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Beinahe dramatisch, nicht wirklich zum heulen... Eine Geschichte für einsame 5 Minuten...


gewidmed: Verschiedenen Leuten aus meinem Umfeld die euch nichts sagen werden...



Lass Uns




Lass uns...

Es war ein Idyllischer Tag, der mit Hoffnung gerade zu vollgepackt war. Die Blumen blühten, die Vögel zwitscherten, die Sonne strahlte und ich saß still auf einer Bank im freien und grübelte vor mich hin. Ich mochte diesen Ort. Ein abgelegener Ort, in der Nähe des Friedhofs. Es verschlug mich immer hierher wenn ich über etwas nachdenken musste. Die Sonnenstrahlen schimmerten Hell durch die Baumwipfel, brachen sich an Blättern, Ästen und Gras, ich seufzte, vergrub mein Gesicht im Arm und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Ich legte den Kopf in den Nacken und beobachtete die Wolken, die leicht und unbekümmert ihre Runde am Firmament zogen. Das musste ja kommen, es war ein wunderschöner Tag, jeder Mensch frohlockte und ich saß hier rum und grübelte über ein Thema nach, was mich eigentlich überhaupt nicht zu interessieren hatte. Ein Freund hatte mich gebeten ihn mit einer Freundin zusammen zu bringen. Abermals seufzte ich. Auch das noch, dabei verstand ich von Liebe soviel wie ein Braunbär mit Verdauungsstörung vom essen mit chinesischen Essstäbchen. Das waren ja super Aussichten. Ein Kerl der seine Gefühle nicht offen zugeben konnte, ein Mädchen was nichts davon wusste und ein neutraler Berater, der ungefähr soviel Feingefühl hatte wie ein Panzer. Das konnte ja heiter werden. Aber was sollte man machen, er hatte mich um Hilfe gebeten und ich musste... nein ich wollte ihm helfen. Er war immerhin auch immer für mich da gewesen. Nein, das stimmte nicht, eigentlich hatte er mich immer nur ausgelacht. Aber trotzdem war ich mir sicher, dass er ein netter Kerl war. Viel mehr ging es mir um das Mädchen, um dessen Liebe es hier ging. Ich mochte sie und wollte deshalb, dass sie ihr Glück fand, aber was tun? Vor langer Zeit hatte sie mir mal erzählt, dass sie Patrick für ein Arschloch hielt. Und ausgerechnet der fragte mich ob ich die beiden nicht verkuppeln könnte. Fragte man so was nicht normalerweise eine Frau? Wieder seufzte ich. Was war ich hier? Das Mädchen für alles? Darauf würde es wahrscheinlich herauslaufen. Plötzlich schob sich ihr Gesicht zwischen das meine und den Himmel. „Hallo Sven.“ Lächelte sie, wie sie es immer tat. Mit diesem betörenden Lächeln, welches selbst den stärksten Mann in die Knie zwang. Sie sah atemberaubend aus, ihr langes schwarzes Haar fiel ihr in lockigen Strähnen auf die Schultern und die Klamotten betonten ihren wohlgeformten Körper wie immer perfekt. „Hi...“ Gab ich kurzweg von mir und zwang mir ein lächeln ab. „Du hättest wenigstens mal zucken können... Du bist ein echter Fiesling.“ Motzte sie bevor sie sich neben mir auf die alte Parkbank setzte. „Tut mir Leid Dani... Aber wenn du dich anschleichen wolltest hättest du dir andere Schuhe anziehen sollen. Das klappt mit derart harten Sohlen nicht so gut.