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Kapitel 8 – Die Hochzeit



Erschrocken stand ich auf. Hatte ich meine eigene Hochzeit verschlafen? Erschrocken sah ich auf die Uhr. Puh, erst 8 Uhr. Heute war wirklich meine Hochzeit!? Wow. Mann, war ich noch müde! Im Bademantel ging ich zum Strand und wusch mich. Es war heiß. Ich lief zu meinen Eltern. Sofort setzte mich Mum in ihr Badezimmer. Sie holte eine riesigen Koffer heraus. Vorsichtig puderte sie mich ab und schminkte mich dezent. Meine Haare wollte sie offen lassen. Mum fing an zu weinen. Ich musste sie trösten. Danach zog ich mir das blütenweiße Hochzeitskleid an. Ein aufwändiges kam nicht infrage! Es war ungefähr knielang und glich einem Sommerkleid. Schnell schnappte ich mir den Blumenstrauß. Mit meinen Eltern im Schlepptau ging es los...
Ich sah all meine Freunde. Sogar Paulo war gekommen. Alles war mit weißen Rosenblättern geschmückt. Es war ein kleiner Kreis eingeladen. Mein Vater hakte mich ein. „Wehe Seth bricht dir das Herz. Dann ist er tot!“
„Nein Dad, er gehört jetzt zur Familie. Er ist dein Schwiegersohn.“
„Mann, bin ich alt geworden.“, redete Dad vor sich hin. Ich musste kichern. Von weitem konnte ich Seth' Umrisse erkennen. Es war wie ein Traum, Seth, ein Haus, Kinder...
Vor 2 Monaten war die Sonne untergegangen, wegen Jared. Doch jetzt ist sie durch Seth wieder neu Aufgegangen. Mein Seth. Plötzlich setzte das Klavier ein. Dad schreitete elegant und langsam mit mir vor. Alle sahen zu uns. Ich konnte Seth genauer erkennen. Er war wunderschön. Dad legte meine Hand in Seth'.
„Tu ihr bloß nicht weh!“
Ermahnte er Seth. Er nickte leicht. Dad ging auf seinen Platz. Der Pfarrer hielt eine Rede darüber, dass man im Leben Entscheidungen treffen musste. War das Schicksal? Der Text stimmte mit meiner Geschichte überein. Dann kam der Moment der Wahrheit. Leah brachte die Ringe herein. Der Pfarrer fragte uns die Frage aller Fragen. Seth antwortete mit: Ja. Ich war an der Reihe. Plötzlich sah ich Embry am Berg. Auf einmal stach mein Herz. Es brannte stärker den je. Auf meiner Brust lag ein Elefant, jedenfalls fühlte es sich so an. Meine Knie versagten und ich fiel zu Boden. Ich rang nach Luft. Mein Herz war explodiert. Ich war 16, nicht zu früh für einen Herzinfarkt? Auf einmal hatten sich die Schmerzen gelegt. Ich spürte wieder Kraft in meinen Füßen. Vorsichtig richtete ich mich mit Seth' Hilfe auf. Alle waren erstaunt. Ich sah Seth in die Augen, doch dieses Brennen im Herzen war weg. Es zog mich zu Embry.
„Nein.“, keuchte ich.
Der Strauß flog in hohem Bogen weg. Schnell rannte ich zu Embry. „Ich habe mein Leben riskiert das du zu ihm gehst? So war das nicht geplant! Komm zurück, Leo! Er ist nicht gut für dich! Dieses Arschloch will dich doch nicht!“, hörte ich im Hintergrund Seth schreien. Embry legte seine Hand um meine Hüfte. Lange sah er mir in die Augen. Ich küsste seine warmen, weichen Lippen. Sein Aftershave roch sehr gut, würzig aber dennoch angenehm. Ich war endlich vollends Befriedigt. Mein Leben ging von einem Stück zum anderem, das ziemlich schnell, aber ich war sehr zufrieden.
Wir waren jetzt schon 5 Wochen auf Madeira. Seth war natürlich stinksauer. Aber Sam und Leah verstanden mich. Ich erzählte ihnen von Jared, von Embry, Peru und dessen Kultur. Sie fanden beide, dass ich nichts zu sagen hatte, in wen ich mich präge. Alle verstanden mich, außer Seth. „Morgen Schatz.“ Embry küsste mich. Ich brummte zufrieden. Gestern hatten wir noch Filme geguckt. Ein wunderschöner Abend. Eigentlich wie jeder andere Abend mit Embry. Wir lagen, noch sehr verschlafen, im Bett. Er strich mir über den Arm. Da wo er mich berührte, bekam ich Gänsehaut. Ich sah in seine braunen Augen. Doch jetzt musste ich in die blöde Schule. Embry war heute sowieso nicht da, er wollte mit Collin seinen Cousin besuchen.
Ich dagegen meine Eltern.
Endlich vorbei! Zum Glück hatte ich keine Hausaufgaben! Ich mochte die Schule nicht besonders, trotzdem war sie wichtig für mein späteres Berufsleben. Gut das ich ein Gymnasium angesteuert hatte.
Ich ging den rauen Kiesstrand entlang. Die Steine waren von der Sonne ganz warm. Die Sonne brannte vom Himmel. Mum war im Wasser. „Leo, ich wollte gerade zu dir!“ Sie schwamm ans Ufer und lief mir entgegen. Mum umarmte mich lange. Zusammen gingen wir rein. Dad kam hinzu. „Leonora, wir wollen, dass du auf eine Musikschule gehst. Du bist eine begabte Pianistin! Die Schule ist im Norden von Portugal, wir könnten dich alle paar Wochen besuchen. Wir wollen das beste für dich.“ Es war wie ein Stoß ins Herz. Ohne Embry? Niemals! „Ich kann nicht. Embry ist doch hier. Ich kann ihn nicht hier lassen!“ Dad rastete aus. „Doch, das kannst du!“ Mum hielt ihn zurück und beruhigte ihn. „Leo, du und Embry werdet nicht dran sterben. Auf der Schule sind auch andere Jungen.“ „Du hast mir schon mal wehgetan! Das ist mein Leben! Das ich mit Embry verbringen möchte!“ Ich hatte meine Wut nicht unter Kontrolle. Noch in der Verwandlung fing ich an zu rennen. Natürlich wusste ich, dass ich auf sie hören musste, aber ich wollte es herauszögern. Ich war ziemlich angeschlagen. Plötzlich hörte ich Embry. War er schon zurück?
>Hey Leo.<
>Embry, ich muss mit dir reden. Sofort.

