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Prolog




Der Tod kommt langsam,
Der Tod kommt schnell.
In den unpassendsten Momenten.
Man stirbt mit der großen Liebe,
man stirbt allein und einsam.
Durch Mörder,
durch die eigene Familie,
für die eigene Liebe.
Man hat Frieden,
ist traurig,
ist froh,
und tausend andere Sachen.
Man muss seine Kinder da lassen,
die große Liebe,
die Familie,
Freunde
und auch Feinde.



Ich hatte nie nachgedacht, wie es ist zu sterben. Aber zufrieden, schnell und schmerzlos scheint angenehm zu sein. Mit der großen Liebe vorher noch zusammen zu sein, ist ein Traum. Wenn ich sterbe, dann sterbe ich und kann nichts daran ändern. Leider.

Kapitel 1 – Ist das ein Traum?




Hallo Leute, ich heiße Leonora Sophie Fulo. Aber Leo reicht. Meine Eltern heißen Isabella und Jacob und sind Werwölfe. Jeder Werwolf hat eine Fähigkeit. Bei uns in der Familie hat jeder zwei. Meine Mutter ließt Gedanken und bestimmt Auren, mein Vater kann jemanden zum Werwolf machen und Schmerzen bereiten. Ich weiß, verrückt. Sie sind ganz ok, ein bisschen streng vielleicht. Ich werde ein wenig über mich erzählen. Ich hatte schokoladenbraune Haare, doch mit der Zeit wurden sie dunkelblond. Heute wurde ich 14. Wir feierten in der Schule. Doch das war es nicht, was ich an diesem Tag so besonders mochte,sondern die Tatsache, das ich mich zum ersten Mal in einen Wolf verwandelt habe. Als Wolf habe ich ein silbernes Fell. Meine Sinne wurden besser, sogar als Mensch. Wir feierten zu Hause eine Party. Und mal ehrlich, sie war nicht so toll. Mum erzählte, dass ich ab jetzt Kinder bekommen kann. Oh Mann, das Gespräch war peinlich. Und dann schleppten sie mich zu Emily wo alles begann...
Da Emily am Strand wohnte, mussten wir in den Wald. Die Wälder hier, auf der Hauptinsel der Azoren, Saõ Miguel, rochen herrlich. Jeden einzelnen roch ich heraus. Endlich kamen wir an. Doch, da! Ein Junge, doch er war wie Nebel. Fast wie ein Geist. Er hatte smaragdgrüne Augen. Plötzlich verschwand er. „Komm heute bei Sonnenuntergang hierher.“, hörte ich noch. Sollte ich es meinen Eltern erzählen? Nein, lieber tat ich es nicht. Emily, Mum und Dad redeten über damals. Ich wusste, was Mum und Dad alles getan hatten, um mich zu bekommen. Nach einem gefühlten Tag gingen wir nach Hause. Mum und Dad wollten schlafen gehen. In geschätzten 20 Minuten würde die Sonne untergehen. „Dad, ich habe meine Uhr bei Emily vergessen. Darf ich sie schnell holen?“, fragte ich zuckersüß. „Ja, aber komm nicht zu spät nach Hause!“ Ich rannte los. Im Sprung verwandelte ich mich. Als Wolf dürfte ich schneller sein. Genau bei Sonnenuntergang kam ich an. Vor mir stand ein überdimensionaler Wolf. Krallen wie ein Monster. Seine Pfoten waren fast doppelt so groß wie meine. Das war nicht ein Werwolf meiner Sorte! Wir verwandelten uns fast gleichzeitig. Ich sah, dass es der Junge war. Doch, was machte er da? Er kniete sich hin und faltete die Hände. Als er fertig war sprach er: „Hallo Leonora. Ich heiße Jared.“ Dieser Typ war total komisch. „Wie kennst du meinen Namen?“ „Komm. Ich werde es dir erzählen.“ Wir gingen ein Stück. „Weißt du noch, wo du mich als Nebel gesehen hast?“, ich nickte, „das war Absicht. Nur du kannst mich so sehen. Ich bin ein Fenrir. Ein starker und legendärer Wolf. Ich verehre den Mond, denn er hat mir dich gegeben. Ich muss nun für immer bei dir sein. Ich muss dich beschützen. Als Wolf bin ich größer und stärker als andere. Mich gibt es nur einmal. Diese Art ist immer nur einmal auf der Welt.“ Ich fasste es nicht. Warum sollte der Mond mich auswählen? „Ok, das alles mag stimmen. Aber was soll ich jetzt tun, Jared?“ „Mit mir zusammen sein. Ich werde auf die gleiche Schule gehen. In deiner Klasse mich anmelden. Du gehörst zu mir! Du bist ebenfalls etwas besonderes. Du hast zwei Fähigkeiten. Wie deine Eltern. Bitte Leo. Ich liebe dich. Für alle Ewigkeit.“ Ich und ein Fenrir? Ich hatte von ihnen gehört. Der Fenrir machte als Jungtier keinen Ärger. Doch als er ausgewachsen war, wollte er die Götter stürzen. Er überzeugte mich mit seinem Lächeln. Seine weißen, perfekten Zähne, seine wunderschöne, braune Haut. Und seine schwarzen Haare... „Ok, Jared. Aber halte dich von meinen Eltern fern.“ Jared ging auf mich zu. Er nahm mein Gesicht und zog mich zu sich hin. Er küsste mich. Jareds Lippen fühlten sich an, wie die Innenseite einer Rose. "Wir kennen uns nicht, Jared." "Du wirst mich kennenlernen, sei dir sicher." Er küsste mich wieder. Der Kuss war innig und leidenschaftlich. Ich sah in seine wunderschönen Augen. Ein bisschen überwältigt war ich schon, aber überaus glücklich. "Wie wärs, ein Eis essen gehen?", fragte er erfreut. Ich lächelte. "Gern." Wir gingen in die Stadt und wollten uns ein Eis kaufen. Er kaufte mir Vanille, er nahm Schokolade. Wir alberten rum wie kleine Kinder, doch das war echt lustig. Die Leute sahen uns komisch an, aber sollten sie nur gucken. Uns machte das nichts aus. Wir gingen in den Park, nachdem wir fertig gegessen hatten. Ich setzt mich unter meinen Lieblingsbaum, ein großer alter Ahorn. Es gefiel mir hier, ich hatte eine herrliche Ruhe. Jared holte ein Buch heraus, es war "Romeo und Julia". "Das ist nicht dein Ernst, Jared." Er nickte. "Mein voller Ernst, Leo. Ich mag dieses Buch." Ich musste grinsen. "Gibt es noch ein paar kitschige Sachen über dich?" Er schüttelte schleunigst den Kopf. "Nein, nein. Eher noch ein paar romantische Seiten." Er zog mich zu ihm heran, legte mir seinen Arm um die Hüfte und sogleich spürte ich seine Wärme. Seine Nase berührte meine, er wollte mich schon wieder küssen. Sein Geruch, der aus verschiedenen Bllumen bestand, spielte mir um die Nasenspitze. Endlich berührten seine Lippen meine. Das war ein überwältigendes Gefühl, das sag ich euch...
Am nächsten Morgen. Ich stand gerade im Badezimmer und machte meine Haare. Sie waren lang und widerspenstig. Ich musste an den Kuss denken...
Mit einem Klopfen an der Tür wurde ich aus meine Träumen gerissen. „Leonora Sophie Fulo, mach sofort die Tür auf!“, schrie Mum. „Bin ja gleich fertig.“ Ich machte mir zwei Zöpfe und ging aus dem Bad. Heute wollte ich ein blaues Top und eine kurze, braune Hose anziehen. Ich schminkte mich noch kurz und ging in die Schule.
Als ich an der Schule ankam, entdeckte ich Jared. „Hallo schöne Frau.“, schmeichelte er mir. Ich gab ihm einen kurzen Kuss. „Das muss reichen“, scherzte ich. Er sah mich mit offenem Mund an.
Wir setzten uns auf unsere Plätze. Gerade hatten wir Geschichte bei Mr Montgomery. Es ging um griechische Götter. „Die Götter der griechischen Mythologie hatten Probleme mit einem Wolf. Was war es? Mr Benton?“ Jared antwortete: „Gerne, Sir. Zeus wurde von einem Fenrir belästigt. Es...“ „Ok Mr Benton. Wir haben verstanden.“
Der Unterricht war öde. Ich wollte nach Hause. Wir liefen durch den Wald. Ich spürte so ein angenehmes Brennen im Herz. War das die Prägung? Die Prägung ist eine Art 'Liebe auf den ersten Blick'. Doch stärker. Man hatte den Drang, den anderen zu beschützen, selbst wenn man selber verletzt ist. Meine Mum hatte es so erzählt. „Jared?“ „Ja, Leo?“ „Ich glaub ich bin geprägt auf dich.“ „Der Mond hat das gemacht, Schatz.“ Ja sicher. Wir kamen auf eine Lichtung. Überall waren rote Blumen. Ich und Jared legten uns ins Gras. Wir sahen uns einfach nur in die Augen. Er war so schön. Ich hatte mir diese Situation nicht einmal im Traum vorstellen können. Jared war wirklich wunderschön. Er gehörte zu mir. Jared kam näher zu mir heran. Er küsste mich. Ich wollte nie wieder aufhören, ihn zu küssen. Doch ich musste nach Hause. Langsam löste ich meine Lippen von seinen. „Jared, ich muss nach Hause..“ Er legte mir seinen Finger auf die Lippen. „Ich komm mit.“, sagte Jared überzeugt. „Du kannst nicht...“ Er erstickte meine Worte mit einem Kuss. Ich nickte.
Wir gingen Hand in Hand zu mir nach Hause. Mein Eltern standen vor der Tür mit aufgerissenen Augen. „Du hast..., einen Freund?“, fragte mich Mum mit stotternder Stimme. Mein Vater beäugte Jared inständig. Ich und Jared gingen zusammen in mein Zimmer. Die Tür schloss ich ab. Er küsste mich leidenschaftlicher denn je...
Mittendrin klopfte meine Mum an der Tür. „Ja, was ist?“, fragte ich zuckersüß. „Wir müssen reden, Leo. Schick Jared nach Hause.“ „Ok.“ Ich hörte, wie sie runterging. „Jared, tut mir leid.“ Er küsste mich. „Wir sehen uns morgen, Leo.“ Jared ging. Von meinem Fenster aus konnte ich ihn sehen, wie er als Wolf zu sich lief. Ohne ihn fühlte sich mein Herz leer an, komplett leer. „Leonora? Kommst du bitte runter in die Küche?“, rief Dad. Ich rannte die Treppe hinunter in die Küche. Wir setzten uns an den großen Küchentisch. „Leo, wieso hast du mir nie erzählt, dass du einen Freund hast? Ich bin deine Mutter. Du kannst mir doch vertrauen.“ „Leonora, du weißt, dass ich und deine Mutter ziemlich enttäuscht sind, oder?“ Ich hielt es nicht mehr aus. Schnell rannte ich in mein Zimmer und setzte mich ans Klavier.Ich war eine begnadete Pianistin. Wenn ich Klavier spielte, vergaß ich alles um mich herum. Ich wwusste nicht, von wem ich das Musikalische hatte. Doch, ich liebte die Musik. Meine Eltern dürften jetzt total sauer auf mich sein. Aber wieso sollte ich ihnen von Jared erzählen? Das ging sie nichts an. Mir fiel eine Melodie ein. Schnell schrieb ich sie auf. Danach spielte ich sie rauf und runter. Plötzlich klopfte etwas an meinem Fenster. Ich machte es auf. Jared stand unten. Er kletterte die Fassade unseres Hauses hoch. Als er im Zimmer stand, sagte er: „Leo, es tut mir so unendlich leid.“ „Jared, die muss gar nichts leidtun.“ Wir sahen uns tief in die Augen. Er näherte sich langsam. Endlich küsste er mich. „Leo, gehen wir doch aus. Deine Eltern werden schon nichts merken.“ Sofort gingen wir los.
Wir hatten eine Menge Spaß.
Ich stand gut ausgeschlafen auf. Meine Eltern hatten von gestern nichts mitbekommen. Zum Glück! Ich sprach mit ihnen kein Wort. Ich ging einfach in die Schule.
Als ich angekommen war, fiel mir auf, dass Jared nicht da war. War er schon im Klassenzimmer?
Selbst in der Schule war er nicht. Daheim angekommen setzte ich mich vors Klavier. Wo war Jared? Ich machte mir ernsthafte Sorgen.

