Sonnenaufgang
Im zweigleisigen Morgensonnenstrahl
wird zögernd sichtbar,
der blutrot vertönte Meereshintergrund,
über dem,
spinnwebenzart und tautropfenblau das Firmament sich spannt,
und das wesenlose Schwarz der Nacht verdrängt.
Blumenecke
Im verschatteten Eck –
daraus die fragile Betörung
eines Veilchendufts strömt,
und der zerscherbte Hintergrund
sich bleiern,
nebulös,
fast scheintot dem fahlen Sommer anbietet,
steht laubumkränzt,
elfenbeinfarben lichtgepunktet,
ein Himmelschlüssel -
und trotzt der bleichen Umgebung.
Herbst
Frühe abendliche Dunkelheit
findet Erlösung
in fröstelnd frischer Morgenkühle.
Zaudernd zerspellen blasse Sonnenstrahlen
auf glitzernden Spinnweben,
zwischen rostenden Blättern verweilend.
Schleierndes Himmelblau verlangt noch einmal ein letztes Sattgrün,
treibt erdiges Aroma dampfend aus dem Boden.
Nebelschwaden im klaren Dunst,
vermischen sich
wie geronnener Geruch über unbebautem Land.
Schatten werden schwächer,
kaum erkennbar verlieren sie an Schärfe
und werden eins.
Die Hitze des Sommers ist vergessen,
goldverziert und satt neigt sich das reiche Jahr dem Winter zu.
Später Herbst
Die bunten Gemälde vor der grauen Wand
wirken saftlos mächtig.
Totenbleiche Feuchtigkeit
dämpft die strahlenden Figuren
wie hinter angelauf`nen Scheiben,
und lässt erahnen,
wie Winterkälte beizeiten die Natur mit fester Hand umgreift .
Gefrorenes Leid
Wenn Sehnsucht Leid hervorbringt,
dann stellt sich Totsinn ein,
der winterkalt
die Bläue in das Fleisch treibt
und nur noch Schmerz die Wirklichkeit belebt,
bis Dunkelheit wie eine Hand
den Irrsinn umschlossen hält.
Wenn glitzernde Tränen
saphirblauen Perlen ähneln,
sich sammeln
und wunderschöne
Lichtgestalten zaubern,
dann ist der Abschied nicht mehr weit
und Neues kann beginnen,
wieder von Anfang an, wegweisend gleich?
Gefrorener Wahnsinn
in ewig gleichen Kreis sich dreht,
wann erhörst du den Südwind,
der die Glitzerwelt verwandelt
in warmes, fließendes Gewässer,
um die leichte Schönheit
gleich viel mehr strahlender zu zeigen? .... Wann?
Symptom
Glühende, brennende Dunkelheit
fliesst in unaufhaltsamen Strömen.
Schwere wird geboren
und übt
Zerfurchung
für die
Abendruhe.
Wortspiel
Wenn die Lebenslust in der Winterruhe
sich wandelt
und aufgehen kann,
dann wird Gelassenheit ankommen
und die Labilität
in der
stillen Vorfreude
das müde Dasein
zum sehnsuchtsvollen Leben erwecken.
Das Wort
Das Wort ob groß, ob klein
lädt zur Nachhaltigkeit ein.
Es trifft, und auch wenn ich es nicht mag,
manchmal heiter, manchmal stark.
Auch schwingt es mal lyrisch, mal verfüh`risch
und hält mich im Banne gefesselt beim Lesen am Tisch.
Das eine Wort ist dunkel und erzählt von Mord,
das andere Wort ist hell und begleitet zu einem schönen Ort.
Die Wissenschaft vereinnahmt das sachliche Wort,
beschreibt Phänomene und erklärt pragmatisch -
ist logisch genau und bringt es auf den Punkt,
und abschließend macht die Definition es rund.
Das Wort es fliesst dahin,
das eine öfter, das andere nur ein einziges Mal -
was gut ist -
denn manche Worte sind auch eine Qual.
Doch ohne ein Wort, was wäre die Erde,
es bliebe doch die Beschwerde
des Mitmenschen unerklärt -
und so manche Dinge blieben unerhört.
Rosarot (er Opportunismus) - ein Zungenbrecher
Die rosarote Rosenblüte
träumt in ihrer rosaroten Rosenhütte
ihre rosaroten Träume –
vor sich hin.
Bis sie durch ihre rosarote Brille
eine rosarote Magnolienblüte erblickt
und ihre rosaroten Träume
rosarot erfüllt sieht..
Es schweben jetzt
die rosarote Rosenblüte und die rosarote Magnolienblüte
auf einer rosaroten Wolke –
Hand in Hand ihren rosaroten Träumen entgegen.
Frühlingswinter
Warmer Schnee zeigt spinnenschwarze Flecken,
lässt buntglacierte Blumenteppiche entstehen.
Am See umrankt von tiefgrauen Hängewolken
treibt südlicher Wind
vom smaragdgrünen Grund
schäumend Wasserperlen vor sich her,
verlieren sich regenbogenfarbig verschleiert in der Ferne
unerreichbar still,
denn im Moment folgt der Absturz in die Kälte
und zarte Schneeflocken liegen weißspitzig
über aufgebrochenes Leben
und verzögern was so vielversprechend begann.
Frühlingsschnee
Streichelnder Wind in wärmender Sonne,
lässt in der blauen Luft,
weisszarten Regen niederrieseln,
bald wird schwarz-kalter Boden
druchbrochen von
rosa-filigranen Webmustern
und holt in der Wärme
den verlorenen Schnee des Winters nach.
Sommeranfang
In lauwarmer Luft
liegt erstmals der Duft der Sommerwiese,
darüber schaukelt sanft brummend eine Hornisse
mit dem Kirschbaum als Kulisse.
Die Landung wird ihr jedoch versagt,
erinnert sich die Hornisse - schon ein wenig betagt,
dass sie nicht Biene, sondern Hornisse sei,
und in Baumhöhlen ihre Heimat hat.
Ach, seufzt die Hornisse, wer wisse,
dass ich die dunkle Behausung nicht mag
und setzt sich hinter Laub verdeckt
verschämt in das rechte Eck
der großen gelben Blüte einer Narzisse.
Sommer
wenn diamantenes meeresblauglitzern und
vielversprechendes helllaubgrün
sich in trägblendender Sonne brechen,
... dann ist Sommer.
Fotografenliste
:
EmmaN/www.pixelio.de Seite 6
Andreas Mader; anm/www.pixelio.de Seite 8
cossc/www.pixelio.de Seite 10
Angelika Lutz; Blumenfreundin/www.pixelio.de Seite 12
Marion Beßer/www.pixelio.de Seite 14
schauhi/wwww.pixelio.de Seite 16
Claudia Hautumm; Claudia35/www.pixelio.de Seite 18
papianblau/www.pixelio.de Seite 20
Susanne Haug; casiopaya/www.pixelio.de Seite 22
Paul Georg Meister; pgm/www.pixelio.de Seite 24
hennesd/www.pixelio.de Seite 26
grubier/www.pixelio.de Seite 28
Gerhard Giebener/www.pixelio.de Seite 30
Texte: Texte: ©Gabriele Oehy
Coverzeichnung: ©Gabriele Oehy
Fotos: ©www.pixelio.de (Fotografen siehe Seite 33)
Tag der Veröffentlichung: 01.11.2008
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Gewidmet meiner ehemaligen Ausbildungsgruppe in Niederbayern und meinen Lektorinnen Angelika Röhrig und Regina Krause.