Kapitel 9 – Die verdammte Schule



Wir flogen per Flieger nach Porto. Nach einem Spaziergang durch die Altstadt kamen wir zur Schule. Sie sah aus wie ein Schloss. „Hier sind wir.“, schnaufte Dad. Andere hatten Instrumente ausgepackt und übten. Sie spielten die Melodien fehlerfrei. „Mum, die sind viel besser als ich! Das sind wahre Virtuosen! Ich gehöre nicht hierher.“ Dad drückte mich durch das Tor. „Du schaffst das. Dafür bist du geboren! Mehr oder weniger. Wir haben dich lieb, auch wenn du das nicht denkst.“ Er drückte mir die Koffer in die Hand. Wie liebevoll! Zum letzten Mal umarmte ich Mum und Dad.
Langsam ging ich zur Eingangstür, die mit vielen Detaillees verziert war. Plötzlich kam mir ein Mädchen hingegen. Sie war kleinerer Statur und hatte kurze, blonde Haare. „Hallo! Ich heiße Tessa. Willkommen! Wow, du bist auch kein Mensch! Dann sind wir schon vier Außenseiter.“ Verdutzt sah ich sie an. Konnte sie nicht ihre Klappe halten?! „Oh, ich..., ich rieche das. Ich bin ein Vampir. Aber keine Angst. Dein Blut riecht ja scheußlich. Komm du wirst mit mir in einem Zimmer schlafen. Als wir in unserem (hatte ich das gerade wirklich gesagt?) Zimmer ankamen, stieg mir sofort der Geruch von Rosen in die Nase. Es roch herrlich. „Hier schläfst du.“, sagte Tessa und zeigt auf das Bett am Fenster. Doch eine Frage brannte mir auf der Zunge. „Also, wenn du ein Vampir bist, wieso schläfst du dann nicht gerade, schließlich ist es schon spät. Tötest du überhaupt Menschen? Wieso verbrennst du nicht bei Sonnenlicht?“ Sie lachte. „Vergiss die Legenden. Ich töte keine Menschen. Entweder esse ich dieses eklige Menschenessen oder trinke das Blut, dass die Leute spenden. Man kann im Internet alles kaufen.“ Oh mein Gott! Ich lebe mit einem echten Vampir zusammen?! Die erste Stunde und schon ist mir die Schule unheimlich. Meine Sachen hatte ich mittlerweile verstaut. Tessa holte eine Geige raus. „Du spielst Geige?“ „Ja, was spielst du ähm...“ Ich kicherte. „Ich bin Leo. Ich spiele Klavier.“ Meine Koffer schob ich unter das Bett. „Komm, Leo. Du musst deine Nachbarn kennenlernen. Christian und Heath...“ Bei Heath wurde sie rot. Ich ging ihr hinterher. Wir klopften an der Eichentür. Ein großer Junge machte uns die Tür auf. Er hatte schwarze kurze Haare, die in der Sonne schimmerten. Tessa wurde wieder rot. Es musste also Heath sein. Um Hintergrund hörte ich jemanden Gitarre spielen. „Leo, das ist...Heath.“, stellte mich Tessa vor. Plötzlich kam noch ein Junge heraus. Er hatte ebenfalls schwarze Haare. Doch, er hatte karamelfarbene Haut, wie ich. Er war aber einen Kopf größer. Aber, er dürfte auch erst 17 sein, also nur 2 Jahre älter als ich. Heath schüttelte meine Hand. „Leo, das ist Christian. Ebenfalls ein Werwolf.“, sagte Tessa. Wenn ich Christian ins Gesicht sah, spürte ich minimal ein Feuer im Herzen. Das durfte nicht sein! Ich liebte doch Embry! „Also, tschüss Jungs!“, pfiff Tessa und zog mich zurück ins Zimmer. Ich setzte mich auf mein Bett. „Heath ist auch ein Vampir, weißt du.“, ergänzte Tessa. Ich nickte stumm. „In ein paar Minuten hast du Vorspiel, Leo.“, erinnerte sie mich. Oh Mist, das hatte ich total vergessen! Blitzschnell holte ich die Notenblätter heraus, die ich bei der Einschreibung bekommen hatte. Mit Tessa im Schlepptau rannte ich die Treppe hoch in den großen Konzertsaal. Sehr üppig und schick hergerichtet. Ich setzte mich an den Flügel. Da kam auch schon Mrs Tyler. Ich spielte ihr die angeforderten Lieder vor. Es klang in Ordnung. Ich war echt müde. „Sie hatten einen anstrengenden Tag, Miss Fulo. Morgen ist ein Konzert, also bereiten sie sich bitte darauf vor.“ Ich nickte. Müde gingen ich und Tessa ins Bett.