“ Wieder blickte ich in den Himmel. Sie kniff mir sanft in die Seite und blickte mich dann halb besorgt halb beleidigt an. „Was sitzt du hier so verträumt rum? Und was machst du eigentlich schon wieder am Friedhof?“ hakte sie nach und lehnte sich zurück. „Siehst du das nicht? Ich liege probe.“ Tat ich zusammen mit einem langen Seufzen kund. Sie lächelte sanft und klopfte mir mit einem Finger gegen die Stirn. „Lass die blöden Scherze, dich bedrückt irgendwas, das sehe ich doch.“ Reagierte sie gekränkt. Ahnte sie etwas? Nein, das glaubte ich nicht. Solange ich es ihr nicht sagte würde sie nicht darüber nachdenken also sollte ich mir keine Sorgen machen. „Du solltest dir eine Brille kaufen...“ Brachte ich verächtlich hervor. Sie war Andeutungen dieser Art gewohnt und tat es mit einer schroffen Handbewegung ab. „Hör doch endlich auf damit. Ich will dir helfen, verstehst du das nicht.“ Sie lächelte mich betörend an, dennoch blieb ich hart. „Tut mir leid, aber in diesem Fall kannst du mir nicht helfen.“ Ich schenkte ihr ein kurzes Lächeln, bevor ich mich wieder den Wolken zuwandte. Innerlich atmete ich auf, dass ich bei diesem Lächeln noch hart bleiben konnte. Ich glaubte, dass jeder Mensch, ja sogar der gestandenste Soldat weich geworden wäre, sich geräuspert hätte und irgendein vollkommen bescheuertes Gedicht wie zum Beispiel: „Rosen sind rot, Pfeilchen sind blau, doch noch lange nicht so schön wie du, das weißt du ganz genau...“ heruntergeleiert hätte. Na toll, das selbst ich mir bei dieser Gelegenheit ein solch peinliches Gedicht ausdenken konnte. Es war schon toll, ein möchtegernfurchtloser Junge, der bei einem Lächeln des Mädchens neben ihm weich wurde und ihr innerlich quasi um den Hals fiel. „Lächerlich...“ Seufzte ich in mich hinein und zog damit gleich den misstrauischen Blick meiner Nachbarin auf mich. „Was ist...“ Begann sie und blickte mich stoisch an, bevor ich sie mit einem: „Ist der Himmel heute nicht schön?“ völlig aus dem Konzept brachte. Ist der Himmel nicht schön... der Satz eines Fünftklässlers der davon die Hosen voll hatte seinen Schwarm ein Geständnis zu machen. Einfach erbärmlich aber was sollte ich da schon machen, es war nun mal wie es war. Wow es wurde immer besser plötzlich hörte ich auch noch Geräusche, eine Melodie, genau genommen die Melodie der Biene Maja. Missmutig zog ich mein Handy aus der Tasche und blickte auf das halbgeborstene Display. Ruft an... Mehr sagte es mir nicht. Ich warf Dani ein irritiertes Lächeln zu. Ich klappte das Handy auf und meldete mich wie immer mit einem schlichten: „Wer stört?“ Ich hätte nie gedacht dass mich die Worte „Hier ist Patrick.“ Jemals so erschrecken würden. Ich stand auf und deutete ein schnelles, „es ist dringend“ an und verschwand hinter der nächsten Mauer. Es war wirklich wie im Film, nur das niemand auf die Idee kommen würde, das Werkzeug, auf einem Friedhof mit seinem Auftraggeber über ein so dermaßen komplexes Thema wie Liebe plaudern zu lassen als sei es das alltäglichste der Welt. Und das war die Wahrheit, ich war ein Werkzeug, mehr nicht, nicht mal einmal die Rolle eines unwichtigen Statisten war mir vergönnt. Zum wegrennen... So war nun mal der Lauf der Dinge. „Also was gibt’s?