...oder auch: Als der Fortschritt einmal fort schritt
Neun Stunden schon hatte die Tagung des großen Mäusekonvents gedauert, und noch immer war kein Ende abzusehen.
„So geht’s doch aber auch nicht weiter,“ rief der genervte Mäusepräsident den versammelten Parlamentariern zu, „wir müssen endlich mal zu einem Ergebnis kommen.“
Kopfschüttelnd und sich das Fell raufend saßen die meisten Mäuse da. Seit Mittag hatten sie kein Korn mehr gegessen und waren nun alle langsam mit den Nerven am Ende. Dabei hatte doch alles so gut angefangen. Die ersten Anträge waren ruckzuck abgehandelt.
Futter für alle? Na klar.
Jeder Maus ihr eigenes Loch? Aber was denn sonst.
Freie Fahrt für freie Mäuse? Und wie!
Katzenwärme? Ja oder nein?
Tja, da war das Malheur.
Jahrhunderte waren Mäuse ohne Katzenwärme ausgekommen und hatten ganz gut dabei gelebt. Doch dann hatte ein ziemlich schlauer Professor herausgefunden, dass Katzen eine gemütliche Wärme ausstrahlen, und schon war es mit der Ruhe vorbei. Mit der Energie einer einzigen Katze, so sagte er, könnten über dreiundzwanzig Mauselöcher beheizt werden.
„Echt Klasse“, riefen die einen, „das ist der Fortschritt. Nie wieder frieren, nie wieder mit kalten Füßen ins Bett.“
„Unmöglich“, erwiderten die anderen, „Katzen sind doch Feinde der Mäuse und viel zu gefährlich.“
„Wenn man sie in stabilen Käfigen hält, sind Katzen völlig harmlos“, beruhigten Wissenschaftler das Volk.
„Und was passiert wenn sie mal ausbrechen?“, fragten die anderen.
Verlag: BookRix GmbH & Co. KG
Texte: reiner nawrot
Bildmaterialien: reiner nawrot
Tag der Veröffentlichung: 18.01.2015
ISBN: 978-3-7368-7209-7
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