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Kapitel 1



Langsam lief ich den Schlossgang entlang und hielt mir mit der freien Hand die Nase zu. Die andere hielt ich mir auf den Bauch. Der Geruch von Blut war überall und mein Magen drehte sich um.Je mehr mich meine Neugier dazu trieb, heraus zu finden was passiert war, sagte mir mein Verstand ich solle auf der Stelle umdrehen und nach meinem Geliebten Ausschau halten. Die erste Leiche die ich fand war ein Mann aus dessen Hals unaufhörlich Blut quoll. Ich beugte mich hin und hielt eine Hand auf die Stirn des Mannes, er war noch warm.Mein Herz schlug schneller und meine Schritte beschleunigten sich, es war noch nicht lange her,ist Odin in Gefahr? Ich hätte nie hier her kommen sollen, wie Naiv war ich gewesen? Es brachte doch nur Ärger, meine Eltern mochten Odin nicht und seine mochten mich nicht und das aus guten Grund. Ich seufzte und lief an den nächsten zwei Wachen vorbei, auch ihre Hälse waren durch getrennt.
„Odin....“, hauchte ich verzweifelt den Namen meines Geliebten und kam an einer großen Tür an, sie war mit Blut befleckt und ich spürte wie mein Kopf schwirrte. Ich drehte den Ring an meiner rechten Hand und horchte auf. Nichts. Aber der Mörder müsste da drinnen sein. Mit einem lauten quietschen öffnete ich die eine Hälfte der großen Tür, sie schwang wie von alleine wieder zu als ich in dem großen Raum eingetreten war. Schockiert blickte ich auf die Szene die sich vor mir abspielte. Ein junger Mann, nicht älter als 25 mit dunkelbraunem Haar, beugte über der Königin und an seinem Arm tropfte Blut auf den Boden. Ihr Blick war leer und starrte ins Nichts.
„Königin Kelly!“, murmelte ich und hielt mir die Hand vor den Mund. Warum hatte er es getan?
Odin zog den Dolch aus dem Hals und drehte sich zu mir, in seinem Gesicht waren so viele Emotionen, dass es schwer war die stärkste heraus zu filtern.
„Lisanna, es ist besser so.“, sagte er und lächelte. Ich zwang mich dazu ihn direkt in die Augen zu schauen, war es besser so?
„Du... hast sie getötet... deine eigene Mutter, warum? Es ist so nicht besser, sie werden es doch heraus finden! Oh nein.“ Ich fuhr mir durch das lange rabenschwarze Haar und spürte dann wie Odin mich umarmte. Ich erwiderte die Umarmung nicht, lies sie nur geschehen. Er spürte es und lies von mir ab, nun spiegelte sich Enttäuschung in seinen Augen.
„Was ist los mir dir Lisanna? Es ist besser so, vertraue mir. Niemand wird jemals heraus finden das ich es war. Ich werde König und dich zu meiner Frau nehmen, sei froh! Du musst dich nicht verstecken, sie wird nichts mehr gegen dich sagen.Zu deiner Familie musst du auch nicht zurück, hörst du? Du bist frei und wir sind zusammen, warum schaust du mich so skeptisch an? Ich liebe dich! Ich habe das für uns getan!“
Ich lies mir seine Worte ein, zwei Mal durch den Kopf gehen und nickte dann.
„Du hast ja recht, es ist besser so. Ich liebe dich auch.“ Als ich ihn küssen wollte legte er mir einen Finger auf den Mund und strich mir dann damit über die Wange. Fragend schaute ich ihn an.
„Hörst du das?“, fragte er und deutete auf die Tür und tatsächlich ich hörte Schritte, viele Schritte und das klappern von Rüstungen.
„Wir müssen hier weg!“, flüsterte ich hysterisch .
„Komm mit, hinter den Thron.“, riet er mir und eilte zum Thron, dahinter drehte er einen Kronleuchter um und die Wand ging nach hinten.