So ging das eine weitere Woche voller anstrengender Schulstunden.
Heute war erst abends das Vorspiel. Mittlerweile waren Heath, Tessa und Christian meine besten Freunde geworden. War schon seltsam, dass ich so schnell welche finden würde. Embry vermisste ich noch, aber das war normal. Christian kam ins Zimmer. „Kannst du nicht anklopfen?“, fragte ich scherzhaft. Er ging noch einmal heraus und klopfte am Türstock. „Na komm schon herein.“ Sein verschmitztes kleine Jungen-Lächeln kam zum Vorschein. „Ich...ich muss was besorgen.“, redete Tessa sich raus und zwinkerte mir zu. Sie verschwand mit fliegendem Gang. Christian setzte sich neben mich aufs Bett. „Leo, ich will mich nicht länger von dir fernhalten. Ich fühle etwas für dich, das stärker ist als die Verliebtheit. Verstehst du das?“ Was war das denn bitte? Ich war mit Embry zusammen, das ging nicht. Konnte man die Prägung nicht rückgängig machen? „Christian, so leid es mir tut, ich habe einen Freund auf den ich geprägt bin. Es tut mir wahnsinnig leid!“ Da loderte das Feuer auf, aber nicht für Embry, sondern für Christian. Das gab es nicht, oder? „Leo? Du bist so blass.“, fragte mich Christian und schüttelte mich. „Alles in Ordnung?“ „Ich liebe dich Christian Rodriguez.“ Ich beugte mich vor und küsste ihn. Er war erschrocken, erwiderte aber meinen Kuss. Seine warmen Lippen berührten meine. Er löste seine Lippen und setzte ein umwerfendes Lächeln auf. „Morgen haben wir frei, willst du mit mir ausgehen?“ Ich lachte. „Ein Date also? Gerne.“ Er gab mir noch einmal einen schüchternen kurzen Kuss, dann ging er. Tessa kam wieder herein. Sie hatte ebenfalls ein breites Grinsen aufgesetzt. „Ich habe alles gehört, meine Liebe.“ Ich wurde bestimmt knallrot. Plötzlich zog sich mein Magen zusammen, mir wurde übel. Schnell rannte ich ins Badezimmer. Geräuschvoll übergab ich mich. Ich dachte, ich hätte zu viel gegessen. Zurzeit hatte ich mich nicht verwandelt, von dem leckeren Essen hatte ich schon einen kleinen Bauch. Doch jetzt hatte ich Durst. Bettelnd sag ich Tessa an. Sie kam mit einer Flasche Wasser zurück. Hastig trank ich die komplette Flasche mit einem Zug leer. Plötzlich wurde mir wieder schlecht. Ich musst mich noch einmal übergeben. „Komm.“, sagte Tessa. Langsam gingen wir in das Zimmer der Jungs. Heath machte auf. Er hob mich hoch und legte mich auf ein Bett. Er holte eine Tasche heraus. „Leo, Heath ist in der Ausbildung zum Arzt, er kümmert sich um dich.“, flüsterte Christian mir zu. Er nahm sanft meine Hand und drückte sie leicht. Heath nahm ein Stethoskop und hörte ich ab. Dann schob er mein Sweatshirt ein bisschen hoch und tastete meinen Bauch ab. Vor Schmerzen stöhnte ich. „Das Essen war in Ordnung. Könnte es sein, dass...du naja...schwanger bist?