Cover

>Alle Rechte an diesem Buch liegen bei mir!!


1.
Ich saß in einem leeren, kalten Raum. Die Wände waren weiß und kein einziges Möbelstück steht an der Wand.
Mein altes Zimmer war leer geräumt. Wir mussten umziehen. Meine Mutter hatte einen neuen Job in Berlin bekommen und natürlich hat sie ihn sofort angenommen. Ich wollte nicht umziehen. Ich hatte hier doch meine ganzen Freunde. Ich könnte meinen besten Freund für lange Zeit nicht mehr sehen. Mit wem sollte ich denn reden? Er hatte zwar schon gesagt, dass er jede Ferien vorbeikommen wollte, aber da war ja immer ganz viel Zeit zwischen. Wer würde mir dann zuhören?
Und dann kommt da ja noch die neue Schule! Ich weiß nicht mal wie sie sein wird und ob die Leute da nett sind! Ich würde die ersten Tage wahrsheinlich ganz alleine sein. Meine Mutter sah das alles ein bisschen anders. Sie verstand mich gar nicht. Sie meinte nur kurz, dass ich schon neue Freunde finden werde und dass das wahrscheinlich nicht so schlimm ist, wie ich denke.
Ich stand auf und ging zur Tür. Ich drehte mich um und schaute mir noch ein letztes mal den leeren Raum an. Dann schloss ich die Tür.
Meine Eltern saßen schon im Auto und warteten auf mich. Sie wollten endlich los. Bis nach Berlin war es immerhin eine lange Fahrt. Mein bester Freund Benni stand auch draußen und wollte sich verabschieden. Es fiel mir sehr schwer Tschüss zu sagen. Ich habe hier schon mein ganzes Leben lang gewohnt und mit Benni war ich auch seitdem ich 3 Jahre alt bin befreundet. Das sind immerhin 12 Jahre gewesen. Ich umarmte ihn und musste mich zusammenreißen, dass ich nicht anfing zu heulen. Ich wollte hier nicht weg, das stand fest und sobald ich 18 geworden war, wollte ich zurück kommen. >Jana kommst du endlich? Wir wollen los!<, rief meine Mutter ungeduldig aus dem Fenster. Das war es dann wohl. Ich stieg ins Auto und Papa fuhr sofort los. Benni guckte noch hinterher und winkte. Er würde mir sehr fehlen.
Die Autofahrt war ziemlich langweilig. Zuerst habe ich ein Buch zu Ende gelesen, aber dann hatte ich keine Ahnung, was ich noch hätte machen können. Ich versuchte ein Gespräch mit meinen Eltern aufzubauen, aber sie antworteten nicht richtig. Sie hatten gar keine Lust mit mir zu reden. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich anzufassen. Sie verhielten sich wie Teenager, die die Finger nicht voneinander lassen konnten. Ich setzte mich so gemütlich, wie es ging hin und versuchte zu schlafen. Das klappte aber auch nicht. Ich zog meinen MP3-Player aus der Tasche und steckte mir die Stöpsel in die Ohren. Ich drückte auf Play und konzentrierte mich nur auf die Musik.
Als wir dann nach langer Fahrt endlich angekommen waren, war ich nicht so begeistert von der Umgebung. Überall waren Hochhäuser. Hier gab es keine große Wiese, wo man sich im Sommer hinlegen konnte. Bei uns zu Hause, gab es überall Wiesen und im Sommer waren immer ganz viele Leute da, mit denen man sich unterhalten konnte. Auf der Straße war niemand zu sehen. Die Häuser waren alle grau und sahen identisch aus. Und hier sollte ich für die nächsten Jahre wohnen. Ich hoffte, dass es drinnen besser aussah.
Ich ging rein. Der Boden des Treppenhauses war zwar sehr sauber, aber die Wände waren mit Graffiti vollgesprüht. Wenigstens gab es einen Aufzug. Ich stieg und drückte den Knopf. Ich musste zur siebten Etage. Der Aufzug war eng und dreckig. In der dritten Etage stiegen drei weitere Personen ein, die nach unten wollten. Dann mussten sie halt ein bisschen warten.
Wir standen sehr eng aneinander, wenn noch eine Person eingestiegen wäre, würde wahrscheinlich keiner mehr atmen können. Als wir endlich in der siebten Etage angekommen waren, war ich froh, dass ich rauskonnte. Die Leute hatten mich alle ein bisschen komisch angeguckt. Meine Eltern waren schon da. Die Haustüre stand offen. Der Flur war lang und schmal. Geradeaus durch ging es zur Küche. Meine Eltern tranken gerade Kaffee dort. Ich ging weiter rein und schloss die Tür hinter mir. Es musste mal dringend gelüftet werden. Meine Mutter kam aus der Küche und zeigte mir mein Zimmer. Es war vielleicht halb so groß, wie mein altes Zimmer. Nebenan war dann direkt das Badezimmer. Ich ging rein und guckte mich ertsmal um. Es war dreckig. Ich wartete bis mein Vater anfing die neuen Möbel für mein Zimmer aufzubauen und fing dann an das Badezimmer gründlich zu putzen. Es dauerte ziemlich lange. Die Vormieter hatten echt einen Saustall veranstaltet. Als ich fertig war standen schon alle Koffer im Flur. Ich nahm meine und ging in mein Zimmer. Mein Vater hatte die Möbel schon alle aufgebaut. Mein Schreibtisch stand an der hinteren Wand unterm Fenster. Mein Bett stand direkt daneben in der Ecke. Mein Kleiderschrank war auf der linken Seite neben der Tür. Ich öffnete meinen Koffer und fing an, mein Zimmer einzurichten. Danach ging ich ins Badezimmer und verteilte dort meine Sachen. Danach ging ich ins Wohnzimmer. Meine Mutter räumte gerade die Sachen in die Schränke. >Jana, kannst du bitte hier weiter machen? Dein Vater und ich wollten schonmal ein wenig einkaufen gehen!<, sagte sie zu mir. Ich sagte nur kurz ja und dann war sie auch schon veschwunden. Zuerst riss ich alle Fenster auf. Der Gestank musste echt hier raus. Ich räumte die restlichen Sachen ein und rief dann Benni an. Ich erzählte ihn alles. Er versuchte mich aufzuheitern, aber mich würde im Moment nichts aufheitern. Ich legte auf und schloss alle Fenster. Dann suchte ich alle Sachen zusammen und ging mich duschen. Die Dusche war sehr kompliziert zu bedienen. Eh ich mal verstanden hatte, wie ich warmes Wasser bekam, war ich schon fertig. Ich zog mir meinen Bademantel an und ging ins Wohnzimmer. Plötzlich klingelte es. Ich dachte, dass es meine Eltern wären und öffnete die Tür. Davor stand aber eine Frau und ein Mädchen. Die Frau war um die 40 und das Mädchen in meinem Alter. Sie erklärten mir, dass sie gegenüber wohnten und fragten, ob meine Eltern da wären. Ich verneinte und sie gingen weg. Ich schloss dann leise die Tür und wartete auf meine Eltern. Ich hatte richtig Hunger bekommen. Als meine Eltern endlich wiederkamen, hatten sie Pizza mitgebracht. Ich wollte sie eigentlich in meinem Zimmer essen, aber Mama meinte, ich solle mit ihnen zusammen essen. Wohl oder übel musste ich mich dann mit den beiden an einen Tisch setzen. Ich versuchte ein Gespräch anzufangen, aber sie ignorierten mich einfach. Das war ja toll. Seitdem meine Mutter von ihren neuen Job wusste, war sie nur noch damit beschäftigt, soviel Zeit wie möglich mit meinen Vater zu verbringen. Was mit mir war, war ihr doch egal. Nach dem Essen, ging ich auf mein Zimmer und legte mich ins Bett. Am nächsten Tag war mein erster Schultag und ich freut mich gar nicht. Aber ein bisschen nervös war ich schon. Ich hoffte, dass die Leute da genauso nett waren, wie auf meiner alten Sschule. Um kurz nach 12 schlief ich dann endlich ein.


2.
Mein Radiowecker schaltete sich um kurz nach 6 ein. Ich hatte überhaupt keine Lust aufzustehen. Mein erster Schultag in einer neuen Schule. Mir graute es schon. Ich zog mir meine Decke über den Kopf und drehte mich um. Ich war gerade wieder eingeschlafen, da wurde meine Zimmertür aufgerissen. >Jana, du musst aufstehen. Du hast heute Schule! Du musst deinen Bus noch bekommen!<, sagte meine Mutter. ´Jetzt musste ich wohl aufstehen. Ich stieg aus meinen Bett und öffnete das Fenster. Danach ging ich ins Badezimmer und machte mich fertig. Ich holte mir meine beste Jeans aus meinem Kleiderschrank und eine rote Bluse. Meine Haare band ich mir zum Pferdeschwanz zusammen. Ich schloss noch schnell mein Fenster und ging dann in die Küche. Meine Mutter trank ihren Kaffee und las Zeitung. Sie beachtete mich wieder nicht. Ich schmierte mir noch schnell ein Brot und machte mich dann auf den Weg zur Bushaltestelle. Unterwegs ärgerte ich mich ein bisschen über meine Mutter. Den ganzen Tag ignorierte sie mich, aber wenn ich mal nicht zur Schule wollte, triezte sie mich. Schule ist natürlich das wichtigste. Damit hatte meine Mutter natürlich auch Recht, aber sie hätte mich ja auch mal so beachten können.
An der Bushaltestelle musste ich noch 5 Minuten warten.
Der Bus war voll. Ich zeigte dem Busfahrer mein Ticket und ging durch. Die Leute guckten mich alle komisch an, aber das ignorierte ich. Ich stellte mich ans Fenster und hoffte, dass nicht noch mehr einsteigen würden. Ich hoffte vergebens. Es stiegen noch ganz viele Leute ein, sodass ich gerade noch Luft bekam.
An der letzten Haltestellen stiegen alle aus. Ich wollte eigentlich nicht aus dem Bus. Als ich dann doch ausgestiegen war, stand ich vor einem großen Backsteingebäude. Es war ziemlich alt und die Wände waren mit Graffitti besprüht. Das Gebäude schüchterte mich ein. Ich ging zum Sekretäriat und traf eine alte, grauhaarige Frau an. Sie war ziemlich unfreundlich und antwortete nur ganz kurz. Ich merkte ihr an, dass sie mich loswerden wollte. Sie gab mir meinen Stundenplan und danach ging ich den ersten Raum suchen. Unterwegs fragte ich ein kleines Mädchen und sie erklärte mir den Weg, guckte mich aber ein bisschen komisch an. Als ich dann endlich den Raum gefunden hatte, war der Lehrer schon da. Ich ging zu ihm und stellte mich vor. Er hatte schon auf mich gewartet. Die Klasse war in Gruppen aufgeteilt. Auf der einen Seite saßen die ganzen Streber. Die Mädchen hatten die Haare ganz streng zu einem Dutt gebunden und trugen hochgeschlossene Blusen. Sie hatten Röcke und Strumpfhosen an. Die Jungs hatten die Haare kurz geschnitten. Sie trugen alle Hemden und Hosen, die zu kurz waren. Auf der anderen Seite saßen dann Mädchen und Jungs, die wahrscheinlich sehr reich waren. Alle trugen Designerklamotten. Ganz hinten saß auch noch ein kleines Grüppchen. Sie bestand aus drei Jungs und zwei Mädchen. Sie hatten alle zerissene Klamotten an. Die Haare hatten alle schwarz. Ich guckte an mir runter. Wahrscheinlich würde ich mit meinen Outfit zu dem Strebern gehören. Ich musste mich kurz vorstellen und dann sagte der Lehrer:>Jana, du kannst dich neben Claire setzen!< Ich ging auf den Tisch zu. Ihre Haare waren, wie von den anderen schwarz, aber sie hatte lila Strähnen drin. Ihre Haare waren hoch toupiert. Sie trug eine zerissene schwarze Strumpfhose und einen kurzen Jeansrock. Am Handgelenk trug sie ganz viele Armbänder, genauso wie um den Hals. Ihr Oberteil war schwarz und hatte einen Totenkopf drauf. Dazu trug sie rote Pumps. Sie war mir sofort aufgefallen. Sie musterte mich von oben bis unten und verzog leicht ihr Gesicht. Sie wickelte den Kaugummi um ihren Finger. Die ganze Stunde über tuschelte sie mit den anderen. Ich konnte mich gar nicht auf den Unterricht konzentrieren. Am Ende der Stunde ließ ich mir viel Zeit mit dem einpacken. Alle anderen waren schon draußen.
Die Pause über war ich alleine. Ich hatte mich auf eine Bank gesetzt und aß mein Brot. Ich fühlte mich richtig unwohl. Plötzlich sprach mich jemand an. Ich erschrak und blickte auf. Vor mir stand meine Nachbarin. Sie stellte sich mir als Margarete vor. Sie gehörte anscheinend zu den Strebern.
Als es dann endlich zur nächsten Stunde klingelte, war ich froh. Die nächste Stunde hatte schon angefangen, als Claire mit ihrer Clique kam. Sie setzte sich wieder neben mich und stellte sich mir offiziell vor. Danach stellte sie mir noch die anderen vor. Das andere Mädchen hieß Katie und die Jungs hießen Pete, Jack und Lukas. Ich nickte nur kurz und wollte mich dann wieder auf den Unterricht konzentrieren. Die Lehrerin hatte uns schon einen bösen Blick zugeworden, aber Claire schien das nicht zu interessieren. Eigentlich wollte ich nicht direkt am ersten Tag einen schlechten Eindruck hinterlassen, aber Claire hatte mich die ganze Zeit angequatscht. Die nächsten Stunden waren alle ziemlich langweilig. Ab der vierten Stunde waren Claire und ihre Clique nicht mehr zum unterricht erschienen. Wäre ich auch einfach mal gegangen.
Nach der sechsten Stunde, durften wir dann gehen. Der Bus fuhr direkt vor meiner Nase los. Ich lief noch ein Stück hinterher und winkte auch noch, aber der Busfahrer stoppte nicht. Völlig außer Atem blieb ich stehen und ging dann zu Fuß nach Hause. Der Weg war ziemlich lang. Mit einer Stunde Verspätung kam ich dann zu Hause an.
Meine Eltern waren beide noch arbeiten und ich hatte richtig Hunger. Ich schmiss meine Schultasche in mein Zimmer und ging dann in die Küche. Ich suchte ein paar Sachen zusammen und fing an mir Ratatouille zu kochen. Danach fing ich mit den Hausaufgaben an und aß dabei. Um 5 Uhr kamen meine Eltern zurück. Sie kamen nicht mal in mein Zimmer und fragten, wie mein erster Schultag war. Sie gingen direkt ins Wohnzimmer. Was hätte ich denn auch schon erzählen können? Mein erster Schultag war nämlich überhaupt nicht gut. Ich wollte nicht als Streberin abgestempelt werden. Ich musste mir unbedingt was einfallen lassen.
Als ich mit den Hausaufgaben fertig war, ging ich ins Badezimmer. Ich duschte mich und föhnte mir die Haare dann trocken. Ich schlüpfte in mein Schlafanzug und legte mich direkt ins Bett. Ich las noch ein bisschen in einem Buch und schlief dann ein. Der Nächste Tag würde wahrscheinlich genauso werden wie der erste und ich hatte schon keine Lust mehr. Ich wollte einfach zurück und mit Benni reden. Bei ihm würde ich mich richtig wohl fühlen.

3.
Der zweite Schultag fing genauso an, wie der erste. Ich hatte keine Lust aufzustehen und zog mir die Decke über den Kopf. Dann kam meine Mutter rein und ich musste aufstehen. Diesmal zog ich mir ein gemustertes T-shirt und eine Jeans an. Dann schlüpfte ich in meine Chucks und ging zur Bushaltestelle. Der Bus war wieder so überfüllt, wie gestern. Wahrscheinlich würde das jeden Tag so werden. In der Schule angekommen, schüchterte mich das Gebäude sofort wieder ein. Zwar hatte es schon geklingelt, aber ich ging langsam zum Klassenraum. Der Lehrer war zum Glück noch nicht da. Ich setzte mich auf meinen Platz. Claire und die anderen Cliquenmitglieder waren auch noch nicht da.
Ich war gerade tief in Gedanken versunken, als ich angesprochen wurde. Ich blickte auf und vor mir stand ein Mädchen mit Problemhaut. Sie hatte wahrscheinlich Akne. Ihre Haare waren streng zu einem Dutt gebunden und sie trug eine hochgeschlossene Bluse. Dazu trug sie einen Rock und Strumpfhosen. Sie gehörte auf jeden Fall zu den Strebern. Ich guckte sie fragend an. >Hey, ich heiße Maria! Vielleicht hast du ja Lust die Pausen mit uns zu verbringen und nach der Schule treffen wir uns immer und lernen zusammen. Also wenn du willst, kannst du mitkommen!< Ich nickte kurz mit dem Kopf. Was bildete die sich ein? Die kann doch nicht glauben, dass ich mit ihr oder mit den anderen rumhängen will. Ich lerne lieber alleine. In dem Moment kam dann auch der Lehrer rein und entschuldigte sich für die Verspätung. Claire war immer noch nicht aufgetaucht mit den anderen, also saß ich alleine in der letzten Reihe. Ich kritzelte die ganze Stunde auf meinem Block rum und konzentrierte mich überhaupt nicht. Der Lehrer hatte mich ein paar mal dran genommen, aber ich wusste nie, was er von mir wollte. Nach dem dritten mal, hat er mich dann endlich in Ruhe gelassen.
Am Ende der Stunde, musste ich so schnell wie möglich aus der Klasse. Ich wollte nicht, dass die Streber mir hinterherliefen und meinten, ich wäre mit ihnen befreundet.
Aber mein Lehrer rief mich noch zu sich. >Jana, was war heute mit dir los? Du bist doch gestern nicht so unkonzentriert gewesen.<, sagte er zu mir. >Ja, mir gehts nicht so gut!<, antwortete ich kurz und drehte mich dann schnell um. Das war zwar ziemlich unhöflich, aber das war mir egal. Die Strebertruppe wartete draußen noch auf mich. Das war mal wieder so klar. Ich ließ sie vor gehen und hörte ein bisschen zu. Bei der nächsten Möglichkeit, bog ich um die Ecke und rannte schnell weg. Den Rest der Pause saß ich wieder alleine auf der Bank. Als es dann zur nächsten Stunde klingelte, ging ich schnell zum Raum. Die Streber waren natürlich schon da. Maria kam sofort zu mir. >Du warst gerade so schnell verschwunden! Wo warst du hin?<, fragte sie mich. >Ehm, ich hatte was in der Klasse vergessen. Sorry!<, sagte ich. Sie reichen Leute guckten mich schon an. Ich wollte einfach nur, dass Maria endlich wegging. Die Tür wurde aufgerissen und Claire kam mit ihrer Clique rein. Maria setzte sich sofort wieder hin. Als Claire sich neben mich gesetzt hatte, fing sie an mit mir zu reden. >Hey! Sag nicht du bist jetzt mit den Strebern befreundet?< >Ehm, nein natürlich nicht. Sie nervt mich nur!<, sagte ich wahrheitsgetreu. >Dann ist gut. Du solltest dich lieber an uns halten! Vielleicht hast du ja Lust nach der Schule mit zu mir zu kommen!< Ich sagte zu. Claire trug heute ein bauchfreies T-shirt. Sie war wirklich dünn. Dazu trug sie wieder einen Jeansrock und Pumps. Ich wollte auch so dünn sein, wie sie. Ich war zwar nicht wirklich dick, aber ich wollte ein paar Kilos abnehmen. Vielleicht sollte ich Claire mal fragen, ob sie irgendeine bestimmte Diät machte. Der Unterricht hatte schon angefangen und der Lehrer warf und immer böse Blicke zu, obwohl eigentlich nur Claire die ganze Zeit am reden war. Naja bei dem Lehrer hatte ich wahrscheinlich eh keine Chance was gut zu machen. Eigentlich war ich früher sie beste Schülerin der Stufe, aber hier machte, außer den Strebern, niemand mit. Und ich wollte auf gar keinen Fall dazu gehören.
Nach der fünften Stunde sprach Claire mich wieder an. >Also wir gehen jetzt. Kommst du mit?< >Aber wir haben doch noch zwei Stunden unterricht!<, sagte ich. >Ja, wissen wir. Wir haben aber keine Lust mehr!< >Meine Mutter schreibt mir aber keine Entschuldigung!< >Dann fälschen wir!<, sagte Claire abschließend noch. Ich überlegte kurz, stimmte dann aber zu.
Ich wollte nicht schon wieder mit den Strebern alleine sein. Ich packte schnell meine Sachen und verschwand dann mit Claire und den anderen. Wir fuhren zu Katie nach Hause. Ihre Eltern waren nicht da. Katie war ein richtig hübsches Mädchen, aber sie war noch dünner, als Claire. Bei Katie sah man alle Knochen. So dünn wollte ich dann doch nicht sein. Ihre Haaren waren schulterlang und schwarz. Sie hatte pinke Strähnen darin.
Claire schrieb mir einen Entschuldigung und ich unterschrieb für meine Mutter. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, aber die kümmert sich ja eh nicht um mich und ich war froh, dass ich endlich Anschluss gefunden hatte. Der Tag verging ziemlich schnell und wir hatten ziemlich viel Spaß. Claire und Katie haben mir die Haare schwarz gefärbt und mir blaue Strähnchen reingemacht. Das sah richtig cool aus. Um kurz nach sieben machte ich mich dann auf den Weg nach Hause. Zu Fuß brauchte ich nur 5 Minuten. Im Flur traf ich auf Margarete. Sie guckte mich geschockt an. Ich ging schnell rein und nahm mir was zu Essen. Eigentlich müsste ich noch Hausaufgaben machen, aber ich hatte keine Lust. Ich aß schnell und legte mich dann sofort schlafen. Den nächsten Tag konnte ich kaum erwarten. Claire und Katie waren richtig cool. Mit den Jungs hatte ich nicht viel zu tun, aber sie würden bestimmt auch cool sein.


4.
>Jana, aufwachen!<, hörte ich jemanden sagen, der ganz bestimmt nicht meine Mutter war. Die Stimme hatte ich auf jeden Fall schon mal gehört, aber wem gehörte sie?
Ich riss die Augen auf. Auf meiner Bettkante saß Katie und guckte mich erwartungsvoll an. >Was machst du denn so früh bei mir?<, fragte ich sie erschrocken. Sie stand auf und zog die Jalousien nach oben. Es war schon sehr hell draußen. Die Sonne blendete mich. >Deine Mutter hat mich reingelassen! Du hast 15 Minuten Zeit um die fertig zu machen! Wir müssen in einer halben Stunde bei Claire sein!<
Ich kletterte sofort aus dem Bett und ging ins Bad. Dort spritzte ich mir erst mal kaltes Wasser ins Gesicht, bevor ich mir die Zähne geputzt habe.
Als ich damit fertig war, ging ich wieder zurück ins Zimmer. Katie hatte meinen Kleiderschrank durchwühlt und mir Klamotten rausgesucht. Sie drückte mir eine kurze Hose in die Hand. Außerdem gab sie mir mein Lieblingsshirt, welches sie zerschnitten hatte, als ich im Bad war. Ich war schon ein bisschen sauer, aber sie wollte mir nur helfen, besser zu ihnen zu passen. >Hast du hochhackige Schuhe?<, fragte Katie mich. Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte auf den Schuhen nicht mal laufen, warum sollte ich dann welche haben? >Das habe ich mir gedacht! Wir müssen unbedingt shoppen gehen!<, sagte sie. Dann wühlte sie in ihrer Tasche rum und zog ein paar schwarze Pumps raus. Ich nahm sie und schlüpfte schnell rein. Es fühlte sich komisch an darauf zu stehen. Ich war sehr wackelig auf diesen Schuhen, aber Katie zog mich trotzdem nach draußen. Wir brauchten ein bisschen mehr als eine viertel Stunde, bis zu Claire. Sie wartete schon auf uns.
>Claire, wir müssen unbedingt shoppen gehen. Jana hat nichts ordentliches anzuziehen!<, sagte Katie. Claire warf mir kurz einen Blick zu und sagte dann: >Machen wir nach der Schule! Aber wir müssen los. Wir sind eh schon zu spät!<
Claire nahm sich ihre Tasche und dann gingen wir los. Langsam wurde mir ein bisschen schwindelig. Ich hatte ja noch nichts gegessen und ich hatte mir auch nichts eingepackt, aber ich wollte die anderen auch nicht fragen, ob jemand was für mich hatte. Immerhin wollte ich so dünn werden wie Claire.
Wir kamen erst zur dritten Stunde in der Schule an und unser Lehrer warf uns einen tadelnden Blick zu. Ich hatte schon ein schlechtes Gewissen, immerhin war das erst mein dritter Tag in der neuen Schule und ich wollte nicht direkt einen schlechten Eindruck hinterlassen, aber Claire schien der Blick nicht zu interessieren, also sagt ich nichts.
Claire und ich quatschten die ganze Zeit, aber das Thema war echt langweilig.
Am Ende der Doppelstunde wollte mein Lehrer, dass Claire, Katie und ich noch kurz dableiben sollten, aber Claire und Katie gingen einfach und zogen mich mit. >Er wollte schon so oft, dass wir dableiben sollen, aber wir gehen immer einfach! Sein blödes gequatsche ist uns egal!<, erklärte Claire mir, als wenn sie Gedanken lesen könnte. Die letzten Stunden sind ausgefallen und deshalb sind wir direkt in die Stadt gegangen. Unterwegs trafen wir Lukas und Jack. Pete war nicht dabei. Bevor wir in das erste Geschäft gegangen sind, hat Claire den beiden Jungs noch was zu geflüstert. Dann waren sie verschwunden und Claire zog mich ins Geschäft. Katie hatte mir nach ein paar Minuten schon verschiedene Röcke und Oberteile in die Hand gedrückt. Ich ging in die Umkleide und probierte die Röcke an. Sie passten alle super gut. Dann zog ich noch die Oberteile an. Die meisten davon waren bauchfrei. Ich fühlte mich ein bisschen unwohl darin und wollte das gerade ausziehen, als Claire reinkam. >Das sieht gut aus. Nimm alles mit.<, sagte sie. Ich guckte mir die Preise an. >Das ist zu teuer. So viel Geld habe ich nicht mit!< Zusammen sollte das über 100¤ kosten. >Ich weiß! Wir haben auch nie so viel mit. Lass das, was du gerade trägst an und ein paar Sachen gehst du bezahlen. Die anderen pack ich in meine Tasche. Zum Glück sind diese Klamotten nicht Alarmgesichert!< Claire drückte mir zwei Teile in die Hand und packte den Rest in die Tasche. Dann gab sie mir ihren Mantel. Ich zog meine kurze Hose an und mein T-shirt drüber. Danach ging ich zur Kasse und bezahlte. Ich war ziemlich nervös. Ich sollte was klauen. Ich habe noch nie geklaut. Die Frau guckte mich merkwürdig an, sagte aber nichts. Ich nahm die Tüte und ging dann raus. Claire wartete schon mit Katie draußen. Als ich draußen war, freute ich mich, dass ich nicht erwischt worden war. Ich hatte schon gedacht, dass die Frau meine Tasche kontrollieren möchte.
Irgendwie war ich stolz auf mich. Claire und Katie sahen mich als Freundin an und ich habe zum ersten mal in meinem Leben geklaut und bin nicht erwischt worden. Obwohl man eigentlich nicht stolz darauf sein sollte, aber das war bestimmt nur eine einmalige Sache. Immerhin hatte ich jetzt neue Klamotten.
Wir gingen in einen Club, der gerade neu eröffnet wurden war. Er war nicht weit von zu Hause entfernt.
Lukas und Jack waren auch schon da und Pete kam im selben Moment wie wir. Wir setzten uns zu ihnen und redeten und lachten. Es war ein richtig gelungener Abend. Als ich kurz auf Toilette gegangen war und zurück kam, hatten alle Zigaretten in der Hand. Claire bot mir auch eine an und ich überlegte, ob ich sie annehmen sollte. Claire sah mir das an und sagte: >Nimm schon. Dir passiert schon nichts!< Eigentlich hatte mich das nicht richtig überzeugt, aber ich nahm sie an. Jack gab mir Feuer. Ich nahm einen ersten tiefen Zug und fing sofort an zu husten. >Das passiert immer beim ersten mal!<, sagte Katie. Beim zweiten musste ich schon weniger husten. Nach dem vierten Zug musste ich schon gar nicht mehr.
Mir fiel ein, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte und sagte, dass ich nach Hause musste. Sie verabschiedeten mich kurz und dann verließ ich den Club. Nach 10 Minuten war ich zu Hause. Meine Eltern schliefen schon. Ich ging in die Küche, nahm mir ein Apfel und guckte auf die Uhr. Wir hatten es schon kurz nach zwölf. So spät war ich noch nie zu Hause. Ich aß meinen Apfel und legte mich dann ins Bett. Eigentlich musste ich mich noch duschen, aber dann musste ich halt was früher aufstehen.


5.
Ich hatte meinen Wecker für kurz nach fünf gestellt, aber als er klingelte, hatte ich gar kein Bock aufzustehen. Ich stand dennoch auf und zog die Jalousinen hoch.
Die Sonne fing schon an, langsam aufzugehen. Dann öffnete ich noch schnell das Fenster und ging ins Badezimmer. Ich putze mir die Zähne und wusch mir dann die Haare. Als ich zurück im Zimmer war, suchte ich mir meine neuen (geklauten) Sachen zusammen. Ich schlüpfte in einen Rock und in ein Oberteil rein und zog mir dann noch Katies schwarze Pumps an. Wir hatten es erst halb sieben, also holte ich mir zwei große Säcke aus der Küche. Nachdem ich dann meine alten Klamotten alle in die Säcke geschmissen habe, räumte ich meine neuen Sachen ordentlich in den Schrank ein.
Katie und ich wollten uns um kurz nach sieben an der Bushaltestelle treffen und dann zu Claire fahren. Bevor ich losging, aß ich noch eine kleine Schüssel Cornflakes.
Katie wartete schon an der Bushaltestelle. Sie umarmte mich kurz und dann kam auch schon der Bus. Er war schon wieder richtig voll, aber Lukas, Jack und Pete hatten uns in der letzten Reihe Plätze freigehalten. Ich war noch nicht ganz da, als der Bus losfuhr. Ich konnte mich nicht mehr halten und stolperte nach vorne. Dabei fiel ich auf Petes Schoß. Mir war das richtig peinlich und ich glaube ich war auch ziemlich rot. Pete hatte mich aber auch sofort aufgefangen und lächelte mich an. Zum ersten mal habe ich ihn mir richtig angeguckt. Er hatte als einziger braune Haare und braune Augen. Seine Lippen waren voll und blass. Er war richtig hübsch. >Jetzt habe ich dich ja da, wo ich dich haben wollte!<, sagte er mit einem Lächeln im Gesicht. Ich grinste kurz zurück und setzte mich dann neben Katie, die mir zuzwinkerte.
An der dritten Haltestelle mussten wir aussteigen. Claire hatte uns schon erwartet. Sie ließ uns rein und gab uns was zu trinken. Ich kippte alles auf ex runter. Es brannte in der Kehle und ich musste mir ein Würgereiz unterdrücken. Ich hatte wirklich gedacht, dass es Wasser ist, aber da habe ich mich wohl getäuscht. >Das brauchte ich jetzt vor der Schule. Ach übrigens, ich glaube da läuft was zwischen Jana und Pete!<, sagte Katie lachend zu Claire. >Nein, das stimmt doch gar nicht!<, sagte ich dann schnell. Die Jungs waren zum Glück nach draußen rauchen gegangen. Das wäre mir ja noch peinlicher gewesen, wenn die das mitbekommen hätten. Ich mochte Pete nämlich wirklich gerne. Claire zog sich nach unserem Gespräch noch schnell rote Pumps an und dann machten wir uns auf den Weg. Bis zur Schule brauchten wir eine halbe Stunde, deshalb kamen wir eine viertel Stunde zu spät. Unsere Lehrerin meckerte uns an, aber wir ignorierten sie. Claire hatte mir erzählt, dass sie nur noch zur Schule kämen, weil sie dann keine sechs auf dem Zeugnis bekommen können. Ich meine ich war jetzt eh in der zehnten und ich musste die Klasse ja nur noch zu Ende machen. Ich quatschte die ganze Stunde mit Claire und Pete und dadurch wurde der ganze Unterricht gestört. Das war uns aber egal. Am Ende der Doppelstunde, gingen Claire und die anderen schon raus. Die Lehrerin wollte noch mit mir reden. Claire meinte zwar, ich solle einfach gehen, aber ich wollte mal hören, was meine Lehrerin zu sagen hatte.
>Jana, wenn du so weiter machst, versaust du dir deine ganze Laufbahn! Du bist erst seit vier Tagen hier und machst schon so einen Mist! Claire, Katie, Lukas, Jack und Pete sind kein guter Umgang für dich! Du möchtest doch in deinem Leben noch was erreichen oder nicht?< Sie guckte mich fragend an. >Ich finde, dass es meine Meinung ist, was ich später mit meinem Leben anfangen möchte. Und ich entscheide, mit wem ich befreundet bin!< Mit diesen Worten drehte ich mich um und ging. Pete wartete draußen. >Die anderen sind schon vorgegangen. Wir haben keine Lust mehr hier zu bleiben!<, sagte er. Ich nickte kurz mit dem Kopf und dann gingen wir los. Ich war richtig froh, dass Pete und ich mal alleine waren. Er erzählte mir, dass seine Eltern beide Tod sind und dass er bei seiner älteren Schwester wohnt. Ich war ein bisschen geschockt darüber. Nachdem ich ihm ein bisschen aus meinem Leben erzählt hatte, holte er eine Schachtel Zigaretten raus. Er bot mir eine an, aber ich lehnte diesmal ab. Ich wollte nicht abhängig werden. Pete zuckte mit der Schulter und zündete sich dann eine an. Er nahm einen tiefen Zug. Den Rest des Weges redeten wir kaum.
Claire und die anderen warteten schon in dem neuen Club auf uns. Normalerweise sollte er ja erst um fünf Uhr öffnen, aber Katie kennt den Besitzer und für uns hat der eine Ausnahme gemacht. Dort angekommen, drückte Katie uns ein Glas mit einer durchsichtigen Flüssigkeit in die Hand. Es sah aus wie Wasser, aber seit heute morgen, war ich etwas vorsichtiger. Ich nippte kurz an dem Glas. Es war das selbe Getränk, wie heute morgen, dennoch kippte ich es herunter. Danach gab Katie noch drei Runden aus. Nachdem ich die anderen drei Gläschen runter gekippt hatte, wurde mir ein bisschen schwindelig. Ich hatte vorher noch nie Alkohol getrunken. Jedoch konnte ich ja nicht sagen, dass ich nicht so viel vertrage. Sie würden mich bestimmt auslachen. Ich ging zur Toilette und guckte mich im Spiegel an. Mein Bauchfreies Oberteil sah eigentlich richtig gut an mir aus und ich glaube, ich hatte schon ein paar Gramm abgenommen. Nach diesen Überlegungen ging ich in eine Kabine und kotzte den Alkohol wieder aus. Danach spritzte ich mir ein bisschen Wasser ins Gesicht und tupfte sie mit einem Papiertuch wieder ab. Als ich zurück zur Clique ging, waren Claire und Lukas verschwunden. Die anderen wollten mir aber auch nicht sagen wohin sie waren. Pete drehte die Musik ganz laut auf und nahm mich mit auf die Tanzfläche. Wir tanzten wild zusammen. Plötzlich nahm er mich in den Arm und zog mich zur Theke. Er bestellte ein Getränk und wir kippten es auf ex runter. Es brannte in der Kehle und schmeckte widerlich. Das Gleiche bestellte er dann noch viermal für mich. Danach war ich schon ziemlich angetrunken. Mir wurde schwindelig und übel.
Gegen fünf Uhr, füllte sich dann langsam der Club. Je mehr Jungs kamen, desto mehr Getränke bekam ich ausgegeben. Gegen acht Uhr war ich schon richtig besoffen. Pete forderte mich wieder zum tanzen an und ich lehnte nicht ab. Als dann ein langsames Lieb anfing, zog er mich an sich. Seine Hände ließ er über meinen Rücken zum Po gleiten und kniff leicht rein. Ich guckte hoch zu ihn und fing an ihn zu küssen. Es fühlte sich richtig an und ich hätte mir keinen besseren ersten Kuss mit einem Jungen vorstellen können. Irgendwann zog er mich dann von der Tanzfläche und wollte mich nach Hause bringen. Ich wusste nicht, worauf er hinaus wollte und nahm sein Angebot an. Als wir vor der Tür standen, bat ich ihn noch rein. Er stand eine Zeit lang vor mir und starrte mich an. Dann fing er wieder an mich zu küssen. Ich zog ihn rein und schloss die Tür. Pete folgte mir ins Zimmer und dort passierte es im Vollrausch. Ich schlief mit ihm, obwohl ich eigentlich noch nicht bereit dafür war. Ich weiß auch nicht, warum ich es getan habe. Eigentlich wollte ich warten und es sollte romantisch werden, aber ich konnte keine klaren Gedanken mehr fassen. Ich war zu besoffen. Vielleicht hätte ich ihn doch nicht rein bitten sollen. Was würden denn die anderen von mir denken? In der Nacht schlief ich sehr unruhig.

6.
Am nächsten morgen wachte ich neben Pete auf. Die Sonne schien mir schon ins Gesicht, da ich die Jalousinen nicht runter gelassen hatte. Ich kletterte über Pete aus dem Bett und ging erstmal ins Badezimmer. Mein Kopf tat höllisch weh und ich konnte noch nicht richtig denken. Ich duschte mich mit eiskaltem Wasser ab und wickelte mir ein Handtuch um meinen Körper. Ich guckte aus dem Fenster und merkte erst jetzt, dass es schon heller war, als normalerweise. Also konnte es nicht erst sechs Uhr sein. Ich ging in die Küche und guckte auf die Uhr. Mist! Wir hatten es schon kurz nach zehn. Es konnte doch nicht wahr sein. Normalerweise weckte meine Mutter mich doch, wenn ich zu spät dran war. Ignorierte sie mich jetzt ganz? Ich ging zurück ins Zimmer und rüttelte Pete wach.
>Aufwachen! Wir müssen in die Schule! Wir sind schon viel zu spät dran!<, sagte ich hastig. >Nein, komm zurück ins Bett. Jetzt brauchen wir auch nicht mehr in die Schule gehen!<, sagte er und zog mich ins Bett. Ich widersprach nicht mehr und legte mich zurück ins Bett. Er küsste mich und legte dann den Arm um meine Hüfte. Wir waren gerade im Gespräch vertieft, als es überraschend klingelte. Ich zog mir meinen Bademantel über und öffnete. Davor standen Claire und Lukas. Oh Gott. Was wollten sie denn hier? >Ehm, ich hatte euch gar nicht erwartet. Kommt doch rein!<, sagte ich. Sie traten ein und gingen ins Wohnzimmer. >Wo ist denn Pete?<, fragte Claire mich. Ich ging kurz in mein Zimmer und holte Pete aus dem Bett. Der zog sich schnell seine Klamotten an und ging mit ins Wohnzimmer. Claire und Lukas warfen sich einen viel sagenden Blick zu. Sie hatten uns wahrscheinlich durchschaut. Ich wollte doch nicht mit Pete schlafen. Es war ein Fehler, aber ich konnte ihn ja nicht Rückgängig machen. Ich bot allen was zu trinken an und verschwand schnell in die Küche. Es fühlte sich komisch an in einen Raum zu sein, wo alle wussten, was passiert war, aber keiner was dazu sagte. Ich schenkte allen Cola ein und brachte es ihnen. Dann ließ ich sie wieder alleine und ging mir was ordentliches anziehen. Als ich zurückkam, redete Claire gerade. >Wir hätten heute eigentlich eine Arbeit geschrieben und wir müssen ein ärztliches Attest haben, damit wir die Nachschreiben können, aber ich glaube, dass keiner von uns Nachschreiben will!<
Ich war mir unsicher. Damit könnte ich meine Noten verbessern, aber alle schüttelten den Kopf, also tat ich das Gleiche. Ich wollte ja nicht die Freundschaft aufs Spiel setzen.

Als meine Eltern nach Hause kamen, waren die anderen immer noch da. Meine Mutter freute sich, dass ich endlich mal Freunde mitgebracht hatte. Sie begrüßte alle und fragte sie einige Sachen. Mir war das ein bisschen peinlich und Claire war sichtlich genervt davon. Sie verabschiedete sich auch schnell und Lukas und Pete gingen mit ihr. Als sie weg waren, wollte ich auf mein Zimmer gehen, aber meine Mutter hielt mich auf. >Jana, was hast du mit deinen Haaren gemacht? Und dein Lehrer hat angerufen. Du musst dich mal ein bisschen anstrengen. Du willst doch was aus deinem Leben machen!<, sagte sie etwas lauter. >Du interessierst dich doch sonst nicht für mich. Warum jetzt auf einmal?< >Ich weiß, dass ich mich in letzter Zeit falsch verhalten habe, aber ich möchte das verändern und ich will nicht, dass du dein Leben wegwirfst! Außerdem warum hat der Junge hier geschlafen?<, sagte sie und versuchte sich zusammen zu reißen, damit sie nicht die Fassung verlor. >Das ist mein Leben und ich mache damit, was ich machen will. Und warum der Junge hier geschlafen hat, soll dir doch egal sein!<, schrie ich sie an. >Jana, ich will nur das beste für dich. Es tut mir Leid. Ich werde mich jetzt bessern!< Jetzt auf einmal wollte die sich bessern. Was ist denn mit Papa? War er jetzt egal oder was? Ich verstehe sie nicht. >Ach, jetzt ist Papa dir nicht mehr wichtig?< >Jana, dein Vater hat eine andere. Er hat mich betrogen!< Nun brach sie unter Tränen zusammen. Ich war schockiert darüber. Mein Vater hatte eine andere? Das konnte doch nicht sein. Er darf keine andere haben. Ich kniete mich neben Mama auf den Boden und nahm sie in den Arm. Sie weinte sich richtig aus. Als sie sich ein bisschen beruhigt hatte, brachte ich sie ins Bett und kochte ihr was zu essen. Sie brauchte mich jetzt wirklich. Ich war in letzter Zeit so eine scheiß Tochter. Ich hoffe ich kann das wieder gut machen. Irgendwann ist sie dann eingeschlafen. Ich holte eine Tasche unter dem Bett hervor und schmiss Papas Sachen alle darein. Wenn er mir beim abholen begegnet. Dann gnade ihm Gott.
Kurz darauf hörte ich, wie die Tür aufging. Ich rannte sofort dahin und schmiss Papa die Tasche entgegen. >Wie kannst du uns nur so was antun? Du bist ein Schwein. Ich habe mich echt in dir getäuscht und jetzt geh. Du brauchst nie wieder vorbei zu kommen. Ich will dich nie wieder sehen!<, sagte ich ihn und unterdrückte die Tränen. >Jana, wie kannst du nur so was sagen? Das ist einfach so passiert. Für seine Gefühle kann man nichts.<, sagte er und wollte mich in den Arm nehmen. Ich schubste ihn weg. >Geh weg. Lass mich und Mama in Ruhe!< Er warf mir noch einen traurigen Blick zu und verließ dann die Wohnung. Vielleicht waren meine Worte ein bisschen hart, aber ich konnte mich nicht anders verhalten. Wenn er sich scheiße verhält tue ich das auch. An schlafen konnte ich nicht denken, also ging ich zu meiner Mutter ins Bett und legte mich zu ihr. Ich hielt ihre Hand, bis ich auch eingeschlafen war.


7.
Endlich war Wochenende und eigentlich hatte ich vor es mit Claire, Katie, Lukas, Jack und Pete zu verbringen, aber ich wollte Mama in der Situation nicht alleine lassen. Ich wusste aber gar nicht, was die anderen dazu sagen würden. Als Mama dann endlich aufgestanden war, fragte sie mich, ob ich nicht weg wollte. >Eigentlich schon, aber ich weiß nicht, ob ich dich jetzt alleine lassen kann!<, antwortete ich ihr. >Nein. Ich komme alleine klar. Geh ruhig.< Ich guckte sie noch einmal fragend an und entschied mich dann aber doch zu gehen. Sie konnte gut auf sich alleine aufpassen. Ich zog mir schnell einen Rock und ein T-shirt an und machte mich dann auf den Weg zu Katie.
Die anderen waren schon da und haben nur auf mich gewartet. Auf dem Wohnzimmertisch standen schon wieder Wodkaflaschen. Woher bekamen sie die nur immer. Sie waren doch gerade erst 16 oder 17 Jahre alt. Pete drückte mir sofort ein Glas Wodka in die Hand und ich trank es schnell aus. Ich wollte aber auf jeden Fall nicht mehr so besoffen sein, wie beim letzten mal. Wer weiß was dann noch passieren würde. Ich wollte nicht schon wieder mit jemanden schlafen. Es war wirklich der größte Fehler meines Lebens, so früh mit jemanden zu schlafen, den ich eigentlich nicht kannte. Ich wusste nicht mal, was Pete über mich dachte. Als Katie bemerkte, dass mein Glas leer war und ich immer noch blöd im Raum rumstand, zog sie mich zu sich und kippte mir nach. >Nein Katie. Ich will nicht mehr. Beim letzten mal konnte ich mich schon an nichts mehr erinnern!< >Ach quatsch. Irgendwann lernst du das noch, dass du nicht so schnell besoffen bist. Du musst nur regelmäßig trinken! Außerdem ist das ja auch unsere einzige Flasche!< Danach drehte sie sich wieder zu den anderen. Ich trank mein Glas leer und dachte über Katies Worte nach. Hatte sie recht damit? Aber so was konnte man doch nicht lernen oder? Als die Flasche dann endlich leer war, war ich ziemlich froh darüber. Irgendwann setzte sich Pete neben mich und legte einen Arm um meine Hüfte. Ich fühlte mich sehr unwohl. Worauf wollte er hinaus? Claire hatte das natürlich mitbekommen und lenkte das Thema aufs erste mal. Katie fing an zu erzählen. >Ich hatte mein erstes mal mit fünfzehn mit Jack! Es war für uns beide das erste mal und wir wollten eigentlich nur wissen, was alle so toll daran fanden!< Jack nickte mit dem Kopf. Danach redete Claire weiter: >Mein erstes mal hatte ich mit vierzehn Jahren. Mein Cousin war so besoffen und hat mich mit zu sich genommen! Wenn er nicht besoffen gewesen wäre, wäre das glaub ich nie passiert!< Mit dem Cousin schlafen? Darf man das überhaupt? Irgendwie finde ich das komisch. Dann war Lukas an der Reihe. >Mmmh. An mein erstes mal kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Ich glaube ich hatte es mit zwölf und die Person kannte ich nicht!< Oh Gott. Mit zwölf. Also ich hatte ihn echt ganz anders eingeschätzt.
Ich wurde immer nervöser. Gleich war ich an der Reihe. Claire war richtig gemein. Aber erst war Pete dran: >Also mein erstes mal hatte ich erst vor kurzem, aber dazu möchte ich nicht mehr sagen! Wahrscheinlich wisst ihr das eh schon!< Er lachte leise. Oh Gott. Das heißt, dass ich jetzt dran wäre. Schnell auf ein anderes Thema kommen. Aber auf welches. Mein Kopf war leer. So ein Mist. Alle guckten mich schon fragend an. Ich wurde immer nervöser, aber mir fiel kein anderes Thema ein. >Komm schon Jana. Drücken gibt’s nicht!<, sagte Katie. >Ja, also. Mein erstes mal hatte ich auch erst vor kurzem, aber mit wem ist ja egal!< Mir war das richtig peinlich. >Du hattest dein erstes mal vor ein paar Tagen mit Pete?<, fragte Katie. Oh Gott. Sie hatte mich durchschaut. Ich lief knallrot an. Ich nickte kurz mit dem Kopf. Leugnen konnte ich es ja auch nicht mehr. >Und du hattest also dein erstes mal mit Jana?<, fragte Claire. Ihm war das überhaupt nicht peinlich. Er sagte ja und dann war es für ihn erledigt.
Irgendwann zog Jack dann ein kleines Tütchen aus seiner Hosentasche. Er öffnete es und zog kleine Pillen raus. Ich schüttete sie auf seine Hand und hielt sie uns hin. Alle nahmen sich eine. Ich war unsicher, ich wusste nicht was das war. >Nimm schon! Es passiert nichts! Alle machen das!<, sagte Pete zu mir. Er hielt mir die Pille hin. Ich nahm sie. Über die Konsequenzen war ich mir nicht bewusst. Die anderen hatten sie schon genommen, also steckte ich mir meine schnell in den Mund und schluckte. Nach kurzer Zeit fing alles an sich zu drehen. Was war das für eine Pille. Mir wurde schwindelig und mein Kopf wurde schwer. Ich lehnte meinen Kopf an Petes Schulter. >Was war das für eine Pille? Mir ist total schwindelig und alles dreht sich!< >Das war Ecstasy. Da gewöhnst du dich noch dran!<, sagte Claire. Hieß das etwa, dass sie öfters Drogen nehmen und ich musste das dann auch machen. Ich könnte zwar nein sagen, aber dann würde ich sie als Freunde verlieren. Sie waren doch hier meine einzigen. Aber vielleicht nehmen sie ja nur selten Drogen.
Pete hob man Kopf leicht hoch und fing an mich zu küssen. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Alles fing an sich mehr zu drehen. Dann wurde es schwarz.
Als ich wieder wach wurde, lag ich in einem Bett. Ich drehte mich um und sah Pete. Er lag neben mir und schlief. Ich guckte unter die Decke. Ich war nackt. Och ne, nicht schon wieder. Warum hatte ich nur diese scheiß Pille genommen.
Ich ließ meinen Kopf wieder aufs Kissen fallen. Pete wachte auf. Er drehte sich auf den Bauch und fing wieder an mich zu küssen. Ich drückte ihn leicht weg. >Wo bin ich hier? Ich muss jetzt nach Hause!<
>Wir sind bei mir. Du kannst doch noch nicht gehen. Wir hatten doch schon so viel Spaß. Vielleicht sollten wir das noch verlängern!<, sagte Pete mit einem vielsagenden Blick. >Ne tut mir leid. Ich muss wirklich los. Es tut mir Leid!< Ich stand auf und zog meine Klamotten an. Ich wusste zwar nicht wo ich genau war, rannte aber trotzdem los. Ich musste so schnell wie möglich weg hier. Warum muss ich nur immer so die Kontrolle verlieren. Obwohl eigentlich war es ja ganz schön mit Pete, obwohl ich bei diesem mal nicht wirklich was mitbekommen hatte.
Ich lief ein halbe Stunde lang umher, bis ich wusste wo ich war. Dann nahm ich mir einen Bus nach Hause. Zu Hause angekommen, ging ich mich erst mal duschen. Danach suchte ich meine Mutter. Sie saß im Wohnzimmer und las ein Buch. >Jana, da bist du ja. Ich wusste gar nicht wo du hin warst!<, sie guckte mich an. >Wie siehst du überhaupt aus? Hast du Drogen genommen?<, fügte sie hinzu. Mist. Kann man es mir etwa ansehen? >Nein. Was glaubst du von mir? Ich würde niemals Drogen nehmen!< Zwar hatte ich jetzt meine Mutter angelogen, aber ich konnte ihr ja schlecht die Wahrheit sagen. Sie würde mir doch sofort den Umgang verbieten. >Achso. Ich habe schon gedacht! Sollen wir Pizza bestellen?< Ich stimmte sofort zu und ging nach der Bestellung ins Badezimmer. Ich guckte mich im Spiegel an. Eigentlich sah ich ganz normal aus. Meine Haut war zwar blasser geworden und ich war ziemlich dünn geworden, weil ich fast nichts gegessen hatte. Ich ging zurück ins Wohnzimmer. Die Pizza kam ca. 20 Minuten später. Wir aßen vor dem Fernseher und dazu tranken wir Wein. Eigentlich hatte ich ja genug von Alkohol, aber meine Mutter war ja da. Sie würde schon aufpassen.
Ich war ziemlich müde, also ging ich schlafen. Ich schlief traumlos.


