Danke fürs Warten - Ohne Korrektur
Immer wieder erwachte ich, weil ich glaubte, der Schmerz würde mich um den Verstand bringen. Doch es war auch genau dieser Schmerz, der mich zurück ins Land der Träume schickte. Ein Land der Alpträume. Diese Bilder würden mich ewig verfolgen. Das ganze Blut, mein Blut. Alans verzweifelter Blick, seine Augen voller Angst. Das Lachen des Grafen.
Elinor.
Die Angst um die alte Dame machte mich verrückt. „Ich habe dir gesagt ich werde kämpfen. Ich habe es getan und trotzdem…“
Am liebsten hätte ich vor Frustration geschrieen, doch kein Laut verließ meine Kehle, dafür war ich einfach zu schwach. Wenige Momente später überfiel mich der Schlaf und ich war wehrlos gegen seine Übermacht.
Viele Stunden spielten wir dieses Spiel und immer wieder gewann die Ohnmacht. Doch auch sie schützte mich nicht vor dem Schmerz. Zwar heilten meine Wunden, doch dieser Prozess zögerte sich hin und war äußerst schmerzhaft. Am meisten machte mir die Wunde an meiner Brust zu schaffen. Durch die Naht wurde die Wundheilung meines Körpers behindert und das Fleisch würde sich vermutlich entzünden.
Dieses Mal war es die Stimme des Jungen die mich aus der Ohnmacht riss.
„Zero.“
„Ja.“, sogar die Stimme in meinen Gedanken war zittrig.
„Der König ruft nach dir. Hörst du ihn nicht?“
Ich zuckte zusammen, öffnete hastig die Augen, Schmerz zuckte durch meinen Kopf.
Und dann hörte ich Alans Stumme Schreie. Der Körper meiner großen Liebe war reglos. Blutdurst. Er hatte sich ewig nicht genährt.
Ich vergaß den Jungen. Alan brauchte mein Blut. Und in diesem Moment war mir mein Körper egal, all die Schwäche, all der Schmerz. Ich musste ihn nähren.
Das erste Mal während all der Zeit rief ich nach dem Handlanger des Grafen. Der Blonde kam herein.
„Der Graf hat doch Interesse daran, das Alan überlebt, oder? Aber dazu braucht er Blut.“
„Der Graf ist nicht hier.“
„Wenn du ihn nicht von mir trinken lässt, stirbt er, noch bevor dein Graf hier ist. Und dann wird er nie König.“
Jetzt stutzte der Blonde. „Ich werde ihn nicht losmachen.“
„Dann mach meine Ketten weg. Ich werde nicht weg laufen. Lass mich ihn nähren. Bitte.“
Der Handlanger starrte Alan an.
„Siehst du es nicht? Er wird verhungern. Ihr habt ihm schon zu viel Blut genommen.“ Während der letzten Zeit hatte der Graf ihm öfters menschliches Blut gegeben, doch damit konnte er nicht lange überleben.
Langsam ging er auf dem Vampir zu, stupste ihn an. Alan rührte sich nicht.
„Der sieht echt scheiße aus.“
Gott, wie konnte man nur so hirnlos sein?
Endlich, Ewigkeiten schienen zu vergehen, biss er endlich auf mich zu kam, er hatte einen weiteren Kerl hereingewinkt, den ich von den Blutzeremonien her kannte. Der richtete seine Waffe auf Alan.
„Nur falls du auf dumme Gedanken kommen sollest, Kleiner.“
Dann löste der Blonde meine Fesseln.
Es war seltsam, plötzlich meine Arme wieder bewegen zu können. Auch das Laufen viel mir nach all der Zeit mehr als schwer. Ich stolperte mehr oder weniger zu Alan hinüber und einmal mehr dankte ich Gott, dass ich ein Wandler und kein Mensch war. Als homo sapiens sapiens hätte ich definitiv nicht bis hier ausgehalten.
Vor Alan fiel ich auf die Knie. Nach Wochen, vielleicht sogar Monaten berührte ich das erste Mal seine Haut. Es war, als wäre nach einer Wanderung durch die Wüste das erste Mal wieder ein Tropfen Wasser auf meine Haut gefallen. Meine Finger lagen auf seinem Arm. Wie ich ihn vermisst hatte. Seine Wärme, seine Haut, seinen Duft. Obwohl wir beide dringend eine Dusche benötigten.
„Alan.“, flüsterte ich, doch er regte sich nicht.
„Mach hinne. Bis der Graf hier ist, muss die Sache über die Bühne gegangen sein.“, brummte der Blonde.
Ich legte die Hand an Alans Kinn, hob seinen Kopf an, musterte sein Gesicht.
Tränen schossen in meine Augen. In tiefer Verzweiflung presste ich meine Lippen auf seinen Mund. Oh, seine süßen Lippen.
„Zero.“, Alan öffnete die Augen.
„Du musst trinken, Gelieber.“, ich bot ihm meinen Hals dar. „Trink.“
„Zero.“, seine Stimme war brüchig. „Schau mich an.“
Ich hob den Kopf, sofort lag sein Mund auf meinem, seine Zunge suchte meine. Dann biss er mir in die Lippe und während wir uns wild und voller Sehnsucht küssten, trank er mein Blut.
„Ich liebe dich, ich liebe dich so sehr.“, flüsterte er in Gedanken.
Nichts existierte, nicht unsere Wächter, nicht Alans Fesseln. Dieser Kuss fühlte sich an, als sei es unser erster, und doch war alles so sehr vertraut. Seine Lippen, seine warmen, süßen Lippen, der Geschmack nach Blut, die tiefe Liebe in mir, die mit jeder seiner Berührungen wuchs.
„Hey. Ihr seit nicht zum rummachen hier.“, grölte der Blonde, riss mich ein Stück von Alan weg. Dem Vampir lief Blut aus dem Mundwinkel.
Der Handlanger des Grafen packte mich an den Haaren, schon mich wieder auf Alan zu.
„Trink. Von seinem Hals.“
Behutsam versenkte er seine Zähne in meine Haut, trank langsam, bedächtig, wollte so wenig wie ich, dass man uns wieder trennte. Ihn wieder berühren zu können, war wie Himmel und Hölle zugleich. Der Himmel, weil ich ihn so sehr vermisst hatte, die Hölle, weil es gleich wieder vorbei sein würde.
Schon leckte seine Zunge über die Wunden an meinem Hals und der Blonde zerrte mich weg. Er hielt mich an den Haaren gepackt, brachte mich zu meinen Ketten zurück. Doch als er mich gewaltsam umdrehte, damit er meine Hände an die Wand ketten konnte, sah ich Alan.
Der Vampir hatte sich von seinen Ketten losgerissen, sie hingen lose an seinen Handgelenken.
Der Handlanger mit der Pistole lag neben ihm, seine Kehle war aufgerissen, sein Blut lief Alan aus dem Mund, hinunter zum Kragen seines Hemdes.
Wie zur Hölle…
Der Blonde starrte ihn genau so an, wie ich es tat. Sekunden später war er tot. Alan hatte ihm einfach das Genick gebrochen.
Ich starrte ihn an, stand auf, langsam, ungläubig. War dass alles nur ein Traum?
Der Vampir schien meine Gedanken gelesen zu haben.
„Ich weiß nicht, wie. Dein Blut gab mir die Kraft. Du gabst mir die Kraft.“
Wieder liefen mir Tränen über die Wangen. Meine Knie zitterten.
Endlich riss er mich an sich, schloss mich in seine starken Arme. Ich vergrub mein Gesicht in seinem Haar, unfähig etwas zu sagen. Ich hatte ihn wieder.
„Wir müssen hier weg, Zero. Jetzt.“
Ich presste mich noch einmal an ihn, legte dann meine Hände an seine Wangen, stahl mir einen kurzen Kuss. Dann nickte ich, er nahm meine Hand.
Am Höhlenausgang befand sich eine Tür, die man nur mit einer Chipkarte öffnen konnte. Alan gab mir die des Blonden, er selbst nahm die des Mannes mit der Pistole an sich. Wir traten in einen leeren Gang aus Stein. Kein Mensch war zu sehen.
Plötzlich fiel es mir ein.
„Der Junge.“, rief ich leise aus.
„Wir können ihn nicht befreien. Wir müssen sehen, dass wir selbst hier raus kommen. Wir werden Bill…“
„Nein, Alan. Ich habe es ihm versprochen. Wenn der Graf merkt, dass wir weg sind, ist das sein Todesurteil.“
„Aber…“
„Nichts aber. Geh, Alan. Du bist der König. Hol Bill und Maya. Ich komm hier schon raus.“
Alan starrte mich an, als hätte ich ihn darum gebeten, von einer Brücke zu springen.
„Spinnst du? Nein, ich komme mit dir. Auch wenn du völlig verrück bist.“
„Glaub mir, deswegen liebst du mich.“
Jetzt lächelte er.
Vorsichtig sandte ich meinen Geist aus. Der Junge antwortete sofort.
„Hallo, Zero.“
„Wo bist du?“
„Ich weiß es nicht. Wirklich. Sie haben mir die Augenbinde nicht abgenommen.“
Verzweifelt schaute ich Alan an. Wie sollten wir den Kerl finden, wenn er selbst nicht wusste, wo er war.
Doch er musste in der Nähe sein, sonst wäre ich nicht in der Lage, ihn zu hören.
Ich verschloss meinen Geist wieder. Ich wollte ihm nicht verraten, dass wir es geschafft hatten, uns zu befreien. Wenn er ein Spion des Grafen war, wäre dass der größte Fehler.
Ein in Stein gehauenes Verließ lag vor uns, mindestens zwei dutzend Zellen, die alle hinter Hochsicherheitstüren verborgen lagen. Diese Türen waren das einzige, was mich davon überzeugte, dass wir uns nicht im tiefsten Mittelalter befanden. Wie sollten wir hier den Jungen finden? Er wusste ja schließlich selbst nicht, wo er war. Ich fluchte leise.
„Wie sollen wir ihn finden, Alan?“, flüsterte ich.
„Er ist ein Vampir. Ich kann seine Anwesenheit spüren. Er ist ganz in der Nähe, in eine der Zellen da drüben.“
Alan zeigte einen kleinen Gang hinunter, in dessen Wand sich nur drei Zellen befanden und der nach etwa fünfzig Metern endete. Das machte die Sucherei leichter, aber es hieß immer noch nicht, dass wir es leben hier raus schafften.
„Positiv denken, Zero.“, schalt ich mich.
Die Gänge vor uns waren leer und ich ging einfach auf die erste Türe zu, doch durch das Glasfenster erkannte ich, dass die Zelle dahinter leer war. Hinter der zweiten Tür erwartete mich dasselbe.
„Er ist da hinten.“, stellte ich überflüssiger Weise fest und trat zur letzen Stahltüre.
„Ja, es ist seltsam, dass ihr über so weite Entfernung kommunizieren könnt.“
„Eifersüchtig?“, grinste ich.
„Ein wenig.“
Sein Lächeln war nicht weniger angespannt als das meine. Vermutlich versuchten wir einfach nur, unsere Nervosität zu überspielen. Dies würde vermutlich die einzige Chance für uns sein, zu entkommen. Und wenn man uns erwischte, waren der Junge und ich so gut wie tot. Alan würde uns folgen, sobald der Graf König war.
Ich steckte die Karte in den Schlitz und die Türe öffnete sich. Alan blieb so stehen, dass man ihn vom Gang her nicht sehen konnte, doch er betrat die Zelle nicht.
Der Junge zitterte. Seine Augen waren noch immer verbunden.
„Was wollt ihr? Ihr wart doch heute schon da.“
Ich näherte mich ihm vorsichtig, noch immer zweifelnd, ob ich ihm vertrauen konnte. Andererseits wäre es nicht mit meinem Gewissen zu vereinbaren, ihn einfach hier zu lassen.