“, fragte mich Heath vorsichtig. Im Kopf zählte ich nach. Das mit Embry war 6 Wochen her. „Vor sechs Wochen. Da hätte es doch nicht sein können. Das dauert doch länger bis man es merkt.“ Christian ließ meine Hand los und senkte den Kopf. „Nein, es dauert sogar ein wenig kürzer, Leo.“, sagte er zu Heath und mir. „Ich bin mir nicht sicher. Du solltest deinem vermeintlichem Vater was sagen. Ich hole meinen Vater hierher. Er kennt sich da besser aus.“, sagte Heath. Bedrückt ging ich in unser Zimmer und holte das Telefon heraus.
„Hallo, hier Embry.“
„Ich bin's, Leo.“
„Hey Schatz.“
Ich musste schlucken.
„Embry, ich glaub ich bin schwanger.“
Er fing an sich zu freuen und lachte.
„Mein Stamm ist gerettet!“
Ich tickte aus.
„Es geht dir nur um deinen dummen Stamm, Embry? Das ist es Wert? Das glaub ich einfach nicht. Du willst das Kind nur für deinen Stamm?“
„Leo, das war ein Ausrutscher...“
„Ein Ausrutscher, schon klar. Ich will das Kind nicht! Ich liebe dich nicht mehr. Es ist nicht in Ordnung, dass du so über dein Kind denkst.“
„Aber Leo, Schatz, ich will das Kind! Mein Stamm!“
Ich rastete völlig aus.
„Dein Stamm ist mir völlig egal! Ich hasse dich!“
Sofort legte ich auf.
Am nächsten Morgen ging es mir besser. Heute wollte Heath' Vater kommen. Tessa schmiss mich aus dem Bett. Schnell ging ich duschen, zog mich an und machte mir die Haare. Ich sah müde aus. Meine schöne karamelfarbene Haut war makellos. Doch meine Haare, die so langsam ins schwarz gegangen waren, lagen unordentlich auf meiner Schulter. Sie waren schon ziemlich lang, ungefähr bis zu meiner Brust. Die Locken waren ziemlich verwuschelt, ein Glätteisen wäre nicht schlecht. Mit meiner Bürste versuchte ich sie wenigstens etwas ordentlich zu bügeln. Ein Dutt war schnell gemacht. Noch ein wenig dezentes Make-up und fertig. Dann ging ich zu Heath und Christian. Ein etwas älterer Mann schüttelte mit einem festen Händedruck meine Hand. Ich legte mich auf das Bett von Heath. Heath roch immer nach Meer, Jordan nach Honig. Daher erkannte man sofort die Betten (wenn man ein Werwolf war und so gut roch wie ich). Er nahm den Ultraschall zur Hilfe. Auf dem Gerät konnte ich nichts erkennen. Mit dem Finger zeigte er auf Heath und holte ihn zu sich her. Er flüsterte ihm etwas ins Ohr, dann gingen beide nach draußen. Schade dass Tessa nicht da war, ich brauchte sie jetzt. Christian saß gegenüber von mir auf seinem Bett. Mit gesengtem Kopf und die Hände zu Fäusten geballt saß er schweigend da. „Weißt du wie ich mich fühle, Leo?“ Einen kurzen Moment war es Still. „Ziemlich beschissen. Es tut mir leid. Ich hoffe so, dass ich nicht schwanger bin. Embry hat mich nur ausgenutzt. Hätte ich nur auf Seth gehört...“ Da er die Stirn runzelte bei den einzelnen Namen erzählte ich ihm alles. Von Jared, der geplatzten Hochzeit mit Seth, von Embry. Er verstand mich, dass ich eine schwere Zeit hatte. Plötzlich stürmte Heath herein.
„Also, Leo. Mein Vater meint, du hättest einfach einen stressigen Tag. Du hast keine Anzeichen einer Schwangerschaft.“
Überglücklich küsste ich Christian. Ich schrieb Embry eine Kurznachricht.
>Ich bin zum Glück nicht von so einem Idiot wie dir schwanger. Hau ab aus meinem Leben, du Betrüger. Leo