8.
Am nächsten morgen kam meine Mutter ins Zimmer und zog die Jalousien hoch. >Jana, du musst in die Schule! Aufstehen!< Ich riss sofort die Augen auf und sprang aus dem Bett. Ein bisschen zu schnell, denn mir wurde schwindelig und ich setzte mich schnell ins Bett. Meine Mutter hatte das zum Glück nicht mitbekommen. Sie verließ das Zimmer und ich ging ins Bad. Ich putzte mir die Zähne und wusch mich kurz. Dann zog ich mir wieder einen Rock und ein Oberteil an und die Schuhe von Katie. Ich sollte mir unbedingt mal neue kaufen. Dann packte ich noch schnell ein paar Sachen in die Tasche und machte mich auf den Weg zur Bushaltestelle. Der Bus war wieder so voll und ich hoffte, irgendwo Pete oder Lukas zu sehen, aber keiner war da. Also musste ich stehen. Als ich in der Schule angekommen war, hielt ich Ausschau nach Claire, aber sie war auch nicht da. Ich ging in die Klasse und alle Leute guckten mich komisch an. Ich guckte kurz auf den Boden, strich meinen Rock noch mal glatt und ging dann auf meinen Platz. Ich saß ganz alleine in der hintersten Reihe. Meine Lehrer beachteten mich überhaupt nicht. Sie nahmen mich nicht mal dran.
Irgendwie war es richtig langweilig ohne Claire und so. Ich hatte niemanden zum quatschen, also entschloss ich mich, mich dem Unterricht anzuschließen und meine Noten zu verbessern. Ich passte genau darauf aus, was meine Lehrer sagten und machte so gut ich konnte mit. Alle Lehrer guckten mich anfangs komisch an, aber als sie mich dran genommen hatten und ich die richtigen Antworten sagte, war es für sie selbstverständlich, dass ich mitmachte. Teilweise wusste ich sogar mehr als die Streber, die mich dann böse anguckten. Aber da konnte ich ja nichts für, dass ich nun mal mehr Wissen besitze. Vielleicht sollten sie mal mehr lernen.
Nach der Schule ging ich auf direktem Weg nach Hause. Ich hatte irgendwie keine Lust was mit den anderen zu machen. Außerdem hatte ich auch jede Menge Hausaufgaben auf und ich hatte meiner Mutter ja versprochen, mich um meine Zukunft zu kümmern. Ich wollte später wirklich nicht auf der Straße sitzen.
Als ich zu Hause ankam, roch es lecker. Ich ging sofort in die Küche. Mama war gerade dabei den Tisch zu decken und ich setzte mich sofort hin. Sie tat sich und mir ein paar Kartoffeln, ein Stück Fleisch und Gemüse auf den Teller und setzte sich dann zu mir. >Eben war deine Freundin Claire da. Sie kommt gleich noch mal wieder!< Irgendwie hatte ich echt keine Lust mit ihnen was zu machen. Aber ich konnte ihnen ja schlecht sagen, dass ich keine Lust hatte. Außerdem würde ich dann ja auch Pete wieder sehen Aber wollte ich ihn überhaupt wieder sehen? Ich meine wahrscheinlich füllen die mich wieder ab oder so was in der Art. Aber andererseits konnte ich doch wieder was mit Pete machen! Was sollte ich denn jetzt machen?
Mama bemerkte meinen nachdenklichen Gesichtsausdruck und stupste mich an: >Ist irgendwas?<
Ich beteuerte ihr, dass ich nichts hatte und dann aßen wir gemütlich weiter. Nach dem Essen ging ich dann direkt auf mein Zimmer und fing mit den Hausaufgaben an. Ich war gerade mitten in meinem Englischaufsatz vertieft, als es plötzlich klingelte. Meine Mutter öffnete die Tür und ich erkannte Claires Stimme. Mist! Ich klappte alle Bücher und Hefte zu und schmiss sie unter meine Bettdecke. Dann setzte ich mich wieder auf meinen Stuhl und tat gelangweilt. In dem Moment kam Claire auch rein. >Kommst du? Wir warten schon auf dich!< Ich stand auf und ging mit Claire mit. Wir gingen in die Stadt und ich hatte Geld von meiner Mutter für neue Schuhe bekommen.
Katie und Pete warteten schon auf uns. Wir gingen sofort in ein Schuhgeschäft. Ich suchte mir verschiedene Modelle aus, hatte aber nur Geld für zwei paar. Ich fragte Katie um Rat. Sie hatte eine große Tasche dabei und hielt sie auf. Ich guckte mich um und wusste nicht was ich tun sollte. Wenn ich sie jetzt da rein tun würde, würde Katie sie ja klauen. Zwei paar würde ich ja bezahlen. Ich guckte noch mal kurz, ob eine Verkäuferin guckte oder kam und steckte dann die anderen vier paar in Katies Tasche. Sie schloss die Tasche schnell und verließ langsam das Geschäft. Ich ging zur Kasse und bezahlte. Als ich nach draußen kam, legte Pete den Arm um meine Schulter. So gingen wir zu Lukas. Jack war auch schon da und sie hatten schon einige Sachen zu recht gelegt. Claire drückte Lukas einen Kuss auf den Mund und er haute ihr auf ihren Po. Pete hatte sich schon auf die Couch gesetzt und zog mich zu sich. Ich musste die ganze Zeit bei ihm auf den Schoß sitzen bleiben, weil zu wenig Platz war. Claire musste immerhin auch so bei Lukas sitzen. Es gab wieder Wodka und noch irgendwas anderes, was ich vorher noch nicht kannte. Die erste Runde trank ich mit und die zweite auch noch, aber ab der dritten Runde wurde mir schon ein bisschen schwindelig. Pete kippte mir immer wieder nach und ich wollte nicht sagen, dass ich nicht mehr trinken wollte. Das letzte, was ich dann noch mitbekam war, wie Claire mit Lukas knutschte und er anfing sie vor uns allen auszuziehen. Das musste doch total peinlich für sie gewesen sein. Irgendwann gingen Pete und ich dann auch. Katie drückte mir noch ihre Tasche mit meinen geklauten Schuhen in die Hand und drehte sich dann Jack zu. Oh Gott. Sie waren alle wirklich besoffen.
Zu Hause angekommen, wollte Pete, dass ich noch mit ihm in mein Zimmer gehen wollte, aber ich wusste ja, voraus er hinauswollte und ich würde dann wahrscheinlich auch noch mit machen. Ich konnte Pete keinen einzigen Wunsch nicht erfüllen. Er war wirklich süß und wenn er sein erstes mal mit mir hatte, ist da ja nichts bei. Ich war wirklich glücklich mit ihm. Ich küsste ihm zum Abschied noch mal und ging dann schnell rein. Meine Mutter wartete schon auf mich. Ich schmiss schnell die Tasche in mein Zimmer und wünschte meiner Mutter eine Gute Nacht und ging mich dann duschen. Das tat wirklich gut. Danach musste ich noch meine Hausaufgaben zu Ende machen. Nachdem ich das alles erledigt hatte, ging ich schlafen. Katie wollte mich morgen wieder abholen zur Schule.


9.
Mein Wecker klingelte rechtzeitig um 6 Uhr. Ich war ziemlich ausgeschlafen, obwohl ich erst ziemlich spät geschlafen hatte. Ich ging sofort ins Bad und putzte mir die Zähne. Zurück im Zimmer riss ich erst mal das Fenster auf. Die Sonne strahlte mir ins Gesicht. Man merkte, dass es bald Sommer werden würde. Ich stand noch ein paar Minuten am Fenster, eh ich mich anzog. Dann rief meine Mutter mich auch schon. Ich ging in die Küche und meine Mutter drückte mir 20 Euro in die Hand. >Das ist für dich. Kauf dir noch was schönes!<, sagte sie. Ich steckte das Geld in meine Tasche und ging dann zur Bushaltestelle. Katie wartete schon auf mich.
Im Bus hatten die anderen uns wieder einen Platz freigehalten. Diesmal achtete ich darauf, dass mir nicht wieder so was peinliches wie beim letzten mal passierte. Ich setzte mich neben Pete, der sofort meine Hand ergriff. Waren wir eigentlich jetzt zusammen oder bin ich nur gut für Zwischendurch? Bei ihm wusste ich echt nicht, woran ich war. Manchmal beachtete er mich gar nicht und dann schläft er mit mir, aber vielleicht wird das in der Clique so gemacht. Hauptsache ich kann was mit ihm unternehmen.
Wir kamen mal wieder zu spät, aber unsere Lehrerin sagte nicht. Wir nahmen gerade ein echt interessantes Thema durch, aber als ich was sagen wollte und mich meldete, warf Claire mir einen einschüchternden Blick zu. Ich nahm meine Hand sofort runter. Den Rest der Stunde verhielt ich mich dann ganz still. Nach der dritten Stunde gingen wir dann auch wieder. >Könnt ihr kurz auf mich warten? Ich muss noch schnell was erledigen gehen!<, sagte ich zu den anderen. Ich lief schnell zum Lehrerzimmer und gab meine Hausaufgaben ab. Ich hatte mir so viel Mühe damit gegeben, aber die anderen durften ja nicht mitbekommen, dass ich sie gemacht hatte. Ich gab sie ab und sagte, dass meine Lehrerin mir die Hausaufgaben erst wieder geben sollte, wenn die anderen nicht da wären. Sie guckte mich erst fragend an, nickte aber dann mit dem Kopf. Ich lief zurück zu den anderen.
Pete legte direkt den Arm um mich. Ziemlich besitzergreifend. So gingen wir dann zum Bus.
Lukas wartete im Bus auf uns. >Hat jemand von euch Geld dabei? Toni ist heute wieder in der Stadt und ich wollt was neues holen!<, fragte Lukas. Alle holten ihre Portemonaies raus und gaben ihn ihr Geld. Dann guckten sie mich alle an. Ich hatte nur die zwanzig Euro von meiner Mutter dabei. Eigentlich wollte ich das sparen, aber so wie alle mich anguckten. Wer war überhaupt dieser Toni? Musste ich den kennen? So wie Lukas über ihn sprach, musste er besonders sein. Was verkaufte er überhaupt?
Ich kramte die zwanzig Euro raus und gab sie Lukas. >Mehr habe ich nicht mit!<
>Ist nicht so schlimm. Du hast mehr gegeben, als alle anderen!<, sagte er und zwinkerte mir zu. Das gefiel Pete gar nicht. Er warf ihm einen bösen Blick zu und zog mich dann näher zu sich. Was dachte Pete eigentlich, dass ich mit jedem ins Bett gehe und dass ich ihn nur ausgenutzt habe?
An irgendeiner Bushaltestelle stiegen alle aus. Ich hatte gar nicht aufgepasst, wie weit wir gefahren waren. >Ich treff mich jetzt direkt mit Toni. Wir treffen uns morgen früh bei Pete! Bis dann!<, sagte Lukas. Dann drehte er sich um und ging in die andere Richtung. Claire verabschiedete sich auch: >Ich muss jetzt arbeiten gehen! Bis morgen!< Ich wusste gar nicht, dass sie einen Job hatte? Eigentlich kann ich mir nicht mal vorstellen, dass sie mit ihrem Verhalten einen Job bekommen hatte. >Als was arbeitet Claire überhaupt?<, fragte ich Katie. Sie guckte mich an und flüsterte dann: >Das musst du die selbst fragen, aber früher oder später musst du genau den gleichen Job machen!< Was meinte Katie damit? Was für ein Job muss man denn machen?
Irgendwann bog Pete dann ab und zog mich mit sich. Wohin wollte er? Er rief den anderen noch was zu und zog mich dann in eine Straße rein, wo ganz viele Villen waren. Waren seine Eltern etwa reich?
Er zog mich durch ein schwarzes Tor. Wir standen auf einen langen Pfad, der zu einem großen weißen Haus führte. Der Garten war richtig bunt. Ganz viele Blumenbeete waren ordentlich zurecht gemacht. Ich fühlte mich richtig wohl hier. Zur weißen Haustür führte eine breite Treppe.
Pete klingelte und eine junge Frau mit Akzent öffnete uns die Tür. Sie musterte mich von oben bis unten. Pete zog mich rein und wir gingen in die Küche. In der Küche stand eine ziemlich junge Frau, ich würde sagen so mitte dreißig. Sie trug einen Roch und eine Bluse. Darüber trug sie eine Schürze, da sie gerade am kochen war. Als sie uns sah, wischte sie sich die Hände ab. >Pete, du hast ja endlich mal deine Freundin mitgebracht! Endlich lerne ich dich auch mal kennen! Pete hat schon so viel von dir erzählt! Ich heiße Klara!< Sie hielt mir die Hand hin und ich nahm sie. >Ich heiße Jana! Freut mich sehr sie kennen zu lernen!< Sie freute sich richtig. Als sie meine Hand losgelassen hatte, wandte sie sich wieder dem Essen zu. >Das Essen ist in zehn Minuten fertig!<, fügte sie hinzu. Pete nahm mich mit in sein Zimmer. Es war weiß gestrichen und mit schwarzen Möbeln eingerichtet. Ich hatte nicht gedacht, dass er einen so guten Geschmack hatte. Er setzte sich aufs Bett und zog mich zu sich. Dann küsste er mich. Plötzlich stand die junge Frau von der Tür wieder immer Zimmer. Sie holte uns zum Essen. Wir gingen nach unten. Um den gedeckten Esstisch standen zwölf Stühle. Klara stellte uns unsere Teller hin und setzte sich dann zu uns. Es machte richtig Spaß, sich mit ihr zu unterhalten. Nach dem Essen wollte ich noch mit dem aufräumen helfen, aber die Mutter schickte uns weg. Oben angekommen, schloss Pete die Tür ab. Dann drehte er die Musik ein bisschen auf und wir schliefen wieder miteinander. Diesmal bekam ich das wenigstens mit und Pete war wirklich vorsichtig.
Bevor wir dann einschliefen, schrieb ich Mama schnell eine SMS. Sie sollte sich ja keine Sorgen machen. Arm in Arm schliefen Pete und ich dann ein. Petes Mutter hatte da auch nichts gegen.
Ich wollte gar nicht mehr aufstehen, so wohl fühlte ich mich. Und seit dem Zeitpunkt, wusste ich wenigstens, dass ich ihm ganz viel bedeutete.

10.
Die Gardinen wurden aufgerissen und die Sonne schien hell durch das große Fenster. >Pete, ihr müsst aufstehen! Wir haben es schon halb sieben!<, sagte die Frau mit dem Akzent. Ich konnte diesen Akzent nicht zu ordnen. Ich hatte diesen noch nie gehört. Pete küsste mich auf die Stirn und stand dann auf. Ich ließ mich wieder zurück aufs Kissen fallen. Die Frau beobachtete mich, als sie anfing ein bisschen aufzuräumen und staub zu wischen. Sie war also als Putzfrau hier angestellt, aber was hatte sie gegen mich? Sie kannte mich doch überhaupt nicht. Die Frau verließ gerade den Raum, als Pete aus dem Bad kam. Als sie weg war fragte ich Pete: >Kannst du mir mal sagen, was die Frau gegen mich hat?< >Ach, das ist Monique. Sie ist hier als Putzfrau angestellt und guckt jeden so an! Du musst einfach nur mal ein bisschen mit ihr reden, dann verhält sie sich ganz anders!<
Er küsste mich auf den Mund und fing dann an sich anzuziehen. Ich ging währenddessen ins Badezimmer. Es war sehr schön eingerichtet. Der Raum war sehr groß und in der Mitte stand eine Badewanne. Auf der linken Seite waren zwei Waschbecken angebracht, worüber große, beleuchtete Spiegel angebracht waren. Auf der rechten Seite war die Toilette, die ich zu erst benutzte. Als ich fertig war und gerade abgespült hatte, öffnete Pete die Tür. Er brachte mir einen Stapel Klamotten. >Hier, die sind von meiner Mutter. Sie hat die gerade noch gebracht und jetzt ist sie arbeiten! Ich soll dir noch ausrichten, dass du immer herzlich Willkommen bist!< Ich nahm die Sachen an und schloss dann die Tür ab. Ich guckte mir die Sachen an, die Klara mir gegeben hatte. Obendrauf lag eine Zahnbürste und ein Handtuch. Außerdem hatte sie mir einen rosa Rock gegeben und eine weiße Bluse mit Rüschen. So was trug ich normalerweise nie, aber ich hatte ja nichts anderes und man sollte auch mal was neues ausprobieren. Ich putze mir schnell die Zähne und ging mich dann schnell duschen. Als ich fertig war, schlüpfte ich schnell in die Klamotten und ging dann zurück zu Pete. Er guckte mich von oben bis unten an und pfiff dann anerkennend. >Ich habe nicht gedacht, dass das so gut an dir aussieht!< Ich schenkte ihm ein lächeln und dann gingen wir nach unten. Monique hatte uns schon Frühstück gemacht. Ich setzte mich gegenüber von Pete und dann aßen wir. Plötzlich klingelte es und Pete ging zur Tür. Monique fing an den Tisch abzuräumen und ich half ihr. Sie warf mir einen dankenden Blick zu. Dann ging ich zu Pete. Claire und Katie waren gekommen und nun gingen wir nach draußen ins Gartenhäuschen. Man sollte ja denken, dass wir in der Schule waren. In dem Gartenhäuschen lagen sechs Sitzsäcke rum, die im Kreis angeordnet waren. Jeder setzte sich auf einen. Pete wartete noch draußen auf die anderen. Als sie endlich kamen, schloss Pete das Gartenhäuschen ab, damit uns auch niemand störte. Lukas gab uns jedem ein mittelgroßes, undurchsichtiges Tütchen. Ich war neugierig und wollte rein gucken, aber alle legten es vor sich hin, also tat ich es auch. Dann holte Lukas noch Flaschen ,mit verschiedenen alkoholischen Flüssigkeiten drin, raus. Pete stand auf und holte sechs kleine Gläser aus dem Schrank, der mir vorher noch gar nicht aufgefallen war. Er drückte jedem von uns eins in die Hand und Lukas kippte uns was ein. Die Flüssigkeit, die er uns zuerst einkippte war rot. Wir kippten es alle auf Ex runter und Lukas kippte sofort nach, bis die Flasche leer war. Es schmeckte nach Kirsch und brannte nicht so, wie die anderen Sachen. Eigentlich war es ganz lecker und es haute auch nicht so rein wie der Wodka. Danach öffnete er eine Flasche mit einer grünen Flüssigkeit. Das schmeckte auch sehr lecker.
Danach machten wir erst mal Pause und erzählten ein bisschen. Pete war näher zu mir gerückt und hatte seinen Arm um meine Hüfte gelegt. >Gestern kam so ein ekelhafter Typ zu mir, aber er hat mir 500 Euro dafür gegeben und ich musste ihm nur mit ihm schlafen. Er hatte keine extra Wünsche!<, sagte Claire. Sie arbeitete also als Prostituierte! Ich hoffte wirklich, dass ich das nicht machen musste, wie Katie gesagt hatte, sondern dass ich das irgendwie im Griff hatte! Vielleicht konnte ich mich mit Pete ausklinken und dann konnten wir uns andere Freunde suchen! Ich wollte wirklich nicht so richtig abstürzen! Ich war immerhin schon auf den besten Weg dahin! Vielleicht hätte ich mich doch lieber mit den Strebern abgeben sollen! Lukas hatte schon eine Kerze angezündet und alle nahmen dann das Tütchen in die Hand. Pete verteilte Löffel. In dem Tütchen war eine Spritze, eine Zitrone und eine kleineres Tütchen mit einem Pulver. Alle holten es raus und Claire zog ihren Gürtel aus. Was war das denn jetzt? Wofür brauchte ich die Spritze? Katie hielt Claire ihren Arm und sie band den Gürtel darum. Katie schüttete ein bisschen Pulver auf den Löffel und tropfte da Zitrone drauf. Dann hielt sie es übers Feuer und wartete, bis es leicht anfing zu brodeln. Sie füllte es vorsichtig in die Spritze, dass auch nichts daneben tropfte. Die anderen taten das Gleiche. Ich war unentschlossen. Sie wollten sich das Zeug wirklich spritzen! Als Katie sich sicher war, dass das Zeug ein bisschen abgekühlt war, spritzte sie es sich in den Arm. Sie verzog dabei nicht mal das Gesicht. Dann nahm sie den Gürtel ab und reichte ihn Jack. Er tat das Gleiche und gab den Gürtel dann an Lukas weiter. Sie hatten alle keine Probleme damit und nach Lukas würde ich wohl dran sein! Ich wollte das doch gar nicht machen! Aber was sollte ich sagen! Ich hatte noch keine anderen Freunde und Claire wird mir mein Leben wahrscheinlich zur Hölle machen! Lukas reichte mir den Gürtel. >Jana du hast ja noch gar nicht, dein Pulver abgekocht!<, sagte Claire. >Ja ich glaube nicht, dass ich das machen sollte!<, sagte ich. >Aber du gehörst jetzt zu unserer Gruppe und alle machen das! Stell dich jetzt nicht so an! Pete macht das auch!<
Ich nahm den Löffel in meine Hand und kochte das Pulver mit der Zitrone ab. Dann füllte ich es in die Spritze. Pete band mir den Gürtel um meinen linken Oberarm und ich guckte Claire fragend an. >Da müsstest du jetzt eine besonders hervortretende Ader sehen! Eine Vene! Da musst du rein stechen!<
Ich sah die Vene, aber ich hatte Angst. Dann setzte ich die Spritze an und drückte sie rein. Ich spritzte die ganze Flüssigkeit in meinen Arm und zog sie dann wieder raus. Pete hielt mir ein Tuch hin, damit ich das Blut die Stelle zu drücken konnte. Ich gab Pete den Gürtel und er tat das Gleiche, aber viel schneller als ich. Ich spürte keine Wirkung. Katie war schon weggetreten und war in einem Rauschzustand. Claire war die letzte, die sich die Spritze setzte. Dann fing sich auch alles bei mir an sich zu drehen. Ich bekam für die nächsten 20 Minuten nichts mehr mit. Als ich wieder langsam zu mir gekommen war, hörte ich Katie, Jack und Lukas miteinander quatschen. Sie waren also wieder bei vollem Bewusstsein! Mein Kopf tat mir sehr weh und ich wusste nicht was passiert war, aber in diesen 20 Minuten habe ich mich befreit gefühlt. Ich musste an nichts denken. Vielleicht sollte ich so was öfters machen. Dann komme ich wenigstens auf andere Gedanken und kann mich fallen lassen. Solange es nicht zur Regel wird, geht es ja. Als ich wieder vollkommen zu mir gekommen war, war Pete auch schon wieder zurück. Er zog mich sofort zu sich und flüsterte mir ins Ohr: >Und? Das war doch gar nicht so schlimm oder?< Dann küsste er mich. Jack machte ein blödes Kommentar dazu, aber Pete schien das nicht zu interessieren. Mich sollte es vielleicht auch nicht interessieren!
Wir warteten alle darauf, dass Claire wieder zu bewusst sein kam. Eigentlich müsste sie doch langsam wieder zu sich kommen. Sie war bestimmt fünf Minuten später, als ich weggewesen, aber die fünf Minuten waren doch schon lange um, oder nicht? Ich hatte überhaupt kein Zeitgefühl.
Es kam mir vor wie Stunden, bis Claire endlich wieder zu sich kam. Ich hatte mir schon echt Sorgen gemacht! Sie guckte mich mit großen Augen an. >Und Jana? So schlimm war das doch wirklich nicht oder? Ach übrigens dein Outfit ist wirklich schön!< >Ich habe es mir echt schlimmer vorgestellt! Danke, das ist alles von Petes Mutter!< Pete küsste mich noch einmal und stand dann auf. > Ich glaube ihr müsst jetzt gehen! Meine Mutter kommt gleich wieder!<, sagte er zu den anderen. Sie standen alle auf und verließen das Gartenhäuschen, nachdem Pete aufgeschlossen hatte. Ich half Pete noch kurz die Sachen richtig hinzustellen und dann gingen wir rein. Wir gingen ins Wohnzimmer und setzten uns auf die Couch. Dann guckten wir Fernsehen. Kurz darauf kam auch schon Klara wieder. Sie kam auf mich zu und bat mich aufzustehen. >Wow, das steht dir echt gut! So was solltest du öfters tragen!< Ich lief rot an und hoffte, dass sie das nicht bemerkte. Sie ging sofort in die Küche und fing an zu kochen. Ich kuschelte mich wieder an Pete und schlief ein.
Ich wurde von Petes Stimme geweckt. >Jana mein Mäuschen! Das Essen ist fertig!< Ich guckte ihn verträumt an und er schenkte mir ein Lächeln. Er nahm mich an die Hand und zog mich ins Esszimmer. Klara wartete schon. Monique servierte das Essen und setzte sich dann zu uns. Ich unterhielt mich mit ihr und sie hatte richtig Spaß dabei. Ich hatte sie zum ersten mal lachen gehört. Es war ein helles, ansteckendes Lachen und Klara musste sofort mitlachen. Wir hatten richtig Spaß zusammen. Danach packte ich meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg nach Hause. Meiner Mutter machte sich bestimmt schon Sorgen. Pete begleitete mich noch bis zur Tür. Er wollte mich gar nicht mehr loslassen. Als ich mich endlich losreißen konnte, guckte ich Pete noch solange hinterher, bis ich ihn nicht mehr sah. Dann ging ich rein.
Wie ich mir schon gedacht hatte, wartete meine Mutter ungeduldig auf mich. >Jana, ich habe mir solche Sorgen gemacht!< Sie drückte mich fest an sich. Als sie mich endlich los ließ, ging ich in mein Zimmer und begutachtete mich im Spiegel. Klara hatte Recht. Das sah wirklich cool aus, besser als die anderen Klamotten. Ich zog mich ganz aus und huschte ins Badezimmer. Dort stellte ich mich auf die Waage. Ich hatte schon 6 Kilo abgenommen und war richtig stolz. Ich ging zurück in mein Zimmer und warf noch mal kurz ein Blick in den Spiegel.
Ich schlüpfte schnell in meine Schlafsachen und legte mich dann hin. Es war wirklich ein anstrengender Tag gewesen und ich schlief sofort ein.

11.
Ich merkte eine kalte Hand an meinem Arm. >Jana, was hast du gemacht?<, hörte ich meine Mutter mit panischer Stimme fragen. Ich öffnete verschlafen meine Augen und warf einen Blick auf meinen Arm. Zuerst dachte ich, dass ich noch so verschlafen war und das was ich sah, nur eine Halluzination war, aber das konnte ja nicht sein. Immerhin hatte meine Mutter das ja auch gesehen. Rund um die Stelle herum, wo ich mir gestern die Spritze gesetzt hatte, war ein riesengroßer blauer Fleck zu sehen. Ich war selber geschockt darüber. Was sollte ich denn jetzt meiner Mutter sagen? Ich guckte sie fragend an, als wenn ich selber nicht wüsste wovon das kommt. >Mama, was ist das?< Sie guckte mich wieder an. >Wenn du nicht weißt, woher das kommt, woher soll ich das wissen?< Ich setzte mich auf und strich mit dem Zeigefinger über den blauen Fleck. Es durchfuhr mich ein leichter Schmerz. Das tat wirklich weh. >Vielleicht solltest du damit zum Arzt gehen, wenn du nicht weißt wo das her kommt, Jana!< sagte meine Mutter sehr besorgt. Ich konnte nicht zum Arzt gehen. Man würde in meinem Blut bestimmt nachweisen können, dass ich Drogen genommen hatte. >Jana, du weißt doch bei deiner Tante hat das genauso angefangen und dann hat sich rausgestellt, dass die Leukämie hatte!<
Ich brauchte schnell eine Ausrede. Was sollte ich erzählen, damit sie mich in Ruhe ließ? Ich dachte nach, aber mir fiel kein Grund ein, wo man sich so einen Fleck her bekommen sollte. >Dafür wird es wohl irgendeine Erklärung geben! Ich kann mich im Moment nur nicht dran erinnern. Mein Kopf tut mir auch unheimlich weh. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen!<, sagte ich schnell zu meiner Mama und hoffte, dass ich sie ein bisschen beruhigt hatte. >Vielleicht solltest du dann lieber heute mal zu Hause bleiben. Und am Wochenende solltest du auch noch nicht so viel machen, aber am Sonntagabend kommt ja auch Benni endlich! Bis dahin musst du wieder fit sein!<, sagte meine Mutter liebevoll und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Dann verließ sie mein Zimmer und schloss leise de Tür. Ich hatte ja schon ganz vergessen, dass Osterferien waren und vielleicht würde ich ja mit Bennis Hilfe weniger mit den anderen unternehmen und vielleicht bekomme ich auch Pete da weg. Das wäre wirklich das beste, was mir passieren könnte, wenn ich endlich wieder auf den richtigen Weg komme. Ich dachte noch ein bisschen darüber nach, was ich alles mit Benni machen wollte in den Ferien und dann schlief ich ein.
Ich riss meine Augen auf, als ich einen lauten, gedämpften Knall hörte. Ich hatte mich richtig erschrocken und zitterte am ganzen Körper. Dann gab es wieder einen lauten Knall. Es kam auf jeden Fall von draußen, also krabbelte ich aus meinem Bett und zog die Jalousinen hoch. Ich guckte raus und plötzlich blitze es hell auf am Himmel. Kurz darauf folgte dann wieder ein laute Knall. Es Gewitterte also nur und ich hatte schon gedacht, dass irgendwas anderes passiert war. Ich konnte nicht mehr schlafen, also nahm ich meine Decke und ging ins Wohnzimmer. Meine Mutter war noch arbeiten. Ich kuschelte mich in meine Decke und schaltete den Fernseher ein. Ich zappte durch die Programme, aber ich fand keinen ordentlichen Film. Also entschied ich mich, eine DVD zu gucken. Der Film war gerade bis zur Hälfte, da kam meine Mutter rein. >Jana, bist du im Wohnzimmer? Ich habe uns was zu essen mitgebracht!<, rief sie von der Haustür aus. Ich schob die Decke weg und ging ihr entgegen. Sie hatte Chinesisch mitgebracht und ich nahm es ihr aus der Hand, damit sie sich die Jacke und die Schuhe ausziehen konnte. Ich brachte es ins Wohnzimmer und holte dann zwei Gabeln und zwei Gläser aus der Küche. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, saß meine Mutter auf der Couch und packte die ganzen Verpackungen aus. Was hatte sie denn alles mitgebracht? So viele Packungen hatten wir noch nie gehabt. Als meine Mutter alle Verpackungen aus der Tüte gepackt hatte, standen acht verschiedene da. Ich fing an sie zu öffnen. In einer waren gebratene Nudeln, in einer anderen gebratener Reis, dann gab es noch verschiedene Soßen mit Ente oder Hähnchen und Frühlingsrollen. Eigentlich war ich ja auf Diät, aber ich hatte echt Hunger, also aß ich einfach so viel ich konnte. Einmal konnte ich es ja machen. Ich aß ja sonst nichts. Nach dem Essen, fing meine Mutter dann an aufzuräumen und ich ging ins Zimmer. Dort nahm ich mir mein Handy und rief Pete an. Er nahm sofort ab. >Na Süße! Ich habe dich heute vermisst!< >Ich war ein bisschen krank, aber mir geht es schon wieder besser! Ich habe dir ganz vergessen zu sagen, dass ich in den Osterferien nicht so viel Zeit habe! Mein bester Freund kommt nämlich zu mir und dann muss ich was mit dem unternehmen! Vielleicht hast du ja Lust, was mit uns zu unternehmen!< Für ein paar Sekunden war es ganz still. Ich hatte mich schon gefragt, ob er vielleicht aufgelegt hätte, aber dann sagte er plötzlich was: >Du lässt deine jetzigen Freunde im Stich, nur weil du einen alten Freund treffen möchtest? Entweder du hängst den in den Osterferien ab oder du kannst dir neue Freunde suchen!< Er war richtig sauer, aber so hatte ich ihn ja noch nie kennen gelernt. >Pete, was soll das? Das ist unfair! Ich kann mich nicht entscheiden! Ich mag euch alle gleich viel! Dich vielleicht noch mehr, aber er ist mein bester Freund!< >Das ist mir egal Jana! Deine Entscheidung! Aber wenn du uns hängen lässt, machen wir dir das Leben zur Hölle!< Dann legte er einfach auf. Was sollte das? Warum tut er mir so was an? Ich schmiss mein Handy in die Ecke und fing dann an zu weinen. Wofür sollte ich mich denn jetzt entscheiden? Ich mochte Pete wirklich, immerhin waren wir zusammen!
Als ich mich einigermaßen wieder einbekommen hatte, ging ich ins Bad und ließ die Badewanne voll laufen. Dann ging ich nochmal ins Zimmer und holte mir ein Handtuch. Da fiel mir meine Tasche auf. Ich nahm sie mit ins Bad und schloss die Tür ab. Dann setzte ich mich in die Wanne und öffnete meine Tasche. Darin lag noch das kleine Päckchen mit der Spritze, der Zitrone und dem weißen Pulver drin. Ich stieg nochmal aus der Wanne und suchte im Badezimmer nach einer Kerze und Feuer. Als ich endlich ein Teelicht gefunden hatte, holte ich es aus der silbernen Schale und stellte sie auf den Badewannenrand. Dann kletterte ich wieder in die Badewanne und zündete die Kerze an. In die silberne Schale, füllte ich das Pulver und die Zitrone. Dann kochte ich es ab. Es wurde teilweise sehr heiß an den Fingern, aber das war mir egal. Als es leicht brodelte, füllte ich es in die Spritze und steckte mir die Nadel wieder in die gleiche Stelle am Arm. Dann drückte ich das ganze Zeug darein. Ich wusste, dass man eigentlich nicht zweimal die Gleiche Spritze benutzen solle, aber das war mir egal. Nach kurzer Zeit fing es dann an zu wirken. Ich fing an zu Halluzinieren und dann wurde wieder alles schwarz. Als ich wieder zu mir kam, hämmerte meine Mutter gegen die Tür. >Jana, mach auf! Was machst du da drinnen? Ich muss mal auf Klo!<, schrie sie. Mist, wie lange klopfte sie denn schon? Würde was auffallen? >Ich bin in der Badewanne! Kannst du es noch kurz aufhalten?< >Nein ich muss jetzt!< Mist! Was jetzt? Ich stieg aus der Wanne und schmiss die Spritze schnell in die Wanne. Meine Tasche schmiss ich schnell in den Schrank und die Kerze stopfte ich zurück in das silberne Schälchen und pustete sie aus. Dann öffnete ich schnell die Tür und huschte schnell zurück in die Wanne. Als ich reinstieg, trat ich in die Spritze. Ich musste mir einen Schrei verkneifen. Das tat total weh. In dem Moment kam auch meine Mutter rein. Jetzt konnte ich mir die Spritze nicht rausziehen. Ich hoffte, dass meine Mutter sich beeilen würde, aber sie ließ sich ziemlich viel Zeit. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit, eh sie wieder rausging. Ich zog mir sofort die Spritze raus. Das tat so weh, dass mir sogar schon die Tränen, die Wangen runterliefen. Als der Schmerz endlich nachgelassen hatte, stieg ich aus der Badewanne und trocknete mich ab. Nachdem ich in meinen Bademantel geschlüpft war, öffnete ich das Fenster und ließ die Spritze in den Busch unter dem Fenster fallen. Ich hoffte, dass sie da niemand finden würde, aber könnte ja eh keine nachweisen, dass es meine war. Danach ging ich wieder zurück ins Zimmer und wollte einfach nur schlafen. Eigentlich wollte ich nur den Tag vergessen. Warum musste ich eigentlich immer so ein Pech haben? Ich verstehe einfach nicht, wie ich mich in Pete so täuschen konnte? Ich hatte gerade die Jalousinen runtergelassen, als es an meiner Zimmertür klopfte. Die Tür wurde leise geöffnet. Ich hatte damit gerechnet, dass meine Mutter noch mal gucken wollte, ob alles ok ist, aber anstatt das Gesicht von meiner Mutter, sah ich Petes Gesicht. Ich dachte zuerst, dass das die Nachwirkungen von dem Pulver wäre, aber dann kam er zu mir und nahm mich in den Arm. >Es tut mit so Leid Jana! Ich wollte das nicht, aber Claire hat mich dazu gezwungen! Sie wollte meiner Mutter sagen, dass ich öfters mal geschwänzt hatte und dass ich Drogen nehme! Aber ich will das alles nicht mehr, nur wenn ich mich von ihnen abwende, dann machen sie mir das Leben zur Hölle! Sie haben einer anderen Schülerin das Leben so zur Hölle gemacht, dass sie sich das Leben genommen hat und sie bereuen das nicht mal. Claire würde das wieder und wieder machen. Keiner traut sich, sich von ihr abzuwenden!< Ihm standen die Tränen in den Augen. >Wir schaffen das zusammen! Wir machen das schon! Wir wenden uns von ihnen ab und sie können nichts machen! Wir werden zusammen ein neues, glückliches Leben anfangen! Ich will das auch nicht mehr!<, sagte ich zu ihm. Ich hielt sein Gesicht in meinen Händen und guckte ihm tief in die Augen. >Wir können es versuchen, aber ich kann nicht garantieren, dass wir das durchhalten werden! Ich will dich nicht verlieren!< >Ach quatsch. Das passiert schon nicht Pete! Wir schaffen das!< Ich lächelte ihn an, aber ich war selber nicht davon überzeugt, dass wir es schaffen würde. Sie würden unser Leben auch zur Hölle machen. Aber von meinen Zweifeln musste ich Pete ja nichts erzählen. Versuchen kann man es ja. Er lächelte zurück und wechselte dann das Thema. >Ach übrigens, meine Mutter hat mit ein paar Klamotten für dich mitgegeben! Sie meinte, dass diese Sachen dir besser stehen und ich bin der selben Meinung!< Er stand auf und holte eine große Tasche aus dem Flur. >Sag ihr mal bitte ganz lieben Dank!< Er nickte nur kurz mit dem Kopf und dann küsste er mich. >So, ich muss jetzt wieder los, aber ich komme morgen auf jeden Fall wieder! Bis dann Süße!<, sagte Pete und gab mir zum Abschied noch einen Kuss. Als er dann gegangen war, legte ich mich gemütlich ins Bett und dachte noch ein bisschen über den Tag nach. Ich hatte Claire und die anderen echt falsch eingeschätzt. Man konnte sich echt in Personen täuschen! Mit dem Gedanken schlief ich ein.

12.
>Jana! Steh auf!< Meine Mutter stürmte hysterisch ins Zimmer rein und riss die Jalousien hoch. Sie rüttelte mich solange, bis ich die Augen aufriss. Ich hatte noch gar keine Lust aufzustehen. Warum weckte sie mich denn auf? >Was ist los Mama, ist was passiert?<, fragte ich sie verschlafen. >Pete kommt gleich mit seiner Mutter mach dich fertig und räum auf. Ich geh noch eben einen Kuchen besorgen. Beeil dich du hast 45 Minuten Zeit!< Dann lief sie aus dem Zimmer und kurz darauf hörte ich die Tür zu knallen. Ich ließ meinen Kopf wieder ins Kissen sinken. Nach zwei Minuten stand ich auf und ging ins Bad, um mich fertig zu machen. Danach ging ich zurück ins Zimmer und zog mir ein Rock und ein Oberteil aus der Tasche, die Pete mir gestern gegeben hatte. Ich schlüpfte schnell darein und fing dann an die Küche aufzuräumen. Danach machte ich mich ans Wohnzimmer. Als ich alles aufgeräumt hatte, saugte ich noch schnell und dann kam meine Mutter wieder. >Jana, deck bitte noch schnell den Tisch! Sie kommen gleich!< Meine Mutter eilte in die Küche und riss sämtliche Schränke auf. Warum machte sie eigentlich so ein Stress? Das ist doch nur Pete mit seiner Mutter und nicht die Königin von England. >Warum machst du eigentlich so ein Stress?< >Jana, man muss einen guten Eindruck machen! Sonst denkt sie nachher noch, dass wir total schlampig sind! Ach übrigens, so was solltest du öfters tragen. Das steht dir wenigstens und das schwarz ist auch schon wieder aus deinen Haaren raus. Färb´ sie dir nie wieder schwarz!< >Die Sachen habe ich von Petes Mutter bekommen. Sie sind wirklich schön!< Dann klingelte es auch schon. Meine Mutter eilte zur Tür und öffnete sie. >Guten Tag! Kommen sie doch rein!< Sie reichte Klara die Hand. >Nicht so förmlich, ich heiße Klara! Von mir aus können wir sofort beim du bleiben!< Meine Mutter lächelte sie an und nickte mit dem Kopf! >Ok, ich heiße Maja!<, stellte meine Mutter sich vor. Dann traten Klara und Pete ein. Klara umarmte mich kurz und dann lotste meine Mutter sie ins Wohnzimmer. Pete gab mit einen Kuss auf den Mund und dann gingen wir Hand in Hand ins Wohnzimmer. Wir setzten uns an den Tisch und meine Mutter holte den Kaffee aus der Küche. Sie war sehr hektisch. Mich wunderte es, dass sie noch nicht kaputt gemacht hatte. Nachdem wir Kaffee getrunken, Kuchen gegessen und uns angeregt unterhalten hatten, gingen Pete und ich in mein Zimmer. Endlich waren wir alleine. Pete fing sofort an mich zu küssen. >Ich habe dich so vermisst! Die Nacht war so schlimm und ich hatte noch Schuldgefühle, wegen der gestrigen Aktion! Es tut mir wirklich Leid!<, sagte er zwischen den Küssen. Ich entriss mich seinen Küssen und sagte: >Ist schon vergessen. Ich weiß doch wie Claire ist! Ich hätte es auch gemacht!< Dann küsste er mich wieder. Nach ein paar Minuten drückte ich ihn leicht zur Seite und setzte mich auf mein Bett. Pete setzte sich neben mich. >Und was wollen wir heute noch machen? Ich denke mal mit unseren Müttern dauert das noch ein bisschen, bis die fertig sind!<, er lachte und ich lachte mit. Ich überlegte kurz. >Vielleicht Kino? Es läuft gerade eine Schnulze! Die wollte ich gerne gucken!< Ich hatte damit gerechnet, dass er irgendwas dagegen sagen würde, aber er sagte nur: >Alles klar! Wann läuft der denn?< >Ich glaube um drei Uhr!< >Ok, dann gehen wir dann ins Kino. Ich freue mich schon riesig!< Bei diesem Satz huschte ein Lächeln über sein Gesicht. Um kurz nach zwei machten wir uns dann auf den Weg ins Kino. Unterwegs aßen wir noch ein Eis. Dabei stellten wir fest, dass wir beide die gleichen Eissorten am liebsten hatten.
Wir hatten uns unterwegs zu viel Zeit gelassen und kamen gerade noch rechtzeitig an. Die Werbung hatte schon angefangen, aber das interessierte eh keinen. Pete und ich saßen in der letzten Reihe neben einer Frau mir ihrer Tochter. Den ganzen Film über unterhielten sie sich laut über den Film und gaben ihre Kommentare ab. Wenn lustige Stellen kamen, lachten sie ich minutenlang darüber kaputt. Das war echt nervig.
Pete streichelte fast die ganze Zeit mein Knie, so bekam ich dann überhaupt nichts mit von dem Film. Sobald Pete mich berührt, fing mein Herz an zu rasen und ich wollte ihn am liebsten nie wieder loslassen. Er war wirklich einzigartig. Nach dem Film warteten wir noch, bis alle Leute den Saal verlassen hatten und dann gingen wir langsam raus und machten uns auf den Weg nach Hause. Unsere Mütter waren sich immer noch am unterhalten. Denen würde das Gesprächsthema wohl nie ausgehen. Pete und ich gingen dann leise auf mein Zimmer. Dort küssten wir uns erst mal ausgiebig. Das hatten wir schon seit Stunden nicht mehr gemacht. Völlig außer Atem löste ich mich von ihm und dann gingen wir ins Wohnzimmer. >Ach, da seid ihr ja! Wir haben uns schon sorgen gemacht! Pete, wir gehen jetzt auch!<, sagte Klara. Ich wollte nicht das Pete geht und Pete wollte mich auch nicht hier lassen. >Mama, kann Jana nicht heute bei uns übernachten? Es ist doch Wochenende!<, sagte er liebevoll zu seiner Mutter. Klara guckte meine Mutter an und die nickte nur mit dem Kopf. >Maja, du kannst doch auch mitkommen. Hier alleine ist es doch langweilig und wir haben uns noch so viel zu erzählen!< Meine Mutter war sofort von der Idee begeistert und sie freute sich wirklich, dass sie nicht alleine hier bleiben musste. Wir packten ein paar Sachen zusammen und verließen dann alle zusammen die Wohnung. Wir gingen zu Fuß zu Petes Haus. Der Weg dahin war richtig lustig. Ich hatte totale Angst im dunkeln und Pete erzählte dann die ganze Zeit Horrorgeschichten und erschreckte mich immer. Aber zum Schluss konnten wir all darüber lachen. Ich war echt ein Angsthase. Ich richtig froh, als wir bei Pete angekommen sind und Pete und ich gingen sofort auf sein Zimmer. Er zog sich bis auf seine Boxershort aus und kroch unter die Decke. Ich schlüpfte aus meinen Klamotten und zog mir ein T-shirt von Pete an. Er fand das richtig sexy, wenn ich Oberteile von ihm anzog, weil sie mir zu groß waren. Ich hatte nie verstanden warum er der Meinung war.
Er hielt die Decke hoch und ich kroch darunter. Er legte seinen Arm um mich und schaltete den Fernseher ein. Mitten im Film bin ich dann wohl eingeschlafen. Ich war wirklich müde, dadurch dass meine Mutter mich so früh aufgeweckt hatte. Das letzte, an das ich mich erinnern konnte, war, als Pete mich näher an sich rangezogen hatte und mir einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte. Es fühlte sich richtig schön an, in Petes Armen zu liegen. Es fühlte sich alles richtig an.


13.
„every breath you take, every move you make, every bond you break, every step you take, I’ll be watching you”
Mein Handy klingelte, wodurch ich wach wurde. Ich hatte den Ton drauf, seitdem ich mit Pete zusammen war.
Ich rutschte vom Bett runter und krabbelte zu meiner Tasche. Ich wühlte ein bisschen rum, bis ich mein Handy gefunden hatte. Ich guckte nicht auf den Display um zu gucken wer dran war. >Hallo!<, sagte ich verschlafen ins Handy. >Hallo Jana! Du hast dich ja gar nicht mehr gemeldet!< Es war Claire. Was sollte ich denn jetzt tun? Ich überlegte kurz und nahm dann meinen ganzen Mut zusammen. >Claire, ich habe endlich kapiert, dass du ein falscher Umgang für mich bist! Und Pete hat es auch kapiert! Lass uns bitte in Ruhe! Danke!< Claire schnaufte laut und dann hörte ich es nur noch piepen. Sie hatte aufgelegt. Das war noch nicht alles, was sie dazu gesagt hatte. Das war mir schon klar. Aber was sollte ich anderes machen? Ich würde mir doch alles kaputt machen. Außerdem wenn meine Mutter das rausfinden würde, dann würde sie nichts mehr mit mir zu tun haben wollen.
Ich stopfte mein Handy zurück in die Tasche und krabbelte zurück zu Pete ins Bett. Er war mittlerweile aufgewacht. >Wer war denn am Handy?< >Ach, es war Claire! Ich habe ihr aber gesagt was Sache ist! Sie war nicht begeistert!< >Oh Gott! Dann können wir uns ab jetzt auf was gefasst machen!< Er lachte kurz, aber in seinen Augen sah man seine Angst. Ich war erst seit kurzem hier, aber Pete hat schon länger mit bekommen, zu was Claire in der Lage war. Er hat mitbekommen, wie sie Leute dazu bringt das zu tun, was sie will. Ich kuschelte mich wieder an ihn ran und schloss dann die Augen. Mit einem komischen Gefühl schlief ich dann wieder ein.
Ich riss erschrocken meine Augen auf, als Pete ruckartig seinen Arm wegzog. >Entschuldigung, ich wollte dich nicht erschrecken! Unten hat irgendwas laut geknallt, da hab ich mich auch erschrocken!< Er lächelte mich an. >Ist nicht so schlimm. Ich lebe ja noch!< Ich lächelte zurück und ging dann ins Bad. Ich musste total dringend aufs Klo. Als ich fertig war, ging ich nach unten in die Küche. Unsere Mütter waren schon wach und Pete war auch schon unten. Sie saßen an den großen Tisch und tranken Kaffee. >Oh Entschuldigung, habe ich euch geweckt? Ich bin manchmal sehr tollpatschig!<, sagte Klara. Pete schüttelte kurz den Kopf und gab ihr dann ein Kuss auf die Wange. Danach drehte sie sich wieder meiner Mutter zu und ignorierte uns. Pete holte sich ein Tablett aus der Küche, packte da verschiedene Sachen drauf und nahm das dann mit nach oben. Wir kuschelten uns ins Bett und aßen gemütlich. Während des Essens, guckte wir uns eine DVD an.
Irgendwann klopfte es leise an der Zimmertür und meine Mutter steckte den Kopf rein. >Jana, wir müssen langsam gehen. Benni kommt doch morgen und wir müssen alles vorbereiten!< Das hatte ich total vergessen. Ich wollte aber noch nicht gehen. Es war gerade so schön und in den nächsten Tagen habe ich kaum Zeit für Pete. Die meiste Zeit beansprucht Benni dann. >Kann ich nicht ein bisschen später kommen? Ich möchte nur noch eine Stunde hier bleiben!< Ich guckte meine Mutter fragend an. Sie überlegte kurz. >Ok, aber komm nicht zu spät. Du musst mir ein bisschen helfen!< Ich kletterte aus dem Bett und lief zu meiner Mutter. Dann umarmte ich sie und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Nachdem ich sie losgelassen hatte, ging sie wieder und schloss die Tür hinter sich. Ich ging zurück zu Pete. Ich kuschelte mich wieder an ihn dran und dann guckte wir den Film weiter. Als er dann zu Ende war, packte ich meine Sachen zusammen und wollte nach Hause gehen. Pete begleitete mich bis nach unten und packte mich dann am Arm. >Soll ich dich noch nach Hause bringen?< >Ach quatsch! Ich bin schon groß! Ich schaffe das alleine!< Ich lächelte ihn kurz an und dann küsste er mich. Danach machte ich mich auf den Weg. Als ich aus dem Gartentor rausgegangen war, hatte ich ein komisches Gefühl. Ich hatte das Gefühl, dass irgendjemand mich verfolgen würde, aber immer, wenn ich mich umgedreht hatte, war da niemand. Ich hatte mich dazu entschlossen, die Abkürzung durch eine dunkle Gasse zu nehmen. Eigentlich hatte ich Angst dadurch zu gehen, aber das Gefühl, dass mich jemand verfolgen würde, ließ mich nicht los. Ich zog meine Jacke ein bisschen fester zu und machte größere und schnellere Schritte. In der Gasse war niemand. Es war richtig still, wie in einem Horrorfilm. Plötzlich ertönten Schritte hinter mir. Sie näherten sich schnell. Meine Schritte wurden auch immer größer und schneller. Ich zwang mich dazu langsamer zu gehen, damit es nicht so aussah, als hätte ich Angst. Ich sah schon das Ende der Gasse. Es waren nur noch 100 Meter oder so. Letztendlich übertraf mich meine Neugier und ich drehte mich um, um zu gucken, wer mich verfolgte. Ich erkannte das Gesicht auf Anhieb. Es war Claire. Was wollte sie denn jetzt von mir? Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne und blieb abrupt stehen. Vor mir stand jetzt eine weitere Person. Ich hatte keine Chance mehr zu entkommen. Ich erkannte, dass es Katie war und hinter ihr tauchten jetzt zwei Typen auf. Mist! Ich musste wieder an Petes Worte denken, dass wir uns jetzt auf was gefasst machen müssten und ich bekam Angst. >Bekommt die kleine Jana jetzt Angst?<, sagte Claire, während sie sich langsam näherte. Ich guckte wieder zu den anderen, die sich auch schon genähert hatten. Meine Angst wurde immer größer und ich überlegte, wie ich am besten wegrennen könnte. Aber gegen die Jungs würde ich nicht ankommen. Ich war noch nie schnell im Laufen und die würden mich locker einholen können. Jetzt stand Claire vor mir und die Jungs rechts und links von mir. Katie stand an die Wand gelehnt und begutachtete ihre Fingernägel. Claire drückte mich gegen die kalte Wand. >Du hättest dir vorher überlegen sollen, wie du uns behandelst!< Meine Angst wurde immer größer. >Was wollt ihr von mir?<, sagte ich mit leiser Stimme. Eigentlich sollte es sich so anhören, als hätte ich keine Angst vor ihnen, aber das ging wohl daneben. Warum bin ich nicht mit meiner Mutter nach Hause gegangen. >Das wirst du noch früh genug erfahren Jana!<, Claire spie die Worte nur so aus. Sie kam immer näher. Ich spürte schon ihren Atem in meinem Gesicht. >Du wirst auf jeden Fall Spaß dabei haben!< Sie lachte dreckig. Ich versuchte zu schreien, doch mein Hals war trocken. Ich bekam keinen Ton raus. Die beiden Jungs, die mittlerweile ihre Kapuzen ausgezogen hatten, waren Lukas und Jack. Sie packte meine Arme und drückten sie feste gegen die Wand. Die Schmerzen wurden im Sekundentakt stärker und ich kniff meine Augen zu, damit ich nicht heulen musste. Warum habe ich das getan? Warum habe ich ihr gesagt, dass sie schlechter Umgang sind. Das habe ich nun davon. Zum Glück ist Pete nicht mitgegangen. Claire trat ein paar Schritte zurück und Jack ließ meinen linken Arm los. Ich bewegte sofort meine Hand. Lukas stellte sich vor mich und kam ganz nah an mein Gesicht ran. Sein Atem war warm. Er bewegte seinen Mund langsam zu meinem Ohr hin. >Ich darf der erste sein, der seinen Spaß haben darf und ich habe mir was ganz schönes überlegt!<, flüsterte er. Er ließ seine Hand über meine Brust gleiten bis hin zu meinem Knie, wo der Rock zu Ende war. Dann ließ er seine Hand unter den Rock gleiten. Als er an meiner Unterhose angekommen war, streichelte er mir über meinen Hintern und meine Scheide. Ich fand es widerlich. Irgendwann hob er seine andere Hand und knöpfte mir meine Bluse auf. Mit der anderen Hand, die unter meinem Rock war, zog er die Unterhose runter. Ich kniff meine Oberschenkel zusammen, damit er sie nicht runterziehen konnte, aber er gab mir, mit der Hand, die an meiner Bluse rumfuchtelte, eine Ohrfeige. Ich hörte Claire dreckig lachen. Sie hatte da sogar Spaß dran. Lukas zog meinen Rock hoch und öffnete seine Hose. Jetzt wusste ich erst, worauf er hinauswollte. Er wollte mich vergewaltigen. Mit einem Ruck drang er in mich ein. Ich schrie leise auf. Ein kurzer Schmerz durchlief meinen ganzen Körper. Seine Bewegungen wurden immer schneller und drängender. Ich schloss wieder meine Augen und betete, dass es bald vorbei sein würde. Mich wehren hätte gar keinen Sinn gehabt. Er war stärker als ich. Ich hörte ihn neben meinem Ohr leise stöhnen und ich ekelte mich immer mehr vor ihm. Als er fertig war, war ich erleichtert, aber ich hatte mich zu früh gefreut. Er übergab mich Jack, der auch sofort seine Hose öffnete. Mit einer Hand hielt er mein Gesicht fest und küsste mich feste. Er drückte seine Zunge zwischen meinen fest geschlossenen Lippen und drang langsam in mich ein. Er machte es nicht so schnell wie Lukas, aber dafür war er umso grober mit seiner Zunge. Ich hatte erst überlegt, ob ich ihn auf die Zunge beißen sollte, aber dann hätte ich wahrscheinlich wieder Schläge bekommen. Ich ließ es über mich ergehen und hoffte, dass es schnell zu Ende sein würde. Ich weiß nicht wie viel Zeit vergangen ist, bis er fertig war. Als er endlich von mir abließ, sank ich leicht zusammen. Ich schämte mich. Ich war noch nie so erniedrigt wurden. Ich zog meine Bluse zusammen und versuchte sie zuzuknöpfen, aber meine Hände zitterten zu sehr. Nun kam Claire wieder auf mich zu. >Katie gib mir die Spritze!<, befahl Claire und hielt die Hand in Katies Richtung. Katie gab ihr die Spritze und Claire drückte mich zu Boden. Plötzlich hörte ich eine Stimme. >Hey, hört auf!< Ich war zu verwirrt um zu gucken, wer da war. Die Person rannte los und näherte sich schnell. Claire drückte mir erschrocken die Spritze in den Arm und drückte die Flüssigkeit raus. Dann zog sie die Spritze ruckartig wieder raus und alle liefen weg. Katie warf mir noch einen entschuldigenden Blick zu und lief den anderen dann hinterher. Ich bekam nur noch mit, dass Pete auf einmal vor mir kniete und dann wurde alles schwarz.
Als ich wieder zu mir gekommen war, kniete Pete immer noch vor mir auf dem Boden. >Wie hast du mich gefunden?<, fragte ich ihn mit krächzender Stimme. >Deine Mutter hat angerufen, dass du langsam nach Hause kommen solltest und da du schon lange weg warst, habe ich dich gesucht!< Ich dachte noch mal kurz darüber nach, was passiert war und fing dann an zu heulen. Pete nahm mich in den Arm. Ich schämte mich so sehr dafür. Nach ein paar Minuten hatte ich mich beruhigt und guckte an mir runter. Meine Bluse war immer noch offen. Ich wollte sie schnell zu knöpfen, aber es ging nicht. Meine Hände waren noch so zittrig. Pete sah das und knöpfte dann meine Bluse zu. >Kannst du gehen?<, fragte er mich. Ich versuchte aufzustehen, aber meine Beine ließen sofort wieder nach. Pete fing mich noch rechtzeitig auf und hob mich dann auf seine Arme. Er trug mich den ganzen Weg nach Hause und brachte mich dann sofort auf mein Zimmer, ohne das meine Mutter das mitbekam. Ich setzte mich aufs Bett und er setzte sich neben mich. Ich war so froh, dass er mich gefunden hatte. >Ich geh kurz zu deiner Mutter! Sie sollte es wissen!< Er verließ das Zimmer und kurze Zeit später kam er mit meiner Mutter wieder. Sie stürmte sofort auf mich zu und nahm mich in den Arm. >Oh Jana, es tut mir so Leid! Du solltest diese Leute anzeigen!<, sagte sie liebevoll. >Ich glaube nicht, dass es was bringen würde. Claire hat so viele Freunde hier, die alles für sie tun würden! Gegen sie hat man keine Chance!<, erklärte Pete ihr. Meine Mutter guckte geschockt. >Das heißt also, dass wir nichts dagegen tun können? Das ist ja schrecklich!<, sagte meine Mutter. Nach ungefähr 10 Minuten ließ sie mich los und Pete begleitete mich ins Badezimmer. Er ließ mir ein Bad ein und half mir dabei mich auszuziehen, damit ich mich in die Wanne setzen konnte. Er blieb die ganze Zeit über bei mir. Als ich dann fertig war, brachte er mich noch ins Bett und wollte dann gehen. Ich hielt ihn am Arm fest. >Nein, geh nicht! Bleib bei mir! Du darfst nicht alleine gehen! Claire wird dir auch weh tun!< Er hörte die Angst um ihn in meiner Stimme und setzte sich wieder zu mir aufs Bett. >Ist ja schon gut! Ich rufe eben meine Mutter an und bleibe dann die Nacht hier!< Er küsste mich kurz auf die Stirn und ging dann aus dem Zimmer. Nach ein paar Minuten kam er mit einem Glas und einer Flasche zurück. Er kippte Wasser ins Glas und drückte es mir in die Hand. Ich trank es schnell aus und merkte erst jetzt, wie viel Durst ich hatte. Innerhalb von ein paar Minuten war die Flasche leer. Pete holte sofort eine neue Flasche und ich ging schnell auf die Toilette. Als ich wieder zurück ins Zimmer kam, hatte Pete sich schon ins Bett gelegt. Ich kuschelte mich an ihn und schlief schnell ein. Ich hatte noch nie so eine unruhige Nacht gehabt. Mir kamen immer wieder die Bilder von Lukas und Jack in den Kopf, wie sie sich mit mir vergnügt hatten. Ich schrie laut auf und setzte mich abrupt auf. >Jana, Jana beruhige dich doch. Es ist nichts passiert!< Ich guckte mich im Zimmer um und legte mich dann wieder hin. Ich hatte aber keine ruhige Minuten mehr. Ich konnte so nicht weiter machen. Wahrscheinlich wäre ich beim Psychologen besser aufgehoben. Ich würde auf jeden Fall mit meiner Mutter darüber reden. Wenn ich nicht zum Psychologen gehen würde, würde ich jede Nacht schreiend aufwachen und das wollte ich nicht. Pete konnte ja nicht immer bei mir sein. Irgendwann schaffte ich es, wieder einzuschlafen.