Seine Hände waren an die Wand gekettet, seine Kleidung zerrissen. Die Ketten waren alt, ohne modernen, technischen Schnickschnack, aber doch effektiv. Ich erinnerte mich, wie Alan sie einfach zerrissen hatte. Aber er war ja auch Vampir, seine Kräfte übertrafen meine bei weitem. Außerdem war ich geschwächt. Meine Muskeln wollten noch nicht recht begreifen, dass sie sich wieder bewegen konnten und ich litt unter Blutverlust, weil ich Alan genährt hatte.
„Hallo.“, flüsterte ich leise, weil ich mir sonst nicht zu helfen wusste. Der junge Vampir horchte auf.
„Zero.“, seine Stimme zitterte.
„Ja.“
Ich kniete mich vor ihn, nahm die Binde von seinen Augen. Sein Blick war voller Angst und doch schien er Hoffnung zu haben.
„Wie...“
„Dafür ist keine Zeit, Kleiner. Wir müssen es schaffen, die Ketten loszuwerden.“
Mir wollte einfach nichts einfallen. Die Schlüssel mussten die toten Wächter haben und noch einmal zurück zu kehren, dauerte zu lange. Außerdem zweifelte ich daran, dass er die Schlüssel für alle Gefangenen besaß.
Alan trat in die Zelle, riss den Stahl aus der Wand und während der König zur Tür zurückkehrte, befreite ich die Handgelenke des Kleinen. Er war so jung, höchstens elf Jahre alt und ich fand einen weiteren Grund den Grafen zu hassen.
Kaum war der Junge aufgestanden, winkte Alan uns zu sich. In seinem Gesicht spiegelte sich Panik. Man hatte die Leichen der Wächter in unserer Zelle gefunden. Und es würde nicht lange dauern, bis man uns hier fand. Wir standen in einer Sackgasse. Von jetzt an würde es in den Gängen vor Wärtern nur so wimmeln. Wie sollten wir entkommen.
„Noch sind sie in der Zelle. Es sind zwei. Wenn wir uns beeilen, sind wir hier weg, bevor die Verstärkung kommt. Es ist unsere einzige Chance.“
Der Junge war noch immer wackelig auf den Beinen, während er Alan zunächst kritisch, dann voller Erfurcht musterte. Dies war sein König.
Doch dafür hatten wir keine Zeit. Hastig hob ich den Kleinen hoch und folgte Alan in den steinernen Gang.
An der Kreuzung blieb Alan ruckartig stehen. Da kamen sie. Mindestens ein halbes dutzend Wächter eilten den Flur entlang, zwei traten aus unserer Zelle. Hinter uns die Steinwand, vor uns eine Mauer aus Männern, kein durchkommen. Und selbst, wenn sie Alan am Leben lassen mussten, der Junge und ich würden das hier nicht überleben. Gott, er war doch noch so jung.
Kleine Hände bohrten sich in meine Schultern, der Kleine verbarg sein Gesicht in meinen Haaren um dem Anblick dieser Riesen zu entkommen. Ich versuchte, seinen Körper mit meinen Armen vor ihnen zu schützen. Ob es an unseren gedanklichen Gesprächen lag, dass er mir so sehr vertraute, wusste ich nicht.
Niemand bewegte sich, wir starrten uns gegenseitig an. Irgendwie gelang es mir, nicht zu zittern, ich wollte dem Jungen in diesem Moment ein Gefühl von Stärke zeigen, ein klein wenig Hoffnung in dieser auswegslosen Situation.
Und dann trat der Graf zwischen den Männern hervor, sein hinterlistiges Lächeln war verschwunden. Sofort richtete Alan seine Waffe auf ihn, doch der Adelige hatte sich in kugelsichere Kleidung gehüllt. Alan wusste genau, dass jeder Schuss, den er abgab, verschwendet sein würde und sie hatten nur sechs.
„Unsere Majestät will uns schon verlassen? Samt Weib und Kind?“, der Graf fühlte sich sicher unter all seinen Männern und er war es auch. Doch in uns tobte die Wut. Und ich selbst fühlte mich, als könnte ich jedem einzelnen dieser Männer den Kopf von den Schultern reißen, um Alan und den Jungen zu schützen. Ich würde mein Herzblut geben.
„Wir wollen eure Gastfreundschaft nicht zu lange ausnutzen, Graf.“
Ja, jetzt stand dieser Trottel einem wahren König gegenüber. Einem König, der alles riskieren würde. Denn wenn er es nicht tat, würde er alles verlieren.
„Schluss mit den Scherzen, Unwürdiger. Gib dich geschlagen und ich werde das Kind verschonen. Vielleicht auch euren Lover.“
„Warum glaube ich euch kein Wort?“
Keine Regung war auf Alans Gesicht zu lesen. Er schien so entschlossen. Und obwohl wir in Unterzahl waren, gab er mir das Gefühl, diesen Männern überlegen zu sein. Der Junge auf meinem Arm fing an zu weinen.
Ich scheiterte an dem Versuch, ihn noch mehr aus der Schusslinie der Männer zu bekommen, denn er weigerte sich, mich loszulassen. Und wenn ich erst tot war, würde es ihm nicht nützen, hinter mir gestanden zu haben.
„Ihr seid zu misstrauisch, König.“, der Graf hörte nicht mit seinen Spielchen auf, nutzte unsere Lage aus, befriedigte sein sadistisches Gemüt.
„Aus gutem Grund.“
Gott, wie sollten wir hier heraus kommen? Das letzte Körnchen Hoffnung, dass sich einfach nicht vertreiben ließ, brachte mich nahe an den Wahnsinn. Jetzt hätte ein Wunder gesehen müssen, um uns zu retten.
„In die Zelle, Zero.“
Erst wenige Sekunden später registrierte ich, was Alan mir zugeflüstert hatte. Mit der Gewissheit, dass sie ihn nicht töten würden und ich dem Jungen so ein Gemetzel ersparen konnte, machte ich langsam ein paar Schritte rückwärts. Die Blicke der Männer folgten mir, doch keiner bewegte sich. Sie alle warteten auf das Zeichen des Grafen. Als dieser die Hand hob, riss Alan die Waffe hoch und hielt sie an seinen Kopf.
„Das Blut eines Toten wird euch nicht zum König machen. Nehmt den Befehl zurück.“
Der Adelige erstarrte, Wut war auf seinem Gesicht zu lesen. Dann ließen die Männer die Waffen sinken und ich trat weitere Schritte nach hinten. Wir würden in der Falle sitzen. Sie würden Alan fest nehmen, zu uns kommen und uns töten. Und sie würden den Jungen meinen Tod sehen lassen. Ich würde nicht ohne Qualen sterben.
Die Schatten fielen mir sofort auf. Sie bewegten sich so geschmeidig und geschickt, dass niemand außer mir sie bemerkte. Und kurz bevor ich in die Zelle trat, konnte ich einen Blick auf Mayas Gesicht werfen. Sie war gekommen. Ich wusste nicht woher sie wussten, wo wir waren, doch das war egal. Sie war hier
Durch meine Adern raste das reine Adrenalin. Ich wusste immer noch nicht, woher die Kraft gekommen war, diese verdammten Ketten einfach durchzureißen. Meine Glieder fühlten sich seltsam steif an, hatte ich mich seit sehr langer Zeit schließlich nicht mehr bewegt. Trotzdem würde ich Zero und den Jungen hier herausbringen. Koste es was es wolle.
Besorgt musterte ich Zero. Er war krankhaft blass, feiner Schweiß stand auf seiner Stirn. Sein Gesicht hatte einen beinahe verbissenen Ausdruck und als ich meinen Blick über seine Brust schweifen ließ waren die Wunden der vergangenen Folter kaum verheilt.
Wut hatte sich lange in mir aufgestaut. Doch jetzt, wo ich vor dem Grafen stand war ich vollkommen ruhig. Die Wut glomm versteckt vor sich hin, schürte das Feuer, doch ich durfte jetzt keine Fehler machen.
Mit meinem Körper schirmte ich den Jungen und Zero vor den Männern ab, die den Gang entlang auf uns zu liefen. Auf mich würden sie nicht schießen. Mich wollte der Graf lebend.
Kaum, dass der Graf zwischen den Männern hervortrat, richtete ich die Waffe auf seinen Kopf. Doch der Dreckskerl hatte kugelsichere Kleidung an.
„Unsere Majestät will uns schon verlassen? Samt Weib und Kind?“ Der Mann lächelte siegessicher. Natürlich. Er stand mit vielen, sehr vielen Männern vor uns. Wir waren zu dritt.
Dem Grafen auf gleicher Augenhöhe gegenüber zu stehen gab mir ein trügerisches Gefühl von Sicherheit. Vielleicht würde ich überlegen. Doch Zero und das Kind wären tot.
„Wir wollen eure Gastfreundschaft nicht zu lange ausnutzen, Graf“ Meine Stimme hallte von den hohen Wänden wider. Jeder hier schien die Luft anzuhalten, auf eine Bewegung zu warten.
„Schluss mit den Scherzen, Unwürdiger. Gib dich geschlagen und ich werde das Kind verschonen. Vielleicht auch euren Lover“
„Warum glaube ich euch kein Wort“, knurrte ich. Zeros schreie hallten immer noch in meinem Kopf nach. Nein, wir mussten hier raus. Oder sie würden ihn umbringen. Stumm, reglos starrten wir uns an. Warteten auf einen Fehler, auf eine Gelegenheit, die sich ausnutzen ließ.Leises Schluchzen ertönte. Der Kleine fing an zu weinen, war für so etwas auch noch viel zu klein.
„Ihr seid zu misstrauisch, König“
Ein knurren machte sich in meiner Kehle breit, hallte von den Wänden wider. „Aus gutem Grund“
Während der Graf seine Spielchen mit mir spielte, machten sich in meinem Kopf immer unwahrscheinlichere, abwegigere Fluchpläne breit. Wenn nicht bald einer von uns einen Fehler machte, würden sie uns wohl einfach überrennen. Aber bis dahin konnten noch Stunden vergehen.
Erneut schluchzte der Kleine auf. Ich wusste, wie es sich anfühlte, vor Angst kaum atmen zu können. Wenn das kleine Herz die dünne Brust zu zerreißen drohte. „In die Zelle, Zero“ Meine Stimme war ganz ruhig, zitterte nicht einmal. Ich war ganz damit beschäftigt, den König im Blick zu halten und gleichzeitig auf die anderen Männer zu achten.
Alle Augen folgten den langsamen, zögernden Bewegungen Zeros.
Als der Graf die Hand hob, richteten seine Männer ihre Waffen auf uns. Zeitgleich riss ich die Waffe hoch und hielt sie an meinen Kopf. In seinen Augen brannte der Wahnsinn, als er seinen Blick mir zuwandte. Er war wie besessen auf den Posten, den ich vertrat. Und verdammt noch mal, ich war vielleicht kein König, bei weitem nicht. Aber lieber würde ich sterben, als „mein“ Volk diesem Irren zu überlassen.
„Das Blut eines Toten wird euch nicht zum König machen. Nehmt den Befehl zurück“, knurrte ich. Sie konnten Zero nicht erschießen, ohne mich auch zu erwischen.
Der Graf hielt inne. Wut verzerrte sein Gesicht. Langsam ließen die Männer ihre Läufe sinken und Zero setzte sich wieder in Bewegung. Kurz hielt Zero inne und ich spannte mich automatisch an. Er musste sich und den Jungen aus der Schusslinie bringen.
Während alle Augen sich wieder auf Zero und das Kind richtete, wurde ich auf ein paar Schatten aufmerksam. Ein Hinterhalt? Der Griff um die Waffe in meiner Hand wurde fester.
Kaum war Zero in der Zelle atmete ich erleichtert auf. Gleich darauf ertönte ein Schuss und ich erstarrte, so wie alle in dem Raum.
„Majestät“, ertönte eine dunkle Stimme hinter mir. Fassungslos starrte der Graf uns an, während sich ein Grinsen auf mein Gesicht stahl. Bill.
„Na los, greift sie an“; brüllte der Graf sogleich und seine Lakeien stürzten sich auf uns.