“ Erkundigte ich mich bei meinem Kumpel Patrick und verzog dabei eine angewiderte Miene. „Was soll es geben? Hast du mit Dani geredet? Ich meine über mich?“ Fragte er im interessierten Tonfall nach, während ich gelangweilt die Nase rümpfte. „Nein... noch nicht...“ Gab ich zu und bemerkte wie Trauer in meinem Kopf aufstieg. Wie erbärmlich ich doch war. Lies mich von meinen Freunden in so was reinziehen. „Ich werde später mit ihr reden... ich bin... gerade nicht in Stimmung, außerdem habe ich sie schon länger nicht mehr gesehen...“ Ich log, dass sich die Balken bogen. Verdammt. Ich verschlimmere das alles, ich sollte nur den Botschafter spielen und mich keiner anderen Rolle zuweisen. „Bis später...“ Ich legte auf und ging wieder zu Dani herüber. „Tut mir Leid...“ Lächelte ich nervös und fing einen ihrer misstrauischen Blicken auf. „Wer war das?“ Hob sie ihre Stimme bedrohlich an. „Patrick.“ Gab ich nüchtern zu. Ich setzte mich wieder neben sie und legte ein weiteres Mal den Kopf in den Nacken. „Dieser... Mensch?“ Zischte sie contraproduktiv und sah mich an. „Du solltest nicht zu unfair sein, er ist eigentlich ein netter Kerl...“ Erzählte ich mit einem weniger gütig wirkenden Blick als ich es eigentlich geplant hatte. „Ach nein? Ich finde er ist ein Idiot.“ Lachte sie und verpasste mir einen Klaps auf den Hinterkopf, unwillkürlich flog mein Kopf nach vorne. „Kennst du ihn? Hast du jemals mehr als zwei Worte mit ihm gewechselt?“ Stellte ich meine Frage und krampfte mich innerlich zusammen. „Warum willst du das wissen?“ reagierte sie Scheinheilig und verzog das Gesicht. „Neugier...“ ich lächelte sie an. „Das ist der Katze Tot.“ Erweiterte sie den Satz. „Gut... ich hasse Katzen.“ Beendete ich das Wortspiel und schaute erneut in den blauen Himmel. Ich bemerkte, dass Dani leicht errötet war als ich auf Patrick angedeutet hatte und versuchte diese Tatsache zu ignorieren. Leicht versank mein Blick in der Leere, die sich vor mir breit machte. Warum machte mich das so traurig? Immerhin war ich nichts weiter als das Werkzeug, was dazu gebraucht wurde die beiden zusammen zu bringen, meine Gefühle waren Nebensache. Es wunderte mich, dass ich überhaupt solche Gefühle ihr gegenüber hatte. Ich hatte sie immer ganz normal wahrgenommen, wie eine einfache Freundin, was war also auf einmal mit mir los? Ich bemerkte den Blick nicht, den sie mir zuwarf. Ich saß einfach nur da, blickte ins Nichts, in ewig scheinende Leere. „Was ist nur los mit dir, ich mache mir langsam wirklich Sorgen um dich.“ Gab sie im wirklich bedrückt klingen Tonfall von sich während sie ihre Hand auf meine Stirn legte um meine Temperatur zu schätzen. Wie eine Mutter es bei ihrem Kind tat oder die große Schwester bei dem kleinen Bruder. Es warf mich vollkommen zurück, machte mich nervös. Verdammt noch mal es war bloß ihre Hand und schon spielten sämtliche Hormone verrückt. „Fieber hast du nicht... warum bist du schon die ganze Zeit so abwesend?“ Hakte sie nach und riss mich aus meiner Lethargie indem sie mir in die Seite kniff. „Was ist?