14.
Es roch nach Rührei und Toast, als ich erwachte. Ich öffnete langsam meine Augen und guckte, ob Pete noch neben mir lag, aber seine Seite war leer. Ich kroch langsam aus dem Bett und tapste ins Bad. Ich begutachtete mich lange im Spiegel. Mein Gesicht war blass und ich hatte dunkle Ringe unter den Augen. An der Stelle, wo Lukas mich geschlagen hatte, war ein leichter blauer Fleck zu sehen. Ich betastete ihn mit meinen mittlerweile dürren Fingern. Es brannte ein wenig, als ich den Fleck berührte. Dann guckte ich an mir runter. An meinem Oberschenkel waren große blau-grüne Flecke. Ich setzte mich auf den Klodeckel und betastete die Flecke auf meinem Oberschenkel. Sie taten mehr weh, als der blaue Fleck in meinem Gesicht. Lukas und Jack waren wirklich brutal gewesen. Sofort schossen mir wieder die Bilder von Lukas und Jack in den Kopf, wie sie ihren Spaß mit mir hatten. Ich verzehrte mein Gesicht. Es war wirklich widerlich gewesen. Meine Kehle schnürte sich zu und mein Magen dreht sich um. Gerade noch rechtzeitig rutschte ich vom Klodeckel und hob ihn hoch. Dann erbrach ich meinen Mageninhalt, der eigentlich nur aus Wasser bestand. Plötzlich klopfte jemand laut gegen die Tür. Ich erschrak und spülte sofort ab. >Jana, bist du da drin? Ist alles in Ordnung?< Es war Pete. >Ja, ich bin sofort fertig. Einen Moment noch!<, sagte ich schnell. Ich wusch mir schnell meine Hände, zog mir den Bademantel an, der hinter der Tür hing und öffnete dann schnell die Tür. Ich umarmte Pete und er gab mir einen Kuss auf die Wange. Ich zuckte leicht zusammen und ließ ihn sofort los. Er bemerkte es. >Es tut mir leid! Ich habe nicht nachgedacht!<, sagte er. >Es ist nicht deine Schuld Pete! Du kannst da ja nichts für!< Ich guckte ihn traurig an. Er hatte damit nichts zu tun und trotzdem sind seine Berührungen so ungewohnt für mich. Ich umarmte ihn noch mal kurz und ging dann in die Küche. Pete folgte mir, aber ich merkte, dass er ein bisschen bedrückt war. Meine Mutter saß am Küchentisch und las die Zeitung. Dabei trank sie ihren Kaffee. Als sie merkte, dass jemand in die Küche gekommen war, hob sie ihren Blick. Sie lächelte mich kurz an und stand dann auf. Sie ging zum Herd und schaufelte Rührei aus der Pfanne auf einen Teller. Dann stellte sie ihn mir hin und legte noch zwei Scheiben Toast auf den Teller. >Lass es dir schmecken!<, sagte sie und widmete sich dann wieder ihrer Zeitung. Pete setzte sich neben mich und nahm sich ein Glas Orangensaft. Er sagte kein einziges Wort während des ganzen Frühstücks. Ich aß langsam. Als ich fertig war, stand ich auf und ging in mein Zimmer, mit der Hoffnung, dass Pete mir folgte. Aber er tat es nicht. Ich setzte mich aufs Bett und wartete. Irgendwann wird er doch wohl kommen müssen. Immerhin hatte er seine Sachen noch hier.
Als er nach zehn Minuten immer noch nicht gekommen war, wurde ich nervös. Hoffentlich würde er mich jetzt nicht im Stich lassen. Das wäre dann mein Ende. Was würde ich denn ohne ihn machen? Ich brauche ihn doch! Vielleicht habe ich ihn mit meiner abwehrenden Reaktion vorhin abgeschreckt! Hoffentlich hat er das nicht falsch aufgenommen! Ich machte mir wirklich große Sorgen, doch dann ging die Tür auf. Ich drehte mich sofort um. Es war Pete. Zum Glück. Als er die Tür geschlossen hatte, sprang ich auf und umarmte ihn. >Es tut mir so Leid! Ich wollte dich nicht verletzten! Ich liebe dich doch so sehr! Bitte lass mich jetzt nicht alleine. Ich brauche dich doch!<, sagte ich sofort. Er drückte mich leicht von sich weg und guckte mir tief in die Augen. >Jana, du kannst doch nicht glauben, dass ich dich jetzt im Stich lassen werde! Und es muss dir auch nicht Leid tun! Du kannst da doch gar nichts für! Außerdem bist du die erste Person, für die ich so starke Gefühle habe. Ich könnte dich nie im Stich lassen! Ich liebe dich auch!<, sagte er. Ich umarmte ihn wieder. >Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich dich im Stich lassen würde?<, fragte er. >Ich weiß es nicht. Du bist solange nicht mit mir gekommen und du warst auch so leise am Tisch!< >Ja, aber das hatte nichts mit dir zu tun! Nur ich habe Angst, dass ich irgendwas falsches mache!< >Nein, du machst nichts falsch!< Ich umarmte ihn wieder und küsste ihn dann leicht auf den Mund. Es fühlte sich zwar komisch an, aber er konnte ja nichts dafür. Das Gefühl würde wahrscheinlich noch ein bisschen so bleiben, aber bei ihm brauchte ich mir ja keine Sorge zu machen. >Oh Gott, wir müssen doch Benni abholen!< Ich riss mich sofort von Pete los und räumte mein Zimmer ein bisschen auf. >Beruhige dich Jana! Er kommt ein bisschen später! Du hast genug Zeit um aufzuräumen!< Er lachte leise. Ich liebte dieses lachen. Ich lächelte ihn an und fing dann langsam an aufzuräumen. Pete half mir dabei. Danach ging ich duschen. Als ich fertig war föhnte ich mir schnell die Haare und zog mir schnell einen Rock und eine Bluse an. Kurz darauf machten wir uns auf den Weg zum Bahnhof. Pete war nach Hause gefahren. Er wollte mir und Benni erstmal genug Zeit für uns lassen. Wir hatten uns wahrscheinlich so viel zu erzählen. Außerdem wollte Pete sich darum kümmern, dass ich so schnell wie möglich einen Termin bei der Therapeutin bekomme. Er war wirklich süß und er kümmerte sich so toll um mich. Was würde ich nur ohne ihn machen?
Meine Mutter fuhr ziemlich schnell, weil wir schon zu spät dran waren. Der Bahnhof war sehr voll. Größtenteils waren das ältere Leute. Als ich Benni entdeckte, schrie ich sofort laut seinen Namen und lief mit geöffneten Armen auf ihn zu. Er ließ sofort seine Taschen los und umarmte mich feste. >Ich habe dich voll vermisst! Es ist nicht mehr so schön wie vorher! Ehrlich gesagt langweile ich mich zu Tode! Ich bin so froh dich endlich wieder zu sehen!<, sagte er. Dann ließ er mich los und ging ein paar Schritte zurück. >Du hast dich verändert! Du siehst sehr blass aus und du bist dürr geworden!< >Ja, ich weiß! Ich hatte ein paar Probleme, aber das kann ich dir alles später erzählen! Komm, wir fahren erstmal nach Hause!< Ich nahm ihn einen Koffer ab und wir gingen zu meiner Mutter, die im Auto gewartet hatte. Sie begrüßte Benni herzlich und fuhr dann zurück. Diesmal fuhr sie wenigstens ordentlich. Als wir zu Hause angekommen waren, zeigte ich Benni erstmal unsere kleine bescheidene Wohnung. >Wann kommt denn dein Vater wieder?<, fragte er mich, als wir die Luftmatratze aufpumpten. >Oh, habe ich dir das noch nicht erzählt? Er hat eine neue! Aber ist halb so schlimm! Soll er doch glücklich mit ihr werden!< Er bemerkte, dass ich nicht darüber reden wollte, also wechselte er das Thema. Er erzählte mir, was alles passiert war, seit ich umgezogen war. Als er alles erzählt hatte, fing ich an zu erzählen. >Bei mir hat sich auch total viel verändert! Ich habe mir falsche Freunde gesucht, die mir jetzt das Leben zur Hölle machen wollen, weil mein Freund Pete und ich uns abwenden wollen! Ich will nicht irgendwas von ihnen vorgeschrieben bekommen und Pete genauso!< >Ok, was haben sie denn gemacht?< >Ja, die Clique besteht jetzt nur noch aus zwei Mädchen und zwei Jungs und die Anführerin, Claire, hat dafür gesorgt, dass die beiden Jungs mich vergewaltigen und danach hat sie mir Drogen gespritzt!< Mir liefen die Tränen übers Gesicht und Benni schluckte laut. Dann nahm er mich in den Arm. >Was sind denn das für Leute? Kannst du dagegen nichts tun?< >Nein, das ist es ja. Sie würde dafür sorgen, dass andere Leute das für die weitermachen! Alle haben Angst vor ihr!< Er guckte mich mit großen Augen an. >Hast du mit deiner Mutter darüber geredet? Vielleicht solltet ihr wieder zurückkommen!< >Nein, das geht nicht. Ich kann Pete nicht alleine lasse!< Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, ließ er mich los und wendeten sich wieder seinen Klamotten zu, die er gerade in meinen Schrank mit einräumte. Es war leichter, die Klamotten aus dem Schrank rauszusuchen, als aus dem Koffer. Nachdem er alles ausgepackt hatte, rief meine Mutter uns zum Essen. Sie hatte was vom Chinesen bestellt. Ich stapelte mir von allem was auf den Teller und fing an zu essen. >Wenn du willst, kannst du Pete morgen schon kennen lernen!<, schlug ich ihm voller Freude vor. Im ersten Moment guckte er unzufrieden, dann sagte er: >Ja natürlich, er ist bestimmt nett!< Der Rest des Essens verlief still. Niemand sagte was. Benni starrte auf seinen Teller und meine Mutter las ein Buch. Nach dem Essen, räumte ich schnell den Tisch ab und brachte den Müll raus. Benni wollte sich duschen gehen. Ich schmiss den Müllsack in die schwarze Tonne, die im Hinterhof stand. Als ich mich umdrehte, stand Claire da. Ich bekam sofort Angst und wollte an ihr vorbeigehen, aber sie ließ mich nicht. Sie zog mich an meinem Arm zurück und drückte mich gegen die Mülltonne. >Nanana, wo willst du denn so schnell hin? Wir sind doch letztes mal nicht ganz fertig mit unserem Gespräch gewesen! Hast du dich entschieden?< >Claire, lass mich in Ruhe! Bitte! Ich will nicht so abstürzen wie ihr!< Meine Stimme war zittrig und ich bereute sofort, was ich gesagt hatte. Claires Gesicht verdüsterte sich und sie drückte mich fester gegen die Tonne. >Du hast also immer noch nichts gelernt! Wollen wir alles noch mal wiederholen? Hat es dir Spaß gemacht?< Sie lachte dreckig. >Claire lass mich los! Ich muss zurück!< >Zu spät! Du hättest dir vorher überlegen sollen, was du sagst!< Sie öffnete ihre Tasche. Das war meine Chance. Ich schubste sie weg und lief los, aber sie war schneller. Sie ergriff wieder meinen Arm und zog mich zu Boden. >Das hast du dir wohl so gedacht, aber mich hintergehst du nicht!< Sie setzte sich auf mich und durchwühlte ihre Tasche weiter. Ich versuchte zu schreien, aber sie schlug mir sofort ins Gesicht. >Jana, Jana, Jana dir wird keiner helfen! Du bist alleine!< Sie wühlte noch kurz weiter in ihrer Tasche. Dann hatte sie gefunden was sie wollte. Sie zog einen Beutel raus und öffnete ihn. Daraus holte sie eine Kerze, einen Löffel und eine Spritze. Sie legte alles nebeneinander auf den Boden und zündete die Kerze an. Danach tat sie Pulver auf den Löffel und tropfte Zitrone darüber. Ich guckte sie mit weit aufgerissenen Augen an. >Was soll das? Was hast du vor Claire?< >Ich werde dich von diesem Zeug abhängig machen! Dann kommst du wieder an gekrochen! Bald kommst du gar nicht mehr ohne aus!< Sie lachte dreckig. Sie zog die Spritze auf und legte sie noch mal kurz auf den Boden. Dann holte sie ein Band raus und schnürte mir den Arm ab. Sie hob die Spritze wieder auf und setzte sie an. >Ich hoffe du hast keine Angst vor Aids! Ich weiß nicht, wer die Spritze schon alles benutzt hat!< Sie drückte mir die Spritze feste in den Arm. Ich schrie wieder laut. Es musste mich doch jemand hören. Claire schlug mir wieder ins Gesicht. Sie hatte mir viel gespritzt. Mit wurde schon schwindelig. Bevor mir schwarz vor Augen wurde, spuckte ich ihr noch ins Gesicht. Das ließ Claire sich nicht gefallen. Sie stand auf und trat mir feste in meinen Magen. Ich krümmte mich und kurz darauf war der Schmerz wieder weg.

Ich merkte kaltes Wasser auf meinem Gesicht und eine Hand auf meiner Stirn. Ich öffnete langsam die Augen und blickte in Bennis besorgtes Gesicht. >Jana, was hast du gemacht?< Es hörte sich an wie ein Vorwurf. Ich wollte es ihm erklären, aber ich bekam keinen Ton raus, als ich meinen Mund öffnete. >Warte, ich hole dir ein Glas Wasser!< Er stand auf und ging aus dem Zimmer. Meine Mutter kam rein. >Oh Gott Jana! Was ist denn passiert?< Benni kam mit einem Glas Wasser wieder. Ich trank es sofort aus. >Ich…Mir wurde plötzlich schwindelig! Wahrscheinlich eine Nachwirkung von Gestern!<, sagte ich mit schwacher, krächzender Stimme. Ich konnte ihnen nicht die Wahrheit sagen. Meine Mutter darf da nicht mit rein gezogen werden und Benni auch nicht. Meine Mutter würde sofort die Polizei anrufen, wenn ich ihr sage was wirklich passiert war. Sie wusste auch nicht, zu was Claire in der Lage war. Vielleicht sollte ich mich doch wieder ihrer Clique anschließen. Dann wird alles wieder besser. >Könnt ihr mich bitte alleine lassen? Ich möchte gerne etwas schlafen. Es war ein harter Tag!< Ich lächelte sie schwach an. >Aber na klar doch! Ruh dich aus!<, sagte meine Mutter und drückte mir einen Kuss auf die Stirn. Dann wendete ich mich Benni zu. >Ich denke mal, dass du mich gesucht und gefunden hast! Danke!< >Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe!< Er umarmte mich kurz und dann verließen sie das Zimmer. Ich knipste das kleine Nachtlicht an und guckte meine Arme an. An beiden waren große blaue Flecke. Warum hatte Claire denn nicht den einen Arm genommen? Jetzt musste ich beide verstecken! An meinem Oberarm waren Abrücke von Claires Händen. Ich drehte mich auf die Seite. Ein Schmerz durchfuhr meinen ganzen Körper. Claire hatte mir ja noch in den Bauch getreten. Das hatte ich voll vergessen. Ich zog mein Oberteil hoch. Claires Absatz hatte einen blutigen Fleck hinterlassen. Es tat sehr weh. Ich drehte mich wieder auf den Rücken und zog mein Oberteil runter. Ich überlegte noch ein bisschen, ob ich nicht das machen sollte, was Claire von mir verlangte. Dann würde sie mich wenigstens in Ruhe lassen. Aber dann hätte sie auch wieder den Beweis, dass jeder nach ihrer Nase tanzt. Was sollte ich denn jetzt tun? Ich war am Ende mit meinen Ideen. Irgendwann schlief ich dann erschöpft ein. Es war ein harter Tag, und wahrscheinlich wird es auch immer so weiter gehen, wenn ich nicht das tue, was Claire mir sagt. Sie wird nicht aufgeben, bis sie hat, was sie will.


15.
Ich hatte die ganze Nacht kein Auge zu gemacht. Irgendwas muss es doch geben, womit ich Claire vielleicht in der Hand haben würde. Jeder hatte ein Geheimnis! Ich wollte mich zwar nicht auf so einem Niveau runterlassen, wie Claire, aber wenn es anders nicht geht! Ich möchte einfach nur, dass sie mich in Ruhe lässt und Pete auch! Aber nach außen hin zeigt sie nichts. Sie wirkte so, als hätte sie keine Probleme. Als wäre sie Gott und niemand kann ihr was antun! Ich überlegte lange hin und her. Wie musste ich vorgehen, damit ich was finde und wo musste ich suchen? Ich guckte auf die Uhr. Wir hatten es kurz nach vier Uhr morgens. Benni lag ruhig neben mir und schnarchte leise vor sich hin. Ich wünschte, ich könnte so ruhig schlafen, aber bevor ich nicht eine Idee habe, wie ich Claire mit ihren eigenen Waffen schlagen kann, werde ich kein Auge zu kriegen. Ich ließ meinen Blick durchs Zimmer schweifen. Das Sonnenlicht erhellte den Raum schon leicht. Niemand hatte die Jalousien runtergezogen. Ich guckte kurz raus und ließ meinen Blick wieder durchs Zimmer schweifen. Ich wollte irgendwas finden. Und dann kam mir die Idee. Ich setzte mich sofort hoch. >Das ist es!<, rief ich laut. Benni wachte auf und guckte mich fragend an. Ich hatte gar nicht daran gedacht, dass er neben mir liegt. >Ich habe nur geträumt! Ich wollte dich nicht wecken! Tschuldigung!< Er drehte sich kurz um und schlief wieder ein. Ich musste irgendwie in ihr Zimmer rein. Vielleicht würde ich da was finden. Ich war zufrieden mit meiner Idee und wollte schlafen, aber ich konnte nicht, Ich wollte meine Idee sofort in die Tat umsetzen. Ich wühlte mein Handy aus der Tasche und rief Pete an. Er meldete sich total verschlafen. >Pete, es tut mir Leid, dass ich dich so früh störe, aber ich weiß jetzt was wir wegen Claire tun können. Wir müssen in ihr Zimmer. Irgendwas wird sie da aufbewahren, was wir gegen sie verwenden können!< Als ich fertig war, war ich völlig außer Atem. Ich hatte vergessen Luft zu holen. >Deine Idee ist gut, aber wie sollen wir da rein kommen?< Ich hörte das Mistrauen in seiner Stimme. >Überlass das mir. Ich schaffe das schon und jetzt schlaf weiter!< Ich legte auf, bevor er was sagen konnte. Dann schloss ich die Augen und konnte zwei Stunden ruhig schlafen.
Ich hatte einen komischen Traum. Ich wäre auf einer Insel. Sie war klein. Dort lebten viele Tiere, die mich freundlich begrüßten. Sie bauten mir ein Haus und gaben mir essen. Ich war gerade am Essen, als ein Elefant auf mich zu kam und anfing zu reden. >Jana, Jana!<, rief er. Ich riss meine Augen auf. Benni guckte mich an und hielt mir mein Handy vor die Nase. Ich reagierte erst mal nicht. Der Traum war sehr komisch. Ich dachte echt, der Elefant könnte auf einmal sprechen, aber zum Glück war es nur Benni. >Willst du jetzt endlich mal dran gehen?< Er war genervt, das hörte man an seiner Stimme. Ich nahm ihm das Handy aus der Hand und ging dran, ohne auf die Nummer zu gucken. >Hey Jana! Wir können jetzt zu Claire gehen. Sie ist bis halb 10 weg! Ich komme dich jetzt abholen! Bis gleich!< Er legte auf, ohne, dass ich was erwidern konnte. Ich sprang sofort aus dem Bett und rannte ins Badezimmer um mich fertig zu machen. Dann erklärte ich Benni alles. Er machte sich auch schnell fertig und als Pete kam, standen wir schon draußen und waren nervös. Es musste klappen. Sie durfte nicht früher zurückkommen. Pete hatte sich einen Plan ausgedacht. Er und Benni würden draußen warten, während ich reingehen sollte und der Mutter eine Lüge auftischen sollte. Sie würden mich anrufen, wenn Claire unterwegs war. Den ganzen Weg über überlegte ich, was ich ihr sagen könnte. Außerdem hatte ich Angst, dass etwas schief läuft. Wenn es nicht klappt, stehe ich wieder am Anfang. Ich war so in Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkt hatte, dass wir da waren. Ich hatte Angst reinzugehen. Was ist, wenn sie mit Lukas oder Jack oder beiden zurückkommen würde. Sofort schossen mir wieder die Bilder in den Kopf, wie sie stöhnten. Wie ihr warmer Atem mein Gesicht und Hals erwärmte. Ich war mir gar nicht mehr so sicher, ob ich das wirklich wollte. >Jana, Jana ist alles in Ordnung, du siehst so blass aus!< Benni stand vor mir und wedelte mit seinen Händen vor meinen Augen. >Jaja, alles ok.!< Sie versteckten sich hinter den Sträuchern vor der Tür und ich klingelte. Es summte und ich drückte die Tür auf. Ich blieb kurz stehen und warf noch einen Blick zu Pete und Benni. Pete hielt seinen Daumen hoch. Jetzt musste alles gut laufen. Ich stieg die Treppe zu der Wohnung hinauf. Claires Mutter wartete an der Tür. Sie lächelte, als sie mich sah. >Hallo, entschuldigen Sie die frühe Störung, aber ist Claire da?< >Ne das tut mir Leid, sie kommt aber gleich wieder! Du hast Glück, normalerweise kommt sie sonst erst um halb elf wieder, aber heute ist sie in einer halben Stunde zurück! Komm rein, du kannst in ihrem Zimmer warten!Jeder fragt mich, warum ich das tue. Warum ich das Tue? Warum ich Drogen nehme, mich voll saufe und anderen Leuten das Leben schwer mache? Ich weiß es nicht! Aber es ist mir auch egal. Ich werde eh sterben. Der Arzt hat mir vor einem halben Jahr mein Todeszeitpunkt gesagt. Er meinte, ich hätte nicht mehr lange zu leben. Mein Leben sollte vorbei sein, bevor es überhaupt richtig angefangen hat. Ich sollte genauso sterben, wie mein Vater. Alleine unter Schmerzen. Der Arzt meinte ich sollte ins Krankenhaus gehen, aber ich will nicht. Was soll mir das denn bringen? Sie würden mich doch nur mit Medikamenten voll pumpen. Jetzt kann ich wenigstens noch ein bisschen mein Leben leben. Die Drogen und der Alkohol helfen mir die Schmerzen zu vergessen. Dadurch werden die Schmerzen betäubt. Ich fühle mich gut, befreit. Meiner Mutter habe ich auch noch nicht davon erzählt. Ich bringe es nicht übers Herz ihr das zu sagen. Sie würde weinen und leiden, aber sie soll glücklich sein, solange sie kann. Ich liebe sie wirklich sehr. Sie wird nicht so leidend sterben wie Papa und ich. Sie wird einschlafen und nie mehr aufwachen, aber ich muss jetzt die Schmerzen ertragen und darf es mir nicht ansehen lassen. Ich freue mich schon auf den Tag, wo ich Papa wiedersehen werde. Darauf warte ich schon lange, aber ich muss noch ein bisschen leiden. Vielleicht verletze ich auch andere Menschen, weil ich will, dass sie sich genauso dreckig fühlen wie ich mich. Sie haben es nicht verdient glücklich zu sein, während ich mich hier dreckig fühle. Sie haben es nicht verdient. Warum passiert es mir? Warum muss ich diese Schmerzen ertragen? Warum habe ich Leukämie?

 



Ich war geschockt. Jetzt verstand ich Claire ein bisschen, aber dennoch verstand ich immer noch nicht, warum sie wollte, dass ich abhängig werde. Warum sie will, dass ich zurückkomme. Ich verstehe das alles nicht so ganz. Ich zuckte zusammen, als mein Handy klingelte. Ich war so in Gedanken vertieft. Ich tat das Tagebuch zurück und stellte das Holzbrett wieder davor. Dann setzte ich mich schnell aufs Bett und ging ans Handy. >Hast du was gefunden? Claire ist gleich oben!< Ich würgte ihn schnell ab und wartete, dass Claire kam. Sie kam ins Zimmer rein und schmiss ihre Tasche in die Ecke. >Was machst du hier? Hast du es dir überlegt?< Ich guckte in ihr Gesicht. Si lächelte, aber in ihren Augen sah man den Schmerz. >Jana, ich rede mit dir! Du zitterst ja!< Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich angefangen hatte zu zittern. Ich versuchte mich zusammen zu reißen, aber ich schaffte es nicht. >Ehm, Claire ich brauche was von dem Pulver! Ich glaube du hast das erreicht was du wolltest!< Sie nickte vielsagend. Warum hatte ich das gesagt? Ich wollte doch nicht zurück. Jetzt saß ich wieder da drin!
Claire wühlte in ihrem Schrank rum und holte ein Säckchen raus. Sie zündete eine Kerze an und bereitete das Pulver vor. Sie gab mir die Spritze. Ich guckte sie fragend an. >Ich kann dich doch so nicht gehen lassen! Nimm das Zeug!< Was sollte ich jetzt machen? >Claire, ich möchte, dass du mir eine Sache erklärst! Warum tust du das? Warum willst du das ich leide? Erklär es mir!< Ich guckte ihr feste in die Augen. Ich wollte eine Erklärung. Sie drehte sich weg. >Claire! Bitte!< Ich flehte sie an. >Ich erkläre es dir, wenn du dir das Zeug gespritzt hast!< Warum hatte sie immer Bedingungen? Aber so würde ich wenigstens an eine Antwort kommen. Sie würden mir das erklären. Sie hat es mir versprochen. Ich setzte die Spritze an und drückte das Zeug in meinen Arm. Ich sah, dass Claire mir die Spritze aus der Hand nahm und sich auch was von dem Zeug spritze. Dann war ich weg. Ich hatte zum ersten mal einen „Bad trip“. Meine Oma, die schon vor drei Jahren gestorben war, stand vor mir und lächelte mich an. Sie hatte den ganzen Zeit den selben Blick und sagte nichts. Plötzlich verwandelte sie sich in ein Clown, der ein Messer rauszog. Ich hatte schon immer Angst vor Clowns. Ich rannte weg und er folgte mir. Er war schneller, als ich. Ich kam da nicht mehr weg. Es fühlte sich real an. Ich kam schweißgebadet wieder zu mir. Claire guckte mich an. >Du schuldest mir was!< >Eigentlich schulde ich dir nichts Jana! Ich habe dir die Drogen gegeben, aber ich glaube du verdienst eine Erklärung! Also, es wird schwer für dich sein das zu verstehen! Du führst ein glückliches Leben! Ich wollte dich gar nicht in der Gruppe haben, aber die anderen haben mich überredet. Am meisten wollte Pete, dass du in unsere Clique kommst, damit er dich kennen lernen kann! Ich ließ mich von den anderen überreden! Als du dann in unserer Clique warst, wollte ich dafür sorgen, dass du wieder rausgehst, aber die anderen hielten mich auf! Und als du dann rausgehen wolltest, brauchte ich dich! Du hast mich mit deinem Lebensmut verzaubert! Ich wollte immer so fröhlich sein wie du! Durch dich habe ich mein Leben wieder in den Griff bekommen! Ok mit den Drogen kann ich nicht so schnell aufhören, aber ich reduziere es immer wieder! Als du aussteigen wolltest, war das mein Ende! Ich musste mir irgendwas überlegen, wie ich dich zurückholen könnte und die einzige Möglichkeit die ich fand, war die, dich abhängig zu machen! Ich wusste, dass du dann zu mir kommen würdest! Es tut mir Leid!< Ich war geschockt. Pete war der, der am meisten wollte, dass ich in die Gruppe komme, obwohl er wusste, wie schlimm sie ist? Sollte ich Claire die Geschichte glauben? Was sollte ich überhaupt noch glauben? Mein Kopf tat weh und alles drehte sich. Ich stand auf und rannte aus dem Zimmer. Rannte aus dem Haus. Pete kam sofort auf mich zu. Er wollte mich umarmen, aber ich schubste ihn weg. >Du bist so ein Arschloch! Wie konntest du mir das antun? Claire hat mir alles erzählt. Du hast alles getan, dass ich in die Gruppe aufgenommen werde! Du wolltest es am meisten, obwohl du wusstest, was passieren wird! Obwohl du wusstest, wie schlimm es wird, wenn ich aussteigen will! Du bist so ein Arsch!< Er guckte mich geschockt an. >Aber Jana…..warte,….ich kann das doch erklären! Bitte!< Ich guckte ihn wütend an. >Du brauchst mir nichts zu erklären!< Dann zog ich Benni mit und drehte mich um. Ich wollte nach Hause so schnell wie möglich. Ich konnte nicht fassen, wie Pete mich so belügen konnte. Er hat mich in die Gruppe reingeholt und wusste genau, womit ich rechnen müsste, wenn ich weg wollte. Aber vielleicht habe ich überreagiert. Vielleicht hat Claire mir Lügen erzählt. Aber sie hat da ja gar keinen Grund zu. Ihre Worte haben zum ersten mal aufrichtig geklungen. Sie tat mir Leid. Sie hatte eine schreckliche Krankheit. Ich konnte sie einerseits verstehen, aber warum hat sie mir das vorher nicht erklärt? Dann wäre ich doch auch so geblieben ohne Drogen, aber jetzt wurde ich wirklich langsam abhängig. Hätte ich mir nicht eben die Spritze gesetzt, wäre ich wahrscheinlich den ganzen Tag zittrig gewesen. Ich brauche das Zeug. Ich kann es selber nicht glauben, dass ich daran denke. Warum musste es mir passieren? Warum war ich nur hier her gekommen? Benni ging die ganze Zeit stumm neben mir her und beobachtete mich. Mir liefen Tränen übers Gesicht. Zu Hause, eilte ich sofort in das Bad. Ich knallte die Tür zu und schloss ab. Dann setzte ich mich auf den Boden und weinte. Ich hörte Benni auf der anderen Seite der Tür mit meiner Mutter reden. Sie machte sich große Sorgen. Als ich mich einigermaßen wieder einbekommen hatte, wühlte ich in den Schubladen rum. Als ich endlich die Schere gefunden hatte, die ich wollte stellte ich mich vor den Spiegel und schnitt mir die Haare ab. Ich achtete nicht darauf, ob sie auf der Gleichen Länge waren. Ich wollte einfach nur meine Wut rauslassen. Nachdem ich mit meiner Wut am Ende war, setzte ich mich wieder auf den Boden und weinte wieder. Ich weiß nicht, wie lange ich im Bad war und geheult habe. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass Claire das erreicht hatte, was sie wollte. Warum war ich nicht stark genug? Ich hasste mich selbst dafür.
Als ich alle Tränen vergossen habe, stand ich auf und guckte mich im Spiegel an. Meine Haare standen in alle Richtungen ab. Sie waren kurz. Sie gingen nicht mal mehr bis zum Kinn. Ich fegte die Haare zusammen und ging dann aus dem Badezimmer raus. Mama kam sofort auf mich zu, aber ich schubste sie weg. Sie sollte mich in Ruhe lassen. Ich habe sie hintergegangen. Ich habe das gemacht, wovon sie mich immer abhalten wollte. Ich habe Drogen genommen und bin abhängig geworden und so schnell werde ich wohl nicht daraus kommen. Ich ging ins Zimmer, knallte die Tür zu und zog mir die Decke über den Kopf. Ich wollte einfach nur, dass alle mich in Ruhe lassen und ich wollte sterben, einfach nur sterben. Ich wollte keine Schande mehr für meine Mutter sein. Sie sollte stolz auf ihre Tochter sein, aber auf mich kann sie nicht stolz sein. Ich bin ein Drogenopfer. Ich werde mein Leben riskieren, um den Kick zu bekommen und alles zu vergessen, meine Schmerzen und den Hass, den meine Mutter empfinden wird, wenn ich ihr erzähle, was für ein schlechte Tochter ich bin! Und das werde ich nie wieder gut machen können, weil ich meine Mutter damit so enttäuschen würde.