Selbst die Stahltüren vor der Zelle konnten die Schmerzenschreie und die Schüsse nicht hinter sich verbergen. Der Junge hatte sich fester an mich geklammert, ich verbarg seinen Körper fast ganz unter meinen Armen und den Haaren. Seine Tränen waren versiegt. Er war so tapfer. Doch mich machte die Ungewissheit beinahe verrückt. Ich wollte da draußen sein, bei Maya und Alan und ich wollte kämpfen. Aber es war unmöglich, den Jungen hier allein zu lassen. Alan würde mir den Hals umdrehen, wenn ich die Zelle verließ. Wenn das nicht einer der Wandler übernahm.
„Sie werden siegen, nicht wahr? Wir kommen hier raus.“
Die Stimme des Jungen war so leise, kaum mehr ein Flüstern.
„Uns wird nichts geschehen. Ich passe auf dich auf…“
„Cailean , ich heiße Cailean “
„Ich werde dich beschützen, Cailean “
„Das weiß ich, Zero.“
Plötzlich klang seine Stimme stark und klar und in diesem Moment wurde ich mir dem blinden Vertrauen bewusst, dass er in mich hatte. Ich würde ihn nicht enttäuschen.
Im selben Moment, in dem sich die Türe mit einem Krachen öffnete, war ich auch schon auf den Beinen, Cailean viel neben mir zu Boden, doch er rappelte sich schnell wieder auf. Einer der Wandler betrat grinsend den Raum. In seiner Hand lag ein Messer. Und ich war unbewaffnet. Doch nicht vollkommen wehrlos. Im Gesicht dieses Kerls konnte man genau sehen, was er dachte.
„Die Schwuchtel hat keine Chance gegen mich. Denn ich bin ein echter Mann.“
Das würden wir ja sehen. Wenn man auf der Straße lebte, lernte man zu kämpfen. Das Leben war ein guter Meister, besser als der Mann, der meinen Gegner ausgebildet hatte.
„Ich weiß, was du jetzt denkst.“, seine Stimme war tief, doch sie hatte trotzdem irgendetwas Schrilles in sich, ein leises Pfeifen begleitete jedes seiner Worte. Wofür hielt er das, für ein Kaffeekränzchen?
„Tust du das?“
Wir hatten begonnen, uns zu umkreisen, Cailean dicht hinter mir. Nur schwer schaffte ich es, die Wut über sein überhebliches Lächeln zu unterdrücken. Mein klarer Verstand war gefragt, nicht irgendeine Emotion.
Entweder war dieser Kerl ein wahrer Killer und seine Aufmachung eine Strategie, oder er war wirklich überheblich und dumm. Ich hoffte auf letzteres.
„Du willst um jeden Preis diesen Jungen schützen, nicht wahr. Weißt du denn, wer er ist?“
Verdammt. Nein, dass wusste ich nicht, nicht genau.
„Jemand, der meinen Schutz benötigt.“, antwortete ich gleichgültig, konzentrierte mich auf jede Bewegung meines Gegners.
„Du quatschst wohl nicht gerne, mein Freund. Gut, dann lass uns den Hahnenkampf beginnen.“
Im nächsten Moment stürzte ein Adler auf mich nieder, Krallen bohrten sich in mein Fleisch.
Cailean hinter mir schrie auf, während ich mich wandelte. Eine Schlange glitt zwischen den säbelartigen Klauen hindurch und viel zu Boden. Im nächsten Moment fegten Tigerpranken den Raubvogel aus der Luft und mit einem heißeren Schrei krachte das Tier zu Boden.
Deswegen war er hier her gekommen. Ich konnte im einen Kampf bieten wie niemand dort draußen, außer Maya. Wir waren zwei Wandler und wir würden solange die Gestalt tauschen, bis einer von uns starb. Und ich hatte mir geschworen, dass er es sein würde.
Noch bevor der Tiger seine Zähne in das Fleisch des Vogels bohren konnte, wuselten tausende kleine Ameisen unter seinen Pfoten, brennender Schmerz fuhr durch die Wunden, die sie hinterließen. Die Wände erzitterten unter meinen Schmerzeslauten, während ich mich in die Lüfte erhob. Noch bevor ich die Decke erreichte, ein Rabe von dunkler Schönheit, hatten die Ameisen den Jungen erreicht. Mein hohes Krächzen hallte von den kargen Wänden wieder, noch im Sturzflug wandelte ich mich, um Sanftheit bemüht hob ich den Jungen an den Schultern hoch, seine Augen waren voller Kampfgeist. Dieser kleine Junge war eines Königs würdig.
Erst jetzt erkannte ich, wie hoch die Decke der Zelle war, überall an den Wänden waren Steinvorsprünge. Auf Einem ließ ich Cailean ab und stürzte mich zurück in den Kampf. Es wäre so viel einfacher gewesen, wenn ich nicht auch noch auf ihn hätte achten müssen.
Am Boden erwartete mich ein Wolf. Nein, der Wandler bemühte sich nicht einmal darum, zu mir herauf zu kommen. Das brauchte er auch nicht, sein Tod würde ihn noch früh genug ereilen. Denn auch wenn er ein guter Kämpfer war, war ich es, der viel zu verlieren hatte. Alan, Cailean , meine Schwester. Dieser Kerl kämpfte vermutlich noch nicht einmal aus Überzeugung, sondern alleine der Lust am Töten wegen. Und in diesem Punkt war ich ihm überlegen.
Wie zwei Alphamännchen umkreisten wir uns, meine Pfoten machten keinen Laut auf dem steinernen Boden. Jetzt hatte der wirkliche Kampf begonnen und er hatte dafür meine Lieblingsgestalt gewählt. Was für ein Pech für ihn. Ich wusste nicht, woher dieser Mut, diese Stärke in mir kam. Seit Wochen hatte ich kaum gegessen, mein Körper war vom langen sitzen ausgelaugt. Aber der Beschützerinstinkt machte mich unberechenbar. Und Cailean außer Reichweite des Wandlers zu wissen, gab mir Sicherheit.
Im Hintergrund waren durch die offen stehende Tür Kampfeslaute zu hören, doch sie waren leiser geworden. Die Kämpfer waren weniger geworden. Ein Schrei.
Alan.
Es war dieser eine Moment der Unaufmerksamkeit, den der Wolf nutzte, um sich auf mich zu stürzen. Sein Fell stand, sein Atem war heiß und seine Zähne scharf. Sie bohrten sich in meinen Hals, Blut färbte mein Fell rot.
Für was würde ich kämpfen, wenn er da draußen gerade sein Leben gelassen hatte? Während sich mein Körper verbittert gegen den Biss währte, versuchte, den Zähnen zu entkommen, beschäftigte sich mein Geist nur mit dieser Frage, schwächte mich. Doch ich konnte den Gedanken nicht verbannen.
„Und selbst wenn er da draußen stirbt, musst du es sein, der seinen Tod rächt.“, wie ein Faustschlag trafmich diese Erkenntnis, Mut kehrte in meine Adern zurück und ich kämpfte verbittert um mein Leben. Wenn er es schaffte, mich nur wenige Zentimeter weiter unten zu packen, würde er meine Kehle aufreißen. Mit aller Kraft versuchte ich das zu verhindern, doch die Schmerzen an meinem Hals waren groß. Die Konzentration und Ruhe, mich jetzt zu wandeln besaß ich nicht.
Der Schrei, der jetzt die Stille zerbrach, klang so viel klarer als das Brüllen der Männer im Gang. Cailean . Doch er schrie nicht aus Schmerz, nein, es war ein Kampfschrei.
Im nächsten Moment viel ein Schatten von der Decke, riss den Wolf von mir los. Ein grausames Knacken erklang. Mein Gegner strauchelte, ließ meine Kehle vor lauter Erstaunen los. Zu schnell war alles gegangen. Und während der Wandler noch mit seinem Gleichgewicht rang und versuchte, den Jungen von seinem Rücken zu werfen, griff ich nach einer der Ketten, die Alan aus der Wand gerissen hatte. Noch bevor der Wolf reagieren konnte, hatte ich meine einzige Waffe um seinen Hals gelegt und zog zu. Der Junge glitt vom Rücken des Raubtiers, wandte sich ab, während ich dem Wandler den Atem nahm. Nur wenige Momente später lag sein toter, menschlicher Körper vor mir, dass Messer steckte noch am Gürtel. Leises Weinen erfüllte die Zelle.
Cailean war noch so jung, er sollte so etwas nicht sehen. Doch mir war bewusst, dass sich uns draußen noch ein viel Schlimmeres Bild bieten würde. Ich zog den Kleinen an mich, ignorierte die blutende Wunde an meiner anderen Schulter, die sich bis zum Hals zog. Der Drache war vollkommen unter dem Blut verschwunden, seine Flügel von Wolfszähnen zerfetzt. Der Schmerz zwang mich in die Knie und wir sanken gemeinsam vor dem Leichnam zu Boden
„Na los, greift sie an“; brüllte der Graf sogleich und seine Lakeien stürzten sich auf uns.
Doch wir waren nicht mehr allein. Maya, gefolgt von mehreren Vampiren stürmten den Raum, schirmten Bill und mich vor des Grafen Häschern ab. „Wir müssen dich hier rausbringen“, knurrte Bill mit mir Rücken an Rücken, während wir uns von Wandlern umkreist sahen.
„Und Zero“, knurrte ich zurück, behielt die Männer im Auge. Bill schwieg und ich kannte seine Antwort. Er würde mich hier lebend rausbringen. Selbst wenn er Zero dafür zurück lassen musste.
„Fick dich, Bill“, blaffte ich ihn an. Er erwartete doch nicht wirklich, dass ich mich von ihm in Sicherheit bringen würde, während Zero und der Junge vielleicht das Leben verloren.
„Ich hab einer Großmutter gesagt, dass sie das vergessen kann“, seufzte er. „Hier“ Damit drückte er mir ein scharfes Jagdmesser in die Hand. „Behalt die Waffe bei dir, aber auf die Nähe ist das Messer besser“
Ich nickte. Damit gesellten wir uns zum Rest der Gruppe. Ich hatte noch nie um Leben und Tod gekämpft. Doch darum ging es hier.
Es wurde gestochen, geschlagen, geschnitten. Immer wieder hörte man jemanden schreien. Ich selbst wich Schlägen aus, schlug zu, steckte ein, teilte aus. Ein ewiges hin und her. Von überall kamen mehr Wandler.
Wir kämpften lange, von keiner Seite war Mitleid zu erwarten. Denn jeder hier kämpfte um sein Leben. Etliche Vampire und Wandler lagen bereits reglos am Boden.
Ich fletschte drohend meine Fänge und knurrte, als zwei Männer mich in eine Ecke gedrängt hatten. Innerlich fluchend suchte ich mit den Augen nach einer Fluchtmöglichkeit, während die beiden mit ihren Messer viel zu nahe kamen. Der kleinere von beiden stach nach mir, hinterließ einen langen Schnitt an meinem Arm. Ich blutete bereits aus etlichen Schnitten, doch da ich mich erst genährt hatte, heilten sie schnell wieder.
Ein dritter gesellte sich dazu. Knurrend griff ich den Neuankömmling an, der geschickt auswich. Krampfhaft wehrte ich Schläge und Tritte ab. Bill kam dazu, übernahm den kleinen, während ich mich in der Kehle des Neuen verbiss. Er schrie, seine Hände krallten sich in meine Haare und versuchten mich wegzuziehen. Ich brach ihm das Genick, ließ ihn los. Blut bahnte sich seinen Weg von meinen Mundwinkeln über meine Brust.
Als ich mich zu dem dritten umdrehen wollte, verpasste mir jemand einen heftigen Schlag auf den Hinterkopf. Ich lehnte an der Wand, versuchte gegen die kommende Ohnmacht anzukämpfen, während mein Sichtfeld immer wieder verschwand. Bill hatte sich bereits wieder in die Menge gestürzt.