“ Meine Stimme klang matt und desinteressiert. „Sag ich doch, du bist so abwesend also was ist los mit dir?“ Die Besorgtheit in ihrer Stimme wich einem Anflug von Neugier. „Nichts, ich denke nur über etwas nach...“ Reagierte ich und erhob mich von der Bank. „Tut mir Leid, ich denke ich werde nach Hause gehen. Zum Abschied schenkte ich ihr ein weiteres beherzt wirkendes Lächeln und verließ den Ort mit schnellen Schritten. Was machte ich hier? Ich hatte ihm versprochen die beiden zusammenzubringen, stattdessen tat ich das genaue Gegenteil, ich distanzierte beide voneinander. Ihr Gesicht ging mir nicht mehr aus dem Kopf, verdammt. Hatte ich mich tatsächlich in Dani verliebt? Ich der nichts von Gefühlen verstand? Nein auf keinen Fall, darum konnte es hier nicht gehen. Sie hatte mich nur überrumpelt und es war geschehen, was von Anfang an klar war. Ich, der nichts von Liebe verstand hatte es vermasselt. Nachdem ich einige Hundert Meter zurückgelegt hatte lehnte ich mich gegen einen Baum. Morgen war Kirmes... Das war die Gelegenheit. Ich zog mein Handy aus der Tasche und wählte Danis Nummer. Sie meldete sich mit einem einfachen „Hallo“. „Hallo Dani, ich habe gerade mit Patrick geredet, hast du Lust morgen mit uns auf die Kirmes zu gehen?“ Hielt ich mich kurz und wartete gespannt auf ihre Antwort. Einige Sekunden verstrichen, doch dann stimmte sie mit einem enthusiastischem „Ja“ zu. „Sehr schön also bis morgen...“ Beendete ich das Gespräch und legte auf. Nun musste ich nur noch mit Patrick reden. Ich wählte den Nummernspeicher meines Handys an und drückte auf die P-Taste, automatisch suchte sich die Nummer die mit „Patrick Handy“ gekennzeichnet war aus und ich rief ihn an. Nach einem langgezogenen Piepton meldete sich auch seine Stimme. „Komm morgen zur Kirmes, Ort und Zeit gebe ich dir morgen per Sms durch, ich habe ein Date mit Dani organisiert.“ Ich legte auf. Mir war nicht danach mich weiter mit ihm zu unterhalten. So sollte es sein. Die beiden sollten zusammenfinden, ich war lediglich nur eine weitere Hürde die, die beiden nehmen mussten um ihr gemeinsames Glück zu finden. Was war ich nur für ein unverbesserlicher Romantiker. Ich lächelte schwach in mich hinein und steckte das Handy zurück in die Tasche. Dann wählte ich den kürzesten Weg nach Hause. Morgen würde es sich entscheiden, ganz bestimmt. Es dämmerte bereits, ich hatte mehr Zeit am Friedhof verbracht als ich es geplant hatte, aber das war nicht weiter schlimm, schlussendlich hatte ich nichts zu tun und auch niemanden der auf mich wartete... und den... würde ich auch nie haben. Meine Aufgabe bestand darin Patrick und Dani zu helfen. Ich verschluckte mich an meinem Eifer und wunderte mich innerlich darüber warum ich plötzlich einen Enthusiasmus an den Tag legte. Ich gähnte. Die Müdigkeit schien mir die Knochen und den Geist zu zermartern. Erst mal eine Nacht darüber Schlafen, dann würde sich alles zum Guten wenden. Dessen Sicher betrat ich meine kleine Wohnung, öffnete meinen wie immer leeren Briefkasten und lies mich sofort ins Bett fallen.

