzen Strapazen kaum etwas ausgemacht zu haben. Erschöpft lehnte Ima ihren Kopf an seine starke Brust und schloss die Augen. Als sie wieder erwachte, lag sie in einem ihr fremden Bett. Kermen sass auf der Bettkante und unterhielt sich mit Kyle, Hadya, Taja und Krera. Im Bett neben ihr schlief Lillesol und ihr Gegenüber lag Noem. Noch immer müde versuchte Ima sich aufzurichten. Unter einem Stöhnen sank sie jedoch wieder zurück. Jeder einzelne Muskel in ihrem Körper schmerzte. Kermen blickte sie an und lächelte. Er hatte wieder seine menschliche Gestalt angenommen. Es versetzte Ima einen kurzen stich ihn wieder so zu sehen. Ihr hatte seine wahre Gestalt gefallen. Aber als sie in seine grünen Augen blickte, war das sofort wieder vergessen und sie lächelte zurück. „Du hast sicher hunger?“ Es war weniger eine Frage als eine Feststellung. Ima nickte und er reichte ihr ein Tablett voll mit Essen und half ihr sich aufzurichten. Ima lief das Wasser im Mund zusammen, es gab von allem etwas. Käse lag da, Fleisch, Brot und verschiedene Früchte. Sie riss sich ein Stück Brot ab und ass es zusammen mit einem Stück Käse. Das Essen war so köstlich, sie hatte das Gefühl noch nie etwas Besseres gegessen zu haben. Nach kurzer Zeit hatte sie bereits alles verputzt. Sie richtete ihr Kissen auf und lehnte sich wohlig seufzend hinein. „Habt ihr ihnen schon alles erzählt?“ fragte sie an Kermen und Krera gewandt. Diese nickten. „Wie lange waren wir fort?“ war die nächste Frage die ihr in den Sinn kam. „Zwei Tage.“ Antwortete ihr Kyle. „Wir haben in der Schule erzählt ihr wärt Krank. Wir dachten das wäre besser, solange wir nicht wussten was mit euch war. Als ihr am Sonntag nicht zurück gekommen seid dachten wir, wir warten noch ab. Aber als ihr am Montag immer noch nicht aufgetaucht seid fingen wir an uns Sorgen zu machen und beschlossen, nach der Schule nach euch zu suchen.“

„Wir waren recht erstaunt, als der Weg plötzlich endete. Wir haben ewig lange nach dem Öffnungsmechanismus gesucht. Da war es bestimmt schon nach Mitternacht als wir endlich diese Höhle entdeckt hatten. Tja den Rest kennt ihr ja dann.“ fügte Hadya dann hinzu. „Ihr habt so lange gesucht?“ stutzte Ima „Ja wir dachten, das der Öffnungsmechanismus nicht allzu schwer zu finden sei, wenn ihr ihn schon gefunden hattet. Ausserdem dachten wir, dass ihr vielleicht auf der Anderen Seite sitzt und die Tür nicht mehr aufbekommt. Daher haben wir nicht aufgegeben.“ Antwortete Hadya. „In dem Fall Danke, ohne euch hätten wir es wohl nicht geschafft.“ Ima lächelte sie an. „Wo sind wir hier eigentlich?“ fragte sie dann noch. „In unserem Zimmer“ antwortete ihr Kermen. Sie nickte zum Zeichen verstanden zu haben. Erleichtert nun alles überstanden zu haben schloss Ima wieder die Augen und schlief auch sogleich ein.