Jemand packte mich an der Schulter, drehte mich herum. Der Graf. Ich brüllte auf, als sich ein Messer tief in meine Schulter bohrte. „So nah“, knurrte der Mann dicht an meinem Ohr. „So nahe war ich der Macht. Du und diese kleine Schwuchtel, ihr musstet ja alles durcheinander bringen“ Er drehte die Klinge und ich stöhnte gequält auf, meine Knie drohten nachzugeben.
Der Graf packte mich an den Haaren, riss meinen Kopf nach hinten, so dass ich ihn ansehen musste. Ich spürte ein dünnes Rinnsal Blut mein Gesicht herab laufen.
„Du bist es nicht wert, König genannt zu werden.“, fauchte er. Ich hielt seinem Blick stand.
„Mit Gewalt regiert man kein Volk“, brachte ich mühsam über die Lippen.
„Und das wisst ihr so viel besser“, spottete der Mann.
Der Graf zog das Messer mit einem Ruck aus meiner Schulter, schlug die Klinge gleich darauf noch einmal in dieselbe Schulter. Erneut schallte mein Schrei von den Wänden wieder.
Keuchend schnappte ich nach Luft, starrte ihn hasserfüllt an.
„Ihr seid krank, Graf. Und ihr werdet für das sterben, was ihr Zero und dem Jungen angetan habt“, knurrte ich.
„Du irrst. Ich bin der mit dem Messer“, grinste der Graf und zog die Klinge nach unten, so dass sie sich ihren Weg durch mein Fleisch schnitt.
Ich biss mir fest auf die Lippe, um nicht wieder zu schreien. Mein Körper zuckte unkontrolliert, doch kein Laut kam über meine Lippen, selbst als ich Blut schmeckte. Ich hielt seinen Blick die ganze Zeit über fest. Die Genugtuung gab ich ihm nicht.
Ich stöhnte schmerzerfüllt auf, als das Messer noch tiefer in meine Schulter gerammt wurde. Jemand war gegen den Grafen gefallen, sodass er das Gleichgewicht verloren und mich losgelassen hatte.
Jetzt oder nie, schoss es mir durch den Kopf und ich stieß ihn mich Wucht von mir. Er stolperte rückwärts, fiel über den leblosen Körpers eines Vampirs. Ich packte den Griff des Messers, das noch immer in meiner Schulter steckte und zog es mit einem Ruck heraus. Der stechende Schmerz raubte mir den Atem und ich schnappte ächzend nach Luft.
Der Graf hatte sich bereits wieder aufgerappelt, stand mir nun gegenüber. Leider war er in noch viel besserem Zustand als ich. Mein linker Arm hin nutzlos an meinem Körper herab. Doch das würde ihm jetzt nichts nützen. Ich würde mich rächen. Rächen dafür, dass er meinen Geliebten so hat leiden lassen. Leiden, für die Verzweiflung, die uns die ganze Zeit gepackt hatte.
„Wollt ihr euch prügeln, König“, spottete der Graf und breitete einladend seine Arme aus. „Na dann kommt. Mal gucken wie lange eine Schwuchtel gegen mich durchhält“ Grinsend nahm ich das plötzliche Ablegen sämtlicher Höflichkeitsformen zur Kenntnis.
„Ihr werdet sterben Graf“, versprach ich, während wir uns wie zwei Tiger umkreisten. Ja, wir würden kämpfen, bis einer von uns tot am Boden lag.
Der Graf gab nur ein zorniges Knurren von sich, bevor er auf mich zustürmte.
Die ersten Schläge wehrte ich noch ab, wich ich noch aus. Der nächste Schlag donnerte mit Wucht gegen mein Schlüsselbein, brachte mich beinahe aus dem Gleichgewicht. Ich hielt das Messer fest in der rechten Hand, während ich den linken, nutzlosen Arm fest gegen meinen Körper gepresst hielt. Ich ignorierte den dumpfen, pochenden Schmerz, der von meiner Schulter ausging.
Wieder schlug der Graf nach mir, doch diesmal wich ich ihm aus, erwischte ihn mit dem Messer. Ein langer Schnitt zierte nun die Wange des Mannes, dessen Augen Wahnsinn versprühten.
Wieder griff er mich an. Ich krümmte mich keuchend zusammen, als der Graf das Messer quer über meine Brust zog.
So ging das immer weiter, ich schaffte es immer weniger, mich gegen den Grafen zu behaupten.
Ich schlug mit dem Rücken gegen die Wand, als er mir in den Magen trat. Der Graf packte mich an der Kehle, drückte fest zu. „Du bist schwach, König“, er spie mir das Wort entgegen.
Ich spürte meine Lippe platzen, als er mir mit der Faust ins Gesicht schlug. „Und nun wirst du sterben, und dein dreckiger Freund wird dir folgen“, grollte er, schlug noch einmal zu.
Dann spürte ich kaltes Metall an meiner Kehle.
Ich starrte den Grafen stumm an. Dann hörte ich den Schrei. Er kam aus der Zelle, in der Zero und der Junge war. Panisch schoss mein Kopf in die Richtung, aus der der Schrei gekommen war, doch ich konnte nichts sehen.
Der Druck an meiner Kehle wurde stärker, während mich nur ein Gedanken beherrschte. Ich musste zu Zero. Meine Hand suchte seinen Weg nach unten, während ich meinen Blick wieder auf den Grafen heftete.
Er zog das Messer zurück, setzte es mit der Spitze wieder an meinen Hals. Ein Schuss durchdrang den Raum, ein zweiter, ein dritter.
Unglauben machte sich im Gesicht des Grafen breit. Ich hielt die Schusswaffe in der Hand, auf seinen Körper gerichtet.
Blut quoll aus seinem Mund, bevor er vornüber kippte.
Ich wandte mich um. Bill stand mitten im Raum, zusammen mit Maya und einer handvoll Männer. Nur noch wenige Wandler waren am Leben, einige flohen andere kämpften weiter.
Der Schrei des Jungen rief mich wieder ins Hier und Jetzt zurück. Ich rannte in die Zelle, sah gerade noch den Wandler, der Zero gefoltert hatte über den beiden stand. Zero schirmte den Kleinen mit seinem Körper ab, konnte sich selbst kaum aufrecht halten. Sein Körper war über und über mit Blut bedeckt.
Noch bevor der Mann nach seinem Messer greifen konnte, schoss ich ihm in den Kopf und er fiel einfach um. Der Kerl hätte definitiv einen grausameren Tod verdient, doch ich wollte vor dem Kleinen kein neues Gemetzel starten.
Zero lag am Boden, rührte sich nicht. Überall an seinem Körper klebte Blut. Das einzige, was in der Zelle zu hören war, war das Weinen des Jungen.
Ich fühle mich ausgelaugt und schwach. Cailean an meine Brust gezogen saß ich da und starrte auf die offen stehende Türe, ohne wirklich etwas zu sehen. Die Stimmen aus dem Steingang drangen zwar in die Zelle vor, doch ich nahm sie nur verschwommen wahr. Es fühlte sich an, als wären mein Körper und mein Verstand betäubt worden und ich wäre trotzdem nicht eingeschlafen. Alle Kraft war aus mir gewichen und jetzt wurde gleichzeitig alles sichtbar, was mein Körper erlitten hatte. Die Folter, der Kampf und der Blutverlust, als ich Alan genährt hatte. Nur mit Mühe hielt ich meine Augen offen. Ich wollte nur noch schlafen und für einen Moment war ich mir nicht sicher, ob ich aus diesem Schlaf wieder erwachen würde.
Ich hatte so lange gekämpft und jetzt war die Schwärze, die den Tod bedeutete, so nah, so verlockend.
Im nächsten Augenblick ängstigten mich meine eigenen Gedanken. Ich würde nicht so kurz vor dem Ziel aufgeben. Mein Körper würde sich regenerieren, meine seelischen Leiden würden verschwinden, sobald ich wieder in Alans Armen lag. Aufgeben war keine Option, nicht jetzt.
Beinahe hätte ich aufgelacht, als mir bewusst wurde, dass der kleine Junge in meinen Armen mich festhielt und nicht anders herum. Natürlich sah es für jeden Außenstehenden so aus, als würde ich ihn beschützen, doch in mir herrschte Chaos und für einen weiteren Kampf war ich zu schwach. Ich hatte alle Kraft in mir verbraucht und auch der Wille war nicht mehr da. Es sollte einfach vorbei sein. Ich war an meinem Ende angelangt und hier und jetzt hieß es zu leben oder zu sterben. Denn ich würde uns nicht verteidigen können. Vermutlich war ich nicht einmal in der Lage aufzustehen.
Cailean sah auf. In seinen Augen lag so viel Vertrauen, so viel Mut, all das was mir im Moment fehlte.
„Wir kommen hier raus. Der König wird es diesem nullachtfünfzehn Grafen schon zeigen.“, sagte er mir leiser, aber fester Stimme.
Eines Königs würdig.
Er war Thronfolger, der einzige noch lebende, männliche Thronfolger.
„Du hast recht, alles wird gut.“
Ich presste mein Gesicht in sein Haar, klammerte mich noch fester an ihn.
Der Blonde stand einfach so vor uns, ich hatte ihn nicht bemerkt. Zu sehr hatte ich darauf vertraut, dass Alan und Maya keinen der Wandler mehr zu uns durchdringen lassen würden.
Und jetzt sollte es mein Folterknecht sein, der mich tötete. Der Mann, dem ich es am wenigsten gönnte.
Cailean half mir irgendwie auf die Beine. Der Blonde war nicht näher getreten, hielt nur sein Messer in der Hand. Er wollte mich kämpfen sehen, er wollte mir keinen schnellen Tod schenken. Zu sehr hatte ich an seinem Selbstbewusstsein gekratzt. Warum waren Männer da auch so empfindlich.
„Dieses Mal wird dein Lover dir nicht in letzter Sekunde das Leben retten.“, knurrte er und Cailean schrie auf, als er seine Waffe hob. Bei dem Versuch, ihm auszuweichen, strauchelte ich und fiel zu Boden. Nur um haaresbreite entkam ich der Ohnmacht.
Dann sah ich Alan hinter ihm.
„Wird er doch.“, lächelte ich, dann entschwand ich in die Schwärze.
Immer wieder erwachte ich für einige Momente, erlangte kurz das Bewusstsein. Alles, was ich wahrnahm, waren Stimmen. Hektisch, ruhig, laut, leise. Und das grelle Licht. Mein Körper fühlte sich an wie ein leerer Sack, der herum geschleift wurde, dabei war ich mir sicher, dass Alan darauf achtete, dass Bill mich mit der größten Vorsicht aus dem Höhlensystem brachte.
Wir waren frei. Der Graf war vermutlich tot, doch ich wusste es nicht.
Ich war nicht einer dieser Helden, die lässig über den Platz liefen, während hinter ihnen die Explosion losging. Ich war die Jungfer, die von ihrem Prinzen gerettet und von dessen Leibwächter nach draußen getragen werden musste.
Wir hatten uns gegenseitig gerettet, waren füreinander so stark gewesen. Nie zuvor hatte ich Alan so sehr geliebt wie jetzt. Wir hatten die Entführung überstanden, alle anderen Probleme lösten sich in Staub auf. Nichts würde mehr zwischen uns kommen. Nie mehr.
Als ich die weichen Polster einer Autorückbank unter mir fühlte, konnte ich endlich einschlafen.
Wir haben es geschafft.
Das Blut rauschte in meinen Ohren, während ich auf die leblose Gestalt Zeros zutorkelte. Der kleine Junge kniete neben ihm, starrte mir mit großen Augen entgegen. Ich fiel neben ihm auf die Knie.
Er lag auf der Seite und meine Hände zitterten, als ich ihn vorsichtig zu mir umdrehte. Er hatte die Augen geschlossen, seine Lippe war aufgeplatzt, Blut klebte in seinem Gesicht. Ich strich ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht, starrte ihn nur an. Er sah fix und fertig aus, sein Körper war nur so von Wunden übersäht. Ich hielt Zero in meinen Armen, hatte jedoch nicht mehr die Kraft dazu, ihn einfach raus zu tragen. Ich konnte nur hoffen, dass Bill und Maya draußen alles im Griff hatten und wir nicht überrascht wurden.