Nach 5 langen Tagen Suchen....

Jared war immer noch nicht aufgetaucht. Wo war er? War ihm etwas passiert? Ich ging zu der Stelle, an der ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Da, schon wieder war Jared als Nebel zu sehen! „Ich werde bei dir sein, lauf schnell nach Hause, Leonora.“ Ebenso schnell wie er auftauchte, verschwand er auch wieder. Ich musste einfach weinen. Wie sehr ich ihn vermisste! Das Feuer in meinem Herzen brannte stärker denn je. Es tat schon weh. Als Wolf lief ich so schnell ich konnte nach Hause. Er hatte Recht! Er stand im Nebel hinter mir. >Leo, sie wollen mich zu Vollmond umbringen, als Opfergabe an ihren verrückten Gott. In 6 Tagen. Bitte, hilf mir. Ich bin bei den Lunari in Ponto Del...< Plötzlich war er weg. Wenn ich zu spät kommen würde? Wenn Jared etwas passiert war, dann möchte ich nicht mehr leben. Lunari... Was war das? Ich dachte Seth könnte mir helfen. Er war ein guter Freund unserer Familie und war sehr schlau. Als ich mich auf den Weg machen wollte, lief er mir schon entgegen. „Leo, was machst du hier?“ „Seth, ich muss mit dir reden.“ Wir gingen in sein Zimmer. „Also Seth, vielleicht denkst du jetzt ich spinne, aber kannst du Geheimnisse für dich behalten?“, er nickte, „also, ich habe einen Freund. Er ist,... also, er... ist ein Fenrir.“ „Leo, du bist verrückt! Die sind lebensgefährlich! Er könnte dich mit einem Mal töten!“, fiel er mir ins Wort. „Ich versteh nicht...“ „Leo, die Fenrire sind die stärksten Fabelwesen überhaupt. Darum waren deine Mutter und dein Vater so besorgt.“ Darum hatten sie sich so aufgeregt! Jetzt hatte ichs verstanden. „Ok, ich weiß, aber es ist etwas anderes...“ „Sag bloß du bist schwanger!“, fiel er mir ins Wort. „Seth, du Idiot! Hör mich doch mal zu!“ „Ok, 'tschuldigung.“, wimmerte er. Ich musste kurz überlegen, wie ich ihn frage. „Jared, mein Freund, wurde von Lunari entführt. Sie wollen ihn an Vollmond umbringen, in 6 Tagen. Er meinte sie leben in Ponto De...“ „Ponto Delgarda, Leo. Das ist nicht weit. Etwa 100 km.“Ich schüttelte den Kopf. „100?“ Seth nickte.“Leo, du musst wissen, die Lunari sind eine Art Dämonen. Sie sind verdammt stark, selbst für Jared. Doch du, du kannst sie bezwingen. Ich erkenne Fähigkeiten. Du kannst Gedanken löschen. Wenn du das anwendest, sind sie für kurze Zeit gelähmt. Außerdem hast du eine Anziehungskraft, die macht, dass sich jemand in dich verliebt. Leo, ich werde dich begleiten und beschützen.“ Überglücklich und mit Tränen in den Augen, fiel ich ihm um den Hals. Er kam meinem Gesicht näher. Näher, als mir recht war. Als er mich küssen wollte, zuckte ich zurück. „Seth, mach unsere Freundschaft nicht kaputt. Bitte.“ Er ging zurück. Am nächsten Morgen sollte es losgehen...
Ich stand sehr früh auf. Schnell zog mich an. Als ich mich im Spiegel sah, stand Jared in Nebel hinter mir. Sofort drehte ich mich um. Er war wieder weg. Verdammt! Ich sprang aus dem Fenster. Unten stand schon Seth. Zur Begrüßung umarmten wir uns. Wir verwandelten uns. Als Wolf konnten wir unsere Gedanken teilen und sprechen. Sofort rannten wir los. Irgendwie war es schön. Der gleich mäßige Takt der Pfoten, die in den Boden traten. Der Geruch von Bäumen, Blumen und Pilzen. Sogar den Herzschlag und das Rauschen des Blutes eines jeden Tieres konnte ich hören. Langsam bekam ich Hunger. Als Wolf konnte ich Gedanken von anderen Wölfen hören. Das war praktisch. Wir konnten miteinander kommunizieren. Das ersparte manches Verwandeln.
>Seth, mein menschliches Hungergefühl meldet sich.<
>Dann jage dir etwas. In der Nähe ist eine Herde Büffel. Oder du jagst dir einen saftigen Hirsch.<
>Du meinst so richtig jagen? Ein Tier töten?<
>Ja, natürlich. Sag ja nicht deine Eltern haben es dir nicht beigebracht?<
>Nein, haben sie nicht.<
>Sieh zu und lerne, Leo.<
Seine Muskeln spannten sich an. Er lief schneller als vorher. Seine Lungen füllte sich mit frischer Waldluft. Ich roch einen großen Hirschbock in der Nähe. Seth pritschte nach vorn. Mit einem eleganten Sprung erwischte er das Tier. Der Hirsch war schon lang tot, bevor er erschrocken sein konnte. Seth biss dem Tier in die Luftröhre. Ich konnte das warme Blut und das blubbern riechen und hören. Es widerte mich an. Seth riss ein großes Stück Fleisch ab. Er fraß es ohne Widerrede.
>Komm schon, Leo. Das Buffet ist eröffnet!<
Langsam wagte ich mich ran. Ich riss dem Hirsch ein kleines Stück Bauch heraus. Es schmeckte großartig. Das Blut war einfach nur köstlich. Der Hirsch war sehr gesund. Ich hätte den ganzen Hirsch verdrücken können.
>Ich glaube ich brauch noch was.<
Sofort rannte ich ich los. Ich roch noch einen Hirsch. Augenblicklich stürzt ich mich auf ihn. Mit meinen Zähnen biss ich ihm die Luftröhre durch. Ich riss das warme Fleisch heraus. So ein Essen ist ungewohnt, aber es schmeckte.
>Eine tolle Jagd. Du siehst lustig aus, Leo.<
Mein silbernes Fell war mit dunkelrotem Blut verklebt. Ich sah angst einflößend aus. Im Gegensatz zu mir, sah Seth' schokoladenbraunes Fell kein bisschen dreckig aus.
>Angeber.<
Ich machte einen Satz nach vorn und rannte los. Wir würden bald in Ponto Delgarda sein.
>Leo, halt. Da vorne sind die Lunari.<
Ich sah Rauch aufsteigen.
>Leo, ich bleibe ein Wolf. Um deine Fähigkeit anwenden zu können, musst du ein Mensch sein.<
>Ok, Seth. Ich danke dir.<
>Für was Leo?<
>Für alles.<
>Oh, gern geschehen. Pass auf dich auf.<
>Sicher.<
Ich verwandelte mich. Jared stand an einen Baum gefesselt da. „Jared!“ Er richtete seinen Kopf auf. Auf seiner Wange war Blut. Er sag ziemlich fertig aus. „Leo.“ Ich befreite ihn von den Fesseln. Plötzlich kamen Männer mit Waffen auf mich zu. Ich sah dem Häuptling tief in die Augen. Ich konnte seine Gedanken sehen. Sofort löschte ich alle. Er fiel um. Die Frauen rannten auf den Häuptling zu. Jared verwandelte sich. Er riss einen Mann in Stücke. „Seth!“, rief ich laut. Seth macht es weniger gewaltvoll, er schmiss die Leute einfach weg. Wir hatten es geschafft. Ich verwandelte mich wieder zum Wolf.
>Danke Seth. Danke, dass du Leo beschützt hast, als ich nicht da war.<
>Gengeschehen, Jared.<
>Ihr wart großartig, Jungs.<
>Danke.< >Dankeschön.<
>Kommt. Wir laufen nach Hause.<
>Wettrennen?<
>Nein, Jared. Leo und ich sind bei weitem nicht so schnell wie du.<
>Oh, ja stimmt, Seth. Sorry Leute.