16.
Ich habe lange überlegt, was ich machen sollte. Ich konnte meiner Mutter nicht mehr in die Augen schauen. Warum musste ich da rein geraten? Warum ausgerechnet ich? Wenn ich hier bleibe, werde ich immer, wenn ich sie angucke, daran denken, dass ich sie belüge. Dass ich eine schlechte Tochter bin. Und wenn ich ihr die Wahrheit sage, dann wird sie mich hassen. Sie würde mir Vorwürfe machen, dass sie mir gesagt hat, ich solle keine Drogen nehmen und dass es besser gewesen wäre, wenn ich in dieser Sache auf sie gehört hätte. Später lernt man immer aus seinen Fehlern, aber zurückdrehen kann ich die Zeit auch nicht. Wenn ich meiner Mutter einfach die Wahrheit sagen würde, was einfacher gesagt als getan ist, dann würde sie mich hassen. Sie würde mich nicht mehr beachten und das will ich nicht. Dann lüge ich sie lieber weiter an. Aber wie sollte ich das machen ohne dass ich ihr über den Weg laufe? Ohne dass ich bei jedem Wort aufpassen muss was ich sage. Dann dürfte ich nichts sagen, was mich verraten würde und irgendwann würde mir etwas rausrutschen. Die einzige Möglichkeit, die ich sah, war abhauen. Einfach weg von hier. Aber wohin sollte ich gehen? Zu Pete konnte ich nicht. Ich glaube nicht, dass er mir verzeihen wird. Jetzt im nachhinein tut es mir Leid, dass ich ihn so angeschnauzt habe. Er kann da gar nichts für. Ich wollte doch selber in die Gruppe und ich wäre da so oder so reingeraten. Ich hätte alles getan, um da rein zu kommen. Ich habe sie vorher nicht genauer beobachtet und kennen gelernt. Das einzige was ich Pete vorwerfen könnte, wäre, dass er mich nicht gewarnt hat, aber ich hätte eh nicht auf den gehört. Ich habe schon oft davon gehört, dass Leute sich mit den falschen anfreunden und dann total abstürzen, aber ich habe nie daran gedacht, dass es mir passieren könnte. Aber jetzt hänge ich da drin.
Als ich mir sicher war, dass alle schliefen, stand ich leise auf und packte ein paar Sachen in eine Tasche. Sie waren noch lange wach gewesen. Wir hatten es schon kurz nach vier. Ich verließ so leise wie möglich das Zimmer und schlüpfte in meine Schuhe und in meine Jacke. Dann überlegte ich kurz, ob ich meiner Mutter ein Zettel schreiben sollte oder nicht. Ich entschied mich dazu, ihr keine Nachricht zu hinterlassen, zwar war meine Zeit, um mich irgendwo zu verstecken geringer, aber ich musste hier raus, bevor irgendjemand wach wurde, aufs Klo musste und mich sah, wie ich gerade mit gepackten Sachen weg ging. Ich ging leise aus der Tür und schloss sie genauso leise wieder. Vor der Tür atmete ich tief aus. Dann nahm ich die Treppe nach unten. Draußen an der frischen Luft, überlegte ich kurz wohin ich gehen konnte. Bei Pete würden sie mich sofort suchen, also rief ich bei Katie an. Sie meldete sich genervt, es hörte sich aber nicht so an, als hätte sie geschlafen. So weit ich weiß arbeitete sie auch bis sechs Uhr in der Tankstelle. Ich legte schnell wieder auf. Zum Glück hatte ich meine Nummer unterdrückt. Dann überlegte ich zu Claire zu gehen, aber eigentlich hatte ich keine Lust und meine Mutter würde da auch sofort hin fahren. Pete würde ihr bestimmt die Adresse geben. Mist, ich kenne doch niemand anderen hier außer…. Der Gedanke brachte mich zum Schaudern. Aber es war die einzige Möglich, mich zu verstecken. Dort würde mich keiner Vermuten, nicht nachdem was passiert war. Mir schossen sofort wieder die Bilder in den Kopf, wie er mir ins Ohr stöhnte. Der Gedanke, freiwillig dahin zu gehen, war absurd, aber ich hatte keine andere Möglichkeit. Ich lief sofort los. Ich war noch nie bei ihm drin gewesen, aber an dem Plattenbau, wo er wohnte, war ich schon oft vorbeigefahren. Es dauerte zehn Minuten, bis ich da war. Bevor ich klingelte, guckte ich, ob in seiner Wohnung noch Licht brannte und ich hatte gute Karten. Ich drückte die Klingel und wartete. Es dauerte ziemlich lange und als es endlich summte, war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich das wollte. Er wohnte alleine, weil er Stress mit seinen Eltern hatte oder so was in der Art. Mich interessierte das auch nicht. Ich stieg langsam die Treppe hoch in die erste Etage. Er stand im Türrahmen und guckte mich fragend an. Er erkannte mich anscheinend nicht. Seine Augen waren glasig, wahrscheinlich hatte er Drogen geschluckt. Ich ging einen Schritt näher. Jetzt schien er mich zu erkennen. Er fing sofort an zu grinsen. >Jana, ich hätte dich beinah nicht erkannt mit deiner neuen Frisur! Es sieht echt toll aus! Was willst du hier?< Sein Grinsen machte mir Angst und ich war mir jetzt überhaupt nicht mehr sicher, ob ich das richtige tat. >Ich….ich brauche deine Hilfe! Kann ich für ein paar Tage bei dir unterkommen?< Meine Stimme zitterte ein bisschen, aber ich hoffte, dass er es nicht merkte. >Mmm…du bist sehr mutig! Aber ich weiß nicht so recht? Warum sollte ich das tun?< Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Warum hätte er nicht einfach ja sagen können. Ich schämte mich doch schon so dafür, dass ich ihn anflehen musste. Ich drehte mich um und wollte schon gehen. >Warte Jana! Komm rein. Immerhin wurde ich noch nie so lieb gefragt, ob jemand hier bleiben kann!< Er hielt mir die Tür auf und ich ging langsam rein. In der Wohnung musste unbedingt mal gelüftet werden. Es stinkt nach Rauch und Alkohol. Er nahm mir meine Tasche ab und meine Jacke. Dann sagte er, dass ich ins Wohnzimmer gehen sollte. Das Wohnzimmer war klein. In der Mitte stand ein kleiner Tisch, auf dem viele verschiedene Flaschen, mit alkoholischen Getränken standen. Um den Tisch standen drei Sessel. In einem saß Claire. Sie war blass und ihr Blick war glasig. Als sie mich sah, stand sie auf und zog sich an. Es war ihr unangenehm, mit mir in einem Raum zu sein, aber ich wollte nicht, dass sie geht, da ich dann alleine mit ihm hier wäre. Ich bekam Angst. Was war das überhaupt für eine lächerliche Idee mich hier verstecken zu wollen? Hier bei ihm, bei LUKAS. Als ich hörte, wie sich die Tür schloss, verkrampfte sich mein Magen. Hätte Claire nicht bleiben können? Lukas setzte sich in den Sessel gegenüber von mir und begutachtete mich. Er fixierte mich mit seinen Blick und ich wusste nicht, was ich machen sollte. Ich guckte mich im Wohnzimmer um und tat so, als würde ich nicht merken, dass er mich anstarrte. Die Stille zwischen uns war mir unangenehm, aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Meine Hände waren schon wieder unkontrolliert am zittern und ich versuchte mir all meiner Kraft zu vermeiden, dass mein ganzer Körper anfing zu zittern. Gleichzeitig versuchte ich auch, irgendwas zu finden, was ich sagen konnte. Sein Blick wurde immer aufdringlicher und unangenehmer. Es sah so aus, als wenn er meine Gedanken lesen könnte. Ein paar Minuten später hielt ich es nicht mehr aus. >Kannst du bitte aufhören mich so anzustarren?< Er wendete seinen Blick sofort ab. >Ich habe nur versucht dich zu durchschauen! Ich will wissen was du vorhast!< Er lallte ein bisschen. Das war mir noch nicht aufgefallen. >Also Lukas, ich habe keine Lust mehr auf zu Hause und brauche eine Unterkunft, wo meine Mutter mich nicht finden kann! Sie war noch nie hier und das wird auch der letzte Ort sein, wo sie mich suchen würde! Ich finde das sehr nett, dass ich für ein paar Tage hier bleiben darf!< Ich hoffte, dass er mit dieser Erklärung zufrieden war. >Achso. Hat es vielleicht was mit Drogen zu tun? Du zitterst unkontrolliert! So hat das bei mir auch angefangen! Die ersten Anzeichen der Sucht! Aber ich habe hier was für dich!< Seine Stimme war ruhig und verständnisvoll. Er stand auf und suchte in dem kleinen Schränkchen nach etwas. Dann drehte er sich zu mir um und hielt mir eine kleine Pille hin. Es war die gleiche, die mir am Anfang auch angeboten wurde. Ich nahm sie mit zitternden Händen und schluckte sie sofort. Die Wirkung war zwar nicht so stark, aber fürs erste würde es reichen. Ich wollte doch aufhören damit, also musste ich mich zusammen reißen. Ich dürfte mich nicht mehr zu dröhnen. Ich bekam alles klar mit. Lukas beobachtete mich und rutschte mit seinem Sessel näher zu mir ran. Der Geruch von seinem After shave wurde plötzlich sehr intensiv. Er legte mir seine Hand auf den Arm. Was wollte er von mir? Ich schloss meine Augen. Der Geruch wurde immer intensiver und es erinnerte mich an die Szene in der Gasse. Ich sah sein Gesicht vor mir, wie er mich feste auf den Mund küsste und wie er über meine Brüste strich. Ich hörte, wie er mir lustvoll ins Ohr gestöhnt hatte und wie er zum Orgasmus kam. Ich ekelte mich jetzt noch mehr vor ihm. Ich wollte am liebsten von ihm wegrutschen. Ich brauchte Luft. Ich hätte am liebsten ein Fenster aufgerissen, aber ich fühlte mich wie gelähmt. Mir trat Angstschweiß auf die Stirn und mein Atem verstärkte sich. Ich atmete immer schneller und hyperventilierte fast. Lukas merkte das und rutschte ein Stückchen von mir weg. >Es tut mir Leid Jana! Ich wollte dir keine Angst machen! Und es tut mir Leid, was beim letzten mal passiert ist! Ich stand unter Drogen und was Claire sagt, muss befolgt werden! Ich weiß auch nicht warum wir das machen! Wenn ich unter Drogen stehe, tue ich alles was man mir sagt! Es tut mir Leid!< Es klang aufrichtig, aber ich konnte ihn so schnell nicht verzeihen. Diese Bilder gingen mir nicht mehr aus dem Kopf. Vielleicht war es doch ein Fehler hier hin zu kommen. Warum muss ich auf so doofe Ideen kommen? Lukas war mittlerweile aufgestanden. >Ich geh jetzt schlafen! Gute Nacht Jana!< Ich nickte nur mit dem Kopf. Mir hing ein Kloß im Hals, so dass ich kein einziges Wort raus bekam. Als Lukas dann weg war und ich wieder einigermaßen sicher auf den Beinen war, ging ich zu der Tür, die auf den Balkon führte. Ich riss sie auf und atmete die kühle Nachtluft ein. Es roch nach Regen. Dann trat ich auf den Balkon und lehnte mich über das Geländer. Es war nicht tief und unter dem Balkon wuchsen Blumen und Sträucher. Die Aussicht gefiel mir. Die Häuser, die man von hier aus sah, waren nicht mit Graffitti beschmiert. Danach stellte ich mich wieder grade hin und atmete noch mal tief ein. Nachdem ich mich umgedreht hatte und reingehen wollte, fiel mir auf, dass gar keine Stühle auf dem Balkon standen und auch kein Tisch. Er war ganz leer. Ging Lukas eigentlich nie auf den Balkon? So wie es darin roch, wusste er wahrscheinlich nicht mal, dass es so was wie Fenster gibt, geschweige denn eine Tür zum Balkon. Ich ließ die Tür offen und setzte mich wieder auf einen Sessel. Meine Beine zog ich an meine Brust und schloss die Augen. Ich musste versuchen zu schlafen, aber ich hatte Angst, dass Lukas irgendwas machen würde, wenn ich schlief. Ich lag noch ein bisschen wach, aber letztendlich überrannte mich meine Müdigkeit und ich schlief ein.
Lukas weckte mich auf, indem er mich leicht rüttelte. Ich erschrak ein bisschen, als ich in sein Gesicht blickte. >Guten morgen! Kann ich mich vielleicht eben duschen gehen?<, fragte ich ihn sofort. Er zeigte mir, wo das Bad war und gab mir ein Handtuch. Das Badezimmer war klein und dreckig. Hier wurde schon lange nicht mehr geputzt. Im Waschbecken lagen Haare und auf dem Spiegel waren Spuren von Zahnpasta und anderen undefinierbaren Sachen. Wenigstens war hier das Fenster auf. Ich traute mich gar nicht, in die Toilette zu gucken, als schlüpfte ich sofort aus meinen Klamotten. Die Dusche war einigermaßen sauber, aber bevor ich reinstieg, duschte ich sie ordentlich aus. Normalerweise stand ich zehn Minuten unter der Dusche, aber ich beeilte mich diesmal. Das Wasser wurde nicht mal richtig warm. Ich blieb in der Dusche stehen und rubbelte meine Haare trocken. Danach legte ich das Handtuch auf den Boden und stellte mich darauf. Also so ein ekelhafte Badezimmer habe ich noch nie gesehen. Ich wunderte mich, wie man sich in so einem Bad wohlfühlen könnte. Nachdem ich mich komplett angezogen hatte, schlüpfte ich in meine Schuhe und ging zu Lukas ins Wohnzimmer. >Ich geh jetzt mal Brötchen holen! Du hast bestimmt nichts da! Und danach putze ich mal ordentlich dein Badezimmer! Wie kannst du dich darin wohlfühlen?< >Ich habe echt nichts da, aber lass dich nicht von deiner Mutter erwischen! Und übrigens, wenn du putzen willst, bring Putzmittel mit! So was habe ich nicht da!< Er grinste. Ich drehte mich um und verdrehte die Augen. Wie kann man nur kein Putzmittel im Haus haben. Das würde dann ja heißen, dass er hier schon total lange nicht geputzt hatte.
Bevor ich mich auf den Weg machte, guckte ich noch schnell in der Küche, was er so da hatte. Ich entdeckte nur eine Dose Ravioli und Bier. Dann ging ich los. Der nächste Supermarkt war fünf Minuten entfernt und ich musste gucken, dass mir nicht meine Mutter, Benni, Pete oder Klara über den Weg liefen. Das wäre dann eine Katastrophe. Auf dem Hinweg verlief alles Super und zum Glück war das Geschäft nicht so voll. Ich zog meine Geldbörse aus der Tasche und zählte mein Geld. Ich hatte nur noch dreißig Euro. Mist! Ich drehte um und lief zu dem nächsten Geldautomaten, der sich bei einer Tankstelle befand. Ich hob 200 Euro ab und ging dann wieder zum Supermarkt. Es war zum Glück immer noch nicht so voll. Zuerst ging ich in die Abteilung für Putzmittel und packte verschiedene ein. Dann holte ich noch Kaffee, Cola, Wasser, Nudeln, Äpfel, frische Brötchen, Aufschnitt, Joghurt, Milch, Schnitzel und Hackfleisch. Ich musste knapp 50¤ bezahlen. Die Einkäufe waren schnell eingepackt und ich ging schnell zurück zu Lukas Wohnung. Als ich da ankam, lief laut Musik. Ich klingelte, aber er öffnete mir nicht. Dann klingelte ich Sturm, aber er öffnete immer noch nicht. Ich schlug mit der Faust gegen die Tür. Plötzlich öffnete sich die Tür gegenüber. Eine ältere Dame kam raus. >Ach, hat er schon das nächste Mädchen gefunden, was er zum Absturz bringen kann! Pass bloß auf, eh du dich versiehst, bist du genauso ein Drogenopfer wie er! Vielleicht solltest du es mit dem Schlüssel unter der Matte versuchen! Und wenn du drinnen bist, dreh die Musik leiser Mädel!< Ich guckte sie erstaunt an. Warum mischte sie sich überhaupt da ein? >Dankeschön, aber ich werde mich nicht leicht von ihm beeinflussen lassen!< Sie schüttelte nur noch mit dem Kopf und nuschelte was vor sich hin, dann schloss sie ihre Tür. Ich bückte mich und zog den Schlüssel unter der Matte hervor. Lukas erschrak, als ich plötzlich im Wohnzimmer stand und die Musik leiser gedreht hatte. >Lukas du musst auch mal Rücksicht auf die Nachbarn nehmen! Es dreht sich nicht immer nur um dich!< Er guckte mich er belustigt an, aber als er merkte, dass ich es ernst meinte, entschuldigte er sich. Wir aßen schnell zusammen und dann fingen wir an die Wohnung, unter meiner Anleitung, zu putzen. Lukas stellte sich etwas blöd an, aber nach zwei Stunden war die Wohnung wieder auf hoch glanz gebracht. Wir hatten es kurz nach eins und ich entschloss mich, anfangen zu kochen, aber erst ließ ich mich auf den Sessel fallen. >Du musst jetzt öfters mal putzen und öfters mal lüften. Wenn irgendwann mal die Bullen vor deiner Tür stehen, riechen die dann wenigstens nicht die Drogen. Ich habe gehört sie haben eine sehr feine Nase und riechen so was sofort!< >Ich wird es versuchen, aber ich verspreche nichts!< Ich fing an zu lachen. Das war typisch Lukas. Als ich in die Küche ging und anfangen wollte zu kochen, fiel mir auf, dass ich gar keine Gewürze mitgebracht hatte, also machte ich mich noch mal auf den Weg. Vorher ging ich aber bei der Frau nebenan klingeln. Sie öffnete die Tür und guckte mich überrascht an. >Hallo, ich muss noch mal kurz zum Supermarkt. Soll ich ihnen was mitbringen?< Ihre Augen wurden größer und sie überlegte kurz. >Kann ich nicht lieber mitkommen? Ich kenne dich ja kaum und wer weiß, ob du nachher mit meinem Geld abhaust!< Ihre Sorge war begründet, also wartete ich kurz, bis sie in ihre Schuhe geschlüpft war und ihre Jacke angezogen hatte. Dann hakte sie sich bei mir unter und wir gingen langsam zum Supermarkt. Sie war wirklich nett zu mir und sie erzählte mir, von ihren Kindern und Enkeln und von ihrem verstorbenen Mann. Im Geschäft war es voller als vorhin, aber das war mir egal. Die alte Dame kaufte nur ein paar Sachen ein und ich half ihr, sie nach Hause zu tragen. Vor ihrer Wohnung bedankte sie sich bei mir und sie sagte, dass ich immer zu ihr kommen könnte. Sie fände es schön, dass ihr endlich mal jemand half. Dann wollte sie mir noch Geld für meine Mühe geben, aber ich wollte es nicht. >Nein, ich habe das wirklich gerne getan! Ich musste doch eh dahin! Trotzdem Danke!< Daraufhin lächelte die Frau und schloss die Tür. Ich ging zurück in Lukas Wohnung und fing an zu kochen. Lukas saß auf der Couch und hatte schon wieder ein paar Bier getrunken. Die Leeren Flaschen hatte er natürlich auf den Tisch gestellt. Als ich fertig war mit dem kochen, deckte ich schnell den Tisch. Der Tisch war klein und rund. Um ihn rum standen vier alte Plastikstühle, bei denen man Angst haben musste, dass sie zusammenbrechen, wenn man sich draufsetzt. Ich rief Lukas, der schon wieder ein wenig besoffen war. Er setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber und häufte sich was zu Essen auf den Teller. Als er fertig war tat ich mir ein bisschen auf den Teller. Wir aßen still und nachdem wir fertig waren, verzog Lukas sich wieder ins Wohnzimmer. Ich räumte schnell auf und spülte. Beim Spülen fingen meine Hände wieder an zu zittern, sodass ich die Sachen beinahe nicht mehr festhalten konnte. Ich wusch die Teller immer schneller und unsauberer ab, aber noch bevor ich fertig war, fing ich an am ganzen Körper zu zittern. Ich ließ dann alles so liegen und ging zu Lukas ins Wohnzimmer. Ich fing an zu schwitzen und fühlte mich so schlecht. >Lukas, ich glaube ich bin krank!< Er wendete seinem Blick von dem kleinen Fernseher ab und blickte mich an. >Du bist nicht krank! Jetzt kommst du da nicht mehr so einfach raus!< Er stand auf und wühlte wieder in einer Schublade rum. Dann hielt er mir seine offene Hand hin. >Hier, das ist das einzige, was ich noch habe, du weißt ja wie das geht und gleich gehen wir zu Toni und besorgen uns was neues! Hast du noch Geld?< Er hatte sich schon wieder vor den Fernseher gesetzt. >Ach übrigens, die Spritze die da drin ist, habe ich schon öfters benutzt, aber ich habe keine Krankheiten oder so! Kannst du gerne benutzen!< Ich war unsicher, ob ich das machen sollte. Seine Spritze zu verwenden, war ein Risiko, aber ich hatte keine andere Möglichkeit. Ich wollte mir das nicht eingestehen, aber ich hing mitten drin. Ich war Drogenabhängig und da kann ich jetzt nichts mehr dran ändern. Ich kann die Zeit nicht mehr zurückdrehen. Ich holte mir eine Kerze und einen Löffel aus der Küche und kochte schnell das Pulver mit den Saft der letzten Zitrone ab. Als ich damit fertig war, musste ich versuchen, die Flüssigkeit in die Spritze zu füllen, ohne dass was daneben ging. Es kam mir vor wie Stunden, aber als ich es endlich geschafft hatte, freute ich mich. Dann schnürte ich mir noch schnell meinen Arm ab. Ich fühlte schon keinen Schmerz mehr, beim reinstechen in den Arm. Wenn ich ehrlich bin, gefällt mir das Gefühl. Es ist das Gefühl des Wohlbefindens. Ich weiß, wenn ich mir die Spritze in den Arm stecke, geht es mir innerhalb ein paar Minuten wieder gut. Nachdem ich mir das ganze Zeug in den Arm gedrückt hatte, beruhigte ich mich langsam und das unkontrollierte zittern hörte auch auf. Ich starrte die ganze Zeit auf Lukas und als dann endlich die Wirkung eingesetzt hatte, wollte ich mich einfach nur ausziehen. Ich wollte Lukas Haut auf meiner spüren. Ich wollte, dass er mich berührt. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte es. Ich ging langsam auf ihn zu und setzte mich auf sein Schoß. Er guckte erst was komisch, stellte dann aber seine Bierflasche weg. Er knöpfte langsam meine Bluse ab. Es ging mir alles zu langsam und ich küsste ihn immer drängender. Lukas merkte das natürlich sofort und er kam meinen Wünschen nach. Innerhalb der nächsten Minute, waren wir komplett entkleidet und er drang in mich ein. Ich stöhnte leise auf. Es gefiel mir, wie er mich berührte. Es fühlte sich an, als wenn er alle Stellen gleichzeitig berühren würde. Ich fand es richtig gut. Doch plötzlich ließ die Wirkung nach. Scheiße! Was sollte ich jetzt machen? Jetzt fand ich das gar nicht mehr so schön. Ich wünschte mir nur noch, dass es bald zu Ende sein würde. Als Lukas dann auch noch in mein Ohr stöhnte, wie er es getan hatte, als er mich vergewaltigt hatte, fing ich an zu heulen. Ich drehte meinen Kopf schnell zur Seite, damit er es nicht sah und küsste ihn am Hals. Trotz des komischen Gefühls, kam ich zeitgleich mit ihm zum Orgasmus. Dann blieb er keuchend auf dem Sessel sitzen. Ich stand schnell auf, suchte meine Klamotten zusammen und verzog mich schnell ins Bad. Dort schloss ich mich ein und setzte mich auf dem Boden. Meine Tränen konnte ich nicht mehr zurückhalten. Sie liefen mir wie Bäche übers Gesicht. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass ich das getan habe. Ich könnte die ganze Schuld jetzt auf die Drogen schieben, aber ich weiß, dass es nicht so ist. Es würde mich auch nicht beruhigen. Irgendwann stand ich auf und stellte mich unter die Dusche. Ich wollte das ekelhafte Gefühl wegbekommen. Ich kann dieses Gefühl nicht beschreiben, ich fühlte mich widerlich. Wie konnte ich Pete nur so hintergehen? Vor allem Lukas hat nicht mal ein Kondom benutzt, das fand ich noch ekelhafter, jetzt wo ich daran dachte. Ws ist, wenn ich jetzt schwanger werde? Jetzt machte ich mir noch größere Gedanken und ich fing sofort wieder an zu heulen. Warum war ich hier hin gelaufen? Ich bin so eine dumme Kuh. Es war der größte Fehler, von zu Hause wegzurennen. Irgendwann klopfte es an der Tür. >Jana, komm wir müssen langsam los zu Toni!< Warum nervte der mich jetzt damit? Ich habe gerade ganz andere Probleme, als irgendwelche Drogen. Trotzdem stieg ich schnell aus der Dusche, trocknete mich ab und zog meine Klamotten an. Dann warf ich kurz einen Blick in den Spiegel. Zum Glück sah ich nicht so verheult aus. Dann ging ich raus, schnappte mir meine Tasche und wir machten uns auf den Weg. Die erstens fünf Minuten redeten wir gar nicht, aber dann sagte Lukas was: >Jana, es tut mir so Leid! Ich hätte die Situation nicht so schamlos ausnutzen dürfen! Nicht nachdem was ich dir schon angetan hatte!< Jetzt nahm er sogar die ganze Schuld auf sich. >Nein Lukas! Es ist meine Schuld! Ich hätte auch dagegen ankämpfen können! Ich hätte einfach den Raum verlassen können, aber das habe ich nicht getan!< >Ach, so einfach stellst du dir das vor? Wenn du Drogen genommen hast, hast du dich nicht mehr unter Kontrolle! Du wirst noch öfters solche Sachen machen! Sachen, wo du dir wünscht, du hättest sie nie gemacht! Dein Leben ist bestimmt durch die Drogen!< Danach schwiegen wir wieder. Seine Worte hatten mich hart getroffen, weil ich wusste, dass er damit recht hatte.
Wir kamen auf einem großen Platz an und Lukas hielt Ausschau nach jemanden. Auf diesem Platz tummelten sich viele Leute, die an verschiedene Ständen Lebensmittel kauften. Das war natürlich der richtige Platz, um Drogen zu kaufen. Niemanden würde das auffallen. Plötzlich griff Lukas meinen Arm und zog mich mit sich zu einer dunklen Gasse. Da stand ein junger Mann. Er hatte blaue Augen und blonde Haare. Er guckte böse und ich hatte sofort Angst vor ihm. Als er dann Lukas sah, erhellte sich seine Miene und die beiden gaben sich die Hand. >Wen hast du denn da mitgebracht Lukas?< Der Typ zwinkerte mir zu. Ich fühlte mich unwohl und wollte einfach nur wieder weg. >Das ist Jana! Sie ist neu in der Szene unterwegs!< Lukas machte ein trauriges Gesicht. >Was brauchst du denn? Wie immer?< Ich fragte mich, wie lange Lukas schon abhängig war und wie oft er schon Drogen gekauft hat. >Jana, hast du Geld dabei? Dann kannst du dir deinen eigenen Stoff kaufen!< Ich guckte ihn ein paar Sekunden an und zog dann mein Geld aus der Tasche. >Wie teuer ist das denn?< Meine Stimme klang schüchtern. Am liebsten hätte ich meine Frage sofort zurückgenommen. >Also Schätzchen, was nimmst du denn?< Ich guckte den Mann fragend an. Woher sollte ich wissen, was ich nehme? >Ehm, sie nimmt Heroin und manchmal Ecstasy!<, sagte Lukas. Jetzt wusste ich wenigstens was ich mir spritzte. >Achso und wie viel Geld hast du?< >Ich kann 100¤ bezahlen!< >Oh dafür bekommst du einiges. Willst du Heroin oder Ecstasy oder beides?< Er behandelte mich wie ein kleines Kind. Ich habe noch nie zuvor Drogen gekauft. >Beides!<, sagte ich schnell. Er füllte was in eine kleine Tüte und drückte es mir in die Hand. Ich gab ihn einen hunderter und dann kaufte Lukas sich noch was. Ich guckte in den Beutel rein. Ich dachte echt, dass man mehr von hundert Euro kriegen würde, aber mit dem, was ich hatte, würde ich erst mal ein bisschen auskommen. Als Lukas dann endlich fertig war, redete er noch ein bisschen mit Toni. Langsam wurde ich nervös, ich wollte wieder zurück. Nachher kommt hier jemand vorbei der mich kennt und nimmt mich dann mit nach Hause. Bestimmt hatte meine Mutter so einen Aufstand gemacht, dass die halbe Nachbarschaft das schon wusste. Lukas merkte meine Nervosität und verabschiedete sich. Wir gingen schnell zurück zu Lukas Wohnung. Unterwegs guckte ich mich in alle Richtungen um, um sicherzugehen, dass mich keiner verfolgte oder keiner mich sah, der mich kannte. In Lukas Wohnung entspannte ich mich erst mal. Zum Glück hatte mich unterwegs niemand gekannt. Das wäre das schlimmste, wenn ich jetzt zurück zu meiner Mutter müsste und ihr erklären müsste, warum ich weggerannt war. Vielleicht würde sie mich verstehen, aber ich denke eher an das Gegenteil. Meine Mutter konnte ziemlich aufbrausend sein.
Ich bekam langsam Hunger und ging in die Küche. Ich schmierte für Lukas und mich ein paar Brote und ging dann ins Wohnzimmer. Im Fernseher lief „X-Diaries°. Ich fand die Sendung immer bescheuert, aber irgendwie war sie doch ganz lustig. Ich zog einen Sessel heran, ließ aber ein bisschen Abstand zwischen uns. Dann bot ich ihn ein Brot an. Er griff zu und schlang es nur so herunter. Nachdem er noch eine Scheibe gegessen hatte, wollte er sich einen Druck setzen. Ich wollte mir direkt auch einen machen, aber erst dann fiel mir auf, dass ich gar keine Spritze mehr hatte. Die hatte ich beim letzten mal aus dem Fenster geschmissen. >Lukas, hast du vielleicht noch eine Spritze?< >Nein, leider nicht, aber du kannst meine benutzen! Und wenn du dir das spritzt, musst du noch mal ein bisschen Blut in die Spritze ziehen, damit du auch sicher sein kannst, dass alles aus der Spritze raus ist und dass du die Vene getroffen hast!< Er kochte das Heroin wieder mit Zitrone ab, die wir uns auf dem nach Hause Weg gekauft hatte. Dann füllte er es behutsam in die Spritze und band sich den Arm ab. Dann drückte er sich alles in die Vene am Arm und zog noch mal ein bisschen Blut zurück. Jetzt verstand ich wenigstens, warum es so gefährlich war, die Spritzen von anderen zu verwenden. Es blieb immer ein bisschen Blut in der Spritze zurück. Noch bevor er fertig war mit dem drücken, hatte ich mein Pulver abgekocht und wartete ungeduldig auf die Spritze. Er gab sie mir sofort, als er fertig war. Ich füllte schnell die Flüssigkeit in die Spritze und band meinen Arm ab. Ich konnte es nicht mehr abwarten, die Spritze endlich in mein Arm zu drücken. Aber ich fand meine Vene nicht auf Anhieb. Als ich sie dann endlich gefunden hatte, drückte ich die Spritze sofort darein und zog dann noch ein bisschen Blut zurück, wie Lukas es mir gezeigt hatte. Mein Rausch fühlte sich gut an und ich hatte keine Sorgen mehr. Könnte ich nur immer zugedröhnt sein, dann müsste ich an nichts mehr denken. Wenn ich unter Drogen stehe, denke ich nicht mal mehr an Pete. Er ist mir egal. Er hatte sich in den letzten Tagen gar nicht gemeldet. Oder vielleicht doch? Ich hatte gar nicht auf mein Handy geguckt, seitdem ich weggerannt bin. Das müsste ich mal machen.
Als mein Rausch dann zu Ende war, holte ich sofort mein Handy aus meiner Tasche und guckte auf dem Display. Ich hatte zweiunddreißig Anrufe in Abwesenheit. Wahrscheinlich waren alle von meiner Mutter. Ich öffnete meine Anrufliste und schaute nach. Mama, Mama, Mama, Mama, Mama, und so ging es die ganze Zeit weiter. Außer ein Name. Einmal hatte Pete angerufen, vor drei Minuten. Ich fing sofort an zu lächeln. Pete hatte doch an mich gedacht. Wenn er noch mal anrufen wird, werde ich auf jeden Fall dran gehen. Ich musste mit ihm sprechen. Lukas war mittlerweile schon ins Bett gegangen, also legte ich mich auf einen Sessel und deckte mich mit der Wolldecke zu. Dann dachte ich noch ein bisschen nach. Plötzlich vibrierte mein Handy und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. Ich schaute auf dem Display und sah, dass es Pete war. Ich ging sofort dran. >Jana, wo bist du? Deine Mutter macht sich große Sorgen!< Meine Freude verflog sofort wieder. Er rief also nur an, weil meine Mutter mich nicht erreichte. >Rufst du nur an, weil meine Mutter sich Sorgen macht?< An meiner Stimme erkannte man, dass ich sauer war. >Nein, nein. Als deine Mutter bei mir angerufen hat, habe ich mir auch sofort Sorgen gemacht. Wir suchen dich überall. Wo bist du? Ich weiß dass ich ein Fehler gemacht habe, aber ich liebe dich wirklich und bitte komm zurück!< >Pete, ich liebe dich auch, aber ich kann dir nicht sagen wo ich bin und ich kann auch nicht zurück kommen! Es tut mir Leid, aber ich werde mich morgen wieder bei dir melden!< Dann drückte ich ihn einfach weg. Ich hätte das nicht machen dürfen, aber ich wollte nicht länger mit ihm telefonieren. Ich wollte nicht, dass er hörte, dass ich heulte. Nach dem Telefonat fing ich nämlich wirklich an zu heulen. Ich weiß nicht wieso, aber die Tränen ließen sich nicht unterdrücken. Ich versuchte so leise zu sein, wie möglich, damit Lukas mich nicht hörte. Irgendwann fielen meine Augen dann zu und ich verbrachte eine traumlose Nacht in einem kalten Wohnzimmer.


17.
Ein lautes Hämmern war zu hören. Ich riss sofort meine Augen auf. Sie brannten vom weinen. Wieder war das Hämmern zu hören. Mein Kopf schmerzte fürchterlich. Und schon wieder das laute Hämmern. Konnte nicht irgendjemand dafür sorgen, dass es aufhörte? Das Klopfen wurde immer lauter und nun drangen leise Stimmen durch. Ich verstand aber nicht was sie sagten. Es hörte sich fast so an, als würden sie gleich die Tür aufbrechen. Die Stimmen wurden lauter und klarer. >Aufmachen, hier ist die Polizei!< Jetzt verstand ich die Worte klar und deutlich. Sofort war ich hellwach. Wie hatten sie mich nur gefunden? Lukas kam ins Wohnzimmer. >Jana, sie suchen dich! Ich muss sie jetzt rein lassen, sonst brechen sie die Tür auf!< Er warf mir einen entschuldigenden Gesichtsausdruck zu. Wenn Lukas die Tür aufmachen würde, würden sie mich sofort nach Hause bringen! Was sollte ich denn jetzt machen? Ich wollte nicht nach Hause. Ich musste hier raus und zwar so schnell wie möglich. Anders ging es nicht. Ich stand auf und packte schnell meine Sachen zusammen. Dann lief ich zu der Balkontür und ging schnell hinaus. Lukas hatte gerade die Tür geöffnet und die Polizisten labberten irgendwas von wegen Durchsuchungsbefehl oder so. Jetzt musste ich mich beeilen. Lukas musste sie rein lassen. Ich beugte mich über den Balkon und guckte nach unten. Es war höher als gedacht, aber eine andere Möglichkeit hatte ich nicht. Ich kletterte auf das Gerüst und sprang in die Büsche, die unten drunter waren. Die Landung tat ein bisschen weh, aber ich hatte mir zum Glück nur ein paar Kratzer geholt. Im Gesicht blutete ich, aber darum konnte ich mich jetzt nicht kümmern. Ich stand auf und wollte gerade gehen, als mir die ganzen Polizeiautos auffielen. Ich duckte mich sofort wieder und verschwand so schnell wie möglich um die Ecke. Dann lief ich los. Mit dem Auto würden die Polizisten schneller sein. Aber wohin sollte ich jetzt? Ich hatte doch keine anderen Freunde! Ich war so in Gedanken versunken, dass ich gar nicht bemerkte, dass ich verfolgt wurde. Pete lief hinter mir her und rief die ganze Zeit meinen Namen. Sollte ich jetzt stehen bleiben? >Jana, Janaaaa! Bleib stehen! Die Polizei sucht dich und sie sollen dich zurück bringen. Komm erst mal mit zu mir! Bitte!< War das jetzt eine Falle? Vielleicht verarscht der mich ja nur. Mein Tempi verringerte sich und dann blieb ich erschöpft stehen. Ich drehte mich um. Pete war nur noch ein paar Meter entfernt. Er fing an mit den Armen zu wedeln. Er formte Worte mit seinen Lippen. Ich verstand seine Worte nicht. Plötzlich sah ich aus den Augenwinkeln, wie Polizisten auf mich zugerannt kamen. Das hatte Pete versucht mir zu sagen. Er wollte, dass ich losrenne. Ich rannte so schnell es ging wieder los, aber die Polizisten holten mich ein. Pete schrie sie an, sie sollen mich loslassen, aber ein anderer Polizist hielt in fest. Ich war verloren.
Ein Polizist packte mich fest an den Armen, damit ich nicht weglaufen konnte. Ich versuchte mich zu lösen, aber Widerstand war Zwecklos. Dadurch verstärkte er nur noch seinen Griff. Sie setzten mich ins Polizeiauto und brachten mich nach Hause. Was mit Pete geschah wusste ich nicht. Meine Mutter stand schon an der Tür. Sie war sauer und traurig zugleich. Das konnte man in ihrem Gesicht sehen. Sie bedankte sich herzlich bei der Polizei und dann zog sie mich mit ins Haus. Sie schloss die Tür hinter sich und drehte sich langsam zu mir um. Sie verschränkte die Arme vor ihren schmalen Körper. >Was fällt dir eigentlich ein einfach so abzuhauen? Wir haben uns Sorgen um dich gemacht! Wie kann man nur so rücksichtslos und egoistisch sein? Du hast Hausarrest für die nächsten zwei Monate! Und deine Freunde kannst du auch vergessen!< Mir fehlten die Worte. Was fällt ihr eigentlich ein. >Geht’s dir eigentlich noch gut? Das ist meine Entscheidung mit wem ich befreundet bin? Du hast mir nämlich gar nichts zu sagen! Außerdem kannst du mir den Umgang mit Pete nicht verbieten. Er ist mein Freund!< Sie wurde immer wütender. Das sah man daran, dass ihr Kopf ganz rot wurde. >Was fällt dir eigentlich ein so mit mir zu reden Fräulein! Natürlich kann ich dir den Umgang mit Pete verbieten, aber Pete ist ein guter Junge! Aber alle anderen Freunde vergisst du mal ganz schön! Und du besuchst jetzt regelmäßig den Unterricht. Und damit ich jetzt sicher sein kann, dass du deine Freunde wirklich vergisst, bekommst du jetzt Privatunterricht mit Pete zusammen. Er hilft dir das aufzuholen, was du verpasst hast! Und jetzt geh auf dein Zimmer!< Privatunterricht mit Pete? Woher hatte sie das Geld? >Aber,….< >Kein aber Fräulein! Auf dein Zimmer!< Wütend drehte ich mich um und ging ins Zimmer. Demonstrativ knallte ich ganz laut und feste die Türe zu. Ich ließ mich aufs Bett fallen und starrte aus dem Fenster. Das war so was von klar! Meine Mutter kennt meine Freunde doch überhaupt nicht! Sie hat gar kein Recht dazu, sich ein Urteil über sie zu bilden! Als ich mich dann wieder einigermaßen beruhigt hatte, musste ich auf Toilette. Ich versuchte so leise wie möglich die Tür zu öffnen und zu schließen. Dann schloss ich die Badezimmertür schnell ab. Ich stellte mich vors Waschbecken und betrachtet mich im Spiegel. Ich war blass und richtig dürr. Man sah schon meine Knochen. Unter meinen Augen sah man schon dunkle Ringe. Ich tastete mein Gesicht ab. Das konnte doch nicht ich sein. Erst da fiel mir auf, dass meine Hände zitterten. Ich hatte mir schon lange nichts mehr gespritzt und das waren dann wohl schon wieder leichte Entzugserscheinungen, aber wie konnte ich mir Heroin ohne Spritze spritzen? Mist. Ich durfte nicht mehr raus. Wo sollte ich denn jetzt eine Spritze herbekommen? Pete würde mir bestimmt keine mitbringen. Aber vielleicht lag meine ja noch unten im Gebüsch. Da hatte ich sie ja hingeschmissen. Aber wie sollte ich da dran kommen? Ich konnte ja schlecht einfach nach draußen gehen. Dann würde ich alles nur noch schlimmer machen! Ich riss das Badezimmerfenster auf und starrte nach unten. Es war sehr tief, also runter konnte ich nicht springen. Das zittern wurde schlimmer. Langsam wurde es aber Zeit. Plötzlich hörte ich die Haustüre zu knallen. Ich öffnete schnell die Badezimmertür und hörte nur noch, wie der Schlüssel von außen im Schloss umgedreht wurde. Meine Mutter war zwar weg, aber hatte mich eingeschlossen. Mist! Ich überlegte, wie ich am besten hier raus kommen könnte. Dann fiel mir ein, dass ich mir mal den Ersatzschlüssel genommen hatte, ohne dass Mama das mitbekommen hatte. Aber wo hatte ich den hingelegt? Ich durchwühlte mein Zimmer und schrie laut auf, als ich ihn hatte. So schnell ich konnte schloss ich die Tür auf und rannte nach unten. Dann suchte ich schnell im Gebüsch nach der Spritze. Als ich sie gefunden hatte, rannte ich schnell wieder nach oben und schloss die Tür wieder zu. Die Spritze war verdreckt, aber das war mir jetzt egal. Ich rannte ins Badezimmer und wusch die Spritze ab. Dann schnappte ich mir eine Kerze, ein Löffel, ein Feuerzeug und eine geviertelte Zitrone und rannte ins Zimmer. Dann setzte ich mich auf den Boden und kramte Heroin aus meiner Tasche. Ich erhitzte die Nadel der Spritze auch kurz über den Feuer um die Bakterien ein bisschen zu töten. Dann bereitete ich schnell das Heroin vor. Mein Zittern war schon richtig schlimme und Schweißperlen standen mir auf der Stirn. Als ich dann endlich fertig war, spritzte ich mir alles und zog noch mal ein bisschen Blut zurück. Ich fühlte mich direkt ein bisschen besser. Ich lag auf meinem Bett und gab mich dem Rausch hin. Er war leider zu kurz. Dann dachte ich über das nach, was sich seit unserem Umzug verändert hatte. Wo war Benni? Die Frage schoss mir sofort in den Kopf. Er war doch hier zu Besuch. Oh nein, hoffentlich hat Mama ihn nicht nach Hause geschickt. Ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen. Hatte ich Benni die Ferien versaut? Das wollte ich doch nicht. Ich muss ihn gleich anrufen. Indem Moment wurde die Haustür geöffnet. Ich hörte meine Mutter mit jemand anderen sprechen, aber die andere Person sprach zu leise. Ich stand auf und ging zur Tür. Dann drückte ich mein Ohr dagegen, um besser hören zu können. Aber indem Moment machte jemand mit voller Wucht die Tür auf und knallte sie voll in mein Gesicht. Ich legte sofort beide Hände auf mein Gesicht, bis der Schmerz nachließ. Dann tat ich sie wieder runter und blickte in die weitaufgerissenen Augen von Benni. Meine Freude war jetzt größer, als der Schmerz, also fiel ich ihm um den Hals. >Es tut mir Leid Jana! Ich wusste nicht, dass du hinter der Tür stehst!< Ihm war das wirklich peinlich. >Ach ist doch nicht so schlimm, Benni! Ich bin so froh, dass du noch hier bist und nicht nach Hause gefahren bist!< >Ich konnte deine Mutter doch nicht alleine lassen. Sie hat sich so Sorgen gemacht!< Ich ließ ihn los und ging zum Spiegel. Mein linkes Auge war schon leicht blau angelaufen. Aber ich fand das alles gar nicht so schlimm, Hauptsache Benni ist noch hier.
Benni hatte mir mittlerweile schon Eis für mein Auge geholt. Ich drückte es sofort darauf. Benni hatte die Tür nicht richtig zu gemacht und plötzlich ging sie wieder ganz auf. Was war…? Ich traute meinen Augen nicht. Das war ein kleiner süßer Hund. Er kam sofort auf mich zu getrottet und wackelte dabei freudig mit dem Schwanz. Ich nahm ihn auf meinen Arm und sofort schleckte er mir einmal durchs Gesicht. >Gehört der dir?<, fragte ich Benni. >Nein, den hat deine Mutter für dich gekauft, damit du nicht immer so alleine bist, wenn mal keiner hier ist, jetzt wo du nicht mehr raus darfst, außer mit dem Hund spazieren!< Im ersten Moment fand ich die Worte blöd, aber dann war es mir egal. Ich hatte ja den supersüßen Hund. Ich entschied mich ihn Blacky zu nennen. Er hatte nämlich ein ganz schwarzes Fell. Ich kuschelte mit ihm und erzählte nebenbei mit Benni. Irgendwann rief meine Mutter zum Essen. Bevor ich mich an den Tisch setzte, bedankte ich mich bei meiner Mutter. Dann setzte ich mich an den Tisch und häufte mir was zu Essen auf den Teller. >Jetzt musst du mir aber mal erklären, warum du einfach abgehauen bist!?<, sagte meine Mutter plötzlich. Darauf hatte ich echt keine Lust, also ignorierte ich die Frage. >Jana, du bist mir eine Antwort schuldig!< Ihre Stimme wurde lauter. Ich knallte mir voller Wucht die Gabel auf den Teller, sodass meine Mutter leicht zusammenzuckte. >Du willst wissen warum ich abgehauen bin? Ich bin abgehauen, weil, ob du es glaubst oder nicht, deine Tochter ist ein Scheiß Drogenopfer! Da hast du deine Antwort! Und weißt du wer das schuld ist? Du! Das ist deine Schuld!< Ich musste meine Tränen unterdrücken. Ich ging sofort mit Blacky in mein Zimmer. Ich kuschelte ein bisschen mit ihm, bis ich mich beruhigt hatte. Dann zog ich mich an und wollte mit Blacky rausgehen. Ich wollte eigentlich alleine gehen, aber Benni ließ nicht locker, also nahm ich ihn mit. >Du hast deiner Mutter wirklich den Boden unter den Füßen weggerissen. Sie hat gar nicht mehr aufgehört zu weinen!< >Ich habe nur die Wahrheit gesagt, wenn meine Mutter mich anfangs mehr beachtet hätte, dann wäre ich vielleicht nicht so abgerutscht!< >Du kannst deiner Mutter doch so was nicht vorwerfen!< Benni war sauer das hörte man an seiner Stimme. >Wenn sie mich anfangs gefragt hätte, wie es in der Schule war oder so, dann wäre ich nicht darein gerutscht! Ich brauchte Aufmerksamkeit und meine Freunde haben mir diese gegeben! Dafür musste ich nur das machen, was sie wollten!< >Das ist doch krank!< >Du findest das krank, aber du warst nicht in meiner Lage! Du weißt nicht wie ich mich gefühlt habe! Du brauchst gar nichts zu sagen!< Den Rest des Weges sagte ich nichts mehr und Benni schwieg auch. Ich hatte ihn verletzt, das tat mir auch Leid, aber er hatte dazu nichts zu sagen. In meiner Situation hätte er wahrscheinlich genauso reagiert. Als wir dann wieder zu Hause waren, ging ich sofort ins Bett. Für Blacky baute ich schnell ein Körbchen aus alten Decken. Er legte sich sofort darauf. Ich zog mich schnell um und kroch auch unter meine Decke. Ich lag noch ein bisschen wach und dachte über das nach, was ich zu Benni gesagt hatte. Er war wirklich gekränkt. Er ist sofort ins Wohnzimmer gegangen. Morgen muss ich mich unbedingt entschuldigen für mein Verhalten. Er ist mein bester Freund und ich will ihn nicht verlieren.


18.
Durch Blackys jaulen wurde ich geweckt. Langsam öffnete ich meine Augen. Dann rümpfte ich meine Nase. Erschrocken setzte ich mich auf und blickte mich im Zimmer um. Oh nein! Blacky hatte sein Geschäft direkt neben meinem Schrank erledigt! Ich sprang sofort auf und schnappte mir Blacky. Ich musste sofort mit ihm nach draußen. Ich hatte schon meine Zimmertür aufgerissen, als mir auffiel, dass Benni gar nicht auf seiner Matratze lag. Wo war er? Nein, hoffentlich ist er jetzt nicht doch abgereist! Ich wollte mich doch noch entschuldigen! Sobald ich zurück sein würde, würde ich Mama fragen, aber jetzt musste ich erst mal raus. Erst als ich schon fast draußen war, fiel mir auf, dass ich immer noch meine Schlafsachen anhatte, die aus einer Boxershort und einem BH bestanden. Mist! So konnte ich doch nicht rausgehen, aber Blacky musste bestimmt noch mal! Ich dachte nicht weiter nach und rannte einfach raus mit ihm. Vor der Tür ließ ich ihn frei laufen und hoffte, dass er sich beeilen würde und mich keiner so sah. Aber dann kam eine Gruppe von Jugendlichen vorbei. Sie waren älter, als ich. Die Gruppe bestand nur aus Jungs, die alle pfiffen und irgendwas riefen. Ich drehte mich weg. Dann als Blacky endlich noch mal alles erledigt hatte, drehte ich mich um, um wieder rein zu gehen. Die Jungs standen immer noch da und begafften mich die ganze Zeit. >Glotzt nicht so! Habt ihr noch nie ein Mädchen in BH gesehen?< Ich zeigte ihnen noch den Mittelfinger und ging dann wieder ins Haus. So Idioten. Ich war gerade drei Stufen hochgestiegen, als es an der Tür klopfte. Ich drehte mich um. Lukas stand vor der Tür. Ich rannte die Stufen wieder runter und öffnete die Tür. >Was machst du hier? Ich darf nicht mehr mit dir reden!< >Das habe ich mir schon gedacht! Es tut mir Leid, wie es gelaufen ist!< An seinem Blick sah man, dass er die Schuld auf sich nahm. >Lukas, das ist nicht deine Schuld! Mach dir bitte keine Vorwürfe!< Lukas zwang sich zu einem Lächeln. >War deine Mutter denn sehr sauer?< >Ich habe Hausarrest, bekomme jetzt Privatunterricht und darf mich nicht mehr mit euch treffen!< >Oh, dann sehen wir uns jetzt für die nächste Zeit nicht mehr?< >Wir müssen uns sehen. Du musst mir doch einige gefallen tun! Ich darf nur noch kurz raus, um mit dem Hund zu gehen, aber du musst mir immer ein paar Drogen besorgen! Ich kann nicht ohne!< Ich bemerkte, dass sein Blick über mein Körper wanderte. >Ich tue alles für dich! Ich kann eh nicht mehr gut machen, was ich angerichtet habe! Aber ich finde es gar nicht gut, dass du da jetzt auch reingerutscht bist!< >Ich finde das auch nicht so toll, aber du musst am besten wissen, wie es ist süchtig zu sein! Also machst du es?< Jetzt fiel mir auf, dass ich alles unterdrückt habe, was mit der Vergewaltigung zu tun hatte. Die Drogen haben dafür gesorgt, dass ich da nicht mehr so drunter leide. >Okey, ich mache es, aber nur weil du es bist!< >Danke! Ich schreibe dir dann immer eine Sms, wenn ich was brauche! Dann treffen wir uns eine halbe Stunde später da vorne im Gebüsch und ich gebe dir das Geld und drei Stunden später treffen wir uns wieder an der gleichen Stellen zu "Übergabe"! Einverstanden?< >Okey, einverstanden!< Ich umarmte ihn. >Lukas!<, hörte ich plötzlich jemanden sagen. Ich ließ Lukas sofort wieder los. Pete stand hinter Lukas und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. >Was machst du hier?< >Ich habe mich nur entschuldigt und wollte gerade wieder gehen!<, antwortete Lukas schnell. Dann drehte er sich um und ging. >Hat deine Mutter dir nicht gesagt, dass du dich nicht mehr mit ihm treffen sollst? Und was hast du überhaupt an?< >Doch natürlich hat sie mir das gesagt und ich habe es ihn auch gerade gesagt! Und das habe ich nur an, weil Blacky schnell mal rausmusste! Der hat schon in mein Zimmer gemacht und das muss ich jetzt noch schnell wegmachen gehen!< Ich zog ihn schnell rein und küsste ihn auf die Wange. Dann gingen wir zusammen hoch. >Mist, ich habe gar kein Schlüssel dabei!< Das war ja mal wieder klar. Gerade das wichtigste, musste ich wieder vergessen. Pete bückte sich und fühlte ein bisschen in der Pflanze rum, die vor der Tür stand. Dann zog er einen Schlüssel daraus. >Hier hat deine Mutter extra für mich einen Schlüssel hingetan, damit ich schnell reinkommen kann!< Das war ja komisch. Er schloss auf und wir gingen schnell rein. Ich ließ Blacky runter. Er rannte sofort zu seinem Futternapf. Ich holte mir ein paar Tücher, eine Tüte und Raumspray. Dann machte ich erst mal die Schweinerei weg, die Blacky hinterlassen hatte. Während Pete sich dann anbot, die Tüte nach unten zu bringen, ging ich mich duschen. Als ich fertig war, hatte Pete schon das Frühstück fertig gemacht. Ich schlüpfte schnell in meine Klamotten und ging dann zu Pete in die Küche. >Mhhh, das riecht aber gut!< Ich küsste ihn kurz auf den Mund und setzte mich dann hin. Pete aß sehr wenig, während ich mich vollstopfte. Wir sprachen nur sehr wenig. Nachdem wir fertig gegessen hatten, räumten wir zusammen ab. Kurz darauf wurde dann die Tür geöffnet. Ich war so froh, dass es meine Mutter mit Benni war. >Ach Pete, gut dass du jetzt auch da bist! Vielleicht können wir jetzt besser mit Jana reden! Kommt ihr ins Wohnzimmer?< Die Stimme von meiner Mutter klang erschöpft. Sie hatte wahrscheinlich die ganze Nacht kein Auge zu gemacht. Ich hatte sie mit meinen Worten wirklich verletzt! Wir gingen ins Wohnzimmer und ich setzte mich auf den Sessel. Pete setzte sich mit Benni auf die Couch und meine Mutter setzte sich auf den anderen Sessel mir gegenüber.
>Also Jana, ich war gerade mit Benni bei einer Psychologin! Ich möchte, dass du eine Therapie machst!<
>Dafür haben wir kein Geld! Ich frage mich sowieso, wie du die Privatlehrerin finanzieren willst!?<
>Lass das mal meine Sorge sein! Ich schaffe das auch ohne Therapie! Jetzt wo ich Hausarrest habe, komm ich eh nirgendwo hin, wo ich welche kriege! Ich weiß nicht mal wo ich welche herkriegen würde!< Das war natürlich gelogen, aber Mama wusste das ja nicht.
>Okey, du hast die Chance unter Beweis zu stellen, dass du das schaffst! Aber wenn du Rückfällig wirst, kommst du sofort in eine Therapie!<
>Okey, versprochen! Ach übrigens, ich wollte dir gestern nicht weh tun, aber ich komme mit der Situation selber nicht klar! Ich hoffe du nimmst meine Entschuldigung noch mal an! Und Benni ich wollte dich auch gestern nicht so anschreien, es tut mir wirklich Leid! Und Pete ich hoffe du verzeihst mir auch!<
>Natürlich nimm ich deine Entschuldigung an!<, sagte meine Mutter.
>Jana, ich kann nie lange auf dich sauer sein! Du bist doch meine beste Freundin! Ich wüsste gar nicht, was ich ohne dich machen sollte!<, sagte Benni.
>Ich weiß zwar nicht wofür du dich entschuldigst, aber ich nehme alle deine Entschuldigungen an!<, sagte Pete.
Natürlich weiß er nicht wofür ich mich entschuldige, aber ich werde es ihm bald sagen. Immerhin habe ich mit Lukas geschlafen. Ich hoffe Pete verzeiht mir das. Nach unserem Gespräch gab es noch Umarmungen und danach gingen Benni, Pete und ich in mein Zimmer. Wir redeten noch ein bisschen. Irgendwann rief uns dann meine Mutter. Sie hatte Pizza bestellt. Wir aßen gemütlich zusammen und lachten viel. Danach musste ich wieder mit Blacky rausgehen. Er wollte nämlich schon wieder in die Ecke pinkeln. Pete kam mit mir und Benni blieb oben mit Mama und half ihr beim aufräumen. Das war wohl jetzt der richtige Zeitpunkt, um Pete aufzuklären.
>Also Pete, du wolltest doch wissen warum ich mich entschuldigt habe! Also ich.....ich habe mit........Ich habe mit Lukas geschlafen unter Drogeneinfluss!<
Plötzlich blieb Pete mit offenem Mund stehen. >Was?<, fragte er empört.
>Du hast mich schon richtig verstanden! Und es tut mir so Leid!< Mir liefen Tränen übers Geischt.
>Nicht weinen. Ich verzeihe dir, aber ich bin stinksauer auf Lukas! Er hat deinen Drogenkonsum eiskalt missbraucht!<
>Du kannst doch die ganze Schuld nicht auf Lukas schieben! Ich meine da gehören immer zwei zu!<
>Ja schon, aber unter Drogeneinfluss macht man öfters Sachen, die man eigentlich nicht will! Ich weiß wie das ist!<
Ich sah den Hass in Petes Augen. Das machte mir irgendwie Angst. Hoffentlich tat er jetzt nichts unüberlegtes. Wir gingen still zurück und kurz darauf verabschiedete Pete sich mit der Begründung, er hätte noch was zu erledigen. Ich hatte kein gutes Gefühl. >Mama, ich glaube Pete begeht gleich ein Dummheit! Können Benni und ich bitte hinterher gehen?< Meine Mutter überlegte kurz, sagte dann aber doch zu, aber man merkte, dass sie sich ein bisschen sträubte. Immerhin hatte ich Hausarrest.
Benni und ich warteten kurz und liefen dann Pete hinterher. Mir war klar, dass er sich auf den Weg zu Lukas machte. Lukas kam gerade vom einkaufen wieder. Pete rief ihn. Lukas stellte seine Tüten ab und drehte sich um. Lukas stand nur noch ein Meter von ihm entfernt. Benni und ich beobachteten das erst von weiter weg. Plötzlich schlug Pete Lukas mit der Faust ins Gesicht. Ich schrie sofort auf und rannte auf die beiden zu. Benni versuchte mich noch aufzuhalten, aber ich war zu schnell weg, als dass er reagieren konnte. >Pete hör auf! Bitte!< Mittlerweile war die Prügelei in vollem Gange. Ich stellte mich zwischen die beiden und drückte sie auseinander. >Jana, was machst du denn hier?<, fragte Pete mich erschrocken.
>Pete hör auf! Es reicht! Bitte!<
Pete senkte seine Fäuste und umarmte mich. >Es tut mir so Leid! Es kam so über mich!< Ich drückte ihn weg von mir und küsste ihn kurz auf den Mund. >Schon ok!< Dann wendete ich mich Lukas zu. Er war mittlerweile auf die Knie gesunken. >Ist alles ok mit dir? Du siehst schlimm aus!< >Es geht schon! Es ist alles in Ordnung! Ich geh jetzt besser rein!< >Willst du nicht lieber ins Krankenhaus?< >Nein auf gar keinen Fall!< Lukas stand schnell auf und schnappte sich seine Einkäufe. Dann verschwand er schnell ins Haus. >Warum machst du so was?<, fragte ich Pete. Ich war jetzt richtig sauer auf ihn. >Jana, es tut mir Leid! Ich war so wütend und....!< Er beendete seinen Satz nicht.
>Ist schon ok! Aber du musst mir versprechen, dass du das nie wieder machst!<
Pete versprach es mir. Danach gingen Benni und ich nach Hause. Der Rest des Tages verlief langweilig. Ich musste noch zweimal mit Blacky raus und spritzte mir einmal heimlich Heroin. Die Aufregung war den ganzen Tag über so groß, dass ich mir nur einmal einen Druck machen musste.
Die Nacht verging schnell und ohne irgendwelche Zwischenfälle.


19.
Die letzten Tage der Ferien vergingen schnell und langweilig. Benni und ich saßen eigentlich nur vor dem Fernseher und gingen mit Blacky spazieren. Sobald ich anfing zu zittern, spritzte ich mir Heroin. Meine Mutter merkte davon nichts. Sie wunderte sich nur, warum ich immer langarmige Sachen trug, obwohl es recht warm war. Aber sie durfte ja nicht die blauen Flecken sehen, die ich durch das Spritzen bekommen hatte. Pete kam auch jeden Tag für ein, zwei Stunden vorbei. Er hatte mir zum Glück noch mal verziehen. Er schob das alles auf die Drogen, wahrscheinlich nur, damit er das besser verkraften konnte. Aber wenn Pete da war, war Benni ganz komisch. Er verhielt sich, wie ich Kleinkind. Man merkte sofort, dass er Pete nicht mochte, aber ich konnte gar nicht verstehen wieso. Pete war immer nett zu ihm und hatte ihn noch nie angemeckert oder sonst was in der Art. Und an mir konnte es auch nicht liegen, denn ich beachtete beide gleich.

Am letzten Ferientag, musste Benni leider wieder abreisen. Am morgen fing er schon an seine Sachen zu packen. Ich half ihm dabei. Obwohl er eigentlich immer alles in seinen Koffer zurückgelegt hatte, mussten wir in der ganzen Wohnung nach seinen Sachen suchen. Als wir endlich alles gefunden hatten, gab es was zu essen. Benni stocherte aber nur in seinem Essen rum. Wir fragten ihn, was los sei, aber er sagte nur, dass er kein Hunger habe. Ich nahm mir vor, vor seiner Abreise noch mal mit ihm zu reden. Irgendwas stimmte nicht und immerhin bin ich seine beste Freundin.
Gegen vier Uhr fuhren wir dann los zum Bahnhof. Blacky kam natürlich mit. Meine Mutter blieb im Auto sitzen, während ich Benni zum Gleis begleitete. >Jetzt erzähl mal! Was ist los mit dir heute? Du verhälst dich echt komisch!< Bennis Blick wanderte zu seinen Schuhe. Ich stieß ihn leicht an. >Ich glaube nicht, dass Pete der richtige für dich ist!< Ich guckte ihn fragend an. Ich verstand überhaupt nicht, was er mir damit sagen will. >Ja, also ich meine durch Pete bist du ja erst an die Drogen rangekommen und ich weiß, dass du jetzt auch nicht damit aufgehört hast! Warum sonst solltest du langärmlige Oberteile bei so einem warmen Wetter tragen!< Mist! Benni hatte mich durchschaut. >Du hast aber nichts meiner Mutter gesagt oder?< >Nein, natürlich nicht! Das sollte sie selber rausfinden, aber bitte tu mir einen gefallen! Hör auf damit, bevor du mit den Drogen deinen Körper und deine Seele zerstörst! Und bitte pass mit Pete auf. Er tut dir nicht gut!< Er hatte mir die ganze Zeit nicht einmal in die Augen geguckt. Was mischt der sich überhaupt in mein Leben ein? Ich war richtig sauer. >Du willst, dass ich mich von Pete trenne? Ich liebe ihn! Außerdem hast du mir gar nichts zu sagen! Ich kann mit meinem Leben und meinem Körper machen was ich will!< In dem Moment fuhr Bennis Zug ein. Jetzt blickte er mir zum ersten mal in die Augen. >Ich weiß, dass ich dir nichts vorschreiben kann und das will ich auch nicht! Ich will doch nur das Beste für dich! Ich kann auch verstehen, dass du jetzt so sauer bist!< Ich war zu sauer, um darauf was zu erwidern. Benni packte seine Tasche und ging zur Zugtür. Ich blieb wie angewurzelt stehen und blickte ihn nur hinterher. Er setzte sich direkt in das nächste freie Abteil und öffnete das Fenster. >Bis zu den nächsten Ferien!<, sagte er. Ich nickte ihm kurz zu. Dann kam der Pfiff und die Türen schlossen sich. Der Zug fuhr langsam los. >Jana…..<, Benni wollte noch was sagen, aber er war schon weiter weg, also rannte ich neben dem Zug her soweit ich konnte. >Jana, ich liebe dich! Schon immer!< Dann war der Zug aus dem Bahnhof gefahren und ich konnte nicht weiter hinterherlaufen. Was er war in mich verliebt? Das würde auch erklären, warum er sich immer so komisch gegenüber Pete verhalten hatte und warum er wollte, dass ich mich von Pete trenne. Das war unfassbar für mich. Meine Gedanken überschlugen ich und ich wusste auch nicht, wie lange ich da stehen blieb. Plötzlich spürte ich eine kalte Hand auf meinem Arm. Erschrocken drehte ich mich um und blickte in das Gesicht von einer Mutter.
>Jana ist alles in Ordnung mit dir?< Ich guckte sie mit leerem Blick an. Meine Mutter rüttelte mich leicht.
>Er liebt mich!< Ich war immer noch wie versteinert.
>Jana, was redest du da? Was ist denn passiert?<
>Benni hat gesagt er liebt mich! Er will, dass ich mich von Pete trenne! Ich fasse es nicht!< Ich wollte immer mit Benni zusammen sein, aber ich habe mich nie getraut es ihm zu sagen, weil ich einfach zu viel Angst um unsere Freundschaft hatte. Dann sind wir umgezogen und ich habe mich in Pete verliebt. Ich hatte meine Gefühle für Benni unterdrückt, aber jetzt kamen sie alle wieder hoch. Warum passierte mir immer so eine Scheiße?
>Und was willst du?< Meine Mutter guckte mich verwirrt an. Ich hatte ihr früher schon mal erzählt, dass ich ihn nicht nur als Freund mag.
>Ich...ich weiß es nicht! Ich liebe Pete wirklich, aber jetzt kommen die Gefühle für Benni auch wieder hoch! Ich habe gedacht, es ist vorbei!< Mittlerweile hatte ich angefangen zu weinen. Die Tränen liefen mir so übers Gesicht. Meine Mutter nahm mich in den Arm.
>Ist schon gut! Ziehe keine voreiligen Schlüsse!< Wir standen noch ein paar Minuten so da, doch plötzlich fiel mir auf, dass Blacky weg war.
>Mama, wo ist Blacky!< Meine Worte klangen hysterisch.
>Er war bei dir!< Ich guckte meine Mutter geschockt an. Wo konnte er hingelaufen sein? Ich blickte mich auf den ganzen Gleis um. Es standen nur zwei Leute rum, die sich miteinander unterhielten. >Da ist er!<, rief meine Mutter plötzlich. Ich drehte mich in die Richtung, in die meine Mutter zeigte. Blacky war auf den Schienen und lief hin und her. >Wir müssen ihn da weg holen!<
>Jana, der Zug kommt in zwei Minuten!<
>Denkst du ich gucke zu, wie der Zug ihn platt fährt?<
Ich rannte los und kletterte runter auf die Schienen.
>Jana, was machst du da? Komm da runter! Der Zug kommt gleich!< Meine Mutter kreischte hysterisch und die Leute drehten sich um. Ich rannte Blacky hinterher, aber er dachte sofort ich wolle mit ihm spielen und rannte vor mir weg. Jetzt hörte ich, wie der Zug sich langsam näher kam. Ich bekam Panik und blieb stehen. Hysterisch rief ich Blacky und er kam sofort. Ich gab ihn meiner Mutter und wollte selber hochklettern, aber es war zu hoch. Ich blickte nach links, wo der Zug herkam. Er war nur noch ein paar hundert Meter entfernt.
>Mama, hilf mir!< Meine Mutter setzte Blacky sofort ab und packte meine Hand. Sie war aber zu schwach um mich hochzuziehen. Sofort rief sie nach Hilfe, aber keiner machte anstalten zu helfen. Der Zug war fast da. Plötzlich wurde meine andere Hand gefasst und mit einem Ruck war ich oben. Gerade noch im richtigen Moment, denn der Zug fuhr mit quietschenden Reifen ein. Ich guckte in das Gesicht meines Retters. Es war Lukas. Ich fiel ihm um den Hals. Meine Mutter sollte eigentlich genauso glücklich sein, immerhin hätte sie beinahe ihre einzige Tochter verloren. Aber sie zog mich nur schnell weg von ihm. Ich guckte ihn entschuldigend an und nahm Blacky auf meinen Arm. Lukas schüttelte nur den Kopf. Meine Mutter zog mich auf direktem Weg zum Auto.
>So was machst du nicht noch mal!<
>Habe ich auch nicht vor, aber du hättest dich wenigstens bei Lukas bedanken können immerhin hättest du beinahe deine einzige Tochter verloren, wenn er nicht rechtzeitig gekommen wäre!< Mama verstärkte ihren Griff ein bisschen und drückte auf die blauen Flecken. >Ach übrigens du tust mir weh!<, sagte ich ihr, aber das war ein Fehler.
>Warum tue ich dir weh? Mein Griff ist gar nicht feste!< Sofort riss meine Mutter die Ärmel von meiner Jacke hoch und sah natürlich die blaue Flecken.
>Was ist das Jana?< Meine Mutter schrie mich entsetzt an. Ich überlegte, was ich jetzt sagen konnte.
>Das sind noch die Flecken von meinen letzten Druck!< Ich hoffte, dass meine Mutter mir glaubte, aber sie tat es nicht.
>Lüg mich nicht an! Die sind frisch! Nimmst du immer noch Drogen?<
>Nein! Warum glaubst du mir nicht einfach?<
>Dann sag mir wovon die sind und warum du die immer versteckt hast? War es Lukas?<
>Nein, er hat damit nichts zu tun!<
>Dann sag mir woher du die hast!< Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also guckte ich auf meine Füße.
>Also nimmst du doch Drogen!<
>Ja...bist du jetzt zufrieden?<
>Du.....Jana......! Ich guckte meine Mutter an und plötzlich gab sie mir eine Ohrfeige. Ich guckte sie geschockt an.
>Steig jetzt ins Auto und wenn wir zu Hause sind, dann gibst du mir deine Drogen!<
Ich stieg ein. Meine Wange brannte total. Ich konnte ihr nicht meine Drogen geben.
>Ich habe keine Drogen mehr zu Hause!< Das war zwar gelogen, aber ich brauchte meine Drogen ja. Ohne ging es nicht.
>Wenn du sie mir nicht geben willst, dann such ich sie halt!<
Langsam bekam ich Panik. Eigentlich hatte ich sie gut versteckt, aber wenn meine Mutter sie doch findet? Was mache ich dann? Ich brauche gleich erst mal einen Druck.