„Stirbt er?“, fragte der Junge mit zitternder Stimme und klammerte sich an meinem Arm fest.
Ich schluckte meine aufwallende Panik herunter, die mich mit der Frage packen wollte und schüttelte heftig den Kopf.
„Woher willst du das wissen?“, schluchzte der Kleine auf, sein Griff wurde etwas fester.
„Weil er genau weiß, dass er mich nicht allein lassen darf. Weil er weiß, dass ich ohne ihn nicht klar komme“
Der Junge musterte mich kurz, nickte dann aber und starrte zur Tür. „Was wenn sie kommen?“
„Dann passiert mit denen das gleiche, was auch mit dem anderen passiert ist“
Schweigen trat zwischen uns. Von draußen war kaum noch etwas zu hören. Nur Caileans schluchzen drang an mein Ohr, so dass ich ihn irgendwann mit einem Arm vorsichtig an mich zog. Etwas steif hielt ich ihn fest, als er sich an mich klammerte und hemmungslos zu weinen anfing, wusste nicht wirklich, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Ich wäre echt aufgeschmissen, wenn Zero es nicht... schaffen sollte.
„Ich warne dich“, knurrte ich Zero in Gedanken an. „Wenn du es wagst mich jetzt allein zu lassen…“
Ich ließ den Satz unvollendet, tastete immer wieder nach Zeros schwachem Puls. Verdammt, wenn er wenigstens Vampir währe hätte ich ihn mit Blut stärken können. So konnte ich nicht viel für ihn tun.
Ich zuckte zusammen, als ich eine schwere Hand auf meiner Schulter spürte, riss die Waffe wieder an mich und richtete sie auf den hinter mir.
„Alan! Ist gut, du reagierst ja nicht, wenn ich dich rufe“
Bill. Seufzend ließ ich die Waffe sinken, spürte Caileans erschrockenen Blick. Der Kleine wich vor Bill zurück, als dieser sich vor Zero kniete.
„Schon gut Kleiner, der gehört zu uns“
„Wir schaffen ihn hier weg. Von den Wandlern ist keiner mehr am Leben. Der Rest ist geflohen, wird es jedoch nicht wagen zurück zu kommen“
Ich nickte abwesend. Als Bill mir die Hand reichte, um mir aufzuhelfen, viel mir auf, dass überall an mir Blut klebte. Ich schluckte. Das frische Blut kam von Zero. Viel zu viel davon.
„Alles okay bei dir“, fragte Bill und sah mich fest an.
„Bring ihn hier weg“, brachte ich über die Lippen und schwankte leicht. Er verlor viel zu viel Blut. Viel zu viel.
„Alan!“ Ich drehte mich um, als Maya auf mich zu gerannt kam und seine Arme um mich schlang. Ich zuckte zusammen, spürte den dumpfen Schmerz in meinem Körper, den ich bis jetzt scheinbar verdrängt hatte.
Dann stieß sie mich plötzlich von mir und schlug mir mit der flachen Hand gegen die Schulter. „Du Vollidiot! Wenn du jemals wieder so einen Scheiß machst, bring ich dich um, verstanden?“
Ich nickte nur. „Tut mir leid“, murmelte ich, starrte auf das Blut auf ihren Körper. Das war alles meine Schuld.
„Na los gehen wir“, meinte Bill. Er und ein paar andere Vampire hoben Zero hoch und trugen ihn nach draußen, während ich den Jungen hochhob und ihnen folgte.
„Na los gehen wir“, meinte Bill. Er und ein paar andere Vampire hoben Zero hoch und trugen ihn nach draußen, während ich den Jungen hochhob und ihnen folgte, Maya stützte mich.
„Alan“ Ich sah auf, Elinor stand vor mir.
„Du sitzt hier schon seit Stunden. Denkst du nicht, du solltest endlich etwas essen? Oder schlafen? Du siehst fürchterlich aus mein Junge“ Ihre Hand legte sich sanft auf meine Schulter.
Ich schüttelte den Kopf, starrte auf die Tür.
Schon viel zu lang war der Arzt dort drin. Nur unter Protest hatte ich zugelassen, das meine Wunden gröbsten teils behandelt wurden.
Meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Es hatte ewig gedauert, bis wir das Gebäude verlassen und uns dematerialisieren konnten.
Er war beinahe totenblass gewesen, als wir endlich das Haus erreicht hatten. Zeros Eltern waren hier untergetaucht, nachdem der Graf es darauf angesetzt hatte, keine Zeugen für seine Tat übrig zu lassen.
Unruhig spielten meine Finger miteinander. Mein Körper schmerzte, meine Augen brannten, mein Kopf dröhnte. Verzweiflung griff immer wieder nach mir, der Gedanke, er könnte es nach all dem nicht schaffen. Doch ich schob ihn immer wieder beiseite.
Maya hatte den kleinen Ceylean mit benommen, der jetzt mit Zeros kleiner Schwester spielte. Sie wusste noch nichts, von der Rückkehr ihres Bruders.
Bill saß daneben, auf dem Boden. Er hatte gemeint, er würde mich ins Bett schleifen, sobald ich zu fertig war, um ihn weg zu treten. Jetzt schlief er selber. Neben ihm stand Zeros Vater an der Wand, starrte so wie ich seit Ewigkeiten auf die Tür.
Aus den Augenwinkeln konnte ich jemanden sich bewegen sehen und sah auf. Zeros Vater stand vor mir und musterte mich mit dem gleichen besorgten Blick wie meine Großmutter.
„Ich finde sie hat Recht, Alan. Ruh dich etwas aus. Sogar Bill ist eingepennt. Wir können eh nicht mehr machen, außer auf die verschlossene Tür starren“
Ich schüttelte erneut den Kopf. Er war ja nur wegen mir in diese Lage geraten. Ich konnte ihn nicht alleine lassen.
„Ich sag dir sofort Bescheid, wenn etwas passiert“, betonte Elinor und zog mich am Arm nach oben. „Es bringt ihm nichts, wenn du hier vollkommen übermüdet aus den Latschen kippst, verstanden?“ Wütend blitzte sie mich an.
„Wir sagen dir Bescheid“, schaltete sich jetzt auch wieder Ben ein.
„Nein verdammt, ich bleibe hier“, knurrte ich.
„Wie du meinst“, brummte sie und setzte sich neben mich, die Arme beinahe trotzig vor der Brust verschränkt.
Stumm starrte ich weiter auf die Tür, hörte mein eigenes Herz in meiner Brust schlagen und ignorierte die Proteste meines Körpers, der nicht mehr wollte als sich nähren und ausruhen.
Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit öffnete sich die Tür, auf die ich bereits seit Stunden starrte.
Ein Vampir im weißen Kittel stand in der Tür und sah ziemlich fertig aus. Sofort sprang ich auf, schob den Mann beiseite und trat in das Zimmer. „Er ist soweit wieder hergestellt. Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis er wieder aufwacht. Wir wissen erst, ob er durchkommt und wie es ihm geht, wenn er wieder aufwacht….“
Ich hörte ihn wie durch eine Wand, während ich in Zeros Gesicht starrte, dass fast so blass war wie die weiße Bettwäsche.
Keine Ahnung, wie Elinor das Zimmer spontan in ein Krankenzimmer umgebaut hatte, aber vielleicht hatte sie auch damit gerechnet, dass wir es brauchen könnten, für den Fall das wir zurückkamen. Vielleicht war das Zimmer schon länger so eingerichtet. Ich wusste es nicht.
Mein Herz schlug mir bis zum Hals und meine Beine zitterten, während ich auf das Bett zulief.
Ich stand eine Weile nur vor ihm und starrte auf seinen Körper, der größtenteils mit Verbänden umwickelt war. Unter seinen Augen waren dunkle Schatten das Zeichen der Erschöpfung.
Vorsichtig setzte ich mich neben ihn, berührte mit zitternden Fingern sein Gesicht. Beinahe hätten meine Knie nachgegeben, als ich feststellte, dass seine Haut nicht mehr so kalt war, wie noch vor Stunden.
Nur im Hintergrund nahm ich wahr, dass Ben mit im Raum stand und nach einiger Zeit wieder ging, während ich mich nicht bewegt hatte.
Vorsichtig setzte ich mich neben ihn, obwohl das Bett riesig war, hatte ich Angst ihm wehtun zu können. Paradox, wenn man bedachte, dass er aussah wie ein mumifizierter Pharao.
Vorsichtig strich ich ihm die Haare aus der Stirn. Dann stand ich auf und bewegte mich wackligen Schrittes ins Badezimmer.
Noch immer klebte Blut an meinem Körper und ich wollte es endlich loswerden.
Ich fing an die Verbände abzuwickeln, die eine Assistentin des Arztes mir angelegt hatte, nachdem dieser mir eröffnet hatte, dass er mich nicht zu Zero lassen würde, bis meine Wunden behandelt waren.
Zuerst zuckte ich unter dem heißen Wasserstrahl zusammen, der sich auf meinen geschundenen Körper wie Schläge anfühlte. Nur langsam schaffte ich es, meine verkrampften Muskeln zu lockern.
Stumm lauschte ich dem Geräusch des Wassers, während ich mit gesenktem Kopf unter der Dusche stand. Ich war verdammt dünn geworden. Knochig. Mein Körper war von etlichen Schrammen, Schnitten und anderweitigen Wunden vom Kampf geziert. Das Blut, das ich von Zero getrunken hatte, hatte mein ausgemergelter Körper längst aufgebraucht. Wenn ich mich erneut nähren würde, währen die Wunden bald nicht mehr zu sehen. Doch ich hatte mich geweigert, mich von einer Vampirin zu nähren, während der Arzt sich um Zero kümmerte. Es war mir wie ein Verrat vorgekommen.
Ich schluckte schwer. Ein Gedanke war die ganze Zeit da und ließ mich nicht mehr los: Er durfte nicht sterben. Ich wusste nicht, was ich tun würde, wenn er das hier doch nicht überlebte.
„Wir wissen erst, ob er durchkommt und wie es ihm geht, wenn er wieder aufwacht.“, hallten die Worte des Arztes durch meinen Kopf, ließen mich mit der Angst, die mit eisigen Fingern meine Brust umklammert hielt, zurück.Ich beeilte mich mit dem Duschen verbannt meine Wunden wieder provisorisch und quälte mich in eine Jeans, bevor ich zu Zero zurückkehrte. Vorsichtig legte ich mich neben ihn, als könnte ich ihn noch mehr verletzen. Dabei war das Bett mehr als groß genug.
Stumm lag ich neben ihm, lauschte nach seinem leisen Atmen.
„Zero, du Idiot. Warum musst du auch den verflixten Helden spielen“, flüsterte ich und streichelte Zero vorsichtig über das zerschlagene Gesicht, wohl darauf bedacht, ihm nicht weh zu tun. „Ich liebe dich. Also lass dir bloß nicht einfallen zu sterben“
Lange musterte ich einfach nur sein Gesicht, bis ich die Augen nicht mehr offen halten konnte und einschlief.
Die Achterbahnfahrt durch die Dunkelheit endete mit einem frontalen Zusammenstoß mit einer Wand und ich riss in Panik die Augen auf. Licht. Ich fuhr auf, bemerkte im selben Moment, das ich in einem Bett lag. Eine Matratze, kein kalter Steinboden. Angenehmes, gedimmtes Licht, keine grellen Neonröhren. Ein altmodisch eingerichtetes Zimmer, keine Steinwände. Und doch waren mir die Menschen um mich herum fremd. Ein erst wirkender Mann im weißen Kittel und zwei Frauen.
„Alan.“, keuchte ich und im nächsten Moment wurde mir bewusst, wie schwach ich mich fühlte. Mein Körper fühlte sich an wie Gummi, die Knochen hielten das Fleisch nicht länger aufrecht und ich sank auf die Daunen zurück.
