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Kapitel 1


Umzuziehen, fand ich einfach nur zum kotzen.
Das fand ich schon, als meine beste Freundin umzog, weit weg, in eine andere Stadt.
Und nun war ich dran. Ich zog um. In eine Stadt, oder eher gesagt in ein Dorf, den groß ist diese „Stadt“ nicht.
Es stand irgendwo dort draußen, und ich wusste schon jetzt, dass es dort traurig sein würde und schwer. Nicht nur für mich, sondern auch für meine Ma. Sie hatte es sehr schwer im Leben, ihr Vater starb, als sie noch sehr jung war, sie hatte eine Fehlgeburt, mein Vater machte sich aus dem Staub, sobald er gewusst hatte, dass meine Mutter mit meinem kleinen Bruder Nathan Schwanger war.
Dann kam aber James, ihr Verlobter. Gegen ihn hatte ich nichts.
Nein, er war wirkich nett zu uns und das wichtigste, fand ich, er machte nach langer Zeit unsere Ma wieder glücklich.
Aber die Schicksalsschläge, die sie heimgesucht hatten, hatten sie sehr geprägt und sie war nicht mehr die Frau, die einst so Selbstbewusst und stark durchs Leben ging.
Sie erzählte mir einmal, dass sie durch diese furchtbaren Dinge viel gelernt hatte und die Welt nun anders sah, sie sah sie richtig und das glaubte ich ihr.
Aber ich war nicht damit einverstanden umzuziehen, meine Ma meinte es wäre für alle das beste, besonders für mich. Ich war aber der Meinung, dass meine Mutter davon laufen wollte, vor ihrem Leben.

Genau deshalb zogen wir um. In das Haus meiner Großmutter, die schon vor 4 Jahren gestorben war. Das Haus hatte sie meiner Mutter vererbt, warum wussten wir nicht, denn meine Ma hatte nicht viel Kontakt mit ihr.
Und wir selbst besaßen schon ein Haus, in einer Stadt, einer großen Stadt.
Wo ich Freunde hatte, auf eine gute Schule ging und auch gute Noten schrieb, wo ich mich wohl fühlte.- Sehr sogar.
Nun aber bekam ich schon, alleine am Gedanken daran Umzuziehen, ein komisches Gefühl in der Magengegend. Im Fernsehen, auf der Straße, einfach überall hörte und sah ich nur noch, dass Menschen umzogen.
Vorher hatte ich das nie wirklich mitbekommen. Aber war das nicht immer so? - Wenn man etwas verdrängen wollte, wurde man immer wieder im Alltag darauf hingewiesen, regelrecht gepiesackt fühlte ich mich von meinem Umfeld.
Aber der Abschied war das schlimmste.
Jeder den ich kannte kam. Sei es Familie oder Freunde, sogar unsere Schreckschrauben von Nachbarn kamen, mit einem dicken Grinsen im Gesicht und deren eigenartigen Akzent wünschten sie uns alles gute.

„Die >Glückwünsche

Kapitel 2


"Wunderschön!", rief sie aus und ich hätte sie erschlagen können.
Aufgeregt hüpfte meine Mutter wie ein pubertierender Teenager durch die gegend.
Sie freute sich auf unser "neues zu Hause" und es freute mich, dass sie glücklich war.
Doch bekam sie nicht mit, wenigstens manchmal, wie es mir dabei ging?
Diesen Gedanken verwarf ich aber schnell, ich fühlte mich einfach schlecht dabei daran zu denken. Ihre fröhliche Stimmung wollte ich ihr nicht nehmen, ganz und gar nicht.
Aber sie, als meine Mutter, müsste sie da nicht mitbekommen wie ich darauf reagierte?
Müsste sie nicht diejenige sein, die mit mir darüber reden müsste?
Ich hatte ein schlechtes Gewissen, ich musste nach vorne schauen, aber das war nicht immer so leicht. Nie war es leicht, so empfand ich es.
So war ich eben.
"Yamie! So verzieh doch nicht dein hübsches Gesicht. Es ist doch wunderschön hier.", bewundernd durchquerte Ma den großen Vorgarten des Hauses.
Zugeben musste ich schon, dass das Haus wirklich traumhaft ausssah.
Die riesige Veranda, der große Balkon, das weiß gestrichene Holz, die dunkle Tür, das alles hatte etwas, etwas magisches.
Gemeinsam suchten wir uns einen Weg durch den Garten, der von Unkraut nur so protzte.
Wie es vorher aussah, bevor Großmutter starb, konnte ich schlecht wissen.
Mutter sagte aber mal, dass sie ihren Garten geliebt und geflegt hatte.
Bei diesem Anblick war es aber unvorstellbar, das dies einst so prächtig von Blumen nur so sprühte.
"Unvorstellbar...", flüsterte ich vor mir hin. Meine Worte gingen, in den sanften rascheln der Bäume unter.
Kurz bevor wir auf die Veranda traten fiel mir auf, dass ich Grouch ganz vergessen hatte.
Der Arme! Dachte ich und blickte zurück zum Auto.
Vor erstauenen weiteten sich meine Augen. Der im Auto vermutete Kater, saß tatsächlich wenige Meter von uns entfernt auf einer morschen Bank und leckte sich genüßlich die Tatze.
Eigenartig. Stirnrunzelnd bedachte ich ihm mit meinem Blick.
Sonnst tat sich Grouch es auch nicht gerade leicht mit neuen Umgebungen.
Er wirkte, als ob er sich hier wohl fühlte.
Vielleicht erinnerte er sich an diesem Ort. Grouch hatte einige Wochen bei Großmutter gelebt, bevor sie ihn mir schenkte.

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Tag der Veröffentlichung: 30.12.2011

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