Es war einmal ein kleines Mädchen dessen Unschuld der Morgenröte, welche geboren aus dem Schoß der Dunkelheit den Himmel zärtlich und verspielt weckte, glich.
Dieses Mädchen hatte Träume, so wie sie alle kleinen Kinder haben. Sie träumte davon, einmal eine Prinzessin sein zu können. eine Prinzessin so wie in den Märchen die rede ist, eine Prinzessin die auf einem Schloss lebte, wunderschön aussah, jeder sie gern haben musste und die einen Prinzen an ihrer Seite wusste der sie überalles liebte und sie niemals mehr alleine lassen würde.
Das kleine Mädchen ging oft zu ihrer Großmutter. Sie hatte liebevolle Augen und jede Umarmung von ihr glich einem Sonnentag der einen wärmte, durch und durch und das Herzchen ging dem Mädchen bei jeder Umarmung und Liebkosung aufs neue auf.
Sie liebte ihre Großmutter, denn nur sie wusste wie es um sie bestellt war, sie wusste was ihr kleines Herz begehrte, hatte immer ein tröstendes und kluges Wort und vor allem las sie immer aus dem großen schweren alten Märchenbuch vor.
Wenn sie so erzählte, ihre sanfte Stimme in das kleine Ohr des Mädchens drang, dann schloss es oft die Augen. Sie konnte spüren wie die Worte in ihr kleines Herz eindrangen und die Worte: alles wird wahr, wenn du nur dran glaubst, vorsichtig hinein meißelte.
Und so kam es das sie an einem Sonntagnachmittag, im Sommer, die Rosen standen voll in Blüte, in Großmutters kleinem Garten saßen, die Großmutter wie immer das große schwere Buch auf dem Schoß hatte und das kleine Mädchen in ihrem zarten weißen Sommerkleid zu ihren Füßen auf der sattgrünen Wiese saß. Ein paar Vögel zwitscherten fast bedächtig um das Idyll des Sommers nicht zu stören. Die Sonne strahlte hell und klar vom Himmel, das blau wurde nur durch ein paar weiße Schäfchenwolken verdeckt und ein laues Lüftchen ließ die brauen lockigen Haare der kleinen wehen. Auf dem Tisch standen frisch geschälte Äpfel und ein paar Kirschen, daneben zwei Gläser Früchtetee in denen Eiswürfel aus Orangensaft schwammen.
Ungeduldig zupfte das Mädchen am Rock der Großmutter. Langsam schlug sie das Buch auf, sie wusste genau welches Märchen sie lesen sollte, so oft hatte sie es schon erzählt, sie bräuchte das Buch eigentlich nicht mehr, denn auch sie hatte die Geschichten als Kind schon gehört.
Jedesmal wenn sie das Buch in ihren Händen hielt und vorsichtig, fast zärtlich darüberstrich dachte sie an ihre Kindheit zurück. Gedanken versunken blickte sie auf das Buch, bis das Mädchen an ihrem Arm rüttelte. Sie schenkte dem Kind ein lächeln, strich über ihr gelocktes Haar und gab ihr zu verstehen das es nun losgeht.
Sie schlug die Seite 106 auf und in großen altdeutschen Lettern stand ganz oben Aschenputtel. Langsam sank da Mädchen zurück auf die Wiese lehnte sich mit dem Gesicht an Großmutters Knie und lauschte der weichen und sanften Stimme. Nach Seite zwei schloss das kleine die Augen. Sie sah die Bilder vor sich, sah die böse Stiefmutter und das arme Aschenputtel, das ihr wie aufs Haar glich.
Sie träumte von ihrem Prinzen der sie hohlen würde, ihr das Gefühl geben würde etwas ganz besonderes zu sein. Sie träumte von all den schönen Kleidern, dem Glitzer der Steinchen mit denen die Spitze der Kleider besetzt waren.
Es gab viele von diesen Sonntagen doch immer wenn der Sonntag sich dem Ende näherte und das kleine Mädchen heim musste, waren all die Träume von ihrem Prinzessinnen da sein und von ihrem Prinzen hinfort.
Zuhause war es alles anders. Kein Schloss, keine schönen Kleider. Nur ihr kleines Zimmer, mit Möbeln die sich ihre Eltern mühsam zusammen gespart hatten. Ihr Vater war sehr krank und ihre Mutter war den ganzen Tag arbeiten, damit sie leben konnten. Oft gab es Streit zwischen ihren Eltern, welchen sie abends, wenn sie in ihrem kleinen Bettchen lag immer hörte. Dann schloss sie die Augen, dachte an die schönen Sonntage mit Oma im Garten und an ihren Prinzen der irgendwann kommen würde und sie in die Arme nehmen würde und ihr das Gefühl geben würde das alles gut wird.
So lag sie auch heute da, mit ihrem Teddy im Arm, dem sie, mit ein wenig Stoff, ein kleines Prinzessinnen Kleid genäht hatte. Das Kleid war aus dem alten Stoff Großmutters Küchengardine. Ein zartes Rosa mit Blümchendruck. Großmutter hatte auch ein paar Knöpfe gegeben, die aussahen wie Edelsteine. Sie drückte und herzte ihn ganz fest, schloss die Augen und schlief ein.