Kapitel 2 – Jareds Sicht




Ich kannte Paulo sehr gut. Wegen ihm hatte ich riesen Ärger mit seinem Cousin Sam, Seth' Vater. Er hatte ihm verraten, dass ich ein Fenrir bin. Idiot. Eine Revanche war schon lange fällig. Ich wollte mich schon sehr lange Rächen. Ich wusste auch, dass Paulo verlieren würde. Er war einfach nur lächerlich schwach. Doch, was war das? Leo sprang einfach zu uns mitten herein. Das würde übel ausgehen! Paulo biss ihr in den Hals. Sein Gift war tödlich für einen Fenrir! Ich wollte Leo nicht verlieren, sie war mein Leben. Ich hatte die Aufgabe, sie zu verwandeln und zu beschützen! Leo wurde schwächer. Wenn ein Fenrir starb, war es vorbei. Aus, Schluss. Das Ende. Es war nicht wie bei Werwölfen, die wenn sie Glück hatten noch Menschen wurden und weiterlebten. Ich versuchte zum Mond, meinem Vater, Kontakt aufzunehmen.
Jared, Sohn, Leo ist tot. Du hast deine Aufgabe nicht erfüllt. Du solltest sie beschützen!

<Aber Vater, du, der Ursprung des Lebens, kannst sie zurückbringen!>
Wenn du sie wirklich liebst, soll es so sein. Jared, ich stelle dir nun die Frage: Liebst du Leonora Fulo mehr als dein Leben und würdest du dich für sie opfern?


Ich musste gar nicht lang überlegen. Klar, ein Fenrir sein war super.
<Ok, aber gib Leo das Leben. Bitte.>
Du wirst jetzt entschwinden. Du kommst Heim zu mir. Leo wird wieder ein Werwolf. Ist das dein Wille?


<Ja, Vater.>
So sei es, Sohn.
Meine Hand löste sich in Nebel auf. Paulo sah erstaunt zu mir. Inzwischen war mein ganzer Oberkörper ein Nebelschleier. Plötzlich wurde es dunkel um mich. Ich fand mich wieder. Auf meiner Brust war ein Wahnsinns Druck. Mein Körper wurde taub. „Das ist für dich. Leo.“, dachte ich lautlos. Dann schlief ich friedlich ein.