Kapitel 10 – Wiedersehen



Christian fiel mir in die Arme. Mit offenem Mund staunte ich einfach nur. „Ich habe nach Melissa gesucht. Er ist mir entgegen gekommen.“ Er drückte seine Lippen auf sanft auf meine. „Du lebst.“ Mein Kopf musste erst einmal alles neu sortieren. Träumte ich etwa nur? „Ich habe dich so vermisst, Leo.“ „Ich dich auch.“ Sanft küsste er mich wieder. „Noch einmal danke, Leo. Könnte ich mit dir sprechen, unter vier Augen?“ Christian und Melissa gingen raus, spielten Fangen. „Ich biete dir hiermit meinen Dienst an. Meine Fähigkeit ist es, einen auf Wunsch zu prägen, für ewig. Es kostet viel Energie, aber du hast mir meine Kleine wiedergegeben, das schaffe ich schon. Aber du musst dir klar sein, nichts kann diese Bindung auseinanderreißen. Du hast meine Tochter gerettet, ich bin dir zu Dank verpflichtet. Also, komm zu mir, wenn du diesen Dienst entgegennehmen willst.“ „Vielen Dank, ehm...“ „Verena.“ „Danke.“ Langsam ging ich aus der Tür. Christian fasste nach meiner Hand. Wir verabschiedeten uns von Verena und Melissa. Wir verwandelten uns.
>Folge mir Leo.<
Er sprintete los. Ich versuchte nachzukommen. Von weitem konnte ich wieder Gebäude erkennen. Wir mussten schon weit gelaufen sein. Langsam hatte ich meine Luft verbraucht.
>Lass uns eine Pause einlegen. Bei deinem Tempo...<
>Oh, jetzt schon? Ok Leo, ich kenne einen wunderschönen Platz hier.