Als sie am Morgen aufwachte lag ihr Teddy neben ihr, sie gab ihm einen Kuss, setzte ihn auf ihr Kopfkissen, dann stand sie auf, wusch sich machte sich ihr Brot und goss sich ein großes Glas Milch ein. Die Mutter war schon längst aus dem Haus um Geld zu verdienen, doch bevor sie das tat, ging sie immer ans Bett der kleinen, strich ihrer geliebten Tochter übers Haar seufzte und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Stirn. Manchmal musste sie sich auch eine Träne weg wischen, die langsam ihre Wangen hinunter rollte. So gerne wollte sie doch wie die anderen Mütter sein, doch ihre Situation ließ es nicht zu, sie musste ob sie wollte oder nicht.
Schnell lernte das Mädchen erwachsen zu werden und von ihrer kindlichen da sein war bald nicht mehr viel über. Die Jahre verstrichen und die Sonntage bei Großmutter wurden auch immer seltener. Das Mädchen wuchs heran und lernte alsbald für sich selber zu sorgen. Da die Eltern nicht viel hatten suchte sie sich Arbeit, damit die Mutter etwas entlastet wurde.
und so kam es das die Großmutter erkrankte und an ihr Bett gefesselt war. Der Rosengarten verkümmerte, es war fast als trauere er um die Großmutter und das kleine Mädchen die nicht mehr kamen.
Oft dachte das Mädchen an ihre Großmutter, doch hatte sie nun andere Probleme, die sie oft in die Realität des Lebens wiederholten. Das Mädchen fing an sich auf die Suche des Prinzen zu geben, doch musste sie feststellen, das es einige Frösche sind die sie da küssen musste.
Als sie die Hoffnung fast aufgegeben hatte ihren Prinzen zu finden, stand er da. Nicht so schön und prachtvoll wie sie sich ihn vorgestellt hatte, auch hatte er kein Schloss und kein Pferd, aber es schien wenn er sie ihn die Arme nahm alles um sie herum zu versinken und sie sich geborgen fühlte.
Aus dem Mädchen wurde eine Frau. Oft hatte sie mit sich zu kämpfen. War da doch eine Stimme, die des Mädchens, die sagte sie soll ihre Träume nicht vergessen. Doch die Frau antwortete, das Träume sind und das man das was man hat schätzen sollte, egal was passiert. Bald heiratete die Frau ihren Prinzen, gebar ein Kind von ihm und alles hätte schön sein können. Sie glaubte ein happy end gefunden zu haben, sie leben glücklich und zufrieden bis ans ende ihrer Zeiten, doch sah sie nicht das in ihrem vermeidlichem Prinzen ein garstiger Frosch saß. So kam es das sie oft in Tränen versunken an Aschenputtel denken musste und das es wohl alles nur Märchen sind. Manchmal gab sie ihrer Großmutter die Schuld an ihrer Situation, sie hatte ihr die Märchen vorgelesen und die Träumereien in den Kopf gesetzt. Doch dann tat es ihr auch gleich wider leid, ihrer Oma so Unrecht getan zu haben. Sie weite oft Meere von Tränen bis sie begriff das ihr Prinz keiner war, sondern nur ein garstiger alter Frosch der mit seinem treiben ihr übel zusetzte.
Schließlich fasste sie sich ein Herz und löste das Märchen, das keines war.
Sie fing an sich ihr eigenes kleines Schloss zu bauen, zog Mauern und Gräben um ihr Herz und ließ niemanden in es hinein.
Die Großmutter erkrankte immer mehr. Sie beschloss nun öfter zu ihr zu gehen, denn die Zeit des Lebens war fast abgelaufen. Als sie an einem Sonntag zu ihr ging und sich ans Bett der Alten setzte nahm diese ihre Hand und drückte sie ganz leicht. Die Alte konnte nicht mehr sprechen, und ihre sonst so klaren und liebevollen Augen waren alt und trüb geworden und konnten kaum noch sehen. Sie konnte ein schluchzten nicht unterdrücken, es setzte ihr zu ihre geliebte Großmutter so leider zu sehen. Leise ronnen ein paar Tränen ihre Wangen hinunter. Sie stand auf und ging zum Fenster und sah hinaus in den Garten. Nichts war von der Pracht der Rosen zu sehen. Sie dachte nach und ein unheilvolles Gefühl überkam sie. All die Jahre hatte sie nur nach sich geschaut und den Menschen der ihr so viel gegeben hatte, hatte sie im Stich gelassen.
Da überkam sie ein Gedanke fasste sich ein Herz und ging zum Bett der Alten zurück.
Sie nahm ihre Hand, küsste die Großmutter auf die Stirn und flüsterte dass sie nächste Woche ganz bestimmt wiederkommen würde. Die Alte lächelte und schlief ruhig ein.