Kapitel 3 – Leos Sicht




Ich stieg immer weiter in einen Tunnel. Ich sah Gesichter an mir vorbeiziehen. Seth, Mum, Dad, Paulo, Jared... Oh, Jared. Jared war mein ein und alles. Ich wollte ihn nie mehr wieder hergeben. Plötzlich zog mich irgendetwas wieder heraus. Wie ein Gummiband umschlang es mich. Plötzlich war ich draußen.
Mein Kopf pochte. Langsam schlug ich meine Augen auf. „Leo, Leo! Wach auf!“, schrie eine mir unbekannte Stimme. Ich war nicht mehr im Wald. Es sah aus wie ein Krankenhaus. Wo war ich? Das Licht blendete mich. Wo war Jared? Was hatte er mit Paulo gemacht? Vor mir stand eine Frau. „Willkommen zurück, Leonora.“ Es war Vera. Ich kannte sie aus meiner Kindheit. Sie war öfters da. Sie war ebenfalls ein Werwolf. „Wo..., wo bin ich?“ „Du bist bei mir, Leonora. Du warst tot.“ Mein Kopf pochte wieder. „Wo... Jared?“ „Ruh dich erst einmal aus.“ Langsam schlief ich wieder ein.
Ich wachte auf. Neben meinem Bett standen Seth und Paulo. Sie sagten nichts. „Hi Leute.“, sagte ich scherzhaft. Seth sah kurz auf, ließ dann aber seinen Kopf wieder sinken. Warum sah er so traurig aus? Vera kam herein. „Leonora, du kannst nach Hause.“ Nach Hause? „Vera, ich will nicht zu Mum und Dad.“ „Du kannst bei mir bleiben. Wenn du möchtest. Paulo zieht ja wieder aus.“, schlug Seth vor. Paulo verließ zornentbrannt das Zimmer. „Ja, gerne. Danke, Seth.“ Er nickte nur stumm. Ich zog mir den grauen Jogging-Anzug an. Seth half mir meine Sachen zusammen zu packen. Dann fuhr er mich zu sich nach Hause.
Als wir ankamen, empfing uns ein Mann. Er sah Seth sehr ähnlich. „Ein Glück. Wie geht es dir Leo? Oh, ich bin übrigens Sam, Seth' Vater. Komm rein.“ Wir gingen in Seth' Zimmer. Er hatte ein zweites Bett hergerichtet. „Ich hoffe dir machte es nichts aus, mit mir in einem Zimmer zu schlafen. Ich kann auch unten bei meinem Vater schlafen.“ „Nein, es ist perfekt. Danke.“ Ich setzte mich auf mein Bett. „Seth, wo ist Jared?“ Lange schwieg er. „Leo, du musst wissen, dass Fenrire ihr Leben für einen anderen aufgeben können. Er... er hat sein Leben für dich aufgegeben.“ Jared ist für mich gestorben? Ich hielt meine Tränen zurück. „Seth, was bin ich?“ „Ein normaler Werwolf.“ Ich konnte nicht anders. Ich legte mein Gesicht an Seth' Schulter und fing an zu weinen. Tränen rannen unaufhaltsam über meine Wange. Ich schrie in Seth' Schulter. Er strich mir sanft übe die Haare. Es war alles so schrecklich. Er nahm mich in den Arm. „Leo, Schscht. Es wird alles wieder gut. Schscht. Beruhige dich.“ Warum muss ausgerechnet mir so etwas passieren? Jared, ich vermisste ihn so. Das Feuer in meinem Herzen war komplett weg. Nicht so wie immer, als ich in Jareds Nähe bin. Seth wollte mich küssen, ich wich zurück. Böse sah ich ihn an. "Wie kannst du nur?!", schrie ich ihn an. Er wich zurück. Ich schrie ihn an, beschimpfte ihn schlimm. Plötzlich stiegen mir noch mehr Tränen in die Augen. "Es tut mir leid, Seth. Ich kann das einfach nicht, ich brauche Zeit.", schluchzte ich. "Mir tut es leid. Ich hätte das nicht machen sollen." Er nahm mich noch fester in den Arm. "Meine Mutter ist auch gestorben. Sie ist von einem Auto erfasst worden. Selbst das Werwolf-Gen konnte nichts mehr helfen. Ich weiß wie das ist, wenn jemand stirbt, den man sehr liebte. Ich bin ein Idiot, verzeih mir." Das angenehm warme Feuer, dieses unbeschreibliche Gefühl. Das alles war weg! Plötzlich kam Sam herein. „Leo, deine Eltern.“ Er drückte mir ein Telefon in die Hand. „Ja?“, meldete ich mich mit weinerlicher Stimme. Die hatten mir grade noch gefehlt. „Leonora, wir wissen was passiert ist. Es ist in Ordnung, wenn du für dich sein willst. Wir fahren nach Madeira, nach Funchal. Du bekommst dein eigenes Bungalow, aber bitte, komm mit. Ich mach mir Sorgen um dich und deine Mutter auch. Wir wissen, dass es falsch war. Es tut uns leid. Bitte, Leo. Es wird toll.“ Es war Dad. Ich war noch sauer auf meine Eltern. Sie hatten Jared einfach wie Luft behandelt, Dad hat sogar mit ihm gekämpft. Das war das schlimmste, was meine Eltern je gemacht haben. Ich wusste nicht, ob ich ihnen verzeihen konnte. Erwartungsvoll sah ich Seth an. Er nickte leicht. Vielleicht würde mir die Insel gut tun, allein zu sein klang gut. „In Ordnung. Aber ich möchte nicht viel mit euch reden.“ Sofort legte ich auf.

Kapitel 4 – Madeira




Ich wusste, dass meine Eltern lange in Madeira gelebt haben. Doch meine Eltern hatten sich mit Vera zusammengetan und waren nach Saõ Miguel gezogen. Ich war froh, ein bisschen Abstand von diesem schrecklichen Ort zu haben. Trotzdem, ich vermisste Jared wie verrückt. Wir liefen über den Kiesstrand zum Bungalow. Es war wunderschön hier. Trotz dem steinigen Boden, der unter meinen Füßen stach. „Leo, du wirst hier schlafen. Das Bungalow ist sehr groß und schön. Ich und Mum sind am Ende des Strandes.“, sagte Dad. „Danke.“, meinte ich trocken. „Leo, es tut uns leid. Wirklich. Versuch einen klaren Kopf zu bekommen. Ich liebe dich. Und Mum auch.“ Dad gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich öffnete die Tür. Das Meer roch salzig. Ich hatte Hunger. Es war weit und breit kein Tier zu riechen. Also musste ich „normal“ essen. Ich machte den kleinen Kühlschrank auf. Genau die richtigen Zutaten für Bratfisch. Es roch herrlich nach Zitrone. Gierig aß ich den Fisch. Gut gestärkt lief ich zum Wasser. Ich zog meine Kleidung aus. Darunter hatte ich einen Bikini. Das Wasser war angenehm warm. Das war das Paradies auf Erden! Ich schwamm weiter auf das Meer heraus. Es kam ein riesiger Fisch auf mich zu. Er sah aus wie ein Hai! Ich erschrak fürchterlich. Immer und immer weiter schwamm ich zurück und zappelte dabei hin und her. Dann spürte ich einen Schlag am Kopf.
Mein Kopf pochte. Ich hörte: „Atme. Komm schon.“ Es war ein Druck auf meiner Brust. Langsam und vorsichtig schlug ich die Augen auf. Vor mir kniete ein Junge. Ich sah in seine rehbraunen Augen. Vorsichtig atmete ich wieder. Er freute sich. „Endlich. Komm ich helfe dir.“ Er zog mich vorsichtig nach oben. Doch meine Knie waren zu schwach. Er nahm mich hoch. Wir liefen zu einem kleinen Haus auf einem Berg. „Ich bringe dir trockene Sachen.“ Ich hatte keine Ahnung wer er war. Er sagte: „Leg dich hin.“ Liebevoll deckte er mich zu. Mir war wirklich kalt. „Danke.“, hauchte ich. Er nickte kurz. „Deine Eltern machen sich bestimmt Sorgen. Ich heiße übrigens Embry. Darf ich deinen Namen erfahren?“ „Leo.“ Er ging aus dem Zimmer. Er war so...perfekt. Vielleicht..., ja vielleicht sollte ich meine zweite Fähigkeit ausprobieren. Nein. Er sollte sich ehrlich in mich verlieben. Das Loch, dass von Jared geblieben war, war fast zu. Das durfte nicht sein, schließlich war er tod.