Als wir zu Hause angekommen sind, stand Pete vor der Tür. Er gab mir einen Kuss auf den Mund.
>Nimmst du auch Drogen?<, fauchte meine Mutter ihn an?
>Nein, wie kommst du darauf?< Pete war empört über die Frage.
>Frag mal deine Freundin! Sie tut das nämlich!< Wütend schloss meine Mutter die Tür auf und zog uns beide rein.
>Jana, ich habe gedacht du hast aufgehört?<
>Wollte ich auch, aber es geht nicht!<
>Ich weiß, dass es schwer ist, aber du musst es schaffen! Ich mache deiner Mutter erst mal einen Vorschlag. Dann sehen wir weiter!<
Meine Mutter war mittlerweile in mein Zimmer gegangen und suchte nach den Drogen. Pete ging ihr hinterher. Ich ging ins Badezimmer und machte mir das Heroin fertig. Ich hatte das extra im Toilettenkasten versteckt, weil meine Mutter nie auf die Idee gekommen wäre da zu suchen. Mein Rausch war befreiend.
Plötzlich hörte ich die Tür zu knallen. Ich ging in mein Zimmer, wo meine Mutter alles durcheinander geworfen hatte. Pete saß auf meinem Bett. >Ich habe mit deiner Mutter gesprochen! Sie ist der Meinung, dass es besser ist, wenn du erst mal mit zu mir kommst! Bei mir bekommen wir dann den Privatunterricht und du machst eine Therapie! Bei mir wirst du dann den ganzen Tag kontrolliert! Ich weiß, dass das nicht schön ist, aber es ist besser so!<
>Das macht mir überhaupt nichts! Ich bin dann ja den ganzen Tag mit dir zusammen! Aber wo ist Mama jetzt hingegangen?<
>Da hast du wenigstens was positives! Ehm….deine Mutter ist……na ja sie ist Blacky wegbringen! Sie denkt du vernachlässigst den eh bald! Ich habe versucht sie aufzuhalten, aber dann war sie der Meinung, dass ich dich aufhetzen würde!<
>Sie ist was? Das ist mein Blacky! Sie kann ihn mir nicht einfach wegnehmen!< Ich sprang sofort auf und rannte so schnell ich konnte nach draußen, doch meine Mutter war nicht da! Woher hatte sie ihn denn und wohin bringt sie ihn? Sie darf Blacky nicht abgeben. Ich liebe ihn. Ich war schon wieder am heulen. Pete tauchte plötzlich hinter mir auf.
>Ich gehe dann schon mal vor! Es tut mir wirklich Leid! Ich bereite zu Hause alles vor! Bis später!< Er gab mir einen Kuss und verschwand dann.
>Pete, wo bringt sie ihn hin?< Pete drehte sich zu mir um und guckte mich entschuldigend an.
>Sorry, ich weiß leider nicht wohin sie ihn bringen wird!< Dann ging er weiter. Es tat ihm wirklich Leid. Das sah man an seinem Gesicht.
Traurig ging ich wieder nach oben und fing an meine Tasche zu packen. Es hatte ja eh keinen Zweck mehr. Ich musste eh weg. Meine Mutter wollte mich nicht mehr sehen. Ich hatte sie zu sehr enttäuscht.
Irgendwann hörte ich dann, wie die Tür sich öffnete. Ich wartete kurz und ging dann zu meiner Mutter. Sie war im Wohnzimmer.
>Was hast du mit Blacky gemacht?<
>Ach, du bist noch hier? Ich habe ihn zurückgebracht! Du hast jetzt andere Sorgen!<
>Du kannst ihn doch nicht einfach abgeben! Du hast ihn mir geschenkt!< Meine Stimme war schon lauter geworden.
>Siehst du doch, dass ich das kann! Es ist besser für ihn! Du musst erst mal mit deinem Leben klar kommen!< Während sie mit mir sprach, guckte sie mich nicht an.
>Erst schiebst du Blacky ab, weil du mich bestrafen willst und mich willst du auch loswerden!<
>Es ist besser so für dich!<
>Woher willst du wissen, was besser für mich ist! Ich brauche jetzt familiäre Unterstützung!<
>Pfff….dann bist du hier an der Falschen Adresse!<
>Was….Mama….ich bin deine Tochter!<
Plötzlich drehte meine Mutter sich um und guckte mich wütend an.
>Nein….du bist nicht mehr meine Tochter…..ich habe keine Tochter mehr!<, sie schrie mich richtig an.
Ich war so geschockt von ihren Worten, dass ich mich sofort umdrehte und ging. Ich schnappte mir meinen Koffer. Ich machte mich sofort auf den Weg zu Pete. Wenn ich gewusst hätte, dass die Konsequenzen so schlimm werden könnten, hätte ich diese Pille niemals angenommen.

Petes Mutter empfing mich wirklich sehr nett. Sie bot mir was zu essen an und dass ich mit ihr reden könne, wenn ich wollte. Ich nahm das Angebot an und erzählte ihr alles. Sie war geschockt, aber nicht nur über mein Verhalten.
>Das mit den Drogen kriegen wir schon wieder hin. Es war ja nicht deine Schuld, dass du da reingerutscht bist! Sie haben dich ja sozusagen unter Druck gesetzt! Und wenn ich ehrlich bin, hing ich auch mal ganz tief in dieser Szene drin, aber ich bin auch rausgekommen! Du musst es nur wollen! Und wegen Blacky rede ich noch mal mit deiner Mutter! Du wohnst ja jetzt bei uns und da darfst du auch einen Hund halten! Deine Mutter wird sich auf jeden Fall wieder einkriegen! Das war alles zu viel für sie!<, sagte sie nur dazu.
Ich war richtig froh, dass sie mir so aufmerksam zugehört hat und mich wieder so aufgemuntert hat. Ich drückte sie kurz und ich war froh, als ich merkte, dass sie die Umarmung zurückerwiderte. Danach ging ich nach oben zu Pete. Er saß auf seinen Bett und guckte Fernsehen. Als er mich sah, freute er sich.
Er nahm mich in den Arm.
>Hast du noch mit deiner Mutter geredet?<
>Ja, aber dabei ist nur rausgekommen, dass ich nicht mehr ihre Tochter bin, aber ist ja egal! Jetzt bin ich hier!<
Ich setzte mich zu ihm aufs Bett und wir guckten zusammen Fernsehen. Irgendwann bin ich dann erschöpft eingeschlafen.


20.
Am nächsten morgen weckte Pete mich auf. Er hatte eine Tasse Kakao in der Hand. Als er sah, dass ich wach war, reichte er mir die Tasse und küsste mich auf den Mund.
>Guten Morgen meine Süße! In einer Stunde kommt unsere Privatlehrerin!<
>Wie spät haben wir es denn? Sechs Uhr?<
Pete lachte leise. Ich liebte dieses Lachen. >Wir haben es schon fast zehn!<
>Was? Und wie lange müssen wir dann Unterricht machen?<
>Das können wir selbst entscheiden!<
>Achso!< Ich trank einen Schluck von meinem Kakao und ging dann ins Bad. Petes Mutter hatte mir schon ein Handtuch hingelegt und meine Zahnbürste hingestellt. Ich sprang schnell unter die Dusche und föhnte mir dann die Haare. Mit einem Handtuch um meinen Körper ging zurück in Petes Zimmer. Er lag auf dem Bett und trank meinen Kakao aus. Als ich das Zimmer betrat, guckte er mich mit großen Augen an.
>Was ist los?<, fragte ich ihn geschockt.
>Komm mal bitte eben zu mir!<
Langsam ging ich zu ihm und beugte mich leicht über ihn. Er stellte die Tasse auf den Nachttisch und mit einer geschickten Handbewegung löste er das Handtuch, welches sofort auf den Boden fiel.
>So gefällst du mir viel besser!< Er setzte wieder ein Lächeln auf und zog mich zu sich aufs Bett. Wir küssten uns lange.
>Das reicht aber jetzt! Gleich kommt unsere Lehrerin!< Pete ließ mich los und ich zog mich an. Petes Mutter hatte meine Klamotten schon in den Schrank geräumt. Danach gingen wir nach unten und frühstückten was. Kurze Zeit später kam dann auch unsere Lehrerin. Sie war noch ziemlich jung. Ihre Haare waren kurz geschnitten und Knallrot.
Sie flirtete schon von Anfang an mit Pete, aber er beachtete sie gar nicht.
Sie redete eigentlich auch nur mit Pete. Mich beachtete sie gar nicht.
Ich war richtig froh, als der Unterricht endlich zu Ende. Die Lehrerin verabschiedete sich und dann gab es auch schon Mittagessen. Wir aßen zusammen mit Petes Mutter.
>Und wie war die erste Stunde so?<, fragte sie uns.
>War ganz gut!<, log ich.
Pete fing laut anzulachen. >Gib es zu! Das waren die bescheuertsten Stunden überhaupt! Also so eine komische Lehrerin habe ich ja noch nie gesehen!<
>Ok, du hast recht!<, sagte ich. Mittlerweile lachten Petes Mutter und ich mit.
>Am besten wir rufen sofort da an und verlangen einen anderen Lehrer!<, schlug Petes Mutter vor.
Pete und ich nickten mit dem Kopf. Nach dem Mittagessen räumte ich den Tisch ab, während Petes Mutter einen neuen Privatlehrer anforderte. Pete räumte alles in die Spülmaschine ein. Als wir fertig waren, kam auch schon eine Psychologin, die mir helfen sollte, von den Drogen loszukommen. Wir saßen in einem kleinen Raum im Haus. In diesem Raum war ich noch nie drin. Die Wände waren blau gestrichen. Es war eingerichtet wie ein Büro, wahrscheinlich von Petes Vater. Zuerst saß die Psychologin vor mir und hat mich nur begutachtet. Dann fragte sie mich nach meinem Namen und so weiter. Das war echt langweilig. War sie überhaupt für den Beruf qualifiziert? Erst nach einer dreiviertel Stunde fragte sie mich: >Warum hast du mit den Drogen angefangen und wie kamst du dazu?< Ich überlegte kurz und fasste meine Antwort zu kurz wie möglich. >Meine Eltern haben sich nicht um mich gekümmert!< Sie guckte mich verärgert an. Wahrscheinlich hat sie gedacht, dass ich ihr jetzt meine ganze Geschichte erzähle, aber da hat sie falsch gedacht.
>Und warum hast du dann Drogen genommen?< Die Fragen wurden immer bescheuerter.
>Weil es mir angeboten wurden ist und mir gesagt wurde, dass es nicht schlimm wäre!<
>Aber du musst doch wissen, was Drogen anrichten können?< Das war die dümmste Frage, die ich je gehört hatte. Ich musste mich zusammenreißen, damit ich sie nicht beleidige.
>Wenn ich gewusst hätte, dass das Drogen waren, hätte ich sie bestimmt nicht genommen!< Man hörte an meiner Stimme, dass ich genervt war.
>Warum haben deine Freunde dir das angeboten?< Ich warf einen Blick auf die Uhr.
>Die Stunde ist zu Ende! Darüber können wir nächste Woche reden! Und dann können sie weitere dumme Fragen stellen!< Ich lächelte sie mit dem falschesten Lächeln an, was ich aufsetzen konnte. Empört stand sie auf und verließ schnell den Raum und das Haus. Ich wartete noch kurz und verließ dann auch den Raum. Ich schloss die Tür leise hinter mir und ging dann nach oben zu Pete ins Zimmer. Er war nicht da, also ging ich wieder nach unten und schaute im Garten nach. Er saß mit seiner Mutter auf der Terrasse und trank Eistee. Ich ging zu ihnen und setzte mich neben Pete auf die Bank.
>Und wie war deine erste Sitzung?<, fragte mich Petes Mutter.
>Theoretisch ganz gut!<, gab ich ihr als Antwort.
>Und praktisch?<, fragte Pete sofort.
>Schrecklich! Ich hatte das Gefühl, sie weiß nicht wovon sie redet!<
>Da gewöhnst du dich schon dran!<, sagte Petes Mutter aufmunternd.
>Wenn sie nächste Woche überhaupt wieder kommt!<
>Was hast du gemacht?< Petes Mutter guckte mich geschockt an.
>Ich habe sie gefragt, ob sie überhaupt was davon versteht! Sie war richtig empört darüber!<
Beide fingen an zu lachen. Nachdem sie sich wieder einiger Maßen ein bekommen haben, kippte Pete mir ein Glas Eistee ein. Ich trank einen großen Schluck daraus. Wir saßen noch zwei Stunden draußen in der Sonne und erzählten viel. Danach gingen Pete und ich nach oben in sein Zimmer, legten uns ins Bett und schauten fern. Es lief „E-mail für dich“ und ich zwang Pete fast dazu ihn zu gucken. Mitten im Film schlief er aber ein. Ich guckten den Film dann alleine zu Ende und schaltete danach den Fernseher aus. Ich schlief seelenruhig ein. Plötzlich wurde ich durch einen lauten Knall aus dem Schlaf gerissen. Ich setzte mich auf und guckte neben mich. Pete lag dort und schnarchte leise vor sich hin. Plötzlich blitzte es und kurz darauf folgte wieder ein lauter Knall. Erschrocken zuckte ich zusammen und Pete wachte auf. Er guckte mich verschlafen an. Ich küsste ihn auf den Mund und legte mich dann wieder hin.


21.
Ich wachte schon um sechs Uhr auf und ging ins Bad. Da ich schon hellwach war, machte ich mich fertig und ging nach unten. Ich holte frische Brötchen, kochte Kaffee und deckte den Tisch. Seit gestern Abend hatte ich angefangen zu zittern und es wurde immer schlimmer. Als ich den Kaffee in die gläserne Kanne füllen wollte, verkippte ich ein bisschen. Plötzlich tauchte Pete hinter mir auf und nahm mir den Kaffee ab.
>Lass mich das machen, bevor du noch mehr verkippst! Das sind die ersten Entzugserscheinungen. Da musst du jetzt durch!<
Er kippte den Kaffee um, während ich den verkippten Kaffee aufwischte. Wir waren gerade fertig, da kam auch schon Petes Mutter runter. Wir frühstückten ausgiebig und danach räumten wir zusammen ab. Kurz darauf kam dann auch schon der neue Privatlehrer. Er war älter, als unsere alte Lehrerin, aber er sah noch richtig gut aus. Als Pete ihn sah, warf er mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte. Die Unterrichtsstunden vergingen schnell und machten richtig Spaß. Nachdem der Lehrer endlich weg war, gingen wir nach oben und schliefen seit langem wieder miteinander.
Mein Zittern wurde immer schlimmer und mittlerweile standen mir schon die Schweißperlen auf der Stirn. Jeden Tag ging es mir schlechter und ich war heilfroh, dass es nach zwei Wochen aufhörte.
Die darauf folgenden Wochen und Monate verliefen gleich. Wir hatten jeden tag bis auf Samstag und Sonntag Privatunterricht und einmal in der Woche kam meine Psychologin. In den Sommerferien konnte ich auch nicht zu Benni fahren, weil meine Psychologin der Meinung war, dass es besser wäre, erstmal hier zu bleiben und wöchentlich die Stunde zu machen. Meine Mutter hatte ich auch seit meinem Auszug nicht mehr gesehen und ich hatte auch nichts mehr von der gehört.


--Juli--


--August--


--September--


--Oktober--


--November--


--Dezember--


--Januar--
22.
In den letzten sechs Monaten war ich fast komplett abgeschnitten von der Außenwelt. Die einzigen Personen, die ich zu sehen bekam waren Pete, seine Mutter, meine Psychologin und die Haushälterin. Von Claire, Katie, Jack, Lukas und meiner Mutter hatte ich nichts gehört. Endlich bin ich komplett von den Drogen losgekommen und ich habe auch schon wieder zu genommen. Petes Mutter war wirklich eine wunderbare Köchin. Ich war ein bisschen gekränkt, dass meine Mutter sich nicht mal zu Weihnachten gemeldet hat oder generell mal nach mir erkundigt hat. Sie überwies nur jeden Monat das Geld, was sie eigentlich nicht geben brauchte. Petes Mutter hat gesagt, dass meine Mutter das Geld behalten solle, aber sie bezahlte es trotzdem. Ich vermisste meine Mutter die ganzen sechs Monate durch und ich vermisse sie jetzt noch. Ich habe natürlich öfters versucht sie anzurufen, aber sie ist nie dran gegangen. Ein paar mal ist jemand anderes dran gegangen, aber die Stimme war mir unbekannt. Zu einem späteren Zeitpunkt habe ich erfahren, dass sie umgezogen ist, kurz nachdem ich zu Pete musste. An der Wohnung hingen zu viele Erinnerungen. Ich war richtig traurig und geschockt, dass sie so schnell umgezogen war und nicht mal eine neue Adresse hinterlassen hatte. Wenn ich Zeit habe, wollte ich unbedingt mal nach ihr suchen. Vielleicht sollte ich dann einfach mal vorbei gehen und sie überraschen. Mehr als mir die Tür vor der Nase zuzuknallen konnte sie ja nicht. Vielleicht hatte sie mich schon lange vergessen. Obwohl das glaube ich nicht! Vergisst eine Mutter ihr einzige Tochter?
Ich trocknete gerade ab. Pete stand neben mir und räumte die Sachen ein. Als wir fertig waren, machten wir uns auf den Weg in die Stadt. Es war das erste mal, dass ich nach meinem Entzug wieder nach draußen darf und weiter weg. Zwar durfte ich während meinem Entzug in den Garten, aber da traf man ja keine anderen Leute. Die Psychologin meinte es wäre besser, wenn ich erst mal nicht weiter weggehe. Dort wäre der Einfluss zu groß. Zwar hat sie mir geholfen, die Therapie erfolgreich abzuschließen, aber ich glaube mit den falschen Mitteln. Ich habe gedacht, man muss mit der Wirklichkeit konfrontiert werden, wenn man was erfolgreich durchführen will. Ich meine, der Einfluss ist jetzt noch genauso groß, wie vor sechs Monaten. Nur weil ich einen Neuanfang gemacht habe, heißt das nicht, dass die Welt sich auch verändert hat. Ich war froh, als ich die letzte Stunde hinter mir hatte. Ich hatte ihr nicht viel über mein Leben erzählt und an ihrem Gesicht konnte man immer erkennen, dass sie am verzweifeln war. Aber sie sagte nie was dazu. Sie war schon froh, wenn ich überhaupt was sagte. Nach der letzten Stunde hat sie lange mit Petes Mutter über mich gesprochen. Ich stand vor der Tür und habe gelauscht. Sie erzählte ihr die ganze Zeit, dass ich wahrscheinlich schreckliche Erfahrung gemacht hätte, weil ich so abweisend und schüchtern wäre und so weiter. Petes Mutter sagte nichts, während des Gesprächs, aber danach hat sie sich unheimlich über die Frau aufgeregt. Sie meinte, sie könne sich nicht erlauben, in Sachen einzumischen, die sie nichts angingen. Ich habe zwar von Anfang an gesagt, aber keiner wollte auf mich hören. Mit unserem Nachhilfelehrer verstanden wir uns Prima. Er war richtig nett und behandelte uns, wie seine Freunde, nicht wie seine Schüler. Das war das gute an dem. Wenn es überall so Lehrer gäbe, dann würde Schule sogar richtig Spaß machen. Pete war aber ab und zu ein bisschen eifersüchtig, aber ich konnte ihn schnell beruhigen.
Die Stadt war voll, aber ich sah keine bekannten Gesichter. Es war Freitag, das hieß es war Markt. Außerdem war in diesen Tagen Kirmes. Auf dem großen Platz, wo ich mir Drogen gekauft hatte, roch es nach Würstchen, Crepes und gebrannten Mandeln. Überall standen Stände, wo man heißen Kakao mit Sahne trinken konnte. Ich überredete Pete uns einen zu kaufen. Er schmeckte richtig lecker und gleichzeitig wärmte ich meine Hände auf. Nachdem wir fertig waren, gingen wir weiter. Später überredete ich Pete auch noch, dass wir Kettenkarussell fuhren. Mit ein bisschen Überredungskunst hat er sich dann breitschlagen lassen und ist mit mir eine Runde gefahren. Nach ungefähr zwei Stunden Aufenthalt, machten wir uns auf den Rückweg. Plötzlich stand Lukas vor uns.
>Hey! Wie geht es euch so?<, fragte er. >Hey! Uns geht es gut und dir?<, fragte ich ihn. Pete fand das gar nicht so gut. Ihm wäre am liebsten gewesen, wenn wir einfach gegangen wären. Sein Gesicht war wie versteinert. >Mir geht es auch gut. Habe jetzt eine Therapie gemacht und gehe auch wieder in die Schule!< Ich freute mich wirklich für ihn und umarmte ihn. Pete zog mich kaum merklich weg, aber Lukas merkte es trotzdem. Er tat so, als wäre es ihm egal, aber in seinen Augen konnte man sehen, dass es ihn schon verletzt hat, vor allem, weil beide mal beste Freunde waren. Ich verabschiedete mich und dann gingen wir. Pete warf Lukas einen bösen Blick zu. Lukas ging dann in die andere Richtung weg. >Du hättest dich ruhig mal für ihn freuen können!<, sagte ich nach ein paar Minuten zu Pete. >Zzzz……..nachdem was er dir alles angetan hat?< >Ach komm schon. Es war doch nicht seine Schuld! Hätte ich die Drogen nicht genommen, dann hätte ich die Kontrolle nicht verloren!< >Jan genau, aber wer hat dir die Drogen denn gegeben? Als Freund hätte er sie dir gar nicht geben dürfen!< Ich wollte noch was sagen, aber an Petes Verhalten konnte ich erkennen, dass das Thema für ihn erledigt war. Er ließ meine Hand los und ging den Rest des Weges immer zwei Schritte vor mir. Als wir dann zu Hause angekommen waren, ging Pete sofort nach oben und schloss die Tür hinter sich. Ich überlegte kurz, aber entschied mich dann dagegen, ihn zu folgen. Er sollte sich erstmal beruhigen. Stattdessen ging ich zu Klara ins Wohnzimmer und guckte mit ihr Fernseher. Nach ein paar Stunden ging ich dann nach oben. Ich blieb kurz vor der Zimmertür und atmete tief ein. Dann öffnete ich langsam die Tür. Pete saß auf sein Bett und starrte auf den Fernseher. Hinter mir schloss ich wieder die Tür und ging auf Pete zu. Er würdigte mich keines Blickes. Ich konnte seine Wut gar nicht verstehen. Lukas hat doch nichts böses gemacht. Ich setzte mich dann auf die Bettkante und wartete. Pete sagte nichts. >Willst du mich jetzt die ganze Zeit ignorieren?< Ich wartete auf eine Antwort, aber ich bekam keine. Also manchmal ist Pete echt nachtragend. Nach ein paar weiteren Sekunden stand ich auf und wollte gehen, aber Plötzlich zog Pete mich auf seinen Schoß und küsste mich. >Bitte tu mir den gefallen und vertrag dich wieder mit Lukas! Er hat sich geändert!<, sagte ich während des Küssens zu ihm. Er drückte mich ein Stück von sich weg und guckte mir tief in die Augen. >Ich versuche es. Aber das tue ich nur für dich Jana!< Danach küsste ich ihn weiter. Plötzlich klopfte es an der Tür und Klara steckte ihren Kopf rein. >Oh sorry, ich wollte nicht stören, aber das Essen ist fertig!< Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Wir hatten richtig Hunger und Klaras Essen schmeckt auch echt hammer. Nach dem Essen half ich schnell beim Abräumen des Tisches, während Pete schon nach oben ging. Als ich dann nach oben nach kam, hielt Pete mir plötzlich die Augen zu und führte mich ins Bad. Dann tat er seine Hände runter. Er hatte die Badewanne voll laufen lassen und das Badezimmer mit Kerzen und Rosenblättern dekoriert. Pete legte mir die Hände um den Bauch und küsste mich in den Nacken. Sofort bekam ich Gänsehaut. Er schloss schnell die Tür und drehte den Schlüssel um. Dann kam er wieder zu mir und zog den Reißverschluss von meinem Rock auf. Dieser fiel sofort auf den Boden. Ich drehte mich um und sofort fing Pete an meine Bluse aufzuknöpfen. Diese ließ er dann auch einfach auf den Boden fallen. Den Rest zog ich mir selber aus und stieg dann in die Wanne. Pete schlüpfte auch schnell aus seinen Sachen und stieg zu mir in die Wanne.
Danach legte wir uns ins Bett und guckten ein bisschen fern. Ich hatte schon lange nicht mehr so einen schönen Tag mit Pete verbracht. Irgendwann schlief ich dann erschöpft ein.


23.
Pete rollte sich vorsichtig aus dem Bett. Dadurch wurde ich geweckt, was Pete eigentlich vermeiden wollte. Verschlafen öffnete ich meine Augen und blickte Pete hinterher, der gerade aus dem Raum gegangen war. Ich blickte aus dem Fenster. Die Bäume waren mit einer dünnen Schneeschicht bezogen. Ich genoss eine Zeit lang diesen Anblick und guckte danach auf die Uhr. Es war erst kurz nach sieben. Normalerweise steht Pete doch nie so früh auf und wenn geht er schnell auf Toilette und kommt dann wieder! Das kam mir plötzlich alles so komisch vor. Ich kroch aus der Decke heraus und stand auf. Ich blieb kurz stehen und lauschte, ob ich irgendein Geräusch aus dem Badezimmer hören konnte, aber da war nichts. Ich schlich leise aus dem Zimmer in Richtung Badezimmer. Es war leer. Wo war er hingegangen? Warum hat er mir nicht Bescheid gesagt, dass er weg muss? Leise ging ich die Treppe nach unten. Im Flur war es sehr kalt. Am Ende der Treppe blieb ich stehen und lauschte nochmals. Immer noch war nichts zu hören. Was war los mit ihm? Warum verhielt er sich so komisch? Seine Schuhe standen noch am Fuße der Treppe und seine Jacke hing auch noch am Haken. Ich ging im Wohnzimmer gucken, aber das war auch leer. Dann ging ich in die Küche. Die Tür, die in den Garten führt, stand offen, aber von Pete war weit und breit nichts zu sehen. Wo konnte er denn hingegangen sein? Wenn er weggemusst hätte, dann hätte er mir doch Bescheid gesagt oder nicht? Ich stand noch ein paar Minuten in der Tür und überlegte, ob ich nach draußen gehen sollte und Pete suchen oder ob ich wieder zurückgehen sollte. Da ich mittlerweile schon Gänsehaut hatte, entschied ich mich, wieder ins Bett zu gehen. Aber schlafen konnte ich nicht mehr. Warum verhält er sich in letzter Zeit so komisch? Wahrscheinlich gibt es dafür eine ganz einfache Erklärung. Warum konnte ich ihm nicht einfach vertrauen. Es wird schon nichts schlimmes sein! Dadurch, dass ich alles hinterfrage, könnte ich unsere Beziehung zerstören! Und das ist das letzte was ich wollte!
Die Zeit verging ziemlich langsam. Gegen acht kam Pete dann wieder ins Zimmer. Ich schloss schnell meine Augen und tat so, als wenn ich schlafen würde. Als er sich neben mich legte, öffnete ich meine Augen und guckte ihn verschlafen an. Er küsste mich auf die Stirn und zog mich zu sich ran. Seine Klamotten waren kalt und er roch leicht nach Zitrone. Was hat er da draußen gemacht? Jetzt wurde ich stutzig. Warum roch er nach Zitrone? Hatte er vielleicht eine andere? Pete schlief sofort wieder ein, aber ich wollte nur wissen, was für ein Geheimnis er hatte, Ich versuchte mich von seiner Umarmung zu befreien, aber er hielt mich zu fest. Immerhin hatte ich später ja noch Zeit um sein Geheimnis zu lüften.

Ein paar Stunden später standen wir dann auf. Ich ging ins Badezimmer und putzte mir die Zähne. Danach duschte ich. Es war heute richtig kalt. Ich zitterte am ganzen Körper. Nachdem ich mich angezogen hatte, ging ich nach unten in die Küche. Klara hatte schon das Frühstück gemacht, aber ich hatte keinen Hunger. Also nahm ich mir nur eine Tasse warmen Kakao und setzte mich an den Frühstückstisch. Keiner sagte ein Wort. Es war komisch. Klara fragte Pete öfters was, aber er gab ihr eine kurze Antwort und zeigte somit, dass er keine Lust auf Konversation hat. Das war wirklich komisch. Er hatte sich sehr verändert. Vor allem äußerlich. Er hatte abgenommen und war bleich. Waren meine Probleme vielleicht zu viel für ihn? Habe ich ihn kaputt gemacht? Vielleicht war das eine schlechte Idee bei ihm einzuziehen und ihn mit meinen Problemen zu belasten! Wie konnte ich ihm denn jetzt helfen? Ich trank schnell meine Tasse leer und ging dann, ohne was zu sagen nach oben. Normalerweise räumte ich ja immer mit auf, aber ich musste weg hier und zwar so schnell wie möglich, wenn ich Pete nicht weiter schaden wollte, aber wo sollte ich hin. Ich wusste doch nicht wo meine Mutter war. Ich schmiss alle meine Sachen in meinen Koffer. Plötzlich rief Pete mich. Ich wartete kurz und ging dann zur Treppe.
>Was ist denn?<
>Hier ist Besuch für dich! Komm mal runter!< Langsam ging ich runter. Wer kommt mich denn besuchen? Zu mir ist schon lange keiner mehr gekommen. Pete zeigte mit einer Geste zum Wohnzimmer. Dann ging er in die Küche zurück. Im Wohnzimmer bekam ich dann einen Schrecken. Claire saß auf der Couch. Sie war richtig mager und blass. Sie hatte keine Haare mehr. Langsam ging ich auf sie zu. Irgendwie freute ich mich sie zu sehen, aber irgendwie fand ich ihren Besuch ja auch komisch. Ich hatte sie schon so lange nicht mehr gesehen und jetzt auf einmal kommt sie hierhin? Das wir ja alles immer komischer!
>Hey! Wie geht es dir?<, fragte sie mich.
>Mir….mir geht es gut! Und dir?<
>Den Umständen entsprechend! Du siehst gut aus!< Ich setzte mich ihr gegenüber und lächelte sie an.
>Du fragst dich jetzt bestimmt, was ich hier mache!<, sie lächelte ein wenig.
>Ja, das stimmt!<, antwortete ich.
>Ich mache es kurz. Ich wollte mich noch mal bei dir Entschuldigen. Es tut mir Leid was ich dir angetan habe! Ich weiß, dass ich es wahrscheinlich nicht mehr gut machen kann, aber ich will es wenigstens versuchen!<
>Das habe ich schon lange vergessen! Ist doch alles wieder in Ordnung!<
>Ich habe trotzdem immer noch ein schlechtes Gewissen! Ich habe soviel falsch gemacht, nur weil ich meine Krankheit überspielen wollte! Aber mittlerweile ist sie soweit fortgeschritten, dass………. Was gibt es denn bei dir neues?<
>Moment mal! Willst du damit sagen, dass du……. Dass du bald stirbst?<
Claire fing an zu weinen. Ich hatte eine wunden Punkt getroffen. Ich setzte mich sofort neben sie und nahm sie in den Arm.
>Ja! Die Ärzte sagen ich habe höchstens noch eine Woche! Ich will nicht sterben, aber die Chemo hilft mir nichts! Ich habe mich eigentlich schon damit abgefunden, aber ich habe so viel falsch gemacht. Eigentlich muss ich noch so viele Fehler korrigieren, aber mir fehlt die Zeit!<
>Wie kann ich dir helfen?<, mittlerweile liefen mir auch die Tränen aus den Augen.
>Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dafür sorgen könntest, dass alles von den Drogen wegkommen! Sie haben wegen mir angefangen und sollen nicht wegen mir sterben! Das ist alles aus den Ruder gelaufen!<
>Natürlich werde ich das versuchen!<
Wir saßen noch eine halbe Stunde Arm in Arm da und dann verabschiedete Claire sich. Bevor sie ging, drückte sie mir ein Zettel in die Hand. Dann ging sie. Ich schlich leise nach oben und öffnete den Zettel. Darauf stand die neue Adresse meiner Mutter. Sie hat alles drangesetzt, die Adresse raus zu finden. Ich packte meine restlichen Sachen ein und schrieb Pete dann einen Zettel. Danach verließ ich still und heimlich das Haus und machte mich auf den Weg zu meiner Mutter.

Als ich vor der Tür stand, bekam ich ein bisschen Angst. Was ist, wenn sie mich abweisen wird? Wo soll ich dann hin? Ich klingelte und es kam mir vor wie eine Ewigkeit, bevor die Tür geöffnet wurde. Ein Mann öffnete sie. Ich blickte ihn geschockt an.
>Oh……es tut mir Leid. Ich glaube ich habe mich in der Adresse geirrt!< Ich drehte mich um und wollte gehen.
>Warte mal! Zu wem willst du denn?< Langsam drehte ich mich wieder um.
>Ich habe nur gedacht, dass meine Mutter hier wohnt, aber da habe ich mich wohl geirrt!<
>Bist du Jana?< Ich guckte den Mann misstrauisch an.
>Ja, die bin!<
>Komm rein! Deine Mutter wird gleich wiederkommen! Ich bin Paul, der neue Freund deiner Mutter! Sie wird sich freuen dich wiederzusehen!<
>Das glaube ich eher weniger!< Trotz meines komischen Gefühls ging ich mit in die Wohnung,
>Willst du hier einziehen?< Er guckte auf meinen Koffer.
>Ja, aber nur wenn es keine Umstände macht und meine Mutter auch nichts dagegen hat!<
>Die bestimmt nicht! Sie hat extra ein Zimmer für dich einrichten lassen!<
Das kam mir jetzt komisch vor. Wusste sie schon vorher, dass ich zurückkommen würde? Ich unterhielt mich nett mit Paul. Er war wirklich nett.
Nach einer Stunde kam dann meine Mutter. Sie war in Begleitung eines Jungen, der vielleicht zwei Jahre älter war, als ich. Meine Mutter guckte mich ein bisschen geschockt an, aber dann freute sie sich und umarmte mich. Der Junge wurde mir, als Fabian vorgestellt. Er war wirklich nett und zeigte mir sofort mein Zimmer. Er erzählte mir, dass meine Mutter ständig von mir geredet hat. Ich freute mich total das zu hören. Ich wurde richtig freundlich in der Familie empfangen.

--------------------2 Tage später---------------------In den letzten Tagen war ich immer bei Claire gewesen. Aber heute ging es ihr richtig schlecht. Sie aß nicht und ihr Atem stockte. Außerdem hatte sie starke Schmerzen. Sie konnte nicht mehr reden. Jetzt saß ich neben ihr und heilt ihre blasse Hand. Ich redete die ganze Zeit mit ihr, obwohl ich wusste, dass sie mir nicht antworten konnte.
Manchmal lächelte sie. Ich wusste, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis sie stirbt. Deshalb konnte ich sie auch nicht alleine lassen.
Ich redete drei Stunden mit ihr. Dann riss sie plötzlich die Augen auf und guckte mich an. Dann formte sie mit dem Mund das Wort „Danke“. Dann liefen ihr ein paar Tränen aus den Augen und sie atmete tief ein. Ein letztes mal. Danach schloss sie ihre Augen für immer. Ihre Hand wurde sofort schlaff in meiner Hand. Ohne Kontrolle liefen mir die Tränen aus den Augen. Nach ein paar Minuten kam ein Arzt rein und stellte ihren Tod fest. Er ließ mir noch ein paar Minuten Zeit, mich zu verabschieden. Dann ging ich auf direktem Weg zum Haus von Claires Eltern. Ihre Mutter öffnete mir und guckte mich arrogant an.
>Ich wollte ihnen nur sagen, dass ihre Tochter tot ist! Ich denke, es ist richtig ihnen das mitzuteilen, obwohl es ihnen egal war! Es ist ihre Tochter und ich weiß gar nicht was sie für eine Rabenmutter sind. Sie lassen Ihr Kind in dieser schweren Zeit alleine, obwohl sie Sie braucht. Aber ich bin der Meinung, dass es für die besser war zu sterben, als länger in dieser blöden Familie zu bleiben, die nicht mal in schwierigen Zeiten für sie da war!< Ich drehte mich einfach um und ging. Claires Mutter hatte das geschockt. Sie guckte mir empört hinterher. Ich ging nach Hause und verbarrikadierte mich im Zimmer. Ich wollte jetzt nur noch alleine sein und um Claire trauern.

Pete hatte mich ein paar hundert mal angerufen, aber ich bin nicht drangegangen. Ich will ihn nicht weiter zerstören.


24.
Ich wachte mit einem komischen Gefühl auf. Claire war vor einer Woche gestorben und heute war ihre Beerdigung. Eigentlich hätte ich ja zur Schule gemusst, aber ich habe meine Mutter überredet, dass sie mir eine Entschuldigung schriebt, damit ich zur Beerdigung gehen konnte. Fabian hat sich angeboten mit mir zu gehen. Das fand ich sehr nett von ihm und ich nahm das Angebot auch an. Gegen acht stand ich dann auf und machte mich fertig. Ich zog mir einen schwarzen Stiftrock, eine beige Rüschenbluse und einen schwarzen Blazer an. Dazu noch schwarze Pumps. Fabian hatte eine dunkle Jeans und ein Hemd an. Zum ersten mal bemerkte ich, wie gut er eigentlich aussah. Um kurz nach zehn fing dann die Messe an. Ich saß in der dritten Reihe. Vorne stand der braune Sarg voller Blumengestecke. Es war traurig, wenn man bedachte, dass keiner sie im Krankenhaus besucht hatte und ihr in den letzten Minuten beigestanden hat von der Familie und jetzt überhäufen sie ihren Sarg mit Blumen, damit sie ihr Gewissen beruhigen. Echt schade! Aber wenigstens hat Claire es jetzt geschafft! Da wo sie jetzt ist, geht es ihr hoffentlich gut. Die Rede, die der Priester hielt, war wirklich schön. Mir kullerten leise die Tränen nur so aus den Augen. Während der ganzen Messe hielt Fabian meine Hand. Auf dem Weg zum Grab hielt ich Ausschau nach Claires Eltern, aber ich sah niemanden, den ich kannte. Nicht einmal Katie war gekommen. Nachdem jeder seine Blume ins Grab geworfen hat, ging man zur Familie und wünschte ihnen Beileid. Claires Eltern standen auch dort. Wenigstens zur Beerdigung waren sie gekommen. Ich meine das ist ja auch das mindeste was sie tun konnten. Ich wünschte ihnen mein Beileid und wollte gehen, aber Claires Mutter zog mich noch mal zurück. >Du hattest recht mit dem was du gesagt hast Jana! Und ich weiß auch, dass ich es nicht wieder gut machen kann, dafür ist es jetzt zu spät, aber ich konnte nicht mit ansehen, wie meine Tochter langsam immer schwächer wurde! Das ist natürlich keine Entschuldigung und wenn ich könnte, würde ich es Rückgängig machen!<, sie weinte, während sie das sagte. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie fest an mich. >Es ist alles gut! Claire wird es ihnen verzeihen!< Nach ein paar Minuten ließ ich sie los und ging. Hinter mir hatte sich schon eine Schlange gebildet. Ich war gerade drei Schritte weitergegangen, als jemand meinen Namen rief. Es war Lukas. >Hey Jana! Wie geht es dir? Ich habe gehört, du warst bei ihr, als sie starb?<
>Hey! Ja, war ich, sonst wäre sie einsam gestorben! Ihre Mutter hatte nicht die Kraft!<
>Oh!< Er nahm mich in den Arm und drückte mich feste an sich. >Kommst du morgen wieder in die Schule?<, fragte er.
>Ja, ich denke mal. Ich bin so froh, dass ich kein Privatunterricht mehr habe!<
>Das kann ich mir vorstellen! So ganz alleine ist bestimmt langweilig!<
>Das kannst du laut sagen!<
>Zum Glück sind<, plötzlich brach Lukas ab, >Naja, wir sehen uns dann morgen!< Er drehte sich um und ging. Was war das denn? Ich drehte mich um und wollte zu Fabian gehen, der schon zum Auto gegangen war. Nun sah ich, warum Lukas so schnell weggegangen war. Pete stand da und guckte mich an. Langsam kam er auf mich zu geschlendert. Er sah aus, als hätte er Nächte lang nicht geschlafen.
Er stand jetzt kurz vor mir, aber ich wusste nicht was ich sagen sollte.
>Hey! Warum bist du einfach weggegangen, ohne mir Bescheid zu sagen wohin?<
Ich hatte extra nicht in den Brief reingeschrieben, wohin ich gehe und warum ich gehe, aber jetzt war ich ihm eine Erklärung schuldig. Aber ich konnte es nicht. Er würde es abstreiten.
>Jana, hast du einen neuen oder was ist los? Rede mit mir!<
>Nein, ich liebe nur dich!<
>Und warum bist du dann abgehauen, wenn du mich so sehr liebst?<
>Genau deswegen! Ich will dich nicht noch weiter zerstören!< Er guckte mich verdutzt an.
>Was?<, fragte er empört und verwirrt zu gleich.
>Ich habe doch mitbekommen, dass du dürr geworden bist und blass! Ich will dich jetzt nicht weiter mit meinen Problemen belasten!< Ich musste mich zusammenreißen, dass ich nicht anfing zu weinen.
>Du……. Du denkst, es ist deine Schuld, dass ich mich verändert habe?<
>Ja, woran sollte es sonst liegen?<
>Jana, es ist nicht deine Schuld!<
>Woran liegt es dann? Sag es mir!<, ich wurde immer lauter und mittlerweile konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten.
>Ich……. Ich kann es dir nicht sagen!<
>Warum nicht? Hast du etwa eine neue?<
>Jana, nein, aber ich kann es dir nicht sagen! Es tut mir Leid!<
>Warum nicht? Dann tut es dir auch nicht Leid! Ich kann die Wahrheit schon verkraften!<
Plötzlich stand Fabian neben mir.
>Jana, kommst du? Wir warten schon auf dich!<
>Ja!< Ich warf Pete noch einen fragenden Blick zu, aber er starrte nur Fabian an. Dann drehte er sich abrupt um und lief in die andere Richtung weg. Ich guckte ihm noch ein paar Sekunden hinterher und dann ging ich mit schnellen Schritten Fabian hinterher. Hoffentlich denkt Pete jetzt nicht, dass Fabian mein neuer Freund ist! Obwohl eigentlich könnte es mir ja egal sein, immerhin kann er mir nicht mal sagen, warum er sich so verändert hat! Aber ich liebe ihn doch! Ich muss das mit ihm klären, aber solange er kein Vertrauen zu mir hat, kann ich ihn auch nicht mehr vertrauen! Was kann denn so schlimm sein, dass er mir das nicht erzählen kann?
Paul wartete auf dem Friedhofsparkplatz. Ich entschuldigte mich bei ihm, dass es solange gedauert hat, aber er winkte nur ab. Eigentlich gab es noch einen Beerdigungskaffee, aber ich hatte keine Lust darauf. Die ganze Autofahrt über schwieg ich und zu Hause ging ich sofort auf mein Zimmer und machte ein paar Hausaufgaben, die ich eigentlich schon zu heute haben müsste. Wahrscheinlich brauchte ich die auch nicht mehr, aber ich musste mich jetzt ablenken, außerdem könnte ich vielleicht einen guten Eindruck hinterlassen, wenn ich die nachzeigen würde.
Nachdem ich alles erledigt hatte, versuchte ich Pete auf dem Handy zu erreichen, aber er ging nicht dran. Ich ließ ein paar mal bis zur Mailbox durchklingeln, dann entschied ich mich da vorbei zu gehen und das zu klären. Ich zog mir schnell meine Schuhe an und schnappte mir meine Tasche. So schnell ich konnte ging ich zu Pete. Die Tür wurde mir von Klara geöffnet und sie freute sich wirklich mich zu sehen. Sie umarmte mich sofort. >Ist Pete da?<, fragte ich sie hastig.
>Ja, er ist draußen im Gartenhäuschen! Du kennst ja den Weg!<
Sie hatte wohl an meiner Stimmer gehört, dass es wichtig war. Sie ließ mich durch und ich eilte zur Gartenhäuschen. Ich wartete kurz vor der Tür und holte tief Luft. Dann klopfte ich an, aber niemand sagte herein oder so, also öffnete ich vorsichtig die Tür und steckte meinen Kopf darein. Was ich da erblickte, versetzte mir einen großen Schock. Pete lag regungslos am Boden. Sein Arm war noch abgebunden und die Spritze lag neben ihm auf den Boden. Ich schrie laut auf. Dann rannte ich zu ihm und klopfte ihm auf die Wangen. >Pete, Pete ….. komm schon, sag was!<
>Jana, ist alles ……<, Klara hatte meinen Schrei gehört und stand geschockt in der Tür.
>Ruf einen Krankenwagen schnell!<, befahl ich ihr. Sie rannte sofort zurück zum Haus und nach ein paar Minuten kam sie wieder.
>Sie schicken sofort einen Wagen!< Dann rannte sie zur Straße und wartete auf den Krankenwagen. Ich versuchte Pete wach zu machen. In regelmäßigen Abständen kontrollierte ich seinen Puls und sein Atem. Sein Puls wurde von mal zu mal schwächer. Wie viel hatte er sich wohl gespritzt? Und warum hat er wieder damit angefangen? Ich bekam alles wie in Trance mit. Die Ärzte nahmen ihn sofort mit ins Krankenhaus. Sie konnte uns nicht sagen, ob sie noch was für ihn tun konnten. Klara war sehr geschockt.
>Warum ….ich verstehe das nicht! Was habe ich falsch gemacht?<
>Du hast nichts falsch gemacht! Du kannst da gar nichts für!<
>Ich bin so froh, dass du gekommen bist und ihn gefunden hast!<
>Ich auch! Und jetzt fahr lieber ins Krankenhaus!<
>Kommst du mit?<
>Nein, ich komme später nach, wenn das okay ist!<
>Ja natürlich! Komm, wenn du dich dafür bereit fühlst!< Klara zog sich ihre Jacke an und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus. Ich ging zurück ins Gartenhäuschen und räumte die Sachen auf. Pete hatte noch Heroin für mindestens zwei Wochen im Schrank versteckt. Ich packte alles in meine Tasche und die Spritze auch. Ich nahm mir vor alles zu entsorgen. Pete durfte an dieses Zeug nicht mehr dran, wenn er überhaupt überlebt. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass das alles meine Schuld ist! Hätte ich ihn nicht so mit meinen Problemen belastet! Aber warum hat er nicht mit mir gesprochen? Ich kann verstehen, warum er mir das nicht erzählt hat. Er hat wahrscheinlich gedacht, dass ich ihn anschreien und verlassen würde, aber warum hat er so wenig vertrauen zu mir? Mittlerweile müsste er mich doch gut genug kennen! Ich würde ihn doch nicht deswegen verlassen!
Nachdem ich zu Ende aufgeräumt habe, bin ich langsam nach Hause gegangen. Dort angekommen, bin ich sofort ins Zimmer gegangen und habe Benni angerufen.
>Jana! Wie geht es dir? Ich habe ja lange nichts mehr von dir gehört!< Das letzte klang wie ein Vorwurf, aber er hätte sich ja auch mal melden können.
>Hey! Mir geht es gut! Und dir? Ich weiß, ich habe ein Entzug gemacht!<
>Das freut mich für dich! Aber jetzt sei ehrlich! Dir geht es gar nicht gut! Das höre ich an deiner Stimme!< Er kannte mich wirklich gut. Keinen anderen wäre das aufgefallen.
>Ich glaube nicht, dass du das hören willst!<
>Jana, jetzt erzähl! Ich höre dir immer zu!<
>Pete ist jetzt im Krankenhaus, weil er sich Heroin gespritzt hat, wahrscheinlich zu viel und die Ärzte können noch nicht sagen, ob er es schaffen wird! Und ich habe das blöde Gefühl, dass es meine Schuld ist! Ich habe mich vorher mit ihm gestritten und dann hat er mich mit Fabian, den Sohn von dem Freund meiner Mutter, Paul, gesehen!<
>Oh Gott! Das tut mir wirklich Leid! Aber es ist nicht deine Schuld! Rede dir so was doch nicht ein!<
>Aber wäre ich nicht einfach abgehauen, dann wäre es nie soweit gekommen!<
>Soll ich vorbeikommen?<
>Das geht doch nicht!<
>Ich könnte das bestimmt regeln! Für ein paar Wochen könnte ich bei dir zur Schule gehen!<
>Das würdest du machen?<
>Ja natürlich! Du brauchst jetzt Ablenkung und Unterstützung! Aber du musst erst deine Mutter fragen!<
>Okey, ich rufe dich später an! Bis dann!<
Ich ging sofort zu meiner Mutter und fragte sie. Dafür musste ich ihr natürlich die Geschichte mit Pete erzählen. Sie war sehr geschockt. Sie wollte das noch mit Paul klären, aber sie hat gesagt, dass es wahrscheinlich kein Problem wäre. Ich umarmte und küsste sie, dann rannte ich in mein Zimmer, schnappte mir meine Tasche und rannte zum Krankenhaus. An der Rezeption saß eine Frau, mitte zwanzig. Sie kaute Kaugummi und las eine Zeitung. Sie beachtete mich erst gar nicht. Erst nachdem ich mich zweimal geräuspert hat, blickte sie auf. >Wie kann ich dir helfen?<, fragte sie gelangweilt.
>Ich suche einen Jungen, der vor einer Stunde, wegen einer Überdosis Drogen eingeliefert wurde!<
>Achso der! Zimmer 304, zweiter Stock!< Dann wendete sie sich wieder ihre Zeitung zu. Ich rannte sofort zum Fahrstuhl. Warum kannte sie die Zimmernummer von Pete auswendig? Komisch! Klara saß an Petes Bett. Er war wach und guckte mich geschockt an. Als Klara mich bemerkte, stand sie sofort auf und ließ uns alleine. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, ging ich mit schnell Schritten zum Bett und drückte Pete einen Kuss auf den Mund. Ich war so froh, dass er bei Bewusstsein war.
>Jana, es tut mir so Leid! Ich wollte nicht, dass du mich so siehst!<
>Ist schon gut! Hauptsache du lebst! Aber ich verstehe nicht, warum du so wenig vertrauen zu mir hattest! Du hättest mit mir reden können!<
>Ich wollte dich damit nicht belasten. Ich habe mir schon gedacht, dass du dir dafür die Schuld gibst! Und als du dann plötzlich abgehauen bist, wollte ich nicht mehr leben. Ich habe gedacht, dass du einen neuen hast und der Verdacht hat sich dann auf dem Friedhof bestätigt!<
Ich musste lachen. Pete guckte mich verwirrt an.
>Das war Fabian! Er ist der Sohn von dem Freund meiner Mutter!< Erst guckte er mich noch verwirrt an, aber dann fing er auch an zu lachen.
>Und ich habe gedacht du hättest Schluss gemacht!<
>Nein! Ich liebe dich! Nur dich!< Wir redeten noch ein bisschen, aber wir vermieden gekonnt das Thema Drogen. Nach einer Stunde verabschiedete ich mich. Klara hatte sich draußen vor die Tür hingesetzt. Ich verabschiedete mich schnell von ihr und rannte nach Hause. Meine Mutter hatte gut Nachrichten für mich. Paul war damit einverstanden, dass Benni für ein paar Wochen zu uns kam. Meine Mutter hatte sogar schon mit der Schule telefoniert und alles abgeklärt. Voller Freude lief ich in mein Zimmer und rief Benni an, um ihn die gute Nachricht zu überbringen. Er hatte mittlerweile auch schon alles geklärt und wollte sich sofort auf den Weg machen, damit er heute Nacht noch ankommen würde. Ich freute mich schon total ihn wiederzusehen. Ich suchte die Luftmatratze raus und pumpte sie auf. Dann bezog ich die Decke und das Kissen und machte alles schön. Wenn er ankommen würde, müsste er sofort schlafen. Er musste ja morgen früh auch schon mit in die Schule. Meine Mutter telefonierte noch mit Bennis Mutter, um den Rest zu klären. Die Zeit verging nur langsam. Ich konnte es nicht abwarten Benni endlich wiederzusehen.