„Alan.“
Noch einmal rief ich seinen Namen und es kostete mich alle Kraft, die ich aufbringen konnte. Die Antworten des Mannes verstand ich nicht, sie drangen nicht bis zu mir vor, auch wenn ich sah, wie sich sein Mund bewegte. Alles war in diesen undurchdringlichen Nebel getaucht. Und ich brauchte meine Sonne, um ihn zu durchdringen.
Wenige Augenblicke später hatte mich die Schwärze wieder.
„…war wach, doch wir haben ihn wieder verloren. Ich kann ihnen nicht sagen, wann und ob er wieder wach wird. Es tut mir leid, eure Hoheit.“
Sein Duft. Er ist hier.
Eine Tür quietschte und die Schritte mehrerer Personen waren zu hören, dann klappte die Tür zu und es war still.
Eine warme Hand berührte meinen Unterarm, mein Gesicht. Alans Finger umschlossen die meinen. Dann spürte ich, wie er sein Gesicht in meinen Händen vergrub.
Meine Lider lagen schwer wie Blei auf meinen Augen und auch meine Stimme versagte mir den Dienst. Noch immer hatte die Schwärze Macht über mich, hielt mich in ihrem Klammergriff. Doch jetzt konnte ich Alans Wärme in mich aufziehen, mich an dem Gefühl festklammern, dass er bei mir war.
Ich spürte, dass auch Alan schwach war. Als er aufstand, schwankte er, obwohl er das zu verbergen versuchte.
Wenig später tönte das monotone Geräusch der Dusche gedämpft zu mir herüber. Mit dem rauschen des Wassers kehrte die Müdigkeit in meinen Körper zurück, doch als ich dieses Mal aus der Welt entschwand, war es nicht die Bewusstlosigkeit, die mich auffing, sondern heilender Schlaf.
Vorsichtig öffnete ich die Augen. Ich war noch immer im selben, mit Holz verkleideten Zimmer wie beim ersten Aufwachen, doch der Mann im weißen Kittel und die beiden Frauen waren fort. Inzwischen waren die Jalousien für die Nacht geöffnet. Alan war bei mir.
Er lag neben mir im Bett, sein Atem ging ruhig und gleichmäßig. Im Schlaf sah er so friedlich aus, auch wenn ich wusste, dass ihn die Sorge um mich quälte.
Meine Finger zitterten wie die eines alten Mannes, als ich die Hand hob, um ihm über das Gesicht zu streicheln. Seine Haut war so warm und weich, bedeutete Geborgenheit.
Trotz meines geschundenen Körpers strömte das Glück durch meine Adern, war kaum mehr zu ertragen. Ich erinnerte mich an die Worte des Arztes.
„…war wach, doch wir haben ihn wieder verloren. Ich kann ihnen nicht sagen, wann und ob er wieder wach wird. Es tut mir leid, eure Hoheit.“
Es tat weh, zu lächeln, dennoch konnte ich mir ein Grinsen nicht verkneifen. Von wegen.
Alan bewegte sich neben mir, legte im Schlaf seinen Kopf auf meine Brust, ganz nah an mein Herz. Meine Finger fuhren zitternd durch sein Haar.
„Dieser Arzt weiß wohl nicht, dass man mich nicht so einfach loswird.“, flüsterte ich, erschrocken wie brüchig meine Stimme klang.
Der Vampir zuckte zusammen, blickte zu mir auf und dann erschien das Lächeln auf seinem Gesicht, das ich all diese Wochen vermisst hatte.
„Zero…“, stotterte er und beugte sich über mich. Ich hob die Hände, berührte seine Wangen. Einige Tränen vielen auf mich herab, Alan wischte sie fort, nur um weiter zu weinen. Tränen der Freude und Erleichterung.
„Du klingst noch beschissener als ich.“, grinste ich, doch in mir tobten so viele Gefühle, dass auch ich den Tränen nah war. Manchmal kann man das Glück einfach nicht in Worte fassen.
Die Küsse, die er auf meine Lippen drückte schmeckten salzig und doch wollte ich, dass sie nie endeten.
Alan legte seine Stirn an meine.
„Wir haben es wirklich überstanden.“
„Ja, das haben wir.“
Eine Stunde später war wieder Ruhe in das Zimmer eingekehrt. Alan war von Elinor weg zitiert worden, in dieser Beziehung hatte sich also nichts geändert, auch wenn die alte Dame ihren Enkel stetig mit einem zugleich besorgten und zugleich überglücklichen Blick bedachte.
Alle meine Versuche aufzustehen waren gescheitert und der Arzt hatte mir inzwischen verboten, es weiter zu versuchen. Dafür sei ich noch nicht stark genug, außerdem könnten bei zu viel Bewegung Nähte reißen. Das war mir egal. Man hatte mich drei Monate festgehalten, ohne Bewegung, ohne freien Willen. Und jetzt wollte ich rennen, springen, tanzen, obwohl mein Körper wohl zu all dem nicht fähig war.
Alans Küsse und seine geflüsterten Worte der tiefen Zuneigung gaben mir eine Lust am Leben zurück, von der ich geglaubt hatte, sie nie wieder zu finden. War das nicht der Beweis dafür, dass ich mit ihm an meiner Seite alles überleben konnte?
Da lag ich nun in weißen Daumen, Verbände überall auf meinen Wunden, ein Gewirr von Schläuchen um mich herum und lächelte. Das Lachen wollte nicht mehr von meinen Lippen weichen, hatte sich festgesetzt.
Es war vorbei, endlich vorbei. Und der Graf ist tot. Der Mann, den ich am meisten hasste war tot und er konnte weder mir, noch den Menschen, die ich liebte, weiter schaden.
Ein zaghaftes Klopfen unterbrach die Stille und Sekunden später wurde vorsichtig die Tür geöffnet.
Cailean steckte sein blasses Gesicht zur Tür herein, hinter ihm stand Bill, die schweren Hände auf dem Rücken des Jungen.
„Hallo Zero, alter Freund. Da will dich jemand besuchen.“
Angst und Sorge hatten ihre Furchen auf dem Gesicht des Leibwächters hinterlassen, seine Haut schien noch dunkler als zuvor. Und doch glänzte auch in seinen Augen die Freude, die in uns allen tobte.
„Komm her, Großer.“, flüsterte ich. Noch immer versagte mir meine Stimme ab und zu den Dienst.
Cailean zögerte, dann trat er schnellen Schrittes an mein Bett heran und griff nach meiner Hand. Elinor hatte ihm eine Stoffhose und ein weißes Hemd zum anziehen gegeben, die ihm beide viel zu groß waren. Tja, auf Kinder war das Königshaus nicht mehr eingestellt.
Der Junge sagte nichts, saß einfach nur da. Vielleicht braucht es in Momenten wie diesen keine Worte, in Momenten, die man selbst noch gar nicht begriffen hat.
Nur widerwillig war ich von Zeros Seite gewichten und Elinor stumm ins Büro gefolgt, wo sich die alte Dame auf das Sofa setzte und mich mit einer kleinen Geste aufforderte, es ihr gleich zu tun.
„Hast du geschlafen?“, fragte sie mich und sah mir aufmerksam ins Gesicht.
„Ja. Zumindest bis er wach wurde.“
Sie nickte nur. Schweigen breitete sich zwischen uns aus. „Du wirst dich vor der Priesterin erklären müssen. Sie war mehr als wütend darüber, dass du für einen Mann dein Volk aufgegeben hättest“
Ich seufzte nur. Okay, das würde nicht leicht werden. Ich konnte nur hoffen, dass sie mit ihrem Besuch noch ein paar Tage wartete, damit ich mir wenigstens ein bisschen Gedanken darüber machen konnte, wie ich meinen Arsch retten konnte.
Es klopfte kaum hörbar an der Tür, die kurz darauf geöffnet wurde. Cailean öffnete die Tür. Der Schrecken stand ihm immer noch ins Gesicht geschrieben. Er war blass und seine Unterlippe war aufgebissen, so als hätte er nervös darauf herumgekaut. Zögernd trat er ein, als Elinor freundlich nickte.
Ich stand auf und ging vor ihm in die Knie. „Na Kleiner? Alles in Ordnung?“ Er steckte in Klamotten, die um einiges zu groß für ihn waren.
Er nickte und sah mich schließlich an. „Zero. Ist er...“ Er brach ab und sah mich ängstlich an.
„Er ist wach. Wenn du willst kannst du zu ihm gehen. Er freut sich bestimmt“
Ein Lächeln breitete sich über sein Gesicht aus und er nickte. Ich beauftragte Bill damit, den Kleinen zu Zero zu bringen. Kaum war die Tür geschlossen, seufzte Elinor.
„Was machen wir mit ihm? Soweit ich von ihm gehört habe, wurde seine Familie umgebracht?“
Ich nickte nur. „Der Graf hat alle umbringen lassen, die im Falle meines Ablebens ein Recht auf den Thron hatten.“
„Sein Vater war dein Onkel. Was du wüsstest, wenn du dich ein wenig mit deiner Familie befasst hättest“
„Soll das ein Vorwurf sein?“, entgegnete ich.
Die alte Frau schüttelte seufzend ihren Kopf. „Nein, aber es wäre sinnvoll gewesen, wenigstens ihre Gesichter zu kennen. Also, was machen wir mit ihm?“
„Er bleibt hier. Zumindest solange er es möchte. Wenn er königliches Blut in sich trägt, ist es zu riskant, wenn er woanders hinkommt. Zumindest solang Thomson noch am Leben ist“
„Thomson? Was hat der Vorsitzende des adligen Rates damit zu tun?“
Ich seufzte und begann erst einmal, ihr zu erzählen, wie die Entführung überhaupt zustande gekommen war und wie sich schließlich zeigte, dass Thomson ein Komplize des Grafen war.
„Ich habe es Bill bereits erzählt. Er wiederum hat ein paar Vampire damit beauftragt, Thomson zu finden und hier her zu bringen. Es wird ihm verdammt nochmal leid tun, sich auf den Grafen eingelassen zu haben“
Mein Kopf dröhnte und mein Magen zog sich vor Hunger schmerzhaft zusammen. Trotzdem fühlte ich mich rundum wohl, als ich wieder bei Zero war. Er schlief, den kleinen Cailean neben sich. Auch der Kleine war weggenickt und hatte beinahe das ganze Bett für sich in Anspruch genommen. Ich schnappte mir einen Stuhl, stellte ihn neben das Bett und ließ mich darauf fallen. Seufzend schloss ich die Augen.
Meine Wundheilung hatte eingesetzt und als ich dieses Mal aufwachte, schmerzten meine Glieder kaum mehr. Ein kleiner, warmer Körper lag neben mir auf dem Bett. Im Schlaf und jetzt, da nicht mehr voller Schmutz aus der Zelle war, sah er viel jünger aus. Braune Locken fielen auf ein sommersprossiges Gesicht.
Neben uns saß Alan auf einem Stuhl,er war eingeschlafen. Lächelnd richtete ich mich auf. Ich bettete Caileans Kopf vorsichtig auf meinem Kissen, er schlief unbeeindruckt weiter. Inzwischen hatten die Schwestern die vielen Schläuche von meinem Körper entfernt, meine Wundheilung würde den Rest alleine schaffen. Ich war sprichwörtlich über den Berg. Dennoch zitterten mir die Knie, als ich versuchte, aufzustehen. Ich trug eines dieser super schönen Krankenhaushemden, welches meine kompletten Arme und Beine verdeckte. Darüber war ich froh, ich wollte die Narben nicht sehen, wollte nicht wissen, wie sehr der Folterknecht meinen Körper verunstaltet hatte. Die Erinnerung an die Schmerzen war hart genug. Beinahe hätten meine Knie nachgegeben und ich stütze mich hastig auf der Kopflehne ab. Noch ein Versuch. Wieder sank ich auf die Matratze zurück, doch ich wollte endlich auf eigenen Beinen stehen.