„Eine Geheimtür.“, bemerkte ich, aber es war zu spät. Mit einem lauten Geräusch kamen die Wachen in den Saal und blickten zu uns. Ihre Gesichter verrieten ihre Verwirrung. Einige hielten mit ihrer Bewegung inne, andere wechselten besorgt einen Blick und zogen ihre Waffe.
Odin zog mich an der Hand, aber ich entzog ihr ihm wieder.
„Es bringt nichts, sie haben uns schon entdeckt. Geh du weiter, ich regel das hier.“
Ich spürte seinen fragenden, stechenden Blick auf mir und schaute zum Boden, während ich den Ring an meiner rechten Hand drehte.
“Bitte.“, fügte ich dann noch hinzu, aber er machte keine Anstalten weiter zu gehen. Seufzend wand ich mich nun an die Wachen, den Ring nahm ich von meinem Finger und lies ihn auf den Boden fallen. Er klimperte und dieses Geräusch war eine Weile das einzige.Plötzlich fühlte ich alles viel deutlicher, roch den intensiven Geruch von Blut, hörte das Herzschlagen der Wachen und spürte ihre unterschiedlichen Gefühle. Ich hörte wie einige der Wachen die Luft erschrocken ein sogen und spürte wie die Verwandlung anfing. Odin hätte es so oder so bald erfahren müssen. Ich war ein Dämon, um genau zu sein und Hundedämon der, dank des Ringes, Menschliche Gestalt annehmen konnte. Vielleicht erklärte das auch warum unser Schloss so groß war und sich meine Eltern nicht wirklich oft zeigten, da sie ausgewachsene Dämonen waren und bei ihnen der Ring nicht viel brachte, sobald sie Blut rochen. Sie wurden von Blut, vom verlangen und der Leidenschaft beherrscht, einen eigenen Willen gab es nicht wirklich. Vor einigen Jahrzehnten wurde um unser Königreich ein Schutzschild von einem Buddhistischen Mönch gezogen, es war nicht nur für unsere Sicherheit vor Dämonenjägern, es war auch zum Schutz der Einwohner, falls meine Eltern sich mal nicht beherrschen könnten. Ich war eine Dämonenprinzessin. Seufzten schaute ich auf, fuhr meine Krallen aus, ich wusste wie ich aussah. Anders als meine Familie, die cremefarbenes bis weißes Fell hatte mit hellen Markierungen an den Beinen und auf der Stirn. Ich hatte schwarzes Fell und blutrote Augen. Ich blendete alles aus und sprang einfach in die Menge, egal was Odin nun von mir denken mochte, ich könnte ihn so retten. Er würde mich nicht mehr lieben, wie konnte man ein Monster wie mich lieben?
Die Wächter liefen in Richtung Tür, aber mit einem Blick auf die Tür lies ich sie von selbst verriegeln und fiel dann über die Wachen her. Einer nach dem anderen schlitzte ich sie auf, schüttelte sie so lange bis ein knacken mir verriet das ihr Genick gebrochen war und warf sie dann zu den anderen Leichen auf einem Haufen. Tief rot waren meine Pfoten von Blut getränkt. Ich blickte über das ganze Blut und bemerkte, dass ein Mann noch am Leben war. Merkwürdig verrenkt lag er da und schaute mir direkt in die Augen. Vor Angst zitterte er und flehte um sein Leben.
Gnadenlos hob ich eine Pfote und riss ihm ein Bein raus, er schrie auf und auf eine unmenschliche Weise fühlte ich ein Glücksgefühl, ich spürte seine Angst, meine Macht und ein kaltherziges Lächeln lag in meinem Gesicht. Bis auf eine, zog ich alle Krallen ein und bohrte die eine dann langsam in seinen Kopf. Er zappelte wie ein Fisch und eine vertraute Stimme holte mich wieder zurück. „Lisanna! Lass ihn in Ruhe! Es reicht!“, rief Odin.