Embry kam mit einer Tasse zurück. „Ich hoffe du magst Tee.“ Embry gab mir die Tasse und ging noch einmal weg. Er kam mit Kleidungssachen wieder. „Das müsste passen. Ich warte in der Küche auf dich.“ Dankbar zog ich das warme, trockene Kleid an. Es roch herrlich nach Lavendel. Schmerzlich erinnerte ich mich an Jared. Ich ging in die Küche. Embry saß am Tisch. Ich setzte mich neben ihn. Irgendwie spürte ich so ein komisches Gefühl. Es war merkwürdig. „Embry, ich muss nach Hause. Danke. Du hast mir das Leben gerettet.“ Ich gab ihm einen kleinen Kuss auf die Wange. Er wurde nervös. „Gengeschehen. Das ist meine Aufgabe.“ Was meinte er mit „Aufgabe“? Das beschützen während der Prägung? Ich ging aus dem Haus. Er wohnte direkt über mir, es war ein kleiner Abhang. Vorsichtig rutschte ich als Wolf herunter. Unten angekommen wurde ich wieder zum Menschen. Ich setze mich auf mein Bett. Was oder Wer war er? Ein Fenrir? Ein Lunari? Nein, er konnte beides nicht sein. Ich musste Seth anrufen. Er wusste alles. Schnell gleiteten meine Finger über die Tastatur des Telefons.
„Hallo, hier ist Seth Uley?“
„Hey Seth, hier ist Leo. Würdest du mir helfen?“
„Gerne Leo. Was gibt's?“
„Also, ich wäre fast ertrunken, hätte Embry mich nicht herausgeholt. Doch...“
„Er ist wie Jared ein Monster, stimmt's?“, fiel er mir ins Wort.
„Seth...“, schnaubte ich warnend.
„Tut mir leid, Tut mir leid.“
„Also, und ich spüre so ein komisches Gefühl, wenn ich in seiner Nähe bin.“
Seth schwieg kurz.
„Wenn du etwas spürst, könnte das mit der Fähigkeit etwas zu tun haben. Ist er ein Werwolf?“
„Ich werde ihn fragen. Danke Seth. Ich hab dich lieb.“
„Oh, ähm...danke, Leo. Viel...ähm, Glück und so.“
Ich legt das Telefon beiseite. Morgen wollte ich alles wissen.
Ich lag die ganze Nacht wach. Zuerst machte ich mir etwas zu Frühstück. Vor Aufregung bekam ich keinen Bissen herunter. Ich stellte mich vor den Abhang und verwandelte mich. Meine Pfoten bohrten sich in das Kiesbett. Als ich oben war, konnte ich einen anderen Wolf sehen.
>Hallo.< >Hey.<
>Wer bist du?<
>Collin.<
>Ich bin Leo.<
>Was willst du? Meinen Bruder besuchen?<
>Du hast einen Bruder?<
>Ja, Embry. Aber, wieso sag ich das dir?!<
Er sprintete los. Wenn Collin ein Werwolf war, müsste Embry theoretisch auch einer sein. Sofort rannte ich zu Embrys Haus. Ich stürmte in sein Zimmer. „Leo?“, rief er überrascht. „Bist du ein Werwolf?“ „Leo...ich...“ „Schon gut, ich bin auch einer.“ Er lachte. „Dann ist ja gut.“, sagte er erleichtert. „Aber, Embry, immer wenn ich in deiner Nähe bin, spüre ich etwas.“ Er lachte schon wieder. „Das ist meine Fähigkeit, das Schutzschild. Ich hab dich die ganze Zeit im Schutzschild gehabt. Wenn es jemand durchdringen will, so schafft er es nicht. Es stößt ihn ab.“ „Du hast mich die ganze Zeit beschützt?“ Embry nickte. Anscheinend mochte er mich wirklich. „Danke.“ Ich ging aus dem Haus. Embry war also ein Werwolf. Ich ging wie gewohnt zu meiner Hütte. Doch was war das? Vor meinem Bungalow stand Seth!
Ich fiel ihm in die Arme. „Seth.“ „Hey, Leo. Ich muss doch alles erfahren.“ „Seth, für deine 15 Jahre bist du ziemlich schlau.“ „Was heißt hier ziemlich?!“ Wir mussten lachen. Zusammen gingen wir ins Bungalow. Zum ersten mal sah ich Seth haselnussbraunen Augen genauer an. Es sah aus, als hätte er Goldsprenkel. Seine Augen glitzerten. „Leo, liebst du diesen Embry?“ Ich musste kurz nachdenken. „Nein, aber...wieso?“ Er beugte sich vor und küsste mich. Es fühlte sich gut an. Er hatte so weiche Lippen. „Seth, das geht nicht...“ „Wieso? Leo, ich liebe dich. Ich bin geprägt auf dich.“ „Das hast du bei Mum auch gesagt.“ Er liebte meine Mum und wollte Dad umbringen, als er erfuhr, dass sie mit mir schwanger war. „Ja, leider. Aber ich bin geprägt auf dich.“ Das war etwas anderes. Ich brauchte ihn, als besten Freund. Wie sollte ich ihm das beibringen? „Seth...ich brauche dich! Aber als...Freund. Versteh das. Ich empfinde nicht das, was du für mich empfindest.“ Er wurde wütend. „Ich hab mir das nicht ausgesucht, Leo.“ Seth ballte seine Hände zu Fäusten. Plötzlich kam Embry herein. „Beruhige dich, Kumpel!“ Beide verwandelten sich und versuchten sich zu beißen. „Hört auf!“, rief ich laut. Beide wurden zu Menschen. „Na gut, dann geh ich.“ Wütend ging Seth. „Leo, versuch ihn zu beruhigen.“ Ich wurde nachdenklich. „Beschützt du mich?“ „Klar.“ Ich rannte Seth hinterher. „Seth, bleib stehen!“ Er drehte sich nicht um. Ich packte ihn an der Schulter. „Seth!“ „Mein Leben ist nichts mehr wert.“ Er ging zu einem Felsvorsprung. „Seth, nein. Ich brauche dich.“ „Als besten Freund? Das ist lächerlich.“ „Nein, ich liebe dich.“ Sogleich spürte ich Schmetterlinge im Bauch. „Das sagst du nur so.“ Er ging weiter an den Vorsprung heran. „Seth, hab ich dich schon jemals angelogen?“ Ich machte einen großen Schritt auf ihn zu. Ich küsste ihn. Es war...schön. Aber echt, ich sollte keinen anderen Jungen küssen, nicht nach dem Tod von Jared. Er hörte auf. „Du liebst mich?“ Ich küsste ihn wieder. Er sah mir tief in die Augen. Im Moment konnte ich das alles nicht glauben. Ich war in Seth verliebt. Nicht geprägt, aber verliebt.
Ich lag auch die nächste Nacht wach. Seth. Ich war von mir selbst überrascht. Ich ging zu Embrys Haus. Ich wollte reden. Höflich klopfte ich an. Collin machte auf. „Embry, deine Verehrerin!“, schrie Collin frech. Er kassierte einen festen Schlag in die Schulter. „Also Kraft hat die Kleine ja.“ „Klappe, Collin." Embry umarmte mich. Wir gingen zum Strand. „Hat Seth dir wehgetan? Mein Schutzschild war ein bisschen schwach.“ „Er wollte sich...umbringen.“ Er blieb stehen. „Warum?“ Ich überlegte kurz. Sollte ich ihm erzählen, dass er auf mich geprägt war? „Er dachte, sein Leben ist nutzlos. Er...also, er denkt ich bin,... also du und ich...“ „Leo, was ist dann passiert?“ „Ich habe ihn überzeugen können, dass ich ihn brauche.“ Wir gingen weiter. Am Strand war ein Boot. „Ich habe eine klitzekleine Überraschung.“, sagte Embry erfreut. Er zog das Boot ins Wasser. „Alle einsteigen!“ Vorsichtig setzte ich mich neben Embry. Wir paddelten auf das Meer hinaus. „Lebst du nur mit Collin hier?“, wollte ich wissen. „Ja. Ich habe mich hier in Funchal niedergelassen. Es ist doch wunderschön hier.“ „Ja.“ Der Horizont färbte sich orange. Es war noch sehr früh. „Wo kommst du her, Embry?“ Er sagte kurz nichts. „Da ist aber jemand neugierig. Ich komme aus Peru. Als Kind wohnte ich im Regenwald. Bei einem Indianerstamm. Bei uns waren weibliche Werwölfe eine Schande für das Dorf. So wurde auch meine Mutter umgebracht. Mit 13 musstest du dich dann dem Rudel anschließen.“ „Du meinst, ein richtiges Rudel Wölfe?“ „Ja, genau, Leo. Alle wussten, dass ich der neue Leitwolf werden würde. Alle wollten mich. Ich stimmte zu. Doch dann mussten wir gegen einen Vampirzirkel kämpfen. Meine Leute waren alle nicht verletzt. Doch ein Vampir, der Anführer, biss mir in den Hals. Das Vampirgift ist für Wölfe tödlich. Ich hatte höllische Schmerzen. Monatelang musste ich um mein Leben kämpfen. Ich war der erste, der einen Biss eines Vampirs überlebt hatte.“ Oh du meine Güte! „Wie hast du es geschafft, so lange um dein Leben zu kämpfen?“ „Weil ich wusste, dass es meine Aufgabe war, meine Liebe zu finden, sich zu prägen und den Stamm erhalten zu müssen. Das ist bei dir passiert, Leo.“ Embry war auch geprägt auf mich? Ich versuchte das zu verdrängen. „Habe ich dir schon einmal gedankt, dass du mir das Leben gerettet hast?“ Er lächelte. „Ich weiß, wie du das tun kannst.“ Er beugte sich vor. Langsam kamen meine Lippen seinen Näher. Schließlich kam der Kuss. Ich spürte eine Verliebtheit. Wieso jetzt auch noch Embry? Langsam fuhren wir aufs Festland zurück. Wir verabschiedeten uns. Embry oder Seth? Ich wusste es nicht. Wie sollte ich mich entscheiden? Ich wollte mit beiden noch einmal sprechen und mich dann entscheiden. Seth schlief im Wald, denn er hatte kein Haus hier und wollte meine Eltern nicht unbedingt treffen. So schnell ich konnte verwandelte ich mich. Schnell lief ich los. Ich sah ihn.
>Hey Seth.<
>Hi.<
Er sah total fertig aus. Sein Fell war ganz schön zerzaust. Erst jetzt sah ich eine tiefe Wunde an seiner Pfote. Sofort wusste ich was los war.
>Ihr habt gekämpft, Seth?<
Am liebsten würde ich beiden eine herunter hauen.
>Nein, haben wir nicht, Leo.<
>Wirklich nicht?<
>Frag doch deinen geliebten Embry.<
Er war eifersüchtig.
>Was ist dann mit deiner Pfote, Seth? Die ist ja nicht einfach so verletzt.<
Er hielt kurz inne.
>Ich war rasend vor Wut. Ich musste irgendetwas töten. Doch, hier gibt es nur blöde Robben. Ich musste schwimmen und hab mich dabei am Meeresboden geschnitten, glaube ich.<
Seth winselte. Ich verwandelte mich. Seth hatte gesagt, er müsse ein Wolf bleiben, denn als Wolf wäre der Schmerz besser zu verkraften. Ich nahm vorsichtig seine Pfote in meine Hand. Sie blutete. Es war eine tiefe, klaffende Wunde. „Tut mir leid, Seth. Aber meine Mum ist Ärztin und könnte dir helfen. Es wird nicht viel unterschied machen, ob Mensch oder Tier. Hoffe ich.“ Seth versuchte sich aufzurichten, doch er war zu schwach. Ich verwandelte mich.
>Warte hier, Seth. Du musst dir helfen lassen, auch wenn es Mum ist.<
>Ich kann eh nicht weg.<
>Witze kannst du ja noch reißen.<
>Beile dich bitte, Leo.<
So schnell ich konnte lief ich zum Bungalow meiner Eltern. Mum machte die Tür auf. Erstaunt sah sie mich an. „Leo, was machst du hier? Als Wolf? Was ist los?“ Ich zeigte mit der Schnauze auf den Wald. Mum wurde zum Wolf.
>Mum, Seth und ich, Seth liegt im Wald...<
>Ganz ruhig, Leonora. Was ist los, dass du mich