Der erste Schritt war noch unbeholfen, ich klammerte mich noch immer an der Lehne fest. Ich atmete tief ein, gab mir selbst einen Ruck. Meine nackten Füße machten das typische Geräusch aus dem Boden, auch wenn ich viel langsamer ging als sonst. Immer wieder suchte ich Halt am Bettrand, dann endlich hatte ich Alan erreicht. Mein Vampir hob den Kopf, in dem Moment knickte ich ein und fiel auf die Knie, meine Hände landeten auf Alans Oberschenkeln. Mein anfängliches Grinsen schwoll zu einem Lachen an und auch Alan musste sich zusammenreißen, um Cailean nicht zu wecken.
Dann beugte Alan sich zu mir herunter und legte seinen Mund auf die meinen. Ich schloss genießerisch die Augen, erwiderte den sanften Kuss. Meine Lippen öffneten sich beinahe von allein, unsere Zungen stupsten einander an, versanken in ihrem eigenen Tanz. Plötzlich zuckte ich zurück, ein kurzer Schmerz durchfuhr meinen Mund. Ich hatte mich an Alans spitzen Eckzähnen geschnitten, die aus seinem Kiefer gebrochen waren.
„Du hast Hunger, mein Schatz.“
Man hörte meiner Stimme an, dass mich unser Kuss außer Atem gebracht hatte.
Alan nickte nur. „Ja, irgendwie war dafür noch keine Zeit.“
Da hatte mein Lieblingsvampir wieder mehr an mich, als an sich selbst gedacht. Statt zu essen saß er lieber Stunden an meinem Bett, um im Schlaf auf mich aufzupassen.
„Tja, dann wirst du dich an Maja wenden müssen, der Arzt tötet mich, wenn ich dir mein Blut gebe, bevor ich nicht ganz gesund bin.“
„Tja, und ich würde das gar nicht zulassen.“
„Es wird wohl in diesem Haus genug Vampire geben, von denen sich ein König nähren kann.“
Die Stimme durchzuckte unser Scherzen, die mächtige Aura der Priesterin erfüllte den Raum und ließ keinen Platz mehr zum Atmen.
Alan sprang auf, verbeugte sich tief.
Verdammt. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass die Priesterin so schnell schon kommen würde. Mein Herzschlag hatte sich auf dreifache Geschwindigkeit beschleunigt. Ich wusste, dass mit ihr nicht zu Spaßen war. Ohne mit der Wimper zu zucken, ohne sich auch nur minimal zu bewegen, könnte sie mir, oder schlimmer, Zero, den Gar ausmachen. Und im Moment war ihre Wut mehr als deutlich zu spüren.
„Der König, der bereit war, sein Volk im Stich zu lassen, um den Wandler zu retten“, knurrte sie voll Wut. Ihre Stimme war schneidend kalt.
Der plötzliche Schmerz in meinen Beinen zwang mich in die Knie. Unbehagen machte sich in mir breit. Das versprach, kein leichtes Gespräch zu werden. Kurz, ganz kurz nur, überlegte ich, den Jungen rauszuschicken, allerdings schlief er noch und ich hatte ehrlich gesagt bedenken, ob die Priesterin mir daraufhin nicht den Kopf von den Schultern sprengen würde.
„Habt Ihr dazu gar nichts zu sagen?“, ihre Stimme war nun mehr ein Knurren.
Ich spürte Zeros zitternden Atem hinter mir. Natürlich war ihm die zum zerreißen gespannte Situation nicht entgangen.
Ich ließ den Kopf gesenkt, während ich überlegte, was ich sagen sollte. „Was wollt Ihr hören? Dass es mir Leid tut und ich es bereue, ihn nicht den Grafen überlassen zu haben und den Versuch gestartet zu haben, ihn zu retten? Ihr wisst genauso gut wie ich, dass ich das nicht tun kann, ohne euch zu belügen“
Schweigen breitete sich aus. „Dieser Wandler bedeutet euch also mehr als euer Volk?“, fragte sie lauernd und ich wusste, dass diese Frage mehr oder minder eine Falle war.
Innerlich fluchend krallte ich meine Hände in meine Oberschenkel. Ich betete, dass ich Zero und den Jungen heil aus dieser Situation herausbekam.
„Antwortet mir“, verlangte die herrische Stimme der Priesterin und ich stöhnte gepeinigt auf, als mein Kopf vor Schmerz zu explodieren drohte.
Hinter mir konnte ich Zero entsetzt aufatmen hören, doch Gott sei Dank blieb er wo er war.
„Zero?“ Caylean. Er schien aufgewacht zu sein. Mühsam erschien es mir, als ich mein Gesicht ihm zuwandte. Er starrte die vermummte Gestalt der Priesterin an, während es in seinem Gesicht arbeitete und er verwirrt zu Zero und mir blickte. Plötzlich riss er erschrocken die Augen auf, kletterte hastig aus dem Bett und verbeugte sich tief. Gut. Der Kleine wusste also, mit wem er es zu tun hatte.
„Nun?“, knurrte sie, da sie immer noch auf eine Antwort wartete. Knurrend schloss ich die Augen, als der Schmerz abermals an Stärke zunahm. Wie sollte man denn da überlegen?
Ein ängstliches wimmern klang von dem Jungen an mein Ohr und ich knurrte abermals. Verdammt, wollte sie den Jungen auch noch verschrecken? Zu meiner Erleichterung ließen die Schmerzen nach und sie wandte sich den Jungen zu.
„Wer bist du?“
„C-C-Caylean. Sohn des xXXX“
„Königliches Blut also“, murmelte sie. „Nun, Caylean, wie du mitbekommen hast, habe ich etwas mit dem König und dem Wandler zu besprechen. Es macht dir sicherlich nichts aus, den Raum zu verlassen?“
Unsicher sah er erst zu Zero, dann zu mir. „Na geh schon“, brummte ich und nickte Richtung Tür. Noch ein schneller, unsicherer Blick zu Zero und er huschte endlich aus dem Zimmer.
„Eure Antwort“, beharrte die Priesterin.
Was erwartete sie zu hören? Verdammt noch mal, ich hatte mich nicht in die Hände des Grafen gegeben und monatelang um Zeros Leben gefürchtet, um ihn jetzt aufzugeben, nur weil sie es so wollte. Wenn sie glaubte, dass ich die Person, die mir am meisten bedeutete aufgab, hatte sie sich geschnitten.
„Ich bin nicht freiwillig König geworden“, knurrte ich gereizt.
Jetzt war es Zero, der hinter mir einen gequälten Laut von sich gab. Erschrocken fuhr ich herum. Zero hatte sich zusammengekrümmt und schnappte angestrengt nach Luft.
Ich wandte mich zur Priesterin um. „Lasst ihn zufrieden! Er kann nichts für meine Wortwahl!“
Zero stöhnte leise auf.
Zero stöhnte leise auf. „Ich bitte euch! Er kann kaum stehen, hört auf ihn meinet Wegen zu foltern!“
Zero sank ächzend zusammen, als die Priesterin endlich von ihm abzulassen schien. Die Etikette ignorierend kniete ich neben ihm und sah ihn besorgt an. Sämtliche Farbe war ihm aus dem Gesicht gewichen und er hatte die Augen immer noch angestrengt geschlossen.
„Der Wandler ist euch wichtig, König“, erklang die Stimme der Priesterin erneut.
„Ich dachte das hätte ich bereits mehr als einmal bewiesen“, erwiderte ich.
„Ihr werdet euch nicht darauf einlassen, eine Frau zu wählen, die Nachkommen königlichen Bluts gebären wird“, stellte sie sogleich fest.
„Niemals“, bestätigte ich.
Schweigen breitete sich erneut aus und ich zog Zero sanft an mich, so dass er sich an mich lehnen konnte, da er aussah, als würde er gleich sogar im Sitzen umkippen. Er wirkte weggetreten und ich musterte ihn weiter besorgt.
„Wie seid ihr an den Jungen gekommen?“, wollte die Priesterin nun wissen.
„Der Graf hielt ihn gefangen. Er ließ alle, die nach mir Anspruch auf den Thron erheben konnten umbringen und hielt den Jungen gefangen, um mich mit ihm unter Druck zu setzen“
„Und was gedenkt ihr mit ihm zu tun?“
Ich berichtete ihr das Gleiche, das ich auch Elinor erzählt hatte. Dass er hier bleiben würde, da es zu riskant war, den Kleinen woanders hinzugeben.
Das Brennen in meinem Körper ließ nur langsam nach, während Alan versuchte, unsere Zukunft zu retten, unsere gemeinsame Zukunft, die von Cailean.
„Er wird hierbleiben. Bei uns.“
Wie kläglich meine Stimme klang.
Der Blick der Priesterin fuhr zu mir herum.
„Hüte deine Zunge, Wandler. Der König, wenn ich ihn noch so nennen kann, spricht für dich.“
Plötzlich war die Wut da, mit zitternden Knien stand ich auf, fühlte mich wie ein alter, kranker Mann, der am Gartenzaun lehnte und spielenden Kindern hinterher brüllte, doch meine Wut gab mir Kraft.
„Ich bin keine kleine Schwuchtel, der ihr das Wort verbieten könnt. Es mag für euch etwas Fremdes sein, doch ich liebe diesen Mann. Nicht den König, sondern einen einfachen Vampir, den IHR zum König gemacht habt, ihr und eure Traditionen.“
Aus dem Augenwinkel sah ich Alans Blick, der Vampir sah so aus, als wollte er mich am liebsten meiner Provokation wegen erwürgen um mir damit einen grausameren Tod zu ersparen.
Doch die Priesterin ließ mich weiter sprechen, schien sich zu amüsieren. Und vielleicht, nur vielleicht bewunderte sie es sogar, dass es jemand wagte, ihr zu widersprechen.
„Wisst ihr, Alan hat vielleicht einen Fehler gemacht, als er sich in die Hände des Grafen begeben hat. Aber ihr habt nicht gerade brilliert mit euren Versuchen, ihn zu retten. Genauer gesagt habt ihr gar nichts getan. Genau so wie vor Jahren, als ein grausamer, brutaler Vergewaltiger auf dem Thron saß, der seinen Sohn und seine Frau misshandelte. Und jetzt schuftet ihr euch zu Tode, nur weil der neue König schwul ist? Dafür hätte ich gern eine Erklärung. Wenn ihr mich überzeugen könnt, bin ich hier weg. Legt euch ins Zeug.“
Die verhüllte Gestalt schwieg.
Zeros Worte wogen schwer. Wie von selbst hatten sich meine Hände krampfhaft in meine Oberschenkel gekrallt und ich wagte es nicht einmal aufzusehen, während ich den Blick der Priesterin auf mir spürte.
War er denn vollkommen übergeschnappt? Verdammt, war er etwa heil dem Grafen entkommen, um sich jetzt grillen zu lassen?
Zero neben mir krümmte sich erneut mit einem erstickten Laut zusammen.
„Hüte deine Zunge, Wandler. Ob du es glaubst oder nicht, auch meine Macht unterliegt Regeln, die ich nicht brechen kann, selbst wenn ich es wollte“
„Aber einen König zu stürzen, der weder ein guter König, noch ein guter Vater war bringt ihr auch nicht zu Stande?“, brachte Zero gequält hervor. Die Reaktion der Priesterin zeigte sich in abgehacktem Schrei.
„Ihr seid nicht in der Position mir Vorhaltungen zu machen“, sagte sie kalt.
„Lasst ihn in Ruhe!“, brüllte ich, meine Stimme hallte von den Wänden wieder. Zero schnappte keuchend nach Luft und der Blick der Priesterin bohrte sich in mein Gesicht.