Erschrocken lies ich die Pfote fallen und hörte noch ein lautes knacken darunter. Mein Blick wanderte zu Odin. Was hatte ich getan? Ich war ein Monster!Widerwillig drehte ich mich ganz zu Odin und hinterließ mit meinen Pfoten blutrote Abdrücke. Jetzt war es sicher, dass er mich nicht mehr lieben würde. Ich atmete das letzte Mal den verführerischen Geruch von Blut ein verwandelte mich mit letzter Kraft in einen Mensch zurück. Taumelnd lief ich zu Odin, er umarmte mich unerwartete und steckte mir den Ring an, auf dem das Wappen meines Königreiches zu sehen war, ein dreischwänziger Wolf. Mir schossen Tränen über die Wange und ich klammerte mich an Odin.
„Es... es tut mir leid!“, schluchzte ich unter Tränen.
„Ganz ruhig.“, sagte er und strich mir durchs Haar, seine Berührung beruhigte mich und ich schaute ihn an. „Ich bin ein Monster! Ich wollte das doch gar nicht so, es tut mir so leid!“, wiederholte ich und er wischte mir eine Träne weg.
„Ich bin nicht besser als du, habe meine eigene Mutter getötet.“, sagte er und versuchte zu lachen, auch wenn es wohl gerade nicht der beste Zeitpunkt war.
Ich nickte bedrückt und umarmte ihn wieder.
„Ich liebe dich!“, sagte ich ihm und mir lief wieder eine Träne über die Wange, er sprach nicht davon, dass ich ein Dämon war, warum?
„Ich dich auch, egal was du bist. Wir werden heiraten, ich verspreche es dir.“
Er küsste mich zärtlich am Hals und sein Kuss brannte wie Feuer auf meiner Haut und genau in diesem Moment lief mir Blut aus der Nase. Es erinnerte mich daran, dass ich noch kein ausgewachsener Dämon war, dennoch konnte ich mich jetzt schon nicht wirklich beherrschen.
Odin holte ein Taschentuch aus seinem Hemd und hielt es mir unter die Nase.
„Komm wir gehen dich waschen, du bist voller Blut und ich jetzt auch.“
Er lachte und es war deutlich zu merken, dass es ihm nun einfacher fiel.
Ich nickte nur knapp und lies mich von ihm durch den Geheimgang in sein Gemach führen.
Wir machten aus, dass wir niemanden davon erzählen würden und einfach den Unwissenden spielen . Odin erzählte seiner Magd Darleen, ich hätte Nasenbluten bekommen und wir brauchten nun ein Bad.
Darleen verschwand darauf hin im Badezimmer und lies uns Wasser einlaufen. Eine Weile nachdem Odin bereits im Wasser war schaute ich in den Spiegel und bürstete mir durchs Haar. Er liebte mich, so wie ich war. Sollte das Glück wirklich auf meiner Seite sein? Oder war er nur genauso Naiv wie ich? Ein Dämon und ein Mensch, konnte das wirklich gut sein?
„Lisanna, was wartest du so lange, kommst du nicht zu mir ins Bad? Das Wasser ist herrlich.“, sprach Odin und ich drehte mich vom Spiegel zu ihn um.
„Natürlich.“, sagte ich und zwang mich dazu meine Gedanken zu vergessen und einfach seine nähe zu genießen. Meine Kleidung lies ich fallen und dann stieg ich zu ihn in das warme, nach Lavendel duftende Wasser. Entspannt lies ich den Kopf in den Nacken fallen und schloss die Augen.
Nach einer Weile öffnete ich sie wieder und betrachtete meinen Geliebten. Er lies seinen Blick an mir hinunter wandern und seine Leidenschaft fraß sich in mich hinein. Mit seiner Hand fuhr er mein Bein entlang und ich kicherte, als er mich am Fuß kitzelte.
„Nana!“, sagte ich und beugte mich dann über ihn. Einige Augenblicke schauten wir uns nur voller Sehnsucht an, doch dann zog er mich zu sich hinunter und küsste mich innig.
Hingebend öffnete ich den Mund und fuhr mit meiner über seine Zunge. Odins Hand lag auf meinen Hüften und zogen mich an ihn.
„Du wirst meine Frau.“, sagte er und schaute mich liebevoll an. Ich lächelte und küsste ihn wieder, lies meine Lippen dabei langsam über seine Wange an seinem Hals hinunter wandern.
„Lisanna, warte.“, sagte er und ich hob meinen Kopf.