Das Wetter war gut, ein kaum spürbarer Wind wehte durch die Blätter der alten Eiche, die auf dem Kirmesplatz stand und kitzelte meine Nase. Die beiden ließen sich Zeit. Viel Zeit. Ich seufzte und legte mich auf das flache Grün, ich schloss die Augen um sie gleich darauf wieder aufzureißen, ich durfte trotz aller Harmonie nicht einschlafen, hier ging es nicht um mich, hier ging es um meine besten Freunde. Neugierig lies ich meinen Blick über die von Besuchern nur so gestürmten Attraktionen der Kirmes, die eher einer Messe glich, schweifen. Ein gutes Angebot, es gab ein Riesenrad, einen Autoskooter, einen seltsames, kreiselförmiges Gebilde, welches ich nicht einordnen konnte und ein Kettenkarussell. Hierzu versprachen zahlreiche Imbissbuden dem zahlenden Besucher genügend Verpflegung für mehrere Tage. Wieder schloss ich die Augen, bevor sich ein Schatten zwischen mich und den strahlenden Sonnenschein schob. Ich blinzelte. Nahm eine verschwommene Gestalt wahr, die sich langsam manifestierte. Es war Patrick, der aussah wie immer. Er trug ausgeleierte Jeans, ein weißes T-Shirt, dazu eine etwas längere Lederkette mit einem Amulett daran, dass ich nicht zu identifizieren vermochte. „Wo ist Dani?“ Fragte er nervös. „Hallo, wie geht’s dir, danke mir geht’s gut.“ Gab ich genervt kund und setzte mich auf. „Ähm... Hallo... also wo ist sie?“ erwiderte er mit einem ebenfalls genervten Ton. „Sie kommt schon noch, reg dich ab.“ Reagierte ich trocken und strich mir leicht übers Haar. „Warum bist du überhaupt mitgekommen? Immerhin ist das doch mein Date.“ Ereiferte sich Patrick und setzte eine finstere Miene auf. „Damit du dich nicht allzu blöd anstellst, sie scheint nicht so der Fan von dir zu sein.“ Antwortete ich locker und stand langsam auf. „Warum stehst du auf?“ meinte Patrick energisch bemerken zu müssen und blickte mich finster an um gleich darauf die Antwort dafür zu erhalten, indem sich Danis Hand auf seine Schulter legte. Er zuckte zusammen, drehte sich um und sah in das, zu einem bitteren Grinsen verzerrte Gesicht von Dani. Ich lächelte sie ebenfalls an. „Schön, dass du gekommen bist.“ Wandte ich ein bevor sich Patrick total zum Deppen machte. Sie nickte und ich blickte auf meine Armbanduhr. Es war bereits 18 Uhr, genau die richtige Zeit. In zwei Stunden würde es dämmern. „Also dann lasst uns gehen...“ Lächelte ich planlos und machte den ersten Schritt in Richtung Kirmes. „Welche Attraktion wollen wir zuerst besuchen?“ Erkundigte sich Patrick mit einem schwachen Grinsen. Dani schaute sich um, überblickte das gewaltige Angebot an Karussellen, Autoskootern, Vergnügungshäusern und anderen Kuriositäten. „Hm... ich würde gerne in das Geisterhaus gehen...“ Erklärte Dani, mit einem schwachen grinsen in meine Richtung. Sie wusste, dass ich solche Attraktionen nicht mochte. „Gut gehen wir in das Geisterhaus.“ Legte Patrick fest ohne weiter nachzudenken. Die Nachfrage an solchen Dingen wie Tickets schien in diesem Haus, seit dem frühen Vormittag stark zurückgegangen zu sein oder aber es hatte sich für die Besitzer der Galavorstellung nicht wirklich gelohnt, her zu kommen. Jedenfalls waren wir die einzigen in der Schlange. Wir kauften uns die Tickets und betraten das Haus. Anscheinend schienen Patrick und Dani große Erwartungen in die Vorstellung zu stecken. Etwas was ich beim besten Willen nicht nachvollziehen konnte. Nachdem wir das Haus betreten hatten wurden wir von einem „gruselig“ verkleideten Schausteller in einen kleinen Raum gesteckt, der entfernt an einen Aufzug erinnerte. Also betraten wir den Raum, die Türen schepperten und schlossen sich, dann begann der Raum zu beben, ja geradezu zu wackeln. Ich stellte mich an eine Wand und langweilte mich, ein wackelnder Aufzug... wie gruselig... Dani und Patrick hielten sich aneinander fest um nicht umzufallen. Ich wusste gar nicht, was ich wollte, die Hauptmission schien zu glücken. Die Tür, die weiter in das Gebäudeinnere führte, schwang auf und gab den Blick auf eine Treppe frei. Ein Mann mit einer ratternden Pseudokettensäge sprang um die Ecke und blieb bedrohlich am Treppenabsatz stehen. Dani und Patrick schrieen auf, während ich auf den Mann, dessen Verkleidung höchstwahrscheinlich der aus dem Film „Texas Chainsaw Massaker“ nachempfunden war, zuging, ihm auf die Schulter klopfte und ihm ein beherztes: „Netter empfang.