„Vielleicht bin ich dann in der Position?“, knurrte ich kalt. „Ihr wusstet, was mein Vater für ein Mann war, was anderes könnt ihr mir nicht erzählen“ Sie schwieg. „Ich habe mir nicht ausgesucht, König zu werden. Genauso wenig habe ich mir ausgesucht, wen ich liebe. Wenn ihr mich zwingen wollt zwischen dem Königsamt und Zero zu wählen wisst ihr genauso gut wie ich, wie meine Entscheidung ausfallen wird“
Erneut herrschte schweigen. „Wieso kann Cailean nicht einfach der Nachfolger werden?“, fragte Zero schließlich leise.
Überrascht sah ich ihn an. Er zuckte vorsichtig mit den Schultern. „Ich mein ja nur. Wenn er eh königliches Blut in sich trägt…“
Die Priesterin gab einen missmutigen Laut von sich. „Es ist eine Möglichkeit“, gab sie schließlich widerstrebend zu. „Aber der Junge kann noch kein Volk führen“
„Aber er könnte Alan irgendwann ablösen, so wie es ein Sohn eben tun würde“, gab Zero zu bedenken.
Ich runzelte die Stirn.
Ein Sohn. Unser Sohn. Irgendwie gefiel mir die Vorstellung, hatte ich Cailean doch schon lange ins Herz geschlossen. Aber wollten wir so sein? „Väter“ die ihn zwangen, König zu werden, so wie man Alan gezwungen hatte? In den Augen der Priesterin war das wohl wieder im Sinne der Tradition.
„Ich werde darüber mit der Königin sprechen müssen.“, meinte die Priesterin. Dann trat sie an uns vorbei durch die Tür und verschwand, ohne das Gespräch richtig zu beenden.
Die Priesterin war endlich weg und Zero sackte neben mir zusammen. Besorgt sah ich ihm ins Gesicht. „Alles okay bei dir?“
Er nickte erst, doch als ich ihn drängender ansah gab er kleinlaut zu: „Mir ist nur ein bisschen schwindelig. Aber nichts Dramatisches“
Trotzdem redete ich solange auf ihn ein, bis er sich wieder ins Bett begab. Ich legte mich neben ihn, zog ihn an mich.
Ich war so froh, ihn neben mir zu spüren. Sanft streichelte ich mit meiner Hand über seine Brust.
„Irgendwie warte ich darauf, aufzuwachen und wieder Gefangener des Grafen zu sein“, murmelte Zero leise und seufzte schwer.
Ich nickte nur, strich mit meiner Hand über seinen Hals. „Ich hatte echt Angst, dass sie dich umbringen“, murmelte ich leise. „Irgendwann hätten sie dich nicht mehr gebraucht und dann…“ Ich brach ab, wollte gar nicht erst daran denken. Zeros Finger streichelten meinen Unterarm, der um ihn lag.
„Mach das nie wieder“, murmelte ich und vergrub mein Gesicht an seinem Hals. „Ich hatte wirklich scheiße Angst um dich“
„Und ich wollte dich nicht dem Grafen ausliefern. Meine Schwester konnte ich aber auch nicht ausliefern“, murmelte Zero zurück.
„Du hättest mir Bescheid sagen können“, knurrte ich. „Wir hätten deine Schwester da raus bekommen, auch ohne, dass du dich hättest ausliefern müssen“
„Und was, wenn nicht?“, fragte er stur. „Hätte ich das Leben meiner Schwester aufs Spiel setzen sollen?“, knurrte er.
„Du weißt, dass ich das nie von dir verlangen würde“, entgegnete ich. „Außerdem hast du ihr Leben genauso aufs Spiel gesetzt, als du so getan hättest, als wärest du ich“
„Weil ich dich nicht in Gefahr bringen wollte“, murmelte er.
„Ich weiß“, erwiderte ich leise. Seine Hände wanderten weiter über meine Arme, während ich die Augen geschlossen hielt und nach Worten suchte. „Lieber bringst du mich in Gefahr, als dass du mir zumutest ohne dich leben zu müssen“, flüsterte ich. „Denn das will ich nicht. Nie wieder. Wenn sie dir etwas angetan hätten… Ich wüsste nicht, was ich tun würde, wenn…“ Wieder verstummte ich fluchend und biss mir auf die Lippe. „Versprich es mir“, knurrte ich schließlich und sah ihn durchdringend an.
Er küsste mich sanft, während die Anspannung nicht von mir weichen würde. „Ich verspreche es“, murmelte er und sah mich dabei fest an. „Auch wenn ich hoffe, dass es keine weiteren Anlässe gibt, die mich Gebrauch von diesem Versprechen machen lassen“
Die sanfte Stimme von Dr. Shawn weckte mich. Der Arzt unterhielt sich leise mit Alan, der sich neben mir auf die Bettkante gesetzt hatte.
„Hey Süßer.“
Alan strich mit eine Haarsträhne aus dem Gesicht, während ich ihn verschlafen musterte.
„Der liebe Onkel Doktor hat dir erlaubt, wieder in mein Bett zu ziehen.“
Noch während ich mich freute, endlich aus diesem Zimmer heraus zu kommen, wunderte ich mich, dass der König der Vampire einfach so offen über unsere Beziehung sprach.
Dr. Shawn schien meinen Blick bemerkt zu haben, denn er hob die Hand und deutete auf den goldenen Ring an seinem Finger.
„Ich bin selbst seit sechs Jahren mit einem Mann verheiratet.“, erklärte er, nahm dann seine Notizen und verabschiedete sich.
Ich rappelte mich auf, rieb mir verschlafen die Augen. Alan stand auf, reichte mir eine Jeans und ein T-Shirt.
„Soll ich mich tatsächlich anziehen, jetzt wo ich in DEIN Bett ziehen soll?“, grinste ich und er beugte sich mit einem ebenso verschmitzten Gesicht zu mir herunter und küsste mich, weniger zärtlich als noch zuvor.
„Ist nur für den Weg, versprochen.“, flüsterte der Vampir an meine Lippen. Ich richtete mich auf, schlang meine Arme um seinen Hals und ließ mich küssen, erwiderte die Berührung seiner Lippen. Eine freche Hand bahnte sich den Weg in meinen Nacken und öffnete die einzige Schleife, die mein Nachthemd zusammen hielt. Dann schoben mir Finger den Stoff von den Schultern.
Als wir unseren Kuss beendeten, lächelte ich Alan an, schlüpfte in das T-Shirt und ließ mir von ihm beim aufstehen helfen. Erst jetzt entdeckte ich die leere Blutkonserve auf dem Nachttisch. Alan nickte.
„Dr. Shawn hat sie mitgebracht. Der kennt wohl das Problem aller Vampirmänner,dass sie nie von der Seite der Kranken weichen.“
Ich zog die Augenbrauen hoch.
„Ich bin nicht krank, nur ein wenig schwach. Aber das wird sich hoffentlich bald ändern.“
Alan half mir grinsend in die Jeans, dann wankten wir mehr oder weniger bis zu seinem Zimmer. Kaum war die Tür hinter uns ins Schloss gefallen, war ich die Hälfte meiner Kleidung schon wieder los, küssend und streichelnd torkelten wir in Richtung Bett. Sacht löste Alan den Kuss, drückte seine Lippen noch einmal kurz auf meine, als wäre jede Sekunde der Trennung ein Verlust. Dann drehte er sich um, trat zur Tür und sperrte ab. Ich setzte mich auf die Bettkante, beobachtete jede seiner Bewegungen. Er war ein Vampir, sein Bewegungen die einer Katze, leise und elegant. Ihn nur anzusehen erregte mich immer wieder aufs Neue, und jetzt, da ich so lange auf den Sex mit ihm hatte warten müssen, zerriss mich sein Anblick innerlich beinahe.
Alan drehte sich um, kam mit langsamen, verführerischen Schritten auf mich zu. Währenddessen entledigte er sich seines T-Shirts. Seine Augen lagen dabei auf meinem Gesicht und in ihnen waren so viele Emotionen. Lust und Liebe fuhren in jede Faser meines Körpers, pures Glück war das Ergebnis.
Ich streckte die Arme nach Alan aus, hakte meine Zeigefinger in die Schlaufen seiner Jeans ein und zog ihn näher zu mir. Sein Geruch, seine Wärme, sein Atem, all das umgab mich jetzt und ich sog das wie alle optischen Eindrücke in mich auf, wollte niemals ein Detail vergessen.
Sanft drückte ich meine Lippen auf Alans Bauch, während ich den Reißverschluss seiner Hose öffnete. Der Vampir trat sich den Stoff von den Beinen, immer darauf bedacht, mir nah genug zu bleiben, damit ich ihn weiter küssen konnte.
Alan zog die Boxershorts nach unten und ich rutschte auf dem Bett nach hinten, lud ihn mit geöffneten Schenkeln dazu ein, mir zu folgen.
Einen Moment später lag Haut auf Haut, Lippen endlich wieder auf Lippen. Alan rahmte mein Gesicht mit seinen Händen ein. Dann lösten seine Finger meinen Haargummi und er breitete meine Haare neben mir auf das Kissen.
Seine Lippen entfachten ein Feuer in mir, seine Zunge lockte meine, forderte die meine auf, mit ihr zu tanzen, einen Tanz durch die Hitze des Vulkans, der uns beide verschlingen würde. Oh, wie ich diesen Moment herbei sehnte.
Wir pressten uns aneinander, wollten das Gefühl des anderen Körper nie wieder missen. Viel zu lang hatten wir aufeinander verzichten müssen, auf die Geborgenheit, die Wärme, die Nähe, all die Dinge, die unsere Liebe ausmachten. Keinen Tag in meinem Leben wollte ich noch von Alans Seite weichen, ihn so allein lassen, wie ich es vor drei Monaten getan hatte.
Unser sanfter Kuss wurde härter, leidenschaftlicher. Wir suchten im Moment nicht nach Liebesbekundungen sondern nach Erlösung, und mit ihr, mit jeder kleinen Berührung, schrien wir unsere Liebe weitaus lauter heraus, als es Worte konnten.
„So schwach kommst du mir gar nicht vor.“
Alans Stimme war mehr ein Keuchen zwischen unseren Küssen. Er würde nie erfahren, was ich ihm antworten wollte, denn er erstickte bis auf leisen Seufzen jeden Laut mit seinen Lippen.
„Komm zu mir, Süßer.“, keuchte ich und öffnete meine Schenkel noch weiter für ihn. Alan zögerte keinen Moment, presste seine Lippen auf meine und seine Männlichkeit in mich. Ein brennender Schmerz durchzuckte mich, zu lange hatte ich auf eine solche Berührung warten müssen, doch ich ignorierte ihn, nahm nur Alan war, hart und pulsierend, so wie ich es mir seit Tagen wünschte.
Kein Gedanke hatte in unseren Köpfen platz. Vergessen war der tote Graf, die tobende Priesterin und der kleine Cailean, dessen Zukunft ungewiss war. Es gab nur uns und das Gefühl unendlicher Erregung, die meinen Körper vollkommen in Besitz nahm.
„Zero.“
Alan presste meinen Namen hervor, während er sich in mich presste, mich ausfüllte und meinen Körper zum Beben brachte.
Schneller und schneller, immer auf den Abgrund aus tosender Lava zu, in den wir stürzen würden. Feiner Schweiß auf unserer heißen Haut, das schmatzende Geräusch unserer Küsse und der ewige Rhythmus Liebender. All das berauschte, benebelte und schenkte das größte Glück der Erde.
Alan warf den Kopf in den Rücken, dann spürte ich sein Sperma in mir. Feuchte Lippen legten sich auf die meinen, doch ich ließ im keine Zeit, zu Atem zu kommen. Im nächsten Moment lag er unter mir, mein Kuss ließ ihn die Augen aufreißen und sie nach einem kurzen Blick wieder genießerisch schließen. Hastig bereiteten meine Finger ihn auf mich vor, dann folgte meine Erektion. Ich brauchte nur wenige Stöße bis zur Erlösung, dann erreichte auch ich den Gipfel der Lust, tauchte in die Lava ein und löste mich darin auf.
In diesem Moment war das Leben so gar ein bisschen perfekt
Tag der Veröffentlichung: 15.04.2014
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