um Hilfe bittest?<
>Seth ist verletzt.<
>Seth, wo kommt der denn her?<
>Schnell. Ich erzähle es dir später, Mum.<
Wir rannten in den endlosen Wald. Ich war schneller als mein Mutter, aber darum ging es nicht. Wir verwandelten uns zurück. „Seth, ich kann dir helfen, wenn du willst.“, beruhigt Mum Seth. Er nickte leicht. Seth streckte seine Pfote aus. „Das sieht nicht gut aus. Du musst eine Weile ein Wolf bleiben.“ Sie holte eine kleine Dose heraus. Vorsichtig verband sie Seth' Pfote. „Leo, kümmere dich bitte um ihn. Ruft mich, wenn irgendetwas ist.“ Mum lief wieder zu ihrem Haus. Sie hatte mir einiges über die Medizin beigebracht. Ich strich Seth über den Kopf. Er hatte wunderschönes Fell. „Das wird schon wieder, Seth.“, beruhigt ich ihn wie eine Mutter ihr Kind. Leise winselte er. Er tat mir echt leid. Solche Schmerzen hatte ich ja auch schon. Schmerzlich erinnerte ich mich wieder an Jared. Ich verwandelte mich zum Wolf.
>Hast du Hunger?<
>Ja, ein bisschen.<
>Du musst Beeren und so was fressen. Hier auf Madeira gibt es nur diese blöden Robben.<
>Da hat wohl jemand in Biologie aufgepasst.<, scherzte Seth.
>Ich bin gleich wieder da. Ich liebe dich.<
>Ich dich auch.<
Wir rieben unsere Köpfe aneinander. Schnell lief ich los. Mein Pfoten bohrten sich in den weichen, moosreichen Boden. Es fühlte sich gut an, wieder ein Wolf zu sein. Ich füllte mein Lunge mit Luft. Ich roch einige Beeren. Mit Trauben, Erdbeeren und vielem anderen kam ich zu Seth zurück. Ich legte ihm alles vor die Schnauze.
>Danke, an die Bedienung könnte ich mich gewöhnen.<
Ich kicherte. Er aß gierig alles auf.
>Hab ich dir schon gesagt, dass ich dich liebe?<
>Ja, das hast du, sogar mehrmals.<
Ich musste schon wieder lachen. Es wurde langsam dunkel.
>Möchtest du nicht nach Hause, Leo?<
>Ich bleibe die Nacht bei dir, Seth.<
Ich konnte ihn nicht allein lassen. Es wurde kälter. Plötzlich fing es an zu regnen. Seth rollte sich zusammen. Es sah lustig aus. Ich legt mich zu ihm.
>Schlaf gut, Seth.<
>Danke, Leo du auch.<
>Ich liebe dich.<
In diesem Moment spürte ich ein neues Feuer in meinem Herzen, an der Stelle, wo vorher nach Jareds Feuer war.
>Oh mein Gott.<
>Was ist, Leo? Geht es dir nicht gut?<
>Ich bin...geprägt auf...dich.<
>Das ist schön, Leo.<
>Aber Seth, wenn das Embry erfährt! Und erst meine Mutter!<
>Mach dir keine Sorgen.<
Mir fiel ein, dass Mutter mir einmal eine Salbe geschenkt hatte. Sie war in meiner Tasche. Schnell verwandelte ich mich. Ich löste Seth Verband und rieb seine Pfote vorsichtig mit der Creme ein. Danach suchte ich Feuerholz. Endlich, ein Lagerfeuer war also geschafft. Jetzt war ich müde. Ich schmiegte mich an Seth. Seinen ruhigen Herzschlag konnte ich genau hören. Schließlich schlief ich ein.
Die Nacht verlief ruhig. Ich wollte Seth nicht aufwecken. Ich ging zu einem Bach und wusch mich. Als ich zurück kam, war Seth bereits wach. Er versuchte sich aufzurichten. „Seth, bleib liegen!“ Er hörte nicht. Seiner Pfote ging es sichtlich besser. „Seth, tu langsam!“ Ich verwandelte mich zum Wolf. Schnell rannte ich zu ihm.
>Spinnst du Seth?<
>Wieso? Ich kann doch wieder laufen.<
>Ruh dich noch...<
Wie von einer Biene gestochen lief er los. Ich stieß mich vom Boden ab. Schließlich hatte ich Seth eingeholt.
>Seth, halt an.<
Augenblicklich drosselte er das Tempo.
>Bitte, bitte, Seth, tu langsam.<
>Leo, ich weiß was gut für mich ist.<
>Dann ist ja gut.<
>Vielleicht geht es auch als Mensch...<
Sofort verwandelte er sich. Ich wollte noch rufen, er solle warten, aber es war schon passiert. Seth brach zusammen. Sofort war ich ein Mensch . „Seth!“ „Alles in Ordnung. Nur ein bisschen schwach vom liegen.“ Ich schüttelte den Kopf. „Hatte ich nicht gesagt, du sollst langsam tun?“ „Ja, Mama.“, scherzte er frech. Ich küsste ihn. „Komm. Aber als Mensch. Wir wollen doch Embry nichts sagen, oder?“ „Aber Leo, er muss es früher oder später erfahren.“ „Ok, aber bitte nicht jetzt.“ Wir gingen an Embrys Haus vorbei. Plötzlich ging die Tür auf. So schnell wir konnten rannten wir hinter einen Baum. Als die Luft rein war, gingen wir zum Bungalow. „Seth, wie soll ich das Embry beibringen?“ „Sag es ihm einfach, er wird es verkraften.“ „Seth, Embry kommt aus Peru. Seine Mutter wurde umgebracht. Er hat ein Rudel übernommen. Dann wurde er bei einem Kampf von einem Vampir gebissen.“ „Er hat es überlebt?“ Ich nickte. „Er kommt aus Peru, war ein Leitwolf... Leo, es wird zu einem Kampf kommen! Embrys Stamm handhabt das so: Sind zwei in den selben geprägt, kämpfen die beiden bis zum Tod. Wenn einer der beiden Leitwolf ist, dann kämpft er mit dem Rudel. Leo, wir werden den Kampf verlieren!“ „Nein, wir können doch andere um Hilfe fragen. Es muss ja nicht gleich zu einem Kampf kommen.“ „Wir fangen heute noch damit an. Du kümmerst dich um Emily. Aber sag, sie dürfen deinen Eltern nichts sagen. Ich rufe Mum und Dad an. Mum kann Gedanken lesen, das kann praktisch sein.“ „OK, Seth. Ich liebe dich.“ Wir küssten uns. Ich holte das Telefon. Ich hatte Emilys Nummer eingespeichert. Schnell rief ich sie an. „Bei Anidota?“ „Emily, ich bin's, Leo, die Tochter von Isabella.“ „Hallo Leonora.“ „Emily, kommst du hierher? Du musst mir helfen. Ich stecke in echten Schwierigkeiten.“ „In Ordnung. Ich weiß, ich hab es in deiner Zukunft gesehen. Meine Fähigkeit. Soll ich Alexandro und Maximilian mitbringen?“ „Ja, bitte. Danke, Emily. Danke, dass du mich unterstützt. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen!“ „Ich helfe dir gerne, Leonora.“ Zufrieden legte ich auf. Schnell rannte ich zu Seth. „Hey Seth.“ Ich gab ihm einen Kuss. „Emily, Alexandro und Maximilian kommen.“ „Mein Dad, Paulo und auch meine Schwester Leah können kommen.“ Mir kam eine Idee. „Warte mal.“ So schnell ich konnte raste ich zu Mum und Dads Haus. Sie waren gerade nicht da. Auf Zehenspitzen schlich ich herein und holte ihr Adressbuch. Schnell rannte ich zu Seth zurück. „Hier stehen bestimmt viele Leute drin. Du rufst diesen David an. Ich kümmere mich um Bob und Justus. Los geht’s!“ Seth nahm sein Handy aus der Tasche. Wir tippten munter drauf los. Ich erreichte die beiden. „Ja, bitte?“ „Hallo, hier spricht Leo, die Tochter von Isa und Jake. Würdet ihr mir helfen?“ „Worum geht es?“ „Das ist eine lange Geschichte! Kommt bitte so schnell wie möglich hierher.“ „Ok, ich bin dabei. Bob sicherlich auch. Bis nachher, Leonora.“ „Bitte nur Leo.“ „OK, Leo. Tschüss!“ Glücklich legte ich fast gleichzeitig mit Seth auf. Wir fielen uns in die Arme. Ich war aufgeregt. Doch, eigentlich wollte ich Embry gar nicht weh tun. Er war mein Freund. Sein Rudel wollte ich ebenfalls nicht verletzen. Es darf nicht dazu kommen! Vor Müdigkeit schlief ich ein.
Am nächsten Morgen stand ich auf und wusch mich erst einmal. Sofort lief ich in den Wald. Alle hatten sich versammelt. Seth, Emily, Alexandro, Maximilian und David. „Morgen Leo.“, begrüßte mich Seth. Er küsste mich sanft. „Hallo alle zusammen. Danke, dass ihr gekommen seid.“, sagte ich zu allen. „Welche Fähigkeit haben alle, Seth?“, flüsterte ich ihm ins Ohr. „Emily kann in die Zukunft sehen. Alexandro kann Beziehungen zwischen Personen erkennen und Maximilian kann Angriffe vorausschauen. Es funktioniert jedoch anders als bei Emily. David kann die 4 Elemente beherrschen. Dad kommt wahrscheinlich später hinzu und Bob und Justus kommen vielleicht gar nicht mehr.“, flüsterte Seth zurück. „Warum sind wir gekommen?“, fragte David. „Es ist so, es sind zwei auf mich geprägt, Seth und Embry. Doch ich bin nur auf Seth geprägt.“ Seth sprach weiter: „Embry kommt aus Peru. Das heißt, er hat ein Rudel. Dieses Rudel hat ihn als Anführer. Doch nur der Leitwolf hat eine Fähigkeit. Embry erschafft Schutzschilder. Wenn wir dagegen rennen, stößt es uns ab. Leo wird ihre Fähigkeit anwenden und uns dann sagen, wo Löcher im Schild sind. David, du musst ein Mensch bleiben, um deine Fähigkeit anwenden zu können. Wenn Leo Schwierigkeiten hat, spüre ich es , dank der Prägung, und sage euch Bescheid. David, wenn wir los rennen, machst du diesen Peruanern Feuer unter dem Hintern!“ „Verstanden.“, riefen alle im Chor. „Leo, du sprichst mit Embry. Er wird sein Rudel dabei haben, da bin ich sicher.“ Allesamt liefen wir zum Waldabteil, wo Embry wohnte. Ab jetzt ging ich allein zu Embry.
Voller Angst klopfte ich an der Tür. Embry riss sie auf. „Hey Leo. Warum zitterst du so?“ „Embry ich muss mit dir reden. Ich...ich bin auf Seth geprägt. Es...es..tut mir leid, Embry. Es tut mir...“ Seth kam zu mir. Er legte seinen Arm um meine Taille. „Komm, Leo.“ Embry rief irgendetwas unverständliches und zeigt dabei auf uns. Sofort wurden alle zu Wölfen. Hinter Embry standen 6 weitere Wölfe. Das müsste sein Rudel sein. Das Rudel wollte sich auf Alexandro stürzen, doch David baute gerade noch rechtzeitig eine Mauer aus Erde auf. Er war als einziger noch ein Mensch. Seth hatte Probleme.
>Helft mir!<
Sofort rannten wir zu Seth. Wir wollten ein paar Wölfe weg stoßen. Doch das Schutzschild stieß uns ab. Ich versuchte meine Fähigkeit an einem Wolf. Ich löschte seine Gedanken; er lag am Boden.
>Links da ist ein Loch!<
>Ok, Leo.<, sagte Maximilian.
Alle rannten durch dieses Loch. Seth und Embry kämpften. Emily, Alexandro, Maximilian und David kümmerten sich um die restlichen Wölfe. Ich wollte nicht, dass jemand verletzt wird. Wirklich nicht. Ich...ich hielt es nicht mehr aus.
>STOP!<
Alle sahen zu mir.
>Verwandelt euch. Er verschwand. Erschrocken stand ich auf. „Leo, was ist los? Geht es dir nicht gut?“ „Ich...ich bin so verwirrt...“ „Erzähl mir davon, Leo.“ „Ich habe meinen toten Freund gesehen. Er sagte ich solle mich entscheiden, du oder Seth. Hilf mir, Embry! Hilf mir.“ Er überlegte kurz. „Du wirst dich richtig entscheiden, da bin ich mir sicher. Ich kann dir nicht helfen. Wir fahren zurück, komm.“ Ich war überzeugt. „Embry, ich wohne nicht auf Madeira. Ich wohne in Saõ Miguel. Es wird Seth sein. Du wohnst zu weit weg.“ Er wurde wütend. Im nächsten Moment beruhigt er sich wieder. „Überlege es dir noch einmal.“ Es ging zurück nach Funchal.