“ Ins Ohr flüsterte. Gelassen ging ich an ihm vorbei und wartete noch ein paar Minuten bis Dani und Patrick sich wieder vom Schrecken erholt hatten und mir nachgingen. Der nächste Gang bestand aus, von der Decke hängenden Metallstangen, die wir ohne einen Anflug von Schrecken passierten. Nun folgte eine Laufrolle, die uns mit langsamer Geschwindigkeit immer wieder nach hinten schob. Kurz nachdem wir diesen Gang passiert hatten, betraten wir den nächsten und letzten Raum indem wir von einem „Frankensteinähnlichen“ Monster begrüßt wurden, der an Gitterstäben rüttelte um die Illusion zu erzeugen, es wolle zu uns und uns angreifen. Eine wirklich langweilige Kuriosität, kein Wunder, dass das Geschäft hier nicht brummte. Zitternd aneinander geklammert verließen Patrick und Dani nach mir das Haus. „Herrje...“ räusperte ich mich und wandte mich den beiden zu. „Was ist los mit euch, das war doch wirklich stink langweilig...“ reagierte ich wie eine waschechte Spaßbremse. Dani blickte mich verzerrt an. „Ich dachte du würdest Geisterbahnen nicht mögen, weil du dich darin gruselst...“ startete sie einen sinnlosen Erklärungsversuch. „Nein ich empfinde sie nur als langweilig und als Verschwendung von Lebenszeit.“ Stellte ich klar und blickte kurz in den Himmel. Was war hier los? Waren wir wirklich so lange im Geisterhaus gewesen? Es wurde allmählich dunkel und dann stellte ich fest, dass ich mich klar verrechnet hatte. Es war Spätsommer, deshalb stellte die Sonne hier früher ihren Dienst ein als ich es erwartet hatte. „Gehen wir was Essen.“ Forderte Patrick und ging auf die nächste Imbissbude zu. Seufzend zuckte ich mit den Schultern, während ihm Dani mit einem anhaltenden Seufzen folgte. Nach wenigen Minuten saßen wir vor der Imbissbude und aßen Minnipizen alá „Ditch“. Beim Essen bemerkte ich, dass die Anspannung zwischen den beiden, wie auch die Lust weiterhin diese Kirmes zu besuchen verschwunden war. „Lasst uns noch einmal Riesenrad fahren und dann nach Hause gehen.“ Schlug Dani mit einem schmunzeln vor. In mir bemerkte ich ebenfalls eine gewisse Anspannung, die mich davon abhielt ihr zu wiedersprechen. Also machten wir uns auf den Weg zum Riesenrad. Auch hier war die Schlange nicht lang und ich bat Dani sich schon mal anzustellen während ich mit Patrick um die nächste Ecke verschwand. „Also los jetzt, sag ihr was du empfindest. Das Riesenrad ist die Gelegenheit. Ich werde nicht mitfahren. Also los jetzt.“ Ermutigte ich ihn mit einem bitteren Lächeln auf den Lippen. Er nickte, sagte aber nichts, als er wieder um die Ecke gebogen war, winkte ihm Dani bereits zu sich heran. Sie betraten die Gondel erst nach einer kleinen Auseinandersetzung, ich konnte nur vermuten, dass es sich dabei um das Thema meines Verbleibes handelte. Als sie eingestiegen waren warf ich noch einen flüchtigen Blick um die Ecke und warf ihnen ein lautloses „Viel Glück“ entgegen, bevor ich ging. Die Gondel erhob sich langsam schwankend in den zwielichten Himmel und drehte ihre Runde. Ich beobachtete sie noch ein paar Minuten. Stellte mir vor wie Patrick ihr sein Geständnis machte und sie sich weinend in die Arme fielen. Ich war wirklich ein unverbesserlicher Romantiker. Ich würde morgen in der Schule mitbekommen was geschehen war. Ich lies meine Hände in den Taschen verschwinden und verließ die Kirmes. In mir machte sich eine unglaubliche Trauer breit. Ich hatte mich also wirklich in Dani verliebt. Das war wohl Ironie des Schicksals. Eine kleine Träne rollte meine, zu einem grinsen verzerrte Wange hinunter, während ich die Straße entlang ging.