Als sie das nächste Mal erwachte fühlte sie sich endlich wieder richtig erholt. Sie blieb noch einen Moment mit geschlossenen Augen liegen und genoss noch den Moment des Aufwachens. Sie vernahm gedämpfte Stimmen die sich unterhielten. Langsam schlug sie die Augen auf. Lillesol auf dem Bett neben ihr war ebenfalls wach und unterhielt sich leise mit Krera. Noem indes schlief immer noch. Die Anderen waren jedoch verschwunden. „Guten Morgen.“ grüsste sie leise Krera und Lillesol und setzte sich auf. Sie wusste nicht ob es überhaupt morgen war. Doch im Moment war das die einzige vernünftige Begrüssung die ihr in den Sinn kam. „Morgen.“ grüssten Lillesol und Krera zurück. Wobei Krera das R in Morgen wieder lang zog. „Wo sind die Anderen?“ Fragte Ima. „In der Schule.“ antwortete Lillesol. „Wie spät ist es denn?“

„Es etwa drei Uhr. Und heute ist Mittwoch.“ Sagte sie um auch Imas nächste Frage zu beantworten. „Mittwoch?“ ungläubig schaute Ima sie an, „Wir haben zwei Tage geschlafen?“

„Ein-ein halb, ja.“ gab Lillesol zurück. Ima liess sich mit einem stöhnen zurück sinken. Da fiel ihr plötzlich wieder ein, dass sie ja noch etwas mitgebracht hatten. „Was ist mit dem Stein?“

Krera sprang auf allen vieren zu ihr auf das Bett und zeigte ihr den Stein. „i habe in.“ Ima schaute sie zweifelnd an und fragte sich ob es so eine gute Idee sei ihn Krera zu überlassen. Lillesol schien ihre Zweifel zu spüren. „Sie hat uns ein wenig über sich und ihr Volk erzählt. Sie war ein Dienstmädchen des Königs.“ Krera nickte eifrig mit dem Kopf, „Ja,ja i frrro das irrr mich mitgenommen!“ Lillesol lächelte sie an. „Sie war eine Weise und ihre Eltern kamen aus der niedrigsten Gesellschaftsschicht. Sie hatte also keinerlei Rechte.“ Lillesol warf Krera einen mitleidigen Blick zu. „Sie wurde oft misshandelt. Bereits mehrmals hat sie versucht zu fliehen. Aber leider kannte sie sich zu wenig aus und es gibt in dem Höhlensystem kein Essen. Daher war sie immer wieder gezwungen zurück zu gehen. Sie hatte gehofft irgendwann einen Ausgang zu finden.“ Ima schaute Krera schockiert an. „Das tut mir Leid. Ich bin froh das wir dich da raus holen konnten.“ Krera lächelte sie mit ihrem schmalen Mund an. „I eu ewig dankbarrr. Hierrr isst es toll!“ Ima musste Lachen. „Na dann pass einfach gut auf den Stein auf. Weisst du eigentlich warum die deinen ihn so verrückt gehütet haben?“ Krera zuckte mit den Schultern. „Errr von grrossem starrrken Man. Frreund unserrres Volkes.“

„Wir haben ihn schon angeschaut und untersucht. Er gleicht keinem uns bekannten Stein. Ausserdem konnten wir ihm nicht einen einzigen Kratzer zufügen.“ erklärte Lillesol. „Darf ich mal?“ Ima streckte die Hand nach dem Stein aus. Krera die den Stein an einer Kette um den Hals trug, legte ihn auf Imas ausgestreckte Hand.

Vor Ima stand ein Mann. Er hatte Haar so grün, wie eine saftige Wiese. Sein Gesicht und seine Arme waren verziert mit Linien, die in demselben grün leuchteten. Die Linien bildeten verschnörkelte Muster auf seiner Haut. Der Mann stand neben dem Kopf eines Drachen, der ebenso grün war wie seine Haare. Das Gesicht des Mannes war verzerrt von Trauer und Angst. Da sah Ima, dass rote Farbe über den Leib des Drachen floss. Blut. In diesem Moment realisierte sie, sie selbst hatte diesen Drachen getötet. Sie wusste auch, dass sie nun den Menschen töten musste. Sie machte einen Schritt auf den Mann zu. Dieser schaute sie aus tränenverschmierten Augen an. „Du Ungeheuer, wie konntest du das tun? Er war von deiner Art!“ schrie er sie an. Doch das beeindruckte sie nicht. Ima öffnete ihren Mund und verschlang den Mann mit einem Mal. Er wehrte sich nicht einmal dieses mickrige Wesen! Ima drehte sich um und begutachtete ihr Werk. Überall um sie herum befanden sich Leichen von Drachen, Menschen und vielen Anderen Völkern. Das Blut hatte ein Rinnsal gebildet, das zwischen den ganzen Leibern hindurchfloss. Sogar der Himmel hatte sich Blutrot verfärbt. Sie war stolz auf sich. Das alles hatte sie ganz alleine vollbracht. Sie war stärker denn je. Niemand konnte sich ihr mehr in den Weg stellen. Vor lauter Euphorie stiess sie einen Schrei aus und sande ihn hinaus in die Welt. Da erwachte plötzlich etwas in ihr. Dieses Gemetzel, dieses Blut überall. Wie hatte sie das nur tun können? Was hatten all diese Wesen ihr den getan? Ima bekam keine Luft mehr. Sie konnte doch nicht so herzlos sein? Oder doch? War das alles real? Das alles war zu viel für sie. Sie rollte sich auf dem Blutdurchnässten Boden zusammen und begann zu weinen.