Kapitel 5 – Seth' Sicht




Ich war fertig. Embry hatte Leo mitgenommen. Dieser Idiot! Ich war wütend, enttäuscht und traurig zugleich. „Seth, beruhige dich. Leo geht es gut.“, versuchte mich meine Schwester zu beruhigen. „Danke Leute. Danke, dass ihr da wart.“ Ich trat mit dem Fuß gegen einen Baum. Der Schmerz im Bein entsprach dem lodernden Feuer in meinem Herzen. „Seth, Bruder. Ich hab mit Embry ein Abkommen getroffen: Er darf sie heute noch sehen, dann nur noch auf Wunsch von Leo. Alles wird gut.“, versprach mir Paulo. Alle gingen langsam aber sicher nach Hause. Ich wollte ebenfalls nach Hause. Leo sehen. Ihren Geruch einatmen. Sie spüren. Voller Wut lief ich zu ihrem Bungalow. Dieser Idiot! Wie ich ihn hasste! Wenn er meiner Leo etwas antun würde, dann würde ich ihn umbringen! Von dem ersten Moment an, als ich Leo sah, wusste ich, dass sie zu mir gehörte. Nur mir. Aber als sie von diesem Embry erzählte... Ich konnte ihn von Anfang an nicht ausstehen. Mittlerweile wusste ich, dass sie ihn liebte. Liebte Leo ihn mehr als mich? Selbstzweifel kamen in mir hoch. Große Selbstzweifel. Doch ich konnte ihr nicht verbieten, sich mit Embry nicht mehr zu treffen. Es war ihr Leben, ich wollte das beste für sie. Aber dieser Peruaner braucht sie nur für seine Kinder! Danach würde er sie eiskalt aus dem Weg schaffen. Diese Nacht blieb ich komplett schlaflos.