Kapitel 11 – Wut




Mich traf ein Blitz. Christian lag mit Tessa im Bett! Mir fehlten die Worte. Ich fing an zu weinen. Doch dann stieg eine Wut in mir auf, die ich nicht im Griff hatte. „Es ist nicht das, nachdem es aussieht!“, versicherte mir die halbnackte Tessa. Mein Körper bebte. Plötzlich spürte ich starke Arme die mich nach draußen beförderten. Ich versuchte mich zu befreien, schlug um mich. „Leo, sie werden dich sehen. Beruhig dich, auch mir tut es weh, aber denk an alle Fabelwesen!“ „Du hast gut reden! Wenn Christian mit Tessa rummacht!“ Einen Moment hatte ich mich nicht unter Kontrolle und wurde zum Wolf. So schnell ich konnte lief ich davon. Ich rannte und rannte. Vor mir war ein großer Hafen. Ich verwandelte mich hastig. Ohne auf den Plan zu schauen, stieg ich auf ein Schiff. Es fuhr ausgerechnet auf die Azoren, nach Corvo, eine der Nebeninseln, wie ich der Durchsage entnehmen konnte, zum Glück hatte ich Portugiesisch gelernt, als ich klein war. Meine Eltern werden mich hören können, aber das spielt momentan keine Rolle. Ich wollte einfach weg, weit weg. Das Prägen war schon wieder gebrochen worden. Ich hatte mich schon so oft geprägt. Irgendwann schlief ich ein.
Das Motorgeräusch des Schiffes lies mich hochfahren. Ich stieg vom Dampfer herunter. Die Insel war wunderschön, Gebirge soweit das Auge reicht. Gebirge...das brauchte ich. Ich wollte sterben, nicht einmal mehr ein Mensch sein, nie wieder enttäuscht werden. Als die Leute wegwaren, verwandelte ich mich. Schnurstracks lief ich zu den Bergen. Meine Krallen bohrten sich in das Geröll. Den Schmerz von den Spitzen Steinen unter meiner Pfote spürte ich nicht mehr. Als ich den Gipfel erreichte, war ich froh, sehr froh. Ich verwandelte mich ein letztes Mal zum Menschen. Meine Augen schweiften über die Landschaft. Meine Füße stießen sich vom Berg ab. Dann flog ich unaufhaltsam in die Tiefe.




Kapitel 12 – Ohne Worte




Ich fand mich in der Dunkelheit wieder. Meine Schulter schmerzte. Plötzlich spürte ich, wie meine Handfläche zum brennen begann. Das bedeutete, ich wurde zum Menschen, da die Verletzungen zu groß waren. Das Feuer ging auf meinen Unterkörper über. Meine Hände und mein Bauch brannten lichterloh. Nur noch mein Kopf war ohne Flammen. Mein herz stoppte, ich bekam keine Luft mehr. Schön, endlich sterbe ich. Doch auf einmal verschwanden die Flammen, wie als würde man Wasser darüber gießen. Ich bekam wieder Luft. Mein Herz fing an leise zu schlagen. Die Dunkelheit verschwand, ich schlug meine Augen auf...


Impressum

Tag der Veröffentlichung: 22.02.2012

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Ich widme dieses Buch Julia, meiner allerbesten Freundin, die mir echt viel bedeutet.

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