Plötzlich veränderte sich etwas, sie lag nicht mehr zusammengerollt auf dem nassen Boden, sondern sie sass aufrecht auf etwas weichem. „Ima!“ drang eine Stimme an ihr Ohr. Wer war das? Eigentlich war es ihr egal. Sie wollte einfach in Ruhe gelassen werden. Aber warum sitze ich plötzlich? Ima überwand ihren Wiederwillen und öffnete die Augen. Vor ihr sass Lillesol und hielt ihre Schultern umklammert. Ein panischer Ausdruck hatte sich auf ihrem Gesicht breit gemacht. „Lillesol?“ fragte Ima zaghaft. „Wa... was ist passiert?“

„Oh Ima!“ stöhnte Lillesol und zog Ima in eine Umarmung. Ima liess es zitternd geschehen. Lillesol liess sie wieder los. „Ich hab keine Ahnung was passiert ist. Du hast diesen Stein in die Hand genommen.“ Sie deutete auf den Stein, den Krera wieder an sich genommen hatte. Auch Krera sah sie aus Schrecken geweideten Augen an. „Und dann hasst du plötzlich nicht mehr auf uns reagiert. Und plötzlich hast du laut geschrien. Noem ist davon auch aufgewacht.“ Da erst bemerkte Ima, das auch Noem neben ihr sass, Knopf auf seinem Schoss, und einen Arm um sie gelegt hatte. „Da hat Krera dir den Stein aus der Hand gerissen. Dann hast du plötzlich angefangen zu weinen. Wir dachten schon du kommst gar nicht mehr zu dir.“ Sie zog Ima noch einmal in eine Umarmung. „Ich... Ich habe jemanden getötet.“ brachte Ima stockend heraus. „Nein, nicht nur einen. Es waren viele.“ Tränen strömten wieder über Imas Gesicht und sie konnte nicht aufhören zu zittern. Lillesol liess sie los und starrte sie entgeistert an. „Meint ihr der Stein zeigt meine Zukunft?“ Imas Stimme war nur ein leises Flüstern. Lillesol hatte sich wieder gefasst. „Kannst du mir sagen, was du gesehen hast?“ Ima nickt und schilderte Lillesol und den Anderen was sie gesehen und gefühlt hatte. Als sie geendet hatte war es erst einmal Still. Nach einigen Minuten räusperte sich Lillesol. „Ich glaube nicht, dass das deine Zukunft ist. Du sagst du hättest den Mann gegessen. Ich  bezweifle das dein Mund und Magen gross genug wären einen Mann mit einem Happs zu verspeisen.“ Ima musste ihr recht geben und Erleichterung machte sich in ihr breit. „Ein Drache wäre dazu in der Lage.“ meldete sich da Noem zu Wort. Lillesol stimmte ihm zu. „Das wäre möglich. Aber vor allem frage ich mich was zeigt der Stein? Zukunft, Gegenwart oder die Vergangenheit? Und warum ist nur Ima in der Lage das zu sehen?“