Kapitel 6 – Leos Sicht




Nach einer stundenlangen Zurück-Reise kamen wir wieder auf Madeira an. „Leo, was ist los?“, fragte Embry, nach dem ich keuchend am Boden lag. Mein Herz wollte brennen. Doch ich wollte das nicht! „Es...tut so weh.“ Mit schmerzverzerrtem Gesicht fasste ich mir an die Brust. „Embry, ich will das nicht! Ich liebe doch Seth!“ Das Feuer wurde stärker, ich konnte dagegen nicht ankämpfen. Seth würde Embry in Stücke reißen. Doch, es zog mich zu Seth, stärker als zuvor. Da! Seth rannte zu mir. Wir umarmten uns, dann küssten wir uns. Endlich, ich war wieder bei Seth. „Hat er dir etwas getan, Schatz?“ „Nein.“ Embry kam auf uns zu. „Sie ist auch auf mich geprägt.“ „Und? Selbst wenn es stimmt, sie ist meine Freundin. Willst du, dass ich dich umbringe?“ „Das schaffst du nicht, Uley.“ Ich sah, dass Seth sich auf einen Kampf bereit machte. „Nein, Seth, beruhige dich. Wir machen einen Vertrag.“ „Du bekommst Leo, aber sie darf nicht von dir schwanger werden. Schließlich muss ich mich eigentlich vermehren. Aber, Uley, sobald sie schwanger ist, beginnt der Kampf. Du gegen mich, Seth.“ „Einverstanden.“, sagt Seth und gab Embry die Hand. Ich musste den Kopf schütteln. „Jungs, so meinte ich das nicht...“ „Leo, du hast dich für Seth entschieden. Mein Stamm ist in einer Sackgasse. Ich werde nicht neue Nachkommen bekommen. Ich bin nutzlos. Ohne Wert.“ „Nein, Embry! Tu das nicht!“, schrie ich ihn an. „Keine Sorge. Ich werde auf dich warten. Bis in alle Ewigkeit. Aber brich bitte nicht den Vertrag, sonst muss ich deinen „Freund“ umbringen. Ich liebe dich.“ Schneller als ein Blitz hatte sich Embry verwandelt. Ich sah in seine braunen Wolfs-Augen. Sie waren wunderschön. Er rannte weg. „Embry, es tut mir leid...“, schluchzte ich leise. Seth wollte mich in den Arm nehmen, doch ich drehte mich weg. Sofort rannte ich zu meinem Bungalow. Weinend sank ich vor der Tür zusammen. Ich liebte Seth. Aber Embry doch auch. Jared hatte Recht, ich hatte mich entschieden. Entscheidungen hatten ihre Konsequenzen. Manchmal auch welche, die weh taten. Vorsichtig wischte ich mir die Tränen von der Wange. So schnell ich konnte lief ich zu Emily. Als ich ankam sah ich Emily schon draußen sitzen. „Hey Leo!“ Sie fiel mir in die Arme. „Wie geht es dir? Ich habe gesehen, dass du meine Hilfe brauchst.“ Ich nickte. Sie konzentrierte sich sichtlich. „Seth und du bleibt zusammen. Doch eines Tages...“ Sie machte die Augen wieder auf. „Es ist alles zu verschwommen. Ich kann nichts sehen. Das ist mir noch nie passiert.“ Sie versuchte es noch einmal. "Es geht nicht." „Ich danke dir aufrichtig, Emily.“ Wir umarmten uns, dann lief ich ziellos durch den Wald. Plötzlich fiel es mir ein. Ja klar! Embry Schutzschild! Es musste irgendetwas mit ihm passieren. Ich verwandelte mich. Als Wolf fühlte ich mich besser. Ich konnte Seth hören.
>Leo, was war los?<
>Ich...ich war durcheinander.<
>Lass uns reden.<
>Nein Seth. Ich brauche Abstand. Von allem.<
>Leo, Embry braucht dich nur für deinen Nachwuchs.<
Ich spürte ungeheure Wut in mir aufsteigen.
>Das würde Embry nie machen!<
Voller Wut im Bauch lief ich davon. Meine Lunge tat weh, vom schnellen laufen.
>Es tut mir leid, Seth.<
>Mir auch. Ich weiß, dass die letzten Tage zu viel für dich waren. Ich liebe dich doch.<
>Ich dich auch, Seth.<
Ich wurde vernünftig. Schließlich stand Seth an meiner Flanke. Vor Müdigkeit und Erschöpfung schlief ich ein. Die Nacht war schön ruhig. Da es geregnet hatte, war ich patschnass. Ich musste mich erst einmal ausschütteln.
>Guten Morgen, Seth.<
Er antwortete nicht.
>Seth?

Kapitel 7 – Vorbereitungen




Oh mein Gott, auf was hatte ich mich nur eingelassen? Und wie sollte ich das meinen Eltern erklären? Wer bereitete alles vor? Das war viel Arbeit...
Seth lag neben mir. Gestern waren wir schnell eingeschlafen. Wir waren im Wald. Ich wollte mich aufrichten, bis mir auffiel, dass ich 4 Beine hatte. Da fiel es mir ein: Wir waren gestern noch Jagen.
>Guten Morgen, Leo.<
Seth richtete sich ebenfalls auf.
>Wettrennen? Wer zuerst Frühstück gefangen hat.<
>Ok. Du wirst verlieren, Leo!“
Schnell stieß ich mich von der Erde ab. Es tat gut zu rennen. Obwohl ich wusste, dass Seth schneller war. Doch ich gab mir Mühe, schneller zu sein. Ich roch eine Robbe. Ich füllte meine Lunge mit Luft und rannte schneller als zuvor. Mit einem eleganten Sprung ins Wasser riss ich das Tier. Damit dir Robbe keine unnötigen Schmerzen hatte, biss ich ihr das Genick durch.
>Hier, Seth. Ich hab keinen Hunger.<
Ich warf ihm das Tier zu.
>Gute Beute. Das hast du von mir

gelernt.<
Ich lachte. Seth schmatzte wie verrückt.
>Also wenn wir verheiratet sind, musst du dich besser benehmen.<
Wir mussten beide lachen. Seth hatte das Tier komplett ausgenommen.
>Du musst einen Bärenhunger haben.<
>Nein, einen Wolfshunger!“
Ich lachte schon wieder.
>Für das, dass du so viel isst, bist du echt dünn und durchtrainiert.<
>Verwandle dich weiterhin, dann wirst du nicht älter und bleibst fit. Ist so bei Wölfen.<
>Ja, Herr Professor Uley.“
Wir rannten zum Strand zurück.
>Wie willst du das eigentlich meinen Eltern erklären?<
>Einfach gerade raus.<
>Seth, du weißt, dass besonders meine Mutter dagegen sein wird, oder?<
>Mach dir keine Sorgen, Leo. Das bekomm' ich schon irgendwie hin.<
Ich verwandelte mich schnell zum Menschen, nachdem es Seth schon getan hatte. „Jetzt?“ Ich nickte. Hand in Hand gingen wir zu Mum und Dad. Sie rissen ganz schön die Augen auf. Ich glaubte, sie hatten eine leise Vorahnung. Seth ging mit mir auf die Veranda. „Seth?“, fragte Mum stotternd. „Oh mein Gott. Hätte ich dich nur sterben lassen...“ Ich sah Seth an. „Als wir uns um deine Mutter gestritten haben, wäre ich beinahe gestorben, als wir gekämpft haben. Jake hat mich gerade noch verwandeln können, sonst wäre ich tot.“, flüsterte er mir zu. „Ich weiß was ihr wollt. Eure Gedanken spielen verrückt.“, sagte meine Mum lachend. Mist! Sie konnte ja Gedanken lesen... „Und?“, fragte Seth. „Nein.“, antworteten Mum und Dad gleichzeitig. „Jake, sei nicht so ein Spaßverderber! Früher warst du anders.“ „Ich bin erwachsen geworden. Leo, du bist erst 14.“ „ Was ist so schlimm daran? Du hast Mum auch schon mit 16 geheiratet. Die zwei Jahre hin oder her... Und Dad, ich liebe Seth und bin geprägt auf ihn. Er ist auch auf mich geprägt. Biite.“, fiel ich ihm ins Wort. „Isa, Jake. Gebt uns eine Chance!“, flehte Seth sie an. Mum und Dad sahen sich an. „Ok.“, verkündete Dad. Augenblicklich fiel ich meinen Eltern in die Arme. Wir machten gemeinsam mit Julia, Davids Frau, die Planung. Ich kannte sie gerade einmal eine knappe Stunde! Wir hofften, dass sie einen guten Geschmack hatte...

Impressum

Texte: Die meisten Namen gehören Stephanie Meyer. Bei der Story, dem Cover und den anderen Personen liegt das Copyright bei mir.
Tag der Veröffentlichung: 22.11.2011

Alle Rechte vorbehalten

Widmung:
Für Elisabeth und Kübra, denn sie haben mir immer weitergeholfen und Vorschläge gebracht, wie ich weiterschreiben kann. Danke an dark.little.princess, die mir diese wundervolle Cover gestaltet hat.

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