„Ja?“, fragte ich und zeichnete Kreise auf seiner nackten Brust.
„Verspreche mir, dass du bei mir bleibst und meine Frau wirst.“
„Ich verspreche es hiermit feierlich.“, sagte ich und lächelte, ehe ich mich wieder über ihn her machte. Er lachte und lies zu, dass ich ihn weiterhin küsste, ich liebte ihn, ich wollte ihn, nur ihn.
Wenn ich könnte würde ich alles hinter mir lassen und mit ihm fliehen.
Fliehen vor unseren Pflichten als Adlige, vor diesem Laures der mich heiraten wollte und der
Tatsache das wir beide Mörder waren. Oder war das letzte gerade das, was mich in diesem Moment verrückt nach ihm machte? Die Tatsache das wir beide etwas eiskaltes in uns hatten? Eine Seite die ohne mit der Wimper zu zucken töten könnte.
Ich hörte Schritte außerhalb des Bades und dann sprang die Tür auf, widerwillig lies ich von meinem Geliebten ab und schaute auf den großen Mann der im Türrahmen stand.
„Da können sie doch nicht einfach hinein!“, schrie die Magd hysterisch.
„Ich muss mit dem Prinzen reden.“, sagte der Mann und ich spürte wie er seinen Blick an mich hinunter wandern lies, so wie Odin es zuvor getan hatte. Nur dieses Mal gefiel es mit ganz und gar nicht, etwas absurdes lag in seinen Augen.
„Was wollen sie?“, fragte Odin genervt und ich lies mich auf der anderen Seite der Wanne ins Wasser gleiten. Warum mussten gerade jetzt welche kommen?
„Es geht um die Königin.“ Bei diesen Worte zuckte ich ungewollt zusammen.
„Was ist mit meiner Mutter?“, fragte Odin so als würde er nichts wissen.
Es lief mir eiskalt den Rücke runter, es konnte verdammt gut lügen, er zuckte nicht einmal mit der Wimper.
„Sie wurde ermordet. Wir vermuten es war ein Dämon, einige unserer Wachen sind ebenfalls getötet worden, um ehrlich zu sein alle die dort waren.“
„Sie ist tot?!“, rief Odin geschockt aus.
„Ja, es ist nicht sicher ob der Dämon noch da ist. Es wäre sicherer wenn sie.“ Er schaute herab fallend auf mich, „Sich später vergnügen könnten und nun zu den Wachen kommen, damit wir sie beschützen können.“
Ich schnaubte empört und sah in Odins Augen etwas amüsiertes auf blitzen.
„Wenn die Wachen getötet wurden, warum glaubt ihr, dass ihr mich beschützen könnt?
Ich denke, dass wenn der Dämon mich ebenfalls töten wollte, er mich schon geholt hätte, oder?“
„Aber wie können hier doch nicht alleine herum sitzen und tun als wäre nichts gewesen!“, klagte ihn der Mann an.
„Wollen sie meine Reaktion in Frage stellen? Ich bin nun der neue König, ab sofort nehmt ihr Befehle von mir an und eure Loyalität gehört mir. Verschleiert den Mord, man brauch keine unnötige Unruhe im Königreich, sagt sie sei bei einem Angriff von Räubern getötet worden, die Räuber seien aber gefangen. Um den Dämon kümmert ihr euch später. Und jetzt lasst mich in Ruhe.“
Der Mann starrte Odin eine Weile an und es schien als würde er dem jungen Prinzen widersprechen wollen, nickte dann aber nur skeptisch und verbeugte sich vor dem neuen König. Danach verließ er mit der Magd das Bad, die betroffener wirkte als Odin.
„Verschleiern?“, fragte ich und blickte ihn an. Er benahm sich merkwürdig, ein wenig Naiv als neuer König, oder was das Absicht?
„Ich werde das schon regeln.“, sagte er und blickte mich von Null auf Hundert wieder so verführerisch an, dass ich nicht anders konnte als wieder über ihn her zu fallen und mich ihm hinzugeben.

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Tag der Veröffentlichung: 25.03.2012

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