„Stein vielleicht bösse. Will Ima beherrrssen.“ warf Krera ein. Lillesol runzelte die Stirn. „Du könntest recht haben. Es ist wohl besser, wenn du ihn nicht mehr berührst.“ sagte sie an Ima gewandt. Ima nickte. Im Moment hatte sie auch überhaupt keine Lust dazu diesen Stein noch einmal zu berühren. „Hallo Leute.“ Hadya, Kermen, Kyle und Taja betraten das Zimmer. Als sie die ernsten Gesichter sah, die ihr entgegenblickten hielt sie inne. „Ihr seht aus als wäre gerade jemand gestorben.“ meinte sie im Scherz. Doch als niemand

lachte wurde sie ernst. „Jetzt sagt nicht es ist wirklich jemand gestorben.“

„Nein, aber jetzt setzt euch erst einmal.“ wies Noem sie an. Kermen setzte sich neben Ima hin, die immer noch zitterte. „Was ist geschehen?“ fragte er ernst. Lillesol berichtete ihnen was passiert war. Als sie geendet hatte, stiess Kermen ein Knurren aus und legte einen Arm um Ima. „hmm, wisst ihr was ich glaube?“ ergriff Kyle der neben Lillesol sass das Wort. „Das was Ima gesehen hat war wahrscheinlich die Vergangenheit. Denjenigen den der Drache getötet hatte war ein Tarakona. Vielleicht war das der Krieg in dem die Tarakona ausgerottet wurden.“

Lillesol sah in an. „Ja da könntest du recht haben. Aber was ist denn das für ein Stein? Enthält er die Erinnerungen eines Drachen? Und warum hat Terek ihn den Gnomen gegeben.“ Alle schauten erwartungsvoll zu Krera. Die ab so viel Aufmerksamkeit ängstlich wimmerte. „I weisss nikt! Nurrr König weisss!“ Kyle seufzte. Ima die sich wieder beruhigt hatte, hatte plötzlich eine Idee. „ Ich könnte Kon fragen. Vielleicht weiss er was es mit dem Stein auf sich hat!“ Sie richtete sich wieder auf, ganz begeistert von ihrer Idee.

Drachen Erinnerungen

 