Der Morgen in der Schule war so wie immer. Chronische Unlust hatte sich im Klassenraum verbreitet und ich hatte nichts Besseres zu tun als aus dem Fenster zu gucken und auf den Lehrer zu warten. Allerdings, war es etwas anderes, was mich interessierte. Wie hatte Dani die Wahrheit aufgenommen? Dani betrat den Klassenraum und kam auf mich zu. Ich vermied es, sie anzusehen, als sie an meinem Arm rüttelte. „Ach Mensch!“ Sie packte mich an der Schulter, zwang mich aufzustehen und schleifte mich auf den Flur, auf dem keine Menschenseele stand. „Was ist los?“ Hakte ich gespielt ahnungslos nach. „Also gestern... auf dem Riesenrad... hat Patrick mir seine Liebe gestanden und mich gefragt ob ich seine Freundin sein will.“ Gab sie zu und blickte mich fest an. Mein Blick rutschte ins leere. „Er hat mir alles erzählt... wie konntest du nur versprechen ihn mit mir zusammen zu bringen.“ Ich kassierte eine Ohrfeige. „Und... was hast du gesagt?“ fragte ich mit einem schwachen lächeln. Bis auf der Hitze, die sich auf meiner Backe breit machte, hatte ich von der Ohrfeige kaum Notiz genommen. „Ich habe ... Ja... gesagt...“ reagierte sie sichtlich gekränkt auf die ohne jeden Enthusiasmus gekommene Frage. Ich nickte, sagte kein weiteres Wort und betrat wieder den Klassenraum. Vor dem Eintreten presste ich noch ein gequältes: „Viel Glück.“ Hervor. Ich setzte mich wieder auf meinen Platz und betrachtete mit leeren Blicken den Himmel. So sollte es sein... ich wurde verachtet und Patrick geliebt. Aber was hatte ich erwartet? Dass sie zu mir kommen würde und irgendeinen furchtbar kitschigen Text herunter leiern würde um mich darüber aufzuklären, dass ich es war, den sie liebte? Lächerlich. Ich unterdrückte die Tränen und plötzlich brannte die Stelle, an der mich die Ohrfeige erwischt hatte wie Feuer. Ich stieß ein lautloses, bitteres lachen aus. Bemerkte Danis Blick in meinem Rücken, wandte mich aber nicht um. So sollte es sein, die Mission war erfüllt, ich hatte die beiden zusammengebracht. Und nun wurde mir klar, dass der einzige der allein da stand ich war. Allein. Ich wusste dass sich Patrick gerade höchstwahrscheinlich köstlich darüber amüsierte, dass er die Freundschaft zwischen mir und Dani zerrissen hatte. Obwohl das noch nicht klar war, rechnete ich fest damit. Das war ich nun mal. Ein Idiot. Ein Volltrottel der so blöd gewesen war, der Liebe eines gestellten Freundes vor der eigenen Vorrang zu geben. Und aus diesem Grund würde ich einsam bleiben. Ein letztes Mal blickte ich zu Dani, die mich verzeihend anlächelte. Nun... anscheinend hatte Patricks Versuch unsere Freundschaft zu zerstören die Wirkung verfehlt und ich würde wie immer so tun, als hätte ich nicht einmal die Rolle eines unwichtigen Statisten inne.


Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich diese Geschichte weiter führen werde... nur wann? und wird sie so enden wie man es sich erhofft?

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 31.03.2011

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