Die Frau machte sich gleich auf den Weg zur Gärtnerei. Sie wollte Rosen und zwar genau die roten die so herrlich dufteten. Sie hatte keine Ahnung von Gartenpflege, was sie benötigte um die Garten wieder so hinrichten wie er in ihrer Kindheit gewesen ist.
Sie ging in den Laden hinein und beschrieb dem Gärtner bis ins Detail genau wie der Garten ausgesehen hatte und gab ihm zu verstehen das er genau so wieder aussehen musste!
Es gab viel zu tun und sie ging jeden Abend nach der Arbeit in den Garten der Großmutter und ackerte um das kleine Paradies wieder aufleben zu lassen.
Der Sonntag kam und wie verspochen ging sie zur Großmutter. Als die Großmutter sie sah, lächelte sie und hob ihr die Hand entgegen. Die Frau nahm die Hand und drückte sie fest an ihre Brust und sagte das es heute ein wenig anstrengend für sie werde würde. Sie hatte einen Rollstuhl geliehen und sagte der Großmutter das sie rausgehen würden in den Garten. Die Großmutter schüttelte heftig den Kopf, doch sie ließ sich nicht abbringen. Sie holte den alten Lieblingsrock der Großmutter und eine dünne Strickjacke, zog die Alte an und hievte sie in den Rollstuhl.
Die Großmutter gab ab und zu einen Stöhnlaut von sich, sicherlich ward sie von Schmerzen geplagt. Langsam schob sie die Großmutter in den Garten, der in voller Rosenpracht blühte. Das rot stach von dem satten grün des Rasens ab, und die Großmutter ließ einen Freuden Seufzer los. Die Frau beugte sich besorgt zu ihr herunter um sich zu vergewissern das es ihr gut geht. Da sah sie eine Freudenträne die Wange der Großmutter hinunter huschen.
Mitten auf dem satten grün der Wiese stand der kleine weiße Tisch, auf dem eine Schale mit frischem Obst stand und auch zwei Gläser Früchte Tee. Daneben der alte Gartenstuhl und der Sonnenschirm. Sie schob die Großmutter auf die Wiese und bat sie sich noch einen Moment zu gedulden. Schell lief die Frau hinein und holte das große Buch aus dem Regal. Es war ein wenig vergilbter als damals aber der Einband war noch immer so gut erhalten.
Sie stand da, Tränen in den Augen und strich langsam über das Buch. Dann seufzte sie tief drückte das Buch an ihr Herz und lief geschwind in den Garten hinaus.
Ihre Großmutter saß da, ein wenig zusammengesunken, denn die Kraft der Alten war schon vor Jahren geschwunden.
Sie half ihr sich wieder aufrecht hinzusetzten zupfte die Strickjacke zurecht und sah ihrer Großmutter in die Augen. Es schien als würde die Zeit zurückgedreht…
Sie setzte sich in den Gartenstuhl, der heftig knirschte, schloss die Augen atmete tief durch nahm das Buch in die Hand und schaute auffordert zu ihrer Großmutter hinüber.
Die aber lächelte und nickte nur es war klar welches Märchen sie vorlesen sollte. Die Alte lehnte sich zurück und genoss es die Stimme ihrer Enkelin zu hören.
Während die Frau so las, schossen ihr die Gedanken durch den Kopf, alles kann war werden, du musst nur daran glauben. Dein Prinz wartet, verschließ dich nicht…
Auf der letzten Seite des Märchens angelangt, merkt sie wie es in ihrem Herz knackt, grade so als würde eine Mauer einreißen. Als würde das Schloss und die Gräben die sie mühsam um es herum aufgebaut hat, einstürzen.
Sie fragte sich was sie nur so gefühlskalt gemacht hat und warum sie sich nur so verschlossen hatte, warum sie aufgehört hat zu träumen. In diesem Idyll in dem sie saß, in dem sie so viele Jahre ihrer Kindheit verbracht hat, indem ihre Großmutter ihr immer Mut gemacht hat, nie aufzugeben, in dem sie gelernt hatte zu träumen wurde ihr klar was ihr so viel Kummer bereitete.
Sie beendete das Märchen mit dem Satz: und sie lebten glücklich bis an ihr Ende. Dann sah sie zu ihrer Großmutter hinüber, die schwer atmete. Schnell ließ sie das Buch sinken und packte die Hand der Alten. Die Großmutter wusste das ihre Zeit gekommen war, nahm all ihre Kraft zusammen und strich ihrer Enkelin, die wie damals vor ihr kniete und ihre Hand hieltein letztes mal über die Haare. Dann entschlief sie für immer….
Die Frau sah mit Tränen in den Augen hinauf zur Großmutter nahm ihre Hand und sagte: ich werde meine Träume wiederfinden und die Suche nach meinem Prinzen niemals aufgeben, das verspreche ich dir…..
Texte: Text: Melanie W.
Tag der Veröffentlichung: 14.01.2009
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
Für meine Oma die mich immer wieder zum schreiben inspiriert.