Als es dann endlich so weit war und wir am Bahnhof standen, kam der Zug nicht. Laut Durchsage sollte er zehn Minuten Verspätung haben, aber nach einer halben Stunde war er immer noch nicht da. Mittlerweile war es schon ziemlich spät und ich war sehr müde. Nach einer Stunde traf der Zug dann endlich ein. Es stiegen viele Leute aus, so dass ich Benni erstmal nicht sah. Als ich ihn dann endlich erblickte. Rannte ich sofort auf ihn zu und umarmte ihn stürmisch. Dann stellte ich ihm Paul und Fabian vor. Ich war so richtig froh, dass Benni endlich da war. Als wir dann endlich wieder zu Hause waren, legten Benni und ich uns sofort ins Bett. >Wo ist eigentlich Blacky?<, fragte er, bevor wir einschliefen.
>Als meine Mutter rausgefunden hat, dass ich Drogen nehme, hat sie ihn weggebracht! Petes Mutter hat alles dran gesetzt ihn zurückzubekommen, aber er hat sofort einen neuen Besitzer gefunden und er wollte ihn nicht abgeben!< Ich vermisste Blacky sehr, aber vielleicht ging es ihm wirklich besser. Ein paar Minuten später waren wir am schlafen. Wir hatten wirklich einen anstrengenden Tag hinter uns. Und morgen früh mussten wir ja wieder raus zur Schule.


25.
Meine Mutter weckte uns um kurz nach sechs. Benni bot sich an, als erster ins Bad zu gehen und ich lehnte natürlich nicht ab. Ich war so müde. Als Benni dann fertig war, quälte ich mich aus dem Bett und suchte mir was zum anziehen zusammen. Dann ging ich langsam ins Bad. Zuerst putzte ich mir die Zähne. Dann duschte ich mich noch schnell. Gegen viertel nach sieben war ich mit allem fertig. Benni saß schon am Frühstückstisch. Ich packte mir schnell was zu Essen in die Tasche und dann machten Benni, Fabian und ich uns auf den Weg zur Schule. Fabian und Ich verstanden uns sehr gut und Benni mit Fabian auch. Auf dem Schulhof verabschiedete Fabian sich und ging zu seinen Freunden und Lukas kam zu uns. Ich erzählte ihn von Pete. Er war sehr geschockt und wollte gerne zu ihn ins Krankenhaus gehen, aber er hatte Angst, dass Pete ihn nicht sehen will, weil ihr Verhältnis im Moment ein bisschen angespannt ist. Ich bot ihn an, dass er mit mir gehen konnte und er nahm das Angebot an. Dann klingelte es auch schon zur ersten Stunde. Lukas, der normalerweise neben mir saß, setzte sich um, damit Benni wenigstens neben mir sitzen konnte. Lukas saß aber zum Glück trotzdem in meiner Nähe. Die Klasse konnte uns überhaupt nicht leiden. Vor allem die Streber hassten mich, weil ich ihre größte Konkurrenz geworden war. Ich machte in jeder Stunde total gut mit und die Lehrer waren so begeistert von mir. Und Lukas war auch nicht schlecht. Wir haben beide endlich verstanden, dass Schule wichtig für unsere Zukunft ist. Von Katie und Jack hatten wir lange nichts mehr gehört. Sie kamen auch nicht mehr zur Schule. Aber ich hatte Claire versprochen, dass ich versuche, alles wieder gut zu machen und das hieß, ich müsste bald mit denen Kontakt aufnehmen. Hoffentlich kooperieren sie!
Benni war von der ersten Stunde sichtlich begeistert. Er fand unsere Lehrerin total cool. Die nächsten beiden Stunden waren langweilig. Unser eigentlicher Lehrer war krank und wir mussten ausgerechnet den langweiligsten Lehrer bekommen. Er redet total langsam und macht nur uninteressante Sachen. Also er findet sie interessant. Heute hat er sich über einen Film über die Natur entschieden. Ich habe noch nie so einen langweiligen Film gesehen. Außerdem war der Lehrer total unfreundlich zu Benni, obwohl er nichts gemacht hat. Aber Benni war es zum Glück egal.
Nachdem wir alle Stunden einigermaßen gut überstanden hatten, machten wir uns zu dritt auf den Weg ins Krankenhaus. Lukas und Benni verstanden sich wirklich gut und ich fühlte mich ein bisschen Fehl am Platz. Im Krankenhaus gingen wir zusammen in Petes Zimmer. Seine Mutter war nicht da. Ich drückte ihn einen Kuss auf den Mund. Lukas blieb ein bisschen ängstlich an der Tür stehen. Er wusste ja nicht, wie Pete auf ihn reagieren würde, aber Pete freute sich wirklich ihn zu sehen.
>Hey Lukas! Wie geht es dir?<
>Mir geht es gut und dir?<
>Den Umständen entsprechend! Es tut mir Leid, dass ich dich so scheiße behandelt habe in der letzten Zeit!<
>Ach, ich kann es verstehen! Schon vergessen!<
Endlich war alles wieder gut. Pete freute sich auch Benni zu sehen, obwohl er verwundert über das plötzliche auftauchen war. Über zwei Stunden unterhielten wir uns und lachten zusammen. Kurz bevor wir uns auf den Rückweg machten, fragte ich Pete, ob er schon weiß, wann er wieder rauskommen wird.
>Nein, noch nicht genau. Das dauert noch ein paar Tage! Sie müssen noch ein paar Tests machen oder so!<
>Achso. Ich komme dann morgen wieder. Und Bestell deiner Mutter schöne Grüße!< Zum Abschied küsste ich ihn noch und dann gingen wir nach Hause. Leider musste Lukas in die andere Richtung, also trennten unsere Wege sich vor dem Krankenhaus. Benni und ich schlenderten langsam nach Hause. Unterwegs kauften wir uns einen Latte Macchiato. Zu Hause roch es schon nach Essen. Meine Mutter hatte Apfelpfannkuchen gemacht.
>Da seid ihr ja endlich! Wir wollten schon eine vermissten Anzeige aufgeben!<, scherzte meine Mutter.
>Oh Entschuldigung! Wir waren noch bei Pete im Krankenhaus!<
>Das habe ich mir schon gedacht, aber das nächste mal kannst du mir oder wenigstens Fabian Bescheid sagen!<
>Ja mache ich!< Meine Mutter stellte uns jeden einen Pfannkuchen hin, den wir genüsslich aßen. Zum Nachtisch gab es dann Vanillepudding mit Schokostreuseln. Nach dem Essen half ich ihr noch schnell beim abräumen, dann machten Benni und ich zusammen unsere Hausaufgaben. Teilweise ließen wir uns durch irgendwas ablenken, sodass wir fast drei Stunden brauchten. Danach waren wir schon richtig müde. Die Nacht war ja wirklich nicht lang und ich freute mich schon wirklich auf morgen. Morgen war der sechsundzwanzigste Januar. Morgen werde ich endlich sechzehn, aber leider habe ich nicht genug Freunde, um den groß zu feiern und einfach Leute einladen, die ich nicht leiden konnte oder die mich nicht leiden konnten wollte ich nicht. Aber der Tag morgen würde auch so schön werden. Ich schlief noch ein, bevor Benni aus dem Bad zurückkam.


26.
Gegen fünf Uhr wachte ich auf und war sofort hellwach. An schlafen war jetzt nicht mehr zu denken. Ich war viel zu aufgeregt, auf das, was meine Mutter und Paul sich für mich überlegt hatten. Sie haben schon so Andeutungen gemacht, dass sie was mit mir unternehmen würden, aber ich konnte nicht raus finden was. Alle haben total gut dicht gehalten. Ich versuchte so leise, wie möglich aufzustehen, um Benni nicht zu wecken. Dann suchte ich mir ein paar Sachen zusammen und ging ins Badezimmer. Ich guckte lange in den Spiegel. Jetzt bin ich endlich sechzehn! Ich weiß selber nicht warum ich das so toll fand. Ich putzte mir die Zähne und danach duschte ich ausgiebig. Das warme Wasser fühlte sich wirklich gut auf meiner kalten Haut an. Ich hasste den Winter. Da muss man immer frieren. Ich stand erstmal zehn Minuten einfach so unter dem Wasser und genoss es. Dann shampoonierte ich mir die Haare mit meinem Lieblingsshampoo ein. Das riecht so lecker nach Pfirsich. Nach einer weiter halben Stunde wurde das Wasser langsam kalt, also quälte ich mich aus der Dusche und wickelte mich in ein weißes, flauschiges Handtuch. Ich schlüpfte schnell in meine Klamotten und öffnete noch das Badezimmerfenster, bevor ich zurück in mein Zimmer schlich. Plötzlich klingelte der Wecker und erschrak. Das piepen durchbrach die Stille und kam mir unheimlich laut vor. Ich schaltete ihn schnell aus und weckte dann vorsichtig Benni. Wer weiß, ob er um sich schlägt!? Auf ein blaues Auge kann ich jetzt nämlich verzichten! Er sah richtig süß aus, wie er mich so verträumt anguckte. >Muss ich schon aufstehen?< Ich lächelte ihn an und nickte. Er legte sich wieder hin und zog sich die Decke über den Kopf. Dann zog er sie rückartig wieder zurück und sprang schnell auf. >Alles Gute zum Geburtstag!< Dann umarmte er mich lange. Nach ein paar Minuten ließ er mich los und wühlte in seiner Tasche nach was. Dann zog er ein kleines Päckchen raus und übergab es mir. >Ich wollte doch nichts! Danke!<, sagte ich und warf ihm einen Vorwurfsvollen Blick zu. >Ich weiß!< Danach ging er ins Badezimmer und Fabian kam in mein Zimmer. Er trug nur eine Boxershort. Ich verstehe gar nicht, warum Jungs nie kalt ist. Er umarmte mich und gratulierte mir. Ich spürte jeden Muskel seines Körpers. Es fühlte sich wirklich gut an. Ich wollte ihn am liebsten nicht mehr los lassen, war aber froh, als er dann wieder ging. Was war nur mit mir los? Warum dachte ich so? Ich war mit Pete zusammen und ich liebte ihn wirklich! Wie kann ich dann nur an einen anderen denken? Als Benni dann zurückkam, guckt er mich verwundert an >Wo bist du denn gerade gewesen?< Ich guckte ihn verwirrt an. >Du warst gerade total abwesend! Du hast sozusagen durch mich durchgeguckt!<, er lachte leise. >Echt? Habe ich gar nicht gemerkt!< Ich lachte mit ihm. >Willst du dein Geschenk nicht aufmachen?<, fragte er mich und machte mit seinem Kopf eine Geste zu dem Päckchen, welches ich neben mir aufs Bett gelegt hatte. >Oh ja natürlich!< Ich schnappte es mir und fing an die Schleife zu öffnen. Das war ja noch einfach, aber als ich das Geschenkpapier aufmachen wollte, musste ich mich durch einen Haufen Tesafilm kämpfen. Damit hat er noch nie gespart. Als ich dann endlich fertig war, hob ich den Deckel von der mit Herzchen verzierten Box. In der Schachtel lagen drei Fotowürfel. Benni hat sich die Mühe gemacht, Fotos von uns rauszusuchen und sie in die passende Form zu schneiden. Er hatte Fotos ausgesucht, auf denen wir noch ganz klein waren und welche, wo wir älter waren. Ich war sprachlos. Das war wirklich schön. Ich war zu Tränen gerührt. Benni fasste meine Reaktion falsch auf.
>Ist nichts besonderes, ich weiß!<
>Was? Das ist total schön! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll! Das ist so schön! Danke!< Ich umarmte ihn noch mal. Ich stellte sie so auf meine Fensterbank, dass ich jeden morgen beim aufwachen darauf gucken würde. Danach packte ich schnell meine Schultasche und ging dann in die Küche. Meine Mutter hatte Kuchen gebacken, der jetzt in der Mitte des Tisches stand. Darauf waren sechzehn Kerzen verteilt. Davor lagen drei Geschenke. Zwei davon waren flach und sahen aus wie Umschläge. Das andere sah aus wie ein Karton. Ich nahm mir zuerst eines der flachen Geschenke und öffnete es langsam. Alle guckten mich gespannt an. Wie schon vermutet war es eine Karte. Sie war von Fabian. Er hatte reingeschrieben, dass er keine Ahnung hatte, was er mir schenken könnte, also lud er mich ins Kino ein. Den Film durfte ich mir natürlich aussuchen! Ich konnte zwischen einen Liebesfilm und einen Horrorfilm entscheiden. Ich fand beides nicht so gut. Mit Fabian alleine im Kino! Da besteht ja die Gefahr, dass ich wieder schwach werde und das darf nicht passieren. Ich bedankte mich bei ihm und hoffte, dass ihm nicht auffiel, wie nervös ich geworden war. Dann nahm ich mir die andere Karte. Diese war von Mama und Paul. Es war ein Gutschein für einen Beautytag. Kosmetikerin, Frisör und Shoppen! Ich freute mich total darüber und bedankte mich. Zum Schluss öffnete ich das Paket. Es war von Papa. Er hatte sich seit Monaten nicht mehr gemeldet und zu meinem Geburtstag schickt er mir was. Als ich es aufmachte, traute ich meinen Augen nicht. Er hatte mir ein wunderschönes Kleid geschickt. Ich hatte zwar keine Anlass, wozu ich das anziehen konnte, aber es muss ein Vermögen gekostet haben. Es war bodenlang und hellbraun, wie Haselnusseis. Es war trägerlos. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte und alle anderen waren auch still geworden. Ich wollte das Kleid wieder zurücklegen, als mir auffiel, dass da noch was drin lag. Es war auch ein Kleid, aber in kürzer und es war dunkelblau. Er muss ein Vermögen für mich ausgegeben haben, ist nur die Frage, ob es mir passt! Ich legte alles wieder zurück. Er soll nicht meinen, nur weil er mir so ein teures Geschenk macht, ist alles wieder vergessen!
>Also ich glaube mit diesem Geschenk können unsere nicht mithalten!<, witzelte meine Mutter.
>Ach quatsch! Ich finde eure viel besser, als dieses! Er möchte sich doch nur als der Super-Daddy aufspielen!< Ich stand auf und bedankte mich nochmals bei allen mit einer Umarmung. Bei Fabian zögerte ich ein bisschen, aber er bemerkte zum Glück nichts. Dann erzählte ich Mama von Bennis Geschenk. Ich lobte Benni damit so sehr, dass er ein bisschen rot wurde. Das fand ich richtig süß. Kurz darauf machten wir uns schon auf den Weg zur Schule. Unterwegs machten Fabian und Ich aus, dass wir heute Abend ins Kino gehen wollten. Wir fragten auch Benni, aber er hatte keine Lust. Mir wäre lieber gewesen er wäre mitgekommen, aber ich kann ihn ja nicht zwingen. Ich sagte Fabian noch schnell, dass ich nach der Schule noch kurz zu Pete wollte und dann ging ich schnell zu Lukas. Er umarmte mich und übergab mir eine weiße Rose. >Alles Liebe!<, sagte er. Die Rose war wirklich schön, aber ich fürchtete, dass die im laufe des Tages kaputt gehen würde. Der Schultag verging sehr schnell. Danach verabschiedete ich mich von Benni und Lukas und rannte zum Krankenhaus. Ich freute mich so Pete endlich wieder zu sehen. Ich gab Benni die Rose mit, damit er sie in eine Vase stellen konnte. Als ich im Krankenhaus ankam, ging ich auf direktem Weg zu Petes Zimmer. Vor dem Aufzug traf ich Klara, die gerade nach Hause wollte. Sie gratulierte mir und dann verschwand sie auch schon. Sie war richtig blass, fast so als hätte sie einen Geist gesehen. Das war komisch, aber ich wollte auch nicht nachfragen, das erschien mir unhöflich. Vor Petes Zimmer blieb ich noch kurz stehen und strich eine durchsichtige Falte meines Rockes glatt. Warum war ich auf einmal so nervös? Und warum schossen mir plötzlich Bilder von Fabian in den Kopf? Jana was ist nur los mit dir? Langsam öffnete ich dir Tür und steckte mein Kopf rein. Pete lag in seinen Bett und starrte auf die Wand. Leise schloss ich die Tür hinter mir und ging auf ihn zu. Er nahm mich nicht wahr.
>Ist alles in Ordnung?< Er zuckte bei meinen Worten leicht zusammen.
>Ja natürlich!< Er zog mich zu sich und küsste mich leidenschaftlich. Aber ich fühlte bei dem Kuss nichts. Dann gratulierte er mir und übergab mir eine kleine Schachtel. Er hat mir eine Schneekugel geschenkt, wo ein Foto von uns beiden drin war. Ich war schon wieder sprachlos. Ich bedankte mich bei ihm und kurz darauf musste ich auch schon wieder nach Hause. Um fünf wollte ich mit Fabian ins Kino gehen. Und schon wieder waren meine Gedanken bei Fabian! Ich verstehe das gar nicht! Warum muss ich ständig an ihn denken? Eigentlich sollte ich doch nur an Pete denken! Aber es ging nicht! Zum Abschied küsste Pete mich etwas zögerlich. Hat er etwa gemerkt, dass ich mit meinen Gedanken wo anders bin? Ich hoffe es natürlich nicht. Aber er hat sich die ganze Zeit schon so komisch verhalten. Genau wie seine Mutter. Vielleicht hatten sie sich ja gestritten. Ich versprach ihn noch morgen vorbei zu kommen und dann verließ ich schnell das Krankenhaus. Auf dem nach Hause weg war ich so in Gedanken, dass ich mit jemanden zusammenprallte. Ich knallte auf den Boden. Sofort wurde mir eine Hand hingehalten, die mir dann hoch half. Ich entschuldigte mich bei ihm und erst jetzt sah ich, dass es ein Freund von Fabian war.
>Ist nicht schlimm! Hast du dir sehr wehgetan?<
>Nein es geht schon! Ich sollte mal lieber meine Augen aufmachen!<
Der Typ lachte. >Du bist doch Jana oder? Fabian erzählt in letzter Zeit sehr viel von dir!<
Mich freute es sehr das zu hören, aber ich versuchte es zu überspielen.
>Echt? Ich hoffe natürlich nur gutes! Ich muss dann mal wieder los! Und Entschuldigung noch mal!<
Ich ging an ihn vorbei und ich musste sofort grinsen, als ich an die Worte dachte. Fabian redete viel über mich. Aber warum bedeutete mir das so viel? Er wird wahrscheinlich über meine Vergangenheit als Drogenjunkie reden! Ich weiß gar nicht, warum ich mir jetzt darauf was einbilde! Was geht nur in meinem Kopf vor? Ich kann gar nicht mehr klar denken. Zu Hause warteten alle in der Küche auf mich. Wir aßen zusammen Kuchen. Danach machte ich schnell meine Hausaufgaben und kurz darauf machten Fabian und ich uns auf dem Weg zum Kino. Ich entschied mich für den Film „Beastly“ Dabei würde ich wenigstens keine Angst kriegen. Wir hatten Plätze in der letzten Reihe. Von dort aus hat man die Beste Sicht. Das Kino war voll. Fabian hat uns eine große Tüte Popcorn und was zutrinken geholt. Anfangs griffen wir immer abwechselnd ins Popcorn, aber einmal haben wir beide gleichzeitig reingegriffen, sodass unsere Hände sich kurz berührten. Ich bekam sofort Gänsehaut. Erschrocken zog er sofort seine Hand zurück. Auf den Rest des Filmes konnte ich mich nicht mehr konzentrieren. Ich war richtig froh, als der Film zu Ende war. Ich bat Fabian noch kurz mit zum Krankenhaus zu kommen. Unterwegs redeten wir nicht.
Fabian wartete vor dem Krankenhaus. Ich lief so schnell ich konnte zu Petes Zimmer. Er war alleine und als er mich sah, freute er sich nicht. In seinen Augen lag trauer! Ich hatte die Tür nicht mal richtig geschlossen, als er sagte: >Jana, es kann so nicht weitergehen! Ich mache Schluss!<
Ich guckte ihn fragend an. Ich wartete darauf, dass er irgendetwas sagte, wie verarscht oder so, aber es kam nichts.
>Wa….. Ich …..Kannst…..<, ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Letztendlich bracht ich ein >warum?< heraus.
>Ich liebe dich nicht mehr und ich kann dir das nicht weiter vorspielen!<, während er das sagte, guckte er mich nicht an. Langsam drehte ich mich um und rannte aus der Tür raus, wo ich beinahe mit einem Arzt zusammengeknallt wäre.
>Langsam junge Dame!<, sagte er. Ich guckte ihn verwirrt an und wollte schon weiter rennen, aber er hielt mich auf. >Sind sie die Freundin von Pete?<
>Ex-Freundin! Er hat sich gerade getrennt!< Der Arzt guckte mich komisch an. Eigentlich sollte ich ja traurig über die Trennung sein, aber ich fühlte nichts. Mir war es egal, dass er Schluss gemacht hat, obwohl ich das nicht ganz verstehe.
>Achso. Sie müssen am besten so schnell, wie möglich einen Bluttest machen!< Jetzt guckte ich den Arzt noch verwirrter an.
>Warum?<
>Nun ja. Wir müssen bei Ihnen den Verdacht auf Aids ausschließen!< Hatte der Arzt gerade wirklich Aids gesagt? Ich wusste nicht, wie mir geschah, aber ich bat ihn, mir sofort Blut abzunehmen. Er führte mich in einen Raum und nahm mir Blut ab. Er konnte mir noch nicht genau sagen, wie lange die Auswertung dauern würde, aber er würde sich melden, sobald sie da waren. Ich schrieb ihm schnell meine Handynummer auf und dann rannte ich noch mal zu Pete ins Zimmer.
>Hast du Aids?< Pete guckte mich geschockt an.
>Antworte mir!< Er senkte seinen Blick und nickte vorsichtig mit dem Kopf.
>Deswegen hast du Schluss gemacht?<
>Jana, ich will dich nicht in irgendwas reinziehen! Es ist besser so. Ich werde mit meiner Mutter weit weg von hier ziehen! Weit weg von dir! Ich will dich nicht weiter gefährden! Ich weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe, aber ich will nicht, dass du siehst, wie ich leide! Werde glücklich mit jemand anderen! In ein paar Tagen werde ich weg sein! Für immer! Aber denk bitte immer daran, dass ich dich über alles Liebe und bitte vergiss mich nicht!<
>Du willst jetzt einfach gehen?<
>Es ist besser so! Ich liebe dich wirklich, aber ich will dir nicht wehtun!< Er war kurz davor zu weinen. Ich trat auf ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
>Lebe wohl!< Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ langsam das Zimmer. Er wollte einfach weg. Er würde mir nicht sagen wohin! In ein paar Tagen würde er für immer aus meinem Leben verschwinden! Mittlerweile war ich doch traurig darüber. Ich wollte ihn nicht ganz verlieren. Auch wenn meine Gefühle für ihn eingerostet sind, will ich ihn nicht als Freund verlieren!
Fabian hatte sich auf eine Bank vor dem Krankenhaus gesetzt. Langsam ging ich auf ihn zu und ließ mich neben ihn auf die Bank plumpsen.
>Ist alles in Ordnung?<, fragte er mich, während er mich ausgiebig musterte.
>Pete hat Schluss gemacht und in ein paar Tagen haut er einfach ab! Für immer! Ich bin nicht traurig darüber, dass er Schluss gemacht hat. Meine Gefühle für ihn waren nicht mehr stark genug! Früher oder Später hätte ich sowieso Schluss gemacht, aber dass er für immer weg will!< Ich blickte starr auf die Straße.
>Aber warum will er denn weg?< Ich guckte Fabian in die Augen.
>Er… Er hat Aids und will mich nicht gefährden!< Fabians Augen weitete sich vor Schock.
>Oh mein Gott!<, war das einzige, was er zu Stande brachte.
>Naja, lass uns nach Hause gehen! Mir wird langsam kalt!< Ich stand auf und wartete darauf, dass Fabian sich auch erhob. Als er stand, öffnete er seinen Reißverschluss und gab mir seine Jacke. Ich war ihm wirklich dankbar dafür. Auf dem nach Hauseweg redeten wir darüber, dass wir öfters Abende zusammen verbringen sollten. Der Abend war, bis auf den letzten Teil wirklich gut verlaufen! Ich war so froh, dass ich mit Fabian ins Kino gegangen war. Und zum Glück war er so ein Gentlemen und hat mir seine Jacke gegeben. Sie roch wirklich gut. Bevor ich sie zu Hause auszog, roch ich noch mal ausgiebig an ihr. Natürlich unauffällig. Dann gab ich sie Fabian zurück. Ich bedankte mich nochmals bei ihm für den schönen Abend und dann verschwand ich in meinem Zimmer. Benni lag auf dem Bett und las ein Buch. Als ich das Zimmer betrat guckte er mich fragend an. Ich setzte mich neben ihn und erzählte ihn von der Trennung. Er zeigte, dass es ihm wirklich Leid tut, aber ich spürte, dass sich ein Teil von ihm auch freute. Immerhin hatte er jetzt freie Bahn. Ich erzählte ihm auch, dass bei mir der Verdacht auf Aids besteht und nahm ihm das Versprechen ab, dass er das nicht weitererzählt. Ich wollte erstmal das Ergebnis abwarten. Benni und ich quatschten dann noch ein bisschen. Gegen zehn legte ich mich dann ins Bett.
Was für einen schönen Geburtstag ich doch hatte. Mein Freund macht Schluss, mir wird gesagt, dass ich Verdacht auf Aids habe und mein Vater versucht sich einzuschleimen, obwohl die Kleider wirklich schön waren und mir hoher Wahrscheinlichkeit werde ich sie auch tragen.
Jetzt muss ich Pete aber wenigstens nicht weiter anlügen und ich kann meine Gefühle für Fabian zu lassen, wenn es dann überhaupt richtige Gefühle sind. Aber ich will mir nicht zu viel erhoffen. Wer weiß was er über mich denkt! Das muss ich alles noch raus finden! Zwar fühle ich mich ein bisschen mies, weil ich nicht traurig über die Trennung von Pete war, aber gegen Gefühle kann man nichts machen. Sie kommen und sie gehen, wann sie wollen! Jeder der meint, er kann sie steuern, hat sich getäuscht!


27.
Drei Tage nach der Trennung von Pete stand Klara vor der Tür. Sie verabschiedete sich von mir und Entschuldigte sich dafür, dass sie einfach gingen. Sie sagte mir auch, dass Pete sie dazu überredet hat, weil er mich nicht verletzen wollte und er wollte mir nicht im Weg stehen. Am meisten würde ich wohl Klara vermissen. Sie war wie eine zweite Mutter für mich geworden. An diesen Tag verschwanden sie einfach aus meinem Leben. So schnell, wie sie in mein Leben reingeplatzt sind und mir wichtig geworden sind, sind sie auch wieder verschwunden. Wenn ich sage, dass es mich unendlich traurig macht, lüge ich. Ich meine es ist Petes Entscheidung! Wenn er meint er müsste das machen, soll er es auch machen! Das hört sich vielleicht jetzt alles so an, als hätte ich nie Gefühle für Pete gehabt, aber ich hatte sie bis vor kurzem wirklich! Und letzten Endes hat er sich auch dafür entschieden mich zu verlassen!
Die nächsten Wochen rannten nur so an mir vorbei. Als Benni dann zurück musste, war ich wirklich traurig darüber. Ich würde ihn sehr vermissen. Er ist wirklich der beste Freund den man haben kann. Lukas zählt zwar mittlerweile auch zu meinen guten Freunden, aber keiner kommt an Benni ran. Er hat immer einen passenden Rat für mich parat. Mit Fabian verstand ich mich immer noch super. Ich versuchte so oft es ging, was mit ihm zu unternehmen. Natürlich haben wir Benni immer mitgenommen, wenn er wollte.
Nun standen wir am Bahnhof und warteten zusammen auf Bennis Zug. Ich hoffte die ganze Zeit darauf, dass er nicht kam, dass er niemals mehr kommen würde. Plötzlich klingelte mein Handy. Normalerweise ging ich nicht dran, wenn Nummern anriefen, die ich nicht kannte, aber diesmal schon. Es konnte ja der Arzt sein. Und wie ich mir schon gedacht hatte, war es der Arzt. Ich redete kurz mit ihm und legte dann auf. Während des ganzen Telefonats hatte ich keine Miene verzogen. Benni guckte mich schon ungeduldig an. Ich zögerte die Antwort noch ein bisschen raus, in dem ich langsam mein Handy wegpackte. Dann guckte ich Benni an und umarmte ihn. Dabei flüsterte ich ihm ins Ohr: >Ich bin nicht HIV positiv!< Plötzlich hatte ich kein Boden mehr unter den Füßen und wurde im Kreis gedreht. Benni hatte mich hochgehoben und freute sich mit mir. Ein paar Minuten später traf der Zug ein. Benni umarmte mich noch mal kurz und nahm deine seine Tasche. Langsam stieg er in den Zug ein und suchte sich einen Platz am Fenster. Er musste ein paar Waggons weiter gehen, aber ich folgte ihm. Als er dann endlich einen Platz hatte, drückte er seine Hand ans Fenster. Ich legte meine auf der anderen Seite genau auf seine. Dann kam der Pfiff und der Zug fuhr langsam an. Ich zog meine Hand von der Scheibe weg und winkte ihm noch schnell. Als ich den Zug nicht mehr sehen konnte, rannte ich schnell zum Auto. Meine Mutter begutachtete gerade ihre Fingernägel. Ich schwang mich schnell auf den Beifahrersitz und wartete, dass sie losfuhr. Zehn Minuten später waren wir zu Hause und es gab Mittagessen. Paul hatte heute mal gekocht. Ich saß, wie immer, Fabian gegenüber.
>Paul und ich haben uns was überlegt!<, sagte meine Mutter plötzlich in die Stille hinein. Paul strahlte sie, während Fabian und ich uns mit einer Mischung aus fragend und geschockt anblickten.
>Wir haben uns überlegt über die Karnevalstage wegzufahren! Mit der ganzen Familie!<, sprach meine Mutter weiter.
>Was?<, fragte ich geschockt. Das Lächeln meiner Mutter verschwand für kurze Zeit aus ihrem Gesicht.
>Keine gute Idee?<, fragte sie mich vorsichtig.
>Doch natürlich! Das kam jetzt nur so überraschend! Aber ich freue mich schon riesig darauf! Wo geht es denn hin?< Sofort strahlte meine Mutter wieder.
>Also wir fahren Donnerstag nach der Schule los und bleiben bis Dienstag morgen dort! Wir haben einen schönen Campingplatz in Mecklenburg gefunden!<
Bitte nicht!, dachte ich mir. Vier Tage auf engstem Raum mit Fabian auf einem Campingplatz, bei so einer Kälte! Das durfte doch nicht wahr sein! Wahrscheinlich mussten Fabian und Ich im gleichen Abteil des Zeltes schlafen! Je mehr Gedanken ich mir darüber machte, desto schlimmer wurde es. Ich musste irgendwas finden, wie ich mich vor dieser Reise drücken konnte!
>Du kannst ja auch Pete fragen, ob er mitkommen möchte!<, redete meine Mutter weiter. Ich hatte ihr immer noch nicht gesagt, dass er Schluss gemacht hatte.
>Pete und Ich sind nicht mehr zusammen!< Meine Mutter guckte mich geschockt an, fragte aber nicht weiter nach.
>Aber es gibt ein kleines Problem, also ich hoffe natürlich das ist kein Problem!<, redete sie fröhlich weiter. >Wir haben ja dieses Hauszelt und ihr beide müsstet dann zusammen in einer Kabine schlafen! Ist das für euch ein Problem?<, sie musterte uns mit aufmerksamen Blick. Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen sollte. Ich war zu geschockt um ein Wort rauszubringen und die Gedanken überschlugen sich in meinem Kopf.
>Jana geht es dir nicht gut? Du bist auf einmal so blass geworden!< Meine Mutter guckte mich besorgt an.
>Doch, aber ich habe gerade daran gedacht, dass es doch ziemlich kalt im Zelt ist und mir wird doch immer so schnell kalt!<, log ich.
>Paul hat extra eine Heizung dafür besorgt! Du brauchst dir keine Sorgen machen! Ich freue mich schon so darauf!< Meine Mutter und Paul freuten sich noch die ganze Zeit, während Fabian und ich schweigend aßen. Was ging wohl bei ihm im Kopf vor? Das würde ich wohl nie erfahren! Nach dem Essen verschwand ich so schnell wie möglich auf mein Zimmer. Heute war Sonntag. Ich hatte noch drei Tage Zeit, mir eine Grund zu suchen, nicht mit zu fahren. Vielleicht könnte Lukas mir morgen dabei helfen. Ich packte gerade meine Schultasche, als Fabian leise in mein Zimmer kam. Er setzte sich auf mein Bett und wartete, bis ich fertig war.
>Wenn du ein Problem damit hast, mit mir in einer Kabine zu schlafen, dann versuche ich meinen Vater zu überreden, dass er ein Zusatzzelt aufstellt!< Ich guckte ihn geschockt an.
>Nein… Nein ich habe da wirklich kein Problem mit!<
>Dann ist gut! Ich habe damit auch kein Problem!<
>Das ist gut! Ich freue mich sogar schon irgendwie darauf!< Fabian lachte leise und ich lief rot an. Warum musste ich so eine scheiße sagen? Konnte ich nicht einfach mal meine klappe halten?
>Ich mich auch!< Dann stand er auf und ging. Ich schlug mir meine Hand vor die Stirn. Ich ging ziemlich früh ins Bett. Ich wollte mir nicht weiter anhören, wie meine Mutter sich freute und was die sich alles vorgenommen hat zu unternehmen! Kurz bevor ich einschlief, kam meine Mutter noch kurz rein, um ein Mutter-Tochter-Gespräch zu führe. Sie meinte, ich solle es nicht so schlimm sehen mit der Trennung, irgendwann würde schon der Richtige kommen. Ich verdrehte nur die Augen.

Am nächsten Tag in der Schule erzählte ich Lukas von meiner Situation und fragte ihn um Rat. Er wollte natürlich den Grund wissen, warum ich nicht mitwollte, also musste ich ihn sagen, dass ich bei Fabian immer schwach werde und keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. Ich habe erst gedacht, er würde mich auslachen, aber er machte nichts in der Art. Ganz im Gegenteil, er machte mir Mut und sagte mir, dass es doch eine gute Möglichkeit wäre, ihm näher zu kommen. Damit hatte er natürlich Recht, aber das könnte richtig peinlich werden, wenn das nach hinten losgeht. Lukas war mir also auch keine große Hilfe. Das hieß dann wohl, dass ich mitfahren musste. Die Tage vergingen schnell und dann war auch schon Donnerstag.


28.
Ich wachte mit Bauchschmerzen auf. Ich habe keine Ausrede gefunden. Außerdem konnte ich ja auch schlecht einen Rückzieher machen, nachdem ich Fabian geschworen habe, dass ich kein Problem damit hatte. Die Schulstunden vergingen viel zu schnell und als ich zu Hause ankam, war das Auto voll bepackt und alle waren Startklar. Ich stopfte ein paar Sachen in die Tasche und wollte gerade zum Auto gehen, als ich die Tütchen mit dem Heroin fühlte, die ich von Pete mitgenommen hatte. Ich kramte alle Tütchen und die Spritze aus meiner Tasche und stopfte sie in die kleine Schachtel, die ich von Pete zum Geburtstag bekommen hatte. Die Schneekugel stellte ich zu den Fotowürfeln von Benni und dann rannte ich schnell nach unten. Die Schachtel hatte ich sicher unter meinem Bett versteckt. Im Auto hörte ich die ganze Zeit Musik über meinen MP3 Player. Ab und zu habe ich ein bisschen gelesen. Jede Minuten die wir fuhren, kam mir vor wie eine Stunde. Fabian saß nicht weit weg von mir. Ich musste nur meine Hand ausstrecke, dann hätte ich ihn berührt, aber dennoch war er Unerreichlich für mich. Ich weiß nicht wie lange wir gefahren sind, aber ich war richtig froh, als wir endlich da waren und ich aus dem Auto raus konnte. Ich schnappte mir meine Tasche und ging an den Strand. Es war sehr kalt und es regnete leicht. Der Strand war leer. Ich setzte mich auf einen, der großen Steine, die am Strand lagen. Von dort aus blickte ich aufs Meer und beobachtete, wie die Wellen brachen. Langsam wurde es dunkel und somit auch kälter. Ich zog meine Jacke fester zu und bereute, dass ich mir keinen Schal angezogen habe. Hätte ich mal auf meine Mutter gehört. Und zurück gehen wollte ich auch noch nicht. Ich hatte keine Lust mit aufzubauen. Je dunkler der Himmel wurde, desto schwärzer wurde natürlich auch das Wasser. Der Regen wurde immer kräftiger und zog große Kreise im Wasser. Es sah schön aus. Langsam rutschte ich von dem Stein runter und bewegte mich auf das Wasser zu. Das Wasser kam gerade soweit nach vorne, dass es die Spitze meines Schuhs berührte. Plötzlich rief jemand meinen Namen und ich erschrak so, dass ich beinahe vornüber ins Wasser fiel. Ich konnte mich zum Glück im letzten Moment noch fangen. Erschrocken drehte ich mich um und blickte in die Karamellfarbenen Augen von Fabian.
>Ich habe dich schon überall gesucht! Wir wollten jetzt was Essen gehen! Das Zelt ist aufgebaut!<
>Oh, Entschuldigung, dass ich nicht mitgeholfen habe!<
>Ist ja nicht schlimm! Zu dritt waren wir ja schon zu viele!<, er lächelte schief.
Sofort setzte ich mich in Bewegung und ging mit ihm zum Platz zurück. Meine Mutter und Paul hatten sich umgezogen und waren Startklar. Meine Mutter bestand darauf, dass ich noch duschen ging, weil ich total nass war. Ich schnappte mir neue Klamotten, meine Kulturtasche und ein Handtuch. Dann machte ich mich auf dem Weg zum Sanitätshäuschen. Fabian war auch noch nicht duschen, also begleitete er mich. Die Duschen waren geräumig. Das warme Wasser wärmte meine Haut wieder auf. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mir so kalt geworden war. Nach einer halben Stunde verließ ich zufrieden die Kabine und schnappte mir einen Föhn. Meine mittlerweile schulterlangen, dunkelbraun gefärbten Haare waren schnell trocken, sodass ich nach nicht mal zehn Minuten Föhnen die Sanitäranlage wieder verließ. Fabian kam zeitgleich mit mir raus. In der Herrendusche muss eine lange Schlange gewesen sein, sonst könnte ich mir nicht erklären, warum ein Mann genauso lange braucht, wie eine Frau. Am Platz angekommen, hing ich schnell Fabian und mein Handtuch an die kleine Leine, die im Zelt aufgehängt wurde und dann gingen wir alle zusammen zu den kleinen Restaurant auf dem Campingplatz. Eigentlich hatte ich ja gar keinen Hunger, aber wenn ich nichts gegessen hätte, hätte meine Mutter Fragen gestellt, auf die ich keine Lust hatte. Ich bestellte mir eine Pizza, genauso wie Fabian. Meine Mutter und Paul bestellten sich eine „Partnerplatte“. Sie mussten überall zeigen, wie glücklich sie sind. Langsam ging es mir auf den Nerv. Ich aß meine Pizza schnell, damit ich nichts zum Gespräch beitragen musste. Als dann alle endlich fertig waren, bezahlten wir und gingen zurück zum Platz. Ich griff mir meine Zahnbürste und machte mich auf den Weg zur Sanitäranlage. Ich ließ mir Zeit mit dem Zähneputzen und danach ging ich noch auf die Toilette. Zum Glück war ich nicht zwei Sekunden früher rausgekommen, sonst wäre ich nämlich auf Fabian getroffen. Nun ging er ein paar Meter vor mir und meine Schritte wurden immer langsamer, damit ich ihn auch gar nicht einholte. Der Wind wurde von Stunde zu Stunde kälter und ich wusste echt nicht, wie ich es in der Nacht aushalten sollte. Heizung hin oder her. Die würde eh nicht viel bringen und eine Decke reicht mir wahrscheinlich auch nicht. Die letzten paar Schritte rannte ich zum Zelt, damit ich mit Fabian zusammen rein gehen konnte. Ich wollte nicht unnötig kalte Luft rein lassen. Im Zelt war es mittlerweile wirklich warm. Die Heizung half doch was. Wir sagten uns alle kurz gute Nacht und dann teilten wir uns auf die zwei Kabinen auf. Eigentlich waren die Kabinen groß, aber die Doppelmatratze war zu klein. Mir wäre es lieber gewesen, wie hätten Einzelmatratzen, aber nein so was haben wir ja nicht. Schnell legte ich mich auf die Matratze und kuschelte mich in die Decke ein. Ich versuchte so wenig Platz, wie es ging zu verbrauchen. Fabian legte sich kurze Zeit später neben mich und machte die kleine Gaslampe an der Decke aus. Ich hörte meine Mutter nebenan noch mit Paul quatschen. Sie ließen den Tag Revue passieren. Fabian lag mit dem Gesicht zu mir und guckte mich an. Er öffnete seinen Mund und wollte was sagen, drehte sich dann aber um und wünschte mir eine gute Nacht. Ich wusste genau, dass er was anderes sagen wollte! Aber was? Während es immer stiller im Zelt wurde, machte ich mir immer mehr Gedanken über das, was er hätte sagen wollen! Warum hat er das nicht gesagt? Dann hätte ich wenigstens ruhig schlafen können. An Fabians Atem sah man, dass er noch ziemlich lange wach lag. Später wurde er aber dann langsamer und zu dem Zeitpunkt konnte ich mir sicher sein, dass er tief und fest schlief. Die ganze Zeit über hatte ich ihn beobachtet. Er hatte zwar ein T-shirt an, aber dadurch konnte man jeden Muskel seines Rückens sehen, wenn er einatmete. Lange lag ich einfach so auf der Matratze und guckte ihn an. Irgendwann hatte er sich sogar umgedreht, dass ich in sein Gesicht gucken konnte. Ihm fielen ein paar Haarsträhnen ins Gesicht. Meine Hand zuckte, aber ich hielt mich zurück, ihm diese aus dem Gesicht zu streichen. Nachher würde er noch wach werden und dann könnte ich ja schlecht sagen „bin gerade aufgewacht und habe gedacht die Strähnen stören dich!“. Dann würde er mich garantiert auslachen. Wenn ich doch wenigstens wüsste, was er mir vorhin sagen wollte. Ich schlief erst früh am morgen ein und hatte nur ein paar Stunde Schlaf. Als ich aufwachte, blickte ich in die Augen von Fabian. Er wurde ein bisschen rot und wendete seinen Blick ab. Ich musste sofort Lächeln.
>Sind unsere Eltern schon wach?<, fragte ich ihn, um die Situation zu lockern.
>Ne noch nicht! Deswegen bin ich auch noch liegen geblieben! Fand es langweilig alleine im Vorzelt zu sitzen!<
>Ich hoffe ich habe im Schlaf nicht geredet!?<
>Doch, aber ich habe nicht verstanden, was du gesagt hast!<
>Oh, ich hoffe das hat dich nicht gestört!?< Zum Glück saß ich im Moment mit dem Gesicht zu ihm, sonst hätte er gesehen, wie weit ich meine Augen aufgerissen hatte! Mir war das schon öfters passiert, dass ich im Schlaf geredet habe und ich habe immer über das geredet, was mich vorher beschäftigt hatte.
>Nein, nein!<
>Ich gehe mich dann mal fertig machen!<
>Okey! Warte ich komme mit!< Fabian griff sich gleichzeitig mit mir seine Kulturtasche, sodass unsere Arme sich leicht streiften. Ich genoss diese Berührung sehr, aber ich versuchte es zu verbergen. Zusammen schlenderten wir langsam zum Waschhaus. Es waren noch nicht viele Leute unterwegs. Wie spät mag es wohl sein? Vor dem Toilettenhaus trennten sich unsere Wege und als ich mit allem fertig war, stand Fabian wieder dort, wo wir uns getrennt haben. Er hat ernsthaft auf mich gewartet.
>Hast du schon lange gewartet?<
>Ne, vielleicht fünf Minuten! Aber in den hatte ich Zeit zu überlegen, ob eure Hälfte anders ist, also ob die Wege länger sind oder so! Ansonsten kann ich mir nicht erklären, warum ihr immer so lange braucht!< Er lachte. Gespielt empört gab ich ihn einen kleine Stoß, aber dann lachte ich mit ihm.
>Das kann ich dir nicht sagen! Ich habe noch nie ein Waschhaus von Männern von innen gesehen!<
>Das kann man ja ändern! Dann kannst du mir sagen, was der Unterschied ist!<
>Ja mache ich!< Bis zu unserem Platz mussten wir ein ganzes Stück gehen, aber das war mir egal. Ich war ja in Begleitung eines sehr hübschen Jungens. Heute war es noch kälter, als gestern und ich war froh, dass ich mir was wärmeres angezogen hatte! Ich trage seit ein paar Wochen viel öfters Hosen. Röcke waren doch ein bisschen kalt für diese Jahreszeit.
Auf unseren Platz war es immer noch still. Normalerweise schließ meine Mutter doch nicht so lange. Oder waren sie vielleicht schon aufgestanden? Aber ihre Schuhe stehen doch noch vor ihrer Kabine. Komisch! Wir legten unsere Sachen weg.
>Magst du mit Brötchen holen kommen?<, fragte Fabian mich.
>Ja klar!< Ich schnappte mir meine Jacke und zog sie feste zu. Mit meiner Jogginghose sah ich bestimmt richtig schrecklich aus, aber wenigstens war sie warm. Fabian ging in seiner Sweatshirtjacke. Er trug zum Glück auch eine Jogginghose, da kam ich mir wenigstens nicht so ganz Fehl am Platz vor. Der Campingplatzsupermarkt war klein und alles war überteuert. Fabian und ich suchten verschiedene Brötchen aus und dann nahmen wir noch ein bisschen Aufschnitt mit. Zum Glück waren wir welche der ersten und mussten deshalb an der Kasse nicht anstehen. Außerdem hatten wir dadurch auch eine große Auswahl an Brötchen. An der Eingangstür des Supermarktes hing eine Uhr. Wir hatten es gerade mal kurz vor halb acht. Kein Wunder, dass noch keiner wach war. Auf dem Rückweg kam uns ein Mädchen entgegen. Sie war vielleicht so alt, wie ich und hatte lange blonde Haare. Sie guckte Fabian erstaunt an! Ich warf ihr einen bösen Blick zu, aber sie ignorierte mich. Sie sollte ja die Finger von ihm lassen! Als wir wieder im warmen Zelt waren, zog ich mir meine Jacke schnell aus und fing an den Tisch zu decken. Fabian kochte Kaffee und Kakao. Teilweise kamen wir uns mit unseren Tätigkeiten in die quere, aber darüber lachten wir nur.
>Was ist denn mit euch los? So fröhlich heute?< Meine Mutter, die gerade in ihre Schuhe schlüpfte beäugte mich mit großen Augen. Hatte sie etwa was bemerkt?
>Ja, heute ist doch ein schöner Tag!<, strahlte ich meine Mutter an. Sie guckte mich komisch an und machte sich dann auf den Weg zur Dusche. Als sie wieder kam, saßen wir alle schon am Tisch. Sie hat sich richtig viel Zeit gelassen. Sogar Paul war schon mit allem fertig.
>Hier riecht es sehr gut, Kinder!<, sagte meine Mutter, als sie rein kam.
>Wir haben uns ja auch viel Mühe gegeben!<, gab ich ihr als Antwort.
>So könnt ihr mich jeden morgen wecken!< Dann setzte sie sich zu uns und wir aßen gemütlich. Zum Glück hatten wir eine Heizung. Unsere Eltern boten sich freiwillig an spülen zu gehen und in der Zwischenzeit überredete ich Fabian, dass er mit mir zum Strand geht. Eigentlich musste ich ihn nur fragen, denn er sagte sofort ja. Ich schlüpfte in eine Jeans und einen Rollkragenpullover. Fabian zog sich auch noch schnell eine Jeans an und dann machten wir uns schnell auf den Weg. Der Wind war ziemlich kalt geworden. Am Strand setzten wir uns auf einen Stein und blickten auf das Meer hinaus. Außerdem erzählten wir viel über unsere Vergangenheit und unsere Zukunftspläne. Plötzlich ging das blonde Mädchen, welches wir heute morgen gesehen hatten, an uns vorbei und warf Fabian einen verführerischen Blick zu.
>Sie ist hübsch!<, sagte ich, nachdem sie außer Reichweite war.
>Naja nicht so mein Typ!<, sagte Fabian darauf. Meine Freude verbarg ich natürlich. Danach redeten wir weiter über andere Sachen. Eine viertel Stunde später musste ich mal ganz dringend auf die Toilette. Ich sagte Fabian, dass er sitzen bleiben solle. So schnell ich konnte rannte ich auf die Toilette. Und als ich zurück zum Strand kam, saß die blonde neben Fabian. Sofort schäumte die Wut in mir hoch. Sie kann doch nicht einfach meinen Fabian anmachen. Als ich mich jedoch näherte, sah ich, dass Fabian mir einen hilfesuchenden Blick zuwarf. Die blonde merkte das natürlich nicht, Sie war viel zu sehr mit flirten beschäftigt. Selbstverständlich setzte ich mich neben Fabian. Die Blonde guckte mich misstrauisch an und fragte sofort nach: >Wer ist denn das?<
>Das ist…..!<, fing Fabian an, aber ich unterbrach ihn schnell.
>Ich bin seine Freundin!< Empört riss die Blonde ihren Mund auf. Dann stand sie schnell auf und verschwand. Fabian umarmte mich und bedankte sich ein paar mal bei mir.
>Hoffentlich glaubt sie uns das auch!<, sagte er später.
>Sie wird uns schon glauben und sonst müssen wir die Show ein bisschen ausschmücken! Sollen wir langsam mal zurück gehen?<
>Müssen wir dann wohl! Ja, wir wollten doch eh gleich nach Rostock fahren!<
Fabian und Ich gingen mit schnellen Schritten zum Platz zurück. Meine Mutter packte gerade ihre Handtasche zusammen.
>Da seid ihr ja wieder! Ich wollte euch gerade holen kommen!<, sie kam auf mich zu und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
>Woher wusstest du denn wo wir waren?<, hakte ich nach und guckte sie misstrauisch an.
>Hier gibt es ja nicht viele Orte, wo ihr hättet sein können! Und ich weiß ja, dass du den Strand so liebst!<, sie zwinkerte mir unauffällig zu und guckte danach unauffällig zu Fabian. Hatte sie etwa was gemerkt? Nachher verplappert sie sich und das wird dann so richtig peinlich für mich!
Kurz darauf fuhren wir auch schon nach Rostock. Ich war überhaupt nicht in Shopping-Laune, also kaufte ich auch nichts. Ich ging Fabian so gut es ging aus dem Weg, aber es durfte ihm natürlich auch nicht auffallen, dass ich das versuchte. Meine Mutter hatte eine gute Menschenkenntnis und wenn sie das rausbekommt, dann wird sie mich damit immer aufziehen, wenn sie es dann noch nicht weiß. Bei ihr wusste man nie! Abends suchten wir uns ein Restaurant und aßen dort gemütlich. Der Abend zog sich richtig in die Länge, aber das fand ich überhaupt nicht schlimm. In unbeobachteten Momenten traute ich mich Fabian ein paar Sekunden anzugucken. Wir kamen gerade noch rechtzeitig zur Sperrstunde der Schranke, am Campingplatz an. Fabian und ich gingen wieder zusammen Zähne putzen und als ich raus kam, wartete er auf mich.
>Jetzt ist keiner im Männerklo! Willst du gucken?<, sagte er und grinste mich breit an.
>Ja klar!<, sagte ich nach kurzem Überlegen.
>Dann komm!< Fabian ging vor und hielt mir die Tür auf. Ein richtiger Gentleman! Ich guckte mich ein bisschen um und sagte nach kurzer Zeit: >Die Wege sind gleich lang, also muss es einen anderen Grund haben, warum Frauen so lange brauchen!< Plötzlich ging die Tür auf und jemand betrat mit lauten Schritten das Waschhaus. Fabian reagierte sofort und drückte mich in eine Duschkabine. Ich wollte was sagen, aber er hielt mir schnell den Mund zu und zeigte, dass ich leise sein sollte. Nach ein paar Minuten war der Typ wieder weg und Fabian und ich verließen schnell das Waschhaus.
>Das war ja noch mal knapp!<, sagte ich geschockt zu Fabian. Er lachte leise. Als wir im Zelt ankamen, lagen Mama und Paul schon in ihrer Kabine. Ich schlüpfte schnell aus meiner Jeans und meinem Pullover und zog dann meine Schlafsachen an. Ich hatte kein Problem mich umzuziehen, wenn Fabian hinter mir stand, aber ich wusste genau, dass er sich in diese Zeit auch umzog. Danach krochen wir schnell in unsere Kabine. Wir redeten noch ziemlich lange zusammen und lachten viel.
Und als wir dann am nächsten morgen aufwachten, war das Frühstück schon fertig und unsere Eltern warteten auf uns. Wir setzten uns zu ihnen und frühstückten schnell. Wir hatten es schon halb elf und gleich wollten wir nach Warnemünde fahren. Nach dem Frühstück gingen Fabian und ich uns schnell fertig machen. Zurück am Zeltplatz drückte meine Mutter mir die Spülschüssel in die Hand.
>Ich habe gedacht ihr habt das schon gemacht!<
>Nein, wir haben uns heute ums Frühstück gekümmert! Ihr seid dran!< Ich guckte Fabian genervt an und dann gingen wir wieder zurück, um zu spülen. Alle Spülbecken waren besetzt, also mussten wir warten. Als wir dann nach fünf Minuten endlich dran konnten, beeilten wir uns. Ich spülte und Fabian trocknete ab. Wir waren gerade fertig und machten das Spülbecken sauber, als die blonde ihre Spülschüssel neben uns abstellte. Sofort fing sie wieder an mit Fabian zu flirten. Mich ignorierte sie. Fabian wimmelte sie schnell ab und dann verschwanden wir.
>Die gibt ja auch nicht auf!<, sagte ich zu ihm.
>Nein, nicht in den nächsten drei Tagen!<, antwortete er verbissen.
Unsere Eltern saßen schon ungeduldig im Auto. Wir stellten schnell die gespülten Sachen ins Zelt und dann setzten wir uns schnell ins Auto. In Warnemünde war es wirklich schön. Fabian und ich hatten nicht wirklich Lust durch die Stadt zu gehen, also setzten wir uns an den Hafen und tranken einen heißen Kakao. Unsere Eltern zogen los und ließen uns dort alleine. Zum Glück war es heute nicht so kalt, wie gestern, aber das konnte sich ja noch ändern. Drei Tassen Kakao später kamen unsere Eltern wieder. Sie trugen jede Menge Tüten mit sich.
>Was habt ihr denn alles gekauft?<, fragte ich auf dem Weg zum Auto.
>Nur ein paar Klamotten!<, antwortete sie mir kurz. Danach ging sie schnell weiter und stieg ins Auto.
>Wir fahren jetzt noch eben einkaufen! Paul und ich wollten heute was leckeres für uns kochen!<, klärte meine Mutter uns auf, obwohl wir gar nicht nachgefragt haben. Diesmal gingen wir alle zusammen rein und deckten uns mit Süßigkeiten ein. Als wir auf dem Campingplatz ankamen, war es schon nach fünf und es dämmerte. Dennoch machten Fabian und ich uns auf den Weg zum Strand. Sonst konnten wir ja nicht viel machen. Diesmal nahmen wir uns eine Wolldecke mit. Am Strand breiteten wir die Decke dann aus und setzten uns gemütlich drauf. Es war schon wieder kühler geworden, aber nicht so kühl, dass ich fror, aber der Wind war stärker geworden. Plötzlich setzte sich die Blonde neben Fabian. Man konnte auch nicht mal alleine hier auf dem Platz sein.
>Ich heiße übrigens Klaudia!<, fing sie an.
>Aha!<, antwortete Fabian uninteressiert.
>Magst du mir nicht deinen Namen sagen?<, fragte sie weiter.
>Nein!< Die Gesichtszüge entglitten ihr, aber sie fing sich sofort wieder.
>Der Name ist ja auch nicht wichtig!<, fuhr sie dann fort und fing an Fabian am Arm zu berühren.
>Bist du dir eigentlich nicht zu schade dafür, mit einem Typen zu flirten, der schon vergeben ist? Sieh es ein, du hast keine Chance bei ihm!<, sagte ich ihr wütend ins Gesicht und stand auf. Ich stellte mich direkt vor sie. Zuerst guckte sie zu mir hoch, aber dann stand sie auch auf. Letztendlich stand Fabian auch auf. Die blonde war einen halben Kopf größer, als ich, aber ich hatte keine Angst vor ihr. Fabian war immerhin einen ganzen Kopf größer, als sie und er würde im schlimmsten Fall mir helfen! Klaudia guckte mich mit arrogantem Blick an. >Als wenn er sich mit dir abgibt! Vielleicht seid ihr Freunde, aber mehr bestimmt nicht!<
>Wie kannst du das beurteilen? Er liebt mich und ich liebe ihn!<
>Das kommt aus dem Mund eines kleines Kindes!<, lächelte sie mich siegessicher an.
>Wie alt bist du?<, fragte ich sie wütend.
>17!<
>Du führst dich aber auf, wie eine dreijährige! Und nur mal so zur Info, du bist gerade mal ein Jahr älter!<
>Lassen wir doch einfach ihn entscheiden!<, sie deutete auf Fabian. Er hatte die ganze Szene beobachtet und musste sich ein lachen verkneifen. Er guckte zwischen uns beiden hin und her.
>Also ich finde das ganze hier echt lächerlich! Wird doch erstmal erwachsen!<, sagte er zu Klaudia. Dann drehte er sich zu mir und küsste mich auf den Mund. Zuerst wusste ich nicht, wie mir geschah, aber dann machte ich mit. Ein Feuerwerk explodierte in mir und ich genoss jede Sekunde. Im Augenwinkel sah ich nur, wie Klaudia beleidigt abzog. Der Kuss dauerte länger, als er nötig war. Danach lösten wir uns voneinander und Fabian guckte mir tief in die Augen. Dann hob er schnell die Decke auf und sagte: >Wir sollten zurück gehen! Langsam wird es kalt und das Essen ist bestimmt bald fertig! Und sorry wegen dem Kuss, aber anders wäre ich sie nicht losgeworden!< Dann ging er schon los. Ich musste ein bisschen rennen, um ihn einzuholen.
>Ich fand das nicht so schlimm!<, sagte ich schnell, nachdem ich ihn eingeholt hatte. Das Essen war noch nicht fertig, also ging ich mich duschen. Nach dem Kuss hat Fabian sich total komisch verhalten. Was hatte das jetzt zu bedeuten? Wird unsere Beziehung jemals noch mal wie vorher sein? Ich machte mir die ganze Zeit Gedanken. Ich duschte mich sehr schnell und als ich nach draußen kam, schlug mir der kalte Wind ins Gesicht. Innerhalb von ein paar Minuten war es eiskalt geworden. Ich rannte schnell zum Platz um dann ins warme Zelt zu schlüpfen. Alle saßen schon am Tisch und warteten, dass das Essen fertig wurde. Ich hing schnell mein Handtuch auf und warf meine Kulturtasche in die Ecke.
>Draußen ist es sehr kalt geworden!<, sagte ich und wickelte mich in eine Wolldecke, bevor ich mich auf meinen Stuhl gegenüber von Fabian setzte. Nach fünf Minuten war auch das Essen fertig und wir aßen. Am Tisch war es ruhig und nach dem Essen verschwand Fabian schnell zur Dusche. Ich ging kurz nach ihm auch noch mal los und putzte mir die Zähne. Als ich zurück kam, war es im Zelt kalt geworden. Paul spielte an der Heizung rum und als er merkte, dass ich da war und kurze Zeit später auch Fabian zurück war, sagte er: >Die Heizung hat leider ihren Geist aufgegeben! Heute Nacht müssen wir wohl alle näher zusammenrücken!< Geschockt guckte ich zwischen meiner Mutter und Paul hin und her. Sie bemerkten meinen Blick, aber nicht. Kurz darauf verschwanden unsere Eltern in ihre Kabine und Fabian und ich gingen in unsere. Ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch und ich fror tierisch. Wir lagen beide auf den Rücken und guckten auf die Decke.
>Ist dir kalt?<, fragte er mich nach ein paar Minuten.
>Ja total! Warum musste die blöde Heizung versagen?<, sagte ich mit klappernden Zähnen. Zaghaft zog Fabian mich an sich ran.
>Ich hoffe gleich wird dir wärmer!<
>Mir ist jetzt schon wärmer! Danke!< Ich spürte seine Armmuskeln in meinem Nacken Mein Verstand spielte verrückt! Am liebsten würde ich ihm jetzt einfach sagen, was ich fühle und denke! Ich will ihn sagen, dass ich ihn liebe und ich will seine Lippen auf meinen spüren! Aber wie würde er sich mir gegenüber verhalten, wenn er es dann weiß? Vielleicht findet er mich total schrecklich und verhält sich mir gegenüber nur so lieb, weil wir nun eine Familie sind! Aber wenn ich es ihm nicht sage, dann wird er es doch nie wissen und vielleicht verpasse ich dann meine Chance! Oh man, was soll ich denn jetzt tun? Vielleicht sollte ich Lukas anrufen! Er ist auch ein Junge und er wird das Verhalten bestimmt erklären können.
Fabians Gesicht lag direkt neben meinem und ich spürte seinen Atem in meinem Haar.
>Du hast ja Gänsehaut!<, bemerkte er. Zum Glück war es dunkel, sonst hätte er jetzt sehen können, wie ich rot anlief. Ich sagte nichts dazu. Kurze Zeit darauf schlief ich in seinen Armen ein. Wäre es nur so einfach und ich könnte jeden Tag in seinen Armen einschlafen. Könnte ich ihm doch einfach sagen, was ich wirklich für ihn empfinde, aber sobald irgendwas zwischen unseren Eltern passieren würde, würde das unsere Beziehung belasten! Das war schon immer so und wird auch immer so sein!