Gespannt sassen alle um die Schüssel voll Wasser herum. Ima hatte die Schuppe bereits hineingelegt und die Worte gesprochen um Kon zu rufen. Doch es hatte sich bis jetzt noch nichts getan. Gerade wollte sie ihrer Enttäuschung Ausdruck verleihen, als sich das Wasser plötzlich kräuselte. Kons Gesicht spiegelte sich plötzlich im Wasser. Ima! Dröhnte seine Stimme in ihren Köpfen. „Hallo Kon!“ erwiderte sie freudig. „Wer sind diese Menschen um dich herum?“ „Das sind meine Freunde.“ Sie stellte kurz jeden vor. „Wir haben eine Frage an dich.“ Ima nickte Krera zu, die den Stein über die Schüssel hielt. „Wir wollten wissen, Ob du weisst was das für ein Stein ist.“ Kon kniff die Augen zusammen. Dann ertönte ein Knurren und mit drohender Stimme fragte er, woher habt ihr diesen Stein? verdattert ab seinem feindseligen Ton, erzählt sie ihm die ganze Geschichte, wie sie zu dem Stein gekommen sind. Jedoch erzählte sie ihm nicht was passiert war, als sie den Stein berührte. Kon beruhigte sich wieder etwas. Der Stein den ihr da habt ist das Herz eines Drachen. Dieser Stein ist uns heilig. Normalerweise wird er von einem Drachen bei seinem Tod an seine Nachfahren weitergegeben. „Was ist an diesem Stein den so besonders?“ wollte Ima wissen. Das geht dich nichts an. Du solltest den Stein wieder dahin bringen wo du ihn gefunden hast! Ima schwieg einen Moment und lies sich seine Worte durch den Kopf gehen. Das alles lies für sie nur eine Schlussfolgerung zu. „Der Stein enthält Erinnerungen des Drachen, nicht wahr?“ Kon schwieg so lange, das Ima dachte sie bekäme keine Antwort mehr. Dann fragte er mit zusammengekniffenen Augen, wer hat euch das erzählt? „ Niemand, wir haben es in einem Buch gelesen. Aber wir haben nicht herausgefunden wie man an die Erinnerungen herankommt.“ Log Ima. Aus irgendeinem Grund wollte sie ihm nicht preisgeben, dass sie die Erinnerungen sehen konnte. Auch die Anderen schauten sie erstaunt an, sagten aber nichts. Ein knurren drang aus der Schüssel und er schaute sei misstrauisch an. Nur die Drachen und ihre Reiter wissen davon. Keiner von ihnen würde es niederschreiben. Und ausser diesen beiden kann auch niemand die Erinnerungen abrufen. Ima überlegte, wie sollte sie nun herausfinden warum sie diese Erinnerungen sehen konnte ohne preis zu geben, das sie sie sehen konnte? „Kann dann jemand dem es bestimmt ist Drachenreiter zu werden, der aber noch nie Kontakt zu einem hatte sie sehen?“ fragte sie. Nein, die Drachenreiter können sie erst abrufen, nachdem sie die Bindung eingegangen sind. „konnten die Tarakona sie sehen?“ fragte da plötzlich Lillesol. Diesmal erscholl ein Brüllen aus der Schüssel, das einem durch Mark und Bein ging. Mit unverholener Wut in der Stimme fragte er, woher wisst ihr von den Tarakona? Ich will dieses Wort nie wieder hören! Und ihr solltet aufhören eure Nase in Angelegenheiten zu stecken die euch nichts angehen! Ihr werdet den Stein sofort wieder in die Höhle zurück bringen! Wenn der Drachenreiter den Stein dort hingebracht hatte, hatte das einen guten Grund! Ima öffnete den Mund um ihm zu widersprechen, doch Lillesol kam ihr zuvor „Ja ist gut du hast wahrscheinlich recht.“ Stimmte sie ihm zu. „ Ich werde den Stein persöhnlich zurück bringen. Meine Mutter hatte mir früher mal von den Tarakona erzählt, und gesagt sie hätten eine spezielle Verbindung zu den Drachen.“  Lillesols Worte beruhigten Kon. Gut, ich verlasse mich darauf. Und was die Tarakona angeht, es stimmt, das zwischen unseren Völkern eine spezielle Verbindung bestand. Aber sie haben etwas unverzeichliches getan und den Tos mehr als verdient. „Was haben sie getan?“ fragte Ima. Nichts das Aussenstehende etwas angeht. Und mit diesen Worten verschwandt Kon. Ima zog ihr Knie zu sich und legte ihren Kopf darauf. So viel schwirrte darin herum, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Aber eine Frage tauchte immer wieder aus dem Chaos auf, warum konnte sie diese Erinnerungen sehen? Ihre Freunde sassen schweigend um die Schüssel herum und verdauten erst einmal das gehörte.  „ Ich frage mich was das für ein Fehler sein sollte, der es rechtfertigte eine ganze Rasse auszulöschen. Irgendwie passt das alles nicht zusammen.