Ich werde von einem lauten Rumpeln aufgeweckt, mein Kopf beginnt sofort zu brummen. Das Flugzeug schaukelt weitere Male und ich hoffe das ganze sei ein Traum, also zwicke ich mich in den Unterarm. Nichts.
Es ist die Realität. Jack, mein kleiner Bruder sieht mich verzweifelt an: „ Brennan, wir werden abstürzen!“, doch als ich ihm versichere dass nichts passieren wird, liest er in seinem Buch weiter. Aber schon nach kurzer Zeit, in der das Flugzeug immer öfters ruckelt, wird mir schlecht, ich wende mich meine Mutter, und bitte sie, mich durchzulassen und verschwinde in die Toilette.
Als ich jedoch gerade zugesperrt hatte, meldet sich eine Frauenstimme aus dem Lautsprecher „ Bitte schnallen sie sich an, wir befinden uns gerade in einer Wolkenschicht, es könnte einige Turbulenzen geben!“ Ich wende mich wieder der Tür zu und will sie aufsperren doch sie klemmt, so oft ich es auch versuchte.
Mir wird eiskalt, es schwirren mir tausende von Gedanken durch den Kopf. Wäre ich bloß nicht in dieses Flugzeug eingestiegen, nein noch besser hätte ich meine Eltern und meinen Bruder nur nicht davon überzeugt nach Hawaii zu reisen. Wir hätten genauso gut auch nach Venedig fahren können. Oder wären wir nur einfach daheim geblieben, dann würde ich genau zu dieser Zeit mit meinen Freundinnen Tennis spielen. Verzweifelt suche ich nach Möglichkeiten, wie ich hier herauskomme, als es mich an die Wand reißt. Ich wusste es, wir werden abstürzen! Vor der Tür höre ich meine Familie nach mir schreien, ich will sie darauf aufmerksam machen, dass ich hier nicht mehr herauskomme aber ein lautes Pfeifen und Rauschen übertönt mich. Im Passagierraum höre ich die Menschen kreischen und schreien, ich breche in Tränen aus, trommele entmutigt an die Tür, aber niemand konnte es hören, also setze ich mich in der Hoffnung, dass sich alles noch zum Guten wenden würde einfach auf den Boden und werde bis dahin nichts tun. Jedoch muss ich nicht lange warten, zumindest auf das Unglück meines Lebens, wir treffen auf den Atlantik, den das Flugzeug gerade überquerte, auf. Und ich steckte in dieser mini Kabine fest!
Plötzlich wird alles vor meinen Augen schwarz.
Gefühlte Jahre später wache ich an einem Strand wieder auf, im Hintergrund höre ich den Wind durch die Palmen rauschen. Aber da ist noch etwas, hinter mir sprechen mehrere Männer. Als ich versuche, mich nach ihnen umzudrehen, falle ich erschöpft wieder zurück in den Sand, doch dieser ist so heiß, das ich mir den Nacken verbrenne.
Wo sind meine Eltern? Wo ist meine Familie? Da fällt mir alles wieder ein. Wir wollten in den Urlaub fliegen, für eine Woche nach Hawaii. Doch dann kam dieser verdammte Absturz und es kommt mir vor als wäre alles, mein ganzes Leben zerstört.
Ich beginne leise zu weinen, aber einer der Personen hinter mir hört es. Er spricht seine Freunde oder was auch immer sie sind an: „Das Mädchen ist aufgewacht, ich sollte besser zu ihr gehen an nachsehen wie es ihr geht!“ Vorsichtshalber schließe ich meine Augen und tue als wie wenn ich schlafen würde, vielleicht bemerkt er es nicht.
„ Mach die Augen auf, ich will dir nur helfen. Ich heiße Sam und wer bist du?“, erklärt er mir ruhig.
Was soll ich machen? Ihm vertrauen? Was wäre, wenn er mich fortschleppen wird? Es würde sowieso nichts mehr ändern, ich habe vermutlich meine Familie verloren, mein ganzes Leben ist dahin, was gib es noch schlimmeres?
Also öffne ich langsam die Augen, doch als ich diesen Mann vor mir sehe, stockt es mir den Atem. Wieso habe ich nur an das Schlimmste gedacht und nicht an das Schönste? Er sieht wunderschön aus. Sein Gesicht ist unbeschreiblich. Atemberaubend. Nein, es gibt keinen Ausdruck dafür, er ist zu schön um wahr zu sein! Er hat dunkelbraune Augen, ja, sie sind fast schon schwarz, so dunkel sind sie, dass man glauben könnte, es sei möglich sich in ihnen zu verlieren! Er hat braune Haut, aber nur von der Sonne gebräunt also nicht zu dunkel, sondern fast schon beige. Der junge Mann hat glatte, schwarze Haare, mittelkurz sind sie, ein paar Strähnen hängen ihm ins Gesicht.
„Sagst du noch was?“, er reißt mich aus meinen Träumen heraus, „ Oder hab ich dir mit meiner Schönheit die Sprache verschlagen?“
Es ist doch immer dasselbe, die Schönsten sind egoistisch. Aber als er meinen geschockten Gesichtsausdruck sieht, verbessert er sich selbst: „ Oh sorry, ich hab das nicht so gemeint, wir haben nur selten so schöne Mädchen in der Gegend! Also, wie heißt du?“
Ich laufe rot an und stottere meine Namen: „Brennan, Temperance Smith. Ich komme aus...“ Ich beende meinen Satz nicht, vielleicht will er es gar nicht wissen, vielleicht gehört er aber doch zu irgendeiner Drogenmafia oder sonst noch was.
„ Sag ruhig, ich tu dir echt nichts! Das kannst du mir glauben, ich schwöre es!“, meinte er lächelnd.
„Kentucky. Louisville, kennst du das? Wo bin ich hier eigentlich?“
„Ja, sicher kenne ich das. Mein Onkel wohnt irgendwo in der Nähe davon. Zumindest glaube ich das, hab ihn schon länger nicht mehr gesehen. Äh, ist glaube ich nicht so wichtig wo wir sind!“, antwortet er mir.
Ich rastete aus: „ Wieso sollte es unwichtig sein? Ich bin gerade in einem Flugzeug gesessen, das abgestürzt ist, bin jetzt irgendwo im Nirgendwo, weiß nicht wo meine restliche Familie ist, geschweige denn ob sie noch leben?! Und du willst mir erzählen, es sei nicht wichtig, wo wir hier sind?“ Ich wollte aufstehen, doch wieder versagten meine Beine.
Er schob mich wieder zurück auf den Boden: „ Es tut mir leid, das wollte ich nicht, als ich hier angekommen bin hat man mir dasselbe gesagt, du wirst es späte erklärt bekommen, jetzt müssen wie erstmal in den Palace.“
Ich runzelte die Stirn, was meinte er damit? „ Ich kann nicht aufstehen, ich bin viel zu schwach.“
„Oh, warte ich werde dich tragen“, beschloss er und hob mich in die Höhe.
Auf was ließ ich mich nur ein? Wieso sage ich nicht einfach, dass ich nicht mitkomme? Er hat so eine besondere Ausstrahlung, die ihn attraktiv macht, aber mich trotzdem abschreckt vor ihm. Ich lasse meinen Kopf auf seine Schulter sinken und will nicht mehr darüber nachdenken.
Tag der Veröffentlichung: 09.11.2013
Alle Rechte vorbehalten
Widmung:
An alle meine Freunde, meine Familie!