29.
Als ich meine Augen aufschlug, war Fabian schon wach, aber er war nicht aufgestanden und hat sich fertig gemacht, den Tisch gedeckt oder sonst was in der Art, sonder er war neben mir liegen geblieben und hat mich weiter gewärmt. Zusammen quälten wir uns dann aus dem Bett. Es war eigentlich viel zu kalt um aufzustehen. Zuerst gingen wir uns fertig machen und danach zum Supermarkt Brötchen holen. Und Kurz darauf deckten wir den Tisch. Wir fingen sofort an zu essen, weil wir nicht wussten, wann unsere Eltern aufstehen würden. Nachdem wir damit fertig waren, schrieben wir einen Zettel und gingen zum Strand. Eigentlich war es ja immer noch viel zu kalt, aber ob wir nun draußen frieren oder im Zelt. Wir nahmen uns wieder die Wolldecke mit und setzten uns gemütlich in den Sand. Plötzlich kam Klaudia den Strand entlang gestapft. Sie warf mir einen strafenden Blick zu und ging dann schnell weiter. Ihre sonst so glänzende Fassade fing an zu bröckeln. Das sah man ihr richtig an. Wir redeten nicht viel, sondern starrten nur auf Meer hinaus. Keiner wusste was er sagen sollte.
>Ich muss dir was sagen!<, fing Fabian plötzlich an. Ich warf ihm einen erstaunten Blick zu.
>Ich hoffe ich mache damit jetzt nichts kaputt, aber ich kann das nicht länger mit mir rum tragen!<, fuhr er fort.
>Es wird schon nicht so schlimm sein!< Er guckte verlegen auf dem Boden und überlegte, was er sagen sollte.
>Also, der Kuss letztens, er…. Ich… mir hat das sehr viel bedeutet!<, brachte er letztendlich hervor. Ich guckte ihn verwirrt an.
>Ich verstehe nicht so ganz! Wie meinst du das?<
>Seit ich dich das erste mal getroffen hatte, wollte ich mehr Zeit mit dir verbringen und desto mehr Zeit ich mit dir verbracht habe, desto mehr habe ich mich in dich verliebt!< Meine Augen weiteten sich abrupt. Hatte ich das jetzt wirklich gehört? Will er mich jetzt verarschen?
>Ich weiß jetzt nicht, was ich sagen soll! Aber ehrlich gesagt ging es mir genauso!<, gestand ich und wurde direkt rot. Plötzlich nahm Fabian mein Gesicht in seine Hände und drehte es zu sich. Damit zwang er mich, ihn in die Augen zu gucken. Wir blickten uns lange in die Augen und dann geschah es. Unsere Gesichter bewegten sich langsam aufeinander zu und dann küssten wir uns. Sofort explodierte wieder dieses Feuerwerk in mir. Die Schmetterlinge schwirrten nur so in meinem Magen rum. Endlich wusste ich, dass er genauso fühlt wie ich! Mit seiner Hand griff er mir ins Haar und seine andere Hand glitt mir über den Rücken. Überall bekam ich Gänsehaut und am Liebsten wäre mir, wenn er mich nie wieder los lässt. Aber sofort kamen mir wieder Zweifel. Langsam löste ich mich von ihm.
>Ich weiß nicht, ob es klappen wird!<
>Lass es uns versuchen! Ich halte es nicht länger aus, neben dir zu sitzen und zu wissen, dass du nie zu mir gehören wirst!<
>Aber ist es nicht schon immer so gewesen, dass wenn wir zusammen sind und unsere Eltern sich streiten, dass es dann auch in unserer Beziehung zu Streitigkeiten kommt, weil jeder sein Elternteil beschützen will?< Mittlerweile guckte ich ihn nicht mehr an, denn die Tränen steigen mir in die Augen.
>Bei den meisten ist das so, aber bei uns wird das nie so sein! Vielleicht werden unsere Eltern ja auch nie Ungereimtheiten in ihrer Beziehung haben!<
>Ja, da könntest du recht haben!< Mittlerweile guckte ich ihn wieder tief in die Augen.
>Ich liebe dich wirklich! Lass es uns einfach versuchen!< Er flehte mich richtig an und es sah so aus, als würde er jeden Moment anfangen zu weinen. Seine Worte hatten mich tief im Innersten berührt.
Ich nickte ihm zu und dann küsste ich ihn. Die nächsten Stunden saßen wir Arm in Arm am Strand und genossen die Zweisamkeit. Es hatte angefangen zu regnen, so dass keine anderen Leute am Strand rum liefen. Fabian hatte auch seine Lederjacke ausgezogen und mir um die Schultern gelegt, nur damit ich nicht fror. Ich kuschelte mich ganz nah an ihm. Als wir komplett nass waren, machten wir uns auf den Rückweg.
>Meinst du wir sollten unseren Eltern sofort mitteilen, dass wir zusammen sind?<
>Nein, lieber nicht! Dann lassen die uns nicht mehr zusammen in der Kabine schlafen!<, scherzte er. Ich stieß ihm meinen Ellenbogen leicht in die Seite und kurz vor unserem Platz lösten wir uns voneinander und gingen „normal“ zum Platz. Das Auto war nicht da. Wahrscheinlich waren sie nach neuem Gas suchen. Noch eine Nacht ohne Heizung hielt ich nicht aus. Das Zelt war leer. Zum Glück waren beide gefahren. Ich streifte die Jacke von meinen Schultern und hing sie über die Stuhllehne. Dann packte ich meine Tasche fürs Duschen. Fabian tat es mir gleich und zusammen verließen wir das Zelt. Aber bevor wir das taten, küssten wir uns kurz. Auf dem Weg zur Dusche liefen ganz viele Frauen, die auch ihre Duschsachen dabei hatte. Ich sagte zu Fabian, dass er nicht warten sollte. Die Dusche war wirklich voll. Vor mir standen noch vier Frauen und es gab nur drei Duschen. Wenn ich nicht so nass wäre und so frieren würde, würde ich später duschen gehen. Nach zwanzig Minuten hatte ich dann endlich eine Dusche bekommen. Die Frau vor mir war so nett und hat mich vorgelassen, weil ich so zitterte und klitschnass war. Zum Glück gibt es auch nette Leute. Das warme Wasser brannte erst auf meiner Haut, aber schon nach ein paar Sekunden, tat es richtig gut. Ich beeilte mich mit dem Duschen und schlüpfte dann schnell in meine trockenen Klamotten. Die anderen Sachen stopfte ich in die Tasche und verließ dann die Duschkabine. Die Frau, die mich vorgelassen hatte, stand immer noch da und war froh, dass sie endlich eine Dusche hatte. Also manche Leute nehmen echt keine Rücksicht auf andere. Ich föhnte mir schnell meine Haare trocken und rannte dann zurück zum Platz. Unterwegs wäre ich beinahe hingefallen. Der Matschweg ist echt gefährlich. Wie erwartet war Fabian schon zurück. Er stand vor dem Herd und kochte Suppe. Ich hing meine Sachen schnell zum trocknen auf und dann schlang ich die Arme um Fabian.
>Das riecht wirklich gut! Wusste gar nicht, dass du so gut kochen kannst!<, sagte ich lächelnd zu ihm.
>Du kennst viele meiner versteckten Talente noch nicht!< Er legte den Kochlöffel weg und drehte sich zu mir um. Er drückte mir einen Kuss auf den Mund und wendete sich dann wieder seiner Suppe zu.
>Die Suppe ist gleich fertig! Kannst du mir schon mal Teller bringen?< Ich tat, wie mir befohlen und holte die Teller und die Löffel. Dann stellte ich noch schnell Gläser auf den Tisch und dann setzte ich mich auf den Stuhl. Kurze Zeit später war ja dann auch die Suppe fertig und Fabian tat jedem etwas auf den Teller. Danach setzte er sich neben mich. Gemütlich aßen wir die Suppe. Sie wärmte richtig von innen. Danach räumten Fabian und Ich ab. Mittlerweile hatten wir es schon kurz nach fünf und unsere Eltern waren immer noch nicht zurück. Aber das war eigentlich auch besser so, obwohl es komisch war. Immerhin hatten Fabian und Ich noch ein bisschen Zeit für uns. Wir hatten noch keine Lust spülen zu gehen, also setzten wir uns einfach hin und redeten miteinander und küssten uns. Plötzlich ging der Reißverschluss auf und unsere Eltern kamen rein. Erschrocken blickten wir beide an.
>Was ist denn mit euch los? Ihr seht aus, als hättet ihr ein Geist gesehen!<, scherzte meine Mutter.
Sofort fing ich mich wieder.
>Nein, wir haben uns nur gewundert, wo ihr so lange seid!<
>Wir mussten erstmal ein Geschäft suchen, was an einem Sonntag aufhat. Und dann waren wir noch essen! Hier habt ihr Geld dann könnt ihr vorne was Essen gehen, wenn ihr wollt!< Meine Mutter drückte mir einen fünfziger in die Hand. Seit der Suppe waren drei Stunden vergangen und ich hatte mittlerweile wieder wirklich Hunger. Ich warf Fabian einen fragenden Blick zu und er nickte mir zu. Schnell zogen wir uns an und machten uns auf den Weg. Kurz nachdem wir vom Platz weg waren, legte Fabian seinen Arm um mich. Er hatte wieder sein umwerfendes Lächeln auf dem Gesicht. Das Restaurant war ziemlich leer. Es waren nur drei andere Familien da. Fabian und Ich setzten uns in eine unbeobachtete Ecke. Sofort kam eine Kellnerin und nahm unsere Bestellung entgegen. Wir bestellten das Gleiche. Überbackene Tortellini und Ginger Ale. Es dauerte nicht lange, bis das Essen fertig war. Es roch wirklich köstlich und das Wasser lief mir schon beim Anblick im Mund zusammen. Sofort fing ich an zu essen. Fabian wartete noch kurz und fing dann auch an. Mein Blick wanderte immer zwischen Fabian und meinem Essen hin und her. Er sah wirklich umwerfend aus. Nach dem Essen ging ich schnell auf Toilette, um wieder klare Gedanken fassen zu können. Als ich zurück kam, stand eine junge Kellnerin an unserem Tisch und versuchte alles, um mit Fabian zu flirten. Das klappte aber nicht richtig, weil er sie überhaupt nicht beachtete. Und obwohl er sie keines Blickes würdigte, war ich eifersüchtig. Ich war schon immer eifersüchtig, aber so extrem noch nie. Am liebsten würde ich ihr den Kopf abreißen. Mit selbstbewussten, schnellen Schritten ging ich auf den Tisch zu und setzte mich neben Fabian auf die Bank. Er legte sofort den Arm um mich und drückte mir ein Kuss auf die Wange. Ich hatte die ganze Zeit die Kellnerin angeguckt und das Gesicht, was sie plötzlich gezogen hat, war echt zum lachen. Sie hatte wirklich gedacht sie hat Chancen bei ihm. Sie nahm schnell unsere Getränkebestellung entgegen und verschwand dann schnell. Die Getränke brachte uns eine andere Kellnerin.
>Hast du gar nicht gemerkt, wie die Kellnerin dich eben angeguckt hat?<, fragte ich Fabian.
>Nein, auf die habe ich gar nicht geachtet!<
>Sie hat dich angehimmelt und konnte ihren Blick nicht abwenden!<
>Bist du etwa eifersüchtig?<
>Ein bisschen!<, gab ich leise zu und wurde sofort rot.
>Brauchst du echt nicht! Ich liebe dich wirklich! Ich brauche niemand anderen, außer dich!< Ich lächelte ihn an und drückte ihn einen Kuss auf den Mund. Er erwiderte ihn sofort.
Kurz bevor das Restaurant schloss, machen wir uns auf den Weg nach Hause. Im Zelt war es ganz ruhig, was darauf schließen ließ, dass unsere Eltern schon schliefen. Wir schnappten uns schnell unsere Zahnbürsten und gingen zum Sanitärhaus. Diesmal wartete ich draußen auf Fabian. Ich hatte mich extra beeilt. Als er dann raus kam, verdrehte er genervt die Augen. Da muss wohl ziemlich viel los gewesen sein. Ich warf ihn ein Lächeln zu und sofort fing er auch an zu grinsen. Arm in Arm schlenderten wir zurück zum Zelt und kuschelten uns in unsere Kabine. Zum Glück ging die Heizung wieder. Fabian schaltete das Licht aus und dann legte er seinen Arm um mich. Ich lag ganz nah bei ihm. Sein Atem war warm in meinen Haaren. Ich konnte gar nicht daran denken, jetzt zu schlafen. Aber als ich bemerkte, dass Fabians Atem immer flacher und gleichmäßiger wurde, wusste ich, dass er eingeschlafen war und ich beruhigte mich auch langsam. Meine Lider wurden von Sekunde zu Sekunde schwerer und kurz darauf war ich im Land der Träume verschwunden.

Ich war schon lange vor Fabian aufgewacht. Ich habe versucht mich so wenig, wie möglich zu bewegen, damit er nicht aufwacht. Ich lag einfach so neben ihm und beobachtete ihn. Seine Haare hingen ihm wieder im Gesicht. Vorsichtig strich ich sie zur Seite und gab ihm ein Kuss auf die Stirn. Stand ich vorsichtig auf und wollte mich fertig machen gehen. Plötzlich zog Fabian mich zurück und küsste mich.
>Wo wollen wir denn hin?<, fragte er mich und blickte mich dabei mit seinen Karamellaugen an. Er hatte sich über mich gebeugt, dass ich nicht weg konnte. Mit einem Arm stütze er sich ab, damit er nicht mit ganzem Gewicht auf mir liegt.
>Jetzt nirgendwo mehr hin!<, sagte ich und zog ihn zu mir runter. Wir küssten uns lange und leidenschaftlich. Kurze Zeit später ging der Reißverschluss unserer Eltern auf und plötzlich wurde unser aufgezogen. Fabian rollte sich schnell wieder richtig hin und ich setzte mich auf. Was sollte das denn jetzt? Sonst haben die uns auch nie wach gemacht. Meine Mutter steckte ihren Kopf rein. Ihre Haare waren zerzaust.
>Ach ihr seid schon wach Kinder! Macht euch mal schnell fertig! Wir müssen gleich zusammen packen und dann wollen wir fahren!<, sagte meine Mutter.
>Wollten wir nicht erst morgen fahren?<, fragte ich die verwirrt.
>Eigentlich schon, aber wir wissen nicht, wie lange die Heizung noch läuft!<
>Aber ihr habt doch gestern erst Gas gewechselt!<
>Ja schon, aber ein Kabel ist gerissen! Wir fahren gleich und morgen machen wir uns einen schönen Tag zu Hause!< Dann zog meine Mutter den Kopf raus und zog den Reißverschluss ganz auf. Ich stand sofort auf und machte mich auf dem Weg zum waschen. Zum Glück war es nicht so voll. Als ich fertig war, wartete Fabian auf mich. Ich guckte ihn verwirrt an. Ich wollte ihn gerade einen Kuss geben, als Paul aus der Tür kam und sich mit uns auf den Rückweg machte. Langsam schlenderten wir zum Platz zurück. Natürlich entging mir nicht der genervte Blick von Fabian. Am Platz drückte Mama mir Geld in die Hand und schickte mich zum Brötchen holen. Fabian blieb am Platz und half schon mal, die ersten Sachen einzupacken. Zum Glück war es heute ein bisschen wärmer. Im Supermarkt war es voll. Ich drängelte mich teilweise vor, damit ich noch ein paar Brötchen bekam. Danach rannte ich schnell zum Platz. Einige Sachen waren schon eingepackt, wie die Bettwäsche und die Sachen zum waschen und duschen. Außerdem waren schon alle Klamotten eingepackt. Der Tisch war schon gedeckt. Schnell aßen wir und dann mussten Fabian und Ich spülen gehen. An der Spüle war es zum Glück noch leer. Wir ließen uns viel Zeit. Am Platz war schon der größte Teil fertig, als wir zurück kamen. Nur noch das Zelt musste abgebaut werden. Wir halfen ihnen schnell und um kurz nach zwölf verließen wir den Platz. Es war sehr schwer, zu widerstehen, Fabian nicht zu berühren. Aber bald können wir es offen zeigen. Wenn wir es jetzt schon preisgeben würden, gäbe es Diskussionen und darauf hatte keiner von uns beiden Lust. Ich hatte das Gefühl der Rückweg war kürzer, als der Hinweg.
Als wir vor der Wohnung aus dem Auto stiegen, nahm ich schnell ein paar Sachen aus dem Kofferraum und ging schnell nach oben. Fabian tat es mir gleich und für kurze Zeit waren wir alleine oben. Das nutzten wir natürlich aus und küssten uns erstmal. Dann gingen wir wieder nach unten und holten die nächsten Sachen. Unsere Eltern quatschten mit den Nachbarn und erzählten von dem Urlaub. Schnell luden Fabian und ich das Auto aus und dann blieben wir oben und nutzten die Zeit, die wir alleine waren. Als unsere Eltern hochkamen, taten wir so, als würden wir alle Sachen einräumen. Gegen sechs Uhr waren wir dann mit allem fertig. Unsere Eltern verabschiedeten sich auch kurz darauf und gingen Essen. Die Nachbarn hatten sie eingeladen. Uns ließen sie Geld da. Fabian bestellte uns Chinesisch und ich machte es uns schon mal gemütlich. Als das Essen dann geliefert wurde, bezahlte ich schnell und gab dem Fahrer auch noch ein Trinkgeld. Ich hatte heute richtig gute Laune! Zusammen setzten wir uns auf die Couch und aßen erstmal gemütlich miteinander. Danach kuschelte ich mich an Fabian und wir guckten uns zusammen Pretty Woman an. Er zählte zu meinen Lieblingsfilmen, aber das war auch der einzige ordentliche Film, der im Fernsehen lief. Zwischendrin gönnten Fabian und Ich uns längere Knutschphasen, wenn man das so sagen kann. Nach dem Film lief dann ein Horrorfilm. Den Anfang habe ich noch mitbekommen, aber irgendwann bin ich dann eingeschlafen. Als ich wieder aufwachte, lag ich in meinem Bett. Ein bisschen orientierungslos blickte ich mich im Zimmer um. Anfangs fragte ich mich auch, wo Fabian war, aber er kann ja nicht bei mir schlafen! Wenn unsere Eltern reinkommen, würden sie bestimmt einen Aufstand machen. Obwohl vielleicht auch nicht! Also meine Mutter auf gar keinen Fall, aber ich wusste ja noch nicht, wie Paul ist! Draußen war es noch ziemlich dunkel und mein Wecker zeigte erst kurz nach vier. Ich versuchte weiter zu schlafen, aber es ging nicht. Ich wollte unbedingt neben Fabian schlafen! Ich wollte, dass er mich berührt! Leise stand ich auf und schlich aus dem Zimmer und schlüpfte schnell in Fabians Zimmer. Langsam ging ich zu Fabians Bett oder besser gesagt ich versuchte es zu mindestens. In seinem Zimmer kannte ich mich nicht so gut aus. Vorsichtig kroch ich in sein Bett. Erschrocken setzte er sich auf und blickte sich im Zimmer um.
>Ich bin es nur! Leg dich wieder hin!<
>Ach so ist das! Abends einschlafen und dann mitten in der Nacht alle wach machen!<, scherzte er.
>Nein, ich wollte dich nicht wecken, aber ich konnte nicht ohne dich schlafen!<
>Zum Glück habe ich ein großes Bett!< Langsam legte er sich wieder hin und vorsichtig zog er mich zu sich runter. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und küsste mich. Kurze Zeit später war ich dann auch schon wieder am schlafen.
Erschrocken riss ich meine Augen auf, als das Bett sich leicht bewegte. Ich blickte Fabian verwirrt an.
>Guten morgen Schatz! Warum guckst du mich so verwirrt an? Bist du etwa hier hin geschlafwandelt?< Er hatte wieder dieses unheimlich süße Lächeln auf seinen Lippen.
>Nein, ich bin nicht geschlafwandelt! Ich habe mich gerade nur ein bisschen erschrocken!<
>Oh Entschuldigung! Ich wollte dich nicht wecken!<
>Ist ja nicht so schlimm!< Ich zog ihn zu mir und küsste ihn. Er erwiderte diesen Kuss sofort. Langsam und Zaghaft glitt seine warme Hand unter mein Oberteil. Er strich über meinen Rücken. Durch diese Berührung bekam ich auf der Stelle Gänsehaut. Völlig außer Atem lösten wir uns dann wieder voneinander.
>Oh es tut mir Leid! In deiner Gegenwart verliere ich manchmal die Kontrolle!<, gestand Fabian.
>Ist doch nicht so schlimm! Das geht mir genauso!<, gab ich ihm lachend als Antwort. Er ließ sich wieder in das Kissen sinken. Ich drehte mich auf die Seite und drückte ihm noch einen Kuss auf den Mund. Dann setzte ich mich auf und kroch aus dem Bett.
>Wohin willst du?<, fragte Fabian mich in strengem Ton.
>In mein Zimmer! Darf ich das nicht?<
>Nein! Du kannst mich hier doch nicht alleine lassen!< Mit geschickten Bewegungen stand er auf und trug mich zurück zum Bett. Er stützte sich direkt so neben mir ab, dass ich gar nicht mehr aufstehen konnte.
>Ist ja schon gut! Ich bleibe noch ein bisschen hier, aber was ist wenn unsere Eltern reinkommen?<
>Na und? Ist doch egal!<
>Stimmt da hast du recht!<
>Am Samstag werde ich ja endlich 18 und natürlich feiere ich das groß! Willst du auch kommen?< Ich ließ mir absichtlich lange Zeit zum überlegen.
>Bist du sicher, dass du mich dabei haben willst?<
>Lass mich mal kurz überlegen! Ja, natürlich! Ich will doch meinen Freunden mal meine unglaublich hübsche Freundin vorstellen! Natürlich kannst du auch Lukas mitnehmen, damit du schon jemanden hast, den du kennst!<
>Du bist ein Schleimer! Aber ich komme gerne und ich werde Lukas auch fragen!< Ich zog ihn zu mir runter und küsste ihn. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen.
>Hast du Jana…….<, meine Mutter beendete ihren Satz nicht, sondern guckte uns verwirrt an.
>Guten morgen Mama!<, sagte ich verlegen!
>Guten morgen Maja!<, sagte auch Fabian nach ein paar Schocksekunden. Nun kam meine Mutter ganz ins Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
>Jetzt habt ihr mir aber was zu erklären!<, sagte sie mit ernstem Ton und zog eine Augenbraue hoch. Fabian guckte verlegen auf den Boden.
>Was gibt es denn da noch zu erklären? Fabian und Ich sind uns halt näher gekommen! Wir sind jetzt zusammen!<, erklärte ich ihr kurz.
>Das freut mich ja so für euch! Ihr seid füreinander geschaffen, das war mir schon von Anfang an klar!< Sie zog uns zu sich ran und drückte uns fest.
>Habt ihr euch schon überlegt, wann ihr es Paul sagt?<, fragte sie kurz bevor sie das Zimmer verließ.
>Gleich beim Frühstück!<, warf Fabian ein. Als meine Mutter das Zimmer verlassen hatte, atmeten wir beide tief aus.
>Die erste Hürde hätten wir dann ja schon mal geschafft!< Fabian nickte nur. Ich drückte ihn schnell einen Kuss auf den Mund, bevor er was sagt.
>Ich habe ein bisschen Angst vor meinem Vater! Er ist dabei immer so ein bisschen komisch! Er macht das immer schlecht! So nach dem Motto: „Pass auf, dass sie dir kein Kind anhängt“ usw.! Als wenn alle Frauen so was tun würden!< Ich strich ihn über den Rücken.
>Wir werden es versuchen! Außerdem ist es deine Entscheidung, ob du eine Freundin haben willst oder nicht!< Langsam stand ich auf und ging ins Badezimmer. Ich ließ mir lange Zeit und als ich raus kam, stand Fabian schon davor.
>Warum hast du nicht gesagt, dass du rein willst? Wir hätten uns das Badezimmer auch teilen können!<
>Hätte ich das mal vorher gewusst!< Flüchtig drückte er mir einen Kuss auf die Wange und ging dann an mir vorbei ins Badezimmer. Ich ging schnell in mein Zimmer und zog mir ein paar ordentlich Sachen an.
Der Frühstückstisch war schon fertig gedeckt, als ich die Küche betrat. Alle außer mir saßen schon am Tisch. Fabian war nervös. Er rieb ständig seine Hände an seiner Hose. Heute saß ich neben ihm und nahm unterm Tisch unauffällig seine Hand, damit er sich ein bisschen beruhigte. Er drückte sie leicht.
>Papa, wir müssen dir was sagen!<, fing Fabian an. Paul guckte uns neugierig und geschockt zugleich an.
>Ich bin jetzt mit Jana zusammen!<, fuhr er fort. Pauls Augen weiteten sich.
>Oh, das ist ….. Das freut mich echt für euch!<, sagte er nach ein paar Sekunden. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Mama ihn schon darauf angesprochen hat. Erleichtert drückte Fabian meine Hand noch mal und dann fingen wir an zu essen. Paul redete viel, mehr als sonst. Er fragte Fabian aus. Zum Glück wurde ich außen vorgelassen. Nach dem Essen half ich beim Tisch abräumen. Fabian ging sofort auf sein Zimmer. Nachdem alles erledigt war folgte ich ihm.
>Dein Vater hat ja ziemlich locker reagiert!<
>Deine Mutter hat ihm ja auch einen Blick zugeworfen, der gesagt hat, dass er nicht so streng sein soll! Und danach diese Befragung! Ich kam mir vor, wie im Gefängnis!<
>Ach, nimm es nicht so ernst! Es wird sich schon wieder legen!< Ich drückte ihn einen Kuss auf die Wange.
>Lass uns einfach was unternehmen!<, schlug ich vor. Ich küsste ihn im Nacken.
>Das ist eine sehr gute Idee!< Er stand auf, zog mich hoch und sofort machten wir uns auf den Weg. Zuerst gingen wir ins Kino und danach noch in ein Restaurant. Es war wirklich ein schöner Tag und am Abend schlief ich erschöpft ein. Ich will jetzt nicht sagen, dass meine Zeit mit Pete langweilig war oder so, aber mit Fabian ist es einfach schöner. Pete ist nie mit mir ins Kino gegangen. Wir sind nicht mal in den Urlaub gefahren, obwohl seine Mutter das öfters vorgeschlagen hatte. Aber nein er wollte immer nur zu Hause was machen und seit kurzem kann ich mir auch vorstellen warum. Zu Hause konnte er sich ja heimlich seine Drogen spritzen und mir die heile Welt vorspielen. Aber ich will ihn jetzt nicht schlecht reden. Ich hatte eine schöne Zeit mit ihm. Morgen müsste ich erstmal Lukas die Neuigkeiten erzählen. Irgendwie freute ich mich schon wieder auf die Schule. Und morgen müsste ich endlich mal Katie aufsuchen und Claires letzten Willen ausführen.


30.
Direkt nach der Schule machte ich mich auf den Weg zu Katie. Gelangweilt öffnete sie mir die Tür, ließ mich aber sofort rein. Vor mir schlürfte sie ins Wohnzimmer. Jack war auch da.
>Wie geht’s euch denn so?<, fragte ich nach ein paar Sekunden der Stille. Beide starrten mit glasigen Augen auf den ausgeschalteten Fernseher. Ich musste lange auf eine Antwort warten.
>Es läuft alles!<, antwortete Jack schließlich.
>Das freut mich ja zu hören! Ich habe erwartet, dass ihr zu Claires Beerdigung kommt!<
>Nein, wir hatten keine Zeit! Mussten arbeiten!<, antwortete diesmal Katie genervt.
>Achso, schade! Ich habe übrigens eine Therapie gemacht und bin jetzt Clean! Claire hat ja richtig Scheiße gebaut! Ich kann euch jemanden empfehlen, der euch hilft euer Leben wieder in den Griff zu bekommen!<, fuhr ich fort. Ich fühlte mich unwohl in der Wohnung und wollte am liebsten raus, aber ich hatte es Claire versprochen.
>Willst du was trinken?< Katie klang gelangweilt und sie stellte die Frage wahrscheinlich aus Höflichkeit.
>Ich will euch keine Umstände bereiten!< Ich versuchte zu lächeln, aber die Atmosphäre beunruhigte mich sehr. Sofort stand Katie auf und ging in die Küche. Es dauerte ein bisschen, aber als sie wieder kam, hatte sie ein Tablett mit drei Gläsern Cola drauf. Sie stellte jeden eins hin. Aus Höflichkeit nahm ich das Glas und trank einen Schluck. Die Cola schmeckte komisch. Sie hatte einen komischen Nebengeschmack, aber vielleicht stand sie schon ein bisschen länger. Wie automatisch verzog sich mein Gesicht zu einer Grimasse. Zum Glück bemerkten Katie und Jack das nicht. Schnell trank ich das Glas aus und verabschiedete mich dann. Länger wollte ich einfach nicht in der Wohnung bleiben. Es war einfach nur komisch. Und das Verhalten von Katie und Jack machten mir große Angst. Ich musste sofort was dagegen tun. Schnell stand ich auf und bereute es sofort. Mir wurde schwindelig und sofort sank ich auf die Couch zurück. Ich wartete noch ein paar Sekunden, verließ dann aber schnell die stinkige Wohnung. Wie kann man nur so Leben? Sofort als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, verschnellte ich meine Schritte. Ich machte mich auf direktem Weg zu Lukas. Lukas empfing mich freundlich. Er bot mir was zutrinken an und ich nahm dankend etwas. Ich musste erstmal meinen Mund ausspülen. In großen Schlücken trank ich das Glas leer. Er guckte mich erstaunt an. Schnell erzählte ich ihm die Geschichte von Katie und Jack.
>Die sind echt komisch geworden! Ich habe die letztes mal auf der Straße getroffen und mich kurz mit denen unterhalten! Sie waren richtig abweisend, aber erst nachdem ich gesagt habe, dass ich Clean bin!<
>Ich will ihnen helfen, dass sie auch Clean werden! Das ist doch kein Leben und wenn die so weiter machen, sterben die bald!<
>Ja, aber die lassen sich nicht helfen!<
>Ich muss es versuchen! Ich habe es Claire versprochen!<
Zwei Stunden später war ich wieder zu Hause. Fabian freute sich richtig mich zu sehen. Er küsste mich zur Begrüßung lange und fest. Danach ging ich schnell Duschen. Seit ich aus der Wohnung von Katie raus war, fühlte ich mich dreckig. Nachdem ich noch eine Kleinigkeit gegessen hatte, ging ich zu Fabian ins Zimmer und machte es mir mit ihm gemütlich.
Ich machte mich jeden Tag nach der Schule auf den Weg zu Katie und Jack. Jedes mal stellte Katie mir ein Glas Cola hin, obwohl ich nicht gefragt hatte, aber aus Höflichkeit musste ich es trinken. Jeden Tag wurde der Geschmack ekelhafter, als wenn sie das was reinmischen würde, aber warum sollte sie das tun? Was hätte sie davon? Nichts!