“ Ergriff Lillesol als erste wieder das Wort. „Das stimmt. Vor allem wenn man die Bilder betrachtet, die ihr in diesem geheimen Raum gefunden hat. Dort schien es, als wären die Tarakona auf der guten Seite.“ Stimmte Kyle ihr zu. „Was, wenn sie den Fehler erst später begangen haben?“  fragte Ima. „Du meinst nach dem Krieg?“  fragte Taja, „Aber gemäss dem Bild war es doch der Böse der sie niedergemetzelt hat…“ „Ja aber was ist, wenn der böse gar nicht der Böse ist?“ fragte Ima „Wie meinst du das fragte Taja verwirrt auch die Anderen schauten sie verwirrt an. „Naja der Sieger schreibt die Geschichte, nicht? Was also, wenn diese Bilder von einem Tarakona stammen? Dann würde er sich und sein Volk sicher als die Guten darstellen.“ „Da hast du recht.“ Bestätigte sie Lillesol. „Aber das glaube ich nicht. Ich glaube eher, das an der Offizielen Version der Geschichte etwas faul ist.“ „Wie meinst du das?“ fragte Hadya. „Nun in unserer Geschichte heisst es, das vor 2000 Jahren ein Krieg ausgebrochen ist, der sich über die Ganze Welt zog. Terek Al‘ En soll ihn beendet haben. Aber von den Tarakona erfährt man kein Wort. Es ist so als hätten sie nie existiert, warum wird ihre Existenz verheimlicht? Und dazu kommt, der Stein den wir hier haben, wir müssen annehmen, dass das der Stein von Tereks Drachen ist. Und die Erinnerung die er Ima gezeigt hat, zeigt das er freude am töten hatte, er hatte seine eigenen Artgenossen ohne Erbarmen umgebracht und war auch noch stolz darauf, nachdem was Ima erzählt hat. Das deutet für mich daraufhin, dass er wohl eher böse war.“ Die Anderen stimmten ihr zu. „Ich muss diesen Stein wohl noch einmal berühren und versuchen mehr herauszufinden. Aber irgendwie beunruhigt es mich, dass ich diese Erinnerungen sehen kann. Kann es möglich sein, das ich eine Tarakona bin?“ Dieser Gedanke geisterte jetzt schon eine Weile durch Imas Kopf. Schliesslich waren die Eltern ihres Vaters auch ein Rätsel. „Ich habe auch daran gedacht.“ Meinte da Lillesol. „ Aber wenn überhaupt, dann wahrscheinlich nur zu einem geringen Teil. Sie sind schliesslich seit 2000 Jahren tot und soweit ich weiss besassen sie mächtige Magie, wo hingegen deine ziemlich schwach ist. Ich denke nicht das du dir deswegen den Kopf zerbrechen solltest.“ „Ja da hast du wahrscheinlich recht.“ Stimmte ihr Ima zu. „Glaubst du denn, du schaffst es den Stein nochmals zu berühren?“ wollte Noem wissen. „Deine Erste Begegnung war ja nicht gerade erfreulich.“ „Ja das schaff ich schon.“ Ima versuchte zu lächeln. „Aber nicht mehr heute. Ich fühle mich total fertig und hunger hab ich auch.“ Erstaund bemerkten sie, das es bereits ziemlich spät war, „In zwei Stunden ist schon Nachtruhe.“ Rief Hadya erschrocken aus. „Ich gehe in die Küche und hole etwas zu essen.“ Kermen stand auf „Ich helfe dir.“ Kyle erhob sich ebenfalls und zusammen gingen sie nach unten. Da erst merkte Ima, das sie sich hier eigentlich gar nicht aufhalten durfte. „Wieso sind wir eigentlich überhaupt bei den jungs? Und was ist mit den Lehrern?“  Hadya kicherte, „deine Kerze hat uns einen Geheimgang gezeigt, der direkt hier im Turm endet. Bisher hat uns noch niemand entdeckt. Die Kerze war richtig besorgt, als Kermen mit dir in den Armen im Kerker auftauchte.“ Ima seufzte, „Das heisst wohl, das wir dich kaum mehr im Mädchenturm sehen werden.“ „Du hast es erfasst.“ Grinste Hadya. „Wo haben denn eigentlich Kermen und Kyle geschlafen?“ wollte Ima wissen. „Die haben es sich auf dem Boden bequem gemacht, obwohl Kermen wohl lieber bei dir im Bett geschlafen hätte.“ Hadya zeinkerte Ima verschwörerisch zu, die sofort so rot anlief wie eine Tomate. „Jetzt bin ich ja wieder fit, da kann ich heute wieder in meinem eigenen Zimmer schlafen.“ Sagte sie bestimmt. In dem Moment öffnete sich wieder die Türe, Kyle und Kermen betraten das Zimmer mit vollbepackten Ärmen. „Essen ist serviert.“ Grinste Kyle nachdem er das Essen abgestellt hatte.

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Tag der Veröffentlichung: 09.02.2012

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