Endlich war Samstag und heute würde Fabian seinen achtzehnten Geburtstag feiern. Ich freute mich schon riesig darauf, endlich mal seine Freunde kennenzulernen. Anfangs verlief der Abend gut. Er stellte mir jeden seiner Freunde vor und mich stellte er stolz als seine Freundin vor. Nach zwei Stunden betrat plötzlich ein Mädchen den Raum. Sie war wunderhübsch. Mit schnellen Schritten trat sie auf Fabian zu und umarmte ihn. Sofort wurde ich eifersüchtig. Was wollte dieses Mädchen von ihm? Eigentlich hatte er gesagt, dass nun alle Gäste da seien. Ich beobachtete jede Gestik und jede Mimik. Das Mädchen schaute sich fragend um. Dann blieb ihr Blick an mir hängen. Sie schaute mich arrogant und siegessicher an. Fabian tat gar nichts. Er hatte das Gesicht auf der anderen Seite, also konnte ich nicht sehen, ob er es genoss, aber wahrscheinlich tat er das. Es kam mir vor, wie eine Ewigkeit, bevor sie ihn wieder los ließ. Ich war richtig enttäuscht, aber diese Genugtuung wollte ich ihr nicht lassen. Was bildet die sich überhaupt ein? Vorsichtig rutschte ich von dem Barhocker und schlängelte mich durch die Menge, die dieses Mädchen von oben bis unten beobachteten. Außer der Musik war nichts mehr zuhören. Als das Mädchen bemerkte, dass ich auf sie zukam, drehte sie sich selbstbewusst um.
>Hallo!<, sagte ich. Dabei versuchte ich nicht wütend zu klingen, aber es klappte nicht ganz.
>Darf ich fragen, wer du bist?< Sie musterte mich von oben bis unten mit ihrem arroganten Blick.
>Ich bin Jana, Fabians Freundin! Und wer bist du?< Ihr entglitt kurz ihr Gesichtsausdruck, aber schnell fing sie sich wieder.
>Ich bin Camilla! Fabians Vater hat gesagt, ich könne hier hin kommen!<
>Ach hat der das?< Mir war es egal, dass alle uns gespannt zuguckten, aber dieses Mädchen hatte hier nichts verloren und vor allem nicht so nahe bei Fabian.
>Ja hat der! Außerdem ist das hier doch nicht dein Geburtstag!<
>Nein ist es nicht, aber es ist mein Freund, den du gerade so offensichtlich anflirtest!<
>Er ist aber nicht dein Eigentum! Solange er mir nicht sagt, dass ich gehen soll, bleibe ich!< Wir beide wendeten unser Blick auf Fabian. Ihrer war arrogant, wie zuvor. Meiner war eher flehend.
>Mädels, beruhigt euch!<, brachte er nur hervor. Empört guckte ich ihn an. Camilla blickte mich wieder ein und diesmal stand ihr das Wort Siegerin auf der Stirn geschrieben. Mit schnellen Schritten verließ ich den Raum und verschwand auf der Toilette. Wie konnte er mir nur so in den Rücken fallen? Außerdem warum hat sein Vater zu entscheiden, wer zu der Geburtstagsfeier kommt? Ich versuchte mich zu beruhigen, aber das war natürlich leichter gesagt, als getan. Nach circa zehn Minuten wurde die Tür geöffnet und Camilla trat mit schnellen Schritten ein. Sie besetzte das Waschbecken neben mir und fing an ihren Lidstrich nachzuziehen.
>Tja Schätzchen, vielleicht solltest du dir vorher überlegen, mit wem du dich in aller Öffentlichkeit anlegst!<
>Ich lege mich mit der Person an, mit der ich das will!<
>Ich habe doch genau gesehen, dass du mit dieser Blamage nicht gerechnet hast!< Ich drehte mich zu ihr um und musterte sie von der Seite.
>Was willst du?< Ihr Grinsen wurde breit und sie trat einen Schritt auf mich zu. Jetzt standen wir uns gegenüber und blickten uns in die Auge. Sie war ein bisschen kleiner als ich.
>Lass die Finger von Fabian! In spätestens zwei Wochen wird er eh mir gehören!<
>Einbildung ist auch eine Bildung!< Sie blickte mich kurz verwirrt an. Ich verkniff mir mein lachen.
>Das wirst du schon sehen! Immerhin steht sein Vater hinter mir!<
>Das glaubst aber nur du!<
>Was meinst du warum ich hier bin? Er gibt mir sogar Geld dafür!< Mit diesem Worten drehte sich um und ging wieder zurück. Mit offenem Mund stand ich im Raum und starrte die Tür an. Ich fasse es nicht! Warum macht Fabians Vater so was? Als ich mich wieder einigermaßen gefangen hatte, ging ich auch zurück. Keiner bemerkte meine Rückkehr. Langsam ging ich zur Theke, aber auf halben Weg, blieb ich geschockt stehen. Fabian und Camilla tanzten zusammen. Ihre Finger waren überall auf seinem Körper, aber er machte keine Anstalten, dass es ihm nicht gefiel. Meine Wut kochte hoch. Das war jetzt wirklich zu viel. Mit großen, sicheren Schritten drängelte ich mich durch die Menge und tippte Camilla auf die Schulter. Freundlich drehte sie sich um, aber als sie sah, wer hinter ihr stand, veränderte sich ihr Gesichtsausdruck.
>Schlampe!<, hauchte ich ihr entgegen und holte aus. Mit aller Kraft gab ich ihr eine Ohrfeige. Mein Hand fing an zu brennen, aber der Schmerz war mir egal. Ich blickte sie noch kurz an. Ihr steigen die Tränen in die Augen, aber sie unterdrückte sie. Schnell drehte ich mich um und suchte meine Sachen zusammen. Während alle sich um Camilla kümmerten, machte ich mich auf den Weg nach Hause. Ich war vielleicht gerade hundert Meter gegangen, als ich eine Stimme wahr nahm.
>Jana! Warte doch mal!< Ich ging noch ein paar Schritte blieb dann aber stehen.
>Was willst du?<, fragte ich Fabian sauer.
>Kannst du mir mal erklären, was dein Problem ist?<
>Das fragst du noch? Camilla ist mein Problem!<
>Was hat sie dir denn getan?<
>Sie macht dich ständig an!<
>Lass sie doch! Sie hat bei mir keine Chance! Ich liebe dich und das wir dich auch nicht ändern!<
>Sie wird dafür bezahlt, dass sie uns auseinanderbringt!<
>Ja klar! Von wem denn?<
>Von deinem Vater!< Fabians Gesichtausdruck veränderte sich, dann prustete er los.
>Ja klar!<
>Ich habe schon gedacht, dass du mir nicht glaubst!< Enttäuscht drehte ich mich um und ging weiter. Die Tränen sammelten sich in meinem Auge. Jetzt bloß nicht weinen Jana! Bleib stark!
>Jana warte doch! Wie kommst du auf die Idee?< Er folgte mir.
>Sie hat es mir doch selbst gesagt!< Ich schrie ihn fast an.
>Dann hat sie sich nur ein Scherz erlaubt!<
>Ja klar! Gegen Camilla habe ich ja eh keine Chance, also was versuche ich dir eigentlich noch die Augen zu öffnen! Geh zurück zu deiner Feier und amüsier dich mit Camilla!< Jetzt konnte ich meine Tränen nicht mehr zurück halten. Sofort rannte ich los.
>Jana, warte! Bitte!<, hörte ich aus weiter Entfernung. Ich rannte richtig schnell, so dass nach kurzer Zeit meine Lunge brannte, aber es war mir egal. Ich hörte erst auf, als ich vor der Tür stand. Leise schloss ich die Tür auf und horchte. Zum Glück war noch keiner zu Hause. Mama und Paul wollten zu irgendwelchen Bekannten. Ich ging in mein Zimmer und zog mir meine Klamotten aus. Dann ging ich zu meinem Schreibtisch und schmiss alle Blätter und Hefte darunter. Ich war sauer, richtig sauer und enttäuscht. Ich konnte es nicht fassen, dass Fabian sich so benimmt. Und warum glaubte er mir nicht. Ich riss sämtliche Klamotten aus meinem Schrank und alles mögliche aus dem Regal. Danach setzte ich mich aufs Bett und heulte. Ich schluchzte laut und hemmungslos. Mir war das egal, ob jetzt jemand reinkommen würde. Sollen sie mich doch hören! Mir wird eh keiner glauben! Nach zehn Minuten hob ich meinem Kopf. Mein Blick fiel sofort auf die Kiste, die ich von Pete zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Ich hatte sie auch aus dem Regal geschmissen und der Deckel war auf gegangen. Die Tütchen mit dem weißen Pulver lagen drum herum verteilt. Wie in Trance rutschte ich vom Bett und hob einer der Tütchen auf.
Denk gar nicht dran Jana!, sagte ich mir selber. Aber von einmal wirst du nicht direkt wieder abhängig! Es ist nur, damit ich vergesse, was heute passiert ist! Morgen würde ich mit Fabian drüber reden und dann hat sich die Sache! Ich ging ins Badezimmer und suchte mir eine Kerze raus. Dann schnitt ich mir ein Stück Zitrone in der Küche ab. Im Zimmer zündete ich mit zittrigen Händen die Kerze an. Ich hielt kurz die Nadel von Petes Spritze darein, damit die Bakterien absterben. Dann lief ich noch mal in die Küche und holte mir einen Löffel. So schnell ich konnte, kochte ich das Pulver mit der Zitrone ab und füllte es in die Spritze. Ich kontrollierte, ob die Nadel verstopf ist. Mit meinem Gürtel band ich mir den Arm ab. Langsam setzte ich die Spritze an. Ich zögerte. Sollte ich es wirklich machen? Es war nicht richtig! Bevor ich noch weitere Gedanken fasste, drückte ich mir die Nadel in die Armbeuge. Hastig drückte ich die Spritze leer und zog noch mal ein bisschen Blut zurück. Sofort war dieses Glücksgefühl da. Ich hatte das Gefühl ich würde fliegen. Ich ließ die Spritze aus meiner Hand rollen und legte mich auf dem Boden. Ich starrte die Decke an und hatte das Gefühl, frei zu sein. Noch lange nach meinem Rausch lag ich so auf dem Boden. Plötzlich hörte ich die Tür knallen und meine Mutter reif besorgt meinen Namen. Schnell setzte ich mich auf und sammelte die Pulvertütchen ein. Ich stopfte sie in die Box und legte die Spritze oben drauf. Die Box schob ich in Windeseile unter das Bett. Dann stand ich auf und schlüpfte in meine Schlafsachen. Dann ging ich schnell zur Tür. Ich hatte sie schon einen Spalt geöffnet, als mir einfiel, dass ich den Gürtel noch um den Arm hatte. Schnell zog ich ihn ab und schmiss ihn auf den Boden. Dann rannte ich noch schnell zu der Kerze und pustete sie aus. Den Löffel und die Kerze schob ich schnell unters Regal. Meine Mutter stieß die Tür auf und kam sofort auf mich zu.
>Ich habe mir solche Sorgen gemacht! Fabian hat mich angerufen!<
>Ach!<
>Was ist denn passiert?<
>Das ist doch jetzt egal! Mir glaubt eh keiner!<
>Doch! Jetzt erzähl schon!<
>Nein! Ich will, dass du gehst! Jetzt!< Meine Mutter guckte mich entsetzt an. Dann verließ sie aber schnell den Raum. Ich fing an die Sachen ins Regal zu räumen. Ich wartete noch lange auf Fabians Rückkehr, aber als er gegen kurz nach vier immer noch nicht da war, legte ich mich ins Bett und schlief unruhig ein. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dass ich die Drogen gespritzt hatte. Warum habe ich das Zeug nicht sofort weggeschmissen? Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein?
Ich spürte eine kalte Hand auf meiner linken Wange. Ich öffnete meine Augen einen Spalt und versuchte zu erkenne, wer es war. Es musste auf jeden Fall jemand sein, der gerade erst reingekommen ist. Vielleicht Fabian, aber ich glaube nicht, dass er noch was mit mir zu tun haben will. Immerhin habe ich ja seinen Vater „schlecht“ gemacht. Ich schloss meine Augen wieder und versuchte weiter zu schlafen. Irgendwann merkte ich, dass die Hand weggenommen wurde und die Person aufstand. Ich drehte mich auch die Seite und guckte, wer es war. Ich erkannte nur den Umriss, aber ich war mir sicher, dass er zu Fabian gehörte. In der Tür drehte er sich noch mal zu mir um. Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, schlief ich einfach weiter, aber es klappte nicht so ganz, wie ich wollte. Leise stand ich auf und ging zur Tür. Vorsichtig drückte ich die Klinke runter und lauschte. Es war still. Mit schnellen Schritten ging ich zur Zimmertür von Fabian. Ich hatte was mit ihm zu klären und ich konnte nicht länger warten. Fabian stand mit dem Rücken zu mir und zog sich gerade sein Oberteil über den Kopf. Mit einem leisen Knall schloss ich die Tür, so dass er sich erschrocken umdrehte.
>Hey! Was machst du denn hier?<
>Du warst in meinem Zimmer!<
>Oh, ich wollte dich wirklich nicht wecken!<
>Außerdem haben wir noch was zu klären!<
>Kann das nicht bis morgen warten? Ich will mich nicht mit dir streiten!<
>Ich bin nicht hier, um mich mit dir zu streiten! Ich will, dass du mir zu hörst und mir glaubst!< Vorsichtig trat ich zwei Schritte auf ihn zu.
>Jana, du weißt doch selber, dass es sich schwachsinnig anhört!<
>Ja, aber warum sollte ich mir so was ausdenken? Sie hat es mir doch selber gesagt!< Er blickte mich immer noch ungläubig an.
>Du hast aber doch keine Beweise dafür! Vielleicht hat sie gelogen, um dich zu ärgern!<
>Nein, warum sollte dein Vater sie sonst geschickt haben?< Mit diesen Worten habe ich ihn zum nachdenken gebracht.
>Das ist ein gutes Argument!< Er streckte seine Arme aus und zog mich an seinen muskulösen Körper.
>Glaubst du mir es jetzt? Ich reagiere doch nicht so, weil mich jemand ärgern will!<
>Ich rede morgen mit meinem Vater! Ach übrigens ich habe Camilla direkt rausgeworfen, als du gegangen warst! Außerdem habe ich ihr gesagt, dass sie mich in Ruhe lassen soll!< Ich drückte mich fest an ihn. Vorsichtig drückte er mich in Richtung Bett. Ich ließ mich darauf sinken und guckte Fabian dabei zu, wie er seine Hose auszog. Danach rutschte ich unter die Decke und machte Platz für Fabian. Liebevoll legte er seinen Arm um mich und drückte mir einen Kuss auf meinen Scheitel. Zum Glück haben wir uns so schnell wieder vertragen.
Am nächsten Tag stellte Fabian seinen Vater zur Rede, aber er stritt alles ab. Wir ließen das Thema dann einfach unter den Tisch fallen, weil Paul es eh nie zugeben würde.
Die nächsten zwei Wochen besuchte ich Katie jeden Tag und versuchte sie zu überzeugen eine Therapie zu machen, aber sie lächelte mich jedes mal nur vielsagend an. Jeden Tag stellte sie mir ein Glas Cola hin und jeden Tag wurde der Geschmack für mich angenehmer. Ich fing sogar an ihn richtig zu mögen. Langsam verzweifelte ich an Katies und Jacks Sturheit. Warum entscheidet man sich für ein Leben mit den Drogen, wenn man die Chance auf das Gegenteil hat? Vor allem müsste Katie dann auch nicht mehr als Prostituierte arbeiten. War der Beruf für sie etwa so toll? Ich konnte ihre Denkweise nicht nachvollziehen, aber ich drang nicht zu ihr durch. Ich glaube sogar Jack hätte zugestimmt, wenn Katie nicht so stur sein würde. In Jacks Augen konnte man seit meine dritten Besuch den Willen sehen, sein Leben zu verändern, aber er liebt Katie sehr und ich denke mal, dass Katie ihn unter Druck setzt.
Als ich an einem Donnerstag meine Cola ausgetrunken hatte, sprang Katie sofort auf und wollte mir noch eins holen. Ich lehnte ab, aber sie ließ nicht locker. Letztendlich stimmte ich auf weiteres Glas zu. Schnell ging sie in die Küche. Diesmal dauerte es ziemlich lange, also ging ich mit leisen Schritten hinterher. Die Küche war klein und schmuddelig. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie man hier leben konnte. Ich blickte zur Seite und sah gerade noch, wie Katie was in mein Glas reinstreute.
>Was machst du da?<, fauchte ich sie sofort an. Erschrocken drehte sie sich in meine Richtung. Dann setzte sie ein dreckiges Grinsen auf.
>Das was ich schon seit Wochen mache!<
>Was hast du darein getan?<
>Beruhig dich! Es ist nur Heroin!<
>Bitte was? Du kannst mir doch nicht einfach Drogen in mein Glas tun!<
>Doch siehst du doch! Ich mache das seit du mir gesagt hast, dass du Clean bist!<
>Ich habe mich echt in dir getäuscht, aber zum Glück habe ich es noch rechtzeitig gemerkt!<
>Ja klar! Es ist schon zu spät! Ich wette mit dir, dass du dich in den letzten Wochen nach Drogen gesehnt hast oder dir sogar welche besorgt hast!< Ich überlegte kurz. Mist! Sie hatte Recht. An Fabians Geburtstag, wo ich diesen Stress hatte, habe ich mir einmal Drogen gespritzt, aber danach habe ich sie nie wieder angefasst.
>Ich habe mir einmal Heroin gespritzt, aber danach habe ich nichts mehr in der Art angefasst!<
>Nein musstest du ja auch nicht! Du bist ja im Anfangsstadium, da braucht man nicht viel! Aber wenn du jetzt länger nichts zu dir nimmst, wirst du merken, dass du den Stoff brauchst!<
>Warum tust du mir das an, Katie?<, ich schrie sie richtig an. Gleichzeitig liefen mir die Tränen aus den Augenwinkeln. Katie kam näher auf mich zu.
>Du hast es nicht verdient ein besseres Leben, als ich zu haben!< Sie hörte sich verbittert an.
>Ich habe dir doch meine Hilfe angeboten!<
>Ach ja und du meinst eine Therapie hätte mir geholfen? Ich scheiß auf deine verfickte Therapie! Du hattest schon immer das, was ich haben wollte!<
>Was habe ich denn, was du haben wolltest? Ich bin nichts und ich habe nichts!<
>Doch, du hast mir alles weggenommen! Zuerst Pete und dann Claire. Sogar Lukas hast du auf deine Seite gezogen! Seit dem du aufgetaucht bist, hat sich alles nur um dich gedreht! <
>Aber du… Du hast doch Jack!<
>Ich hasse Jack! Ich bin nur noch mit ihm zusammen, weil ich sonst keinen mehr habe! Außerdem ist er abhängig von mir, er wird mich nie verlassen!<
>Wie kann man nur so gemein sein?<
>Wenn du in meiner Situation wärest, hättest du genauso gehandelt!<
>Ich hätte es niemals so weit kommen gelassen! Und ich weiß, dass ganz tief in dir drin der Wille ist, gegen deine Sucht anzukämpfen!<
>Hast du mich einmal gefragt, ob ich das will? Siehst du es dreht sich immer nur um mich! Du hast kein besseres Leben verdient!< Mir reichte es jetzt. Schnell verließ ich die Wohnung. Wie konnte sie mir nur so was antun? Wie konnte man nur so selbstverliebt sein? Ich ging, nein ich lief fast durch eine von Bäumen gesäumte Straße. Die Bäume fingen langsam an Blätter zu bekommen. Der Frühling stand vor der Tür. Ich überlegte, wie ich mein Problem schnell beheben konnte. Alleine würde ich es nicht schaffen und meine Mutter könnte ich nicht um Hilfe bitten. Sie würde wieder ausrasten und mich rauswerfen. Außerdem wer würde mir schon glauben, dass eine bekannte mir wochenlang Drogen ins Glas getan hat? Alle würden mich angucken, als wäre ich psychisch krank. Irgendwann stand ich vor unserer Wohnung. Ich hatte Angst reinzugehen. Ich hatte immer noch keine Idee, wie es jetzt weiter gehen sollte.
So unauffällig, wie möglich betrat ich die Wohnung. Ich ging sofort in die Küche. Es roch nach Essen und ich merkte, dass ich richtig ausgehungert war. Wenn ich jetzt so drüber nachdachte, war es schon komisch, dass mir nicht aufgefallen war, wie wenig ich gegessen hatte. Heute hatte ich noch nichts gegessen. Mein Mutter stellte mir ein große Portion hin, aber kaum dass ich angefangen habe, verließ der Appetit mich auch schon wieder. Dennoch stopfte ich das Essen in mich rein. Meine Mutter sollte keinen Verdacht schöpfen. Sie saß mir direkt gegenüber.
>Hast du Drogen genommen?<, fragte sie mich plötzlich.
>Was?< Ich guckte sie mit weit geöffneten Augen an. Konnte man mir ansehen, dass ich Drogen konsumiert hatte? Ob freiwillig oder unfreiwillig wäre meiner Mutter egal.
>Du siehst blass aus und bist dünn geworden!<
>Mama, ich schwöre auf mein Leben, dass ich keine Drogen nehme und auch keine mehr nehmen werde! Mir geht’s nur heute nicht so gut! Ich habe in den letzten Tagen auch gar kein Appetit gehabt!<
>Nicht, dass du mir jetzt krank wirst! Oder bist du etwa schwanger?<
>Mama nein!<
>Ist ja schon gut, war ja nur so eine Vermutung!< Mit großen Schritten kam sie um den Tisch rum und tätschelte meinen Kopf.
>Ich glaube du hast Fieber!<, mutmaßte sie.
>Vielleicht sollte ich mich dann lieber ins Bett legen und ausruhen!<
>Das ist eine gute Idee! Am besten gehst du in den nächsten Tagen nicht in die Schule! Ich werde dich morgen früh krank melden! < Meine Mutter war ein bisschen hektisch. Ich war selten krank und wenn ich krank war, musste sie immer arbeiten. Mit gespielter Krankheit verschwand ich auf mein Zimmer. Fünf Minuten später kam meine Mutter mit einer Tasse Tee rein.
>Wenn du noch was brauchst, dann ruf mich!<
>Ist gut!< Meine Mutter drückte mir schnell einen Kuss auf die Stirn und verließ dann mit einem besorgten Gesicht mein Zimmer. Die Tür ließ sie einen Spalt offen. Jetzt musste ich die Krankheit so gut es ging spielen, damit sie nicht wieder Verdacht schöpfte und mich zum Drogentest schickt. In den Tagen, die ich nicht zur Schule gehen würde, könnte ich wenigstens erstmal gucken, ob ich wirklich schon wieder Abhängig bin. Vielleicht gab es noch Hoffnung. Und wenn müsste ich mir schnellstens was überlegen. Ich alleine bin niemals so stark, dass ich dem Verlangen Stand halten kann. In meinen Kopf herrschte Gedankenchaos. Ich schaffte es nicht meine Gedanken zu ordnen, also entschloss ich ein bisschen zu schlafen. Es dauerte nicht lange, da war ich schon im Tiefschlaf. Ich träumte davon, dass ich auf einer Klippe stand. Ich blickte nach unten in die Flut. Das weiße bodenlange Kleid und meine Haare flogen im Wind. Plötzlich stand Fabian auf der anderen Seite.
>Jana! Ich kenne dein Geheimnis! Du hast uns alle angelogen! Keiner will mehr was mit dir zu tun haben!<, rief er mir entgegen. Seine Stimme hörte sich anders an, aber dennoch wusste ich, dass er es mir entgegen rief. Seine Augen wurde tiefschwarz und er blickte mich böse an. Plötzlich stand er neben mir. Er hob einen Arm und legte ihn um meine Taille. Plötzlich merkte ich eine Stoß. Die Fluten kamen immer näher. Bevor ich aufprallte, schreckte ich erschrocken hoch. Fabian saß auf meiner Bettkante und hielt meine Hand. Sofort fiel ich ihm um den Hals.
>Was ist denn mit dir los?<
>Ich hatte einen Albtraum!<, gestand ich leise. Immer noch kämpfte ich mit den Tränen.
>Was hast du denn so schlimmes geträumt?<
>Ich habe geträumt, dass du mich umbringst!< Er drückte mich leicht von sich weg und blickte mir tief in die Augen.
>Jana, ich würde dir nie was antun! Du halluzinierst! Deine Mutter meinte du hast Fieber! Alles wird gut!< Ich drückte mich wieder an ihn. In seinen Armen fühlte ich mich geborgen. Ich vergaß alles um mich herum. Meine Schmerzen und meine Sorgen. Es ist, als wäre nie was passiert.
>Vielleicht solltest du jetzt weiterschlafen!<, sagte Fabian nach langer Zeit.
>Gehst du jetzt?<
>Ja, ich muss noch Essen. Wenn unsere Eltern schlafe hole ich dich zu mir!<
>Okay.< Zum Abschied gab er mir einen Kuss und verschwand dann auch. Die Stille im Zimmer machte mich nervös und an schlafen war nach diesem Traum nicht zu denken. Ich hatte Angst, dass ich noch mal so einen Traum haben würde.
Irgendwann schlief ich aber doch ein und öffnete meinen Augen erst wieder, als ich merkte, dass mich jemand wegtrug. Ich wollte schon um mich schlagen, weil ich gedacht habe, jemand will mich entführen, aber ich erkannte sofort, dass es Fabian war. Er hatte ja auch gesagt, dass er mich holen würde und er hielt seine versprechen, was man von mir ja nicht unbedingt behaupten konnte. In seinem Bett schlief ich sofort wieder ein. Ich war wirklich müde, obwohl ich nicht wirklich krank war, aber ich habe schon mal gehört, dass man krank wird, wenn man da ganz feste dran glaubt. Wahrscheinlich trifft das zu. Ich träumte viel die Nacht, aber alle Träume endeten mit meinem Tod. Ein paar mal musste ich mir sogar einen Schrei verkneifen. Erst gegen fünf Uhr morgens schlief ich wieder traumlos ein. Mir wurde immer gesagt, dass Träume was aussagen. Was sollten meine Träume wohl bedeuten?
Als ich meine Augen aufschlug, lag ich wieder in meinem Bett. Neben mir an der Wand hing ein pinker Klebezettel. An der Schrift erkannte ich, dass er von Fabian war und der Inhalt bestätigte es nochmals.
„Ich liebe dich und werde schnell wieder gesund!“, stand drauf. Ich musste grinsen. Ich legte den Zettel neben mir aus Bett. Kurze Zeit später stürmte meine Mutter schon ins Zimmer.
>Hier hast du eine Tasse Tee! Willst du was Essen?<
>Danke, ja machst du mir ein Brot?<
>J natürlich!< Sofort schnellte meine Mutter in die Küche und holte mir was zu essen. Als sie wieder kam setzte sie sich auf mein Bett.
>Geht’s dir denn schon besser?<
>Ja, es geht schon wieder! Vielleicht war das alles ein bisschen viel in letzter Zeit. Ich musste ja auch ziemlich viel für die Schule machen!< Ich hatte sofort ein schlechtes Gewissen, dass ich meine Mutter anlog, aber die Wahrheit würde sie echt nicht verkraften.
>Ja, du bist ja auch immer lange weggewesen!< Ich hatte ihr nicht gesagt, dass ich zu Katie gegangen war. Das hätte sie nur beunruhigt. Sie passt genau auf, mit wem ich mich traf, deswegen sagte ich ihr auch nicht, dass Lukas zu meinen besten Freunden zählte. Meine Mutter würde wahrscheinlich ausrasten. Nachdem ich aufgegessen hatte, verließ meine Mutter das Zimmer wieder und ließ mich alleine. Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr. Ich hatte echt lange geschlafen. Wir hatten es schon kurz nach zwei. Gleich würde Fabian schon nach Hause kommen. Ich trank schnell meinen Tee leer und ging dann schnell ins Badezimmer. Ich machte mich frisch, putzte mir die Zähne und benutzte noch schnell die Toilette. Ich wusch mir gerade die Hände, als es klingelte.
>Was willst du denn hier?<, hörte ich meine Mutter unfreundlich sagen. Was war denn in meine Mutter gefahren, dass sie sich so unfreundlich verhält. Leise schlüpfte ich aus dem Badezimmer und lauschte.
>Ich habe gehört Jana ist krank und wollte sie besuchen!< An der Stimme erkannte ich, dass es Lukas war.
>Nachdem was du ihr angetan hast, denke ich, ist das keine gute Idee!<
>Es tut mir wirklich Leid und ich habe mich auch echt geändert! Außerdem habe ich mich schon lange mit Jana ausgesprochen!< Er sagte es in einem verteidigenden Ton, blieb aber trotzdem freundlich.
>Mama, lass ihn rein! Er ist mein bester Freund!< Meine Mutter guckte mich wütend an, ließ ihn aber widerwillig rein. Schnell schloss sie die Tür und ging ins Wohnzimmer.
>Ich muss mich für meine Mutter entschuldigen! Sie ist sehr misstrauisch.<
>Ist ja nicht so schlimm. Ich glaube ich würde genauso reagieren!<
>Ja trotzdem, das ist unhöflich!< Ich umarmte ihn und lotste ihn dann in mein Zimmer. Er setzte sich auf meinen Schreibtischstuhl und ich ging schnell in die Küche, um was zu trinken zu holen. Meine Mutter folgte mir und lehnte sich gegen die Anrichte.
>Du bist richtig leichtsinnig!<, warf sie mir vor.
>Ich finde es ist meine Entscheidung mit wem ich befreundet bin und Lukas hat sich echt geändert! Er nimmt keine Drogen und geht auch regelmäßig in die Schule!< Damit war das Gespräch beendet. Ich kippte Cola in zwei Gläser und ging dann wieder ins Zimmer.
>Wie war es heute in der Schule?<
>Ganz in Ordnung!< Er zog einen Zettel aus seiner Tasche und gab ihn mir. Drauf standen die Hausaufgaben. Ich nahm ihn dankend entgegen und legte ihn auf den Schreibtisch.
>Warst du noch mal bei Katie?< Er warf mir einen gequälten Blick zu.
>Ja gestern, aber es hat keinen Sinn mehr! Sie will meine Hilfe nicht.<
>Es ist besser so! Nachher macht sie irgendwas, was dir zum Verhängnis wird.<
>Aber ich habe es Claire versprochen!<
>Ja, du hast es versprochen und versucht, aber es hat nicht geklappt. Was willst du denn sonst noch machen?<
>Nichts! Du hast Recht damit.<
Wir unterhielten uns noch zwei Stunden lang. Zwischenzeitlich kam Fabian rein und begrüßte Lukas. Sie verstanden sich richtig gut und ich finde es echt toll, dass Fabian diese Vorurteile nicht hat. Er geht ohne Vorurteile auf die Leute zu. Nachdem Lukas dann weg war, hatte ich noch eine Diskussion mit meiner Mutter über meine Freunde. Ich beendete sie aber schnell, indem ich sagte, ich wäre müde. Dann ließ meine Mutter mich auch in Ruhe. Ich mag meine Mutter ja wirklich sehr, aber ich muss sie jetzt erstmal auf Abstand stellen, damit sie nicht so schnell merkte, was eigentlich mit mir los ist. Ich meine, wenn das nur ein falscher Alarm war mit meiner neuen Abhängigkeit, dann kann ich mich ja noch entschuldigen. Ich lag noch lange wach. Irgendwie fand ich es plötzlich unheimlich warm im Zimmer. Meine Hände waren schwitzig. Ich trat die Decke an mein Bettende. Dann versuchte ich endlich zu schlafen, aber es klappte nicht. Ich überlegte kurz zu Fabian rüber zu gehen, aber dann fiel mir ein, dass er zu einem Freund gehen wollte. Wer weiß, ob er schon zurück war. Ich wälzte mich noch stundenlang im Bett umher, ehe ich endlich in eine tiefen und traumlosen Schlaf fiel.
Ich nahm eine gedämpfte Stimme war. Sie kam schnell näher und war dann direkt neben meinem Ohr. Wie spät mochte es sein? Ich hatte nicht viel geschlafen, war immer mal wieder hoch geschreckt.
>Jana, Jana! Wach auf!<, sagte meine Mutter hektisch zu mir und rüttelte mich leicht. Mit viel Mühe öffnete ich die Augen und guckte sie verwirrt an.
>Was machst du denn so einen Stress?<, fragte ich sie erschöpft und mit sehr schwacher Stimme.
>Du siehst richtig schlecht aus! Du bist ganz nass geschwitzt!<
>Es ist ja auch ziemlich warm hier drin!<
>Nein! Mir ist sogar trotz Heizung kalt!< Meine Mutter guckte mich sehr besorgt an. Ich stützte mich auf meine Ellenbogen und versuchte mich hoch zu drücken, aber meine Muskeln ließen sofort nach. Erst jetzt merkte ich, dass mir alles weh tat. Der Blick von meiner Mutter wurde immer besorgter.
>Jana, vielleicht sollten wir dich ins Krankenhaus fahren!<
>Nein, bitte nicht ins Krankenhaus! Morgen geht es mir bestimmt schon besser und sonst gehe ich Montag ins Krankenhaus!< Ich hatte so schnell gesprochen, dass ich sofort anfing zu husten. Meine Mutter holte mir schnell ein Glas Wasser, welches ich schnell austrank. Mein Hals war richtig ausgetrocknet. Meine Mutter eilte sofort wieder und holte eine Flasche Wasser. In dem Moment wusste ich, warum ich mich so dreckig fühlte. Ich hatte die gleichen Symptome schon mal gehabt und es waren die schlimmsten Tage meines Lebens. Das würde ich nicht noch mal durchhalten. Meine Mutter kippte mein Glas wieder voll.
>Mama, kannst du mir eine Nudelsuppe machen?<
>Natürlich mein Schatz, aber ich muss erst die Sachen einkaufen gehen! Ich beeile mich!< Sie drückte mir einen Kuss auf die Stirn und strich noch mal über meinen Scheitel. Nach ein paar Minuten hörte ich die Tür knallen. Mit großen Schmerzen rutschte ich aus dem Bett. Meine Beine ließen beinahe unter meinem Gewicht nach. Vorsichtig humpelte ich zur Tür und lauschte, ob noch jemand da war. Paul war arbeiten und Fabian schlief wahrscheinlich noch. Die Stille im Haus beruhigte mich ein bisschen. Langsam ging ich in die Küche und holte mir ein Stück Zitrone. Kurz vor meinen Zimmer konnte ich mich dann nicht mehr auf den Beinen halten und sackte auf den Boden. Ich blieb kurz sitzen und krabbelte dann weiter in mein Zimmer. Ich ließ die Tür einen Spalt offen und krabbelte weiter zu der Box. Mit letzter Kraft öffnete ich die Box und zog eines von den Tütchen raus. Mit zittrigen Händen schaffte ich es, die Zitrone mit dem Pulver abzukochen. Beim Einfüllen in die Spritze matschte ich ein bisschen. Schnell band ich mir meinen Arm ab und setzte mir die Spritze genau in die Armbeuge. Ich weinte, als ich mir den Stoff in den Arm spritzte. Ich wusste ja, dass es falsch war, aber ich hatte einfach nicht mehr die Kraft, das Gleiche noch mal durchzustehen. Außerdem würde das niemals bis Montag vorbei sein und der Arzt könnte meiner Mutter natürlich sofort sagen, was Sache ist. Das würde sie mir dann nie verzeihen. Sofort beruhigte sich mein schnell gewordener Atem. Meine Müdigkeit war auch vergessen und sogar die Schmerzen spürte ich nicht mehr.


31.
------------------aus Fabians Sicht------------------
Ich war gerade erst aufgestanden und wollte sehen, wie es Jana ging. Es war so still im Haus, also habe ich gedacht, dass sie schläft. Mein Vater war arbeiten und Maja war wahrscheinlich beim Nachbarn oder einkaufen. Janas Tür war nur angelehnt. Als ich sie aufstieß, bekam ich eine großen Schreck. Sie saß auf dem Boden, die Nadel steckte noch in ihren Arm. Sie drehte ihren Kopf langsam in meine Richtung. Sie weinte. Die Tränen hörten gar nicht mehr auf zu laufen. Mit schnellen Schritten eilte ich auf sie zu und fiel neben ihr auf die Knie.
>Jana, warum machst du das?< Es klang, wie ein Vorwurf sollte aber eigentlich keiner sein.
>Katie!<, brachte sie nur mit Mühe hervor. Ich guckte sie verdutzt an.
>Ich verstehe nicht! Was ist mit Katie?<
>Sie hat mir Drogen ins Glas getan, jeden Tag!< Ihre Stimme wurde immer schwächer. Nachdem sie mir von ihrer Drogen Vergangenheit erzählt hat, habe ich mich im Internet erkundigt. Schon nach zwei Wochen regelmäßiger Konsum von Heroin, bekam man Entzugserscheinungen.
>Mir ist schwindelig, alles dreht sich!<, sagte sie. Sie guckte mich ein, nein, eher gesagt sie schielte mich an. Ihr Blick war leer. Plötzlich kippte sie nach hinten weg. Ich fing sie noch auf, bevor sie auf den Boden knallte. Ich zog ihr Kissen vom Bett und legte ihren Kopf vorsichtig darauf. Ich klopfte ihr leicht auf die Wange.
>Jana, Jana wach auf!< Sie bewegte sich nicht. Ihr Atem wurde langsamer und flacher. Mit zittrigen Händen fühlte ich nach ihrem Puls. Er war schwach, zu schwach. Dann hörte ich die Tür knallen.
>Maja?<, rief ich panisch. Ich hörte, wie Einkaufstüten auf den Boden fielen. Ein paar Sekunden später stand Maja in der Tür. Ihre Blick fiel zuerst auf die Spritze und dann auf die Tütchen mit dem weißen Pulver. Danach blickte sie auf die ohnmächtige Jana. Ihr Blick veränderte sich von wütend zu besorgt.
>Ruf einen Krankenwagen. Ihr Puls ist zu langsam!< Maja wartete noch ein paar Sekunden, eilte dann aber zum Telefon. Die Minuten, die vergingen bis der Krankenwagen kam, kamen mir vor wie Jahre. Ich versuchte die ganze Zeit Jana zu wecken, aber sie reagierte einfach nicht. Kurz bevor der Krankenwagen eintraf, atmete sie nur noch stoßweise. Die Ärzte nahmen sie natürlich sofort mit. Maja wollte aber noch nicht sofort mitfahren. Sie wollte erst auf Paul warten und mit ihm kommen. Sie versuchte ihre Tränen zu unterdrücken, aber es klappte nicht ganz. Manchmal lief ihr eine einzelne Strähne über die Wange. Dann bot ich mich an mit ins Krankenhaus zu fahren. Die Ärzte trugen die Liege mit Jana drauf runter. Ich ging langsam hinterher. Die Tür wurde geöffnet. Sofort blies mir Wind entgegen. Um dem Krankenwagen herum standen viele Leute, die gafften. Darauf bedacht bei dem Regen nicht auszurutschen, stieg ich vorsichtig in den Krankenwagen hinauf. Die Tür wurde hinter mir geschlossen. Ich setzte mich auf einen kleinen Sitz am Rand und schnallte mich schon mal an. Die Ärzte untersuchten währenddessen Jana. Ich achtete nicht genau darauf, was sie taten oder wie lange das dauerte, aber irgendwann fuhren wir los. Ich nahm die Sirene nur gedämpft war. Ich war viel zu sehr damit beschäftigt für Jana zu beten. Es war das erste mal, dass ich betete und ich würde es auch nicht tun, wenn ich Jana nicht so sehr lieben würde. Die Fahrt bis zum Krankenhaus war rappelig und kam mir vor, wie eine Ewigkeit. Plötzlich blieb der Krankenwagen stehen und sofort wurde die Hintertür aufgerissen. Krankenschwester und Ärzte eilten neben der Liege hinterher. Ich musste richtig rennen, damit ich noch mithalten konnte. Vor dem Op-Saal hielt mich eine junge Krankenschwester auf.
>Tut mir Leid, aber sie können da nicht mit rein! Sie müssen leider hier warten!< Ich guckte sie mit unveränderter Miene Minuten lang an. Dann verschwand sie schnell. Ich ließ mich auf einen Stuhl sinken und wartete. Kurze Zeit später traf auch Maja ein, ohne Paul.
>Wo ist mein Vater?<
>Er hat gesagt, dass Jana es selber schuld sei und dass er kein Mitleid hätte! Außerdem ist es ihm egal, wenn sie stirbt!< Nachdem sie das gesagt hatte, fing Maja bitterlich an zu weinen. Tröstend nahm ich sie in den Arm. Ich konnte es nicht glauben, dass er so was gesagt hat. Er weiß genau, dass ich sie über alles liebe, aber es ist dem egal. Es war ihm schon immer egal, was ich fühle. Aus dem Grund hat er auch Camilla auf mich angesetzt und ich glaube an dem Tag hat es angefangen, dass Jana Rückfällig geworden ist. Als sie in mein Zimmer kam, hatte sie ganz große Pupillen, aber ich habe mir dabei natürlich nichts gedacht. Nur weil mein Vater nie so glücklich war, wie ich mit Jana? Ich weiß nicht, wie man so grausam sein kann. Außerdem hat der mit seiner Aktion auch noch seine Beziehung zu Maja zerstört!
Maja entzog sich meiner Umarmung und kramte Taschentücher raus. Sie hielt mir die Packung hin. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich auch weinte.
Stunden später kam endlich ein Arzt raus. Ich war schon richtig nervös und bin den Gang immer auf und abgegangen. Maja saß auf einem Stuhl und hatte ihr Gesicht hinter ihren Händen verborgen. Als sie den Arzt hörte, sprang sie auch sofort auf.
>Was ist mit Jana! Können wir zu ihr?<, fragte ich hektisch. Ich konnte und wollte einfach nicht länger auf eine Antwort warten.
>Sind sie die Mutter?< Er blickte Maja an, die hastisch mit „JA“ antwortete.
>Ich habe leider keine guten Nachrichten für Sie. Ihre Tochter hat es leider nicht geschafft!< Der Arzt war uns einen mitleidigen Blick zu, aber es sah nicht echt aus. Es sah eher einstudiert aus. Der Arzt ging schnell weiter und Maja sackte auf den Boden. Sie schluchzte laut.
>Nein, es ist meine Tochter! Der Arzt hat gelogen!<, flüsterte sie die ganze Zeit vor sich hin. Ich hockte mich neben sie und strich ihr vorsichtig über den Rücken. Langsam hob sie ihren Kopf und guckte mich verheult an. Ihre Wimpertusche war schon völlig verschmiert. Vorsichtig zog ich sie an mich. Ihre Tränen tropften auf mein T-shirt.
>Ich hoffe auch so sehr, dass der Arzt sich geirrt hat! Ich wünsche es mir!<, flüsterte ich ihr immer wieder ins Ohr. Plötzlich ging die Tür wieder auf und ein weiterer Arzt kam raus. Er warf uns wieder einen einstudierten mitleidigen Blick zu.
>Ich nehme mal an, Sie sind die Mutter!?< Immer diese blöden Fragen. Maja reagierte aber nicht, also nickte ich für sie.
>Sie können jetzt zu ihr!< Mit diesen Worten entfernte sich der Arzt wieder. Ich zog Maja hoch. Sie hatte es nicht wirklich mitbekommen.
>Maja, wir können jetzt zu ihr!< Wie ein Zombie ging sie mit mir zu Jana. Sie lag auf einer Liege, mit einer Decke bis zum Hals zugedeckt. Ihre Augen waren geschlossen und ihre Haut blass. Langsam näherte ich mich ihr. Als Maja Jana schon von weitem gesehen hat, hat sie wieder angefangen zu weinen und ist aus dem Raum geeilt. Für sie war es richtig schwer, immerhin war es ihre einzige Tochter. Nun stand ich direkt neben der Liege und blickte auf Jana runter. Sie war immer noch wunderschön. Ich zog mir einen Stuhl ran und setzte mich neben sie. Mit zittrigen Händen nahm ich ihre Hand. Sie war kalt und schlaff. Ich streichelte über ihre Hand. Es konnte doch nicht stimmen, was der Arzt gesagt hatte. Bestimmt war das nur ein schlechter Scherz und Jana würde gleich ihre Augen aufreißen. Ich saß stundenlang neben ihr und wartete. Wartete auf ein Lebenszeichen oder auf eine Antwort, aber es kam nichts.
>Jana, du kannst mich nicht alleine lassen! Ich brauche dich doch, ich liebe dich!<, sagte ich ihr immer wieder. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und zwei Männer kamen rein. Sie kamen auf die Liege zu und fingen an, sie Richtung Tür zu schieben.
>Was machen sie da?<, schrie ich sie an. Sie guckten mich verdutzt an.
>Wir machen nur unsere Arbeit! Sie kommt jetzt in die Leichenhalle!<, sagte der eine.
>Nein! Sie können sie mir nicht wegnehmen! Sie gehört zu mir!< Jetzt fing ich an bitterlichste zu weinen. Die Tränen liefen hemmungslos aus meinen Augen. Schnell schoben die beiden Männer Jana aus dem Raum. Mit voller Wucht knallte ich meine Faust gegen die Wand. Schnell verließ ich das Krankenhaus. Maja war schon weg, ich hoffte sie tat jetzt nichts Verbotenes. Auf direktem Weg ging ich nach Hause. Die Wut sammelte sich in meinem Bauch. An der Tür begegnete mir mein Vater schon. Er wollte gerade weggehen, aber er hat die Rechnung ohne mich gemacht. Ich schob ihn zurück in die Wohnung.
>Fabian was ist denn mit dir los?<
>Das fragst du mich noch? Meine Freundin, die ich über alles geliebt habe ist gerade gestorben!<
>Ist sie selbst schuld!<
>Du machst es dir ganz leicht! Was meinst du denn, warum sie Rückfällig geworden ist? Da brauchst du mich gar nicht so arrogant angucken! Nur weil du mir das Glück nicht gönnst, nur weil du so ein scheiß Arsch bist und deinem Sohn kein Glück gönnst!< Ich packte ihn an den Kragen und drückte ihn gegen die Wand. Meine Wut und mein Hass konnte ich nicht mehr bändigen.
>Komm schon! Sie war nicht die Richtige für dich! Das weißt du selber!< Ich übte mehr Druck auf ihn aus.
>Du kannst nicht entscheiden, ob sie die Richtige für mich war. Es ist meine Leben und meine Liebe, die ich vergebe! Und jetzt hau ab! Maja und ich wollen dich nie wieder sehen!< Ich ließ ihn los und drehte mich um.
>Fabian, wir können doch noch über all…….<, fing er an.
>Wir werden über nichts mehr reden! Und jetzt hau ab! Geh endlich!< Sofort verließ mein Vater die Wohnung. Ich sackte vor der Tür zusammen und weinte wieder. Wie kann man nur so Gefühlskalt sein?
Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt hatte, machte ich mich auf den Weg zu Lukas. Jana hatte mir einmal im vorbeigehen gezeigt, wo Lukas wohnt. Immerhin gehörte er zu ihren besten Freunden oder besser gesagt war Lukas Janas bester Freund. Mit dem Taxi fuhr ich dahin. Lukas öffnete mir gut gelaunt die Tür, aber als er in mein verheultes Gesicht guckte, wurde sein Blick ernst.
>Fabian, was ist denn passiert?<, fragte er mich und bat mich gleichzeitig in die Wohnung.
>Ich habe schlechte Nachrichten! Jana ist gestorben!<
>Ach du scheiße! Wie ist das denn passiert?< Er leitete mich ins Wohnzimmer und drückte mich auf die Couch. Er setzte sich mir gegenüber.
>Sie hat wieder angefangen Drogen zu nehmen!< Ich versuchte ruhig zu bleiben, aber es war schwierig die Tränen zu unterdrücken.
>Was? Wie…. Warum?<, brachte er mit Mühe hervor. Er war richtig geschockt.
>Sie hat irgendwas davon gesagt, dass Katie ihr was ins Glas getan hat!<
>Oh Gott! Ich wusste von Anfang an, dass es keine gute Idee war! Warum habe ich sie nicht davon abgehalten?<, warf er sich selber vor.
>Du kannst da doch überhaupt nichts für! Mach dir keine Vorwürfe! Du hättest sie nicht abhalten können. Sie war dafür viel zu stur!<
>Trotzdem, ich wusste, dass Katie gefährlich ist!< Ich versuchte ihn stundenlang ruhig zu bekommen. Er hatte ja keine Schuld daran. Jana hatte dafür einen viel zu großen Dickkopf.
Gegen acht Uhr war ich wieder zu Hause. Maja war noch nicht da. Langsam fing ich an mir ernsthafte Sorgen zu machen. Ich setzte mich mit einem Glas Wasser auf die Couch und wartete. Ich wartete, dass die Tür aufgerissen wurde und Maja rein kam. Sie konnte den Tod von Jana genauso wenig oder vielleicht sogar noch weniger, als Ich vertragen. Es muss schrecklich sein die Tochter zu verlieren. Ein paar Stunden später kam Maja dann wieder. Sie war ganz nass von dem Regen und zitterte. Sie musste richtig durchgefroren sein. Sofort weilte ich ins Badezimmer und holte ihr ein Handtuch. Dankend nahm sie es und wischte über ihr Gesicht. Man konnte richtig erkennen, dass sie die ganze Zeit geweint hat. Ihre Augen waren geschwollen. Ich ließ sie alleine und wollte schlafen. Leise ging ich in Janas Zimmer. Ich packte die Drogensachen in die Box, die daneben stand und stellte sie auf den Schreibtisch. Dann fiel mein Blick auf die Fotos, die auf der Fensterbank standen. Alle zeigten Jana in ihren glücklichen Zeiten. Sie lachte auf allen Fotos. Danach legte ich mich in ihr Bett und sog ihren Geruch ein. Ich hatte ja nichts anderes von ihr. Das einzige was mir blieb , war die Erinnerung. Ich lag noch lange wach und letzten Endes weinte ich mich in den Schlaf. Ich konnte immer noch nicht verstehen, warum das passieren musste! Warum ausgerechnet Jana gehen musste! Wenn ich könnte würde ich mein Leben für ihres eintauschen.
Ich wachte früh auf. Ich dachte, dass alles wieder gut wäre, wenn ich meine Augen aufmachen würde. Dass Jana neben mir liegt und ruhig schläft, aber als ich mich zur Seite drehte lag da niemand. Langsam stand ich auf und ging auf die Toilette, aber unterwegs fiel mir auf, dass Licht aus dem Wohnzimmer kam. Leise schlich ich mich dahin. Ich wollte niemanden wecken, falls Maja überhaupt schlief. Sie saß aufrecht auf dem Sofa und guckte sich Kindervideos an. Vor ihr auf dem kleinen Tisch lagen Haufenweise Taschentücher. Sie erschrak, als ich mich räusperte, um sie aufmerksam zu machen, dass ich im Raum war. Dann setzte ich mich neben sie und guckte mit ihr die Filme. Es war schrecklich anzusehen, wie glücklich sie immer war. Ein Mensch voller Lebensfreude. Aber jetzt ist sie weg. Mir tat es weh zuzusehen, wie ihr Leben vorbeieilt, aber ich konnte nicht weggucken oder weggehen. Ich wollte sie sehen und das war die einzige Möglichkeit. Man sah Maja an, dass sie kein Auge zugemacht hat, Wie lang sitzt sie wohl schon hier? Den Taschentüchern zu urteilen schon Stunden. Ein paar Stunden später konnte ich Maja überreden ein bisschen schlafen zu gehen, damit sie fit ist, wenn der Beerdigungstyp kommt. Es war zwar Sonntag, aber er wollte alles mit uns besprechen. Es musste ja noch einige Sachen erledigt werden, bevor die Beerdigung am Donnerstag stattfinden konnte. Während Maja also schlief räumte ich die Wohnung ein bisschen auf. Plötzlich hörte ich, dass die Haustür aufging und mein Vater stand vor mir. Ich guckte ihn wütend an.
>Was machst du hier?<
>Ich wohne hier!<
>Nein, jetzt nicht mehr!<
>Du hast hier gar nichts zu sagen! Ich bin dein Erziehungsberechtigter!<
>Ich bin achtzehn! Außerdem will Maja dich auch nicht mehr sehen! Du hast ihr nicht beigestanden, als sie erfahren hat, dass ihre Tochter Tod ist!<
>Dieses Drecksblag hat es doch nicht anders verdient!< Wir waren richtig laut geworden.
>Hier sind deine Sachen! Hau ab, ich will dich nie wieder sehen!<, hörte ich Maja sagen. Plötzlich stand sie hinter ihm und hielt ihm die Tasche hin. Mein Vater warf ihr einen wütenden Blick zu.
>Gut ich gehe, aber meinen Sohn nehme ich mit! Verkümmere doch hier alleine!< Er sagte diese Worte mit Hass, den ich gar nicht nachvollziehen konnte.
>Ich bleibe hier! Du hast mir gar nichts mehr zu sagen!< Widerwillig drehte er sich um und verließ die Wohnung, aber man spürte, dass er noch nicht aufgeben würde. Maja war entsetzt und traurig. Sie hatte sich richtig in meinen Vater geirrt. Er hatte uns allen was vorgespielt. Dennoch legte sie sich noch ein bisschen schlafen. Ich räumte weiter auf. Um kurz nach vier klingelte es. Ich öffnete die Tür, während Maja sich an den Küchentisch setzte. Mittlerweile hatten wir uns beide frisch gemacht. Der Mann vom Beerdigungsinstitut war schon älter. Seine Haare und sein Bart waren schon ganz grau. Freundlich bat ich ihn rein und lotste ihn in die Küche. Maja begrüßte ihn und bot ihm direkt was zu trinken an.
>Haben sie irgendwelche besonderen Wünsche für die Beerdigung?<, fragte er uns zuerst. Ich stand auf und ging in Janas Zimmer. Ich öffnete den Schrank und holte das lange Kleid raus, was sie von ihrem Vater zum Geburtstag bekommen hatte. Vorsichtig trug ich es in die Küche.
>Ich möchte, dass sie das trägt! Das hätte sie sich gewünscht!< Der Mann schrieb sich was auf einen Zettel, während ich das Kleid an der Tür auf hing. Es dürfte ja nicht zerknittern.
>Gibt es vielleicht ein Lied, was am Anfang gespielt werden soll?<, fragte er weiter.
>„She‘s like the wind“ von Patrick Swayze!<, sagten Maja und Ich gleichzeitig. Sofort schrieb er sich das auf. Er fragte uns noch einige andere Sachen, aber diese nahm ich nur am Rand war. Nach fast zwei Stunden stand er auf und wollte gehen.
>Eine Frage hätte ich noch! Möchte jemand von ihnen eine Rede halten?< Maja und ich blickten uns an.
>Ich könnte das machen!<, sagte ich. Ich hatte keine Erfahrung damit, aber ich würde schon was aufs Papier bringen. Wir verabschiedeten uns von dem Mann und bevor er ging, übergab ich ihn vorsichtig das Kleid. Als er ein paar Stufen gegangen war, schloss ich die Tür. Maja saß schon wieder auf der Couch und weinte.
>Es ist so unwirklich! Warum muss ich die Beerdigung meiner Tochter planen? Warum kann es nicht anders rum sein?<, flüsterte sie die ganze Zeit vor sich hin.
>Alles wird gut!<, sagt ich zu ihr und nahm sie in den Arm.
Die nächsten Tage vergingen nur langsam. Ich ging jeden Tag in die Leichenhalle und redete mit ihr. Ich wusste, dass ich keine Antwort kriegen würde, aber es beruhigte mich. Sie sah immer noch wunderschön aus und das Kleid schmiegte sich perfekt an ihrem Körper. Eigentlich wollte sie es immer zu ihrem Abschlussball anziehen, aber den würde sie ja jetzt nicht mehr miterleben. Irgendjemand hatte sie geschminkt. Ihre blassen Lippen waren mit roter Farbe verdeckt und auf ihren Augenlidern erkannte man verschiedene brauntöne. Am Dienstag haben wir angefangen ihr Zimmer auszuräumen. Es fiel Maja und mir wirklich schwer, aber irgendwann musste es gemacht werden. Sie kam eh nicht wieder. Außerdem waren wir schon auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Die jetzige ist ein bisschen groß für zwei Personen.
Als der Tag der Beerdigung gekommen war, waren Maja und Ich schon früh wach. Wir machten uns fertig, tranken Kaffee und schlüpften in unsere Klamotten. Maja trug ein schwarzes Kostüm mit einer weißen Bluse und einem schwarzen Hut. Ich zog mir einen Anzug an. Um neun Uhr machten wir uns auf den Weg zur Friedhofskapelle. Als wir ankamen, waren schon viele Leute da. Wir trugen uns im Kondolenzbuch ein und gingen dann zu unseren Plätzen in der ersten Reihe. Es hatten sich viele Leute versammelt. Fast alle waren mir unbekannt. Neben Maja nahm ein Mann platz, der wahrscheinlich Janas Vater war. Sie unterhielten sich kurz, aber mir war klar, dass Maja unter ihrer Sonnenbrille die Tränen verbarg und nicht viel reden wollte. Eine halbe Stunde später waren alle Plätze belegt und die Zeremonie fing an. Es lief das gewünschte Lied und sofort fingen Leute an zu weinen. Ich musste mir die Tränen auch verkneifen. Schaffte es zum Glück auch. Dann hielt ein Priester eine Rede. Sie dauerte bestimmt zehn Minuten, aber war wirklich gut. Danach bat er mich ans Mikrofon. Ich hatte ein bisschen Angst davor meine Rede zu halten. Ich hatte keine Erfahrung. Trotzdem habe ich mir was aufgeschrieben, aber so gut, wie die von dem Priester würde sie niemals sein. Ich stellte mich ans Mikrofon und blickte in die Menge. Alle starrten mich gespannt an.
>Erstmal möchte ich euch alle begrüßen und mich bedanken für euer zahlreiches Erscheinen. Viele von euch kennen mich natürlich noch nicht. Ich war Janas Freund. Die Umstände unter denen wir uns jetzt kennen lernen, sind auch nicht die Besten und ich wünschte, dass es ein anderer Anlass wäre, wo ich euch kennen lernen könnte.

Der Tod von unserem geliebten Menschen, Jana, hat vor allem ihrer Mutter den Boden unter den Füßen weggezogen, aber auch ihren Freunden, Verwandten und mir hat ihr Tod schwer zu schaffen gemacht. Man steht neben sich und verliert die Kontrolle über das Leben.
Es schmerzt.
dass es dich nur noch in meiner Erinnerung gibt
auch wenn es schön ist, dass du wenigstens dort weiterlebst.
Doch wenn ich nur einen Wunsch hätte,
wünschte ich noch viel mehr von dir zu besitzen und haben zu können,
viel mehr von dir zu erfahren,
viel mehr dich kennen zu lernen,
viel mehr mit dir zu leben.
ich lebe mir dir und du in mir,
das ist alles was mir bleibt.
Es schmerzt.
Auch wenn ich lache,
verbirgt sich dahinter ein Tränenmeer.
Es schmerzt.
Woher soll ich die Kraft nehmen frage ich mich oft.
Ich zerbreche fast daran.
Ich kannte Jana nicht so lange und so gut, wie einige andere, aber in der kurzen Zeit hat sie mein Leben verändert und sie hat mir gezeigt, wie es ist zu lieben. Wir waren glücklich zusammen und haben jede Krise zusammen gemeistert.
Jana wollte noch viel in ihrem erreichen. Sie wollte anderen Leuten helfen ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen, so wie sie es geschafft hat ihr Leben, das aus der Bahn geraten ist, wieder zu regeln. Aber diese Hilfsbereitschaft ist ihr nun zum Verhängnis geworden. Jana wollte ihre Freundin aus der Drogenszene raus holen. In den letzten drei Wochen ist sie jeden Tag nach der Schule hingegangen und hat diesem Mädchen vorgeschwärmt, wie schön ein Drogenfreies Leben sei. Aber diese Freundin hat ihr das Leben ohne Drogen einfach nicht gegönnt. Heimlich hat sie ihr über zwei Wochen Drogen in die Cola getan. Man könnte sogar sagen, dass dieses Mädchen Jana auf dem Gewissen hat. Sie hat ihr Vertrauen und ihre Gutmütigkeit einfach ausgenutzt. Ich weiß nicht, wie man so gefühlskalt sein kann!
Ich kann es immer noch nicht glauben, dass Jana jetzt Tod ist. Dass sie uns einfach alleine gelassen hat. Ich kann es nicht glauben, dass unser Leben jetzt ohne sie weiter gehen soll. Wie soll das gehen? Ich kann nicht verstehen, wie wir den Verlust verkraften sollen! Wie sollen wir das schaffen? Aber am wenigsten kann ich verstehen, wie Gott sie einfach zu sich nehmen konnte. Warum musste er sie aus dem Leben reißen? Warum aus unserem Leben? Das werde ich wohl nie verstehen!
Jana, egal wo du jetzt bist, ich hoffe es geht dir dort gut! Keiner hier wird dich jemals vergessen! Wir alle lieben dich!
Ich habe lange nach einen Spruch gesucht, der zu dieser Situation passt und ich habe einen ganz zutreffenden gefunden.
„Weinet nicht, weil es vorbei ist, sondern lächelt, weil es eine schöne Zeit war, die ihr nie vergessen werdet!“

Danke!< Mitten in der Rede liefen mir die Tränen übers Gesicht. Im Hintergrund zu dieser Rede lief eine Diashow mit Fotos von Jana und ihrer Familie. Als ich zurück auf meinem Platz war, nahm Maja mich erstmal in den Arm.
>Das hast du sehr schön verfasst!<, flüsterte sie mir zu.
Ich warf einen Blick zu Janas Vater. Er war mittlerweile auch am weinen. Kurz darauf kamen schon die Sargträger und der Gang zum Grab begann. Der Weg dahin war schwer. Und als der Sarg langsam in die Dunkelheit hinab gelassen wurde, wollte ich am liebsten schreien. Der Priester redete die ganze Zeit was, aber ich nahm es nicht wahr. Danach warf jeden eine Blume in das Grab. Maja, Janas Vater und Ich stellten uns in ein bisschen Abstand zum Grab an den Rand. Die Leute gingen alle an uns vorbei und wünschten uns ihren Beileid. Viele sagten mir auch, dass meine Rede zwar unbeholfen, aber trotzdem schön war. Danach stand noch der Beerdigungskaffee an. Er war nicht sonderlich lange und die Leute vermieden auch das Thema Jana.


Mittlerweile waren Monate vergangen seit Janas Tod. Maja und Ich waren in eine kleinere Wohnung gezogen. Unser Leben hatte sich wieder einigermaßen gerichtet, aber trotzdem war der Schmerz noch nicht überwunden. Maja hat wieder einen Job. Sie hilft jetzt Leuten, die von der Bahn abgekommen sind. Sie setzt sich für die Leute ein und versucht alles, damit sie nicht so enden, wie es bei Jana passiert ist. Es war zwar schwer für die, aber dadurch blüht sie wieder auf. Wenn sie ihrer Tochter schon nicht helfen konnte, wollte sie es wenigstens bei anderen tun können. Ich hatte gehört, dass Katie sich selbst umgebracht hat, nachdem sie erfahren hat, dass sie Schuld an Janas Tod sei. Lukas und Ich waren mittlerweile gute Freunde und unternahmen viel. Für mich stand fest, dass ich nie wieder jemanden so lieben würde, wie ich Jana geliebt habe und immer noch liebe. Aber ich freue mich schon auf ein wiedersehen mit ihr. Und bis dahin hoffe ich, dass sie auf mich warten wird.


-------------Ende-----------

Impressum

Tag der Veröffentlichung: 09.03.2011

Alle Rechte vorbehalten

Nächste Seite
Seite 1 /